Welche Kleidung im Schlafsack?

[Hordeum]

Hallo,

ich habe mal eine Frage zur richtigen Kleidung im Schlafsack:
ich habe mir letztes Jahr erstmalig einen Schlafsack zugelegt, einen Deuter Exosphere 0*. Obwohl die Komfortemperatur bei 0 Grad liegen soll, habe ich bei 5 bis 6 Grad unheimlich gefroren und mich deshalb besonders dick angezogen im Schlafsack. Leider hat das nicht viel gebracht.
Ein Bekannter gab mir jetzt den Hinweis, dass ich mal versuchen sollte, nur mit Short und Shirt im Schlafsack zu liegen, so dass meine Körperwärme quasi das Innere des Schlafsacks aufwärmen könnte (und dieser die Wärme ja dann innen halten sollte).
Ist das so?
Macht eine Wärmflasche vielleicht Sinn?
Ich habe leider noch wenig Erfahrung mit längeren Trekkingtouren und wäre für ein paar Tips sehr dankbar!

[AlfBerlin]

Weniger Kleidung macht keinen Sinn, eher mehr, Halstuch, Mütze, Gesichtsschutz. Wärmflasche bringt auch was. Oder zusätzliche Decke, gute Isomatte, besserer Windschutz, doppelwandiges Zelt oder Biwaksack.

[qwertzui]

Hi, willkommen im Forum.

Die Sage, dass es ohne Kleidung im Schlafsack wärmer wäre, als mit, ist normalerweise falsch. Nur wenn die Kleidung nass wäre, oder so dick, dass man damit die Isolierung zusammen drücken würde, könnte das ausnahmsweise stimmen.

Die Komforttemperatur deines Schlafsackes ist mit +5 C für Frauen angegeben. Komforttemperatur bedeutet (unsinnigerweise) nicht die Temperatur bei der man komfortabel schläft, sondern die Temperatur bei der man aufhört komfortabel zu schlafen. Wenn du bei 5 C anfängst zu frieren, zeigt das dass du das Kälteempfinden einer europäischen Normfrau hast. Bei nur wenigen Übernachtungen bei 5 C und weniger, kannst du versuchen mit Kleidung zu Pimpen und ja eine Wärmflasche bringt viel. Noch mehr bringt eine richtig gut isolierende Isomatte, wenn die nicht gut isoliert, kann der wärmste Schlafsack nichts ausrichten.

Wenn die Übernachtung unter 5 C mehr die Regel als die Ausnahme sein soll und die Isolierung der Isomatte gut ist, hilft nur ein wärmerer Schlafsack.

[ApoC]

Der Sack eine eine Komforttemperatur von 5 °C und nicht 0 °C. Dazu wird bei der Bestimmung der Temperatur davon ausgegangen, dass man lange Klamotten ("Trainingsanzug") an hat. Und wie quertzui schon schreibt bedeutet Komfort nicht "komfortabel und kuschelig warm" sonder "gerade noch nicht frieren". Und das bedeutet dabei, dass der Körper gerade genug Wärme produziert um die Temperatur zu halten. Dass mehr Klamotten im Schlafsack wärmer sind ist eines der Outdoor-Schlafmärchen.

[Spartaner]

Die Sage, dass es ohne Kleidung im Schlafsack wärmer wäre, als mit, ist normalerweise falsch. Nur wenn die Kleidung nass wäre, oder so dick, dass man damit die Isolierung zusammen drücken würde, könnte das ausnahmsweise stimmen.

Dass mehr Klamotten im Schlafsack wärmer sind ist eines der Outdoor-Schlafmärchen.

Das sind ja nun sich eindeutig widersprechende Aussagen. Welche stimmt nun?
Ich selber habe nicht für jeden denkbaren Temperaturbereich extra Schlafsäcke, sondern ziehe einfach mehr an, je kälter es ist. Das hat bisher immer funktioniert im Temperaturbereich zwischen +15 und -14°C. Rein physikalisch kann ich mir auch nichts anderes vorstellen.
Wie begründen die Anhänger des Wenig-Anziehens-im-Schlafsack ihre Theorie?

