WHO-Trinklösung

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  • Serienchiller
    Fuchs
    • 03.10.2010
    • 1320
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    • Meine Reisen

    WHO-Trinklösung

    Hallo zusammen!

    Ich war einige Zeit auf der Suche nach einer Möglichkeit, die WHO-Trinklösung gegen Durchfall (http://de.wikipedia.org/wiki/WHO-Trinklösung) selber herzustellen. Natürlich kann man das fertige Granulat auch in der Apotheke kaufen, aber das ist erstens recht teuer und zweitens wird es in kleinen Beutelchen für je 200ml Wasser verpackt, was ziemlich wenig ist, wenn man bedenkt dass man (im Krankheitsfall) laut Wikipedia ungefähr 3l pro Tag davon trinken sollte.

    Die Rezeptur findet sich bei Wikipedia, die Schwierigkeit besteht allerdings darin, die Zutaten - am besten noch zu einem erträglichen Preis - aufzutreiben. Ich habe relativ lange überlegt und getüftelt und dachte mir, dass vielleicht noch jemand anderes von meinen Überlegungen profitieren kann.

    Zunächst mal zur Rezeptur (auf einen Liter Wasser):

    * 13,5 g Glucose
    * 2,9 g Natriumcitrat
    * 2,6 g Natriumchlorid
    * 1,5 g Kaliumchlorid

    Glucose und Natriumchlorid sind denkbar einfach zu beschaffen. Natriumchlorid ist ja bekanntlich normales Speisesalz, hat also jeder sowieso im Haushalt. Glucose bekommt man auch in fast jedem Supermarkt (meistens als Traubenzucker oder Dextrose verkauft).

    Schwieriger wird es bei Natriumcitrat und Kaliumchlorid. Natriumcitrat bekommt man manchmal noch in einer gut sortierten Apotheke, aber Kaliumchlorid wird einem ungern verkauft, weil man damit auch einen ungeliebten Mitmenschen über den Jordan schicken kann, ohne großartig Spuren zu hinterlassen. Dazu kommt, dass solche Chemikalien eben lange nicht in jeder Apotheke vorrätig sind, dass sie in der Regel sehr teuer sind und dass es im Ermessen des Apothekers liegt, ob er sie einem überhaupt verkauft.

    Für Kaliumchlorid habe ich eine einfache Lösung gefunden: Es gibt spezielles Diätsalz zur natriumarmen Ernährung, das Kaliumchlorid entweder in reiner Form oder gemischt mit Natriumchlorid enthält. Bei letzterem muss man natürlich das enthaltene Natriumchlorid berücksichtigen und entsprechend weniger Kochsalz zur Mischung geben. Das Salz habe ich in einer Internetapotheke bestellt, habe es aber auch schon bei Kaufland gesehen. Wer ein Reformhaus in der Nähe hat, könnte auch da mal schauen.

    Natriumcitrat habe ich tatsächlich in der Apotheke gekauft, musste dafür aber 6 verschiedene Apotheken abklappern und eine ausgiebige Diskussion mit einer Apothekerin führen. Bezahlt habe ich gut 3€ für 30g. Erst danach ist mir eingefallen, dass man es ja auch ganz einfach selber herstellen kann - wiederum mit Zutaten, die man in jedem gut sortierten Supermarkt bekommt. Man braucht dazu Natriumhydrogencarbonat (Natron, wird meistens als "Kaiser-Natron" in grünen Tütchen verkauft) und Zitronensäure. Die bekommt man entweder bei den Backzutaten in kleinen Tütchen, oder - deutlich günstiger - bei den Reinigungsmitteln als "Bio-Entkalker" oder auch einfach "reine Zitronensäure". Manchmal findet sich sogar auf der Verpackung ein Hinweis, dass es sich um reine Zitronensäure in Lebensmittelqualität handelt. Jetzt muss man beides miteinander reagieren lassen. Dazu am besten beide Ausgangsstoffe im richtigen Mischungsverhältnis in einen Topf geben, etwas Wasser dazutun und abwarten, bis es aufhört zu Sprudeln. Danach langsam und vorsichtig einkochen, sodass ein Pulver zurückbleibt - das ist dann Natriumcitrat.

    Als richtiges Mischungsverhältnis habe ich 0,744g Zitronensäure und 0,976g Natron für 1g Natriumcitrat berechnet. Es wäre natürlich super, wenn jemand das nochmal durchrechnen könnte, um auf Nummer sicher zu gehen.

    Vielleicht gibt es hier ja noch ein paar andere möchtegern-Pharmazeuten, die es mal versuchen wollen.

