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Watzmannüberschreitung September 2020
Während wir im Urlaub am Waginger See in Bayern (Gemeinde Traunstein) weilen, verspricht der Wetterbericht ein schönes Hoch mit drei Tagen voller Sonnenschein in der Region und somit auch am Watzmann! Ich kann Susi tatsächlich einen freien Tag für mich während unseres Urlaubs abquatschen (im Gegenzug bekommt sie einen kinderfreien Tag in Salzburg) und hier nun meine Erlebnisse:
Da die ganze Nummer Watzmannüberschreitung nicht geplant war, bin ich alles andere als vernünftig ausgerüstet. Am Vortag habe ich mir wenigstens noch ein Merinobuff in Wagingen gekauft und von meinem Freund Tommy ein paar Lidl Wanderstöcke ausgeliehen. Ansonsten wandere ich mit relativ leichtem Gepäck (3l Wasser, ein Powerstretch, Windbreakerweste, Hardshell und Regenhose, ein paar Snacks und einem zweiten Paar Schuhe! Für den Aufstieg zum Watzmannhaus und den Abstieg ab Wimbachgries wechsle ich meine Scarpa Mojito mit denen ich die Überquerung gemacht habe, gegen ein paar noch leichtere Laufschuhe. Kein Klettergurt, kein Klettersteigset und kein Helm… Viele der Wanderer, die heute am Berg unterwegs sein werden, haben entsprechendes Sicherungsmaterial dabei.
Meine Systemkamera habe ich gegen eine kleine Sony RX100 mk3 getauscht. Ohne Generalprobe gehts mit der Cam also direkt zur Premiere.
Am Vorabend meiner Unternehmung fahre ich vom Waginger See nach Ramsau, zu Freunden in den Ferienwohnung. Ursprünglich wollte ich die Nacht im Auto auf dem Parkplatz an der Wimbachbrücke verbringen, da kommt mir diese Einladung doch deutlich angenehmer. Nach ein paar Bierchen und knapp vier Stunden Schlaf, fühle ich mich nur bedingt erholt, als ich um 04:40 Uhr mein Parkticket aus dem Automaten an der Wimbachbrücke ziehe.
Im Schein des Halbmonds laufe ich in Richtung Watzmannhaus. Die Stirnlampe wird für zwei kurze Blicke auf Wegweiser genutzt und wandert ansonsten ungenutzt ins Deckelfach meines Rucksacks. Auf dem hellen Kiesboden kommt genügend Licht an.

Nach gut 20 Minuten treffe ich Denkmar (die weibliche Namensform von Dagmar) und laufe mit ihm eine weitere halbe Stunde während wir uns angeregt im Dunkeln unterhalten. An der Stubenalm trennen sich unsere Wege. Er macht hier seine erste Pause, ich laufe weiter. Noch habe ich den Plan, die gesamte Überschreitung in 10 Stunden zu schaffen.

Während die Sonne sich allmählich über die Berge im Osten erhebt, schwitze ich bereits wie ein Brauereipferd… Am kleinen Watzmann, den Watzmannkindern und dem Hocheck zeigt sich Alpenglühen!



Das Watzmannhaus erreiche ich zweieinhalb Stunden nach meinem Aufbruch. Hier starten gerade weitere Watzmannaspiranten. Ich sorge für den ersten Lacher des Tages, als ich meine Laufschuhe gegen meine „stabileren“ Schuhe tausche – meine Scarpa Zustiegschuhe…
20 Minuten später bin ich wieder unterwegs. Die beiden Mädels, denen ich den Lacher abgewinnen konnte, hatten nun einen Vorsprung, den ich erst einmal einholen musste. Bei ihnen angekommen stelle ich mich vor und wir bilden eine imaginäre dreier Seilschaft (eben ohne Seil).

Nadja war bereits fünf Mal hier unterwegs (4 Überschreitungen, 1x Ostwand) und kennt sich entsprechend aus. Lisa ist mit Nadja und ihrem Partner durch die Ostwand gestiegen, die Überschreitung wird sie zum ersten Mal meistern.
Für mich dessen Mund selten still hält, kommt das Dreier Gespann wie gerufen. Zum einen bremse ich mich mit meiner Geschwindigkeit ein wenig und verausgabe mich nicht komplett, und natürlich habe ich jemanden zum Quatschen!

