Eure Gedanken während eine Tour

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  • Thomasi
    Erfahren
    • 27.04.2009
    • 204
    • Privat

    • Meine Reisen

    #41
    AW: Eure Gedanken während eine Tour

    Bin ich alleine unterwegs, denke ich immer an nackte Frauen.

    Bin ich zu zweit unterwegs, denke ich immer an andere nackte Frauen.

    Bin ich daheim mit nackten Frauen zugange, denke ich mich raus.

    Wo ich auch bin, nirgendwo bin ich richtig da.

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      #42
      AW: Eure Gedanken während eine Tour

      Ab zum Therapeuten!

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      • Chouchen
        Freak

        Liebt das Forum
        • 07.04.2008
        • 20001
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        • Meine Reisen

        #43
        AW: Eure Gedanken während eine Tour

        Zitat von Libertist Beitrag anzeigen
        Und mich beklemmt der Gedanke, dass ich in Wahrheit vor allem die soziale Anerkennung genießen könnte, die mit meinen Touren einhergeht. Also, ich hoffe, dass dem nicht so ist! Aber es bleibt eine Befürchtung und wohl dem, der diese nicht hat.
        Der Punkt der sozialen Anerkennung ist sicherlich für viele Motivation, ich kann mich davon nicht ausnehmen. Gerade am Beispiel Photos hast Du es sehr schön herausgearbeitet, erwischt!
        Der Punkt ist aber auch, dass ich z.B. nicht nur für andere Photographiere, sondern hauptsächlich für mich. (Ob es sinnvoll ist, sich bei vielen Erlebnissen von einer Kamera geradezu abhängig zu machen, steht auf einem anderen Blatt...) Mit dem etwas ernsthafteren Photographieren habe ich auf Solo-Touren angefangen (Bei gemeinschaftlichen Unternehmungen knipse ich nur und deutlich weniger.) Die Bilder haben für mich u.a. eine Funktion als "Verdauungshilfe" und Erinnerungsspeicher, eben weil ich auf Einzeltouren die vielen Eindrücke zunächst nicht mit jmd. anderem Verdauen kann (und es auch nicht immer möchte).
        Z.T. nutze ich Dia-Shows auf dem Läppi als Einschlafhilfe. Ich zeige sie zwar auch gerne anderen (aber i.d.R. nur, wenn ich weiß, dass sie ehrliches Interesse haben), und es ist sehr schön, eine positive Rückmeldung zu erhalten, aber vorrangig sind die Bilder für mich.

        Mir bereiten die "Misch-Motivationen" keine Beklemmung oder schlaflosen Nächte (mehr). Auch wenn es neben dem reinen Naturgenuß noch andere Motivationen gibt, egal. Ich genieße dennoch (die meisten) Urlaube, im Idealfall kommt es zu einem "Flow"-Gefühl.
        Und sind wir mal ehrlich, unendlich vieles was wir tagtäglich tuen oder lassen, wird durch die soziale Erwünschheit gesteuert. Die Leute, die am meisten brüllen: "Ich aber nicht, ich entscheide komplett eigenständig, ich bin alleiniger Herr meiner Handlungen!" lügen sich im Regelfall am meisten in die eigene Tasche.

        Du beschreibst eine idealtypische Trennung von Handlungsmotivationen, die meiner Meinung nach so im realen Leben nicht oder kaum vorkommt. Das finde ich aber nicht tragisch, denn auch das macht den Menschen zum Menschen. Man könnte jetzt noch weit ausholen und überlegen, ob es zwischen Erziehung, Prägung, sozialen Einflüssen und genetischer Komponente überhaupt so etwas wie einen freien Willen gibt. Solche Überlegungen gleiten dann aber immer gerne in geistige Onanie ab...

