Ich habe mir mal die Zeit genommen, ein paar Ansätze für die Gepäck- und Ausrüstungsoptimierung zusammenzufassen, ohne dabei mit didaktisch wertvollen Aussagen zu Schrauben und Scheren im Kopf um mich zu werfen.
Das Packgewicht reduzieren verursacht (leider) etwas Arbeit und Aufwand, will man es konsequent durchführen. Es lohnt sich aber insofern, da man unterwegs speziell beim Bergaufgehen meist sehr viel Zeit damit verbringt, im Kopf alles aufzuzählen, was einem hinten auf dem Buckel wieder so Schweres im Rucksack sein könnte, und wie man den ganzen unnötigen Kram reduzieren kann.
Generelle Herangehensweisen, Ideen,...
Zu den Mühen gehört zumindest zeitweise, eine Liste der Gegenstände zu erstellen (am besten in Excel oder Libreoffice), welche man auf eine Tour eingepackt hat. Dazu notiert man, wieviel jeder Gegenstand wiegt, und geht nach der Tour dann die Liste erneut durch und notiert, was man benutzt hat und was überflüssig war.
So bekommt man über die Zeit ein Gefühl dafür, ob man z.B. generell zu viel Essen einpackt, gewisse Lebensmittel gar nicht anfasst, obwohl sie immer dabei sind, oder andere Dinge schlichtweg nicht nutzt. Ebenso bekommt man ein Gefühl dafür, wieviel Verbrauchsmittel (Brennstoffe, Strom/Akkus) man unter welchen Umständen verheizt, und kann so genauer planen. Letztendlich entlarvt man so auch mal "versteckte" Gewichte, an die man so als spontan eventuell nicht denken würde (bei mir aktuell: viel zu viel Zucker abgefüllt und das Etui der Sonnenbrille wiegt mehr als die Brille selbst).
Verstecktes Gewicht - mein Zuckervorrat für 4 Tage (nach der Tour).
Und so viel hätte ich eigentlich verbraucht, maximal. Ist zwar nur Fuchserei um 80g, kostet aber kaum Aufwand und Mühe, das einzusparen.
Auch ohne ein solch konsequentes Vorgehen kann mit einer Liste und einer Waage viel erreicht werden, wenn man sich beim Ausmisten zunächst einmal auf die schwersten Gegenstände (Zelt, Schlafsack, Rucksack, Isomatten, ev. Schuhe) konzentriert, und diese eventuell ersetzt.
Die beste Methode der Gewichtsersparnis ist der Verzicht auf einen Gegenstand, sofern dies möglich ist. Möglich ist es vor allem bei Dingen, welche aus falschen(?) Komfortgründen mitgenommen werden. Es mag z.B. zwar recht angenehm sein, einen extra Trainingsanzug für die Übernachtung auf eine Berghütte mitzuschleppen, aber eigentlich sitzt man in den Wanderklamotten eben so gut und bequem abends am Tisch herum und kann sich solch eine Garnitur auch sparen. Auch die Notwendigkeit, bereits nach dem ersten Tourentag eine Dusche zu benötigen, wird auf solchen Touren gerne überbewertet.
Neben dem Gewicht sollte man auch immer einen Blick auf das Volumen werfen, einem Punkt, den klassische UL-Ler gerne vernachlässigen. In manchen Fällen lohnt es sich dann auch, eine minimal schwerere Variante herauszupicken, die dafür ein geringeres Packvolumen aufweist. Eine Ausrüstung, die zwar ein paar hundert Gramm mehr wiegt, dafür aber in einen 35L-Rucksack anstelle eines 45L-Teils passt, hat durchaus auch seine Vorteile, sobald es z.B. enger zu geht (im Wald oder am Berg). Fokusiert man sich lediglich auf das Gewicht, läuft man hier auf. Beispiel hier ist die Frogg Togg Regenjacke. Die aus Tyvek gebaute Jacke ist recht voluminös (Gewicht: rund 150g) und kann z.B. durch eine ebenso billige Rain-Cut von Decathlon (200g) ersetzt werden, welche dafür sehr kompakt verpackbar ist.
Rain Cut (links) vs. Frogg Togg. Die 50g Mehrgewicht sind das kompaktere Packvolumen wert.
Nicht immer ist das Minimalgewicht zudem das Optimum hinsichtlich: "schneller, weiter, ausdauernder". Eine dünner Isoteppich vermag zwar das Gewicht zu reduzieren, wer dafür aber unbequem schläft und morgens gerädert und mit Gelenkschmerzen auf die Reise geht, kommt sicherlich nicht weiter als jemand, der 300g mehr in Form einer bequemen Matte im Rucksack dabei hatt, und entsprechend erholter auf die nächste Etappe startet. Dies gilt auch beim Schuhwerk oder z.B. Einlegesohlen. Mit (schwereren) Sporteinlegesohlen wandert es sich ermüdungsfreier, und eventuell verhindert ein etwas schwererer Schuh mit besserer Stützfunktion, dass die Füsse frühzeitig ermüden und weh tun. Auch ein Punkt im klassischen UL-Bereich, welcher durch eindimensionalen Fokus auf das Gewicht völlig unter die Räder kommt.
Original Einlegesohlen von La Sportiva
Klarer Verstoß nach UL-regel #1 - der Ersatz darf nicht mehr wiegen. Das sind fette 150g plus, und auch noch an den Füßen, Sakrileg...
Die Sportsohlen von unten. Da steckt mehr drin als plumpes Gewicht.
Kurzgeschichte zu den Einlegesohlen: UL-Kollege klagt über Fußschmerzen, die zum Tourabbruch führen. Die übliche Suche nach Gewichtsreduktion führt zu gar nichts, der Bursche trägt bereits nur noch 3.5kg spazieren. Die Lösung: "Ps: der Plan mit dem geringen BW und Geleinlagen ging am Wochenende auf vollens auf, anderthalb Tage 50km und keine Beschwerden im Gelenk". Es darf gewürfelt werden, was ausschlaggebend war.
Der Unterschied zwischen 20kg und 15kg Gepäck ist bereits deutlich spürbar, und ein Gepäck von 5kg ist klarerweise noch besser. Ab einem Punkt aber werden die möglichen Einsparmassnahemn so gering, dass man nur noch wenige Gramm herauskitzeln kann, egal wie genau man nachrechnet. Hier sollte man dringend einmal ein Gläschen Wasser trinken und dann sich klar machen, dass man soeben das zu schleppende Gesamtgewicht um 100-200g (je nach Glasgrösse) erhöht hat, ohne dass es wirklich letztendlich irgendwelche Auswirkungen hat.
