Die individuelle BW-Berechnung: die "Dynamische Light-Formel"

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  • veloziped
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    • 19.11.2012
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    [UL] Die individuelle BW-Berechnung: die "Dynamische Light-Formel"

    Jetzt wird es tiefschürfend philosophisch und recht nerdig. Um was geht es?

    Zurecht wird die starre 5-kg-BW-Grenze als Definition von UL kritisiert. Ob der Zweimetermann im Winter wandert oder eine zierliche Frau einen Overnighter vor der Haustür durchführt, spielt da keine Rolle.
    BW = Baseweight. Alles im Rucksack außer Verbrauchsmaterialien, wie Wasser, Essen, Brennstoff. Da kann man leicht bescheissen, indem man sich die Hosentaschen vollstopft, deshalb gibt es noch das "SOW" - Skin Out Weight, also wenn man gedanklich nackig dasteht und alles auf die Waage legt.
    "One-size-fits all" ist eben nicht immer ausreichend, und deshalb habe ich eine Art Daumenregel entwickelt, wie man für sich persönlich BW und Rucksackgesamtgewicht verhältnismäßig gut abschätzen kann. Das soll kein neues Dogma sein, nur eine Orientierungshilfe.
    Schließlich ist UL nicht nur ein isolierter Parameter, nicht nur ein Gearsystem, sondern ein "Stil", neudeutsch "Style". So wie es bei den Kletterern und Höhenbergsteigern den klassischen "Expeditionsstil" gibt, den "Sportkletterstil" oder eben "Alpinstil", so sind wir im "Ultralightstil" unterwegs.
    Da spielt neben dem Ausrüstungssystem ja die ganze Tourenphilospophie, die Tourenstrategie, die gelebte Ausführung eine große Rolle. Wenn ich etwa meine UL-Ausrüstung in den Rucksack stopfe, dann aber Essen für 14 Tage und Wasser für zwei Tage mitschleppen muss, dann ist das nicht mehr "UL-Style", dann brauche ich einen 80-Liter-Rucksack und festere Schuhe, gehe ganz anders an die Tour heran.
    Zunächst die Betrachtung für UL-Trekking im engeren Sinne. Ta-Taa! Die "Dynamische Light-Formel"!

    1. Schritt: Berechnen des individuellen BW anhand des Körpergewichtes

    BW_individuell = Körpergewicht (kg) * 7%
    That's it, folks! Das habe ich mir während zahlloser Keramiksitzungen ausgedacht, ich habe nunmal eine träge Verdauung. Das finde ich, kommt gut hin und berücksichtigt die Konfektionsgröße und andere Faktoren, die mit der Körpergeometrie zusammenhängen.

    Besser wäre, statt eines linearen Zusammenhangs, eine logistische Funktion gewesen, aber da hört es dann auf bei mir.

    Leider konnte ich kein Durchschnittsgewicht aktiver Sportler finden. Das weltweite Durchschnittsgewicht beträgt gerade mal 62 kg, der Durchschnitts-Nordamerikaner kommt auf 80,7 kg und der Durchschnittsdeutsche ist dicht dahinter mit 80,2 kg. Wobei der deutsche Durschnittsmann 88,7 kg wiegt und die Durchschnittsfrau 71,7 kg mit sich herumträgt.

    Ich habe mal den Durchschnitts-Sportler mit 75 kg angesetzt, da erhält man ein BW von 5,25 kg.
    Bei 80 kg haben wir dann 5,6 kg BW, bei 85 kg sind es 5,95 kg. Wer 70 kg auf die Waage bringt, kann sich an einem BW von 4,9 kg orientieren, passt aber vermutlich in die M bis schlanke L. Mit 65 kg sind wir bei 4,55 kg. Man sieht, dass die Linearität Mist ist, aber es soll einfach zu rechnen sein.

    2. Schritt: Kontrollrechnung maximales, reales Abmarschgewicht des Rucksacks.

    Hier wird das BW einfach verdoppelt. Wer mehr buckelt, ist dann irgendwie ein wenig aus dem "UL-Style" raus, muss dann etwas Innengestellrucksäcke nutzen, schwerere Schuhe usw.

    Das mag jetzt simpel klingen, ist es auch, aber hier geht es ja um den Selbsttest, ob man die Etappen, Resupply und dergleichen gemäß der UL-Prinzipien geplant hat oder schon in Richtung Expedition tendiert.

