Freitags Arbeitsschluss um 10Uhr, etwa 5 Stunden später rollert mein Boot die letzten Meter der Ostsee entgegen und endlich, gegen 15.30Uhr kann ich Boot und Besatzung am Boiensdorfer Werder den Wellen anvertrauen.

Die kenntnisreichen Paddler ahnen es sicher schon, es geht um Poel, allerdings mit Abstecher zum Tarnewitzer Huk. Das muss sein, denn im vergangenen Sommer hatte ich diese Landspitze in Folge eines Navigationsfehlers (Werbeblock) verfehlt.

Bedingt durch den kräftigen Westwind gibt es unter der Poelbrücke bei Fährdorf eine gute Gegenströmung, sogar mit kleinen Strudelchen.

Nach einer Pause am Südostrand von Poel geht es 7km genau gegen den heftigen Wind bis zum Hohen Wieschendorfer Huk. Eine Plackerei, aber: 1. dafür bin ich auf der Ostsee unterwegs und ich freue mich innerlich, wenn ich mir bewusst mache, dass ich sonst wegen des Dauerregens in der Heimat "nur" ODS-Berichte lesen könnte 2. morgen geht es mit Westwindunterstützung wieder zurück.
am Wieschendorfer Huk

In der Wohlenberger Wiek stehen drei Zeltplätze zur Auswahl, ich entscheide mich mangels weiterführendem Wissen für den mittleren mit dem romantischen Namen "Liebeslaube". Aber weder Liebe noch Laube noch romantischer Ostseeblick aber sonst o.k. (Allerdings, 2,50€ nur um mein Boot neben dem Zelt abzulegen erscheinen mir recht viel, zumal das Abstellen von Fahrrädern kostenfrei ist.)

Die Nacht bleibt trocken, ich kann bald Richtung Tarnewitz starten.
Die Metereologen logen, ich bin etwas sauer, statt des versprochenen Westwindes ein kräftiger Südwest. Später geht mir auf, dass dies sogar die bessere Windrichtung ist, aber vorerst übe ich mich in Selbstmitleid darüber, dass die gestrige Plackerei nicht angemessen belohnt wird. Zudem werden mir wieder die Unzulänglichkeiten meiner Billigspritzdecke bewusst, ich sitze bei seitlichen Wellen schon bald in der Brühe.
Kaffe-, Eis und Apfelpause am Tarnewitzer Strand. (Im Hintergrund die Küste von Poel.)

Noch ein Stück nach Norden und dann geht es auf direktem Ostkurs nach Poel. Die Windabdrift wird mich dabei Richtung Timmendorf versetzen. Wellen schwappern immer mal wieder über den Spritzdeckenkamin, diesmal rinnt es aber auf der anderen Seite an mir herab.
Nun aber das für mich Interessanteste der Tour, unerwartet stellt sich mir ein Hindernis entgegen. Mitten auf der Überfahrt nach Poel ein Brandungsbereich – häh?
Tatsächlich, eine Sandbank. Wie ich jetzt weiß sind es die Überbleibsel der Insel Lieps. Bei Hochwasser überspült wird jetzt bei westwindbedingtem Niedrigwasser der kümmerliche Rest der wohl 1872 endgültig untergegangenen Insel als langgestreckter Landstreifen sichtbar.
Von der Sandbank dürften nicht viele Bilder existieren. Laut freiwilliger Vereinbarung zum Naturschutz für die Wismarbucht gilt ein Betretungsverbot – und daran würde ich mich auch trotz Freiwilligkeit halten, jedoch habe ich erst später in der Nachschau davon erfahren. Jedenfalls sind diese Bilder ausschlaggebend dafür, dass ich diese Kurzbeschreibung zusammengestellt habe.
Angelandet (ganz hinten eine Fähre von Travemünde kommend)

Blick nach Wismar

Vor dem Ablegen

Bald nach Lieps schwenke ich nach Nordost. Und jetzt, mit schönem Rückenwind gelingen mir vor der Poeler Außenküste trotz beladenem Boot einige kurze Minisurfs. Der "juchhuh-Effekt" ist vorhanden, muss aber mit ziemlichem Krafteinsatz erkämpft werden.

Kurz vor Abschluss der Tour - viel Geschrei auf der Vogelinsel Langenwerder, Möwengezeter.

Bald erkenne ich die Ursache, 5 Personen sind auf dem geschützten Inselchen unterwegs. Ich fahre so nah es geht ans Ufer und zetere meinerseits mit den Vogelscheuchen. Einer der 5 wendet sich mir zu und ich erwarte Prügel angeboten zu bekommen. Aber es handelt sich angeblich um einen Naturschützer, der mich mit barschen Worten aus dem Uferbereich des Naturschutzgebietes verweist. Nun bin ich nicht ohne Anlass in den extrem flachen Uferbereich eingefahren, ich hätte eher erwartet, dass sich der "Typ" für meine Aufmerksamkeit bedankt. So ist aber meine Vermutung bestärkt, dass es unter den Naturschützern einen gewissen Anteil gibt, die sich für bessere Menschen halten. Ohne die Gründe für die Betretung der Insel wirklich zu kennen, das sah nicht nach Beobachtungsgang sondern verdammt nach exklusivem Spaziergang aus.
Und wenn wir schon beim Naturschutz sind, die Ökobilanz der anschließenden Heimfahrt dürfte sicher grauenhaft sein – aber insgesamt: schööön war's trotzdem.
Viele Grüße
Jürgen
p.s. Liebe Moderatoren, sollte der Ort der Veröffentlichung nicht passen - bitte verschieben. Vielen Dank für Eure Mühe!!!
Die kenntnisreichen Paddler ahnen es sicher schon, es geht um Poel, allerdings mit Abstecher zum Tarnewitzer Huk. Das muss sein, denn im vergangenen Sommer hatte ich diese Landspitze in Folge eines Navigationsfehlers (Werbeblock) verfehlt.

