Das Bambisyndrom - oder eine verblödete Generation

[Malapascua]

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Das Bambisyndrom dürfte weniger eine Frage einer neuerdings verblödeten Generation sein

Die "Verblödung" der Leute hat ohnehin nix damit zu tun. Problematisch wird es wenn Menschen die Null Ahnung haben, trotzdem überall mitreden wollen (sow wie 90% der Grünpiss Spender).

Bücher und Artikel mit Überschriften vom Typ "Generation doof" halt ich übrigens für einen "Aufstand" der bestenfalls Mittelmäßigen, die sich Ihrer Überlegenheit über eine Hälfte der Bevölkerung vergewissern wollen, so eine Art anbiederndes Herr-Lehrer-ich-weiß-was-Syndrom. Derartige Publikation sind meiner Meinung nach auch Ausdruck der infantilen Unreife und Unsicherheit der Autoren und ihrer Leser.

Sehr richtig. Die Leute die sich am meisten über die angeblich so blöde Bildzeitung aufregen, sien meist die die noch nie eine andere zeitung gelesen haben.

[Klappstuhl]

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Betrifft das Bambisyndrom eigentlich auch den fehlenden Sinn für richtige Rechtschreibung?

[Kuckuck]

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Hallo,
Technisch hochgerüstet, unterstützt von einer Industrie, deren Angebot innerhalb einer Dekade explodierte, dringen sie in die letzten Winkel der Erde vor.
Ohne Wissen über die Natur und die Zusammenhänge werden wir viel Schaden anrichten. Es ist daher nicht egal, ob Kindern die Natur nahegebracht wird oder nicht.

In Deutschland halte ich die Vermaisung der Landwirtschaft, d.h. der teilweise großflächige Anbau von Mais für die Agrargasgewinnung für das größere Problem - es beibt keine Fläche übrig, die als Natur bezeichnet werden kann und auf denen noch mehr Schaden als durch die Landwirtschaft angerichtet werden kann. Insofern ist es gut, wenn solche "Erholungsflächen" gesellschaftlich stärker eingefordert werden.

Kuckuck

[Max3k]

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Und dann passierte es: etwa Mitte der neunziger Jahre brach eine begüterte Mittelschicht auf, die Natur zurückzuerobern, vor der die Menschen sich in behütete Enklaven zurückgezogen hatten. Technisch hochgerüstet, unterstützt von einer Industrie, deren Angebot innerhalb einer Dekade explodierte, dringen sie in die letzten Winkel der Erde vor.
Ohne Wissen über die Natur und die Zusammenhänge werden wir viel Schaden anrichten. Es ist daher nicht egal, ob Kindern die Natur nahegebracht wird oder nicht.

Es sind eben nicht die Kinder, die hochgerüstet die Fernreisen in die hinterletzten Winkel des Planeten antreten und dort die Natur zerstören.
Es sind die begüterten, aber sozial verarmten Anhänger der Generation Golf, die sich schon in ihrer Jugend mehr für Markenklamotten als für ihre Umwelt interessiert haben, und nun auf Kosten aller ihren Pseudo-Individualismus ausleben. Wer hingegen schon als Kind in der Natur unterwegs ist, wird naturgemäß etwas über sie lernen wollen, wird z.B. im Rahmen von Jugenfreizeiten bei den Pfadis von engagierten Betreuern entsprechende Werte vermittelt bekommen (statt die ersten Zelterfahrungen bei Rock am Ring zu sammeln ).

[Ditschi]

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In Deutschland halte ich die Vermaisung der Landwirtschaft, d.h. der teilweise großflächige Anbau von Mais für die Agrargasgewinnung für das größere Problem - es beibt keine Fläche übrig, die als Natur bezeichnet werden kann und auf denen noch mehr Schaden als durch die Landwirtschaft angerichtet werden kann. Insofern ist es gut, wenn solche "Erholungsflächen" gesellschaftlich stärker eingefordert werden.

