Ängste

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  • Pax
    Dauerbesucher
    • 14.02.2009
    • 700
    • Privat

    • Meine Reisen

    #21
    AW: Ängste

    Naja, ein leichter Fall von Klaustrophobie wie es eigentlich fast jeder hat ist sicher auch bei mir vorhanden. In Milchglasaufzügen potenziert sich das wohl, große Höhe, keine "Fluchtmöglichkeit".
    Aber ansonsten würde ich es schon als Höhenangst bezeichnen. Das letzte mal schön erlebt auf dem Alten Peter in München. Auf der Platform oben hätt ich fast nen Herzkasper gekriegt, irgendwie konnte ich die Augen nicht von "unten" abwenden, stark erhöhter Puls, etc. Und das obwohl da ein wunderbares Geländer steht, und der Boden alles andere als uneben ist.

    Im Dunkeln habe ich in der Stadt auch mehr Sorgen als im Wald. Dort erschrecke ich höchstens mal kurz, wenn ich aus Versehen Rehe aufgeschreckt habe, die dann ratz-fatz die Kurve kratzen.
    Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

    Kondition statt Carbon!

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    • Sapmi
      Fuchs
      • 20.11.2005
      • 2329
      • Privat

      • Meine Reisen

      #22
      AW: Ängste

      Zitat von Spurensucher Beitrag anzeigen

      Im Dunkeln fühle ich mich nur in den Städten unwohl. In den Wäldern habe ich keine Angst.

      Zitat von Pax Beitrag anzeigen
      Im Dunkeln habe ich in der Stadt auch mehr Sorgen als im Wald.

      Ich hab prinzipiell in Städten mehr Angst als im Wald - es sei denn, es handelt sich um einen stadtnahen Wald. Also definitiv mehr Angst vor Menschen als vor anderen Tieren oder sonst was.
      Kilpailu ei kuulu erämaahan
      ***********************
      Der Mensch, der allein reist, kann sich heute auf den Weg machen; doch wer mit einem anderen reist, muss warten, bis dieser bereit ist. (H.D.Thoreau)

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      • Ari
        Alter Hase
        • 29.08.2006
        • 2555
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        AW: Ängste

        Angst ist eher eine unkalkulierbare/mit Risiken behaftete Eigenschaft einer Persönlichkeit und bei Outdoorunternehmungen wohl eher "schädlich/problematisch".
        - wenn das so wäre, hätte diese "Eigenschaft" nicht so lange den "Optimierungsprozess Evolution" überlebt.

        Ich meine genau das Gegenteil ist der Fall - Angst verhindert z.B. in potentiell gefährlichen Situationen, dass man aus Routine nachlässig wird.

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        • Laika
          Erfahren
          • 04.07.2009
          • 210
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          AW: Ängste

          Zitat von Ari Beitrag anzeigen
          Ich meine genau das Gegenteil ist der Fall - Angst verhindert z.B. in potentiell gefährlichen Situationen, dass man aus Routine nachlässig wird.
          Wer spricht denn hier von Routine. Routine beinhaltet immer auch ein Gefahrenmoment. Viel mehr stimme ich hier einigen anderen zu, die von "Respekt" sprechen. In diesem Sinne verstehe ich auch die von mir erwähnte Besorgtheit/Achtsamkeit/Voraussicht ... . Wie schon gesagt, kommt es darauf an wie jeder für sich den Begriff "Angst" definiert.
          Meine Sichtweise ist eben eine etwas andere als deine. Evolution? Diejenigen Arten/Individuen, die keine Ängste hatten/haben sind die erfolgreichen, weil sie z.B. auf der Jagd in der Auseinandersetzung erfolgreicher waren/sind oder mutiger bei der Erschließung neuer Lebensräume usw.

