Sicherungspraktiken eines „Bergwanderers“
Hallo alle zusammen,
„ich bin kein Kletterer.“
Wenn ich die Wahl habe, dann vermeide ich es zu klettern.
Klettern gehört aber in den Bergen einfach mit dazu, wenn es darum geht bestimmte Gebiete zu durchschreiten.
Ich habe mir Sicherungstechniken als reinen Mittel zum Zweck für die Durchführbarkeit entsprechender Bergtouren angeeignet, besonders solcher, bei denen ich vorher nicht weiß, was mich erwartet / bzw. wie ich persönlich damit klar komme.
Mit diesem Vortrag möchte ich außerdem folgendes Verständnis wecken:
„Es geht nicht darum was dabei sein muss, sondern was man selbst braucht. Ausrüstung ist dazu da, das man sie benutzt.“
Dabei sollte man sich nur darüber im Klaren sein was man tut und sich langsam und mit Bedacht an neues heran tasten – und nicht zögern auch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn es speziell um Sicherungstechniken geht (… und üben, üben, üben ).
Angepasste Ausrüstung für Klettersteige und Bergtouren
Inhalt:
1. Kapitel: Selbstsicherung (grün)
2. Kapitel: Klettersteigsicherung (rot)
3. Kapitel: Rucksacksicherung (gelb)
4. Kapitel: Notfallausrüstung (orange)
5. Kapitel: Für Eis und Schnee (blau)
6. Kapitel: Helm, Steigeisen und Seil. (Kurze Erwähnung.)
Für Originalgröße hier klicken.
1. Kapitel: Selbstsicherung (auf dem Bild grün)
Die drei Teile der Selbstsicherungsausrüstung sind, das Einzige was niemals zur Diskussion stehen sollte, wenn der Hüftgurt sowieso dabei sein muss.
Die Selbstsicherungsschlinge, in meinem Fall aus einem selbst zugeschnittenen, 25mm breiten Schlauchband, mit Bandschlingenknoten zu einer Schlinge geschlossen, ist auch die Basis zum Abseilen mit Abseil-Achter und Prusiksicherung. Wie das abläuft, ist in folgendem Beitrag zu sehen: Abseilen mit Prusik
Wem das selbst Knoten, einer Bandschlinge zu unsicher ist, der kauft besser eine fertig vernähte 60cm Bandschlinge. (Knoten sind hierbei auch schwächer als Nähte.)
Die Selbstsicherungsschlinge dient auf Klettersteigen speziell dazu sich nahe dem Drahtseil einhängen zu können, für evtl. Pausen oder bei Stau, besonders in schwierigen Abschnitten, um nicht zu ermüden.
(Wichtig) egal wie man sich zusätzlich sichert:
Das Klettersteigset bleibt unabhängig dessen immer im Drahtseil eingehängt!
Bevor es richtig losgeht empfehle ich generell erstmal sich mit der Selbstsicherungsschlinge in den Hüftgurt hinein zu setzen, um herauszufinden ob dieser richtig sitzt.
Gleichzeitig baut man als Anfänger auch so, das Vertrauen in seine Ausrüstung auf.
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2. Kapitel: Klettersteigsicherung (auf dem Bild rot)
Der Begriff „Klettersteig“ wird meiner Meinung nach im Volksmund viel zu allgemein verwendet.
Ich sage, das sich ein echter Klettersteig nur durch (fast) durchgängig verlaufende Drahtseile, die in angemessenen Abständen, vernünftig im Fels verankert sind, definieren lässt. Nur dann macht ein Klettersteigset nämlich auch wirklich Sinn. In KOMPASS-Karten sind diese, meiner bisherigen Erfahrung nach, immer mit einem rot hinterlegten Leitersymbol gekennzeichnet.
Alle anderen Steige, in KOMPASS-Karten, zum Teil mit weiß hinterlegten Leitersymbol gekennzeichnet, sind für mich (von den Anforderungen her) generell alpine Steige, die evtl. punktuell mit Drahtseilen oder Ketten an besonders kritischen Stellen „entschärft“ sein können, jedoch auch schwierige, unversicherte Abschnitte haben können, bei denen ein Fehltritt fatale folgen haben kann.
