Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

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    #81
    AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

    Das muss ich mal hier posten, obwohl ich Outdoor nicht mit Schxxxxx verbinde,.

    Eigentlich auf der Suche nach Erste Hilfe Themen, sprang mir das hier ins Auge:

    http://85.25.34.248/bergmed/bergmed.php?section=16

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    • Rattus
      Lebt im Forum
      • 15.09.2011
      • 5177
      • Privat

      • Meine Reisen

      #82
      AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

      klugscheiß: Ganz allgemein, ob outdoor oder sonstwas: Ich finde es hilfreich, mich ab und zu zurückzulehnen und mich zu fragen, ob ich Tätigkeiten, Hobbys oder was auch immer, bei denen irgend etwas nicht mehr stimmt so weitermachen will und zu gucken, was mich stört. Einfach eine Bestandsaufnahme, bei der man ehrlich zu sich selbst ist, ohne gleich nach Gründen zu forschen. Das kommt später. Also erst mal nicht bewerten.
      Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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      • Randonneur
        Alter Hase
        • 27.02.2007
        • 3373

        • Meine Reisen

        #83
        AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

        Wenn man etwas Neues Anfängt, ist es doch eigentlich nicht schlimm, etwas anderes zu beenden. Man kann ja im Leben nicht alles machen.

        Ich habe, soweit ich mich erinnere, noch nie mit einem Hobby aufgehört weil es mir keinen Spass mehr gemacht hat, sondern immer weil ich etwas anderes gefunden habe, das mir noch mehr Spass gemacht hat (zum Teil natürlich weil es für mich neuer war). Und deswegen habe ich den Sachen nie so ernsthaft nachgetrauert.
        Je suis Charlie

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        • Fernwanderer
          Alter Hase
          • 11.12.2003
          • 3885
          • Privat

          • Meine Reisen

          #84
          AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

          Als unser Kurzer gerade mal ein halbes Jahr auf der Welt war, planten wir den nächsten Urlaub.
          Geraffel für den Zwerg hatten wir noch nicht und entschieden uns für eine Ferienwohnung.
          Der Urlaub war nett.
          Noch auf der Rückfahrt habe ich festgestellt, "sowas machen wir aber nicht noch mal".

          Im Vergleich zum (Rad-) Wandern erlebe ich Domizilurlaube eher wie Kinobesuche, denn als meine Präsenz in der jeweiligen Reisegegend. Auch die Erzählungen von Freunden über ihre Domizilurlaube wirken auf mich in den allermeisten Fällen, sagen wir mal, zweidimensional.
          Ich vermute einen Effekt ähnlich dem, warum mir Downhill Rad- oder Skifahren nicht die gewünschte Zufriedenheit geben kann, da ich nicht den Berg rauf geschwitzt bin. Es scheint mir dabei nichts mit, sich was verdient haben, zu tun zu haben, sondern eher damit, regelrecht ein Körpergefühl für Höhe, Weite, resultierenden Perspektiven etc. zu bekommen. Kurz gesagt, ich will die Urlaubsregion im Wortsinn "erleben" und dieses Erleben stellt sich nicht im Kokon einer wie auch immer gearteten Urlaubsresidenz ein.

          Städteurlaube und Reisen mit kulinarischem Impetus mache ich durchaus auch und auch gerne, aber die sind für mich im Zuge eines verlängerten Wochenendes, ebenfalls im Wortsinne, abgefrühstückt.
          In der Ruhe liegt die Kraft

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          • pointloma
            Erfahren
            • 20.03.2012
            • 274
            • Privat

            • Meine Reisen

            #85
            AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

            Toller Thread, ich musste bei einigen Antworten schmunzeln.

            Meine beiden Trekking-Touren waren eine Tortur für mich. Unendliches Heimweh, weil ich vor allem mit dem Mistwetter nicht klar kam. Ich habe mich die komplette Tour eigentlich nur gefragt ... WARUM TUE ICH MIR DAS AN?
            Und als ich daheim war, war es in meinen Augen das geilste/schönste/spannendste, was ich je erlebt habe.

            Und ich mache es trotzdem wieder und wieder. Warum? Weil ich mir selbst beweisen will, dass ich es kann. Weil ich das Abenteuer, die Belastung, die Planung, das alles irgendwie brauche. Und ja, es ist manchmal eine elende Quälerei, aber wenn man es geschafft hat, dann ist man der größte Held (jedenfalls in den eigenen Augen )

            Ich habe (für mich) festgestellt, dass ich die Tour erst richtig genießen kann, wenn ich daheim angekommen bin.

