Solotour - Was treibt Euch raus?

[Jürgen]

Hallo allerseits,

da ich "nicht immer, aber immer öfter" allein raus gehe und ich z.B. auf meiner letzten Tour fünf Tage lang keine Menschenseele getroffen habe, wollte ich mal so ins Forum fragen, was Euch antreibt, alleine los zu ziehen. Ist es die Einsamkeit, die Stille, das Gefühl von "Autonomie", die "Flucht vor den anderen" oder seid ihr einfach nur unausstehlich und habt sowieso keine Freunde? :wink:

Ich werde doch nicht der einzige sein, der so was macht, oder?

Gruss
Jürgen

[Flachlandtiroler]

Da findest Du Für & Wider.

Gruß, Martin

[Dieter]

@Jürgen:
ein gutes Thema - beschäftigt mich seit Jahren.

Stell dir vor du bist an einem absolut einsamen Ort, Rundblick 360°, 3 Tagesmärsche bis zu jedem Horizont und jemand quasselt neben dir:
"Mann ey, das is ja sooo geiiiil einsam hier! Wooowwww finnste nich ..."

Ich suche Ruhe, Stille und so vieles mehr. Flucht vor anderen? Nein - aber Vorsicht auf Solotour begegnet man unter Umständen zum ersten mal sich selbst.

Ich gehe alle großen Touren allein. Sollte ich jemanden begegnen der auf dem selben Weg geht, so nehme ich das gerne an und wir gehen ein Stück zusammen - ist bestimmt ein interessanter Mensch . Passiert aber eher selten Als Solist ist man außerdem viel offener für andere Menschen denen man unterwgs begegnet - das ist kein Widerspruch.

Warum ich alleine gehe? Ich kann mein eigenes (langsames) Tempo gehen, brauche niemanden hinterherzurennen, brauche auch auf niemanden warten. Ich muß jede Entscheidung selbst fällen und jedes Risiko selbst abschätzen. Ich kann keine Verantwortung delegieren und jemanden anderen für mich entscheiden lassen oder mich der Entscheidung eines anderen anschließen. Jede Fehlentscheidung ist meine eigene Fehlentscheidung, aus der ich die Möglichkeit habe zu lernen. Es gibt keinen Leistungsdruck und keine Konkurrenz keinen "sportlichen" Vergleich. Es gibt keine gruppendynamischen Spielchen. Es gibt nur die Natur und mich. Ich brauche gar nicht erst versuchen der Stärkere zu sein sondern versuche ihren Rythmus in mir aufzunehmen alle Sinne zu öffnen und auf Empfang zu schalten

Ein Solotour in einer Wildnis ist eine Erfahrung die einzigartig ist und einen Menschen prägen kann.

Dieter
http://wwww.isafold.de
Wanderungen über das Hochland Islands


PS: Oooops - Martin! Hab nich gesehen, daß dort fast der gleiche Thread läuft. Aber der Title "Laberforum" schreckt mich eher noch mehr als "Survival" *duck'n run*

[McFuture]

Moin.
Der andere Thread ist ja schon älter, deswegen mein Post jetzt hier. Sorry.
Finde Gruppengehen und Solo beides recht spannend, würde es aber nicht miteinander vergleichen wollen.
War viel oft und lange in Gruppen (Jugendarbeit, Freunde) unterwegs.
Klasse Sache, Superdynamik, Ergänzen von Fähigkeiten usw....ist schon toll.
Dann kam 6 Monate Asien Solo. Keiner hatte Zeit. Also allein los.
Winterwandern im indischen und nepalesischen Himalaya, solo.
Ja, das war eine Reise zu mir selbst. Wahnsinniges erlebt, und niemand da, dem man davon erzählen kann. Bin fast geplatzt, doch irgendwann wurde ich ganz ruhig. Die lange Zeit verändert einen irgendwann.
Hatte mehrmals richtig Muffensausen (Überfälle, Kälte, Eis). Ab einem bestimmten Zeitpunkt, die Gewissheit, das Ganze nicht zu überleben.
Doch nun sitze ich hier und poste....
Würde jederzeit wieder allein losgehen, egal wohin. Keine Kompromisse hat schon was.
Komme auch in meiner "Hierzeit" recht gut ohne Zeitgenossen aus, habe aber Jobbedingt mit reichlich Menschen zu tun.
Gruß
Maik

[Thomas75]

Wahnsinniges erlebt, und niemand da, dem man davon erzählen kann. Bin fast geplatzt...

Genau so ging mir das auch, als ich mal drei Wochen allein unterwegs war. Nur das ganz-ruhig-werden kam nicht. Vielleicht war ich ja nicht lange genug unterwegs...
Jedenfalls gehe ich seitdem nicht mehr gerne allein. Mal ein Wochenende ist ok, aber längere Touren lieber zu zweit oder in einer kleinen Gruppe. Aber möglichst auch nicht zu viele Leute, sonst wird es immer schwierig mit der Entscheidungsfindung ;)

Viele Grüße,
Thomas

[Dieter]

McFuture schrieb:

Wahnsinniges erlebt, und niemand da, dem man davon erzählen kann. Bin fast geplatzt ...

Da hilft nur aufschreiben - Papier ist geduldig :wink:

Dieter

[McFuture]

Moin.

Dieter: Da hilft nur aufschreiben - Papier ist geduldig

...aber irgendwann kam ich mit dem Aufschreiben nicht mehr hinterher...