    Wichtige Hinweise!

    Der obigen Ermittlung von BW und Gesamtgewicht liegen natürlich diverse Annahmen zugrunde. Das heißt, nicht jeder, der drüber liegt, ist automatisch aus UL raus.

    Die Randbedingungen sind:
    • Wandergegend mit mildem Klima in der warmen bzw. milden Jahreszeit. Bei geschickter Routenwahl kann man sicher mit Trailrunnern oder gar Minimalsandalen die Alpen überqueren, während es Ostern im Erzgebirge, was ja "nur" Mittelgebirge ist, schon mal richtig ungemütlich werden kann, mit Schneeschauern und Altschneefeldern.
    • passende Wanderinfrastruktur: passable Wege, Rasthütten, Gasthäuser, ÖV-Angebote, Läden. Das minimiert das Risiko, so das man weniger für den Katastrophenfall mitschleppen muss. Nahrungsmittel können unterwegs nachgekauft werden, usw.
    • Schwerpunkt Wandern auf leichten Wegen. Erklärt sich ja von selber. Also alles, was ohne weiter Ausrüstung begehbar ist.
    Wie bewertet man nun alles, was in die obigen Randbedingungen nicht hineinpasst?

    Hier gibt es keine sinnvolle Formel, hier kann man nur "inspiriert" durch UL individuell für sich planen und wiegen. Zu unterschiedlich sind die Anforderungen der verschiedenen Fortbewegungsarten, etwa Mountainbiken oder alpine Hochtouren. Wie definiert sich ein "UL"-Mountainbike? Einfach nur das Leichteste nehmen, was man kaufen kann - und dann die Abfahrt hinunterschieben, weil man Angst um die Leichtbau-Carbonfelgen hat?
    Wie weit über der Baumgrenze kann man mit Tarps hantieren, müssen Steigeisen in jedem Fall aus festem Stahl sein oder geht auch Alu? Reichen Microspikes?

    Hier könnte man so herangehen:
    • zunächst die Ausrüstung (gedanklich) wie immer zusammenstellen
    • dann Ausrüstungsteile austauschen, die stabiler sein müssen, mit dem (sinnvoll) leichtesten Pendant, was man für den jeweiligen Zweck finden kann
    • obenauf packt man dann die zusätzliche Ausrüstung, wie Pickel, usw., wobei das natürlich hoch individuell ist
    Insofern geht da nur das "Best-Practice-Prinzip", Gearlistenvergleiche rein auf Gewichtsbasis sind da sinnlos.

    Tatsächlich reicht der UL-Gedanke schon weit in andere Sportarten außer dem reinen Trekking hinein, da findet sich so einiges. Ich selber war UL-mäßig schon folgendermaßen unterwegs:
    • Longboard-ON
    • Inline-Skate-ON
    • Bikepacking mit dem MTB
    • Paddelboot-ON
    • Ski-LL-ON bei strengem Frost
    Soweit meine Gedanken. Die habe ich bewusst in den ODS geäußert, da hier etwas entspannter diskutiert wird. Mir ist klar, das man UL schon mit einer gewissen Konsequenz betreiben muss, sonst schleppt man wieder einen Haufen Zeug durch die Kante, und ärgert sich. Aber ich will ja die alten Zwänge und Dogmen der etablierten Outdoorindustrie nicht durch neue ersetzen, sondern flexibel bleiben.
    Zuletzt geändert von veloziped; 30.09.2022, 20:57.
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  • TanteElfriede
    Moderator
    Lebt im Forum
    • 15.11.2010
    • 6479
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    • Meine Reisen

    #2
    ..ich bin ganz froh, dass ich mich nicht zu UL zähle. Das wäre mir zuviel Gedanken im Vorfeld. Aber meine Verdauung ist wohl zu fix. Trotzdem logisch aufgebaut und durchaus nachvollziehbar.