Vor dem Hocheck
Zwei Stunden nach Aufbruch am Watzmannhaus stehen wir am Watzmann Hocheck (2651 Meter), dem ersten Gipfel des Watzmann. Hier tummeln sich bereits einige weitere Wanderer und eine geführte Gruppe des DAV Summit Clubs macht sich gerade auf den Weg, die ersten Drahtversicherten Stellen des Bergs zu begehen.
Wir überholen besagte Gruppe und laufen Richtung Mittelspitze (2713 Meter, Deutschlands achthöchster Gipfel am dritthöchsten Berg). Hierher brauchen wir 30 Minuten, entsprechend kurz fällt unsere kleine Verschnaufpause aus.

Blick Richtung Mittelspitze

Blick in Richtung Hochkalter, hier bin ich 2015 drüber.



geiler Grat
- - - Aktualisiert - - -
Ab der Mittelspitze wirds dann auch tatsächlich interessanter. Die Kletterpassagen noch ausgesetzter, mehr hoch und runter, einige Seilversicherte Stücke hat man aber gelassen. Der Blick die 2000 Meter hinab in Richtung Königssee auf der einen, und dem Wimbachtal auf der anderen Seite fasziniert und flößt Respekt ein!
Ich lasse einfach mal meine Bilder für mich sprechen.

ich auf der Mittelspitze

saustark!



fieses Teil das uns einige Höhenmeter hoch wie runter extra beschehrt vor der Watzmannsüdspitze


da lacht er...

kleiner Watzmann und die Watzmannkinder

der Königssee, darüber die Gotzenalm

Die Watzmannsüdspitze (2712 Meter) erreichen wir um 12:15 Uhr. Hier machen wir eine schöne lange Mittagspause. Genießen weiterhin den Blick in alle Richtungen, ein paar Dohlen fliegen um uns herum. Um eins gehts dann weiter.


geschafft, einmal drüber!
Mein linkes Knie hat sich bereits vor der Mittelspitze gemeldet und ich muss vorsichtig absteigen. Wenn ich den linken Fuß nicht gerade aufsetze, schießt mir ein Schmerz in die Kniekehle, den ich so selten erlebt habe… Es kotzt mich an, das Ganze trübt das Erlebnis der Überschreitung für mich doch sehr. Die 10 Stunden habe ich hier bereits begraben, befinde mich ja schließlich nicht auf der Flucht.

da müssen wir runter...



Die Kletterpassagen erleben wir steinschlagfrei und das große Geröllfeld durchqueren wir schneller als mir lieb ist. Im Schönfeldgraben gurgelt das Wasser, zu unserer linken soll laut Nadja auch bald Wasser fließen – wenn wir Glück haben. Haben wir! Sie nennt das Bächlein „Goldbach“, dies scheint nicht der richtige Name zu sein, aber das kalte Wasser ist mir in diesem Moment durchaus willkommen. Ich saufe einen ganzen Liter Wasser am Stück aus meiner Nalgene, fülle sie erneut auf und wir laufen weiter.
Hier folgen noch ein paar ätzende ausgespülte Abschnitte, wo man an einer fetten Kette abklettern kann. Ein klassisches Nadelöhr, da wir uns ab dem Goldbach vergrößert haben.

