Trinken bei Durchfall

[Becks]

Na endlich einer, der auch was dazu zu sagen hat :smile:

Ich schau mir das Ganze gerne nochmal an, Detailgenauer wurde die Sache in dem Artikel jedoch nicht erklärt.

Alex

[Balu]

So Junges (und Mädels?),

wir sollten mal sortieren. Bakterien können auch "Vergiftungen" machen und Lebensmittelvergiftungen haben bakterialle Ursachen.

Also Virenerkrankungen, da ist alles einfach. Virus geht an die Darmzelle, spritz sein genetischen Code hinein und sorgt dafür, dass Zelle wieder Viren produziert. Folge: Zelle kaputt.

Bakterien. Tja, da ist es schon komplizierter. Es gibt Bakterien, die produzieren Gifte, sog. Toxine, die dann wieder die Zellwand schädigen. Hierzu gehört z. B. Cholera. Auch die Shigellen (Ruhrerreger) bilden Toxine. Andere Bakterien stören die Darmwand durch Bestandteile ihrer Zellwand. Schließlich gibt es Drecksviecher, die machen beides. Hierzu gehört z. B. Clostridium perfringens (Gasbranderreger, macht allerdings auch Lebensmittelvergiftungen) Folge: Zellen der Darmwand kaputt. Bei den Lebensmittelvergiftungen ist allerdings ein Vetter aus der gleichen Familie viel gefährlicher: Clostridium botulinum. Dieser üble Zeitgenosse produziert ein Neurotoxin, also ein Nervengift. Macht nicht die Darmwand kaputt, macht gleich den ganzen Menschen kaputt. Das ist die Geschichte mit den aufgeblähten Konservendosen.

Vergiftungen. Chemische Substanzen können natürlich die Darmwandzellen auch zerstören -> siehe Bakterientoxine.

Was macht nun der Darm. Er sorgt dafür, dass der Dreck schnell rauskommt. Er verstärkt die Darmbewegungen, die sogenannte Peristaltik. Das ist ein wichtiger Reinigungsprozess, den man mit so Mitteln wie Imodium-akut o. ä. verzögert. Ein Tag Durchfall sollte nerven, aber einen nicht gleich in Panik verfallen lassen.

Der Durchfall entsteht u. a. dadurch, dass Elektrolyte nicht mehr aufgenommen werden können. Da diese die treibende Kraft für die Wasseraufnahme sind, bleibt mit den Elektrolyten auch das Wasser im Darm. Und das sorgt dann dafür, das es so gut flutscht.

Lakritz gehört zum Thema Abführmittel. Gleiche Geschichte wie eben. Elektrolyte (Kalium) werden nicht aufgenommen, Wasser bleibt auch im Darm und ... flutsch. Nebenbei kann Lakritzmißbrauch tatsächlich den Elektrolythaushalt durcheinander bringen. Macht nen schmalen Fuß. Ist aber ein eigenes ellenlanges Thema.

So, hoffe, das Thema Durchfall etwas geordnet zu haben.

Gruß

Balu

[Becks]

Moin,
genug Theorie, nu kommt die Praxis für Unterwegs:

Tonerde habe ich nicht dabei, scheidet also aus. Das andere Mittel aus Wasser, Salz und Zucker ist jedoch eigentlich immer vorhanden.
Eine (laut WHO) ideale Mixtur besteht aus: 3.5 g Natriumchlorid, 2.5 Natriumbicarbonat, 1.5 g Kaliumchlorid und 20 g Glukose auf ein Liter abgekochtes Wasser.

Im Notfall (sprich unterwegs): 4 gehäufte Teelöffel Zucker und 1/2 Teelöffel Salz auf 1 l Wasser.

Alex

[Marcel]

Hallo!

Tonerde habe ich immer dabei! Außerdem gibts es doch fast überall Lehm auf der Erde, der tut es genauso. Im Krieg hatten die Russen immer Lehm im Marschgepäck und blieben von Ruhr ect. verschont.
Grabe einfach nen halben Meter tief, genug Übung hat man ja wenn man die Scheißerei hat, vom vielen Spatengang-Löcherausheben.

