Hallo zusammen,
schon bei der Planung der letzten größeren Tour durch Island haben uns viele gute Ratschläge aus dem Forum sehr unterstützt. Damals noch eine Tour im (sehr frühen) Sommer, zieht es mich nun in veränderter Besetzung in den (späten) nordischen Winter.
Ziel ist eine etwa zehntägige Runde auf Backcountry-Ski durch die Hardangervidda mit Start in Finse und Ziel voraussichtlich in Geilo. Laut derzeitiger Planung sind wir in den zwei Aprilwochen vor Ostern dort.
Wir werden zu viert unterwegs sein. Der Erfahrungsschatz des Teams ist noch etwas inhomogen und reicht von ausgeprägter Alpinerfahrung, auch im Hochtourenbereich, über Trekking im Himalaya und skandinavische Sommertouren bis hin zu wenig nennenswerter Outdoor-Erfahrung. Konditionell sind wir alle fit und jeder weiß, worauf er sich einlässt.
Dies wird für uns die erste klassisch-nordeuropäische Wintertour sein und so verstehen wir das Unterfangen auch als Testlauf. Mir ist bewusst, dass die Vidda für eine Wintertour mit derartigen Voraussetzungen schon ein hoch gegriffenes Ziel ist; jeder von uns bringt aber irgendwie seinen ganz eigenen Erfahrungsschatz mit und so glaub ich, dass die Aufgabe lösbar ist.
Ich bin derzeit schon ganz heiß und habe daher einen mittleren Roman mit Fragen an die Wintertour-Erfahrenen unter euch.
Da ich hier Neuland betrete, durchdenke ich derzeit entsprechend akribisch unsere Ausrüstung und das damit verbundene „Sicherheitsnetz“. Das ist alles noch am Werden, aber ich hänge einfach mal den aktuellen Stand der Packliste, gefiltert nach der gemeinsamen Ausrüstung und meinem persönlichen Material, an.
Packliste, Stand: 2.2.2014: Hardangervidda BC-Ski_ODS.pdf
Es stellen sich noch ein paar Grundsatzfragen:
1) Wachs- oder Schuppenski
… wohl eher die Frage der persönlichen Philosophie. Den Fischer bekommt man hier in Deutschland einfacher und wahrscheinlich auch günstiger. Er wird während der Tour weniger Aufmerksamkeit benötigen, als ein Wachs-Ski. Dann wiederum ist der Asnes Amundsen sicherlich vielseitiger und flexibler. Prinzipiell reizt es mich trotzdem, etwas über das Thema Wachs zu lernen. Muss das aber schon auf der ersten Tour sein?
Mindestens Halbfelle werde ich sicher für beide Ski benötigen. Habt ihr Tipps?
2) Skistocklänge
Ich würd mir ungern einen neuen Stock kaufen. Die stapeln sich mittlerweile für jeden erdenklichen Anwendungszweck im Keller. Mein Black-Diamond Trail ist aber maximal 1,40m lang. Tendenziell finde ich die Länge knapp grenzwertig. In eurer Erfahrung: Reicht das gerad noch, oder muss was Längeres her? Ich bin 1,86 m groß und Erfahrungswerte im Netz schlagen dafür eher Stocklängen in Richtung 1,55 m vor. Dennoch kann ich mir hier in der Trockenübung auch 1,40 m als BC-Lägen-Kompromiss vorstellen.
3) Das große Schlafsack-Thema…
…behandle ich besser nochmal gesondert im Schlafsack-Thread. Da sind noch einige Gedanken unausgereift.
Das ganze VBL-Konzept ist jedoch ebenfalls neu für mich. Habt ihr einen guten Tipp für einen VBL-Sack mit ordentlichem Preis-Leistungsverhältnis? Was ist vom Western Mountaineering HotSack zu halten?
4) Brennstoff
Ich habe für vier Personen zunächst insgesamt 11 Liter Brennstoff angesetzt. Das ist erstmal etwas über den Daumen gepeilt und ergibt pro Person (4) pro Tag (10+2 Reserve) etwa 230 ml. Irgendwo habe ich die Empfehlung 250 ml aufgeschnappt, die damit noch unterschritten wäre. Ergibt sich mit vier Personen eine „Brennstoffsynergie“ beim Schneeschmelzen? Ist diese Rechnung ansatzweise plausibel, oder noch zu knapp kalkuliert?
