Abbruch einer Tour - wieso, weshalb, warum?

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  • Jürgen
    Erfahren
    • 12.01.2004
    • 342

    • Meine Reisen

    Abbruch einer Tour - wieso, weshalb, warum?

    Hallo allerseits!

    Hier mal ein Thema, das mir schon lange unter der Nägeln brennt:

    Habt ihr schon mal eine Tour abgebrochen? Wenn ja, wie kam es zum Abbruch? Verletzungen, Wetter, defektes Material, Selbstüberschätzung oder einfach keinen Bock mehr?

    Und was mich auch noch interessiert: Wie ging es euch mit dieser Entscheidung, d.h., wie habt ihr sie erlebt?

    Ich selbst war die Tage mit meinem Kumpel in der Eifel in der Nähe von Gemünd. Eigentlich wollten wir drei Tage gehen, aber direkt am ersten Morgen wurden wir unsanft von Nationalpark - Rangern geweckt. Wir hatten uns zu sicher gefühlt und das Zelt nur ca. 30m von einem recht breiten Fahrweg aufgebaut. Wir mußten sofort abbauen und haben uns erst mal in eine Hütte verzogen, um zu frühstücken. Zum Glück haben die die Überreste unseres Lagerfeuers nicht entdeckt.
    Auf dem Weg zur Hütte sind uns noch dreimal solche Ranger über den Weg gelaufen bzw. gefahren. Das hat uns so verunsichert, dass wir abgebrochen haben. Mit ein Faktor war auch ein aufkommender Sturm und Kopfschmerzen bzw. leichte Übelkeit von zuviel Kakao mit Rum am Vorabend.

    Das Feeling war irgendwie scheiße. Schwer zu beschreiben: Versagergefühl, Weichei, soviel Aufwand für nichts, warum nicht trotzen? Die Entscheidungsfindung war irgendwie mühsam. Der Gedanke an einen Abbruch schwebte die ganze Zeit über unseren Köpfen, doch keiner wollte es zuerst aussprechen.

    Wie war`s bei euch?
    Gruss
    Jürgen
    Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht!

  • Flachlandtiroler
    Freak
    Moderator
    Liebt das Forum
    • 14.03.2003
    • 28955
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    Interessantes Posting, gleich in zweierlei Weise:
    1. Den neuen Nationalpark (Gmünden liegt ja direkt davor) kann man sich offensichtlich abschminken.
    2. Umdrehen tut man in den Bergen öfter, ich kann problemlos diese und womöglich auch noch die nächste Seite damit füllen... in den meisten Fällen gab es keinen Grund warum ich mich nachträglich schämen oder ärgern müßte: Das Wetter kippt halt gelegentlich in den Bergen und damit verschärfen sich die Anforderungen idR in wenigen Minuten. Allerdings manchmal foppt es einen regelrecht... :bash:

    Gruß, Martin
    Meine Reisen (Karte)

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    • Gast-Avatar

      #3
      Statistiken...

      Ich hab mal in Rondane abgebrochen.
      Zuletzt geändert von ; 10.04.2012, 23:58.

      Kommentar


      • Gast-Avatar

        #4
        Und mich dann meinem Schicksal ergeben
        Zuletzt geändert von ; 10.04.2012, 23:59.

        Kommentar


        • Sneaker
          Erfahren
          • 03.01.2004
          • 149

          • Meine Reisen

          #5
          Bei Tagestouren kommt das durchaus öfter vor, das man vor dem Gipfel"sieg" abbricht... Reue oder Ärger deswegen hab ich keinen.. Ärgern würd ich mich, wenn mich dann der Heli heimfliegen muss

          Letzten Sommer musste ich leider meine GR20 Tour abbrechen, hatte mich verkühlt (wahrscheinlich schon im Flugzeug) und dann Fieber bekommen.
          Da tat's mir natürlich schon leid.
          have phun,
          der Sneaker

          Nur der Narr macht denselben Fehler 2 mal...
          Der Weise macht immer neue

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          • emerde
            Anfänger im Forum
            • 21.01.2005
            • 18

            • Meine Reisen

            #6
            Re: Abbruch einer Tour - wieso, weshalb, warum?

