• Kuoika
    Erfahren
    • 23.08.2012
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    • Privat


    [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 67.252403204
    Längengrad 17.61932373
    Kreuz und quer durch den Süden Laponias

    Im Sommer ging es wieder nach Lappland, dieses Jahr ins Welterbe Laponia, quasi immer auf den Spuren der Sami und Rentiere. Mit efbomber streifte ich durch Sarek und Padjelanta und will nun von unseren Erlebnissen berichten. Eventuell gibt es auch eine Zugabe von meinem Mitwanderer.

    Von Kvikkjokk nach Sulitjelma via Sarek und Padjelanta - August 2014



    Kvikkjokk - Vállevágge - Tjuoldavágge - Låptåvágge - Njoatsosvágge - Pårtemassiv - Lullihavágge - Sarvesvágge - Tuottar -Staloluokta - Sårjåsjaure - Sorjushytta - Sulitjelma - ca. 200 km mit Abstechern

    9. August, Anreise

    Es geht los! Und ich habe es doch noch geschafft, meinen Rucksack pünktlich zu packen. Irgendwie kam ich dieses Mal nicht wirklich in die Puschen, was das angeht. An Vorfreude auf die Tour mangelte es jedenfalls nicht.
    Ich nehme den Bus zum Stockholmer Bahnhof. Auf dem Weg dorthin werde ich von den meisten eher mitleidig belächelt. Ich muss gestehen, ich fühle mich auch noch etwas wackelig mit diesem riesigen „Koffer“ auf meinem Rücken. Am Bahnhof treffe ich dann endlich auf Gleichgesinnte. Der Rucksack fühlt sich schon viel angenehmer an.
    Efbomber kommt pünktlich mit dem Zug aus Kopenhagen und wir haben noch etwas Zeit, ein paar Süßigkeiten und eine letzte Cola zu kaufen.


    Lördagsgodis.

    Wir nehmen den Schnellzug nach Sundsvall, überholen irgendwo den Nachtzug Richtung Narvik und steigen dann in Sandhamn in jenigen welchen um. Unser Abteil teilen wir mit einem deutschen Päärchen, das von Kvikkjokk nach Abisko laufen will, und einem schwedischen Tochter-Vater Gespann, welches auf dem Weg zum Kebnekaise ist. In einem Mix aus Englisch, Schwedisch und Deutsch werden natürlich noch die jeweiligen Tourenplanungen besprochen, Tipps ausgetauscht, über Gott und die Welt philosophiert und gelacht. Nachtzugfeeling.

    10. August 2014, Anreise, Vállevarre

    Ich habe schon mal besser geschlafen. Die „Partycrew“ im Nachbarabteil lässt uns noch lange an ihrem lautem Gelächter und Gesang teilhaben. Eins ist sicher: Die nächste Nacht wird ruhiger.
    Unser Zug hat mittlerweile etwas Verspätung. Ungewohnterweise gibt es heute keine Durchsagen, kein Weckruf, Auskunft nur auf Anfrage. Wenn man die Strecke schon kennt, weiß man aber glücklicherweise wo man aussteigen muss, bevor der Zug vor dem Bahnhofsschild steht. Zeit für etwas Panik bleibt dennoch. Murjek soll es für uns sein, wo wir kurz vor 9 Uhr ankommen. Den Bus Richtung Jokkmokk und Kvikkjokk haben wir nun leider verpasst. Wir sind verwirrt, auf unseren Tickets lautet die Abfahrtszeit 9 Uhr, auf allen anderen Tickets und dem hiesigen Busfahrplan steht 8:20 Uhr. Ein zweiter Bus soll schon auf dem Weg sein. Nach einer Stunde Wartezeit kommt ein Bus vor den Bahnhof gerollt. Alle machen sich startklar, aber der Busfahrer winkt ab. Dieser Bus fährt erst mal nicht weiter. Der Busfahrer und einer der Anwohner, der wie aus dem Nichts aus einem der verlassen wirkenden Häuser auftaucht - mit einem orangenen Overall, in den dann der Busfahrer schlüpft - versuchen sich noch an einer Reparatur. Dieser Versuch besteht aus wilden Hammerschlägen und wird bald für unwirksam erklärt. Busfahrer und Anwohner verschwinden im Haus vom Letzteren. Wir verschwinden im Bahnhofshäuschen. Draußen ist es doch noch (oder wieder oder endlich nach dem heißen Juli) etwas frisch.


    Murjek, Warten auf den Bus ins Paradies.

