[DE] Ostern auf Tollense und Peene

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  • hotdog
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    • 15.10.2007
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    [DE] Ostern auf Tollense und Peene

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    Mitreisende
    Eigentlich sollte die Tour ja schon letztes Jahr stattfinden. Aber der lange Winter und der frühe Ostertermin machten uns einen Strich durch die Rechnung. Also: neues Jahr - neuer Versuch. Dieses Jahr sollte es klappen. Die Tour verlief dann zwar nicht ganz nach Plan, aber lest selbst:



    1. Etappe: [16.4.2014] Neubrandenburg - Altentreptow

    Um 10:30 Uhr erwarteten mich schon iwp und sein "Heizer" am Bahnhof. Wir hatten uns schon während der Anfahrt darauf verständigt, die Tour nicht mit einem 2 km Marsch zur Einsatzstelle zu beginnen, sondern uns - auch auf die Gefahr hin, uns den Schmähungen anderer odsler auszusetzen, - ein Taxi zu gönnen. Der Kombi stand auch schon wie auf Bestellung bereit und so kamen wir nach einem kurzen Zwischenstopp bei Norma bald an der Einsatzstelle Mittelste Strasse an, wo balticskin schon mit dem Aufbau seiner Gummiente beschäftigt war.



    Während mein Scubi schnell abfahrbereit war, musste die Crew des Canadiers erst einen Stangenbruch reparieren, was allerdings nicht ganz verletzungsfrei von statten ging.



    Nachdem sich der Patient erholt hatte, konnte es auch schon losgehen.



    Vor uns lagen an diesem ersten Tag ca. 22 km bei leichter Strömung. Das Wetter war perfekt. Es gab ausreichend Wasser unterm Kiel und die Tollense mäanderte gemütlich gen Norden.




    In Altentreptow musste ein Wehr umtragen werden. Dies gestaltete sich wegen des niedrigen Wasserstandes etwas schwierig, weil der Abstand zwischen Boot und Steg nicht für alle Boote geeignet war.



    Schliesslich kamen wir auf unserem ersten Übernachtungsplatz an, der einfach ausgestattet und sehr idyllisch gelegen ist.




    Kurz nach Sonnenuntergang fielen alle satt und müde in ihre Schlafsäcke.
    Zuletzt geändert von hotdog; 28.04.2014, 17:17.
    Arrivederci, farewell, adieu, sayonara WAI! "Ja, wo läuft es denn? Wo läuft es denn hin?"

  • Sheen
    Erfahren
    • 07.09.2011
    • 196
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: Ostern auf Tollense und Peene

    Ah, cool. Fand die tour also statt

    Das sieht aber nach verdammt wenig Wasser aus....na mal sehen, wie es weiter geht!

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    • lutz-berlin
      Freak

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      • 08.06.2006
      • 12457
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      #3
      AW: Ostern auf Tollense und Peene

      Super !

      @Hottie
      wie macht sich der Scubi auf Langstrecke, und was hattest Du an Gepäck dabei?

      regards
      lutz

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      • schneehuhn
        Gerne im Forum
        • 08.07.2005
        • 57

        • Meine Reisen

        #4
        AW: Ostern auf Tollense und Peene

        schööön. Hätte mir auch gefallen.
        Leider ist PE Boot und Zug bzw. kein Auto nicht wirklich kompatibel

        Anne

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        • AlfBerlin
          Lebt im Forum
          • 16.09.2013
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          #5
          AW: Ostern auf Tollense und Peene

          Zitat von schneehuhn Beitrag anzeigen
          schööön. Hätte mir auch gefallen.
          Leider ist PE Boot und Zug bzw. kein Auto nicht wirklich kompatibel
          Kauf Dir ein Gummiboot:



          Ich hatte leider nur Donnerstag bis Samstag Zeit und musste deshalb eine SoloTour zwischen Fürstenberg und Templin machen:
          Kajak- und Biber Fotos,
          Zelt- und Biber Fotos,
          Reise-Bericht

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          • hotdog
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            • 15.10.2007
            • 16106
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            #6
            AW: Ostern auf Tollense und Peene

            2. Etappe: [17.4.2014] Altentreptow - Broocker Hof

            Die Nacht war lausig kalt! Mein Ausrüstungskonzept, das wegen der geringen Zuladung des Scubi "auf Kante genäht" war, hatte also schon in der ersten Nacht versagt. Ich konnte nur darauf vertrauen, dass sich der verpimpelwöhnte Körper bald an die rauhen Outdoorverhältnisse anpassen und ich keine Folgeschäden davontragen würde. Zum Glück konnte der heisse Kaffee von innen und die Sonne von aussen mich schnell wieder aufwärmen und so ging es nach Frühstück, Abbau und Einkauf gegen 11 Uhr wieder auf den Fluss.

            Heute waren ca. 25 km und zwei Umtragen zu bewältigen. Zunächst ging es bei leichter Strömung wieder sehr kurvenreich zu.



            Eine kurze Snack- und Pinkelpause bei Mühlenhagen:



            Die Umtrage in Klempenow nutzten wir für eine Kaffee-und-Kuchen-Pause in einem, ich würde mal sagen, rustikalen Dorftrödelladen:



            Nun war es aber doch schon reichlich spät geworden und zu allem Überfluss tendierte die Strömungsgeschwindigkeit nach dem Wehr in Klempenow gegen Null.

            Hier die Umtrage in Tückude:


            So zog sich der letzte Abschnitt, der auch landschaftlich nicht mehr viel zu bieten hatte, seeeehr zäh und schleppend dahin.