            Hängt von den Umständen ab, im Zweifelsfall kann Umkehren ein Anzeichen höherer Intelligenz sein als "Durchbeißen".

            Ein emotional und/oder finanziell hochbelastetes Projekt aufzugeben tut immer weh. Ist die Frage ob Weitermachen um jeden Preis dann den Preis noch wert ist.

            Abbruch nach nüchterner Analyse bringt sicherlich keinen Eintrag ins Buch der Heldengeschichten. Die Gewißheit Situationen vernünftig einzuschätzen, gut mit sich selbst umgehen zu können und zu richtigen Entscheidungen fähig zu sein ist kein schlechter Trostpreis.

            Die Eifel gibt's übrigens in vier Wochen immer noch.

            Nehme ich an.

            beste Grüße
            Michael

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            • Lodjur
              Dauerbesucher
              • 04.08.2004
              • 771
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              Hi, ja ein wirklich interessantes Thema. Obwohl unbegründet erzählt man wirklich nicht so gerne davon. Ich habe im letzten Jahr gegen Ende September eine Solo Canadiertour im Rogengebiet gemacht. Schon bei der Ankunft in Käringsjön schüttete es wie aus Kübeln bei so 3-5 Grad. Da ich nicht über 2000 Km angereist war um die Pläne gleich zu ändern erstmal eine Nacht da eine Hütte gemietet und die Pluten nochmal besser gepackt und was zu Fuss die Gegend erkundet. Der Wetterbericht vermeldetet schon Schneefälle im südlichen Lappland . Am nächsten Morgen herrliches Wetter also schnell das Boot beladen und los. Am Ende des Tages auf einer Landzunge mein Lager aufgebaut und die Einsamkeit sehr genossen. Ich war laut Bo, dem Besitzer von Käringsjön der letzte der von hier noch gestartet war. Ein Tandem wurden noch zurückerwartet. Am Abend einsetzender Sturm und Dauerregen und weiterhin um die 3 Grad. Zwei Tage abgewettert, der Wellengang war viel zu hoch für meinen offen Einer Canadier. Keinerlei Handynetz und auch kein Radieoempfang, ich konnte also auch keinen Wetterbericht hören. Die Sache wurde mir dann doch zu gefährlich und ich beschloss sobald sich das Wetter beruhigte die Tour abzubrechen und zurückzupaddeln. Am dritten Tag dann bei Windstille aber Sintflutartigem Regen zurück. Laune entsprechend obwohl ich es eigentlich immer noch supertoll da fand .Es ist schon ein Wahnsinn wenn man in so einer Gegend alleine unterwegs ist. Bei der letzten Portage, immerhin 6 Gänge a ca. 800 Meter auf den rutschigen Steinen den Abgang gemacht und das linke Knie übel verdreht. Der Rest war dann überhaupt nicht mehr lustig . Mörderschmerzen und ziemliche Probleme die letzte Etappe zu paddeln und das Boot zu entladen usw. Das Resultat war letztendlich ein zweiwöchiger Krankenhausaufenthalt mit Knieoperation und das Knie ist bis heute noch nicht wieder OK. Man darf gar nicht daran denken was losgewesen wäre wenn mir das mitten im Gebiet passiert wäre. Das hält mich aber nicht davon ab wieder alleine loszuziehen. War der erste "Unfall" in über 20 Jahren, die Wahrscheinlichkeit ist hoffentlich nun wieder auf meiner Seite 8) .
              CU Bernd
              Nicht nur drüber reden,.... mach es!

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              • gi
                Fuchs
                • 21.08.2002
                • 1711
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Beschissen, gedemütigt, deprimiert und irgendwie kaputt.

                Geht mir öfters so. Meistens ist es Selbstüberschätzung. Ab und zu kommt auch noch defektest Material hinzu.

                Beim Klettern ist es fast schon alltäglich, eine Route nicht zu schaffen. Wenn man aber nach dem 10. mal immernoch vor der Schlüsselstelle "steht" und nicht weiter kann wird es irgendwann deprimierend.

