Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

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    • Meine Reisen

    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Hallo Sam,
    hej Deichgraf,

    es tut mir Leid, ich bin gerade „outdoormäßig“ mit dem Kanadier auf Naab und Regen unterwegs gewesen. Deshalb kann ich Euch erst jetzt antworten.

    Leider muss ich Deichgraf recht geben: Sam ist versehentlich in den absolut falschen Thread gerutscht. Das macht aber nichts, so etwas kann durchaus einmal passieren!

    Dass mein Thread nicht gerade geeignet ist, über Dachträgersysteme zu diskutieren, dürfe hier im Forum eigentlich hinreichend bekannt sein, weil ich für meine gelegentlichen Kajak-Transporte ans Mittelmeer seit 10 Jahren überhaupt keinen Dachträger mehr verwende, sondern meinen Seekajak direkt auf dem Autodach transportiere. Meine zusätzlich vorgestellte materialschondende Kanu-Transportmethode (Kajak und Kanadier) habe ich bereits vor dem Erhalt meiner Fahrerlaubnis für den Schwerlastverkehr angewandt.

    Als mir Anfang der 1970er Jahre vom größten deutschen Transport- und Logistik-Unternehmen der LKW-Führerschein gesponsert worden ist, haben wir dort zu diesem frühen Zeitpunkt bereits zukunftsweisende Ladesicherungsmethoden eingesetzt, die heute noch die über ein viertel Jahrhundert später entstandenen und zwischen den unterschiedlichen Interessenverbänden mühsam als Minimalkonsens ausgearbeiteten und vereinbarten VDI-Richtlinien für das gewerbliche Transportwesen bei weitem übersteigen! Die von mir verwendete Kopf- und Heck-Laschung ist dort ebenfalls gelehrt und benutzt worden und hat so die Richtigkeit meiner Kajak-Dachbefestigung umfassend bestätigt.

    Siehe dazu meinen Post #151 ff, „Beyonds spezieller Kajak-Transport auf dem Autodach“ mit anschließendem breiten kontroversen Schlagabtausch.

    Allerdings habe ich bei der nachfolgenden Diskussion begriffen, dass es völlig sinnlos ist, alternative Transportmethoden vorzustellen, sich dabei gegen vorgefertigte Konventionen bei einigen Forumsmitgliedern zu behaupten und einfachste physikalische Grundkenntnisse zu erläutern, wenn an breiter Front meist das erforderliche Basiswissen fehlt. Da verlasse ich mich lieber auf konkrete Gespräche mit den wahren Fachleuten bei TÜV und Polizei, denn diese Spezialisten entscheiden, ob meine weit überdimensionierte Transportmethode dem Paragraphen 22, Absatz 1 der StVO entspricht. Nachzulesen in meinem Post #200, „Nachfrage über Dachtransport bei Logistikfirma, TÜV Bayern, Polizei“.

    Viele Grüße
    Beyond

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    • Beyond
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      AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

      Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

      in diesem Beitrag möchte ich Euch von Problemen berichten, die sehr häufig bei einem Beginner-Team während den ersten gemeinsamen Flussfahrten mit dem Kanadier auftreten können und welche Ursachen dabei meist verantwortlich sind. Mir sind diese Unstimmigkeiten, die ich teilweise aus der Anfangsphase meiner Team-Fahrten mit meiner Frau im Kanadier her kenne, heuer bei zwei Touren auf der Naab und auf dem Regen in der südlichen Oberpfalz erneut aufgefallen. In einer kleinen Geschichte über diese beiden Fahrten eingebunden, möchte ich diese Anfangsschwierigkeiten beim „Kanadierfahren zu zweit“ schildern, dabei einige Grundlagen erklären und einige Tipps geben.

      2012 ist meine vorgesehene Langfahrt auf dem Mittelmeer ausgeblieben. Grund dafür ist nicht Alter, Unlust, Bequemlichkeit oder Mutlosigkeit gewesen, sondern ein rein familiärer Grund: Mein Sohn und seine Verlobte haben geheiratet - just zu dem Zeitpunkt, an dem ich in der Regel meine Seekajaktouren unternehme. So habe ich mein heuriges Paddelvorhaben auf nächstes Jahr verschieben müssen.

      Ich bin deshalb sehr erfreut gewesen, als mich meine Schwägerin, in unserem Clan wird sie auch liebevoll „Gämslein“ genannt, und ihr Lebenspartner „Assekuri“ zu Tagesausflügen mit dem Kanadier auf den beiden Flüssen nördlich von Regensburg eingeladen haben. „Assekuri“ ist weder Japaner noch verbindet ihn etwas mit einer Lagerstätte für mittelradioaktiven Müll. Er ist und bleibt ein waschechter Holledauer, sein Beruf hat aber etwas mit Versicherungen zu tun, und für uns fungiert er als Organisator für diese privaten Reiseveranstaltungen mit Freunden und Bekannten.

      Also, „Gämslein“ war zwar schon einige Male in einem Kanadier gesessen, wollte aber sicherheitshalber jemanden dabeihaben, der sich einigermaßen mit der Fahrweise in so einem Kanu auskennt, weil die meisten anderen Beteiligten Paddelanfänger waren. „Auf den kann man dann wenigstens die Verantwortung abschieben, wenn etwas schief geht“, meinte sie süffisant und mit einem Augenzwinkern.

      Ihre erste Kanadiererfahrung hatte sie vor langer Zeit gemacht, als meine Frau und ich einmal in den 1970er Jahren ihre drei jüngeren Geschwister in unseren Kanadier gepackt hatten und wir in einer Tagestour die knappen 50 Kilometer auf der Donau von Ingolstadt nach Kelheim hinunter gepaddelt waren, mit krönendem Abschluss durch den Donaudurchbruch bei Weltenburg in der blutroten Abendsonne. Damals konnte man die Donau in diesem Abschnitt noch ohne Wehre und Rückstau bereisen. Heute ist das leider nicht mehr möglich!

      Später hatte sie mit ihrer Freundin „Nusserl“ (Wie dieser Spitznamen zu Stande gekommen war, entzog sich meiner Kenntnis.) in einer geführten Gruppe einmal den Regen befahren. Wegen der geringen Fahrpraxis, die zudem auch schon längere Zeit zurückgelegen hatte, war „Gämslein“ sehr froh, als ich mich bereiterklärte, sie auf diesen beiden Touren zu unterstützen. Für sie übernahm ich den Job eines Hilfslehrers und für mich war es ein willkommener Ausgleich zu meiner geplatzten Meerestour.

      Auf der Naab waren wir mit 4 geliehenen Kanadiern und 11 Personen unterwegs. Anfangs ging es noch recht zäh voran, waren alle, bis auf Gämslein und ich im Steuern eines Kanadier völlig unerfahren. Wir hatten vereinbart, dass ich mit „Nusserl“, wir waren nur zu zweit in einem Boot, langsam vorauspaddeln würden und alle anderen sich einfach nach uns richten sollen. Wie man einen Kanadier mit dem Stechpaddel handhabt und fortbewegt, konnte man am besten und am schnellsten durch das Beobachten lernen, leichter als durch lange Erklärungen. Der Veranstalter hatte allen zuvor eine Kurzeinweisung im „Kanadierfahren“ erteilt, so dass zumindest die Grundelemente bereits bekannt waren, auf die es auf so einer Erstlingsfahrt ankam.

      Bereits nach kurzer Zeit der Eingewöhnung konnten alle das Stechpaddel relativ sicher führen und auch die Steuerleute waren in der Lage, den Kanadier einigermaßen gerade durch das ruhige Wasser der Naab zu bringen, auf der wir infolge einiger Staustufen größtenteils „Ententeich-Bedingungen“ vorgefunden hatten.

      Wie es bei solch einer erstmaligen Fahrt so üblich war, hatte es ab Mittag zu regnen begonnen und weit über die Hälfte der Strecke paddelten wir durch einen gleichmäßigen Nieselregen. Als wir am Zielort patschnass angekommen waren, strahlte natürlich wieder die Sonne und mit einem hämischen Grinsen schien der Wettergott uns zeigen zu wollen, was er so alles an Naturereignissen bei einer Kanutour anbieten könne. Aber das Zentralgestirn wärmte uns, nachdem wir in trockene Klamotten geschlüpft waren.

      Auf der Naab trafen wir eine Menge anderer Kanuten, alle mit Kanadiern unterwegs, von geführten Paddel-Veranstaltungen mit amerikanischen Soldaten und ihren Angehörigen, die im nahen Grafenwöhr stationiert waren, über Jugendgruppen, die eine mehrtägige Paddeltour auf der Naab durchführten und natürlich Familienausflügler wie wir.

      Der Regen ließ uns aber nicht aufhalten und wir vereinbarten eine weitere Kanadierfahrt auf dem Fluss mit Namen Regen, nach dem Motte: „Wenn schon Regen von oben, dann wollen wir auch im Regen von unten fahren.“ Eigentlich hatten sich 19 Personen angemeldet, aber in der Holledau hatte die Hopfenernte begonnen und einige mussten abspringen, um beim „Hopfenzupfen“ zu helfen. Auch aus familiären Gründen sagte ein Ehepaar ab, das noch auf der Naab mit dabei war. Zum Schluss waren wir nur sechs Personen, die an dieser Tagestour teilnahmen.



      Bild 01: Mit drei geliehenen Booten starteten wir rund 20 km vor Cham. Der Regen von oben war ausgeblieben, Wir hatten also nur den Regen unter uns! „Gämslein“ saß hier gerade vorn und fungierte als Schlagmann/frau. Ich bleibe ab jetzt der Einfachheit halber beim „...mann“, sonst wird’s auf die Dauer zu unübersichtlich. Sie fuhr mit „Assekuri“ zum ersten Mal zusammen in einem Kanadier. Auf der Naab hatten sie aus organisatorischen Gründen in getrennten Booten gesessen. Durch den hohen Wasserstand an diesem Tag waren die meisten Felsen überspült, so dass man sie kaum erkennen konnte. Nur ein leichtes Kräuseln der Wasseroberfläche und die nachfolgenden Wirbel ließ auf einen darunterliegenden Steinbrocken schließen.



      Bild 02: Viele Paddelgruppen waren auf dem Regen unterwegs. Hier hatte einer der Kanuten einen Stilbruch begangen! Vielleicht findet der eine oder andere Betrachter den Fauxpas. Aber in Australien zum Beispiel, die Leute dort scheinen wesentlich praktischer veranlagt zu sein, gehört dieses „eklatante“ Vergehen eigentlich schon zum Standard.



      Bild 03: Idylle auf dem Regen: Es ist keine alte nostalgische Getreide- oder Sägemühle, sondern ein neu gebautes kleines Kraftwerk zur Stromerzeugung. Sicherlich ist im Rahmen der Energiewende eine frühere Flussmühle mit modernster Technik umgestaltet worden. Nur das alte Wehr spiegelt die Flussromantik von Einst wider.



      Bild 04: „Nusserl“ und ich haben uns auf der Naab zu einem richtigen Team entwickelt. Auf dem Regen glitten wir gemächlich den Fluss hinunter und hatten noch genügend Zeit, uns die Gegend und die Flussauen genauer anzuschauen. Hier wucherte unübersehbar das Springkraut am Ufer. Auch das Boot vor uns, besetzt mit meinem Schwager und seinem Nachbarn, der sich unserer Gruppe angeschlossen hatte, hielt unbeirrt seinen Kurs. Unser „Nachbar“, wir alle nennen ihn eigentlich immer nur: „Nachbar“ und nie beim Vornahmen, hatte, wie ich, ebenfalls schon Kanadier-Erfahrung. Er war früher solo mit einem Faltkanadier (Ally) unterwegs gewesen. Nur im dritten Kanadier schien die Koordination nicht ganz so gut zu klappen, wie man es sich eigentlich vorgestellt hatte. Das war verwunderlich, denn beide waren von sportlicher Statur und bei anderen Outdoor-Aktionen aufeinander eingespielt. „Wir sind bestimmt die doppelte Strecke gepaddelt, wie Ihr die einfache, weil wir uns ständig verzettelt haben“, bestätigte „Assekuri“ mit einem verschmitzten Lächeln nach Beendigung dieser Regen-Tour.



      Bild 05: Solche kleinen Bootsrutschen waren immer eine schöne Abwechslung nachdem man lange Zeit im Rückstau des Wehres hatte „schaufel“ müssen.

      Quelle der Bilder: Alle Photos wurden von „Assekuri“ geschossen, von mir etwas bearbeitet und an das Internet angepasst.

