Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

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    • 09.11.2010
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    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Hallo Flummi (Flummi87),

    danke für Dein Interesse an meinen Beiträgen. Bald geht’s weiter.

    Viele Grüße
    Beyond

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    • Beyond
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      AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

      Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

      Seekajak-Tour Dalmatien/Kornaten - 3. Tag auf dem Wasser – 11.08.2015:

      Das dazugehörende Kapitel von Suomalee findet Ihr in Ihrem Post #04
      „THIS IS NOT A ENTENTEICH“ (klicke: “hier“)



      Bild 01: Der Streckenplan vom 11.08.2015, mit „google-earth“ erstellt.

      Etmal: 8,3 km – gepaddelte Strecke gesamt: 42,1 km

      Zwei Nächte lang hatten Mücken uns gepiesackt. Sie waren die zuverlässigen Vorboten von einer Wetterverschlechterung. Auch stickige, dämpfige Luft drückte unsere Stimmung beim Ablegen: Gewitterschwüle trotz Sonnenschein. Vom Festland vernahmen wir bereits die ersten Donner. Der Wind kam aus südlichen Richtungen. Ein „Jugo“, der warme Wind aus der Sahara, kündigte sich an. Sein Ende würde sich dann mit den Klimaprognosen, die ich in Deutschland im Internet für Dalmatien gefunden hatte, decken. Die Wetterdienste prophezeiten zwischen dem 15. und 17. August, plus/minus ein paar Tage, Gewitter, Regen und heftigen Wind an, voraussichtlich in Form einer länger anhaltenden Bora.

      Ich fand das ungeheuer spannend, das alles zu beobachten und die vorherrschenden Wetterverhältnisse mit den Vorhersagen der Meteorologen vergleichen zu können.



      Bild 02: Die Weiterfahrt zum südlichsten Punkt der Reise. Hinter dem Südostkap von Zirje, kann man an den dunklen Wolken das Aufziehen einer Regenfront aus Südwest erkennen. Hinter dem Kap empfingen uns Wind und Wellen mit bis zu 6 Beaufort, die von der offenen See um das Südwest-Kap gedrückt wurden.

      Zwischenstopp auf der Insel Zirje in der Bucht (Uvala) Kabal
      Nord: 43 grd, 38 min, 00 sec – Ost: 15 grd, 42 min, 37 sec

      Sicherheitshalber steuerten wir die Bucht Kabal an, um unsere Lage bei ruhigerem Wasser zu erörtern. Die Kiesbank die eine kleine Insel mit Zirje verband, bot uns keinen Schutz, zumal es bereits zu regnen begonnen hatte. Wir entschlossen uns, um die Halbinsel herumzupaddeln und um in die tiefere und geschütztere Bucht Stupica mala zu gelangen.

      Zwischenstopp auf der Insel Zirje in der Bucht Stupica mala
      Nord: 43 grd, 38 min, 18 sec – Ost: 15 grd, 42 min, 02 sec

      Diese Bucht gewährte uns sichere Zuflucht vor Wind und Wellen. Den „Vormittagsregen“ wetterten wir in unseren Kajaks ab, zumal wir an den Wolkenbildern und dem Aufklaren im Südwesten erkennen konnten, dass es sich nur um einen kurzen Schauer handeln würde. In den Booten waren wir am besten vor dem Regen geschützt.

      Wir berieten uns und entschieden, in Erinnerung an die vergebliche Lagerplatzsuche auf der Westseite der Insel Kakan am ersten Tag auf dem Wasser, die erstbeste Gelegenheit auf der Westseite von Zirje zum Ausbooten wahrzunehmen.



      Bild 03: Die Wetterlage hatte sich nach einiger Zeit des Wartens wieder beruhigt, der Regen aufgehört, sodass wir auf der anderen Seite der Kiesbank, der Halbinsel anlandeten und ich mir ein wenig die Füße vertrat, während Lee sich in gewohnter Weise auf Exkursion begab, um außergewöhnliches Strandgut zu orten.

      Anschließend zogen wir weiter. Bereits kurz nach dem Südwest-Kap von Zirje entdeckten wir eine kleine flache Insel, die wir ansteuerten. Kein idealer Platz aber wie lautete der Spruch: „Besser den Spatz in der Hand, als ...“

      Ankunft im Lager auf der Insel Skrovada
      Nord: 43 grd, 37 min, 37 sec – Ost: 15 grd, 40 min, 53 sec

      Mit einem Etmal von nur 8,3 km war das nicht mehr als eine Halbtagesfahrt, quasi ein „Ruhetag“. Bei den letzten beiden unruhigen Nächten, die uns die Schnaken eingebrockt hatten, eigentlich sehr angenehm.

      Unsere Anlandestelle war mit großen runden Steinen übersäht. Nachdem wir unsere Kajaks zunächst notdürftig gesichert hatten, suchte ich aus dem Schwemmholz Bretter und Bohlen, damit wir die Schiffe „fachgerecht“ lagern konnten.



      Bild 04: Unsere Boote ruhten nun geschützt auf dickem Holz. Hinter dem Strandgut fand ich einen geeigneten Platz, den wir als Lager herrichteten, die Plane aufspannten und unsere Matten und Schlafsäcke zum Lüften und Trocknen unter das Dach legten.



      Bild 05: Der Wind drückte die Schwüle etwas beiseite und wir genossen die frische Brise auf unserem nachmittäglichen Inselrundgang.



      Bild 06: Am Abend gab es wieder ein leckeres Gericht aus Lees Outdoor-Küche und in den Kaffeetassen etwas Hochprozentiges zur Verdauung.

      In der Nacht flaute der Maestral bis zur Windstille ab ... und es beehrten uns erneut die alten Gäste, die Mücken. Bereits zum dritten Mal ließen sie es sich nicht nehmen, uns zu begrüßen und uns einen längeren Besuch abzustatten – für die Kostgänger so eine Art „Arbeitsessen“. An Nachtruhe und angenehmen Schlaf war wieder nicht zu denken. So bat ich Lee, trotz der Schwüle und der Dunkelheit, ihr Zelt aufzustellen, um die Plagegeister wenigstens in dieser Nacht aussperren zu können.

      Lee kannte ihr Zelt in- und auswendig und konnte es auch in der Nacht, also praktisch blind, aufbauen. Ich war noch nicht mit dem Zusammenlegen und Verstauen der Plane fertig, stand ihr Zelt, waren die Matten und Schlafsäcke verstaut – Danke Lee, für die „mückenfreie“ Nacht!

      Anmerkung und Tipp:

      Der Jugo, auch Schirokko genannt, ist der typische warme Südwind aus Afrika. Im Sommer bläst er mit bis zu 7 Beaufort relativ selten und dauert dann 2 bis 3 Tage mit der höchsten Stärke am Ende, oft in Verbindung mit einem Gewitter. Ich zitiere mal aus dem Hafen- und Ankerplatz-Atlas von Karl-H. Beständig: Vor dem Abflauen ändert dieser Jugo oft seine Richtung! Vor allem in der südlichen Adria und im Herbst dreht er häufig auf Südwest, manchmal sogar auf Nordwest. In der nördlichen Adria schlägt der zyklonale Jugo nicht selten, oft nach einer kurzen Windpause, auf Nordost um und wird zur Bora ... In der Regel kündet Wetterleuchten im Norden oder Osten diesen Windwechsel an.

      Soweit die Ausführungen von Karl-H. Beständig. Den Jugo erkennt man auch an der steigenden Wärme, Schwüle und durch Bildung von Dunst. Genau diese Vorzeichen haben wir an diesem Morgen erlebt.

      In den nächsten Tagen wird unsere Reise in nördliche Richtungen verlaufen. Da wäre ein Jugo im Rücken sogar von Vorteil. Zumindest könnte er den Maestral, der ja konträr zum Jugo nachmittags aus dem Nordwesten bläst, teilweise oder gänzlich neutralisieren.

      Viele Grüße
      Beyond

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      • blende8
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        • 18.06.2011
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        AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

        Lese deine Berichte immer sehr gerne, Beyond!

        Bindet ihr eure Kajaks eigentlich an, oder lasst ihr die da so frei am Wasser liegen?

        Überhaupt, eine Frage an einen alten Praktiker:
        Was bindet ihr im Kajak eigentlich alles fest? Alles?
        Ich habe neulich Hannes Lindemann gelesen und selbst der hat vieles verloren, weil er es nicht angebunden hat. Das hat mich schon gewundert.
        Irgendwas ist immer ...

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        • Beyond
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          • 09.11.2010
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          • Meine Reisen

          AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

          Hallo „Blende“ (blende),

          auch Dir vielen Dank für Dein Interesse an meinen Beiträgen.

          Eigentlich binden wir unsere Kajaks nicht an, weil wir sie in der Regel soweit aus dem Wasser ziehen, dass nichts passieren kann. Außerdem übernachten wir draußen in unmittelbarer Nähe, sodass wir die Boote meistens im Auge haben. Selbst beim Einkaufen liegen unsere Kähne nur am Strand oder am Ufer.

          Ehrlich gesagt, ich halte mich beim Festbinden auch mehr an Hannes Lindemann. (Smiley: „Lächeln“) Außerdem fahre ich meist mit geschlossener Spritzdecke, auch im sommerlichen Mittelmeer, weil es mich ärgert, wenn ständig Wasser vom Paddel auf mich tropft. Deshalb ist meine Ausrüstung in der Sitzluke relativ sicher.

          Wenn ich etwas festbinde, dann mehr aus praktischen Gründen, damit mir nichts im Weg ist und mich nicht stört oder behindert. Das teilbare Reservepaddel habe ich seitlich im Fußraum (zwischen Sitz und den Steuerpedalen) angelascht und die Schwimmweste, die ich in der Mitte zwischen den Füßen aufbewahre, wenn ich sie nicht benötige, ist direkt innen am Deck (unterhalb dem Kompass) festgezurrt. Schlappen und mein Messer klemmen zwischen Reservepaddel und Bordwand, Die Seekarte im wasserdichten Folienbeutel steckt zwischen Schwimmweste und Deck, die Trinkflasche zwischen Schwimmweste und Boden.

          Den kleinen wasserdichten Sack (Rollverschluss) mit Photoapparat, GPS-Gerät, Handy, T-Shirt, Shorts und noch ein paar persönlichen Sachen verstaue ich hinter der Sitzlehne. Nur dieser hängt an einer längeren Sicherheitsleine (am D-Ring des Beutels befestigt), damit er nicht verloren geht, wenn ich ihn nach vorne ins Cockpit hole.

          Alle andere Ausrüstung und Lebensmittel werden sicher in den beiden Stauräumen verpackt.

          Wie Du anhand der Bilder erkennen kannst, haben wir an Deck nahezu nichts befestigt. Bei mir befindet sich gelegentlich ein gefundenes Seil im Gepäcknetz und Lee befestigt schon mal ein Brett auf Deck, an dem sie manchmal Möwenschädel oder „Hasi“ bleicht. (Smiley: „Zwinkern“) Weitere Einzelheiten und Bilder findest Du in ihren Reiseberichten.

          Viele Grüße
          Beyond
          Zuletzt geändert von Beyond; 19.04.2016, 23:11. Grund: Text berichtigt

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          • Beyond
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            • 09.11.2010
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            • Meine Reisen

            AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

            Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

            Seekajak-Tour Dalmatien/Kornaten - 4. Tag auf dem Wasser – 12.08.2015:

            Das dazugehörende Kapitel von Suomalee findet Ihr in Ihrem Post #05
            „COMPLEANOS FELIZ“ (klicke: “hier“)



            Bild 01: Der Streckenplan vom 12.08.2015, mit „google-earth“ erstellt.

            Etmal: 14,4 km – gepaddelte Strecke gesamt: 56,5 km

            Die Überraschung war gelungen! Lee hatte an meinen Geburtstag gedacht und mir gratuliert. Zum Frühstück gab es Cowboykaffee und „Geburtstagserstzkuchen“, den Lee ganz unten in ihrem Kajak verstaut hatte, damit er nicht schmilzt.



            Bild 02: Lee wusste auch, dass ich ein praktisch veranlagter Mensch bin und schenkte mir eine Klappsäge. „Zur Ergänzung meiner Outdoor-Ausrüstung ...“, meinte sie, und ich habe mich außerordentlich gefreut. So nebenbei: Diese Klappsäge wurde tatsächlich zu meinem ständigen Begleiter im Camper, beim Mopedfahren und auf meinen Survivalaktionen in der Holledau neben einem umgebauten Küchenmesser und einem leichten Minibeil in einem Werkzeugwickel aus schwerem Stoff.

            Zwischenstopp in der Bucht Veli Nozdra im Nordwesten der Insel Zirje
            Nord: 43 grd, 40 min, 26 sec – Ost: 15 grd, 36 min, 23 sec



            Bild 03: In dieser Bucht legten wir eine ausgiebige Rast ein. Rechts am Horizont sind im Dunst schon die Kornaten zu erkennen - „eigentlich“ unser nächstes Ziel. (Warum ich „eigentlich“ schreibe, erfahrt Ihr ab dem nächsten Absatz und bei „Anmerkung und Tipp“. (Smiley: „Gesenkter Blick, Asche auf mein Haupt“))

            Anschließend brachen wir zu Überfahrt auf - leider nicht zu den Kornaten (ca. 6 km entfernt) wie geplant, sondern zur nächstgelegenen Insel (ca. 4 km entfernt), weiter östlich unseres Wunschziels. Erst als mich Lee nach rund dreiviertel Strecke darauf aufmerksam gemacht hatte, erkannte ich meinen gravierenden Fehler. Was tun? Zur Insel waren es noch rund 1 km, weil ich die Brandung schon deutlich erkennen konnte. Außerdem schimmerte unten an der Wasserlinie eine gleichmäßige weiße Fläche im Sonnenlicht, die ich unbedingt inspizieren wollte.

            Ich schlug deshalb Lee vor, zu der kleinen Insel weiterzupaddeln, wenn es dort eine gute Gelegenheit zum Anlanden gäbe, eine erneute Rast einzulegen und dann noch einmal die rund 6 km zu den Kornaten hinüberzuschippern. Zeit hätten wir ja zur Genüge. Lee war damit einverstanden und so näherten wir uns der kleinen Insel am sehr frühen Nachmittag.

            Die „gleichmäßige weiße Fläche“ entpuppte sich als eine ebene Felsplatte mit einer leichten Neigung hin zum Wasser und mit einer sehr akzeptablen Ausbootstelle an der rechten Seite. Wir hoben unsere Boote auf die Terrasse ... und waren von dem Plätzchen begeistert. Lee war diejenige, die dann den in der Luft liegenden Vorschlag einbrachte, hier zu übernachten und erst morgen weiter zu den Kornaten zu fahren. Es fiel mir sehr leicht zuzustimmen, denn ich wollte auch nicht mehr weg.

            Ankunft im Lager auf der Insel Veli Tetovisnjak
            Nord: 43 grd, 43 min, 14 sec – Ost: 15 grd, 35 min, 49 sec



            Bild 04: Die Ausbootstelle und ein Blick hinüber auf die Nachbarinsel Mali Tetovisnjak



            Bild 05: Unser Lagerplatz auf Tetovisnjak – Die Kajaks verdeutlichen die Dimensionen der Terrasse. So einen idealen Lagerplatz hatten wir sehr selten auf unseren Touren gefunden. Die Steinebene lag im Süden der Insel, relativ offen und wir hätten den ganzen Tag Sonne gehabt. Allerdings konnte der Wind ungehindert über die Fläche fegen, bei Hitze sehr angenehm.



            Bild 06: Unser kombiniertes Wohn- und Schlafzimmer - Hinter einem Felsbrocken, rechts im Bild, entdeckte ich noch einmal eine „Kammer“ mit einer Liegefläche von rund 2 x 3 Metern, die geschützt zwischen den Felsen (1 bis 1,5 Meter hoch) lag. Ein Rückzugsort, wenn es stürmen sollte, dachte ich so bei mir.

            Anmerkung und Tipp:

            Warum hatte ich mich am Nordwest-Kap von Zirje täuschen lassen? Warum dachte ich, wir müssten am Kap mehr nach rechts paddeln, um zu den Kornaten zu gelangen? Ein „genauerer“ Blick in die Karte, hätte genügt, um meinen Fehler erkennen zu können. Aber ich war von meiner Erinnerung über meine Tour vor 5 Jahren so fest überzeugt, dass ich diese Kontrolle außer Acht ließ, ja sogar Lees Bedenken einfach in den Wind schlug und versuchte, meine Meinung mit dubiosen Rechtfertigungen (Kartenränder waren nicht auf Nord ausgerichtet, auf Lees Kajak fest eingespannte Karte zeigte nicht in Fahrtrichtung usw.) durchzusetzen, getreu nach dem Spruch von Christian Morgenstern: „Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf." Dieser Slogan wird heutzutage zwar von Politikern permanent praktiziert, hat aber in der Seefahrt, beziehungsweise auf einer Paddel-Tour überhaupt nichts verloren.

            Ich hatte mich nur daran erinnert, dass ich bei der Überfahrt von den Kornaten nach Zirje ständig nach rechts in westliche Richtungen paddeln musste, um nach Zirje zu gelangen. Aus dieser Erinnerung heraus meinte ich, dieses Mal mich in die entgegengesetzte Richtung, bewegen zu müssen. Dabei missachtete ich sträflich die Tatsache, dass ich vor 5 Jahren eigentlich gegen den Maestral angegangen war und auf den letzten Kilometern praktisch nur eine „Seilfähre“ (sich direkt gegen die Strömung, mit einem leichten Anstellwinkel zum anderen Ufer, bewegen – ergibt eine Flussquerung auf kürzeste Entfernung, im Gegensatz zur Hundekurve, bei der man nur in Richtung Ziel fährt mit der entsprechenden Abdrift) gepaddelt war. Das hatte ich bereits im Vorgriff auf diese Erklärung in meinem Bericht vom 2. Tag im Absatz: „Anmerkung und Tipp“ geschildert.

            Na ja, durch meine sträfliche Missachtung (oder war es, „gehoben“ ausgedrückt, die berühmte Vorsehung (Smiley: „Plafondblick“)) fanden wir als Ausgleich wenigstens einen wunderschönen Lagerplatz, was ja nicht gerade zum Nachteil gewesen war.

            Viele Grüße
            Beyond

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            • Beyond
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              AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

              Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

              Seekajak-Tour Dalmatien/Kornaten - 5. Tag auf dem Wasser – 13.08.2015:

              Das dazugehörende Kapitel von Suomalee findet Ihr in Ihrem Post #09
              „KORNATEN, KLAPPE DIE ZWEITE“ (klicke: “hier“)



              Bild 01: Der Streckenplan vom 13.08.2015, mit „google-earth“ erstellt.

