Sachsenstaffel

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  • Atze1407
    Fuchs
    • 02.07.2009
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    • Meine Reisen

    AW: Sachsenstaffel

    Schöne Oberlausitz, feiner Bericht.
    Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
    Abraham Lincoln

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    • November
      Freak

      Liebt das Forum
      • 17.11.2006
      • 11083
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      • Meine Reisen

      AW: Sachsenstaffel

      Die erste Etappe des WAI-Ausfluges ist erfolgreich beendet. Das WAI ist heute von Schmilka nach Dresden-Mickten geradelt. Morgen geht es weiter elbabwärts.
      Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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      • Pfad-Finder
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        Liebt das Forum
        • 18.04.2008
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        • Meine Reisen

        AW: Sachsenstaffel

        Das Warten auf den Bericht hat sich gelohnt! Obwohl ich natürlich lieber weniger gewartet hätte.

        Bist Du heute an der Elbe eigentlich geschwommen oder hast Du es geschafft, dich zwischen den fetten blauen Blobs auf dem Regenradar durchzumogeln?

        Pf-F
        Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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        • November
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          Liebt das Forum
          • 17.11.2006
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          • Meine Reisen

          AW: Sachsenstaffel

          Das folgt dann in meinem Bericht (der fertig sein soll, bevor das WAI uns nach Bayern verläßt).
          War recht wechselhaft, aber ging so, hatte es mir schlimmer vorgestellt. Regen + Wärme ist ja nicht so fies wie Regen + Kälte.
          Für morgen sieht die Vorhersage aber keinesfalls besser aus.
          Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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          • Rhodan76

            Alter Hase
            • 18.04.2009
            • 3034
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            • Meine Reisen

            AW: Sachsenstaffel

            Brrr, was habt ihr denn fuer ein Wetter in Deutschland ? Da kønnte man ja glatt in der Vidda bleiben :-) Regen ? Nicht bei uns. Aber wir freuen uns natårlich trotzdem auf næchstes WE und sind dabei.

            Schøne Gråsse vom Osloer Flughafen!

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            • Pfad-Finder
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              • Meine Reisen

              AW: Sachsenstaffel

              Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen ist zu hören, dass das WAI auf seinem Wochenendausflug heute den Nordpol Sachsens erreicht hat.

              Pfad-Finder
              Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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              • November
                Freak

                Liebt das Forum
                • 17.11.2006
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                • Meine Reisen

                AW: Sachsenstaffel

                Genau, zumindest den gefühlten Nordpol.
                Inzwischen ist es auch wieder wohlbehalten - und das nun zum letzten mal - in seiner Basisstation Dresden angekommen.
                Auf der Strecke Schmilka - Torgau - Nordpol hat das WAI außerdem alle Tagesausflugspunkte (Rathener Klettergipfel, Dresden Zentrum und Meißen) an die offizielle WAI-Wanderstrecke angeschlossen, so daß sie nun nicht mehr in der Luft hängen.

                Bericht folgt (demnächst).




                In Südostsachsen, wo das WAI erst vor kurzem durchgekommen ist, sieht es durch das Hochwasser dramatisch aus. Eigenartig schon, daß solch eine Verbindung noch mehr Teilnahme schafft, als ohnehin schon.
                Die Elbe hatte eine irre Strömung, so daß ich froh war, nicht mit dem Boot unterwegs gewesen zu sein, wie zeitweilig geplant.
                Zuletzt geändert von November; 08.08.2010, 16:30.
                Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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                • Karliene
                  Feldherrin
                  Alter Hase
                  • 08.03.2009
                  • 3211
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                  • Meine Reisen

                  AW: Sachsenstaffel

                  na besser war es, nicht das unser "Sachsenstaffelguide" abhanden kommt
                  "Der Klügere gibt so lange nach, bis er der Dumme ist." Walter Kempowski - Schriftsteller (1929 - 2007)

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                  • Pfad-Finder
                    Freak

                    Liebt das Forum
                    • 18.04.2008
                    • 11920
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                    • Meine Reisen