Ein Klettersteigset kann hier in Einzelfällen durchaus von Vorteil sein (Beispiel-Link zu meinem hikr-Tourenbericht: Alpspitze übers Matheisenkar), jedoch sollte man auf derartigen Steigen generell von der Trittsicherheit her und im Kopf so weit eingestellt sein, das man diese auch ungesichert gehen kann.
Mindestens ein leichter Hüftgurt und eine 60cm Bandschlinge mit Schraubkarabiner sollte aber trotzdem gerade dann nicht fehlen, wenn eine derartige Tour als Steigerung („next level“) betrachtet wird, um wenigstens die Möglichkeit zu haben, in Pausen oder bei Problemen sich selbst zu sichern.
(In jedem Fall sollte aber auch immer mit der Einstellung umzukehren gestartet werden, wenn sich unterwegs herausstellt, das man sich verschätzt hat.)
Hinweis: Diesen Text und weiterführende Infos, speziell zu Klettersteigen, gibt es hier in Alpine Gefahren – Ausrüstungshinweise
Nebenbei: Der FB-Bandklemmknoten (PDF letzte Seite) ist eine interessante Erweiterung der Möglichkeiten.
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3. Kapitel: Rucksacksicherung (auf dem Bild gelb)
Das eigene Leben ist am wichtigsten aber gleich danach kommt die Ausrüstung, da diese mit dem (Über-)Leben, je nachdem wie abgelegen die Region, mehr oder weniger eng verbunden ist.
Es gibt meiner Meinung nach zwei Möglichkeiten den Rucksack mit dem Hüftgurt zu verbinden, wobei am Hüftgurt immer die Anseilschlaufe verwendet wird. Am Rucksack hingegen kann man es einmal nach Lehrmeinung für Gletschertouren, an einem der beiden Schultergurte (des Rucksacktragesystems) machen und nach meinem persönlichen Favorit (auf dem Bild).
Rucksacksicherung an dem stabilen Tragegriff des robusten (Militär-)Rucksacks befestigt.
Was aus Sicherheitsgründen aber auf jedenfall zu beachten ist, sind
1. die Rucksacksicherung darf niemals Teil der lebenswichtigen Sicherungskette sein,
2. die Rucksacksicherung muss in jeder Lage vom Hüftgurt zu lösen sein (denn geht es um das nackte Überleben ist die Ausrüstung erstmal egal),
3. ist die Rucksacksicherung mit dem Hüftgurt verbunden, wird der Rucksack erst dann abgesetzt, wenn entweder die Selbstsicherungsschlinge und / oder Klettersteigset (z.B. in ein Drahtseil) eingehängt sind oder man (z.B. im freien Gelände) sicher sitzt, somit sicheren Halt hat und nicht das Gleichgewicht verlieren kann. Denn sollte der Rucksack versehentlich fallen gelassen werden, könnte er einen mitreißen.
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4. Kapitel: Notfallausrüstung (auf dem Bild orange)
Führt man noch ein Seil mit, kann man hier natürlich beliebig erweitern aber ich beschränke mich nur auf die minimale, persönliche Ausrüstung, welche auch dabei ist, wenn kein eigenes Seil mitgenommen wird.
Welcher Gedanke dahinter steckt, das erkläre ich jetzt.
Generell fragt man sich erstmal, was man schon für Sicherungstechniken am Seil eingeübt hat und zu was man praktisch so und somit theoretisch auch im Notfall in der Lage wäre – und was man minimal dafür an eigener Ausrüstung braucht.
Auch wenn man kein routinierter Alpinkletterer oder Hochtourengeher ist, behaupte ich, das wenn man im Notfall überhaupt noch handlungsfähig sein sollte, das Ausführen des Abseilvorgangs noch am wahrscheinlichsten von allen anderen Praktiken wäre.
Dazu benötigt man natürlich ein Seil – richtig – aber das haben dann evtl. andere Leute, mit denen man sich zusammengeschlossen hat und darum habe ich den Abseil-Achter und die Kurz-Prusik dabei (denn damit kann ich umgehen).
Was folgt ist nun noch der HMS-Schraubkarabiner für entsprechende Zwecke und als fehlenden dritten Karabiner für, das Abseilen mit Achter und Prusik.
Denn: 1x Karabiner ist schon an der Selbstsicherungsschlinge, 1x Karabiner (welcher dann die Prusik aufnimmt) befindet sich schon mit der Rucksacksicherung am Hüftgurt und somit dient der HMS-Karabiner zum Einhängen des Abseil-Achters.
