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Bodensee Umrundung 02.09.18 bis 23.09.2018
Zur Navigation verwendet: DKV Deutsches Flusswanderbuch 26. Ausgabe 2011 ; GeoMap Freizeitkarte "Rund um den Bodensee" 1:75.000, 4. Auflage; Outdoorkompass Bodensee, 1. Auflage Mai 2013; Bootskompass

1. Tag Anreise nach Iznang zum KC Singen und Dorfbummel
Nach dem ich als einzigen Fixpunkt der Reise das Startquartier und eine Parkmöglichkeit für unser Auto beim KC Singen in Iznang organisiert habe (und mich erfolgreich durch das Buchungssystem navigiert hatte) wussten wir wenigstens wohin der erste Abschnitt der Reise geht. Morgens das Auto beladen, Boote im Verein abgeholt und ereignisfrei und stauarm gemütlich zum Bodensee gerollt. Dank der Festboote aber ein anderes Anreisegefühl als bisher, wo es in der Regel mit Bahn und Faltboot auf die Reise ging.
In Iznang angekommen wurden wir sehr freundlich aufgenommen und fanden auch ein lauschiges Plätzchen auf der Zeltwiese.
Boote abgeladen, Zelt aufgebaut und erst mal alles in den Apsiden gestapelt. Auch hier ein anderes Gefühl mit Klappbox vom Auto zum Zelt zu laufen, als alles schon in den Ortliebbeuteln in der Bootstasche verstaut zu haben wie beim Faltboot Fahren.
Danach haben wir uns nur ein bischen die Füsse vertreten und sind etwas am Seeufe lang geschlendert um danach noch durch den malerischen Ort zu schlendern.






Verlockend sah der Biergarten vor der alten Wirtsstube aus, so dass wir dort ein Urlaubsbeginn Mahl einnahmen. Absolute Empfehlung! Handwerklich hervorragend gemachte regionale Küche ohne Schnickschnack zum fairen Preis. Die umfangreiche Weinkarte hat uns dann noch zu einer Weissweinprobe veranlasst. Waren echt gut. Alle beide
.
Gut gelaunt und gestärtkt ging es dann in Richtung Zelt.
2. Tag Rund um den Zeller See
Morgens um 5:30 klingelt der Wecker meiner Frau I.. Mal wieder vergessen, ihn vor dem Urlaub auszustellen. Immerhin werde ich so rechtzeitig genug wach, um meinen Wecker zu deaktiviern, bevor jemand merkt, dass ich es auch vergessen hatte. Immerhin ermöglicht es uns, sofort in den Urlaubsmodus umzuschalten und uns einfach noch einmal umzudrehen. Insofern beginnt der Tag dann doch erst kurz nach 7:00. Über den umliegenden Bergen hängen noch die Wolken, aber es ist trocken und einzelne blaue Flecken am Himmel lassen nur Gutes ahnen.
Das bewahrheitet sich auch, denn als wir in Iznang ablegen kommen immer wieder anfänglich noch vereinzelte Sonnenflecken bis auf den See durch, die im Laufe des Tag immer häufiger werden und gegen Nachmittag sogar als durchgehender Sonnenschein bezeichnet werden können.
Nach der ersten Querung biegen wir in Radolfzell nach Osten ab und paddeln zur Spitze der Mettnau, vorbei an der Liebesinsel (dank Wasserstand deutlich grösser als gewohnt), bewundern das kristallklare Wasser und freuen uns über die sich sammelnden Vogelschwärme. An der Spitze angelangt werfen wir noch einen Blick in den Gnadensee und zur Reichenau, die langsam deutlicher aus dem Dunst auftaucht und drehen wieder um nach Radolfzell.



Freundlicherweise dürfen wir beim Ruderclub Undine in Radolfzell die Boote auf die Wiese legen und uns zu Fuss auf den Weg in die Innenstadt machen. Auch hier liegt der Steg sehr tief im Wasser und ist nur über angelegte Verlängerungen erreichbar. Der trockene Sommer macht sich einfach bemerkbar.
Radolfzell selber präsentiert sich als nettes Städchen mit netten Gassen und schönen alten Häusern.





Der Hafen und die Uferpromenade hinterlassen auch einen netten Eindruck. Highlight für mich ist der Stadtgarten in der alten Wallanlage.


Ein schöner Ort zum Verweilen und Träumen, aber die Boote rufen, so dass wir nur kurz den Anblick einsaugen.
Danach geht es am Hafen und dem NSG Radolfzeller Aachmündung (und einer wahren Schwanenarmada) vorbei zurück nach Iznang.


Da das der erste richtige Paddeltag mit den neuen Booten war muss ich dann noch ein paar Sprints fahren, um die Bugwelle fotografiert zu bekommen, sieht man sonst ja nicht, wie das eigene Boot im Wasser liegt. 
Da zeitgleich die Stadt Radolfzell ablegt bekomme ich auch noch die erste Gelegenheit in voller Fahrt kleine Wellen abzusurfen. Die Bylgja Rumpfform schlägt sich bravourös. Kommt bei schnellerer Fahrt der Bug etwas hoch, und das Wasser wird von den Knickspanten elegant zur Seite geworfen taucht nun das ganze Vorschiff auf und das Boot lässt sich auf Kante eher wie ein Vertreter der 3,5m als der 5m Klasse fahren. Ich bin begeistert.


Abends werden dann noch schnell die Einkäufe beim lokalen Edeka erledigt, das Auto umgeparkt (wir standen auf dem Ende vom Parkplatz, wo bei Starkregen wohl ein Nebensee entsteht) und nach einem gemütlichen 3 Gänge Grillmenu (regionale Komponente ist ein Reichenauer Wein) geht es dann frohgemut ins Bett. Morgen ist ja Aufbruch zur "richtigen" Gepäckfahrt.

3. Tag Iznang => Konstanz
Die Ersten (wahrgenommenen) Vogelgesänge locken uns aus den Federn. Nach einem schnellen aber ausgiebigen Frühstück geht es dann daran, das erste Mal das ganze Geraffel in den Booten unterzubringen. Es gibt sogar schon einige sonnengetrocknete Flecken der Campingwiese auf denen ich das Zelt zum Trocknen ausbreiten kann.
Wie immer erstaunlich, erst wirkt das Gepäck wenig, dann viel, dann schaut , man nach Lücken und Luft im Staukonzept und schon verschwindet einiges im Boot.
So auch bei uns. Selbst die Grillkohle bekommen wir unter. Zum Glück geht es ohne Deckslast ab. Die Deckstasche der Gemahlin ist ja kein Gepäck sondern benötigtes Accesoire und ich bekomme zum Schluss den Bootswagen sogar noch im Fussraum hinter den Rasten verstaut, in einem Packsack, damit bei einer (natürlich absolut unwahrscheinlichen) Kenterung keine Einzelteile verloren gehen können.


