[SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

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  • Prachttaucher
    Freak

    Liebt das Forum
    • 21.01.2008
    • 12045
    • Privat

    • Meine Reisen

    #41
    AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

    Ein Loch im Zeltboden wäre ja dann richtig unangenehm ! Dann bleibt ja für´s Essen nur die Baumvariante wie bei den amerikanischen Bären....

    Bisher hatte ich dann wohl Glück, mein Futter ist aber tagsüber auch immer unter Aufsicht - lange Badegänge sind mir zu kalt.

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    • Karl-Koch
      Erfahren
      • 16.05.2007
      • 282
      • Privat

      • Meine Reisen

      #42
      AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

      Hi.

      Schöner Bericht! Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!
      Kannst du mal deine Packliste einstellen? Besonders der Klamottenteil würde mich interessieren.

      Grüße,
      Karl
      23

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      • Gast-Avatar

        #43
        AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

        Weißt du zufällig mit was für Temperaturen du oberhalb der Schneegrenze zu kämpfen hattest? Mich interessiert das, weil ich mir noch nicht sicher bin, welchen Schlafsack (Komfortbereich der Temperatur) ich mir für Schweden zulegen soll. Ziel wäre auch August/September irgendwann in den nächsten Jahren.

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        • Gast-Avatar

          #44
          AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

          Weißt du zufällig mit was für Temperaturen du oberhalb der Schneegrenze zu kämpfen hattest?
          Das ist alles sehr relativ.
          Schneegrenze war- wir waren um die Zeit im Sarek- auf dem Talboden. Die Nachttemperaturen im Ruohtesvagge lagen bei -6 Grad.

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          • Mortias
            Fuchs
            • 10.06.2004
            • 1261
            • Privat

            • Meine Reisen

            #45
            AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

            Zitat von chinaimbiss Beitrag anzeigen
            Weißt du zufällig mit was für Temperaturen du oberhalb der Schneegrenze zu kämpfen hattest? Mich interessiert das, weil ich mir noch nicht sicher bin, welchen Schlafsack (Komfortbereich der Temperatur) ich mir für Schweden zulegen soll. Ziel wäre auch August/September irgendwann in den nächsten Jahren.
            Zu den Temperaturen werde ich im nächsten Abschnitt meines Reiseberichtes etwas schreiben. Aber Järven hat es ja schon ein bisschen vorweg genommen mit den -6 Grad
            Mein Schlafsack hatte einen Temperaturbereich von 6/1/-12. Das war definitiv nicht genug. Ich hatte zwar noch lange Unterwäsche, Wanderhose und Fleecepulli übern eigentlichen Schlafanzug an, aber es gab einige Nächte, in denen mir nicht sonderlich warm war. Problem bei meinem Schlafsack war außerdem noch, dass er etwa 18 cm zu lang war und es somit immer Bereiche gab, die von meinem Körper gerade nicht gewärmt wurden. Möglichst immer einen Schlafsack verwenden, der gut zur Körpergröße passt!!!

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            • Lightfoot
              Dauerbesucher
              • 03.03.2004
              • 791

              • Meine Reisen

              #46
              AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

              Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
              Hast Du denn danach noch von Deinem Studentenfutter gegessen? Hatte ja zuerst bedenken, dass eventuell Keime oder so am Brot sein könnten und es das beste wäre, die angekanbberten Scheiben wegzuschmeissen. Aber da mein Proviant äußerst knapp kalkuliert war, habe ich mich dagegen entschieden. Hat mir auch im letzendlich nicht geschadet, dass ich das noch gegessen habe.
              Ich habe das restliche Studentenfutter weggeschmissen, die M&Ms aufgehoben, aber nicht gegessen. Die Vorstellung so einer kleinen sabbernden Maus oder Ratte (oder eines Hochlandtrolls?) an den Nahrungsmitteln hat mich etwas abgestoßen. Konnte ich mir aber auch erlauben, da es in der vorletzten Tournacht passierte und nur den Süßkram betraf. Ansonsten hätte ich Fraßstellen weggeschnitten, wie Järven vorgeschlagen hat.

              Was für einen Schlafsack hattest Du denn dabei? Wenn er bis ca. 0 Grad geht, kann man mit Daunen-/Kufajacke und Daunen-/Kufahose den Einsatzbereich erheblich nach unten ausdehnen, also auf jeden Fall die - 6 Grad stemmen. Fleece oder einfache lange Unterwäsche bringt da weniger.
              Zuletzt geändert von Lightfoot; 27.01.2011, 10:20.