    Gruß, Serienchiller

  • Kanem
    Dauerbesucher
    • 28.07.2004
    • 639

    • Meine Reisen

    #2
    AW: WHO-Trinklösung

    In diesem Wikipedia-Artikel ist ein einfaches Rezept dafür angegeben:
    Hierzu werden folgende Zutaten in einem bestimmten Verhältnis in einem Liter (gekochtem und abgekühltem) Trinkwasser (z. B. Mineralwasser ohne Kohlensäure) gelöst:
    1/4 Teelöffel Salz (für Natriumchlorid)
    2 Esslöffel Zucker oder Honig (für Glukose)
    1/4 Teelöffel Backpulver (für Natriumbikarbonat bzw. Natriumcitrat)
    1/2 Tasse Orangensaft oder 1–2 zerdrückte Bananen (für Kalium)
    (keine offiziellen Angaben der WHO)
    Siehe auch: http://rehydrate.org/ors/made-at-home.htm

    Grüße
    Kanem
    Kann Spuren von Nüssen enthalten!

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    • Serienchiller
      Fuchs
      • 03.10.2010
      • 1320
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: WHO-Trinklösung

      Geht natürlich auch, wenn man die Sachen da hat. Ich hab mein Pulver schon vor der Reise angemischt und in kleinen Tütchen abgefüllt, sodass ich es nur noch mit Wasser mischen musste. Es ist dann auch tatsächlich zum Einsatz gekommen. Was ich allerdings nicht bedacht habe, ist dass das Zeug so eklig schmeckt, dass sich beim Trinken ein gewisser "Bumerang-Effekt" einstellt.

      Die Lösung eignet sich also nur bei reinem Durchfall ohne begleitende Übelkeit. Ich habe dann letztendlich zu Loperamid und MCP gegriffen, um überhaupt irgendwie Flüssigkeit aufnehmen zu können.

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      • Chiloe
        Fuchs
        • 19.07.2009
        • 1411
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: WHO-Trinklösung

        Mal ganz ehrlich, so teuer sind Elotrans & Co. nun auch wieder nicht, dass es sich ernsthaft lohnen würde, den Hobbyalchemisten zu spielen, oder? Elotrans N2 (20 Beutel) kostet ~5€, da kann man egtl. nicht meckern. Außerdem, wieviel von dem Zeug willst Du bitte mitschleppen? 2 Tage solltest Du selbst bei nem richtig fiesen "flotten Otto" überbrücken können und wenn sich dann immer noch keine Besserung abzeichnet, dann wird's eh langsam Zeit, sich professionelle Hilfe zu suchen...
        ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

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        • Serienchiller
          Fuchs
          • 03.10.2010
          • 1320
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: WHO-Trinklösung

          Ein Beutel Elotrans reicht soweit ich weiß für 200ml. Laut WHO soll man 3 Liter der Lösung am Tag trinken, d.h. eine Packung reicht gerade mal für gut einen Tag. Und die "professionelle Hilfe" ist nicht in jedem Land der Welt so professionell und überall erreichbar wie in Deutschland. Deswegen würde ich mindestens für fünf Tage die Lösung mitnehmen. Bei so einer Reise trinken alle mitreisenden das gleiche Wasser und essen das gleiche - da muss es nicht nur einen treffen.

          Die Elotrans-Beutel sind meiner Meinung nach einfach unterdimensioniert für diesen Verwendungszweck.

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          • Chiloe
            Fuchs
            • 19.07.2009
            • 1411
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: WHO-Trinklösung

            Und die "professionelle Hilfe" ist nicht in jedem Land der Welt so professionell und überall erreichbar wie in Deutschland.
            Naja, in Endemiegebieten wirst Du gewiss nicht der Erste sein, der um medizinischen Beistand bei "Flitzekacke" ersucht und wenn sich die Jungs dort mit irgendwas auskennen, dann sind's die Abnormalitäten des menschlichen Stuhlgangs. Reiswasserartig, erbsbreiartig, fettig, blutig, schleimig...um nur ein paar Highlights zu nennen . Die können Dir dann im besten Fall genau sagen, welche Untermieter in Deinem Verdauungstrakt Ihr Unwesen treiben und wie man Ihnen den Garaus macht.
            Aber gut, wenn Du wirklich nen gutes Pfund (20g * 5 Tage * ~5Personen + Verpackung) von Deiner "Hausmischung" mit auf Tour nehmen willst, dann ist es im Vgl. zu Elotrans tatsächlich die günstigere Methode...