            Aber irgendwann erreichten wir doch noch unser Tagesziel, wo mich, noch im Boot sitzend, der Anruf von Torres erreichte, dass es mit einer Anreise am heutigen Abend wohl doch nichts mehr werden würde. Wir nutzten diesen Umstand, um schnell eine Brötchenbestellung für den nächsten Morgen aufzugeben, und schafften unser Equipment zum ein paar hundert Meter entfernten Broocker Hof. Hier gab es dann Abendessen in der Dämmerung und erneut frühes in-den-Schlafsack-fallen.
            Arrivederci, farewell, adieu, sayonara WAI! "Ja, wo läuft es denn? Wo läuft es denn hin?"

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            • hotdog
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              #7
              AW: Ostern auf Tollense und Peene

              Zitat von lutz-berlin Beitrag anzeigen
              @Hottie
              wie macht sich der Scubi auf Langstrecke, und was hattest Du an Gepäck dabei?
              Ich hatte insgesamt drei Beutel (2 x 20 Liter, 1 x 30 Liter): meinen Küchenkram, Schuhe und den Helinox im Boot hinterm Sitz, alles für die Schlafstatt hinten auf dem Boot und die Kleidung vorne auf dem Boot. Einen kleinen Beutel hatte ich noch vorne als "Fussstütze" und ein zusätzliches Polster für den ansonsten recht harten Sitz (und das Feierabendbier bei den Kollegen im Canadier).

              Das Scubi ist schon ziemlich langsam. Hätten sich die Jungs im Canadier angestrengt, hätten sie mich locker abgehängt. Aber das kleine Ding macht einfach Spass.
              Arrivederci, farewell, adieu, sayonara WAI! "Ja, wo läuft es denn? Wo läuft es denn hin?"

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              • Torres
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                • 16.08.2008
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                #8
                AW: [DE] Ostern auf Tollense und Peene

                3. Etappe: [18.4.2014] Broocker Hof - Demmin

                Ursprünglich wollte ich bereits am Donnerstagabend zu den anderen stoßen, aber ich benötige den Abend zum Packen. Denn Packen ist nicht so einfach, wenn man noch nicht viel Erfahrung hat. Es ist für mich das fünftes Mal in einem Boot und die dritte Paddeltour mit meinem Boot. Und es ist meine erste Gepäckfahrt.
                Die Zeltsachen sind schnell zusammengestellt. Mehr Zeit muss ich mir mit dem Planen des Kleidungskonzeptes nehmen. Trockenanzug o.ä. fehlen mir. So müssen Paddeljacke, Schwimmweste, Paddelshorts, Paddelschuhe und Paddelhandschuhe die Grundlage bilden. Beinlinge für Radfahrer halten die Knie warm. Eine Wollmütze. Der Fluss soll flach sein und die Temperaturen erträglich. Schönheitspreise werde ich für diese Kombination nicht gewinnen, aber es wird funktionieren. Zusätzlich muss warme Wäsche mit, am besten leicht und mit kleinem Packmaß. Dicke Socken oder meine Schafwollschlappen vergesse ich. Das wird sich rächen. Der Kocher. Essen. Wasser. Hoffentlich passt alles ins Boot. Als letztes lege ich zur Erinnerung ein Dekopaddel quer über die Bootstasche. Bloß morgen früh das Paddel nicht vergessen!

                Am nächsten Morgen stehe ich um 5 Uhr auf und kurz vor 6 Uhr ist das Auto beladen. Schnell noch das Paddel holen. Ich ergreife die erste Paddelhälfte. Moment – ist es das richtige? Nein. Ich erschrecke mich. Dieses Paddel gehört zum Gummiboot. Nur jetzt nicht noch einen Fehler machen. Gut dass ich kontrolliert habe. Ich ergreife die zweite Hälfte. Sie verschwindet ebenfalls im Auto, und ich starte. Nach drei Stunden bin ich am Broocker Hof.

                Das Wetter in der Nacht war nicht berauschend. Es hat geregnet und regnet noch bis in die Morgenstunden. Die Zelte der anderen stehen auf einem Acker und da alle später mit mir gerechnet haben, ist die Atmosphäre angenehm entspannt. Ich liefere die Brötchen ab, aber für überschwängliche Begrüßung ist keine Zeit. Konzentriert baue ich das Boot auf. Ich will die anderen nicht aufhalten. Paddelrucksack und eine wasserdichte Rolle sind mein Gepäck. Passt. Puh. Ich habe das vorher nie ausprobiert. Das Auto umparken, es bleibt hier. Die Besitzer sind wirklich sehr nett.
                Meine Sachen liegen am Auto auf einem Haufen. Jetzt schnell mit der Hilfe der anderen das Boot zur Einsatzstelle bringen. Und das Paddel zusammenstecken. NEEEEEIIINNN. Mich trifft der Schlag. Die zweite Hälfte des Paddels ist die falsche Hälfte. Die Welt geht unter. Ist es iwp, der sagt, ich habe mich schon gewundert? Ich wundere mich nicht. So etwas kann nur mir passieren. Mein Leben ist vorbei. Warum habe ich die zweite Hälfte des Paddels nicht auch kontrolliert?

                Und hier zeigt sich mal wieder, wie toll es ist, mit den anderen Odslern Touren zu machen. Iwp holt sofort seine Paddel und versucht, mit einem Paddelverbinder etwas Neues zu konstruieren. Klappt leider nicht ganz. Jemand anderes, ist es hotdog?, empfiehlt, mir am Hof ein Paddel zu leihen. Alleine wäre ich da nie drauf gekommen. Ich bin wirklich noch Anfänger. Tatsächlich. Der Hofbesitzer ist nett und drückt mir eins in die Hand. So mache ich mich mit einem Leihpaddel auf den Weg. Die anderen haben meine Ausrüstung bereits zur Einsatzstelle getragen und Balticskin hält das Boot fest, damit ich einsteigen kann. Das muss ich noch üben, es scheint mir das schwerste überhaupt zu sein, in ein Boot hinein und wieder hinaus zu kommen, wenn die Bedingungen nicht optimal sind. Zumal ich keinen festen Süllrand habe.