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              • Mortias
                Fuchs
                • 10.06.2004
                • 1261
                • Privat

                • Meine Reisen

                #47
                AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                Zitat von Karl-Koch Beitrag anzeigen
                Hi.

                Schöner Bericht! Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!
                Kannst du mal deine Packliste einstellen? Besonders der Klamottenteil würde mich interessieren.

                Grüße,
                Karl
                Moin Karl,
                hier mal meine Packliste


                Allgemeine Wandersachen:
                Zelt (Hilleberg Akto)
                Wanderrucksack (Lowe Alpine Cerro Torre 65l+20)
                Wanderschuhe (Hanwag Alaska GTX)
                Rucksackregenschutz
                Isomatte
                Schlafsack
                großes Reisehandtuch
                Wanderstöcke
                Proviantleinenbeutel (für Bordgepäck im Flug)

                Kleidung:
                Regenhose
                Regenjacke
                Fleece Pullover
                2 lange Hosen
                2 Wanderunterhosen
                2 Funktions T-Shirts
                2 Sportunterhemden
                2 Paar Wandersocken
                Schlafanzug (Funktionshemd und Schlafanzugunterhose)
                1 Paar lange Unterwäsche
                Schlapphut
                Wollmütze
                Wanderhandschuhe
                Badelatschen

                Essuntensilien:
                Trangia Ein-Mann Kocher
                Trinkflasche
                Essensbehälter
                Esslöffel
                Taschenmesser
                Geschirrschwam
                Tubberdose für die Magarine
                5l Plastikbehälter für Wasser

                Hygiene Artikel und Sonstiges:
                Handtuchnetzbeutel als Kulturbeutelersatz
                Zahnbürtse
                Sicherheitsnadeln
                Nagelschere
                kleiner Spiegel
                Pflaster
                Blasenpflaster
                Nivea Creme (kleine Packung)
                Sonnencreme
                Mückenzeug
                100 gr Neutralseife
                Packetband (Gaffer Tape)
                Gummibänder
                Taschentücher
                Rolle Klopapier
                Schuhwachs mit Lappen
                erste Hilfe Beutel
                paar Plastiktüten
                Nähzeug
                Stift und etwas Papier
                ZIP Beutel
                Buch

                Technisches:
                Mp3 PLayer
                Digitalkamera (mit 4 Akkus)
                2 4 Gb SD Chips
                Handy
                Iridium 9555 Satellitentelefon
                kleine Trillerpfeife
                kleine Taschenlampe (1 Reserve Batterie)
                Thermometer Schlüsselanhänger
                Kompaß

                wichtige Unterlagen:
                Fjällkarten (BD6, BD7, BD8)
                Flugunterlagen
                Bahnunterlagen
                Portemonnaie
                Perso
                schwedisches & deutsches Geld
                Krankenkassenkarte
                EC-Karte
                Kreditkarte
                Semesterticket

                hinzu kam natürlich noch mein ganzer Proviant

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                • Prachttaucher
                  Freak

                  Liebt das Forum
                  • 21.01.2008
                  • 12045
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #48
                  AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                  Ich hatte in der Zeit (so etwa 2.9.) dort mal ca. -10 Grad, die Wasserflasche war am Morgen durchgefroren. Mit so etwas wie dem WM Antelope ist man auf der sicheren Seite, mit Daunenjacke geht bestimmt auch ein leichterer Sack. Ich hatte es jedenfalls angenehm warm ohne die Daunenjacke.

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                  • Mortias
                    Fuchs
                    • 10.06.2004
                    • 1261
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #49
                    AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                    So, es wird wieder Zeit für einen kleinen Nachschlag...


                    Tag 7 (03.09)
                    Kalt, kalt kalt. Irgendwann wachte ich nachts auf, und stellte fest, dass es alles andere als warm war. Mein kleines Thermometer zeigte ungefähr -8°C an. Dafür war mein Schlafsack nun wirklich nicht ausgelegt. Obwohl ich schon dick angezogen im Schlafsack lag, habe ich diese Nacht nicht wirklich entspannt durchschlafen können. Und anscheinend war’s kalt genug um das Wasser in meinen beiden Flaschen komplett durchfrieren zu lassen. Tja, erst kam der Wintereinbruch mit reichlich Schnee und jetzt mit strammen Minusgraden.