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    • TilmannG
      Fuchs
      • 29.10.2013
      • 1334
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      • Meine Reisen

      #3
      Zitat von veloziped Beitrag anzeigen
      .... sonst schleppt man wieder einen Haufen Zeug durch die Kante, und ärgert sich....
      Das scheint mir das Grundproblem der UL-Fanatiker. Zum einen ärgern sie sich ständig und das an den schönsten der Plätzen der Welt. Zum anderen propagieren sie eine Transportform, die noch aus den Urzeiten der Menschwerdung stammt: das Schleppen von notwendigen Gegenständen tut weder diesen noch den vorgespannten Besitzern gut. Deshalb wurde der aufrechte Gang und das Tragen erfunden.
      Ich erfreue mich jedenfalls bis heute daran mein Zeug zu packen und loszuziehen. Und habe daran auch dann großen Spass, wenn ich nicht mal weiss, wieviel der Rucksack Gramm genau auf die Waage bringt. Und statt mit mathematisch-phlisophischen Formeln beschäftige ich mich im Vorfeld mit den Routen.
      Aber jeder wie er mag...
      Schöne Grüße von Tilmann
      http://www.foto-tilmann-graner.de/

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      • derray

        Vorstand
        Lebt im Forum
        • 16.09.2010
        • 5386
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        Da Ultraleicht Trekking ja nicht durch oder für seine Ausrüstung entstanden ist, sondern durch die Bedingungen bestimmter Touren.
        Als Beispiel musste Ray Jardin auf dem PCT damals noch 36 Meilen vom Start bis zur ersten Wasserstelle zurück legen. Um das zu schaffen, ohne Quälerei, mit einem gewissen Komfort beim Wandern musste die mitgebrachte Ausrüstung entsprechend leicht sein.
        Wenn man jetzt bei UL mit dem Gewicht der Ausrüstung startet fängt man aus meiner Sicht am falschen Ende an. Klar steckt im Namen mit "ultraLEICHT" schon ein gewisser Bezug zum Gewicht. Aber der Hauptpunkt ist für mich eigentlich das "Trekking", also die Tour und die Herangehensweise.
        Muss ich oder will ich längere Strecken zurücklegen und liegt mein Fokus auf dem Komfort beim Wandern, reduziere ich dafür mein Gewicht nach allen Möglichkeiten ist das Ultraleicht Trekking.
        Gleiches gilt, wenn ich das Gewicht drastisch reduziere, um mehr Essen für längere Abschnitte ohne Resupply mitzunehmen, weil ich die Tour sonst nicht schaffen würde.
        Das Gewicht möglichst weit zu reduzieren ist also immer nur die Konsequenz, aber nie das Ziel selber. Daher finde ich jede Gewichtsgrenze, ob dynamisch oder starr eigentlich den falschen Ansatz.

        mfg
        der Ray

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        • wilbert
          Alter Hase
          • 23.06.2011
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          #5
          Super!
          Vielen Dank für diese Faust-Formel.
          Bei mir hat sich das mit der Zeit ganz natürlich zu dem Idealgewicht entwickelt.
          Schön, dass man sich die Benchmark damit nun einfacher errechnen kann.

          Besonderes für Kinder und andere Leichtgewichtige, kann man damit gut das Packgewicht einschätzen.

          VG. -Wilbert-
          www.wilbert-weigend.de

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          • Harakiri
            Gerne im Forum
            • 23.02.2020
            • 77
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            Zurecht wird die starre 5-kg-BW-Grenze als Definition von UL kritisiert
            Ja, allerdings halte ich deine anfangs genannte Herangehensweise, mit dieser Kritik umzugehen, für nicht tiefschürfend genug. Das Problem an dieser "5kg BW-Grenze" ist meiner Ansicht nach nicht die 5kg, sondern die Grenze an sich. Eine Gewichtsgrenze sagt fast nichts über die Qualität der Ausrüstung aus, dabei geht es darum eigentlich beim Ultraleicht Trekking. Ultraleicht kann man finde ich viel besser anders definieren. Zum Beispiel im Sinne von "die leichteste Ausrüstung, die noch ausreichend Sicherheit bietet, ist ultraleicht".

            Nur mal als blödes Beispiel: Wenn man 5kg (oder was auch immer nach irgendeiner Formel herauskommen würde) auf einer Wochenendtour im Hochsommer auf dem Heidschnuckenweg dabei hat, ist man vom ultraleichten Gedanken doch recht weit entfernt, weil man auch ohne großen Geldeinsatz mit der Hälfte des Gewichts sicher unterwegs sein kann.

            Diese sogenannte Grenze dynamisch auszulegen behebt nur ein paar Symptome des Problems. Im Endeffekt führen solche Gedanken in eine Sackgasse. Du sagst es eigentlich schon in der zweiten Hälfte deines Beitrags mehr oder weniger.