Erfahrungswerte mit dem Brenner in diesen Temperaturen und beim Schneeschmelzen habe ich keine. Und die Reißbrett-Rechnerei mit Herstellerangaben ist mir in der Praxis von viel zu vielen Variablen durchsetzt, als dass ich einer solchen wirklich vertrauen würde.
Der Brennstoff muss reichen um mit meinem OmniFuel morgens, wie abends Schnee zu schmelzen und abends warmes Essen zuzubereiten. Oder kommt man damit hin, abends ausreichend Schnee zu schmelzen und dann die Flaschen und Thermoskannen schon für den kommenden Tag zu befüllen?
Die Entscheidung für oder gegen Tütenfraß ist noch nicht gefallen... bin mir also noch nicht hunterprozentig klar darüber, wie kochintensiv das Abendessen wird.
5) Die Route
Route als KML: Hardangervidda_2014-02-01_v01.kml
Die in einem ersten Gedankenspiel angedachte Route führt in einer großen Runde von Finse nach Geilo uns würde in 10 Tagen etwa 175 Kilometer abdecken. Im Schnitt noch gut unter 20 Tageskilometern zu bleiben, mit der Option im Gebiet rund um Litlos abzukürzen, scheint mir ganz plausibel. Immer in Halbtagesreichweite zu einer Hütte zu bleiben, bietet zugleich ein „Fangnetz“, das mir für die erste Wintertour in neuer Gruppenzusammensetzung wichtig ist. Ebenso sind die Straße 7 und ein paar kleine Pfade in akzeptabler Reichweite. Stellen wir fest, dass wir deutlich langsamer sind, verkürzt es unter Umständen die Tour, wenn wir ab Litlos bis Haukliefjeselter die klassische Nord-Süd-Route gehen. Und wo genau wir entlang der Route das Zelt aufschlagen ist ja nicht unbedingt von Hüttensiedlungen abhängig. Fragt sich nur, ob die 175 Kilometer mit all ihren Steigungen und Gefällen in zehn Tagen auf BC-Ski realistisch zu schaffen sind?
Gibt es besonders sehenswerte Ecken in der Region, die ihr empfehlen könnt? Eine Besteigung/Überquerung des Berakupen bietet vermutlich einen tollen Blick über die Kante der Vidda in den Eidfjorden; man kann bei Zeitknappheit oder Konditionsschwäche aber sicher auch gut darum herum gehen. Ist der Valursfossen am Fjordabfall einen Besuch wert? Eine Routenführung am „Backenzahn“ Hårteigen vorbei hat mich auch sehr gereizt, gerade um in den etwas zerklüfteteren Westen der Hardangervidda vorzudringen. Im Winter ist eine Besteigung zwar reizvoll, aber wohl eher unrealistisch, oder?
Die meiste Zeit – aber nicht ausschließlich – orientiert sich die jetzt vorgesehene Route an den Winter-Kvister-Routen aus den aktuellen 1:100.000 Nordeca-Turkarten; das letzte Stück ab Tuva ist eine lange Loipenabfahrt. Wie lange braucht man in eurer Erfahrung nur für diese Abfahrt?
Für diese gesamte Route habe ich zehn Marschtage vorgesehen. Um Abwetter- oder Reservetage zu berücksichtigen sind Verpflegung und Reisetermine für zwölf Tage gerechnet.
Habt ihr noch besondere Tipps und Empfehlungen für GPS-Karten, bzw. Wegpunkte?
Und wir funktioniert die (Notfall-)Nutzung der Hütten? Gibt es (so wie in manch isländischer Hütte am Laugavegur) Schutzräume in den Hütten, die von jeglichen Schlüsseln unabhängig sind? Wenn man den Schlüssel für DNT Hütten mitnehmen möchte, ist dann eine Mitgliedschaft notwendig, oder existieren da Verbrüderungen der Verbände z.B. mit dem Deutschen Alpenverein oder dem Jugendherbergswerk?
Sorry, dass ich euch hier derartig überfalle. Ich habe aber den Eindruck, dass ein paar Winterexperten hier ein großes Erfahrungswissen haben. Ich würde mich über eure Meinungen zum Stand unserer Planungen ganz besonders freuen!