                    Zum Glück war der Himmel morgens wolkenlos. So habe ich so lange im Zelt gelegen bis endlich die Sonne hinterm Horizont hervorgekommen ist und mich langsam gewärmt hat. Nachdem dann mein Wasser endlich halbwegs abgeschmolzen war, war mir warm genug um endlich loszugehen.
                    Zuerst ging’s knapp 200 m abwärts um dort auf den Kungsleden zu stoßen. Der Kungsleden selber war sehr leicht zu laufen. Ein gut ausgetretener Weg und wenig Höhenmeter. Das einzig Ungewöhnliche für mich war, dass ich auf einmal wieder anderen Menschen begegnet bin. Während ich an den Tagen zuvor lediglich an der Vistasstuga 2 Wanderer und den Stugvärd getroffen habe, kam mir das Aufkommen auf dem Kungsleden geradezu unheimlich vor (und das obwohl schon Nebensaison herrschte). Landschaftlich war’s dennoch ein Reiz. Das Tjäktjavagge ist ein lang gezogenes eiszeitlich geformtes U-Tal welches von sanften Kuppelbergen umsäumt wird. Vor 3 Jahren bin ich den Kungsleden Anfang August gelaufen. Da erstrahlte die Landschaft noch im saftigen Grün. Nun bot sich mir der Vergleich mit der herbstlichen Fjällfärbung und dem Schnee auf den Gipfeln. Wunderschön….
                    Ca 1 km hinter der Kuoperjåkka Hütte genehmigte ich mir meine Mittagspause. Mittlerweile waren es angenehme knappe 10 Grad und die Kälte der vergangenen Nacht verblasste als dumpfe Erinnerung. Die Mittagspause war wieder ähnlich entspannt wie am Vortag. Ohne Stress konnte ich essen, die Landschaft genießen und mich einfach entspannen und von der Sonne wärmen lassen. So muss ein Urlaub sein!!!

                    Vor den Singihütten öffnete sich das Tal etwas. Die Berge wurden niedriger und in der weiten Ferne war der Abstieg zum den Kaitumjaure Hütten erkennbar. Mir begegneten einige Rentiere, die deutlich zutraulicher zu sein schienen, als die Artgenossen, die ich bisher auf den einsameren Wegstücken getroffen habe. Naja, wen wundert's...

                    Als in bei den Singi Hütten ankam begann ein leichter Wind aufzuziehen. Der Stugvärd erzählte mir noch, dass er heute Morgen -7 °C gemessen hat. Na da lag ich mit meiner Einschätzung von der Temperatur ja gar nicht so falsch.
                    Nach den Singihütten folgte ich dem Kungsleden noch ca. weitere 5 km. Der Weg lief immer schön am Tjäktjajåkka entlang und war umgeben von einer idyllischen Heidelandschaft und kleineren Seen. Am liebsten hätte ich mich einfach nur irgendwo hingelegt und die Landschaft in mich aufgesogen.

                    Als ich den Stuor Avrik zu meiner rechten passiert habe, stand die Durchwatung des Tjäktjajåkka an. Mittlerweile war es schon nach 17 Uhr und ich wollte eigentlich nur noch schnell am anderen Ufer mein Zelt aufschlagen um noch die letzten Sonnenstrahlen für ein Bad und zum Waschen meiner Wäsche nutzen. Also bin ich die Flussdurchwatung etwas hektisch angegangen. Schnell die nächstbeste Stelle gesucht, Watschuhe an, Wanderschuhe hinten am Rucksack festgeschnallt und auf geht’s. Blöderweise war der Fluss etwas tiefer als gedacht, so dass ich auf einmal bis zu den Oberschenkeln im Wasser stand und auch einer recht starken Strömung ausgesetzt war. Glücklicherweise ist aber nichts passiert, so dass ich zwar etwas nass aber ansonsten unversehrt das andere Ufer erreichte. Manchmal lohnt es sich doch, sich für ne Flussdurchquerung etwas mehr Zeit zu nehmen und erstmal nach einer ausreichend flachen Stelle Ausschau zu halten.
                    Aber egal, jetzt war ich drüben. Schnell mein Zelt mit exklusiv Blick auf den Tjäktjajåkka aufgebaut (die meisten Wanderer sehen den Fluss ja nur von der Kungsleden Seite aus) und meine anstehende Wäsche erledigt. Als ich mit all dem fertig war, verschwand auch langsam die Sonne hinterm Horizont und es wurde, kombiniert mit dem nun zunehmen stärker wehenden Wind, deutlich kühler. Ich hoffte nur, dass die kommende Nacht nicht ganz so kalt werden wird wie die letzte.



