• vobo

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    • 01.04.2014
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    [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 66.905589973
    Längengrad 16.685485839
    Auf geht's mit dem Schreiben !




    Motivation
    Vor zwei Jahren habe ich den Pieskehaure kennen und lieben gelernt. Dabei bin ich 25 Jahre nach meinen ersten längeren Wandererfahrungen in Neuseeland wieder auf den Geschmack von Mehrtagestouren mit Zelt und Selbstversorgung aus dem Rucksack gekommen. So hatte ich jetzt alle Argumente
    • „Ich weiß jetzt gut, wieviel Essen / Kleidung / Brennstoff / Ausrüstung ich benötige“
    • „Ich weiß jetzt gut, welche Distanzen ich bei welchem Wetter schaffe“
    • „Meine Ausrüstung ist auf einem guten Stand“

    auf meiner Seite, um meine Frau davon zu überzeugen, dass dieses Jahr doch hervorragend geeignet ist, nochmal zwei Wochen wandern zu gehen. Da sie sich solche Touren nicht zutraut, konnte ich sie überreden, mir diese zwei Wochen „Sonderurlaub“ zu gewähren, den ich dann gerne als Geburtstagsgeschenk angenommen hatte. Sohnemann (15 J.) hatte zwar Lust auf zelten, aber nicht auf wandern, und so bin ich dann doch alleine aufgebrochen.
    Vor zwei Jahren bin ich vom Pieskehaure nach Sulitjelma in Norwegen rausgelaufen, diesmal wollte ich das südliche Seeufer erkunden, das nördliche hat mortias vor zwei Jahren dokumentiert. Im Anschluss wollte ich eigentlich noch in den Sarek hinein, aber daraus ist nichts mehr geworden. Wegelos zu laufen ging langsamer als erwartet, insofern war die Route

    Kvikkjokk - Njunjes - Jiertta - (Miekak -) Listivis - Guotko - (Mavas -) Pieskehaurestugan - Vaimokstugan - Fierovágge - Sämmarlappa - Slihtavágge - Vallevágge - Kvikkjokk

    oder auch hier auf Google Maps.

    Für diese knapp 170 km, davon ca. 130 km wegelos, habe ich zwei Wochen (22.08. - 05.09.2015) gebraucht und dabei zwei Ruhetage oder besser recreation days eingelegt. Temperaturmäßig war alles dabei, von 27° auf 800m zu Anfang bis zu -4° Bodenfrost kurz vor Ende, entsprechend reduzierte sich auch die ungewohnte Zahl der Mücken. Essenmäßig habe ich nur in der Pieskehaurestugan meinen Energievorrat an Schokolade erneuert, ansonsten bin ich so mit 25 kg losgerannt und mit 15 kg geendet. Dazu habe ich noch knapp 4 kg an eigenem Gewicht verloren
    Zuletzt geändert von vobo; 14.10.2015, 13:49.

  • OttoStover
    Fuchs
    • 18.10.2008
    • 1076
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    #2
    AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

    Interesting choice of route IMHO. I liked that you did not follow the easiest way from Vaimok back to Kvikkjokk. Im looking forward to the continuation of the story. Otto
    Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
    Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

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    • Kuoika
      Erfahren
      • 23.08.2012
      • 471
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      #3
      AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

      Ah, da freu ich mich auch schon auf die Fortsetzung. Liebäugele für nächstes Jahr mit einer Tour in der Gegend um Pieskehaure und Mavas. Und wie ich dieses Jahr festgestellt habe, darf´s auch gerne öfters mal weglos sein.

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      • Mortias
        Fuchs
        • 10.06.2004
        • 1232
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        #4
        AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

        Coole Route. Aus eigener Erfahrung weiß ich ja wie schön der Pieskehaure ist. Bin schon sehr gespannt auf den Bericht, weil die Gegend südlich vom Pieskehaure auch schonmal in meine nähere Auswahl gefallen ist.

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        • vobo

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          • 01.04.2014
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          #5
          AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

          21./22. August Anreise und Geburtstagskuchen

          Damit der Sonderurlaub auch besonders wurde, sollte die Anreise schnell und einfach gehen, d.h. per Flug. Im Winter suchte ich durch die Angebote von SAS und buchte schließlich Hannover - Kopenhagen - Stockholm - Luleå und zurück für 350 EUR, was ich einen fairen Preis fand. Dass dieser Flug 6 Wochen vor Reisebeginn für 250 EUR zu buchen war, hat mich aber schon gewundert .

          Da die Umsteigezeit in Kopenhagen nur 35 min betrug, entschied ich mich den Rucksack in einen Koffer zu verpacken und auch für den Fall einer Gepäcknachlieferung den Abend in Luleå zu bleiben. So konnte ich mit dem Flug jeweils zwei Übernachtungen im Comfort Hotel Arctic für 50 EUR inkl. Frühstück buchen, auch das ein guter Deal wie ich fand. Und der Koffer konnte dann mit so überflüssigen Sachen wie einem Rasierapparat, einer Jeans und einem Hemd für die Rückreise im Hotel bleiben.

          Der Flug klappte problemlos, 6 Stunden nach dem Abflug aus Hannover stand ich mit Koffer in Luleå bei 28° im Schatten am Flughafen. Mit mir gekommen waren mindestens 10 neue Studenten der Luleå Technical University, vorwiegend aus Fernost, die dort von anderen Campus-Mitgliedern abgeholt wurden. Ich fuhr mit dem Stadtbus zum Hotel, was direkt am Bahnhof lag, ideal für die Weiterreise am nächsten Morgen.



          Nach dem Einchecken ging es in den Naturkompaniet, um die vorbestellten 2 Flaschen Brennspiritus abzuholen, gebraucht habe ich letztlich knapp 1,5 Liter, war aber auch 2 Nächte mehr in Hütten als geplant. Dann ging es in den ICA für Schokolade und einmal Polarbröd mit Salami. Anschließend genoss ich etwa eine Stunde einen Spaziergang durch das Stadtzentrum von Luleå und war dann völlig verblüfft über ein fast volles Restaurant CG, was ich bei einem Preisniveau von 300 SEK für ein Hauptgericht kaum erwartet habe. Am Bartresen genoss ich eine fischige Vorspeise (sogar mit dem königlichen Kallax Kaviar), Rentier mit toller Beilage und einem traumhaften Schoko-Nachtisch "88", dazu ein gelegentlicher Austausch mit dem Barkeeper über dies und das in Luleå und meine Tour.


          Im Anschluss ging es dann noch auf die Halbinsel südwestlich des Stadtzentrums zu einem Musikfestival, wunderschöne Stimmung im Sonnenuntergang, ein letztes Bier, nur etwas schräge Folkmusik. Auf dem Rückweg stieß ich dann noch auf nettes Schild am Hafen:


          Am nächsten Morgen - meinem Geburtstag - konnte ich noch frühstücken und telefonieren, bevor dann um 08:30 der Zug nach Murjek abfuhr.

          Drei Waggons und ein Speisewagen reichten offenbar aus, um in Boden dann die gefühlten Hunderte von ruchsackbeladenen Schlafwagenpassagieren aufzunehmen. Neben mir hatte ich eine pensionierte schwedische Englischlehrerin, die nochmal den Kungsleden gehen wollte, eine ideale Konversation. Sie berichtete von ihren frühen Jahren, als sie noch in den Fjällstationen in Nikka oder Saltoluokta gearbeitet hatte.

          In Murjek wartete schon der Bus, zu dritt stiegen wir ein und kamen um 13.45 Uhr in Kvikkjokk an, interessanterweise waren in Jokkmokk recht viele Passagiere zugestiegen, diese kamen aus Gällivare um den Padjelantaleden von Süd nach Nord zu laufen.

          Hier in Kvikkjokk telefonierte ich mit dem Bootsführer Björn, um gemeinsam mit zwei weiteren deutschen Frauen aus dem Bus zum Start des Padjelantaleden gefahren zu werden. Einen Abstecher in Richtung der Lagune machten wir, laut Björn wäre das Wasser dort jetzt 20° warm .



          Hier verabschiedeten wir uns, ich wollte ja schnell nach Njunjes und weg aus dem Tarradalen, denn bei den 29° die mein Thermometer anzeigte, war doch so einiges an Viehzeugs unterwegs. Zwei weitere Deutsche, die mir entgegen kamen, erzählten von den heißen Tagen und den Viechern auf dem ganzen Padjelantaleden ...

          warm war es ...


          links ist schon der Canyon des Gårssåjåhkå zu erkennen, entlang dessen ich aufgestiegen bin

          Kurz nach 18 Uhr war ich bei der Njunjes-Hütte und stieß auf Gruppe mit einem kleinen Buffet:


          Nach meinem "It looks like a birthday cake" stellte sich tatsächlich heraus, dass die ältere Dame zusammen mit ihrer Familie ihren 70. Geburtstag heute feierte, einer ihrer Enkel wurde heute 25. Da konnte ich ja nun nicht anders, als meinen heutigen 47. Geburtstag zu gestehen und natürlich dann auch ein Stück von diesem leckeren Kuchen zu geniessen. Was für ein Glück mann doch manchmal haben kann.

          Nach einer guten halben Stunde ging es dann über die Brücke des Tarraätno in Richtung des Canyons.

          Mit der verschwindenden Sonne kam ein wenig Wind auf und vertrieb einige Mücken. Aber sobald ich stehen blieb, stürzten sich die Viecher auf alle Öffnungen meines Kopfes. Gegen 20 Uhr gab ich dann auf und baute auf ca. 700m Höhe mein Zelt auf. Eigentlich wollte ich 900m erreichen, war aber zu kaputt. Der Blick war schon toll, auch wenn sich selbst links oben eines dieser Viecher verewigt hat ...

          Nachdem im Zelt erstmal mindestens 20 Viecher dran glauben mussten, war ich echt schockiert über die Situation. Ende August trotz ein wenig Wind auf 700m Höhe ohne Bäume so viele Mücken - puuh, da hatten wohl die anderen Wanderer nicht übertrieben. Hier ein Bild vom nächsten Morgen ...


          Als ich dann spätabends noch etwas aus dem Zelt bringen wollte, verkrampfte der ganze Körper beim Pischern, so dass ich ganz nass an den Beinen wurde. War wohl doch deutlich zu viel für den ersten Tag, die ersten Zeichen dafür dass ich die geplanten Wegstrecken wohl nicht ganz schaffen werden.
          Dafür gab es dann mitten in der Nacht einzelne "Polarlichtwolken", wunderschön die bei warmen 20° hinter dem Mückennetz zu beobachten ... Es sollten die einzigen auf dieser Tour bleiben, denn in den nächsten Nächten schien mehr und mehr der Mond, leider.

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          • vobo

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            #6
            AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

            Sonntag, 23.08. Über die Steine zu den Seen von Miekak
            Am nächsten Morgen nervten schon beim Zusammenpacken die Mücken. Hier nochmal der morgendliche Blick Richtung Njunjes, ein bisschen hatte ich ja schon geschafft gestern.



            Weiter ging es hinauf, jetzt immer am südlichen Rand des Gårssåjåhkå. Nach 1 Stunde gab es auf der Höhe von rund 850m schöne Zeltplätze, das hätte ich gestern aber nicht mehr geschafft.



            Trinken war notwendig ohne Ende, und endlich war der schon lange von unten sichtbare Dreiecksstein am oberen Ende des Canyons auf gut 900 m Höhe erreicht.



            Nun ging es sich weniger steil und leichter, auf 1000 m Höhe traf ich dann auch die ersten Schneebrücken.



            Und plötzlich war der Staika zu sehen, was für ein Anblick !



            Zwischen den ganzen kleinen Seen und Hügeln war es nicht einfach, einen guten Weg zu finden. Ganz oft stand ich auf einem Kamm um festzustellen, dass dahinter doch wieder ein See mit Ausfluss kam und ich eine weitere Kurve drehen durfte. Dies hat deutlich mehr Zeit gekostet als gedacht, und war meine größte "Überraschung" in diesem Gelände.



            Schließlich erreichte ich schließlich den See 1095 und war überrascht, bei 25° solche Schneemassen zu sehen.