Auch das einsetzen der beladenen Boote funktioniert bestens, der Steg ist ja auch niedrig. Aber immerhin können wir die Boote gut zu zweit heben. Eigentlich nicht überraschend, an der Ausrüstung hat sich gegenüber den Faltbooten ja nichts geändert, und die Boote sind nur moderat, bzw. gar nicht schwerer geworden.
Da die ersten Meter des Tages auf einem von gestern bekannten Kurs über Radolfzell zur Spitze der Mettnau verläuft habe ich Gelegenheit das Fahrverhalten des beladenen Bootes gegenüber dem unbeladenen zu vergleichen. Kurz zusammengefasst: etwas weniger kippelig und agil aber immer noch gut auf Kante zu steuern. Beim surfen auf Heckwelle etwas träger im Aufspringen aber immer noch spritzig. Der Bug hebt sich auch beladen noch beim Surfen und das selbe wendige Kurzboot Feeling wie beim unbeladenen Boot stellt sich ein. Also ein auch als Reiseboot sehr tauglicher Begleiter. Ich bin beruhigt.
Der Himmel ist deutlich blauer als gestern, auch wenn die Fernsicht noch etwas unter Dunst und Wolken leidet. Vermutlich eher Dunst durch das warme Seewasser. Wir werden uns wohl daran gewöhnen müssen. Aber die Querung zur Reichenau ist kein Problem, dafür ist die Sichtweite nun wahrlich ausreichend. Also wird einfach auf die Nord-West Spitze und Sankt Peter und Paul zu gehalten. Die erste "Insel" die uns dabei begegnet ist mit Sicherheit noch nicht die Reichenau und vermutlich auch nur bei Niedrigwasser zu sehen. Erinnert irgendwie an Wegmarkierungen aus dem norwegischen Fjell. Insofern vermuten wir auch ohne ein rotes T zu sehen auf dem richtigen Weg zu sein.




Und tatsächlich sind bald die Türme von Peter und Paul auszumachen. Da dort auch eine nette Bucht mit Strand ist legen wir an und machen uns zum Kulturprogramm auf den Weg. Die Fresken hier sollen zwar nicht die beeindruckendsten auf der Reichenau sein, sind aber allemal sehenswert und haben nicht so für unmotorisierte Reisende unpassende (12:30 zu früh, 16:00 zu spät) und an Führungen gebundene Öffnungszeiten wie St. Georg. Ausserdem ist der Kontrast zwischen der späteren Rokkoko Ausmahlung und Orgel und den wieder freigelegten Fresken aus dem 11. Jhd für mich sehr beeindruckend. Und das ganze noch in Ruhe zu geniessen. Ein Traum.



Danach finden wir eine fast so traumhafte Bank mit Blick auf den See auf der wir dann unsere Mittagsvesper einnehmen. Der Mensch lebt ja nicht von Kultur alleine.
Als wir zu den Booten zurückkommen aalt sich der tote Aal von der Ankunft immer noch zwischen den Booten. Leider ist er nicht der einzige heute. In mir keimt der Verdacht, das warme Wasser dieses Jahr bekommt nicht jedem gut.
Weiter geht es immer am Südufer der Reichenau entlang, dicht bebaut aber nett zu paddeln. Verinzelt hat es sogar noch das ein oder andere Gewächshaus einer Gärtnerei geschafft den Bauboom am Seeufer zu überstehen. Wahrscheinlich eingesessene Familienbetriebe, wo noch die Tradition über den Immobilienprofit gestellt wird. Hoffen wir mal, dass nicht die nächste Erbengemeinschaft nur über Verkauf ausgezahlt werden kann.

Am Ende der Reichenau steht dann die Entscheidung an, wie wir weiter fahren um nach Gottlieben zu kommen, an der Grenze des Naturschutzgebietes Wollmatinger Ried oder doch entlang der Fahrrinne?
Der ganze See ist mit weissen Flecken überzogen, die Schwäne sammeln sich scheinbar für den Winterzug. Immer wieder starten rechts und links von uns Jungschwäne noch etwas unbeholfen und nicht immer erfolgreich. Bei den Altvögeln sieht es da deutlich eleganter aus.


Das NSG sieht ja verlockend aus (klar, ausserhalb der Betonnung bleiben!) und meine Fahrtberichte vorher lesende Gattin (Frauen brauchen ja auch Aufbauanleitungen für IKEA Möbel) meint sich zu erinnern, dass die Empfehlungen entlang des NSG gingen. Also wird munter in Richtung der sich sammelnden Schwäne gehalten. Nur irgendwie wird das Wasser immer flacher, ein steiler Paddelstil ist schon länger nicht möglich, aber als ein Schwan vor mir sich im Stehen die Bauchfedern anfängt zu pflegen und I. mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat beschliessen wir doch auf die ungeliebte Fahrrinne zuzuhalten (OK, nicht von allen ungeliebt, ich finde ja Schwäne sind noch unangenehmer als selbst unaufmerksame Freizeitskipper, aber das ist eine andere Diskussion). Dafür werden wir auch hier wieder mit kristallklarem Wasser und freiem Blick auf den Pflanzenwuchs belohnt, leider auch der ein oder andere tote Aal dazwischen. Das ändert sich merklich als wir die Fahrrinne und damit quasi den Seerhein erreichen. Nicht nur sind die toten Aale weggeschwemmt, nein auch die Schwebstoffe nehmen zu und das Wasser wird trüber. Trotzdem kann noch an der ein oder anderen Stelle ein eindrucksvoller Blick auf den Abhang unter Wasser geworfen werden. Besonders eindrucksvoll ist dies kurz nach der Einfahrt in den Seerhein hinter dem Schloss Gottlieben. Nur ist das Wasser zu trüb für ein gelungenes Foto. Gibt es statt dessen halt Orts- und Schlossbilder.




Die Strömung im Seerhein ist in diesem Jahr eher vernachlässigbar, so dass wir enstpannt das Bootshaus vom Kanu Club Konstanz erreichen, wo wir die nächsten zwei Nächte verbringen wollen, um morgen durch Konstanz zu schlendern.

Trotz Absatz im Steg sind die Boote relativ gut raus zu heben, und schnell fangen wir an, das Zelt aufzubauen. Verdammt. Da war doch was mit Zeltdach trocknen in Iznang. Nun macht sich doch die Kurtaxe in Iznang (für deren Erhebung der Verein sich noch entschuldigt hat) bezahlt. Die Gästekarte gilt für die Fahrt mit Zug und Bus nach Iznang und zurück. Das Zeltdach hängt sauber gesichert am Tarp das Mitzelters und um 21:35 komme ich dann wieder am Bahnhof in Konstanz an. Der späten Uhrzeit geschuldet holt I. mich am Bahnhof ab (das hatten wir lange nicht mehr und erinnert an den Beginn unserer Beziehung, pendelnd zwischen LU und HH) und wir gehen noch in die Altstadt. Dort finden wir dann auch recht schnell eine akzeptable Kneipe und gehen halt Essen, anstatt zu kochen. Später als geplant, aber satt, zufrieden und wieder vollständig bedacht gehen wir zu Bett.
4.Tag Konstanz
Später als üblich werden wir wach und frühstücken in Ruhe. Danach geht es zur Stadtbesichtigung. Etwas verschoben von den touristischen Schwerpunkten schlendern wir durchs Paradies (für die uneingeweihten: Stadtteil) in die Altstadt. Dort wird zwar erst das Münster besichtigt (Verweis auf die Eingangstreppe, die ich nach dem Einschulungsgottesdienst meiner Schwester heruntergefallen bin), dunkle Erinnerungen an die Unübersichtlichkeit werden wach, als wir aus der Krypta in den Kreuzgang gehen. Gut, seit meiner Kindergartenzeit war ich nicht mehr hier, aber erstaunlich, wie vertraut es mir noch vorkommt. Danach weiter durch die Altstadt, am Bahnhof vorbei zum Bodensee Museum über dem Sea-Life. Für schlanke 2€ Eintritt eine echte Empfehlung, vor allem zu Beginn einer Bodensee Umrundung. Jetzt weiss ich wenigstens, worauf zu achten ist, welche Besonderheiten das Gebiet hat und kann etwas die geologischen Formen der Entstehungsgeschichte zuordnen. Ausserdem weiss ich jetzt, dass ich an der Mettnau einen der zwei (der andere ist am Altrhein kurz vor Bregenz) erhaltenen grösseren Auwaldreste passiert habe.
Danach schlendern wir über die "Kunstgrenze" nach Kreuzlingen. Nur ein kleines Schild weist neben den Skulpturen darauf hin, dass wir in einem Europa mit freien Grenzen gerade den Staat gewechselt haben. Das war in der Kindheit noch komplizierter.