            Wenn man beim Ausrüstungskauf ein bisschen auf das Gewicht achtet und dann nur das einpackt, was einen auch wirklich glücklich macht, wird man in der Regel recht zufrieden mit dem Ergebnis sein. Mit der Zeit lernt man, was man braucht und was nicht. Mich machen ein Campingstuhl oder fünf Oberteile im Gepäck nicht glücklicher und deswegen packe ich sie nicht ein. Ich wäge für mich immer individuell ab, was ich bei der jeweiligen Tour erreichen möchte und packe dann so die Sachen zusammen, dass ich diese Ziele erreiche. Das wären dann beispielsweise Dinge wie:
            - flott unterwegs zu sein (somit fällt die Option weg, einfach alles einzupacken, was man irgendwie brauchen könnte)
            - sicher unterwegs zu sein (das bedeutet, dass gewisse Dinge unabdingbar sind und auf jeden Fall eingepackt werden müssen, die dann eine Grundlage für die Ausrüstung bilden)
            - flexibel unterwegs zu sein (also fallen zum Beispiel Tarp-Setups, bei denen man penibel auf die Platzwahl achten muss heraus)
            - unterwegs zu fotografieren (bedeutet also, dass die restliche Ausrüstung recht leicht sein muss, wenn man noch eine Vollformatkamera einpacken möchte und trotzdem flott sein will)
            - bei einer Wintertour in Skandinavien mit einem Rucksack anstatt einer Pulka zu reisen (dann muss man sich sehr darauf konzentrieren, überhaupt den Sicherheitsaspekt ausreichend zu erfüllen)
            - bei Touren mit dem Rennrad ohne Satteltaschen auszukommen (hier ist dann das Packmaß und weniger das Gewicht entscheidend, DCF und Kunstfaser-Quilts wären also nicht optimal)
            ...
            Man muss dann gucken, ob und wo man vielleicht Abstriche machen muss, wenn man seine wichtigsten Ziele erreichen möchte.

            Mit dieser Denkweise komme ich meistens auf sehr leichte Gewichte (oft deutlich unter den 5kg oder was auch immer) und habe trotzdem alles dabei, um die für mich unterschiedlichen Ziele ausreichend zu erfüllen, einfach weil für mich meistens Ziel ist, meine Gelenke zu schonen und ein paar mehr Kilometer als der Durchschnitt zu gehen. Je nachdem, was man für individuelle Ansprüche an seine Touren hat, kommen da komplett unterschiedliche Packlisten heraus. Das können dann mal 2kg BW sein, aber auch 15kg. Wenn man als Ziel hat, gemütlich am Lagerfeuer etwas in der Pfanne zu kochen und nicht 35km am Tag laufen möchte, wird man so genauso glücklich, wie wenn man versucht, einen Geschwindigkeitsrekord auf dem PCT aufzustellen oder Grönland im Winter zu durchqueren. Nicht jeder Wanderer braucht zwangsläufig ein leichtes Basisgewicht, um die Erfahrungen machen zu können, die er oder sie haben möchte. Man muss es sich nicht immer kompliziert machen, wenn es auch einfach geht. Ultraleichtes Packen ist ein Weg an verschiedene individuelle Ziele, aber hoffentlich nicht das Ziel an sich. Wenn die individuellen Tourenziele nicht damit zutun haben, dass der gepackte Rucksack dementsprechend leicht sein muss, ist die ultraleichte Idee nämlich hinfällig.

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            • veloziped
              Erfahren
              • 19.11.2012
              • 143
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              #7
              Danke für Eure Beiträge 🤔

              Zitat von Harakiri Beitrag anzeigen
              Ultraleicht kann man finde ich viel besser anders definieren. Zum Beispiel im Sinne von "die leichteste Ausrüstung, die noch ausreichend Sicherheit bietet, ist ultraleicht".
              Eigentlich mache ich das die ganze Zeit schon so. Selbst der "Erfinder" des modernen Lightweight-Backpacking hat ja keine starre Gewichtsgrenze angegeben, sondern das Unterwegssein mit vermindertem Gewicht als System beschrieben.