            Als nächstes Ziel peilte ich den See 1098 an, doch der Weg dorthin war sehr steinig - nicht schön, auch wenn es auf dem Bild nicht zum Ausdruck kommt.


            Ganz links abgeschnitten ist der Jierttá, an dem ich später links vorbei ging.

            Es wäre besser gewesen, nach dem 1095er See gleich zur 1200m Höhenlinie aufzusteigen, von oben sah es auch viel schöner aus


            Im Vordergrund der See 1098, hinten der Staika

            5 Stunden nach dem Aufbruch erreichte ich jetzt die Passhöhe auf 1200 m nach rund 8 km Strecke. Hätte ich nie gedacht, dass ich dafür so lange brauche. Egal, hier oben konnte man - wie in Grundstens Arjeplogsfjäll versprochen - recht gut über den Pass, die Steine waren nicht zu groß.



            So ging es fast 4 km auf nahezu unveränderter Höhe südwestlich um den Jierttá herum auf den Durchgang zum Berg 1230 zu. Hier ein Blick auf die weiteren Seen des Piteälven, in diesem Fall der Guddujávrre.



            Und endlich konnte ich meine nächsten Ziele sehen, den Skärrebåtkåjávre mit dem Übergang zum Pieskehaure ...



            Mittlerweile bin ich jedoch einige Male in diesen Steinwüsten mit dem linken Fuß umgeknickt, so dass ich doch besser die Vorsicht walten ließ, und kurz nach dem 1230er Durchgang wieder am Fluss auf ca. 1100 m das Zelt aufschlug. 13 km in knapp 8 Stunden, jetzt war ich gegenüber der Planung schon einen halben Tag im "Rückstand" ...



            Der Zeltplatz war wunderschön mit Blick auf die Seen Alep Sarddá und Lulep Miehkak, aber trotz einem Windchen begleiteten mich die Mücken, so dass wieder nur Kochen im Zelt möglich war

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            • vobo

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              • 01.04.2014
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              #7
              AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

              Montag, 23.08. Der erste Blick auf den Pieskehaure
              Der Tag begann mit einer Überraschung. Ein orangebraunes hundeähliches Wesen kam den Hügel hochgelaufen. Um diesen Luchs oder Fuchs (oder Wolf) doch näher einzuordnen, brauchte ich die Brille und die Kamera aus dem Zelt, aber der Reissverschluss ließ ihn in einem rasanten Lauf flüchten. Kurz danach kam aber noch anderer Besuch:





              Gegen 9 Uhr ging es los. Unterhalb des Gállovárátjs auf ca. 900 m Höhe war das Tal des Tages mit dem großen Skärrebåtkajåvre und den zwei kleineren Seen dahinter gut zu sehen. Weiter im Tal freute ich mich schon auf den ersten Blick auf den Pieskehaure.



              Unten im Tal floss der Sarddájåhkå, der an dieser Stelle relativ leicht zu durchfurten war, das Wasser ging bis zu den Knien. Es war tatsächlich der einzige Einsatz meiner Watsandalen auf dieser Tour. Der Sarddájåhkå wird ja aus dem Vaimok-See gespeist, hier ein Blick talaufwärts, so steinig sieht es nicht aus wie manchmal beschrieben. Aber Mücken tauchten wieder in großer Zahl auf, was die Pause nach der Furt auch nicht verlängert hat.



              Nördlich des Abflusses des Skärrebåtkajåvre ging es jetzt bergauf, irgendwo am See begann auch eine Markierung die auch weiter zu den nächsten beiden kleineren Seen führte, ein Pfad entlang der Markierungen war interessanterweise aber überhaupt nicht zu erkennen


              Man beachte die Markierungen auf dem großen Stein und dann nach halblinks gehend, aber keine Pfadspuren weit und breit. Der regelmäßige Gipfel in der Verlängerung des linken Seerandes ist der Jierttá, davor der Gállovárátj, wo ich hergekommen bin.

              Unglaublich warm war es hier auf 760 m Höhe...



              Und dann war es soweit: Nach dem dritten kleinen See ging es auf den gut 800m hohen Pass mit diesem Blick



              In diesem Moment war mir klar:
              • Heut am dritten Wandertag bist du dort, wo du nach Plan am zweiten Tag sein wolltest
              • Es ist wunderschön hier
              • Vermutlich weht hier oben am Pass ein gewisses Lüftchen, also keine Mücken
              • Vergiss den Sårek - zumindest für dieses Mal, und genieße das Du hier bist - und bleib hier


              Zunächst habe ich erstmal geschaut, ob die Brücke zum südlichen Ufer des Pieskehaure vorhanden ist. Dieses Foto richtig vergrößert, und schon war die Brücke zu sehen ...



              Nach dieser Beruhigung habe ich dann gegen 15 Uhr schon das Zelt aufgebaut. Anschließend bin ich wieder runter zum letzten See, dort gebadet, gewaschen und Wasser mit hoch zum Pass genommen. Nach dem Abendessen draußen - es wehte tatsächlich ein gutes Lüftchen und verscheuchte die Mücken - telefoniert ich erstmal mit zuhause. Für die Sicherheit hatte ich ein Satellitentelefon geliehen und wir hatten kurze Telefonate ca. alle 3 Tage vereinbart. Bis Mittwoch sollte es noch schön bleiben, dann anfangen zu regnen, und so kam es tatsächlich auch.



              Und dann kam nur noch Genießen des Sonnenuntergangs



              Am südlichen Ufer (links) sind die Hänge von Radja und Listivis zu erkennen, da ging es morgen weiter


              Schon mal Vorwarnung: Den auf der Fjällkarte eingezeichneten Weg unten nördlich des Vuojatsavvun etwa ab dem steinigen Flusstal bis zur Brücke gibt es nicht mehr ...


              Ballek und Nuortta Sávllo

              Ein wunderschöner Abend ging zuende. Und irgendwie habe ich auch meinen Frieden mit meiner Route gefunden. Jetzt wollte ich erstmal bis zur Pieskehaurehütte und dann weiter sehen.

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              • Mika Hautamaeki
                Alter Hase
                • 30.05.2007
                • 3996
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                #8
                AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                geniale Bilder
                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                A. v. Humboldt.

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                • Hapi
                  Erfahren
                  • 22.09.2015
                  • 426
                  • Privat


                  #9
                  AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                  jepp, toller Bericht und schöne Fotos. Das SunRoad-Teil, taugt das was?
                  Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

                  Kommentar


                  • Mortias
                    Fuchs
                    • 10.06.2004
                    • 1232
                    • Privat


                    #10
                    AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                    Wunderschöne Bilder, da werden Erinnerungen wach. Freu mich shcon auf die Fortsetzung.

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                    • Prachttaucher
                      Freak

                      Liebt das Forum
                      • 21.01.2008
                      • 11979
                      • Privat


                      #11
                      AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                      Tolle Bilder besonders an dem Abend mit den Sonnenuntergängen. Auf das Stück zur Såmmarlappa bin ich besonders gespannt, da ich dort auch mal längs bin.

                      Ende August trotz ein wenig Wind auf 700m Höhe ohne Bäume so viele Mücken

                      Mich hatte das auch noch nie derart erwischt - bisher war das immer vernachlässigbar. Bis auf ein kleines Moskitonetz habe ich deshalb nichts mit. Mitte August diesmal Temperaturen über 20 Grad und wirklich die Massen, selbst auf Schneefeldern. In der schützenden Regenjacke oder tagsüber im Zelt ist man fast eingegangen.

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                      • vobo

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                        • 01.04.2014
                        • 734
                        • Privat


                        #12
                        AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                        Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                        geniale Bilder
                        Danke. Ist aber nur simple leichte Sony Kompaktkamera.

                        Zitat von Hapi Beitrag anzeigen
                        jepp, toller Bericht und schöne Fotos. Das SunRoad-Teil, taugt das was?
                        Eigentlich schon. Wenn man die Höhe morgens kalibriert, war sie tagsüber recht genau (+/- 30m und mehr geben die Fjällkarten nicht her). Mir ging es neben diesem hauptsächlich um die Uhrzeit, da ich nicht dauernd tagsüber irgendwas anderes einschalten wollte. Einmal Baden (kommt im nächsten Bericht) hat das Plastikding überstanden, eine Tastensperre habe ich aber vermisst, ein paar Mal ist mir unabsichtlich der Schritt/Kalorienzähler losgelaufen. Da dieser recht viel Batterie verbrauchen soll, gefiel mir das nicht. Mittlerweile 3 Wochen nach der Tour läuft die Batterie aber immer noch.

                        Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                        Wunderschöne Bilder, da werden Erinnerungen wach. Freu mich shcon auf die Fortsetzung.
                        Es wird noch viel schöner

                        Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
                        Tolle Bilder besonders an dem Abend mit den Sonnenuntergängen. Auf das Stück zur Såmmarlappa bin ich besonders gespannt, da ich dort auch mal längs bin.
                        War eine Entdeckung, dem Hüttenwart Håkon von Vaimok zu verdanken. Allerdings wollen sie wohl das Boot einstellen wegen zu großer Unfallgefahr, komme ich dann noch drauf zu sprechen.

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                        • Hapi
                          Erfahren
                          • 22.09.2015
                          • 426
                          • Privat


                          #13
                          AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                          Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                          Mir ging es neben diesem hauptsächlich um die Uhrzeit, da ich nicht dauernd tagsüber irgendwas anderes einschalten wollte.
                          Armbanduhr?
                          Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

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                          • vobo

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                            • 01.04.2014
                            • 734
                            • Privat


                            #14
                            AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                            Dienstag, 25.08.: Heimtückischer Badetag

                            Hier der morgendliche Blicke entlang der Fälle von Miehkak


                            südlich in Richtung Alep Miehkak

                            und nochmal aufwärts in Richtung Pieskehaure beim Aufbruch.



                            Für den Abstieg war auf der topographischen Online-Karte ein Weg entlang des Flusses eingezeichnet, also hatte ich gehofft, wenigstens einen Pfad durch das Gebüsch runter zum Vuojatsavvun zu finden. Deshalb hatte es vielleicht auch vorher die Markierungen gegeben, hoffte ich. Nix da, jetzt gab es halt keinen Pfad und keine Markierungen, sondern nur Gestrüpp und einen Bach.



                            Irgendwann nach endlosem Geklettere, Gefluche, Gestrüpp-Weghaue und ähnlichem stand ich dann auf einmal am Weg, der lt. Fjällkarte vom Fischercamp Miehkak nördlich des Vuojatsavvun bis zu einigen Hütten bei den nördlichen Fällen und der Brücke führen soll.


                            an dieser Stelle gab es sogar noch teilweise Holzbohlen

                            Dafür sah ich dann so aus



                            Jetzt ging es für einen Kilometer am Vuojotsavvun entlang, schöner Blick, und der Pfad wurde immer schwächer.





                            An der Stelle, wo der vermeintliche Pfad das Ufer wieder verlässt, und die steinernden Flussbette der Bäche vom Gattsatj bzw. Vuorbmanåjvve kreuzt und ansteigen soll, war dann endgültig jegliche Spur menschlichen Daseins verloren. Also GPS raus und ein wenig kreuzen. Aber nachdem diese Hochtechnik mir verriet, dass ich zweimal oberhalb und zweimal unterhalb des vermeintlichen Pfades war, verstand ich, dass dieser Pfad bloß ein Trick war, um endlich einmal Menschen in diese Gegend zu locken.

                            Und so durfte ich mich mal wieder am Ufer entlang durch Buschwerk mit 20 Meter hohen Felsen oder vereinzelten Steinen im Wasser durchschlagen.





                            Nachdem ich bei dem ganzen Hoch- und Runterklettern wieder so aussah wie 5 Bilder weiter oben, hatte das Gelände doch endlich ein Einsehen mit mir und ließ einen Stein kippeln. Glücklicherweise war dieser Stein nicht auf einem 20 Meter hohen Felsen sondern unten im Wasser, so dass ich mich nur erfrischend einnässte. Und noch mehr Glück hatte ich, dass ich vor lauter Überraschung in die Knie ging und diese bereits auf dem Weg ins Wasser waren. So hatte ich nur eine ordentliche Prellung an den nassen Knien, ABER einen trockenen Rucksack auf dem Rücken - man stelle sich bloß das Umgekehrte vor

                            Also alles Ausziehen und Trocknenlassen - erwähnte ich schon dass es warm war? Und bevor mich die Mücken aufessen, wollte ich lieber Schokolade essen, und wo geht das besser als bei einem gründlichen Bad, das Wasser war ja angenehm warm...