                Das Leihpaddel ist recht schwer und ich habe Schwierigkeiten, das Boot gerade zu halten. Beim letztes Mal gelang mir das auf dem Ratzeburger See ganz gut, aber jetzt brauche ich anscheinend wieder Zeit, um herein zu kommen. Eine Steueranlage habe ich noch nicht. Die Fotos sind übrigens mit meiner wasserdichten Kompakten gemacht. Und nicht immer gelang es mir, den Finger wegzunehmen, wenn ich mit der linken Hand fotografiert habe.





                Wenig Kraft, mehr Technik, ich weiß. Immer wieder muss ich bremsen, damit ich nicht im Schilf oder zwischen den Bäumen verschwinde. Oder das Ufer ramme. Schön ist es hier.





                Aber ich weiß bereits, dass sich das Rumgeiere bald gibt. Die Landschaft ist abwechslungsreich und ich muss erst einmal herunterkommen und mich an die Eindrücke gewöhnen. Das Wasser ist eine ganz eigene Form der Straße. Sie legt einen fest und ist doch so fern der Zivilisation. Fische produzieren kleine Wellen. Ab und zu Strommasten.








                Nach gefühlt ein paar Minuten – 7 km weiter – sehe ich eine Tonne im Wasser. Und kurz darauf balticskin. Hier muss umgetragen werden. Wir verbinden diese Stelle mit einer Pause.





                Mein Superboot. :-)





                Turboente. :-)





                Zwei Cowboys:-)





                Die Flotte :-)


                Das Wehr sieht harmlos aus. Aber wenn man hinein führe, würde einen der Sog nach unten drücken und man hätte keine Chance, zu überleben. Unheimlich, finde ich.





                Blasen befinden sich gleich Tupfer auf dem Wasser. Das Gras ist saftig grün. Es hätte auch schneien können, an Ostern.





                Das Paddeln ist nun einfacher geworden, aber immer noch bekomme ich an manchen Abschnitten einen nicht mehr zu korrigierenden Seitwärtsdrall und bremse abrupt ab, um wieder in die richtige Richtung zu kommen. Die Paddelschläge, die ich der Literatur entnommen habe, helfen mir nicht immer weiter. Dann erscheint vor meinem geistigen Auge das Bild eines Bootes mit Steuerruder. Ich probiere aus, das Paddel als Steuerblatt am hinteren Teil des Bootes zur Richtungsänderung zu nutzen. Das funktioniert besser und kostet weniger Geschwindigkeit.








                Der Kampf mit dem Geradeauslauf fordert seinen Tribut. Irgendwann merke ich, dass ich langsam müde werde. Meine Schultern sind die ungewohnte Anstrengung nicht gewohnt. Regen setzt ein. Nicht so stark, dass er stört. Die Regentropfen hüpfen auf dem Wasser.





                Balticskin wartet am Übergang von Tollense und Peene. Wir paddeln auf Demmin zu und tatsächlich ist es ein erhebendes Gefühl, einfach so – von Autos ungestört – einen Ort durchqueren zu können.





                Der Kanuclub Demmin hat einen schmalen Schwimmsteg, der aufgrund der Wellen auf- und niederhüpft, und ich komme nicht aus dem Boot. Balticskin hilft, aber auch als ich unelegant auf dem Steg lande, ist es noch nicht geschafft. Der Steg ist so wackelig, dass ich in Gefahr laufe, auf der anderen Seite gleich wieder ins Wasser zu rutschen. Mit Mühe torkele und krieche ich den Steg hoch. Meine Beine sind kalt und so fehlt eine zielführende Motorik, die Schwankungen ausgleichen zu können. Da besteht Verbesserungsbedarf. Am nächsten Tag werde ich vom Platzbetreiber erfahren, dass ich das Problem nicht alleine habe. Er arbeitet an einer Lösung.
                Wir ziehen die Boote vorsichtig über die Steine nach oben. Dabei wurde doch extra eine Rolle angebracht, über die man die Boote hochziehen und herunterlassen kann. Man muss sie nur erst einmal bemerken. Sie wird am nächsten Tag den Komfort stark erhöhen.

                Kurz darauf sind die anderen da. Die Wiese des Platzes ist frisch gemäht und der Rasenschnitt liegenlassen worden. Versuche, ein ungemähtes Stück zu bewohnen, scheitern am strikten Widerstand der Chefin, die uns den Platz zuweist. Ich suche mir eine nette Ecke, greife das Zelt und wieder setzt das Herz aus. Das Gestänge, das ich dem Beutel entnehme, kenne ich nicht. Wo zum Teufel kommt das her? Das passt nicht zu dem Zelt, das ich eingepackt habe. Nicht schon wieder. Erst das Paddel, dann das Zelt? Ich beschließe gaaanz ruhig zu werden und mir erst einmal das Zelt anzuschauen. Mir wird schon etwas einfallen. Das Außenzelt sieht auch nicht aus, wie das Zelt, das ich eingepackt habe. Hä? Dann geht mir ein Licht auf. Es ist nicht nur das falsche Gestänge, es ist auch das falsche Zelt und beide passen zusammen. Puh. Immerhin hat der Schreck die Sinne geschärft und so erkenne ich, dass den gewählten Platz viele kleine Lampen umsäumen, die nachts mein Zelt beleuchten werden. Danke. Ich wandere an das dunkle, entgegengesetzte Ende. Als ich meine Ausrüstung verstaue, bin ich mit meiner unbeabsichtigten Zeltwahl zufrieden. Es ist nicht nur leicht, sondern auch riesig, und ich kann meine regennassen Sachen großzügig ausbreiten. Ein isolierendes Innenzelt wäre mir zwar lieber gewesen, aber der Schlafsack bietet genug Reserven, zumal ich meinen geliebten VBL dabei habe, der mal wieder wunderbar funktioniert :-).