                    Kalt...


                    Langsam wärmt die Sonne mich und das gefrorene Wasser auf


                    Selbst die Bäche waren teilweise gefroren


                    Auf dem Kungsleden


                    Blick Richtung Singi


                    Bei der Brücke über den Guobirjohka kann man sogar einen Blick auf den Kebnekaise werfen


                    Super entspannte Mittagspause


                    Herbstliches Tjäktavagge (Blick Richtung Tjäktapass)


                    Stillleben


                    Singistugorna


                    Blick ins Neasketvaggi mit Sälka im Hintergrund


                    Idyllischer Zeltplatz


                    Tag 8 (04.09)
                    Die Nacht war zwar nicht ganz so kalt wie die letzte, aber auch alles andere als warm. Kritischer war, dass über Nacht ein ordentlicher Sturm aufzog. Gegen halb 7 wachte ich auf als mein Zelt von einer Sturmböe durchgeschüttelt wurde. Als ich aus dem Zelt rausschaute, musste ich schockiert feststellen, dass mein Kochgeschirr (also Kopftopf, Deckel und Fressnapf), was ich am Abend vorher zum Trocknen vors Zelt gelegt hatte, dort nicht mehr lag. Schrecksekunde, hat der Wind es etwa fortgeweht? Im Nu war ich aus dem Zelt draußen und suchte die Umgebung ab.
                    Ich sah dann mein Geschirr unten vorm Fluss liegen. Glücklicherweise war zwischen dem Geschirr und dem Wasser noch ein kleiner Hügel. Also schnell runter gerannt und alles eingesammelt. Glück gehabt, um ein Harr hätte ich meine Essutensilien verloren. Nach dem Schock bin ich erstmal zurück ins Zelt um mich noch mal im Schlafsack zu wärmen.

                    Während ich also ich Zelt lag, wurde dieses mehrmals von starken Sturmböen wieder und wieder durchgeschüttelt. War ich zu Anfang noch sicher, dass mein Akto das locker standhält, so wurde ich mit jeder Böe deutlich kritischer. Irgendwann hat der Sturm sogar einen Zelthering mitgerissen. Zum Glück hatte ich zwei Ersatzheringe. Aber nun reichte es mir. Meine Entspanntheit war nun endgültig verflogen. Schnell habe ich mir mein Müsli reingestopft, Zähne geputzt und in Windeseile meine Sachen zusammen gepackt. Einen so hektischen und unentspannten Morgen habe ich bisher noch auf keiner Tour erlebt.
                    Als das Zelt dann endlich sicher verstaut war, fühlte ich mich schon etwas entspannter. Nach einigem Suchen habe ich sogar den verloren geglaubten Hering im Gras liegend wieder gefunden. Somit bin ich noch mal mit dem Schrecken davon gekommen.

                    Um kurz vor 9 bin ich losmarschiert. Die Sturmböen waren teilweise so stark, dass ich mich samt Rucksack dagegen lehnen konnte. Mein Weg führte mich das Sanarvaggi hinauf. Obwohl kein Weg vorhanden war, war es sehr leicht zu gehen, da der Boden eigentlich nur aus Gras und Heidelandschaft bestand. Im Laufe des Vormittages wurde der Wind etwas schwächer, die Wolken aber blieben und gelegentlich tröpfelte es ein bisschen. Als ich an einem etwas größeren See vorm Sanarvaggejavvri eine Pause machte, fand ich trotz der ungemütlichen Umstände meinen Frieden mit der Landschaft. Zum einen gehört so ein raues Wetter leider einfach zu Lappland dazu und zum anderen bin ich auf meiner bisherigen Tour, außer beim Durchqueren der Lappenpforte, an keinem größeren See direkt vorbei gekommen. Da tat es irgendwie gut, mal wieder an so einem stillen Seeufer zu sitzen und dem leisen Plätschern des Wassers zu lauschen.