                Ich denke, solange man noch selbst abbrechen kann, hat man trotzdem gewonnen. Wer weis, wäre es nicht viel schlimmer gekommen? Das wichtigste ist IMHO die "Niederlage" als Prozess des Weiterkommens verstehen und akzeptieren zu lernen.

                franz

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                • Dispatch
                  Erfahren
                  • 07.03.2005
                  • 275
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Ich hätte mal besser eine abbrechen sollen. Hab sie aber fortgesetzt obwohl sehr übles Wetter aufkam, daher auch der Nick, passierte nämlich bei der Wanderung auf Mt Stapleton. Bin da oben fast abgeschmiert...
                  Thank you, Australia!

                  Kommentar


                  • Robiwahn
                    Fuchs
                    • 01.11.2004
                    • 2099
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Hi

                    Wir waren mal zu zweit in Ecuador und wollten von El Chaco im Amazonastiefland hoch in das Altiplano rund um den Cerro Las Puntas. Auf der Karte war auch ein Weg eingemalt, aber die Karte war 15J. alt und der Weg existierte nur andeutungsweise im Bergregenwald, dafür umso mehr Sträucher mit dornigen Ästen quer über dem Weg. Dazu ein Tag Dauerregen und meine Motivation war am Ende. Das schlimmste war die Überwindung, die Bitte nach Umkehr auszusprechen. Man will sich halt keine Blöße geben. Aber wir brauchten gar nicht groß diskutieren, mein Kumpel war der selben Ansicht, nämlich das Weitergehen zwecklos ist. Später haben wir mitbekommen, das wir gar nicht viel weiter gekommen wären, weil nämlich einige Brücken weggespült waren. Der zweite Versuch, von oben an die Cerros ranzukommen, wahr auch nicht von Erfolg gekrönt, weil uns die Ranger nicht in die Reserva lassen wollten (und ich gegen Bestechung diskutiert habe). Also wieder umgedreht und dann aber ausreichend für die entgangenen Strapazen entschädigt, als wir einen einmaligen Blick auf den Volcan Antisana ohne Wolken und bei Vollmond erhascht haben.

                    Also erst deprimierend, dann zufällig absolut genial.

                    Grüße, Robert
                    quien se apura, pierde el tiempo

                    Kommentar


                    • Der Waldläufer

                      Alter Hase
                      • 11.02.2005
                      • 2941
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Ein Kumpel und ich sind mal den West-Highland-Way gelaufen.

                      Dummerweise hat sich mein Kumpel dann, weil er mit neuen (!) Socken gelaufen ist, ganz üble Blasen an den Füßen geholt. Wir mussten dann den Rest der Strecke (übrigens durch die Highlands! :bash: ) mit dem Zug fahren, weil es bei ihm einfach nicht mehr ging.

                      Er hat eh schon die Zähne zusammengebissen und das war schon grenzwertig. Wirklich, ich hab die Blasen gesehen, damit wären die meisten nicht mal mehr aufs Klo gegangen, so böse waren die!!

                      Das war wahnsinnig frustrierend und traurig, denn grad auf die Highlands hatten wir uns am meisten gefreut.

                      naja, ich werd den WHW dann nächstes Jahr mit meiner Freundin und Hund nachholen! Und diesmal den ganzen Weg!
                      I knew with a sinking heart that we were going to talk equipment. I could just see it coming. I hate talking equipment. "So what made you buy a Gregory pack?" he said. "Well, I thought it would be easier than carrying everything in my arms."