                            Als die Schokolade alle war, waren auch die Mücken weg - vermutlich weil ich endlich gründlich sauber war. Im Blick der Brücke habe ich dann den Schaden untersucht:





                            Kamera, Uhr-Barometer, Landkarte, Schuhe und Hose haben es gut überstanden und waren wieder benutzbar. Nur das iPhone mit seinem GPS hatte den Geist aufgegeben und zeigt irgendeinen Unsinn an. Warum steckt es aber bloß in meiner Hosentasche - achja, weil ich den Pfad ja verloren hatte. Das war also des Rätsels Lösung! Die Apfelfirma lockt Kunden in diese wunderschöne Gegend, besticht vorher die schwedischen Landvermesser damit unsinnige Karteneinträge entstehen, und schickt dann Agenten dorthin, kippelnde Steinfallen zu errichten. Echt trickreich, zumal jetzt sich das Gerät ja auch noch nutzloserweise entlied - Ausschalten ging ja nicht mehr.

                            Zwei Stunden später - gesäubert, gesättigt, und weiter durch Busch, Felsen und alle weiteren Steinfallen vermeidend - traf ich auch die Agenten dieser Firma, sogar mit kläffenden Wachhunden ausgestattet. Vor lauter Überraschung, dass ich diese Strecke überwunden habe wurde mir zur Betäubung ein kühles zuckerhaltiges braunes Getränk eingeflösst ...


                            so ein anderes braunes kräuterhaltiges Getränk mit nur wenig Alkohol aus einer Stadt östlich von Hannover wurde für die Fotodokumentatioin vom Tisch genommen, vermutlich weil es ihre Legende (s.u.) verraten hätte

                            Als Legende erzählten mir die Mitarbeiter der Apfelfirma, dass sie in diese Region gerade mit dem Hubschrauber eingeflogen wären und auf der Jagd nach Schneehühnern wären. Aber zur heißen Mittagszeit können ihre tierischen Begleiter keine Witterung aufnehmen, und so müssten sie jetzt die neuen Jagdpläne auskniffeln. Offensichtlich finden sich hier die wahren Jäger-Meister ...

                            Nach dem starken Drogenkonsum machte ich mich auf den Weg ans andere Ufer. Die Jäger-Meister versteckten sich wieder bei ihrer Hütte und brüteten über neue Apfelfallen.








                            Hier der Blick über die bisherige Tagesleistung, vom Pass zwischen den Bergen bin ich hergekommen


                            Über einen halben Kilometer immer wieder Wasserfälle, Kanufahrer müssen hier umtragen

                            Froh dieser Drogenmafia entkommen zu sein lief ich weiter Richtung Westen. Nach zwei Kilometern spürte ich jedoch die Nachwirkungen dieser Tagesherausforderungen und machte beim See 720 unterhalb des Gájsátj Schluss, schön sah es hier aus.



                            Hier war jedoch kein Wind, und so suchte ich wieder auf der Anhöhe rechts einen windigen Platz für die Nacht. Von da oben sah der Rucksack schon wieder winzig aus ...



                            Um mich endgültig von den Verbreche(r)n des Tages zu reinigen, nahm ich noch ein Bad und genoss schließlich den Blick über die gewaltige Tagesleistung von 8 km. Aber bei 3 mal Baden und so vielen Fallen auf dem Weg war ich dann doch zufrieden.


                            Am Durchgang links oben hatte ich gestern gezeltet.
                            Zuletzt geändert von vobo; 30.09.2015, 07:34.

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                            • Mortias
                              Fuchs
                              • 10.06.2004
                              • 1232
                              • Privat


                              #15
                              AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                              Landschaftlich wieder top. Um Deine unfreiwilligen Einnässungseinlagen beneide ich Dich aber nicht. Schon mies, dass Du da von der Apfelfirma so fies an der Nase herumgeführt worden bist. Aber dafür wurdest Du durch eine tolle Landschaft entschädigt.

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                              • Hapi
                                Erfahren
                                • 22.09.2015
                                • 426
                                • Privat


                                #16
                                AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                                tolles Bild! würde ich gern mal rum tapern, allerdings schreckt mich das fliegende viechzeug ab...
                                Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

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                                • Nuklid
                                  Erfahren
                                  • 09.06.2013
                                  • 437
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                                  #17
                                  AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                  Sehr schön, da hattest du teilweise ja echt tolle Panoramen!

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                                  • vobo

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                                    #18
                                    AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                    Mittwoch, 26.08.: Die Ziele in der Einsamkeit

                                    Morgens war schon alles gepackt und abmarschbereit, da kamen schon wieder neue Agenten der Apfelfirma - immer noch getarnt als Jäger-Meister - per Helikopter vorbei. Und der landete genau da, wo ich gestern den Rucksack stehen hatte und Baden gegangen bin - bestimmt eine neue Falle.



                                    Die Agenten mit ihren tierischen Begleitern zogen ab in Richtung Berge und Miehkak, also weg von mir. Der Heli drohte noch mit einer Runde über mir, aber mit einem kräftigen "Daumen hoch" konnte ich ihn vertreiben. Obwohl zugegebenermaßen, hätte es mich interessiert, auch über die Gegend zu fliegen ...



                                    Gefolgt bin jetzt ungefähr der 800-Meter-Höhenlinie, die einige Kurven am rund um den Listivis machte. Das Gelände sah dort ungefähr so aus und war angenehm zu gehen:



                                    Hier- ungefähr gegenüber von dem Áhtjegatj - hatte ich das Gefühl, dass Thor und Odin miteinander gekämpft hatten und dabei einige Steine zertrümmert haben ...



                                    Und dann konnte ich endlich den vollen Umfang des Sulitjelmas und des Pieskehaure vor mir sehen - was für ein Anblick.



                                    Für mich war es ein sehr bewegender Moment, dieses Ziel erreicht zu haben. Ein halbes Jahr habe ich davon geträumt, an diesen Stellen mit dem Blick auf den Pieskehaure zu stehen. Diese Weite zu spüren, diese Farben zu sehen und dieses Gefühl zu leben, etwas zu erreichen, aber auch weiter gehen zu können.



                                    Und so ging es auch weiter, mehr oder weniger konsequent der 800-Meter-Höhenlinie folgend. Hier nähern wir uns dem westlichsten Punkt dieser Höhenlinie, im Hintergrund ist schon der Båtkkajåvrre zu sehen, dahinter die felsige und nur leicht hügelige Guotko-Hochebene.



                                    Ein echter Schnappschuss auf den Suliskongen!



                                    Nach all den Erfahrungen gestern mit Uferböschungen war ich vorsichtig mit dem Ufer des Båtkkajåvrre, das ja auch grün auf den Karten eingezeichnet war und peilte den Durchgang zwischen den beiden größeren Seen südlich des Båtkkajåvrre an.


                                    Im Hintergrund sind die Seen Kaskaure (Gaskavrre) und Mávasjavrre zu sehen.

                                    Immer wieder großartige Blicke über den Sulitjelma-Gletscher ...



                                    Der Abstieg runter zum Båtkkajåvrre war jedoch recht wellig, so dass die Orientierung zwischen den ganzen Seen recht schwierig wurde.



                                    Gelegentliche Opfer gab es auch



                                    Irgendwann landete ich an den Ufern der Seen.

                                    Hier der Blick über den südlicheren der beiden Seen an dem angepeilten Durchgang.

                                    An diesem See lag ein Boot, was mich schon wunderte. Warum sollte jemand von Mavas her (woher sonst?) an genau diesen See kommen und auch noch darauf mit dem Boot fahren wollen? Wo in der Nähe größere und kleinere und weitere näher am Mavasjaure liegende Seen waren? Egal, nach einiger Zeit entdeckte ich einige Steinmarkierungen, die ganz offenbar vom Bootliegeplatz aus kammen und nach Westen führten. So gelang ich ganz gut auf felsigem Grund durch dieses Seengewirr und musste mich nicht durch buschige Ufer schlagen.



                                    Das Westende des Kaskaure und dahinter der Beginn des Mavasjaure:



                                    Irgendwann verloren sich die Markierungen und ich wieder und ich musste mich durch einiges Buschwerk westlich des Båtkkajåvrre durchschlagen. Nördlich des Hügels 725 erklomm ich an endlos vielen Seen vorbei wieder das felsige Grund. Die ganze Guotko-Hochebene ist sehr wellig und voller kleiner Seen, in etwa so:


                                    Erster Regen über dem Mávasjávrre

                                    Nach 3-4 weiteren Kilometern schlug ich dann nahe des Sees 772 das Zelt auf.



                                    Abends begann es wie angekündigt zu regnen und kühlte auch so ab, dass ich zum ersten Mal keine Lust verspürte, mich ernsthafter zu waschen, ca. 15° um 18 Uhr sagen meine Unterlagen.
                                    Heute waren es dann doch fast 17 km, eine stolze Leistung für mich. Die Blicke waren ein Traum, und auch die Einsamkeit habe ich heute stark verspürt. Tatsächlich mindestens 20 km zu jedem anderen Menschen waren es schon, denn in dieser Gegend ist garantiert keiner...

                                    Jetzt sind erstmal zwei Wochen Pause mit dem Schreiben, der gemeinsame Urlaub wird nachgeholt

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                                    • Mortias
                                      Fuchs
                                      • 10.06.2004
                                      • 1232
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                      Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                                      [SIZE=4]
                                      Für mich war es ein sehr bewegender Moment, dieses Ziel erreicht zu haben. Ein halbes Jahr habe ich davon geträumt, an diesen Stellen mit dem Blick auf den Pieskehaure zu stehen. Diese Weite zu spüren, diese Farben zu sehen und dieses Gefühl zu leben, etwas zu erreichen, aber auch weiter gehen zu können.
                                      Also besser hättest Du mir nicht aus der Seele sprechen können. Genauso emfpinde ich auch oftmals bei solchen Touren. Wunderbar. Ach ja, und natürlich noch schönen Urlaub.

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                                      • dingsbums
                                        Fuchs
                                        • 17.08.2008
                                        • 1503
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                        Ein wunderbarer Bericht, freue mich auf die Fortsetzung. Bin besonders gespannt auf das nächste Stück, da auch wir dieses Jahr westlich am Pieskehaure vorbei sind, allerdings in Gegenrichtung.

                                        Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                                        Die Blicke waren ein Traum, und auch die Einsamkeit habe ich heute stark verspürt. Tatsächlich mindestens 20 km zu jedem anderen Menschen waren es schon, denn in dieser Gegend ist garantiert keiner...
                                        Gefühlt mindestens 20 km, sonst wohl eher weniger. 6 km bis Mavas, 15 km zu deinen Apfelfreunden ... Und dann bin ich immer wieder überrascht, dass man nicht selten mitten im Nichts, wo man sich so alleine fühlt, doch auf andere Menschen trifft.

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                                        • vobo

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                                          #21
                                          AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                          Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                          Ach ja, und natürlich noch schönen Urlaub.
                                          Die südliche Toskana war wunderschön, wir haben es sehr genossen.



                                          Donnerstag, 27. August: Die Suche nach dem Weg

                                          Ich hatte mir gestern Blasen hinten am Hacken gelaufen. Und warum? Ordentlich wie ich bin, wollte ich auch mein zweites Paar Wandersocken einsetzen. Dabei stellte ich fest, dass diese unten am Hacken und hinten an der Achillessehne sehr dünn geworden waren (eigentlich löchrig und unbrauchbar). Also zog ich ein zweites Paar normale Socken drunter. Das wiederum war ich in den Schuhen nicht gewohnt, und so hatten sich die Blasen gebildet. Trotz sofortiger Bepflasterung blieben die Blasen erhalten und wuchsen sich an diesem Tag weiter aus. Für den Rest der Wanderung blieb das jeden Morgen und bei jedem ernsthaften Anstieg ein ziemlich schmerzhaftes Problem. Außerdem gingen mir nach einigen Tagen die größeren Pflaster aus, so dass ich dann neue Konstruktionen erfinden musste:
                                          • Mullbinde mit Kompresse (hielt nicht gut und verrutschte nach einigen Stunden)
                                          • Tempo-Taschentuch mit Gewebeband (hielt super, belastete nur die umliegende Haut immer weiter ...), war aber meine favorisierte Lösung.


