[NP] Mardi Himal Trek - erste Tour über 2000hm

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    [NP] Mardi Himal Trek - erste Tour über 2000hm

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    Dieses Frühjahr konnten Judith und ich uns einen großen Wunsch erfüllen. Gemeinsam im Rahmen unseres Studiums ein Krankenhauspraktikum im Ausland machen und das ganze auch noch in Nepal. Natürlich waren wir nicht nur im Krankenhaus, sondern haben auch einige Touren gemacht. Von der längsten möchte ich hier berichten. Wer mehr über den Aufenthalt lesen möchte kann gern auf
    www.touringmed.wordpress.com vorbeischauen.




    Tag 1 - 17.03.14

    Es ist zu früh als der Wecker klingelt. Die letzten knapp 5 Wochen in Pokhara haben wir uns an das mäßig frühe Aufstehen im Rahmen unseres Krankenhauspraktikums gewöhnt, da fallen die Augen um 5:30 gern von allein wieder zu. Doch ein erstes Blinzeln durch die noch vorgezogenen Vorhänge zeigt einen wolkenlosen dunklen Himmel und ein vorsichtiges Leuchten im Osten.
    Heute soll es endlich losgehen. Mehrere Versuche von Pokhara in den letzten Wochen zu einer Tour aufzubrechen wurden wegen Krankheit abgesagt oder unterwegs abgebrochen. Nun haben wir noch 6 Tage Zeit um eine Runde zu laufen, bevor es zurück nach Kathmandu und von dort nach Deutschland geht. Aber an die Rückreise denken wir noch nicht, denn die Rucksäcke für die Tour warten fertig gepackt auf uns. Daniel, ein anderer Deutscher der heute den Annapurna Basecamp Trek starten will, wartet schon in der Küche mit dampfendem Rührei und Banana-Chocolate-Cake von der German Bakery auf uns. Unser Startpunkt Karde (oder auch Kande) liegt auf dem Weg zu Daniels Startpunkt und so nehmen wir uns gut gestärkt gemeinsam ein Taxi.


    In Kande angekommen trennen sich unsere Wege. Wir verabreden uns für den kommenden Samstag zum Abendessen in Pokhara und machen uns dann auf in Richtung Australian Camp. Es sollen etwa 300hm zu überwinden sein und unser Plan ist dort oben eine erste kleine Pause einzulegen. Sobald wir den Ort hinter uns lassen, geht der Weg stetig bergan, ist aber sehr gut zu laufen. Wir halten uns mit dem Tempo nicht zurück und ich komme gut ins Schwitzen. Nach einem guten Stückchen Weg treffen wir auf zwei nepalische Jungs, die am Wegrand sitzen und mit einer Steinschleuder spielen. Sofort wecken wir ihre Aufmerksamkeit und sie gehen ein paar Meter mit uns mit, drehen aber schnell wieder um. Wir sind erleichtert, hat sich doch unser Misstrauen insbesondere gegenüber Jugendlichen in den letzten Wochen nicht gelegt, obwohl wir keine wirklich negativen Erlebnisse hatten. Die Erleichterung verfliegt schnell wieder, als die beiden uns kurz darauf wieder einholen. Sie schleppen nun leere Tragekörbe auf dem Rücken und fragen wo wir hinwollen und wo wir herkommen. Ich sage, dass wir zum Australian Camp laufen und sie meinen sie wollen dort auch hin. Was für ein Zufall, denke ich... Ein richtiges Gespräch kommt aufgrund der Sprachbarriere nicht zustande und so dackeln die beiden uns meist wortlos in keinem Meter Abstand hinterher. Da wir den Weg gern alleine und in Ruhe laufen wollen, sagen wir ihnen, dass sie gern vorausgehen können, sie seien eh schneller als wir. Darauf reagieren sie nicht und Judith wird etwas nervös. Warum laufen sie nicht einfach vor? Wir laufen mit einer deutlich langsameren Geschwindigkeit weiter, in der Hoffnung, dass wir ihnen zu langsam sind. Und so ist es dann auch. Nach etwa 15 unbehaglichen Minuten ziehen die beiden davon und wir laufen deutlich entspannter weiter. Oben am Australian Camp sehen wir die Jungs an einer Hütte sitzen, wie sie ihre Körbe mit Holz füllen und uns überkommt ein schlechtes Gewissen. Sie wollten uns mit Sicherheit nichts böses, fanden es vielleicht einfach spannend beim Tragen ein paar Touris zu beobachten. Wir grüßen sie freundlich und gehen weiter zum Zeltplatz, der direkt auf einer grasbewachsenen Kuppe liegt und einen wunderbaren Blick in die umliegenden Täler bietet. Hier genießen wir eine Weile die Sonne, um uns dann weiter in Richtung Forest Camp aufzumachen.