[codenascher]

Für mich stellt sich hier wie so oft, als erstes die Frage nach der Schlafunterlage. Welche Isomatte wurde verwendet? Hordeum

[qwertzui]

Nicht wirklich ein Widerspruch .Der TO hatte die alte Bundeswehrmähr nackt sei es im Schlafsack am wärmsten in abgewandelter Form angefragt. Diese Frage wurde hier im Forum schon x-mal durchgekaut und immer in der Form von allen hier ein Erfahrungswert gebildet, der zeigt:
1. Ein zu dünner Schlafsack ist ein zu dünner Schlafsack ist ein zu dünner Schlafsack
2. Wenn der Schlafsack keine ausreichende Isolationsstärke hat, ist jede trockene Kleidungsschicht eine Erhöhung der Isolierung, die die Wärmeabgabe nach außen reduziert und den Zeitpunkt der Unterkühlung und des Erfrierens nach hinten verschiebt (Physik).
3. Was man in einem ausreichend isolierenden Schlafsack am liebsten zum Schlafen anzieht, was sich warm, kuschlig und bequem anfühlt ist individuell unterschiedlich. Wolle, Baumwolle, Seide, Kufa, enganliegend, weit, Kurzarm, - bein,
Da gibt es alle Vorlieben .
Der Normeuropäer, der Grundlage für die Komforttemperatur ist, trägt eine lange Funktionsunterwäsche und das ist auch eine sehr gut bewährte Schlafsackbekleidung.
4. Schlafkleidung wird mit dem Schlafsack wasserdicht verpackt transportiert. Feuchte Kleidung im Schlafsack lässt einen frösteln. Hat man keine trockene Schlafkleidung kann es ausnahmsweise sinnvoll sein alles auszuziehen und mit Wärmflasche in den Schlafsack zu kriechen.
5. Bei Woolpowersocken gilt egal ob im Schlafsack oder nicht, selbst in feucht (nicht nass) wärmen sie immer

[ApoC]

Das sind ja nun sich eindeutig widersprechende Aussagen. Welche stimmt nun?
Ich selber habe nicht für jeden denkbaren Temperaturbereich extra Schlafsäcke, sondern ziehe einfach mehr an, je kälter es ist. Das hat bisher immer funktioniert im Temperaturbereich zwischen +15 und -14°C. Rein physikalisch kann ich mir auch nichts anderes vorstellen.
Wie begründen die Anhänger des Wenig-Anziehens-im-Schlafsack ihre Theorie?

Bezogen auf?

Die Sage, dass es ohne Kleidung im Schlafsack wärmer wäre, als mit, ist normalerweise falsch. Nur wenn die Kleidung nass wäre, oder so dick, dass man damit die Isolierung zusammen drücken würde, könnte das ausnahmsweise stimmen.

Dass mehr Klamotten im Schlafsack wärmer sind ist eines der Outdoor-Schlafmärchen.

Wo siehst Du dort sich wiedersprechende Aussagen? Ich sehe dort keine! Nur eben der Grenzfall, dass man die Isolierung platt drückt usw. Wobei man das auch sehr genau betrachten müsste ob man dadurch die Isolierung wirklich verringer oder nur weniger Effizient bezogen auf Gewicht usw. macht.

[lina]

Wie begründen die Anhänger des Wenig-Anziehens-im-Schlafsack ihre Theorie?

Ich hab’s ausprobiert.
Als ich mal trotz Klamotten frierend im Schlafsack lag (Skiunterwäsche, dicker Pullover, Trainingshose und so), hab ich mich dran erinnert, mal gehört zu haben, das weniger Klamotten hilfreicher sind. Also hab ich die zweite Schicht ausgezogen – funzte! :-)

Dicker Pullover funktioniert trotzdem, wenn der Luftpolster bildet. Also z.B. Woolpower (hat Frotteeschlaufen auf der Innenseite) oder z.B. Daunenklamotten.

Was auch hilft, ist, erstmal platt auf dem Rücken liegend eine möglichst große Isomattenfläche aufzuwärmen. Und eine Wärmflasche (hier: Nalgene, 1-l, ruhig schon in den Schlafsack reinlegen, wenn man selber noch gar nicht reingekrabbelt ist). Im Fall, dass man kochendes Wasser einfüllt, Verschluss erstmal locker andrehen, ein bisschen warten, bis sich alle Teile gut erwärmt haben, dann fester zuschrauben (und nochmal probeweise kippen, um herauszufinden, ob noch Wasser raussprotzelt – das tut es, wenn der Temperaturunterschied Flasche/Deckel noch zu hoch ist.

[Hordeum]

Tausend Dank für die zahlreichen Tips!
Ich bin ganz begeistert und auch überrascht, wie schnell das ging.
Meine Isomatte ist eine Sea to Summit Comfort light S.I.
Nochmals Danke!