Endlich das Wimbachgries erreicht
Endlich die Füße im Wimbachtal hören mit einem Mal meine Knieschmerzen auf! Hier hat mein Rücken anscheinend in der Vertikalen ausgestrahlt und ich kann den Abstieg bis zur Wimbachbrücke in unter zwei Stunden unter die Hufen nehmen!
Ich verabschiede mich von Lisa und Nadja und laufe los. Eigentlich wollten wir an der Wimbachgrieshütte noch ein Bier zusammen trinken, da ich aber eigentlich um vier statt um sechs zurück am Auto sein wollte, fällt das leider aus.
Völlig fertig komme ich nach bald 13 Stunden am Auto an und düse zu meinen Mädels zurück auf den Campingplatz.
Schöne Tour! Freue mich wie immer über Kommentare.
Während wir im Urlaub am Waginger See in Bayern (Gemeinde Traunstein) weilen, verspricht der Wetterbericht ein schönes Hoch mit drei Tagen voller Sonnenschein in der Region und somit auch am Watzmann! Ich kann Susi tatsächlich einen freien Tag für mich während unseres Urlaubs abquatschen (im Gegenzug bekommt sie einen kinderfreien Tag in Salzburg) und hier nun meine Erlebnisse:
Da die ganze Nummer Watzmannüberschreitung nicht geplant war, bin ich alles andere als vernünftig ausgerüstet. Am Vortag habe ich mir wenigstens noch ein Merinobuff in Wagingen gekauft und von meinem Freund Tommy ein paar Lidl Wanderstöcke ausgeliehen. Ansonsten wandere ich mit relativ leichtem Gepäck (3l Wasser, ein Powerstretch, Windbreakerweste, Hardshell und Regenhose, ein paar Snacks und einem zweiten Paar Schuhe! Für den Aufstieg zum Watzmannhaus und den Abstieg ab Wimbachgries wechsle ich meine Scarpa Mojito mit denen ich die Überquerung gemacht habe, gegen ein paar noch leichtere Laufschuhe. Kein Klettergurt, kein Klettersteigset und kein Helm… Viele der Wanderer, die heute am Berg unterwegs sein werden, haben entsprechendes Sicherungsmaterial dabei.
Meine Systemkamera habe ich gegen eine kleine Sony RX100 mk3 getauscht. Ohne Generalprobe gehts mit der Cam also direkt zur Premiere.

Am Vorabend meiner Unternehmung fahre ich vom Waginger See nach Ramsau, zu Freunden in den Ferienwohnung. Ursprünglich wollte ich die Nacht im Auto auf dem Parkplatz an der Wimbachbrücke verbringen, da kommt mir diese Einladung doch deutlich angenehmer. Nach ein paar Bierchen und knapp vier Stunden Schlaf, fühle ich mich nur bedingt erholt, als ich um 04:40 Uhr mein Parkticket aus dem Automaten an der Wimbachbrücke ziehe.
Im Schein des Halbmonds laufe ich in Richtung Watzmannhaus. Die Stirnlampe wird für zwei kurze Blicke auf Wegweiser genutzt und wandert ansonsten ungenutzt ins Deckelfach meines Rucksacks. Auf dem hellen Kiesboden kommt genügend Licht an.

Nach gut 20 Minuten treffe ich Denkmar (die weibliche Namensform von Dagmar) und laufe mit ihm eine weitere halbe Stunde während wir uns angeregt im Dunkeln unterhalten. An der Stubenalm trennen sich unsere Wege. Er macht hier seine erste Pause, ich laufe weiter. Noch habe ich den Plan, die gesamte Überschreitung in 10 Stunden zu schaffen.


Während die Sonne sich allmählich über die Berge im Osten erhebt, schwitze ich bereits wie ein Brauereipferd… Am kleinen Watzmann, den Watzmannkindern und dem Hocheck zeigt sich Alpenglühen!



Das Watzmannhaus erreiche ich zweieinhalb Stunden nach meinem Aufbruch. Hier starten gerade weitere Watzmannaspiranten. Ich sorge für den ersten Lacher des Tages, als ich meine Laufschuhe gegen meine „stabileren“ Schuhe tausche – meine Scarpa Zustiegschuhe…

20 Minuten später bin ich wieder unterwegs. Die beiden Mädels, denen ich den Lacher abgewinnen konnte, hatten nun einen Vorsprung, den ich erst einmal einholen musste. Bei ihnen angekommen stelle ich mich vor und wir bilden eine imaginäre dreier Seilschaft (eben ohne Seil).

Nadja war bereits fünf Mal hier unterwegs (4 Überschreitungen, 1x Ostwand) und kennt sich entsprechend aus. Lisa ist mit Nadja und ihrem Partner durch die Ostwand gestiegen, die Überschreitung wird sie zum ersten Mal meistern.
Für mich dessen Mund selten still hält, kommt das Dreier Gespann wie gerufen. Zum einen bremse ich mich mit meiner Geschwindigkeit ein wenig und verausgabe mich nicht komplett, und natürlich habe ich jemanden zum Quatschen!