    Der Weg nach Pothana Deurali verläuft auf guten Wegen und ohne große Höhenunterschiede und so kommen wir gut voran. Die Strecke macht Spaß, das Wetter ist hervorragend und wir treffen nur auf wenige andere Wanderer. In Pothana checken wir in die Annapurna Conservation Area ein und erkundigen uns ein letztes Mal, ob wir auf dem Trek aktuell mit irgendwelchen Problemen rechnen müssen. Dies wird verneint, nur selten gäbe es hier Bären oder Leoparden. Wir füllen hier noch kurz unser Wasser auf und machen uns bald wieder auf den Weg.
    Der Weg geht nun immer wieder durch dichten Wald und wir scheinen weit und breit die einzigen Menschen zu sein. Die Einsamkeit ist toll, macht uns beiden Schissern aber ab und zu auch etwas Sorgen. Und so entscheiden wir uns ordentlich laut zu reden und ab und an mit den Trekkingstöcken etwas Lärm zu machen, um allen Tieren in der Umgebung unser Kommen früh anzukündigen. Doch vor einem ordentlichen Schrecken schützt uns diese Taktik nicht. Judith läuft gerade vor mir und wir sind immer noch im dichten Wald unterwegs, als sie plötzlich aufschreit. Ich bekomme einen riesen Schreck und weiß sofort: Kacke, da steht ein Bär! Ich schaue an ihr vorbei und sehe ihn oder sie in gut 10m Entfernung im Gebüsch stehen. Das Ding starrt uns eine Weile genauso ungläubig an wie wir es um dann genüsslich auf einem jungen grünen Zweig zu kauen. Deutlich hörbar atmen wir erleichtert aus, nur eine Kuh! Wir trotten an ihr vorbei und werden im Lauf des Tages noch einige weitere zu sehen bekommen.



    Überall und ungemein gefährlich die Dinger! :-)

    Das heutige Ziel liegt auf etwa 2600m, an sich eine Höhe bei der wir noch nicht mit Problemen rechnen würden, allerdings haben wir noch keinerlei Erfahrung in solchen Höhen gesammelt. Aus diesem Grund horchen wir beide viel in uns hinein und bald gibt Judith an, dass sie Kopfschmerzen bekommt. Wir machen eine Pause und Judith nimmt erst mal einen ordentlichen Schluck Wasser. Wir haben zwar Diamox und Dexamathason dabei, aber eigentlich nur für den Notfall und außerdem wollen wir unsere Höhentauglichkeit vorerst ohne Medikamente austesten. Wir entscheiden und vorerst langsamer weiterzugehen und das scheint die richtige Vorgehensweise zu sein. Sobald wir zu schnell gehen, oder uns zu sehr anstrengen kommen die Schmerzen wieder und verschwinden aber auch schnell wieder, wenn wir das Tempo drosseln. So kommen wir zwar deutlich langsamer voran, aber da wir vorher genug Strecke gemacht haben, sind wir uns sicher trotzdem früh genug im Forest Camp anzukommen. Und so ist es auch: gegen 15:30 erreichen wir das Camp. Es besteht aus drei einfachen Häusern, die alle von je einer Familie bewohnt werden und Schlafplätze und Essen für Trekker bereitstellen. Da wir die einzigen Gäste sind, starten die drei Familien einen kleinen Battle um uns und wir haben unsere Schwierigkeit eine auszuwählen ohne dabei die anderen zu enttäuschen. Letztendlich sind sie sich alle sehr ähnlich und wir wählen die mit der sympathischsten Gastgeberin aus. Die Zimmer sind sehr simpel. Nur zwei Betten und ein kleines Tischchen, mehr braucht man hier ja auch nicht.