      Nachdem wir in Cham, unserem Ziel, angekommen waren und im Biergarten zusammensaßen, erlebten wir noch eine eindrucksvolle Vorstellung eines Kunstfliegers und einer Fallschirmspringergruppe auf der Chamer Flugschau, die gerade an diesem Sonntag stattgefunden hatte. Wir saßen praktisch in der ersten Reihe und unser „Nachbar“ erklärte uns die einzelnen Figuren und Manöver, die sich über uns am Himmel abspielten. Wir hatten da einen wahren Fachmann als Moderator. Am Fliegerhorst in Neuburg an der Donau stationiert, musste er sich sonst immer wieder unser derbes „Frotzeln“ anhören, ob er das absichtlich gemacht habe, wenn wieder einmal eine Phantom-Staffel im Tiefflug über die Holledau gedonnerte war, dass Türen und Fenster vibriert hatten.

      Wir kamen auch auf das Problem mit der Koordination im dritten Boot zu sprechen und warum es ständig aus dem Ruder gelaufen war, während die beiden anderen Kanus einigermaßen auf Kurs geblieben waren. Bereits während der Fahrt empfahlen wir den beiden, den Packsack zum leichteren Paddler zu legen, damit sich der Trimm des Bootes etwas verbessere. Das Gewichtsverhältnis von „Gämslein“ zu „Assekuri“ lag ungefähr bei 1 zu 2. Die Gepäckumverteilung verhalf zwar zu günstigeren Fahreigenschaften des Kanadiers, löste aber nicht das eigentliche Problem.

      Die „Besatzung“ erklärte uns, dass sie Schwierigkeiten gehabt hatte, geradeaus zu fahren. Man war der Meinung, dass der Schlagmann nicht gleichmäßig sein Stechpaddel durchgezogen habe und der Kanadier dabei ständig vorne nach irgend einer Seite ausgebrochen war, so dass der Steuermann permanent den Kurs korrigieren musste. Paradoxerweise passierte es in diesem Boot grundsätzlich, gleichgültig wer nun vorne saß. Deshalb gab es ein Hickhack zwischen den beiden, wer nun was falsch mache.

      Als beide dann erzählten, dass der Schlagmann vorne sich oft genötigt gefühlt hatte, immer wieder gegensteuern zu müssen, weil der Kanadier sich vollständig auf dem Fluss gedreht hatte, konnte ich mir das Problem erklären. Es waren zwei Dinge, die dazu beigetragen hatten.

      Zum einen waren beide dominante Persönlichkeiten. Da hatten auch die einleitenden Worte unseres Instruktors nichts geholfen, der erklärt hatte, der Steuermann hinten im Boot bekomme grundsätzlich die Prügel ab, wenn etwas beim Paddeln nicht läuft. Aber eben dieser Steuermann solle auch bestimmen, wohin die Reise geht und was der Vordermann machen müsse. Mit dieser Aussage waren da aber die Meinungsverschiedenheiten bereits vorprogrammiert. Der Instruktor hatte dabei aber nicht gemeint, dass der Vordermann immer angehalten werden solle, einmal schneller, einmal langsamer oder gar nicht zu paddeln, wenn der Kanadier seinen Kurs verlassen hatte. Er hatte auch nicht betont, dass der Schlagmann vorne, den Kurs in eigener Regie oder nach eigenem Gutdünken abändern solle, sondern er erklärte, dafür sei ausschließlich der Steuermann zuständig. Beide waren aber während der ganzen Tour der Meinung, dass der Kanadier nur durch ihre ungleichmäßige Paddelweise aus dem Ruder gelaufen war.

      Unverständlich waren dann aber die Angaben, dass beide, bewusst immer gleichmäßig gepaddelt hatten, wenn sie vorne gesessen waren. Allerdings, und das erklärte zumindest einen Teil des Problems, wurde die Fahrt auch sehr häufig zum Photographieren und für sonstige Angelegenheiten unterbrochen, so dass kein einheitlicher Rhythmus beim Paddeln entstehen hatte können. Hier hätte auch ein Hinweis von „hinten nach vorne“ erfolgen müssen, wenn der Steuermann sein Paddeln unterbrechen wollte, damit auch der Schlagmann innehalten konnte. Im umgekehrten Fall sah der Steuermann natürlich, wenn der Vordermann sein Paddel nicht benutzte. Da musste man sich nicht verbal verständigen. Ein kleiner Tipp: Vielleicht wäre es günstiger gewesen, wenn grundsätzlich der Schlagmann den Photoapparat bedient hätte.

      Zum zweiten Punkt, den ich als Hauptursache ansah und auf die Unerfahrenheit bei Paddel-Neulingen und auf deren Unkenntnisse über fließende Gewaässer zurückführte: Es war für diese Misere keineswegs der Schlagmann schuld, wie man irrtümlich angenommen hatte, wenn das Boot nicht dorthin wollte, wohin es sollte, sondern ganz allein der Fluss! Der Regen war im Gegensatz zur Naab ein sehr verblocktes Gewässer und an diesem Tag führte er durch die vorangegangenen Regenfälle zudem auch mehr Wasser. Die Felsen waren zum größten Teil überspült. Dadurch entstanden verstärkt Wirbel und Strudel, die an der Oberfläche nicht so leicht zu erkennen waren. Aber gerade diese vermehrten kräftigen Strömungen bewirkten ein Versetzen des Bootes – in erster Line vorne am Bug, wenn man in einen Wirbel hineingepaddelt war. Wenn man da nicht rechtzeitig dagegen angesteuert hatte, wurde man zum Spielball des Flusses! Als noch unerfahrener Steuermann auf so einem turbulenten Gewässer hatte man das einfach nicht bedacht, dass das Lenken eines Kanadiers in diesem Fall zur Knochenarbeit ausarten kann. Denn nur der Steuermann war für den Geradeauslauf des Bootes verantwortlich, so wie es bei der Einweisung eingangs erklärt worden war. Auf dem Regen zerrten an diesem Tag schon ganz andere, wesentlich stärkere Kräfte, als auf der gemächlich dahinfließenden, oft im Rückstau eines Wehres „stehenden“ Naab.

      An diesem Tag hatte ich es selbst immer wieder erlebt, dass der Kanadier sehr oft ausbrach und ich dann große Mühe hatte, ihn auf Kurs zu halten. Manchmal musste ich alle Kraft aufwenden, um das Boot mit zusätzlichen Steuerschlägen in der gewünschten Richtung halten zu können. „Nusserl“ paddelte sehr gleichmäßig, das hatte ich bereits auf der Naab erkannt. Sie konnte deshalb nicht die Ursache gewesen sein. Auch unser mit dem Kanadierfahren vertrauter „Nachbar“ im zweiten Boot bestätigte meine Beobachtung und er erklärte, dass er ebenfalls große Schwierigkeiten gehabt hatte, das Boot einigermaßen gerade durch das äußerst bewegte Wasser zu dirigieren.

      Nach einer kleinen Einweisung in die Grundlagen einer Flussfahrt, in der ich „Gämslein“ und „Assekuri“ erklärt hatte, was ein Schwall, eine Walze, ein Strudel, ein Wirbel, stehende Wellen, ein Kehrwasser sei, wie sich hoher und niedriger Wasserstand in einem Fluss auswirken und dass dies alles den Kanadier während der Fahrt beeinflussen könne, kam bei beiden der Aha-Effekt zum Vorschein. „Also, dann warst Du es doch gar nicht, der das Boot gedreht hatte, sondern der Bach war an allem Schuld“, sprudelte es nahezu gleichzeitig, entwaffnend aus beiden heraus und man konnte ihre Erleichterung sehr gut wahrnehmen.

      „Dann hat ja nicht der Schlagmann das Problem, sondern grundsätzlich der Steuermann hinten! Man lernt halt im Leben nie aus!“, gaben beide, jeder auf seine Art, zu verstehen. „Genau, und der Steuermann bekommt eben die Prügel, wenn das Boot nicht geradeaus läuft. So, wie es bei der Einweisung gesagt worden ist,“, grinste unser „Nachbar“, „denn der Steuermann in einem Kanadier ist eben der „Macher“, muss halt arbeiten und ist kein Offizier der nur anschafft, wie bei der christlichen Seefahrt!“ „Stimmt und es ist beim Kanufahren manchmal gar nicht so vorteilhaft, immer nur hinten zu sitzen, wie im Kino oder im Krieg, nach dem alten Landser-Spruch: Vorne flimmert's und hinten ruht man auf den schönen Plätzen aus“, gab ich noch zu bedenken.

      „Ja, wenn das alles so klar ist und die Hintergründe von unserem Problem jetzt bekannt sind, dann müssen wir nächstes Jahr zum Üben einmal eine mehrtägige Flussfahrt planen, mit richtigen romantischen Outdoor-Übernachtungen und so ...“, schlug unser Organisator vor und wir alle stimmten ihm durch wohlwollendes Nicken zu.

      Manchmal ist es gar nicht so leicht, die eigentlichen Ursachen beim Paddeln zu ergründen, insbesondere, wenn man im Team fährt. Als Anfänger meint man häufig, so ein kleines Boot mit Leichtigkeit lenken zu können. Das ist ein paar Wochen zuvor auf der Naab bei Normalwasser einigermaßen kraftlos möglich gewesen. Dass das bei entsprechend höherem Wasserstand und in einem verblockten Flussbett in Schwerarbeit ausarten kann, daran denken aber die wenigsten Paddler, wenn man es noch nicht selbst einmal erlebt hat.

      Wenn ich mit meiner Frau im Kanadier unterwegs gewesen bin, habe ich nie daran gedacht, dass meine Frau die Ursache sein könne, dass das Boot nicht geradeaus läuft. Gut, zu diesem Zeitpunkt habe ich als Solopaddler bereits gelernt gehabt, wie sich das Wasser in einem Flussbett bewegt und wie ein Boot auf die unterschiedlichen Strömungen reagiert. Durch diese Erfahrungen müssen Anfänger immer erst einmal durch, bis man die Zusammenhänge erkennen und daraus seine Schlüsse ziehen kann.

      Will man einmal Steuermann sein und unbedingt hinten sitzen, ist man dann halt auch für den Geradeauslauf des Bootes zuständig, gleichgültig wie stark der Schlagmann vorne auch paddelt. Zu noch etwas ist der Steuermann in einem Zweierteam angehalten: Er muss sich grundsätzlich dem Partner anpassen. Da ist es schon von Vorteil, wenn der stärkere Kanute als Steuermann hinten sitzt und mit seinem Mehr an Kraft für einen ruhigen, geraden und zügigen Lauf des Bootes sorgen kann.

      Noch ein kleiner Tipp führt zu einer besseren Kräfteverteilung im Kanadier: Wenn es mehrere Kanuten sind, die sich auf die einzelnen Kanadier aufteilen, sollte versucht werden, dass in einem Zweierteam ein Links- und ein Rechtshänder in einem Boot sitzen, soweit dies überhaupt möglich ist. Auf diese Weise kann ein jeder auf seiner „Schokoladenseite“ paddeln. Und es muss sich nicht einer an der unbequemen Seite abmühen, insbesondere dann, wenn man Strecke machen möchte. Ist diese Aufteilung nicht möglich, empfehle ich, dass der Vordermann überwiegend auf der „unbequemen“ Seite paddelt, denn, im Gegensatz zum Steuermann, darf er die Schlagzahl und die Stärke des Paddeleinsatzes selber bestimmen.

      Als meine Frau und ich Anfang der 1970er Jahre des öfteren in einer Wochentour die 500 km auf der Donau von Eining bis nach Wien hinuntergefahren waren, der Ausbau des Rhein-Main-Donaukanals mit den für uns Paddler unbefriedigenden Staustufen an der Donau, war da gerade in vollem Gang gewesen und jedes Jahr waren es immer mehr Wehre mit über 20 Kilometer Rückstau geworden, setzte sie als Rechthänderin das Stechpaddel auf der linken Seite unseres Kanadiers ein und ich als Linkshänder auf der rechten Seite. Wir waren sozusagen das ideale Team. Wir wechselten auch kaum die Seiten, weil wir festgestellt hatten, dass wir auf der Idealposition den größten Durchzug über lange Zeit durchhalten konnten. Bei ständigem Wechsel der Paddel-Seiten, begannen wir viel schneller zu ermüden.

      Viele Grüße
      Beyond
      Zuletzt geändert von Beyond; 13.09.2012, 19:47.

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      • Beyond
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        AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

        Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

        in vielen Beiträgen wird darüber diskutiert, ob es sinnvoll sei, einen Kurs zu belegen, um eine Fertigkeit zu lernen, die man im Outdoorbereich unbedingt benötigt. - Wenn man die Anfänge des „modernen Lebens in der Natur“ vom Kriegsende bis das Ganze zum Boom mutiert und in Kommerz ausgeartet ist, betrachtet, hat es über dieses Thema kaum Lesestoff und Kurse schon gar nicht gegeben.