                                          Bis 6 Uhr hatte es nur etwa geregnet, so dass ich wie üblich gegen 9 Uhr schon wieder mit trockenem Zelt los kam. Gut 4-5 km ging es über die nun wohlbekannte Guotko-Hochebene zwischen Seen und Tälern irgendwie entlang. Ein Königreich für einen Weg an dieser Stelle, damit ich mich nicht immer wieder neu entscheiden muss



                                          Zwischendurch kam dann immer mehr Mavas mit seinem See in den Blick, gleichzeitig aber auch wieder mehr und mehr Wolken mit leichtem Nieselregen.




                                          Der hier vor mir liegende grüne Hügel ist auf der Fjällkarte als Stuorlåmnjunne bezeichnet, den man nördlich oder südlich umgehen kann, um zum Bierre-See zu kommen, ich entschied mich für südlich.

                                          Rund um diesen Stuorlåmnjunne ist es recht feucht, so dass sich mein Wunsch, endlich wieder auf einem Weg zu laufen noch mehr verstärkte. Der Abstieg verlief schließlich recht steil und ich landete natürlich oberhalb eines Moorgebietes, musste dieses durch Buschwerk natürlich noch umlaufen bis ENDLICH die Wintermarkierung in den Blick kam, wo sich dann auch der Sommerweg befand.



                                          Dieses Wiedersehen wollte ich mit einer Tafel Schokolade feiern. Aber wie könnte es anders sein, ich hatte Besuch: Mücken kamen in Scharen, warum bloss? Also weiter zum Bierre-See, schön ist es dort. Auf einem Felsplateau fand ich dann auch endlich meine Schoko-Picknickstelle im Wind, aber nach einigen Stücken kam der Nieselregen mal wieder zu Besuch.



                                          Doch dann wurde ich getröstet. Irgendwie ging nicht nur bei mir einiges schief heute, diese Stelle hat auch schon anderen wohl Probleme bereitet ...



                                          Der Weg ist allerdings besonders, die Qualität im normalen Gelände ist so:



                                          Insbesondere der Ausstieg aus einem Flusstal war häufig schwer zu finden, so dass ich 2-3 mal doch ein wenig herum geirrt bin. Auch das zweite GPS (ein Tablet) musste einmal herhalten, doch als ich kurz darauf wieder völlig überraschend einen dieser Apfel-Agenten mit zwei Hunden und Gewehr traf, wurde ich schon wieder misstrauisch

                                          Schließlich tauchte auch der Pieskehaure wieder auf, je nach Wetterlage auch schon wesentlich gletscherfarbener im Wasser.



                                          An der Brücke kurz oberhalb des Sees mit dem wunderbaren Namen Áhkárisitkkájávrátj kann man wunderbar sein Zelt aufschlagen:



                                          Ich wollte aber noch so 4 km weiter über die drei Brücken des Suollunåjvjåhkå, hier der Blick auf das Tal:



                                          Der Anstieg auf der anderen Talseite sind steile 50 Höhenmeter, aber dann ließ sich an den Seen dort wunderbar das Zelt aufschlagen.



                                          Gut 15 km heute, und davon so gut 8 km auf schmalen Wegen, ok. Kaum war das Zelt aufgebaut, fing es an recht stark zu regnen. Aber ich lag mit dem Blick auf den Pieskehaure und freute mich auf die noch fehlenden 15 km bis zur Hütte morgen - oder eben nach einem Ruhetag, falls der Regen anhalten sollte.

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                                          • Blahake

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                                            Fuchs
                                            • 18.06.2014
                                            • 1591
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                            Juhu, Du bist zurück und es geht weiter, seeehr schöner Bericht und die Gegend sieht trotz des Wetters verlockend aus.

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                                            • Mika Hautamaeki
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                                              • 30.05.2007
                                              • 3996
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                              Danke, daß es weiter geht. Der kurze Bericht hart mein weinen in ein lachen verwandelt.
                                              So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                              A. v. Humboldt.

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                                              • vobo

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                                                • 01.04.2014
                                                • 734
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                Danke für die Rückmeldung, dann soll es auch mit einem Supertag weitergehen.

                                                Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                                                Danke, daß es weiter geht. Der kurze Bericht hart mein weinen in ein lachen verwandelt.
                                                Jetzt werde ich ganz rot.

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                                                  • 10.06.2004
                                                  • 1232
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                  Cool, es geht wieder weiter. Freut mich.

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                                                    • 01.04.2014
                                                    • 734
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                    Freitag, 28.08.: Endlich am Ziel

                                                    Völlig überraschend (auch gegen die telefonische Wetterprognose des Vortages) hörte es gegen 10:30 Uhr auf zu regnen. Da hatte ich mich so schön in meinem Zelt auf einen gammligen Ruhetag eingerichtet - und nun stand doch wieder eine Entscheidung an. Wohlig-Warm im Zelt vs. Sauna-Seife am Abend in der Pieskehaurestugan?

                                                    Ich entschied mich für den Aufbruch, d.h. erstmal Blasen verarzten, Geschirr abwaschen, Zusammenpacken, noch ein wenig Zelt trocknen lassen, so dass es um 11:30 Uhr losging.



                                                    Hier der Blick zurück über den Pieskehaure mit der großen Juonasuoloj-Halbinsel. Irgendwie reizt es mich ja auch, auf der mal zu zelten, ist aber wohl eher was für Kanufahrer.



                                                    Da ich das Ziel des Tages schon kannte, war es ständig vor meinem geistigen Auge


                                                    wenn man weiß wo sie sind, findet man die Punkte

                                                    mit bloßem Auge jedoch nicht zu erkennen, die Kamera musste telemäßig helfen:



                                                    Durch den langen Nachtregen, waren die Bäche ordentlich angeschwollen, ein ständiges Rauschen begleitete mich an dem Tag.





                                                    Diesen Anblick liebe ich:



                                                    Vor mir tauchten jetzt die Übergänge nach Norwegen auf, im Tal im Hintergrund der Ausstieg zum Muorki-See, der starke Fluss im Vordergrund ist der Vássjájáhká:



                                                    Sollte man entlang des Vássjájáhká zur Calalveshytta in Norwegen wollen, geht es über diese Bergkette auf ca. 1000m hinweg, das sah eigentlich gut gehbar aus.



                                                    Auf dem Weg zur Brücke über den Vássjájáhká habe ich mal wieder den Weg verloren, konnte aber einen Flussübergang vorher erkennen. Doch um dahin zu kommen, musste ich für 100m ein schräges Schneefeld überqueren, was ziemlich steil in den Vássjájáhká abging. Hmmm, sowas wollte ich nun eigentlich auf jeden Fall vermeiden. Meine Taktik bestand nun in Zuversicht, Vertrauen in meinen Tritt und meine Stöcke, und der Sicherheit, dies auf keinen Fall fotografisch festzuhalten

                                                    Und so erreichte ich dann locker und leicht die mittlerweile fest installierte Brücke über den Vássjájáhká, auch wenn sie auf der Online-Karte noch als Sommarbro bezeichnet wird.





                                                    Traumhafte Ausblicke am wirklich tosenden Wasserfall...



                                                    Die nächsten drei Kilometer bis zur Muorki-Abzweigung sind wunderschön, in dem Wetter mit den immer wechselnden Farben nochmal schöner.





                                                    Hier mal zwei Bilder mit dem Blick zurück Richtung Süden:





                                                    Mittlerweile wurde es jedoch ziemlich windig, so dass ich vom Hut zur Mütze wechselte und die bis zum Abend auf behielt. Erstaunlicherweise waren tatsächlich Kanuten auf dem See unterwegs, die jedoch an diesem Ufer anlandeten und wenig später ihre Ausrüstung über den Pass in Richtung Norwegen trugen. Auch wenn der Wind es nicht anders zugelassen hätte, wunderte mich schon, dass sie nicht seeabwärts in Schweden gefahren sind.


                                                    Links ist schon der Hügelabschnitt zu erkennen, wo ich vor zwei Jahren in Gegenrichtung und diesmal erneut den Weg verloren habe , aber damit bin wohl auch nicht allein



                                                    Hier erkannte ich endlich meine alten Fußspuren wieder, schon ein merkwürdiges Gefühl nach zwei Jahren wieder am selben Platz zu stehen, damals im Regen, diesmal im Wind .


                                                    Hier jetzt der offizielle Abzweig: Unten der Hauptweg nach Muorki, links auf den Hügel hinauf der kaum erkennbare Pfad Richtung Mavas.

                                                    Und hier ein letzter Blick Richtung Norwegen, diesmal bei schönem Licht:



                                                    Wie schon erwähnt, ist es mir trotz höchster Aufmerksamkeit wieder nicht gelungen, den Weg zu verfolgen. Beim letzten Mal war ich zu weit oben am Berghang herausgekommen, weil es mir unten nicht gangbar erschien. Und trotz dieser Erfahrung passierte mir genau das wieder ...



                                                    Dafür waren die Ausblicke aber wunderschön. Zwei Rentiere machten mich dann darauf aufmerksam, dass viel weiter unten eine kleine Brücke über die Abflüsse vom 910er Berg ist, d.h. da musste der Weg sein





                                                    Und jetzt ging es in das große Lajrro-Delta hinein, das Ziel fest vor Augen:


                                                    Suchbild für die Hütten



                                                    Neuer Regen drohte vom See her, so richtig nass bin ich aber nicht mehr geworden.



                                                    Hier jetzt der Lájrrojåhkkå



                                                    und sein Ursprung, mit viel mehr Schnee und Eis als vor zwei Jahren.



                                                    Endspurt:




                                                    etwa 1,5 km von der Pieskehaurestugan entfernt

                                                    und dann war es geschafft gegen 18:30 Uhr, 15km in 7 Stunden ...



                                                    Ich ging zur Stuvgard-Hütte und begrüßte Mats, der nicht mehr mit einem Ankömmling gerechnet hatte. Wir einigten uns auf die Sauna heute abend, ich musste nur einmal Wasser holen dafür - war klar, sind ja so ca. 200-300 m runter zum Fluss. Dann ging ich ins Haupthaus und begrüßte die weiteren Gäste Mechthild und Andreas aus Bad Segeberg, auf die ich einige Tage später noch richtig angewiesen werden sollte ...
                                                    Nach einer Suppe ging es mit Mats in die dann warme Sauna - herrrrrrrrrrrlllllllliiiiiiiiiiccccccchhhhhhh entspannend, auch die ganze Körperwäsche nach einer Woche. Dann gab es noch Abendessen bevor ich ins Bett fiel, schon angenehm auf so einer richtigen Matratze wieder.


                                                    Samstag, 29.08. Wie geht es weiter?

                                                    Ja, jetzt war ich am Ziel, und nun? Erfolgreich habe ich diese Frage die letzten 5 Tage verdrängt. Klar war mir, dass ein Ruhetag notwendig war, die Füße brauchten Luft, und ich brauchte neue Motivation und Ziele. Als Mats morgens verkündete, dass die nächsten zwei Tage Nieselregen und mehr bringen würden, stieg die Verführung, nicht nur einen Ruhetag einzulegen, auch war der Rückweg nach Kvikkjokk über Vaimok und Tarrekaise doch gar nicht mehr weit ...

                                                    Mit dem noch lauwarmen Wasser aus dem Saunakessel habe ich meine Klamotten gewaschen. Dann hatte mich Mats gefragt, ob ich ihm helfen könnte, ein Kanu unten vom Seeufer zur Hütte hochzuholen. Dabei haben wir noch ein paar Pilze und viele Moltebeeren gefunden, die Mats mir dann zum Mittagessen mit Knoblauch, Zwiebeln, Fisch und Bulgur vorsetzte, hmmmmmmm, lecker. Dabei unterhielten wir uns über viele Themen, die Flüchtlingsbewegungen, die Ukraine und was die Tagespolitik (Mats hatte Radio) so hergab. Mats hat Anfang der 70er Jahre ein halbes Jahr in Münster studiert, er zitierte gerne eine gut gekleidete Mitstudentin die als "Rote Zelle Germanistik" wohl die Profs zur Weißglut gebracht haben muss, wir haben viel gelacht.