                Eleven +1 kommen auf dem Platz an, ebenso DXManiac, und bauen ihre Zelte auf. Iwp und der „Heizer“ kochen einen Turm aus Nudeln und Knoblauch. Kraftnahrung. Innerhalb kürzester Zeit wechseln riesige Portionen Nahrung ihren Aggregatszustand. Ich begnüge mich mit einer Doppelportion Spaghetti mit Pesto. Viel habe ich nicht zu essen mitgenommen, sondern das, was ich normalerweise in diesem Zeitraum verzehren würde, und ich werde leider erst am nächsten Tag feststellen, dass es viel zu wenig war. Ich hätte nicht gedacht, dass man beim Paddeln soviel Energiebedarf hat. Meine Füße sind eiskalt, und ich friere. Erkältungsgefahr. Noch bevor es dunkel wird, bin ich im Schlafsack verschwunden und schlafe tief und fest, während die anderen gemütlich beisammen sitzen.
                Zuletzt geändert von Torres; 28.04.2014, 23:00.
                Oha.
                (Norddeutsche Panikattacke)

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                • Torres
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                  • 16.08.2008
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                  #9
                  AW: [DE] Ostern auf Tollense und Peene

                  4. Etappe: [19.4.2014] Demmin – Alt Plestlin

                  Am Morgen kündigt sich ein schöner Tag an. Auf der Wiese glänzt der Rauhreif.











                  18 km Strecke liegt vor heute uns. Der kürzeste Tag. Gestern waren es 23 km. Aber zunächst müssen die Autos umgeparkt werden und Einkäufe erledigt werden.

                  Kurz vor 9.00 Uhr starten eleven, balticskin und ich mit elevens Auto, um die Autos auf die nächsten Etappen zu verteilen. Da hottie von nun an in den Canadier umsteigt, darf ich hotties Paddel nutzen und gebe das Leihpaddel gegen eine Spende am Broocker Hof zurück. Wir fahren so schnell es geht und kommen dennoch erst nach über drei Stunden wieder am Zeltplatz an. Hotdog hat schon gepackt und fährt mit eleven + 1 einkaufen, während ich meine Ausrüstung sortiere. Gegen 14.00 Uhr kommen wir endgültig los.





                  Es herrscht ein frischer Wind von vorne. Das Paddel von hottie ist viel leichter und lässt sich kraftschonender paddeln, zumal es nicht 90°, sondern 60° gedreht ist. Auch merke ich, dass ich seit gestern meine Technik verfeinert habe. Dennoch habe ich immer wieder Stellen, an denen das Boot nach rechts oder nach links zieht. Der Fluss ist breit und aufgrund eines auffrischenden Windes habe ich ab und zu das Gefühl, dass mein Boot ein Spielball des Wassers ist. Wind und Wellen ziehen und drücken es erbarmunglos in die Richtung, die ihnen gefällt. Das erste Mal sehe ich ein Phänomen, das faszinierend und verwirrend zugleich ist: Das Schilf kommt von der Seite auf mich zu. Paddler kennen das Gefühl sicherlich, aber mir ist es neu. Es wirkt, als würde mein Boot stehen, aber Schilf und Uferböschungen in hohem Tempo vom Wind vor mein Boot geweht werden. Eine optische Täuschung. Als bestände das Schilf aus Wolken, die an einem vorbeiziehen. Nicht leicht, das Boot hier auf Kurs zu halten, denn ich fahre schräg auf die Wellen zu, um mich nicht zu drehen. Immer wieder verändert das Wasser seine Oberfläche und jedes Mal muss ich die Technik ändern, um voran zu kommen. Am besten gelingt es, wenn ich auch bei Seitenwind auf die Wellen zufahren kann.








                  Es folgen Passagen, wo der Wind brutal von vorne kommt und mit Macht gegen meinen Oberkörper drückt. Ich paddele, habe aber das Gefühl, dass ich stehe. Eine zeitlang paddele ich mit DXManiac zusammen, der mir einen Paddelschlag zeigt, der beim steuern hilft. Ich versuche, seinen Schlag nachzuahmen, aber dann zieht das Boot wieder so stark zur Seite, dass ich erneut meinen eigenen Stil finden muss. Hottie wird später sagen, dass ich das Paddel falsch halte, weil ich es viel zu tief greife, aber ich werde am nächsten Tag merken, dass ich auf diese Weise am besten die Richtung halten kann. Hält das Boot dagegen die Richtung, fällt es mir auch leicht, das Paddel richtig zu halten.





                  Ein geheimnisvolles Wesen steht am Uferrand. Ein Pilger? Oder eine alte Frau?





                  Fotos machen wird nun fast unmöglich. Oder es ist zumindest frustrierend. Jedes Anhalten bedeutet, dass man umgehend ein gutes Stück zurückgetrieben wird. Ich lerne verschiedene Wasseroberflächen kennen: Kleine kippelige Wellen, die das Boot zur Seite drängen. Gleichmäßige Welle von vorne, die gut zu paddeln sind. Strudelige Oberflächen mit Wellenansatz. Rauhfaseroptik, die viel Geschick erfordern. Und dann ganz glänzende, von Wellen durchzogene Flächen: Augsburger Puppenkisten-Wasser. Als Kind fand ich das „Folienwasser“ immer ziemlich unnatürlich. Aber es gibt das wirklich. Als würde jemand eine Plastikfolie aufspannen und an den Seiten festhalten. Dieses Wasser gefällt mir am besten, weil es so wunderschön aussieht, und es lässt sich auch am einfachsten Paddeln. Leider ist zwischendurch die Linse nass geworden.








