Lücken im badischen Notarztdienst

[Ingwer]

Hallo,

wer im Sommer auf den Westweg unterwegs ist und innerhalb des Kreis Waldhut in eine Notsituation kommt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit länger warten müssen bis der Notarzt ankommt.
Die Bereichsnotärzte in dem Kreis (niedergelassene Ärzte in dem Kreis, die in ihrer "Freizeit" den Notarztdienst übernehmen) stellen ihren Dienst zum 1. Juli ein, da die Verhandlungen zur Entgeltung dieser Dienste im Sande verlaufen sind.
Nähere Infos hier
Falls man sich nicht im Einzugsbereichs eines Krankenhauses befindet, muß man nun nach abgesetzten Notruf mit einen Helikopter rechnen. Da die Anzahl der Helikopter beschränkt ist, kann es aber zu längeren Wartezeiten kommen. Und natürlich wird es schwierig mit der Hilfe wenn das Wetter schlecht ist.

Man kann nur hoffen das sich die Situation in den anderen Landkreisen besser entwickelt.

Grüße

P:S: Liebe Mods, verschiebt bitte den Thread falls ich im falschen Unterforum gepostet habe.

[willo]

AW: Lücken im badischen Notarztdienst

P:S: Liebe Mods, verschiebt bitte den Thread falls ich im falschen Unterforum gepostet habe.

Imho ist der Outdoorbezug schon recht konstruiert...

[Ingwer]

AW: Lücken im badischen Notarztdienst

Imho ist der Outdoorbezug schon recht konstruiert...

Ich lasse mich gerne eines besseren belehren, aber angesichts dessen dass die Situation der Bereichsnotärzte in den anderen Landkreisen des Schwarzwalds nicht besser aussieht (wer will schon heutzutage Landarzt sein) und die Anzahl der Unfälle steigt (auch aufgrund des Ausbaus der touristischen Infrastruktur), sehe ich sehr wohl einen Outdoorbezug.

[McCoy]

AW: Lücken im badischen Notarztdienst

Moin,

ich finde es immer schrecklich, wenn so getan wird, daß wenn es keine Notärzte gibt, man an Ort und Stelle auf den Verwesungsprozess warten müsse. Es gibt nach wie vor ein sehr gut funktionierendes Rettungssystem mit gut ausgebildetem Personal, welches für 95% aller Notfälle ausreichend gut ausgebildet ist. Für die restlichen 5% gibt es die Optionen des Rettungshubschraubers, weiter weg gelegenen Notarztstandorten oder des schnellen Transports in ein Krankenhaus.

Die Versorgung ist zwar ohne die Notärzte nicht mehr so gut, aber immer noch auf einem international sehr hohen Standard. Oder wie sich einer unserer Ärzte ausdrückte: Wem das an Sicherheit nicht reicht, der muss in der Schwesternwohnheim einer Uniklinik mit Werkfeuerwehr ziehen. Dem füge ich hinzu: und sollte nicht auf irgendwelchen abgelegenen Wanderwegen unterwegs sein.

Gruß aus dem Rheiderland

Lutz

[umeier]

AW: Lücken im badischen Notarztdienst

OT: Der Haken an der Sache ist: Viele Maßnahmen unterliegen in D dem Arztvorbehalt, d.h. erforderliche Maßnahmen können vom nichtärztlichen Assistenzpersonal nur im Rahmen der sog. "Notkompetenz" ausgeübt werden, wobei sich die Jungs und Mädels ganz erheblich in rechtliche Grau- bis Stockdunkelzonen bewegen. Was bin ich froh, dass ich mich in dem Job nicht mehr herumärgern muss ...

