Trailrunner zum Wandern - Zweifel und Unsicherheit

[Pflaume09]

Hallo zusammen,

ich möchte euch mal um eine Einschätzung bitten.
Regelmäßig (3-4x pro Woche) gehe ich joggen/laufen (mind. je 13km, max. 25km).
Bei meinen Laufschuhen bin ich auf die Marke ASICS festgelegt, da ich über viele Jahre gar keine Probleme hatte (unterschiedliche Modelle).
Zur Zeit nutze ich das Model Novablast 3 TR. TR steht für Trailrunner, ich denke aber es ist ein "normaler" Laufschuh mit ein wenig mehr Profil um auch mal auf Waldwegen unterwegs zu sein. Mit diesem Schuh habe ich auch schon an mehreren Halbmarathons (Straßenläufe) teilgenommen.
Ich hatte noch nie irgendwelche Blasen oder sonstige Probleme mit der Passform oder Größe.
Zum Wandern nutze ich den Wanderstiefel Meindl Eppan (weite Passform). Zuletzt war ich dort zu einer 150km-Rundtour um Grövelsjön unterwegs. Dort gab es nur am Knöchel Probleme durch Reibung, die ich aber mit einem Tape in den Griff bekommen habe.

Gestern habe ich nun an einem Megamarsch in Berlin teilgenommen (50km). Im Vorfeld hatte ich mir überlegt, nicht die Meindl-Stiefel zu benutzen (überdimensioniert) sondern auf die o.g. ASICS zurück zu greifen, da die Route überwiegend befestigten Wegen folgte.

Tatsächlich habe ich ab ca. 30km erhebliche Probleme bekommen. Es bildete sich an beiden großen Zehen Blasen, und zwar innen quasi zum jeweiligen Nachbarzehen. Nicht vorne.
Und an beiden Fersen um die gesamte Ferse. Ich konnte den Marsch zwar beenden, aber schön ist anders...

Im Nachgang frage ich mich halt, woran das liegt. Beim Joggen langer Strecken überhaupt gar keine Probleme und dann beim gehen großer Strecken so massiv.

Liegt das nur daran, dass der Bewegungsablauf beim gehen anders ist als beim joggen?
Und falls ja, was sollte ich beachten, wenn ich mir Trailrunner zum Wandern zulegen möchte. Das ist nämlich tatsächlich geplant. Aufgrund der gestrigen Erfahrung bin ich aber diesbezüglich sehr unsicher.

Habt ihr Ideen/Tipps/Ratschläge für mich? Das wäre super!
Vielen Dank und schöne Grüße aus Berlin,
Manuel

[Isildur]

Vielleicht liegt es einfach an der Dauer? Beim gehen wirst Du die Schuhe ja deutlich länger anhaben, als beim Laufen. Evtl kombiniert mit warmen Wetter ist das Fußklima vielleicht nicht das Wahre in den Schuhen(kenne sie nicht)?

[ronaldo]

...Liegt das nur daran, dass der Bewegungsablauf beim gehen anders ist als beim joggen?
...

Das wäre mein erster Ansatz.
Vom Aufwand her ein bisschen wie mit Kanonen auf Spatzen usw., aber wenn du das tatsächlich gründlich angehen willst: Videoanalyse.

[Pflaume09]

ronaldo
Danke erstmal. Habe mal eine Laufanalyse gemacht (Joggen) und bin so auf meine Joggingmarke gekommen, die wie gesagt sehr gut passt.
Aber wie gesagt, wenn ich mit den selben Schuhen gehe, hab ich bis 20km auch keine Probleme. Und bei der Videoanalyse kann ich ja nicht 20km gehen und dann feststellen: Jetzt wird es unangenehm.
Wahrscheinlich hilft nur rumprobieren.

[Pflaume09]

Isildur
Danke für die Antwort.
Die Dauer könnte eine Rolle spielen. Hast du eine Idee, worauf ich bei einem neuen Schuh für ähnliche Vorhaben achten sollte?
vielleicht halbe Nummer größer nehmen?