                  Ich wähne DXManiac hinter mir, aber auch er wurde zurückgetrieben und kann wohl nicht mehr aufholen. Am rechten Ufer befinden sich weiße Schilder mit der Flusskilometerangabe, und ich habe das Gefühl, überhaupt nicht voranzukommen. Gestern waren 7 km ein Klacks. Heute brauche ich gefühlt die Zeit von 7 km für einen Kilometer. In einem Seitenarm steht ein Motorboot. Die Frau winkt mir zu. Als ich etwas Rotes am Rand sehe, hoffe ich, dass es balticskin ist. Aber es ist nur ein Rettungsring an einem schön gestalteten Kanurastplatz. Ein weiterer Rastplatz kommt. Ich halte mich kurz fest, aber die Anlage ist zu hoch. Hier komme ich aus dem Boot nicht raus.

                  Ich nähere mich Loitz und der Wind kommt nun voll von vorne. Kilometerschild 42 kommt in Sicht und ich denke kurz über den Sinn des Lebens nach. Das Boot bricht hier nicht mehr aus, sondern läuft gut geradeaus. Aber es macht Mühe, voranzukommen. Es kommt mir vor, als würde ich stehen. Kleine Wellenkrönchen befinden auf den Wellen. Das dürfte schon etwas mehr Gegenwind sein, als gewohnt. Nur langsam komme ich voran, aber es macht auch Spaß. Nach kurzer Zeit habe ich einen guten Rhythmus, der wenig Kraft kostet. Alles macht Spaß, was das Boot nicht abdriften lässt.

                  Unter der Brücke von Loitz halte ich mich am Rand fest und greife nach dem Fotoapparat. Kaum bringe ich ihn in Position, treibe ich wieder ab. Ich versuche es auf der anderen Seite, aber auch hier kann ich das Boot schlecht halten. Ein Blick zurück, als das Boot wieder seitlich getrieben wird, mir scheint, von hinten kommt jemand von uns. Vielleicht ist es DXManiac. Vermutlich habe ich den Canadier von hotdog, eleven +1 gesehen. Oder ein Motorboot. Genau schaue ich nicht hin, sondern versuche wieder in die richtige Richtung zu kommen.





                  Als ich an dem Speicher vorbeipaddele, sehe ich Vögel aus einem Verschlag kommen. Sind es Tauben? Leider kann ich nicht richtig erkennen, welche Vögel es sind, und so versuche ich, sie zu fotografieren. Als ich den Apparat gezückt habe, sind sie vom Erdboden verschluckt. Der Wind treibt mich gnadenlos wieder zurück, und ein junges Paar grüßt mich vom Ufer aus. Ich grüße zurück. Scheint nett hier zu sein.








                  Ich passiere die neuangelegte Marina für Boote und Kanuten,





                  ein paar Häuser direkt am Wasser und ein Vereinsschild. Neben dem Schild grast ein Schwan und ich versuche ein Foto. Wenn die Wellen nur nicht so schwanken würden.





                  Das mit drei Leuten besetzte Ally kommt von hinten. Schon beeindruckend, wie das aussieht, wenn drei Leute intensiv im gleichen Takt paddeln. Schnell sind sie. Ich würde das gerne fotografieren, aber ich möchte nicht wieder so viele Meter verlieren. Das Wasser ist jetzt wieder ganz anders und ich muss das Boot erneut mit viel Kraft auf Kurs halten. Immerhin scheint es nicht an mir zu liegen, dass es ausbricht, denn die letzten Kilometer lief es wunderbar geradeaus. Ab und zu begegnen uns Motorboote, aber alle drosseln den Motor, um uns durch den Schwall nicht zu gefährden.





                  Quälend langsam bringe ich Kilometer über Kilometer hinter mich. Gestartet sind wir bei 32 und der Endpunkt liegt ungefähr bei Km 50. Ich zähle bereits seit 36 mit. Endspurt. 47. 48. 49. 50. In einer Linkskurve steht ein Haus mit Flaggenmast. Das könnte es sein. Steht da ein Zelt? Ja. Tatsächlich. Der Kanurastplatz Alt-Plestlin ist erreicht. Balticskin ist schon lange da.




                  Der Ausstieg hier ist besser. Nun flott das Zelt ausgepackt und aufgestellt. Als letzter trudelt DXManiac ein, mit großem Abstand. Vor Loitz kam er nicht mehr weiter, sondern wurde immer wieder zurückgetrieben. Er wirkt erschöpft. Die Dusche soll 50 cent kosten und da meine Füße wieder kalt sind, halte ich duschen für eine gute Idee. Brav werfe ich das Geld hinein. Die Dusche bleibt kalt. Ich probiere alles, aber sie bleibt kalt. Die Sicherung ist aus. Ich muss mich am Waschbecken waschen. Hier ist das Wasser immerhin heiß, aber mangels Heizung oder Isolierung des Fußbodens, sind Eisfüße die Folge. Warme Socken kommen auf die neue Packliste. Die Sonne geht unter.





                  Wieder gibt es Nudeln und langsam wird mir klar, dass ich zuwenig zu essen mithabe. Immerhin habe ich heute morgen noch ein Glas Rote Beete aus dem Auto geholt und Brötchen mitbringen lassen. Es wird schnell kalt und meine Füße wehren sich gegen die Kälte. So wird es wieder ein kurzer Abend werden. Ein paar Einheimische machen ein Osterfeuer am Wasser, aber belästigt werden wir nicht.