                    AW: Sachsenstaffel

                    Kreuz und quer durchs Vogtland bis zum Südpol Sachsens

                    31.07.2010

                    „Näschsdor Hold BläuenFöhgdlondÖbororBohnhohf!“

                    Unweifelhaft näherte ich mich dem Ziel. Nachdem Sternenstaub das WAI nach Oelsnitz (Föhgdlond) gebracht hatte, hatte das WAI bei mir nach einem Ausflug gequengelt. Dem wollte und konnte ich mich nicht widersetzen. „Frage nicht, was Du für das WAI tun kannst“, hatte Ixylon vor einiger Zeit formuliert, „frage, was das WAI mit Dir macht!“ Also machte ich mich am Samstag um 5:52 Uhr in Berlin auf den Weg und holte das WAI nach Umsteigen in Leipzig und Plauen Oberer Bahnhof in Oelsnitz virtuell ab.

                    Bei der Abfahrt in Berlin hatte ich noch keine feste Vorstellung hatte, wo die Wanderung beginnen würde: Oelsnitz - Endpunkt der bisher letzten Etappe - und Adorf als Endpunkt der vorletzten Etappe standen zur Auswahl. Den Ausschlag gab das Schicksal in Form der DB-Kundenzeitschrift "Mobil": Mario Adorf prangte auf der Titelseite. Also holte ich das WAI virtuell am Bahnhof Oelsnitz ab und fuhr nach Adorf weiter, wo november und ich eine Woche zuvor unsere Tour beendet hatten.


                    Abschied von Oelsnitz - aber nur für zwei Tage



                    Wiedersehen mit Adorf


                    Nachdem es bis zur Übergabe ans Bayernteam noch einige Tage dauern sollte, hatte das WAI den Wunsch geäußert, zumindest schon mal bayerischen Boden zu schnuppern. Und wo geht das besser als an einem Dreiländereck, in diesem Fall dem Dreiländereck von Sachsen, Bayern und Böhmen?

                    Leider hatten meine beiden Landkarten ihre Schwächen. Die tschechische KCT-Karte zeigte die Wanderwege in Deutschland nicht ganz korrekt; die „Kompass“-Karte von 1993 kannte einen Teil der heutigen Wanderwege überhaupt nicht, basierte aber immerhin auf halbwegs ordentlichen DDR-Topokarten ("Ausgabe Staat"). Nur für den böhmischen Zipfel hatte sich der Kompass-Verlag ein Messtischblatt von vor 1945 ausgeliehen. Für mich als gelernten Historiker interessant, aber zur Wegfindung nicht unbedingt hilfreich. Zum Glück hatte ich noch die Openstreetmap-Karte auf meinem GPS. Die ist zwar alles andere als vollständig; aber es ist die einzige Karte gewesen, in der alle eingezeichneten Wege auch in der Natur anzutreffen waren.

                    Schon beim Verlassen Adorfs wurde ich mit einem Phänomen konfrontiert, das mich die beiden folgenden Tage verfolgen sollte: Die vogtländischen Wegemarkierer haben es geschafft, ausgerechnet an kniffligen Stellen auf Markierungen zu verzichten. So muss man an obskuren Weggabelungen meistens 50 oder 100 Meter in den Weg hineinlaufen, um festzustellen, ob es wirklich der richtige Weg ist. Und selbst dann kann es passieren, dass die erste Markierung erst 120 Meter später auftaucht. Das haben die Tschechen ganz klar besser drauf.

                    Erfreut stellte ich daher fest, dass die alte Bahntrasse von Adorf nach Rossbach/Hranice uneingeschränkt begehbar war. Die OSM-Karte hatte so etwas allerdings schon angedeutet. Bei den bekannten Kurvenradien normalspuriger Eisenbahnen war auch das Risiko plötzlicher Abzweigungen eher gering.


                    Bahnwandern


                    Doch dann kam der Moment des Abschieds, und ich musste durch ein typisches Vogtland-Tal nach Norden abbiegen.



                    In Gettengrün glaubte ich dann meinen Augen nicht zu trauen. Über einen grünen Sichtschutzzaun blickte mich ein periskopartiger Vogelkopf an. Einer? Nein, eine Handvoll... ein Dutzend … einige Dutzend! Eine Straußenfarm. Leider gab es in Gettengrün keinen Gasthof, wo ich nach einem saftig gebratenen Straußensteak hätte fragen können. So wird das nix mit dem Aufschwung Ost.


                    Da guggste, was?