                      Kommentar


                      • Fjaellraev
                        Freak
                        Liebt das Forum
                        • 21.12.2003
                        • 13981
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        Aus Wettergründen habe ich schon die eine oder andere Tour "angepasst", Materialdefekte traten zum Glück immer dann auf wenn die Tour sozusagen fertig war (Hinterradnabe am Fahrrad in Südfrankreich :wink: , da hab ich halt noch einen Tag mehr auf dem Zeltplatz verbracht bevor die Heimfahrt im Zug anstand).
                        Wirklich abgebrochen habe ich eigentlich nur eine Tour auf dem Siljansleden 2002. Am zweiten Tag bekam ich so starke Knieschmerzen (in beiden Knien), dass ich trotz Stöcken kaum mehr laufen konnte. Ich bin dann noch bis zu einer Hütte gelaufen und habe mich dort erstmal über Nacht erholt. Wasser holen war ein rechter Krampf... Am nächsten Tag taten die Knie erstmal nicht mehr weh, so dass ich problemlos die 12km über eine Forststrasse bis zum nächsten Bus hinter mich gebracht habe. Aber kaum war ich in Mora meldeten sie sich wieder zurück .
                        Ich habe dann die eigentlich für den Siljansleden geplanten Tage in den Orten rund um den See verbracht, halt richtig tourimässig.
                        Den Abstecher nach Kiruna und Abisko habe ich dann aber planmässig gemacht, und bin dann auch wieder ein bisschen rumgewandert.
                        Naja die Tour abzubrechen war eigentlich gar kein so übles Gefühl, mit sowas muss man halt leben. Ich war hauptsächlich froh, dass ich zu dem Zeitpunkt doch recht nah an der Zivilisation war. Letztes Jahr im Sarek hätte die Sache anders ausgesehen.
                        Ein Scheissgefühl war eher der Gedanke dass mit den Knieproblemen zukünftige Wandertouren gefährdet sein könnten.

                        Gruss
                        Henning
                        Es gibt kein schlechtes Wetter,
                        nur unpassende Kleidung.

                        Kommentar


                        • Ahnender
                          Fuchs
                          • 17.08.2004
                          • 1354
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Tja, Pyrenäen auf dem HRP, Anfang September.

                          Von Westen kommend, 14 Tage unterwegs auf dem Weg nach Andorra,
                          sind wir 2 Tage bei 5-10 Grad durch den Nebel gewatet, bis wir beschlossen
                          haben, dass das Wetter und die Sicht nicht mehr besser werden und sind
                          nach Spanien abgestiegen...

                          C'est la vie...
                          Tom

                          >>Ohne Philosophie wagen heute nur noch Verbrecher, anderen Menschen zu schaden.<<
                          Robert Musil - Der Mann ohne Eigenschaften

                          Kommentar


                          • Christian J.
                            Lebt im Forum
                            • 01.06.2002
                            • 9228
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            Letzen September bei schönstem Wetter auf dem Nordkallotleden:

                            Die Truppe war sich nicht einig was sie wollten...einige haben Trekking als Spaziergang mit leichtem Gepäck verstanden (obwohl alle Leute Trekkingerfahrung hatten)
                            "Er hat die Finsternis der Latrinen ertragen, weil in der Scheiße nach Mitternacht sich manchmal die Sterne spiegelten"
                            Durs Grünbein über den Menschen

                            Kommentar


                            • Dieter

                              Dauerbesucher
                              • 26.05.2002
                              • 532
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              Von meinen 13 Hochlandtouren (mit insgesamt 3300 km) in Island habe ich abgebrochen:

                              2 wegen gesundheitlichen Problemen (Gichtanfall, Knie),
                              2 weil die Zeit zu knapp wurde,
                              1 weil ein Fluß nicht zu furten war
                              und eine weil ich mit dem Erreichten voll und ganz ausgefüllt war.

                              Zu knabbern gaben mir die die gesundheitlichen Probleme, da es nicht meine eigene Entscheidung war, sondern mir mein Körper diktiert hat: STOP! Die anderen Abbrüche waren Kopfentscheidungen. Die Zeit wurde zu knapp, da ich unterwegs zu oft abwettern mußte. Der Fluß war zu tief, zu reißend und zu abweisend. Zwei Jahre später habe ich ihn 1 km stromab gepackt.

                              Ich finde es ist eine wichtige Erfahrung, eine Tour bewußt abzubrechen, wenn irgendwelche wichtigen Kriterien nicht mehr erfüllt werden. Ein vernünftiger Abbruch ist in meinen Augen mehr wert, als ein gewagtes Durchbeißen das halt noch mal gut gegangen ist.