    Das Forest Camp


    Gegen 16 Uhr fängt es leider an zu nieseln und so setzen wir uns in den Essensraum und unterhalten uns eine Weile mit der gut gelaunten Gastgeberin. Während draußen der Himmel seine Schleusen so richtig öffnet und ein ordentliches Gewitter loslegt, machen wir uns daran zu überlegen was wir essen wollen. Die Entscheidung fällt leicht: Dal Bhat soll's sein. Gekocht wird auf einer offenen Flamme und entsprechend lange dauert es bis das Essen fertig. Aber wir haben Zeit, lesen noch etwas und freuen uns umso mehr, als es dampfend auf dem Tisch landet, denn es schmeckt ganz hervorragend. Mit vollem Bauch und latentem Kopfschmerz, inzwischen auch bei mir, geht es ins Bett.
    Zuletzt geändert von SeScull; 21.04.2014, 19:18. Grund: Foto zugefügt

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    #2
    AW: [NP] Mardi Himal Trek - erste Tour über 2000hm

    Tag 2 - 18.03.14

    Ich habe in dem Zimmer unruhig geschlafen. Es war stockfinster und der Hund rannte gefühlt die ganze Nacht stetig um das Camp herum und hat gebellt was das Zeug hielt. Entsprechend freue ich mich am Morgen aufzustehen und weiterzulaufen. Ich schaue gespannt aus dem Fenster, denn gutes Wetter war angekündigt. Draußen sieht es allerdings nicht ganz so grandios aus. Eine Wolkendecke hängt über uns die nur gelegentlich ein Wenig Blau durchschimmern lässt. Egal, solang es nicht gewittert sind wir zufrieden und so packen wir unsere Sachen und schaufeln uns ein ordentlich großes Frühstück rein. Außerdem wird die neue Thermoskanne eingeweiht und mit heißem Lemon-Tea gefüllt. Kurz darauf verabschieden wir uns und laufen los und zwar relativ schnell in die falsche Richtung. Glücklicherweise schlägt Judith irgendwann vor zurückzugehen und nach der letzten Markierung zu schauen und von dort eine andere Route zu versuchen. Ich hätte es wohl noch etwas weiter versucht. Zurück auf dem richtigen Weg geht es dann erstmal ordentlich bergauf und nach kurzer Zeit sind wir beide gut am schnaufen. Also wieder: langsamer! Die heutige Etappe ist als eine kurze geplant und soll uns nur zum Low Camp auf 2990m bringen. Das sollte ungefähr 3 Stunden bei entspanntem Tempo dauern und uns genug Zeit lassen von dort in aller Ruhe ohne Gepäck etwas hochzukraxeln und zum Abendessen wieder zurück zu sein. Und so kriechen wir den Hang hinauf, stetig durch den dichten Wald. Sehr schade eigentlich, da man so nicht viel von der guten Aussicht hat, zumal es inzwischen sowieso komplett wolkenverhangen ist. Wir freuen uns über jede Lichtung die zwischendurch auftaucht in der Hoffnung einen Blick auf irgendetwas werfen zu können. Judith geht es zwischenzeitlich gar nicht gut. Sie schnaubt wie eine Dampflok und das obwohl wir schon langsam laufen. Zeitweise wird es so schlimm, dass ich sie frage, ob wir nicht umdrehen sollen. Kurz denkt sich darüber nach, aber will dann nichts mehr davon hören. Wir können doch nicht nun auch die dritte und letzte Trekkinggelegenheit hier abbrechen. Zum Low Camp laufen wir noch und dann schauen wir weiter!