In Kreuzlingen geht es dann vorbei an Hafen und Schloss Seeburg durch den gleichnamigen Park bis wir dann ins Zentrum eines der drei Gründungsorte abbiegen und durch die Hauptstrasse vorbei an einem Geldautomaten (wir werden nicht teure Eurokurse auf Campingplätzen oder in Cafés bezahlen) zurück Richtung altem Zoll. Inzwischen eher musealen Charakters entspricht es aber noch eher meinen Erinnerungen an die Grenze aus der Kindheit.





Danach geht es durch die Schwedenschanz, vorbei am Georg Elser Garten

(auch ein Aufrechter, der an einer bewachten Grenze scheiterte) und dann entlang dem Grenzbach. Hier beginnt jetzt der perönliche Teil der Konstanzführung, wir kommen in die Gegend meiner Kindheit. Renaturiert und ohne den Maschendrahtzaun meiner Erinnerungen wirkt der Grenzbach noch weniger als Grenze, als ich es schon gewohnt war (von Konstanz bin ich kurz vor der Einschulung in das "Zonenrandgebiet" gezogen, die DDR Grenzbefestigung war damals ein Schock). Immerhin erkenne ich noch das Fussballfeld in der Schweiz das im Winter geflutet "meine" erste Eislaufbahn war. Wenn wir ohne Eltern gegangen sind haben wir immer die Abkürzung unter dem Grenzzaun durch genommen, der Bach war schliesslich gefroren. Heute fehlt der Zaun ganz, gut fehlen ist das falsche Wort.
Danach vorbei am Hussenstein muss I. sich historisch bedeutsames Anhören: in dem Haus im Erdgeschoss war das Schneideratelier vom Vater eines Kindergartenkumpels, genau jenes, in dem der Adventskalendernikolaus entstand, der bei uns heute noch im Einsatz ist. Danach vorbei am alten Wohnort finde ich tatsächlich auf Anhieb meinen alten Kindergarten. Irgendwie hatte ich befürchtet, das er inzwischen politisch korrekt umbenannt wurde, aber aus Käthe Luther ist nicht Katharina von Bora geworden. Nur der Zusatz Montessori ist neu. Damit kann ich leben. Ausserdem wirkt er bunter als ich es in Erinnerung hatte.

Auf dem Weg zum Kindergarten können wir noch im ehemaligen Milchladen, heute vergrössert und ein Edeka die Einkäufe erledigen, so dass wir nach der Rückkehr zum KSK entspannt die Füsse hochlegen können, uns leckere Erbsennudeln (Proteine!) mit Pilzen und Schinken kochen können (kein Bild, ich darf nicht jedes Essen fotografieren
) und den Tag gemütlich im Biergarten am anderen Ufer ausklingen lassen. Weil der Gutedel aus ist und der Riesling aus der Pfalz kommt (nichts gegen Pfälzer Riesling, aber ich fahre doch nicht an den Bodensee um Wein aus der Nachbarschaft zu trinken) gibt es wieder einen Müller Thurgau, diesmal aus Meersburg. Immerhin weiss ich ja, das für morgen ein Grauburgunder aus Konstanz im Boot liegt, für Abwechslung ist dann doch gesorgt.
Da der Biergarten auf den interessanten Namen Brigantinus hört muss gleich Google bemüht werden, die Briganter kannte ich nur aus Eboracum (York), aber scheinbar gab es am Bodensee die Brigantier, sogar mit den Briganten verwandt. Es weiss aber keiner, ob die vom Bodensee nach England oder anders herum gewandert sind. Zumindest gab es den Austausch und Wanderungsbewegungen scheinbar schon vor der Völkerwanderung. Interessant. Biergartenbbesuche bilden!

5. Tag Konstanz nach Arbon
Morgenstund hat Gold im Mund, insofern sind wir früh wach, Frühstücken gemütlich und packen die Boote. Es ist der zweite Tag, das Packen geht schneller, das Zeltdach ist sicher verstaut und irgendwie scheinen die Boote gewachsen zu sein. Oder wir haben besser gepackt und mehr Lücken gestopft. Zumindest ist am Ende vom Gepäck noch einiges an Stauraum über, so dass der Bootswagen heute in der Tagesluke hinter meinem Sitz reisen kann und gar nicht ins Cockpit muss.
Frohen Mutes paddeln wir den Seerhein bis zum Rheinkilometer 0 und biegen dann auf das südliche Seeufer zu. Erneut geht es über die Staatsgrenze, die heute keine Kulturgrenze sondern eine Fischereigrenze ist. Das scheint den Kormoran auf dem Nachbarschild aber nicht zu stören.



Das Paddeln entlang des Schweizer Ufers ist entspannend unspektakulär, einzige Abwechslung sind die vielen Badestellen, die wir immer brav entlang der Betonnung umfahren und die Reste von Pfahlbauten, die bei dem derzeitigen Niedrigwasser sogar hervorschauen, wenn sie in der Karte als "unter Wasser" eingezeichnet sind.


Der Dunst über dem See verschwindet allmählich, dafür bilden sich über Land Wolken, die Thermik mit warmem Seewasser und kälterem Land zeigt sich eindrucksvoll. Weitere Bergketten werden sichtbar.

Hinter Romanshorn ändert sich der Charakter des Wassers, es wird deutlich kabbeliger, der Wind frischt auf, aber die Boote liegen weiter sehr gut im Wasser. Das Wasser ist immer noch deutlich klarer als im Seerhein, was mir die Einschätzung der Tiefe deutlich erschwehrt. Gilt zuhause am Rhein die Regel, wenn Du den Grund siehst ist es zu flach muss ich mich hier dran gewöhnen, dass Grundsicht und ausreichende Wassertiefe zusammen kommen können. Nur an flachen Stellen stösst mein mangelndes Stereosehen auf neue Herausforderungen, das Paddel wird zur Sonde und mehr als einmal muss ich spontan auf flache Paddelführung wechseln und einen Haken zur Seemitte schlagen.



Bald schon ist Arbon erreicht und wir schlagen bei dem Dreiklang DWSC Bodensee, Strandbad und Campingplatz unser Zelt auf. Nach einem kurzen Plausch mit dem Bademeister dürfen wir sogar hochoffiziell den betonnten Schwimmerbereich queren und auf kürzestem Weg zur Bootsrampe fahren.
Leider ist das Wasser arg veralgt, so dass wir uns gegen Baden und/ oder Rollen üben entscheiden und statt dessen Arbon einen Besuch abstatten. Natürlich erreichen wir den Migros erst kurz nach 19:00h und damit Ladenschluss, können dafür aber einen kurzen Blick in die Sankt Gallus Kapelle werfen, die Reste des Römer Kastells anschauen und einfach nur die nette Altstadt geniessen. Definitiv einen Besuch wert, das Städtchen.