[Dieter]

McFuture schrieb

...aber irgendwann kam ich mit dem Aufschreiben nicht mehr hinterher...

Mist aber auch. Da hilft nur: langsamer erleben!
Dieter

[McFuture]

Moin.
Naja, oder eben das Schreiben zu lassen.
....

[Keb]

Ich geh alleine weil:
- sobalds den Berg rauf geht oder ich viel Gepäck hab, bin ich seeeeehr langsam. Für eine 5h Bergtour, die dann 8h lang wird, ist das für manche Begleiter noch ok, aber bei ner längeren Tour fühle ich mich immer etwas gehetzt.
- eine Freundin von mir geht im Urlaub an den Strand, ich nach Skandinavien
- man kann losgehen wann man will, so schnell und lang gehen wie man will und aufhören wann man will
- endlich einmal Ruhe, über sich nachdenken können, schön was lesen

trotzdem: jeden Abend alleine kochen und essen macht nicht so Spass, Sicherheitsaspekt und manchmal wäre es doch ganz schön (v.a. auf öden Abschnitten) jemand zum quasseln zu haben...

Anja

[hc-waldmann]

Meine Erfahrung ist, dass man auf Solo-Touren deutlich vorsichtiger ist. Die Versuchung, eine Entscheidung zum Abbruch zu verzögern ist in der Gruppe wohl größer: keiner will sich die Blöße geben, will mehr aushalten als gut für ihn ist. Die Stimme der Vernunft wird schnell kritisiert, das habe ich auf diversen Touren festgestellt.

In der Gruppe hat man im Fall der Fälle natürlich Hilfe, aber als Sologänger weiss man um dieses Fehlen und ist a priori weniger risikobereit. Das nützt bei Unfällen natürlich nichts.

Hans-Christian

[stefN]

Hallo!

Stille, eigener Rhythmus, eigenes Risiko, zu mir kommen, den eigenen Weg finden, größere Offenheit gegenüber Begegnungen und Ereignissen, nichts außer Natur und ich ...
Das sind Dinge, die ich am Solo-Gehen mag.
Ich hatte immer den Traum, auch ganz alleine mit dem Zelt loszugehen und mich behutsam rangetastet.

Ich muss aber nicht immer alleine los gehen, habe auch (Hütten-) Touren mit anderen zusammen gemacht. Ich fühle mich in Gruppen sehr wohl, aber leider bin ich im Freundeskreis der einzige, der auf Zelttouren zu Fuß steht.
Die Alternative, eine Tour zu buchen, möchte ich mir nicht immer leisten und außerdem liegt da die Gefahr von gruppendynamischen Nervereien, die das unmittelbare Naturerlebnis doch ziemlich beeinträchtigen können.

@Dieter und McFuture / Thema "Aufschreiben":
Ich kann noch so langsam gehen/erleben - das, was ich dann um mich herum sehen kann, schlägt jedes weiße Blatt Papier. Schade eigentlich ...

Nebenbei: Wieviele Leute gibt es eigentlich, die sich über das Forum zu Touren zusammengefunden haben? (Oder ist das schon einen eigenen Thread wert?!)

Grüße von

Stefan

[Thomas]

Kostet es Überwindung, das erste Mal solo zu starten? So oft ich mir auf meinen Touren mal gewünscht habe, allein zu sein, so oft habe ich mich auch darüber gefreut, doch jemanden dabei zu haben, gemeinsam den langen Aufstieg hinaufzuschnaufen und gemeinsam den verdienten Ausblick zu genießen.

Gruß, Thomas.

[Kanem]

Nein, Überwindung hat es mich eigentlich nicht gekostet, aber es war auch meine erste größere Tour. Und zu dem Zeitpunkt kannte ich niemanden, der mitgegangen wäre.
Tagsüber während dem Laufen habe ich auch wirklich niemanden vermisst: Pause machen wann man will, einen Ausblick etwas länger genießen, auch mal nen kleinen Abstecher machen, spontan entscheiden: hier bleib ich für heute, und so weiter.
Nur Abends wurde die Zeit manchmal etwas lang. Und am Lagerfeuer die Erlebnisse des Tages austauschen hat echt was...

Kanem

[Waldhoschi]

Hallo Kanem. Was uns raustreibt? Ich würd mal sagen HM1 bei Kirsch...

[Kanem]

LOL!!
Das ist lange nicht so schlimm wie TM bei Weber.

[Waldhoschi]

OT: Adler Chemie ist noch viel schlimmer.... Aber Mathe ist einfach tötlich übel
Was treibt mich raus?

Wahrscheinlich Platzangst, Sozialdefizite und ähhh....

hab ich noch nie wirklich drüber nachgedacht. hmm. Ich hätte ja hochphilosofische Ansatzpunkte, aber das sux z.Z.

@Kanem: Du hast ja au das Gossamer. Ist eines meiner Lieblingssolisten....

Zu Überwindung: Ist von Person zu Person absolut verschieden.

Hey Cool, wir haben mit Waldmann einen echten Uniprof im Forum*

*Ganz ganz dezent zusammenzuck*
*PD ist für mich fast das gleiche

[isegrim13]

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[Jens]

Misanthropie...? :wink:

[Bim]

sorry aber ihr habt alle keine Ahnung... HM1 bei Müller-Rettkowski ist noch härter!! Da rennt man echt schreiend weg!

mich treibt es solo raus, weil ich einfach mein Rhythmus gehen kann. Solange Fotos machen kann wie ich will und und und....