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            • Prachttaucher
              Freak

              Liebt das Forum
              • 21.01.2008
              • 11905
              • Privat

              • Meine Reisen

              #86
              AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

              Zitat von lina Beitrag anzeigen
              ...Wenn man etwas schon sehr lange und sehr ausgiebig bettreibt, kann das schon sein, dass irgendwann der Zeitpunkt kommt, an dem man keine Lust mehr dazu hat....
              Ja mal sehen, wenn ich mal auf 30 Jahre zurückblicke. Manchmal denke ich auch, daß es eigentlich auch auf eine Art seinen Sinn hat, daß man beruflich eingebunden ist und immer nur für begrenzte Zeit los kann. Wer weiß, ob mir nach einer mehrmonatigen Tour (so sehr ich davon träume) nicht auch die Lust vergeht.

              Verschiebungen finde ich auch schön. Früher immer nur gepaddelt, da war es richtig ein Neuanfang als das Wandern und der Norden dazu kam. Vielleicht auch später mal ähnlich mit Radeln bei mir ?

              Zitat von pointloma Beitrag anzeigen
              ...Und ja, es ist manchmal eine elende Quälerei, aber wenn man es geschafft hat, dann ist man der größte Held (jedenfalls in den eigenen Augen )...
              War es für mich anfangs auch, besonders beim wenigen Essen. Empfinde es für mich sehr erfreulich und angenehm, daß das Empfinden der großen Entbehrung immer mehr dem Genießen Platz macht. "Soll ja auch Urlaub sein" denke ich dabei. Liegt sicher mit an meiner Planung. Ein Rest an Entbehrung bleibt aber natürlich immer und nach den 2 Wochen freue ich mich meist auf zu Hause.

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              • DXManiac
                Dauerbesucher
                • 16.02.2010
                • 503
                • Privat

                • Meine Reisen

                #87
                AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

                Zum Thema "Doofe Tour und hinterher trotzdem gut" hab ich noch einen :-)
                Leider hab ichs nur auf Englisch gefunden, aber recht hat der gute Mann schon, finde ich:


                (INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )
                I'm not naughty, I've got Asperger's

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                • Vegareve
                  Freak

                  Liebt das Forum
                  • 19.08.2009
                  • 14389
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #88
                  AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

                  Zitat von pointloma Beitrag anzeigen
                  Und ja, es ist manchmal eine elende Quälerei, aber wenn man es geschafft hat, dann ist man der größte Held (jedenfalls in den eigenen Augen )
                  Genau .

                  Zitat von pointloma Beitrag anzeigen
                  Ich habe (für mich) festgestellt, dass ich die Tour erst richtig genießen kann, wenn ich daheim angekommen bin.

                  Hehe, ja, manchmal ist das so, obwohl Verklärungsarbeit auch eine wesentliche Funktion des Gehirns ist (keine Frau würde sonst willentlich ein zweiter Kind bekommen ). Mir kommt meine Reise nach Norwegen im Nachhinein auch schöner vor, als es sich manchmal anfühlte, da mich das Wetter die Hälfte der Zeit angekotzt hat. Und eine anstrengende Bergtour, wo alles weh tut, wo man friert und schimpft sieht auch erst auf den Fotos so richtig gut aus. Das erkläre ich mich auch einfach, wir brauchen Zeit, Abstand und Ruhe um all die Eindrücke bearbeiten zu können.

                  Man muss aber ehrlich mit sich und mit seiner Planung sein, monatelange Trekkingtouren wären zB nichts für mich, dafür mag ich es zu sehr, zu hause zu sein. Abwechslung als Stichwort, also Arbeit (die für mich sehr wichtig ist) und Naturerlebnis in regelmässigen zeitlichen Abständen wären für mich ideal (2 Wochen unterwegs sein, dann ein paar Wochen arbeiten, dann wieder eine Woche weg usw......leider ist das nicht möglich und für meine Arbeit auch nicht sehr produktiv).
                  "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                  • moeTi
                    Erfahren
                    • 24.07.2014
                    • 447
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #89
                    AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

                    Ich habe eigentlich immer am meisten Schwierigkeiten das ganze an aussenstehende zu vermitteln die nie großartig wandern gehen o.ä.