    Nach einigem Warten kommt ein weiterer Bus. Dieser scheint direkt aus der Fabrik zu kommen und bringt uns dann ohne weitere Vorkommnisse nach Kvikkjokk. Während es in Murjek grau und bewölkt war, laufen nun Regentropfen über die Scheiben. In Kvikkjokk verschwinden die Tropfen dann aber auch bald. Wie für die meisten anderen geht es auch für uns erst mal zur Fjällstation. Hier wiege ich mein Gepäck und muss zerknirscht feststellen, dass ich mein gewünschtes Limit leider überboten habe. 27 kg zeigt die Wage als der Rucksack dranhängt. Zudem hab ich noch eine Tasche mit Kamera und diversem Krimskram umhängen. Halleluja...
    Nach Zug- und Busfahrt steht nun noch eine kurze Bootsfahrt an. Das reguläre Boot zur Mittagszeit haben wir allerdings wegen der Zugverspätung verpasst. Wir warten einfach unten am Steg auf die Rückkehr von Björn und bitten ihn dann, uns überzusetzen. Vom Padjelantaleden und vom Prinskullen kommen überraschenderweise nur eine Handvoll Leute. Unsere Bootsfahrt ist kurz, wir wollen ja nur an die andere Uferseite vom Mündungsbereich. Björn gibt uns noch ein paar Tipps zur Wasserversorgung auf dem Weg ins Vállevágge.


    Björn.


    Blick Richtung Terrekaise.

    Gegen 15 Uhr und nach einer letzten SMS nachhause wandern wir dann endlich los. Nu kör vi! Der Start hat es in sich und auf den ersten Kilometern machen wir gleich ein paar schweißtreibende Höhenmeter. Der Anstieg zum Prinskullen ist kurz und knackig. An einem Bach füllen wir noch mal unsere Wasservorräte auf. Nach 400 hm verlassen wir den Wald und stehen direkt im Kahlfjäll. Zu unseren Füßen liegen das Kvikkjokkdelta und der Sakkat. Wir genießen zum ersten Mal auf dieser Tour die Weitsicht.


    Auf dem Prinskullen.


    Kvikkjokkdelta.

    Nach einer längeren Pause laufen wir weiter, zunächst noch auf einem gut zu erkennendem Pfad, der zu einem großen Rentiergehege auf dem Hochplateau Vállevárre führt. Weitere Wolken ziehen auf und verhüllen Vallespiken und die Berge des Terrekaisemassivs. Die Kante zur Schlucht Vállegårsså beeindruckt.


    Rentierzaun auf dem Plateau Vállevarre.


    Es geht endlich los.

    Auf sanfter Fjällheide kommen wir gut voran. Allerdings ist das Vállevárre generell sehr trocken und unsere Wasserflaschen sind mittlerweile fast leer. Nach der langen Anfahrt stellt sich zudem Müdigkeit ein. Ein Zeltplatz ohne Wasserquelle kommt aber nicht in Frage. Wir schauen immer wieder auf die Karte und versuchen abzuschätzen, wie weit es noch bis zu einem der kleinen Seen ist. Die eingezeichnete Renvaktarstuga können wir schon länger sehen. Allzu weit sollte es nicht mehr sein. Gegen 19 Uhr stoßen wir schließlich wieder auf Wasser. Am Ufer des kleinen Sees finden sich auch einige schöne Zeltplätze. Wir nehmen die ersten beiden.


    God natt.

    11. August 2014, Vállevágge, Hábres

    Wie angekündigt war es eine ruhige Nacht. Nicht mal der Wind hat gesäuselt, so ruhig war es. Sonnenstrahlen kitzeln mich früh morgens aus dem Zelt. Hochmotiviert muss ich einfach aufstehen. Die umliegenden Berge spiegeln sich in „unserem“ See.


    Terrekaisemassiv und Vallespiken.

    Zum ersten Mal kann ich das Pårtemassiv in seiner vollen Pracht sehen. Laut Grundsten soll man von hier sogar das Observatorium unterhalb des Gipfels sehen. Ich sehe allerdings nichts. In ein paar Minuten werde ich sogar keinen der Berge mehr sehen. Nebel und Wolken steigen aus Änok- und Kvikkjokkdelta auf und nehmen die Bergwelt ein. Eben hab ich noch bei schönstem Sonnenschein fotografiert, nun steh ich in einer grauen Wolke, Sicht = 0.


    Pårtemassiv.


    Unser Camp verschwindet gleich in Wolken und Nebel.

    Also gibt es doch noch einen Sovmorgon und wir warten erst mal ab. Ich schaue immer wieder aus dem Zelt Richtung Vallespiken. Als es über Kvikkjokk wieder heller aussieht, beschließen wir, uns langsam aufzumachen. Gegen 11 Uhr ist die Sicht wieder bestens und man kann sich ohne weitere Hilfsmittel orientieren. Weit kommen wir zunächst nicht, da die ersten Moltebeeren an einer sumpfigen Stelle natürlich genascht werden wollen.


    Vallespiken.


    Die ersten Moltebeeren der Tour.

    Teilweise sind Sumpf und Wasserläufe fast ausgetrocknet. Der trockene und warme Sommer wird uns (fast) die ganze Tour über immer wieder solche Bilder liefern. Wir verlassen langsam das Vállevárre, entlang von Vállegårsså und Vállebäcken gelangen wir bergauf ins Vállevágge. Zwei kleinere Wasserläufe müssen überquert werden, was aber über die vorhandenen Schneefelder, auf denen sich auch einige Rentiere tummeln, kein Problem ist.


    Im Vállevágge.