                    Wenige hundert Meter führten mich beide Karten in eine Sackgasse. Drei Höfe und eine resolute Hausdame in Verteidigungshaltung: „Dorf mon frogen, was Sie hier wulln?“ Durchgehen wollte ich - durfte aber nicht. Ich musste die „Schachthäuser“ also südlich auf dem deutsch-tschechischen Grenzweg und dann auf Feld- und Waldpfaden umgehen. Die Alternative wäre ein Zurücksetzen bis zur Straße gewesen – für „Pfad-Finder“ natürlich erst einmal inakzeptabel. OSM-Nutzer werden die Umgehung künftig ohne langes Suchen wiederfinden.



                    Die Skyline von Ebmath

                    In Ebmath gönnte ich mir einen Roster (=Rostbratwurst) vom Grill am Straßenrand. Sehr gute Qualität, selbst die sonst üblichen Aufstößerchen blieben aus. Nicht ganz schlau wurde ich aus dem Ebmather Schloss, das heute offenbar einer Firma Bauer gehört.


                    Kann mich gar nicht daran erinnern, dass der Spruch „Junkerland in Bauer-Hand“ hieß

                    Wenige Kilometer später, in Pabstleithen, wurde ich allerdings daran erinnert, dass Landwirte im ersten Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden auch nicht viel zu melden hatten. Um in der Grenzzone freie Hand zu haben, ließ die DDR noch 1972 Höfe räumen und anschließend niederbrennen. Da sage einer, „clearances“ habe es nur in Schottland gegeben. Übrigens wurden die sächsischen Opfer dieser Räumungen im Gegensatz zu ihren thüringischen Leidensgenossen nach der Wende nicht entschädigt – offenbar mit der Begründung, dass schon zu DDR-Zeiten eine Entschädigung gezahlt worden war. Die erste Welle von Räumungen rollte 1952-1962 durch die Grenzzone. Einer Gedenktafel zufolge verschwanden die Siedlungen Wieden, Gräben im Tal und Hammerleithen vollständig, von Pabstleithen blieb weniger als die Hälfte übrig.

                    Rote Kästchen sind die geräumten Höfe, erhalten gelieben sind die blauen:



                    Auf der Höhe von Pabstleithen begann die befestigte Grenze zwischen DDR und CSSR. Während diese Grenze ansonsten zaunfrei war, unterhielt die DDR hier wie an der Grenze zur "Bäh-Err-Däh" einen breiten baumfreien Streifen und einen Graben, der Kraftfahrzeuge aufhalten sollte. Ob es auch Zäune und weitere Sicherungen gab, war nicht mehr feststellbar. Offenbar gab es Befürchtungen, dass DDR-Bürger hier über die CSSR in den Westen fliehen könnten: Die CSSR bildet hier einen nur ein bis zwei Kilometer breiten Landzipfel. Die Grenze DDR-CSSR war eine "grüne Grenze", die Grenze von der CSSR zur Bundesrepublik war zwar "gesichert", aber nach DDR-Maßstäben nur sehr gering.

                    Anders als in der Karte vorgesehen gab es natürlich schon wieder keinen offiziellen Wanderweg auf dem ehemaligen DDR-Kolonnenweg zum Dreiländereck. Davon ließ ich mich aber nicht irritieren, zumal mir die Luftaufklärung per Google Earth schon Hinweise auf einen Schleichpfad vom Kolonnenweg zum Dreiländereck geliefert hatte. Eigentlich verlief der Pfad durch ein Naturschutzgebiet; aber nachdem dort erst 20 Minuten vorher eine Schafherde mit großem Getöse durchgelaufen war – von den zahlreichen Traktorspuren ganz zu schweigen – war mein Respekt vor dem NSG auf dem Nullpunkt angelangt.


                    Der Hund und sein Hirte


                    Am Dreiländereck begrüßte mich ein gutes Dutzend Grenzsteine aller Art. Um es dem Besucher nicht zu einfach zu machen, hatte man auf einen Gedenkstein oder eine Erläuterungstafel verzichtet. Zudem ist der Grenzverlauf zwischen Bayern und Sachsen recht erratisch. Es dauerte eine Weile, bis ich die Grundstücksbegrenzungen aussortiert hatte, dann die Hilfssteine. Schließlich blieben zwei Hauptsteine, mit der Inschrift D B 1844 beziehungsweise D S 1844 zur deutschen Seite. Die Rückseite schmückte ein einfaches C, an den Seiten stand die Steinnummer "I/1". Die machten mir dann auch klar, warum es am magischen Punkt selbst keinen Gedenkstein gab: Der hätte nämlich mitten im Bach stehen müssen.