        Wichtig für mich ist, dass eine gute Tour bei mir ein positives Gefühl auslöst, meine Gefühle sind also trotz einer "Mischmotivation" echt. Das ist das Wichtige das zählt.
        Versaue Dir nicht von Deinen eigenen Bedenken über die "Reinheit" Deiner Gefühle Deine Touren. Du schreibt, Du liebst alles, was Du da erlebst. Besser kann's doch kaum sein, oder? Und wenn Dir am Ende der Tour noch jmd. auf die Schulter klopft und sagt "Gut gemacht!", nimm's als Bonbon und genieße es.

        Würde ich mir alle Aktionen verkneifen, die event. mit durch soziale Anerkennung mitgesteuert würden oder an deren Ende ich soziale Anerkennung erhalten könnte, müsste ich als Eremit leben. Ich dürfte weder allein noch in der Gruppe auf Tour gehen. Ich dürfte mich über keine Liebe, kein Buch, keine Musik, keinen Kinobesuch mehr unterhalten. Ich dürfte mich bei Freunden keinen Trost holen, dürfte selber keine Hilfe anbieten, ich würde nicht mehr im Forum schreiben, ich würde nicht mehr zur Arbeit geben und und und
        Ich "dürfte" eigentlich nicht mehr mit Bekannten, Nachbarn, Kollegen, Freunden kommunizieren.
        "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

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          #44
          AW: Eure Gedanken während eine Tour

          ach so.
          Das erklärt natürlich vieles.

          Peter, da reicht der Therapeut nicht mehr.

          @ Libertist - es wird sicherlich etliche Reisende geben, die eine solche Motivation haben wie von dir angesprochen. Dem die Bilder, die man mitbringt wichtiger sind als die Tour an sich.
          Als ich einige Jahre keine Kamera hatte, habe ich sie schmerzlich vermisst auf Reisen. Ich dokumentiere aber nicht für die anderen sondern für mich. Viele Fotos hat ein anderer noch nie angeschaut, aber mich bringen sie auf die Reise zurück. Also Berichte für andere habe ich mir noch nie vorher ausgedacht oder Überlegungen angestellt, was ich erzählen könnte, wollte, täte.... ;)

          chouchou - volle Zustimmung!

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          • lina
            Freak

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            • 12.07.2008
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            • Meine Reisen

            #45
            AW: Eure Gedanken während eine Tour

            Mit einem Skizzenbuch, verschiedenen Stiften und Farben loszuziehen ist auch interessant (dafür muss man aber Extra-Zeit einplanen, fotografieren geht "schneller", schreiben auch).

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            • Sapmi
              Fuchs
              • 20.11.2005
              • 2329
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              • Meine Reisen

              #46
              AW: Eure Gedanken während eine Tour

              Zitat von Chouchen Beitrag anzeigen
              Der Punkt ist aber auch, dass ich z.B. nicht nur für andere Photographiere, sondern hauptsächlich für mich.
              So ist es bei mir auch. Die Fotos sind in erster Linie für mich, um hinterher alles nochmal Revue passieren lassen zu können. Und natürlich auch als Erinnerungsstütze für später.
              Die Bilder anderen zu zeigen bzw. anderen von den Erlebnissen zu erzählen, spielt natürlich auch eine nicht unbedeutende Rolle, da gebe ich Libertist schon recht. Aber ich glaube nicht, dass das was mit Anerkennung zu tun hat, denn was ich auf meinen Reisen so mache, hat ja normalerweise nix mit irgendeiner Leistung zu tun, zumindest sehe ich es in den meisten Fällen nicht als solche an (Ausnahmen bestätigen die Regel). Ich würde sagen, mir geht es dabei eher um den Austausch allgemein, also das Mitteilen meiner Erlebnisse und nicht zuletzt auch meiner Begeisterung für die Landschaft oder so.
              Kilpailu ei kuulu erämaahan
              ***********************
              Der Mensch, der allein reist, kann sich heute auf den Weg machen; doch wer mit einem anderen reist, muss warten, bis dieser bereit ist. (H.D.Thoreau)

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              • lina
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                • 12.07.2008
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                • Meine Reisen

                #47
                AW: Eure Gedanken während eine Tour

                Wenn man mal überlegt, wieviele "Bilder" man noch im Kopf hat von Landschaften, wo man z.B. vor ca. 10 Jahren war?

