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Region/Kontinent: Mitteleuropa
Herbst auf dem Hexenstieg


Tag 1: Der mit der Dunkelheit (Torfhaus – Braunlage)
Wir sind spät dran. Zu spät. Ich verkneife mir, meiner Freundin Julia ein „wie immer“ vorzuwerfen, knalle die Autotür zu und renne keuchend los in Richtung Bus, damit dieser uns nicht vor der Nase wegfährt.
Wir schaffen es zum Glück, geradeso. Hinter uns schließt zischend die Tür und wir lassen uns in die Polster fallen. „Hat doch gepasst“, sagt Julia. „Wie immer“.
Mittags kommen wir in Torfhaus an, und finden schnell den Einstieg zur Brockenumgehung des Hexenstieges. Schon nach ein paar hundert Metern ist der Alltagsstress in weite Ferne gerückt und wir genießen es, unterwegs zu sein.
Am Oderteich nehmen wir uns Zeit für ein kleines Picknick, und lassen uns auch von den Spaziergängern nicht stören, die in regelmäßigen Abständen vorbeikommen, uns zu unserer „zünftigen Brotzeit“ gratulieren oder einfach nur neidisch unser Essen beäugen.

Danach geht es weiter in Richtung St.Andreasberg , und die Dämmerung fällt so früh über uns herein, wie wir befürchtet hatten.
Wir sind spät dran, wie immer. Und ich beglückwünsche mich selbst im Stillen immer wieder dazu, in letzter Minute noch die Taschenlampe eingepackt zu haben.
Als wir St. Andreasberg verlassen, ist das Tageslicht bereits völlig erloschen und der dunkle Wald verschluckt uns wie ein hungriges Tier.
Der Weg ist breit und so trotz der Dunkelheit recht gut zu finden. Nur an den Kreuzungen leuchten wir kurz die Wegweiser an, um die kleinen Hexensymbole nicht zu übersehen, die uns die Richtung weisen.
Und dann führt uns ein Wegweiser plötzlich ins scheinbare Nichts. Auf einem winzigen, steilen Trampelpfad geht es weiter, wir tasten uns vorwärts und stolpern wie blind über die vielen Wurzeln. Schwarz, schwarz, schwarz wohin man sieht. Rechts rauscht ein Bach. Ziemlich unheimlich.
Wir einigen uns darauf, uns gegenseitig keine Angst zu machen, uns keine Gruselgeschichten zu erzählen und um Himmels Willen nicht daran zu denken, was hier alles passieren könnte.
Das hilft ganz gut, und schließlich sind wir überzeugt: „Es ist wunderschön hier. Wir sehen es bloß nicht.“

Irgendwann erkennen wir in der Ferne Lichter, die Zivilisation war wieder mal näher als wir dachten. Im Schein einer Straßenlaterne studieren wir die Karte und bemerken mit Schrecken, dass wir falsch sind. Irgendwo müssen wir einen Abzweig verpasst haben, jetzt sind wir ein ganzes Stück zu weit südlich - in Oderhaus.
Langsam vergeht uns der Spaß an unserer Nachtwanderung und wir entscheiden uns nun für den direkten Weg - entlang der Bundesstraße. Wahrscheinlich die einzig richtige Entscheidung, aber ätzend ist es trotzdem. Wir laufen am linken Seitenstreifen, die Autofahrer sehen uns erst sehr spät oder gar nicht. LKWs donnern vorbei und mehr als einmal retten wir uns sicherheitshalber über die Leitplanke.
Noch sechs Kilometer bis Braunlage. Sie ziehen sich endlos hin und die Stimmung sinkt auf den Nullpunkt. Seit vier Stunden ist es schon dunkel, vom vielen Asphalt brennen die Füße und wir wollen endlich, endlich ankommen.
Um kurz vor neun schließlich erreichen wir die Jugendherberge. Wir klingeln den Herbergsvater heraus, „Sie sind die letzten Gäste in diesem Jahr“. Nach einer heißen Dusche und einer heißen Suppe fallen wir wie tot ins Bett.
Tag 2: Der mit dem Regen (Braunlage – Elbingerode)
Gelobt sei gute Regenkleidung. Denn es regnet ununterbrochen. Mal in Strömen, dann wieder nur in kleinen Nieselschauern.
Doch wir bleiben weitgehend trocken, freuen uns über das Tageslicht, die Erfindung verschweißter Nähte und noch mehr über die zahlreichen Hütten, in denen es sich auch bei diesem Wetter wunderbar pausieren lässt.