                    Zum Beispiel wurde ich gefragt: "Was habt ihr denn auf der Trekking-Tour die ganze Zeit getrunken?". Ich war etwas verwirrt, was antwortet man darauf?! Wasser halt, so ca. 5l am Tag, ab und zu Tee wenn man Zeit und Lust hat um Wasser aufzukochen. Die Reaktion war ein ungläubiger Blick, als hätte ich "Eigenurin" gesagt Es kann sich scheinbar nicht jeder vorstellen dass man im Urlaub nicht jeden Tag am Strand einen Cocktail mit Schirmchen schlürft...
                    http://www.outdoorlogbuch.de

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                    • lina
                      Freak

                      Vorstand
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                      #90
                      AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

                      Es kann auch sein, dass sich die Frage stellt, wo man das Wasser mitten im Nirgendwo herkriegt

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                      • moeTi
                        Erfahren
                        • 24.07.2014
                        • 447
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #91
                        AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

                        Zitat von lina Beitrag anzeigen
                        Es kann auch sein, dass sich die Frage stellt, wo man das Wasser mitten im Nirgendwo herkriegt
                        Na aus dem Wasserhahn, ist doch klar
                        Ne ich glaube das Vorstellungsvermögen reichte in diesem Fall nicht aus um auf die Punkte "Wo finde ich Wasser" oder gar "Wie bereite ich das gefundene Wasser auf" zu kommen ;)
                        http://www.outdoorlogbuch.de

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                        • Prachttaucher
                          Freak

                          Liebt das Forum
                          • 21.01.2008
                          • 11905
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                          • Meine Reisen

                          #92
                          AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

                          Zitat von Vegareve Beitrag anzeigen
                          ...
                          Man muss aber ehrlich mit sich und mit seiner Planung sein, monatelange Trekkingtouren wären zB nichts für mich, dafür mag ich es zu sehr, zu hause zu sein. Abwechslung als Stichwort, also Arbeit (die für mich sehr wichtig ist) und Naturerlebnis in regelmässigen zeitlichen Abständen wären für mich ideal (2 Wochen unterwegs sein, dann ein paar Wochen arbeiten, dann wieder eine Woche weg usw......leider ist das nicht möglich und für meine Arbeit auch nicht sehr produktiv).
                          Das mit den monatelangen Trekkingtouren würde ich zumindest mal gerne ausprobieren, um vielleicht dann genau zu der Erkenntnis zu kommen.

                          Nicht immer aber immer öfter : Alle zwei Wochen eine WE-Tour oder gelegentlich mal 3 Tage hat bei mir einen sehr ausgleichenden Effekt. Das Warten auf den Urlaub ist dann nicht so lang und die Strapazen halten sich in Grenzen, wenn man z.B. am Sonntag Abend wieder in die Badewanne kann. Dazwischen bin ich dann auch mal richtig gerne zu Hause und Sofa-Kartoffel.

                          Wobei es manchmal auch anstrengend ist, so oft loszuziehen, früh aufzustehen, wenig Zeit zu Hause zu haben, alles andere abzuwimmeln...

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                          • Vegareve
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                            • 19.08.2009
                            • 14389
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #93
                            AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

                            Tages oder wochenendtouren sind für mich selbstverständlich, deswegen bin ich ja nach CH gezogen. Könnte mir nicht mehr vorstellen, mitten in der Pampa zu wohnen.
                            "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                            • Chouchen
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                              Liebt das Forum
                              • 07.04.2008
                              • 20009
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #94
                              AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

                              Ich trinke im Urlaub genau das selbe wie zu Hause, nämlich viel Wasser (und Kaffee).

                              Meiner Erfahrung beziehen sich die häufigeren (aber auch viel verschämteren Fragen) auf die Körperhygiene und vor allen Dingen auf das Verrichten der Notdurft.



                              Und warum ich mir das antue?
                              Früher, ganz klar, ganz einfach: Weil es für mich die einzig bezahlbare Art war als Alleinreisende Urlaub zu machen. (Mein Freund wollte damals in den Alpen klettern, ich wollte unbedingt mal nach Korsika. Also sind wir beide losgezogen, er mit Kletterkumpels, ich allein mit Mopped und Zelt. Es war toll und wir hatten uns danach viel zu erzählen.)