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                • Chouchen
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                  • 07.04.2008
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                  • Meine Reisen

                  #48
                  AW: Eure Gedanken während eine Tour

                  Zitat von Thomasi Beitrag anzeigen
                  Bin ich alleine unterwegs, denke ich immer an nackte Frauen.

                  Bin ich zu zweit unterwegs, denke ich immer an andere nackte Frauen.

                  Bin ich daheim mit nackten Frauen zugange, denke ich mich raus.

                  Wo ich auch bin, nirgendwo bin ich richtig da.
                  Um Ben Stiller in "Tropic Thunder" zu zitieren: "Ich bin die Illusion eines Hühnchens!"
                  "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

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                    #49
                    AW: Eure Gedanken während eine Tour

                    Lina, ich habe auch von meiner ersten Irlandreise in 1974 viele Bilder im Kopf, die ich nicht fotografiert habe. Manches bleibt einem zum Glück.

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                    • lina
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                      • 12.07.2008
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                      • Meine Reisen

                      #50
                      AW: Eure Gedanken während eine Tour

                      Das ja. Trotzdem finde ich Fotos nicht verkehrt.

                      Sind "Bilder" präsenter, wenn man sie vor Ort mit jemandem "teilen" kann? Einfach aus dem Grund, dass man etwas "formuliert", was man sieht?
                      So wie beim Skizzieren, wo man genauer hinschaut, weil man zeichnet und die Gegend nicht nur im Überblick wahrnimmt?
                      Zuletzt geändert von lina; 25.01.2010, 23:48.

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                      • Chouchen
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                        • 07.04.2008
                        • 20001
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #51
                        AW: Eure Gedanken während eine Tour

                        Zitat von Libertist Beitrag anzeigen
                        Wem geht es noch so, dass man (manchmal!) während einer Tour an das Ende einer Tour denkt? (...) Ich habe mich schon öfter dabei ertappt, dass ich in Gedanken von meiner Reise erzähle, obwohl sie noch gar nicht zu Ende ist. Warum geht mir sowas durch den Kopf? (...) Kennt jemand das Phänomen, sich selbst beim Reisen zu beobachten? Also aus Sicht einer dritten Person, die das ganze dann (natürlich positiv) bewertet?
                        Ja, das kenne ich. Hauptsächlich kommt das daher: Bei meiner ersten Island-Reise war ich so voll mit Eindrücken, dass ich von unterwegs ein paar sehr ausführliche mails an Freunde und Bekannte schrieb. Ich musste irgendwie verdauen und verarbeiten; die e-mails hatten die Doppelfunktion einer Postkarte für Bekannte/Freunde und einer Hilfe für mich, so wie andere vllt. Reisetagebuch führen. Die Empfänger waren zwar andere, der Adressat war aber hauptsächlich ich.
                        Als ich nach dem Urlaub wieder zur Arbeit kam, wurde ich zu meinem großen Erstauen mit Applaus und lautem Gelächter empfangen. Ich neige besonders wenn mich Dinge wirklich berühren zu einem flapsigen Tonfall, ausserdem geht in meinen Urlauben immer irgendetwas schief, dementsprechend lustig waren die mails teilweise formuliert, dementsprechend sind sie auch aufgenommen worden. Z.T. wurden sie an Leute weitergeleitet, die ich gar nicht kenne.
                        Im Jahr drauf baten einige weiter entfernte Bekannte auch in den Verteiler genommen zu werden...