    Nach insgesamt etwa 2,5 Stunden stehen wir dann ganz unverhofft plötzlich im Low Camp. Auch hier ist nichts los. Ein Nepali sitzt entspannt auf einer Bank und schlürft eine Suppe. Er beachtet uns gar nicht. Wir kommen vorsichtig etwas näher und grüßen ihn, er grummelt etwas zurück. Wir schauen uns etwas verwirrt an und fragen dann, ob er der einzige hier ist und ob er ein Zimmer für uns hätte. „Yes.“ und „Yes.“ sind seine Antworten. Während Judith sich die Zimmer anschauen geht, hole ich die Karte, den Tee und ein paar leckere Erdnusskekse heraus und beginne die Ankunft zu zelebrieren. War ja nicht ganz einfach hier hinzukommen, hatten wir doch vorhin noch ans Umdrehen gedacht. Judith kommt zurück und berichtet die Zimmer seien „okay“, allerdings zögern wir noch etwas damit hier einzuchecken. Judith überlegt: Vielleicht doch weiter hoch zum High Camp? Es sollen noch weitere 600hm und 3 Stunden sein und jetzt ist es gerade erst 11:30. Die Zeit wäre also da, aber vor knapp einer Stunde sah die Stimmung noch ganz anders aus. Wir überlegen lange und empfinden uns schließlich als fit genug und machen uns nach einem Snack wieder auf. Noch langsamer als vorher.



    Der Weg Richtung High Camp

    Der Weg geht weiter durch dichten Wald, doch werden immer mehr Stellen sichtbar an denen man bei gutem Wetter einen tollen Ausblick hätte. Das hebt die Stimmung an und so spazieren wir genüsslich an den ersten kleinen schneebedeckten Stellen vorbei. Nach vielleicht 20min fängt es langsam an zu regnen. Bevor uns schlimmeres erwischt holen wir das Regenzeug raus und stellen fest, dass mein Rucksackcover fehlt. Ich muss es im Forest Camp vergessen haben... zum Glück stellt sich heraus, dass Judith zwei dabei hat und wir laufen gut eingepackt weiter. Solange kein Gewitter aufkommt fühlen wir uns hier eigentlich pudelwohl. Kurz darauf hören wir das erste Grollen. Hm... und nun? Klingt noch weit weg, also weiter. Es folgt lange kein weiterer Donner und so fühlen wir uns erst einigermaßen sicher, doch nach einigen Minuten kommen dann leider doch weitere. Da der Weg ab einer gewissen Höhe nicht mehr im Wald, sondern direkt auf dem Grad verläuft, entscheiden wir uns nun doch umzudrehen. Die Entscheidung war die richtige. Während wir flott bergab traben kommen die Donner immer häufiger und näher und es wird stetig nebliger, nur der Regen hält sich noch vorsichtig zurück. Der Weg zurück zum Low Camp geht erstaunlich schnell und als wir uns gerade in den Essensraum gesetzt haben (wo uns der Mürrische tatsächlich mit einem Lächeln empfängt) fängt es an zu schütten und zu gewittern was das Zeug hält.




    Vor dem Hagel


    Während wir gemütlich im Trockenen sitzen, kommt noch eine Holländerin (Linda) mit Guide vom Forest Camp hoch. Die beiden freuen sich riesig aus dem Gewitter raus zu sein und setzen sich zu uns und ich freue mich als sie erzählen, dass sie mein Rucksackcover dabei haben. Die beiden haben viele Sachen zu erzählen und so vergeht der Abend ruckzuck während es draußen auch noch anfängt zu hageln und zu schneien.




    Nach dem Schnee
    Zuletzt geändert von SeScull; 25.09.2014, 14:04.

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      #3
      AW: [NP] Mardi Himal Trek - erste Tour über 2000hm

      Tag 3 - 19.03.14

      Was für eine abgedrehte Nacht! Stockfinster ist es in unserem Zimmer die ganze Nacht, nur die Blitze schneiden wie Messer durch die Ritzen zwischen den Holzplanken. Und ein lauter Knall nach dem anderen. Dann ist wieder Ruhe und wir schlafen wieder ein. Nur um ein paar Stunden später von einem neuen Gewitter geweckt zu werden. Judith gefällt das ganze gar nicht, was wenn ein Blitz hier in die Hütten einschlägt? Zum Glück passiert nichts und es präsentiert sich uns ein klirrend kalter, aber wunderschöner Morgen.



      Verschlafen blinzeln wir in die Sonne

      Wir genießen eine Ladung Porridge und die tolle Aussicht und schnacken eine Runde mit Linda. Sie meint auch, dass die Nacht verrückt war und sie große Angst hatte, weil sie so oft zum Klo rennen musste. Dafür musste sie den offenen Platz überqueren und befürchtete jeden Moment vom Blitz getroffen zu werden. Wir fragen uns warum sie denn so oft in der Nacht raus muss und erfahren, dass sie prophylaktisch gegen Höhenkrankheit Diamox (Wirkstoff Acetazolamid) nimmt. Wir frühstücken gemeinsam und verabreden uns dann zum Abendessen im High Camp. Kurz darauf brechen wir auf. Der anstrengende Tag gestern und das Gewitter am Nachmittag nötigen uns früh aufzubrechen um langsam gehen zu können und trotzdem mit Zeitpuffer im High Camp einzutreffen.