                  Der Wind weht unverändert. Hotdog und eleven + 1 entscheiden, morgen zurück zu paddeln. DXManiac wird sich anschließen. Der Wind wird eher noch auffrischen und 29km bei diesem Gegenwind sind zuviel. Mein Auto steht an der nächsten Etappe und ich bin ein wenig ratlos, was ich tun soll. Hätte ich doch eine Steueranlage. Habe ich aber nicht. So tendiere ich dazu, mich hotdog anzuschließen. Die 22 km am ersten Tag waren genug und ohne große Erfahrung 29 km bei Gegenwind zu paddeln, könnte bedeuten, dass die Kraft nicht ausreicht. Vernunft ist besser als Leichtsinn.

                  In der Nacht wache ich auf, weil meine Schultern und Arme gelähmt sind. Ich bin mir sicher, dass ich sie nie wieder werde bewegen können. Da ich vom Radfahren her vergleichbare Albträume kenne, beunruhigt mich der Gedanke nicht, und ich schlafe weiter.
                  Zuletzt geändert von Torres; 30.04.2014, 19:37.
                  Oha.
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                    #10
                    AW: [DE] Ostern auf Tollense und Peene

                    Schon komisch, was bei dir alles so passiert ist an diesem Tag. Ich habe nur in Erinnerung: "Gegenwind - Sch... - anstrengend! - 3 Stunden für 10 km - Arme lahm - 43 - 44 - 45 - 46 - 47 - 48 - 49 - 50 - 51 - fertsch!"
                    Arrivederci, farewell, adieu, sayonara WAI! "Ja, wo läuft es denn? Wo läuft es denn hin?"

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                    • Torres
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                      • 16.08.2008
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                      #11
                      AW: [DE] Ostern auf Tollense und Peene

                      Vielleicht, weil ihr zu dritt wart?
                      Oha.
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                      • DXManiac
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                        #12
                        AW: [DE] Ostern auf Tollense und Peene

                        Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                        Vielleicht, weil ihr zu dritt wart?
                        Nee, viel mehr als meine Bootsspitze hab ich auch nicht gesehen an dem Tag und eigentlich nur gedacht "laaaangsam, weiterfahren, nur nicht stehenbleiben, dann gehts rückwärts"

                        Hatte manchmal wirklich was von Zen-Buddhismus.. Einfach mal an nichts weiter denken als daran, einen Paddelschlag nach dem anderen zu machen.. Oder wie schon Mister Miyagi sagte: Auftragen, Polieren, Auftragen, Polieren..
                        I'm not naughty, I've got Asperger's

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                        • Torres
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                          • 16.08.2008
                          • 32306
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                          #13
                          AW: [DE] Ostern auf Tollense und Peene

                          5. Etappe: [18.4.2014] Alt Plestlin - Demmin

                          Am Morgen scheint wieder die Sonne.





                          Es ist wärmer geworden.








                          Ich laufe ein wenig herum. Idyllisch ist das richtige Wort. Schön ist es hier.











                          Die Fließrichtung des Flusses zeigt, dass der Wind weiterhin aus Osten kommt. Der Wetterbericht bestätigt den Eindruck. So beschließen auch iwp und der „Heizer“, zurückzupaddeln. Balticskin wird sich davon nicht beeindrucken lassen und eilt kurze Zeit später davon. Später wird er aber ehrlich gestehen, dass die Etappe nicht einfach war. Gegen Ende war der Wind sehr stark und im Nachhinein habe ich gesehen, dass auch die offizielle Peene-Website empfiehlt, die Tour unbedingt flexibel der Windrichtung anzupassen. Dennoch: Mit seiner Gummiente ist balticskin so schnell, dass er ungefähr zur gleichen Zeit in Stolpe ankommen wird, wie wir in Demmin.





                          Hinter den Bäumen erahnt man ein Herrenhaus. Der Platz ist ruhig und schön. Eine gute Infrastruktur gibt es hier.












                          Merkwürdige Leute machen merkwürdige Dinge.





                          Ich schnorre bei eleven ein wenig Rührei mit Speck. Dabei esse ich eigentlich kein Fleisch mehr. Aber ich brauche Energie. Dann wird zügig gepackt.








                          Ein Blick zurück.





                          Kaum bin ich losgepaddelt, beginnt wieder meine Boot-auf-Kurs-halten-Arie. Anscheinend driftet das Boot bei Wind generell zur Seite, egal, ob er nun von vorne oder von hinten kommt.

                          DXManiac probiert sein Segel aus. Schnell ist er damit nicht. Aber es sieht schon cool aus.





                          Die anderen sind schnell heute und haben mich bald eingeholt.





                          Ich muss mich bemühen, hinterherzukommen. Ich träume von einer Steueranlage. Immerhin beruhigt es mich, dass sie auch nicht immer ganz gerade fahren. Da muss der Steuermann schon ab und zu intensiv steuern. Einen Moment habe ich keine Lust mehr und lege den Kopf auf die Arme. Muss man eigentlich immer paddeln? Man könnte auch auf dem Wasser stehen bleiben und nichts tun. Sich einfach nur treiben lassen und eins mit der Natur werden.

                          Die anderen warten und eine Zeitlang paddeln wir zusammen. In Loitz machen wir Rast an der Marina. Wir ergattern einen Tisch vor dem Restaurant. Erste Wolken zeigen sich. Leider ist das Restaurant voll besetzt und es gibt keine Hoffnung auf prompte Bedienung oder ein schnell serviertes Essen. Es ist Ostersonntag. Der traditionelle Ausflugstag. So entscheiden wir, zum nächsten Kanurastplatz zu paddeln und unsere Vorräte aufzubrauchen. Wieder geht es unter der Brücke hindurch. Die Nr. 42 taucht auf und ich hole das Foto nach. Gestern lieferten wir uns hier einen Kampf mit dem Wind, heute besteht die Passage aus einem komfortablen vorbeiflanieren.









