Jetzt wird es tiefschürfend philosophisch und recht nerdig. Um was geht es?
Zurecht wird die starre 5-kg-BW-Grenze als Definition von UL kritisiert. Ob der Zweimetermann im Winter wandert oder eine zierliche Frau einen Overnighter vor der Haustür durchführt, spielt da keine Rolle.
Schließlich ist UL nicht nur ein isolierter Parameter, nicht nur ein Gearsystem, sondern ein "Stil", neudeutsch "Style". So wie es bei den Kletterern und Höhenbergsteigern den klassischen "Expeditionsstil" gibt, den "Sportkletterstil" oder eben "Alpinstil", so sind wir im "Ultralightstil" unterwegs.
Da spielt neben dem Ausrüstungssystem ja die ganze Tourenphilospophie, die Tourenstrategie, die gelebte Ausführung eine große Rolle. Wenn ich etwa meine UL-Ausrüstung in den Rucksack stopfe, dann aber Essen für 14 Tage und Wasser für zwei Tage mitschleppen muss, dann ist das nicht mehr "UL-Style", dann brauche ich einen 80-Liter-Rucksack und festere Schuhe, gehe ganz anders an die Tour heran.
Zunächst die Betrachtung für UL-Trekking im engeren Sinne. Ta-Taa! Die "Dynamische Light-Formel"!
1. Schritt: Berechnen des individuellen BW anhand des Körpergewichtes
That's it, folks! Das habe ich mir während zahlloser Keramiksitzungen ausgedacht, ich habe nunmal eine träge Verdauung. Das finde ich, kommt gut hin und berücksichtigt die Konfektionsgröße und andere Faktoren, die mit der Körpergeometrie zusammenhängen.
Besser wäre, statt eines linearen Zusammenhangs, eine logistische Funktion gewesen, aber da hört es dann auf bei mir.
Leider konnte ich kein Durchschnittsgewicht aktiver Sportler finden. Das weltweite Durchschnittsgewicht beträgt gerade mal 62 kg, der Durchschnitts-Nordamerikaner kommt auf 80,7 kg und der Durchschnittsdeutsche ist dicht dahinter mit 80,2 kg. Wobei der deutsche Durschnittsmann 88,7 kg wiegt und die Durchschnittsfrau 71,7 kg mit sich herumträgt.
Ich habe mal den Durchschnitts-Sportler mit 75 kg angesetzt, da erhält man ein BW von 5,25 kg.
Bei 80 kg haben wir dann 5,6 kg BW, bei 85 kg sind es 5,95 kg. Wer 70 kg auf die Waage bringt, kann sich an einem BW von 4,9 kg orientieren, passt aber vermutlich in die M bis schlanke L. Mit 65 kg sind wir bei 4,55 kg. Man sieht, dass die Linearität Mist ist, aber es soll einfach zu rechnen sein.
2. Schritt: Kontrollrechnung maximales, reales Abmarschgewicht des Rucksacks.
Hier wird das BW einfach verdoppelt. Wer mehr buckelt, ist dann irgendwie ein wenig aus dem "UL-Style" raus, muss dann etwas Innengestellrucksäcke nutzen, schwerere Schuhe usw.
Das mag jetzt simpel klingen, ist es auch, aber hier geht es ja um den Selbsttest, ob man die Etappen, Resupply und dergleichen gemäß der UL-Prinzipien geplant hat oder schon in Richtung Expedition tendiert.
Wichtige Hinweise!
Der obigen Ermittlung von BW und Gesamtgewicht liegen natürlich diverse Annahmen zugrunde. Das heißt, nicht jeder, der drüber liegt, ist automatisch aus UL raus.
Die Randbedingungen sind:
Hier gibt es keine sinnvolle Formel, hier kann man nur "inspiriert" durch UL individuell für sich planen und wiegen. Zu unterschiedlich sind die Anforderungen der verschiedenen Fortbewegungsarten, etwa Mountainbiken oder alpine Hochtouren. Wie definiert sich ein "UL"-Mountainbike? Einfach nur das Leichteste nehmen, was man kaufen kann - und dann die Abfahrt hinunterschieben, weil man Angst um die Leichtbau-Carbonfelgen hat?
Wie weit über der Baumgrenze kann man mit Tarps hantieren, müssen Steigeisen in jedem Fall aus festem Stahl sein oder geht auch Alu? Reichen Microspikes?
Hier könnte man so herangehen:
Tatsächlich reicht der UL-Gedanke schon weit in andere Sportarten außer dem reinen Trekking hinein, da findet sich so einiges. Ich selber war UL-mäßig schon folgendermaßen unterwegs:
Zurecht wird die starre 5-kg-BW-Grenze als Definition von UL kritisiert. Ob der Zweimetermann im Winter wandert oder eine zierliche Frau einen Overnighter vor der Haustür durchführt, spielt da keine Rolle.
BW = Baseweight. Alles im Rucksack außer Verbrauchsmaterialien, wie Wasser, Essen, Brennstoff. Da kann man leicht bescheissen, indem man sich die Hosentaschen vollstopft, deshalb gibt es noch das "SOW" - Skin Out Weight, also wenn man gedanklich nackig dasteht und alles auf die Waage legt.