    Als das Tal flacher wird, steigen wir wieder etwas ab, um nun am Bach weiterzulaufen. Ging es erst über Gras und Heide, wird es nun zunehmend gerölliger. Hier treffen wir eine Gruppe schwedischer Schüler, die mit zwei Lehrern im Fjäll unterwegs ist. Ich glaube, wir beide blicken den Jugendlichen sehnsüchtig hinterher und beneiden sie um diesen Schulausflug.






    Über Geröll und ein kleines Schneefeld steigen wir auf die Passhöhe. Hier gibt es sogar ein Steinmännchen mit ein paar tibetischen Gebetsfahnen. Es ist wahrlich ein Platz zum Innehalten. Die Aussicht über das grüne Tjuoldavágge Richtung Låptåvágge und Tashtsa ist für mich eine der schönsten und beeindruckendsten der ganzen Tour. Da bin ich mir schon zu diesem Zeitpunkt recht sicher.


    Tjuoldavágge, Hábres und Ruonas zu unseren Füßen.

    Wir steigen über das Geröll Richtung Hábres ab, wo wir an den kleinen Seen unser Lager aufschlagen wollen. Der schwere Rucksack drückt noch ganz schön beim Abstieg, welcher dann aber wieder durch Moltebeeren versüßt wird. Zwischen den Steinen entdecken wir einen Lemming. Trotz vorheriger Lapplandtouren sehe ich nun zum ersten Mal einen und bin fast überrascht, dass diese Tierchen so klein sind. Ich find den Kerl putzig, für ein Foto stellt er sich allerdings nicht zur Verfügung. Wahrscheinlich riecht er schon den nahenden Regen. Vom Vállevágge ziehen dunkle Wolken auf und wir mobilisieren noch mal die Reserven, um vor dem Regen an den Seen zu sein. Wir zelten neben einem schwedischen Paar, das wie wir am Vortag in Kvikkjokk gestartet war. Unsere Ankunft war quasi eine Punktlandung und die Zelte stehen, bevor die ersten Regentropfen fallen. Ich mache noch schnell eine Katzenwäsche. Danach übernimmt der Regen das Kommando und trommelt nur so auf die Zeltwände. Das Spiel von Regen, Wolken und Abendlicht beobachte ich aus dem Trockenen.


    Window with a view.

    Gekocht wird im Vorzelt, was auch mehr oder weniger neu für mich ist. Ganz aufrecht sitzen kann ich in meinem Ringstind dann doch nicht. An diese Haltung muss ich mich erst noch gewöhnen... Mit einem Buch und etwas Musik in den Ohren mache ich es mir später gemütlich oder höre ohne Ohrenstöpsel einfach fasziniert dem Regen zu, der irgendwann zu späterer Stunde auch wieder abnimmt und einen ruhig schlafen lässt.
    Zuletzt geändert von Kuoika; 17.01.2015, 15:11.

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    #2
    AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

    12. August 2014, Tjuoldavágge

    Beim ersten Blick aus dem Zelt könnte ich mich an diesem Morgen auch fragen, wo ich eigentlich bin. Sehen tu ich bei all dem Nebel und den Wolken nichts. Man kann den Nachbarberg, den Ruonas, nicht mal ansatzweise erahnen. Die Berge um uns sind verschwunden, die Täler auch, die morgendlichen Schauer gehen in anhaltenden Regen über. In ziemlich kurzer Zeit würde man ziemlich nass werden. Weitergehen macht also erst mal keinen Sinn. Blöd nur, dass ich meinen Rucksack schon soweit gepackt habe und nun in einem kalten Zelt sitze. Während die Schweden dem Wetter trotzen und sich auf den Weg machen, beschließen wir also erst mal zu bleiben. Ich packe meine Sachen wieder halbwegs aus. Mit aufgepumpter Matte und Schlafsack ist es auch gleich viel gemütlicher.
    Gegen Mittag hört es auf zu regnen und wir kommen heute doch noch los. Wir wollen wenigstens noch bis zur Renvaktarstuga im Tjuolldavágge laufen. Diese kann man vom Rand des Hábres sogar schon sehen. Der direkte Weg ist ziemlich abschüssig und die Schlucht Ruonasgårsså steiler als wir uns das vorher beim Blick auf die Karte gedacht hatten.


    Aufbruch am Hábres.


    Tjuoldavágge und Tsahtsa zum Greifen nah.