                              Heute: Immer noch weil es als Solist preiswerter als Hotelurlaub ist. (Fahre ich mit Freunden, dann wird es keine Outdoor-Tour, sondern in der Regel ein Ferienhaus-Urlaub.)
                              Davon abgesehen: Weil ich es einfach will und schätzen gelernt habe.
                              Weil ich es liebe, mir den ersten Kaffee der Tour vor dem Zelt zu kochen.
                              Weil ich mein Zelt liebe wie mein Hexenhäuschen zu Hause.
                              Weil ich durchatmen kann.
                              Weil es im Wesentlichen nur darum geht, wo ich das Zelt aufbaue und wo ich Wasser her bekomme.
                              Weil es irgendwie ein Selbstläufer geworden ist. ("because it's that time of year", wie Sarek weiter vorne schon zitierte)
                              Weil ich mir selber was beweisen will?
                              Weil die Freunde schon im Herbst fragen, wann ich denn wieder nach Island fahre?
                              Weil sie fragen, ob es denn wieder Kalender gibt?
                              Weil es mir im Süden zu warm ist.
                              Weil ich dabei Zeit und Muße für Fotos habe.
                              Weil ich mein Hauptreiseland liebe und sich richtiggehend Heimweh einstellt, wenn ich länger nicht hinkomme. Und der einzige Weg es wirklich zu erleben und auch bezahlbar zu halten, ist nun einmal das Zelten.
                              Weil ich manchmal richtig gerne mein Eremitentum pflege.
                              Weil auch der Sturm und die Kälte toll waren - im Nachhinein wohlgemerkt.
                              Weil auch die langen Mails an die Freunde aus dem Urlaub irgendwann zum Selbstläufer wurden. (Ich habe dann irgendwann damit aufgehört, weil ich merkte, dass ich den Urlaub immer mehr durch die Augen der unsichtbaren Dritten bewertete, die gleichsam hinter mir standen und und über meine Schulter blickten. Ich bewertete den Augenblick immer mehr im Hinblick auf die Frage, wie ich das Erlebte in meinen Mails an den Freundeskreis verwursten könne. Deswegen gibt es bestenfalls noch kurze mails und meine Reiseberichte, die ich jetzt langsam wage hier einzustellen, sind zwar bildreich, aber bedeutend weniger wortreich als ich es früher getan hätte. Es sollen "meine" Urlaube bleiben. Ein schmaler Grat.)
                              Weil einen Pauschalurlaub auf Malle jeder kann. Pure Angeberei also.
                              Weil meine Touren keine Routine sind, sondern immer noch ein seltenes Abenteuer. Wird Outdoor Alltag, dann wird es vermutlich schnell/schneller zum Scheiß.
                              Weil ich noch vieles sehen will, was nur mittels "outdoor" geht.

                              Es gibt also nicht DEN Grund. Es gibt intrensische und extrensische Motive. Sie verändern sich, verschieben sich, nehmen in jedem Jahr unterschiedliche Anteile ein.


                              Nichtsdestotrotz bin ich auch irgendwie an einem Scheideweg: Ich kann vieles nicht mehr so wie noch vor ein paar Jahren. An "meinem" Land stört mich inzwischen einiges. Das automatische Abschalten, das früher beim ersten Tritt auf die Fähre oder mit dem ersten Schritt aus dem Flieger einsetzte, funktionierte bei den letzten Touren nicht mehr. Ob das Umschwenken auf Radtouren was bringt, bleibt abzuwarten.

                              Aber ich bin mir ziemlich sicher: Wäre Outdoor bei mir Alltag, hätte ich keine Lust mehr drauf.
                              "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

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                              • Igelstroem
                                Fuchs
                                • 30.01.2013
                                • 1888
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #95
                                AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

                                @DXManiac et al.:

                                Für mich stellt sich das in der Tat anders dar. Ich gehe sozusagen raus, damit ich nicht nur mit mir selbst beschäftigt bin. Draußen geht es mir um Mecklenburg als Mecklenburg (oder Norwegen als Norwegen) und nicht um eine Trainingsfläche, die mich an meine Grenzen bringt oder mir ermöglicht, diese Grenzen zu überschreiten. Diese Fremderfahrung (@Prachttaucher), also die Erfahrung einer ausgedehnten Landschaft als eines ›Außen, das es auch ohne mich gibt‹ und zu dem ich jetzt ›mit den Füßen‹ eine dialogische Beziehung aufnehme, macht sozusagen zwei Drittel der Erfahrung und zwei Drittel der Motivation aus. Ich unterstelle dabei natürlich, dass man in einer bestimmten Gegend leibliche Erfahrungen macht, die man anderswo nicht machen kann. Norwegen fühlt sich anders an als Mecklenburg, deshalb ›lohnt sich‹ beides.