              Etmal: 37,0 km – gepaddelte Strecke gesamt: 93,5 km

              An diesem Tag legten wir die längste Tagesstrecke (Etmal) unserer Reise zurück. Das ruhige Wasser, insbesondere im Kanal parallel zur größten Insel Kornat, begünstigte dabei unser Vorhaben.

              Es gab zwar viel zu sehen, aber wenig zu erzählen. So imposant die Kornaten auch waren, um so eintöniger wirkten diese kahlen Felsformationen, je länger man sich in dieser Inselwelt aufhielt. Ich empfand sie nach geraumer Zeit, durch die Gleichförmigkeit ihrer karstigen Kalksteinkuppen, eher langweilig, ausgenommen natürlich die Kippen an den Inselaußenseiten zum offenen Meer hin. Diese Steilküsten werden als sogenannte „Kronen“ (kroat. krune, ital. corone) bezeichnet - daher auch der kroatische Name „Kornati“ oder allgemein Kornaten.

              Weil Suomalee schon ausführlich über diesen Tag berichtet hat, möchte ich mich nicht lange mit Erzählungen aufhalten und nur die Daten weitergeben und meine Erfahrungen zur technischen Ausführung beisteuern. Ich bitte Euch, sich in das entsprechende Kapitel von Lee zu vertiefen (Link siehe oben).

              Zunächst paddelten wir zu den Kornaten hinüber und dann nordwestlich bis zur Insel Rafni Zakan.

              Zwischenstopp auf der Insel Rafni Zakan
              Nord: 43 grd, 43 min, 35 sec - Ost: 15 grd, 26 min, 58 sec

              Der Inselhafen machte auf mondän, passte sich dem Klientel der protzenden Jachtbesitzer an. Das war nichts für uns und wir waren froh, wieder in unseren Booten zu sitzen.

              Kurzer Zwischenstopp auf der Insel Rafni Zakan
              Nord: 43 grd, 43 min, 39 sec - Ost: 15 grd, 25 min, 55 sec

              Auf der anderen Seit der Insel glitten wir in eine kleine Bucht, die zum Glück nicht so überlaufen war. Dort wollte ich die Kajak-Station eines bayerischen Bootsbauers besuchen, musste aber erfahren, dass dieses angemietete Gebäude zwischenzeitlich verkauft worden und dem Kommerz zum Opfer gefallen war. Der Mieter aus Bayern habe dann angeblich sein Domizil in den Norden der Insel Kornat verlegt.

              Nach einem ausgiebigen Bad in der Bucht, setzten wir unsere Fahrt fort. Wir paddelten zunächst in Richtung der großen Kornateninsel und dann in dem Kanal nach Nordwesten, entlang der Insel Kornat. Weit entfernt versperrte eine große, mit hohen, steil abfallenden Klippen, sehr markante Insel den Kanal. Ich deutete Lee an, dass wir diese Insel als Zielpunkt anvisieren sollten.

              Kurzer Zwischenstopp auf der Insel Piskera
              Nord: 43 grd, 46 min, 00 sec - Ost: 15 grd, 20 min, 36 sec

              Auf halben Weg legten wir noch einmal eine Rast in einer Bucht auf der Insel Piserka ein. Ein wenig kalorienreiche Nahrung und ein erneutes Bad trugen zum Wiedererlangen unserer Kräfte und zur Entspannung bei.

              Aus der Karte zählte ich die Inseln bis zu unserem Ziel Mana. Mana war die dritte Insel laut Karte. Nach den Fotos bei „google earth“ lagen die Ruinen des „Piratennests“, eine stehen gelassene Filmkulisse aus den 1960er Jahren und heute beliebtes Ausflugsziel von Jacht-Touristen, auf einer sanft ansteigenden Bergkuppe, gut vom Wasser aus zu sehen. Auf der Weiterfahrt steuerte ich nach dem Passieren der zweiten Insel die dritte an, die noch vor unserem gewählten „Markierpunkt“ der Insel mit den schroffen Felsformationen lag. Diese dritte Insel bestand aus einem flachen kahlen Hügelbogen, der so typisch für die Kornaten war. Wir suchten auf der Nordwestseite den Kiesstrand. Da war aber keiner. Es war auch kein verfallenes Film-Mauerwerk oben auf dem Gipfel zu sehen, das ja auf Mana aufgebaut und zu erkennen war. Bald hatten wir die Insel umrundet. Also Mana war das bestimmt nicht.

              An Mana waren wir aber noch nicht vorbeigekommen, da waren wir uns absolut sicher. Also mussten wir auf alle Fälle weiter. Wenn die umrundete Insel nicht unser Ziel war, dann wird notgedrungen die Insel mit den hohen Steilwänden Mana sein. Währen wir beratschlagten und uns dann entschieden, auf alle Fälle dorthin zu paddeln, sahen wir in der Ferne drei Kajaker auf uns zukommen. Auf diese warteten wir, und baten sie um Auskunft. Die Mitglieder einer tschechischen Gruppe deuteten eben auf diese imposanten Insel vor uns und erklärten, das sei Mana. Die Insel, die wir umrundet hatten, war Mali Rasip, also erst die zweite, nach meiner Zählweise - und was ich als zweite Insel in Natura ansah, war die Insel Rasipic, die ich aber bei der Auskundung nicht mitgezählt hatte, weil sie auf der Karte für mich zu unscheinbar gewesen war, vor Ort aber wesentlich größer als gedacht ausfiel.

              Beim Nachbearbeiten unserer Seekajak-Tour habe ich in Reiseführern gelesen, dass auf Mana die längste „Krone“ (1.350 m) zu sehen sei, die zugleich die zweithöchste Klippenwand (65 m) der Kornaten darstellt. Ich hätte halt die Reiseführer schon vor Antritt der Fahrt lesen sollen. Dann wäre dieser Irrtum ausgeschlossen gewesen und ich hätte Lee bereits schon am Beginn des Kanals bei Rafni Zakan definitiv sagen können, dass die Insel mit den steil abfallenden Klippen vor uns, die wir als Zielpunkt anvisieren sollten, bereits unser vorgesehener Lagerplatz „Mana“ sei. (Smiley: „Lächeln“)

              Ankunft im Lager auf der Insel Mana, Nordwestküste
              Nord: 43 grd, 48 min, 11 sec - Ost: 15 grd, 15 min, 51 sec



              Bild 02: Die letzten gut drei Kilometer, vom Meeting mit dem tschechischen Paddlerteam ab, waren dann schnell überbrückt und als wir am Kiesstrand ankamen, erblickten wir auch schon die Gemäuer des Filmdorfes oben auf der Anhöhe. Jetzt hatten wir unser Ziel endlich erreicht.



              Bild 03: Nachdem wir unsere Kajaks versorgt und unseren Schlafplatz hergerichtet hatten, kehrte auch bei uns wieder Ruhe ein.



              Bild 04: Lee machte einen Rundgang auf der Insel, stieg hinauf zum „Piratennest“ und fotografierte, oben von den Klippen aus, den rund 14 km langen Kanal nach Südosten, den wir zuvor entlanggekommen waren ...



              Bild 05: ... und hielt auch den Blick nach Nordwest fotografisch fest. Das war genau die Richtung, in die wir morgen paddeln werden.

              Wir genossen wieder einen leckeren Eintopf, einen Schluck aus der Pulle (natürlich aus unseren Kaffeetassen) und einen grandiosen Sonnenuntergang mit einem Abendrot, das sogar die vom Wasser umspülten blanken Steine vor uns rot erglühen ließ.

              Anmerkung und Tipp:

              Erneut hat mich ein Missgeschick ereilt, das eigentlich hätte nicht passieren dürfen, wenn ich mich besser in die Seekarte vertieft oder unterwegs öfter die Route mit der Karte abgeglichen hätte. Bei einem Gewirr von großen, kleinen und kleinsten Inseln ist diese ständige Kontrolle unbedingt notwendig.

              Man kann sich sehr gut ausmalen, was da in den skandinavischen Schären los wäre, wenn man nicht genau arbeiten würde. Man meint eine große Insel mit vielen Buchten vor sich zu haben, und wenn man sich diesem Gebilde nähert, zerfällt dieses Küstenband in unzählige kleine Eilande. In solchen Fällen ist man mit einem zusätzlichen elektronischen Hilfsmittel (z.B.: GPS) klar im Vorteil.

              Ich für meinen Teil habe die Lehren daraus gezogen und mir fest vorgenommen, für den Rest der Reise vorsichtiger zu arbeiten, damit ich mich nicht noch einmal blamiere. (Smileys im Dreierpack: „erhobener Zeigefinger“, „belämmerter Blick nach unten“ und „Zwinkern“)

              Sollten wir noch einmal die Gelegenheit erhalten, die Kornaten mit den Kajaks zu befahren, würde ich Lee vorschlagen, dieses Mal die paddeltechnisch anspruchsvollere Route an der eindrucksstarken Außenseite der Inseln zum offenen Meer hin zu wählen, zum Beispiel: Murter, Vrgada, Zut, Lavdara, Iz, Zverinac, Dugi Otok (Steilküste), Mala Proversa, die hohen Klippen von Mana, Veli Rasip und Klobukar, Kurba vela, Murter. Das wären rund 200 km. Ob man die Außenseite von Nord nach Süd oder von Süd nach Nord absolviert, hängt von der persönliche Einstellung ab oder von den gerade vorherrschenden Wetterverhältnissen (Maestral oder Jugo). Ich persönlich würde die Tour entgegen dem Uhrzeigersinn vorziehen.

              Viele Grüße
              Beyond
              Zuletzt geändert von Beyond; 23.04.2016, 06:04. Grund: Text angepasst

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                Das dazugehörende Kapitel von Suomalee findet Ihr in Ihrem Post #11
                „HOMAGE AN SVETI“ (klicke: “hier“)



                Bild 01: Der Streckenplan vom 14.08.2015, mit „google-earth“ erstellt.

                Etmal: 11,5 km – gepaddelte Strecke gesamt: 105,0 km

                Dieser letzte Tag im eigentlichen Naturpark „Kornaten“, der vom Nordwest-Kap von Zirje im Süden bis zur Vela Proversa im Norden reicht, war gekennzeichnet durch die Fahrt auf dem offenen Meer, entlang den vorgelagerten Eilanden der Hauptinsel Kornat. Das Wetter war ruhig, das Wasser kaum bewegt, es war warm, ja sogar heiß, Sonne pur aber mit einer gewissen Schwüle, nur ein leiser Lufthauch aus dem Süden – Jugo-Wetter.



                Bild 02: Bereit zum Einbooten – Der Lagerplatz ist aufgeräumt und gesäubert, alles zusammengepackt und in den Kajaks verstaut.

                Wir tangierten die Nachbarinsel Borovnik, warfen noch einmal einen Blick zurück in den Kanal nach Südosten, den wir am Tag zuvor entlanggeschippert waren und gelangten zwischen dieser und der Insel Levrnaka auf das offenen Meer.



                Bild 03: Als wir das Kap Lojeni der Insel Levrnaka erreicht hatten und zwischen den Inseln Levrnaka und Mrtovac hindurchpaddeln wollten, konnten wir keine Passage erkennen. Es sah aus wie oben auf dem Bild. Alles war zu einer einzigen Insel zusammengeschmolzen. Die Uferlinie war so fein gegliedert, dass es unmöglich gewesen war, auf einer Entfernung von nur 1,5 km mit bloßem Auge die einzelnen Eilande auseinanderzuhalten. Wir rätselten lange, wo sich an dieser Küstenlinie die Durchfahrt mit einer Breite von etwa 240 Metern befand.

                In Wirklichkeit sind auf dem Photo drei Inseln zu sehen: die blanke Steilwand von Levrnaka rechts, die flachen Ausläufer von Mrtovac links und hinter der nicht erkennbaren Durchfahrt Veli Obrucan mit den markanten Felsabstürzen.

                Vom gestrigen Irrtum vorsichtig geworden, empfahl ich, lieber gleich an der Meerseite von Mrtovac vorbeizufahren, als einen Umweg und eine weitere Enttäuschung zu riskieren. Als wir auf der Höhe von Veli Obrucan angekommen waren und zurücksahen, konnten wir allerdings aus diesem Blickwinkel die Durchfahrt deutlich sichten. Trotzdem waren wir letztendlich mit dieser Entscheidung vollauf zufrieden gewesen, zumal die Klippen von Mrtovac einen bleibenden Eindruck erzeugt hatten.

                Die Passage zwischen den Inseln Mala- und Vela-Sestrica war wenigstens deutlich auszumachen, sodass wir hier bedenkenlos hindurchpaddeln konnten. Desgleichen benutzte wir auch den Durchlass zwischen Vela-Sestrica und Mala-Aba ohne Probleme.

                Die relativ breite Einfahrt zur Proversa, beziehungsweise zur großen Bucht Luka Telascicsa auf Dugi Otok nahmen wir zwar gut wahr, trotz mehrerer Varianten zwischen einigen Inseln hindurch, aber wir wollten direkt hinter dem Kap Vidilica zu „unserem“ Anleger, den wir im Jahre 2011 entdeckt und dort übernachtet hatten. Um sicherzugehen, dass wir auch bei unserem Wunschziel auf Anhieb und ohne großen Umweg ankommen werden, paddelten wir noch ein Stück nordwestlich weiter bis wir das Felsenriff (Hrid) Taljuric halblinks gut erkennen konnten, schwenkten dann nach Norden zum südlichen Ausläufer von Dugi Otok. Von dort war es uns ein Leichtes, unser Lager zu erreichen, indem wir einfach der Küste entlang paddelten und dann zwangsläufig zu unserem Anleger gelangen mussten.

                Nachdem wir, am Leuchtfeuer vorbei, um das Kap Vidilica kamen und in die Bucht sehen konnten, entdeckten wir auch unser Ziel, sobald sich unsere Augen wieder an die alte Umgebung gewöhnt hatten: den Anlegesteg und die Steinplatten dahinter ... und es lagerten dort keine Badegäste wie im Jahre 2011. Nur ganz hinten in der Bucht, an der Mole des unbewohnten Hauses, hatte ein Boot festgemacht, in dem sich mehrere Ausflügler mit ihren Hunden aufhielten. Diese tuckerten aber später ab und wir waren wieder unter uns, die Bucht gehörte von da ab uns alleine.

                Ankunft im Lager auf der Insel Dugi Otok, Bucht nördlich hinter dem Südkap Vidilica
                Nord: 43 grd, 52 min, 10 sec – Ost: 15 grd, 11 min, 45 sec



                Bild 04: Ja wir hatten uns schnell wieder heimisch gefühlt. Schon nach kurzer Zeit war wieder alles vertraut. Es war früher Nachmittag, Zeit sich zu erholen und dem Müßiggang zu föhnen. Über das Gerüst legte ich die Plane, um ein wenig Schatten zu erhalten.



                Bild 05: Wir okkupierten den Anleger und funktionierten ihn um: in die gute Stuben, in ein Schlafzimmer und eine Küche. Wir badeten, streunten ein wenig durch das Gelände. Dann kamen wir zur Ruhe. Jeder von uns beschäftigte sich mit sich selbst, ging ein wenig in sich.



                Bild 06: Ich hatte mich schnell unter die Plane in den Schatten verzogen, schaute über die jetzt wieder so wohlbekannte Bucht, döste vor mich hin und schwelgte in Erinnerungen über die Ereignisse, die wir hier vor vier Jahren erlebt hatten ... während Lee die Sonne bevorzugte und am Steg eine Foto-Session abhielt, aus der wunderschöne Makrobilder von Muscheln, „Seigln“ und den „Laternen des Aristoteles“ hervorgegangen sind ... bis ihre Akkus leer gesaugt waren. Dann musste Lee leider mit meiner einfachen Schnorchel-Kamera vorlieb nehmen.

                Als der Schatten über die Mole gekrochen kam und es etwas abkühlte, wandelte Lee das Wohnzimmer in die Küche um und kreierte abermals einen ihrer legendären Outdoor-Eintöpfe. Er schmeckte wieder ausgezeichnet, dieses Mal sogar mit einer besonderen Note: Lee verwendete für ihr Gericht den frisch gepflückten Salbei, den sie bei ihrem Rundgang weiter oben im Gelände erneut entdeckt hatte.



                Bild 07: Wir hatten Besuch bekommen. Darf ich vorstellen: SVETI, eine streunende, schneeweiße Katze, die sehr schnell Vertrauen zu uns gefunden hatte. Vermutlich schmeichelte sie sich bei jedem Menschen ein, der hier anlandete, denn sie hatte vor uns überhaupt keine Hemmungen. Sie war unsere ständige Begleitung in der Zeit, in der wir uns hier aufhielten, immer in der Nähe unseres Lagers. Nur in der Nacht zog sie sich zurück und wir beobachteten sie mit einem weiß und braun gefleckten Kater, der scheinbar seine Scheu vor den Menschen noch nicht abgelegt hatte.

                Für den nächsten Tag hatten wir vereinbart, nach Sali zu paddeln, einzukaufen und dann noch einmal zurückzukehren, um eine weitere Nacht auf diesem Anleger zu verbringen. Zeit genug hatten wir, weil wir bis jetzt gut vorangekommen waren.

                Außerdem wäre morgen der 15. August und nach Angaben der langfristigen Wettervorhersagen der Beginn von drei Schlechtwettertagen mit Gewitter, Regen und heftigem Wind. Da könnte es von Vorteil sein, in Sali noch einmal den neuesten Stand der Wetterprognosen abzurufen, um zu erfahren, was da in der nächsten Zeit so auf uns zukommt.

                Anmerkung und Tipp:

                Dieses Mal habe ich mein mir selbst gegebenes Versprechen gehalten und bin nicht phlegmatisch mit der Navigation umgegangen, habe mich nicht nur auf meine Erinnerung verlassen. Die Sicherheit und der Wunsch, genau und zuverlässig zu arbeiten, ist bei mir wieder eingekehrt, vielleicht auch ein bisschen übertrieben – aber besser mehr, als zu wenig. Wenn man rechtzeitig einen Dämpfer bekommt, ist das nicht so schlimm, ja sogar lehrreich, damit man wieder zur Sorgfalt gelangt. Prekär wäre es, wenn man durch die Unvorsichtigkeit oder Schlamperei in eine Gefahrensituation gerät.

                Viele Grüße
                Beyond

                Kommentar


                • Beyond
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                  • 09.11.2010
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                  • Meine Reisen

                  AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                  Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

                  Seekajak-Tour Dalmatien/Kornaten - 7. Tag auf dem Wasser – 15.08.2015:

                  Die dazugehörenden Kapitel von Suomalee findet Ihr in Ihrem Post #12
                  „SCHEIN UND SEIN“ und „APOKALYPSE NOW“ (klicke: “hier“)



                  Bild 01: Der Streckenplan vom 15.08.2015, mit „google-earth“ erstellt.

