einfaches Firstzelt

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  • klabauter
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    • 03.06.2009
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    einfaches Firstzelt

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    Ich hatte mal wieder Lust zu nähen…. ein Zelt. Diesmal für zwei Personen, doppelwandig, aufzustellen mit Stöcken, möglichst leicht ohne Abstriche beim Material. Die käuflichen sind mir zu klein, teils zu teuer, zu zugig oder aus zu empfindlichem Stoff. Außerdem habe ich eine Menge Zelte. Und bauen macht Spaß.
    Das vorgesehene Einsatzgebiet sind Wandertouren allein oder zu zweit (meist letzteres) in gemäßigten Gebieten, z. B. dänische Küste. Bisher habe ich für sowas meistens mein Uralt-Nallo genommen, teils mit Tarp. Da bin ich aber bei 2,15kg fürs Nallo mit Heringen und 400g – 800g fürs Tarp. Da ist Luft nach oben. Zumal außerhalb der Saison oft freie Shelter verfügbar sind und man das Zelt nur als Notfalloption herumträgt, wie letztens Mitte Oktober in der Jammerbucht.
    Vor sehr langer Zeit hatte ich mal ein Keb II, was dann aber in Südamerika geblieben ist. Ein Freund hat aber seines noch, welches probegelegen und grob aufgemessen wurde. Passt soweit. Es ist aber sehr schwer, ca. 4 kg. Eine 1:1 Kopie aus leichteren Stoffen wollte ich aber nicht, und das asymmetrische Innenzelt hatte ich als besser in Erinnerung.
    Einen diagonalen First wie im Stratospire oder X-Mid hatte ich überlegt, aber verworfen. So den Raumgewinn sehe ich nicht, und bei Wind verformen sich die Zelte zu einfacheren Formen. Ich wollte auch keine Stützstäbe und/oder senkrechten Flächen im AZ an Kopf und Füßen, weil sich das AZ dann nicht mehr so leicht in der Höhe variabel aufbauen lässt.
    Das symmetrische Innenzelt ist 130 cm breit, für zwei Leute finde ich weniger sehr unkomfortabel. Herausgehen aus der Komfortzone überlasse ich anderen. Ich will mich wohlfühlen. Es ist ausreichend lang in 30 cm Höhe, um nicht anzustoßen. Den zusätzlichen Platz an Kopf und Füßen im 240 cm langen IZ nutze ich gern für Gepäck. Bis auf die Schuhe habe ich das lieber im IZ. Eine IZ-Höhe von 110 cm schafft ausreichend Kopffreiheit. Die Apsis hat eine Tiefe von 85 cm. Der AZ-Saum ist bodenbündig aufzubauen, damit keine Zugluft entsteht (oder nur dann, wenn ich es möchte). Ein höherer Aufbau bei Wärme ist ebenfalls möglich, soviel die Stöcke zulassen. Verschließbare Lüfter oben im AZ, Moskitonetz oben in den IZ-Türen, aber die unteren 50cm winddicht. Der Aufbau simpel und schnell. Das AZ soll als Tarp bei Pausen rasch verfügbar sein.
    Kein Wunder, das dabei nichts besonders extravagantes herausgekommen ist. Das Zelt orientiert sich am Keb und neueren Modellen wie Anaris und Drift. Die hier und im UL-Forum beschriebenen Eigenbauten habe ich mir natürlich auch angesehen. Deshalb auch dieser Bericht, vielleicht hilft es ja jemandem.
    Das verwendete Material: 40 d Ripstop-Nylon silikonbeschichtet, 20 d Innenzeltnylon, Ripstop-Monofil als Moskitonetz, 65 g PU-Nylon als Boden und Reste stärkeres Bodenmaterial für die Verstärkungen. Die grellgrünen YKK-5c-Reissverschlüsse sind von vauDe-Außenzelten, die gab es mal als Fehlproduktion für kleines Geld im Netz. Genäht mit Rasant 50 (wenig) und Saba 80 (viel), die Aufnahme der Stöcke mit Rasant 25. Genäht wurde mit einer alten Zweinadel-Nadeltransportmaschine Singer 112W140, einer genauso alten Einnadel- Nadeltransportmaschine Pfaff 141 und einer (einfachen und recht klapprigen) Pfaff 207 für den Segelmacher-Zickzack der Verstärkungen, alles freihand. Erst wollte ich ein Klebeband verwenden, mit dem ich früher gute Erfahrungen gemacht hatte, aber diesmal gab es elenden Schmierkram und Fadenreißen. Also habe ich für die überall verwendeten Doppelkappnähte zunächst eine Heftnaht gemacht, die später im eingefalteten Bereich der Naht liegt. Das ging mit der Nadeltransportmaschine sehr gut, besser als mit der Dreifachtransportmaschine und sehr viel besser als nur mit Untertransport. Das dünne und diagonal leicht dehnbare IZ-Nylon sowie das Monofil habe ich auf den schräg geschnittenen Paneelen nahe der Naht vorher mit Krepp beklebt, damit sich beim Heften nichts dehnt. Das ging gut und auch gut wieder ab. Dann wurde in kleinen Schritten die Doppelkappnaht genäht, wobei der Stoff von Hand zur Naht gefaltet und dann unter geringem Zug in Nahtrichtung vernäht wurde. Dabei waren zum Fixieren und Bewegen des Stoffes auch die Unterarme hilfreich, weil der Tisch zu klein war und der Stoff immer irgendwo abrutschen wollte. Es hat etwas gedauert, bis ich wußte, mit welchen Handgriffen ein einigermaßen akzeptables Ergebnis zu erzielen war. Und einiges habe ich auch wieder aufgetrennt. Die Nähte will ich ohnehin noch abdichten, an den Bändern zum Aufbinden der Türen läuft es rein. Die Säume sind alle parallel zum Fadenverlauf geschnitten, da ging das Säumen einfach. Anfänglich habe ich zum Säumen noch Prittstift benutzt, dann nicht mehr.
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ID: 3234697
    Einen Cat-cut habe ich im IZ-First und den IZ-Tür-Dach-Nähten sowie im AZ an den Reissverschlussnähten gemacht. Der Cat-cut ist als Kreisbogenabschnitt mit 2 cm auf 200 cm Länge gering. Das AZ hat keine Firstnaht. Haben das Keb und das Anaris auch nicht. Dadurch muss ich den First hart abspannen und wohl immer die Firstleinen benutzen.
    Das IZ kommt ganz gut unter Spannung mit der Kombination aus Cat-cut im First und einem Abspannpunkt mittig am Übergang zur Bodenwanne, der mit einem einstellbaren Gummizug zu einem Abspannpunkt mittig am Saum des AZ gestrafft wird. Da muss dann auch jeweils ein Hering gesetzt werden. Und schon bin ich bei 10 Heringen. Der First des IZ ist mit Band und Blitzverschluss an den Aufnahmen der Stöcke am AZ höhenverstellbar befestigt. Die Ecken der Bodenwanne sind mit verstellbaren Gummis an Knebeln 20 cm oberhalb der Ecken des AZ verspannt.
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ID: 3234696
    Die rund geschnittenen Verstärkungen habe ich vor dem Nähen des Saumes mit Segelmacher-Zickzack aufgenäht, die in der Spitze zum Schluß, weil ich die Kappnaht auch überbrückt haben wollte. Ersteres ging gut, die Spitze aber nicht. Es wäre besser gewesen, die Verstärkung erst geteilt aufzukleben, festzunähen und dann die Doppelkappnaht zu nähen. Oder die Spitze des Anaris zu kopieren. Geklebt habe ich gar nicht, würde es nächstes Mal aber tun. So ziehen sich bei starker Belastung die Stichlöcher auf.
    Die Leinen werden mit Clam-cleats gespannt. Die habe ich wie bei Slingfin mit Gurtschlaufen direkt an das Zelt genäht, damit die Leinenenden bis sehr nah an den Saum gestrafft werden können. Es gibt außerdem die Möglichkeit, Heringe direkt in die Gurtschlaufe zu platzieren. 2 mm Schnur rutschte teils durch, deswegen bin ich nun auf 2,5 mm Leinen in zeitlosem Steingrau übergegangen. Auf den Bildern sind noch die ersten zu sehen.