                                Die Selbsterfahrung, also die Optimierung und Ästhetisierung der Ausrüstung und der Skills (inklusive Selbstheroisierung) ist das letzte Drittel: ein wichtiger und billigend in Kauf genommener Nebeneffekt. Aber solange das Außen noch von sich aus Interesse zu wecken vermag, fungiert es bei mir als intrinsisches Motiv zum Wandern. Das ›intrinsische‹ Motiv kann also durchaus ›draußen‹ liegen, solange das, was man tut, als eine eigenleibliche Beziehung zu einer bestimmten Landschaft aufgefasst wird. Wenn das nicht (mehr) so wäre, würde sozusagen nur die Anstrengung als Anstrengung, als sportliche und mentale Herausforderung übrig bleiben. Davon ist ja an Orten wie diesem Forum viel die Rede.

                                (Einiges Übrige steht in dem Beitrag von Chouchen, da könnte ich jetzt ja – nein – ja – ja – nein usw. an den Rand schreiben. Ökonomische Aspekte spielen natürlich auch eine Rolle; ich kann mir keine Qualitätsunterkünfte leisten, deshalb nehme ich die naturnahe Übernachtung als intensivere Erfahrung billigend in Kauf.)
                                Lebe Deine Albträume und irre umher

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                                • Vegareve
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                                  • 19.08.2009
                                  • 14389
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #96
                                  AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

                                  Das ist tatsächlich ein Punkt, gerade für längere Wanderungen: zelten und wandern sind die preiswerteste und auch schönste Art, eine Gegend kennenzulernen (sowie für mich zelten am Strand die billigste und intensivste Art ist, Meerurlaub zu verbringen).
                                  "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                                  • Markus K.
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                                    • 21.02.2005
                                    • 7452
                                    • Privat

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                                    #97
                                    AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

                                    Weil es eine lange Reise ist.
                                    Immer und immer wieder.
                                    Auf dem Weg zu sich selbst!
                                    "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur das falsche Fell!"

                                    -Samson und Beowulf- Als Hunde sind sie eine Katastrophe, aber als Menschen unersetzbar.

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                                    • Werner Hohn
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                                      Liebt das Forum
                                      • 05.08.2005
                                      • 10870
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                                      #98
                                      AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

                                      Zitat von Fernwanderer Beitrag anzeigen
                                      Als unser Kurzer gerade mal ein halbes Jahr auf der Welt war, planten wir den nächsten Urlaub.
                                      Geraffel für den Zwerg hatten wir noch nicht und entschieden uns für eine Ferienwohnung.
                                      Der Urlaub war nett.
                                      Noch auf der Rückfahrt habe ich festgestellt, "sowas machen wir aber nicht noch mal".

                                      Im Vergleich zum (Rad-) Wandern erlebe ich Domizilurlaube eher wie Kinobesuche, denn als meine Präsenz in der jeweiligen Reisegegend. Auch die Erzählungen von Freunden über ihre Domizilurlaube wirken auf mich in den allermeisten Fällen, sagen wir mal, zweidimensional.
                                      So habe ich das bis zum Herbst 2014 auch gesehen. In dem Jahr ist so ziemlich jeder geplante Outdoorurlaub (u.a. 2 lange) in die Hose gegangen. Was heißt: haben nicht stattgefunden. Es hat mich nicht gejuckt. Zum ersten Mal. Im Herbst sind wir für 3 Wochen nach Portugal geflogen. Festes Quartier. So ganz ohne "Outdoor" sollte der nicht ablaufen. Das bin ich mir schuldig. Vorher einen Radverleih ausgemacht, der anständige Räder hat. Ein Tagesrucksack, Wanderausrüstung eingepackt. Wir haben nichts gemacht. Seit anderthalb Jahrzehnten das erste Mal keine Wanderung, kein Umherstreifen durch die Hinterhöfe, keine Radtour. Es war toll, nichts zu tun! Lange, lange Stunden nur für das Frühstück in der Sonne sitzen. Einige lange Strandspaziergänge. Das war alles. Von all dem, was ich fürs Jahr geplant hatte, hatte ich nichts vermisst. Es waren unglaublich zufriedene drei Wochen.