        Nur in den Jugendgruppen, wie zum Beispiel bei den Pfadfindern, Neudeutschen, der Arbeiterjugend usw. ist es damals möglich gewesen, etwas über das Leben draußen zu erfahren. Mit dem Zurechtkommen in der freien Wildbahn, eventuell auch mit dem Survival sind diejenigen, damals meist unbedarfte Städter, zwangsweise zum ersten Mal konfrontiert worden, wenn sie ihren Wehrdienst ableisten haben müssen. Mit dem in der Grundausbildung Gelernten ist man dann aber in der Lage gewesen, sich im Gelände zu bewegen, dort zu leben und sich zurechtzufinden.

        Idealer, umfassender und billiger habe ich noch keine Survivalkurse kennengelernt, als die in der Jugendgruppe in unserem Internat und insbesondere dann während meines Grundwehrdienstes. Allerdings hat man sich dort schon ein wenig engagieren müssen, um das alles aufnehmen und behalten zu können, wenn man nicht die Zeit ungenützt hat absitzen wollen, so wie es aber leider die meisten Wehrpflichtigen getan haben.

        Wer einmal beim Militär bewusst und mit Überlegung ein „Russenloch“ gegraben hat, braucht keinen teuren Lehrgang oder schriftliche Anleitung, wo und wie er eine Schneehöhle bauen muss, um bei einem Schneesturm in den Fjells Skandinaviens überleben zu können. Derjenige kann dann nur noch müde lächeln, wenn von einem angeblichen „Nordic-Experten“ hier behauptet und von einem anderen „Skandinavien-Spezialisten“ gleich im nächsten Beitrag das obendrein noch zynisch bestätigt wird, den Windschutz im „Lee“ der Schneehöhle zu errichten! Daher gebe ich immer wieder den gut gemeinten Hinweis, generell alle, auch meine, in Foren postulierten Behauptungen mit seinem eigenen kritischen Menschenverstand sorgfältig zu überprüfen, denn auch die selbst ernannten Fachleute können irren, insbesondere in unserer schnelllebigen Zeit.

        Wie ich das Paddeln in einem Kajak gelernt habe, ist in dem Post #145 beschrieben.

        Erst im letzten Quartal des vorigen Jahrhunderts hat so richtig der Outdoor-Boom eingesetzt. Da sind die Kurse für das Leben draußen wie Pilze im Spätsommer aus dem Boden geschossen und moderne „Trapper“, militärisch geschulte „Einzelkämpfer“ und berufsbedingte „Abenteurer“ haben Lehrgänge angeboten: für Gegenden wie auf dem flachen Land, den Bergen oder dem Wasser und für Aktionen zu Fuß, mit dem Fahrrad, Motorbike, Motorhome, Geländewagen oder mit einem Boot auf Fluss, See und Meer. Handel und Gewinnerzielung hat in der Outdoor-Branche Fuß gefasst.

        Für jede nur erdenkliche Outdoor-Sportart kann man heute eine Schulungsmaßnahme buchen, in der einem alles Nötige beigebracht wird ... mit mehr oder weniger großem Erfolg. Auf dem Buchmarkt erhält man zur Zeit eine riesige Auswahl von Unterrichtsmaterial, auch mit so kuriosen Titeln wie: „How to Shit in the Woods - Basiswissen für draußen“. (Smiley: „zwinkern“)

        Viele, die einmal eine längere Wanderung, heute wird das natürlich „Trekking-Tour“ genannt, eine spektakuläre Seekajak-Reise, erfolgreich oder auch nicht, durchgezogen haben, schreiben ihre Erlebnisse nieder, gebe ihre Erfahrungen und Ratschläge in einem Buch, auf Video oder bei Vorträgen preis und versuchen als Berufsabenteurer damit Geld zu verdienen, zumindest die Unkosten hereinzuholen. Das ist in meinen Augen legitim und sinnvoll - bei entsprechender Gegenleistung an guter Unterhaltung und handfesten Informationen. Dass es aber auch noch ohne dem Anwerfen der Gelddruckmaschine geht, zeigt gerade dieses Forum der „Outdoorseiten“ mit seinen umfangreichen Reiseberichten und breit gefächerten Info-Teilen. Hier engagieren sich in der Regel noch die echten Individualisten, die ihr Wissen und Erfahrungen ohne den Blick auf den Geldbeutel zu werfen, noch kostenlos an Interessierte weitergeben möchten, und das ist, meiner Meinung nach, gut so.

        Natürlich hat sich auch die Ausrüstungsindustrie um den leidgeplagten Städter angenommen, der unbedingt sein in einem Survival-, Bushcraft-, Treckking-, Kajak- oder Outdoorkurs erlerntes Wissen und Können (heute „Know-how“) unbedingt ausprobieren und demonstrieren will.

        (Ironie an) Was haben wir uns nicht alles im aktiven Berufsleben anhören müssen, wenn manche Manager und Führungskräfte von ihrem von der Firma gesponserten Survival-Training in den Pausen geschwärmt, vom einfachen Leben erzählt und die in dem Kurs erlernte Teamfähigkeit gepriesen haben. Genau das Erlernen, Begreifen und Praktizieren der Teamfähigkeit war der eigentliche Grund, warum die oberste Führungsriege des Unternehmens diese zwar meist studierten, von der Praxis aber überwiegend völlig ahnungslosen, mit minimalen Menschenkenntnissen ausgestatteten Leute auf solche Events geschickt hat – damit diese nachher ihre Mitarbeiter in entsprechender Weise erfolgreich führen und motivieren können! Allerdings haben wir spätestens nach dem nächsten Führungskräfte-Meeting feststellen müssen, dass das Survival-Training und das Erlernen der Teamfähigkeit für den größten Teil der Mitglieder dieser „Elite-Truppe“ im mittleren Management vergeudetes Geld gewesen, alles dann doch beim Alten geblieben und von der ganzen Aktion nichts übernommen worden ist, außer die Erinnerung an einen abwechslungsreichen Abenteuer-Urlaub auf Kosten der Firma. (Ironie aus)

        In den Anfängen des Wanderns sind wir Jugendlichen mit den üblichen, aber schon älteren, abgetragenen Klamotten und irgendwelchen festeren Halb- oder Turnschuhe losgezogen. Stabile Militärsachen sind in dieser Zeit der 1960er Jahre für uns damals reiner Luxus und kaum zu bekommen gewesen. Heute ist es genau umgekehrt: Militärausrüstung gehört jetzt zu den einfachsten Einsteiger-Sets, ist bei vielen Outdoorfreaks als Primitivlösung verpönt und wird durch teure Spezialartikel diverser Outdoor-Ausstatter mit wohlklingenden Namen und markanten Firmenlogos ersetzt, die überdimensional auf den oft in Billiglohnländern hergestellten Produkten prangen. In der Regel und wenn möglich trenne ich diese abartige Werbung von den wenigen teuer erstandenen Klamotten ab, denn ich möchte nicht als wandelnde Litfaßsäule durch die Gegend laufen. Aber da scheiden sich heutzutage eben die Geister. Für viele sind gerade diese protzigen Labels wichtige Statussymbole.

        Im einfachen Leinenrucksack (Ich besitze meinen aus dieser Zeit noch immer als Erinnerungsstück.), der heute wieder aus leichterem Material gefertigt, als „Ultra-Light-Back-Pack“ eine Wiedergeburt erfährt, haben wir unsere Reserveklamotten und etwas Wärmeres zum Anziehen transportiert, einen alten Regenschirm als einzigen Nässeschutz (Dieser einfache Schirm steckt bei mir heute im Seitenfach meines altmodischen, aber immer noch benutzten Kraxen-Rucksacks.), etwas zum Essen und Trinken, ein kleines billiges Baumwoll-Hauszelt in Einwandausführung (Heute gibt es wieder solche Dinger in Plastik und heißen neuhochdeutsch: „Tarp-Tent“.) oder eine einfache Segeltuch-Plane (heute als „Single- oder Two-Pole-Tarp“ bezeichnet) mitgenommen, haben einen ausrangierten alten Alu-Kochtopf aus der Nachkriegszeit als „Alu-Tech-Hiking-Pot“ dabei gehabt und als Kocher hat eine kleine, leere, flache Konservendose gedient, in die wir etwas Spiritus geschüttet und auf drei Steinen als Ständer den Topf darüber gestellt haben (Heute heißt die ordinäre Brennschale modern: „Open-Flame-Alcohol-Stove“). Als Schlafsack haben wir eine oder je nach Witterung zwei Decken zusammengerollt (Der Outdoor-Begriff dafür lautet: „Bed-Roll“.) oben auf den Rucksack festgeschnallt und bei Gebrauch in der Nacht mit dem speziellen Wickelverfahren der Pfadfinder in der Decke warm geschlafen, auf einem „Groundsheet“, bestehend aus einer zugeschnittenen alten LKW-Plane, Persenning oder, als „Ultralight-Ausführung“, aus einer ausrangierten Tischdecke aus Wachstuch, die als Bodenplanen gedient haben. Unser „Survivalmesser“, mit einer Länge von 10 bis 15 Zentimeter, mit dem wir in den Anfängen unseres Wanderns alles geschnitten haben, ist aus der Messerschublade in Mutters Küche, manchmal illegal, zweckentfremdet worden. Ach ja, als Wanderstab haben wir einen geraden, etwas über mannshohen (ca. 2 m und 3 cm dick) Weiden- oder Haselnuss-Stecken abgeschnitten. Mit dessen Hilfe sind auch von uns trockene Bach- und Graben-Überquerungen möglich gewesen, ohne eine passende Furt oder Brücke suchen zu müssen, ähnlich dem „Padstockspringen“ der Niederländer und Ostfriesen. Heute müssen es ja unbedingt „Trekking-Poles“ sein.

        (Ironie an) Heißt das „Padstockspringen“ schon neuhochdeutsch: „Hiking-Pole-Jumping“ und hat es bereits in den Outdoorkreisen als extravagante Bachüberquerungsmethode Einzug gehalten? - Im Notwehrfall kann man unseren Wanderstecken gegen zwei- und vierbeinige Angreifer sogar als Prügel einsetzen. Solche Stäbe werden auch „Maru-Bo“ genannt, das ist dieses Mal ausnahmsweise japanisch, weil die nordamerikanische Ourdoor-Industrie und die dortigen -Foren sich bei der Selbstverteidigung lieber mit „Tactical-Knives“ und sonstigen martialischen Gegenständen wie dem „Rambo-Survival-Sword“ oder dem „Arkansas Toothpick“ beschäftigen und für so ein einfaches, kostenloses Allround-Hilfsmittel noch keinen passenden neuhochdeutschen Ausdruck kreiert haben. Aber das wird sicherlich noch kommen, wenn ein Produzent auf diese uralte, aber geniale Idee erst einmal gestoßen, seine Gewinnrechnung erfolgreich verlaufen ist und er die entsprechenden Kundenanalysen durchgeführt hat. Der Rest ist dann reines Marketing! Es gibt heutzutage genügend Menschen, die auf solche angeblichen Neuerungen abfahren. (Ironie aus)

        In den Anfängen hat das wenige völlig ausgereicht und auch wunderbar funktioniert! - Und heute ...?

        Die Kenntnisse über das Wandern und das Wissen über die Pfadfinder hinaus haben wir, damals noch als wissbegierige Jugend und weit ab von der Null-Bock-Generation, uns selber beigebracht, (neuhochdeutsch: „learning by doing“) oder wir haben uns unsere Weisheiten in Büchereien und Bibliotheken zusammengesucht: Knoten aus Lehrbüchern über die Seefahrt, Erste Hilfe aus den Veröffentlichungen des Roten Kreuzes, Rezepte aus Mutters Kochbuch, Informationen über Wald und Feld aus Jagd-Büchern und -Zeitschriften usw. Alles andere war Allgemeinbildung und das, was man in der Schule so nebenbei gelernt hat. Anfangs hat man gar nicht gedacht, dass man das ordinäre Schulwissen beim Outdoorleben so gut gebrauchen kann. Nicht nur die Hauptfächer Mathematik, Physik, Chemie und die Universalsprache Englisch, sondern auch die Nebenfächer wie Geschichte, Biologie und Geographie haben wir in unser Hobby mit eingebunden. Mit dem Finger auf dem Atlas sind wir oft in unseren Träumen von Welt- und Forschungsreisen versunken, nachdem wir etwas von Marco Polo, Humboldt, Amundsen oder Nansen gelesen haben. Kartenkunde und den Umgang mit einem Kompass hat ein jeder von uns sowieso im Unterricht gelernt und in der Jugendgruppe vertieft. Da hat unser Grundwissen für das Leben draußen ausgereicht. Den Rest haben wir uns mit dem Sammeln von Erfahrungen erworben. Im Gegensatz zu heute haben wir dazu keinen Spezialkurs belegen, keinen Survival-Event im Fernsehen konsumieren oder im Internet in den einschlägigen Foren surfen müssen.