                                                    Nach einem Mittagsschläfchen habe ich dann noch Chips und ein Bier als Nachtisch genossen ... während es draußen gallerte.



                                                    Über der Karte brütend, legte ich mir dann den See 1024 nördlich der Vaimok-Hütte als Tagesziel fest. Ich war mir aber immer noch nicht sicher, ob ich nicht morgen noch doch dem Varvvekjåhkkå folgen würde.



                                                    Abends haben wir auch noch wieder eine weitere Stunde miteinander verbracht, Mats beschäftigte die Frage, ob er es sich zutraut, auch im Winter als Stuvgard aktiv zu sein. Im Gegensatz zu den 40 Übernachtungen im August sind im April 400 Übernachtungen in Pieskehaure, davon über 95% mit Scooter, d.h. vermutlich mit einigen Alkoholmitbringseln. Das sind dann ganz andere Herausforderungen, als jetzt im lieblichen Sommer mit den Rucksackträgern ...

                                                    Auch für mich stellte sich die Frage: Jetzt nach diesem Ziel, was sind neue Herausforderungen? Welche will/sollte ich angehen, wobei ist es genug? Das war die eigentliche Erkenntnis: Mit dem Erreichen eines großen Ziels stellt sich automatisch die Frage nach den nächsten Schritten.

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                                                      • 734
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                                                      #27
                                                      AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                      Sonntag/Montag 30./31.08.: Steine und Regen um Vaimok

                                                      Am Morgen war es halbwegs trocken und ich verabschiedete mich herzlich von Mats, war nett mit ihm. Bei der Begrüßung hatte ich ihm gesagt, dass ich vor 2 Jahren so glücklich über seinen Korb mit abgelaufenen Essenswaren im Notraum war, jetzt lernte ich bei Schokoladenkauf dass die Chips und das Bier gestern auch nahezu abgelaufen waren


                                                      Die Hütten sind frisch in diesem Jahr gestrichen worden

                                                      Aufbruch in Richtung Vaimokstugan:





                                                      Zur Watstelle wiesen Schilder leicht vom Weg ab, war aber problemlos zu finden und ebenso problemlos zu durchwaten. Im Hintergrund sieht man die Hochebenen von Adámvallda:



                                                      Mats hatte mir erklärt, dass hier vor 1000 Jahren bis zu 100 Samis gelebt haben, die die Wälder abgeholzt haben. Aufgrund der besonderen Nährstoffsituation des Bodens und fehlender anderer Pflanzen haben sich in Teilbereichen keine neuen Pflanzen angesiedelt. Drumherum ist der Boden abgesackt, aber die Hochebenen waren zu fest und hart und sind so geblieben bis heute.

                                                      Dann stieß ich auf den alten Weg, der von Süden vom Pieskehaure kommt und nach Norden ins Varvvektal führt, hier wimmelte es schon von Steinen, deswegen wurden soviele Markierungen gebaut


                                                      Im Hintergrund ist wieder schwach die Guotko-Hügelkette zu erkennen, in der ich mich vor 4 Tagen vergnügt habe.


                                                      und hier der Blick ins Varvvektal, links hinten ist das Gájlavágge wo es nach Staddajåhkkå geht, rechts hinten der Háddit.

                                                      Und hier nun meine Abschiedsfotos vom Pieskehaure und vom Sulitjelma, wer weiß ob ich nochmal hierher komme.


                                                      ein letztes Hüttensuchbild




                                                      nun schon ohne Hütte :-(

                                                      Meine Stimmung schlug aufs Wetter um, es wurde dunkler und regnerischer. Den Vistek auf gut 1000 m Höhe konnte ich noch gerade überschreiten, doch beim Abstieg wurde es am Vistekjåvrre richtig unangenehm.



                                                      Entgegen der Karte erreicht der Weg am östlichen Ende doch das Seeufer, und so beschloss ich spontan, hier gegen 14 Uhr das Zelt aufzuschlagen. Es regnete den ganzen Nachmittag immer wieder, so dass ich froh über die Entscheidung war.



                                                      Nach dem Aufbruch am nächsten Morgen fand ich doch tatsächlich 500 m weiter eine Plastiktüte wieder, die mir gestern bei einem meiner wenigen Zeltausstiege aus Versehen weggeflogen ist (die in der das Klopapier war ). So habe ich zumindest keine solchen Spuren hinterlassen.

                                                      Das Wetter war aber auch nicht viel besser als gestern, als ich den Vajmoksee erreicht, und die gut 200 Höhenmeter durch die Wolken über den Berg links vor mir sah:



                                                      Jetzt wurde mir klar, warum es hier so steinig war: Damit so viele Wegweiser gebaut werden können, dass man auch in den dichtesten Wolken den Weg erkennen kann:



                                                      Irgendwann war aber auch dieser Hügel überwunden, nur bei dem Wetter hatte ich überhaupt keine Lust in Richtung Norden und das Fierrovágge abzubiegen - denn dort hätte es nur Steine aber keine Wegweiser gegeben, und das mitten in den Wolken, nee.


                                                      unten am See sind die Hütten

                                                      So entschloss ich mich, zunächst zur Hütte abzusteigen, ein Feuer anzumachen, ein Süppchen zu mir zu nehmen, und am Seeufer weiter zu gehen.


                                                      Wegen des Sturms wehte keine Fahne am Mast.

                                                      Die Überquerung des Flussdeltas unten bei der Hütte war an diesem Regentage auch nicht ganz einfach, aber die Gamaschen haben meine Schuhe trocken gehalten. Nach etwa einer Stunde in der Hütte kam der Stuvgard Håkon vorbei, der mein Feuer gerochen hat, sehen konnte man bei dem Sturm nichts. So eine richtige Entscheidung zum Weitergehen hatte ich aber noch nicht getroffen, ich wurde gerade erstmal wieder warm und satt. Kurz danach kam ein junger Schwede aus Pieskehaure vorbei, der heute noch 10 km weiter zur Schutzhütte Kurajaure und morgen dann direkt nach Kvikkjokk die 30 km gehen wollte, und das in diesem Schrottwetter - nun ja.

                                                      Håkon kam wieder vorbei und schwärmte vom Fierrovágge ("short grass") und dass er den Weg zum Boot bei Sämmarlappa markiert hat. Außerdem warb er für Übernachtungsgäste - ich wäre Nummer 16 im August. Die Hüttenwartin des letzten Jahres hatte ihn gewarnt, letztes Jahr waren es 22 im August. "But I never expected it to be so lonely" war seine Aussage. Kann ich für einen Mitvierziger wie Håkon schon nachvollziehen, war aber ja trotzdem seine Entscheidung.

                                                      Er warb übrigens heftig für eine neue Hütte ungefähr im Bereich der alten Varvvekstugan. Damit könnten die 27 km zwischen Staddajåhkkå und Pieskehaure so reduziert werden, dass kein Zelt benötigt wird. Von da aus könnte Vaimok gut erreicht werden - und die Hütte wäre doch idealer Ausgangspunkt für Gletscherwanderungen Richtung Sulitjelma, das wäre total "in" zur Zeit. Aber der STF hätte kein Geld dafür, nur über private Sponsoren (bei Unna Allakas muss wohl letztes Jahr eine Sauna mittels privater Sponsorgelder gebaut worden sein?) würde da was passieren.

                                                      Das Schrottwetter und der rasante Aufbruch des Schweden führten dann dazu, dass ich mich zu noch einer Hüttenübernachtung durchgerungen habe. Das Argument des fehlenden Bargelds ließ sich durch Ausstellen einer Rechnung mit 10% Mehrkosten regeln. Kaum war der Schwede weg, hörte es auf zu regnen. Daran war er aber nicht Schuld, auch er hatte später am Abend noch schönes Wetter (ich traf ihn am Abreisetag aus Kvikkjokk wieder).



                                                      So hatte ich noch eine wunderschöne Abendstimmung mit besten Aussichten für den nächsten Tag - und so kam es dann auch.
                                                      Zuletzt geändert von vobo; 19.10.2015, 13:26.

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                                                        AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                        Danke für den kurzweiligen Bericht.
                                                        Im Bereich Pieskehaure - Vaimok kommen doch so einige Erinnerungen in mir rauf, irgendwann "muss" ich wohl auch mal wieder in die Ecke.
                                                        Vaimok scheint ja mittlerweile im Sommer richtiggehend überlaufen zu sein. 2001 waren wir (Ein schwedisches Paar und ich) dort im August die ersten Gäste nach einer ganzen Woche - die Hütte wird eben hauptsächlich im Winter besucht, wenn man nicht über den Vaimokbakte steigen muss.

                                                        Gruss
                                                        Henning
                                                        Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                                        nur unpassende Kleidung.

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                                                          AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                          Dienstag, 01.09.: Einsamkeit, ein gefährliches Boot und viele Menschen

                                                          Wie schon vermutet, hielt am Morgen das schöne Wetter. Und so entschied ich mich für die in der Vaimokstugan angeschlagene Tour nach Såmmarlappa über das Fierrovágge, die war dort als 17 kms, cross-country (no trail, no markings) beschrieben.

                                                          So ging es dieseits des Baches hoch zum See 1024. Jetzt hatte Håkon auch wieder die STF-Fahne gehisst.



                                                          Hier der See 1024 unterhalb des Vaimokbakte, man hätte auch sein Zelt aufschlagen können.



                                                          Ich hielt mich unterhalb des Unna Tjievrak aber westlich des Sees 1054. Dies hatte mir Håkon noch gesagt: Nicht runter in das Tal am See Tjievrakjávrásj geraten, sondern geradeaus auf das Gebirge zugehen.


                                                          Einfach auf die Berge zu trotz der Steine war es eigentlich recht gut zu gehen


                                                          Der Tjievrak (bzw. der in der Karte eingezeichnete Gipfel 1340)

                                                          Auf etwa 1080 m Höhe war der Kamm überschritten und der erste Blick in das "liebliche" Fierrovágge, was sich tatsächlich als grün erwies.


                                                          Ganz links in den Wolken verbirgt sich noch der Tsähkkok

                                                          Die höchsten Gipfel blieben in den Wolken und so blieb es bei einer warm-kalten Temperaturmischung. Der Abstieg ins Fierrovágge aus Norden sollte laut Mats, dem Hüttenwart in Pieskehaure, westlich des Fierro problemlos möglich sein, auch dies war eine der Alternativen die ich in Pieskehaure überlegt hatte.


                                                          Fierrovágge nach Westen, ganz rechts ist der See 981, darüber die mögliche Abstiegsroute vom See 1181 westlich des Fierro

                                                          Hier der Blick nach Nordosten ins Fierrovágge auf die steil abfallenden Flanken des Fierro und des Vuoksakváhta, alles wunderbar zu gehen:





                                                          An diesem See überfiel mich der Heisshunger. In einem sonnigen Moment dachte ich mir, dass ich ja noch die eine warme Reservemahlzeit essen könnte, die ich seit dem ersten Tag miführte. Während diese nun vor sich hingarte, zog es schon wieder zu und so wurde ich nur innerlich warm - schön wars trotzdem.



                                                          Dafür kam dann der Tsähkkok dann noch fast aus den Wolken heraus:



                                                          Dann ging es frisch gestärkt nördlich am See Vuolep Vuoksákjávrre vorbei:


                                                          Auch hier war wieder eine dieser direkt in den See abfallenden Schneeflächen zu kreuzen. Allerdings war diese nicht steil und konnte daher fotografiert werden

                                                          Und jetzt tauchten die ersten Bergspitzen des Såreks auf, in das Tal rechts entlang des Vuoksákjåhkå ging es dann hinunter.




                                                          Irgendwer kennt bestimmt die Gipfelnamen?

                                                          Eigentlich war ich sehr zufrieden mit der Routenwahl - auch dass ich mich jetzt nicht wie ursprünglich geplant durch die Gipfelwelten dort kämpfen muss.