          Schönen 1. Advent

          Laika
          Der Wald lebt, er kann atmen und sprechen und erzählt die Sage von der Urmutter allen Lebens. (jakutisch)

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          • Nasus
            Dauerbesucher
            • 09.07.2009
            • 745
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: Ängste

            Als Kind hatte ich leichte Höhenangst.
            Allerdings war es immer nur ein mulmiges Gefühl, das ich nur unmittelbar verspürt habe - also nicht bereits beim Gedanken die auslösenden Umstände, was für mich bei einer 'richtigen' Angst dazugehört.
            Geholfen hats mir, dieses Gefühl einfach wahrzunehmen - und zu kapieren, dass außer diesem Gefühl an der Situation nichts negatives ist.
            Ich wünsche zwar keinem Ängste, aber es tut gut, welche zu haben und damit umgehen zu lernen. Das hilft auch in ganz anderen Situationen - mir z.B. hat es sehr geholfen, das Rauchen aufzugeben. Dieses Gefühl, das den Zwang ausübt ist eben nur ein Gefühl - und somit nichts, was mich bestimmen könnte.

            Auch wenn hier zwar überwigend Positives zu Konfrontation bzw. sogar Abhärtung berichtet wurde, möchte ich jedoch davon abraten, das als Patentrezept aufzufassen.
            Ängste können alle möglichen Ursachen und Auswirkungen haben, die allesamt anders angegangen werden müssen. Mittlerweile sollte es auch kein Problem mehr darstellen, auf professionelle Hilfe zurückzugreifen.

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            • Ari
              Alter Hase
              • 29.08.2006
              • 2555
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: Ängste

              Meine Sichtweise ist eben eine etwas andere als deine. Evolution? Diejenigen Arten/Individuen, die keine Ängste hatten/haben sind die erfolgreichen, weil sie z.B. auf der Jagd in der Auseinandersetzung erfolgreicher waren/sind oder mutiger bei der Erschließung neuer Lebensräume usw.
              - Auch wenn Du offensichtlich Angst (Emotion) mit Ängstlichkeit (Persönlichkeitseigenschaft) gleichsetzt, was ich für nicht korrekt halte, stimmt Deine Aussage bezüglich des gößeren evolutionären Erfolges der "Mutigen" wahrscheinlich selbst dann nicht.

              Vor kurzem habe ich in einem Wissenschaftsmagazin zum Thema gelesen, dass Untersuchungen an Mäusen ergeben haben, dass sowohl sehr mutige, als auch sehr ängstliche Individuen in einer Polpulation zu gleichen Teilen vertreten waren. Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluß, dass offensichtlich beide Verhaltensweisen einen evolutionären Vorteil bringen würden.

              Schönen 1. Advent
              - Wünsch' ich auch.
              Zuletzt geändert von Ari; 29.11.2009, 20:40.

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              • Fernwanderer
                Alter Hase
                • 11.12.2003
                • 3885
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                AW: Ängste

                Wenn ich mich recht erinnere definieren Psychologen Angst als Furcht, die mit Steuerungsverlust einhergeht.
                Das, was hier als schon mal als "Respekt" bezeichnet wurde, wäre demnach Furcht, und der nicht nur beinahe "Herzkasper" Angst. Eine Situation wie sie Torres beschreibt wäre zwar große Furcht aber eben noch keine Angst.
                Der Furcht kann man dann durch Exposition und das Erfolgserlebnis der Bewältigung verhältnismäßig leicht Herr werden, der Angst ohne Hilfe von Außen nicht.
                Angst hätte ich dieser Betrachtung gemäß keine mir bekannte.
                Der Grad der Furcht hängt bei mir durchaus von Konditionierung und Konstitution ab. Ich erinnere mich an eine Wintertour wo ich mit leichtem Fracksausen eine ausgesetzte Stelle überquerte, auf dem Rückweg hab ich diese Stelle nicht mal mehr wiedergefunden, bin einfach locker drüber weg gelatscht. Schlafmangel, Dehydrierung, Unterzuckerung, Restalkohol ... wirken sich bei mir furchtverstärkend aus. Die beschriebene Wintertour fand an Silvester statt, die Furchtminderung könnte also nicht nur mit Konditionierung, sondern auch abgebautem Alk zu tun haben.
                Weniger exotisch klingt diese Erklärung wenn man die Beschreibung umdreht.
                Schlafmangel, Dehydrierung, Unterzuckerung, Restalkohol ... senken bei mir, wie bei jedem anderen auch, das Kontrollvermögen und die Jetzt-bitte-etwas-mehr-aufpassen-Alarmmeldung, genannt Furcht, wird nicht mehr so sinnvoll und zielgerichtet abgearbeitet wie sonst.