Inwiefern sich dann der Kampf um 10g bei einem Körpergewicht von 75kg lohnt (0.0134 Prozent Unterschied), und ob da nicht am Ende der Einfluss von etwaigen Geldmünzen in der Hosentasche oder ein im Profil der Schuhe verklemmter Kieselstein mehr am Endergebnis ändert, muss jeder für sich entscheiden.
Schönes Beispiel hier sind Zeltheringe aus Titan. Man spart sich gegenüber Y-Heringen aus Alu sagenhafte 3 Gramm pro Hering, zahlt pro Hering fast 4 Euro (Alu: 60 Cent) und bekommt dafür Zelthalterungen, welche sich nach Kundenfeedbackeinträgen zum Teil bereits durch einmaliges Eindrücken in den heimischen Rollrasen mit der Hand so verbiegen, dass sie hinterher unbrauchbar sind. Unter dem Strich wirft man bei einem Zelt mit 6 Heringen fast 20 Euro zum Fenster raus, um so 18g Gepäck zu sparen, und bekommt als Dreingabe ein unbrauchbares Produkt. Wo war das Schnapsglas als Repräsentant für 20g Gewicht gleich?
Eine aus Bequemlichkeit gerne vernachlässigte Sparmassnahme betrifft das eigene Körpergewicht. Die Phsyik lässt sich aber leider nicht betrügen, es ist egal ob nun Gewicht im Rucksack oder in Form von Körperfett getragen wird. Hier eröffnen sich bei ziemlich vielen Leuten Möglichkeiten, das eine oder andere Kilo (nicht Gramm) einzusparen, ohne dass dazu die Packliste wieder umgestellt werden muss.
Geeignete Waagen:
Für mittlere Gewichte (Zelt, Rucksack, Kleidung) reicht eine handelsübliche Küchenwaage mit einem Bereich bis 5kg in 1g-Schritten. Problematisch bei diesen Waagen ist oft, dass die Ablagefläche für unhandliche Dinge wie Kleidung oft zu klein ist, und man etwas herumtricksen muss, um das Gewicht ablesen zu können.
Handelsübliche Küchenwaage
Für Kleinteile (Kocher, Besteck, ...) lohnt sich eine Feinwaage mit einem Wägebereich bis 500g in 0.1g-Schritten. Dipse hat hierzu eine Reihe von recht günstigen Waagen (ca. 15-20 Euro) im Angebot, die teilweise sogar bis 2kg in 0.1g-Schritten wiegen können. Bei solchen Bereichen sollte man gleich noch passende Eichgewichte mitbestellen (Stückpreis um die 5-6 Euro).
Dipse 300
Sobald man sich selbst und/oder das Komplettgewicht (z.B. das Fluggepäck für eine Fernreise) bestimmen möchte, lohnt eine Paketwaage. Die PSB150 (150kg Maximalgewicht mit 50g-Schritten, Preis 60 Euro) reicht auch dem gehobenen und notfalls auch rundlicheren Wanderer aus, um recht gut eine Abschätzung zu erhalten, was denn was wiegt. Auf die 40x40cm grosse Wiegeplattform passen zudem auch grösser Sachen wie Rucksäcke oder Expeditionstaschen.
150kg Wägebereich in 50 Gramm-Schritten. Pro-Tipp: Kommt eventuell nicht gut an, wenn man so etwas unangekündigt der besseren Hälfte vor die Füße stellt. Frauen und Waagen....
Rucksack
Bei der Wahl sollte man Packvolumen und das Rucksackgewicht im Auge behalten. Selbst gute Alpinrucksäcke (mit etwas Extras in Form von Halterungen aussen dran) wiegen bei 35L Packvolumen kaum noch mehr als 1.1-1.2kg und verkraften 15kg Zuladung und mehr.
Ob man hier aber wirklich das letzte Gramm herausschinden will und sich eine UL-Tüte mit einem Gewicht weit unter 1kg antun möchte, entscheidet neben dem Geldbeutel auch der Tragekomfort. Wer hier zu sehr spart, handelt sich einen Rückenschinder ein, bei dem bereits bei einem geringen Gesamtgewicht das Tragesystem überlastet ist. Hier muss neben dem Grundgewicht (also die Ausrüstung selbst) auch das Zusatzgewicht durch die Verbrauchsgüter (Essen, Brennstoff, Wasser) bedacht werden, und hier kommen bei einer einwöchigen Tour durchaus auch einmal 12kg oder mehr zusammen. Solch leichte Rucksäcke müssen zudem eher pfleglich behandelt werden und vertragen weniger mechanische Einflüsse, als die etwas schwereren Standardkollegen
Mein Fazit bislang: für mehrtägige Touren (auch mit Zelt), bei denen keine technische Zusatzausrüstung wie Seil etc. getragen werden muss, reichen 35 bis max. 40L Volumen aus. Bei hüttengestützten Touren mit Halbpension und Übernachtung im Haus passt die Ausrüstung problemlos in 20L und die maximal mögliche Tragelast des Schleppers ist Nebensache.
Rucksack für eine hüttengestützte Tour - ein halbleerer MH Scrambler
38L Rucksack, voll. Inhalt neben Kleidung und restlichem persönlicher Ausrüstung, der nicht optimierten Küche für 2 Personen auch noch Essen für 2 Personen und mehrere Tage, ein halbes Dutzend Landkarten, Zelt, 2 Isomatten, Schlafsack, Stöcke, Helm.
Kleidung
Ohne jetzt auf verschiedene Variationen des Zwiebelprinzips einzugehen (Hardshell vs. Poncho vs. Windbreaker), kann man hier am ehesten durch Verzicht auf unnötige Dinge Gewicht und Packvolumen einsparen.
Selbst für eine längere Tour reicht im Grunde ein doppelt vorhandenes Set an innerster Kleidungsschicht (Socken, Unterwäsche), kombiniert mit einer Isolationsschicht (Fleece, KuFa-Pulli) und einer Wetter-/Windschicht (Regenjacke/Poncho, Regenhose) aus, und der Rest ist überflüssig. Die innere Schicht wird dabei in Rotation getragen. Die dreckige Wäsche wird gewaschen und getrocknet, während das zweite Set in Benutzung ist. Die Isolationsschicht selbst überlebt ungewaschen auch längere Touren, ist die Wanderhose wirklich versifft, wird sie gewaschen und man nutzt in der Zeit die Regenhose.
Alles andere (separate Schlafklamotten oder ein Zusatzklamottenset für den Abend in der Hütte) kann eigentlich raus.
