Technologischer Fortschritt in 30 Jahren

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  • hc-waldmann
    Dauerbesucher
    • 19.07.2004
    • 554
    • Privat

    • Meine Reisen

    #21
    AW: Technologischer Fortschritt in 30 Jahren

    Eine womöglich gar gefährliche Seite des technologischen Fortschritts
    besteht darin, dass vielen (Anfängern) suggeriert wird: mit der richtigen
    Technik kann dir nix passieren. Mit dem GPS kannst du dich nicht verirren,
    und mit dem geilen WM Schlafsack kannst du nicht erfrieren. Was hab ich
    Leute getroffen, die nicht wussten wo sie den Polarstern suchen sollten
    und die irre gefroren haben, weil sie falsche Ernährung und falschen
    Rhythmus hatten und total erschöpft waren. DAS sind die Dinge, die seit
    ewigen Zeiten draussen entscheidend sind. Klar gibt es heute tollere Autos
    als früher und sie haben sechs Airbags, ABS usw., aber trotzdem sollte
    man sicher Autofahren können. Und wenn man die große Tour macht,
    schadet's nicht wenn man ein wenig reparieren kann. Als es also weniger
    Helferlein für draussen gab, musst man vieles old-school noch selber
    können. Der Klassiker ist wohl: der hightech-multifuel Kocher ist verreckt,
    es ist windig, es regnet, wie mache und erhalte ich ein Feuerchen ...

    MfG
    Hans-Christian
    fortis ac vehemens, tunc pulcherrime patiens, apta temporibus (Seneca / de vita beata III, 3)

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    • hin
      Erfahren
      • 09.06.2007
      • 182

      • Meine Reisen

      #22
      AW: Technologischer Fortschritt in 30 Jahren

      Vor kurzme habe ich mit meinem Großvater (damals ein begeisterter Bergsteiger und Skitourengeher) ein Gespräch über Ausrüstung geführt. Er meinte, auch früher hätten sich sowohl Mode als auch Funktion schon geändert und natürlich wäre man einem neuen Trend, zumindest nach einiger Zeit, gefolgt. Im Vergleich zu heute war die Zeit bis zu einem neuen Trend zwar länger, aber man wollte auch schon das neue haben (außer es war der letzte Schmarrn, Erfahrungen und Tests haben sie damals auch schon ausgetauscht).

      Also kurz gesagt, damals wie heute suchte man sich das nach technischen Möglichkeiten beste für seine Touren aus. Und, oh Wunder, die Technik hat sich in den letzten Jahren weiter entwickelt.

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      • Thomasi
        Erfahren
        • 27.04.2009
        • 204
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        AW: Technologischer Fortschritt in 30 Jahren

        Hier ein paar Beispiele:

        [/IMG]

        Diese Liegematte ist 30, wahrscheinlich sogar 32 Jahre alt.
        Es war meine erste Matte überhaupt und ich habe sie das ganze Jahr über verwendet, sogar im Winter im Schnee.
        Ich weiß gar nicht mehr, ob es damals nichts anderes gab, ThermaRest war ja erst kurz zuvor auf dem Markt gegangen.

        Die Jüngeren können sich das wahrscheinlich gar nicht mehr vorstellen.
        Es gab ja noch keine Outdoor-Industrie, kein Internet, keine Foren, praktisch keine Kataloge.
        Was es gab, das waren der SportScheck und der Schuster und für die modischen Aspekte der Münzinger. Die haben praktisch ganz Deutschland versorgt mit alpinem Material.
        Da ist man in den Laden rein und hat halt gekauft, was da war.

        Heute recherchiere ich im www und weiß immer besser Bescheid als der beste Verkäufer, weil ich über den singulären Artikel alles herausgefunden habe, was google liefert und siehe da, jetzt habe ich einen Zelthäring entdeckt mit 7 Gramm pro Stück und damit spare ich wieder 166g ein. Dies herauszufinden und zu bestellen hat keine zwei Minuten gedauert.