                  Etmal: 22,9 km – gepaddelte Strecke gesamt: 127,9 km

                  Wie vereinbart, begaben wir uns auf einen Ausflug zum Einkaufen nach Sali. Natürlich packten wir unsere gesamte Ausrüstung zusammen, denn, obwohl wir vorgehabt hatten, wieder hierher zurückzukehren, war es sicherer, alles mitzunehmen. Man konnte ja nicht wissen, wohin es einen verschlagen wird. Außerdem hätte das Zurückgelassene als „Strandgut“ bezeichnet werden können – wäre fatal gewesen, z.B. beim Hopfengold. (Smiley. „Lächeln“)

                  Kurzer Zwischenstopp auf der Insel Dugi Otok
                  Nord: 43 grd, 52 min, 34 sec – Ost: 15 grd, 11 min, 59 sec

                  Nach dem Kap Turcina legten wir eine kurze Pause ein, denn wir wollten eine Lager-Alternative erkunden, falls der Anleger bei unserer Rückkehr belegt wäre. Leider fanden wir an dieser Stelle, trotz guter Gelegenheit zum Ausbooten, keinen passenden Platz in entsprechender Größe, höchstens für ein Notlager unter Pinien.

                  Zwischenstopp in Sali auf der Insel Dugi Otok
                  Nord: 43 grd, 56 min, 15 sec – Ost: 15 grd, 09 min, 54 sec

                  Seit unserem letzten Besuch im Jahre 2011 hat sich Sali sehr gewandelt, nicht von den Baulichkeiten her, sondern vom Publikum. Dieser Ort ist von einem beschaulichen Inselhafen zu einem Sammelbecken hektischer Geschäftigkeit mutiert.

                  Wir kauften in einem überfüllten Supermarkt ein, erstanden in einer Bäckerei extra für uns frisch zubereitete Böreks, ließen uns die türkischen Strudel auf einer Parkbank schmecken und suchten dann eine Eisdiele auf. Es war die Hitze und die drückende Schwüle, die uns Lust auf Abkühlung in Form eines Speiseeises gemacht hatten.

                  Wieder auf dem Wasser, waren wir froh, der Hektik des Hafens entronnen zu sein, und die leichte Brise auf dem Meer fühlte sich auf unserer erhitzten Haut erfrischend an.

                  Ankunft im Lager auf der Insel Dugi Otok, Bucht nördlich hinter dem Südkap Vidilica
                  Nord: 43 grd, 52 min, 10 sec – Ost: 15 grd, 11 min, 45 sec

                  Alles war so, wie wir es verlassen hatten, auch keine Menschenseele war zu sehen. Nur SVETI, die weiße Katze, begrüßte uns wieder in ihrem Revier. Wir richteten uns abermals häuslich ein. Nicht ganz: Ich bereitete Lee langsam darauf vor, dass für heute Abend und in der Nacht Regnen und Gewitter vorhergesagt worden waren.

                  Wir haben alle erdenklichen Alternativen in Erwägung gezogen, auch die, unseren Lagerplatz zu verlassen und in der „Zivilisation“ Unterschlupf zu suchen. Das sahen wir aber, jetzt bereits zur vorgerückten Stunde, als kontraproduktiv an. Wir hatten keine Informationen, ob bei den Restaurants, die sich in der näheren Umgebung befanden, Übernachtungsmöglichkeiten vorhanden waren. Auf's Geratewohl bei angekündigtem Unwetter einfach loszupaddeln, wäre sträflicher Leichtsinn gewesen.

                  Aus diesem Grund hatten wir uns entschieden, am Anleger zu bleiben, obwohl wir uns gewahr waren, dass durch die Bora ein Gewitter vom Velebit-Gebirge auf uns zukommen wird. Wir hatten noch genügend Zeit, das Zelt auf der Mole aufzustellen und es in aller Ruhe entsprechend abzuspannen und gegen den Sturm zu sichern. Als das Wetterleuchten im Nordosten über dem Velebit-Gebirge begonnen hatte, schickten wir uns an, unser Vorhaben zu verwirklichen.

                  Nachdem wir uns auf das nun Bevorstehende eingehend vorbereitet, nur das Notwendigste (Liegematten) in das Zelt geräumt, alles andere (sogar die Schlafsäcke) in den Booten sicher verstaut hatten, suchten wir uns auf einer Steinplatte einen Logenplatz, nahmen die Tassen, das Hopfengold und genossen das nun beginnende Spektakel, aus der „Ersten Reihe“ ...

                  Ich möchte hier meinen Bericht für diesen Tag und diese Nacht beenden und dafür auf die Erzählung von Lee verweisen, die die folgenden Stunden bis zum Abklingen des Gewittersturms sehr anschaulich im zweiten Kapitel unter dem Titel „APOKALYPSE NOW“ geschildert hat. Den Link dazu findet Ihr oben (ungefähr bis zur Mitte scrollen).



                  Bild 02: „Schau, genauso sahen die drei Blitze beim Unwetter aus, die vor uns gleichzeitig auf eine der vorgelagerten Inseln einschlugen“, kommentierten wir beide spontan ein Firmenlogo, wie im Bild dargestellt, das uns bei der Heimfahrt an einem Lieferwagen aufgefallen war.

                  Anmerkung und Tipp:

                  Ein Forumsmitglied der Outdoorseiten hat zu Lees Unwetter-Beschreibung folgenden Kommentar abgegeben (Ich habe die Icons weggelassen und die Absätze mit Bindestrichen markiert.):

                  Danke für den Reisebericht. - Zitat von Suomalee - „... Ich steckte meinen rechten Fuß in die untere rechte Zeltecke und meinen rechten Arm in die obere rechte Ecke, um das Zelt meinerseits auf dem Boden zu halten. Walter tat das Gleiche mit seinen linken Gliedmaßen auf der anderen Seite. ... Walter und ich hielten Händchen. ...“ - Das ist ja die denkbar ungünstigste Konfiguration, wenn ein Blitz in der Nähe einschlägt und Bodenströme auftreten. - Vor Nachahmung wird gewarnt, siehe VDE-Merkblatt "Blitzschutz beim Zelten".

                  Hier gebe ich Suomalee völlig Recht und schließe mich ihrem Kommentar an, wenn sie folgendes geantwortet hat:

                  Ich habe nur beschrieben, was wir gemacht haben. - Das Ganze ist auf keinen Fall eine Anleitung zur Nachahmung. - Wir hatten weiter nichts zum Schutz vor den Blitzen. - Im Zelt waren wir ausschließlich zum Schutz vor dem Regen! - Das ist ja gerade der Grund, wieso Walter und ich wirklich richtig Schiss hatten. - Im Nachhinein lässt sich natürlich mit Schmunzeln darüber berichten, doch die Situation war absolut gefährlich. - Gut, Händchenhalten war noch falscher als falsch ... - Danke für das Merkblatt, es ist in jedem Falle lesenswert ...

                  Zusätzlich dazu möchte ich einen Kommentar aus meiner Sicht über die Gefahren bei einem Gewitter im Outdoor-Bereich abgeben und aufzeigen, welche Überlegungen zu dem Entschluss geführt haben, am Steg zu bleiben:

                  01 - Der Anleger stellt die tiefste Stelle der gesamten Bucht dar. Nach allgemeiner Meinung ist dort die Gefahr eines Blitzeinschlags am geringsten. Diese Behauptung stimmt allerdings nur bedingt! Der Weg eines Blitzes hängt viel mehr von der dieelektrischen Beschaffenheit der Atmosphäre ab, als alleinig von den höchsten Punkten (Blitzableiter-Funktion). Gewiss werden aber beide Optionen zusammenspielen und sich ergänzen.

                  02 - Zwischen dem heraufziehenden Gewitter und unserem Standort liegen noch mehrere Inselketten (Ugljan - Pasman / Iz - Sit / Lavdara - Zut), die als „Blitzableiter“ angesehen werden können.

                  03 - Diese Inselketten wirken auch für die Gewitterwolken als Wall, an dem sie sich stauen und in der Regel hängenbleiben.

                  04 - Durch den Seewind am Tag (z.B. Maestral) werden die Quellwolken landeinwärts getrieben und bildet so eine zusätzliche Sperre. Kennzeichen dafür sind die häufigen Regenfälle an der Küste und im Land, während auf See die Sonne scheint. Setzt einen Bora ein, unterläuft sie als Fallwind meist den Seewind und drückt ihn nach oben, sodass sich dann die „Wolkensperre“ sogar noch verstärken kann. Daher auch oft der Sonnenschein auf See, wenn die Bora bläst.

                  05 - Durch die Zeltunterlagen, die zusätzliche Polsterung durch die zusammengefaltete Plane, den Zeltboden und unsere Liegematten hat sich die Isolierung erhöht.

                  06 - Der Anleger ist zum Glück zu den sich im Meerwasser kreisförmig aufbauenden „Potential-Linien“ tangential gelegen, falls ein Blitz in Folge der Zugrichtung des Gewitters vor uns ins Wasser eingeschlagen wäre. Deshalb wären auch wir parallel zu den Potential-Linien gelegen. Das heißt: Der Potentialunterschied wirkt sich nur auf die Körperbreite und nicht auf die Körperlänge aus, was eine Minderung der am Körper anstehenden elektrischen Spannung um etwa 75 % (Rücken-/Bauch-Lage) und bis zu 90 % (Seitenlage, die wir ja durch das Abstützen des Zeltes eingenommen haben) bedeutet. Das Händchenhalten hätte im absoluten Gefahrenfall (Gewitter direkt vor/über uns) allerdings unterbleiben müssen, weil sich dadurch der Potentialunterschied und somit die elektrische Spannung erhöht! (Smiley: „Lächeln“) Na ja, lange hielten wir sowieso nicht Händchen, weil wir alle Extremitäten benötigten, das Zelt gegen den enormen Winddruck der Bora zu stabilisieren. - Bemerkenswert dabei ist, dass die „Bodenverankerungen“ (siehe dazu den Bericht von Lee) an den vier Zeltecken und an der Apsis auf der Mole dennoch gehalten haben. Die „menschlichen“ Stützen dienten lediglich nur dazu, damit das Zelt-Gestänge nicht knicken konnte. Das aber nur am Rande.

                  07 - Die Potential-Linien (= Orte gleicher Spannung) eines Blitzes verlaufen bei homogenen Bodenbeschaffenheiten des Untergrunds (z.B. Wasser, Ackerboden, Wiesen, Sand usw.) von der Einschlagstelle aus dreidimensional kreisförmig bis sie das Potential Null erreicht haben. Man kann sich das bildlich so vorstellen, dass zum Beispiel im Meer alle Punkte mit dem gleichen Potential wie die Schale einer Halbkugel unter Wasser aussehen: In der Einschlagstelle mit maximalem Potential (= höchste elektrische Spannung) und dann mit immer größer werdendem Radius kontinuierlich bis Null abnehmend. Ist man im Meer (kleiner spezifischer Widerstand) vom Blitzeinschlag rund 100 m entfernt, so besteht nach Expertenmeinung kaum noch eine Gefährdung. In manchen Publikationen liest man sogar von nur 50 m. Wegen der halbkugelförmigen Ausbreitung gelten diese Werte auch für Taucher ... und für Fische. (Smiley: „Lächeln“)

                  08 - Befindet sich ein Widerstand radial zum Einschlagpunkt, liegt an den Endpunkten des Widerstands eine Spannung an, die aus der Differenz des höheren zum niederen Potential entsteht. Beim Menschen nennt man das Schritt- oder Berührungs-Spannung. Es fließt nach dem Ohmschen Gesetz (U = I x R) der entsprechende Strom. Befindet sich nun dieser Widerstand tangential zum Einschlagpunkt (d.h. parallel zu den Potential-Linien) liegt an den Endpunkten des Widerstands keine Spannung an, weil am Widerstand das gleiche Potential ansteht. Es fließt deshalb auch kein Strom durch den Widerstand.

                  09 - Der menschliche Körper (etwa 1.000 Ohm) verhält sich wie ein Widerstand. Damit für den Menschen einen Gefahr entsteht, muss der Widerstand der Person wesentlich kleiner sein, als der Widerstand der Substanz (Erde, Sand, Wasser usw.) auf der der Korpus liegt bzw. in der er sich befindet, damit ein entsprechend gesundheitsgefährdender Strom fließen kann. Physikalisch gesehen handelt es sich um eine Parallelschaltung von zwei Widerständen (Substanz und menschliche Körper) an denen die selbe Spannung anliegt und die Ströme entsprechend den Widerständen aufgeteilt werden. Das heißt: Ist der Körperwiderstand kleiner als der der Substanz auf der der Korpus liegt, fließt ein höherer Strom durch die Person. Ist der Körperwiderstand größer als der der Substanz auf der der Korpus liegt, fließt ein kleiner Strom durch die Person. Sind die Widerstände gleich groß, fließen auch gleich große Ströme (Das wäre ungefähr bei einem Menschen mit entsprechendem Fettgewebe in der Badewanne mit Leitungswasser oder bei einer Person, die im Freibad schwimmt, der Fall.).

                  10 - Will man die Gefahren eines Gewitters minimieren, muss man auf drei Dinge achten:
                  - nicht als Blitzableiter fungieren (z.B. nicht über einen Meter auf einer Ebene hinausragen),
                  - einen großen Potentialunterschied vermeiden (z.B. geschlossene Beine),
                  - das Material beachten, auf oder in dem man sich befindet (z.B. Meerwasser hat einen kleineren spezifischen Widerstand als der menschliche Körper, trockenes Erdreich, Sand, Fels usw. in der Regel einen größeren).

                  Interessierte können natürlich im Internet dazu zahlreiche Einträge finden, mit mehr oder weniger guten Ratschlägen. (Smiley: „Lächeln“)

                  Fazit

                  Wir haben beim Abwettern sämtliche vorhandene Möglichkeiten wahrgenommen, um Schädigungen durch einen Blitzeinschlag zu minimieren. Es sind die örtlichen Begebenheiten berücksichtigt worden, ebenso das uns zur Verfügung gestandene Material, und wir haben unser ganzes Wissen über Gewitter im Allgemeinen eingebracht und ich meine berufsbedingt speziellen Kenntnisse über die Gefahren von Unfällen bei gerissenen Hochspannungsleitungen ((Auf das weitaus gefährlichere, ja lebensbedrohliche „Herzkammerflimmern“ bin ich nicht eingegangen, weil die Voraussetzungen wegen des Wechselstroms ganz andere sind!) und über den Blitzschutz von oberirdischen Telefonleitungen in ländlichen Gebieten, insbesondere in der Holledau mit seinen Hopfengärten, wenn es auch nicht explizit ausdiskutiert worden ist. - Den Umständen entsprechend sind wir optimal geschützt gewesen.

                  Meine oben aufgezeigten Überlegungen über das Verhalten von Gewittern haben sich absolut bewahrheitet: Die Gewitterwolken sind tatsächlich bereits an der ersten Inselkette (Ugljan - Pasman) hängen geblieben und kaum darüber hinweggezogen (maximal bis zur Insel Zut). Zwischen dem Velebit-Gebirge und der dritten Inselkette hat sich der ganze Trubel ausgetobt. Die Proversa selbst ist von den Blitzen verschont geblieben.

                  Dennoch hätten wir womöglich die ganze Situation in der Hochphase des Gewitters mit seinen permanenten Blitz- und Donnerschlägen wesentlich ängstlicher betrachtet und vielleicht sogar dann panikartig völlig falsch reagiert, wenn nicht das Hopfengold dazu beigetragen hätte, dass wir das Ganze so „locker“ gehandhabt haben. Achtung: Das ist keinesfalls eine Aufforderung, mit diesem probaten Hilfsmittel jedes Gewitter zu überstehen! (Smiley: „Zwinkern“)

                  Viele Grüße
                  Beyond
                  Zuletzt geändert von Beyond; 04.05.2016, 07:56. Grund: Text angepasst

                  Kommentar


                  • Beyond
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                    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

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                    Seekajak-Tour Dalmatien/Kornaten - 8. Tag auf dem Wasser – 16.08.2015:

                    Das dazugehörende Kapitel von Suomalee findet Ihr in Ihrem Post #19
                    „EINE KATZE UND ZWEI KATER“ (klicke: “hier“)



                    Bild 01: Der Streckenplan vom 16.08.2015, mit „google-earth“ erstellt.

                    Etmal: 3,0 km – gepaddelte Strecke gesamt: 130,9 km

                    Suomalee war schon lange aktiv, als ich aus dem Zelt gekrochen kam. Ihre nassen Sachen, lagen bereits auf den Felsplatten oder hingen an dem Gerüst zum Trocknen. Etwas später gesellten sich auch meine Habseligkeiten hinzu.

                    Das Zelt hat die Torturen des nächtlichen Unwetters prächtig überstanden. Wir räumten die Steine der Bodenbefestigung beiseite und ich half Lee, das aufgebaute Zelt hinüber zu den Steinplatten zu tragen, damit es ebenfalls trocknen konnte. Dabei diente Lee als „Zeltständer“, damit die leichte Brise auch wirklich alle Stellen erreichte. Innerhalb kürzester Zeit war das Zelt trocken und Lee verpackte es.

                    Auch unsere Liegematten konnten bald verstaut werden. Nur die Handtücher und sonstige Utensilien aus Naturfasern blieben noch hängen.



                    Bild 02: Das alles lag unter dem Zelt, um es von den rauen Steinen der Mole zu schützen. Außerdem dienten diese Bestandteile, alle aus Plastik, als zusätzliche Isolation. Das hätte wahrscheinlich in einem „Ernstfall“ nicht allzu viel genützt, aber man sollte jede Sicherheitsoption wahrnehmen, wenn sie auch nur psychologischer Natur ist. (Smiley: „Lächeln“)



                    Bild 03: Überall lag unsere Ausstattung herum, damit Wärme und Wind ihre Arbeit tätigen konnten. Auch die Plane hing über dem Gerüst. Der Rest: Zeltunterlagen, Liegematten usw. waren großflächig auf den Felsplatten außerhalb des Bildes verteilt.



                    Bild 04: Weil es erneut zu regnen begonnen hatte, improvisierte ich auf die Schnelle einen zugigen, windschiefen Planenkatamaran, damit wir wenigsten trocken unterkommen konnten. Lee kochte darunter ein verspätetes Frühstück oder ein verfrühtes Mittagessen, denn wir benötigten unbedingt etwas im Magen - Katerstimmung.

                    Während wir darauf warteten, dass der Regen aufhörte, beratschlagten wir unsere Planung für diesen Tag. Noch eine regenreiche Nacht wollte keiner von uns an dem Anleger verbringen. Also entschlossen wir uns, wenn der Regen abebbt, in See zu stechen und bei der nächsten Gelegenheit einen Unterschlupf zu suchen. Der Hafen Sali wäre dann die allerletzte Option gewesen, aber als Notnagel noch akzeptabel. An etwas Positives mussten wir uns ja klammern.