      Die ersten 45 Minuten laufen wir die Strecke die wir gestern bis zum Gewitter geschafft haben und als wir unseren Umkehrpunkt passieren und noch wenige Minuten weiterlaufen kommen wir bald aus dem Wald heraus. Wir freuen uns noch mehr gestern umgedreht zu sein, denn hier oben hätten wir in keinem Gewitter stecken wollen. Der Weg ist dafür aber einfach umwerfen schön: der Blick nach Links bietet eine tolle Übersicht über das Tal in dem der ABC-Trek verläuft, nach Rechts liegen gemütlich aussehende „Hügel“ und direkt vor uns bauen sich der Machapuchre und der Mardi Himal auf. Beim Gedanken an den Brocken daheim und den absurden Größenvergleich bekomme ich auch jetzt noch eine Gänsehaut.



      Blick auf den Machapuchre und davor den Mardi Himal

      Der Weg geht weiter stetig bergauf, doch wir kommen gut voran. Unser Tempo hat sich irgendwo zwischen Schildkröte und Schnecke eingependelt und so können wir angenehmen lange ohne Kopfschmerzen oder Zwangspause laufen. Im Vergleich zur Strecke der vorherigen zwei Tage fühlen wir uns hier deutlich wohler und das Wandern macht wesentlich mehr Spaß. Sicher hat auch das gute Wetter seinen Anteil daran, aber die Möglichkeit endlich die Weitsicht genießen zu können, anstatt im dichten Wald zu stecken ist einfach nur herrlich. Der Weg auf dem Grat verläuft mal über breitere mit Büschen und kleinen Bäumen bewachsene Plateaus und mal eng und gewunden über und zwischen dicken Felsbrocken hindurch.



      Inzwischen sind die vereinzelten Schneefelder keine Ausnahme mehr, sondern die Regel und oft laufen wir im Schnee, besonders wenn der Weg kurzzeitig auf der Seite des Grates läuft, die tendenziell mehr Schatten hat, als die andere.

      Bergauf auf dem festgetretenen und teilweise angetauten Schnee ist es stellenweise sehr rutschig und wir gehen hier besonders vorsichtig. An einem sonnigen und vorm Wind geschützten Plätzchen machen wir unsere Mittagspause und werden kurz darauf von Linda und ihrem Guide (verdammt, wie hieß der noch...?) überholt. Wir genießen unsere ausgedehnte Pause und lassen die beiden ziehen. Auf ein Rennen wollen wir uns heute nicht einlassen.

      Nach der Pause geht es noch eine gute Weile weiter und das gute Wetter wird langsam von den aufziehenden Wolken verdeckt. So langsam würden wir uns freuen anzukommen. Und eigentlich dürfte es nicht mehr weit sein. Wir sind doch schon auf 3550m und teilweise drüber. Aber der Weg geht noch einige Minuten mit kleinen Auf und Abs weiter ohne nennenswert Höhenmeter zu machen, bis endlich ein Dach sichtbar wird. Wir freuen uns, dass alles gut geklappt hat und sind gespannt was uns erwartet. Als wir am High Camp ankommen sitzt Linda gemütlich in den letzten Sonnenstrahlen und liest. Wir beziehen erstmal unser Zimmer und machen uns dann auch auf dem Sonnenflecken breit. Einer der Nepali (2 Brüder) die die Hütte bewirtschaften hat hier auch seinen Leseplatz. Er lernt gerade Physik für sein Studium.