Ein weiteres (für mich) unverzichtbares Teil ist eine 120cm Bandschlinge, die z.B. zur punktuellen Sicherung im freien Gelände (in Pausen) verwendet werden kann, in dem man sie beispielsweise um einen Felskopf legt und auf mit Drahtseilen versicherten Steigabschnitten als „Führungsschlinge“ zur psychischen Unterstützung eingesetzt werden kann.
Wichtig dabei ist aber im Hinterkopf zu behalten, das ein unkontrollierter Absturz mit vollem Körpergewicht, speziell an einem vertikal verlaufenden Drahtseil, von Karabiner und Schlinge nicht gehalten werden könnte. Dafür kann ausschließlich ein Klettersteigset sorgen. Deshalb darf eine Bandschlinge dort niemals als vollwertige Absturzsicherung betrachtet werden.
Desweiteren könnte man sie auf Klettersteigen auch zum „Abschleppen“ einer blockierten Person verwenden. (Weitere Verwendungszwecke folgen jetzt noch.)
Der Drahtschnappkarabiner (hier aus einer Expressschlinge entwendet) ist als „leichter Reservekarabiner für spezielle Einsatzzwecke“ zu betrachten.
Sind beispielsweise die anderen Karabiner zum Abseilen im Einsatz, kann er zur schnellen Rucksacksicherung verwendet werden, da der Schraubkarabiner ja schon die Prusik halten muss und somit ein Teil der lebenswichtigen Sicherungskette geworden ist.
Mit der 120cm Bandschlinge ließe sich theoretisch ein Zwischensicherungspunkt beim Klettern mit Seil bauen (wobei, das meine Kompetenzen schon übersteigen würde und nur als letzte Option im Hinterkopf bleibt).
Des weiteren können Drahtschnappkarabiner nicht so einfach zufrieren. Sollte man also mal in die Lage kommen, längere Zeit, an einem „sehr kalten“ Ort gesichert verharren zu müssen, könnte sich dieser Karabiner als nützlich erweisen, um sich nicht los schneiden zu müssen (wobei es da sicherlich abzuwägen gilt ob das Risiko eines unabsichtlichen Öffnens nicht größer ist).
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5. Kapitel: Für Eis und Schnee (auf dem Bild blau)
Vorwort: Hier geht es mehr um den Pickel als „Universalwerkzeug“. Für Hochtouren gibt es andere Threads und auch weitaus kompetentere Leute als mich. Darum weise ich darauf hin das hier einiges, wenn auch plausibel, von mir (leider) noch nicht erprobt wurde.
Der (einzelne) Pickel wird sogar in den „Ten Essentials“ erwähnt und wenn es sich lohnt diesen mitzunehmen, dann lässt man lieber einen der beiden Teleskopstöcke dafür zu Hause.
Von Vorteil ist eine 30cm Bandschlinge am Handgriff, die wie bei den Teleskopstöcken für besseren Halt und gegen Verlust sorgt.
Beim Hochtouren-Pickel denke ich auch an die Spazierstockfunktion aber viel mehr ans Bremsen, wenn es mich schmeißt. Habe mich bis jetzt auch nur theoretisch damit beschäftigt aber das Lehrbuch klingt da schon logisch, das wenn man Steigeisen an hat, auf keinen Fall mit diesen Bremsen darf, weil man dann eine Radelle macht.
Deshalb: Füsse hoch und Pickelbremse.
Hier ein Video dazu: Alpinschule Berg und Tal: Stoppen eines Rutschers (Pickelbremse)
Den Kommentar von „Vogelfreund“ sollte man aber dazu lesen, in Apere Gletscher – Gefahren
Nebenbei: Wird der Pickel als improvisierter Fixpunkt im Schnee vergraben, kann auch hier die 120cm Bandschlinge (aus der Notfallausrüstung) wieder nützlich sein.
Zur Länge des Pickels ist (z.B.) folgender Thread hilfreich: Pickellänge
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6. Kapitel: Helm, Steigeisen und Seil.