                                      Das allerbeste daran ...

                                      Zitat von Chouchen Beitrag anzeigen
                                      ... Weil auch die langen Mails an die Freunde aus dem Urlaub irgendwann zum Selbstläufer wurden. (Ich habe dann irgendwann damit aufgehört, weil ich merkte, dass ich den Urlaub immer mehr durch die Augen der unsichtbaren Dritten bewertete, die gleichsam hinter mir standen und und über meine Schulter blickten. Ich bewertete den Augenblick immer mehr im Hinblick auf die Frage, wie ich das Erlebte in meinen Mails an den Freundeskreis verwursten könne. Deswegen gibt es bestenfalls noch kurze mails und meine Reiseberichte, die ich jetzt langsam wage hier einzustellen, sind zwar bildreich, aber bedeutend weniger wortreich als ich es früher getan hätte. Es sollen "meine" Urlaube bleiben. Ein schmaler Grat.)
                                      Weil einen Pauschalurlaub auf Malle jeder kann. Pure Angeberei also.
                                      Mails habe ich nie geschrieben. Maximal mal eine SMS.

                                      ... aber Reiseberichte. Das tollste an dem Portugalurlaub war, dass ich wusste ich "muss" keinen Reisebericht schreiben. Und deshalb brauche ich keine Fotos. In 3 Wochen sind gut 2.000 Fotos normal (ohne die direkt gelöschten). In diesem Urlaub habe ich 3 gemacht. Wir kennen die Ecke wie unsere Westentasche. Wozu also Fotos. Das war nach der Zufriedenheit mit das beste Urlaubserlebnis in 2014.

                                      Zitat von Chouchen Beitrag anzeigen
                                      ..Weil meine Touren keine Routine sind, sondern immer noch ein seltenes Abenteuer. Wird Outdoor Alltag, dann wird es vermutlich schnell/schneller zum Scheiß.
                                      Weil ich noch vieles sehen will, was nur mittels "outdoor" geht.

                                      Es gibt also nicht DEN Grund. Es gibt intrensische und extrensische Motive. Sie verändern sich, verschieben sich, nehmen in jedem Jahr unterschiedliche Anteile ein.
                                      Ja, sie verändern sich. Erstaunlich für mich ist, dass das auch auf einen Schlag gehen kann. Licht aus! Deckel zu! In Zukunft buche die MS Bequemia.

                                      Zitat von Chouchen Beitrag anzeigen
                                      ... Das automatische Abschalten, das früher beim ersten Tritt auf die Fähre oder mit dem ersten Schritt aus dem Flieger einsetzte, funktionierte bei den letzten Touren nicht mehr.
                                      Ist mir ebenso ergangen. Früher war ich spätestens am zweiten, allerspätestens am dritten Tag weg. Richtig weg. In einer anderen Welt. Im letzten Jahr hat sich das nicht einen einzigen Augenblick eingestellt.

                                      Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
                                      @DXManiac et al.:

                                      Für mich stellt sich das in der Tat anders dar. Ich gehe sozusagen raus, damit ich nicht nur mit mir selbst beschäftigt bin.
                                      Das sehe ich anders. Wenn ich länger alleine weg bin, habe ich jede Menge Zeit für mich.

                                      Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
                                      ... Norwegen fühlt sich anders an als Mecklenburg, deshalb ›lohnt sich‹ beides.
                                      Stimmt, fragt sich nur wie lange. Ich wohne am Westerwaldrand, bin jedoch zu Fuß viel mehr in der Eifel unterwegs gewesen, weil ich da auch zu Fuß hingehen kann. Schon bei diesen benachbarten Regionen merke ich, dass sich beide Landstriche unterschiedlich anfühlen. Doch wenn man oft genug dort gewesen ist, kennt man's. Ist wie die neue Straßenbaustelle hinter der Kurve. Mit der Zeit sammeln sich im Outdoor-Pott alle möglichen Eindrücke. Wenn die lange genug darin garen, hat man einen Kessel Buntes. Abhilfe könnte eventuell ein rigoroser Austausch der Region bringen. Doch bringt das wirklich etwas? Läuft das nicht auf höher, weiter, extremer hinaus? Fürn Kick, fürs Erleben das endlich mal wieder anders sein soll. Fraglich.