                    Beim weiteren Aufstieg wurde der Boden nun zunehmen steiniger. Der Sanarvaggejavvri liegt zwar nur auf 865 m, dennoch wurde sein Ufer von großen Blockfeldern umsäumt. Also war wieder mal rumbalancieren angesagt. Teilweise war es nervig, teilweise aber auch ganz lustig. Zum Glück waren die Steine trocken und es lag auch kein Schnee in den Zwischenräumen wie im Kaskasavagge. Als ich den Sanarvaggejavvri etwa zur Hälfte passiert habe, konnte ich meinen ersten Blick auf den ca. 15 m tiefer liegenden Viddjajavri werfen. Irgendwie war es ein bizarrer Anblick, weil es aussah, als sei das komplette Tal geflutet.

                    Am Ufer des Viddjajavris verbrachte ich meine Mittagspause. Auch wenn die Pause längst nicht so entspannt war, wie an den beiden Vortagen habe ich sie dennoch genossen. Irgendwie hatte es der Viddjajavri mir angetan. Wie er da so eingebettet von vernebelten Hügeln sich über eine Länge von 3,5 km im Tal ausstreckte. Vielleicht war es gerade die Kombination aus unwirtlich erscheinender Landschaft und der gleichzeitigen Ruhe oder die Tatsache, dass bestimmt noch nicht allzu viele Wanderer diesen See besucht haben (die meisten gehen ja weiter östlich auf dem Kungsleden). Genau weiß ich es nicht, aber wenn ich mir den See auf meinen Bildern anschaue, kann ich gut verstehen, wenn andere ihm nicht gerade viel abgewinnen können.

                    Mein Weg führte mich nun weiter entlang des Viddjajohka Flusses. Da es wieder bergab ging, wurden die Blockfelder weniger und es ließ sich wieder ganz entspannt durchs Gras gehen. Weiter unten stieß ich auf den Kaitumjåkka. Am Kreuzungspunkt der beiden Flüsse steht sogar eine Rentierwächterhütte. Irgendwie ungewohnt in dieser abgelegenen, rauen Landschaft ein Anzeichen von Zivilisation zu sehen. Ich folgte dem Fluss noch einige km bis ich zu der Stelle kam, wo er Mäander ausbildet. Es war zwar erst halb 5, aber irgendwie hatte keine Lust mehr. Auf Dauer drückte das Wetter doch auf meine Stimmung und ich war auch recht müde aufgrund meines stressigen morgendlichen Aufbruchs.

                    Also suchte ich mir einen geeigneten, halbwegs windgeschützten Zeltplatz. Als Zeitvertreib baute ich aus größeren Steinen einen kleinen Schutzwall gegen den wieder stärker aufkommenden Wind. Letztendlich eher eine Beschäftigungsmaßnahme als ein wirklicher Schutz. Aber Spaß gemacht hat es trotzdem. Was aber gut gegen Wind geholfen hat, war, dass ich meine Heringe noch mit größeren Steinen beschwerte, damit die Zeltleinen straff gespannt blieben. Außerdem habe ich diesmal (und alle darauf folgenden Tage) mein Kochgeschirr ebenfalls mit Steinen beschwert, damit es nicht wieder wegweht.



                    Gestern noch so schönes Wetter und nun dies...


                    Aufstieg ins Sanarvaggi


                    Mein erster größerer See seit einer Woche


                    Sanarvaggejavvri mit Viddjajavri im Hintergrund


                    Bizarre Ruhe am Viddjajavri


                    Viddjajavri Panorama


                    Viddjajohka


                    Zeltplatz mit Windschutzwall


                    Tag 9 (05.09)
                    Wie am Vortag wurde es über Nacht zunehmend stürmischer. Am Morgen versuchten die Sturmböen wieder mein Zelt durchzuschütteln. Aber dank der mit Steinen beschwerten Heringe hielt mein Akto diesmal locker stand. Da konnte der Wind sich anstrengen wie er wollte, mein Zelt ließ sich davon nicht beeindrucken. Kann somit jetzt schon sagen, dass mein Akto sich sowohl gegen Regen als auch gegen Sturm super bewährt hat!!!
                    Mein Frühstück und mein Aufbruch insgesamt gestalteten sich also etwas entspannter als gestern. Lediglich die Aussicht, wieder bei so mäßigem Wetter zu wandern drückte etwas auf die Stimmung. Aber verglichen mit gestern schien es immerhin etwas heller zu sein.