Bei der Auswahl der ganzen Kleidungsschichten lohnt es sich imo, diese hinsichtlich der Tragehäufigkeit zu beurteilen. Eine dicke Hardshell mag angenehm sein, aber wenn sie die meiste Zeit ungenutzt hinten im Rucksack mitgetragen wird, nimmt sie nur Platz weg, wiegt zu viel und kostet am Ende auch noch unglaublich viel, wenn man die realen Nutzungstage gegen den Einkaufspreis gegenrechnet. Bei mir hat dies z.B. dazu geführt, dass die (quasi) ständig genutzte Softshell und die Wanderhose am stabilsten ausgelegt sind und auch am meisten wiegen, während bei den eher selten genutzen Regenklamotten billige und kompakt verstaubare Varianten zum Einsatz kommen (Silnet Poncho 18 Euro, 200g; Decathlon Regenjacke 200g, 8 Euro; Tyvek Hose 110g, 8 Euro). Auch bei der Isolationsschicht wurde (leider) die recht voluminöse Fleecejacke gegen eine kompakt verstaubare Primaloftjacke ersetzt.
Nicht lediglich nach dem Gewichtsaspekt optimierte Klamottenwahl. Vorne links die unterste Schicht (dauerhaft getragen - Fleecehemd Pfanner, 220g), hinten die äußerste Schicht, die dauerhaft bei Wind und im Geröll zum Einsatz kommt (Pfanner Ventilation - 790g(!)) und verpackt, die unterwegs eher selten genutzen zusätzlichen Isolations- und Regenschutzschichten (Rab Xenon Hoody 350g) und Decathlon Rain Cut 200g), die zudem möglichst kompakt verpackbar sind.
Andere kommen eventuell zu einem anderen Ergebnis und setzen dann lieber eine leichte Windbreakerjacke, kombiniert mit einer dünnen Isolationsschicht ein.
Kochen/Essen/Nahrung etc.
Hier kann bei Kocher und Töpfen ausgemistet werden. Neben kommerziellen Kochersystemen gibt es z.B. eine ganze Reihe von Anleitungen hier im Forum, wie mit wenig Geld sehr leichte Spiritusbrenner gebaut werden können, die zudem nur noch ein paar Gramm (15-20g) wiegen, und oft bereits genügend Heizleitung für eine Person liefern. Auch bei den Gasbrennern gibt es mittlerweile Versionen, bei denen der Kocher selbst nur um die 60g auf die Waage bringt.
Kocher mit Holz als Brennstoff ist eine weitere Idee. Der Kocher selbst wiegt zwar etwas mehr, dafür muss man den Brennstoff nicht tragen.
Bei den Materialien selbst sollte man weg von Stahl und hin zu Alu oder Titan. Während z.B. ein Tatonka Edelstahltopf 1.6l fast 400g auf die Waage bringt, liegt ein 1.3l Topf aus Titan bei etwa 140g. Auch das BW-Besteck (190g) mag zwar sentimentalen Wert haben, wenn man aber genau hinsieht benötigt man davon lediglich den Löffel, und da gibt es leichtere Varianten (z.B. Sea to Summit Löffel in lang - 12g).
Stellt man auf Freezerbagcooking um, oder verwendet möglichst oft Fertiglösungen wie Trekkinglunch oder TreknEat, bei dem die Mahlzeit im Aufbewahrungsbeutel und nicht im Topf erhitzt wird, kann man die Topfgrösse erheblich reduzieren.
Da zudem beim Freezerbag-Cooking der Topf sauber bleibt, kann man damit ohne Putzerei und Warterei, bis der Topf leer ist, heisses Wasser für Tee zubereiten. Eventuell spart man sich so sogar einen zweiten Topf, der ansonsten für Tee genutzt wird.
Wem die Fertiglösungen zu teuer erscheinen (Zweipersonenmahlzeit etwa 7.50 Euro) und/oder die angebotenen Mahlzeiten zu wenig abwechslungsreich sind, der sollte einen Blick in den Dörrthread werfen. Eventuell ergibt sich hier noch ein weiteres Hobby.
Selbstgedörrtes Chili con Carne
Für zwei Personen reicht bei Freezerbagcooking ein 1.3l Topf, für Einzelpersonen 0.9l aus. Sparsamere Kollegen kommen sogar mit 0.9L (zu zweit) bzw 0.6L (solo) klar, aber dann wird es irgendwann vom Nutzvolumen her knapp. Bei mir z.B. bewirkte der Umstieg vom Primus Eta Power (2.1L, 300g) auf einen Evernew 1.3L Titan (140g) nicht nur eine Halbierung des Topfgewichts, sondern auch die Verkleinerung eines recht sperrigen Gegenstands im Rucksack.
Sehr viel an Gewicht lässt sich dadurch sparen, indem man die Menge an mitgenommenem Essen im Auge behält, und nicht (wie ich auch) unnötig viel herum schleppt. Unnötiges Gewicht wie eine Vesperdose oder die geliebte Wasserflasche aus Alu kann man weglassen, oder durch leichtere Dinge (1.5l PET-Flasche) ersetzen.
Falttassen und Faltteller haben den riesigen Vorteil, flach in den Rucksack gestopft werden zu können und so weniger sperrig verpackbar zu sein als herkömmliche Tassen.
Ohne Verrenkungen wie nacheinander essen oder Topfsharing (aka "alle Schweine aus einem Trog") braucht man für zwei Personen lediglich einen Topf mit Deckel, zwei Tassen, zwei Löffel und 1-2 Teller. Damit landet man bei etwa 280-300g Gesamtgewicht, verteilbar auf zwei Leute.
Mit Planung lässt sich auch beim Wasser in einigen Regionen sehr viel Gewicht auf sehr elegante Weise einsparen. Warum sollte man von Beginn weg 1.5L Wasser (immerhin 1.5kg Gewicht) den Hang hochtragen, wenn man oben ständig über Bäche stolpert, wo man den Vorrat wieder auffüllen kann? Auch weiter unten bieten Abstecher zu zugänglichen Wasserquellen (Wasserhahn in Toiletten, Restaurants,...) die Möglichkeit, unnötig geschlepptes Gewicht zu reduzieren. Kartenstudium und Vorplanung hilft hier.
Beispiel an einer Zweimannküche:
Obere Reihe: die Küche neu (Evernew Ti 1.3L, 2x STS Löffel, Soto Windmaster mit Dreibein, Ti-Windschutzfolie), untere Reihe: Küche alt (Primus Eta 2.1L, Primus Easyfuel II, 2x Besteck und Alu Windschutzfolie), in der Mitte (Tassen) - noch unverändert.
Das Gewicht des alten Sets (Kocher, Topf, 2xBesteck, Windschutz)
Das Gewicht des neuen Sets (ebenfalls Kocher, Topf, 2x Besteck, Windschutz)
Größenvergleich der beiden Töpfe (mit Kocher)
Gewichtsvergleich Faltbecher (Gewicht inkl. des Drecks, der noch dran klebt. )
..und ein Snowpeak Titanbecher mit ähnlicher Größe
Während der Becher ziemlich viel Platz wegnimmt, kann ich den Faltbecher aufklappen und quasi wie ein Stück Papier z.B direkt hinten am Rückenpolster des Rucksacks verstauen. So nimmt er weniger Platz weg als der Becher.