            Edit: Rechenfehler eingebaut! 20g * 3Liter * 5 Tage * 5 Personen sind sogar 1,5 Kilo! Prost Mahlzeit.
            Aber bedenke, dass Du zumindest die Tagesrationen alle einzeln verpacken musst, weil Du sonst das Mischungsverhältnis nicht garantieren kannst!
            Zuletzt geändert von Chiloe; 16.05.2011, 21:55.
            ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

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            • Serienchiller
              Fuchs
              • 03.10.2010
              • 1320
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              • Meine Reisen

              #7
              AW: WHO-Trinklösung

              Mit 5 Tagesportionen meinte ich insgesamt fünf Portionen. Also entweder eine Person für fünf Tage, oder fünf Personen für einen Tag oder zwei Personen für 2,5 Tage, u.s.w.

              Ich hab es so gemacht, dass ich jeweils die Portion für 1 Liter einzeln abgepackt habe. Von diesen Literportionen hatte ich dann 15 dabei. In Namibia wäre medizinische Hilfe nicht überall verfügbar gewesen - im Zweifelsfall einige hundert Kilometer weit weg, einen funktionierenden Rettungsdienst gibt es eigentlich auch nur in Windhoek. Ich spare überall am Gewicht, aber wenn es um sowas geht nicht. Paracetamol, Mückensalbe, Reisetabletten - kann man alles zu Hause lassen, wenn man Gewicht sparen will. Das rettet einem im Ernstfall vielleicht den Abend, aber nicht das Leben. Die WHO-Lösung hat schon Millionen von Menschen das Leben gerettet.

              Ob man das Geld für eine fertige Mischung ausgibt, oder selber panscht, muss letztendlich jeder selber wissen. Ich bin halt ein Bastler, ich lege selber Hand an, sobald es ein paar Cent spart.

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              • dr_vasi_d
                Gerne im Forum
                • 12.06.2006
                • 65

                • Meine Reisen

                #8
                AW: WHO-Trinklösung

                Zuckerhaltige Getränke in Verbindung mit Suppen/Brühe halte ich für die praktischere Lösung. Cola ist überall erhältlich, Brühe meist in der Reiseküche.
                Die Flüssigkeitsaufnahme erfolgt bei entzündlichen/toxischen Durchfallerkrankungen zumeist durch Hemmung der Elektrolytaufnahme, Zucker wird meist dann doch aufgenommen und nimmt dann die Elektrolyte mit.
                Durch Loperamid erhöhst du nicht zwagsläufig die Wasseraufnahme sondern meist nur die Verweildauer derKrankheitserreger im Darm, da es die Darmtätigkeit hemmt.
                MCP hingegen wirkt der Übelkeit entgegen durch Steigerung der Darmtätigkeit

                Gruss

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                • Serienchiller
                  Fuchs
                  • 03.10.2010
                  • 1320
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: WHO-Trinklösung

                  Mit der Verweildauer im Darm steigt aber auch die Wasseraufnahme, weil mehr Zeit für die Transportprozesse zur Verfügung steht. Vorteil der WHO-Lösung ist, dass das stöchiometrische Verhältnis von Glucose und Natrium genau so eingestellt ist, dass möglichst wenige Osmolyte im Darminhalt verbleiben und so am meisten Wasser aufgenommen werden kann. Außerdem enthält die WHO-Lösung auch Kalium, das gerade bei massivem Erbrechen auf gefährlich niedrige Werte absinken kann.

                  MCP wirkt fast ausschließlich auf den oberen GI-Trakt. Ob es überhaupt einen Einfluss auf die Darmmotilität hat, ist umstritten. Die μ-Opioidrezeptoren, auf die Loperamid wirkt, kommen dagegen so weit ich weiß ausschließlich im Darm vor. Würde mich wundern, wenn man die auch im Magen findet.

                  Und schließlich die Praxiserfahrung: Der Stuhl ging von klar mit Stückchen zu breiig über, das Erbrechen hat aufgehört. Mir ging es zwar immer noch nicht gut, aber ich habe wenigstens wieder Wasser aufgenommen. Zwei Tage später war der Spuk dann komplett vorbei, ohne weitere Komplikationen.

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                  • Chiloe
                    Fuchs
                    • 19.07.2009
                    • 1411
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: WHO-Trinklösung

                    Zuckerhaltige Getränke in Verbindung mit Suppen/Brühe halte ich für die praktischere Lösung. Cola ist überall erhältlich, Brühe meist in der Reiseküche.
                    Cola ist zum Elektrolyt- und Zuckerausgleich bei Durchfall mittlerweile überholt. Klar, besser als gar nichts und in aller Regel auch in Entwicklungsländern relativ bedenkenlos genießbar aber halt nicht vollkommen unproblematisch.
                    Die Wikipedia fasst das ganz gut zusammen.
                    Außerdem muss ich Serienchiller jetzt mal unterstützen. Wenn ich schon Elektrolyte + Glukose für 5 Tage mit auf Tour nehmen möchte, dann sind 300g von seiner "Hausmischung" weitaus praktikabler, als der 6er-Träger Cola am Rucksack ...
                    ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

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