Über Elend kommen wir nach Mandelholz, wo die „Kalte Bode“ zum Mandelholzstausee gestaut wird. Schön ist es hier!



Von dort geht es weiter in Richtung Königshütte, wo wir vorrübergehend den Hexenstieg in Richtung Elbingerode verlassen.
Wir durchqueren das Naturschutzgebiet „Großer Hornberg“ und sind voller Hoffnung, heute unser Ziel am frühen Abend zur verabredeten Zeit zu erreichen.
Das untergehende Sonne zaubert ein Farbenspektakel an den Horizont. Alle paar Minuten ist die Landschaft in anderes Licht getaucht. Vor unseren Augen entstehen beeindruckende Bilder, die die Kamera leider nur ansatzweise einfangen kann.


Wir kommen pünktlich am verlassenen Jugendgästehaus Elbingerode an. Und erleben eine kleine Überraschung. Der Herbergsvater erscheint erst, nachdem wir ihn angerufen haben „wir renovieren gerade, müssen sie wissen.“. Er schließt uns das Haus auf, zeigt uns Zimmer und Aufenthaltsraum, lässt sich versichern, dass wie keine Angst haben, verabschiedet sich, lässt ein klimperndes Schlüsselbund da, schließt das Haus wieder ab und fährt kurzerhand davon.
Da sind wir nun allein in diesem großen Haus am Waldrand. Trinken Tee im einzigen geheizten Raum und spuken wie vergessene Geister über die dunklen Flure.
Tag 3: Der, der uns aussöhnte (Elbingerode – Thale)
Am Morgen serviert uns die Herbergsmutter ein prächtiges Frühstück, was für ein Luxus. Die Tagesetappe, die vor uns liegt beträgt ca. 28km und garantiert dafür, dass wir wiedereinmal in der Dunkelheit werden laufen müssen. Also beschließen wie, die ersten sechs Kilometer bis zur Bodetalsperre mit dem Bus zu fahren und so hoffentlich noch bei Tageslicht ins hochgelobte „Naturschutzgebiet Bodetal“ zu kommen.
Doch auch schon die Bodetalsperre ist ein Augenschmaus und wie genießen es, bei Tageslicht und ohne Regen unterwegs zu sein.


Der Hexenstieg führt uns über Altenbrak und Treseburg immer entlang der Bode. Mitte November scheint wirklich eine touristenarme Zeit zu sein, denn wir begegnen niemandem und haben die uns umgebende herbstliche Schönheit ganz für uns.
Als schließlich sogar noch die Sonne hinter den Wolken hervorkommt, werden wir richtig euphorisch. Was für ein Farbenrausch. Was für ein Geschenk, hier zu sein zu dürfen.




Auch das letzte Stück des Hexenstieges, das zuvor schon hoch angepriesen wurde, enttäuscht uns nicht. Das Bodetal wird mit jedem Schritt beeindruckender und vor allem der Bodekessel, den wir erst in der Dämmerung erreichen, raubt uns den Atem. Dort unten der Fluß zwischen den schwarzen Steilwänden scheint aus flüssigem Silber zu sein. Leider ist es bereits so dunkel, dass die Kamera streikt – aber unvergesslich ist dieser Anblick wohl trotzdem.
Erschöpft kommen wir schließlich in Thale an – mit brennenden Fußsohlen, schmerzenden Schultern und knurrenden Mägen – und glücklich natürlich.
Herbst auf dem Hexenstieg