        Was freilich viel länger dauert ist die Entscheidungsfindung. Denn ich muß mich erst vergewissern, ob der Häring was taugt und alle erreichbaren Foren befragen: Hallo Leute, was haltet ihr vom Leichtgewichtshäring xy? Für welche Böden ist er geeignet und ist er sturmfest genug? Soll man ihn kaufen? Was ratet ihr mir?

        Früher ging das schneller. Man hat sich ein Produkt angeschaut, die Meinung des Verkäufers dazu angehört, den Preis erwogen, ein Urteil gefällt und ist damit zur Kasse oder nicht.

        Meist war man sogar zufriedener, weil man hinterher nicht mehr verglichen hat, war ja auch nichts da an Information.

        Bleiben wir mal bei Liegenmatten.

        Die obige wiegt, mit Schnur, genau 404 Gramm bei 59 cm Breite und 200 cm Länge.
        Sie hat in den Jahren gelitten, hat Ausrisse bekommen und einen Durchstich und ihr größter Nachteil ist ihre Sperrigkeit und ihr Komfort. In jungen Jahren hat mir das nicht so viel ausgemacht, aber schon vor einiger Zeit bin ich umgestiegen auf eine ThermaRest und jetzt habe ich eine exped probiert und wahrscheinlich sogar eine neoair, und ich würde sagen, dass hier ein gewaltiger Fortschritt stattgefunden hat.

        Habe ich natürlich gleich gegoogelt und zumindest bei der exped gibt es unüberhörbare Warnungen, was die Praxistauglichkeit, sprich Haltbarkeit betrifft.

        Damit bin ich bei der Frage, wie dieser technologische Fortschritt zu beurteilen ist?

        Die Produkttoleranz scheint sich ganz allgemein verringert zu haben. D.h. wir haben es mit hochspezialisierten Waren zu tun, die, wie möglicherweise bei down- und synmat, wie rohe Eier zu behandeln sind und deren Einsatzreichweite sich auf wenige Spezifika reduziert.

        Die Liegematte im Bild oben hingegen ist praktisch unkaputtbar. Wir sind damit sogar Baden gegangen und haben uns darin den Hang hinuntergerollt. Einmal wollten wir damit Schlittenfahren, aber da war die Reibung zu groß.

        Das bedeutet, für mich jedenfalls, eine ungeheure Selbstdisziplinierung, die ich mir auferlege durch den Kauf einer modernen Matte, denn jetzt muß ich, nicht ständig, aber kontinuierlich darauf aufpassen, dass sie mir nicht kaputtgeht.

        Man könnte das generalisieren: Moderne Ausrüstung bindet geistige Energie, sie kettet Aufmerksamkeit an sich und verlangt stete Betreuung, Pflege und Widmung. Freiheit schlägt um in Unfreiheit.

        Da gibt es Leichtgewichtsjacken, fantastische 100 Gramm!, aber da darf der Rucksack nicht mehr als 5 Kilo wiegen, weil sonst das Gewebe durchscheuert.

        Mal ehrlich, ist das Fortschritt?
        Wo sind wir denn da hingeschritten?

        Ich finde das durchaus faszinierend und ich bin ja vor einigen Tagen ins Lager der Ultra-Leichtgewichtsfetischisten gewechselt und habe begonnen, mein ganzes Zeugsl zu wiegen und zu überlegen, was man wo einsparen könnte und erwäge tatsächlich den Kauf einer neoair.

        Aber jede Nacht daran denken müssen, nur nicht heftig bewegen, sonst drückts dir einen Dorn rein und nicht rucken, sonst schlitzt dir ein Stein ... und bloß keinen Sex! Mein Gott! Sex auf einer neoair! Ist die dafür überhaupt freigegeben? Schade, dass in den Foren die interessantesten Aspekte nie diskutiert werden.

        Also mir würde das den Schlaf rauben.

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        • BlaesFevrier
          Dauerbesucher
          • 11.05.2007
          • 557

          • Meine Reisen

          #24
          AW: Technologischer Fortschritt in 30 Jahren

          Zitat von Thomasi Beitrag anzeigen

          Also mir würde das den Schlaf rauben.
          Ich habe das Gefühl, Thomasi, daß Du Dir viel zu viele Gedanken um Deine Ausrüstung machst.