                        So wurde aus einem Geschreibsel für mich selber eine Tätigkeit, bei der mir jemand über die Schulter blickt und die bei anderen mit einer gewissen Erwartungshaltung verbunden istd. Nachwievor schreibe ich vorrangig zur eigenen "Verdauungshilfe", die Erwartungen des Empfängerkreises nehmen aber einen immer größer werdenden Raum in meinem Bewusstsein ein. Das ist nicht unbedingt gut.
                        Auch der größer werdende Empfänger-Kreis birgt Probleme: Letzten Sommer hat mich im Urlaub sehr viel umgetrieben, ich wollte mich gerne mitteilen. Das hätte aber nicht zu meinen gewohnten locker-flockigen Tonfall gepasst, der Empfängerkreis der e-mails war zu groß geworden mit zu vielen Bekannten und zu wenigen Freunden. Ich hätte dann fast unterschiedl. e-mails geschrieben, einmal die "Normal"-Version und einmal die "So geht es mir gerade wirklich"-Variante. Ich habe es dann aber nicht gemacht, das hätte den Wahnsinn wirklich perfekt gemacht.

                        Das ist auch der Grund weshalb ich bisher noch keine Reiseberichte oder Blogs geschrieben habe: Ich verlöre immer mehr von "meiner" Tour und hätte immer mehr unsichtbare Mitreisende, die meinen Kopf füllten.
                        Es wäre kein Raum mehr für den Wind und die Stille, die ich immer noch finden.
                        "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

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                        • Libertist
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                          • 11.10.2008
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                          #52
                          AW: Eure Gedanken während eine Tour

                          Chouchen, du hast's kapiert!

                          Interessant finde ich den von dir angesprochenen Punkt, dass die Interaktion mit anderen die eigenen Eindrücke zu verarbeiten hilft. Das ist natürlich so. Und zwar nicht nur, was die wirkliche, die reale Kommunikation angeht. Gedanken reichen da. Indem ich darüber nachdenke, wie irgendetwas auf andere wirkt, setze ich den Inhalt der entsprechenden Angelegenheit in Bezug. Dieses "In-Bezug-Setzen" verstärkt meine eigenen Gefühle und hilft mir. Ein kurzes Beispiel: Wenn ich verliebt bin, erlebe ich sehr positive Emotionen. Wenn ich jetzt meinem besten Freund davon erzähle, mich darüber mit ihm austausche, er sich riesig darüber freut etc. verstärkt das meine Gefühle und hilft mir, mich dieser mehr bewusst zu sein. Ich bin, sozusagen, noch ein wenig verliebter und sehe die Sache klarer ... Deshalb haben Menschen ja auch oft den Eindruck, dass ihnen eine bestimmte Unterhaltung viel gebracht hat - obwohl gar nichts Neues dabei herausgekommen ist. Und jetzt kommt der Punkt: dasselbe kann passieren, indem ich mir diese Unterhaltung auch nur vorstelle. Ich kann meine Gefühle also allein schon dadurch verstärken, indem ich mir Gespräche ausmale und so weiter.
                          Das dürfte bei unserem Thema auch relevant sein: Fotos, Erzählungen, Gedankengänge, Vorstellungen (...) dienen wohl auch dazu, sich selbst mit dem Erlebten auseinanderzusetzen und es - wenn man so will - besser genießen zu können. Eine intensivere Verarbeitung.

                          Wir brauchen das soziale Bezugssystem einfach schon dazu, um zu wissen, wie wir was interpretieren und beurteilen sollen. Dabei ist es beinahe egal, ob dieses "soziale In-Bezug-Setzen" real stattfindet, oder nicht.
                          Regelmäßige Updates auf Facebook: Outventurous || Galerie und Weltkarte gibt's auf der Outventurous Webseite.