                    Ich folgte nun weiter dem Lauf des Kaitumjåkka. Gerade der Abschnitt mit dem Mäander war landschaftlich durchaus ansprechend. Mittlerweile wurde die Uferlandschaft zunehmend hügeliger und steiniger. Als ich gerade über eine Hügelkuppe kam, sah ich auf einmal in ca. 30 m Entfernung einen Elch im Gras sitzen. Der Elch, offenbar ganz verschreckt, stand auf und suchte schnellstens das Weite. Dummerweise hat er mir beim Weglaufen nur seinen Hintern zugewandt, so dass ich leider kein gutes Foto von ihm machen konnte. Aber immerhin mein erster Elch, den ich in freier Wildbahn sehe.

                    Ich versuchte nun in Ufernähe eine gute Stelle zum durchwaten des Flusses zu finden. Ingesamt gar kein so leichtes Unterfangen, da der Fluss doch eine ziemlich starke Strömung hatte. Als ich an einer geeignet erscheinenden Stelle ankam, fing es auch noch leicht an zu regnen. Schön, das passt ja zu den nassen Füßen, die ich mir beim Waten hole.
                    Nach dem ich etwa den Fluss etwa zur Hälfte durchwatet habe, stieß ich auf eine Stelle wo es schlafartig tiefer wurde. Ich überlege kurz, ob ich es wagen oder mir eine neue Stelle suchen sollte. Dann entschiede ich mich fürs Wagnis. Das Wasser stand mir plötzlich bis kurz untern Hintern, aber zum Glück war die Stelle sehr schmal und nach paar Schritten war ich schon am anderen Ufer. Ich versuchte mich so gut es ging zu trocknen, was bei den vorherrschenden Bedingungen nicht ganz einfach war.

                    In Ufernähe verlief ein Rentierzaun, unter den ich zum Glück gut drunter durch schlüpfen konnte. Mein Weg führte mich nun in südöstlicher Richtung weg vom Kaitumjåkka und leicht bergauf. Beim Aufstieg hatte ich einen schönen Blick auf den Kaitumjåkka der um den Sanarcohkka eine Schleife macht und weiter östlich in den Padje Kaitumjaure fließt.
                    Das Wandern war hier sehr angenehm, da der Boden nur aus Heidesträuchern bestand. Irgendwann stieß ich wieder auf den Kungsleden. Dieser ist an diesem Abschnitt sehr breit und ziemlich ausgetreten. Auf dem Weg lagen viele große Steine, die das Vorankommen erschwerten. Ich überlegte kurz, wieder querfeldein zu laufen, entschied mich aber dagegen um die Natur zu schonen. Hinzu kam, dass auf diesem Wegstück irgendwie kaum Wasser vorhanden war. Während ich normalerweise bei meinen Mittagspausen immer reichlich getrunken habe, beschränkte ich mich diesmal dabei, meine Reserven auszutrinken.

                    Nachdem der Kunsgleden über einige km auf recht konstantem Höhenniveau verlief, ging es plötzlich schlagartig bergab zum Teusajaure. Gegen 15 Uhr kam ich bei den Teusajaurehütten an. Eigentlich wollte ich gleich übern See rudern, nur war mir der Wind dafür zu stark. Also beschloss ich, mich mit dem Motorboot übersetzten zu lassen. Dummerweise fuhr laut Fahrplan das Boot erst um 17 Uhr.
                    Während ich also meine Zeit totschlug traf ich einen anderen Deutschen der mit seinem 9 (oder 10 jährigen, weiß nicht mehr so genau) Sohn unterwegs war. Endlich mal wieder jemand zum reden. Das tat richtig gut, nach all den Tagen der Einsamkeit. Ich hoffe nur, dass ich ihn nicht zu sehr zugetextet habe.
                    Er erzählte mir noch, dass er schon häufig um diese Jahreszeit unterwegs war und es diesmal ungewöhnlich kalt sei. Normalerweise herrsche so ein Wetter erst so 4 Wochen später. Na das hat mich ungemein aufgebaut…

                    Endlich war es 17 Uhr und ich konnte über den See rüber. Für weitere 3 km bin ich noch dem Kungsleden gefolgt, bis ich dann nach Westen abgebogen bin. Ab jetzt sollte es bis Ritsem nur noch Querfeldein gehen.
                    Nachdem ich mich durch zunehmend dichter werdendes Gestrüpp durchgekämpft und den Gappejåhka durchwatet habe, fand ich in Ufernähe einen überraschend ebenen Zeltplatz. Mittlerweile war es auch nahezu windstill und die Wolken rissen teilweise auf. Außerdem war es ausnahmsweise mal nicht kalt (ca. 5 °C). Somit musste ich nicht, wie die meisten Tage, im Vorzelt kochen und essen, sondern konnte ganz gemütlich draußen (und ohne zu frieren) mein Abendbrot genießen.