Kleiner Helm-Leitfaden für Bergtouren
(als Entscheidungshilfe ob Helm „ja“ oder „nein“)
Die Mitnahme / das Aufsetzen eines Steinschlaghelmes, entscheidet sich meiner Meinung nach durch
1. Fehler „anderer“: Von der Größe des Steinschlagrisikos, sowohl natürlicher Art (z.B. durch Regen), als auch von Menschen gemacht und auch durch z.B. Gämse und Steinböcke,
2. eigene Fehler: Wie geübt / trittsicher man selbst auf Steigen und im freien Gelände ist, wobei auch das Gewicht der Ausrüstung und die Größe des Rucksacks eine Rolle spielt,
3. die Art der Tour: Wie abgeschieden die Region ist (auch in Bezug auf Handyempfang).
Hinweis: Diesen Text und weiterführende Infos gibt es hier in Alpine Gefahren – Ausrüstungshinweise
http://www.steigeisen.info/
Man muss ganz klar wissen wofür man sie braucht, bzw. muss sich bei den Steigeisen, die man an seinen Füssen hat darüber im Klaren sein, was mit ihnen konstruktions- und materialbedingt machbar ist und was nicht.
Seil für Bergwanderungen – Tipps und Erfahrungen
Dort dürfen sich gerne alle beteiligen, die Tipps oder Fragen haben.
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Möchte man professionell in das Thema einsteigen, dann empfehle ich mindestens einen Hallenkletterkurs mit folgendem Inhalt zu machen:
- Knotenlehre (Achterknoten, Halbmastwurf, Mastwurf),
- Toprope (mit HMS und auch Kameradensicherung mit Abseil-Achter sollte man mal gemacht haben wobei, das schon etwas schwieriger ist),
- Vorstieg,
- Sturztraining (ganz wichtig, für das Vertrauen in die Ausrüstung, den Seilpartner und auch um mal zu spüren, um was es eigentlich geht).
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Schlusswort:
„Das ist mein Hobbie.“
Ich möchte mich hiermit in keinster Weise profilieren, sondern einfach nur das interessierte, selbst denkende und verantwortungsbewusste Menschen von meinen Ansichten und Erfahrungen evtl. profitieren und ggf. auch eine Plattform zum Austausch zu bieten, auch um selber weiterhin dazu zu lernen (was ich, nebenbei gesagt, in all den Jahren, hier bei ODS sowieso schon mehr habe, als ich vielleicht zugeben möchte ).
Schöne Grüße
Stefan
Hallo alle zusammen,
„ich bin kein Kletterer.“
Wenn ich die Wahl habe, dann vermeide ich es zu klettern.
Klettern gehört aber in den Bergen einfach mit dazu, wenn es darum geht bestimmte Gebiete zu durchschreiten.
Ich habe mir Sicherungstechniken als reinen Mittel zum Zweck für die Durchführbarkeit entsprechender Bergtouren angeeignet, besonders solcher, bei denen ich vorher nicht weiß, was mich erwartet / bzw. wie ich persönlich damit klar komme.
Mit diesem Vortrag möchte ich außerdem folgendes Verständnis wecken:
„Es geht nicht darum was dabei sein muss, sondern was man selbst braucht. Ausrüstung ist dazu da, das man sie benutzt.“
Dabei sollte man sich nur darüber im Klaren sein was man tut und sich langsam und mit Bedacht an neues heran tasten – und nicht zögern auch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn es speziell um Sicherungstechniken geht (… und üben, üben, üben ).
Angepasste Ausrüstung für Klettersteige und Bergtouren
Inhalt:
1. Kapitel: Selbstsicherung (grün)
2. Kapitel: Klettersteigsicherung (rot)
3. Kapitel: Rucksacksicherung (gelb)
4. Kapitel: Notfallausrüstung (orange)
5. Kapitel: Für Eis und Schnee (blau)
6. Kapitel: Helm, Steigeisen und Seil. (Kurze Erwähnung.)
Für Originalgröße hier klicken.
1. Kapitel: Selbstsicherung (auf dem Bild grün)
Die drei Teile der Selbstsicherungsausrüstung sind, das Einzige was niemals zur Diskussion stehen sollte, wenn der Hüftgurt sowieso dabei sein muss.
Die Selbstsicherungsschlinge, in meinem Fall aus einem selbst zugeschnittenen, 25mm breiten Schlauchband, mit Bandschlingenknoten zu einer Schlinge geschlossen, ist auch die Basis zum Abseilen mit Abseil-Achter und Prusiksicherung. Wie das abläuft, ist in folgendem Beitrag zu sehen: Abseilen mit Prusik
Wem das selbst Knoten, einer Bandschlinge zu unsicher ist, der kauft besser eine fertig vernähte 60cm Bandschlinge. (Knoten sind hierbei auch schwächer als Nähte.)