[crunchly]

Ich mache sowohl lange läufe(100km/24H) als auch meine Trekkintouren mit Trailrunnern. Wetter also Temperatur und Luftfeuchtigkeit können eine Rolle spielen aber auch die Größe. Ich trage in meinen Alltagsschuhen je nach Marke Größe 43 bzw. 43,5. In den Trailrunnern Trage ich 44,5 und das in der breiten Variante... seitdem hab ich keinerlei Probleme mehr.

[mitreisender]

Ein Trailrunner fürs Wandern sollte mit entsprechend leichterem Gepäck einhergehen. Ein Approachschuhe ist bei mehr Gewicht sicherlich ratsamer.

[crunchly]

Ein Trailrunner fürs Wandern sollte mit entsprechend leichterem Gepäck einhergehen. Ein Approachschuhe ist bei mehr Gewicht sicherlich ratsamer.

Richtig, das ganze sollte aufeinander abgestimmt sein. Und generell sollte jeder selber entscheiden mit welchen Schuhen er am besten kann.

[Pflaume09]

mitreisender
Danke. Das ist klar und wird von mir beachtet.
Weder beim joggen noch beim wandern bin ich mit schwerem Gepäck unterwegs.

crunchly
Danke.
Welche Trailrunner nutzt du?

[crunchly]

Hoka Speedgoat 4 in der breiten Variante. Komme davor vom La Sportiva Ultra Raptor, der mir aber zu schmal war, was auf langen Strecken ohne Tapen dann zu Blasen geführt hat. Verwende immer die Variante ohne Gore Tex.

[Pflaume09]

crunchly
Danke dir!
Die 100km/24h-Märsche machst du ohne Tapen und trotzdem ohne Blasen?
Nutzt du mehrlagige Socken?

[crunchly]

crunchly
Danke dir!
Die 100km/24h-Märsche machst du ohne Tapen und trotzdem ohne Blasen?
Nutzt du mehrlagige Socken?

Ja mittlerweile mehrere komplett ohne Tape. Früher hatte ich dabei Blasen zwischen großem Zeh und dem daneben liegendem sowie an der Seite der kleinen Zehen. Das Tapen hat vor solchen Läufen einiges an Zeit in Anspruch genommen. Mittlerweile komplett ohne Tape. Selbst dann, wenn die Füße über über mehrere Tage(Ausnahme Nachts) auf mehrtägigen Touren tagsüber komplett nass sind habe ich keine Blasen mehr. Getestet auf der Isle of Sky, letztes Jahr dem südlichen Kungsleden mit teilweise sehr langen Tagesetappen und auf Island. Also Socken habe ich zuletzt Falke TK2 benutzt, von deren Haltbarkeit war ich allerdings nicht begeistert. Davor habe ich X-Socks benutzt.

[Isildur]

Isildur
Danke für die Antwort.
Die Dauer könnte eine Rolle spielen. Hast du eine Idee, worauf ich bei einem neuen Schuh für ähnliche Vorhaben achten sollte?
vielleicht halbe Nummer größer nehmen?

Ich habe keine Erfahrung mit Trailrun, wollte mir da aber auch mal Schuhe holen und das ausprobieren zum Laufen und Flachlandwandern in Brandenburg. Zum Tekking in Skandinavien hab ich meine Meindl Dovre, da hab ich auch lange gesucht, bis ich die Schuhe gefunden hab, mit denen ich jetzt sehr zufrieden bin.
Für warmes Wetter wollte ich mir eben ein paar Halbschuhe ohne Membran holen. Allgemein hab ich gute Erfahrungen mit Linersocken gemacht (Woolpower Liner + Falke TK2).
PS: Bzgl der Ferse spielt die Schnürung auch eine wichtige Rolle.

[Pflaume09]

crunchly Isildur
Danke für eure Antworten.
Das hilft mir weiter.

[Lorenz89]

Ein Trailrunner fürs Wandern sollte mit entsprechend leichterem Gepäck einhergehen. Ein Approachschuhe ist bei mehr Gewicht sicherlich ratsamer.

Wieso das?