Am Campingplatz wieder angekommen werden dann die Vorräte geplündert und aus Kidneybohnen, Mais, Tomaten und Corned Beef ein leckeres Chilli gezaubert. Also noch mehr Platz in den Booten am nächsten Morgen. Aber immerhin haben wir beschlossen, dem Migros einen weiteren Besuch abzustatten, dann innerhalb der Öffnungszeiten, insofern werden wir die Lücken schon stopfen.
6. Tag Gammeltag in Arbon
Morgens werden wir von Regen auf dem Zelt geweckt und beschliessen spontan den Tag eher gemächlich anzugehen.
Also erst einmal erneut umdrehen. Die erste Regenpause nutzen wir zum Frühstücken und Bannock backen, bevor wir uns noch einmal umdrehen. Danach wird erst mal Handwäsche gemacht, immerhin verfügt der Campingplatz über einen Kleider Trockenschrank inclusive umluft und Heizung. Regen ist also keine Ausrede nicht zu waschen. Nach dem ich den Schweizer und deutschen Hausfrauen aus dem Wohnwagren und Reismobil Teil schon sehr exotisch vorkam, als ich abgewaschen habe bin ich nun endgültig der Fokus nicht immer qualifizierter Kommentare (meist über den eigenen Gatten
) als ich routiniert die Handwäsche erledige ("Das machen Sie aber nicht zum ersten Mal"). Der Hinweis, dass mit meinen Pranken das Auswringen und Walken der Wäsche ja um einiges besser geht als mit den zarten Händen meiner Frau dürfte noch für manche Diskussion in der heimischen Blechbüchse gesorgt haben.

Danach geht es erneut in die Innenstadt, aber das historische Musum hat noch bis 14:00 geschlossen, also eine kurze Stippvisite in der Migros eingelegt und zu Fuss knapp 3 Kilometer entlang der Ausfallstrasse Richtung Sankt Gallen zur Saft undMostkelterei mit angeschlossenem Museum. Nur leider ist das Museum im Umbau begriffen. Also fällt auch die Kostprobe aus. Stattdessen beschliessen wir jetzt endlich mit dem Gammeltag ernst zu machen und warten auf das Postauto zurück Richtung Arbon, glücklicherweise mit einem Haltepunkt knapp vor dem Campingplatz. Schnell noch im der Kelterei angeschlossenen Getränkemarkt ein paar Kostproben erstanden, den Dorfmetzger gegenüber aufgesucht (sein Auszubildender ist gerade 3. bei der Schweizer Meisterschaft im Schweineschulter entbeinen geworden, wie eine Kreidetafel stolz verkündet; gute Meister haben halt gute Azubis) und dann legen wir uns auf dem Campingplatz erst in die Sonne und später in den Schatten. Der für morgen versprochene Wetterumschwung zurück zum Besseren scheint einzutreten. Das lässt hoffen.
Mein Experiment diesmal Reisetagebuch und Bericht in einem zu führen scheint auch zu funktionieren. Dank der zusammenklappbaren Bluetooth Tastatur ist das Tippen sogar angenehmer als das Schreiben in einem Notizbuch. Und zusammengepackt lässt sich das ganze (der Kindle hat auch noch Platz) in einem wasserdichten Sack druckgeschützt direkt unter dem vorderen Lukendeckel im Boot verstauen, die Öffnung ist gerade gross genug. Wenn das zur Gewohnheit wird könnte es passieren, dass ich öfter Reiseberichte schreibe als bisher.

Zusätzlich geniessen wir noch den Luxus einer eigenen Ladestation für alle Akkus. Zwar vermietet der CP auch Fächer zum Handylagern für 1 SFR pro Ladung, aber auf eigenes Risiko (ist halt nicht abgeschlossen) dürfen wir auch den Stromkasten auf der Zeltwiese unentgeltlich nutzen. Da der Wasserdicht ausgeführt ist kann auch problemlos über Nacht geladen werden. Richtig luxuriös.
Allmählich wird auch der Blick besser, so dass ich noch zum Ufer schlendere und den Blick über den Horizont schweifen lasse. Zum Baden ist es mr aber immer noch zu veralgt, zum Rollen und Wiedereinstieg üben aber zu flach und steinig. Helm habe ich schliesslich keinen dabei


Abends grillen wir dann noch und gehen entspannt ins Bett.
7. Tag Arbon Rohrspitz
Der Morgen lockt und schon früh sind die Boote gepackt. Am Ende vom Gepäck ist noch mehr Stauraum über als vorher. Langsam wird es mir unheimlich, aber ein gründlicher Rundumblick sagt, es ist nichts liegen geblieben. Wir haben einfach noch mehr Lücken gestopft als an den Vortagen. Wenn das so weiter geht muss ich mir doch ein neues Argument gegen Souvenirs suchen.
An der Hafeneinfahrt von Arbon wird der See deutlich kabbelig, leichte Kreuzseen bauen sich auf. Aber alles beherrschbar, das Boot liegt gut. Heute habe ich das Paddel mal auf 45° gedreht und stelle gleich erfreut einen Unterschied fest, die 60° waren wohl doch zu weit von den 30° des alten Paddels entfernt. Immerhin kann ich jetzt die Paddelfrequenz noch besser variieren und gleite gefühlt mühelos durch das Wasser.
In Altenrhein ist der erste Zwischenstop des Tages geplant, die Hundertwasser Markthalle lockt. Irgendwieist Hundertwasser ein öfterer Gast auf Paddeltouren, so auch auf unserer Elbetour in 2012, Grüne Zitadelle in Magdeburg, Hundertwasserschule in Wittenberg (oder Wittenberge?, ich meine Wittenberg) und zum Abschluss umsteigen im Hundertwasserbahnhof in Uelzen.
Also wird zielsicher am Ortswechsel von Staad zu Altenrhein angelandet und ein kurzer Blick auf OSM zeigt, wir sind nur wenige Hundert Meter vom Ziel entfernt. Also frohen Mutes entlang der Hauptstrasse an alten Fischerhäusern(?) vorbei geschlendert, und kurz nach dem ein grosser Flieger vom nahen Flugplatz über uns hinwegstartet (ich dachte es sei nur ein Kleinflughafen, so kann man sich irren) liegt direkt zwischen einer nüchternen Spedition und dem international anerkannten architktonischen Charme einer Aldifilliale tatsächlich die Hundertwasser Markthalle. Wie immer bei Hundertwasser unbeschreiblich schön, die Umgebung hebt das noch hervor. Leider sind an Gewerbe nur eine Versicherungsagentur, ein Cafe und ein Souvenirladen eingezogen, so dass es eher musealen Charakter hat als Gebrauchsobjekt zu sein. Wobei vielleicht wird der Saal ja bei schlechterem Wetter vom Cafe genutzt. Heute ist eher Aussenbestuhlung gefragt.





Nach einem leckeren Kaffee geht es weiter über einen Bodensee, der seinem Ruf in der Nähe des Rheindeltas die Karibik des Bodensees zu sein gerecht wird. Das Wasser ist kristallklar, die Sonne scheint, es ist einfach traumhaft. Was auf dem Zeller See und Untersee die Schwäne waren sind hier (und an einem Samstag wohl noch mehr) die Segelboote: unzählige weisse Flecke, soweit das Auge reicht. Nur kann ich von denen keine Startversuche entdecken. Sind wohl keine Jungsegelboote unterwegs.


Unbemerkt haben wir bei der Altrheinmündung die Staatsgrenze Schweiz - Österreich überschritten. Mir sind noch nicht mal Schilder aufgefallen. Bald nähern wir uns dem Hafen Salzmann, einem Konglomerat aus Seglerhafen, Campingplatz, Restaurant und Kiosk wo wir die Nacht verbringen wollen. Das Anlanden wird zum Abenteuer, gefühlt müssen wir in der Bucht, die wir ansteuern hunderte Meter vor dem Ufer mit Treideln anfangen und wenig später die Boote tragen. Gut, . meint, treideln wäre erst bei 100 m gewesen und tragen vielleicht bei 30m vom Ufer, aber gefühlt ist es endlos, vor allem, da der Seegrund sehr weich und rutschig ist. Den Bootswagen im Wasser aufzubauen hätte sicher keinen Sinn gemacht, so tief, wie die Füsse einsinken.