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          • Berkanan
            Erfahren
            • 22.04.2009
            • 340
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: Technologischer Fortschritt in 30 Jahren

            Richtigen Fortschritt gibt es eigentlich nur im bereich des Fun Sport und Tourismus.
            Im Bereich Survival und Überleben in und mit der Natur kann man nicht viel besser machen als bisher. Die wahren Pioniere auf den Bergen und im Eis haben sich alle schnell auf das alte Wissen der Ureinwohner verlassen als Sie merkten, dass ihre tolle High-Tech (zu Ihrer Zeit) Ausrüstung versagt. Auch archäologische Funde und Aufzeichnungen beweisen uns das es kein Erdöl braucht um z.B. die Alpen zu überqueren.
            Eine der lächerlichsten Verkehrtheiten auf Erden ist die, dass die Menschen das, was ihnen zu wissen not täte, schon zu wissen meinen.

            Stendhal

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            • Thomasi
              Erfahren
              • 27.04.2009
              • 204
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: Technologischer Fortschritt in 30 Jahren

              Zitat: Ich habe das Gefühl, Thomasi, daß Du Dir viel zu viele Gedanken um Deine Ausrüstung machst.

              Stimmt! Aber ich mache hier einen Selbstversuch und berichte dann wissenschaftlich darüber!http://forum.outdoorseiten.net/image.../icon_wink.gif

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              • Ari
                Alter Hase
                • 29.08.2006
                • 2555
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                AW: Technologischer Fortschritt in 30 Jahren

                Nee Thomasi, man kann es eben nicht generalisieren. Die Matte die Du so schön "in Szene gesetzt" hast, kannst Du auch heute noch kaufen.
                Die Gleichung Tour=Schmerzen gilt heute aber nicht mehr zwingend und das ist für mich ein echter technologischer Fortschritt.
                Wenn ich morgens auf meiner TAR aufwache fühle ich mich fast so ausgeruht wie zu Hause (und das ohne die früher "gefürchteten" 3-4 Tage Eingewönungszeit) und bin gut gelaunt und fit, weil ich schön geschlafen habe.
                Zudem kann ich mit meiner Familie (4+Hund) in einen Zelt schlafen, was gerade mal knapp unter 4kg wiegt und in dem wir uns im Zweifelsfall trotzdem sicher fühlen. Wenn das kein Fortschritt ist.

                Zudem ist das was Du als spartanisch berschreibst für mein Verständnis Luxus pur.
                Leichtes Zelt ? Warmer Schlafsack ? Ich (und die meisten anderen im Osten ohne entsprechende Connections) zumindest hatten sowas nicht.
                Ich habe mir so oft den "Hintern abgefroren", dass ich bis heute dazu neige mir zu warme Schlafsäcke zu kaufen.
                Zuletzt geändert von Ari; 22.05.2009, 00:48.

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                • Snuffy

                  Alter Hase
                  • 15.07.2003
                  • 3708
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: Technologischer Fortschritt in 30 Jahren

                  Ach das hier kommt mir eher vor als wenn zwei Omas/Opas sich unterhalten und das natürlich stehts unter dem Motto: "Früher war alles besser".


                  Snuffy
                  Gibt Dir dat Leben eenen Knuff,
                  dann weene keene Träne.
                  Lach Dir'n Ast, und setz' Dir druff,
                  und baum'le mit die Beene.


                  Kommentar


                  • Shorty66
                    Alter Hase
                    • 04.03.2006
                    • 4883
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: Technologischer Fortschritt in 30 Jahren

                    Ich finde thomasis beschreibung klasse.
                    Nur das fazit gefällt mir nicht: Mal ehrlich, ists so schwer, vernünftig mit seiner ausrüstung umzugehen?
                    Für mich ist das vollkommen selbstverständlich und kostet mich kein bisschen "geistige kraft". Zumal ich sowieso meist eher z vorsichtig mit meinen sachen bin und ihnen zu wenig zutraue. Und wenn man dann mal im geröllfeld voller spitzer steine mit der downmat nächtigt und erstmal natürlich bedenken hat, dann ist der nächste morgen um so toller weil man weiß, dass man mit jeder anderen matte unglaublich unbequem geschlafen hätte - wenn überhaupt.
                    Und die downmat hält sowas aus.