                              Dieter

                              Kommentar


                              • Markus~sukraM
                                Erfahren
                                • 30.04.2004
                                • 271

                                • Meine Reisen

                                #16
                                Wie schon einige meiner Vorredner hab ich die ein oder andere Bergtour abgebrochen.
                                Entweder haben es die Verhältnisse vor Ort nicht zugelassen oder ich war mir nicht sicher ob meine Kondition, meine Kenntnisse und/oder meine Ausrüstung ausreichen.
                                Ich habe mich nie weiter daran gestört, ich will ja nicht ins Extrem gehen sondern meinen Spaß haben und Gesund zurück nach Hause kommen.
                                Ein einziges mal habe ich mich dann doch etwas geärgert als ich etwas zu vorsichtig war, für den Josemite Nat. Park war an sich eine Tour auf den Half Dome geplant, ich hatte nur einen Tag zur verfügung und habe meine Tagesform, wie sich im Verlaufe des Tages noch herraustellte, arg unterschätzt.
                                Ich habe entsprechend eine leichtere Alternativtour gewählt.
                                Schade aber letztlich doch egal, was zählt: Ich war da, bin heile zurückgekommen und kann somit auch wieder hinfahren.

                                gruß Markus

                                Kommentar


                                • Hawe
                                  Fuchs
                                  • 07.08.2003
                                  • 1977

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  Hej Juergen
                                  da hast Du, den vielen Antworten innerhalb eines Tages nach zu urteilen, ja mal wieder ein sehr interessantes Thema angerissen !

                                  Ich selber kann mich nicht erinnern, eine Tur wirklich "abgebrochen" zu haben. Liegt wahrscheinich an guter Verdrängung oder an der stattgefundenen Umbenennung. In Fällen, bei denen ich eine Tour nicht weitergemacht habe, habe ich es versucht, dann aber seingelassen, weil "innere Stimme" sehr unüberhörbar vor Weitergehen gewarnt hat.
                                  Da ich meist allein unterwegs war, gab es häufiger eine "Grundangst" am Anfang von Touren.
                                  Wenn esnicht irgendwelche Sachen gab, die von vorneherein wirklich objektiv und massiv gegen den Beginn der Tour sprachen, habe ich teilweise einen Tag gebraucht, um alleine in die offenbar menschenleere Wildnis loszulaufen. Das war häufig so. Wenn das schlechte Gefühl dann nicht nach kurzer Zeit weg war, habe ich umgedreht, oder eine andere Route gewählt. Im Nachhinein war das jeweils auch gut so.
                                  Klar habe ich dann auch herumgegrummelt, da ich aber nie komplett agebrochen und nach Hause gefahren bin, sondern eben eine weniger gefährliche oder wilde Tour gemacht habe, habe ich eben dann diese genossen, und mir die andere "fürs nächste Jahr" aufgehoben.
                                  Aus gesundheitlichen Gründen musste ich zum Glück noch nie "aufgeben", wobei ich das definitiv nicht zu "aufgeben" zähle. Auch nicht bei kaputten Füssen - viele Touren mache ich seit einigen Jahren mit meiner Frau, die mit sowas mehr Malaisse hat als ich. Es hat mich dann auch gewurmt, ein gesetztes Ziel nicht erreicht zu haben, eine Tour nicht gemacht zu haben, aber: es lag nicht an mir, meine Frau hat lange die Zähne zusammengebissen, so dass ich da auch nicht von "Weichei" oder so reden könnte - war dann einfach Pch, haben wir halt Pause bzw. was anderes gemacht, was auch schön war.

                                  Heute, im gereiften Alter, kann ich das sowieso entspannter sehen: lieber "aufgeben" und gesund zurückkommen, und eine Tour genossen haben, als ein "ganz Harter" sein.
                                  Und solange ich nicht bei leicht drückendem Rucksack jammere, aufhöre und zum Ballermann fahre, sehe ich auch kein Problem darin, umzuplanen.


                                  Zu den Rangern: ich komme aus der nahen Umgebung des neuen Nationalparks, und habe bei der Planung mit Entsetzen genau das befürchtet.
                                  Diese Fascho-Ranger haben mich vor vielen Jahren dazu gebracht, nicht mehr ins Hohe Venn zu fahren, wo ich beim Zelten in einer Kota mit meinen Eltern als Kind wahrscheinlih den outdoor-Virus abbekommen habe. Und obwohl wir damals dort gezeltet haben, hat das Hohe Venn überlebt.
                                  Als ich nach vieloen Jahren mit tollen Touren dort aber auf der ersten nach dem neuene Status beim Laufen mit Rucksack auf erlaubten Wegen aber gleich 3mal verhört wurde, wohin ich denn unterwegs sei, und wo ich zu nächtigen gedachte, war die Gegend für mich "tot".