Übernachtung:
Neben dem Schlafsack ist vor allem das Zelt ausschlaggebend für das Gewicht des Gepäcks. Hier sollte man überlegen, ob die gewählte Variante nicht zu überdimensioniert ist. Wer bei gutem Wetter in Deutschland mit einem doppelwandigen Expeditionszelt herum wandert kann sich zwar ziemlich sicher sein, dass der Unterschlupf allen Witterungen stand hält, aber die 4-5kg, die solch ein Teil auf die Waage bringt muss auch getragen werden.
Ein realistischer, nüchterner Blick, hilft hier. Nur wenige Leute hier im Forum zelten z.B. wirklich bei Starkwind oder bei anderen, extremeren Verhältnissen. Das Zelt muss daher nicht unbedingt 100% sturmstabil sein und kann so leichter ausfallen.
Wer wandert, ist tagsüber beschäftigt und braucht weniger Liegefläche als ein Dauercamper, da diese eh nur nachts genutzt wird. Solch ein Zelt kann daher kleiner ausfallen.
Wer eher selten bei Regen unterwegs ist, kann z.B. auf ein Tarptent setzen, oder mit einem Tarp alleine einen Unterschlupf bauen. Bei Wochenendtouren, bei denen kein Regen angekündigt ist, ist der Verzicht auf ein Zelt sogar die leichteste Variante.
Winter, kein Niederschlag weit und breit - wozu Zelt...
Kein Tanzpalast, aber mit rund 1.4kg ganz ok für ein doppelwandiges Zweipersonenzelt - MSR Nook
Anstelle eine eierlegende Wollmilchsau zu suchen, welche eine Vielzahl an Anforderungen abdecken muss (z.B. Campingplatz- und trekkingtauglich) ist die Anschaffung zweier Zelte, die auf ihren Bereich besser zugeschnitten sind, eine Option, die man durchaus in Betracht ziehen sollte.
Bei Isomatten ist neben dem Gewicht auch die Robustheit und der Liegekomfort entscheidend. Wer sich den Rücken auf einem Isoteppich ruiniert, läuft schlecht. Wer alleinig auf eine empfindliche aufblasbare Matte setzt, muss vor der Tour überlegen, ob der Untergrund nicht die Matte zerlegt, oder zumindest ein Flickset einpacken. Alternativ bieten sich auch leichte Kombis an, bei der eine kurze luftgefüllte Matte (Prolite S) mit einer robusten Schaummatte kombiniert wird (EVA Z-Lite).
Ein Schlafsack kann bei niedrigeren Temperaturen als von Haus aus konzipiert genutzt werden, wenn man ihn zusammen mit der eh mitgeschleppten Isolationsschicht der Kleidung (Fleece etc.) kombiniert und/oder ihn mit einem Poncho als Aussenhülle gegen Wind abschottet. Die alte Geschichte vom Schlafsack, der wärmer ist wenn man unbekleidet hinein liegt, ist hinfällig.
"Schlafsacktuning" - hier ein eigentlich zu dünner Sommerschlafsack in Kombi mit einem flach darüber gespannten Ponchotarp (China, 18 Euro) als Windschutz.
Klein(krieg)kram
Bei den Versendern mit dem A (Aliexpress, Amazon) und auch anderswo gibt es wiederbefüllbare Cremetuben in handlichen Grössen (10ml, 20ml, 30ml). Hier kann man kleinere Mengen aus günstigeren Grosspackungen einfüllen und mitnehmen (z.B. Sonnencreme, Waschmittel).
Beim asiatischen A lassen sich zudem einige nützliche Dinge wie Kocher, Windschutzfolien aus Titan, Minikarabiner oder Regenschutzhüllen besorgen.
Zahnpasta und Duschgel gibt es in Kleinpackungen oft am 1 Euro-Grabbeltisch im Supermarkt, man muss also nicht die 150ml Tube mitschleppen. Wer es findet, kann auch Einwegsets für das Hotelgewerbe besorgen (30 Sets Zahnbürste & Zahnpasta 8 Euro).
Sammelsurium aus den verschiedenen A* - ein 30er Set Zahnbürsten/5g Zahnpasta (16g inkl. der Verpackung), ein paar 1 Euro Probetuben Zahnpasta und Duschgel, China Minikarabiner (3g) zur Befestigung von Material am Rucksack und ein Toaks Plastikbeutel (wasserdicht, touchscreenfähig - 7g - für das Handy)
Viele Dinge (Kocher, Topf,...) werden mit separaten Packsäcken ausgeliefert. Die kann man entweder durch Plastiktüten ersetzen oder sie ganz weg lassen.
Bei der Elektronik lohnt sich eventuell eine Konsolidierung auf möglichst wenige Batterieformate. Neben der Mitnahme von Ladegeräten bieten sich auch Zusatzakkus oder eine mobile Ladestation in Form einer Powerbank an, um das Gesamtgewicht nicht explodieren zu lassen. Auf kurzen Touren (2-4 Tagen) war bei mir meist die Mitnahme zusätzlicher Akkus für den Fotoapparat bereits ausreichend, während andere Geräte wie das Handy im Flugmodus durchaus auch 3-4 Tage am Stück durchhielten. Das Thema ist aber sehr von der Nutzungsweise abhängig, mancher fotografiert mit dem Handy (*urgs*) und benötigt so eher eine Ladestation.
Fazit
Mit diesen Ansätzen landet man bei erfahrenen UL-lern lediglich ein müdes Lächeln und erklimmt sicherlich nicht den Olymp der Gewichtsknauserei, aber man bekommt doch das Rucksackgewicht auf ein vernünftiges Grundgewicht von grob 5kg runter. Das restliche Kilo Sparmaßnahmen erfordert dann weit mehr Planung.
Zum Ausgleich aber erspart man sich Rüffel, wie sie woanders verteilt werden:
Amen und welcome to ODS, sag ich da nur.
Das Packgewicht reduzieren verursacht (leider) etwas Arbeit und Aufwand, will man es konsequent durchführen. Es lohnt sich aber insofern, da man unterwegs speziell beim Bergaufgehen meist sehr viel Zeit damit verbringt, im Kopf alles aufzuzählen, was einem hinten auf dem Buckel wieder so Schweres im Rucksack sein könnte, und wie man den ganzen unnötigen Kram reduzieren kann.
Generelle Herangehensweisen, Ideen,...