                    Weil uns fröstelte unter dem zugigen Dach, streiften wir nach dem Essen unsere Paddeljacken über und begannen das Lager abzubrechen.



                    Bild 05: Abwasch war Männersache! Gut dass wir mit unserem Geschirr sparsam umgegangen sind. Zwei Kaffeetassen, ein Topf, ein Deckel-Teller und ein Essnapf hatten in der Regel ausgereicht.



                    Bild 06: Kurz vor der Abfahrt konnten wir schon wieder lächeln. In unseren Paddelklamotten wurde uns während des Aufräumens wieder warm, zumindest oben herum und als wir in unseren Kajaks saßen und die Spritzdecke geschlossen hatten, auch unten herum.

                    Ankunft im Lager auf der Insel Katina (Quasi-Ruhetag mit Standortwechsel)
                    Nord: 43 grd, 53 min, 19 sec – Ost: 15 grd, 12 min, 59 sec

                    Bereits in der Mala Proversa beim ersten Restaurant hatten wir Glück. Der Wirt stand am Kai und wir fragten ihn nach dem Wetter für diesen Tag. Den ganzen Tag nur Regen, meinte er ebenso missmutig, wie auch das Wetter war. Wir waren eigentlich etwas überrascht, als wir nach einem Zimmer für eine Nacht gefragt hatten und der Wirt unserem Ansinnen zustimmte. So schnell eine Bleibe zu finden, hatten wir gar nicht erhofft. Wenn wir das bereits gestern gewusst hätten ... (Smiley: „Plafondblick“)

                    Unsere Stimmung erholte sich zusehends, als wir ausbooteten, trübte sich wieder ein, als wir vergeblich versuchten, mit dem Wirt ein Gespräch zu beginnen und hellte sich wieder auf, als uns das Zimmer nach einer geraumen Wartezeit zugewiesen wurde, weil es zuvor noch hergerichtet werden musste.

                    Wir schleppten unsere noch feuchte Ausrüstung auf das Zimmer, belegten dort und im Bad jeden freien Platz mit unsren Sachen, duschten lauwarm und waren froh, schon beim ersten Anlauf, eine Logis gefunden zu haben. Als wir zum Fenster hinaussahen, hatte wieder Regen eingesetzt, der dieses Mal nicht so schnell aufhören wollte.

                    So schlecht gelaunt der Wirt an diesem Tag gewesen war, so freundlich glich die Wirtin diesen Mangel aus. Wir hatten uns zum Abendmahl für Fisch entschlossen, ließen der Wirtin freie Hand, die Speisen auszuwählen. Wir taten gut daran, ihr die Entscheidung zu überlassen, denn das Fischgericht, das sie uns servierte, schmeckte vorzüglich.



                    Bild 07: Leider haben wir keine Bilder von unserer Unterkunft gemacht, aber die Wirtin hat uns die Visitenkarte von ihrem Restaurant gegeben, die ich hier abgebildet habe.

                    Wir merkten, dass wir ein größeres Defizit an Schlaf von gestern Nacht hatten, das ausgeglichen werden musste. Deshalb zogen wir uns bald zurück. Kaum hatten wir uns zur Ruhe gelegt, schliefen wir auch schon ein. Gewiss hatte auch die Monotonie des Regens dazu beigetragen, der während der ganzen Nacht, draußen auf das Vordach hämmerte.

                    Anmerkung und Tipp:

                    Weil der letzte Beitrag zur „Beurteilung von Gewittern im Outdoor-Bereich“ etwas textlastig geraten ist, möchte ich Euch dieses Mal mit langen Erklärungen verschonen. (Smiley: „Lächeln“)

                    Viele Grüße
                    Beyond
                    Zuletzt geändert von Beyond; 30.04.2016, 12:00.

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                    • Beyond
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                      AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                      Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

                      Seekajak-Tour Dalmatien/Kornaten - 9. Tag auf dem Wasser – 17.08.2015:

                      Die dazugehörenden Kapitel von Suomalee findet Ihr in Ihrem Post #23
                      „KAFFEETRINKEN AUF LAVDARA“ und „DER SEIGL RUFT“ (klicke: “hier“)



                      Bild 01: Der Streckenplan vom 17.08.2015, mit „google-earth“ erstellt.

                      Etmal: 11,1 km – gepaddelte Strecke gesamt: 142,0 km

                      Als wir aufgewacht waren, klopften immer noch Regentropfen auf das Vordach. Schöne Bescherung, was tun? In einer Regenpause gingen wir zu einem verlängerten Frühstück, das mit frisch gepflückten Feigen endete, von der Wirtin extra für uns serviert.

                      Am späten Vormittag riss endlich der Himmel auf, und die Sonne lugte hinter den Wolken hervor. Unsere Ausrüstung hatten wir bereits verpackt, sodass wir uns sehr schnell verabschieden konnten. Die Wirtin schwärmte noch von einem Kiesstrand nördlich von Sali, den ihre Gäste und auch sie selbst des öfteren mit den Segelbooten besucht hatten.

                      Die Reise ging zunächst an der kleinen Insel Lavdara Mala vorbei und dann östlich von Lavdara nach Nordwesten. Im Südosten von Lavdara entdeckten wir zwei Steinplatten, die zu Übernachtungszwecken geeignet waren. Diese wurden von uns als Optionen abgespeichert.

                      Zwischenstopp auf der Insel Lavdara
                      Nord: 43 grd, 56 min, 47 sec – Ost: 15 grd, 11 min, 49 sec

                      Unsere Übernachtungsstelle von 2011 hatten wir, ohne Umwege zu paddeln, wieder entdeckt und booteten aus. Mal sehen, ob wir noch einmal Möwenschädel aufstöbern werden. Das war, neben der Nostalgie und der Lagerplatzsuche, nämlich ein weiterer Grund, warum wir hier anlandeten.



                      Bild 02: Unsere alte Übernachtungsstelle auf Lavdara mit einem Blick nach Südosten mit dem Küstenstreifen, dem wir gerade entlanggepaddelt waren. Lee hatte natürlich sofort eine verwitterte Schiffsplanke gefunden und sie mir präsentiert. Wir vereinbarten, das schöne Brett mit den markanten Resten von Farbe zum Trocknen auf die Klippen zu legen und es auf unserer Weiterfahrt, die am nächsten Tag erneut über Lavdara führen sollte, eventuell mitzunehmen. Weil die Ausbeute an Möwenschädeln nicht allzu üppig gewesen war, hatten wir geplant, spätestens auf dem Kiesstrand, den uns die Wirtin benannt hatte, zu übernachten (falls wir zuvor nichts finden würden), dann nach Sali zum Einkaufen zu schippern und anschließend hier noch einmal Station zu machen.



                      Bild 03: Der Blick von Lavdara aus nach Nordwesten. Die kleine Insel am Horizont (in der Mitte des Bildes) ist Tukoscak. Wenn man genau hinschaut, ist eine helle Fläche zu erkennen, die das geübtes Auge eines „Seekajakers“ als einen möglichen Lagerplatz vermuten lässt. Vor unseren Booten ist der Kocher schon aufgebaut, für einen Cowboykaffee ...



                      Bild 04: ... der kurze Zeit später in den Tassen duftete. Wir machten uns Gedanken, ob wir nicht aus einem Cowboykaffee einen „Irish-Coffee“ zaubern könnten, verwarfen aber das Ansinnen, weil uns der Irische Whisky und die leicht angeschlagene Sahne gefehlt hatten. Aber wie wäre es mit einem „Bayrisch Coffee“: Cowboykaffee mit Zucker und ... Hopfengold? Na ja, dann erinnerten wir uns an vorgestern und nahmen davon lieber Abstand – aber später, zu einer passenden Gelegenheit, wäre es doch richtig zünftig, einmal ... (Smiley: „Lächeln“)

                      Wir zogen weiter nach Nordwesten und kamen zu dieser kleinen Insel, die, wie auf dem Bild, zuvor in der Ferne auszumachen gewesen war. Schon vom Wasser aus waren wir von diesem Eiland begeistert und erst recht, als wir ausbooteten und sie als Übernachtungsstelle begutachteten.

                      Ankunft im Lager auf der Insel Tukoscak
                      Nord: 43 grd, 57 min, 42 sec – Ost: 15 grd, 10 min, 19 sec

                      Der Lagerplatz glich dem der „Geburtstagsinsel“, nur etwas kleiner – aber wieder Fläche genug, für unsere Kajaks, und unsere Liegematten und für unsere Ausrüstung aus den Booten, die noch trocknen musste. Wir ließen das alternative Ziel, den Kiesstrand, zugunsten dieses schönen Ortes fallen.



                      Bild 05: Wir breiteten unsere Sachen in der Nachmittagssonne aus. Lee machte sich auf die Suchen nach Strandgut, „Seigl“ und Schädel, während ich zurückgeblieben war und zu rätseln begann, wie weit die Wetterprognose für heute noch stimmen könnte. In der Früh hat es ja noch geregnet, das war durchaus vorhergesagt. Dem Tag über klarte der Himmel auf, und es schien dauerhaft die Sonne, auch jetzt noch am späten Nachmittag. War nun die erste Schlecht-Wetter-Periode vorbei?



                      Bild 06: Der Lagerplatz mit unseren Kajaks direkt an der Landestelle. Noch war der Himmel klar, aber am Abend zogen Wolken auf, ein böses Omen.

                      Wir versuchten zunächst, die Nacht nur auf unseren Matten und im Schlafsack zu verbringen. Ich hatte den leichteren Schlaf und vernahm zuerst die Regentropfen, weckte Lee, und sie zelebrierte die Prozedur des Zeltaufstellens im Dunkeln wieder einmal perfekt - im Schein meiner Stirnleuchte. Das spärliche Licht benötigte sie aber nur am Anfang, bis alles Material aus dem Kajak geholt worden war, das Lee aus ökonomischen Gründen in verschiedenen Luken verstaut hatte.

                      Im Zelt war es warm und stickig, aber nicht mehr feucht, so wie gestern beim Aufwachen, und das war für uns wichtiger als alles andere. Mit der Zeit gewöhnte man sich daran, im Outdoor-Bereich seine durchaus lieb gewordenen „gehobenen“ Ansprüche aus der Zivilisation herunterzufahren – das einfache Leben zu zelebrieren und ... zu genießen. (Smiley: „Lächeln“) Ein paar kurze Schauer gingen über uns hinweg, die uns aber jetzt im Zelt „kalt“ und insbesondere trocken ließen.

                      Anmerkung und Tipp:

                      Fahrtechnisch gab es keine Probleme, alles war wie am Schnürchen abgelaufen. Alle Überfahrten lagen unter 3 Kilometer bei guter Sicht und das Wetter blieb während des gesamten Törns ruhig.

                      Zunächst hatten wir vor, auf Lavdara zu nächtigen. Aber die möglichen Liegeflächen waren noch mit Möwenkot verunreinigt, den der Regen noch nicht weggespült hatte. Außerdem war es dort relativ eng, sodass es schwierig gewesen wäre, bei Regen, das Zelt aufzustellen. Wir entschlossen uns für die Weiterfahrt, denn wir hatten letztendlich ein bestimmtes Ziel, den Kiesstrand, von dem die Wirtin so geschwärmt hatte, als Ausweg im Auge.

                      Checke ich einen Lagerplatz ab, sehe ich mich auch in der Umgebung um, ob es noch eine Ausweichmöglichkeit gibt, falls das Areal aus irgendwelchen Gründen geräumt werden muss, zum Beispiel bei Überflutung, Sturm, Regensturz mit Schlammlawine oder sonstiger Unbill.

                      Auf den Felsplatten der Insel Tukoscak war genügend Raum vorhanden, auch Ausweichmöglichkeiten weiter oben auf der Insel gab es, die gut zu erreichen waren. Diese Optionen hatte ich bereits bei der ersten Inaugenscheinnahme erkannt und war deshalb mit diesem Lagerort mehr als zufrieden. Im Prinzip konnte er nahezu als perfekt eingestuft werden, zumindest für uns. (Smiley: „Zwinkern“)

                      Viele Grüße
                      Beyond

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                      • Suomalee
                        Erfahren
                        • 15.10.2010
                        • 233
                        • Privat

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                        AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                        Hallo Walter,

                        es ist schön und fast nostalgisch wenn ich Deine Beschreibungen jetzt lese...
                        Etwas merkwürdig zeitversetzt, doch auch das hat seinen Reiz.
                        Ist schon toll, wenn die eigenen Erinnerungen derart wachgerüttelt werden.
                        Meinetwegen brauchst Du Dich nicht zurückhalten, nur weil ich mein Erleben bereits ins Netz gestellt habe.

                        Wann bekommt man schon mal seinen eigene Reise erzählt?
                        Sozusagen als maßgeschneiderte Gutenacht-Geschichte!

                        Lieben Gruß,
                        Lee
                        Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

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                        • Beyond
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                          • 09.11.2010
                          • 601
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                          AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                          Hallo Lee (Suomalee),

                          eigentlich ist es ja richtig gemein von mir, mich einfach an Deine wunderschönen Erzählungen d'ranzuhängen. Du hast Dir wirklich große Mühe gegeben! Wie ich schon im ersten Beitrag erwähnt habe, bleiben mir hier nur noch Marginalien übrig, die ich Deinem Reisebericht anfügen kann.

                          Betrachte meine Posts einfach als Ergänzung zu Deiner Touren-Chronik – daher auch mein permanenter Link zu Deinem jeweiligen Aufsatz am Anfang meiner Tagebuch-Notizen.

                          Auf diese Weise entsteht ein umfassendes Resümee unserer Seekajak-Fahrt 2015, das hoffentlich allen in diesem Forum gerecht wird, den Literaten, den Schöngeistern, die eine lesenswerte Schilderung lieben und den Planern, den Aktivisten, die mehr an den Fakten unseres Streifzugs durch die Kornaten interessiert sind.

                          Das zeitversetzte Erscheinen unserer beider Abhandlungen ruft unsere Reise noch einmal in Erinnerung und lässt sie nach einem guten halben Jahr erneut aufleben, insbesondere jetzt, zu Beginn der Urlaubsplanungen vieler Leser. Das war allerdings von meiner Seite aus nicht so gedacht (Erklärung steht in meiner Einführung), könnte aber als eine akzeptable Ausrede durchgehen. (Smiley: „Lächeln“)

                          Liebe Grüße
                          Walter
                          Zuletzt geändert von Beyond; 04.05.2016, 08:05. Grund: Tippfehler berichtigt

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                          • Suomalee
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                            • 15.10.2010
                            • 233
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                            AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                            Hallo zurück Walter,

                            ist doch prima so.
                            Also ich lese Deinen Betrag und dann noch mal meinen.
                            Dann habe ich so ne Art Dolby Surraund Effekt im Kopf...

                            Lieben Gruß,
                            Lee
                            Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

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                            • Beyond
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                              • 09.11.2010
                              • 601
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                              AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                              Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

                              Seekajak-Tour Dalmatien/Kornaten - 10. Tag auf dem Wasser – 18.08.2015:

                              Das dazugehörende Kapitel von Suomalee findet Ihr in Ihrem Post #24
                              „S(CHW)EIN ODER NICHTS(CHW)EIN“ (klicke: “hier“)



                              Bild 01: Der Streckenplan vom 18.08.2015, mit „google-earth“ erstellt.

                              Etmal: 24,6 km - gepaddelte Strecke gesamt: 166,6 km

                              Wir hatten gut daran getan, auf Tukoscak zu lagern, denn der angepriesene Kiesstrand war zwar für eine Jachtbesatzung zum nachmittäglichen Badegang ideal, aber zu schmal zum Übernachten für zwei Kajaker. Es war interessant zu erkennen, wie unterschiedlich die Einschätzung von Örtlichkeiten waren, wenn man von verschiedenen Voraussetzungen ausging: bei den Einheimischen aus der Sicht eines Badestrandes, bei uns aus der Sicht eines Lagerplatzes mit erhöhtem Sicherheitsanspruch.



                              Bild 02: Die Morgensonne beim Kaffeetrinken hatte ich richtig genossen, während das Zelt trocknen, Matten und Schlafsäcke noch auslüften konnten.

                              Das Einbooten machte einige Schwierigkeiten, weil die See an diesem Morgen etwas unruhig war und wir erst die „Hohen Drei“ vorbeilassen mussten, um genügend Zeit zu haben, einzusteigen und aus der Brandungszone zu kommen. Sobald wir aber in unseren Kajaks saßen, uns vom Ufer abgestoßen hatten und uns dann im offenen Wasser befanden, es reichte schon eine gute Bootslänge Abstand vom Felsen, konnten wir uns in aller Ruhe bequem einrichten und die Spritzdecke schließen.

                              Wir fuhren schon zeitig ab, hinüber zur Insel Krknata, die wir gegen den Uhrzeigersinn umrundeten und dann an der Küste von Dugi Otok wieder südöstlich, vorbei an dem Kiesstrand, der uns empfohlen worden war, weiter nach Sali.

                              Zwischenstopp in Sali auf der Insel Dugi Otok
                              Nord: 43 grd, 56 min, 15 sec - Ost: 15 grd, 09 min, 54 sec

                              Nach dem Einkaufen hatten wir wieder genügend Proviant geladen, um einige Zeit autark leben zu können. Auch Bier in Plastikflaschen mit 2 l Volumen stauten wir erstmals in unsere Luken - nach ganz unten, nicht nur wegen des Schwerpunkts, sondern auch, damit es einigermaßen kühl blieb.

                              Während Lee die restlichen Lebensmittel in ihren Kajak verpackte, ging ich in die nahegelegene Touristik-Information, um nach dem Wetterbericht zu fragen. Ich bekam freundlicherweise den neuesten Ausdruck für die Tage vom 18. bis 20./21.08.2015. In dem wurde Regen für den 19.08. in der Frühe und am Vormittag angekündigt und starker Wind aus Nord bis Nordost in der Nacht vom 20. auf den 21.08.2015, vermutlich erneut eine Bora.

                              Zwischenstopp auf der Insel Lavdara
                              Nord: 43 grd, 56 min, 47 sec - Ost: 15 grd, 11 min, 49 sec

                              Zu unserer Möwenbucht auf Lavdara zurückgekehrt, versuchten wir zunächst, die Planke, die wir bei unserem ersten Besuch zum Trocken auf die Klippen gelegt hatten, auf eine Länge zu kürzen, damit wir sie in einem der Kajaks verstauen konnten. Nachdem wir sie auf ein vorgegebenes Maß abgesägt hatten, Lee wollte daraus eine Blende für eine Schublade anfertigen, war das Brett immer noch zu sperrig für den Transport. Schweren Herzens gaben wir das Ansinnen auf, es mitzunehmen.

                              Dafür entschädigte ich Lee mit einem Möwenschädel, der so groß war, dass er nicht mehr auf das Transportbrettchen passte, auf dem „Hasi“ und die anderen vier Schnabeltiere bereits montiert waren. So verfrachtete ich den Schädel bei mir in das Gepäcknetz neben eine kleinen Bohle, die ich ebenfalls mitgenommen hatte.