                Fernwanderer
                In der Ruhe liegt die Kraft

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                • Torres
                  Freak

                  Liebt das Forum
                  • 16.08.2008
                  • 32315
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: Ängste

                  @ Fernwanderer: Interessante Definition.

                  Mit dem Begriff "übersteigerte Furcht" könnte ich gut leben, denn Traumata sind meine Erlebnisse definitiv nicht, sonst würde ich ja an jeder abfallenden Serpentine an meine früheren Erlebnisse denken, das ist aber nicht der Fall. Sondern bestimmte Situationen lösen urplötzlich eine neue Furcht aus, ohne dass ein Zusammenhang mit anderen Situationen besteht.

                  Ich nenne das auch nur deshalb Panikattacke, weil es urplötzlich ohne Vorbereitung kommt - gerade bin ich noch Kurven mit leichtem Kribbeln gefahren und plötzlich macht es "peng"- und ich kann weder klar denken, noch logisch handeln, die Motorik streikt und mein Herz rast, als bekäme ich gleich einen Herzanfall. Am ehesten ist das mit dem Alarmzustand nach einem Beinaheunfall vergleichbar, wo man anhalten und sich erst einmal beruhigen muss. Das ist aber alles einer Steuerung zugänglich und kurz danach verflogen (also kein Trauma).

                  @ Ari: So oft ist das nicht passiert, weil ich mich seither besser kenne und verdächtigen Situationen auch mal aus dem Weg gehe. Aber wenn es passiert, ist es heftig, inklusive der Phantasievorstellung, meine Schöne zu verschenken und mit dem Bus heim zu fahren. Habe ich aber in den 11 Jahren noch nie wahrgemacht .

                  Torres
                  Oha.
                  (Norddeutsche Panikattacke)

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                  • Prachttaucher
                    Freak

                    Liebt das Forum
                    • 21.01.2008
                    • 12166
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: Ängste

                    Ich bin ein ziemlicher Angsthase beim Paddeln in punkto Wellen. Am schlimmsten ist´s wenn ich morgens beim Aufwachen den Wind höre. Letztendlich hat mich die Angst vor gefährlichen Situationen bewahrt, aber es ist oft übertrieben. Unterwegs im Boot geht´s dann meistens. Im Prinzip könnte ich hier auch etwas dagegen tun durch entsprechende Kurse/ Training, Erlernen der Eskimo-Rolle etc.

                    Zitat von blitz-schlag-mann Beitrag anzeigen
                    Mir ist immer etwas kribbelig im dunklen Wald. Ich laufe nun dort bewusst öfter im Dunkeln hin, mache die Lampe aus und gehe ruhig ein bischen. Hilft.
                    Ist auch nicht ohne ! Hatte ich so extrem neulich zum ersten Mal im Harz erlebt - plötzlich war´s dann doch sehr dunkel. Habe dann mit der Taschenlampe nach meinem Zelt gesucht und einen rießigen Schreck bekommen : Durch die beiden Reflektoren sah das Akto wie ein Raubtier aus. Obwohl ich das beim 2.ten Mal wußte, bin ich wieder erschrocken.
                    Zuletzt geändert von Prachttaucher; 30.11.2009, 11:08.

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                    • Waldhexe
                      Alter Hase
                      • 16.11.2009
                      • 3346
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: Ängste

                      In der Tat definiert die Psychologie begründete Angst als "Furcht", unbegründete Furcht als "Angst". Wo da genau die Abgrenzung zur Phobie oder zur Angststörung liegt, weiß ich auch nicht genau, bei beiden gibt es ja meist bestimmte Auslöser - ich leide z.B. unter Arachnophobie! Aber hier soll es ja um Angst und Furcht gehen, und ich finde das Thema sehr interessant!