[Becks]

Je mehr Gewicht, und je unwegsamer das Gelände, desto mehr Last kommt auf den Fussapparat. Entweder man trainiert dann dauerhaft die Füsse, damit sie die Strapazen aushalten, oder man nimmt Schuhe mit mehr Stützfunktion.

Kannst du gerne mal mit Skistiefel ausprobieren, und einmal mit Halbschuhen (= wenig Halt) als Skischuhe eine Piste runter fahren, und danach mit Skistiefel (= Plastikbomber mit sehr hoher Stützfunktion).

Aus gleichem Grund sind auf Touren wie die hier weder Trailrunner noch Approachschuhe die beste Wahl, sondern solche. Wenn man zwei Tage am Stück je zwischen 5 und 8 Stunden ohne Unterbruch nur in Geröll und Blockfels wandert, dann will man schlichtweg gar keine feinfühlige Trailrunner oder irgendetwas, was nicht die Gelenke stützt. Das macht einfach keinen Spass.

[mariusgnoedel]

Wieso das?

Approach/Zustiegsschuhe gibt's als flache Schuhe, flache Schuhe mit integrierter Gamasche und als "Stiefel".

Der Wechsel von einem flachen Trailrunner auf einen flachen Zustiegschuh bringt vermutlich hier wenig. Ein Stiefel bietet manchmal mehr/etwas Unterstützung und Schutz des Knöchels (siehe Becks Beitrag).

Wandern mit Trailrunnern: es gibt sehr verschiedene Modelle. Meiner Erfahrung nach scheinen sich einige nicht für jeden und für längere Strecken zu eignen. (zu weich, etc.)

[recurveman]

Als jemand, der schon ohne Gepäck um die 110kg wiegt, kann ich sagen dass bei den allermeisten Trailrunnern die Dämpfung mit dem Gewicht schlicht überfordert ist und man direkt durch tritt. Fühlt sich schon nach kurzer Zeit sehr bescheiden an
Aus diesem Grund nehme ich lieber festere Schuhe wie Approachschuhe auch auf einfachen Wegen.
Aufgrund meiner Erfahrung rate ich deshalb auch leichteren Personen mit schwerem Gepäck von Trailrunnern ab.

[Trekkman]

Ich war Anfang August mit Trailrunner im Rogengebiet (vorher auch schon paar mal). 5 Tage ca. 65 km über Steine, Geröll, Blockhalden. Sehr viele. Die Bilder zeigen den Weg wie er überwiegend zu gehen ist. Die Hüttenwirtin der Skedbrostugan fragte mich, ob ich Hüttenschuhe an hätte und wo ich die Stiefel hätte, weil da wären ja eigendlich nur diese Steine unterwegs. Es war wieder eine super Erfahrung und hat Spass gemacht dort zu laufen. Man geht oft von Stein zu Stein, die auch Spitz sind. Die Füße greifen sich förmlich den Stein, man bekommt eine direkte Rückmeldung was die Füße tun. Bin 61; 78 kg, nur Wochenendwanderer (schon mal längere Tagestouren im Mittelgebierge - kein klettern), Ausrüstung fast UL (11 kg - Wetterschutz und Essen; autark für eine Woche Skandinavien!) Habe ich gesagt, das dort nur Steine sind. Eine Stützfunktion an Füßen, Knöcheln, Waden von außen empfinde ich als lästig. Nachteil Trailrunner: Sofort nasse Füsse - ist aber mit 3 Paar Socken überhaupt kein Problem.

https://lighterpack.com/r/b3tyeh

[Sanne4274]

Trekkman Wie ich sehe, gehst du mit Altras. Mir persönlich waren die Altras in der Hohen Tatra dieses Jahr zu weich zum Gehen, obwohl ich sie sonst als ideal zum Wandern empfinde (in Mittelgebirgen). Mit meinen Hanwag Alta war ich aber wiederum trotz des Halts am Knöchel auch nicht zufrieden, eben deswegen, weil ich aufgrund der relativ steifen Sohle den Untergrund kaum noch spüre und keine Rückmeldung bekomme. Fazit: ausprobieren, was für einen selbst am besten taugt ...