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                          • Libertist
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                            • 11.10.2008
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                            #53
                            AW: Eure Gedanken während eine Tour

                            Das ist auch der Grund weshalb ich bisher noch keine Reiseberichte oder Blogs geschrieben habe: Ich verlöre immer mehr von "meiner" Tour und hätte immer mehr unsichtbare Mitreisende, die meinen Kopf füllten.
                            Es wäre kein Raum mehr für den Wind und die Stille, die ich immer noch finden.
                            Genau so ist es. Das ist mir in Amerika auch sehr deutlich geworden.
                            Regelmäßige Updates auf Facebook: Outventurous || Galerie und Weltkarte gibt's auf der Outventurous Webseite.

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                            • Libertist
                              Fuchs
                              • 11.10.2008
                              • 2064
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                              #54
                              AW: Eure Gedanken während eine Tour

                              OT: Hab gerade eine Mail von ebay bekommen. Im Betreff: "Wie wird Ihr Urlaub, libertist?"
                              Regelmäßige Updates auf Facebook: Outventurous || Galerie und Weltkarte gibt's auf der Outventurous Webseite.

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                              • Chouchen
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                                AW: Eure Gedanken während eine Tour


                                In meiner ebay-Betreff steht "In dieser Mail steckt Urlaub".
                                Ich habe gesucht, noch habe ich leider keinen gefunden.
                                "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

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                                • fjellstorm
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                                  • 05.10.2009
                                  • 1315
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                                  #56
                                  AW: Eure Gedanken während eine Tour

                                  Zitat von Libertist Beitrag anzeigen
                                  ....
                                  .... Nur befürchte ich, dass es zwischen Reiz und dem Gefühl noch etwas anderes gibt: nämlich das Wissen darum, wie eine solche Situation bewertet wird - und zwar in Kontext der sozialen Anerkennung. Klingt ein bisschen abstrakt. Ich hoffe, es wird noch deutlich, was ich meine.

                                  Ich greife mal 2 ganz typische Beispiele heraus, mit denen ich mich selbst oft konfrontiert sah. Erstens, ganz banal: Bilder machen. Warum fotografieren wir? Natürlich, weil Bilder uns später daran erinnern, wo wir waren, was wir gemacht haben und so weiter. Aber wir wollen unsere Bilder auch anderen zeigen. Und oftmals wird das schon zum Inhalt einer Reise: ich fotografiere, um soziale Anerkennung zu erlangen. Warum freue ich mich so sehr, wenn ich von einer tollen Landschaft ein Bild gemacht habe? Ich habe es doch live gesehen: sollte mich das nicht glücklicher machen, als anderen ein Bild zeigen zu können? Würde ich eine Reise genauso genießen können, wenn ich ohne Kamera losgezogen wäre? Würde ich mich genauso auf eine Reise freuen können, wenn ich wüsste, dass ich ohne Kamera losziehen werde? Würde es in mir vielleicht sogar ein negatives Gefühl auslösen, auf einem wunderschönen Berg zu stehen, aber kein Foto machen zu können? Was macht mich glücklicher: eine Situation zu erleben oder mir zu Hause das entsprechende Bild anzusehen? Oder: es anderen zu zeigen? Warum denke ich während einer Tour daran, wie es sein wird, wenn ich nach der Tour anderen meine Bilder zeige? Warum interessiert es mich, wie sie reagieren, obwohl ich die Situation doch schon erlebt und als genial empfunden habe?

                                  Ein anderes Beispiel, was vielleicht eher zum Thema passt. Unsere Gedanken während einer Tour. Wem geht es noch so, dass man (manchmal!) während einer Tour an das Ende einer Tour denkt? Ich meine nicht im Sinne von "Bald ist es geschafft!", sondern den Gedanken an den Moment, in dem man heimkehrt und empfangen wird. Den Gedanken an den Ruhm, den man ernten wird... mal ganz übertrieben formuliert. Ich habe mich schon öfter dabei ertappt, dass ich in Gedanken von meiner Reise erzähle, obwohl sie noch gar nicht zu Ende ist. Warum geht mir sowas durch den Kopf? Könnte ich meine Reise genauso genießen, wenn ich wüsste, das niemand weiß was ich tue und auch weiß, dass ich es niemals jemandem erzählen werde? Also: welche Bedeutung hat dieses Bewusstsein (andere wissen bzw. werden wissen, was ich hier mache) für meine aktuellen Gefühlszustand auf der Reise? Kennt jemand das Phänomen, sich selbst beim Reisen zu beobachten? Also aus Sicht einer dritten Person, die das ganze dann (natürlich positiv) bewertet?