                      Meiner Meinung nach sollte Furcht niemand wegtrainieren oder verdrängen, weil das Überleben davon abhängen kann! Furcht ist immer ein sinnvoller Hinweis auf Gefahren! Habe ich z.B. vor einer Kajaktour Bammel, vergewissere ich mich noch einmal, ob die Tour für mich angemessen ist, rede mit Leuten die den Fluss kennen, schaue nach dem Pegel und schaue mir z.B. schwierige Stellen nach Möglichkeit bei der Anfahrt vom Land aus an. Enweder bleiben größere Zweifel, dann wähle ich eine andere Tour, oder die Furcht legt sich etwas und ich starte, bleibe aber vorsichtig. Ich kann also mit Furcht umgehen, indem ich meine Tour noch einmal überdenke, meine Ausrüstung überdenke, weitere Informationen einhole.

                      Womit ich auch nicht so gut umgehen kann ist Angst. Ich hätte z.B. Ängste allein im Fjäll im Zelt. Ich würde mir zwar sagen, dass dies zu früheren Zeiten berechtigte Furcht gewesen wäre (Raubtiere) und uns das vielleicht "in den Genen steckt", dass es im Kahlfjäll (hoffentlich!) keine Bären gibt und sich bestimmt auch keiner verirrt hat (hoffentlich!) - schlafen würde ich trotzdem schlecht!
                      Da würde mich auch interessieren, wie Ihr mit solchen Ängsten umgeht!

                      Claudia,
                      die auch nicht gerne im Meer badet...

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                      • Prachttaucher
                        Freak

                        Liebt das Forum
                        • 21.01.2008
                        • 12166
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: Ängste

                        Das Bärenthema wird ja häufig angesprochen. In Nordschweden hatte ich keine disbezüglichen Ängste, da die dort wohl eher irrational wären. Interessant wäre, wie die Kanada/ Alaskareisenden mit der dort eher begründeten Angst umgehen.

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                        • Laika
                          Erfahren
                          • 04.07.2009
                          • 210
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: Ängste

                          Zitat von Fernwanderer Beitrag anzeigen
                          Wenn ich mich recht erinnere definieren Psychologen Angst als Furcht, die mit Steuerungsverlust einhergeht.
                          Das, was hier als schon mal als "Respekt" bezeichnet wurde, wäre demnach Furcht, und der nicht nur beinahe "Herzkasper" Angst. Eine Situation wie sie Torres beschreibt wäre zwar große Furcht aber eben noch keine Angst.
                          Der Furcht kann man dann durch Exposition und das Erfolgserlebnis der Bewältigung verhältnismäßig leicht Herr werden, der Angst ohne Hilfe von Außen nicht.
                          Diese Sichtweise/Erklärung zur Unterscheidung von Angst und Furcht finde ich persönlich sehr gut.
                          Bei der Überwindung von Furcht/Bedenken/... hat mir bisher immer ein rationaler Lösungsansatz/Betrachtung geholfen. Häufig bringe ich mich auch selbst in Situationen bei denen ich mich unter Druck setzte, die dann eigentlich vermeidbare Furcht/Ängste/Unruhe/Unbehagen hervorrufen.

                          Zitat von Ari Beitrag anzeigen
                          Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluß, dass offensichtlich beide Verhaltensweisen einen evolutionären Vorteil bringen würden.
                          Na bitte, da treffen wir uns doch in der Mitte.
                          Der Wald lebt, er kann atmen und sprechen und erzählt die Sage von der Urmutter allen Lebens. (jakutisch)

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                          • montaine
                            Gerne im Forum
                            • 12.10.2009
                            • 82
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: Ängste

                            Inteessant! Aber ich möchte hier wieder zum Ursprung des Threads zurück, nämlich wie ich mt meinen Ängsten umgehe.