Marcel

[Finn]

hi!
also erst mal danke für die antwort @ balu, konnts mir nämlich vorher irgendwie nicht so ganz erklären. das mit den ionen ist noch n bisschen schwer für mich zum verstehen (wir haben gerade in der schule gelernt, was ein ion ist bzw. wie er sich von atom unterscheidet).
Finn

[Becks]

@Wildy

Hey, wenn Du dich schon als Kranker outest: Könntest Du dann mal ein paar Tests mit Zuckerwasser und Lehm machen ?

*g*

Alex

[Wildy]

naja .... *ggg*

die frage is nur ob der matsch auch bei kotzen hilft *gggg*

ich hab heute morgen kohle tabletten gegessen und bin die ganze zeit am birken / caramell misch tee trinken ... wegen der gerbstoffe im Schwarzen tee müsste das auch ganz gut sein ...
we will see

nur das fieber macht mir sorgen .

Dirk

[Christian Wagner]

So nun meldet sich auch noch der hundertste Klugscheisser zu Wort.
Reisediarröhen werden zu 50% durch E. coli verursacht (enterotoxischer E. coli). Der meiste andere Rest ist fast ebenso harmlos. Das Hauptproblem dabei ist der Flüssigkeitsverlust (die ganzen Chloeraepedemien hätten nie so schlimm geendet, wenn die Leute sich ordentlich rehydriert hätten!!). Wichtig dabei ist Wasser (logisch), Salz und, wie ganz recht bemerkt wurde, Glucose zur leichteren Wasseraufname.
Die Infektion an sich ist nicht so schlimm. Die Bacs wird der Körper in der Regel von selbst wieder los. Der Flüssigkeitsverlust kann einen, krass ausgedrückt, umbringen.
Alle bindenden (Kohle, Tonerde?) und Darmmotilität senkenden (Imodium) Mittel sind daher sekundär, können aber die Darmpassage verlängern und so die Flüssigkeitsaufnahme verbessern.
Imodium kann angezeigt sein, wenn man reisen MUSS (z. B. eine mehrstündige Busreise um den Flieger zu erwischen) und dabei nicht ständig aufs Klo rennen kann.
Hope that helped, Christian

[Finn]

ach ja mir ist eingefallen, bei durchfall hilft auch imodium akkut sehr gut! bei der tour ist dann zumindest ruhe. dann schei** man zwar beton, aber das ist ja ansich ladde

ach ja, hallo erstmal wieder :grin:

Finn

[Holger]

Hiermit möchte ich mit ein paar Gerüchten aufräumen und noch ein paar Fragen beantworten