                    Schilder zeigen nur an, dass die Grenze ganz in der Nähe verläuft. Verbindlich sind die Steine. Aber hier ist das WAI ganz eindeutig in Bayern:



                    Nun war es schon 16 Uhr und damit höchste Zeit, in Richtung Bad Elster aufzubrechen, wo ich übernachten wollte. Der kürzeste Weg führt über Rossbach/Hranice. Das war auch insofern sinnvoll, als ich sicher war, bei einem freundlichen vietnamesischen Fachhändler meine Vorräte auffüllen zu können. So war es dann auch. Die Tschechen waren noch beim Rasenmähen – bei mir kam das alte Kindheitstrauma sinnlos mit heuschnupfentriefender Nase verbrachter Samstagnachmittage wieder hoch – oder schon beim Biertrinken auf dem gemähten Rasen.

                    Zu sozialistischen Zeiten war es in der CSSR tabu zu erwähnen, dass Westböhmen 1945 nicht von der Ruhmreichen Sowjetarmee befreit worden ist, sondern von der US-Armee unter General Patton. Heute erinnert ein Denkmal in Hranice daran.

                    Ohne einen dokumentarischen Besuch mit dem WAI am Bahnhof ging es aber natürlich nicht. Auf dem demolierten Fahrplanaushang gab es nur noch ein Zugpaar von und nach Cheb/Eger täglich – am späten Nachmittag. Das ist allerdings nicht der Zerstörung des Aushangs geschuldet, sondern der Realität. Welchen verkehrlichen Nutzen eine derartige Bedienungsform haben könnte, ist mir bisher verborgen geblieben.


                    Hier kommt selbst der Mann mit der Mundharmonika nur einmal wöchentlich vorbei.

                    Über einen letzten Bergkamm lief ich dann wieder nach Deutschland. Hinter der Grenze bemerkte ich drei Wohnhäuser, die ich in dieser Art schon mal an diesem Tage gesehen hatte... in Gettengrün. Anscheinend eine Art Typbau aus den zwanziger oder dreißiger Jahren, vielleicht für Zollbeamte?

                    Während des Endspurts nach Bad Elster organisierte ich mir noch schnell ein Bett in einer Pension. Manch eine(-r) wird einwenden, dass das nicht reine Outdoor-Lehre ist. Aber nach reiner Outdoor-Lehre a) und damit großem Gepäck wäre ich bei Temperaturen über 20 Grad gar nicht erst losgezogen und b) hätte ich meine ehrgeizigen kilometermäßigen Vorhaben nicht umsetzen können. Das Auf- und Abbauen des Camps dauert immer länger als man denkt.

                    Außerdem amüsiere ich mich beim Abendessen im Straßenlokal gerne über aufgebrezelte Kurgäste, die „Ming Cheng in Concert“ besuchen – wahrscheinlich ohne zu ahnen, dass er eine Fernost-Kopie von Max Raabe ist. Ein echter Chinese eben. Und ohne die Übernachtung in der Pension hätte ich wahrscheinlich nie erfahren, dass der staatliche Kurbetrieb und die Stadtverwaltung in Bad Elster so was von korrupt sind ... jedenfalls, wenn man der Pensionsbesitzerin glaubt. Und ich glaube ihr, denn die drei Sterne hat ihr Betrieb heute bestimmt nicht mehr verdient. Für neun Stunden Schlaf hat es aber noch gereicht.

                    Technische Daten: 31,6 km in 9h 16'


                    * * *


                    1. August 2010

                    Für den Sonntag hatte ich mir ein weiteres ehrgeiziges Ziel vorgenommen: Den südlichsten Punkt Sachsens. Tante Gugel war diesmal keine Hilfe. Weder das Dorf Schönberg noch der „Säuerling“ - eine Quelle ganz im Südosten – ist der wirklich südlichste Punkt Sachsens. Jedenfalls, wenn man gewisse Qualitätsansprüche an solche Punkte erhebt. Karten- und Luftbildanalyse verrieten mir nur, dass ich im Waldstück zwischen Säuerling und der Bahnlinie an einem Bach fündig werden würde.Offensichtlich hatte ich echte Pionierarbeit zu leisten.