                            Ich schreibe vor allem von meinen Ängsten unterwegs.
                            Ich gehe in meinen Körper, und ich versuche, diesen ganz intensiv zu spüren. Vor allem die Füsse. Ich erde mich quasi neu. Und mache mir klar, was mein Körper gerade tut. Das klappt wunderbar in exponierten Stellen, wo man auch noch die Hände brauchen muss: wo kommt der Fuss hin, wo die Hand? Wie atme ich? Wie verlagere ich nun das Gewicht usw. Jene, die Yoga betreiben, werden mich eher vertehen...
                            Eine sehr bedrohlich Situation hatte ich vor 2 Jahren in den Alpen, als ich mich im Nebel verirrte, in ein saumässig steiles Gelände mit hohem nassen Gras, durchsetzt von Felsen, geriet, und erst noch meine Landkarte verlor... Ich hatte grosse und reale Angst. Und es gelang mir, mich irgendwo hinzustellen, wo das möglich war, und liess meine ganze Angst in einem Urschrei weg! Danach war ich in der Lage, mich wieder zu spüren, und merkte, dass ich total gehypert hatte. Nun war ich wieder imstande, besonne zud bewusst mich zu bewegen, und so zu handeln, wie ich das draussen sonst auch immer mache. Und es gelang mir, mich aus der Affäre zu ziehen!

                            Liebe Grüsse
                            montaine

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                            • psy48
                              Dauerbesucher
                              • 27.05.2006
                              • 923

                              • Meine Reisen

                              #34
                              AW: Ängste

                              Ich habe so eine Art Tauchphobie. Bin 85/86 hunderte Male getaucht, allermeist alleine und da waren ein paar üble Situationen dabei. Da sammelt man in 30m Tiefe im Hafenbecken Proben und dann schiebt der Schlepper so ein riesiges Frachtschiff an die Mole. Alleine die Geräusche und der Blick auf die Schraube, echt gruselig. Habe mich dann so therapiert, das ich an der Mole herumgetaucht bin, dort Proben genommen, zwischen Barrakudas und anderen Fischen. Das Problem war immer diese Geräusche, dieser metallische Krach. Einmal mußte ich im Bereich von starker Strömung tauchen und hatte einen total ungeeigneten Bootsführer... Selten bin ich mal mit Kollegen getaucht, weil die andere Projekte hatten. Mein selbst gewähltes Tiefen-Maximum war 30m, dort nur kurz, damit ich zur Not ohne Dekompression die Flasche an der Weste aufdrehen konnte, was mich dann wie einen Sektkorken an die Oberfläche transportiert hat. Einmal war ich mit einem Kollegen auf 30m, habe meinen Kram gemacht und dann schwamm der runter auf etwa 40m und seine Flasche verhedderte sich in einem Fischernetz. Ich mußte ihn frei schneiden, das hat ganz schön Überwindung gekostet. Habe ihm dann auch gleich den Daumen gezeigt, das ich gleich hoch schwimme. Nächstes Jahr ist wieder sowas geplant, aber das machen wir dann zu zweit. Seitdem habe ich nicht mehr getaucht, sondern meine Aktivitäten auf Faunastudien verlegt, die sich in extrem brandungsexponierten Bereichen abspielen. Hervorragende Ergebnisse und mehr als ein paar Schrammen holt man sich da nicht, wenn man auf den Wellengang achtet. Bloß aufpassen bei Strömungskanälen auf dem Riff. Wenn man da erstmal rausgeschwemmt ist, was mir nie passiert ist, dann muß man über die Brandung wieder zurück, es sei denn, man wird aufgefischt. Man sollte sich nicht verrückt machen, aber auch keine Routine aufkommen lassen. Dann geht das schon, zumindest bei mir...

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                              • Meer Berge
                                Fuchs
                                • 10.07.2008
                                • 2381
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #35
                                AW: Ängste

                                Das Bärenthema wird ja häufig angesprochen. In Nordschweden hatte ich keine disbezüglichen Ängste, da die dort wohl eher irrational wären. Interessant wäre, wie die Kanada/ Alaskareisenden mit der dort eher begründeten Angst umgehen.
                                Ich kann insgesamt ganz gut Bauch- und Kopfsteuerung kombinieren, wie es die Situation gerade erfordert.