Besten Gruß aus Aachen
Sven
schon bei der Planung der letzten größeren Tour durch Island haben uns viele gute Ratschläge aus dem Forum sehr unterstützt. Damals noch eine Tour im (sehr frühen) Sommer, zieht es mich nun in veränderter Besetzung in den (späten) nordischen Winter.
Ziel ist eine etwa zehntägige Runde auf Backcountry-Ski durch die Hardangervidda mit Start in Finse und Ziel voraussichtlich in Geilo. Laut derzeitiger Planung sind wir in den zwei Aprilwochen vor Ostern dort.
Wir werden zu viert unterwegs sein. Der Erfahrungsschatz des Teams ist noch etwas inhomogen und reicht von ausgeprägter Alpinerfahrung, auch im Hochtourenbereich, über Trekking im Himalaya und skandinavische Sommertouren bis hin zu wenig nennenswerter Outdoor-Erfahrung. Konditionell sind wir alle fit und jeder weiß, worauf er sich einlässt.
Dies wird für uns die erste klassisch-nordeuropäische Wintertour sein und so verstehen wir das Unterfangen auch als Testlauf. Mir ist bewusst, dass die Vidda für eine Wintertour mit derartigen Voraussetzungen schon ein hoch gegriffenes Ziel ist; jeder von uns bringt aber irgendwie seinen ganz eigenen Erfahrungsschatz mit und so glaub ich, dass die Aufgabe lösbar ist.
Ich bin derzeit schon ganz heiß und habe daher einen mittleren Roman mit Fragen an die Wintertour-Erfahrenen unter euch.
Da ich hier Neuland betrete, durchdenke ich derzeit entsprechend akribisch unsere Ausrüstung und das damit verbundene „Sicherheitsnetz“. Das ist alles noch am Werden, aber ich hänge einfach mal den aktuellen Stand der Packliste, gefiltert nach der gemeinsamen Ausrüstung und meinem persönlichen Material, an.
Packliste, Stand: 2.2.2014: Hardangervidda BC-Ski_ODS.pdf
Es stellen sich noch ein paar Grundsatzfragen:
1) Wachs- oder Schuppenski
… wohl eher die Frage der persönlichen Philosophie. Den Fischer bekommt man hier in Deutschland einfacher und wahrscheinlich auch günstiger. Er wird während der Tour weniger Aufmerksamkeit benötigen, als ein Wachs-Ski. Dann wiederum ist der Asnes Amundsen sicherlich vielseitiger und flexibler. Prinzipiell reizt es mich trotzdem, etwas über das Thema Wachs zu lernen. Muss das aber schon auf der ersten Tour sein?
Mindestens Halbfelle werde ich sicher für beide Ski benötigen. Habt ihr Tipps?
2) Skistocklänge
Ich würd mir ungern einen neuen Stock kaufen. Die stapeln sich mittlerweile für jeden erdenklichen Anwendungszweck im Keller. Mein Black-Diamond Trail ist aber maximal 1,40m lang. Tendenziell finde ich die Länge knapp grenzwertig. In eurer Erfahrung: Reicht das gerad noch, oder muss was Längeres her? Ich bin 1,86 m groß und Erfahrungswerte im Netz schlagen dafür eher Stocklängen in Richtung 1,55 m vor. Dennoch kann ich mir hier in der Trockenübung auch 1,40 m als BC-Lägen-Kompromiss vorstellen.
3) Das große Schlafsack-Thema…
…behandle ich besser nochmal gesondert im Schlafsack-Thread. Da sind noch einige Gedanken unausgereift.
Das ganze VBL-Konzept ist jedoch ebenfalls neu für mich. Habt ihr einen guten Tipp für einen VBL-Sack mit ordentlichem Preis-Leistungsverhältnis? Was ist vom Western Mountaineering HotSack zu halten?
4) Brennstoff
Ich habe für vier Personen zunächst insgesamt 11 Liter Brennstoff angesetzt. Das ist erstmal etwas über den Daumen gepeilt und ergibt pro Person (4) pro Tag (10+2 Reserve) etwa 230 ml. Irgendwo habe ich die Empfehlung 250 ml aufgeschnappt, die damit noch unterschritten wäre. Ergibt sich mit vier Personen eine „Brennstoffsynergie“ beim Schneeschmelzen? Ist diese Rechnung ansatzweise plausibel, oder noch zu knapp kalkuliert?