                    Vielleicht kommt ja jetzt wieder ein kleiner Wetterumschwung? Mit dieser Hoffnung schlief ich entspannt ein.



                    Mäander am Kaitumjåkka


                    Nicht ganz unkritische Flussüberquerung


                    Kaitumjåkka und im Hintergrund der Padje Kaitumjaure


                    Abstieg zum Teusajaure


                    Teusajaure


                    Zu windig zum selbst zu rudern


                    Aufstieg am Südufer


                    Schöner Farbkontrast


                    Das war's jetzt erstmal. Hat mal wieder großen Spaß gemacht, das alles niederzuschreiben. Leider bin ich am Wochenende nicht zuhause, so dass ich erst nächste Woche dazu komme wieder weiter zu schreiben.
                    Zuletzt geändert von Mortias; 04.07.2021, 15:18. Grund: Bilderverlinkungen geändert

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                      #50
                      AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                      Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
                      Mit so etwas wie dem WM Antelope ist man auf der sicheren Seite, mit Daunenjacke geht bestimmt auch ein leichterer Sack. Ich hatte es jedenfalls angenehm warm ohne die Daunenjacke.
                      Klingt ja ganz gut. Der WM Antelope ist auch unglaublich leicht für seinen Wärmeschutz. ABER, leider hätte ich bei 1,85m Körpergröße sicher einen Wärmeverlust, da die nächste Größe ja 2,00m ist. Und da wäre noch der Hammerpreis Bei mir quasi ein Monat BAFöG!

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                        #51
                        AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                        @Mortias : Ist irgendwie auch deswegen toll den Bericht zu lesen, da Du in der gleichen Zeit da oben unterwegs warst. Das mit den stürmischen Morgen kann ich sehr gut nachvollziehen, gibt für mich auch nichts unangenehmeres als aufzuwachen und zu wissen da muß ich jetzt raus (vielleicht höchstens noch Starkregen). Erstmalig war es mir auf meiner Tour öfters abends kalt vor dem Zelt - in höheren Lagen wehte meist ein kräftiger, frischer Wind. Trotzdem fährt man natürlich wieder hin, diesmal aber mit der dickeren Daunenjacke, die 200 g mehr gönne ich mir.

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                        • Mortias
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                          #52
                          AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                          Hi Prachttaucher, wo bist Du denn langgelaufen? Das mit der Kälte Abends war aber mal echt nervig. Andauernd im Zelteingang kochen und essen ist halt doch nicht so angenehm, wie schön draußen zu sitzen und beim Essen noch die Landschaft mit Sonnenuntergang zu genießen.

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                          • Gast-Avatar

                            #53
                            AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                            Andauernd im Zelteingang kochen und essen ist halt doch nicht so angenehm, wie schön draußen zu sitzen und beim Essen noch die Landschaft mit Sonnenuntergang zu genießen.
                            Deshalb kommt immer die Daunenjacke und spät im Herbst sogar Daunenbiwakschuhe mit
                            Dann kann man auch bei Kälte und Wind schön vor dem Zelt sitzen.

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                              #54
                              AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                              Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                              Hi Prachttaucher, wo bist Du denn langgelaufen? Das mit der Kälte Abends war aber mal echt nervig. Andauernd im Zelteingang kochen und essen ist halt doch nicht so angenehm, wie schön draußen zu sitzen und beim Essen noch die Landschaft mit Sonnenuntergang zu genießen.
                              Vor allem bei einem so kleinen Zelt ! Hatte mal an einem schönen Nachmittag und einem schönen Platz schon früh aufgehört - mußte mich aber auch immer wieder ins Zelt legen. Ich war im Gebiet der BD10 unterwegs - Schlußpunkt war Ritsem am ersten September-WE.

                              Deshalb kommt immer die Daunenjacke und spät im Herbst sogar Daunenbiwakschuhe mit
                              Dann kann man auch bei Kälte und Wind schön vor dem Zelt sitzen.
                              Bei mir werden es dann eben statt 300 g Daune die (etwas überdimensionierten) 500 g werden. An anderer Stelle werde ich dafür zwar fast ausgelacht, weil ich mir die für den deutschen Winter geholt habe, aber zum abendlichen Rumsitzen wirklich Klasse.