        Bis auf ein paar tiefere Kratzer, Schnitte in den Finger und einmal einen verstauchten Fuß sind alle anderen Verletzungen harmlos verlaufen. Allerdings haben wir auch nicht die Grenzen in Bezug auf Sicherheit ausgelotet, wie es scheinbar in der heutigen Zeit dank der verbesserten Ausrüstung durch die florierende Outdoorindustrie und eben durch diese Spezial-Kurse selbst ernannter, mehr oder weniger „kompetenter“ Veranstalter ja der Fall ist (Beispiel für Kompetenz: rücksichtsvoller und pfleglicher Umgang mit den Ressourcen der Natur: Mini-Lagerfeuer mit Bruchholz meist in flachen Gruben, versus Baumfällen und Holzspalten mit dem Survivalmesser, neuhochdeutsch: „batoning“, für ein überdimensionales, rauchendes Grünholz-Lagerfeuer). Werbeaussagen, die sich ausschließlich der Superlative bedienen, wiegen unerfahrene Outdoorler und Einsteiger in unbekümmerte Sicherheit, mit oft katastrophalen Ergebnissen in der Praxis.

        Wir habe aber auch nie einen Rettungsdienst benötigt oder uns mit einem Hubschrauber aus einer vertrackten Situation herausfliegen lassen. Heute kommt das ja sehr häufig vor. Trotz all dieser Ausrüstung und den Kursen scheint es mit der Selbsthilfe bei den meisten Leuten, die sich neuerdings draußen aufhalten, sehr im Argen zu liegen (Tenor: Handy reicht, um Hilfe zu holen!).

        Jeder soll nach seiner Art in und durch die Natur ziehen, der eine mit einem Maximum, der andere mit einem Minimum an Ausrüstung, UL oder UH ist meines Erachtens völlig irrelevant und unterliegt keinem Dogma. Jeder sollte auch so viel Wissen parat haben, dass er sich in einer Notsituation, zumindest im zivilisationsnahen Gelände, selber helfen kann. Jeder soll selber entscheiden, wie er zu den notwendigen Kenntnissen gelangt, der eine durch autodidaktisches Lernen und gewonnener Erfahrung, der andere eben in Kursen.

        Aber jeder, der sich in der Natur bewegt, sollte sich zu dieser Natur bekennen und mit der Natur im Einklang leben. Das heißt für mich: Ich halte mich in der Natur auf und nutze sie, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen! Die Einschränkung des „Jedermannsrechts“ in Skandinavien beweist aber genau das Gegenteil! Haben da die einfallenden, vom Outdoor-Boom verseuchten Horden aus dem Süden nicht auch ihr Scherflein dazu beigetragen? Lieber Leser und Skandinavien-Touerer, mal ehrlich: Noch nie das im Survivalkurs Gelernte angewendet? (Jetzt folgt der Smiley: „entwaffnendes Lächeln“ für diejenigen, die sich betroffen und angegriffen fühlen.)

        Nebenbei bemerkt: Natürlich verschließe ich mich nicht moderner Ausrüstung, sofern ich sie, gegenüber unseren alten Sachen, als praktischer, sinnvoller und besser einschätze. Zum Beispiel verwende ich beim Seekajaking anstelle der alten, schweren Luftmatratze heute eine sich selbstaufblasende Schaumstoff-Matte (ähm - „Self-Inflating-Mat“) mit dem halben Gewicht und die Decken sind durch einen Kunstfaserschlafsack, einen sogenannten „Two-Layer-Hollofil-Fiber-Sleeping-Bag“ (zumindest hat das so in der Typenbeschreibung des Katalogs gestanden) ersetzt.

        Allerdings verzichte ich beim Tarp auf teure, extrem leichte Qualität und greife lieber auf eine kräftige, stabile Baumarktfolie für 5 Euro zurück, denn wenn es einmal wieder bei einem Sturm von einer Steilklippe zwar kleine, aber spitze und sehr scharfkantige Steine regnet, ist meine Baumarktplane manchmal durchlöchert, aber mit Klebeband noch reparierbar. Die empfindlicheren, über 10-mal so teureren Qualitätstarps mit den wohlklingenden Namen dürften nach solchen Steinschlaggewittern wohl kaum mehr funktionstüchtig sein. Siehe dazu meine Lagerplatzbilder und Beschreibungen mit dem Tarp aus dem Baumarkt, das drei Seekajak-Langfahrten von insgesamt über 8.000 km überstanden hat und heute noch als Abdeckung für meinen Brennholzvorrat brav seinen Zweck erfüllt.

        Anstelle eines Faltbootes, eines ultraleichten Carbon- oder edlen Holz-Kajaks setzte ich bei meinen Seekajaktouren heute robuste, schwere PE-Boote, früher GFK-Kajaks, ein, die ich als Solopaddler beim Ein- und Ausbooten auch vollbeladen über Stock und Stein schleifen kann.

        Jeder einzelne stattet sich eben nach seinen Prämissen aus. Nur sollte man sich nichts diktieren lassen und gegen tendenziöse Einflüsse von „außen“ absolut resistent sein! Wenn man aber das riesige Angebot an Ausrüstung betrachtet, entwickelt sich bei Leichtgläubigen daraus zwangsweise eine „Überrüstung“, die mit einem sinnvollen, praktischen Equipment nichts mehr gemein hat.

        Soweit meine persönliche einseitige Darstellung über das Leben draußen, mag der eine als Minimalist kopfnickend zustimmen oder der andere als Ausrüstungsfetischist den Kopf schütteln und meine einfache Lebensweise verteufeln. Mit diesen Erinnerungen will ich hier nur aufzeigen, wie wir vor über 50 Jahren unser Outdoor-Leben begonnen haben und wie ich es heute noch in seinen Grundelementen praktiziere. Im Prinzip ist alles schon einmal da gewesen. Nur heute erfahren die alten Ausrüstungsgegenstände in neuen, sicherlich besseren Kleidern (Material und Technik) ihre Renaissance.

        Das Alles haben wir damals mit Enthusiasmus und Willenskraft auf dem autodidaktischen Weg erreicht, mit einer Ausrüstung, die wir meist selbst entworfen und dann auch gebastelt haben, noch ohne Fachmagazine, mit spärlichen Fachbüchern (meist nur Reisebeschreibungen) und ohne den Outdoor-Foren im Internet, die man heute einfach befragen kann und dann meist maßgeschneiderte Ergebnisse durch die antwortenden Forenmitglieder erhält, ohne sich selbst allzu sehr anstrengen zu müssen. Bis jetzt habe ich für meine Reiseplanungen allerdings noch keine Internet-Anfrage stellen müssen, was ich mit meinen 3 Wochen Urlaub anfangen soll. (Smiley: „grinsen“)

        Vielleicht kann der eine oder andere Leser aus dem oben Geschriebenen etwas Sinnvolles, Praktisches herauspicken - oder sich darüber nur seine eigenen Gedanken machen. Es würde mich freuen.

        Viele Grüße
        Beyond

        PS: Ich habe eigentlich nichts gegen Anglizismen, wenn sie sinnvoll sind, aber man sollte es auch nicht allzu sehr übertreiben, haben wir alle doch schon erhebliche Probleme mit unserer eigenen „deutschen“ Rechtschreibung! Darum habe ich es in diesem Beitrag etwas mehr auf den Punkt gebracht.

        Wenn ich dieses Mal verbal ein wenig übertrieben habe und sich eventuell einige Leser angesprochen fühlen, bitte ich um Verständnis, wenn ich die mir aufgefallenen Auswüchse, die sich in ein Forum einschleichen, entsprechend kommentiere. Mir ist in letzter Zeit vermehrt die trendige Art des „Sich-Bedienenlassens“ aufgestoßen, ohne sich zuvor selbst über das Problem Gedanken gemacht zu haben - in dem zugespitzten Sinne wie: Ich benötige einen Schlafsack! Sagt mir, welcher ist der beste, billigste, leichteste! - oder: Ich plane eine Trekking-Tour nach Amerika! Informiert mich über die schönste Route mit der billigsten und bequemsten Anreise! Ich bin der Meinung, ein wenig mehr eigenes Engagement sollte man schon erwarten können. Ein Outdoorforum ist ein ständiges Geben und Nehmen von Informationen durch die Forumsmitglieder - und das beinhaltet eben, dass der, der nimmt, auch gibt.
        Zuletzt geändert von Beyond; 25.09.2012, 12:24. Grund: einige Aussagen präzisiert

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          AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

          Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

          als ich in der letzten Zeit im Rahmen einer Zusammenstellung von gebrauchsfähigen Landkarten meinen alten zerfledderten Schulatlas durchforstet hatte, fand ich einen Zettel mit einer Zusammenstellung einer Bootstour, die wir im Internat in unserer Jugendgruppe einmal in unseren Träumen geplant hatten: Eine Reise von unserem Internat am Tegernsee, die Mangfall hinunter und über den Inn in die Donau, dann weiter ans Schwarze Meer, an der Küste der Ägäsis, des Ionisches Meeres und der Adria entlang bis nach Venedig. Wir hatten sogar Teilabschnitte festgelegt, die wir in den einzelnen Ferien zurücklegen könnten, so dass wir dann bis zum Schulabschluss unser Ziel Venedig erreichen hätten können. Mit einem unserer Ruderboote wollten wir die Strecke bewältigen. Natürlich ist das alles nur ein Jugendtraum geblieben!

          Nachdem ich die in Kinderschrift gekritzelten Angaben gelesen hatte, musste ich schmunzeln, denn etwas später, in meiner Lehrzeit, hatte ich tatsächlich vorgehabt, eine ähnliche Tour allerdings mit dem Paddelboot von meinem Heimatort aus zu unternehmen – nicht in einem Zug, das war damals zeitlich unmöglich, aber zumindest partiell.

          Nun ja, heute, rund 50 Jahre später, habe ich alle Ufer und Küsten zwischen Eining an der Donau und Venedig bereits bepaddelt. Es fehlt lediglich noch ein kurzes Teilstück, von meinem Heimatort auf unserem kleinen Wiesenfluss bis zur nächsten meiner Einbootstellen.



          Bild 01: Unser Fluss, eigentlich mehr ein Bach, vor dem Mühlenwehr in meinem Heimatort. Die gelbe Farbe des Wassers stammt vom Löss, den heftige Regenfälle von den Feldern und Hopfengärten in den Fluss gespült haben. Wir nennen ihn deshalb auch den „gelben Fluss“ der Holledau, ähnlich wie die Chinesen den zweitlängsten Fluss ihres Landes, den Hwangho als den „gelben Fluss“ bezeichnen, der ebenfalls durch ein Lössgebiet fließt und dadurch die selbe ockergelbe Farbe aufweist.



          Bild 02: Unser Bach mäandert romantisch durch ein breites Auen- und Wiesental mit zahlreichen Mühlen, die umtragen werden müssen. Zu achten ist unbedingt auf die überhängenden Weiden, die das Flussufer säumen, damit man nicht in und unter das Gebüsch getrieben wird.

          Im „Bayerischen Fluss- und Zeltwanderbuch“ des Bayerischen Kanuverbandes wird er auf einer Strecke von 42 Kilometern im Frühjahr als befahrbar beschrieben. 27 km des Unterlaufs und dann weiter auf der Donau bis nach Kelheim habe ich unseren Fluss bereits mehrmals durchpaddelt. Es fehlen eben noch die letzten 15 km offiziell befahrbarer Strecke und dann noch einmal 14 km bis zu mir nach Hause. Ob diese 14 km schon jemand mit dem Paddelboot geschafft hat, entzieht sich meiner Kenntnis.

          In den 1960er Jahren wollte ich einmal so eine „Erstbefahrung“ durchführen. Das war in den Osterferien und es hatte kurz zuvor noch einmal geschneit. Bereits nach der ersten Umtragestelle war ich in einer Buhnenreihe aus Holzpfosten mit dem Paddel hängen geblieben und prompt baden gegangen. Der Müller konnte sich vor Lachen nicht mehr halten, als ich triefend Nass mit dem Paddel in der Hand an seiner Tür geklopft hatte und bibbernd fragte, ob ich nicht zu Hause anrufen dürfe, damit mich meine Eltern abholen.

          Seitdem habe ich eine „Erstbefahrung“ von unserem „ Hwangho“ sein lassen. Aber reizen würde es mich schon, sagen zu können, ich kenne die gesamte Paddelstrecke von mir zu Hause bis nach Venedig und hab sie auch schon, zumindest in Teilabschnitten, befahren. Mal sehen, vielleicht raffe ich mich für die letzten 29 km doch noch einmal auf.

          Allerdings spuckt in mir der Traum immer noch im Kopf herum, die gesamte Strecke einmal in einem Zug durchzupaddeln, sozusagen als Motto: Per Kajak von der Holledau aus zum Cappuccino-Trinken nach Venedig.

          Viele Grüße
          Beyond
          Zuletzt geändert von Beyond; 26.09.2012, 15:38.