                                      Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
                                      ... Das ›intrinsische‹ Motiv kann also durchaus ›draußen‹ liegen, solange das, was man tut, als eine eigenleibliche Beziehung zu einer bestimmten Landschaft aufgefasst wird. Wenn das nicht (mehr) so wäre, würde sozusagen nur die Anstrengung als Anstrengung, als sportliche und mentale Herausforderung übrig bleiben.
                                      Ich kann immer noch Landschaft "fühlen". Von der Brustschmerz auslösenden Beklemmung trostloser, dunkler Wälder, die einen nachts klein machen, bis hin zum stillen Jubel über weite, helle Landschaften, die mir für Momente das Gefühl geben können, die Welt gehört nur mir alleine.

                                      Das Erleben von Landschaften auf Outdoor reduzieren greift viel zu kurz. Da spielen sehr viel Kopfwelten, die Bildung und das Seelenleben mit.

                                      Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
                                      ..Ökonomische Aspekte spielen natürlich auch eine Rolle; ich kann mir keine Qualitätsunterkünfte leisten, deshalb nehme ich die naturnahe Übernachtung als intensivere Erfahrung billigend in Kauf.)
                                      Klar, sogar wenn das Zelt auf einem Campingplatz steht, fragst du dich im morgendlichen Platzregen angesichts deines Kontostands und des Hotels nebenan, warum tue ich mir den Scheiß an.
                                      Zuletzt geändert von Werner Hohn; 21.01.2015, 18:09.
                                      .

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                                        #99
                                        AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

                                        Zitat von Markus K. Beitrag anzeigen
                                        Auf dem Weg zu sich selbst!
                                        Davor kapituliere ich gewissermaßen. Das heißt: Ich finde es nicht falsch, es ist aber nicht meins.

                                        Das Vorherrschen von Selbsterfahrungsmotiven ist mir seit Längerem aufgefallen und hat mich irgendwie irritiert, weil es sich eben nicht ganz mit meiner Erfahrung deckt. Draußen gibt es eine sperrige Wirklichkeit, die etwas anderes tut, als mich widerzuspiegeln; das ist für mich ein Gegengewicht zur jederzeit möglichen Selbstreflexion, also zu der ›Drohung‹, dass im Kopf jede Reise nur zu sich selbst führt.

                                        Vielleicht ist es ja wirklich so, dass alle Menschen in ihrem normalen Leben entweder von zu viel oder von zu wenig Selbstreflexion bedroht sind; dann hätten allerdings alle etwas davon, draußen zu sein.


                                        Nachtrag: Der eigentlich von Werner aufgeworfenen Frage, ob sich solche Motive auch ›aufbrauchen‹ können, würde ich zurzeit lieber aus dem Weg gehen. Aber die Antwort lautet bestimmt ›Ja‹. Neben dieser einen Utopie, dass man sich in einer übersoliden militarisierten Ausrüstung durch eine unbekannte, aber erschließbare Landschaft tastet und sich irgendwo zum aufregenden Anders-Schlafen ins Gelände fallen lässt, gibt es auch die andere Utopie, in welcher ich mich eher auf der Terrasse eines kargen, einsamen Ferienhauses mit Landschaftsausblick sitzen sehe, Kaffee trinkend und einen Stapel Krimis lesend, während draußen die Landschaft im Regen oder Sturm abwettert. Oder Hiddensee im Spätherbst, wo man die Landschaft gut kennt und gleichsam deshalb durchwandert, weil hinterher das Heißgetränk in der schudderwarmen Gaststube ein unerträgliches Wohlbefinden verursacht. Es gibt ein Leben nach dem Outdoor-Scheiß; warum nicht.
                                        Zuletzt geändert von Igelstroem; 21.01.2015, 18:44.
                                        Lebe Deine Albträume und irre umher

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                                        • Chouchen
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                                          AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

                                          Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                          Es war toll, nichts zu tun! Lange, lange Stunden nur für das Frühstück in der Sonne sitzen. Einige lange Strandspaziergänge. Das war alles. Von all dem, was ich fürs Jahr geplant hatte, hatte ich nichts vermisst. Es waren unglaublich zufriedene drei Wochen.

                                          Na, dann ist doch alles in Butter: Mach's Dir gemütlich, genieße, lebe in den Tag. Falls es Dich in den nächsten Jahren wieder packt, dann zieh' los. Falls nicht: Auch schön. Genieße das Rumdümpeln am Meer. Ist doch wunderbar.
                                          "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

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