                              Weiter ging's nach Südosten der Insel Lavdara entlang. Eigentlich hatten wir vor, auf der großen Felsplatte an der Südostecke, die wir beim ersten Vorbeipaddeln entdeckt hatten, unser Lager aufzuschlagen. Aber dieser Platz war bereits mit zahlreichen Badegästen belegt. Weiter Richtung Kap gab es noch eine weitere Steinterasse, bei der ich anlandete und sie inspizierte.

                              Kleiner Zwischenstopp auf der Insel Lavdara
                              Nord: 43 grd, 55 min, 20 sec - Ost: 15 grd, 13 min, 33 sec

                              Es war nur ein kurzer Ausstieg. Lee blieb gleich im Kajak sitzen - scheinbar ahnte sie schon das Ergebnis. Als ich zurückkam und erklärte, dass der Platz nicht so ideal sei, kam von Lee der spontane Vorschlag, weiterzuziehen. Dem folgten wir dann auch, denn es war früher Nachmittag und wir hatten noch genügend Zeit, eine geeignete Stelle zu finden.

                              Als nächstes Ziel erreichten wir Kurba Mala, eine zusammengewachsenen Doppelinsel. Der Übergang beider Inseln war auf der Südseite viel zu felsig, um anlanden zu können, ebenso auf der Nordseite. Wir paddelten dort nur so weit, bis wir in die Bucht sehen konnten und kehrten dann wieder um.

                              Wir steuerten an dem kleinen ummauerten Eiland Relin vorbei, hinüber zur Insel Sit. Dort angekommen, entschlossen wir uns dieses Mal für die Leeseite, weil die Erfahrung am ersten Tag gezeigt hatte, dass die Luvseite der Insel Kakan uns keinen Lagerplatz geboten hatte und wir das auch auf Sit übertrugen.

                              Lee meldete Hunger an und plädierte für einen Nothalt zum Essenfassen. Auch bei mir hatte bereits der Magen vernehmlich zu knurren begonnen.

                              Kleiner Zwischenstopp auf der Insel Sit
                              Nord: 43 grd, 55 min, 49 sec - Ost: 15 grd, 17 min, 53 sec

                              Es war der dankbar ungünstigste Platz, den wir uns ausgesucht hatten. Die Boote nur auf ein paar Schwemmhölzer gelagert, aßen wir im Stehen, weil die Felsen zum Sitzen zu scharfkantig und der Ufersaum mit stacheligem Gestrüpp zugewachsen waren. Frust machte sich langsam breit. Trotzdem mussten wir weiter.

                              Wir paddelten direkt am Ufer entlang, damit wir jede Möglichkeit, auch die geringste, zum Ausbooten wahrnehmen konnten. Keinen Kilometer weiter zeigte sich ein Felsenband, das seicht ins Wasser führte. Jetzt aber raus - egal wie der Platz zum Übernachten ausschauen wird! Irgendwo werden wir schon unterkommen.

                              Wir booteten aus, bequemer als gedacht. Der erste, wichtigste Teil wäre also geschafft. Die Kajaks lagen sicher auf der natürlichen Slipanlage. Eine geeignete Stelle für ein Nachtlager war aber nicht in Sicht.

                              Nun konnten wir eine „Survival-Situation“ simulieren: Wir gingen systematisch vor, entsprechend den Empfehlungen, die bei einem echten „Notstand“ zu beachten wären. Im Abschnitt „Anmerkung und Tipp“ stelle ich einmal meine eigene Prioritätenliste in 6 Punkten vor, wie man sich in solchen Fällen der Reihe nach verhalten sollte.

                              Gut, die meisten Punkte trafen in unserer Situation wohl nicht zu. Blieben lediglich das „Einschätzen der Situation“ und das „Organisieren der Unterkunft“ übrig. In unserem konkreten Fall hieß das, einen geeigneten Übernachtungsplatz zu finden. Wir beide schwärmten aus ... weiteres ist bei den folgenden Bildbeschreibungen aufgeführt.

                              Ankunft im Lager auf der Insel Sit, Ostküste
                              Nord: 43 grd, 55 min, 41 sec - Ost: 15 grd, 18 min, 21 sec



                              Bild 03: Unser Anlandeplatz auf Sit - Für die Boote war er ideal, aber weniger zum Übernachten geeignet. Wir machten uns auf die Suche, in alle Richtungen. Nach der Rückkehr zu den Kajaks diskutierten wir die Ergebnisse und entschieden uns ...



                              Bild 04: ... für einen Lagerplatz, etwas abseits von unseren Booten - nicht allzu groß, aber akzeptabel. Nachteil: Unsere Kajaks waren nicht einsehbar und nur auf einem schmalen Steinpfad von knappen 50 Metern zu erreichen, der allerdings auch mit Stolperfallen im Fels gespickt war. Weil Sit nur sehr spärlich bewohnt war und keine Wege zu diesem Ort führten, verwarfen wir die Bedenken, von der Landseite aus Besuch zu bekommen. Die Seeseite war aber von uns gut einsehbar.



                              Bild 05: Wir richteten uns häuslich ein, soweit es eben ging. Dann checkten wir unserer Situation ab:

                              Nach den Wetterprognosen aus Sali war für morgen Regen angekündigt worden, der schon in der Frühe beginnen sollte. Wir beratschlagten, wie wir uns bei Regen hier verhalten werden. Wegen der Enge und der scharfkantigen Felsen fielen Zelt und aufgespannte Plane aus. Wir entschlossen uns deshalb, bei den ersten Tropfen uns in die Plane einzuwickeln und so zu versuchen, den Regen abzuwettern. Das garantierte, wenigstens weitgehendst trocken und in den Schlafsäcken ausreichend warm über die Runden zu kommen. Sollte es wirklich zu ungemütlich werden, würden wir in die Boote steigen und losfahren. In unseren Kajaks wären wir mit den Paddeljacken am besten vor Regen geschützt gewesen und genügend warm würde uns durch die Bewegung auch werden. Zu einer direkten Nachtfahrt waren wir aber zu müde und hatten obendrein auch keine Lust dazu. Also blieben wir hier auf Sit.

                              Entsprechend den Vorgaben aus der Survival-Literatur hatten wir das Optimum aus unserer gegenwärtigen Konstellation herausgeholt. Und wir hatten Wahlmöglichkeiten besprochen, auf die wir gegebenenfalls zurückgreifen konnten. Wenn man etwas nachdenken und rechtzeitig sein Gehirn einschalten würde, wäre eigentlich niemand „alternativlos“, jeder hätte dann neben dem Plan A noch einen Plan B und gegebenenfalls C oder sogar noch mehr. (Smiley: „Lächeln“)



                              Bild 06: Der Wettergott war am Abend gnädig und bescherte uns noch ein paar Sonnenstrahlen zur verspäteten „Tea-Time“.

                              Anmerkung und Tipp:

                              Wir hätten auf der Insel Pasman mehrere Perspektiven gehabt, sicher in einer Bucht an einem Steg unterzukommen. Fünf Optionen (etwa zwei Kilometer von unserem jetzigen Standort entfernt) habe ich im Hafen- und Ankerplatz-Atlas handschriftlich vermerkt gehabt. Hätten wir auf Sit keinen Lagerplatz gefunden, wären auf alle Fälle die Ausweichmöglichkeiten auf Pasman zum Tragen gekommen. Zeit hat uns noch genügend zur Verfügung gestanden, dorthin zu paddeln. Soviel zum Sicherheitsaspekt, zur Risikoabschätzung und Vorausplanung.

                              Aber wir haben das Abenteuer gesucht, das autarke Leben. Und wir haben uns bewusst darauf eingelassen. Wir haben bei den vorhanden Örtlichkeiten die Optionen erkundet, begutachtet und dann die ausgewählt, die für uns als am besten geeignet erschien.

                              Im Prinzip haben wir eine extrem vereinfachte Survival-Situation nachgeahmt.

                              Ich stelle für interessierte Leser einmal meine eigene Notfallkette in 6 Punkten für den Katastrophenfall vor, absteigend der Wichtigkeit:

                              1 - Ruhe bewahren, Panik vermeiden
                              2 - Örtliche Sicherheit gewährleisten (militärisch, zivil)
                              3 - Situation einschätzen (Sechs W-Fragen: wer, wie was, wann, wo, warum)
                              4 - Verpflegung sicherstellen (Essen, Trinken)
                              5 - Unterkunft organisieren (Trockenheit, Wärme)
                              6 - Weiterführende Maßnahmen einleiten (Rettung)

                              Voraussetzungen, diese 6 Punkte abarbeiten zu können, sind ein breites Allgemeinwissen, ein fundiertes handwerkliches Know-how und der Erfahrungsschatz, den man sich im Laufe der Jahre angeeignet hat. Aus der Summe dieser drei Vorbedingungen kann man bei konsequenter Anwendung, gepaart mit den vorhandenen Begebenheiten, durch Improvisation zu einer optimalen Lösung gelangen.

                              Ich möchte jetzt einmal ketzerisch behaupten, dass das Fachwissen, das man sich in einem Survivalkurs aneignen würde, in einer umfassenden Allgemeinbildung bereits mehrfach enthalten ist - man muss diese gespeicherten Kenntnisse nur gezielt abrufen und durch Kreativität zu einem neuen Ganzen, zu der Anwendung „Survival“, zusammenfügen. Not macht erfinderisch und je mehr Informationen man in den kleinen grauen Zellen abgespeichert hat, desto ideenreicher wird man vor Ort sein! (Smiley: „Lächeln“)

                              Natürlich muss sich ein „Survivalist“ sein Präsenzwissen des Outdoor-Lebens aus seinem sich mühsam angeeigneten geistigen Horizont und seiner angelernten Fingerfertigkeit erst einmal neu zusammenstellen, wie zum Beispiel: Unterkunft oder Notunterschlupf bauen, Behelfsgeräte, Werkzeuge und Notkleidung herstellen, Wasser und Verpflegung beschaffen, Feuer machen und Feuerstelle sicher betreiben usw. sowie die bereits bestehenden Kenntnisse permanent erweitern, speziell in den Bereichen: Orientierung, Wetterkunde, Fortbewegung, Notzeichen, Erste Hilfe, Naturkunde usf. und handwerkliches Geschick beherrschen in den Sparten: Kochen, Schneidern, Gartenbau, Holz- und Metallbearbeitung ...

                              Nach oben sind hier keine Grenzen gesetzt - mein schon oft zitiertes Motto: Was ich im Kopf habe, muss ich nicht im Rucksack schleppen.

                              Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass die Allgemeinbildung in diesem Land in Schule, Gymnasium, Universität und in der Berufsausbildung auf ein Minimum heruntergefahren worden ist. (Ironie on) Wir sind halt alle zu „Facharbeitern“, „Spezialisten“, neuerdings sogar zu „Experten“ mutiert (Beim Privatfernsehen heißen jetzt die Klatschbasen: „Society-Experten“.) ... mit Scheuklappen und nur im beruflichen Schmalspurbereich kompetent. (Ironie off und entwaffnender Smiley: „Zwinkern“)

                              Kleine Testfrage zu guter Letzt - Ich kann mich noch gut an eine Textaufgabe aus der Mathematik im Gymnasium erinnern, die einen direkten Bezug zu unserem Outdoor-Leben aufgewiesen hat. Das ist 1961 gewesen, ich damals 13 Jahre alt und in der 3. Gymnasialklasse (heute 7. Jahrgangsstufe). Sie lautet: Du stehst an einem Flussufer. Erkläre, wie man die Breite eines Flusses, nur mit Hilfe eines leeren Blattes Papier, bestimmen kann.

                              Viele Grüße
                              Beyond
                              Zuletzt geändert von Beyond; 07.05.2016, 12:14. Grund: Tippfehler berichtigt

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                              • Beyond
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                                AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                                Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

                                Seekajak-Tour Dalmatien/Kornaten - 11. Tag auf dem Wasser – 19.08.2015:

                                Die dazugehörenden Kapitel von Suomalee findet Ihr in Ihrem Post #25
                                „DEN SEINEN NIMMT DER HERR DEN SCHLAF“ und „FATAMORGANA“ (klicke: “hier“)



                                Bild 01: Der Streckenplan vom 19.08.2015, mit „google-earth“ erstellt.

                                Etmal: 19,3 km - gepaddelte Strecke gesamt: 185,9 km

                                Wetterleuchten im Norden über dem Velebit-Gebirge, keine Sterne zu sehen, es war noch finster, ich war aufgewacht. Es regnete nicht - noch nicht! Ich weckte Lee. Schlaftrunken rappelte sie sich hoch in ihrem Schlafsack, setzte sich auf. Ihr Blick folgte meinem Fingerzeig nach Norden. Auch sie erkannte sofort, dass der Regen unmittelbar bevorstand.

                                Wir waren uns schnell einig: Solange es nicht regnete, konnten wir unsere Nacht-Ausstattung noch trocken in den Kajaks verstauen. Das brachte uns den Vorteil, dass wir beim nächsten Übernachten nicht in klamme Sachen kriechen müssten. Im Schein der Stirnleuchte packten wir zusammen und im Schein der Stirnleuchte tappten wir vollbeladen auf dem schmalen Pfad vorwärts zu unseren Kajaks und verluden unsere Habseligkeiten.

                                Wieder zurück richtete ich die Plane her, die ich einmal zusammenfaltete, während Lee Kaffee kochte. Noch vor dem Regen frühstückten wir, fast noch in der Nacht. Dann setzte wir uns auf die Plane und auf unsere Sitzpolster, zogen sie von hinten über uns, lehnten uns an die glatte Felswand. Über unsere Beine schlugen wir den unteren Teil der Plane. Als es zu regnen begonnen hatte, zogen wir die Folie über unsere Köpfe und hielten sie mit den Händen fest. Das war nicht so ideal, weil die Plane uns nicht ganz bedeckt hatte, in der Breite zu gut bemessen, in der Länge zu kurz. (bessere Anwendungsmöglichkeit, siehe: „Anmerkung und Tipp“) Halb dösend wetterten wir so den Regen ab, etwas unbeholfen und keineswegs optimal geschützt.

                                Die Dämmerung war bereits angebrochen, als es aufhörte zu nieseln. Trotzdem war es noch dunkel unter der dichten Wolkendecke. Wir folgten nun Plan B, booteten ein und paddelten los, in südöstliche Richtung der Insel Sit entlang, setzten dann nach Scitna über und weiter nach Gangarol. Dort angekommen, fuhren wir die knappen 2 Kilometer hinüber nach Pasman. Mittlerweile hat es wieder zu regnen begonnen und wir streiften unsere Paddeljacken über.



                                Bild 02: Die dichte Wolkendecke hatte den frühen Morgen noch lange verdunkelt. Nur manchmal riss der Himmel auf und gab für kurze Zeit die Sonne frei.

                                Weiter ging's an der Westseite von Pasman nach Südosten. Die Szenerie an diesem Morgen wirkte gespenstisch: Überall sichteten wir kleine und große Ufos und geradeaus vor uns das Ufo-Terminal mit Hangars aus Glas. Uns ging die Phantasie durch, schwebten durch verschiedene „Dimensionen“ und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus - Mystik in Reinkultur.

                                Natürlich gab es für diese Phänomene eine recht einfache profane Lösung: Die schwebenden Ufos waren die Kuppen der Kornateninseln die durch die „Untere Luftspiegelung“ (Totalreflexion) an diesem frühen regnerischen Morgen aussahen, als würden sie von der Erde abheben, beziehungsweise über dem Wasser schweben. (Erklärungsversuch, siehe: „Anmerkung und Tipp“) Die Glas-Hangars entpuppten sich bei Annäherung als kuppelartig aufgespannte Vogelschutznetze über den Zuchtbecken einer Fischfarm vor der Insel Zizanj. - Wir waren wieder in der Realität gelandet ... und wir verspürten Hunger.

                                Kurz nach der Fischfarm an der engsten Stelle zwischen Zizanj und Pasman entdeckten wir einen Anleger und eine zweite schmälere Mole mit einem kleinen Strand dazwischen, an dem wir ausbooten konnten. Eigentlich schaute diese Komposition mehr nach einem Minihafen aus.

                                Zwischenstopp auf der Insel Pasman
                                Nord: 43 grd, 53 min, 22 sec - Ost: 15 grd, 25 min, 39 sec

                                Wir wussten nicht, ob es regnen wird. Wir aßen im Stehen, ließen gleich unsere Paddelklamotten an und entschieden, dass wir ab jetzt einen Lagerplatz suchen werden. Frisch gestärkt, unsere Brennstoffzellen wieder aufgeladen, setzten wir unsere Tagesetappe fort und unser Vorhaben der Lagerplatzsuche um.

                                Der Küstenlinie von Pasman folgend, gingen wir auf Entdeckung und fanden ... nichts Passendes. Wir erreichten ein schmales Kiesufer, von dem ich Lee bereits erzählt hatte.

                                Kleiner Zwischenstopp auf der Insel Pasman
                                Nord: 43 grd, 53 min, 21 sec - Ost: 15 grd, 26 min, 56 sec

                                Es war eigentlich gar keine Unterbrechung unserer Tour. Auf „google-earth“ hatte ich bei der Voraus-Planung ein Photo gefunden, das eine kleine Kiesbank zeigte. Diese wollte ich erkunden. Leider waren Bilder oft aus einer idealen Perspektive entstanden, die mehr vermuten ließen als es in Wirklichkeit der Fall war. So auch hier. Der „Strand“ erwies sich als ein schmaler Streifen neben einer Mauer, viel zu klein, um ein Lager zu errichten. Wir stiegen nicht einmal aus, um das Gelände näher zu erkunden.

                                Am Südost-Kap von Pasman, Borovnjak mit Namen, hatten wir freie Sicht auf die Insel Vrgada mit einer großen Bucht. Der Wind blies jetzt aus Nordwest. Nach der Karte waren es etwa 5 Kilometer. Mit Rückenwind ist diese Strecke in einer halben Stunde zu meistern. Kein Problem für uns, denn wir erhofften in der Bucht, endlich eine Bleibe zu finden, sei es eine Unterkunft oder einen Platz für das Zelt.

                                Die Überfahrt verlief in Schüben, weil uns die Wellen ständig überholten. Auf der Vorderflanke der von hinten kommenden Welle beschleunigten wir unsere Kajaks mit 3, 4 kräftigen Paddelschlägen bis wir auf dem Wellenkamm landeten. Der Wellenrücken bremste dann wieder unsere Geschwindigkeit, bis die Vorderflanke der nächsten Welle uns erneut anschob. Unsere Fahrt erfolgte also intervallmäßig: 3, 4 Schläge - Pause - 3, 4 Schläge - Pause - usw. Bald hatten wir uns an den Rhythmus gewöhnt und es machte richtig Spaß, auf diese eigenartige Weise die Überfahrt innerhalb kürzester Zeit zu erledigen.