                    Aber zunächst einmal musste ich dorthin gelangen. Ich startete mit einer ausführlichen Fotosession der Schaumstoffente aus dem WAI im Kurbezirk. Warum heißt es eigentlich „Albert Bad“? Und gegenüber „König Albert Theater“? Hatten die sächsischen Monarchen Bindestrich-Allergie? Oder wurden die Bindestriche gehortet, um heute als Deppen-Apostrophen an die Untertanen verteilt zu werden? Fragen, die ich an diesem Tag nicht klären konnte.





                    Bad Elster verließ ich auf dem „grünen“ Wanderweg nach Bad Brambach. Upps, wieso bin ich denn auf dem blauen gelandet? Mit einer kurzen Querwaldein-Session löste ich dieses Problem. Bald überließ ich auch den grünen Weg seinem Verlauf – diesmal absichtlich – und folgte stattdessen dem Grenzweg. Der war nicht nur ungeschottert, sondern auch so idyllisch, wie man sich Waldwege eigentlich immer wünscht. Alle paar Dutzend Meter gab es zudem einen Grenzstein, auf dem man sich setzen, Kekse essen und in den Tag hineinträumen konnte.

                    Hinter dem Gürther Kreuz hörte die Idylle leider auf. Schotter und immer wieder Lichtungen – keine gute Idee bei 25 Grad Lufttemperatur und praller Sonne. An diversen Kurkliniken vorbei schlich ich in Zeitlupe nach Bad Brambach hinein. Auf dem Marktplatz wechselte ich erst einmal die durchgeschwitzten Socken und Einlegesohlen. Die Eingeborenen oder Kurgäste, die ich hätte irritieren können, hatten sich alle zur Siesta zurückgezogen.


                    Ente gut, alles gut!


                    Bad Brambach wirkte wesentlich bodenständiger als Bad Elster, aber keineswegs ärmlich. Und im Gegensatz zu Bad Elster hat es sogar einen Bahnhof im Ort. Der wirkt dann aber doch ärmlich – heute jedenfalls: Das Bahnhofsgebäude ist zugenagelt, die einzige Serviceeinrichtung das Wartehäuschen auf dem Bahnsteig.

                    In Bad Brambach wechselte ich auf die Weg an der Ostgrenze. Wieder einmal versäumte ich es, an der richtigen Stelle abzubiegen. Ich wurde aber dadurch entschädigt, dass ich die Bahnlinie genau an der Stelle traf, wo einer der Korridorabschnitte durch Böhmen beginnt.

                    Zwischen Bad Elster und dem offiziellen Grenzbahnhof Vojtanov/Foitersreuth durchquert die Bahn drei Mal Böhmen – und hält dort sogar einmal, nämlich in Plesna. Als die Strecke im 19. Jahrhundert gebaut wurde, war die Grenze zwischen dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn kein Hindernis. Dass man zum Überqueren der Grenze überhaupt Personaldokumente benötigt, ist eine Erfindung aus dem Ersten Weltkrieg; Angst vor Spionen war der Anlass. Über 90 Jahre hat es gedauert, bis an der deutsch-tschechischen Grenze wieder vergleichbare Zustände hergestellt waren. Zum paranoiden Grenzzirkus unserer Freunde im angelsächsischen Kulturkreis seit 2001 sage ich mal nichts.


                    Schneller als erwartet erreichte ich die Ecke, wo sich Sachsens Südpol versteckte. Keine der Karten war jetzt noch eine Hilfe. Mit ganz konventioneller Gitternetz-Arbeit am GPS stolperte ich über einen Jägerpfad und dann einen schon ziemlich zugewachsenen Waldweg. Ellbogenhohe Brennnesseln verrieten mir, dass ich mich dem Bach näherte. Auf 300 Meter Länge folgte ich dem Ufer, aber schnell war klar, dass sich der Südpol an einer besonders prominenten Bachschleife in Richtung Süden befand. Oder genauer: In der Bachschleife, denn die Grenze verläuft in der Mitte des Baches. Nächster unverwechselbarer Orientierungspunkt ist der Grenzstein 22/7 auf deutscher Seite. Nach den obligatorischen Dokumentationsfotos und dem Abspeichern des Wegpunktes trat ich den Rückweg an.