                                Klar, wenn ich in Ost-Grönland im Winter unterwegs bin, muss ich mit einer gewissen Bärenwahrscheinlichkeit rechnen. Dann informiere ich mich vorher so gut es geht, wie groß und wo die Gefahr sein könnte, über das Verhalten von Bären, etc. Ich leihe mir ein geeignetes Gewehr aus und lass mir zeigen, wie ich damit umgehe. Mein Freund vor Ort besteht drauf, dass ich ein Satelliten-Telefon mitnehme. Ich spiele in Gedanken Situationen durch, wo ich einem Bären begegnen könnte und wie ich damit umgehe, wie ich mich dann verhalte. Ich weiß dabei: Die wichtigste Regel ist: Ruhe bewahren! Ich habe nur einen Schuss. Dann müsste ich nachladen, was der Bär wohl nicht abwarten würde.

                                Ich habe noch nie wirklich Panik gehabt. Wenn die Furcht zunimmt, steuere ich mit dem Kopf gegen. Ich betrachte die Situation mit mir mittendrin von außen oder von oben, geistig. Überlege, wo und wie die Gefahr objektiv liegt und was ich sinnvollerweise nun machen kann, welche Möglichkeiten ich habe. Die werden dann abgewägt. Erst dann komme ich wieder zu mir zurück und kann handeln.

                                Dabei spielt es keine Rolle, ob ich mich in den Bergen im Nebel und Schnee verlaufen habe, ob ich in einer auch objektiv nicht ungefährlichen Gegend unterwegs bin oder ob ich mich in einer Wand beim Klettern verstiegen oder mit der Zeit verschätzt habe oder von Gewitter und Hagel überrascht werde oder ob gerade der Vorsteiger gestürzt und böse verletzt ist. Meine Methode ist immer dieselbe. Vorbereitet sein. Ruhig bleiben, von außen betrachten, Möglichkeiten abwägen. Konsequent und mit Bestimmtheit handeln.

                                Vielleicht habe ich einiges davon als Skipper und Reiseleiter gelernt, oder zumindest oft genug geübt. Da muss man die (oft echte) Panik der anderen auch noch flach halten und sie in vernünftige Bahnen lenken.

                                Gruß,
                                Meer Berge

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                                • walkabout
                                  Anfänger im Forum
                                  • 13.08.2007
                                  • 31

                                  • Meine Reisen

                                  #36
                                  AW: Ängste

                                  Ein super Thema finde ich! Bestimmt verheddere ich mich jetzt in den Unterschieden zwischen Furcht und Angst.
                                  Ich bin leicht klaustrophobisch und bei Spinnen kribbelt es im Bauch, na ja. Mit den Spinnentieren komme ich ganz gut klar, vor allem weil ich versuche, die Viecher sehr spannend zu finden (was sie sind). Wenn die guten Kollegen aber in den Tropen allerdings ein bestimmte Größe überschreiten, wird es schwierig (mir ist mal eine über ein Bein gelaufen und das spüre ich immer noch).

                                  Sonst hilft mir Training: ich stelle mir immer wieder die angst- oder furchtauslösenden Dinge vor und dann direkt die Lösungen mit dazu. Das hat einiges gemildert.
                                  Auch physisches Training hilft bei mir bisweilen. Beim Klettern wird die Angst immer weniger, je häufiger ich klettere. Mache ich eine Pause, dann wird es wieder schlimmer.

                                  Wenn ich weiß, es wird zu einer Situation kommen, die mir Angst bereiten werden, dann bereite ich mich wirklich sehr gründlich vor. Ich bekämpfe die Furcht mit Wissen. Bei den Spinnenviechern lese ich alles über die Tierchen in der jeweiligen Region usw.

                                  Die Angst im Zelt im Norden erinnert mich an eine Solotour in Norwegen. Ich hatte mich aufgrund von leichter Blödheit verlaufen (war nicht schlimm, hatte GPS und Kompass dabei) aber ganz plötzlich fühlte ich mich vollkommen verloren und hatte die Hosen echt voll. Ich konnte kaum klar denken. Erstaunlicherweise blieb das ein paar Tage. Die Vostellung, im Zelt diesen Gedanken ausgeliefert zu sein, haben mich dazu bewogen, mich so müde zu machen (also so weit zu laufen), dass ich sofort einschlafe - war keine wirkliche Lösung, hat aber für die Tour funktioniert.