              Mittlerweile gibt es bei mir keine Packliste mehr und das Rucksackgewicht ist inzwischen "gefühlt" genau genug ermittelt 🤣



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              • Becks
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                • 11.10.2001
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                #8
                Zitat von Harakiri Beitrag anzeigen
                Ja, allerdings halte ich deine anfangs genannte Herangehensweise, mit dieser Kritik umzugehen, für nicht tiefschürfend genug. Das Problem an dieser "5kg BW-Grenze" ist meiner Ansicht nach nicht die 5kg, sondern die Grenze an sich. [...] Nur mal als blödes Beispiel: Wenn man 5kg (oder was auch immer nach irgendeiner Formel herauskommen würde) auf einer Wochenendtour im Hochsommer auf dem Heidschnuckenweg dabei hat, ist man vom ultraleichten Gedanken doch recht weit entfernt, weil man auch ohne großen Geldeinsatz mit der Hälfte des Gewichts sicher unterwegs sein kann.

                Diese sogenannte Grenze dynamisch auszulegen behebt nur ein paar Symptome des Problems. .
                Ich mag den Fred. Wer dazu ein paar sehr philosophische Aussagen haben möchte, kann gerne bei TUL nachlesen, wo ich regelmässig die 5kg-Grenze als Brett vorm Kopf bezeichne, weil sie nicht die Tourdetails bedenken. Meine Aussage, dass auch 20kg Baseweight UL sein kann - halt nicht gerade auf dem Heidschnuckenweg in .de im Hochsommer - ist schon öfters gefallen.

                Imo hat die Tourart einen weitaus höheren Beitrag auf das, was UL ist, als das Format des Trägers. Auf eine Wintertour benötige ich ev. Ski, eine Lawinenausrüstung. Auf einer Hochtour brauche ich mit einem UL-Tarptent nicht wirklich immer antreten, und Seil und Hartware wiegt einfach und erhöht das gewicht - UL hin oder her. Ich habe das glaub ich mal exemplarisch an meiner Aconcagualiste durchgekaut, bei der im UL-Kreis erst der Angstschweiss beim absoluten Gewicht ausbrach, hinterher aber raus kam: so viel kann man da nicht mehr rausnehmen, ohne den Urlaub stark zu gefährden (weil zu leichtes/instabiles Material im EInsatz).

                Den Körper als Ausrede für mehr Gewicht im UL-Rahmen einzubringen, vor allem linear, halte ich für falsch. Das Gewicht (einer Kugel) nimmt mit r^3 zu, während die zu bedeckende Oberfläche dies mit r^2 tut. Die Formel für die UL-Grenze müsste dies berücksichtigen. Ansonsten kann sich ein Moppel nach oben raus fressen und durch zusätzliche Lagen Fett Luft für die Packliste schaffen, da seine zu bedeckende Oberfläche prozentual abnimmt. Und grundsätzlich widerspricht der Ansatz eh nicht meinem Credo, das besagt: anstelle bei den Carbonfaserheringen zu sparen, sollte man lieber ein paar Speckringe ablegen. Das bringt mehr Gewichtsreduktion, mehr Spass, mehr Luftigkeit und mehr Reichweite. Kondition anstelle Carbon.




                After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                • Harakiri
                  Gerne im Forum
                  • 23.02.2020
                  • 77
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Zitat von Becks Beitrag anzeigen
                  Wer dazu ein paar sehr philosophische Aussagen haben möchte, kann gerne bei TUL nachlesen, wo ich regelmässig die 5kg-Grenze als Brett vorm Kopf bezeichne, weil sie nicht die Tourdetails bedenken. Meine Aussage, dass auch 20kg Baseweight UL sein kann - halt nicht gerade auf dem Heidschnuckenweg in .de im Hochsommer - ist schon öfters gefallen.

                  Ich habe das glaub ich mal exemplarisch an meiner Aconcagualiste durchgekaut, bei der im UL-Kreis erst der Angstschweiss beim absoluten Gewicht ausbrach, hinterher aber raus kam: so viel kann man da nicht mehr rausnehmen, ohne den Urlaub stark zu gefährden (weil zu leichtes/instabiles Material im EInsatz).
                  20kg UL-BW ist ein Extremfall, der deutlich weniger als 0,01% der Situationen abdeckt. Wunderst du dich wirklich, wenn du damit Leute überraschst? Die 5kg sind ein Erfahrungswert und in den meisten Fällen liegen die BWs vom ULern irgendwo in dem Bereich darunter, wenn sie in der Hauptsaison normale Wandertouren unternehmen. Wandertouren. Kein Alpinismus. Dieses etablierte Gewicht ist für die Standardfälle eine sehr grobe Richtschnur, mehr aber auch nicht. Und ich weiß ja nicht, wo du solche Dinge immer aufschnappst, aber ich habe mir aus Interesse gerade ein über 10 Jahre altes Thema im Ultraleichtforum dazu durchgelesen und selbst dort behauptet fast niemand, dass sich UL durch ein festes Gewicht definieren würde, sondern einfach nur die leichteste Ausrüstung bezeichnet, die noch ausreichend Sicherheit und Komfort bietet.