      Das abendliche High Camp

      Mit dem Verschwinden der Sonne – erst hinter den Wolken, später hinter den umliegenden Bergen – wird es zügig kälter und wir verziehen uns alle in den Aufenthalts-/Essensraum. Hier wird klassisch mit dem Fass-Ofen geheizt und es wird schnell angenehm warm. Mit riesiger Freude sehen wir in der Speisekarte Snicker-Rolls und ordern diese direkt um unsere Speicher wieder aufzufüllen. Eine Frühlingsrolle, nicht gefüllt mit Frühling, sondern dem herrlichen Genuss eines geschmolzenen Snickers. Genial! Sogar einen Tee mit Minze kann man hier bekommen, schließlich steht ein kleines dürres Minz-Gewächs hier im Warmen und muss für den einen oder anderen Gast seine Blätter lassen. Für Geocache-Fans: auf der Hütte gibt's auch einen.

      Nach einer Weile kommen noch 2 Nepali und ein älterer Engländer (John) aus dem Low Camp hoch und gesellen sich zu uns. Wie sich herausstellt, ist der ältere Nepali (nur in kurzen Hosen und Langarm-Shirt!) der Guide der Truppe und er und John kennen sich schon seit Jahren. Der andere Nepali ist ein Freund von John aus einem Dorf aus der Ecke von Kathmandu, welches von einer Gruppe von Engländern mit Geld und Know-How unterstützt wird um eine nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben, keimfreies/-armes Wasser zu erzeugen und eine Baumschule zu betreiben. Wir sind begeistert von den Geschichten und so vergeht auch dieser Abend mit viel guter Laune und Lachen. Da fällt uns der gewittrige Hagelsturm draußen kaum auf.
      Zuletzt geändert von SeScull; 25.09.2014, 14:10.

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        #4
        AW: [NP] Mardi Himal Trek - erste Tour über 2000hm

        Tag 4 - 20.03.14

        Der Wecker an diesem Morgen klingelt früh, denn wir wollen unbedingt den Sonnenaufgang über den Bergen sehen und dann entscheiden ob wir weiter aufsteigen, oder absteigen. Die Nacht war ausgesprochen erholsam, nur John im Zimmer nebenan hat etwas geschnarcht. Wir schütteln uns den Schlaf aus den Gliedern und ich traue mich vorsichtig in langen Unterhosen vor die Tür, nur um sofort zurück zum Schlafsack zu sprinten. Schweinekalt! Aber ein wunderbar klarer Morgen. Also packen wir uns dick ein und stapfen los. Der Hagel von Gestern ist festgefroren und in der Stille knirschen die Schritte in diesem herrlichen Geräusch, was ich nicht besser beschreiben kann. Außer uns sind alle anderen auch schon auf den Beinen, um sich den Sonnenaufgang anzuschauen. Schön ist es, aber nicht so überwältigend wie so oft erzählt wurde. Finde zumindest ich... Wir machen einige Bilder und schnappen uns dann erstmal ein leckeres Frühstück.



        Warten auf die Sonne

        Noch während des Sonnenaufgangs zogen die ersten Wolken auf, also beeilen wir uns mit dem Frühstück und entscheiden uns mit leichtem Gepäck einfach mal eine Weile weiter bergauf zu laufen. Linda hat die selbe Idee, aber auf dem Weg nach oben trennen sich unsere Wege recht schnell. Wir haben uns einen herausragenden Fels als Ziel gesetzt und klettern relativ direkt auf ihn zu. Oben angekommen stellen wir fest, dass er nur von unten so herausragend aussah, dahinter erstreckt sich ein weites Schneefeld. Wir überlegen nicht lange und laufen weiter. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke über das Feld bzw. daran vorbei kommen uns von vorne Linda und ihr Guide entgegen. Sie haben den Fels umrundet auf einer etwas einfacheren aber längeren Strecke.

        Ab hier laufen wir wieder zusammen weiter. Leider ziehen immer mehr Wolken auf, inzwischen ist es kurz vor 9:00 und so entscheiden wir uns nur noch bis zur nächsten Anhöhe weiterzugehen. Gesagt getan. Von dort oben haben wir einen tollen Rundumblick und unsere bisher größte Höhe erreicht.



        Yeah...