Zu den Mühen gehört zumindest zeitweise, eine Liste der Gegenstände zu erstellen (am besten in Excel oder Libreoffice), welche man auf eine Tour eingepackt hat. Dazu notiert man, wieviel jeder Gegenstand wiegt, und geht nach der Tour dann die Liste erneut durch und notiert, was man benutzt hat und was überflüssig war.
So bekommt man über die Zeit ein Gefühl dafür, ob man z.B. generell zu viel Essen einpackt, gewisse Lebensmittel gar nicht anfasst, obwohl sie immer dabei sind, oder andere Dinge schlichtweg nicht nutzt. Ebenso bekommt man ein Gefühl dafür, wieviel Verbrauchsmittel (Brennstoffe, Strom/Akkus) man unter welchen Umständen verheizt, und kann so genauer planen. Letztendlich entlarvt man so auch mal "versteckte" Gewichte, an die man so als spontan eventuell nicht denken würde (bei mir aktuell: viel zu viel Zucker abgefüllt und das Etui der Sonnenbrille wiegt mehr als die Brille selbst).
Verstecktes Gewicht - mein Zuckervorrat für 4 Tage (nach der Tour).
Und so viel hätte ich eigentlich verbraucht, maximal. Ist zwar nur Fuchserei um 80g, kostet aber kaum Aufwand und Mühe, das einzusparen.
Auch ohne ein solch konsequentes Vorgehen kann mit einer Liste und einer Waage viel erreicht werden, wenn man sich beim Ausmisten zunächst einmal auf die schwersten Gegenstände (Zelt, Schlafsack, Rucksack, Isomatten, ev. Schuhe) konzentriert, und diese eventuell ersetzt.
Die beste Methode der Gewichtsersparnis ist der Verzicht auf einen Gegenstand, sofern dies möglich ist. Möglich ist es vor allem bei Dingen, welche aus falschen(?) Komfortgründen mitgenommen werden. Es mag z.B. zwar recht angenehm sein, einen extra Trainingsanzug für die Übernachtung auf eine Berghütte mitzuschleppen, aber eigentlich sitzt man in den Wanderklamotten eben so gut und bequem abends am Tisch herum und kann sich solch eine Garnitur auch sparen. Auch die Notwendigkeit, bereits nach dem ersten Tourentag eine Dusche zu benötigen, wird auf solchen Touren gerne überbewertet.
Neben dem Gewicht sollte man auch immer einen Blick auf das Volumen werfen, einem Punkt, den klassische UL-Ler gerne vernachlässigen. In manchen Fällen lohnt es sich dann auch, eine minimal schwerere Variante herauszupicken, die dafür ein geringeres Packvolumen aufweist. Eine Ausrüstung, die zwar ein paar hundert Gramm mehr wiegt, dafür aber in einen 35L-Rucksack anstelle eines 45L-Teils passt, hat durchaus auch seine Vorteile, sobald es z.B. enger zu geht (im Wald oder am Berg). Fokusiert man sich lediglich auf das Gewicht, läuft man hier auf. Beispiel hier ist die Frogg Togg Regenjacke. Die aus Tyvek gebaute Jacke ist recht voluminös (Gewicht: rund 150g) und kann z.B. durch eine ebenso billige Rain-Cut von Decathlon (200g) ersetzt werden, welche dafür sehr kompakt verpackbar ist.
Rain Cut (links) vs. Frogg Togg. Die 50g Mehrgewicht sind das kompaktere Packvolumen wert.
Nicht immer ist das Minimalgewicht zudem das Optimum hinsichtlich: "schneller, weiter, ausdauernder". Eine dünner Isoteppich vermag zwar das Gewicht zu reduzieren, wer dafür aber unbequem schläft und morgens gerädert und mit Gelenkschmerzen auf die Reise geht, kommt sicherlich nicht weiter als jemand, der 300g mehr in Form einer bequemen Matte im Rucksack dabei hatt, und entsprechend erholter auf die nächste Etappe startet. Dies gilt auch beim Schuhwerk oder z.B. Einlegesohlen. Mit (schwereren) Sporteinlegesohlen wandert es sich ermüdungsfreier, und eventuell verhindert ein etwas schwererer Schuh mit besserer Stützfunktion, dass die Füsse frühzeitig ermüden und weh tun. Auch ein Punkt im klassischen UL-Bereich, welcher durch eindimensionalen Fokus auf das Gewicht völlig unter die Räder kommt.
Original Einlegesohlen von La Sportiva
Klarer Verstoß nach UL-regel #1 - der Ersatz darf nicht mehr wiegen. Das sind fette 150g plus, und auch noch an den Füßen, Sakrileg...
Die Sportsohlen von unten. Da steckt mehr drin als plumpes Gewicht.
Kurzgeschichte zu den Einlegesohlen: UL-Kollege klagt über Fußschmerzen, die zum Tourabbruch führen. Die übliche Suche nach Gewichtsreduktion führt zu gar nichts, der Bursche trägt bereits nur noch 3.5kg spazieren. Die Lösung: "Ps: der Plan mit dem geringen BW und Geleinlagen ging am Wochenende auf vollens auf, anderthalb Tage 50km und keine Beschwerden im Gelenk". Es darf gewürfelt werden, was ausschlaggebend war.
Der Unterschied zwischen 20kg und 15kg Gepäck ist bereits deutlich spürbar, und ein Gepäck von 5kg ist klarerweise noch besser. Ab einem Punkt aber werden die möglichen Einsparmassnahemn so gering, dass man nur noch wenige Gramm herauskitzeln kann, egal wie genau man nachrechnet. Hier sollte man dringend einmal ein Gläschen Wasser trinken und dann sich klar machen, dass man soeben das zu schleppende Gesamtgewicht um 100-200g (je nach Glasgrösse) erhöht hat, ohne dass es wirklich letztendlich irgendwelche Auswirkungen hat.
Inwiefern sich dann der Kampf um 10g bei einem Körpergewicht von 75kg lohnt (0.0134 Prozent Unterschied), und ob da nicht am Ende der Einfluss von etwaigen Geldmünzen in der Hosentasche oder ein im Profil der Schuhe verklemmter Kieselstein mehr am Endergebnis ändert, muss jeder für sich entscheiden.
Schönes Beispiel hier sind Zeltheringe aus Titan. Man spart sich gegenüber Y-Heringen aus Alu sagenhafte 3 Gramm pro Hering, zahlt pro Hering fast 4 Euro (Alu: 60 Cent) und bekommt dafür Zelthalterungen, welche sich nach Kundenfeedbackeinträgen zum Teil bereits durch einmaliges Eindrücken in den heimischen Rollrasen mit der Hand so verbiegen, dass sie hinterher unbrauchbar sind. Unter dem Strich wirft man bei einem Zelt mit 6 Heringen fast 20 Euro zum Fenster raus, um so 18g Gepäck zu sparen, und bekommt als Dreingabe ein unbrauchbares Produkt. Wo war das Schnapsglas als Repräsentant für 20g Gewicht gleich?