Kuckuck

Hallo,
bin mit beiden Argumenten einverstanden. Die Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen zur Energiegewinnung ist aber nicht nur in Deutschland ein Problem, sondern weltweit. Mein Credo: wer etwas schützen will, muß bei sich selbst anfangen und eigenes Verhalten hinterfragen. Dazu ist ein Forum bestens geeignet. Wir sind, wenn wir mit UL-Zelt und Matte hinausziehen, Nutzer der Natur und können ihr Schaden zufügen. Unser Verhalten kann aber auch dazu beitragen, die Natur besser zu verstehen und zu achten. Welche Richtung das Ganze nimmt und nehmen soll, müssen wir diskutieren. Und es fängt ganz klein damit an, ob wir Häufchen mit Klopapier hinterlassen, Torres.
Gruß Ditschi

[cast]

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Denke ab und zu mal mit raus auf Wanderschaft schleppen und unterwegs die Dinge am Wegesrand entdecken könnte schon etwas bringen.

So hat das mein Vater mit mir und meiner Schwester gemacht, kaum das wir gehen konnten.

Das hat immer mit den Eltern zu tun. Die Schule hat weder die Zeit noch die Möglichkeit das beizubringen.
Um so etwas zu erlernen muß man raus in den Wald.
Oerste Priorität hatte während des Geologie Studiums die Exkursion.
Ohne gesehen zu haben wovon man redet wird das nix.

Also liebe Erziehungsberechtigte schnappt euch eure Kids und ein Bestimmungsbuch und auf in Feld und Wald. Dann lernen nicht nur die Kinder etwas.
Wenn ich das leuchten in den Augen meines Patenkinds sehe, wenn er mit auf die Jagd darf, dann machts mir noch mal so viel Spaß.

[sjusovaren]

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Also liebe Erziehungsberechtigte schnappt euch eure Kids und ein Bestimmungsbuch und auf in Feld und Wald. Dann lernen nicht nur die Kinder etwas.
Wenn ich das leuchten in den Augen meines Patenkinds sehe, wenn er mit auf die Jagd darf, dann machts mir noch mal so viel Spaß.

Super! (wo ist der thumbs up smiley)

[ThomasA]

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Hallo,
Als mit 19 gerade nicht mehr Mitglied der befragten Altersgruppe muss ich gestehen, dass ich trotz kindlicher Bildung (wir hatten immer min. ein Bestimmungsbuch dabei) inzwischen den Großteil der heimischen Tier- und Pflanzenwelt nicht mehr zuverlässig (teilweise auch gar nicht mehr) bestimmen kann. Wenn man ca. 5 mal im Jahr "richtig" wandern geht (mehr als Sonntagsspaziergang 45 min) dann verlernt man diese Dinge eben auch wieder. Insofern ist es für den Großteil der Bevölkerung sicher kein "Alltagswissen". Ich selbst werde mit zunehmender Aktivität jetzt wieder interessierter und nehme demnächst auch wieder die alten Bücher mit (Die Unkenntnis wurde mir erst neulich beim Spaziergang mit meiner Freundin klar, als wirdiverseste Sträucher am Wegrand nicht mehr einordnen konnten).

[cast]

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Sträucher sind das eine und manchmal gar nicht so einfach.
Aber frag mal nach Insekten. ich kenne kaum jemanden, der da passende Antworten hat.
Bei der Jagdausbildung taten sich da Abgründe auf.

Ich habe den Vorteil, daß mein Vater seit 40 Jahren zuerst mit der Macrokamera und später bei den Koleopterologen unterwegs war.

Aber ein paar Sachen sollte man mehr wissen als nur den Zitronenfalter und den Hirschkäfer.