                          Etwas später legen wir an dem Platz an, an dem ich mich gestern zum Fotografieren kurz festgehalten habe. Er ist sehr gepflegt und an einer Stelle gibt es ein paar Steine, an denen man auch mit einem Kajak anlegen kann.








                          Es folgt ein entspanntes Picknick in der warme Sonne. Ich koche Nudeln und bediene mich aus hotdogs Wundertüte. Vielen Dank, noch einmal. Das gibt Kraft. Es macht Spaß, heute einmal gemütlich unterwegs zu sein.








                          Als wir weiterfahren, fährt mein Boot immer präziser. Das war gestern in diesem Abschnitt auch schon so, und in mir verstärkt sich der Verdacht, dass es nicht zwingend an mir liegt, wenn mein Boot nicht richtig geradeaus läuft. Hier passt alles. Ich genieße das entspannte Paddeln. Es sind einige Motorboote unterwegs, die den sonnig warmen Tag für sich nutzen, aber alle drosseln den Motor.

                          Ein Blick zurück.





                          Ein Vogel kreist über uns, aber ich kann nicht erkennen, was es ist. Er ist viel zu hoch und meine Kamera ist für ein Nahfoto nicht gut genug. Kurz darauf ist er verschwunden.





                          Der Turbocanadier.





                          Ich hänge meinen Gedanken nach und schauen wieder fasziniert auf das Wasser. Hinter dem Schilf gibt es kleine Einfahrten oder Seen, die nicht befahren werden dürfen. An einer Stelle gibt es sogar eine Art großer Teich, an dem Häuser stehen. Die Einfahrt zu diesem Gewässer ist allerdings durch einen Baum versperrt. Der Bereich sieht aus, als wäre es eine künstlich hergestellte Anlage aus einem amerikanischen Spiefilm. Er war mir gestern schon aufgefallen. Vielleicht liegt das aber auch nur an der Stille und dem Licht. Der Pilger steht immer noch ohne Regung am Ufer.

                          Die anderen sind hinter mir und ich mache Fotos. Dann träume ich weiter vor mich hin. Es ist still hier.





                          Auf der anderen Seite ist ein öffentlicher Rastplatz und eine Familie macht dort Rast. Vielleicht gehören sie zu dem Motorboot, das dort angelegt hat. Hören tue ich sie nicht.

                          Ich lausche auf die Geräusche um mich herum. Man hört ein leises Glucksen des Wassers und natürlich den Wind, der über das Schilf streicht. Mir fällt auf, dass ich keine Vögel höre. Sicher werden hier welche leben, aber sie sind stumm.





                          An den Kilometerschildern sehe ich, dass wir heute viel zu schnell sind. Schade. Die Sonne wärmt das Gesicht und es ist ein perfekter, wunderbarer Tag. Er könnte ruhig länger dauern. Das Motorboot, das gestern im Seitenarm lag, ist verschwunden.





                          Ich komme an der Stelle vorbei, wo ich gestern ein Pärchen im Canadier getroffen hatte. Ich hatte grüßt und anerkennend bemerkt, dass sie im Gegensatz zu mir in die richtige Richtung fahren würden. Sie hatten verlegen gelächelt und gemeint, sie hätten wegen des Windes gedreht. Es kommt mir vor, als wäre die Begegnung Tage her.

                          Als ich die Rapsfelder leuchten sehe, bin ich schon kurz vor Demmin.








                          Ein altes Herrenhaus taucht auf. Gestern hatte man dort den Garten gerodet und beim Vorbeifahren steigt feucht-muffiger Geruch auf.





                          Ich lege wieder am Kanuhaus Demmin an. Ein Mädchen hält mein Boot an der Leine fest, damit es nicht abtreibt und mir gelingt der Ausstieg alleine. Auch der Wackelsteg ist heute kein Problem. Der Zeltplatz ist gerecht worden und ein anderer Kajakfahrer baut gerade in der Nähe des Ausstiegs sein Zelt auf. Später kommt noch ein Seekajakfahrer, der ab Malchin den Kummerower See gegen den Wind gefahren ist. 35 km hat er geschafft und er ist erschöpft. Er mietet sich ein Zimmer im Haus. Das Kanuhaus wirkt durch die Belebtheit heute viel freundlicher und netter als beim ersten Mal. Später werden die Bewohner des Hauses noch ein privates Osterfeuer im ungemähten Teil des Geländes machen.

                          Hotdog und eleven + 1 wollen im Anschluss nach Hause fahren und so beeilen sich eleven und ich, mein Auto zu holen, das in Stolpe auf mich wartet. Vor Ort verabschiede mich von balticskin, der gut angekommen ist und sich auf Brötchen und Croissants zum Frühstück freut. Stolpe ist ein netter kleiner Ort, der zwar etwas touristischer erschlossen, aber dennoch sehenswert ist.
                          Als ich wieder in Demmin ankomme, haben sich hotdog und eleven+1 entschieden, doch noch eine Nacht zu zelten. Ich freue mich darüber. In Windeseile baue ich mein Boot ab. Ich finde eine Schraube, zwei Unterlegscheiben, zwei Muttern, ein abgerissenes Bändchen und zwei ausgerissene Nieten am Gestänge. Ich seufze. Ich denke an einen Forumnauten, der sein Zelt immer mit den Worten „American Schrott“ charakterisierte. Ein Multitool muss auf meine Packliste und das Gestänge zum Schlosser.
                          Wieder wird gekocht und da ich auf dem Rückweg drei verschiedene Tankstellen auf der Suche nach Nahrung geplündert habe (Brötchen, Bockwurst im Glas und Ketchup – mehr gab es nicht im Sortiment ) werde ich in Kombination mit Nudeln und einer Dose Tomaten sogar satt. Gemütlich geht der Abend zu Ende.