                                                          Hier nördlich des Vuosákjåhkå ging es jetzt runter ins Tarradalen. Südlich des Flusses sind Gestrüppe eingezeichnet, sahen aber nicht wild aus. Auch der Hüttenwart von Såmmarlappa schilderte diese als nicht schlimm, wäre also auch gegangen.




                                                          Blick ins Tarradalen mit dem Tarraure im Hintergrund

                                                          Auf etwa 700 m Höhe trat dann das Tarradalen voll in den Blick und damit auch das Tagesziel:



                                                          Die letzten 100 Höhenmeter gehen dann voll durch Gestrüpp - einzig begleitet durch das Rauschen des Vuoksákjåhkås, das hat keinen Spaß gemacht, war aber machbar. Unten am Zusammenfluss des Vuoksákjåhkå mit dem direkt vom Guahtnjunjes runterkommenden Fluss habe ich erst den einen und dann den anderen überquert, das ging aufgrund der Gamaschen recht gut. Kurz danach sollte im halben Sumpfgebiet der von Vaimok-Håkon mit "beautiful red colour" markierte Pfad zum Boot von Såmmarlappa beginnen - und unglaublicherweise war es auch so. Kaum verließ ich dieses Gestrüpp bei den Bächen und die Bäume begann dort der Pfad und führte mich den letzten Kilometer zur ...


                                                          ... Såmmarlappastugan. Und die beiden Personen, die dort die Sonne auf der Bank genießen wollen sind...

                                                          ... Mechthild und Andreas, die ich ja schon in Pieskehaure getroffen hatte. Zwischen uns war jedoch noch ein ...


                                                          ... Boot. Ich zog die Handschuhe an und begann es rüberzuziehen.

                                                          Etwa auf der Hälfte der Strecke mit dem leeren Boot kam ich alleine kaum weiter, vielleicht hätte ich es geschafft, keine Ahnung. Andreas und Mechthild sahen mich leiden und beschlossen faire Arbeitsteilung: Mechthild half mir zu ziehen und Andreas fotografierte.



                                                          Und so wagte ich es einzusteigen:


                                                          Alleine wäre ich nicht über die Mitte hinweg gekommen.

                                                          Mechthild fand offenbar immer mehr Gefallen an dieser Herausforderung:



                                                          und ich konnte mich entspannen :



                                                          Schließlich kam ich mit allen Utensilien erfolgreich an, puuuuuh. Im Boot waren zwar noch zwei Paddel, deren Anwendung oder Wirkung ich aber nicht versucht habe. Daher würde ich davor warnen, diese Überfahrt ohne Hilfe am Ufer zu wagen.



                                                          Kaum war alles ausgeladen, kam der Stuvgard vorbei. Er erklärte rigoros: "STF will shut down the boat. We had already an accident 4 weeks ago and another one last year. It's dangerous in high water". Unabhängig hiervon ist das Boot immer noch auf der STF-Webseite von Såmmarlappa zu sehen ...?

                                                          Der Stuvgard (ca. 40 Jahre alt) wohnte zusammen mit seiner Frau/Begleitung in einem Raum direkt vom großen Gastraum der Hütte abgehend. Bei ständig offener Tür ("we are asked to be always reachable") fand ich das schon eine besondere Situation, für nahezu 6 Wochen praktisch keine Privatsphäre zu haben - außer bei Tageswanderungen

                                                          Mehr und mehr Gäste kamen in die Hütte, 10 Betten und 5 Zelter waren bestimmt zum Abendessen in der Hütte, völlig ungewohnt nach den einsamen Tagen. Insofern war ich froh, dass Mechthild, Andreas und ich eine ruhigen Tisch für unsere Gespräche hatten. Es war ein schöner Abend - und danke Euch nochmal für die Hilfe und die Fotos mit dem Boot.
                                                          Zuletzt geändert von vobo; 22.10.2015, 14:37.

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                                                          • Gast202105024
                                                            Gelöscht
                                                            Fuchs
                                                            • 03.07.2012
                                                            • 1920
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                            Ganz toller Bericht, vielen Dank dafür!

                                                            Im Boot waren zwar noch zwei Paddel, deren Anwendung oder Wirkung ich aber nicht versucht habe. Daher würde ich davor warnen, diese Überfahrt ohne Hilfe am Ufer zu wagen.
                                                            Das sind Ruder oder Riemen, mit denen kann eine 10-Jährige das Boot ohne Probleme und Mühe bewegen.

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                                                            • Prachttaucher
                                                              Freak

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                                                              • 21.01.2008
                                                              • 11979
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                                                              AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                              Da hattest Du ja richtig gute Infos über das Wegstück dort. Werde es mir heute Abend mal genauer ansehen, wie Du gelaufen bist. Die Bootsfahrt war bei mir problemlos, aber zu dem Zeitpunkt wohl bei wenig Wasser ?

                                                              Erlaube mir mal meine damalige Beschreibung einzufügen, wenn´s den schönen Bericht stört nehme ich es natürlich wieder raus.

                                                              Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen

                                                              1. Annäherung an Såmmarlappa : Auf dem eher unüblichen Weg durch das südliche gelegene Flußtal wurde es immer beschwerlicher. Am Ufer dickes Weidengestrüpp bzw. viele Steine, die Hänge sehr steil. Als dann noch ein kleiner Wasserfall kam war Schluß. Dank der dicht stehenden Bäume konnte ich aber irgendwie den Hügel hochklettern und von da an war plötzlich alles bestens. Ganz unten konnte ich die Hütte sehen und in der Ferne eine rote Jacke : Die STF-Frau beim Blaubeerpflücken. Die mußte ja auch mit dem Boot gekommen sein ! Der Weg durch den Wald war dann überraschend einfach, meist fand sich ein Trampelpfad, einmal auch ein ausgetrocknetes Bachbett. Die Orientierung war sehr einfach - anders als auf der STF-Seite angegeben, wenn man vom nördlichen Flußtal her kommt. Ich kam dann tatsächlich direkt gegenüber von Såmmarlappa aus dem Wald.

                                                              2. Die Bootsfahrt : Die STF-Frau, die erst kurz vorher angekommen war, bemerkte mich sofort. Sie wollte gerade "schwimmen gehen". Mit kräftigen Zugbewegungen - ohne Handschuhe ! schickte sie mir das Boot rüber. Und kaum eingestiegen wurde ich schon rüber geholt. Ich war noch am Grübeln, daß das ja ohne Handschuhe nicht geht, wegen der Blasen, als Sie mir zurief, ich solle Ihr helfen, zu zweit ginge es besser. Was ich dann natürlich auch machte. Blasen gab´s natürlich auch keine bei mir. Zu zweit geht´s recht einfach, alleine muß man schon etwas kräftiger ziehen.

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                                                                • 01.04.2014
                                                                • 734
                                                                • Privat


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                                                                AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
                                                                Da hattest Du ja richtig gute Infos über das Wegstück dort. Werde es mir heute Abend mal genauer ansehen, wie Du gelaufen bist. Die Bootsfahrt war bei mir problemlos, aber zu dem Zeitpunkt wohl bei wenig Wasser ?

                                                                Erlaube mir mal meine damalige Beschreibung einzufügen, wenn´s den schönen Bericht stört nehme ich es natürlich wieder raus.
                                                                Lass es drin, je mehr über das Boot bekannt ist, desto besser. Der Stuvgard sprach auch von einem Mann der ein paar Tage zuvor seine Furtfähigkeiten an dem Fluss ausprobiert hat .

                                                                Bin wie gesagt von Norden einen Kilometer am Tarra entlang gekommen. Laut Stuvgard übrigens der Einzige in seiner schon 5 Wochen alten Saison, der von oben aus dem Fierrovágge gekommen ist.

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                                                                  Erfahren
                                                                  • 23.08.2012
                                                                  • 471
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                  Hm, das Boot eröffnet interessante Möglichkeiten. Scheint aber nur mit Vorsicht zu genießen zu sein?
                                                                  Lag es an der Strömung, dass Du in der Mitte solche Probleme hattest?

                                                                  Das sind Ruder oder Riemen, mit denen kann eine 10-Jährige das Boot ohne Probleme und Mühe bewegen.
                                                                  Für Riemen sind die Blätter zu klein. Sind eher Skulls, wenn man bei so einem Kahn davon sprechen kann.

                                                                  Kommentar


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                                                                    Fuchs
                                                                    • 10.06.2004
                                                                    • 1232
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                    Immer wieder schön die Fortserzungen von Deinem Bericht zu lesen. Besonders schick fand ich es den Pieskehaure von der anderen Seite aus mal auf Deinen Bildern zu sehen. Eine wirklich malerische Gegend. Ich glaube da kommen auch nicht gerade viele andere Wanderer vorbei.

                                                                    Kommentar


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                                                                      • 734
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                      Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                                                      Hm, das Boot eröffnet interessante Möglichkeiten. Scheint aber nur mit Vorsicht zu genießen zu sein?
                                                                      Lag es an der Strömung, dass Du in der Mitte solche Probleme hattest?
                                                                      Sollte wirklich keine Hilfe verfügbar sein, würde ich es - glaube ich - mit den Paddeln von Anfang an versuchen, vielleicht auch erstmal ohne Gepäck.

                                                                      Das Problem liegt tatsächlich in der Strömung und dem eigenen Krafteinsatz am Seil, was dann zu starkem Kippeln führen kann. Und wenn das Boot erstmal Wasser fasst, wird es ja noch schwerer

                                                                      Kommentar


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                                                                        • 734
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                                                                        AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                        Mittwoch, 02.09. Traumhafte Einsamkeit - Ein Cowboy in Lappland

                                                                        Kalt war es in der Nacht, -4° hat das Thermometer laut Stuvgard angezeigt.



                                                                        In der Hütte war es schnarchig kuschelig, aber dadurch auch warm. So konnte ich früh aufstehen bei diesem traumhaften Wetter. Der Abschied von Mechthild und Andreas wurde durch ein Foto erleichtert:



                                                                        Los ging es knapp 6 km nach Norden auf dem Padjelantaleden bis zur Nationalparkgrenze. Ich war der Erste am Morgen, teilweise waren die schattigen Bohlen noch mit Bodenfrost überzogen, und somit bestand ständige Glättegefahr

                                                                        Aber die Lichter in dieser kühlen Morgenluft waren fantastisch:




                                                                        Hier bin ich gestern aus dem Fierrovágge hergekommen, im Hintergrund ist der Vuoksákvahta. Man kann auch recht gut die unteren 100 Höhenmeter Buschwerk erkennen.


                                                                        Blick nach Südwesten, Jouvvabuollda und Tjievrak (rechts)

                                                                        Dann war die Brücke an der Grenze des Padjelanta-Nationalparks erreicht. Hier ging es jetzt am Ufer südlich des Flusses aus dem Slithavágge aufwärts in ebendieses (also vermutlich der Slihta ).



                                                                        Teilweise führte ein kleiner Pfad aufwärts, teilweise muss man durchs Gebüsch durch. Recht bald sieht es aber wieder so aus und ist gut zu gehen.



                                                                        Und schon war das Kahlfjäll wieder erreicht ...



                                                                        Ein letzter Blick zurück ins Tarradalen, auch von Tarraluoppal kommend müsste man sehr gut ins Slithavágge einsteigen können, eine sehr empfehlenswerte Variante gegenüber dem Padjelantaleden:




                                                                        Spannende Felsen im Slithavágge


                                                                        noch mehr spannende Felsen, im Hintergrund schon das Tjuollda-Massiv

                                                                        Bis auf gut 900 m Höhe geht es recht einfach entlang des Slithas bergauf, danach wird es kahler. Da sind Begleiter in der Einsamkeit doch immer wieder erfreulich.




                                                                        nach Nordnordwest: Tsahtsa und Tsähkkok sollten unter den Gipfeln sein

                                                                        Bei etwa 940 m Höhe geht es nach Süden um die Ecke in Richtung der Passhöhe zum Ruonasvágge auf 980 m:


                                                                        links im Hintergrund ist schon der Vallespiken zu sehen


                                                                        und hier links der Habres

                                                                        Auch wenn der Pass ins Vállevágge jetzt schon gut zu sehen war, lag noch das Ruonasvágge vor mir. Dessen wunderbare Lage ...