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          • atlinblau
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            AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

            Für Sekajaker und Inselhopser hier mal eine Sicht auf das Wasser, wie es uns verwehrt ist.
            Perpetual Ocean by NASA- Animation der Meeresströmungen


            "Wohl manches Fahrzeug, vom Strudel gefaßt,
            Schoß jäh in die Tiefe hinab,
            Doch zerschmettert nur rangen sich Kiel und Mast,
            Hervor aus dem alles verschlingenden Grab..."
            aus "Geschehen am Abgrund eines Mahlstroms"


            Thomas

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            • Beyond
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              AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

              Hallo Thomas (atlinblau),

              vielen Dank für den interessanten Link. Hier werden auf wunderbarer Weise sehr anschaulich die Strömungen in den Weltmeeren gezeigt. Für meine Fahrten habe ich bei der Planung früher meist die englischen Strömungskarten verwendet. Heute benötige ich sie aber kaum noch, weil mir in den Mittelmeer-Regionen, in denen ich in der Regel paddle, zumindest die großen Strömungen und Hauptdriften bekannt sind. Alles Weitere lässt sich bei entsprechender Erfahrung und vorhandenem Grundlagen-Wissen daraus ableiten.

              Gut zu erkennen sind in Deinem Link der mächtige Nord-Äquatorialstrom von Ost nach West der durch die Passatwinde verursacht wird (Romer und Lindemann haben ja auf ihm mit ihren Paddelbooten als Pioniere den Atlantik überquert.) und der Golfstrom von Südwest nach Nordost. Diese beiden gewaltigen Strömungen und die dazugehörenden Winde haben die spanischen Seefahrer genutzt, um auf dem Nord-Äquatorialstrom nach Amerika zu segeln und auf dem Golfstrom und anschließend über seinen durch die Corioliskraft in der Mitte des Golfstroms abzweigenden Wirbel wieder zurück nach Spanien zu gelangen. Allerdings haben die Spanier weniger Schiffe durch die Strudel und Mahlströme im legendären Bermuda Dreieick verloren als durch englische und französische Piraten. Es ist auch nicht auszuschließen, dass so manche für einen spanischen Kapitän äußerst peinliche Kaperung durch die „dramatischen“ Erzählungen über die Mahlströme unter den Teppich gekehrt worden ist.

              Für uns Seekajaker sind die teilweise extrem starken Strömungen zwischen den Inseln, die durch den Düseneffekt entstehen und durch die Tiden hervorgerufen werden von immenser Bedeutung, vielleicht auch berechtigterweise gefürchtet - im Gegensatz zu den etwas schwächeren aber für die „Long-Distance-Freaks“ (Smiley: „zwinkern“, wegen des Internet-Argots) innerhalb der Salzwasser-Gilde interessanten und vorteilhaften Driften, die wir als Unterstützung für unsere Langstrecken-Fahrten nutzen können, wenn die Routenplanungen entsprechend sorgfältig durchgeführt worden sind.

              Übrigens, der stärkste Mahlstrom der Welt tritt als Gezeitenstrom zwischen den Lofoteninseln Moskenesøy (Südkap) und Værøy in Norwegen auf und ist mit dem Seekajak erreichbar.

              Den Beginn Deiner von Dir zitierten 11. Strophe möchte ich noch für uns Seekajaker als lyrisch erhöhte Mahnung mit der 17. Strophe ergänzen:

              „Es riß mich hinunter blitzesschnell -
              Da stürzt' mir aus felsigtem Schacht
              Wildflutend entgegen ein reißender Quell:
              Mich packte des Doppelstroms wütende Macht,
              Und wie einen Kreisel mit schwindelndem Drehen
              Trieb michs um, ich konnte nicht widerstehen.“

              Viele Grüße
              Beyond

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              • Beyond
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                AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

                wie viel Wasser benötigt der Mensch zum Trinken bei unterschiedlichen Tätigkeiten? Das ist sehr verschieden und es hängt von mehreren Faktoren ab: Tätigkeit, Umgebungstemperatur, Jahreszeit, Aufenthaltsort usw.

                Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DEG) erklärt, dass, wenn die Wasserzufuhr beim Menschen nicht ausreicht, es zu Schwindelgefühl, Durchblutungsstörungen, Erbrechen und Muskelkrämpfen kommen kann, da bei einem Wasserverlust die Versorgung der Muskelzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen eingeschränkt ist. Wie hoch der tägliche Mindestbedarf an Trinkwasser für einen Menschen liegt ist unklar. Empfehlungen von 1,5 Litern und mehr pro Tag für einen gesunden, erwachsenen Menschen können wissenschaftlich nicht gestützt werden. Im Allgemeinen rechnen Ärzte mit täglich ca. 2,5 Liter, damit ein Mensch überleben kann.

                Für meine Langtouren verstaue ich in meinem Kajak 14 PET-Flaschen mit je 1,5 Liter: 3 Flaschen im hinteren Stauraum als Notreserve, 8 im vorderen Stauraum, 2 hinter dem Sitz und eine im Fußraum zum sofortigen Gebrauch. Siehe dazu auch meinen Post #410. Mit diesen 21 Litern kann ich in der Regel bis zu einer Woche autark leben, selbst im Mittelmeer im Hochsommer, wenn man dieses Wasser nur zum Trinken und Kochen verwendet. Die Regionen, die ich im Mittelmeer in der Regel befahre, haben alle Badewasserqualität, so dass man das Süßwasser durch häufiges Baden und Abkühlen im Meer „strecken“ kann. Auch für die Hygiene verwende ich Meerwasser und mein Paddel-T-Shirt wasche ich ebenfalls täglich im Meerwasser aus, damit sich die Salzkruste am Abend auflöst und ich nur mehr das Restsalz aus dem Wasser im Stoff habe. Komme ich in einen Hafen fülle ich bei guter Wasserqualität die PET-Flaschen wieder auf oder werfe sie in den Recycling-Container und versorge mich in einem Laden mit neuem Trinkwasser. Dadurch erhalte ich die Sicherheit, dass sich keine Keime in meinen Flaschen bilden.

                Als ich mit dem Moped unterwegs war, nahm ich 3 PET-Flaschen mit, eine als Notreserve und zwei zum Gebrauch, weil ich sie bei jedem Tankstopp wieder befüllen oder austauschen konnte.



                Bild 01: Mein Moped auf einer längeren Tour durch Skandinavien, hier an der russischen Grenze bei Niemijärvi in Finnland. Zu erkennen ist mein flacher Zeltbeutel hinter dem Kleidersack und eine der Wasserflaschen, die ich an beiden Seiten außen befestigt habe. Die Notreserve mit 1,5 l steckt im Kleidersack zwischen Liegematte und Schlafsack.

                Bei Wandertouren habe ich zwei PET-Flaschen im Rucksack, die meist für einen Tag reichen. Allerdings nehmen ich in südlichen Gegenden jede Gelegenheit wahr, um meine Wasservorräte zu ergänzen. Im hohen Norden Europas ist das nicht erforderlich, weil die Flüsse und Bäche noch Trinkwasserqualität aufweisen. Allerdings schieben sich Zivilisation und Tourismus immer weiter nordwärts, so dass es auch dort bald zu Problemen mit der Wasserqualität kommen wird.



                Bild 02: Hier auf dem Fjell der Nordkinnhalvøya kurz vor der Barentssee, auf dem Weg vom Hopseidet nach Mehamn ist die Welt noch in Ordnung. Das Wasser kann direkt in die Flaschen abgefüllt werden und weist eine sehr hohe Reinheit auf. Perfektionisten lassen es sicherheitshalber noch durch ein Tuch laufen, um die selten vorhandenen organischen Schwebestoffe noch gänzlich herauszufiltern. Mehr ist aber nicht erforderlich.

                Auf herbstlichen Tagestouren in der Holledau nehme ich eigentlich nur mein Feldflaschenkocher-Set mit, wie hier im Post #452 in den Bildern beschrieben.

                Mit den neuzeitlichen Trinksystemen, so wie sie heute angeboten werden, habe ich keinerlei Erfahrung. Ich persönlich lehne diese Art von Wasserversorgung ab, weil ich nicht ständig wie ein Säugling an einem „Duzl“ nuckeln möchte. Auf Wanderschaft will ich die Natur bewundern und nicht wie ein Marathonläufer durch die Gegend hetzten, der keine Zeit hat, einen Schluck aus der „Pulle“ zu nehmen. Wenn ich Durst verspüre, suche ich mir ein schönes Plätzchen, möglichst mit einer prächtigen Aussicht, lege eine kurze Pause ein und während ich die schöne Aussicht genieße, ich mich ein wenig ausruhe und zur Orientierung vielleicht einmal in die Landkarte schaue, hole ich gemächlich meine Wasserflasche aus dem Rucksack und ...

                Viele Grüße
                Beyond
                Zuletzt geändert von Beyond; 05.10.2012, 22:37.

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                • elBarto
                  Erfahren
                  • 04.06.2010
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                  AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                  Hallo,

                  ich benutze im Kajak ein Trinksystem. Bei größeren Touren vollgefüllt mit drei Litern Wasser auf dem Vordeck meines Kajaks. Bei kleineren Touren mit ein bis anderthalb Litern Wasser in der Rückentasche meiner Schwimmweste. Gerade bei der zweiten Variante hängt der Trinkschlauch sehr praktisch griffbereit in Mundnähe.

                  Ich las mal davon dass es eigentlich schon zu spät sei wenn man erst trinkt wenn man richtig durstig wird. Und ich fahre ganz gut damit immer mal wieder einen kleinen Schluck aus meinem Camelbak-Trinksystem zu nehmen.
                  Vor allem ist das bei etwas wiedrigeren Wetterbedingungen praktisch. Schnell den Schlauch zum Mund und gleich weiter paddeln oder stützen können.

                  Außerdem fand ich mal folgendes in einem Buch:
                  Die tägliche Minimaldosis für die Flüssigkeitsversorgung lässt sich folgendermaßen berechnen: 30 Milliliter Wasser pro Kilo Körpergewicht, bei 66 Kilo also 2 Liter.

                  Gruß

                  Matthias

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                  • Beyond
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                    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                    Hej Matthias (elBarto),

                    mit den Mengenangaben liegen wir im selben Bereich. Nach Deiner Berechnung müsste ich mit rund 2,5 l Wasser auskommen, also sind 3 Liter pro Tag (2 PET-Flaschen) ausreichend.

                    Über den Einsatz von Trinksystemen wird es immer Befürworter und Gegner geben. Jedes System hat Vor- und Nachteile. Du schreibst, dass es praktisch sei, bei widrigen Wetterverhältnissen das Paddeln nur kurzzeitig unterbrechen zu müssen, damit man schnell wieder weiterpaddeln oder stützen kann. Den Gesichtspunkt „Sicherheit“ habe ich noch gar nicht berücksichtigt und ich muss zugestehen, da hast Du völlig recht. Allerdings habe ich bei heftigeren Wellenbewegungen weniger Probleme mit der Wasserver- als mit der Wasserentsorgung, wenn der Druck auf die Blase allmählich immer größer wird und ich ständig stützen muss.

                    Eine PET-Flasche mit 1,5 l Volumen wiegt 45 g, 3,0 l Volumen dann 90 g - ein Trinksystem mit 3,0 l Volumen rund 185 g. Allein das „Source Tube Brush Clean Kit“ (Tut mir Leid, aber diesen neuhochdeutschen Ausdruck für eine ordinäre Schlauchbürste, den ich in der Werbung entdeckt habe, muss ich einmal tippen und ihn mir auf den/der Fingern/Zunge „zergehen“ lassen.), die man auf längeren Touren wohl mitnehmen muss, wiegt allein schon 50 g, mehr als ein PET-Flasche. Also für unsere Ultraleicht-Trekker wird das schon problematisch, vom Preis einmal ganz abgesehen. Im Seekajak spielt Gewicht natürlich eine untergeordnete Rolle. Da kann man leichter so ein Trinksystem einsetzten.

                    Als ich 2004 die Donau hinunter nach Istanbul gepaddelt war, konnte ich immer Trinkwasser in meinen Wassersack nachfüllen. In der Türkei bekam ich einmal versehentlich Brauch- anstelle von Trinkwasser und prompt begannen in meinem Wassersack der Schimmel und grüne Algen zu gedeihen und diese räumten mich eine Zeit lang durch, bis ich die Ursache herausgefunden hatte. Es hatte eine lange Zeit gebraucht, bis ich den Sack mit 8 Liter wieder sauber hatte, der nur durch eine kleine Öffnung zugänglich war und nur einen winzigen Ausschnitt für die Reinigung und zum Kontrollblick freigab. Um Verschmutzungen zu erkennen, hatte ich die Innenwände immer an der Öffnung streifenweise vorbeiziehen müssen.