Dafür werden wir am CP um so freundlicher empfangen. Stellplatz wird gezeigt, eine Guthabenkarte für Warmwasser ausgehändigt, und während ich noch auf den Passus mit Vorkasse, Pfand für die Karte, etc. warte heisst es nur "schönen Aufenthalt, bezahlen könnt Ihr morgen". Schön, dass es auch so geht.
Jetzt müssen nur noch die Boote über einen tiefen Sandweg gerollert werden, das erste Mal, dass ich den 20" Rädern des Selbstbau Bootswagen nachtrauere, aber die 12" die wir dabei haben lassen sich einfach besser verstauen. Und die Schubkarrenfunktion für die Anreise war ja nicht nötig.
Als das Zelt endlich steht gönnen wir uns erst mal wieder ein lokales Getränk, und es ist kein Müller Thurgau sondern Mohren Bräu.
Dann folgt ein ausgiebiger Spaziergang auf die Rohrspitz, von deren Ende wir un die für morgen Anstehende Querung des Rheindeltas anschaue. Gleichzeitig geniessen wir noch Blicke über den See, der von Land aus irgendwie immer anders als vom Wasser wirkt.




Bei einem gemütlichen Grillteller und Zwiebelrostbraten lassen wir den Tag dann im Restaurant ausklingen.
Zur Navigation verwendet: DKV Deutsches Flusswanderbuch 26. Ausgabe 2011 ; GeoMap Freizeitkarte "Rund um den Bodensee" 1:75.000, 4. Auflage; Outdoorkompass Bodensee, 1. Auflage Mai 2013; Bootskompass
1. Tag Anreise nach Iznang zum KC Singen und Dorfbummel
Nach dem ich als einzigen Fixpunkt der Reise das Startquartier und eine Parkmöglichkeit für unser Auto beim KC Singen in Iznang organisiert habe (und mich erfolgreich durch das Buchungssystem navigiert hatte) wussten wir wenigstens wohin der erste Abschnitt der Reise geht. Morgens das Auto beladen, Boote im Verein abgeholt und ereignisfrei und stauarm gemütlich zum Bodensee gerollt. Dank der Festboote aber ein anderes Anreisegefühl als bisher, wo es in der Regel mit Bahn und Faltboot auf die Reise ging.
In Iznang angekommen wurden wir sehr freundlich aufgenommen und fanden auch ein lauschiges Plätzchen auf der Zeltwiese.
Boote abgeladen, Zelt aufgebaut und erst mal alles in den Apsiden gestapelt. Auch hier ein anderes Gefühl mit Klappbox vom Auto zum Zelt zu laufen, als alles schon in den Ortliebbeuteln in der Bootstasche verstaut zu haben wie beim Faltboot Fahren.
Danach haben wir uns nur ein bischen die Füsse vertreten und sind etwas am Seeufe lang geschlendert um danach noch durch den malerischen Ort zu schlendern.
Verlockend sah der Biergarten vor der alten Wirtsstube aus, so dass wir dort ein Urlaubsbeginn Mahl einnahmen. Absolute Empfehlung! Handwerklich hervorragend gemachte regionale Küche ohne Schnickschnack zum fairen Preis. Die umfangreiche Weinkarte hat uns dann noch zu einer Weissweinprobe veranlasst. Waren echt gut. Alle beide

Gut gelaunt und gestärtkt ging es dann in Richtung Zelt.
2. Tag Rund um den Zeller See
Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.
Das bewahrheitet sich auch, denn als wir in Iznang ablegen kommen immer wieder anfänglich noch vereinzelte Sonnenflecken bis auf den See durch, die im Laufe des Tag immer häufiger werden und gegen Nachmittag sogar als durchgehender Sonnenschein bezeichnet werden können.
Nach der ersten Querung biegen wir in Radolfzell nach Osten ab und paddeln zur Spitze der Mettnau, vorbei an der Liebesinsel (dank Wasserstand deutlich grösser als gewohnt), bewundern das kristallklare Wasser und freuen uns über die sich sammelnden Vogelschwärme. An der Spitze angelangt werfen wir noch einen Blick in den Gnadensee und zur Reichenau, die langsam deutlicher aus dem Dunst auftaucht und drehen wieder um nach Radolfzell.
Freundlicherweise dürfen wir beim Ruderclub Undine in Radolfzell die Boote auf die Wiese legen und uns zu Fuss auf den Weg in die Innenstadt machen. Auch hier liegt der Steg sehr tief im Wasser und ist nur über angelegte Verlängerungen erreichbar. Der trockene Sommer macht sich einfach bemerkbar.
Radolfzell selber präsentiert sich als nettes Städchen mit netten Gassen und schönen alten Häusern.
Der Hafen und die Uferpromenade hinterlassen auch einen netten Eindruck. Highlight für mich ist der Stadtgarten in der alten Wallanlage.
Ein schöner Ort zum Verweilen und Träumen, aber die Boote rufen, so dass wir nur kurz den Anblick einsaugen.
Danach geht es am Hafen und dem NSG Radolfzeller Aachmündung (und einer wahren Schwanenarmada) vorbei zurück nach Iznang.
Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.

Da zeitgleich die Stadt Radolfzell ablegt bekomme ich auch noch die erste Gelegenheit in voller Fahrt kleine Wellen abzusurfen. Die Bylgja Rumpfform schlägt sich bravourös. Kommt bei schnellerer Fahrt der Bug etwas hoch, und das Wasser wird von den Knickspanten elegant zur Seite geworfen taucht nun das ganze Vorschiff auf und das Boot lässt sich auf Kante eher wie ein Vertreter der 3,5m als der 5m Klasse fahren. Ich bin begeistert.
Abends werden dann noch schnell die Einkäufe beim lokalen Edeka erledigt, das Auto umgeparkt (wir standen auf dem Ende vom Parkplatz, wo bei Starkregen wohl ein Nebensee entsteht) und nach einem gemütlichen 3 Gänge Grillmenu (regionale Komponente ist ein Reichenauer Wein) geht es dann frohgemut ins Bett. Morgen ist ja Aufbruch zur "richtigen" Gepäckfahrt.