Vor dem Hocheck
Zwei Stunden nach Aufbruch am Watzmannhaus stehen wir am Watzmann Hocheck (2651 Meter), dem ersten Gipfel des Watzmann. Hier tummeln sich bereits einige weitere Wanderer und eine geführte Gruppe des DAV Summit Clubs macht sich gerade auf den Weg, die ersten Drahtversicherten Stellen des Bergs zu begehen.
Wir überholen besagte Gruppe und laufen Richtung Mittelspitze (2713 Meter, Deutschlands achthöchster Gipfel am dritthöchsten Berg). Hierher brauchen wir 30 Minuten, entsprechend kurz fällt unsere kleine Verschnaufpause aus.

Blick Richtung Mittelspitze

Blick in Richtung Hochkalter, hier bin ich 2015 drüber.



geiler Grat
- - - Aktualisiert - - -
Ab der Mittelspitze wirds dann auch tatsächlich interessanter. Die Kletterpassagen noch ausgesetzter, mehr hoch und runter, einige Seilversicherte Stücke hat man aber gelassen. Der Blick die 2000 Meter hinab in Richtung Königssee auf der einen, und dem Wimbachtal auf der anderen Seite fasziniert und flößt Respekt ein!
Ich lasse einfach mal meine Bilder für mich sprechen.

ich auf der Mittelspitze

saustark!



fieses Teil das uns einige Höhenmeter hoch wie runter extra beschehrt vor der Watzmannsüdspitze


da lacht er...

kleiner Watzmann und die Watzmannkinder

der Königssee, darüber die Gotzenalm

Die Watzmannsüdspitze (2712 Meter) erreichen wir um 12:15 Uhr. Hier machen wir eine schöne lange Mittagspause. Genießen weiterhin den Blick in alle Richtungen, ein paar Dohlen fliegen um uns herum. Um eins gehts dann weiter.


geschafft, einmal drüber!
Mein linkes Knie hat sich bereits vor der Mittelspitze gemeldet und ich muss vorsichtig absteigen. Wenn ich den linken Fuß nicht gerade aufsetze, schießt mir ein Schmerz in die Kniekehle, den ich so selten erlebt habe… Es kotzt mich an, das Ganze trübt das Erlebnis der Überschreitung für mich doch sehr. Die 10 Stunden habe ich hier bereits begraben, befinde mich ja schließlich nicht auf der Flucht.

da müssen wir runter...



Die Kletterpassagen erleben wir steinschlagfrei und das große Geröllfeld durchqueren wir schneller als mir lieb ist. Im Schönfeldgraben gurgelt das Wasser, zu unserer linken soll laut Nadja auch bald Wasser fließen – wenn wir Glück haben. Haben wir! Sie nennt das Bächlein „Goldbach“, dies scheint nicht der richtige Name zu sein, aber das kalte Wasser ist mir in diesem Moment durchaus willkommen. Ich saufe einen ganzen Liter Wasser am Stück aus meiner Nalgene, fülle sie erneut auf und wir laufen weiter.
Hier folgen noch ein paar ätzende ausgespülte Abschnitte, wo man an einer fetten Kette abklettern kann. Ein klassisches Nadelöhr, da wir uns ab dem Goldbach vergrößert haben.

Endlich das Wimbachgries erreicht
Endlich die Füße im Wimbachtal hören mit einem Mal meine Knieschmerzen auf! Hier hat mein Rücken anscheinend in der Vertikalen ausgestrahlt und ich kann den Abstieg bis zur Wimbachbrücke in unter zwei Stunden unter die Hufen nehmen!
Ich verabschiede mich von Lisa und Nadja und laufe los. Eigentlich wollten wir an der Wimbachgrieshütte noch ein Bier zusammen trinken, da ich aber eigentlich um vier statt um sechs zurück am Auto sein wollte, fällt das leider aus.
Völlig fertig komme ich nach bald 13 Stunden am Auto an und düse zu meinen Mädels zurück auf den Campingplatz.
Schöne Tour! Freue mich wie immer über Kommentare.
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