                                  Ich denke, ihr versteht, worauf ich hinaus will: ich befürchte eine zwischengeschaltete Instanz, also zwischen Reiz und emotionaler Reaktion liegt das Wissen um die soziale Anerkennung. Das ist nicht meine Meinung, sondern nur eine Befürchtung!! Und selbst wenn sie tatsächlich zuträfe, wird sie für den nicht zum Problem, der sich dessen nicht bewusst ist. Mein Studium lehrt mich, dass wir sehr wohl nicht immer durch das glücklich werden, worin wir den Auslöser sehen - aber das spielt ja keine Rolle: wenn ich das Problem nicht kenne, hab ich es nicht. Nur leider mache ich mir über so etwas Gedanken und dann liegt es oft nahe, zu glauben, dass die ganze Trekking-, Natur- und Bergsteigergeschichte in Wirklichkeit (also die Sache an sich) gar nicht so zum Genießen ist. Wir glauben zwar, dass wir sie genießen, weil wir die Situation wahrnehmen und das Gefühl erleben - also kombinieren wir und... Fehlattribution? In Wirklichkeit genießen wir nämlich etwas anderes. Vielleicht. Wie gesagt: möglich wäre es ...

                                  Ich liebe die Natur. Und ich liebe alles, was ich da erlebe: die Berge, die Täler, Sonne, Wind, Kälte und Schneefall, die Tiere, die Abgeschiedenheit und so weiter... Und mich beklemmt der Gedanke, dass ich in Wahrheit vor allem die soziale Anerkennung genießen könnte, die mit meinen Touren einhergeht. Also, ich hoffe, dass dem nicht so ist! Aber es bleibt eine Befürchtung und wohl dem, der diese nicht hat.
                                  Ich bin nun wirklich niemand, der jedem auf die Nase bindet, was er für'n toller Hecht ist. Ich bin eher... ähh... normal. Nur, um das mal klarzustellen. Und bevor jetzt alle sagen "Jaaa, das mag bei dir ja so sein - bei mir ist es definitiv anders!" möchte ich noch anmerken, dass das ja ein eher unbewusster Prozess ist und es in der Natur der Sache liegen, dass wir meinen, es sei nicht so ...


                                  Eine Freundin von mir hat dieses Thema vor 2 Jahren schon mal durchgekaut. Sie ist dann mit einer "Einmal-Kamera" losgezogen; für jeden Tag 1 Bild. Wer würde sowas machen?
                                  Ach ,immer diese Psychologen (),...

                                  Also zu den Fotos: Fotografie ist eine Leidenschaft von mir, die ich auf meinen Reisen und Touren zu Geltung bringe, sicherlich auch mit dem Hintergrund, einigen wenigen interessierten Auserwälten meine fotografischen Ergüsse im Nachhinein auf die Nase zu binden ([mit dia-projektionen) und anschließend etwas Anerkennung dafür zu bekommen, was ja auch nicht falsch ist.
                                  Dieser Aspekt ist für mich aber nicht der wesentlichste, viellmehr verbinde ich selbst mit den Fotos, wenn ich sie sehe, Eindrücke, gemütszustände, Gefühle,Emotionen, ja hin und wieder "fühle" ich sogar das Wetter von besagter Tour,Landschaft und Ergegnissen.
                                  Und diese Eindrücke kann ich niemanden, selbst wenn ich es wollte, so vermitteln, wie ich sie erlebt habe. Somit dienen die Fotos für mich selbst als eine art "Schalter", der wen man ihn betätigt, immer wieder gewisse Emotionen und Eindrücke wieder hervorrufen kann, also eine Art "Hilfe fürs Gedächtnis". Freilich sind die eigentlichen Emotionen und Eindrücke im Kopf aber ein Bild ist für mich einfach der passende Rezeptor für besagt eindrücke und Emotionen.