3. Tag Iznang => Konstanz
Die Ersten (wahrgenommenen) Vogelgesänge locken uns aus den Federn. Nach einem schnellen aber ausgiebigen Frühstück geht es dann daran, das erste Mal das ganze Geraffel in den Booten unterzubringen. Es gibt sogar schon einige sonnengetrocknete Flecken der Campingwiese auf denen ich das Zelt zum Trocknen ausbreiten kann.
Wie immer erstaunlich, erst wirkt das Gepäck wenig, dann viel, dann schaut , man nach Lücken und Luft im Staukonzept und schon verschwindet einiges im Boot.
So auch bei uns. Selbst die Grillkohle bekommen wir unter. Zum Glück geht es ohne Deckslast ab. Die Deckstasche der Gemahlin ist ja kein Gepäck sondern benötigtes Accesoire und ich bekomme zum Schluss den Bootswagen sogar noch im Fussraum hinter den Rasten verstaut, in einem Packsack, damit bei einer (natürlich absolut unwahrscheinlichen) Kenterung keine Einzelteile verloren gehen können.
Auch das einsetzen der beladenen Boote funktioniert bestens, der Steg ist ja auch niedrig. Aber immerhin können wir die Boote gut zu zweit heben. Eigentlich nicht überraschend, an der Ausrüstung hat sich gegenüber den Faltbooten ja nichts geändert, und die Boote sind nur moderat, bzw. gar nicht schwerer geworden.
Da die ersten Meter des Tages auf einem von gestern bekannten Kurs über Radolfzell zur Spitze der Mettnau verläuft habe ich Gelegenheit das Fahrverhalten des beladenen Bootes gegenüber dem unbeladenen zu vergleichen. Kurz zusammengefasst: etwas weniger kippelig und agil aber immer noch gut auf Kante zu steuern. Beim surfen auf Heckwelle etwas träger im Aufspringen aber immer noch spritzig. Der Bug hebt sich auch beladen noch beim Surfen und das selbe wendige Kurzboot Feeling wie beim unbeladenen Boot stellt sich ein. Also ein auch als Reiseboot sehr tauglicher Begleiter. Ich bin beruhigt.
Der Himmel ist deutlich blauer als gestern, auch wenn die Fernsicht noch etwas unter Dunst und Wolken leidet. Vermutlich eher Dunst durch das warme Seewasser. Wir werden uns wohl daran gewöhnen müssen. Aber die Querung zur Reichenau ist kein Problem, dafür ist die Sichtweite nun wahrlich ausreichend. Also wird einfach auf die Nord-West Spitze und Sankt Peter und Paul zu gehalten. Die erste "Insel" die uns dabei begegnet ist mit Sicherheit noch nicht die Reichenau und vermutlich auch nur bei Niedrigwasser zu sehen. Erinnert irgendwie an Wegmarkierungen aus dem norwegischen Fjell. Insofern vermuten wir auch ohne ein rotes T zu sehen auf dem richtigen Weg zu sein.
Und tatsächlich sind bald die Türme von Peter und Paul auszumachen. Da dort auch eine nette Bucht mit Strand ist legen wir an und machen uns zum Kulturprogramm auf den Weg. Die Fresken hier sollen zwar nicht die beeindruckendsten auf der Reichenau sein, sind aber allemal sehenswert und haben nicht so für unmotorisierte Reisende unpassende (12:30 zu früh, 16:00 zu spät) und an Führungen gebundene Öffnungszeiten wie St. Georg. Ausserdem ist der Kontrast zwischen der späteren Rokkoko Ausmahlung und Orgel und den wieder freigelegten Fresken aus dem 11. Jhd für mich sehr beeindruckend. Und das ganze noch in Ruhe zu geniessen. Ein Traum.
Danach finden wir eine fast so traumhafte Bank mit Blick auf den See auf der wir dann unsere Mittagsvesper einnehmen. Der Mensch lebt ja nicht von Kultur alleine.
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Weiter geht es immer am Südufer der Reichenau entlang, dicht bebaut aber nett zu paddeln. Verinzelt hat es sogar noch das ein oder andere Gewächshaus einer Gärtnerei geschafft den Bauboom am Seeufer zu überstehen. Wahrscheinlich eingesessene Familienbetriebe, wo noch die Tradition über den Immobilienprofit gestellt wird. Hoffen wir mal, dass nicht die nächste Erbengemeinschaft nur über Verkauf ausgezahlt werden kann.
Am Ende der Reichenau steht dann die Entscheidung an, wie wir weiter fahren um nach Gottlieben zu kommen, an der Grenze des Naturschutzgebietes Wollmatinger Ried oder doch entlang der Fahrrinne?
Der ganze See ist mit weissen Flecken überzogen, die Schwäne sammeln sich scheinbar für den Winterzug. Immer wieder starten rechts und links von uns Jungschwäne noch etwas unbeholfen und nicht immer erfolgreich. Bei den Altvögeln sieht es da deutlich eleganter aus.
Das NSG sieht ja verlockend aus (klar, ausserhalb der Betonnung bleiben!) und meine Fahrtberichte vorher lesende Gattin (Frauen brauchen ja auch Aufbauanleitungen für IKEA Möbel) meint sich zu erinnern, dass die Empfehlungen entlang des NSG gingen. Also wird munter in Richtung der sich sammelnden Schwäne gehalten. Nur irgendwie wird das Wasser immer flacher, ein steiler Paddelstil ist schon länger nicht möglich, aber als ein Schwan vor mir sich im Stehen die Bauchfedern anfängt zu pflegen und I. mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat beschliessen wir doch auf die ungeliebte Fahrrinne zuzuhalten (OK, nicht von allen ungeliebt, ich finde ja Schwäne sind noch unangenehmer als selbst unaufmerksame Freizeitskipper, aber das ist eine andere Diskussion). Dafür werden wir auch hier wieder mit kristallklarem Wasser und freiem Blick auf den Pflanzenwuchs belohnt, leider auch der ein oder andere tote Aal dazwischen. Das ändert sich merklich als wir die Fahrrinne und damit quasi den Seerhein erreichen. Nicht nur sind die toten Aale weggeschwemmt, nein auch die Schwebstoffe nehmen zu und das Wasser wird trüber. Trotzdem kann noch an der ein oder anderen Stelle ein eindrucksvoller Blick auf den Abhang unter Wasser geworfen werden. Besonders eindrucksvoll ist dies kurz nach der Einfahrt in den Seerhein hinter dem Schloss Gottlieben. Nur ist das Wasser zu trüb für ein gelungenes Foto. Gibt es statt dessen halt Orts- und Schlossbilder.
Die Strömung im Seerhein ist in diesem Jahr eher vernachlässigbar, so dass wir enstpannt das Bootshaus vom Kanu Club Konstanz erreichen, wo wir die nächsten zwei Nächte verbringen wollen, um morgen durch Konstanz zu schlendern.
Trotz Absatz im Steg sind die Boote relativ gut raus zu heben, und schnell fangen wir an, das Zelt aufzubauen. Verdammt. Da war doch was mit Zeltdach trocknen in Iznang. Nun macht sich doch die Kurtaxe in Iznang (für deren Erhebung der Verein sich noch entschuldigt hat) bezahlt. Die Gästekarte gilt für die Fahrt mit Zug und Bus nach Iznang und zurück. Das Zeltdach hängt sauber gesichert am Tarp das Mitzelters und um 21:35 komme ich dann wieder am Bahnhof in Konstanz an. Der späten Uhrzeit geschuldet holt I. mich am Bahnhof ab (das hatten wir lange nicht mehr und erinnert an den Beginn unserer Beziehung, pendelnd zwischen LU und HH) und wir gehen noch in die Altstadt. Dort finden wir dann auch recht schnell eine akzeptable Kneipe und gehen halt Essen, anstatt zu kochen. Später als geplant, aber satt, zufrieden und wieder vollständig bedacht gehen wir zu Bett.
4.Tag Konstanz
Später als üblich werden wir wach und frühstücken in Ruhe. Danach geht es zur Stadtbesichtigung. Etwas verschoben von den touristischen Schwerpunkten schlendern wir durchs Paradies (für die uneingeweihten: Stadtteil) in die Altstadt. Dort wird zwar erst das Münster besichtigt (Verweis auf die Eingangstreppe, die ich nach dem Einschulungsgottesdienst meiner Schwester heruntergefallen bin), dunkle Erinnerungen an die Unübersichtlichkeit werden wach, als wir aus der Krypta in den Kreuzgang gehen. Gut, seit meiner Kindergartenzeit war ich nicht mehr hier, aber erstaunlich, wie vertraut es mir noch vorkommt. Danach weiter durch die Altstadt, am Bahnhof vorbei zum Bodensee Museum über dem Sea-Life. Für schlanke 2€ Eintritt eine echte Empfehlung, vor allem zu Beginn einer Bodensee Umrundung. Jetzt weiss ich wenigstens, worauf zu achten ist, welche Besonderheiten das Gebiet hat und kann etwas die geologischen Formen der Entstehungsgeschichte zuordnen. Ausserdem weiss ich jetzt, dass ich an der Mettnau einen der zwei (der andere ist am Altrhein kurz vor Bregenz) erhaltenen grösseren Auwaldreste passiert habe.
Danach schlendern wir über die "Kunstgrenze" nach Kreuzlingen. Nur ein kleines Schild weist neben den Skulpturen darauf hin, dass wir in einem Europa mit freien Grenzen gerade den Staat gewechselt haben. Das war in der Kindheit noch komplizierter.
In Kreuzlingen geht es dann vorbei an Hafen und Schloss Seeburg durch den gleichnamigen Park bis wir dann ins Zentrum eines der drei Gründungsorte abbiegen und durch die Hauptstrasse vorbei an einem Geldautomaten (wir werden nicht teure Eurokurse auf Campingplätzen oder in Cafés bezahlen) zurück Richtung altem Zoll. Inzwischen eher musealen Charakters entspricht es aber noch eher meinen Erinnerungen an die Grenze aus der Kindheit.
Danach geht es durch die Schwedenschanz, vorbei am Georg Elser Garten
(auch ein Aufrechter, der an einer bewachten Grenze scheiterte) und dann entlang dem Grenzbach. Hier beginnt jetzt der perönliche Teil der Konstanzführung, wir kommen in die Gegend meiner Kindheit. Renaturiert und ohne den Maschendrahtzaun meiner Erinnerungen wirkt der Grenzbach noch weniger als Grenze, als ich es schon gewohnt war (von Konstanz bin ich kurz vor der Einschulung in das "Zonenrandgebiet" gezogen, die DDR Grenzbefestigung war damals ein Schock). Immerhin erkenne ich noch das Fussballfeld in der Schweiz das im Winter geflutet "meine" erste Eislaufbahn war. Wenn wir ohne Eltern gegangen sind haben wir immer die Abkürzung unter dem Grenzzaun durch genommen, der Bach war schliesslich gefroren. Heute fehlt der Zaun ganz, gut fehlen ist das falsche Wort.
Danach vorbei am Hussenstein muss I. sich historisch bedeutsames Anhören: in dem Haus im Erdgeschoss war das Schneideratelier vom Vater eines Kindergartenkumpels, genau jenes, in dem der Adventskalendernikolaus entstand, der bei uns heute noch im Einsatz ist. Danach vorbei am alten Wohnort finde ich tatsächlich auf Anhieb meinen alten Kindergarten. Irgendwie hatte ich befürchtet, das er inzwischen politisch korrekt umbenannt wurde, aber aus Käthe Luther ist nicht Katharina von Bora geworden. Nur der Zusatz Montessori ist neu. Damit kann ich leben. Ausserdem wirkt er bunter als ich es in Erinnerung hatte.
Auf dem Weg zum Kindergarten können wir noch im ehemaligen Milchladen, heute vergrössert und ein Edeka die Einkäufe erledigen, so dass wir nach der Rückkehr zum KSK entspannt die Füsse hochlegen können, uns leckere Erbsennudeln (Proteine!) mit Pilzen und Schinken kochen können (kein Bild, ich darf nicht jedes Essen fotografieren