                    Seit dieser Zeit benutze ich nur mehr PET-Flaschen, zumindest im südlichen Mittelmeer, weil ich in diesen Verunreinigungen sofort erkenne und sie dann säubern oder auswechseln kann. Ich weiß nicht wie man ein Trinksystem reinigen kann. Meines Erachtens wird es aber schwieriger sein, den Schlauch, das Mundstück und den undurchsichtigen Sack sauber zu bekommen, als eine durchsichtige PET-Flasche einfach auszuspülen. Unter Umständen kann man mit einem einfachen, dünnen Stöckchen auch hartnäckigere Verunreinigungen beseitigen oder Fusel herausfischen, die sich nicht ausspülen lassen.

                    Dass man nicht erst trinken soll, wenn man richtig durstig ist, mag durchaus richtig sein. Ich habe auf meinen Seekajaktouren aber sehr selten richtigen Durst verspürt. Eigentlich kann ich ohne weiteres einen halben Tag ohne zu trinken auskommen, bei kühlem Wetter sogar bis zu einem ganzen Tag. Bei großer Hitze frische ich mich regelmäßig mit Meerwasser ab, indem ich eine „Kappe voll Wasser“ aufsetzte. Das scheint durchaus den Durst zu lindern. Auf Wanderungen reicht es eigentlich immer aus, wenn ich in den Rastpausen zur Flasche greife. Paradoxerweise verspüre ich immer den größten Durst, wenn ich einmal Langeweile habe. Das kommt aber auf meinen Reisen sehr selten vor! Das Trinkverhalten ist sicherlich von Mensch zu Mensch verschieden und bestimmt auch eine Gewohnheitssache.

                    Ich glaube aber, hier sollte sich ein jeder seine eignen Gedanken machen, wie er seine Wasserversorgung realisiert. Die einen ziehen Neuerungen, einfaches Bedienen und Bequemlichkeit vor, die anderen schwören halt auf Nostalgie. Wichtig ist, dass man die unterschiedlichen Meinungen hört und daraus die eigenen Schlüsse ziehen kann.

                    Viele Grüße
                    Beyond

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                    • krupp
                      Fuchs
                      • 11.05.2010
                      • 1466
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                      AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                      das mit dem abkühlen durch ne "mütze voll wasser" kann ich auch bestätigen.
                      das meisste wasser verlieren wir ja durch die hitzeregulation des körpers.
                      so banal es ist aber viele menschen machen es genau falsch wenn sie sich bei
                      großer hitze der kleidung entledigen.
                      klüger ist es das shirt/hemd anzubehalten und es so richtig vollzuschwitzen
                      (alternativ wenn man wasser zur verfügung hat und das ist beim paddeln ja kein problem, kleidung befeuchten)
                      da man so zusätzlich von der verdunstungskälte profitieren kann.
                      vieleicht ist das wissenschaftlich auch nonsens aber ich bilde mir ein es hilft.
                      wenn man fotos von berbern und anderen wüstenvölkern sieht tragen die tagsüber ja auch
                      weite und langärmlige kleidung, wird schon nen grund haben.
                      (das aborighines zb keine kleidung tragen hat (ich mutmaße) wohl eher damit zu tun das sie bis zur ankunft
                      der weissen technologisch dazu noch nicht in der lage waren und daher eher traditionelle gründe).

                      auch an der gewöhnung kann was dran sein. nach dem eher verhaltenem sommer bei uns und
                      meiner ankunft in der türkei mit grob 35 grad hatte ich die ersten tage einen ungewöhnlich hohen
                      wasserverbrauch von um die 5 liter was mich schon überraschte (zumal ich die ja auch noch schleppen musste...)
                      das hat sich dann aber nach so 2-3 tagen wieder auf ein normales niveau von 3 litern eingependelt.
                      ich trinke aber auch allg eher viel wasser/tee also auch daheim.

                      der vorteil an den trinksystemen ist ja eig der das man sich permanent mit wasser (kleine schlücke) versorgen kann.
                      das soll insgesammt besser sein für den körpereigenen wasserhaushalt
                      und auch für den verbrauch am ende.
                      das man dabei auch noch die hände frei hat oder zb nicht erst die kraxe absetzen muss ect ist natürlich auch
                      ein imenser vorteil.
                      ich selber machs aber auch so wie beyond... trinksysteme sind für mich ein verzichtbarer luxus,
                      ausserdem ist wasser nie wirklich sauber (auch nicht deutsches leitungswasser) ich rotiere auch
                      lieber pet-flaschen die leicht ersetzbar sind.

                      was ich mal in einem reenactment-blog gelesen aber nie selber probiert habe ist essig ins wasser zu tun.
                      so haben die römischen legionäre ihr wasser etwas haltbarer gemacht.
                      bei schlecht reinigbaren trinksystemen evt ne idee/alternative zu irgendwelchen chemikalien.

                      auf jeden fall sollte man nicht warten bis man durst hat, durst ist das äquivalent zu schmerz,
                      dh wenn man durst hat ist der körper bereits in der dehydrierungsphase.
                      das ist nicht nur großer stress für den körper es ist auch gefährlich weil die körperliche und geistige
                      leistungsfähigkeit rapide sinkt.
                      kommen dann schon leichte kopfschmerzen hinzu oder sogar schwindel wirds wirklich langsam eng.

                      ganz allg rate ich davon ab irgendwelchen richtlinien zu sehr zu vertrauen.
                      der wasserbedarf ist einfach zu abhängig von den individuellen umständen und besonders
                      bei körperlicher betätigung höher da der körper mehr kühlen muss um die normaltemperatur zu halten.
                      auch die nahrung spielt eine wirhctige rolle beim wasserhaushalt, kohlenhydratreiche nahrung bindet zb
                      viel wasser. falls das wasser also mal wirklich eng wird oder man bereits stark dehydriert ist sollte
                      man zumindest vorerst auch die nahrungsaufnahme einschränken bis sich der wasserhaushalt wieder stabilisert hat.
                      aber oke langsam sprengt es dem rahmen ^^ hatte nur halt neulich genug zeit mir live über diese dinge gedanken zu machen hihi
                      Zuletzt geändert von krupp; 09.10.2012, 04:25.
                      Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave.

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                        AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                        Zitat von Beyond Beitrag anzeigen
                        [...] Seit dieser Zeit benutze ich nur mehr PET-Flaschen, zumindest im südlichen Mittelmeer, weil ich in diesen Verunreinigungen sofort erkenne und sie dann säubern oder auswechseln kann. Ich weiß nicht wie man ein Trinksystem reinigen kann. Meines Erachtens wird es aber schwieriger sein, den Schlauch, das Mundstück und den undurchsichtigen Sack sauber zu bekommen, als eine durchsichtige PET-Flasche einfach auszuspülen. Unter Umständen kann man mit einem einfachen, dünnen Stöckchen auch hartnäckigere Verunreinigungen beseitigen oder Fusel herausfischen, die sich nicht ausspülen lassen.
                        [...]
                        Da ich auch ein Trinksystem bevorzuge, welches mit einem feuchten Lappen (Verdunstungskühlung funktioniert nicht nur bei Klamotten) umhüllt an Deck hinter meinem Sitz befestigt ist trinke ich inzwischen mehr während der Fahrt als zu Zeiten, da ich immer den Vorgang: Spritzdecke aufmachen, Flasche rausholen und aufschrauben, dann trinken und alles retour vor mir hatte. Und die regelmäßigere Flüssigkeitsaufnahme rechtfertigt inho das moderate Mehrgewicht (gerade beim Paddeln, wo das Gewicht sowieso nur bei Anreise und -landen gehoben werden muß)

                        Das reinigen und die Hygienekontrolle funktioniert zumindest bei meinem System, dank transparentem Beutel und großer Öffnung mit Klappverschluß sehr gut. Und für den Fall der Fälle ist ein Gebißreiniger-Tablettchen immer dabei. Wiegt auch fast nichts.

                        Und so sieht es dann aus (wenn auch, der Ehrlichkeithalber bemerkt sei, daß es sich um eine Aufnahme auf einem Binnengewässer handelt)

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                        • Prachttaucher
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                          AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                          Dann hier noch mal jemand ohne Trinksystem :

                          Bei mir hat sich die Kombination aus 3 Liter Wassersäcken (durchsichtig / große Öffnung) und 1,5 Liter PE-Flaschen bewährt. Um wirkliche Langtoren handelt es sich dabei aber nicht, sondern längstens 8 Tage am Stück. Die ersten Tage werden die Säcke geleert, zum Schluß die Flaschen, um auch den Stauraum in den Spitzen zu nutzen habe ich auch 6 x 0,5 Liter dabei.

                          Da ich meist alle 1 bis 2 Stunden eine Pause mache, reicht es zur Not dann zu trinken. Bei ruhigerem Wasser natürlich auch unterwegs.

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                          • Beyond
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                            AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                            Hallo Krupp,

                            vielen Dank für Deine ausführlichen Hinweise über den Wasserhaushalt beim Menschen. Durch die Befeuchtung der Kleidung entsteht bei Hitze Verdunstung. Mein schwarzes Paddel-T-Shirt ist nach einem anstrengenden langen Seekajak-Tag vom Salz weiß geworden. Es wirkt wie eine Saline, Dafür kühlt es aber während des Tages sehr gut, so dass ich mit der Hitze am Mittelmeer kaum Probleme habe. Die Verdunstungskälte reduziert das Schwitzen. Dadurch wird auch die Dehydrierung des Körpers verlangsamt, was als Fazit weniger Durst verursacht.

                            Weiße Farbe reflektiert mehr langwellige Infrarot-Strahlung, schwarze Farbe mehr kurzwellige Ultraviolett-Strahlung. Reflexion und Absorption stehen in direkter Abhängigkeit zueinander. Je größer die Reflexion eines Stoffes, desto geringer die Absorption. Das ist auch der Grund, warum dunkelhäutige Menschen in den sonnenintensiven Gegenden des Äquators leben und keinen Sonnenbrand bekommen, weil das dunkle Hautpigment die hautschädliche UV-Strahlung reflektiert und dadurch das Eindringen in die Haut herabsetzt.

                            1978 haben drei Zoologen der Washington State University die Frage für Vögel untersucht – weißes gegen schwarzes Federkleid. Ihr Ergebnis: Es kommt auf die Nebenbedingungen an. Bei Windstille wurde schwarzen Vögeln besonders heiß, ein weißes Federkleid kühlte besser. Die Ergebnisse kehrten sich allerdings um, als man eine leichte Brise von mehr als 10 Kilometern pro Stunde (Meine Anmerkungen: 10 km/h entsprechen rund 3 bis 4 Beaufort - kajaktechnisch: Idealbedingungen, insbesondere wenn Wind und Wellen schieben.) wehen ließ. Weil der Wind Hitze vom Körper wegtransportiert und so die Wärmeabstrahlung unterstützt, waren plötzlich die schwarzen Vögel im Vorteil. Am günstigsten war ein luftiges schwarzes Federkleid – das entspricht der Empfehlung, es wie die Tuareg zu halten und locker fallende dunkle Kleidung zu tragen. (Diesen Text-Absatz habe ich aus einem Artikel von „zeit online“ geklaut, weil er für uns so einiges sehr gut erklärt.)

                            Der Grund für diese Phänomen ist eben wie bei den Vögeln oben beschrieben, dass die schwarze Kleidung der Wüstenbewohner auch einen Temperaturtransport vom Körper nach außen bewirkt und wenn genügend Luftbewegung vorhanden ist, wird dann auch die Wärme weggetragen. Mehrere lockere luftige Schichten aus Naturfaser übereinander getragen, bewirken ein günstiges Mirkroklima um den Körper mit nahezu gleichbleibender Temperatur. Je dicker die Faser (z.B.: Wollstrickkleidung) desto mehr Luft kann sich als Isolierschicht am Körper halten. Das gilt sowohl für den Winter zum Wärmen mit einer etwas engeren Kleidung als auch für den Sommer zum Kühlen mit lockerem, luftigem Gewand, wie es zum Beispiel die Araber nutzen.

                            Ich finde es gut, wenn man als Reisender mit offenen Augen durch die Welt streift. Oft sind es die Kleinigkeiten, die man von den Eingeborenen lernen kann. Bei näherer Betrachtung wird man dann auch feststellen, dass es sich um die idealen, bestens angepassten Lösungen für das Leben in ihrer Region und unmittelbaren Umwelt handelt.

                            Deiner Meinung, dass man nicht allen Empfehlungen zu sehr trauen soll, schließe ich mich unumwunden an. Gerade im Internetzeitalter kann man zum selben Thema eigentlich alles finden, sei es gut oder schlecht, vernünftig oder unklug, wissenschaftlich oder laienhaft. Das gilt natürlich auch für meine „Tipps und Tricks“! Um das Richtige vom Falschen zu trennen, sind eben die kleinen grauen Zellen sehr gefragt, sofern noch genügend vorhanden sind und man nicht schon einen Teil beim Dschungel-Camp und anderen trendigen Outdoor-Produktionen der „innovativen“ Fernseheanstalten abgegeben hat. (Smiley: zwinkern)

                            Viele Grüße
                            Beyond
                            Zuletzt geändert von Beyond; 10.10.2012, 13:46.