Eine aus Bequemlichkeit gerne vernachlässigte Sparmassnahme betrifft das eigene Körpergewicht. Die Phsyik lässt sich aber leider nicht betrügen, es ist egal ob nun Gewicht im Rucksack oder in Form von Körperfett getragen wird. Hier eröffnen sich bei ziemlich vielen Leuten Möglichkeiten, das eine oder andere Kilo (nicht Gramm) einzusparen, ohne dass dazu die Packliste wieder umgestellt werden muss.
Geeignete Waagen:
Für mittlere Gewichte (Zelt, Rucksack, Kleidung) reicht eine handelsübliche Küchenwaage mit einem Bereich bis 5kg in 1g-Schritten. Problematisch bei diesen Waagen ist oft, dass die Ablagefläche für unhandliche Dinge wie Kleidung oft zu klein ist, und man etwas herumtricksen muss, um das Gewicht ablesen zu können.
Handelsübliche Küchenwaage
Für Kleinteile (Kocher, Besteck, ...) lohnt sich eine Feinwaage mit einem Wägebereich bis 500g in 0.1g-Schritten. Dipse hat hierzu eine Reihe von recht günstigen Waagen (ca. 15-20 Euro) im Angebot, die teilweise sogar bis 2kg in 0.1g-Schritten wiegen können. Bei solchen Bereichen sollte man gleich noch passende Eichgewichte mitbestellen (Stückpreis um die 5-6 Euro).
Dipse 300
Sobald man sich selbst und/oder das Komplettgewicht (z.B. das Fluggepäck für eine Fernreise) bestimmen möchte, lohnt eine Paketwaage. Die PSB150 (150kg Maximalgewicht mit 50g-Schritten, Preis 60 Euro) reicht auch dem gehobenen und notfalls auch rundlicheren Wanderer aus, um recht gut eine Abschätzung zu erhalten, was denn was wiegt. Auf die 40x40cm grosse Wiegeplattform passen zudem auch grösser Sachen wie Rucksäcke oder Expeditionstaschen.
150kg Wägebereich in 50 Gramm-Schritten. Pro-Tipp: Kommt eventuell nicht gut an, wenn man so etwas unangekündigt der besseren Hälfte vor die Füße stellt. Frauen und Waagen....
Rucksack
Bei der Wahl sollte man Packvolumen und das Rucksackgewicht im Auge behalten. Selbst gute Alpinrucksäcke (mit etwas Extras in Form von Halterungen aussen dran) wiegen bei 35L Packvolumen kaum noch mehr als 1.1-1.2kg und verkraften 15kg Zuladung und mehr.
Ob man hier aber wirklich das letzte Gramm herausschinden will und sich eine UL-Tüte mit einem Gewicht weit unter 1kg antun möchte, entscheidet neben dem Geldbeutel auch der Tragekomfort. Wer hier zu sehr spart, handelt sich einen Rückenschinder ein, bei dem bereits bei einem geringen Gesamtgewicht das Tragesystem überlastet ist. Hier muss neben dem Grundgewicht (also die Ausrüstung selbst) auch das Zusatzgewicht durch die Verbrauchsgüter (Essen, Brennstoff, Wasser) bedacht werden, und hier kommen bei einer einwöchigen Tour durchaus auch einmal 12kg oder mehr zusammen. Solch leichte Rucksäcke müssen zudem eher pfleglich behandelt werden und vertragen weniger mechanische Einflüsse, als die etwas schwereren Standardkollegen
Mein Fazit bislang: für mehrtägige Touren (auch mit Zelt), bei denen keine technische Zusatzausrüstung wie Seil etc. getragen werden muss, reichen 35 bis max. 40L Volumen aus. Bei hüttengestützten Touren mit Halbpension und Übernachtung im Haus passt die Ausrüstung problemlos in 20L und die maximal mögliche Tragelast des Schleppers ist Nebensache.
Rucksack für eine hüttengestützte Tour - ein halbleerer MH Scrambler
38L Rucksack, voll. Inhalt neben Kleidung und restlichem persönlicher Ausrüstung, der nicht optimierten Küche für 2 Personen auch noch Essen für 2 Personen und mehrere Tage, ein halbes Dutzend Landkarten, Zelt, 2 Isomatten, Schlafsack, Stöcke, Helm.
Kleidung
Ohne jetzt auf verschiedene Variationen des Zwiebelprinzips einzugehen (Hardshell vs. Poncho vs. Windbreaker), kann man hier am ehesten durch Verzicht auf unnötige Dinge Gewicht und Packvolumen einsparen.
Selbst für eine längere Tour reicht im Grunde ein doppelt vorhandenes Set an innerster Kleidungsschicht (Socken, Unterwäsche), kombiniert mit einer Isolationsschicht (Fleece, KuFa-Pulli) und einer Wetter-/Windschicht (Regenjacke/Poncho, Regenhose) aus, und der Rest ist überflüssig. Die innere Schicht wird dabei in Rotation getragen. Die dreckige Wäsche wird gewaschen und getrocknet, während das zweite Set in Benutzung ist. Die Isolationsschicht selbst überlebt ungewaschen auch längere Touren, ist die Wanderhose wirklich versifft, wird sie gewaschen und man nutzt in der Zeit die Regenhose.
Alles andere (separate Schlafklamotten oder ein Zusatzklamottenset für den Abend in der Hütte) kann eigentlich raus.
Bei der Auswahl der ganzen Kleidungsschichten lohnt es sich imo, diese hinsichtlich der Tragehäufigkeit zu beurteilen. Eine dicke Hardshell mag angenehm sein, aber wenn sie die meiste Zeit ungenutzt hinten im Rucksack mitgetragen wird, nimmt sie nur Platz weg, wiegt zu viel und kostet am Ende auch noch unglaublich viel, wenn man die realen Nutzungstage gegen den Einkaufspreis gegenrechnet. Bei mir hat dies z.B. dazu geführt, dass die (quasi) ständig genutzte Softshell und die Wanderhose am stabilsten ausgelegt sind und auch am meisten wiegen, während bei den eher selten genutzen Regenklamotten billige und kompakt verstaubare Varianten zum Einsatz kommen (Silnet Poncho 18 Euro, 200g; Decathlon Regenjacke 200g, 8 Euro; Tyvek Hose 110g, 8 Euro). Auch bei der Isolationsschicht wurde (leider) die recht voluminöse Fleecejacke gegen eine kompakt verstaubare Primaloftjacke ersetzt.
