Erfahrung mit Kamineffekt

[Katsche]

Hi,

habe mich heute neu im Forum angemeldet. Bin passionierter Wanderpaddler im Seekajak und früher (als der Rücken noch besser war) viel in den Bergen mit Rucksack und Zelt gewandert. Habe bisher immer nur ein Zelt auf einmal gehabt: von 50 DM Kaufhauszelt, über 2P VauDe, Macpac Minaret, HB Nallo zu HB Namaj 2.

Jetzt liebäugele ich mit einem freistehenden Kuppelzelt mit zwei Apsiden und fände eins mit wirklich funktionierender Belüftung genial. Habe im meinem HB Namaj 2 massive Kondenswasserprobleme. Mache viele Touren mit dem Kajak und zelte gerne direkt am Wasser - vor allen Dingen in der kalten Jahreszeit. Wenn ein Lüftchen geht, bleibt auch mein Namaj trocken, aber oft ist das nicht der Fall.

Hat jemand Erfahrungen mit dem Kamineffekt von Zelten wie dem HB Staika oder dem FJ Abisko Dome 2 gemacht. Enes von beiden soll mein nächstes werden, wobei mir das Staika eigentlich zu teuer ist und ich das Plus an Stabilität eigentlich auch nicht mehr brauche.

Ein kleiner Nebensatz im Test von Treckingzelten im Outdoormagazin 2016 hatte mich auf diese beiden Zelten aufmerksam gemacht. Dort wird erwähnt, dass bei Windstille nur der Kamineffekt hilft. Kann das hier jemand bestätigen?

Ich freue mich auf Erfahrungsberichte mit Kamin-Zelten!

Grüße,
Katsche

[Torres]

AW: Erfahrung mit Kamineffekt

Bei Windstille hilft gar nichts. Schon gar nicht in Wassernähe und dann womöglich noch zu einer Jahreszeit, wo es neblich-feucht ist, die Luft gesättigt ist und größere Temperaturunterschiede entstehen.

Ich habe lange Zeit bei - 5 bis + 5 Grad an der Ostsee gezeltet und egal welches Zelt ich mithatte: Das war direkt nach dem Aufbau klitschnass. Such Dir das Zelt raus, was Dir gefällt. Zwei Eingänge sind praktisch. Aber gegen Kondens hilft das nicht.

Edit: Wenn Du ein Tarp über Dein Zelt spannst, kannst Du Kondens vermindern, die Feuchtigkeit hängt dann unter dem Tarp.

[AlfBerlin]

AW: Erfahrung mit Kamineffekt

Oh Schreck! Ich dachte schon, es geht um den Kamineffekt bei Hobo-Kochern. Dem musste ich abschwören.

Also zum Kamineffekt bei Zelten kann ich was sagen:

Ich besitze sowohl ein Hilleberg Staika (übrigens zu verkaufen) als auch ein Jack Wolfskin Yellowstone II Vent (2013).

Das Staika ist ein gutes freistehendes Zelt für Sturm und arktische Verhältnisse. Aber das Jack Wolfskin Yellowstone II Vent ist das bessere Universalzelt für mäßige Bedingungen. Das Staika würde ich eher für Fels, Sturm und Winter empfehlen.

Die Yellowstone Vent Belüftung ist genial: Ein Moskitonetz-Innenzelt mit per Reißverschluss zu öffnenden Stoffabdeckungen auf ALLEN Flächen. So kann die Belüftung fein reguliert werden. Außerdem hat das Außenzelt sowohl ein Lüfterdach als auch zwei niedrig liegende Seitenlüfter, die in meiner Version (2013) sogar schwarz sind und damit in der Sonne den Kamineffekt verstärken:





Das Staika ist gut belüftet, wenn beide Außenzelt-Türen offen sind und die Innenzelt-Türen auf Moskitonetz. Wenn das Außenzelt zu ist, ist das Staika nur noch ausreichend belüftet. Im Sommerhalbjahr würde ich eher das Yellowstone Vent oder ein ähnlich konstruiertes Zelt bevorzugen.