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                            • krupp
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                              AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                              was interessantes nebenbei:

                              hab heute morgen im netz was gelesen dazu werd da mal noch weiter stöbern ist recht interessant.
                              muskeln im ruhezustand haben grob nur 36 grad wärend ein arbeitender muskel sich leicht auf
                              40 grad erwärmt. das es soviel ist hätte ich jetz auch nicht erwartet aber wenn man bedenkt
                              das bei den meissten outdooraktivitäten (angeln lasse ich jetzt mal aussen vor ^^ )
                              der ganze körper im einsatz ist, ist das doch recht beträchtlich. dahe rnatürlich auch das schwitzen usw
                              unabhängig von der aussentemperatur muss der körper da bereits einiges leisten.
                              aber ich will jetzt mal noch nicht behaupten das das wissenschaftlich fundiert ist,
                              dazu müsste ich erstmal noch grob und quer lesen
                              Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave.

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                              • Beyond
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                                Hallo Dirk (LihofDirk),
                                Hej Prachttaucher,

                                danke Euch beiden für Eure persönliche Meinung und Erfahrung zum Wassertransport und zum Trinken während einer Paddeltour. Hier kann man sehen, dass es kein ultimatives System gibt, das für alle gleich gut geeignet ist und auch von allen akzeptiert wird. Jeder von uns benutzt das, mit dem er am besten zurechtkommt. Trotzdem finde ich es gut, wenn hier die unterschiedlichen Arten vorgestellt und besprochen werden. Oft entdeckt man doch noch einen Hinweis auf einen Tipp, auf den man selbst noch nicht gekommen ist und den man übernehmen möchte.

                                Ich muss zugeben, dass ich beim Reisen lieber den gemütlichen Menschentyp vertrete, der gerne mal eine Pause einlegt, um die Natur auf mich wirken zu lassen. Dabei einen Schluck aus der Wasserflasche genießen, wenn ich Durst verspüre, einen Happen essen, wenn sich der Hunger meldet, sehe ich als sinnvolle Ergänzung und ich muss gestehen, das reicht mir.

                                Eigentlich höre ich mehr auf meinen Körper, der mir rechtzeitig signalisiert, wenn ein Mangel eingetreten ist. Wenn zum Beispiel durch Schwitzen der Körper an Salz verloren hat und der Elektrolyt aus dem Gleichgewicht geraten ist, bekomme ich Appetit auf scharfes, salziges Essen. Dem komme ich bei der nächsten Gelegenheit nach. Da habe ich schon während der Fahrt das Salz von meinem Paddel-T-Shirt heruntergekratzt und meinen Bedarf gedeckt, wenn der Drang nach etwas Salzigem zu groß geworden ist.

                                Vorbeugende und zusätzliche Mittel (z.B. Mineralstoffe, isotonische Getränke außer Bier an der Strandbar, usw.) habe ich auf meinen Reisen noch nie verwendet, auch nicht mitgenommen. Bis jetzt hat diese Methode immer funktioniert und ich habe noch keine gravierenden Mangelerscheinungen erlebt. Ernährungsratgeber in Person oder als Buch, die zu allem Möglichen raten, habe ich noch nie gesprochen und auch nicht gelesen.

                                Die gute Reinigungsmöglichkeiten bei Dirks Trinksystem mit dem großen Klappverschluss des Beutels ist für mich neu. Da ich Trinksysteme nicht benutze, habe ich mich mit den unterschiedlichen Typen auch nicht näher befasst und mir natürlich mein „Vorurteil“ aus den Erfahrungen mit meinen alten Wassersäcken gebildet. So bleibt bei den modernen Trinksystemen eigentlich zum Reinigen jetzt nur mehr der Schlauch und das Mundstück als Problem übrig. Ob man nun mechanische (Schlauchbürste) oder chemische (Reinigungstablette) Mittel benutzt, bleibt jedem selber überlassen. Wer die Umwelt nicht mit Chemie belasten will, muss halt rubbeln.

                                Bei uns in der Holledau haben wir ein sehr kalkhaltiges Wasser. Wenn das Wasser längere Zeit in einem Tank, Ballon, Sack/Beutel, Flasche lagert, setzt sich der Kalk als zäher Schleim ab. Alleine mit Ausspülen kommt man da nicht mehr weiter und man muss ebenfalls Chemie oder Mechanik einsetzten. Das ist auch ein weitere Grund (zumindest bei Touren in meiner Heimat), warum ich lieber PET-Flaschen (Kajak, Moped, Rucksack) oder die 5-Liter-Ballons (Camper) zum „Wechseln“ verwende.

                                Viele Grüße
                                Beyond

                                Nachtrag:

                                Übrigens der Tipp mit dem feuchten Lappen über dem Wasserbehälter auf Deck ist hervorragend. Kühlt ausgezeichnet und auf Binnengewässern überhaupt kein Problem! Auf dem Meer sollte man ein separates Tuch verwenden, weil es wie mein Paddel-T-Shirt spätestens am Nachmittag salzverkrustet sein wird. Wenn man ein stark saugendes altes Handtuch über den Sack legt und es unter die Rundumleine klemmt, saugt es sich ständig mit Wasser voll (Dochtprinzip) und man muss nicht immer selber nachfeuchten. Es muss nicht einmal ständig ins Wasser hängen, weil es bei jedem „Ankanten“ oder Wellenschlag von selber feucht wird.
                                Zuletzt geändert von Beyond; 30.10.2012, 10:05. Grund: Nachtrag

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                                • Beyond
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                                  AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                                  Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

                                  bevor ich auf einer Seekajak-Tour am Morgen wieder in meinen Kajak steige und mich auf einen neuen Tagesabschnitt begebe, gehe ich noch einmal über den Lagerplatz und schaue genau nach, ob ich nichts vergessen habe. Es wäre ja fatal, zurückpaddeln zu müssen. Allerdings, und das ist für mich der wichtigere Teil der ganzen Aktion, schaue ich nach, ob man etwas bemerken kann, dass ich da eine Nacht lang gelagert habe.

                                  Gut, niedergetretenes Gras oder etwas zusammengeschobener Kies für ein ebenes Nachtlager wird sich nicht vermeiden lassen. Spätestens nach dem nächsten Morgentau/Regen hat sich das Gras wieder aufgestellt und nach einem Sturm ist von dem Lager auf dem Kies auch nichts mehr zu sehne. Nein, ich vergewissere mich aber grundsätzlich, dass ich keinen Müll hinterlassen werde. Und dass man meine Feuerstelle nicht erkennen kann, falls ich ein kleines Kochfeuer am Abend zuvor angelegt gehabt habe.

                                  Denn es gibt nichts Ärgerlicheres für die zuständige Gemeinde, als wenn sich Touristen über mit Ruß und Asche verschmutzte Strände von den riesigen Lagerfeuern beschweren, die unvernünftige Menschen neben ihrem restlichen, unverrottbaren Müll hinterlassen haben. Ehrlich gesagt, ich möchte wirklich nicht mit zu den zu Recht verrufenen Verursachern gehören, wenn ich wieder einmal in eine der romantischen Buchten zurückkomme und dann ein Schild vorfinde, dass Feuermachen und eventuell sogar Biwakieren verboten ist und es bei Zuwiderhandlung hart bestraft wird. Die Einschränkung des Jedermannsrechts in Skandinavien ist ja eine Folge derzeitiger Outdoor-Enthuisiasten aus dem angrenzenden Süden, die den modernen Trend von Survival und Bushcraft aus dem Fernsehen folgen und in der „Wildnis“, meist nur ein paar Meter neben dem Parkplatz, zunehmend aber auch weiter „landeinwärts“, alles abholzen, was zum Feuermachen geeignet ist. Diese Lagerstellen sehen auch dementsprechend aus: Da findet man nicht nur, wie in früheren Zeiten, eine große sauber angelegte Feuerstelle in der Mitte des ausgewiesenen Areals zum Übernachten, an der alle Outdoorfreaks zusammenkommen können, um sich zu unterhalten und die Gemeinschaft zu pflegen - nein der Platz ist mit unzähligen kleinen schwarzen Brandstellen übersät, so dass man kaum mehr einen freien Fleck für sein Zelt findet. Das alles frisst sich immer weiter in die „unberührte“ Natur hinein.

                                  Bei der militärischen Grundausbildung lernt man, wie man eine Koch-Feuerstelle, ein Grubenfeuer, fachgerecht anlegt, damit man in der Nacht nicht gesehen wird und es am anderen Morgen wieder so verfüllt, dass man hinterher eine Anwesenheit von Personen nicht mehr feststellen kann. Das Unsichtbarmachen eines Spähtrupps ist das A und O dieses Lehrabschnitts. Warum kann das nicht auch von den Outdoor-Freaks, wie wir es sind, praktiziert werden? Hat man das alles schon wieder verlernt? Oder war man, aus welchem Grund auch immer, gar nicht beim „Bund“ und möchte das Versäumte jetzt unbedingt nachholen, was man dort für das Leben draußen alles hätte lernen können? Jeder Wehrpflichtige, der während der dreimonatigen Grundausbildung einigermaßen engagiert dabei gewesen ist, hat sich im Outdoorbereich ein größeres Wissen angeeignet, als jemand in einem überteuerten Survival-Wochenend-Crach-Kurs jemals lernen wird. Manchmal übersteigt das Wissen der ehemaligen Wehrpflichtigen sogar dem der sogenannten Bushcraft-Trainer. Ist es vielleicht das „Nicht-mehr-müssen“ oder sogar das „Abgewiesenwerden“, weil in der Ära einer Berufsarmee, nicht mehr jedes x-beliebige „Weichei“ und Möchtegern-Rambo aufgenommen werden muss? Ist das das eigentliche Klientel des heute so erfolgreichen zivilen Survival- und Bushcraft-Booms, unbedingt dabei sein zu wollen? (Sicherheitssmiley: „lächeln“)

                                  Komischerweise lernt man eine sinnvolle Feuerstelle zu bauen, auch schon in den Jugendgruppen, und es wird einem dort auch eingebläut, dass man das Lager oder einen Rastplatz so verlassen soll, wie man sie vorgefunden hat. Scheinbar ist das bei den Survival- und Bushcraft-Lehrgängen für Erwachsene heute nicht mehr obligatorisch. Über manche banalen Stilblüten, die die selbst ernannten Survival-Coachs so von sich geben, muss man direkt schmunzeln, wenn man die angebotenen Bushcraft-Videos ein wenig durchforstet oder deren Geschriebenes liest.



                                  Bild 01: Warum muss es ein meterhohes Lagerfeuer sein? Warum lernen, lebende Bäume schnell für ein Lagerfeuer zu fällen, Holz zu spalten? – Bushcraft für Denkfaule! Für mich als „Soloreisender“ reicht eine kleine Feuerstelle aus einem Besteckständer zum Kochen, Wärmen (Im Winter ziehe ich allerdings einen dicken Schlafsack vor.) und für die Romantik, sprich Seele, vollständig aus. Hier der lange Behälter mit 9 Löchern. Das Brennmaterial besteht meist aus bis zu fingerdicken Ästchen oder Fruchtzapfen von Koniferen, die vom Wind abgebrochen in den Büschen hängen und dort vollkommen getrocknet sind. Ein spezielles Werkzeug wie das Survival-Messer, mit Rasierklingenschärfe zum Holzspalten (!), ist dafür bestimmt nicht nötig.



                                  Bild 02: Auch zum Kochen ist diese Hobo-Konfiguration geeignet. Zu sehen der kurzer Besteckbehälter mit 6 Löchern. In dem Topf, aus einer alten Alu-Milchkanne gefertigt, können eineinviertel Liter Wasser zum Kochen gebracht werden. Der „Hobo“ steht auf abnehmbaren Füßen, 7 cm über dem Boden. Wie man sieht, ist hier eine Unterlage zur Schonung des Waldbodens nicht unbedingt erforderlich, wenn man die nötige Vorsicht walten lässt. Unerfahrene sollten aber auf eine feuerfeste Unterlage niemals verzichten!



                                  Bild 03: Auf Tagestouren in der Holledau verwende ich ausschließlich meinen selbst gebauten Bundeswehr-Feldflaschenkocher, um mich jetzt während der Übergangszeit (Herbst, Frühjahr) mit einer Suppe oder einem Haferl Tee aufzuwärmen. Das Bild zeigt ihn als Hobo im Holzbetrieb. Die Unterlage ist eigentlich nicht nötig, da der Kocher unten geschlossen ist (Aschefänger) und der Rost für das Brennholz einen Abstand zum Boden aufweist. Alternativ kann er auch mit einem Dosenkocher beheizt werden. Den Dosenkocher aus einer Deodose habe ich exakt auf den Kocher abgestimmt, damit er optimal brennt. Nachteil: Ich muss dann zusätzlich Spiritus mitnehmen.