                                In der Bucht kehrte auf dem Wasser wieder Ruhe ein, und wir steuerte den öffentlichen Strand an. Wir hatten unsere Tagesleistung bereits kurz vor Mittag hinter uns gebracht.

                                Ankunft im Lager auf der Insel Vrgada, große Bucht auf der Nordseite
                                Nord: 43 grd, 51 min, 27 sec - Ost: 15 grd, 29 min, 42 sec

                                In der Strandbar, die wegen Regen vorübergehend geschlossen hatte, fragte ich nach einer Unterkunft. Man bot mir eine oben im Ort an. Das würde aber bedeuten, dass wir die Boote am Strand zurücklassen mussten, einschließlich unserer Ausrüstung. Als Alternative riet mir dann der Wirt, wir könnten auch direkt am Strand zelten. Auf meine Frage, ob dies erlaubt sei, meinte er augenzwinkernd, dass bis jetzt noch niemand etwas dagegen gehabt hätte.

                                Wir hatten das Zelt auf dem öffentlichen Badestrand hinter einem Gebüsch im Regen sehr schnell aufgebaut, unsere trockenen Sachen darin verstaut und unsere Boote gesichert. Dann ging jeder einzeln zum Duschen, zu einem in einem Wäldchen hinter dem Strand gelegenen öffentlichen „Luxusbad“, das auch einer Hotelsuite gut zu Gesicht gestanden hätte. Angenehm, einmal richtig warm duschen zu können. Danach legten wir uns ins Zelt und holten den uns entgangenen Schlaf nach.



                                Bild 03: Am späten Nachmittag hatte der Regen abgeebbt, die Sonne kam zum Vorschein und im Zelt war es warm geworden. Ausgeschlafen genossen wir die Sonnenstrahlen, hängten unsere nasse Ausrüstung an allen möglichen Plätzen zum Trocknen auf. Lee kochte auf der Mole etwas Gehaltvolles: herzhaft, kalorienreich und wohlschmeckend, denn wir hatten mächtig Hunger.



                                Bild 04: Blick über das Zelt auf die andere Seite der Bucht, hinüber zur Kirche Sveti Andrija direkt nach Osten ...



                                Bild 05: ... und hier auf die Ortschaft Vrgada im Südosten der Bucht gelegen und über die einzige Erhebung der Insel verteilt.

                                Im Zelt zapften wir dann eine Zwei-Liter-Flasche Bier an und schwelgten in Erinnerungen über diesen Tag. Zum Schuss vereinbarten wir, morgen noch einmal zur „Geburtstagsinsel“ zu paddeln, um unserer diesjährigen Kajak-Tour ein letztes „Highlight“ aufzusetzen.

                                Anmerkung und Tipp:

                                Die von uns benutzte Plane maß 3 x 4 Meter. Zum Im-Regen-Sitzen, dachte ich, sie sei zu groß und legte sie einmal zusammen auf 3 x 2 Meter. Das war kein guter Gedanke, denn die gefaltete Plane verhielt sich etwas störrisch, wenn man sich unter ihr bewegte, und die losen Enden verrutschten ständig, sodass wir immer wieder korrigieren und sie festhalten mussten.

                                Tipp eine Plane wie einen Biwaksack zu falten:

                                Besser wäre es gewesen, die Plane nicht zusammenzufalten, sie nur einfach zu nehmen und sich dann großzügig darin einzuschlagen, ähnlich wie Pfadfinder und „Westernhelden“ es machen, wenn sie sich in eine Decke einwickeln (Stichwort: „Bedroll“, das Original, nicht die moderne Variante!): Man legt sich mittig auf die Decke/Plane, schlägt das unteren überstehenden Teil über die Beine, dann die beiden Seitenteile übereinander, das auf der Regenseite zum Schluss. Der Schlauch über dem Kopf wird so geformt, dass man herausschauen und atmen kann - fertig.

                                Das wäre auch in Sitzen zu zweit möglich gewesen, nur etwas lockerer beim Umschlagen vorgegangen, damit man sich darin noch genügend rühren kann. Wenn man das Seitenteil auf der Regenseite länger lässt, damit es über die gesamte Vorderfront reicht, ist man auch vor einem heftigen Regenguss bestens geschützt, der nahezu perfekte Biwaksack! Nur oben am Kopf muss man eine Luke lassen, als Sicht- und Atem-Öffnung. Zum Schwitzen sollte man darin allerdings nicht kommen, sonst wird man genauso nass. (Smiley: „Lächeln“)

                                Ufos und schwebende Inseln

                                Bei unserer „Ufo-Sichtung“ haben wir das Phänomen einer „Totalreflexion“ bei einer „Unteren Luftspiegelung“ beobachten können. Dieses Naturereignis trifft man direkt auf dem Meer nicht allzu oft an, häufiger jedoch am Wattenmeer bei Ebbe. Meine Erklärungen sind vereinfacht dargestellt, ohne die terrestrische Refraktion zu berücksichtigen. Die Winkelangaben entsprechen die einer Uhr, zum leichteren Verständnis der verbalen Beschreibung einer Totalreflexion im Seitenriss (Vollkreis entspricht 12 Stunden, von 0 Uhr bis 12 Uhr). Der Lichtstrahl tritt genau in der Zeigerachse der Uhr in das dünnere optische Medium (Schnittlinie) ein.

                                Tritt ein Strahl senkrecht (= Lot von 0/12 nach 6 Uhr = Einfallswinkel = 0/12 Uhr) in ein optisch dünneres Medium (Schnittlinie: von 3 nach 9 Uhr) ein, wird er vom Lot weggebrochen (Brechungswinkel liegt zwischen 6 und 9 Uhr). Wird der Einfallswinkel immer flacher (von 0/12 Uhr in Richtung 3 Uhr), kommt es irgendwann dazu, dass der gebrochene Strahl genau in der Schnittlinie der beiden optischen Medien verläuft (von 3 nach 9 Uhr). Bei noch flacheren Einfallswinkeln (in Richtung 3 Uhr) wird der Strahl vollständig in sein Ausgangsmedium zurückgebrochen - also „totalreflektiert“.

                                Das Wasser der Adria ist im August sehr warm, sodass sich auch die Luftschicht direkt darüber erwärmt hat (dünnes optisches Medium). Wenn es kurz zuvor geregnet hat, noch dazu am frühen Morgen, kühlt die darüber befindliche Luftschicht stark ab (dichteres optisches Medium). Maßgebend für den Brechungswinkel ist der Temperaturunterschied der beiden Schichten. In der warmen Schicht ist der Brechungsindex niedriger als der in der kälteren Schicht auf Augenhöhe des Beobachters (Augenhöhe liegt beim Paddeln bei ca. 75 cm). Strahlen, die von den Kornateninseln ausgehen, treffen von oben auf diese warme Luftschicht mit niedrigem Brechungsindex und können ab dem Eintrittswinkel (= 9 Uhr – Brechungswinkel in Stunden) bis runter auf 3 Uhr (bis zur Schnittlinie) an dieser Schicht „totalreflektiert“ werden.

                                Beispiel: Brechungswinkel beträgt 7 Stunden (210 Grad); Rechnung: 9 Uhr – 7 Stunden = 2 Uhr, Erklärung: Alle Strahlen, die zwischen 2 und 3 Uhr auf die Schnittlinie der beiden optischen Medien auftreffen, werden totalreflektiert.

                                Das Auge nimmt aber nur den Anteil der Totalreflexion spiegelbildlich wahr, der durch die Pupille auf die Netzhaut trifft. Alle parallel gerichteten Strahlen, die an der Augenöffnung darüber und darunter vorbeigehen, werden nicht auf der Netzhaut abgebildet.

                                Im Prinzip ist die Luftspiegelung bei einer Totalreflexion abhängig von:
                                - dem Brechungsindex und dem damit verbundenen Brechungswinkel des Mediums (Winkel, ab dem eine Totalreflexion eintritt)
                                - dem Durchmesser der Pupillenöffnung (Breite des gespiegelten Abbild-Streifens)
                                - der Augenhöhe (reflektierte Höhe = Grenzlinie, unterhalb der die Luftspiegelung beginnt)
                                - der Entfernung des Objekts (nimmt Einfluss auf die Augenhöhe, je näher das Objekt, desto größer die Augenhöhe zum Spiegelbild)

                                Von den Inselkuppen kommen also nicht nur die direkten Strahlen beim Beobachter an, sondern auch solche, die an der optisch dünneren (wärmeren) Luftschicht totalreflektiert werden. Die direkten Strahlen lassen den Betrachter die Kornaten ganz normal sehen. Die totalreflektierten Strahlen kommen als ein Spiegelbild-Band unter der echten Insel beim Beobachter an. Deshalb nimmt man nur ein schmales Band der Reflexion (Pupillenöffnung) wahr, das spiegelverkehrt unten an das Originalbild genau an der Grenzlinie ansetzt.

                                Laufen die Kornaten-Kuppen zum Meer hin sehr flach aus, wird an den Seiten auch sehr viel Himmel gespiegelt. Dadurch erhält man den Eindruck, dass die Inseln auf dem Wasser schweben und nur der mittlere dunklere Teil (Inselkuppe) auf dem Wasser aufsitzt. Die Augenhöhe bestimmt auch die Höhe der Grenzlinie. Ist die Augenhöhe klein (Auge befindet sich in Nähe der Schnittlinie der beiden optischen Medien) liegt die Grenzlinie sehr hoch. Mit zunehmender Augenhöhe senkt sich die Grenzlinie bis zu dem Punkt, bei dem keine Spiegelung mehr stattfinden kann, d.h., die Grenzlinie ist mit der Schnittlinie der beiden optischen Medien identisch oder liegt darunter, eine Totalreflexion ist nicht mehr vorhanden und es sind nur mehr die direkten Strahlen von der Insel zu sehen.



                                Bild 06: Eine Vergrößerung von Lees Photo aus ihrem Beitrag. Die Qualität der Vergrößerung und der Verschärfung sind haarsträubend; es geht mir dabei aber nicht um Ästhetik, sondern um reine Erklärungen: Man kann bei den Inseln den Beginn der Spiegelung an den spitzen Enden sehr gut erkennen (Grenzlinie). Die 4. Insel von links ist äußerst flach und weiter entfernt, sodass sie nahezu vollständig gespiegelt wird, während man bei den anderen Inseln nur die Ränder mit einem Anteil des Himmels als gespiegelt wahrnehmen kann. Man meint, die Inseln schweben direkt über dem Wasser. Das relativ schmale sichtbare Band der Totalreflexion (Pupillenöffnung) ist recht gut zu sehen, das zwischen der vermeintlichen Kimm (Die wahre Kimm ist von der Luftspiegelung verdeckt!) und den Spitzen links und rechts der Inseln (Grenzlinie) liegt. Der dunkle Inselteil, ganz rechts im Bild, befindet sich schon so nahe, dass hier keine Totalreflexion mehr zu erkennen ist (Grenzlinie liegt unterhalb der Schnittlinie).

                                Man kann sich das auch bildlich so vorstellen, als hätte man zwei gleiche flache Unterteller, mit den Böden nach außen, zusammengelegt (Grenzlinie) und auf den Tisch gestellt (Spiegelfläche = Schnittlinie, grob gesehen etwa die Wasserfläche). Der obere Teller symbolisiert den unverdeckten Teil der Insel, der untere Teller die Spiegelung. Noch eindrucksvoller wirkt das Ganze, wenn man auf den Boden des oberen Tellers noch eine Tasse, wieder mit dem Boden nach oben, stellt, die dann die Kuppe der Kornateninsel simuliert. Der obere Teller mit der Tasse, würden vom Auge direkt, der untere Teller als Spiegelbild wahrgenommen.

                                (Ironie an) Wenn man nun das Ganze von der Seite, in Höhe der zusammengelegten Teller, ins Auge fasst, ist die Mär von der „Fliegenden Untertasse“ geboren. So eine Anordnung sieht den Hanebu-Flugobjekten und unseren Fata Morganen der schwebenden Inseln schon täuschend ähnlich. (Ironie aus und Smiley: „Lächeln“)

                                Viele Grüße
                                Beyond
                                Zuletzt geändert von Beyond; 11.05.2016, 08:07. Grund: Text angepasst

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                                • Beyond
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                                  AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                                  Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

                                  Seekajak-Tour Dalmatien/Kornaten - 12. Tag auf dem Wasser – 20.08.2015:

                                  Die dazugehörenden Kapitel von Suomalee findet Ihr in Ihrem Post #29
                                  „ECHT HAMMER DIE WOLKEN“ und „DIE HÖHLE IST BESETZT“ (klicke: “hier“)



                                  Bild 01: Der Streckenplan vom 20.08.2015, mit „google-earth“ erstellt.

                                  Etmal: 20,8 km - gepaddelte Strecke gesamt: 206,7 km

                                  Der Morgen startete ruhig, Sonnenschein, klare Sicht - der Beginn von einem wunderschönen Tag, angesichts des angenehmen Wetters beim Aufwachen. Aber der Schein trog! Bei einem prüfenden Blick nach Norden und Nordwesten konnte man die Vorboten einer Bora erkennen. Dabei stellte sich die Frage, wann sie losbrechen wird und ob wir hier von ihr tangiert würden.

                                  Die Beobachtungen deckten sich auch mit den Vorhersagen im Wetterbericht. Darin hieß es, heute würden sich am Vormittag Wolken und Sonne ablösen und am Nachmittag nur mehr die Sonne scheinen. Ein frischer Wind sollte am Vormittag aus Südosten kommen, allerdings dann auf Nord drehen und auffrischen, am Nachmittag stürmisch aus Norden blasen und in der Nacht bei gleicher Stärke aus Nordosten.



                                  Bild 02: Blick nach Norden - Die Stadt an der Küste heißt Pakostane und links dahinter, im Dunst versteckt, beginnt, in einer Entfernung von knapp 50 Kilometern von hier, das Velebit-Gebirge und parallel dazu der gleichnamige -Kanal, die sich nach Nordwesten ausdehnen. Leider kann man die weißen „Mützen“, die sich über das gesamte Gebirge gebildet haben, auf dem Foto nicht so gut erkennen. Diese Wolkenbänder, die sich hier langsam aufbauen, sind die Vorboten einer Bora. Sie beginnt, wenn sich die Luftmassen vom Gebirgskamm aus, zum Velebit-Kanal hinabstürzen. Nach der Dreitages-Wettervorhersage hätte das Ereignis irgendwann am Nachmittag eintreten sollen.

                                  Wir brachen zeitig unser Lager ab und paddelten um die Kirchenhalbinsel in den Hafen von Vrgada, kauften noch einmal in einem kleinen Laden ein, auch etwas Gebäck und klapperten dann die nordöstlichen Buchten der Insel ab, um einen Platz zu finden, für eine Brotzeit vor der Überfahrt zur „Geburtstagsinsel“ Veli Tetovisnjak. In der letzten Buch bot sich eine Möglichkeit, bequem an Land zu gehen.

                                  Zwischenstopp auf der Insel Vragada
                                  Nord: 43 grd, 51 min, 04 sec - Ost: 15 grd, 30 min, 52 sec

                                  Die Bucht war zwar mit zwei Motorbooten belegt, aber wir hatten nicht vor, hier zu kampieren, sondern landeten an, um eine kurze Jausenpause einzulegen, damit wir gestärkt unsere Reise fortsetzen konnten.

                                  Nach der nötigen Kalorienzufuhr mit dem mitgebrachten Gebäck machten wir es uns in unseren Kajaks bequem, richteten unser Equipment her: Lee den Fotoapparat, ich sicherheitshalber das GPS-Gerät.



                                  Bild 03: Bei nahezu glatter See paddelten wir los. Am Himmel entwickelte sich ein Schauspiel, in dem die Wolken ihr Können zeigten: Schäfchenwolken, Quellwolken, Hammerwolken, Ambosswolken, Regenwolken, alles war rund um uns vertreten und vollzogen einen aufregenden Tanz mit eindrucksvoller Choreographie und das bei strahlender Sonne über uns.



                                  Bild 04: Die See wurde durch den Südostwind etwas unruhiger und die Wolken setzten über den Kornaten und den südlicheren Inseln zum theatralischen Höhepunkt mit Regenschauern an. Zum Glück wohnten wir keiner modernen Inszenierung bei, bei der das Publikum mit einbezogen wird. Und so erreichten wir unser Ziel bei strahlendem Sonnenschein. Genaueres über Navigation und Kurskorrektur erfahrt Ihr unter „Anmerkung und Tipp“

                                  Vor der „Geburtstagsinsel“ angekommen, begannen wir die Insel entgegen dem Uhrzeigersinn zu umrunden, um auf die Südseite zu unserem Lagerplatz zu gelangen. Das GPS-Gerät führte uns genau zu unserer Anlandestelle. Die Koordinaten unseres Lagers hatte ich ja bei unserem ersten Besuch obligatorisch gespeichert.

                                  Ankunft im Lager auf der Insel Veli Tetovisnjak
                                  Nord: 43 grd, 43 min, 14 sec - Ost: 15 grd, 35 min, 49 sec

                                  Wir booteten an der bereits bekannten Stelle aus und legten unsere Kajaks auf die Steinplatte. Schnell war der Planen-Katamaran aufgebaut und die Zeltstangen sturmsicher abgespannt.



                                  Bild 05: Der Planen-Katamaran als Sonnendach am frühen Nachmittag - Er lud ein, unseren letzten Aufenthalt auf dem Meer sehr angenehm zu gestalten. Es war ein herrlicher Nachmittag, warm, heiß in der prallen Sonne, angenehm im Schatten unter dem luftigen Zeltdach. Wir verbrachten Mußestunden, die wir in den vergangenen Tagen vermisst hatten. Wir lebten das Dolcefarniente. Wir ließen unsere Tour noch einmal Revue passieren. Wir gedachten der Höhen und Tiefen auf der heurigen Fahrt. Dieser erholsame Nachmittag krönte den Abschluss unserer Reise, die uns sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird.

                                  Jeder ging zunächst eine Zeit lang seinen eigenen Weg: Lee vervollständigte ihre Aufzeichnungen, fotografierte, und ich streifte am Ufer entlang, ging auf Entdeckungsreise, Strandgutsuche bis ich in die Richtung schauen konnte, aus der wir gekommen waren, nach Norden.



                                  Bild 06: Blick nach Norden zur Insel Murter und zum Velebit-Gebirge. Die Wolken auf den Bergkämmen hatte sich noch nicht in Bewegung gesetzt, waren aber zu riesigen Wolkenwalzen angeschwollen. Sie warteten wahrscheinlich nur auf das Zeichen von Äolus, dem Gott des Windes, endlich losstürmen zu dürfen.