Bedingt durch den kräftigen Westwind gibt es unter der Poelbrücke bei Fährdorf eine gute Gegenströmung, sogar mit kleinen Strudelchen.
Nach einer Pause am Südostrand von Poel geht es 7km genau gegen den heftigen Wind bis zum Hohen Wieschendorfer Huk. Eine Plackerei, aber: 1. dafür bin ich auf der Ostsee unterwegs und ich freue mich innerlich, wenn ich mir bewusst mache, dass ich sonst wegen des Dauerregens in der Heimat "nur" ODS-Berichte lesen könnte 2. morgen geht es mit Westwindunterstützung wieder zurück.
am Wieschendorfer Huk

In der Wohlenberger Wiek stehen drei Zeltplätze zur Auswahl, ich entscheide mich mangels weiterführendem Wissen für den mittleren mit dem romantischen Namen "Liebeslaube". Aber weder Liebe noch Laube noch romantischer Ostseeblick aber sonst o.k. (Allerdings, 2,50€ nur um mein Boot neben dem Zelt abzulegen erscheinen mir recht viel, zumal das Abstellen von Fahrrädern kostenfrei ist.)

Die Nacht bleibt trocken, ich kann bald Richtung Tarnewitz starten.
Die Metereologen logen, ich bin etwas sauer, statt des versprochenen Westwindes ein kräftiger Südwest. Später geht mir auf, dass dies sogar die bessere Windrichtung ist, aber vorerst übe ich mich in Selbstmitleid darüber, dass die gestrige Plackerei nicht angemessen belohnt wird. Zudem werden mir wieder die Unzulänglichkeiten meiner Billigspritzdecke bewusst, ich sitze bei seitlichen Wellen schon bald in der Brühe.
Kaffe-, Eis und Apfelpause am Tarnewitzer Strand. (Im Hintergrund die Küste von Poel.)

Noch ein Stück nach Norden und dann geht es auf direktem Ostkurs nach Poel. Die Windabdrift wird mich dabei Richtung Timmendorf versetzen. Wellen schwappern immer mal wieder über den Spritzdeckenkamin, diesmal rinnt es aber auf der anderen Seite an mir herab.
Nun aber das für mich Interessanteste der Tour, unerwartet stellt sich mir ein Hindernis entgegen. Mitten auf der Überfahrt nach Poel ein Brandungsbereich – häh?
Tatsächlich, eine Sandbank. Wie ich jetzt weiß sind es die Überbleibsel der Insel Lieps. Bei Hochwasser überspült wird jetzt bei westwindbedingtem Niedrigwasser der kümmerliche Rest der wohl 1872 endgültig untergegangenen Insel als langgestreckter Landstreifen sichtbar.
Von der Sandbank dürften nicht viele Bilder existieren. Laut freiwilliger Vereinbarung zum Naturschutz für die Wismarbucht gilt ein Betretungsverbot – und daran würde ich mich auch trotz Freiwilligkeit halten, jedoch habe ich erst später in der Nachschau davon erfahren. Jedenfalls sind diese Bilder ausschlaggebend dafür, dass ich diese Kurzbeschreibung zusammengestellt habe.
Angelandet (ganz hinten eine Fähre von Travemünde kommend)
Blick nach Wismar
Vor dem Ablegen
Bald nach Lieps schwenke ich nach Nordost. Und jetzt, mit schönem Rückenwind gelingen mir vor der Poeler Außenküste trotz beladenem Boot einige kurze Minisurfs. Der "juchhuh-Effekt" ist vorhanden, muss aber mit ziemlichem Krafteinsatz erkämpft werden.
Kurz vor Abschluss der Tour - viel Geschrei auf der Vogelinsel Langenwerder, Möwengezeter.

Bald erkenne ich die Ursache, 5 Personen sind auf dem geschützten Inselchen unterwegs. Ich fahre so nah es geht ans Ufer und zetere meinerseits mit den Vogelscheuchen. Einer der 5 wendet sich mir zu und ich erwarte Prügel angeboten zu bekommen. Aber es handelt sich angeblich um einen Naturschützer, der mich mit barschen Worten aus dem Uferbereich des Naturschutzgebietes verweist. Nun bin ich nicht ohne Anlass in den extrem flachen Uferbereich eingefahren, ich hätte eher erwartet, dass sich der "Typ" für meine Aufmerksamkeit bedankt. So ist aber meine Vermutung bestärkt, dass es unter den Naturschützern einen gewissen Anteil gibt, die sich für bessere Menschen halten. Ohne die Gründe für die Betretung der Insel wirklich zu kennen, das sah nicht nach Beobachtungsgang sondern verdammt nach exklusivem Spaziergang aus.
Und wenn wir schon beim Naturschutz sind, die Ökobilanz der anschließenden Heimfahrt dürfte sicher grauenhaft sein – aber insgesamt: schööön war's trotzdem.
Viele Grüße
Jürgen
p.s. Liebe Moderatoren, sollte der Ort der Veröffentlichung nicht passen - bitte verschieben. Vielen Dank für Eure Mühe!!!
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