Kondenswasser habe ich bei meinen Hilleberg-Zelten (im Winter) schon gehabt. Auch das Innenzelt war schon feucht, aber nicht nass. Das Yellowstone ist bisher (im Sommer) trocken geblieben, auch bei Regen oder Nebel:



Aber wenn das Yellowstone-Außenzelt mal innen nass wird, kann man es einfacher trocknen, weil das Außenzelt getrennt abgebaut wird.

Zu viel sollte man von dem Kamineffekt (bei Zelten) nicht erwarten. Moskitonetzflächen, offene Türen und Wind bewirken mehr.

Wenn das Zeltdach mehr Wärme abstrahlt als es empfängt potenziert sich das Kondenswasser-Problem sogar bei guter Belüftung. Gegen Kondenswasser kann ein Tarp Wunder wirken, wie schon von Torres genannt. Oder das Blätterdach von Bäumen. Beides wirkt als Wärmestrahler und ist allemal besser als die Kälte des Weltraums bei klarem Himmel. Mich frierts schon, wenn ich daran denke.

[HAL 23562]

AW: Erfahrung mit Kamineffekt

Bei Deinen bevorzugten Zeltstandorten wirst Du fast immer mehr oder weniger große Probleme mit Kondens haben. Insbesondere wenn kein Wind geht. Ich habe in Mainnähe sogar unter einem Tarp erheblich Kondens gehabt. Nur ein Innenzelt hilft da ein wenig.
Was soll ein Kamineffekt bewirken? Da streicht vom Körper angewärmte Luft an der kühlen Innenseite des Außenzelts entlang und kondensiert dort schön.

HAL

[AlfBerlin]

AW: Erfahrung mit Kamineffekt

... Was soll ein Kamineffekt bewirken? Da streicht vom Körper angewärmte Luft an der kühlen Innenseite des Außenzelts entlang und kondensiert dort schön. ...

Da hast Du wohl Recht.

Es wird Zeit, dass wir ein Institut für Outdoor-Ausrüstungs-Wissenschaft gründen. Und die Kondens-Abteilung wird dort eine der wichtigsten. Das Kondens-Thema ist noch zu wenig verstanden und dazu gehört der Glaube, dass Belüftung immer dagegen hilft.

[GemeinsamDraussen]

AW: Erfahrung mit Kamineffekt

Das Institut würde vermutlich zuerst feststellen, dass es den Begriff "Kondens" so gar nicht gibt und er durch "Kondensat" oder vielleicht auch "Kondenswasser" o. ä. ersetzt werden müsste.

[Katsche]

AW: Erfahrung mit Kamineffekt

Hm,
also das mit dem Kamineffekt hat so noch keiner beobachtet. Herzlichen Dank jedenfalls für Eure Beiträge!

Ich war mit meinem 2P VauDee ebenfalls sehr oft an Seen zelten gewesen sowohl hier im Nordosten von Deutschland als auch in Schottland und hatte dort nie so große Probleme mit der Kondensation gehabt, als in dem HB Namaj 2.

Angesichts des hohen Wiederverkaufswert von HB-Zelten, werde ich mein Namaj veräußern und es einmal mit einem Fjällräven Abisko Dome 2 probieren. Die zwei Apsiden und die etwas größere Kopffreiheit im Innenzelt reizen mich auf jeden Fall. Ich werde dann mal einen Erfahrungsbericht hier ins Forum stellen, da ja scheinbar noch keiner das Abisko Dome zu besitzen scheint.

Ich habe mir die vorgeschlagenen Alternativzelte genau angeschaut, aber es hat bei keinem so richtig klick gemacht. Bei FR gefällt mir das Lüftungskonzept (auch wenn es vielleicht nicht so effektiv ist wie versprochen), die satte grüne Farbe (rot finde ich zwar für die Stimmung an grauen Wintertagen besser, aber hier in Deutschland sollte man sich beim Campen besser etwas bedeckt halten) und einige andere Kleinigkeiten, aber auch, dass sie jetzt schon auf die unseligen Imprägnierungsstoffe verzichten wollen, die sowieso bald verboten werden.