                                  Zu den Gedanken selbst während der Tour:
                                  Einerseits banal,soll heisen: Wo gibts das nächste Wasser, finde ich was essbares (beeren,kräuter etc), wann ess ich als nächstes, wo werd ich nächtigen...
                                  Anderseits kenn ich das
                                  Wem geht es noch so, dass man (manchmal!) während einer Tour an das Ende einer Tour denkt? (...) Ich habe mich schon öfter dabei ertappt, dass ich in Gedanken von meiner Reise erzähle, obwohl sie noch gar nicht zu Ende ist. Warum geht mir sowas durch den Kopf? (...) Kennt jemand das Phänomen, sich selbst beim Reisen zu beobachten? Also aus Sicht einer dritten Person, die das ganze dann (natürlich positiv) bewertet?
                                  nur zu gut, vor allem wenn ich alleine unterwegs bin/war. Irgendwie diente mir das als eine Art geistige Kommunikation mit mir selbst, eine AUseinandersetzung mit dem unmittelbar erlebten, und weil kein Ansprechpartner vorhanden war, habe ich geistige und hin und wieder auch verbale () Kommunikation mit mir selbst geführt.

                                  Und hin und wieder hatte ich auf Tour gar keine Gedanken (so glaube ich zumindest) und habe versucht nur die unmittelbaren Eindrücke aufzusaugen.

                                  ..und dann gabs momente wo einfach wirres zeug im Kopf herumspukte, aber das kommt auch im Alltag vor...
                                  Zuletzt geändert von fjellstorm; 26.01.2010, 09:35.

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                                  • Prachttaucher
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                                    • 21.01.2008
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                                    #57
                                    AW: Eure Gedanken während eine Tour

                                    Dies hier nimmt einen sehr interessanten Verlauf...

                                    Ich stelle immer öfters fest : Ich muß meine Bilder niemanden zeigen, ich muß niemanden ausführlich Bericht erstatten. Manches möchte nicht in Worte gefaßt werden, weil jedes Wort auch eine Vereinfachung/ eine Festlegung/ eine Klassifizierung ist.

                                    Ich kann auch einfach sagen : "Es war sehr schön gewesen". Dadurch bleibt das Erlebte als Ganzes bestehen und im Rückblick können immer wieder andere Teile hervortreten.

                                    Auch durch die Auswahl der Bilder wird das Erlebte bearbeitet, katalogisiert, Teile als unwichtiger abgelegt, anderes in den Vordergrund gerückt (z.B. dadurch daß es an der Wand als Poster hängt). Trotzdem sind die Bilder bisher für mich als Erinnerungsstütze wichtig. Die letzte Konsequenz wäre aber, keine Bilder zu machen.

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                                    • Maedhros
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                                      • 15.05.2009
                                      • 311
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                                      #58
                                      AW: Eure Gedanken während eine Tour

                                      "hoffentlich begegne ich heute abend paar heißen schwedischen bräuten" (nach ca. 10 min alleine oder zu zweit im fjäll bis zum ende der tour)

                                      "hoffentlich hält der flachmann durch"

                                      "wenn ich nachher nassen tabak auspacke, eskaliere ich"


                                      aber meistens doch eher "ahhh, endlich mal ruhe vor den anderen leuten"

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                                      • Libertist
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                                        • 11.10.2008
                                        • 2064
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                                        #59
                                        AW: Eure Gedanken während eine Tour

                                        Bin in Gedanken auch sehr oft schon bei der Planung der nächsten Tour.
                                        Regelmäßige Updates auf Facebook: Outventurous || Galerie und Weltkarte gibt's auf der Outventurous Webseite.