                                  Bild 07: Beschwichtigungsritual für den Wettergott in unserer heidnischen „Gebetsgrotte“ - Wir hatten allen Grund dazu, denn nach dem Sonnenuntergang frischte der Wind aus Norden auf und begann dann richtig zu blasen. Zum Abbrennen der Geburtsagsfackel-Stumpen mussten wir uns eine einigermaßen windstille Nische im Felsen suchen, damit wir sie überhaupt anzünden konnten.

                                  Äolus scheint unser Brandopfer verschmäht zu haben. Bereits beim Abendessen, fühlte sich der Wind aus Nord unangenehm an. Nachdem wir uns aber zur Ruhe begeben hatten, begann er richtig zu wehen, drehte in der Nacht auf Nordost und entwickelte sich zum Sturm, zu einer Bora eben. Wir hatten uns in unsere Schlafsäcke verkrochen, unter den Planen-Katamaran, der die Windmassen voll von der Breitseite abbekam.

                                  Das ging eine Zeitlang sehr gut, bis ich bemerkte, dass das Zeltgestänge und die Abspannungen zwar dem Windruck standhielten, aber nicht die Plane. Sie begann an den First-Ösen auszureißen. Um zu retten, was noch zu retten war, entschloss ich mich, die Plane abzubauen. Zum Glück war der Regen ausgeblieben, sodass wir uns nur mit der Bora auseinandersetzten mussten. Die allerdings machte ihrem Namen alle Ehre.

                                  Ich erinnerte mich an das Ausweichquartier gleich hinter dem nächsten Felsbrocken mit der höheren Steinwand, das ich bei unserem ersten Besuch entdeckt hatte. Ich ging hinüber und stellte fest, dass es dort wesentlich windstiller war. Ich schlug Lee vor, dorthin umzuziehen. Aber Lee war davon nicht sehr begeistert, so dick in ihrem Schlafsack eingemummelt wie sie war und wollte lieber hier bleiben. Deshalb zog ich alleine um. Kurze Zeit später tauchte aber auch Lee im „Separee“ auf, mit Schlafsack, Matte und Unterlage unterm Arm. Wir richteten uns ein. Der Wind war kaum noch zu spüren, weil er über die Felsen hinwegfegte. Ich schlief langsam ein.

                                  Was Lee in dieser Nacht noch widerfahren ist, hat sie in ihrem Kapitel „DIE HÖHLE IST BESETZT“ sehr anschaulich und eindrucksvoll beschrieben. - Absolut lesenswert! (Link: siehe oben)

                                  Anmerkung und Tipp:

                                  Apropos: Geburtstagsinsel „erreichen“

                                  Das Sprichwort: „Gebranntes Kind scheut das Feuer“ hatte ich mir zu Herzen genommen und den Kurs bei rund 12 Kilometer reiner Überfahrt nicht nur aus der Erinnerung festgesetzt, sondern dieses Mal mit dem modernen Hilfsmittel GPS. Natürlich hätte auch der Kompasskurs alleine ausgereicht, aber ich wollte unbedingt sichergehen - deshalb doppelt gemoppelt: Kompasskurs aus Karte: 155 Grad und das GPS auf die „Goto-Funktion“ gestellt.

                                  Interessant war, dass ich anfangs nicht unsere Zielinsel entdecken konnte, als wir um die Südspitzen von Vrgada und Murvenjak gepaddelt waren und das gesamte Panorama der Inseln vor uns, von Ost bis nach West, zum ersten Mal erblickt hatten. Instinktiv hätte ich viel zu weit westlich unsere „Geburtstagsinsel“ vermutet. Erst der Kompasskurs und später auch das GPS-Gerät führten mich zum richtigen Ziel. Die Insel selbst konnte ich aus dem Konglomerat von einzelnen Inseln nicht ausmachen. Alle waren, wieder einmal, miteinander so verwoben, dass sich auf den ersten Blick nur eine einheitliche Skyline von Küstenstreifen vor mir auftat. Erst beim Näherkommen zeichnete sich unsere „Geburtstagsinsel“ von den anderen deutlich ab, obwohl sie sich weit im Vordergrund der „270-Grad-Ansicht“ befunden hatte.

                                  Korrektur der Abdrift

                                  Die leichte Brise am Vormittag aus Südost löste eine Strömung durch Wind und Wellen nach Nordwest aus, die sich auch bei unseren Kajaks bemerkbar machte. Diese Abdrift korrigierten wir, indem wir 10 bis 15 Grad nach Südosten (Kompasskurs: 140 bis 145 Grad) vorhielten, immer unser Ziel in den Augenwinkeln. Wir wollten in der „Direttissima“ ankommen und keine Hundekurve paddeln.

                                  Es gibt zwei Methoden bei sichtbarem Ziel, eine Abdrift mit dem Kompass feststellen zu können:

                                  1 - Man paddelt auf das Ziel zu und erkennt am Kompass, dass sich der Kurs verändert und man eine Hundekurve fährt. Vergrößert sich die Kompasszahl (z.B. von 155 Grad auf 160 Grad) treibt man nach links ab. Verkleinert sich die Kompasszahl (z.B. von 155 Grad auf 145 Grad), treibt man nach rechts ab. Eine Ausnahme besteht, wenn man nach Norden fährt und die Abdrift überschreitet die magnetische Nordrichtung. Dann zeigt die Kompassnadel um 360 Grad falsch an. (z.B. von 355 Grad auf 10 Grad bei einer Abweichung von 15 Grad nach links oder von 5 Grad auf 345 Grad bei einer Abweichung von 20 Grad nach rechts)

                                  2 - Man paddelt stur den Kompasskurs und erkennt an der Zielpeilung mit dem Kajaksteven direkt, dass man in eine bestimmte Richtung abgetrieben wird.

                                  Tipp zum Feststellen der Abdrift und Kurskorrektur

                                  Ich persönlich kombiniere beide Methoden: In der Regel paddle ich genau auf das Ziel zu, weil ich dann nicht ständig auf den Kompass achten muss und das Panorama genießen kann. Wenn ich merke, dass sich die Kompasszahl verändert, drehe ich den Kajak auf den vorbestimmten Kompasskurs und sehe sofort und eindeutig, in welche Richtung ich treibe und wie weit ich bereits von der Strömung versetzt worden bin. Das erspart mir das ständige Überlegen, wie unter Punkt 1 beschrieben, was sicherlich auch der bayerischen Bequemlichkeit geschuldet ist. - Kajaker, die nördlich des Weißwurst-Äquators (Ist das nun der Main, die Donau oder neuerdings sogar schon die Isar?) beheimatet sind, behaupten felsenfest, wir Bayern seien nur zu faul zum Denken. (Smiley: „Lächeln“) - Nein, Spaß beiseite, nach meiner simplen Methode schließe ich einfach mehrere Fehlerquellen von vornherein aus, auch gedankliche! Außerdem kann ich direkt feststellen, wie weit ich mich von meinem Ziel bereits entfernt habe und bekomme dann die Möglichkeit, meinen Kurs entsprechend zu korrigieren.

                                  Bei kleinen überschaubaren Inseln korrigiere ich den Kurs soweit (meist reichen 10 bis 15 Grad des Kompasskurses entgegen der Abdrift), dass ich immer auf den Rand der Insel zufahre, aus der die Drift kommt. Damit habe ich eine gewisse Sicherheit, auch bei unterschiedlich starken Strömungen zum Ziel hin versetzt zu werden und nicht von der Insel weg. Eine regelmäßige Überprüfung der Position nach meiner persönlichen Methode ist aber unbedingt erforderlich!

                                  Kleiner Tipp zur sicheren Festlegung des Kurses

                                  Wenn ich im Lager am Nachmittag meinen neuen Kurs bestimme und ich mein Ziel sehe, dann richte ich den Kajak auf das Ziel aus, lese die Kompasszahl ab und vermerke sie in meinen Unterlagen. Dadurch habe ich den genauen Kompasskurs bestimmt! Berichtigungen wie Missweisung, Deviation usw. sind nicht mehr erforderlich. Dann kann am nächsten Tag beim Start ruhig Nebel herrschen, es diesig sein oder Regen fallen, ich bin mir absolut sicher, den richtigen Kurs zu steuern, auch wenn ich mein Ziel nicht sehen kann. Eine mögliche Abdrift ist bei dieser Methode logischerweise nicht berücksichtigt.

                                  Ist der Kajak nicht verfügbar (z.B. schon im Lager mit eingebaut - siehe Planen-Katamaran) kann man die Zielrichtung auch mit zwei Stöcken am Strand (Sand, Kies) oder zwei Steinen auf Felsplatten mit einigen Metern Abstand markieren und den Kajak beim Einbooten nach dieser Markierung ausrichten, wenn das Ziel beim Losfahren am nächsten Morgen durch die Witterung nicht sichtbar ist.

                                  Viele Grüße
                                  Beyond
                                  Zuletzt geändert von Beyond; 13.05.2016, 19:19. Grund: Tippfehler berichtigt

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                                    Seekajak-Tour Dalmatien/Kornaten - 13. Tag auf dem Wasser – 21.08.2015:

                                    Die dazugehörenden Kapitel von Suomalee findet Ihr in Ihrem Post #30
                                    „ORA ET LA BORA“ und „DA MÜSSEN WIR DURCH“ (klicke: “hier“)



                                    Bild 01: Der Streckenplan vom 21.08.2015, mit „google-earth“ erstellt.

                                    Etmal: 9,1 km - gepaddelte Strecke gesamt: 215,8 km

                                    Der Morgen erstrahlte wieder in der Sonne. Allerdings blies noch die Bora, die auf dem Wasser nicht zu übersehende Wellen vor sich hertrieb.



                                    Bild 02: Bora am Morgen - Die Windstärke liegt bei satten 6 Beaufort. Durch den kurzen Fetch (maximal 9 km Anlaufstrecke) entstehen in Dalmatien Wellen mit nur geringer Höhe, wenn sie wie hier aus nordöstlichen Richtungen kommen. Trotzdem weisen sie alle Merkmale von 6 Beaufort, eventuell sogar 7 Beaufort in der entsprechenden Skala auf. Die Windgeschwindigkeit hat sich aber eindeutig in diesem Bereich bewegt.

                                    Beim Frühstück diskutierten wir eingehend die vorhandene Situation und wägten ab, was zu tun sei. Unsere Vorräte reichten an Wasser für rund 3 Tage, Essen nur mehr für einen Tag. Gut, ich hatte in den Bootspitzen noch eine „Eiserne Ration“ (Frühstücksfleisch, Fischkonserven), mit der wir nochmals einen Tag auskommen würden. Auch zeitlich waren wir gut aufgestellt, sodass wir ein, zwei Tage länger ausharren könnten. Also, von dieser Seite aus konnten wir beruhigt sein, noch einen Tag, wenn es sein müsste, sogar noch einen zweiten Tag hier auf Veli Tetovisnjak zu verbringen.

                                    Aber was geschieht dann, falls die Bora immer noch nicht abgeklungen ist? Sie hat ja erst gestern Nachmittag begonnen und eine Bora kann nach den allgemeinen Informationen im Sommer 1 bis 3 Tage dauern, manchmal aber auch nur wenige Stunden. Das heißt, im schlimmsten Fall könnten wir erst übermorgen am Nachmittag zur Insel Murter übersetzen.

                                    Die kürzeste Entfernung von hier zur Insel Murter beträgt knappe 7 Kilometer; bei ruhigem Wetter in etwa einer guten Stunde zu schaffen. Gegen Wind, Wellen und Strömung verlängert sich allerdings die Fahrzeit erheblich und kann schon ein Mehrfaches ausmachen. Voraussetzung dabei ist, dass das Fahren gegen die Wellen beherrscht wird. Wie oben beschrieben, haben wir es hier, bei den vorherrschenden Windgeschwindigkeiten, mit nur relativ niedrigen Wellen zu tun, die durch den kurzen Fetch noch nicht ihre normale Höhe erreicht haben.

                                    Im Jahre 2013, als wir die Insel Vis umrundet hatten, sind wir gegen wesentlich höhere Wellen angepaddelt, bei einem Fetch von rund 200 Kilometern und ähnlicher Windstärke. Nur damals konnten wir in einer ruhigen Bucht einsteigen, die Spritzdecken sicher schließen und dann aus der Bucht in die Wellen hinausfahren. Hier schlugen die Wellen aber direkt ans Ufer, was das Einsteigen zum Problem machte. Also konzentrierten wir uns darauf, welche Möglichkeiten es gab, die kurze Zeit zwischen den „Hohen Drei“ auszunutzen, die Kajaks ins Wasser zu bringen, einzusteigen und aus der Brandungszone zu paddeln.

                                    Über den natürlichen „Slip“ würde es zu lange dauern, außerdem besteht dort die Gefahr, dass der Kajak dann querschlägt und von der Brandung gegen die Felsen gedrückt wird. Direkt vor der Felsplatte ist das Wasser nur knietief gewesen und die Wellen kamen nahezu direkt von vorn. Eigentlich die ideale Ausgangsbasis für schnelles Einsteigen! Wenn wir die Kajaks direkt über die Kante der gut einen halben Meter über dem Wasser befindlichen Felsplatte hieven, würde noch genug Zeit verblieben, einzusteigen und die Brandung zu überwinden, bevor die hohen Wellen wieder anrollen. Bei meinem PE-Kahn würde es keine Probleme geben, ihn über die scharfe Felskante rutschen zu lassen, aber bei Lees empfindlichen GFK-Kajak schon. Deshalb habe ich folgendes vorgeschlagen:

                                    - Wir tragen die Boote bis zur Kante und lassen sie mit dem Bug voraus soweit überstehen, dass sie noch sicher auf der Felsenplatte aufliegen. Dazu sollte Lee ins Wasser steigen und die Boote vorne etwas anheben, damit sie beim Vorschieben nicht auf der Felsenkante verkratzen.
                                    - Wir warten die „Hohen Drei“ ab und Lee hebt dann vorne ihren Kajak an und ich hinten, tragen ihn ein kleines Stück (ca. 1 m) in Richtung Wasser, bis Lee ihn ohne Grundberührung ins Wasser setzen kann und das Boot von selbst aufschwimmt.
                                    - Ich schiebe den Kajak im Wasser weiter, lasse das Heck ins Wasser gleiten, während Lee an der Sitluke das Boot sichert und sich zum Einstegen bereithält.
                                    - Sie steigt sofort ein, und paddelt aus der Brandungszone.
                                    - Bei mir geht es da wesentlich einfacher. Ich hebe den Kajak hinten an, kippe ihn über die Kante und lasse ihn runterrutschen, bis der Bug sich im Wasser befindet und aufschwimmt, schiebe das Boot im Wasser vor und lasse das Heck ins Wasser hinab.
                                    - Ich kann über den Felsen direkt ins Wasser steigen/hüpfen, mich ins Boot setzen und ebenfalls noch rechtzeitig wegfahren. Notfalls müsste ich noch einmal die „Hohen Drei“ abwarten. Das ginge aber recht gut, weil der Kajak senkrecht zur Wellenfront liegt und ich ihn am Süllrand in dieser Position gegen die Wellen halten kann.

                                    Weil wir oft beobachtet hatten, dass sich der Wind um die Mittagszeit etwas beruhigte, warteten wir noch, bis die Sonne im Süden stand. Und tatsächlich flaute der Wind ein wenig ab und etwas später wurden auch die Wellen niedriger, nicht viel, aber doch bemerkbar.



                                    Bild 03: Lee verstaute gerade ihre Ausrüstung, damit wir bei entsprechend ruhigerer Lage nach der oben beschriebenen Methode sofort ins Wasser konnten.

                                    Wie vorhergesagt, gelang uns auf diese Weise das Einbooten nahezu perfekt. Das war schon ein erhebendes Gefühl. Kairos, der Gott des günstigen Augenblicks, hatte uns dabei sicherlich geholfen (Näheres dazu, siehe: „Anmerkung und Tipp“).

                                    Während der Überfahrt nach Murter, erinnerte sich Äolus, der Gott des Windes, wieder daran, dass die Mittagspause seiner Helfer zu Ende war und schickte seine Winde erneut zum Arbeiten, und Bora legte sich noch einmal ins Zeug. Nun erlebten wir zu guter Letzte sogar ein wenig Abenteuer, als wir gegen Wind und Wellen ankämpften. Das machte Riesenspaß.

                                    Ich stellte keine Abdrift fest und der seitliche „Inselvergleich“ bestätigte mir, dass wir stetig vorankamen, nicht auf der Stelle paddelten oder gar zurückgetrieben wurden. Diese ständigen Kontrollen der Abweichung und des Vorwärtskommens waren mir bei „Überfahrten auf Sicht“ zur Routine geworden.

                                    Wir paddelten zwischen den Inseln Vodnjak und Kukuljari hindurch in Richtung der Bucht Sveti Nikola und schwenkten dann im Windschatten und nahezu ruhigem Wasser nach Nordwesten zum Kap Murteric. Von dort aus hatten wir bereits den Campingplatz Kosirina gesehen, rund 2,5 km entfernt. Irgendwo zwischen dem Kap und Kosirina musste Stella Maris liegen. Bei der Abfahrt hatten wir das Hinweisschild auf das Restaurant Stella Maris am Gebäude bemerkt. Das musste doch auf alle Fälle zu finden sein. Deshalb fuhren wir an der Küste entlang, damit wir unseren Campingplatz nicht verpassen konnten.

                                    Nachdem wir fast die halbe Strecke zurückgelegt, das Hinweisschild aber immer noch nicht entdeckt hatten, waren wir uns allerdings nicht mehr ganz sicher, ob wir nicht schon an unserem Campingplatz vorbeigefahren sind. Zweifel kamen auf. Ich ärgerte mich, dass ich bei der Abfahrt nicht die Position per GPS festgestellt hatte. In den Karten war Stella Maris nirgends vermerkt. Erst als wir eine Klippe umrundet hatten, kamen die Gebäude und auch das Hinweisschild zum Vorschein. Der Campingplatz lagt ziemlich versteckt in einer kleinen Bucht, die wir erst einsehen konnten, als wir um das Hochufer gepaddelt waren.

                                    Alternativ wären wir bis zum Campingplatz Kosirina gefahren und hätten dort um Auskunft gebeten.

                                    Ankunft am Strand vom Campinkplatz Stella Maris auf der Insel Murter
                                    Nord: 43 grd, 47 min, 14 sec - Ost: 15 grd, 37 min, 04 sec

                                    Mit der Ankunft am Campingplatz hatten wir unsere Seekajktour mit 13 Tagen auf dem Wasser beendet.

                                    Hier noch ein paar Bilder von unserer Rückfahrt, im Angesicht der Bora.



                                    Bild 04: Sonnenuntergang während der Heimfahrt auf der Autobahn in Richtung Velebit-Kanal - Wie ein Großfeuer hinter den Küstenbergen senkte sich die Sonne in die Dämmerung.