[ProgHippie]

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Kinder lernen das, was sie brauchen und was ihre Umgebung hergibt. Da heute kaum noch jemand in der Landwirtschaft arbeitet oder sich aus der direkten Produktion ernährt, ist es doch klar, dass dieses Wissen verloren geht. Dafür eignen sich Kinder anderes Wissen an - nämlich das, was ihnen jetzt und später nützt: Computerkenntnisse, das Wissen, wie eine U-Bahn funktioniert etc.

Das ist ganz normal und hat mit Verblödung nichts zu tun. Das Wissen der Großeltern wird durch anderes Wissen und andere Denksysteme ersetzt, ein ganz normaler Prozess. Dass es da dann immer wieder Ungereimtheiten oder Logikbrüche, liegt in der Natur der Sache und im Wesen des Menschen, der Irrationalitäten schon immer zugeneigt war - trotz Aufklärung oder naturwissenschaftlicher Beweisführung.

Genau meine Meinung. Ich habe auch erst mit 21 angefangen zu wandern und die Natur aktiv zu erleben. Na und?

[ProgHippie]

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Aber ein paar Sachen sollte man mehr wissen als nur den Zitronenfalter und den Hirschkäfer.

Naja... Ist ja nicht schlimm, wenn man sich in der Insektenwelt nicht auskennt. Die können sich dafür vielleicht besser mit Computern aus, na und? Ich würde ein bestimmtes Wissen einem anderen nicht überordnen.

[cast]

AW: Das Bambisyndrom - oder eine verblödete Generation

Meinst du ?
Unser Problem ist IMHO, daß sich zuviele Kids mit Computern (und dem Fernsehprogramm) und zuwenige mit bspw Insekten (Pflanzen usw) auskennen.

Ich habe auch erst mit 21 angefangen zu wandern und die Natur aktiv zu erleben. Na und?

Ich habe meinen ersten Computer mit 23 bekommen. Na und? Mit dem DOS 3.21 Wissen von damals kann ich heute nix mehr anfangen.

[markrü]

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(...)Ich habe meinen ersten Computer mit 23 bekommen. Na und? Mit dem DOS 3.21 Wissen von damals kann ich heute nix mehr anfangen.

Aber wenn Du einen in freier Wildbahn siehst kannst Du ihn Klassifizieren... (Und vielleicht noch bedienen)

Das Alltagswissen wird halt immer spezialisierter. Dadurch verfällt sein Wert (die Anwendbarkeit) aber leider auch schneller. Feuer machen mit einem Feuerbohrer geht immer noch, Pilze Sammeln auch.
Dass man einen Stadtplan lesen und ohne Assistenten einparken kann, wird bald nutzlos sein.

Markus

[ProgHippie]

AW: Das Bambisyndrom - oder eine verblödete Generation

Meinst du ?
Unser Problem ist IMHO, daß sich zuviele Kids mit Computern (und dem Fernsehprogramm) und zuwenige mit bspw Insekten (Pflanzen usw) auskennen.

Die Welt wäre also ein besserer Ort, wenn mehr Leute Insekten und Pflanzen bestimmen könnten?

[Kuckuck]

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Die Welt wäre also ein besserer Ort, wenn mehr Leute Insekten und Pflanzen bestimmen könnten?

ja - man schützt/ wertschätzt nur was man kennt - ohne Artenkenntnis oder jedenfalls -empatie wird sicherlich keine Erhalt entsprechender Landschaften eingefordert - und im Zweifel wird die Welt im Interesse von (Groß-)Konzernen in vielerlei Hinsicht ärmer.

Kuckuck

[sjusovaren]

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ja - man schützt/ wertschätzt nur was man kennt - ohne Artenkenntnis oder jedenfalls -empatie wird sicherlich keine Erhalt entsprechender Landschaften eingefordert -

Genau! Viele merken gar nicht, wie z.B. Vogelarten verschwinden, weil sie diese nie als solche wahrgenommen haben.
Was man nicht (er)kennt, das vermißt man auch nicht.
Artenkenntnis halte ich auch für sehr wichtig. Und gerade weil das heute leider oft nicht mehr "nebenher" gelernt wird, tut es Not, das gezielt an die Kinder heranzutragen.
Insofern also sogar wichtiger als früher!