                    Am Punkt 50° 10' 16.4'' N 12° 19' 55.7'' E:






                    Die Suche hatte nun doch etwas länger gedauert als erwartet. Mein Zauberkasten kalkulierte mir bis zum Bahnhof Vojtanov eine Entfernung, die ein zügiges Lauftempo verlangte, wenn ich den Zug um 16:24 noch erreichen wollte. Zum Glück konnte ich am stillgelegten Lkw-Grenzabfertigungsparkplatz einige Abkürzungen einlegen, so dass ich sogar noch Zeit für einen Fotostopp am alten tschechischen Grenzkontrollpunkt fand.


                    „Wo war dieser Unabhängigkeitskrieg auf dem Balkan nochmal? Slowakien und Tschechenien?“

                    Am servicefreien Bahnhof von Vojtanov musste ich nur noch vier Minuten warten, bis mein Zug kam. "Keine Zeit am Bahnhof vertrödeln", lautet meine Devise.


                    Technische Daten: 26,7 km in 7h 11'.

                    Pfad-Finder
                    Zuletzt geändert von Pfad-Finder; 23.08.2010, 17:14.
                    Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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                    • November
                      Freak

                      Liebt das Forum
                      • 17.11.2006
                      • 11083
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      AW: Sachsenstaffel

                      Bei der Abfahrt in Berlin hatte ich noch keine feste Vorstellung hatte, wo die Wanderung beginnen würde: ... Den Ausschlag gab das Schicksal in Form der DB-Kundenzeitschrift "Mobil": Mario Adorf prangte auf der Titelseite.
                      Ich galube dir ja manches, aber das nicht. (Oder etwa doch? )

                      Leider hatten meine beiden Landkarten ihre Schwächen.
                      So, so.

                      Während des Endspurts nach Bad Elster organisierte ich mir noch schnell ein Bett in einer Pension. Manch eine(-r) wird einwenden, dass das nicht reine Outdoor-Lehre ist.
                      Ist ja schon gut, hast schließlich neun Zeilen Rechtfertigung abgeliefert.

                      Ich startete mit einer ausführlichen Fotosession der Schaumstoffente
                      Die Kleine war immer noch leicht naß, als sie hier bei mir auf dem Postwege ankam. Durfte dann erstmal in der Sonne trocknen.

                      Für den Sonntag hatte ich mir ein weiteres ehrgeiziges Ziel vorgenommen: Den ... wirklich südlichsten Punkt Sachsens. Jedenfalls, wenn man gewisse Qualitätsansprüche an solche Punkte erhebt.
                      Es geht auch anders. Der Nordpol eine Woche später wurde eher gefühlsmäßig festgelegt. Qualitätskriterium war dabei u.a. ein geeigneter Baumstumpf zum Teetrinken.
                      Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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                      • Gast-Avatar

                        AW: Sachsenstaffel

                        hach, was für ein schöner Bericht. Da weiß man gleich wieder, warum man "wai-süchtig" geworden ist. ;)

                        November, ich würde aber immer jedenfalls deine Art des Pol-Findens vorziehen. ;)

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                        • Pfad-Finder
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                          Liebt das Forum
                          • 18.04.2008
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                          AW: Sachsenstaffel

                          Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
                          November, ich würde aber immer jedenfalls deine Art des Pol-Findens vorziehen. ;)
                          Weil meine "ellbogenhohen" Brennesseln für Dich schulterhoch sind?

                          *duckundwech*

                          ------------------
                          Anderes Thema - Sammeltransport nach Pirk:

                          Wer von den Berlinern hätte denn Interesse, am Freitagabend mit dem Auto nach Pirk zu fahren? Ich würde gegen 18 Uhr im Dunstkreis Bf Friedrichstraße losfahren, Fahrzeit vorsichtig kalkuliert ca. 4 Stunden. Eine frühere Abfahrt kann ich leider nicht ermöglichen. 3 Plätze sind frei, wenn man sich auf der Rücksitzbank quetscht, sind auch 4 Plätze möglich. Stauraum reicht bequem für 4 Schrankwände.