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ID: 3234699
    Das fertige Zelt wiegt 1620 g mit Leinen, aber ohne Heringe, von denen es mind. 6, besser 10 und max. 22 braucht. Am Saum der Apsiden hat das Zelt noch vier Abspannpunkte für den Bedarfsfall. Bei bodennahem Aufbau sind aber die vier Heringe in den Ecken der Bodenwanne nicht nötig. Ob die vier abnehmbaren Sturmleinen an den Hälften der AZ-Nähte so viel bringen, weiß ich noch nicht. Beim Probeaufbau auf dem Hügel einer Koppel war gut Wind, in den Böen sicher Bft 5. Dem Zeltbeutel bin ich recht weit nachgerannt. Etwas beruhigt haben die Sturmleinen die Flächen schon, aber viel leiser wurde es nicht.
    Das Gewicht ist höher als gehofft, ich hatte mit 1500 g gerechnet. Ich neige aber immer dazu, etwas mehr Sicherheit einzubauen. Die Größe des Zeltes und die vielen, eher kräftigeren Reissverschlüsse (eine Seite des IZ hat eine T-Tür, die andere eine L-Tür) tun ein übriges. Immerhin spare ich fast 400 g gegenüber dem Nallo.
    Gelernt habe ich beim Bau einiges und etliche Fehler gemacht. Ein paar konnte ich beheben. Eigentlich müsste ich jetzt gleich das nächste Zelt nähen, oder dieses nochmal, bevor ich all die kleinen Dinge wieder vergesse. Aber das Material kostet einiges, und viele Stunden Zeit gehen auch für so ein Projekt drauf. Rechnet man das alles nüchtern, kauft man besser ein Zelt. Aber mir macht es Spaß, meine Vorstellungen umzusetzen und genau das zu bekommen, was ich will. Ob sich das dann bewährt, ist etwas ganz anderes. Ich habe neben Kleidung, Faltbooten, Tarps und Segeln schon einige Zelte genäht. Manche sind oft benutzt worden, andere kaum.