        Wir feiern kurz und steigen wieder zum Camp ab. Hier packen wir schnell unsere Sachen um zügig weiter Richtung Low Camp zu laufen. Auf dem Weg kommen uns nun noch deutlich mehr Leute entgegen und wir sind froh, dass wir unsere Tour bisher weitestgehend allein machen konnten. Eine Gruppe von älteren (>70 Jahre) Wanderern kommt uns weit auseinandergezogen entgegen und kurzdarauf kommen wir an zurückgelassenem Gepäck vorbei. Ich bin etwas besorgt und bitte Judith darum etwas schneller zu laufen, falls unter uns jemand Hilfe braucht. Nach etwa 5 Minuten kommt uns ein Nepali entgegen, den wir auf das Gepäck ansprechen. Er meint es gehöre einem Mitglied der Gruppe, das umgekehrt sei und nur noch mit leichtem Rucksack läuft. Er habe ihn gerade ein Stück begleitet und steigt nun weiter auf. Wir bedanken uns und laufen weiter und holen den Wanderer an dem nächsten Gegenanstieg ein. Er ist ordentlich am schnaufen, aber sonst geht es ihm sehr gut. Wir fragen, ob wir etwas für ihn tun können oder ob er Hilfe braucht. Er verneint beides, meint nur, dass er es mit seinem Knie nicht mehr ganz hoch schaffen würde. Die Höhe mache ihm nichts aus. Erleichtert fragen wir, ob wir ihm etwas abnehmen können und am Low Camp ablegen sollen, aber auch das verneint er und so laufen wir letztendlich nur noch mit einem kleinen Unbehagen weiter.

        Der Abstieg geht zügig voran und das ist gut so, denn es ziehen inzwischen sehr dunkle Wolken auf. Als wir die Stelle erreichen an der wir vor 2 Tagen umgedreht waren fängt es an zu regnen. Bis zum Low Camp schaffen wir es noch und dann geht es richtig los. Hier gönnen wir uns ein Süppchen und treffen auf zwei ältere Damen, die zu der größeren Wandergruppe gehören. Wir erzählen von dem Umkehrer und sie wissen sofort wen wir meinen, wegen der Knieschmerzen. Sie wollen ihm demnächst entgegen laufen und ihn bergab begleiten. So fühlen wir uns noch etwas besser und laufen in einer Regenpause weiter bergab. Unser heutiges Ziel ist eine weitere Hütte von der Familie, die auch das High Camp bewirtet, die tief im Tal im Ort Siding liegt. Der Weg hinunter geht teilweise sehr steil bergab und wieder durch dichten Wald. Das nimmt uns leider wieder die Sicht und das viele Laub verdeckt auch teilweise den Weg, sodass wir uns letztendlich verlaufen.



        Hier ist der Weg noch eindeutig

        Bergab können wir allerdings nicht viel falsch machen, also laufen wir einfach weiter und stehen plötzlich mitten in den bebauten Terrassen des Ortes. Wir versuchen hier einen Weg zu finden, der am wenigsten über irgendwelche privaten Grundstücke führt, aber teilweise ist es unmöglich und wir fühlen uns ziemlich unwohl einfach so durch die Gärten und Felder der Leute hier zu stapfen. Wir rechnen jeden Moment auf aggressive Hunde zu stoßen, doch treffen wir nur auf freundliche Leute die uns den Weg zeigen und schon stehen wir vor der „Hütte“. Die Hütte ist ein zweigeschossiges Haus mit vielen Zimmern mit Duschen und Badezimmern, also beinahe ein kleines Hotel. Das ganze befindet sich allerdings noch im Bau und die gesamte Familie ist am Helfen. Der Student, der gestern mit uns oben war, ist nun hier unten und installiert Wasserleitungen und wird morgen wieder mit Snickers und Wasser beladen zum High Camp stapfen. Unfassbar! Das Haus steht auf einem Ausläufer der Berge und ist umgeben von grünen Anlagen und Terrassen und wir suchen uns bis zum Abendessen einen Platz mit schönem Ausblick und lassen die letzten Tage Revue passieren.



        der Blick in das Tal und auf das "obere Siding"

        Zum Abendessen setzen wir uns nochmals mit John zusammen und unterhalten uns über Gott und die Welt - wieder ein sehr schöner Abend, der sehr früh zu Ende geht.
        Zuletzt geändert von SeScull; 25.09.2014, 14:04.