Tag 1: Der mit der Dunkelheit (Torfhaus – Braunlage)
Wir sind spät dran. Zu spät. Ich verkneife mir, meiner Freundin Julia ein „wie immer“ vorzuwerfen, knalle die Autotür zu und renne keuchend los in Richtung Bus, damit dieser uns nicht vor der Nase wegfährt.
Wir schaffen es zum Glück, geradeso. Hinter uns schließt zischend die Tür und wir lassen uns in die Polster fallen. „Hat doch gepasst“, sagt Julia. „Wie immer“.
Mittags kommen wir in Torfhaus an, und finden schnell den Einstieg zur Brockenumgehung des Hexenstieges. Schon nach ein paar hundert Metern ist der Alltagsstress in weite Ferne gerückt und wir genießen es, unterwegs zu sein.
Am Oderteich nehmen wir uns Zeit für ein kleines Picknick, und lassen uns auch von den Spaziergängern nicht stören, die in regelmäßigen Abständen vorbeikommen, uns zu unserer „zünftigen Brotzeit“ gratulieren oder einfach nur neidisch unser Essen beäugen.

Danach geht es weiter in Richtung St.Andreasberg , und die Dämmerung fällt so früh über uns herein, wie wir befürchtet hatten.
Wir sind spät dran, wie immer. Und ich beglückwünsche mich selbst im Stillen immer wieder dazu, in letzter Minute noch die Taschenlampe eingepackt zu haben.
Als wir St. Andreasberg verlassen, ist das Tageslicht bereits völlig erloschen und der dunkle Wald verschluckt uns wie ein hungriges Tier.
Der Weg ist breit und so trotz der Dunkelheit recht gut zu finden. Nur an den Kreuzungen leuchten wir kurz die Wegweiser an, um die kleinen Hexensymbole nicht zu übersehen, die uns die Richtung weisen.
Und dann führt uns ein Wegweiser plötzlich ins scheinbare Nichts. Auf einem winzigen, steilen Trampelpfad geht es weiter, wir tasten uns vorwärts und stolpern wie blind über die vielen Wurzeln. Schwarz, schwarz, schwarz wohin man sieht. Rechts rauscht ein Bach. Ziemlich unheimlich.
Wir einigen uns darauf, uns gegenseitig keine Angst zu machen, uns keine Gruselgeschichten zu erzählen und um Himmels Willen nicht daran zu denken, was hier alles passieren könnte.
Das hilft ganz gut, und schließlich sind wir überzeugt: „Es ist wunderschön hier. Wir sehen es bloß nicht.“

Irgendwann erkennen wir in der Ferne Lichter, die Zivilisation war wieder mal näher als wir dachten. Im Schein einer Straßenlaterne studieren wir die Karte und bemerken mit Schrecken, dass wir falsch sind. Irgendwo müssen wir einen Abzweig verpasst haben, jetzt sind wir ein ganzes Stück zu weit südlich - in Oderhaus.
Langsam vergeht uns der Spaß an unserer Nachtwanderung und wir entscheiden uns nun für den direkten Weg - entlang der Bundesstraße. Wahrscheinlich die einzig richtige Entscheidung, aber ätzend ist es trotzdem. Wir laufen am linken Seitenstreifen, die Autofahrer sehen uns erst sehr spät oder gar nicht. LKWs donnern vorbei und mehr als einmal retten wir uns sicherheitshalber über die Leitplanke.
Noch sechs Kilometer bis Braunlage. Sie ziehen sich endlos hin und die Stimmung sinkt auf den Nullpunkt. Seit vier Stunden ist es schon dunkel, vom vielen Asphalt brennen die Füße und wir wollen endlich, endlich ankommen.
Um kurz vor neun schließlich erreichen wir die Jugendherberge. Wir klingeln den Herbergsvater heraus, „Sie sind die letzten Gäste in diesem Jahr“. Nach einer heißen Dusche und einer heißen Suppe fallen wir wie tot ins Bett.
Tag 2: Der mit dem Regen (Braunlage – Elbingerode)
Gelobt sei gute Regenkleidung. Denn es regnet ununterbrochen. Mal in Strömen, dann wieder nur in kleinen Nieselschauern.
Doch wir bleiben weitgehend trocken, freuen uns über das Tageslicht, die Erfindung verschweißter Nähte und noch mehr über die zahlreichen Hütten, in denen es sich auch bei diesem Wetter wunderbar pausieren lässt.