    Ruonasgårsså

    Wir laufen zunächst in die andere Richtung, Richtung Ruonasvágge. Dabei steigen wir langsam Stückchen für Stückchen zum Bach runter. Es geht über einen Mix aus Fjällheide und Geröll. Alles ist noch nass und rutschig, so dass ich zwischenzeitlich auch mal auf dem Hosenboden lande. Da wir keinen zu großen Bogen schlagen wollen, werden die letzten Meter zum Bach doch noch recht steil. Mein Abstieg endet allerdings nicht sehr grazil. Als ich schon fast unten angekommen bin, fädele ich mit einem meiner Wanderstöcke ein. Der Ruck nimmt mir das Gleichgewicht und obwohl ich fest hänge, gibt es kein Halten mehr. Ich lande schließlich kopfüber am Bach. Der Rucksack schiebt ordentlich hinterher und ich brauche ein wenig, um mich wieder aufzurappeln. Bis auf eine Schlammpackung für Knie und Ellenbogen, ist zum Glück nichts weiter passiert. Lediglich die Spitze vom besagten Stock ist etwas verbogen, was aber nicht wirklich schlimm ist. Ich bin ziemlich froh, dass dieses Malheur so glimpflich ausgegangen ist. Das nächste Mal würde ich hier oder an einer ähnlichen Stelle, die Stöcke wegpacken, rücklings anstatt vorwärts gehen und mit den Händen abstützen. Nachdem der Schreck verdaut ist, suchen wir uns eine Stelle, um den Bach zu furten und um auf der anderen Seite im Zickzack-Kurs wieder hochzusteigen. Entlang der Schlucht laufen wir nun endlich in Richtung Tjuolldavágge. Wir treffen einen älteren Schweden – Typ seit 50 Jahren hier unterwegs – der gerade Pause macht. Immer wieder beeindruckend, solche Begegnungen.


    Abstieg ins Tjuoldavágge.

    Wir finden einige Rentierpfade, denen wir folgen. Relativ früh steigen wir so ins Tjuolldavágge ab. Welcome to the jungle! Querfeldein bahnen wir uns einen Weg. Nasse Zweige und Blätter streifen einem durch das Gesicht, Schuhe und Klamotten saugen das Wasser von Gras und Gebüsch quasi auf. Alles trieft. Die Talsohle erreichen wir bei den drei kleinen Seen unterhalb des Ruonas´, von wo aus es weiter durch dichte Vegetation, Sumpf und auch mal offene Heidestellen geht.




    Angekommen im Tjuoldavágge.

    Hier und da entdecken wir einen (Rentier)Pfad, manchmal auch Schuhabdrücke. In relativ kurzen Abständen muss man sich immer wieder neu überlegen, wie man die nächsten Meter geht, ohne im Sumpf einzusinken, in einem Wasserlauf zu stehen oder im Unterholz stecken zu bleiben. Es ist anstrengend, aber macht mir auch unheimlich Spaß. Parallel zum Fluss laufen wir direkt auf die kleine Hütte zu. Als das Tal langsam lichter wird, stehen wir auch schon vor ihr. Wir schlagen mehr oder weniger direkt neben dieser Samenhütte unser Lager auf. Als erstes wird einen Wäscheleine gespannt, um die nassen Klamotten wieder zu trocknen. Danach geht es zum Fluss - Badetag. Unweit von unserem Lager zeltet ein Solowanderer, der uns und unserem Winken erst nicht viel Beachtung schenkt, dann aber doch noch auf einen Schwatz vorbeikommt, als wir gerade mit Kochen anfangen. Es stellt sich heraus, dass unsere Touren teilweise sehr ähnlich verlaufen (sind) und wir tauschen ein wenig aus. Als es anfängt, leicht zu regnen, verzieht sich jeder in sein Zelt. Leider muss man nun „drinnen“ essen. Es schmeckt aber trotzdem.

    13. August 2014, Låptåvágge

    Auch wenn wir erst gegen 11 Uhr aufbrechen, beginnt der Tag gar nicht so spät. Die Sonne lässt sich heute nicht zwei Mal bitten und strahlt durchgehend ab dem frühen Morgen. Unsere Klamotten und vor allem meine Schuhe sind seit gestern Abend natürlich nicht mehr trocken geworden. Also geht so früh wie möglich alles wieder auf die Wäscheleine. Wir stromern ein bisschen um die Zelte, pflücken Blaubeeren und genießen das Frühstück. So lässt es sich aushalten. Im unteren Tjuolldavágge hängt noch etwas Nebel fest. Weiter als bis zum Hábres traut er sich aber nicht.


    Renwächterhütte im Tjuoldavágge.


    Home is where you pitch it.


    Lecker, lecker, lecker.


    Suchbild: Wer findet unserer Zeltnachbarn?


    Der Sommer war trocken.

    Auf Empfehlung unseres Zeltnachbarn furten wir den Tjuolldajåhkå nicht wie geplant direkt unterhalb der Hütte, sondern laufen neben diesem erst mal in Richtung Nordwesten. Da die Vegetation an der Hütte mehr oder weniger abrupt abgenommen hatte, geht es generell gut voran und wir queren bald den Buojdesjåhkå oberhalb des Zusammenfluss´ der beiden Ströme. Aufgrund der geringen Wasserstände können wir einfach über die Steine im Flussbett gehen.


    Problemloses Furten am Buojdesjåhkå.

    Wir laufen weiterhin entlang des Tjuolldajåhkå, der sich nun seinen Weg durch eine Schlucht bahnt, und steigen hoch ins Låptåvágge. Fjällheide und Wacholdersträucher, zwischen denen wir immer wieder ein paar Schneehühner aufscheuchen, gehen bald in eine Mischung aus Gras und Geröll über. Beim Anstieg wird fleißig traversiert und jeder Höhenmeter wird mit einer fantastischen Aussicht zurück über das Tjuolldavágge und die umliegende Bergwelt mit Ruonas, Hábres und dem Eingang ins Vállevágge belohnt.


