Eindrücke und Fragen zum Thema Skitouren nach ersten Erfahrungen

[Escoland]

Hallo!

Nachdem ich die meisten Beiträge zum Thema Skitouren in diesem Unterforum gefunden habe, mache ich diesen Faden mal hier auf.

Ich war also nun das erste Mal mit dem ÖAV Skitouren in Obertauern und habe mir mehr oder weniger aus meiner Sommerausrüstung und Relikten aus früheren Jahren eine schöne Zeit gemacht.
LWS, Ski etc. konnte ich mir günstig beim ÖAV ausleihen.

Ich stand 5 Jahre nichtmehr auf Skiern; ich hatte ganz vergessen wie sehr ich das Skifahren liebe.
Die erste Tiefschneeabfahrt war sowas von geil, dass ich beschlossen habe sobald wie möglich noch eine Woche, oder zumindest ein langes Wochenende eine Tour zu machen.
Um das bestmögliche Erlebnis rauszuholen, hätte ich jetzt ein, zwei Fragen.

1. Es gibt ja alle möglichen Konfigurationen für Tourenski, sodass man selbst mit den ganzen Infos die man findet keine leichte Entscheidung hat.
   Ich hatte z.B. einen Fischer Xtreme 82, 170cm lang mit Rahmenbindung.
   Eventuell leihe ich mir wieder welche aus, aber über kurz oder lang will ich mir ohnehin ein eigenes Setup zulegen.
   Am liebsten etwas was sowohl im Aufstieg angenehm ist, als auch bei der Abfahrt was hermacht, also ein Allrounder.
   Lieg ich richtig damit, wenn ich denke, dass ich bei einem ähnlich schweren, aber etwas breiteren Ski mit einer leichteren Pin Bindung in etwa dasselbe Aufstiegserlebnis wie mit den o.a. Ski haben werde, oder ist das komplett falsch?
   Falls es etwas zur Sache tut, ich bin 180 groß und wiege 60kg.
2. Seit ich mich erinnern kann, bekomme ich beim Skifahren oft kalte Zehen (vor allem die beiden großen), die Füße sind allerdings in Ordnung. Zuletzt habe ich einfach zwei paar Wandersocken übereinander angezogen. Da war mir dann zwar in den Zehen warm, aber der Skischuh hat sehr unangenehm gedrückt. Vielleicht hat jemand ein ähnliches Problem und dafür eine Lösung?
   
   Eventuell fallen mir noch ein paar Sachen ein, aber es ist schon spät.

[Schattenschläfer]

1. Man kann absolut eine Wissenschaft draus machen! Ist für dich sicher ganz gut, dir Ski auszuleihen, möglichst sowas in der Art wie du dir überlegst zu kaufen, das kostet zwar Geld aber erhöht deutlich die Chance, dass du keinen sehr teuren Fehlkauf machst.
An sich bist du mit einem Allrounder wahrscheinlich ganz gut und nie wirklich schlecht bedient. Schätze eher noch breiter als dein geliehener. Das gängigste Modell überhaupt dürfte ein K2 Wayback mit 88mm sein. Je nachdem, worauf du Wert legst fällt der Ski halt breiter oder leichter aus. Bzw. kürzer oder länger.
Rahmen- oder Pinbindung ist im wesentlichen eine Abwägung zwischen Preis und Gewicht.

Beruhigend: Du hast gerade selbst erlebt, dass das Erlebnis nicht wirklich von der Ausrüstungswahl abhängt.

[Vegareve]

Wenn Du Spass an Pulverabfahrten hast und es mit dem Skitouren ernst meinst, rate ich zu einem breiteren Ski mit Allterrain Rocker. Ich hatte die Wayback 88, an deiner Stelle würde ich jetzt sogar breiter gehen, 96 mm. Zu Länge können andere was sagen, zu kurz ist es im Pulver eben nicht so toll, man nimmt eher Körperlänge oder nur wenig drunter. Pinbindung kostet, aber sie ist viel leichter und der Standard, wenn man es langfristig praktizieren will.