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                                  • Anonymous
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                                    Erfahren
                                    • 09.02.2009
                                    • 195
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #37
                                    AW: Ängste

                                    Vor Spinnen renne ich ängstlich+weinend davon...

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                                    • Absurd
                                      Anfänger im Forum
                                      • 27.02.2010
                                      • 37
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #38
                                      AW: Ängste

                                      Gegen Ängste gibt es jede Menge Übungen, allerdings müssen diese geübt, geübt, geübt werden und das geht schlecht, wenn man zu Hause im sicheren Wohnzimmer hockt, die größte Lerneffekt wird nur in der Situation erzielt. Dann allerdings kann es eben gerade mal absolut nicht funktionieren.
                                      Ich finde deshalb, dass angstlösende Medikamente einen sehr sinnvollen Zusatz zum Medi-Pack darstellen. Wenn man damit verantwortungsbewusst umgeht, sich und die Wirkung der Tabletten auf den eigenen Körper kennt und diese nur in "unbegründeten" Angstsituationen nimmt, kann as durchaus helfen.
                                      Man muss ja nicht gleich die Megahämmer nehmen, die ein hohes Suchtpotential haben. Vorallem gegen Einschlafprobleme ist das oft sinnvoll (ich schätze mal, ich bin nicht die Einzige, die nach mehr oder minder gefährlichen Situationen tagelang nicht einschlafen kann).
                                      "I would rather be with trees,
                                      than in the middle of noisy streets."
                                      Korpiklaani

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                                      • smeagolvomloh
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                                        • 07.06.2008
                                        • 1929
                                        • Privat

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                                        #39
                                        AW: Ängste

                                        Obwohl dieser Beitrag schon ein Weile besteht, bin ich bislang noch nicht richtig darauf aufmerksam geworden. So kommt jetzt auch noch mein „Senf“ dazu:

                                        Ich würde mich als einen ziemlich angstfreien Menschen bezeichnen.

                                        Wenn ich für mich persönlich den Begriff der Angst definierten wollte, dann würde da so was bei rauskommen wie: „unbegründete Furcht“ oder „Furcht vor dem Unbekannten“.

                                        Im Folgenden werfe ich mal ein paar Phrasen ins Rennen, die meine Empfindungen zu diesem Thema teilweise darstellen.

                                        „Dinge die ich kenne, schrecken mich nicht.“
                                        „Mir geht zwar der Stift, ich mach’s aber doch, weil ich es kann.“
                                        „Was andere locker machen, die auch nicht mehr drauf haben als ich, mache ich doch auch locker.“
                                        „Hier stehe ich - da will ich hin – also los.“
                                        „Wenn du es jetzt nicht machst, machst du es nie.“
                                        „Ich habe die Kontrolle über das, was ich mache.“

                                        Gerade die letzte „Phrase“ ist für mich die entscheidende.

                                        Die letzte Situation, an die ich mich erinnere, wo ich mächtig „Schiss in der Bux“ hatte, war eine Paddeltour in den Schären der schwedischen Westküste. Schon abends war es sehr windig. Die ganze Nacht konnte ich im Zelt schlecht schlafen. Früh morgens hatte der Wind noch weiter aufgefrischt. Ich schaue mir vor dem ersten Käffchen die Wellen an und denke nur „wie soll ich mit meiner kleinen Schüssel da durch kommen“. Im Morgengrauen ein schlechtes Frühstück mit flauem Gefühl im Magen. Trotzdem wurde das Boot zu Wasser gelassen, denn trotz aller miesen Befürchtungen wusste ich, dass das Material in Ordnung ist, meine Vorbereitungen ausreichend waren und ich auf Eventualitäten vorbereitet bin; selbst bei einer Kenterung halte ich lange im Wasser aus und komme wieder ins Boot. Ich habe noch nie so konzentriert gepaddelt, wie an diesem Tag! Am erfolgreichen Ende des Tages war es ein Glücksgefühl ohne Ende!