[lupold]

AW: Das Bambisyndrom - oder eine verblödete Generation

Genau! Viele merken gar nicht, wie z.B. Vogelarten verschwinden, weil sie diese nie als solche wahrgenommen haben.

Gibt`s in NYC nicht auch nen Zoo für Haustiere, um zu zeigen wie das in der Mitte vom Burger vorher aus sah?
Mein Sohn war erst 2 Jahre im Wald-Kindergarten und hat da schon was mitbekommen, dann aber ein Jahr im Indoor-Kindergarten, damit er sich an die Sitzerei gewöhnt.
Die Grätsche zwischen guter Ausbildung und der Vorbereitung auf die (kranke, kaputte...) Gesellschaft ist nicht ohne wie ich finde.
Z.Zt. hat er eine Video-Kamera als Dauerfummelgerät. Also einen Computer mit dem er draussen Pilze filmen kann.
(Und er hat neulich Mutti gefragt, warum die 5 Feuer-Starter und keinen Feuerstahl in der Handtasche hat.)

[_Matthias_]

AW: Das Bambisyndrom - oder eine verblödete Generation

Gibt`s in NYC nicht auch nen Zoo für Haustiere, um zu zeigen wie das in der Mitte vom Burger vorher aus sah?

Da musst du nicht nach NYC gehen, das gibt es in der Stuttgarter Zoo, der Wilhelma auch. Was ich dabei interessant finde: als Kind im Zoo haben mich einheimische Tiere nie interessiert, die kannte man ja eh. Wenn ich heute mit den Kindern von Bekannten da war, dann waren denen die ganzen exotischen Tiere egal, die kannte man ja aus Fernsehen und anderen Zoos, aber der Nutztier-Schaubauernhof, der war für die richtig interessant.

[Philipp]

AW: Das Bambisyndrom - oder eine verblödete Generation

Oerste Priorität hatte während des Geologie Studiums die Exkursion.
Ohne gesehen zu haben wovon man redet wird das nix.

Du sagst es: hatte. Aber auch das hat sich geändert.

OT: Und oberste Priorität bei den Exkursionen hatte das Biertrinken...

[Bassmeister]

AW: Das Bambisyndrom - oder eine verblödete Generation

Dass man einen Stadtplan lesen ...kann, wird bald nutzlos sein.

Markus

Ganz so sehe ich das nicht. So ein Navi braucht immerhin Batterien, die im Zweifelsfalle alle sind und in der Wildnis auch nicht so ohne weiteres zu ersetzen und/oder aufzuladen. (im entscheidenden Augenblick ist die Sonne nämlich dann weit und breit nicht zu sehen und Asche war's mit dem schönen "Solar-Multi-Ladegerät".)

Was ich damit sagen will, eine Fähigkit zu erwerben, ist nie verkehrt, und wenn es ist, um das Hirn fit zu halten. Ein wenig Orientierung geht ja sogar ohne Karte und jegliche Hilfsmittel.

Worum es uns hier gehen sollte, ist doch, das Interesse für die Natur (auch als Lebensgrundlage für ALLE) zu erhalten, die Sinne (alle) zu schärfen, um wach und sorgsam mit dem umzugehen, was uns umgibt. Weil es eben verletzlich (und schon verletzt) ist.

...aber der Nutztier-Schaubauernhof, der war für die richtig interessant.

Ja, auch so Bauernhof-Urlaub ist für uns Stadtkinder meiner Meinung nach ein guter "Einstieg", um ein wenig Gefühl für die andere Seite zu bekommen.
Leider "verstädtert" jedoch auch das "Ländliche" immer mehr und wird vor allem zu Show-Kulisse für eben jene Stadtkinder. Das spürt man zuweilen deutlich. Womit wir wieder beim Thema wären...