"One-size-fits all" ist eben nicht immer ausreichend, und deshalb habe ich eine Art Daumenregel entwickelt, wie man für sich persönlich BW und Rucksackgesamtgewicht verhältnismäßig gut abschätzen kann. Das soll kein neues Dogma sein, nur eine Orientierungshilfe.Schließlich ist UL nicht nur ein isolierter Parameter, nicht nur ein Gearsystem, sondern ein "Stil", neudeutsch "Style". So wie es bei den Kletterern und Höhenbergsteigern den klassischen "Expeditionsstil" gibt, den "Sportkletterstil" oder eben "Alpinstil", so sind wir im "Ultralightstil" unterwegs.
Da spielt neben dem Ausrüstungssystem ja die ganze Tourenphilospophie, die Tourenstrategie, die gelebte Ausführung eine große Rolle. Wenn ich etwa meine UL-Ausrüstung in den Rucksack stopfe, dann aber Essen für 14 Tage und Wasser für zwei Tage mitschleppen muss, dann ist das nicht mehr "UL-Style", dann brauche ich einen 80-Liter-Rucksack und festere Schuhe, gehe ganz anders an die Tour heran.
Zunächst die Betrachtung für UL-Trekking im engeren Sinne. Ta-Taa! Die "Dynamische Light-Formel"!
1. Schritt: Berechnen des individuellen BW anhand des Körpergewichtes
BW_individuell = Körpergewicht (kg) * 7%
Besser wäre, statt eines linearen Zusammenhangs, eine logistische Funktion gewesen, aber da hört es dann auf bei mir.
Leider konnte ich kein Durchschnittsgewicht aktiver Sportler finden. Das weltweite Durchschnittsgewicht beträgt gerade mal 62 kg, der Durchschnitts-Nordamerikaner kommt auf 80,7 kg und der Durchschnittsdeutsche ist dicht dahinter mit 80,2 kg. Wobei der deutsche Durschnittsmann 88,7 kg wiegt und die Durchschnittsfrau 71,7 kg mit sich herumträgt.
Ich habe mal den Durchschnitts-Sportler mit 75 kg angesetzt, da erhält man ein BW von 5,25 kg.
Bei 80 kg haben wir dann 5,6 kg BW, bei 85 kg sind es 5,95 kg. Wer 70 kg auf die Waage bringt, kann sich an einem BW von 4,9 kg orientieren, passt aber vermutlich in die M bis schlanke L. Mit 65 kg sind wir bei 4,55 kg. Man sieht, dass die Linearität Mist ist, aber es soll einfach zu rechnen sein.
2. Schritt: Kontrollrechnung maximales, reales Abmarschgewicht des Rucksacks.
Hier wird das BW einfach verdoppelt. Wer mehr buckelt, ist dann irgendwie ein wenig aus dem "UL-Style" raus, muss dann etwas Innengestellrucksäcke nutzen, schwerere Schuhe usw.
Das mag jetzt simpel klingen, ist es auch, aber hier geht es ja um den Selbsttest, ob man die Etappen, Resupply und dergleichen gemäß der UL-Prinzipien geplant hat oder schon in Richtung Expedition tendiert.
Wichtige Hinweise!
Der obigen Ermittlung von BW und Gesamtgewicht liegen natürlich diverse Annahmen zugrunde. Das heißt, nicht jeder, der drüber liegt, ist automatisch aus UL raus.
Die Randbedingungen sind:
- Wandergegend mit mildem Klima in der warmen bzw. milden Jahreszeit. Bei geschickter Routenwahl kann man sicher mit Trailrunnern oder gar Minimalsandalen die Alpen überqueren, während es Ostern im Erzgebirge, was ja "nur" Mittelgebirge ist, schon mal richtig ungemütlich werden kann, mit Schneeschauern und Altschneefeldern.
- passende Wanderinfrastruktur: passable Wege, Rasthütten, Gasthäuser, ÖV-Angebote, Läden. Das minimiert das Risiko, so das man weniger für den Katastrophenfall mitschleppen muss. Nahrungsmittel können unterwegs nachgekauft werden, usw.
- Schwerpunkt Wandern auf leichten Wegen. Erklärt sich ja von selber. Also alles, was ohne weiter Ausrüstung begehbar ist.
Hier gibt es keine sinnvolle Formel, hier kann man nur "inspiriert" durch UL individuell für sich planen und wiegen. Zu unterschiedlich sind die Anforderungen der verschiedenen Fortbewegungsarten, etwa Mountainbiken oder alpine Hochtouren. Wie definiert sich ein "UL"-Mountainbike? Einfach nur das Leichteste nehmen, was man kaufen kann - und dann die Abfahrt hinunterschieben, weil man Angst um die Leichtbau-Carbonfelgen hat?
Wie weit über der Baumgrenze kann man mit Tarps hantieren, müssen Steigeisen in jedem Fall aus festem Stahl sein oder geht auch Alu? Reichen Microspikes?
Hier könnte man so herangehen:
- zunächst die Ausrüstung (gedanklich) wie immer zusammenstellen
- dann Ausrüstungsteile austauschen, die stabiler sein müssen, mit dem (sinnvoll) leichtesten Pendant, was man für den jeweiligen Zweck finden kann
- obenauf packt man dann die zusätzliche Ausrüstung, wie Pickel, usw., wobei das natürlich hoch individuell ist
Tatsächlich reicht der UL-Gedanke schon weit in andere Sportarten außer dem reinen Trekking hinein, da findet sich so einiges. Ich selber war UL-mäßig schon folgendermaßen unterwegs:
- Longboard-ON
- Inline-Skate-ON
- Bikepacking mit dem MTB
- Paddelboot-ON
- Ski-LL-ON bei strengem Frost
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