Da der Biergarten auf den interessanten Namen Brigantinus hört muss gleich Google bemüht werden, die Briganter kannte ich nur aus Eboracum (York), aber scheinbar gab es am Bodensee die Brigantier, sogar mit den Briganten verwandt. Es weiss aber keiner, ob die vom Bodensee nach England oder anders herum gewandert sind. Zumindest gab es den Austausch und Wanderungsbewegungen scheinbar schon vor der Völkerwanderung. Interessant. Biergartenbbesuche bilden!
5. Tag Konstanz nach Arbon
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Frohen Mutes paddeln wir den Seerhein bis zum Rheinkilometer 0 und biegen dann auf das südliche Seeufer zu. Erneut geht es über die Staatsgrenze, die heute keine Kulturgrenze sondern eine Fischereigrenze ist. Das scheint den Kormoran auf dem Nachbarschild aber nicht zu stören.
Das Paddeln entlang des Schweizer Ufers ist entspannend unspektakulär, einzige Abwechslung sind die vielen Badestellen, die wir immer brav entlang der Betonnung umfahren und die Reste von Pfahlbauten, die bei dem derzeitigen Niedrigwasser sogar hervorschauen, wenn sie in der Karte als "unter Wasser" eingezeichnet sind.
Der Dunst über dem See verschwindet allmählich, dafür bilden sich über Land Wolken, die Thermik mit warmem Seewasser und kälterem Land zeigt sich eindrucksvoll. Weitere Bergketten werden sichtbar.
Hinter Romanshorn ändert sich der Charakter des Wassers, es wird deutlich kabbeliger, der Wind frischt auf, aber die Boote liegen weiter sehr gut im Wasser. Das Wasser ist immer noch deutlich klarer als im Seerhein, was mir die Einschätzung der Tiefe deutlich erschwehrt. Gilt zuhause am Rhein die Regel, wenn Du den Grund siehst ist es zu flach muss ich mich hier dran gewöhnen, dass Grundsicht und ausreichende Wassertiefe zusammen kommen können. Nur an flachen Stellen stösst mein mangelndes Stereosehen auf neue Herausforderungen, das Paddel wird zur Sonde und mehr als einmal muss ich spontan auf flache Paddelführung wechseln und einen Haken zur Seemitte schlagen.
Bald schon ist Arbon erreicht und wir schlagen bei dem Dreiklang DWSC Bodensee, Strandbad und Campingplatz unser Zelt auf. Nach einem kurzen Plausch mit dem Bademeister dürfen wir sogar hochoffiziell den betonnten Schwimmerbereich queren und auf kürzestem Weg zur Bootsrampe fahren.
Leider ist das Wasser arg veralgt, so dass wir uns gegen Baden und/ oder Rollen üben entscheiden und statt dessen Arbon einen Besuch abstatten. Natürlich erreichen wir den Migros erst kurz nach 19:00h und damit Ladenschluss, können dafür aber einen kurzen Blick in die Sankt Gallus Kapelle werfen, die Reste des Römer Kastells anschauen und einfach nur die nette Altstadt geniessen. Definitiv einen Besuch wert, das Städtchen.
Am Campingplatz wieder angekommen werden dann die Vorräte geplündert und aus Kidneybohnen, Mais, Tomaten und Corned Beef ein leckeres Chilli gezaubert. Also noch mehr Platz in den Booten am nächsten Morgen. Aber immerhin haben wir beschlossen, dem Migros einen weiteren Besuch abzustatten, dann innerhalb der Öffnungszeiten, insofern werden wir die Lücken schon stopfen.
6. Tag Gammeltag in Arbon
Morgens werden wir von Regen auf dem Zelt geweckt und beschliessen spontan den Tag eher gemächlich anzugehen.
Also erst einmal erneut umdrehen. Die erste Regenpause nutzen wir zum Frühstücken und Bannock backen, bevor wir uns noch einmal umdrehen. Danach wird erst mal Handwäsche gemacht, immerhin verfügt der Campingplatz über einen Kleider Trockenschrank inclusive umluft und Heizung. Regen ist also keine Ausrede nicht zu waschen. Nach dem ich den Schweizer und deutschen Hausfrauen aus dem Wohnwagren und Reismobil Teil schon sehr exotisch vorkam, als ich abgewaschen habe bin ich nun endgültig der Fokus nicht immer qualifizierter Kommentare (meist über den eigenen Gatten