                                                                        ... ließ mich sofort an eine Übernachtung mit perfektem Ausblick denken, die weiten grasigen Ebenen geben viele wunderbare Zeltplätze her:


                                                                        rechts der Habres, der einzelne Berg im Hintergrund müsste eigentlich der Gállakvárre sein.

                                                                        Gedacht - getan. Hier konnte ich ein letztes Mal mich mit und ohne Wäsche waschen.



                                                                        Draussen kochen ging wunderbar - waren vor einer Woche hier etwa noch Mücken unterwegs?



                                                                        Der einzige Nachteil dieses Abends waren die Berge hinter mir, also zwischen Ruonasvágge und dem Tarradalen, diese liessen
                                                                        das Ruonasvágge gegen 18:30 Uhr verschatten und damit empfindlich abkühlen, 4° habe ich um 21 Uhr gemessen.

                                                                        Aber ein Mann ist ein Mann und muss das auch zeigen: Lucky Luke ist nichts gegen mich, denn bis der gezogen hat habe ich schon wieder den Colt eingesteckt



                                                                        Tatsächlich war es so, dass meine Lust und Laune mit jedem Tag noch besser wurde, so dass ich auf solche Spielereien kam. Das letzte Satellitentelefonat mit zuhause ließ auf regenfreies Wetter für die letzten zwei Wandertage hoffen, so dass ich mich sowohl auf die Reststrecke freute - als auch darauf danach wieder in der Zivilisation angekommen zu sein.

                                                                        Ich kann das Slithavágge nur empfehlen, es ist wirklich eine gute Alternative für Wanderer mit Zelt für den Weg nach Kvikkjokk. Auch dieser Tipp kam von Mats, dem Hüttenwart aus Pieskehaure. Und den Blick im Ruonasvágge haben ja schon einige von Euch genossen
                                                                        Zuletzt geändert von vobo; 28.10.2015, 15:19.

                                                                        Kommentar


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                                                                          • 1591
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                          Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                                                                          Ich kann das Slithavágge nur empfehlen, es ist wirklich eine gute Alternative für Wanderer mit Zelt für den Weg nach Kvikkjokk.
                                                                          Na, hätte ich das mal vor drei Jahren schon gewußt, dann hätte ich nicht den vergleichsweise langweiligen "Normaleinstieg" in den Padjelantaleden genommen
                                                                          Ich glaube, ich muss mal wieder meine alten Lucky-Luke-Hefte rauskramen. Die lese ich dann aber nur so lange, bis Du hier weiter berichtest...

                                                                          Kommentar


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                                                                            Vorstand
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                                                                            • 734
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                            Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                            Na, hätte ich das mal vor drei Jahren schon gewußt, dann hätte ich nicht den vergleichsweise langweiligen "Normaleinstieg" in den Padjelantaleden genommen
                                                                            Ich glaube, ich muss mal wieder meine alten Lucky-Luke-Hefte rauskramen. Die lese ich dann aber nur so lange, bis Du hier weiter berichtest...
                                                                            ... der auch noch 6 km länger ist (plus die 3,5 km Bootsfahrt im Kvikkjokk-Delta). Andererseits müssen für den tollen Ausblick mindestens zusätzliche 500 Höhenmeter eingekauft werden

                                                                            Geht diese Woche noch weiter, versprochen, sonst geht Dir noch der Lesestoff aus. Die neuen Lucky Lukes sind ja auch nicht mehr das was sie mal waren .

                                                                            Kommentar


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                                                                              Gerne im Forum
                                                                              • 25.09.2015
                                                                              • 66
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                              Wunderschönes Bericht und Bilder!

                                                                              Jetzt weiß ich wie es südlich von Sarek aussieht.
                                                                              Zuletzt geändert von Nopasaran; 07.11.2015, 11:26.

                                                                              Kommentar


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                                                                                Vorstand
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                                                                                • 734
                                                                                • Privat


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                                                                                Donnerstag, 04.09.: Durchs Vallevágge

                                                                                Nach einer kühlen Nacht habe ich irgendwie den Sonnenaufgang verschlafen, um 7 Uhr wachte ich im warmen Sonnenschein auf, gegen 9:15 Uhr konnte ich aufbrechen. Hier der Blick in das obere Ruonasvágge, die Ursache für den frühen Schatten gestern abend:



                                                                                Auf dem Weg Richtung Habres waren einige Bäche zu kreuzen:





                                                                                Und so sieht es dann beim Habres aus, zum Übernachten fand ich das Ruonesvágge besser geeignet:



                                                                                Und so lagen jetzt noch gut 100 Höhenmeter im Aufstieg zum Pass ins Vallevágge vor mir, die waren aber letztlich einfach zu gehen.



                                                                                Und nochmal der Gállakvárre...



                                                                                Von der Passhöhe auf den Habres geblickt:



                                                                                und das Pårtemassiv.



                                                                                Irgendwie fühlte ich mich trotzdem enttäuscht, als ich die Passhöhe erreicht habe. Die Schneefelder waren zu steil und auf der anderen Seite war es zu steinig.




                                                                                Tjiláktjåhkk und Biernnagájsse, eigentlich eine schöne Tageswanderung, aber nur über Steine.

                                                                                und ein weiterer Blick in das Vallevágge, es war aber nicht immer so einfach zu gehen wie es hier den Anschein hat.



                                                                                Auf etwa 1000 m Höhe fiel der Bach steiler ab, und so galt es nach links den Hügel unterhalb des Vallespiken zu erklimmen. Danach war das Gehen auf den Grasebenen sehr angenehm. Einige Bäche galt es noch zu kreuzen, die Schneebrücken hier waren sehr brüchig ...



                                                                                Und dann tauchte der See vor Kvikkjokk auf, der Sakkat. Was für ein Blick!



                                                                                Unter meinen Füßen erstreckt sich die riesige Hochebene des Vallevárre



                                                                                Bis zu den beiden kleinen Seen ging es noch hinunter, doch zuvor hatte ich noch Besuch ...



                                                                                Dieses Lebewesen schien mindestens ebenso hungrig wie ich zu sein, es ließ sich überhaupt nicht von mir stören ...



                                                                                Da diese Seen kaum Strömung hatten und die Rentiere so dauerhaft zu Besuch waren, habe ich hier das erste und einzige Mal das Wasser abgekocht. Ansonsten zogen langsam wieder Wolken auf, zum ersten Mal seit drei Tagen wieder.



                                                                                Ein würdiger Zeltplatz für die letzte Nacht ...

                                                                                Kommentar


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                                                                                  • 1591
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                                  Zitat von vobo Beitrag anzeigen



                                                                                  Ein würdiger Zeltplatz für die letzte Nacht ...
                                                                                  Genau an dem Platz war ich knapp drei Wochen vorher

                                                                                  Danke für's weiterschreiben, das tröstet mich darüber hinweg, dass ich meine alten Lucky-Lukes nicht finde...

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    • Privat


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                                                                                    Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                    Genau an dem Platz war ich knapp drei Wochen vorher
                                                                                    Das glaube ich nicht, aus zwei Gründen
                                                                                    1. Es gibt keinen authentifizierten und genehmigten Reisebericht von Dir
                                                                                    2. Ich habe kein Alkohol-, Essens- oder Lucky Luke Depot gefunden.

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                                      Bericht mit Beweisfotos ist in Vorbereitung, dauert aber voraussichtlich noch bis nächstes Jahr. Jetzt geht's erstmal in' Urlaub und ich halte mich so lange auch mit unbewiesenen Behauptungen zurück

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Freitag, 04.09.: Back in Civilization

                                                                                        Was für ein Gefühl: Letztmalig in dieser Einsamkeit erwachen, frühstücken (tatsächlich erst das vorletzte Müsli) vorm Zelt mit dem Blick auf das Pårte-Massiv, wissend das in 3-4 Stunden ein kühles Bier durch den Rachen läuft.


                                                                                        Der letzte Aufbruch

                                                                                        Blick zurück auf den Vállespiken und den Vállebäcken:





                                                                                        Es war überwiegend bewölkt und milde 14 Grad. So ging es jetzt in raschem Tempo den Vállevárre in minimalem Anstieg hinauf. Manchmal gab es einen Pfad, der sich dann aber immer wieder verlief. Aber letztlich egal, das Ziel war klar.


                                                                                        Nochmal das westliche Pårtemassiv mit der Luohttoláhko-Hochebene links hinten

                                                                                        Eigentlich wollte ich ja über die Luohttoláhko-Hochebene und durch das Pårtemassiv laufen, wenn ich mir aber die Schneemengen auf der Hochebene anschaue bin ich froh, dass ich da nicht war. Allerdings hätte ich auch durch das Njoatsosvágge alternativ laufen können.


                                                                                        Luohttoláhko gezoomt, ganz schön viel Schnee

                                                                                        Bin gespannt, ob noch jemand einen Bericht aus diesem Jahr über Luohttoláhko schreibt ...

                                                                                        Ein letzter Blick zurück:



                                                                                        Dann passierte ich das leere Rentiergelände und der Sakkat tauchte wieder auf.


                                                                                        Links schon der Prinskullen

                                                                                        Auf dem Prinskullen konnte ich dann überblicken, was ich verpasst habe. So richtig enttäuscht war ich nicht.


                                                                                        Irgendwo da unten läuft der Kungsleden nach Nordosten

                                                                                        Nochmal das westliche Pårtemassiv:



                                                                                        Schließlich erblickte ich auch wieder den Canyon des Gårssåjåhkå bei der Hütte von Njunjes, entlang dessen ich vor knapp zwei Wochen das Tarradalen verlassen habe:



                                                                                        Was war seitdem passiert, was hatte sich verändert. Die Temperatur war 15 Grad niedriger, Milliarden von Mücken sind verendet und dienen anderen Lebewesen in der Nahrungskette, und viele weitere Fakten könnte ich schildern - aber das Fazit muss ja noch kommen.

                                                                                        Also runter nach Kvikkjokk, hier der Blick auf das Delta:



                                                                                        Um kurz nach halb eins war ich unten und erwischte gerade noch Björn beim Ablegen. Er nahm mich für 50 SEK mit rüber und erklärte mir einen direkten Weg zur Fjällstation, nicht mehr über die Straße. Vorher lud er mich noch auf einen "cheap and nice trip to the Padjelantaleden" ein, vergessend dass er mir das schon gezeigt hatte Egal, zwei Wochen waren ein langer Zeitraum und nett gemeint war es auch. Er musste dann alleine nach Bobäcken aufbrechen, zurück gebracht hat er später dann aber ein paar Wanderer.

                                                                                        Und so hastete ich dann hoch zur Fjällstation, bekam ein Einzelzimmer und ...



                                                                                        die notwendige Flüssigkeit. Der Rucksack wurde gewogen, noch etwa einen je halben Liter Brennspiritus und Wasser enthaltend.



                                                                                        Dann konnte ich zum ersten Mal wieder die Zivilisation genießen: Die Geburtstagsmails bzw. SMS lesen, mit zuhause telefonieren, die Nachrichtenwelt verstehen (das Wochenende als in München über 15000 Flüchtlinge ankamen) usw. Später kochte ich mir eine Suppe, besuchte die Sauna (leider ohne direkte Dusch- oder Bademöglichkeit) und gönnte mir dann ein leckeres Rentierfilet mit herrlich frischem Salat zum Abendessen.

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          • 734
                                                                                          • Privat


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                                                                                          AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                                          Samstag/Sonntag, 04./05. September: Rückreise

                                                                                          Durch den Erholungstag in Kvikkjokk konnte ich total entspannt die Rückreise antreten. Gegen 13:15 Uhr setzte sich die ganze Fjällstation in Bewegung runter zum Bus und traf dort diejenigen, die direkt per Boot vom Padjelantaleden gekommen waren.



                                                                                          Ein letztes Bild von der Kirche und dann fuhr der Bus pünktlich um 14 Uhr los.