                    Die probleme, die bei der downmat bestehen scheinen mir allesamt herstellungsbedingt zu sein (klebeprobleme). Wenn der kleber in ordnung ist ist das ding eine unglaublich robuste matte.


                    Ansonsten kommt mir snuffys einschätzung beängstigend richtig vor: Die armen alten herren, die mit dem fortschritt nicht mitkommen und sich wieder die einfachheit von früher wünschen weil ihnen dass thema anscheinend über den kopf wächst...
                    φ macht auch mist.
                    Now there's a look in your eyes, like black holes in the sky. Shine on!

                    Kommentar


                    • Snuffy

                      Alter Hase
                      • 15.07.2003
                      • 3708
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: Technologischer Fortschritt in 30 Jahren

                      Die vermeintliche 100Gramm Jacke geht auch nicht bei Rucksackgewichten von 30Kg durch abscheuern kaputt.

                      Deinen letzten Satz wollte ich so nicht schreiben, trifft es aber recht gut was ich gedacht habe. Zumal eh auf recht subjektiver Weise die Sache betrachtet wird.



                      Snuffy
                      Gibt Dir dat Leben eenen Knuff,
                      dann weene keene Träne.
                      Lach Dir'n Ast, und setz' Dir druff,
                      und baum'le mit die Beene.


                      Kommentar


                      • derjoe
                        Fuchs
                        • 09.05.2007
                        • 2290
                        • Privat

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                        #31
                        AW: Technologischer Fortschritt in 30 Jahren

                        Zitat von Thomasi Beitrag anzeigen
                        Trotzdem die Frage: Ist das Neue so viel besser als das Alte?

                        Grüße
                        Thomas
                        habe den Thread leider nicht von Anfang an verfolgen können weil ich weit weg vom Internet war... . Ich beneide dich um deine Ausrüstung!!! Meine Meinung: teurer und leichter ja, besser unterm Strich nein.

                        Ein Aspekt, der für mich aber viel wichtiger ist: je mehr High Tech, desto isolierter fühle ich mich gegenüber der Natur. Ich gehe raus, um die Zivilisation hinter mir zu lassen und dann will ich möglichst wenig modernen Kram dabeihaben. Ich will mich ja mit der Natur verschmelzen und mich nicht von ihr abheben. Je spartanischer, älter, billiger die Ausrüstung, desto mehr reizt sie mich (auch wenn ich das erst seit wenigen Jahren so sehe...).

                        Da suchen wir händeringend nach menschenleeren Gegenden und unberührter Natur und selber kleiden wir uns in Luxus und Moderne. Es mag ja jeder eine andere Motivation haben in die Natur zu gehen und man muß es ja auch jedem selbst überlassen, aber ich habe umso weniger Freude an der Tour, je mehr ich auf Globi & Co. zurückgreife. O.k., klar renne nicht nackerd und auch (noch) nicht in Fellen los, aber ich versuche auch, immer mehr zurückzuschrauben.

                        Zitat von Järven Beitrag anzeigen
                        Nein.
                        Ich übe mich gerade im "Rückwärtsgehen" und beneide dich um deine Lodenjacke.
                        Mein Rucksack, der Kocher...ist im übrigen auch von 1980...
                        Mit einer Lodenjacke und Poncho wirst Du im Dauerregen genau so nass wie in einer Hightech- Ultralight- Jacke.
                        Die Materialien sind leichter geworden, total überteuert, das wars aber auch schon.
                        gut formuliert. Ich selbst bin übrigens auch von 1980 .
                        Gruß, Joe

                        beware of these three: gold, glory and gloria

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