Über Elend kommen wir nach Mandelholz, wo die „Kalte Bode“ zum Mandelholzstausee gestaut wird. Schön ist es hier!



Von dort geht es weiter in Richtung Königshütte, wo wir vorrübergehend den Hexenstieg in Richtung Elbingerode verlassen.
Wir durchqueren das Naturschutzgebiet „Großer Hornberg“ und sind voller Hoffnung, heute unser Ziel am frühen Abend zur verabredeten Zeit zu erreichen.
Das untergehende Sonne zaubert ein Farbenspektakel an den Horizont. Alle paar Minuten ist die Landschaft in anderes Licht getaucht. Vor unseren Augen entstehen beeindruckende Bilder, die die Kamera leider nur ansatzweise einfangen kann.


Wir kommen pünktlich am verlassenen Jugendgästehaus Elbingerode an. Und erleben eine kleine Überraschung. Der Herbergsvater erscheint erst, nachdem wir ihn angerufen haben „wir renovieren gerade, müssen sie wissen.“. Er schließt uns das Haus auf, zeigt uns Zimmer und Aufenthaltsraum, lässt sich versichern, dass wie keine Angst haben, verabschiedet sich, lässt ein klimperndes Schlüsselbund da, schließt das Haus wieder ab und fährt kurzerhand davon.
Da sind wir nun allein in diesem großen Haus am Waldrand. Trinken Tee im einzigen geheizten Raum und spuken wie vergessene Geister über die dunklen Flure.
Tag 3: Der, der uns aussöhnte (Elbingerode – Thale)
Am Morgen serviert uns die Herbergsmutter ein prächtiges Frühstück, was für ein Luxus. Die Tagesetappe, die vor uns liegt beträgt ca. 28km und garantiert dafür, dass wir wiedereinmal in der Dunkelheit werden laufen müssen. Also beschließen wie, die ersten sechs Kilometer bis zur Bodetalsperre mit dem Bus zu fahren und so hoffentlich noch bei Tageslicht ins hochgelobte „Naturschutzgebiet Bodetal“ zu kommen.
Doch auch schon die Bodetalsperre ist ein Augenschmaus und wie genießen es, bei Tageslicht und ohne Regen unterwegs zu sein.


Der Hexenstieg führt uns über Altenbrak und Treseburg immer entlang der Bode. Mitte November scheint wirklich eine touristenarme Zeit zu sein, denn wir begegnen niemandem und haben die uns umgebende herbstliche Schönheit ganz für uns.


Als schließlich sogar noch die Sonne hinter den Wolken hervorkommt, werden wir richtig euphorisch. Was für ein Farbenrausch. Was für ein Geschenk, hier zu sein zu dürfen.





Auch das letzte Stück des Hexenstieges, das zuvor schon hoch angepriesen wurde, enttäuscht uns nicht. Das Bodetal wird mit jedem Schritt beeindruckender und vor allem der Bodekessel, den wir erst in der Dämmerung erreichen, raubt uns den Atem. Dort unten der Fluß zwischen den schwarzen Steilwänden scheint aus flüssigem Silber zu sein. Leider ist es bereits so dunkel, dass die Kamera streikt – aber unvergesslich ist dieser Anblick wohl trotzdem.
Erschöpft kommen wir schließlich in Thale an – mit brennenden Fußsohlen, schmerzenden Schultern und knurrenden Mägen – und glücklich natürlich.
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