Die Selbstsicherungsschlinge dient auf Klettersteigen speziell dazu sich nahe dem Drahtseil einhängen zu können, für evtl. Pausen oder bei Stau, besonders in schwierigen Abschnitten, um nicht zu ermüden.
(Wichtig) egal wie man sich zusätzlich sichert:
Das Klettersteigset bleibt unabhängig dessen immer im Drahtseil eingehängt!
Bevor es richtig losgeht empfehle ich generell erstmal sich mit der Selbstsicherungsschlinge in den Hüftgurt hinein zu setzen, um herauszufinden ob dieser richtig sitzt.
Gleichzeitig baut man als Anfänger auch so, das Vertrauen in seine Ausrüstung auf.
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2. Kapitel: Klettersteigsicherung (auf dem Bild rot)
Der Begriff „Klettersteig“ wird meiner Meinung nach im Volksmund viel zu allgemein verwendet.
Ich sage, das sich ein echter Klettersteig nur durch (fast) durchgängig verlaufende Drahtseile, die in angemessenen Abständen, vernünftig im Fels verankert sind, definieren lässt. Nur dann macht ein Klettersteigset nämlich auch wirklich Sinn. In KOMPASS-Karten sind diese, meiner bisherigen Erfahrung nach, immer mit einem rot hinterlegten Leitersymbol gekennzeichnet.
Alle anderen Steige, in KOMPASS-Karten, zum Teil mit weiß hinterlegten Leitersymbol gekennzeichnet, sind für mich (von den Anforderungen her) generell alpine Steige, die evtl. punktuell mit Drahtseilen oder Ketten an besonders kritischen Stellen „entschärft“ sein können, jedoch auch schwierige, unversicherte Abschnitte haben können, bei denen ein Fehltritt fatale folgen haben kann.
Ein Klettersteigset kann hier in Einzelfällen durchaus von Vorteil sein (Beispiel-Link zu meinem hikr-Tourenbericht: Alpspitze übers Matheisenkar), jedoch sollte man auf derartigen Steigen generell von der Trittsicherheit her und im Kopf so weit eingestellt sein, das man diese auch ungesichert gehen kann.
Mindestens ein leichter Hüftgurt und eine 60cm Bandschlinge mit Schraubkarabiner sollte aber trotzdem gerade dann nicht fehlen, wenn eine derartige Tour als Steigerung („next level“) betrachtet wird, um wenigstens die Möglichkeit zu haben, in Pausen oder bei Problemen sich selbst zu sichern.
(In jedem Fall sollte aber auch immer mit der Einstellung umzukehren gestartet werden, wenn sich unterwegs herausstellt, das man sich verschätzt hat.)
Hinweis: Diesen Text und weiterführende Infos, speziell zu Klettersteigen, gibt es hier in Alpine Gefahren – Ausrüstungshinweise
Nebenbei: Der FB-Bandklemmknoten (PDF letzte Seite) ist eine interessante Erweiterung der Möglichkeiten.
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3. Kapitel: Rucksacksicherung (auf dem Bild gelb)
Das eigene Leben ist am wichtigsten aber gleich danach kommt die Ausrüstung, da diese mit dem (Über-)Leben, je nachdem wie abgelegen die Region, mehr oder weniger eng verbunden ist.
Es gibt meiner Meinung nach zwei Möglichkeiten den Rucksack mit dem Hüftgurt zu verbinden, wobei am Hüftgurt immer die Anseilschlaufe verwendet wird. Am Rucksack hingegen kann man es einmal nach Lehrmeinung für Gletschertouren, an einem der beiden Schultergurte (des Rucksacktragesystems) machen und nach meinem persönlichen Favorit (auf dem Bild).
Rucksacksicherung an dem stabilen Tragegriff des robusten (Militär-)Rucksacks befestigt.