                                  Bild 04: Mein Ultraleicht-Kochset, hier noch mit einer normalen Konservendose zu sehen. Der Kocher selbst, einschließlich Ständer und Topfhalter, wiegen 80 g. Die Konservendose, dreiviertel Liter Inhalt, als Topf mit Deckel nochmals 75 g. Verwendet man hingegen einen Halben-Liter-Alu-Behälter, einschließlich Deckel reduziert sich das Topfgewicht auf ganze 20 g. Insgesamt muss ich dann ein Kochset mit insgesamt 100 g tragen. Weil ich keinen Brennstoff mitschleppen muss und mein Heizmittel, zumindest in Europa, für beliebig langes Kochen unbegrenzt vorhanden ist, halte ich mein Ensemble für wirklich ultraleicht! Bei „ultraleicht“ kommt es auf die Gesamtkonfiguration an, nicht nur auf den Kocher allein. Verbesserungen werden von mir laufend realisiert. Zum Beispiel: keine Schüröffnung (unnötig, weil Nachfüllung von oben), dafür mehr Lüftungslöcher (Vorteil: Glut kann nicht herausfallen).

                                  Nähre Einzelheiten über meine gesamte Koch-Ausrüstung findet man bei den Beschreibungen (siehe dazu das Inhaltsverzeichnis). Wenn man selber ein wenig nachdenkt, kann man auch für wenig Geld „ultraleicht“ unterwegs sein.

                                  Viele Grüße
                                  Beyond

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                                  • Beyond
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                                    • 09.11.2010
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                                    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                                    Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

                                    wenn ich auf meinen Seekajaktouren eine Inselerkundigung oder eine kleine Wanderung unternehmen möchte und dabei eine Übernachtung erforderlich wird, muss ich zumindest meine Lagersausrüstung mitnehmen. Dazu benötige ich ein Transportmittel: einen Rucksack, eine Tasche, ein tragbares Bündel oder ähnliches.

                                    In einem Kajak ist zwar das Gewicht von untergeordneter Bedeutung, dafür spielt das Volumen eine um so größere Rolle, wenn man sich nicht noch einen Packsack oben auf das Deck schnallen möchte. Das sieht zwar sehr expeditionsmäßig aus, suggeriert dem staunenden Publikum einen „Long-distance Trip“ und gehört bestimmt zu den imagewirksamen Accessoires einer Sonntagnachmittagspaddeltour an der Hafenpromende entlang, hat aber mit Seekajaking eigentlich wenig zu tun. (Smiley: „zwinkern“) Ein Rucksack von der Stange mit entsprechender Größe ist relativ voluminös und man kann ihn im Kajak nicht raumsparend unterbringen.

                                    Da habe ich mich an meine „Ultraleicht-Phase“ erinnert, in der ich so ziemlich alles, was schwer und voluminös gewesen war, abgespeckt habe. Damals, am Anfang der 1970er Jahre, hatte ich zunächst mit kleinen Umhängtaschen (Jagdtaschen) experimentiert, aus denen dann mein „Reise-Notfall-Beutel“ entstand, weiter mit dem chinesischen Wickeltuch, in das man seine Ausrüstung eingeschlagen und dann über eine Schulter und quer über den Rücken gehängt und vor der Brust zusammengeknotet hatte. Der Nachteil war, dass man wenig Bewegungsfreiheit hatte und man bei hohen Temperaturen und mehr Anstrengung sehr leicht ins Schwitzen geriet.

                                    Das Endergebnis war eine Kombination aus Rucksackträgern und dem in eine Plane eingepackten Transportgut. Ich verstaute alles in einer „Gepäckrolle“, bestehend aus z,B.: meiner Liegematte und dem Tarp mit rund 22 cm Innendurchmesser und einer Länge von rund 55 cm. Das ergab ein Packvolumen von etwas über 20 Litern. Daran befestigte ich die gepolsterten Tragegurte von einem alten Rucksack (Koppeltragegestell von der Bundeswehr) mit Schnüren, so dass ich ein normales „Rucksack-Tragesystem“ erhielt. Das Bündel konnte variabel gestaltet werden und zwar alleine mit dem vorhandenen, zu transportierenden Materialien. Ein separater Packsack war nicht erforderlich und reduzierte dadurch das Gewicht erheblich.



                                    Bild 01: Mein „Rucksack“ besteht ausschließlich aus einem reinen Transportsystem mit leichten Schlauchträgern und Schnüren zum Verzurren. Das Gewicht beträgt 150 g und das Volumen ist minimal. Mein „Rucksack“ lässt sich platzsparend, bequem in die Spitze des Kajaks stecken. Das Bündel zum Transportieren wird mit den vorhandenen Utensilien (Tarp, Bodenplane usw.) zusammengehalten.

                                    Zugegeben: Dieser Rucksack-Ersatz eignet sich nicht für extrem lange Trekkingtouren. Für gelegentliche Tageswanderungen, aber auch für Mehrtagestouren mit Übernachtung bei einem Inselrundgang während einer längeren Seekajak-Reise reicht das System allemal aus, weil in diesen Fällen keine Gewaltmärsche angesagt sind. Auch hier kann man meine „Ultraleicht-Ausrüstung“ kaum mehr toppen, insbesondere weil das Transportvolumen variabel gestaltet werden kann.



                                    Bild 02: Der Rucksack ist aufgebaut, aus dem Trägersystem, Liegematte und Tarp. Das Transportvolumen beträgt in diesem Fall etwa 20 Liter bei 22 cm Innendurchmesser. Je nach Innendurchmesser kann ich mein gewünschtes Volumen einstellen. Rund 30 cm Innendurchmesser und einem Transportvolumen von dann knapp 40 Litern halte ich für eine gängige Größe, um für Übernachtungen in der Mittelmeerregion gerüstet zu sein.

                                    Persönlich gehe ich folgendermaßen vor: Ich rolle meine Liegematte (177 cm x 55 cm) auf den erforderlichen Durchmesser zusammen, umwickle die Rolle mit meinem einmal in der Mitte zusammengefalteten Tarp (300 cm x 200 cm) und befestige die Schlauchträger mit einer Schnur, oben und unten. Das überstehende untere Ende des Tarps rolle ich mit einer eingelegten Schnur bis zur Matte ein, biege die Enden nach oben um und verknote die Schnur an dem Tragesystem mit Paketknoten. Durch den Rollverschluss, wenn er breit gefaltet wird, entsteht ein relativ fester Boden. In die Rolle stopfe ich nun den Schlafsack als Bodenversteifung und darauf kommt nun die restliche Ausrüstung, die ich mitnehmen möchte. Wegen der Liegematte außen ist alles geschützt und es gibt keine Druckstellen am Rücken. Wenn man die Rolle nur weich auffüllt, passt sie sich geschmeidig dem Rücken an. Das obere Ende des Tarps wird in gleicher Weise mit einem Rollverschluss versehen und nach unten umgeschlagen und verschnürt. Der gesamte „Rucksack“ ist dadurch vollkommen wasserdicht geworden.



                                    Bild 03: Blick in das Innere. Im Prinzip ist es gleichgültig, welche Liegematte man verwendet. Allerdings bestimmt die Breite der Matte die Höhe des Rucksacks.

                                    Wer einen empfindlichen Rücken hat oder zu starkem Schwitzen neigt, bindet mit der Tragegestell-Verschnürung noch ein Handtuch als Rückenpolsterung an die Rolle. Natürlich kann man das Ganze individuell abändern: z.B.: anstatt Schnüre, Bänder verwenden, die Rucksackträger durch leichte Gurte ersetzen, Knoten durch Plastikschließen vereinfachen, mit der Bodenplane die Isomatte umhüllen, das Tragesystem mit einem Hüftgurt ergänzen usw. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Und wer das alles als Blödsinn ganz verwirft, auch gut! Niemand ist gezwungen noch wird er angehalten, meinen Vorschlag anzunehmen! Ich möchte nur Alternativen aufzeigen.

                                    Unterschiedliche Alternativen entsprechen dem Ergebnis einer Brainstorming-Sitzung: Manchmal führen die ausgefallensten und aberwitzigsten Vorschläge zu einer praktikablen Lösung eines Problems, wenn man sie nur konsequent weiterverfolgt.

                                    Dies ist Beyonds Variante eines ultraleichten Rucksacks, entstanden am Beginn der 1970er Jahre, also in einer Zeit, in der sich die Outdoor-Industrie noch nicht etabliert und den Markt übernommen hat aber die ersten Abenteurer als Pioniere bereits daran gedacht haben, ihre Ideen zu vermarkten und ihre Versandhäuser aufzubauen. Damals ist der naturverbundene Individualist noch gezwungen gewesen, selber Überlegungen anzustellen, wie man Gewicht und Volumen sparen und eine persönlich abgestimmte Ausrüstung schaffen kann. Ehrlich gesagt: Das hat unheimlich Spaß gemacht und ich habe eine Unmenge dabei gelernt, im Gegensatz zu heute! Heute wird mehrheitlich konsumiert und das Denken weitgehendst ausgespart. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel, wie es unsere MYOG-Glide immer wieder sehr eindrucksvoll unter Beweis stellt. (Smiley: „lächeln“)

                                    Viele Grüße
                                    Beyond
                                    Zuletzt geändert von Beyond; 21.10.2012, 02:25.

                                    Kommentar


                                    • atlinblau
                                      Alter Hase
                                      • 10.06.2007
                                      • 4176
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                                      AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                                      Ich gönne mir etwas Mehrgewicht und nutze seit 15 Jahren
                                      einen normalen 65 l-Seesack. Da passt dann auch alles rein.

                                      sowas hier, mit 1300 g aber nicht UL

                                      Thomas

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                                      • Nobse
                                        Erfahren
                                        • 11.01.2009
                                        • 389
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                                        Zitat von Beyond Beitrag anzeigen
                                        wenn man sich nicht noch einen Packsack oben auf das Deck schnallen möchte. Das sieht zwar sehr expeditionsmäßig aus, suggeriert dem staunenden Publikum einen „Long-distance Trip“ und gehört bestimmt zu den imagewirksamen Accessoires einer Sonntagnachmittagspaddeltour an der Hafenpromende entlang, hat aber mit Seekajaking eigentlich wenig zu tun.


                                        Viele Grüße
                                        Beyond
                                        OT: Volltreffer......Haha Humor wie er mir gefällt
                                        Nobse
                                        "Viele Weltmeister sind Alkoholiker geworden,aber ich bin der erste Alkoholiker, der Weltmeister geworden ist"
                                        Zitat / Eckhard Dagge (Boxweltmeister)

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                                        • Beyond
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                                          • 09.11.2010
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                                          Hallo Thomas (atlinblau),

                                          danke für Deinen Hinweis auf die Militärseesäcke mit Schultergurten. Ich wollte sie (zumindest die Bundeswehr-Version) auch schon in meinem Beitrag anführen, weil sie ja von den Trageeigenschaften her, mit meinem „UL-Rucksack“ identisch sind. Allerdings muss man auch die Seesäcke entsprechend polstern (am besten halt mit der Liegematte). Aber sie lassen sich noch gut und platzsparend zusammenfalten und passen ebenfalls bequem in die Spitze des Kajaks, weil sie sich der Bootsform anschmiegen.

                                          In meinem „Seesack“ für die Mopedtouren, es ist die obligatorische Motorrad-Gepäckrolle, kleide ich auch die Innenwand mit meiner sich selbst aufblasenden Liegematte aus, stopfe unten den Schlafsack hinein und dann obendrauf die restliche Ausrüstung. Das ergibt eine sehr weiche Rückenlehne, die ich auf Langfahrten nicht vermissen möchte. Diese Anordnung hat sich auf über 75.000 km für mich definitiv bewährt.



                                          Bild 01: Mein Moped, dieses Mal nicht in Skandinavien, sondern in Portugal auf dem Weg von Baraganca nach Viseu im Tal des Duero. Bei dieser Rast überprüfe ich gerade die Route, die ich durch das „portugiesische Outback“ (Tras os Montes) gewählt habe. Man kann gut den Packsack zum Anlehnen erkennen. Im heißen Süden kommt man eben mit etwas weniger Gepäck aus. Da haben meine drei Wasserflaschen noch bequem in der Rolle Platz gehabt.

                                          So werden Erfahrungen, die ich auf den unterschiedlichen Reisen gemacht habe, zusammengefasst und angepasst, bis ich für mich eine optimale Lösung für den jeweiligen Anwendungszweck gefunden habe.

                                          Viele Grüße
                                          Beyond

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