    Anstieg entlang der Schlucht Tjuoldagårsså.


    Gleich oben. Blick zurück ins Tjuoldavágge, zu Hábres, Ruonas und Vállevágge.

    Auch wenn wir keine andere Menschenseele sehen können, sind wir nicht allein. Zwei Hubschrauber fliegen durch das Tal. Solche „Begegnungen“ werden uns auch nahezu über die gesamte Tour begleiten, was mich schon etwas verwundert hat. Dass bei der Arbeit der Samen Hubschrauber zum Einsatz kommen, ist natürlich klar. So ein Verkehrsaufkommen hatte ich nach den vorherigen Touren dennoch nicht erwartet. Aber es scheint wohl immer mehr Touri(rund)flüge zu geben. Wir gehen lieber zu Fuß.


    Wanderlust.

    Wir biegen ins Låptåvágge ein und suchen nun nach einer geeigneten Stelle, um zu furten. Nahe den kleinen Seen unterhalb des Låptåvákkjávrre soll es eine flache Furt geben, die sogar auf beiden Seiten des Tjuolldajåhkås durch Steinmännchen markiert ist. Die Stelle ist bald gefunden und wir können den Fluss ohne Probleme queren. Die Furt ist zwar etwas länger, dafür aber nicht tief. Wir kommen ohne Schuhwechsel aus, ziehen lediglich die Gamschen über.


    Wunderbares Låptåvágge.


    Furt in den Sarek.

    Nebenbei erreichen wir so auch den Sarek, Rentiere begrüßen uns hinter dem nächsten Geröllhügel. Neben dem Tsahtsa rücken immer mehr Sarekgipfel in unser Blickfeld. Auf 1000 m Höhe öffnet sich dann endlich die Sicht, die Luohttoláhko-Ebene und die einrahmenden Berge liegen uns zu Füßen. Wow, da ist er, der Sarek, so viel gelesen, geplant und geträumt und nun sind wir da.


    Rentiere begrüßen uns im Sarek.


    Unser Camp am Goabrekjávrásj, im Hintergrund die Luohttoláhko-Ebene.

    Am Goabrekjávrásj lassen sich zwischen den Geröllbrocken ein paar schöne Campstellen finden und wir schlagen unweit des Ufers unsere Zelte auf. Trotz des steinigen Ufers lädt der See zum Schwimmen ein und ich kann dem kühlen Nass nicht widerstehen.


    Herrlich.

    Am liebsten würde ich auf einer Luftmatratze über den See treiben. Drei kleine Runden werden es. Trockene Klamotten und die Sonne wärmen. Zwischen den Zelten sitzend kochen wir unser Abendbrot, am Tsahtsa geht die Sonne unter, ein perfekter Tag geht zu Ende...


    Feierabend am Tsahtsa.

    14. August 2014, Njoatsosvágge

    Wie am Vortag kitzelt uns die Sonne morgens aus den Zelten. Gegen 9 Uhr brechen wir auf, obwohl man hier sicherlich länger verweilen und schöne Tagestouren auf diverse Berge machen könnte. Soll heißen, ich werde auf jeden Fall wiederkommen.




    God morgon!

    Jetzt geht es erst Mal Richtung Njoatsosvágge. Wir steigen über den kleinen gerölligen Pass zwischen Máŋgitårro und Goabrek, von wo aus man noch mal einen wunderschönen Blick zum Tsahtsa und dem oberen Njoatsosvágge hat.


    Blick zum oberen Njoatsosvágge.

    Nach dem Pass geht das Geröll langsam aber stetig in Gaslandschaft über. Während es direkt unterhalb der Passhöhe noch recht karg aussieht, stehen wir bald in saftigem Grün. Über sanfte Wiesen ist es leicht zu gehen und wir kommen zum Goabrekjågåsj, entlang dessen wir absteigen wollen. Von hier aus hat man einen tollen Blick über das untere Njoatsosvágge und den Njoatsosjåhkå, den wir während unserer Planungen der Einfachheit halber nur noch N-Fluss genannt hatten.


    Unterhalb vom Goabrek.


    Njoatsovágge.

    Die markante rote Renwächterhütte am Ruopsokjåhkå können wir auch schon sehen. Der Abstieg ins Tal ist weniger steil und weniger kompliziert als angenommen. Die Vegetation wird wieder dichter und höher. Aber diese wechselt sich auch mit lichten Stellen ab, die das Vorankommen vereinfachen. Unten im Tal finden sich wie fast überall auch vereinzelt Pfade sowie Zeltmöglichkeiten. Wir peilen die kleine 638er Insel unterhalb vom Goabrekbákte für unseren Furtversuch an. Die letzten Meter zum Fluss werden noch mal sumpfig. Ein falscher Tritt und ich stehe zumindest mit einem Fuß mitten drin. Sumpfwasser läuft in meinen Schuh. Schnell Füße heben und weiter. Das Gebüsch am Flussufer ist recht dicht und man muss sich regelrecht durchzwängen, um ans Wasser zu kommen. Da auch hier der Wasserstand gering ist, entledige ich mich vor dem Furten direkt im Flussbett der Schuhe und der Hose.