                                    Bild 05: Wir näherten uns dem Velebit-Gebirge. Die Wolkenwalzen der Bora waren jetzt auf dem Kamm sehr deutlich zu erkennen.



                                    Bild 06: Technischer Halt auf einem Autobahnrastplatz - Lee spannte noch einmal die Gurte und Halteseile an den Booten nach. Bei diesen Wolkenbildern wurde einem schon ein wenig schwummerig, wenn man sich vorstellte, dass aus diesen Wolken die Bora den Hängen des Velebit-Gebirges herunterbrauste, Fahrt aufnahm und ihre maximale Kraft unten am Kanal entfaltete, gerade an der Stelle, an der die Autobahn über das Wasser führte. Da war es kein Wunder, dass in diesem Bereich der Autobahn bei Sturm die Geschwindigkeit auf 60 km/h beschränkt worden war. Selbst dieses Tempo konnte mit den Booten auf dem Autodach kaum eingehalten werden.

                                    Wir waren deshalb sehr froh, als wir in dem Autobahn-Tunnel „Sveti Rok“ (ca. 5700 m lang) Zuflucht finden konnten und dass, als wir oben am Velebit-Gebirge wieder hinausfuhren, alles vorbei war. Hier herrsche völlig ruhiges Wetter, von einer wütenden Bora nichts zu spüren.

                                    Anmerkung und Tipp:

                                    Lee und ich haben über den Zeitpunkt der Abfahrt lange diskutiert, sind aber dann doch zu einem vernünftigen Ergebnis gekommen. Wir sind tatsächlich bei relativ zahmen Wind und flachen Wellen losgefahren. Wir haben den „günstigen Augenblick“ optimal erwischt. - Gut, ich gebe zu, ich wäre etwas früher losgepaddelt, bereits dann, wenn ich erkannt habe, dass ich den Seegang fahrtechnisch bewältigen kann. Zum, für mich sehr wichtigen, Terminus des „günstigen Augenblicks“ möchte ich aus meiner persönlichen Sicht folgendes ausführen:

                                    Kairos, der Gott des günstigen Augenblicks

                                    Nach Wikipedia ist „Kairos“ ein religiös-philosophischer Begriff für den günstigen Zeitpunkt einer Entscheidung, dessen ungenutztes Verstreichen nachteilig sein kann. In der griechischen Mythologie wurde der günstige Zeitpunkt als Gottheit personifiziert.

                                    Meine grundsätzliche Überlegung zu diesem Komplex geht dahin, mit dem größtmöglichen Erfolg eine Aktion zu meistern. Wenn ich bei einer bereits beherrschbaren Situation annehme, dass sie eventuell noch besser wird, kann ich schon zu dem Zeitpunkt aktiv werden, bei dem mir klar wird, dass ich die Lage im Griff habe. Auf diese einfache Weise habe ich mir zusätzliche Sicherheit und ein Zeitpolster eingebaut. - Wenn ich aber zuwarte, bis es eventuell immer noch besser wird, laufe ich Gefahr, dass ich den richtigen Zeitpunkt verpasse, das Pendel wieder zurückschwingt oder sich während meiner zu spät begonnenen Aktivität, die Verhältnisse schon wieder verschlechtern.

                                    Parallelen von „Kairos“ zur Problem-Analyse und -Lösung

                                    Neben der Einschätzung des richtigen Zeitpunkts sehe ich auch große Ähnlichkeiten bei einer sicheren, vorausschauenden Problemlösung. - Im Laufe meines Lebens habe ich mich zu einem Zweck-Pessimisten entwickelt. Ich setzte mich mit einem eventuell eintretenden Übel auseinander, eruiere die Optionen, die mir zur Verfügung stehen, das Unheil zu beseitigen, abzuwenden oder zu umgehen und freue mich, wenn die Katastrophe dann doch nicht eintritt. Das ist in dem Fall von immenser Bedeutung, wenn die Vorbereitungen länger dauern, sich umfangreicher gestalten, oder ich noch zusätzliche Fertigkeiten erlernen muss.

                                    Wenn Leicht- und Gut-Gläubige aber bis zum Schluss warten, sich vorher nicht umfassend informieren, jede Warnung in den Wind schlagen und nur hoffen, dass nichts passieren wird oder sich die Situation von alleine löst - und das Verhängnis ereignet sich trotzdem - trifft es sie mehrfach: Das Geschehen ereilt sie unverhofft, sie sind völlig unvorbereitet, stehen vor dem Nichts, und es geht mit ihnen rapide abwärts! Daraus kann Panik entstehen und sie überreagieren. Das könnte auch den höchsten Grad der Hysterie überschreiten und sie wandeln sich zu Beserkern! Das ist oft zu beobachten in extremen Survival-Situationen, beim gesteuerten Hassaufbau und Hetze (Mob!), bei sich langsam zuspitzenden Konflikten und insbesondere in Kriegsgebieten.

                                    Meinen Vers d'rauf: Wer da nicht rechtzeitig selber nachforscht, wohin die Reise geht und sich nicht entsprechend vorbereitet, hat einen selbstverschuldeten Notstand herbeigeführt! Ich hoffe, jene haben dann wenigstens ihre Survival-Kits zusammengestellt und gepackt. (Smiley: „?“)

                                    Kleiner Tipp mit großer Wirkung - Position feststellen

                                    Eigentlich mache ich das grundsätzlich: Wenn ich in einer fremden Stadt mein Auto irgendwo abstelle, merke ich mir die Örtlichkeiten (z.B. Straße und Hausnummer, einen bestimmten Parkplatz usw.), notfalls vermerke ich mir die Daten. Mit diesen Angaben kann ich mein Auto immer wieder finden.

                                    Beim Seekajaking ist es ebenso: Will ich wieder an eine bestimmte Stelle zurück, muss ich mir den Ort merken. Im speziellen Fall, die Position feststellen und aufschreiben. Beim Wiederfinden unserer „Geburtstagsinsel“ habe ich es gemacht - beim Campingplatz „Stella Maris“ unverständlicherweise nicht! Dabei wäre es so leicht gewesen, die Standortdaten mittels GPS zu bestimmen und abzuspeichern. Eine Nachlässigkeit, die eigentlich hätte nicht passieren dürfen.

                                    Das kommt davon, wenn man nach langer Abstinenz (2 Jahre) so schnell wie möglich in See stechen möchte! (Smiley: „Plafondblick“)

                                    Hier endet meine Erzählung von unserer Seekajak-Tour 2015. Es ist nur ein kleiner Ausschnitt von dem Erlebten dieser Reise. In Verbindung mit dem Reisebericht von Suomalee erhält man dennoch einen anschaulichen Überblick über unsere Erlebnisse. Ich hoffe, dass unsere Erzählungen, Daten und Hinweise einigen Lesern dienlich sind, die eventuell ähnliche Vorhaben planen. Beachtet aber bitte: Einen echten Outdoor- und Seekajak-Freak erkennt man daran, dass er keine Spuren hinterlässt! Verstreuter Müll, offene Feuerstellen, mutwillige Zerstörungen usw. sind das Privileg ausschließlich von Rowdys.

                                    Viele Grüße
                                    Beyond
                                    Zuletzt geändert von Beyond; 16.05.2016, 20:34. Grund: Text angepasst

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                                    • Paddolf
                                      Erfahren
                                      • 22.10.2014
                                      • 342
                                      • Privat

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                                      AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                                      Hallo Beyond,
                                      vielen Dank für Deine Schilderungen.
                                      Suomalee hat ja aus einem anderen Blickwinkel die Ereignisse dargestellt, deshalb ist aber Deine Erzählung nicht weniger interessant. Für jemanden, der dort auch einmal unterwegs sein möchte ist das mehr als eine Ergänzung.

                                      Schmunzeln muss ich aber, wenn der "Beyond-Zeigefinger" in die Höhe schnellt und der Leser seine Portion Belehrung empfängt ...
                                      Wer das nicht mag kann ja einfach darüber hinweg lesen und erfreut sich am Rest.

                                      Also nochmals: Vielen Dank und viele Grüße
                                      Jürgen

                                      Kommentar


                                      • Beyond
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                                        • 09.11.2010
                                        • 601
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                                        AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                                        Hallo Jürgen (Paddolf),

                                        es freut mich sehr, dass Du auch an meinen Beiträgen Interesse zeigst.

                                        Ja, es stimmt: Suomalee hat den literarischen Teil unseres Reiseberichts übernommen, ich mehr den technischen. Beide Parts ergänzen sich meines Erachtens sehr gut und geben einen umfassenden Überblick über unsere Seekajak-Tour 2015.

                                        Ja, es stimmt: Der „Beyond-Zeigefinger“ taucht regelmäßig in meinen Kommentaren auf. Es ist allerdings immer wieder das selbe Ansinnen, das mir am Herzen liegt: breite Allgemeinbildung, kritischer Menschenverstand, logisches Denken, umfassendes Informieren, Zusammenhänge erkennen, permanentes Lernen usw. Früher sind das wahrscheinlich alles Selbstverständlichkeiten gewesen, die uns aber scheinbar in den letzten 3 Generationen „abhandengekommen“ sind, mit zu erwartenden prekären Folgen in der Zukunft. Betrachte dies bitte als Meinungsäußerung und nicht als Tatsachenbehauptung! (Smiley: „Zwinkern“)

                                        Kein Leser ist verpflichtet, meine Kritik am Bildungsstand unseres Landes zu akzeptieren oder sich zu eigen zu machen. Wie Du schreibst, kann man einfach darüber hinweglesen. Das mache ich ebenso.

                                        Viele Grüße
                                        Beyond

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                                        • Beyond
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                                          Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

                                          in diesem Beitrag möchte ich den Bau von auslaufsicheren Spiritus-Dosenkochern vorstellen, die nach dem einfachen Prinzip mit einer offenen Flamme (Open Flame Alcohol Stoves) arbeiten. Diese beiden Feuerstellen habe ich speziell für meine Zwecke konstruiert. Ein Brenner wird für meinen Feldflaschenkocher eingesetzt. Er ist so konzipiert, dass er einen halben Liter Wasser in der Deckel-Tasse sicher zum Kochen bringt. Der zweite Kocher dient zum allgemeinen Speisenzubereiten in Schüsseln, Töpfen, Wasserdosen und Pfannen.

                                          Bei dem zweiten Dosenkocher habe ich einen Langzeit-Erprobung innerhalb von 1 1/2 Jahren mit über 600 Kochvorgängen durchgeführt, bis er die ersten Ermüdungserscheinungen gezeigt hat. Nach einer kleinen Renovierung dient er weiterhin als mein täglicher Kocher.



                                          Bild 01: Die Grundmaterialien für die beiden Kochdosen, eine Hustenbonbon-Dose und eine kleine Konservendose, die ich ausgesucht habe, damit sie in meinen Feldflaschenkocher passt. Links oben sieht man den Prototyp für meine auslaufsicheren Univeral-Dosen-Kocher.



                                          Bild 02: Die Markierungen sind angezeichnet und bereits Löcher gebohrt, damit ich mit einer handelsüblichen Allzweckschere die notwendigen Schnitte tätigen kann.



                                          Bild 03: Die nötigen Schneidearbeiten sind grob ausgeführt ...



                                          Bild 04: ... und hier mit Schere, Feile und Schleifpapier endgültig bearbeitet worden.



                                          Bild 05: Die Abdeckgitter (feines Streckmetall) werden in die Deckel eingepasst.



                                          Bild 06: Die Dosen stehen zum Füllen mit der Steinwolle bereit.



                                          Bild 07: Diese Menge Steinwolle wird zur Füllung benötigt.



                                          Bild 08: Die Wolle wird vorsichtig und gleichmäßig in die Dose gedrückt. Damit das Ganze sauber aussieht, sollte die obere Schicht möglichst glatt sein.



                                          Bild 09: Die Universal-Kocher-Dose ist zusammengefügt.



                                          Bild 10: Bei der kleinen Konservendose muss man das untere Teil am oberen Rand etwas weiten und in den Deckel an den Seiten kleine Dreiecke herausschneiden, damit man sie leichter zusammenfügen kann.



                                          Bild 11: Hier ist die Dose bereits verpresst. Am besten gelingt es mit einem Schraubstock, indem man Unter- und Oberteil vorsichtig und gleichmäßig zusammendrückt.



                                          Bild 12: Beide Dosenkocher sind fertiggestellt und ab September 2014 zum Einsatz bereit.



                                          Bild 13: Die Einzelteile des Feldflaschenkochers – der Kocher-Grundkörper (links oben), die Feldflasche mit ca. 800 ml Inhalt (rechts oben), die abschraubbaren Halte- und Tragebänder (dahinter), die Tasse mit einem maximalen Inhalt von 500 ml und Klapphenkel (rechts vorne), das selbst gebastelte Zubehör: zwei Tassenhalter, zwei Auflagestifte für das Gitter (gröberes Streckmetall) und der oben vorgestellte Dosenkocher. (links vorne).



                                          Bild 14: Blick in das Innere meines Feldflaschenkochers – oben kann man einen eingeschobenen Tassenhalter erkennen. Unten sind die Auflagestifte und das Gitter zu sehen. Diese Art des „Brennrostes“ ist für ein Holzfeuer geeignet. Bei Verwendung von Spiritus wird der Dosenkocher einfach auf das Gitter gestellt und durch die Feueröffnung angezündet.



                                          Bild 15: Das Flammbild mit dem Dosenkocher. Die Höhe des Kochers habe ich so bestimmt, dass die Flammen nicht aus und über den Kocher schlagen können, und die Größe ist so bemessen, damit ich einen halben Liter Wasser auch bei Wind sicher zum Kochen bringen kann.



                                          Bild 16: Nachdem der halbe Liter Wasser unter Normalbedingungen gekocht hat, brennt der Kocher noch kurze Zeit nach (Reserve bei Wind). In der Praxis erhitze ich nur ca. 400 ml Wasser, damit es nicht überkocht.



                                          Bild 17: Das Flammbild des Universalkochers bei einer großen Pfanne (28 cm Durchmesser). Der Topf-Ständer ist durch frühere Erfahrungen in der Höhe so abgestimmt, damit er bei durchschnittlicher Heizleistung zu einem optimalen Kochergebnis führt.



                                          Bild 18: Der große Dosenkocher vor dem ersten Einsatz (September 2104) ...



                                          Bild 19: ... und nach rund 600 Kochvorgängen (Februar 2016). - Dabei sind über 40 Liter Brennspiritus verbrannt worden. Das dünne Blech der Pullmol-Dose ist stark korrodiert, Abdeckgitter und Steinwolle haben die Prozedur ausgezeichnet überstanden. Dass Steinwolle zerbröselt und dadurch eine Gesundheitsgefährdung wie bei Asbest eintreten könnte, wie in einigen Foren vermutet worden ist, habe ich nicht feststellen können. Im Gegenteil: Bei anderen Ultraleicht-Kochern (z.B.: Teelicht-Kocher, Cremedosen-Kocher usw. - siehe dazu meinen Post #705 „Ultraleicht-Kochsets für Spiritus-Dosenkocher“ klicke: “hier“) oder auf meiner Home-Page „soloreisender.de“ den Beitrag „BK-19 - Gedanken zu „auslaufsicheren“ Spiritus-Dosenkochern“, klicke: “hier“), die ich ohne Abdeckung verwende, habe ich beobachtet, dass die Steinwolle an der Oberfläche durch die Hitze leicht verklebt und somit vor dem Zerbröseln geschützt ist. Allerdings darf die „verklebte“ Wolle keinem Druck (z.B.: Finger, Transport usw.) ausgesetzt werden, denn dann brechen die Fasern tatsächlich. Bei der „blauen“ Creme-Dose (Nivea) verwende ich den Deckel als Transportschutz. Teelicht-Kocher betrachte ich mehr als Spielerei, um „ultralight“ zu demonstrieren. Für den harten Einsatz im Outdoorbereich sind sie meines Erachtens - wegen der Instabilität – völlig ungeeignet.



                                          Bild 20: Der große Kocher nach rund 600 Einsätzen einschließlich dem Topf-Ständer ...



                                          Bild 21: ... und hier, nachdem ich die Kocherdose „instandgesetzt“ habe (Juni 2016). Dabei habe ich lediglich die abstehenden verrosteten Ränder mit einer kleinen Nagelschere abgeschnitten. Ich bin gespannt, wie lange die Kocherdose noch zuverlässig arbeiten wird. Wenn sie endgültig ihren Geist aufgegeben hat, werde ich hier berichten.

                                          Fazit:

                                          Man kann sich natürlich auch industriell gefertigte Spirituskocher kaufen. Das habe ich zu Beginn meines Outdoor-Lebens, Anfang der 1960er Jahre, ebenso gehandhabt. Aber ab dem Beginn des Survival-Booms in den 1970er Jahren bin ich dazu übergegangen, mir meine Basis-Ausrüstung selber anzufertigen oder auf Recycling-Material zurückzugreifen, das dann instandgesetzt wird. Durch die Eigenproduktion erhalte ich außerdem das erforderliche Know-how, mir im Katastrophen-Fall selber helfen zu können.

                                          Ausblick:

                                          Wenn mein auslaufsicherer Universal-Dosen-Kocher einmal seinen Geist aufgegeben hat, werde ich mir einfach einen neuen bauen. Hustenbonbon-Dosen habe ich noch. Im Prinzip brauche ich an der Konstruktion nichts verändern. Einzig den Deckel werde ich größer ausschneiden, etwa so, wie ich ihn instandgesetzt haben. Er muss ja nur das Abdeckgitter halten, das ich sogar wieder verwenden kann. Dann kann ich auch eine größere Eisenpfannen mit 32 cm Durchmesser verwenden.

                                          Alternativ schwebt mir eine etwas robustere Kocherdose aus Weißblech (z.B.: Thunfisch-Dose, kleine Konservendose usw.) vor, ähnlich der Variante meines Feldflaschenkochers. Wegen der Stabilität würde ich sogar ein höheres Gewicht in Kauf nehmen.

                                          Zur Zeit teste ich gerade einen selbst entworfenen und gebauten ultraleichten Druckgaskocher, der nach dem Trangia-Prinzip (Open Jet Stove) arbeitet. Einschließlich dem Topfständer wiegt er 28 g. Die Bauzeit beträgt in der Einfachausführung rund 6 Minuten, wobei beim Anfertigen des Topfständers etwa 5 Minuten anfallen, und der Kocher kostet praktisch ... nichts, weil alle Werkstoffe aus Abfall beziehungsweise aus Recycling- oder Rest-Material (geschweißter Hasendraht) hergestellt worden ist. Im nächsten Beitrag: „Utraleichter Druckgaskocher „Open Jet Stove“ (Trangia-Prinzip)“ - werde ich diesen Kocher als Projekt vorstellen.

                                          Viele Grüße
                                          Beyond

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