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          #5
          AW: [NP] Mardi Himal Trek - erste Tour über 2000hm

          Tag 5 - 21.03.14

          Für den heutigen Tag ist die Rückfahrt nach Pokhara geplant. Direkt von unserer Unterkunft aus soll uns ein Geländewagen bis nach Hemja fahren. Von dort wollen wir dann den Bus oder aber auch ein Taxi nehmen.
          Wir frühstücken wieder gemeinsam mit John und verabschieden uns sehr bald, weil unser Jeep bald abfahren soll. Letztendlich sitzen wir dann aber noch gute zwei Stunden auf unseren gepackten Rucksäcken. Das stört uns aber nicht und wir setzen uns wieder in die Sonne und lesen. Unsere heutige Fahrt soll über eine Straße führen, welche heute eingeweiht werden soll. Wir freuen uns auf eine entspannte Tour über frisch asphaltierte Straßen durch das Tal zurück nach Hemja, doch ist die neue „Straße“ ein unglaublich verblockter Schotter-Track. Der Geländewagen wird ordentlich durchgeschüttelt und alles ist voll mit feinem glitzernden Staub.



          wir saßen hinten, die anderen überall

          Wir machen eine längere Pause an einem größeren Hof. Hier sind einige Fahnen und Lautsprecher aufgestellt und es läuft Musik um die neueröffnete Straße zu feiern. Für die Menschen in dem oberen Teil von Siding bedeutet die Straße seit langem endlich eine direkte Verbindung zu den Straßen im Tal. Vorher musste tatsächlich vieles hierher getragen werden. Irgendwie nur schwer vorzustellen, aber für die Anwohner war es bisher so. Es folgen Flussquerungen, smartgroße Schlaglöcher, scharfe Kurven etc... Außerdem gibt es immer wieder ein paar Zwischenstopps an denen Leute aus- und zusteigen und auch wir müssen ein Mal umsteigen.



          kurze Pause auf guter Straße

          Als dann nach einer mehrstündigen Fahrt langsam Hemja in Sicht kommt, macht der Wagen plötzlich Probleme. Das linke Vorderrad blockiert und lässt sich nicht mehr reparieren und so müssen alle 5 Minuten vor dem eigentlichen Ziel zu Fuß weiter. Wir freuen uns, uns die Beine etwas vertreten zu können nach der langen Fahrt und genießen den Weg zur Bushaltestelle. Als wir dort ankommen werden wir sofort von Taxifahrern umringt, die gar nicht einsehen wollen, dass wir den Bus nehmen möchten. Gut gelaunt lassen wir uns umstimmen und sitzen ruckzuck (natürlich nicht ohne zu verhandeln) zu einem guten Preis im Taxi zurück zu unserer Unterkunft und die lauten Straßen von Pokhara haben uns wieder.

          Zusammenfassend hat uns die Tour wahnsinnig gutgefallen und es war eine Wohltat nach fast 5 Wochen Pokhara endlich Nepal von einer ganz anderen Seite kennenzulernen. Der Kontakt zu den Guides auf der Tour hat in den paar Tagen wohl genau so viele neue Eindrücke gebracht, wie die 5 Wochen davor. Wir werden bestimmt wiederkommen!
          Zuletzt geändert von SeScull; 25.09.2014, 14:31.

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          • -CaRsTeN-
            Fuchs
            • 11.04.2002
            • 1256
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [NP] Mardi Himal Trek - erste Tour über 2000hm

            Zitat von SeScull Beitrag anzeigen
            Tag 3 - 19.03.14
            Hi,

            schöner Bericht bisher. Aber wann gehts weiter :=)

            Grüße
            Carsten
            http://www.bergwandern.net
            Beschreibung von Tages- und Mehrtagestouren in den Ostalpen sowie ein umfangreicher Bericht über die Besteigung des Kilimanjaro und zur Annapurna Runde in Nepal

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            • SeScull
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              #7
              AW: [NP] Mardi Himal Trek - erste Tour über 2000hm

              Zitat von -CaRsTeN- Beitrag anzeigen
              Hi,

              schöner Bericht bisher. Aber wann gehts weiter :=)

              Grüße
              Carsten
              Tatsache! Ich dachte ich hätte ihn fertig geschrieben... werde mich jetzt wieder ransetzen!

              Edit: Fertig!
              Zuletzt geändert von SeScull; 25.09.2014, 14:32.

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