    Furt am Njoatsosjåhkå.

    Wir furten den Njoatsosjåhkå in drei Abschnitten. Es geht erst auf die kleine Insel und dann über eine kleine Sandbank zum anderen Flussufer. Ich teste jeden Abschnitt erst mal ohne Rucksack und schultere nach jeder bestandenen „Trockenübung“ wieder auf. Der Untergrund ist gut zu gehen und zu sehen, die Strömung ist machbar und lediglich zum Ende hin wird es für sehr wenige Schritte oberschenkeltief.


    Furt am Njoatsosjåhkå.

    Wir kommen gut durch den Fluss und gönnen uns ein Päuschen. Das wäre also geschafft. Bei unseren Planungen hatten wir einige Zeit mit der Überquerung des N-Flusses verbracht, mehrere Alternativen gefunden und dazu Bilder mit unterschiedlichsten Wasserständen gesehen. Die von Grundsten beschriebene Stelle passte für unsere Wunschroute am besten. Aufgrund des geringen Wasserstandes war sie dann auch gut passierbar. Danke noch mal an den Wetter- und Regengott!
    Wir suchen den Pfad im Njoatsosvágge und werden auch bald unweit des Flusses fündig. Mittlerweile hat es sich zugezogen, es weht kein Lüftchen mehr, ab und an nieselt es. Wir laufen entlang des Pfades/der Pfade Richtung Süden, auf nassem Untergrund, durch Gebüsch. Das erste (und letzte Mal) treffen wir Mücken und ich komme nicht um den anscheinend vorprogrammierten Mückenstich. Die Wolkendecke macht alles grau und ich werde immer müder.
    Am Ruopsokjåhkå wartet die nächste Furt auf uns, wenn man das überhaupt so nennen kann. Wir können mal wieder von Stein zu Stein „hüpfen“.


    Am Ruopsokjåhkå.



    Danach noch den Hang hinauf und über eine Art Rentierautobahn – schon stehen wir vor der rot gestrichenen Renwächterhütte. Hier gibt es unzählige Campmöglichkeiten, wir haben freie Wahl. Es ist zwar noch recht früh, wir bauen trotzdem schon die Zelte auf und passen so direkt einen kleinen Regenguss ab. Am Abend wird es wieder heller und die Sonne kommt noch mal raus. Dafür hat der Wind ordentlich aufgefrischt, so dass wir zum Kochen etwas Windschutz hinter der Hütte suchen.


    Unser Camp im Njoatsosvágge.
    Zuletzt geändert von Kuoika; 15.01.2015, 21:39.

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    • maahinen
      Erfahren
      • 01.02.2014
      • 303
      • Privat


      #3
      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

      Danke für deinen wunderschönen Bericht! Wunderschön

      Eine Frage... Habe ich richtig gesehen/gelesen: du hast Ringstid von Helsport. Wie sind deine Erfahrungen mit dem? Bist du zufrieden? Auch schon Sturmerprobt?

      Liebe Grüße, Maahinen

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      • Horst24
        Erfahren
        • 01.02.2012
        • 211
        • Privat


        #4
        AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

        Ahh, endlich gehts los! Super. Ich freu mich schon auf die Fortsetzung

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        • Kuoika
          Erfahren
          • 23.08.2012
          • 471
          • Privat


          #5
          AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

          Danke, Maahinen und Horst! Freut mich, wenn der Bericht gefällt. Bin auf jeden Fall schon dabei, die nächsten Tagebuchnotizen zu digitalisieren.


          Zitat von maahinen Beitrag anzeigen
          Eine Frage... Habe ich richtig gesehen/gelesen: du hast Ringstid von Helsport. Wie sind deine Erfahrungen mit dem? Bist du zufrieden? Auch schon Sturmerprobt?
          Ja, das hast Du richtig gesehen/gelesen. Ich habe seit letztem Jahr das Ringstind 1, hatte es vor dieser Tour auch schon im Einsatz. Ich bin bisher ziemlich zufrieden. Platzangebot, Belüftung und co. stimmen. Es gab auch einige Nächte, in denen der Wind kräftiger gepustet und am Zelt geschoben und gezogen hat (keine Ahnung, ab wann man von Sturm spricht ). Hat mit den zig Abspannleinen aber alles super gehalten.

          Hälsningar!

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          • maahinen
            Erfahren
            • 01.02.2014
            • 303
            • Privat


            #6
            AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

            Tusen takk og hjertelig hilsen! Bzw: Kiitokset ja terveisiä!

            maahinen

            Ps. schreib bitte bald weiter. Bitteeeeeeeeeeeeeee!

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            • Ellipirelli
              Gerne im Forum
              • 21.04.2014
              • 64
              • Privat


              #7
              AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

              Schöne Bilder, da gibt Anregungen für künftige Sarekwanderungen. Freu mich auch schon auf die noch Folgenden
              Tadle nicht den Fluss, wenn Du ins Wasser fällst.