    Bilder in den Text einzufügen finde ich hier etwas mühsam. Ich lass das jetzt mal so.


  • Lynness
    Erfahren
    • 08.05.2008
    • 416
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    #2
    klabauter
    Sehr schönes Zelt😀Ich kann verstehen, warum du dieses Zelt selbst genäht hast. Das Anaris wahrscheinlich viel zugiger als Dein Zelt....

    Vielen Dank fürs Zeigen und Beschreiben des Entwicklungsprozesses/Entstehung des Zeltes...

    Thanx

    Lynness
    Gruß Lynness

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    • Trapper
      Dauerbesucher
      • 25.06.2007
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      #3
      Super! 👍👍👍

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      • lina
        Freak

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        • 12.07.2008
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        #4
        Zitat von Trapper Beitrag anzeigen
        Super! 👍👍👍
        [+1]

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        • momper
          Dauerbesucher
          • 05.12.2011
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          #5
          Fetter Respekt
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          • Pylyr

            Alter Hase
            • 12.08.2007
            • 2529
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            #6
            Zitat von Trapper Beitrag anzeigen
            Super! 👍👍👍
            +1
            Wenn dir etwas gefällt, analysiere es nicht, sondern tanze dazu.
            Tex Rubinowitz

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            • Moltebaer
              Freak

              Liebt das Forum
              • 21.06.2006
              • 12328
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              #7
              Zitat von Lynness Beitrag anzeigen
              klabauterDas Anaris wahrscheinlich viel zugiger als Dein Zelt...
              Das hängt vom Gestänge ab. Mit 120 cm ist es herbstfjälltauglich, mit 135 cm eher ein Sommerzelt.
              Wandern auf Ísland?
              ICE-SAR: Ekki týnast!

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              • klabauter
                Gerne im Forum
                • 03.06.2009
                • 57
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Moltebaer, magst du vieleicht einen Bericht über das Anaris schreiben? Der würde mich sehr interessieren.. Die genannten Längen der Stangen sind ohne Einsinken in den Untergrund, wie leider bei Trekkingstöcken üblich, oder? Ich habe deswegen gerade längere Stöcke gekauft.

                Mein Zelt steht seit ein paar Tagen im Garten, Schlafsäcke testen. Dabei hat sich der Zwei-Wege-Reisser im Außenzelt bewährt, er erlaubt guten Zugriff auf den nur von außen zu schliessenden Lüfter und war beim Aufbau im Wind eine Hilfe beim einfädeln der Stangen in die Aufnahmen, so konnten alle Bodenheringe erst gesetzt und dann die Stangen aufgestellt werden.

                Und das Zelt ist leider so laut wie befürchtet, bei einem für Testzwecke gewollt nicht perfekten Aufbau schlagen die großen Flächen in Böen sehr laut. Lästig. Geodäten haben schon was für sich, sind bei mir aber eher was fürs Kajak. Sowas trage ich nicht.

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