[McCoy]

AW: Lücken im badischen Notarztdienst

Notkometenz

Die Notkompetenz ist kein Gesetz, sondern eine Stellungnahme einer Ständevereinigung. Gesetzt ist der rechtfertigende Notstand §34 StGB und die unterlassene Hilfeleistung nach §323c StGB. Natürlich sollte ich wissen was ich da mache, ansonsten hilft mir auch die dokumentierte Meinung irgendwelcher Vereine nix. Andersrum hilft mir die BÄK auch nicht, wenn ich nach §323c eine Narkose durchführen muss, weil ich weis, daß der Patient sie braucht und die Maßnahme sicher beherrsche. Entweder ich mache es und muss es halt im Zweifelsfalle begründen, oder ich lasse es, muss es aber im Zweifelsfalle auch begründen. Und eine Begründung: "Es gibt da eine Vereinigung, die meint ich solle das nicht machen" ist etwas dünn.

Und ich habe mir abgewöhnt mich da mit rum zu Ärgern, ich mache was ich sicher kann und wofür ich einen ausreichenden Grund benennen kann. Und damit kann mir auch keiner an die Karre fahren.

[umeier]

AW: Lücken im badischen Notarztdienst

OT: Auch wenn wir hier maximal OT werden: Ich kenne das Spannungsfeld nur zu gut und ich bin ehrlich froh, dass ich diese Abwägungen nicht mehr treffen muss. Natürlich bemühen sich in dem Job alle um das Wohl des Patienten. Wenn´s gut geht wird einem auch niemand an den Karren fahren. Wenn´s aber daneben geht gilt der Grundsatz: "Auf hoher See und vor Gericht ...". "Kunstfehler" gibt´s halt beim Assistenzpersonal nicht.

Sei es drum: Auch wenn ich die Gegebenheiten in BaWue nicht kenne: Irgendwie gibt es immer irgendeinen Aufgabenträger der in irgendeiner Form einen Sicherstellungsauftrag hat. Und dem hat er in irgendeiner Form nachzukommen. Da muss im Zweifelsfalle ordnungsrechtlich eingegriffen werden. Dass im Einzelfall das nichtärztliche Personal erforderliche Maßnahmen durchführt ist IMHO kein Problem, wenn das aber systematisch der Fall ist stinkt der Fisch halt vom Kopf her.

[uli.g.]

AW: Lücken im badischen Notarztdienst

Liebe Leute!

Jetzt macht doch mal langsam! Notfallkompetent, Notarzt, notärztlicher Bereitschaftsdienst, Ärztemangel und geizige Kassen; alles in einen Topf geschüttet, fünfmal rumgerührt, bißchen Hefe dazu und schon gärt es.......

Wenn diesen Sommer ein einsamer Outdoorer, der in der Wutachschlucht sein Nachtlager aufgeschlagen hatte, am nächsten Morgen von Stiletto-highheels und Nordic-Walking-Stöcken wildgewordener Wochenend-Spaziergängern blutig getreten und von outdoor-crosscountry-rollatoren überrollt wurde, weil er seinen Schlafsack nicht schnell genug zusammengerollt hat (nicht umsonst ist das Übernachten in der Schlucht verboten!) - so wird er wie eh und je so schnell wie möglich durch den Rettungsdienst incl. Notarzt erstversorgt und ins nächste Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung oder zum nächstgelegenen Maximalversorger verfrachtet! Keine Panik!!!!

Wovon reden wir hier? ... i.E. von Geld und von der in der Tat schlechter werdenden ärztlichen Versorgung der Bevölkerung in ländlichen Gebieten - und von der Frage, ob nun die Kassen zu wenig bezahlen oder die Ärzte zu viel verdienen.. Und es geht um Lobby-Arbeit ggü. der ebenfalls undifferenzierten Lokalpresse; also: "langsam mit de´junge´Hund´!"

summa summarum würde ich mir vermutlich lieber am Belchen oder über´m Feldsee einen Bein- oder akuten Blinddarmbruch zuziehen als irgendwo im Wiesental als Aussiedlerbauer eine fiebrige Bronchitis zuziehen...... Oder irgendwo in noch strukturärmeren Gebieten in MecPom o.ä.

Also keine Panik! Es sei denn, ihr habt vor, zum Zwecke einer kritischen Notfallentbindung nebst Nabelschnurschlinge, verengtem Geburtskanal, verlangsamten Herzgeräuschen und seltener Blutgruppe euch in eine Schutzhütte irgendwo im Hotzenwald zu begeben......