Mehr als 3 nicht geformte bis wässrige Stühle pro d, meist Inf.
Differentialdiagnose
Infektiöse Diarrhoe
Lebensmittelvergiftung: Durchfall und Erbrechen wenige h nach Verzehr von bakterientoxinhaltigen Nahrungsmitteln (häufig Tiefkühlkost, Fleisch, Geflügel, Eier, Milchprodukte, Speiseeis). Ther.: Außer symptomatischer Ther. meist keine weiteren Maßnahmen erforderlich
"Reisediarrhoe": Zu 80 % bakt. bedingte, wenige d anhaltende Diarrhoe. Ther.: Symptomatisch; wenn zusätzlich Fieber, schlechter AZ oder blutige Diarrhoe auftreten, Antibiotikaverordnung nach Err.-Bestimmung (meist enterotoxische E. coli-Stämme)
Ruhr (Dysenterie, ): Blutig-schleimig-eitrige Diarrhoe durch Shigellen oder Entamoeba histolytica.
Weitere Diarrhoe-Erreger: Salmonellen (Typhus, Paratyphus, Enteritis), Aeromonas, Campylobacter jejuni, Yersinien, Viren, Parasiten.
Medikamentös bedingte Diarrhoe
Laxanzienabusus
Antibiotika: bei wässrigen Durchfällen mit Fieber während oder bis 4 Wo. nach Antibiotika-Ther. Cave: pseudomembranöse Kolitis durch Clostridium difficile; Ther.:
Magentherapeutika: Antacida mit hohem Magnesiumgehalt, H2-Rezeptorenblocker
Digitalis: evtl. Frühzeichen einer Intox.; Spiegelbestimmung!
Diuretika, Eisenpräparate, Chenodesoxycholsäure.
Diarrhoe durch Nahrungsmittelallergie/-unverträglichkeit:
Relativ häufig (ca. 10 %) besteht Laktasemangel mit Unverträglichkeit von Milch und Milchprodukten. Weitere Beispiele: Verzehr von Erdbeeren oder Verwendung hoher Dosen an Zuckerersatzstoffen wie Sorbitol.
Vegetative Diarrhoe: Bei Angst, Streß o.ä.
Seltenere Ursachen: Akuter Schub einer chron. entzündlichen Darmerkr. (häufig blutig), Strahlenkolitis (Cave: kann auch 20 J. nach Strahlenther. plötzlich auftreten), ischämische Kolitis, Intox. mit Quecksilber oder Alkohol, AIDS-Enteropathie und andere.
Therapie
Symptomatisch: 1-2 d Teefasten, z.B. Schwarztee, grüner Tee (20 Min. ziehen lassen), ggf. Verordnung von Mineralstoffpräp., z.B. Oralpädon® Nahrungskarenz, evtl. geriebene Äpfel. Dann langsamer Kostaufbau: Zwieback, Schleimsuppen, z.B. Reis- und Haferschleim, Kartoffelsuppen, fettarme Mahlzeiten. Nach Rückgang der Diarrhoe langsam zur leichten Vollkost und dann rel. schnell zur Vollkost übergehen. Cave: Nach Virus- und Parasiteninf. besteht häufig eine vorübergehende Laktoseintoleranz!
Nach Err.-Bestimmung spezifische Antibiotikather., z.B. bei Campylobacter-Inf. Erythromycin, bei Shigellen- und Aeromonas-Inf. Trimethoprim-Sulfamethoxazol (auch bei einigen Salmonellenstämmen)
Ind. zur : V.a. Sepsis, Exsikkosezeichen , schlechter AZ, schwere sonstige Erkr., Ther.-Resistenz, evtl. blutige Diarrhoe. Bei älteren Pat., Kleinkindern und Sgl. evtl. mehrmals tägl. klinische Kontrolle oder wenigstens telefonische Rücksprache, frühzeitige empfehlenswert!
Antisekretorische Mittel und Aktivkohle sind wirkungslos ( man kann sie nicht in der benötigenden Menge zu sich nehmen)! Motilitätshemmer wie Loperamid (z.B. Imodium®) sind nur bei leichten Verläufen indiziert, nie bei Kindern < 2 J. Cave: Bei blutigen, langanhaltenden (3-5 d), auf Nahrungsmittelintox. verdächtigen Diarrhoen sind Motilitätshemmer relativ kontraindiziert, da die Toxine im Körper verbleiben.
Bei Wintertouren sind Motilitätshemmer aber Mittel der Wahl wenn man nicht gerade Lust hat die Nacht im Freien zu verbringen.

Noch ein Wort zur Lakritze:
Sucus Liquiritiae (Lakritzensaft) ist aus Glycyrrhiza glabra enthält unter anderem Stärke, Glycose und Mannit und ist dadurch auch abführend.

[Finn]

nachdem ich jetzt 2 wochen zeit gehabt habe, dachte ich mir, mache ich mal ein referat in der schule über cola. hab dabei in einem text gesehen, dass auch cola mit salzstangen gegen bauchschmerzen helfen soll. stimmt das?

Finn

[Becks]

Jo, wenn die Bauchschmerzen von solch einer Erkrankung herrühren spricht nix dagegen

[Balu]

@Finn

ob es gegen die Schmerzen hilft weiß ich nicht. Das mit Cola und Salzstangen beruht auf bereits genanntem Prinzip. Elektrolyte (Salz aus Salzstangen), Flüssigkeit und Zucker (Cola) führen zur verbesserten Resorption von Wasser. Mit Minderung der Durchfallbeschwerden dürften dann auch die Schmerzen abnehmen.

Gruß

Balu

[Finn]

arghts! hab mich verschrieben meinte auch nicht bauchschmerzen sondern durchfall... mal wieder etwas verplant an dem tag gewesen

Fin

[Christian Wagner]

Salzstange un Cola sind ein Behelf, als wenn nix anderes da ist, dann ist das besser als nix (aber wo Salzstängli und Cola, da ist auch ne Apotheke nicht weit---->Rehydrierungslösung kaufen).
Salzstzangen haben zu wenig Salz, und Cola zuviel Zucker.