Was aus Sicherheitsgründen aber auf jedenfall zu beachten ist, sind
1. die Rucksacksicherung darf niemals Teil der lebenswichtigen Sicherungskette sein,
2. die Rucksacksicherung muss in jeder Lage vom Hüftgurt zu lösen sein (denn geht es um das nackte Überleben ist die Ausrüstung erstmal egal),
3. ist die Rucksacksicherung mit dem Hüftgurt verbunden, wird der Rucksack erst dann abgesetzt, wenn entweder die Selbstsicherungsschlinge und / oder Klettersteigset (z.B. in ein Drahtseil) eingehängt sind oder man (z.B. im freien Gelände) sicher sitzt, somit sicheren Halt hat und nicht das Gleichgewicht verlieren kann. Denn sollte der Rucksack versehentlich fallen gelassen werden, könnte er einen mitreißen.
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4. Kapitel: Notfallausrüstung (auf dem Bild orange)
Führt man noch ein Seil mit, kann man hier natürlich beliebig erweitern aber ich beschränke mich nur auf die minimale, persönliche Ausrüstung, welche auch dabei ist, wenn kein eigenes Seil mitgenommen wird.
Welcher Gedanke dahinter steckt, das erkläre ich jetzt.
Generell fragt man sich erstmal, was man schon für Sicherungstechniken am Seil eingeübt hat und zu was man praktisch so und somit theoretisch auch im Notfall in der Lage wäre – und was man minimal dafür an eigener Ausrüstung braucht.
Auch wenn man kein routinierter Alpinkletterer oder Hochtourengeher ist, behaupte ich, das wenn man im Notfall überhaupt noch handlungsfähig sein sollte, das Ausführen des Abseilvorgangs noch am wahrscheinlichsten von allen anderen Praktiken wäre.
Dazu benötigt man natürlich ein Seil – richtig – aber das haben dann evtl. andere Leute, mit denen man sich zusammengeschlossen hat und darum habe ich den Abseil-Achter und die Kurz-Prusik dabei (denn damit kann ich umgehen).
Was folgt ist nun noch der HMS-Schraubkarabiner für entsprechende Zwecke und als fehlenden dritten Karabiner für, das Abseilen mit Achter und Prusik.
Denn: 1x Karabiner ist schon an der Selbstsicherungsschlinge, 1x Karabiner (welcher dann die Prusik aufnimmt) befindet sich schon mit der Rucksacksicherung am Hüftgurt und somit dient der HMS-Karabiner zum Einhängen des Abseil-Achters.
Ein weiteres (für mich) unverzichtbares Teil ist eine 120cm Bandschlinge, die z.B. zur punktuellen Sicherung im freien Gelände (in Pausen) verwendet werden kann, in dem man sie beispielsweise um einen Felskopf legt und auf mit Drahtseilen versicherten Steigabschnitten als „Führungsschlinge“ zur psychischen Unterstützung eingesetzt werden kann.
Wichtig dabei ist aber im Hinterkopf zu behalten, das ein unkontrollierter Absturz mit vollem Körpergewicht, speziell an einem vertikal verlaufenden Drahtseil, von Karabiner und Schlinge nicht gehalten werden könnte. Dafür kann ausschließlich ein Klettersteigset sorgen. Deshalb darf eine Bandschlinge dort niemals als vollwertige Absturzsicherung betrachtet werden.
Desweiteren könnte man sie auf Klettersteigen auch zum „Abschleppen“ einer blockierten Person verwenden. (Weitere Verwendungszwecke folgen jetzt noch.)
Der Drahtschnappkarabiner (hier aus einer Expressschlinge entwendet) ist als „leichter Reservekarabiner für spezielle Einsatzzwecke“ zu betrachten.
Sind beispielsweise die anderen Karabiner zum Abseilen im Einsatz, kann er zur schnellen Rucksacksicherung verwendet werden, da der Schraubkarabiner ja schon die Prusik halten muss und somit ein Teil der lebenswichtigen Sicherungskette geworden ist.
Mit der 120cm Bandschlinge ließe sich theoretisch ein Zwischensicherungspunkt beim Klettern mit Seil bauen (wobei, das meine Kompetenzen schon übersteigen würde und nur als letzte Option im Hinterkopf bleibt).
Des weiteren können Drahtschnappkarabiner nicht so einfach zufrieren. Sollte man also mal in die Lage kommen, längere Zeit, an einem „sehr kalten“ Ort gesichert verharren zu müssen, könnte sich dieser Karabiner als nützlich erweisen, um sich nicht los schneiden zu müssen (wobei es da sicherlich abzuwägen gilt ob das Risiko eines unabsichtlichen Öffnens nicht größer ist).