                              Der Unterschied ist wohl auch einfach, wenn man dort für zwei Wochen unterwegs ist - irgendwie habe ich da wohl mehr Wärmebedürfnis als bei heimatlichen kürzeren Touren.

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                              • Eggi
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                                • 23.07.2009
                                • 226
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                                #55
                                AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                                Sehr schöner Bericht bisher, vielen Dank.

                                OT: Ich habe mal eine Frage an die Lappland-Experten. Sind die Temperaturen, die Mortias da so beschreibt, eher die Untergrenze für Ende August/Anfang September für das Gebiet oder kann es normalerweise noch kälter werden?

                                Dieses Jahr kommt aufgrund von Zeitmangel für mich die Ecke noch nicht in Frage, aber 2012 wollte ich evtl. da mal hoch. Ggf. will ich mir dieses Jahr noch einen neuen Schlafsack kaufen und da wäre es ja ungünstig den Komfortbereich zu gering zu wählen. Meint ihr, dass ein Komfortbereich von -5° C ausreichend ist? Ich bin eigentlich jemand, der nicht so schnell friert. Vielen Dank für eine kurze Antwort.

                                Tut mir leid für das Offtopic.
                                Nur wo du zu Fuß warst,
                                bist du auch wirklich gewesen.
                                Johann Wolfgang von Goethe

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                                  #56
                                  AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                                  Ich hatte es auch schon kälter dort Ende August.
                                  Wenn Du nicht schnell frierst reichen -5 Komfort, angenehmer ist ein bischen mehr.

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                                    • 23.07.2009
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                                    #57
                                    AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                                    Danke für die Info, dann reichen mir -5°C als Komfort.
                                    Nur wo du zu Fuß warst,
                                    bist du auch wirklich gewesen.
                                    Johann Wolfgang von Goethe

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                                      #58
                                      AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                                      [QUOTE=Mortias;789090]

                                      Abstieg zum Teusajaure

                                      Ein unglaublich schönes Bild und auch ein toller Bericht. Codenascher hat mir schon letztes Jahr diese Region schmackhaft gemacht. Nun ist meine Begeisterung deutlich gestiegen.
                                      Das mit dem Schlafsack werd ich mir aber echt durch den Kopf gehen lassen. Um -10°C komfort soll es schon werden. Sicher ist sicher. Eine frierende Nacht ist nicht grad ein Motivationsschub für den nächsten Tag.

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                                      • Mortias
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                                        #59
                                        AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                                        Zitat von chinaimbiss Beitrag anzeigen
                                        Das mit dem Schlafsack werd ich mir aber echt durch den Kopf gehen lassen. Um -10°C komfort soll es schon werden. Sicher ist sicher. Eine frierende Nacht ist nicht grad ein Motivationsschub für den nächsten Tag.
                                        Also -10°C Kompfortbereich halte ich für die angesprochene Jahreszeit für etwas übertrieben. Immerhin wiegen solche Schlafsäcke in der Regel auch mehr und nehmen mehr Platz im Rucksack weg.
                                        Aber mein Schlafsack mit dem Temperaturbereich 6/1/-14°C war definitiv zu dünn für diese Jahreszeit. Für meine nächste Tour werd ich mir auch einen etwas wärmeren Schlafsack zulegen. Wie Du schon meintest, so ne eiskalte Nacht im Zelt macht nicht gerade Lust am nächsten Morgen loszuzlaufen. Und die "Vorfreude" abends auf eine erneute kalte Nacht führt auch nicht gerade dazu, dass ich mein Abendbrot mehr genießen kann.

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                                        • Lightfoot
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                                          #60
                                          AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                                          Ich denke, wenn man gerne neben einem Stapel von Wärmeklamotten im Schlafsack liegt oder keine dabei hat, wäre Komfortgrenze - 10 Grad oder mehr schon angemessen. Wenn man welche hat und die trotz ideologischer Bedenken notfalls anzuziehen bereit wäre, ginge auch etwas weniger. Die Gewichtsklasse WM Ultralight und Co. wäre mein Favorit.

                                          @ Mortias: Da Berichte nur mit positiver Kritik ja langweilig sind - mir fällt gerade auf, Deine Packliste wäre interessanter, wenn Du Angaben zu Modell/Hersteller und evtl. auch Gewicht dabei hättest.
                                          Zuletzt geändert von Lightfoot; 31.01.2011, 12:52.

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