              Kommentar


              • Kuoika
                Erfahren
                • 23.08.2012
                • 471
                • Privat


                #8
                AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                @Ellipirelli Man findet immer etwas Neues und Spannendes, oder?

                Zitat von Ellipirelli Beitrag anzeigen
                Schöne Bilder, da gibt Anregungen für künftige Sarekwanderungen. Freu mich auch schon auf die noch Folgenden
                Und weiter geht´s:

                15. August, über den Sähkok

                Es bleibt windig und der Morgen ist zunächst recht durchwachsen. Noch dominieren graue Wolken und es gibt ab und zu einen Schauer. Wolken, Sonne, Regen, Regenbogen bis der Wind die Wolken wegschiebt.
                Plong, plong – Blaubeeren wandern für´s Frühstück in meine Tasse und ich stelle bei der Müslizubereitung freudig fest, dass der erste Müslibeutel bald leer ist. Der „Koffer“ auf meinem Rücken wird also leichter und das Packen immer einfacher.


                Blaubeerglück

                Wir lassen die Renwächterhütte samt Ruopsokjåhkå langsam hinter uns und beginnen den Anstieg zum Sähkok. Wir können meistens einem Pfad folgen, an dem sich auch relativ viele Steinmännchen finden. Zudem gibt es eine Art Wintermarkierung, die zwischen der Hütte und Påreks Sameviste zu verlaufen scheint.




                Im oberen Njoatsosvágge regnet es noch.

                Wetter und Sicht sind heute so gut, dass man sich auch ohne diese Hilfsmittel gut orientieren kann. Der Wind schiebt ordentlich von hinten, was bei den zu bewältigendem Anstieg recht angenehm ist. Wir erreichen bald den Pass zwischen den Höhen 1143 m und 1220 m, wo wir trotz des starken Windes eine längere Pause machen, um noch mal ausgiebig zurückzuschauen.


                Blick zurück, Richtung Låptåvágge, Njoatsosvágge und Luohttoláhko Ebene.


                Bei starkem Wind guckt es sich am besten liegend.

                Wir gehen weiter zum Sähkok und steigen dann von dort zum Sähkokjåhkå ab. Der Pårtegipfel ist wolkenverhüllt, aber das Plateau mit Hambergs Observatorium liegt frei und wir können nun auch Hambergs kleine Hütte erkennen.


                Suchbild: Hambergs Observatorium am Pårte.


                Stuor Jierttá voraus.


                Furt unterhalb von Tjievramåsske.

                Wir furten einen Abfluss vom Tjievrajávrre und stehen bald darauf schon an der Schneebrücke über den Sähkokjåhkå. Ganz geheuer ist uns die „Konstruktion“ nicht und wir beschließen unterhalb zu furten. Wir steigen noch etwas ab. Auf einem der Schneefelder nehme ich die Poporutsche, eher ungewollt als geplant, aber das gebe ich in dem Moment erst mal nicht zu... Die Furt gelingt und auf der anderen Seite geht es den Hang wieder hoch. Oberhalb von der Schneebrücke stellen wir unsere Zelte auf und bilden uns ein, dass es dort etwas windgeschützter als an anderen Stellen drum rum ist.


                Schneefeld am Sähkokjåhkå.


                Erster Blick Richtung Pårekebene.

                Unterhalb vom Pårte gibt es Mobilnetz und ich rufe kurz bei meinen Eltern an. Wie ich erfahre, ist die gestrige SPOT-Nachricht nicht durch gegangen und die beiden sind wohl schon die Wände hochgegangen. Puh, dass sie sich solche Sorgen machen, gefällt mir gar nicht und ich beschließe, nun immer zwei Nachrichten auf den Weg zu schicken, um sicher zu gehen, dass meine Eltern ruhig schlafen können (und ich auch).


                Unser Camp am Pårte.

                Trotz Windes versuchen wir draußen in der (kalten) Sonne zu kochen. Das gelingt auch, ist auch alles lecker, aber wir werden zu zwei Frostbeulen. Ich krame später im Zelt tatsächlich mein Inlet raus. Der Wind bläst weiter, schiebt und rüttelt am Zelt. Ab und zu regnet es.

                16. August, Pårte Observatorium

                Nach einer unruhigen Nacht bessert sich morgens das Wetter. Der Wind lässt nach und es hört auf zu regnen. Der erste Blick aus dem Zelt verspricht Gutes. Der Pårte und Hambergs Observatorium sind frei von Wolken. Auf dem Gipfel liegt etwas Schnee, als ob jemand Puderzucker über die Berge gestreut hat. Wir wagen einen Aufstieg.


                Pårtetjåhkkå und Observatorium.

                Vorher frühstücken wir noch ausgiebig und packen dann für unseren Tagesausflug zusammen. Kurz vor 9 Uhr brechen wir auf. Spätestens nachdem wir die kleinen Bäche, die zum Sähkokjåhkå fließen, gequert haben, wird es zunehmend steiler und gerölliger. Ab und an finden wir Steinmännchen und versuchen diesen zu folgen, verlieren sie dann aber auch meist so schnell wieder wie wir sie gefunden hatten. Wir schrauben uns langsam aber stetig über ein einziges Meer aus Geröll und Steinblöcken nach oben.