                                  Hawe

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                                  • Jürgen
                                    Erfahren
                                    • 12.01.2004
                                    • 342

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    Hallo,

                                    Umkehren ist offensichtlich eher ein Beweis von Stärke als von Schwäche, zumindest dann, wenn es nahezu lebensgefährlich wäre, weiter zu gehen bzw. zu machen. Sir Earnest Shackleton oder Arved Fuchs erscheinen im "Profi" Bereich Leute zu sein, die dieses Prinzip zutiefst verinnertlicht haben bzw. hatten. Der Weg ist das Ziel.

                                    Allerdings habe ich bei einer anderen Aktion, die ich auch abgebrochen habe, gemerkt, dass ich mich damit tröste: ich versuch`s noch mal, ich komme wieder. So leicht gebe ich nicht auf. Also ist doch das Ziel und dessen Erreichung - wann auch immer - wichtiger als der Weg?

                                    Zunehmend mache auch ich mir vor einer Tour Sorgen, ob mein rechtes (Badminton) Knie oder mein (Schreibtisch) Ischias nicht streiken. . . . ich habe noch so viele Pläne und wäre echt traurig, wenn ich die nicht verwirklichen könnte, weil . . . ld:
                                    Gar nicht los gehen zu können ist wohl noch schlimmer als abbrechen zu müssen.

                                    Gruss
                                    Jürgen
                                    Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht!

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                                    • Flachlandtiroler
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                                      • 14.03.2003
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                                      • Privat

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                                      #19
                                      Zitat von Hawe
                                      Zu den Rangern: ich komme aus der nahen Umgebung des neuen Nationalparks, und habe bei der Planung mit Entsetzen genau das befürchtet.
                                      Diese Fascho-Ranger haben mich vor vielen Jahren dazu gebracht, nicht mehr ins Hohe Venn zu fahren, wo ich beim Zelten in einer Kota mit meinen Eltern als Kind wahrscheinlih den outdoor-Virus abbekommen habe. Und obwohl wir damals dort gezeltet haben, hat das Hohe Venn überlebt.
                                      Als ich nach vieloen Jahren mit tollen Touren dort aber auf der ersten nach dem neuene Status beim Laufen mit Rucksack auf erlaubten Wegen aber gleich 3mal verhört wurde, wohin ich denn unterwegs sei, und wo ich zu nächtigen gedachte, war die Gegend für mich "tot".
                                      Irgendwie hat NRW da scheint's eine Ausnahmeposition, ist ja nicht das einzige Beispiel. NRW=Outdoor-Diaspora? Sollte auf der belgischen Seite (Ardennen) aber weniger problematisch sein, oder?

                                      Gruß, Martin
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                                      • Dieter

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                                        #20
                                        Jürgen schrieb:
                                        Allerdings habe ich bei einer anderen Aktion, die ich auch abgebrochen habe, gemerkt, dass ich mich damit tröste: ich versuch`s noch mal, ich komme wieder. So leicht gebe ich nicht auf. Also ist doch das Ziel und dessen Erreichung - wann auch immer - wichtiger als der Weg?
                                        Das "ich versuch`s noch mal, ich komme wieder" kenne ich gut. Sicher, bei langen Touren geht nichts ohne Planung einer Route. Diese hat einen Anfangs- und einen Endpunkt. Ist das Ziel dann, den Endpunkt der Route zu erreichen? Nein es ist immer noch das Erlebnis auf dem Weg dazwischen.

                                        Alpinisten haben mit Tourenabbrüchen eher Probleme, weil die Bergsteigerei historisch "gipfelorientiert" ist. Ein Nichterreichen des Gipfels und damit des Zieles wird da meist mit "scheitern" gleichgesetzt.

                                        Dazu ein weiser Spruch des Bergjournalisten Hermann Magerer: "Das Schöne an den bayerischen Voralpen ist, daß sie da aufhören, wo das heroische anfängt" ld:

                                        Dieter

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