                                        Wenn ich mich an meine ersten Kletter- und Abseilaktionen erinnere, dann hatte ich anfangs immer eine gewisse Furcht. Im Vertrauen auf das Material und die eigenen Fähigkeiten lässt diese Furcht aber immer weiter nach. Mit der Zeit wachsen natürlich auch die eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten. Man lernt, dass man die meisten Situationen in erster Linie durch sein eigenes Tun selber beeinflusst!

                                        Und genau das ist auch genau der Grund warum ich NIEMALS Bungee-Springen werde! Für mich ist es eine grauenhafte Vorstellung, einfach nur zu springen, mich auf das Material eines Veranstalters verlassen zu müssen, dafür auch noch Geld auszugeben und keine Kontrolle haben zu können (oder zumindest den Anschein einer eigenen Kontrolle).

                                        Nix für mich! Mach’ ich nicht! Das ist genau die Sache, wo mir mächtig der Stift geht!

                                        Angst – Furcht – Phobie – nennt es, wie ihr es wollt. Ich mach’s nicht!
                                        "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
                                        Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

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                                        • Philipp
                                          Alter Hase
                                          • 12.04.2002
                                          • 2754
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                                          #40
                                          Verspätete Angstgefühle

                                          Kennt Ihr das: Ihr habt irgendwann eine Situation erlabt, die, sagen wir einmal, grenzwertig war, steckt sie zunächst locker weg und spürt eine längere Zeit später einen unerwarteten, aber tief sitzenden Schrecken?

                                          Mir ging es einmal so und ich werde mich bestimmt noch länger daran erinnern:

                                          Vor (gefühlten) hundert Jahren, 1994, wanderte ich mit einem Freund in Spitzbergen von Sveagruva zur Ostküste. Wir folgten einem Gletscher talwärts auf der Krone seiner Seitenmoräne, was aber angesichts dieses widerlichen Matsches sehr beschwerlich war. Daher überlegten wir, auf den Gletscher auszuweichen, im guten Glauben ihn unten schon wieder irgendwo verlassen zu können.
                                          Zwischen der Moräne und dem rettenden Eis toste der Schmelzwasserfluß in einem tiefen Eiskanal zu Tal.
                                          Wir suchten Schnee- und Eisbrücken, über die wir den Fluß überqueren und auf Eis kommen konnten (alleine das ist schon, äh, grenzwertig , aber wir waren jung, bester Laune und voller Entdeckerdrang ).
                                          Wir fanden getrennt voneinander Eisbrücken, denen wir vertrauten. Nun muß man wissen, daß in Spitzbergen (Seiten)moränen oftmals aus einem Eiskern bestehen, der nur locker mit Gesteinsschutt bedeckt ist. Während ich mich also meiner gewählten Eisbrücke nähere, schlittert unter mir der Schutt das Moräneneis hinab und reißt mich mit . Ich lande auf der Schneebrücke, krabbele mit dem tonnenschweren Rucksack auf den Gletscher, richte mich auf, denke noch ein kurzes "Na, das ist ja nochmals gut gegangen!" und laufe zu meinem Freund, der schon vorher auf dem Eis war.

                                          Das war Maßarbeit, denn nur einen oder wenige Meter mehr rechts oder links wäre keine Schneebrücke gewesen und ich wäre in den Schmelzfluß gerutscht und in Sekundenschnelle auf Nimmerwiedersehen verschwunden.

                                          Es war mindestens 5 Jahre später, als sich dieses Ereignis zurück in meine Gedanken schlich, und ich bekam Gänsehaut, Schweißausbrüche, zitterte und war den ganzen Tag noch unruhig, fahrig und spürte einen Schrecken, den ich am Tag des Ereignisses nicht einmal im Ansatz verspürt hatte.

                                          Manchmal denke ich mir, daß es soweit nicht gekommen wäre, wenn ich in der geschilderten Lage etwas mehr gesunde Furcht oder abschreckende Angst erlebt hätte, die es verhindert hätte, den riskanten Wechsel auf diesen Gletscher überhaupt zu wagen.

                                          Gruß, Philipp
                                          "Oft vereint sind im Gemüte Dämlichkeit und Herzensgüte." - W. Busch

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