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5. Kapitel: Für Eis und Schnee (auf dem Bild blau)
Vorwort: Hier geht es mehr um den Pickel als „Universalwerkzeug“. Für Hochtouren gibt es andere Threads und auch weitaus kompetentere Leute als mich. Darum weise ich darauf hin das hier einiges, wenn auch plausibel, von mir (leider) noch nicht erprobt wurde.
Der (einzelne) Pickel wird sogar in den „Ten Essentials“ erwähnt und wenn es sich lohnt diesen mitzunehmen, dann lässt man lieber einen der beiden Teleskopstöcke dafür zu Hause.
Von Vorteil ist eine 30cm Bandschlinge am Handgriff, die wie bei den Teleskopstöcken für besseren Halt und gegen Verlust sorgt.
Beim Hochtouren-Pickel denke ich auch an die Spazierstockfunktion aber viel mehr ans Bremsen, wenn es mich schmeißt. Habe mich bis jetzt auch nur theoretisch damit beschäftigt aber das Lehrbuch klingt da schon logisch, das wenn man Steigeisen an hat, auf keinen Fall mit diesen Bremsen darf, weil man dann eine Radelle macht.
Deshalb: Füsse hoch und Pickelbremse.
Hier ein Video dazu: Alpinschule Berg und Tal: Stoppen eines Rutschers (Pickelbremse)
Den Kommentar von „Vogelfreund“ sollte man aber dazu lesen, in Apere Gletscher – Gefahren
Nebenbei: Wird der Pickel als improvisierter Fixpunkt im Schnee vergraben, kann auch hier die 120cm Bandschlinge (aus der Notfallausrüstung) wieder nützlich sein.
Zur Länge des Pickels ist (z.B.) folgender Thread hilfreich: Pickellänge
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6. Kapitel: Helm, Steigeisen und Seil.
Kleiner Helm-Leitfaden für Bergtouren
(als Entscheidungshilfe ob Helm „ja“ oder „nein“)
Die Mitnahme / das Aufsetzen eines Steinschlaghelmes, entscheidet sich meiner Meinung nach durch
1. Fehler „anderer“: Von der Größe des Steinschlagrisikos, sowohl natürlicher Art (z.B. durch Regen), als auch von Menschen gemacht und auch durch z.B. Gämse und Steinböcke,
2. eigene Fehler: Wie geübt / trittsicher man selbst auf Steigen und im freien Gelände ist, wobei auch das Gewicht der Ausrüstung und die Größe des Rucksacks eine Rolle spielt,
3. die Art der Tour: Wie abgeschieden die Region ist (auch in Bezug auf Handyempfang).
Hinweis: Diesen Text und weiterführende Infos gibt es hier in Alpine Gefahren – Ausrüstungshinweise
http://www.steigeisen.info/
Man muss ganz klar wissen wofür man sie braucht, bzw. muss sich bei den Steigeisen, die man an seinen Füssen hat darüber im Klaren sein, was mit ihnen konstruktions- und materialbedingt machbar ist und was nicht.
Seil für Bergwanderungen – Tipps und Erfahrungen
Dort dürfen sich gerne alle beteiligen, die Tipps oder Fragen haben.
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Möchte man professionell in das Thema einsteigen, dann empfehle ich mindestens einen Hallenkletterkurs mit folgendem Inhalt zu machen:
- Knotenlehre (Achterknoten, Halbmastwurf, Mastwurf),
- Toprope (mit HMS und auch Kameradensicherung mit Abseil-Achter sollte man mal gemacht haben wobei, das schon etwas schwieriger ist),
- Vorstieg,
- Sturztraining (ganz wichtig, für das Vertrauen in die Ausrüstung, den Seilpartner und auch um mal zu spüren, um was es eigentlich geht).
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Schlusswort:
„Das ist mein Hobbie.“
Ich möchte mich hiermit in keinster Weise profilieren, sondern einfach nur das interessierte, selbst denkende und verantwortungsbewusste Menschen von meinen Ansichten und Erfahrungen evtl. profitieren und ggf. auch eine Plattform zum Austausch zu bieten, auch um selber weiterhin dazu zu lernen (was ich, nebenbei gesagt, in all den Jahren, hier bei ODS sowieso schon mehr habe, als ich vielleicht zugeben möchte ).
Schöne Grüße
Stefan
Kommentar