                                                                                          In Jokkmokk waren ca. 20 Minuten Aufenthalt, dann fuhr derselbe Bus weiter nach Murjek. Viele Zugpassagiere versorgten sich im Supermarkt auf die Schnelle mit neuem Proviant für die Nacht. In Murjek waren dann noch 45 Minuten zu warten, dann kam pünktlich der Zug. Hier verabschiedete ich mich von meinem schwedischen Jungspund und Weitläufer aus Vaimok, mit dem ich mich in den letzten Stunden noch unterhalten hatte. Er musste noch volle 17 Stunden nach Malmö in diesem Zug fahren, ich hatte planmäßig 1,5 Stunden nach Luleå, aus denen dann aufgrund von Wartezeiten vor Boden doch nach 2,5 Stunden wurden. In Boden wurden übrigens wieder die 3 Waggons nach Luleå abgekoppelt.

                                                                                          Kurz vor 21 Uhr betrat ich dann wieder mein Hotel Arctic in Luleå und fand meinen Koffer unversehrt im Gepäckraum. Dann gab es das letzte Rentierfilet dieses Jahres im Hotelrestaurant - irgendwie nicht mehr ganz so lecker wie gestern in Kvikkjokk.

                                                                                          Am nächsten Morgen fraß ich mich durch Frühstücksbuffet. Vom selbst zu bedienenden Waffeleisen bis zur Obstplatte mit Joghurten, das Müsli und das Rührei, alles sooooo leckere Kostbarkeiten. Und da ich ja kein Mittagessen haben würde, durfte ich mir das auch alles gönnen bis ich pappsatt war.

                                                                                          Um 11 Uhr verließ ich das Hotel, um kurz vor 12 war ich am Flughafen, und ab 13:30 war ich dann wieder im Hoppelmodus über Stockholm und Kopenhagen. Nur dort ließ der Flieger eine gute halbe Stunde auf sich warten, so dass ich erst gegen 19 Uhr meine Familie wieder in die Arme schließen konnte.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            • 734
                                                                                            • Privat


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                                                                                            AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                                            Fazit

                                                                                            Für mich war es die Erfüllung eines Traums. Und dazu gehörte, dass vieles anders kam als geplant. Mit diesen Temperaturen und diesen Mücken hätte ich nie gerechnet. Dass es so viel Zeit kostet, sich in wegelosem Gelände vorwärts zu bewegen, war zumindest unerwartet. Und dass auf solchen Strecken teilweise nur schwer zu durchdringende Passagen vorkommen, hätte ich wissen müssen - wollte ich aber nicht wahrhaben.

                                                                                            Im Nachhinein bin ich total stolz auf das was ich geschafft habe. Über 14 Tage durchschnittlich 12 km zu laufen mit allem Gepäck durch jedes Gelände ist für mich vollkommen ausreichend. Dass mein Körper das alles physisch ausgehalten hat, freut mich sehr. Und noch mehr dankbar bin ich über die psychische bzw. mentale Stärke oder Energie für so eine Tour. Im Vorhinein klangen 14 Tage Wandern für mich einfach und toll, wenn dann aber die ersten Pannen, Schwächen oder Schmerzen kommen - ist die Verführung hoch, doch erstmal Ruhetage einzulegen. Für mich war diese Verführung nach Erreichen meines Zwischenziels am Pieskehaure schon sehr früh sehr hoch ...

                                                                                            Die Ausrüstung hat gestimmt, ich habe nichts nicht gebraucht außer den Regenponcho. Kaputte Socken haben mir Blasen eingebracht - selber schuld. Verschätzt hätte ich mich an meinem Energiebedarf an Schokolade als Zwischenmahlzeit tagsüber. In den ersten Tagen haben die 100g noch gut gereicht, in der zweiten Woche habe ich teilweise zwei Tafeln am Tag verdrückt. Die Vitamin- und Mineraltabletten haben sicherlich geholfen, Verdauung und Konstitution stabil zu halten.

                                                                                            Überhaupt kein Problem für mich war die Einsamkeit. Klar hätte ich mich gefreut, viele Eindrücke bereits unterwegs zu teilen. Auch würde es helfen, meine eigenen Unsicherheiten ob der richtigen Route in wegelosem Gelände mit jemand zu besprechen. Letztlich ist es aber auch egal, ob ich rechts oder links um diesen oder jenen See herum laufe - eine Gefahr mich zu verlaufen habe ich jedenfalls nie verspürt. Und das Satelllitentelefon hat immer die notwendige Sicherheit gegeben, dass im Ernstfall Hilfe organisierbar ist.

                                                                                            Die Gegend war so herrlich wie ich sie erträumt habe. Insbesondere die wirklich unbekannten Strecken südlich des Pieskehaure und das Fierrovágge / Slithavágge waren etwas Besonderes. Aber die absoluten Highlights waren der erste Blick auf den Pieskehaure sowie dann die Sauna in der Pieskehaurestugan ...

                                                                                            Ich bedanke mich bei allen Mitlesern für das Interesse und die ermutigenden Kommentare. Letztlich ist es mit dem Bericht wie mit der Reise - der Anfang ist toll, irgendwann tauchen auch Schwierigkeiten auf und schließlich muss man dann auch noch zum Ende kommen.



                                                                                            Schön war's !
                                                                                            Zuletzt geändert von vobo; 18.11.2015, 18:13.

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Fuchs
                                                                                              • 18.10.2008
                                                                                              • 1076
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                                              Thank you so much vobo for an entertaining text and good pictures beside it. Excellent!
                                                                                              Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
                                                                                              Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Gerne im Forum
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                                                                                                • 66
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                                                Danke für diesen super schönen Bericht. Ich habe auch schon lange mit dem Gedanken gespielt in dieser Region wandern zu gehen. Aber es gibt nicht allzuviele tolle Berichte wie deiner.

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Fuchs
                                                                                                  • 10.06.2004
                                                                                                  • 1232
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                                                  So jetzt habe ich auch mal die Zeit gefunden den letzten Teil zu lesen. Wirklich ein schöner Bericht und nochmal vielen Dank dafür, dass Du ihn hier mit uns geteilt hast. hat echt Spaß gemacht ihn zu lesen.

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Erfahren
                                                                                                    • 09.12.2013
                                                                                                    • 222
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                                                    Auch ich habe jetzt die letzten Einträge gelesen und finde du hast eine wirklich schöne Tour gemacht! Danke für das Teilen deiner Erlebnisse.
                                                                                                    “Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.”

                                                                                                    (Antoine de Saint-Exupéry, französischer Schriftsteller, 1900 – 1944

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                      • 30.05.2007
                                                                                                      • 3996
                                                                                                      • Privat


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                                                                                                      AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                                                      So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                      A. v. Humboldt.

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Vorstand
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                                                                                                        • 18.06.2014
                                                                                                        • 1591
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                                                        Hallo Vobo,
                                                                                                        hättste noch'n Tag in Lulea verbracht, dann hätten wir gemeinsam heimfliegen können

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Vorstand
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                                                                                                          • 734
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                                                          Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                                          Hallo Vobo,
                                                                                                          hättste noch'n Tag in Lulea verbracht, dann hätten wir gemeinsam heimfliegen können
                                                                                                          Oh ja, gemeinsam: Nicht zu vergessen das opulente Frühstück im Hotel (mit dem schwer zu bedienenden Waffeleisen, echt beeindruckend). Oder vermutlich die Zugfahrt am Vortag ...

                                                                                                          Und wenn Du P. zum Bus am 22.08. gebracht hast, hättest Du Dich der Neuankömmlinge auch mal als Fremdenführerin annehmen können. So haben wir die Attraktionen von Kvikkjokk erst x Monate später in Deinem Bericht lesen können.

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Erfahren
                                                                                                            • 23.04.2007
                                                                                                            • 293
                                                                                                            • Privat


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                                                                                                            AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                                                            Sehr schöner Bericht mit vielen Bekannten (Personen sowie Orten und Eindrücken).

                                                                                                            Speziell für uns interessant, weil wir im Juli die Strecke Kvikkjokk - Vallevagge - Såmmarlappa - Fierrovagge laufen wollten.
                                                                                                            Allerdings haben wir uns nach dem Anblick des Vallevagge im Schnee (aufgenommen 5.7.2015) diese Strecke nicht zugetraut und sind im Tal gelaufen...



                                                                                                            Schön auch zu hören, dass die Geburtstagspläne der sehr netten Stugvärdin in Nunjes funktioniert haben...

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Fuchs
                                                                                                              • 05.11.2012
                                                                                                              • 1929
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                                                              Danke für Deinen Bericht, den ich erst jetzt gelesen habe! Nachdem es letztes Jahr nichts geworden ist möchte ich diesen Sommer in die Gegend, da geben die Bilder gute zusätzliche Anhaltspunkte für die Planung.

                                                                                                              OT: Ja, Unna Allakas hat eine Sauna bekommen, die von einigen schwedischen Finanzleuten gestiftet wurde. Sie wurde vergangenen Winter eingeweiht.
                                                                                                              Auch die neue Hütte in Stensdalen in Jämtland ist zu einem grossen Teil über Spenden finanziert worden.
                                                                                                              Die neue Nothütte auf dem Kebnekaise, die diesen Sommer fertiggestellt werden soll, wird zum Teil von Naturkompaniet (über deren Kundenklub) gestiftet.
                                                                                                              Zuletzt geändert von Vintervik; 12.02.2016, 20:49.

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                • 977
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                                                                Vielen Dank für den tollen Bericht und die schönen Fotos. Eine interessante Route hast Du Dir zusammen gebastelt.

                                                                                                                Da wir für den Sommer eine Tour südlich des Padjelanta planen, hab ich Deine Route mit großem Intersse verfolgt. Besonders das hier, macht Mut:

                                                                                                                Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                                                                                                                Der Sarddájåhkå wird ja aus dem Vaimok-See gespeist, hier ein Blick talaufwärts, so steinig sieht es nicht aus wie manchmal beschrieben.
                                                                                                                Nachdem wir mit Hund ja nicht auf den Padjelantaleden dürfen, wäre das Sartavagge eine Alternative. Wenn wir schon nicht in den Sarek kommen, so wollen wir ihn doch wenigstens wieder einmal sehen. Nachdem ich im Grundsten übers Sartavagge gelesen hatte, hatte ich da schon etwas Bedenken wegen der Felsen.

                                                                                                                Es sieht ja so aus, als würde es einige Fourmsteilnehmer im nächsten Sommer in diese Ecke ziehen.

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  • 1591
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  AW: [SE] Kvikkjokk - Pieskehaure fast ohne Wege

                                                                                                                  So - mangels Technik(-verständnis) ist Deine Route jetzt feinsäuberlich und analog als gestrichelte Linie in meiner Wanderkarte eingezeichnet . Könnte schließlich sein, dass ich sie in ein paar Wochen brauchen kann, wenn ich mich vor Ort mal wieder spontan umentscheide und wissen möchte, wo man da oben noch so lang gehen kann. Und das Boot gibt's laut STF-Seite immer noch. Danke noch mal doppelt für Deinen schönen Bericht!

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    • 586
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                                                                                                                    Sehr viel zu spät, aber ich hatte dir ja versprochen ich lese deine Reiseberichte jetzt nach
                                                                                                                    Sehr spannende Route und mehrheitlich schönes Wetter, das klingt doch fantastisch. Hat mir ein paar Routenideen verschafft, falls es mich nochmal in die Gegend verschlägt.

                                                                                                                    Markus und ich waren zur gleichen Zeit auf dem Kungsleden von Abisko aus unterwegs, dies fiel mir wieder besonders bei deiner Beschreibung des letzten Tages auf. Als wir in Stockholm wieder im Hostel waren und mitkriegten, was um die Zeit in München gerade passiert waren wir beide hochgradig erstaunt. Ist ja immer wieder spannend zu sehen, wie stark man sich in 2 Wochen ohne Empfang vom Rest der Welt und den Nachrichten "entkoppelt", wir flogen dann auch sehr gespannt nach München zurück.

                                                                                                                    Danke also für die vielen Fotos und den spannenden Bericht!

                                                                                                                    Liebe Grüße,
                                                                                                                    Daniel
                                                                                                                    Auf meinem Blog Longing for the Horizon:
                                                                                                                    Pamir Highway 2019 / Sarek 2018 / Padjelantaleden 2017 / 4500km Radtour Berlin-Nordkapp 2017 / Kungsleden 2015 / Kungsleden 2014 / Israel-Hike 2014 und viele kleinere Radtouren (Berlin - Kopenhagen / Prag - Berlin etc.)

                                                                                                                    Kommentar