[toppturzelter]

Ueberleg aber auch, wie viele Tage du wirklich mit Pulverschnee verbringst, und wie viele Tage der Schnee in der Abfahrt eher mau ist. Lange, breite Ski sind super, wenn die Bedingungen entsprechend gut sind. Im Aufstieg kosten sie entsprechend mehr Energie, was sich bei längeren Touren wieder negativ auswirkt.

Eine letzte Beobachtung: in Schweden kam ich mit langen Ski super zurecht, in den Alpen hab ich sie gern etwas kuerzer - man steigt einfach zu viel durch Wälder auf...

[qwertzui]

Warst Du mit normalen Pistenskistiefeln unterwegs? Die kalten Zehen klingen nach abgeschnittener Blutzufuhr. Ich würde (und habe) in gute Tourenski Stiefel investieren.

[Vegareve]

Lange, breite Ski sind super, wenn die Bedingungen entsprechend gut sind. Im Aufstieg kosten sie entsprechend mehr Energie, was sich bei längeren Touren wieder negativ auswirkt.

Meine neue Wayback 98 sind leichter als die alten 88. Kommt also auch stark auf das Modell an.
Und bei begrenzten Urlaubstagen versucht man eher dann auf Tour zu gehen, wenn die Bedingungen gut sind . Alpennahen Wohnort vorausgesetzt.

[opa]

an deiner Stelle würde ich jetzt sogar breiter gehen, 96 mm

+1
hatte früher immer mehrere ski, mittlerweile habe ich nur noch einen tourenski mit 95mm unter der bindung. IMHO ist irgendwas um die 95mm eine super allroundbreite, taugt bei mir von harter piste bis zu powder für alles!

[eames68]

(A) Wenn du kurzfristig flexibel bist und dir die Tourentage mit bestem Schnee aussuchen kannst, dann nimm einen Ski, mit dem du im Powder maximalen Spaß hast ohne dass er dich im Aufstieg behindert.

(B) Wenn du weit weg wohnst und/oder wenig flexibel bist, und daher deine Tourentage lange im Voraus planst, wirst du den Schnee überwiegend so nehmen müssen, wie du ihn vorfindest. Dann such dir einen vielseitigen Ski, der insbesondere auch in schlechtem Schnee und bei harten Bedingungen gut zu fahren ist. Die Realität ist, dass man als Anfänger auch bei gutem Schnee eher in vielbesuchten Touren unterwegs ist, was dann oft zerfahrenes Geläuf bedeutet. Der Ski sollte auch unter solchen Bedingungen ruhig laufen und gut zu kontrollieren sein.

Länge: Körperlang ist je nach persönlicher Feinmotorik/Beweglichkeit schon herausfordernd, wenn es an Spitzkehren geht. Wenn's enger wird im Waldgürtel auch nicht ganz optimal

Breite: irgendwas zwischen 85 und 95

Disclaimer: bin vor zwei Jahren nach 35 Jahren Abstinenz vom Ski ins Tourengehen eingestiegen. Bin ein mittelmäßiger Skifahrer und wohne bergfern. Erfahrung weniger als 20 Touren. Bin also eher Rookie als Experte, aber genau die Fragen, die sich Escoland jetzt stellt, habe ich mir auch vor zwei Jahren gestellt, und so würde ich sie in der Rückschau für mich beantworten.

[Escoland]

Danke für euren Input und die Tipps bzgl. der Ausrüstung.

Ich habe beschlossen mir für die nächste Tour noch Sachen auszuleihen, es gibt nämlich sogar einiges an Auwahl, u.a. breitere Ski und Pin Bindungen.

Ich hatte normale Bergsocken angehabt die schon sehr warm sind.
Sind Skisocken da wirklich nochmal besser? Die die ich mir im Geschäft angesehen habe, haben alle sehr dünn gewirkt...

[Lampi]

Skisocken ... haben alle sehr dünn gewirkt...