                  Zitat von Becks Beitrag anzeigen
                  Den Körper als Ausrede für mehr Gewicht im UL-Rahmen einzubringen, vor allem linear, halte ich für falsch. Das Gewicht (einer Kugel) nimmt mit r^3 zu, während die zu bedeckende Oberfläche dies mit r^2 tut. Die Formel für die UL-Grenze müsste dies berücksichtigen. Ansonsten kann sich ein Moppel nach oben raus fressen und durch zusätzliche Lagen Fett Luft für die Packliste schaffen, da seine zu bedeckende Oberfläche prozentual abnimmt.
                  Auch wieder ein Problem, das mit dem Versuch zusammenhängt, in deutscher Manier für alles Regeln und Zahlen festzulegen. Größere und schwerere Leute brauchen nun einmal größere Kleidung, größere Schlafsäcke und womöglich sogar ein Zweipersonenzelt. Es gibt aus tausenden guten Gründen keine "UL-Grenze". Wenn man 195cm groß ist, passt man vielleicht noch gerade so in ein Einpersonenzelt, während für einen nur wenige Zentimeter mehr direkt 200g extra bedeuten können. Bei Schuhen ist es nicht anders. Ich gehöre mit Schuhgröße 46/47 zu den Personen, die im Laden nicht immer die optimale Auswahl haben. Einmal war in Nordschweden meine einzige Option ein paar Straßenlaufschuhe (die haben trotzdem bis zum Nordkapp gehalten - eigentlich ist das nur in Lundhags möglich, habe ich gelesen). Wären das zwei Nummern mehr, wäre es selbst im gut sortierten Fachhandel echt schwierig und man musste evtl. auf schwerere Stiefel ausweichen.



                  Zitat von Becks Beitrag anzeigen
                  Und grundsätzlich widerspricht der Ansatz eh nicht meinem Credo, das besagt: anstelle bei den Carbonfaserheringen zu sparen, sollte man lieber ein paar Speckringe ablegen. Das bringt mehr Gewichtsreduktion, mehr Spass, mehr Luftigkeit und mehr Reichweite. Kondition anstelle Carbon.
                  Nur leben wir in einer Welt, die nicht nur aus Schwarz und Weiß besteht. Es steht jedem Menschen frei, wo er Gewicht sparen möchte und wo nicht. Um 5kg auf dem Rücken zu sparen, reicht es oft, ein paar Sachen zuhause zu lassen. Das ist nicht anstrengend, anders als Körperfett zu verlieren. Selbst im Extremfall ist eine UL-Ausrüstung höchstens für den Geldbeutel schmerzhaft und man muss dafür nicht seinen gesamten Lebensstil umstellen.

                  Um echte Leistungen zu erbringen führt aber sowieso kein Weg daran vorbei, überall auf das Nötigste zu verzichten. Profibergsteiger würden sich darüber herrlich amüsieren, was du als nötig erachtest.

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                  • derray

                    Vorstand
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                    • 16.09.2010
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                    #10
                    Zitat von Becks Beitrag anzeigen
                    Auf eine Wintertour benötige ich ev. Ski, eine Lawinenausrüstung. Auf einer Hochtour brauche ich mit einem UL-Tarptent nicht wirklich immer antreten, und Seil und Hartware wiegt einfach und erhöht das gewicht - UL hin oder her.
                    OT: Zum Glück geht es ja hier um Ultraleicht Trekking und nicht um Ultraleicht Bergsteigen oder Ultraleicht Skitouring.


                    Zitat von Becks Beitrag anzeigen
                    anstelle bei den Carbonfaserheringen zu sparen, sollte man lieber ein paar Speckringe ablegen. Das bringt mehr Gewichtsreduktion, mehr Spass, mehr Luftigkeit und mehr Reichweite.
                    OT: Jetzt scheinst du schon zu wissen, was wem mehr Spaß macht?!
                    Also bei mir hast du nicht getroffen!


                    mfg
                    der Ray​​

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