Erfahrungswerte mit dem Brenner in diesen Temperaturen und beim Schneeschmelzen habe ich keine. Und die Reißbrett-Rechnerei mit Herstellerangaben ist mir in der Praxis von viel zu vielen Variablen durchsetzt, als dass ich einer solchen wirklich vertrauen würde.
Der Brennstoff muss reichen um mit meinem OmniFuel morgens, wie abends Schnee zu schmelzen und abends warmes Essen zuzubereiten. Oder kommt man damit hin, abends ausreichend Schnee zu schmelzen und dann die Flaschen und Thermoskannen schon für den kommenden Tag zu befüllen?
Die Entscheidung für oder gegen Tütenfraß ist noch nicht gefallen... bin mir also noch nicht hunterprozentig klar darüber, wie kochintensiv das Abendessen wird.
5) Die Route
Route als KML: Hardangervidda_2014-02-01_v01.kml
Die in einem ersten Gedankenspiel angedachte Route führt in einer großen Runde von Finse nach Geilo uns würde in 10 Tagen etwa 175 Kilometer abdecken. Im Schnitt noch gut unter 20 Tageskilometern zu bleiben, mit der Option im Gebiet rund um Litlos abzukürzen, scheint mir ganz plausibel. Immer in Halbtagesreichweite zu einer Hütte zu bleiben, bietet zugleich ein „Fangnetz“, das mir für die erste Wintertour in neuer Gruppenzusammensetzung wichtig ist. Ebenso sind die Straße 7 und ein paar kleine Pfade in akzeptabler Reichweite. Stellen wir fest, dass wir deutlich langsamer sind, verkürzt es unter Umständen die Tour, wenn wir ab Litlos bis Haukliefjeselter die klassische Nord-Süd-Route gehen. Und wo genau wir entlang der Route das Zelt aufschlagen ist ja nicht unbedingt von Hüttensiedlungen abhängig. Fragt sich nur, ob die 175 Kilometer mit all ihren Steigungen und Gefällen in zehn Tagen auf BC-Ski realistisch zu schaffen sind?
Gibt es besonders sehenswerte Ecken in der Region, die ihr empfehlen könnt? Eine Besteigung/Überquerung des Berakupen bietet vermutlich einen tollen Blick über die Kante der Vidda in den Eidfjorden; man kann bei Zeitknappheit oder Konditionsschwäche aber sicher auch gut darum herum gehen. Ist der Valursfossen am Fjordabfall einen Besuch wert? Eine Routenführung am „Backenzahn“ Hårteigen vorbei hat mich auch sehr gereizt, gerade um in den etwas zerklüfteteren Westen der Hardangervidda vorzudringen. Im Winter ist eine Besteigung zwar reizvoll, aber wohl eher unrealistisch, oder?
Die meiste Zeit – aber nicht ausschließlich – orientiert sich die jetzt vorgesehene Route an den Winter-Kvister-Routen aus den aktuellen 1:100.000 Nordeca-Turkarten; das letzte Stück ab Tuva ist eine lange Loipenabfahrt. Wie lange braucht man in eurer Erfahrung nur für diese Abfahrt?
Für diese gesamte Route habe ich zehn Marschtage vorgesehen. Um Abwetter- oder Reservetage zu berücksichtigen sind Verpflegung und Reisetermine für zwölf Tage gerechnet.
Habt ihr noch besondere Tipps und Empfehlungen für GPS-Karten, bzw. Wegpunkte?
Und wir funktioniert die (Notfall-)Nutzung der Hütten? Gibt es (so wie in manch isländischer Hütte am Laugavegur) Schutzräume in den Hütten, die von jeglichen Schlüsseln unabhängig sind? Wenn man den Schlüssel für DNT Hütten mitnehmen möchte, ist dann eine Mitgliedschaft notwendig, oder existieren da Verbrüderungen der Verbände z.B. mit dem Deutschen Alpenverein oder dem Jugendherbergswerk?
Sorry, dass ich euch hier derartig überfalle. Ich habe aber den Eindruck, dass ein paar Winterexperten hier ein großes Erfahrungswissen haben. Ich würde mich über eure Meinungen zum Stand unserer Planungen ganz besonders freuen!
Besten Gruß aus Aachen
Sven
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