Nicht lediglich nach dem Gewichtsaspekt optimierte Klamottenwahl. Vorne links die unterste Schicht (dauerhaft getragen - Fleecehemd Pfanner, 220g), hinten die äußerste Schicht, die dauerhaft bei Wind und im Geröll zum Einsatz kommt (Pfanner Ventilation - 790g(!)) und verpackt, die unterwegs eher selten genutzen zusätzlichen Isolations- und Regenschutzschichten (Rab Xenon Hoody 350g) und Decathlon Rain Cut 200g), die zudem möglichst kompakt verpackbar sind.
Andere kommen eventuell zu einem anderen Ergebnis und setzen dann lieber eine leichte Windbreakerjacke, kombiniert mit einer dünnen Isolationsschicht ein.
Kochen/Essen/Nahrung etc.
Hier kann bei Kocher und Töpfen ausgemistet werden. Neben kommerziellen Kochersystemen gibt es z.B. eine ganze Reihe von Anleitungen hier im Forum, wie mit wenig Geld sehr leichte Spiritusbrenner gebaut werden können, die zudem nur noch ein paar Gramm (15-20g) wiegen, und oft bereits genügend Heizleitung für eine Person liefern. Auch bei den Gasbrennern gibt es mittlerweile Versionen, bei denen der Kocher selbst nur um die 60g auf die Waage bringt.
Kocher mit Holz als Brennstoff ist eine weitere Idee. Der Kocher selbst wiegt zwar etwas mehr, dafür muss man den Brennstoff nicht tragen.
Bei den Materialien selbst sollte man weg von Stahl und hin zu Alu oder Titan. Während z.B. ein Tatonka Edelstahltopf 1.6l fast 400g auf die Waage bringt, liegt ein 1.3l Topf aus Titan bei etwa 140g. Auch das BW-Besteck (190g) mag zwar sentimentalen Wert haben, wenn man aber genau hinsieht benötigt man davon lediglich den Löffel, und da gibt es leichtere Varianten (z.B. Sea to Summit Löffel in lang - 12g).
Stellt man auf Freezerbagcooking um, oder verwendet möglichst oft Fertiglösungen wie Trekkinglunch oder TreknEat, bei dem die Mahlzeit im Aufbewahrungsbeutel und nicht im Topf erhitzt wird, kann man die Topfgrösse erheblich reduzieren.
Da zudem beim Freezerbag-Cooking der Topf sauber bleibt, kann man damit ohne Putzerei und Warterei, bis der Topf leer ist, heisses Wasser für Tee zubereiten. Eventuell spart man sich so sogar einen zweiten Topf, der ansonsten für Tee genutzt wird.
Wem die Fertiglösungen zu teuer erscheinen (Zweipersonenmahlzeit etwa 7.50 Euro) und/oder die angebotenen Mahlzeiten zu wenig abwechslungsreich sind, der sollte einen Blick in den Dörrthread werfen. Eventuell ergibt sich hier noch ein weiteres Hobby.
Selbstgedörrtes Chili con Carne
Für zwei Personen reicht bei Freezerbagcooking ein 1.3l Topf, für Einzelpersonen 0.9l aus. Sparsamere Kollegen kommen sogar mit 0.9L (zu zweit) bzw 0.6L (solo) klar, aber dann wird es irgendwann vom Nutzvolumen her knapp. Bei mir z.B. bewirkte der Umstieg vom Primus Eta Power (2.1L, 300g) auf einen Evernew 1.3L Titan (140g) nicht nur eine Halbierung des Topfgewichts, sondern auch die Verkleinerung eines recht sperrigen Gegenstands im Rucksack.
Sehr viel an Gewicht lässt sich dadurch sparen, indem man die Menge an mitgenommenem Essen im Auge behält, und nicht (wie ich auch) unnötig viel herum schleppt. Unnötiges Gewicht wie eine Vesperdose oder die geliebte Wasserflasche aus Alu kann man weglassen, oder durch leichtere Dinge (1.5l PET-Flasche) ersetzen.
Falttassen und Faltteller haben den riesigen Vorteil, flach in den Rucksack gestopft werden zu können und so weniger sperrig verpackbar zu sein als herkömmliche Tassen.
Ohne Verrenkungen wie nacheinander essen oder Topfsharing (aka "alle Schweine aus einem Trog") braucht man für zwei Personen lediglich einen Topf mit Deckel, zwei Tassen, zwei Löffel und 1-2 Teller. Damit landet man bei etwa 280-300g Gesamtgewicht, verteilbar auf zwei Leute.
Mit Planung lässt sich auch beim Wasser in einigen Regionen sehr viel Gewicht auf sehr elegante Weise einsparen. Warum sollte man von Beginn weg 1.5L Wasser (immerhin 1.5kg Gewicht) den Hang hochtragen, wenn man oben ständig über Bäche stolpert, wo man den Vorrat wieder auffüllen kann? Auch weiter unten bieten Abstecher zu zugänglichen Wasserquellen (Wasserhahn in Toiletten, Restaurants,...) die Möglichkeit, unnötig geschlepptes Gewicht zu reduzieren. Kartenstudium und Vorplanung hilft hier.
Beispiel an einer Zweimannküche:
Obere Reihe: die Küche neu (Evernew Ti 1.3L, 2x STS Löffel, Soto Windmaster mit Dreibein, Ti-Windschutzfolie), untere Reihe: Küche alt (Primus Eta 2.1L, Primus Easyfuel II, 2x Besteck und Alu Windschutzfolie), in der Mitte (Tassen) - noch unverändert.
Das Gewicht des alten Sets (Kocher, Topf, 2xBesteck, Windschutz)
Das Gewicht des neuen Sets (ebenfalls Kocher, Topf, 2x Besteck, Windschutz)
Größenvergleich der beiden Töpfe (mit Kocher)
Gewichtsvergleich Faltbecher (Gewicht inkl. des Drecks, der noch dran klebt. )
..und ein Snowpeak Titanbecher mit ähnlicher Größe
Während der Becher ziemlich viel Platz wegnimmt, kann ich den Faltbecher aufklappen und quasi wie ein Stück Papier z.B direkt hinten am Rückenpolster des Rucksacks verstauen. So nimmt er weniger Platz weg als der Becher.
Übernachtung:
Neben dem Schlafsack ist vor allem das Zelt ausschlaggebend für das Gewicht des Gepäcks. Hier sollte man überlegen, ob die gewählte Variante nicht zu überdimensioniert ist. Wer bei gutem Wetter in Deutschland mit einem doppelwandigen Expeditionszelt herum wandert kann sich zwar ziemlich sicher sein, dass der Unterschlupf allen Witterungen stand hält, aber die 4-5kg, die solch ein Teil auf die Waage bringt muss auch getragen werden.