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                                        • rumtreiberin
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                                          • 20.07.2007
                                          • 3236

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                                          #60
                                          AW: Eure Gedanken während eine Tour

                                          Was mir grad noch einfällt: Auf Solotouren schreib ich weitaus eher mal was auf, zu zweit oder in der Gruppe wird das Schreiben durch die Kommunikation mit den Tourpartnern ersetzt. Allein gibts nach der Tour meist einige Seiten in irgendeinem kleinen Notizheft, und zwar bunte Mischung. Da gibts "rein tourtechnische Dinge" wie Schwierigkeitsgrad/unerfreulichkeit/bewältigbarkeit einer Umtragung mit Gepäck, besonders die Dingedie in Flußführern nicht immer stehen, die aber jemandem der solo unterwegs ist das Leben schwer machen können, besonders mit Booten jenseits von 4m Länge die samt Tourengepäck selbst bei Minimalausrüstung und Nutzung von Nachkaufmöglichkeiten für Lebensmittel doch sehr schnell zwischen 40 und 50kg in fertig gepacktem Zustand liegen, so daß man dann erst mmal einiges ausräumen darf wenn die Ausstiege nicht so faltbootfreundlich sind. Ne Tupperschüssel kann man ja notfalls auch mal über irgendwelchen Schotter oder Betonstufen zerren, meinen Faltern kann ich das nicht ohne das Risiko schwerwiegender bleibender Schäden antun. Aber auch spontane Assoziationen von Dingen die ich sehe oder höre, wo ich dann die Gedanken aufschreibe. Sowas entsteht meist in Pausen, abends oder auch mal mitten am Tag - und gerade diese Texte, zusammen mit allen Tourfotos sind wirklich so gut wie exklusiv für mich, für meine Erinnerung. Ich zeige gelegentlich ausgewählte Fotos, meist nur einen bruchteil der Menge die ich gemacht habe, diese persönlichen Texte zeige ich fast niemandem, die "technischen Infos" gebe ich gern weiter wenn mich jemand danach fragt.

                                          @Prachttaucher

                                          Ich habe eigentlich Wind oder Regen auf meinen Radtouren als deutlich unangenehmer in Erinnerung als auf den Kajaktouren. Es mag daran liegen daß ich gerade die längeren Radtouren mit deutlich schlechterer Ausrüstung als ich sie heute besitze gemacht habe, aber insgesamt habe ich mich sobald ich einmal im Boot saß und unterwegs war doch wohlgefühlt. Paddeljacke, Spritzdecke, vernünftig verpackt - in meiner Paddelkleidung werde ich im Zweifelsfall weniger naß als wenn ich auf dem Rad sitze oder zu Fuß unterwegs bin.

                                          Wellen mit Schaumkronen auf größeren Seen, stehende Wellen in deren Tälern man plötzlich die Ufer nicht mehr sieht? Klasse, das ist spannend , das ist für mich körprerlich und geistig eine Herausforderung. Ich überlege wie weit ich mich vom Ufer entfernen muß um Reflexwellen oder über Flachwasser brechenden Wellen zu entgehen, betrachte andererseits die Tatsache daß man auf einer Solotour bei weiter sich verschlechternden Bedingungen und größerer Entfernung zum Ufer, möglichst noch kühles Wasser und kaum oder keine anderen Wassersportler unterwegs die vielleicht wenns ganz eng wird helfen könnten oder Hilfe rufen doch ziemlich alt aussehen kann selbst wenn man Rolle oder Wiedereinstieg beherrscht - und manchmal brauch ich auch den Kick dann zu sagen ich riskier so eine Querung zum anderen Seeufer.

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