Danach geht es erneut in die Innenstadt, aber das historische Musum hat noch bis 14:00 geschlossen, also eine kurze Stippvisite in der Migros eingelegt und zu Fuss knapp 3 Kilometer entlang der Ausfallstrasse Richtung Sankt Gallen zur Saft undMostkelterei mit angeschlossenem Museum. Nur leider ist das Museum im Umbau begriffen. Also fällt auch die Kostprobe aus. Stattdessen beschliessen wir jetzt endlich mit dem Gammeltag ernst zu machen und warten auf das Postauto zurück Richtung Arbon, glücklicherweise mit einem Haltepunkt knapp vor dem Campingplatz. Schnell noch im der Kelterei angeschlossenen Getränkemarkt ein paar Kostproben erstanden, den Dorfmetzger gegenüber aufgesucht (sein Auszubildender ist gerade 3. bei der Schweizer Meisterschaft im Schweineschulter entbeinen geworden, wie eine Kreidetafel stolz verkündet; gute Meister haben halt gute Azubis) und dann legen wir uns auf dem Campingplatz erst in die Sonne und später in den Schatten. Der für morgen versprochene Wetterumschwung zurück zum Besseren scheint einzutreten. Das lässt hoffen.
Mein Experiment diesmal Reisetagebuch und Bericht in einem zu führen scheint auch zu funktionieren. Dank der zusammenklappbaren Bluetooth Tastatur ist das Tippen sogar angenehmer als das Schreiben in einem Notizbuch. Und zusammengepackt lässt sich das ganze (der Kindle hat auch noch Platz) in einem wasserdichten Sack druckgeschützt direkt unter dem vorderen Lukendeckel im Boot verstauen, die Öffnung ist gerade gross genug. Wenn das zur Gewohnheit wird könnte es passieren, dass ich öfter Reiseberichte schreibe als bisher.

Zusätzlich geniessen wir noch den Luxus einer eigenen Ladestation für alle Akkus. Zwar vermietet der CP auch Fächer zum Handylagern für 1 SFR pro Ladung, aber auf eigenes Risiko (ist halt nicht abgeschlossen) dürfen wir auch den Stromkasten auf der Zeltwiese unentgeltlich nutzen. Da der Wasserdicht ausgeführt ist kann auch problemlos über Nacht geladen werden. Richtig luxuriös.
Allmählich wird auch der Blick besser, so dass ich noch zum Ufer schlendere und den Blick über den Horizont schweifen lasse. Zum Baden ist es mr aber immer noch zu veralgt, zum Rollen und Wiedereinstieg üben aber zu flach und steinig. Helm habe ich schliesslich keinen dabei
Abends grillen wir dann noch und gehen entspannt ins Bett.
7. Tag Arbon Rohrspitz
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An der Hafeneinfahrt von Arbon wird der See deutlich kabbelig, leichte Kreuzseen bauen sich auf. Aber alles beherrschbar, das Boot liegt gut. Heute habe ich das Paddel mal auf 45° gedreht und stelle gleich erfreut einen Unterschied fest, die 60° waren wohl doch zu weit von den 30° des alten Paddels entfernt. Immerhin kann ich jetzt die Paddelfrequenz noch besser variieren und gleite gefühlt mühelos durch das Wasser.
In Altenrhein ist der erste Zwischenstop des Tages geplant, die Hundertwasser Markthalle lockt. Irgendwieist Hundertwasser ein öfterer Gast auf Paddeltouren, so auch auf unserer Elbetour in 2012, Grüne Zitadelle in Magdeburg, Hundertwasserschule in Wittenberg (oder Wittenberge?, ich meine Wittenberg) und zum Abschluss umsteigen im Hundertwasserbahnhof in Uelzen.
Also wird zielsicher am Ortswechsel von Staad zu Altenrhein angelandet und ein kurzer Blick auf OSM zeigt, wir sind nur wenige Hundert Meter vom Ziel entfernt. Also frohen Mutes entlang der Hauptstrasse an alten Fischerhäusern(?) vorbei geschlendert, und kurz nach dem ein grosser Flieger vom nahen Flugplatz über uns hinwegstartet (ich dachte es sei nur ein Kleinflughafen, so kann man sich irren) liegt direkt zwischen einer nüchternen Spedition und dem international anerkannten architktonischen Charme einer Aldifilliale tatsächlich die Hundertwasser Markthalle. Wie immer bei Hundertwasser unbeschreiblich schön, die Umgebung hebt das noch hervor. Leider sind an Gewerbe nur eine Versicherungsagentur, ein Cafe und ein Souvenirladen eingezogen, so dass es eher musealen Charakter hat als Gebrauchsobjekt zu sein. Wobei vielleicht wird der Saal ja bei schlechterem Wetter vom Cafe genutzt. Heute ist eher Aussenbestuhlung gefragt.
Nach einem leckeren Kaffee geht es weiter über einen Bodensee, der seinem Ruf in der Nähe des Rheindeltas die Karibik des Bodensees zu sein gerecht wird. Das Wasser ist kristallklar, die Sonne scheint, es ist einfach traumhaft. Was auf dem Zeller See und Untersee die Schwäne waren sind hier (und an einem Samstag wohl noch mehr) die Segelboote: unzählige weisse Flecke, soweit das Auge reicht. Nur kann ich von denen keine Startversuche entdecken. Sind wohl keine Jungsegelboote unterwegs.
Unbemerkt haben wir bei der Altrheinmündung die Staatsgrenze Schweiz - Österreich überschritten. Mir sind noch nicht mal Schilder aufgefallen. Bald nähern wir uns dem Hafen Salzmann, einem Konglomerat aus Seglerhafen, Campingplatz, Restaurant und Kiosk wo wir die Nacht verbringen wollen. Das Anlanden wird zum Abenteuer, gefühlt müssen wir in der Bucht, die wir ansteuern hunderte Meter vor dem Ufer mit Treideln anfangen und wenig später die Boote tragen. Gut, . meint, treideln wäre erst bei 100 m gewesen und tragen vielleicht bei 30m vom Ufer, aber gefühlt ist es endlos, vor allem, da der Seegrund sehr weich und rutschig ist. Den Bootswagen im Wasser aufzubauen hätte sicher keinen Sinn gemacht, so tief, wie die Füsse einsinken.
Dafür werden wir am CP um so freundlicher empfangen. Stellplatz wird gezeigt, eine Guthabenkarte für Warmwasser ausgehändigt, und während ich noch auf den Passus mit Vorkasse, Pfand für die Karte, etc. warte heisst es nur "schönen Aufenthalt, bezahlen könnt Ihr morgen". Schön, dass es auch so geht.
Jetzt müssen nur noch die Boote über einen tiefen Sandweg gerollert werden, das erste Mal, dass ich den 20" Rädern des Selbstbau Bootswagen nachtrauere, aber die 12" die wir dabei haben lassen sich einfach besser verstauen. Und die Schubkarrenfunktion für die Anreise war ja nicht nötig.
Als das Zelt endlich steht gönnen wir uns erst mal wieder ein lokales Getränk, und es ist kein Müller Thurgau sondern Mohren Bräu.
Dann folgt ein ausgiebiger Spaziergang auf die Rohrspitz, von deren Ende wir un die für morgen Anstehende Querung des Rheindeltas anschaue. Gleichzeitig geniessen wir noch Blicke über den See, der von Land aus irgendwie immer anders als vom Wasser wirkt.
Bei einem gemütlichen Grillteller und Zwiebelrostbraten lassen wir den Tag dann im Restaurant ausklingen.
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