Bei den heutigen Schischuhen ist das so, weil die alle so eine Art Schaumstoff-Futter haben.

[Becks]

Falls es etwas zur Sache tut, ich bin 180 groß und wiege 60kg.

Das ist in etwas meine Gewichtsklasse, und ich habe nach einigen Skisets für mich Folgendes beschlossen:

Da ich keine Lust/Zeit habe, um zig Skisets zu nutzen, und mich morgens zu fragen, ob ich nun die schmalen oder fetten Latten nehmen soll, nutze ich ein Set.

Ich habe bei dem Set die Wahl zwischen mehr Freude beim Aufstieg und auf knallhartem Untergrund (= Ski mit wenig Breite unter dem fuss), oder Spass im Pulver (= breite Latten). Bei ruppig hartem Untergrund macht mir die Abfahrt eh keine Laune, egal welche Skibreite, und mit breiten Ski komme ich auch auf härterem Untergrund ebenfalls rauf und runter. Also: breite Latten, in meinem Fall mit 104mm unter der Bindung. Mehr würde ich nicht nehmen, das wird dann doch etwas weich/schwammig/schlecht handhabbar. Mit meinen Ski bin ich auch die Haute Route gegangen, es sind also keine Freeriderlatten, die man nur im Skigebiet nutzen kann.

Ein weiterer Grund für das Set ist die Sicherheit. Mit meinen Latten habe ich auch bei viel Neuschnee noch Spass im flachen Gelände, während Leute mit schlanken Skiern schneller absaufen, und dann in steileres Gelände ausweichen müssen. Sprich: dann wenn der neue Pulver und auch die Lawinen locken, kann ich im Flachen herum kurven, und muss nicht Kopf&Kragen riskieren.


Das in etwa ist so das Ideale in meinen Augen. Abgesehen, dass es gerne auch 10-20cm Pulverunterlage sein darf, finde ich solche flachen Surfbereiche super. Da kann man hemmungslos und ohne Lawinengefahr runter düsen. Geht halt nur wirklich gut mit den passenden Latten.


Gewicht: Hier habe ich so den Eindruck, dass bei 180cm langen Latten das Paar Ski ohne Bindung um die 3kg wiegen sollte, damit es einerseits nicht zu schwer, andererseits aber auch nicht zu dünn/leicht ist, und keinen Halt bzw. Stabilität bietet.

Zu den Herstellern: K2 ist recht bekannt und beliebt. Ich habe meine Countdown 104 2018 bei downskis.com im Direkteinkauf besorgt, und bin mehr als happy mit denen. Interessanterweise war ich zwei Tage lang mit jemandem unterwegs, der exakt die gleichen Dinger gekauft hatte, und diese dort zum ersten Mal antestete. Wie bei mir hatte er exakt die gleiche Erfahrung. Am ersten Tag komplett enttäuscht, weil die Latten gefühlt vorne auch im weichen Schnee sich festfrassen und verkanteten, und hinten zum Ausgleich keinen Halt boten und ständig wegrutschten. Am zweiten Tag auf die Dinger rauf und gleich die erste Abfahrt runter, als gäbe es keinen weiteren Tag. Die Fahrt war nicht nur problemlos, sondern (wie bei mir auch) genial. Er meinte danach, er hätte noch keine besseren Ski besessen.

Aber ausprobieren. Es gibt zig Magazine und Skitests.

Pinbindung: Es gibt einige schöne Leichtgewichte, ich bleib bei der Fritschi Tecton. Die wiegt mehr, hat aber ein paar zusätzliche Sicherheitsfeatures beim Auslösen. Nachdem ich schon in den Genuss einer Bindung kam, die nicht auslöste, und nach einem Flug mit der Rega und zwei Operationen drei Monate mit Titanschrauben im Fussgelenk an Krücken herumwandern durfte, ist es mir das Extragewicht wert.

[Lampi]

Hach wie schön. Wie oft trifft man sowas noch an?

[rumpelstil]

...diesen Winter wirklich oft