                          Rückfahrt am Sonntag so, dass Ankunft in Berlin vor 20 Uhr.

                          Pfad-Finder
                          Zuletzt geändert von Pfad-Finder; 10.08.2010, 09:06.
                          Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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                          • hotdog
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                            AW: Sachsenstaffel

                            Bei der Abfahrt in Berlin hatte ich noch keine feste Vorstellung hatte, wo die Wanderung beginnen würde: ... Den Ausschlag gab das Schicksal in Form der DB-Kundenzeitschrift "Mobil": Mario Adorf prangte auf der Titelseite.
                            Ich glaube dir ja manches, aber das nicht. (Oder etwa doch? )
                            In dem Fall hat er tatsächlich Recht
                            Arrivederci, farewell, adieu, sayonara WAI! "Ja, wo läuft es denn? Wo läuft es denn hin?"

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                            • November
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                              • 17.11.2006
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                              AW: Sachsenstaffel

                              OT:
                              Zitat von hotdog Beitrag anzeigen
                              In dem Fall hat er tatsächlich Recht.
                              Ich zweifele ja nicht an der Tatsache der Mobilausgabe, sondern ich vermute ganz stark, der Pfad-Finder suchte einen Anlaß, dieses Titelbild irgendwie krampfhaft elegant einbinden zu können.
                              Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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                              • Gast-Avatar

                                AW: Sachsenstaffel

                                @ Pf-F - solche FRechheiten bleiben nicht ungesühnt.

                                aber das andere Thema -
                                ich würde gern eine Vorreservierung machen. Spätestens Mittwoch entscheidet es sich, ob ich beim Umzug meiner Schwester noch einmal tätig werden muss (das wäre dann das 3. Mal) oder nicht.
                                Ich hoffe, diese Vorreservierung ist mit keinerlei Kosten verbunden.

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                                • Pfad-Finder
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                                  • 18.04.2008
                                  • 11920
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                                  Zitat von november Beitrag anzeigen
                                  OT:
                                  Ich zweifele ja nicht an der Tatsache der Mobilausgabe, sondern ich vermute ganz stark, der Pfad-Finder suchte einen Anlaß, dieses Titelbild irgendwie krampfhaft elegant einbinden zu können.
                                  OT: Ich vermute, der Pfad-Finder suchte krampfhaft nach einer Ausrede, um in Adorf statt in Oelsnitz starten zu können.
                                  Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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                                  • November
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                                    • 17.11.2006
                                    • 11083
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                                    @Klippenkuckkuck: Wann in etwa kannst du am Freitag losfahren?

                                    Hat jemand Lust; am Freitagabend die Strecke von Oelsnitz nach Pirk mit zu gehen (sind etwa 5 km)? Karliene?
                                    Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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                                    • Rhodan76

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                                      • 18.04.2009
                                      • 3034
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                                      Zitat von november Beitrag anzeigen
                                      @Klippenkuckkuck: Wann in etwa kannst du am Freitag losfahren?
                                      Ich hänge mich mal dran - passen wir alle bei Klippenkuckuck in den Wagen? Treffen in Freiberg ? Oder wie ?

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                                      • Klippenkuckkuck
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                                        • 23.11.2008
                                        • 1556
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                                        AW: Sachsenstaffel

                                        Wir werden schon zu viert reinpassen. Ging ja beim letzten Treffen auf dem Rückweg auch. Da ich freitags eigendlich immer kurz nach Mittag
                                        Feierabend mache, schiebe ich die Terminabsprache mal zu euch rüber.
                                        Eh ihr erst nach FG gurkt würde ich den Treffpunkt in Pieschen vorschlagen. Je eher um so besser.

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                                        • November
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                                          AW: Sachsenstaffel

                                          Ich merke, da will sich jemand beliebt machen.

                                          Viel wichtiger als den Shuttle finde ich aber einen brauchbaren Regenschutz. Nach dauerhaftem Sonnenschein sieht es ja nicht aus. Hast du nicht letztens was von einem Bierzelt oder etwas ähnlichem erzählt, das du zum Wohle der Gemeinschaft beisteuern könntest?
                                          Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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