Ein realistischer, nüchterner Blick, hilft hier. Nur wenige Leute hier im Forum zelten z.B. wirklich bei Starkwind oder bei anderen, extremeren Verhältnissen. Das Zelt muss daher nicht unbedingt 100% sturmstabil sein und kann so leichter ausfallen.
Wer wandert, ist tagsüber beschäftigt und braucht weniger Liegefläche als ein Dauercamper, da diese eh nur nachts genutzt wird. Solch ein Zelt kann daher kleiner ausfallen.
Wer eher selten bei Regen unterwegs ist, kann z.B. auf ein Tarptent setzen, oder mit einem Tarp alleine einen Unterschlupf bauen. Bei Wochenendtouren, bei denen kein Regen angekündigt ist, ist der Verzicht auf ein Zelt sogar die leichteste Variante.
Winter, kein Niederschlag weit und breit - wozu Zelt...
Kein Tanzpalast, aber mit rund 1.4kg ganz ok für ein doppelwandiges Zweipersonenzelt - MSR Nook
Anstelle eine eierlegende Wollmilchsau zu suchen, welche eine Vielzahl an Anforderungen abdecken muss (z.B. Campingplatz- und trekkingtauglich) ist die Anschaffung zweier Zelte, die auf ihren Bereich besser zugeschnitten sind, eine Option, die man durchaus in Betracht ziehen sollte.
Bei Isomatten ist neben dem Gewicht auch die Robustheit und der Liegekomfort entscheidend. Wer sich den Rücken auf einem Isoteppich ruiniert, läuft schlecht. Wer alleinig auf eine empfindliche aufblasbare Matte setzt, muss vor der Tour überlegen, ob der Untergrund nicht die Matte zerlegt, oder zumindest ein Flickset einpacken. Alternativ bieten sich auch leichte Kombis an, bei der eine kurze luftgefüllte Matte (Prolite S) mit einer robusten Schaummatte kombiniert wird (EVA Z-Lite).
Ein Schlafsack kann bei niedrigeren Temperaturen als von Haus aus konzipiert genutzt werden, wenn man ihn zusammen mit der eh mitgeschleppten Isolationsschicht der Kleidung (Fleece etc.) kombiniert und/oder ihn mit einem Poncho als Aussenhülle gegen Wind abschottet. Die alte Geschichte vom Schlafsack, der wärmer ist wenn man unbekleidet hinein liegt, ist hinfällig.
"Schlafsacktuning" - hier ein eigentlich zu dünner Sommerschlafsack in Kombi mit einem flach darüber gespannten Ponchotarp (China, 18 Euro) als Windschutz.
Klein(krieg)kram
Bei den Versendern mit dem A (Aliexpress, Amazon) und auch anderswo gibt es wiederbefüllbare Cremetuben in handlichen Grössen (10ml, 20ml, 30ml). Hier kann man kleinere Mengen aus günstigeren Grosspackungen einfüllen und mitnehmen (z.B. Sonnencreme, Waschmittel).
Beim asiatischen A lassen sich zudem einige nützliche Dinge wie Kocher, Windschutzfolien aus Titan, Minikarabiner oder Regenschutzhüllen besorgen.
Zahnpasta und Duschgel gibt es in Kleinpackungen oft am 1 Euro-Grabbeltisch im Supermarkt, man muss also nicht die 150ml Tube mitschleppen. Wer es findet, kann auch Einwegsets für das Hotelgewerbe besorgen (30 Sets Zahnbürste & Zahnpasta 8 Euro).
Sammelsurium aus den verschiedenen A* - ein 30er Set Zahnbürsten/5g Zahnpasta (16g inkl. der Verpackung), ein paar 1 Euro Probetuben Zahnpasta und Duschgel, China Minikarabiner (3g) zur Befestigung von Material am Rucksack und ein Toaks Plastikbeutel (wasserdicht, touchscreenfähig - 7g - für das Handy)
Viele Dinge (Kocher, Topf,...) werden mit separaten Packsäcken ausgeliefert. Die kann man entweder durch Plastiktüten ersetzen oder sie ganz weg lassen.
Bei der Elektronik lohnt sich eventuell eine Konsolidierung auf möglichst wenige Batterieformate. Neben der Mitnahme von Ladegeräten bieten sich auch Zusatzakkus oder eine mobile Ladestation in Form einer Powerbank an, um das Gesamtgewicht nicht explodieren zu lassen. Auf kurzen Touren (2-4 Tagen) war bei mir meist die Mitnahme zusätzlicher Akkus für den Fotoapparat bereits ausreichend, während andere Geräte wie das Handy im Flugmodus durchaus auch 3-4 Tage am Stück durchhielten. Das Thema ist aber sehr von der Nutzungsweise abhängig, mancher fotografiert mit dem Handy (*urgs*) und benötigt so eher eine Ladestation.
Fazit
Mit diesen Ansätzen landet man bei erfahrenen UL-lern lediglich ein müdes Lächeln und erklimmt sicherlich nicht den Olymp der Gewichtsknauserei, aber man bekommt doch das Rucksackgewicht auf ein vernünftiges Grundgewicht von grob 5kg runter. Das restliche Kilo Sparmaßnahmen erfordert dann weit mehr Planung.
Zum Ausgleich aber erspart man sich Rüffel, wie sie woanders verteilt werden:
So ein Forum dient in erster Linie dem Austausch unter Gleichgesinnten, und wenn dann nur untergeordnet der "rundum sorglos" Beratung von gänzlich unbekannten Personen.
Eine Beratung setzt voraus, dass sich der Fragesteller selbst schon intensiv mit dem Themengebiet des Forums auseinandergesetzt hat, im Falle hier mit "Ultra"leicht Trekking, und dass dieser eine gewisse Bereitschaft mitbringt sich auf themenspezifische Tipps einzulassen.
Auch wenn es manchen so erscheinen mag, dass manche Beiträge hier extremistisch oder gar fundamentalistisch wären, UL-Trekking ist ein stark spezialisiertes Forum und dementsprechend gehen Tipps eben auch in eine extreme Richtung. Wer sich mit dieser Philosophie nicht anfreunden kann ist anderswo schlicht und ergreifend besser aufgehoben.
Eine Beratung setzt voraus, dass sich der Fragesteller selbst schon intensiv mit dem Themengebiet des Forums auseinandergesetzt hat, im Falle hier mit "Ultra"leicht Trekking, und dass dieser eine gewisse Bereitschaft mitbringt sich auf themenspezifische Tipps einzulassen.
Auch wenn es manchen so erscheinen mag, dass manche Beiträge hier extremistisch oder gar fundamentalistisch wären, UL-Trekking ist ein stark spezialisiertes Forum und dementsprechend gehen Tipps eben auch in eine extreme Richtung. Wer sich mit dieser Philosophie nicht anfreunden kann ist anderswo schlicht und ergreifend besser aufgehoben.
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