                          Eine schöne Tour war es. Zwar war es schade, dass wir umkehren mussten. Aber ich möchte den gemeinsam gepaddelten letzten Tag nicht missen. Nicht auszudenken, wir wären bis zur Dunkelheit auf den letzten Reserven 29 km gegen den Wind gepaddelt. Eine Ostertour soll auch Spaß machen. Und Spaß hat sie definitiv gemacht. Vielen Dank an alle, die dabei waren und dass ihr mich so nett unterstützt habt.


                          Oha.
                          (Norddeutsche Panikattacke)

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                          • Ditschi
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                            #14
                            AW: [DE] Ostern auf Tollense und Peene

                            Wunderschöne Bilder. Die Idylle wird greifbar. Ich habe noch nie eine Gruppenfahrt mitgemacht und bin etwas in Sorge, ob in der Gruppendynamik nicht etwas verloren geht, weil sich doch ein Leistungsdruck bemerkbar macht. Ich lese bei Torres von der Stille , der Idylle und dem Bedürfnis, einfach einmal innenzuhalten, sich treiben zu lassen und zu genießen. Wurde es erfüllt?
                            Dann lese ich wieder von vielen Kilometern, von Erschöpfung und Müdigkeit. Es ist im Nachherein immer befriedigend, etwas geleistet zu haben. Aber ist dieses Gefühl eine Quälerei wert? War es eine?
                            Auf jeden Fall war es keine Schande, umzukehren. Gegen den Wind zu knüppeln macht wirklich keinen Spaß und war wohl auch unnötig.
                            Gruß Ditschi

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                            • hotdog
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                              • 15.10.2007
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                              #15
                              AW: [DE] Ostern auf Tollense und Peene

                              Ditschi, das hat weniger mit Gruppendynamik sondern mehr mit den angepeilten bzw. erforderlichen Etappenlängen zu tun. Die 29km zwischen Alt Plestlin und Stolpe hätte man nicht abkürzen können, ohne am letzten Tag nach Anklam in zeitliche Schwierigkeiten zu kommen. Als Alleinepaddler hätte man vielleicht noch ein (illegales) Biwak machen können, wenn man merkt, man schafft es nicht bis zum Ziel. In der Gruppe ist soetwas schlecht möglich. Aber du hast Recht mit deiner Einschätzung, dass die Tour eher sportlich als gemütlich war. Von daher war ich mit der Entscheidung umzukehren sehr glücklich, weil es uns zum Abschluss nach 4 Tagen Plackerei einen gemütlichen Sonntag beschert hat.
                              Arrivederci, farewell, adieu, sayonara WAI! "Ja, wo läuft es denn? Wo läuft es denn hin?"

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                              • Torres
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                                AW: [DE] Ostern auf Tollense und Peene

                                Also ich habe nichts von Leistungsdruck verspürt. Im Grunde sind wir ja alle getrennt voneinander gepaddelt und wenn jemand nicht mehr gekonnt hätte, dann hätte ich das volle Vertrauen gehabt, dass die anderen sich mit mir gemeinsam eine Lösung überlegen.

                                Der Eindruck, es wäre eine Quälerei gewesen kam vielleicht daher, dass wir am für mich zweiten Tag erst sehr spät losgekommen sind und der Wind von vorne kam. Da war natürlich wenig Platz für Muße, da will man es einfach schaffen. Die Gruppe war für mich jedoch unerheblich. Wenn ich eine Solotour mit dem Fahrrad mache und Gegenwind habe, verhalte ich mich genauso. Ich setze mir ein Ziel und dann will ich das auch erreichen. An dem Tag war es auch einfach zu kühl für Muße, da wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen. Und man wäre ja in die falsche Richtung getrieben . Am letzten Tag dagegen war es so schön warm, der Wind kam von hinten, das war etwas ganz anderes. Und erstaunlicherweise fanden wir es ja alle unabhängig voneinander gut, es langsam angehen zu lassen. Gruppendruck war hier wirklich nicht im Spiel. Nur - wie hotdog auch schrieb - eben eine gewissen Reglementierung durch die Etappenlänge.
                                Oha.
                                (Norddeutsche Panikattacke)

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                                • Ditschi
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                                  • 20.07.2009
                                  • 13193
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                                  #17
                                  AW: [DE] Ostern auf Tollense und Peene

                                  Zitat hotdog.Aber du hast Recht mit deiner Einschätzung, dass die Tour eher sportlich als gemütlich war.
                                  Das ist doch gekonnt formuliert. Belassen wir es dabei.

                                  Ditschi

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                                    • 25.09.2013
                                    • 365
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                                    #18
                                    AW: [DE] Ostern auf Tollense und Peene

                                    Ah, immer wieder schön, der Bericht. Vor allem, wenn man zuhause mit warmen Füßen im Wozi sitzt

                                    Ich bin gerade in der Planung für einen Kombi-Trip (Wandern + Paddeln) für die Gegend. Die Peene ist ein heißer Kandidat, Trebel gefällt mir auch. Vielleicht wird ja ein Bericht draus - die ods-Karte kann ja in dem noch zusätzliche Infos vertragen ...
                                    Take a load of your feet Pete
                                    You better watch out what you eat
                                    Better take care of your life
                                    'Cause nobody else will

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                                    • Vegareve
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                                      • 19.08.2009
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                                      #19
                                      AW: [DE] Ostern auf Tollense und Peene


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