                Aufstieg.

                Schneefelder gibt es kaum noch, jedenfalls nicht auf der von uns eingeschlagenen Route. Mit der Zeit ziehen leider wieder Wolken auf und der Pårtegipfel verschwindet in diesen. Das Plateau mit dem Observatorium bleibt wolkenfrei und wir wollen wenigstens bis zu diesem kommen. Das letzte Stückchen wird noch mal recht anstrengend. Nach etwa drei Stunden und knapp 800 hm erreichen wir Hambergs Observatorium mit der roten Hütte und ein paar verrosteten Gerüsten, die sich Meteografen nennen. Unwirklich und faszinierend zugleich sieht es hier aus. Die Hütte versprüht einen spröden Charme.


                Hambergs Observatorium.

                Wir gönnen uns eine längere Pause und genießen was die Wolken von der Aussicht über Bårddejiegŋa und Gådokvágge übrig lassen. Am Horizont können wir den Skierfe sehen. Die Kante zum Gletscher und dessen Spalten sind nahezu angsteinflößend. Schnell ein Foto und dann wieder ein paar Meter Abstand nehmen.


                Bårddejiegŋa und Gådokvágge.


                Bårddejiegŋa.


                Kamm Richtung Boarektjåhkkå.


                Faszinierende Gletscherwelt.

                Der Gipfel versteckt sich weiter in den Wolken und wir geben uns mit dem Erreichen von Hambergs Observatorium zufrieden. Ich suche noch schnell einen Geocache, der hier oben versteckt ist und finde ihn auch ohne GPS. TFTC!
                Wir steigen wieder ab, Pårekebene und Ruopsokvárásj immer im Blick, wenn die mittlerweile tiefer hängenden Wolken den Blick freigeben.


                Abstieg in den Wolken.


                Ruopsokvárásj.

                Zunächst folgen wir ein paar Steinmännchen, die wir unterhalb vom Observatorium gefunden hatten. Ein paar Schneeschauer begleiten uns, es gibt mal mehr, mal weniger zu sehen, meist aber doch mehr. Die losen Steine unter unseren Füßen sind nass und wir müssen uns arg konzentrieren, nicht abzurutschen. Ansonsten halten sich die Schwierigkeiten bei Auf- und Abstieg in Grenzen. Am Nachmittag sind wir wieder an unseren Zelten.

                17. August, Gådokvágge

                Die Nacht ist ruhig, es schläft sich deutlich besser als am Vortag. Morgens wache ich allerdings mit einem unschönen Kratzen im Hals auf. Halsschmerzen und eine leichte Schnupfnase hatte ich vorher auch noch nicht auf Tour. Ich plündere erst mal mein Erste Hilfe Set, fische die Halsschmerztabletten raus und hoffe, gut durch den Tag zu kommen.
                Beim Frühstück wechseln sich Sonne und Regen ab, der Pårte ist meist wolkenverhüllt und mit Puderzu...Schnee überzogen.


                Frischer Schnee am Pårte.

                Wir wettern noch einen Schauer ab und packen dann auch endgültig zusammen. Mein Rucksack hat wieder Normalgröße erreicht, jippieh.


                Aufbruch.

                Wir folgen zunächst dem Pfad nach Pårek, biegen dann aber auch bald ab, um nicht an Höhe zu verlieren und peilen den Pass zwischen Boarektjåhkkå und Stuor Jierttá an. Es geht meist über ebene Flächen, auch mal über Geröll und durch etwas Weidengestrüpp. So passieren wir die Pårekebene mit den unendlich vielen Seen, die sich mosaikartig aneinander schmiegen. Immer wieder schweift der Blick über die Seenlandschaft.




                Weil es so schön ist, noch mal die Pårekebene. Klick-Klack-Pano.

                Hier und da regnet es, mal in der Ferne, mal über uns. Unzählige Mal ziehe ich meine Jacke an und wieder aus. Pausen machen wir einige, aber keine längere. Kaum haben wir uns hingesetzt, holt der Regen uns ein.
                Der Gasskagårsåjågåsj schneidet sich tief in die Landschaft. Furten heißt hier also auch wieder über Geröll absteigen und später wieder aufsteigen. Beim Furten bin ich zu faul, die Schuhe zu wechseln oder Gamaschen anzuziehen, was direkt mit nassen Füßen bestraft wird. Hmpf...


                Am Gasskagårsåjågåsj.

                Die nächste Bachquerung gelingt deutlich besser. Danach geht es hoch zum Pass, wo es wieder geröllig wird. Zwischen all den größeren und kleineren Steinblöcken muss ich direkt an das verschollene Zeltgestänge zweier Wanderer denken, die ich zwei Jahre zuvor unweit von Kvikkjokk getroffen hatte. Ihren Erzählungen nach haben sie damals hier ihre Zeltstangen im Geröll verloren und mussten daraufhin ihre noch junge Tour abbrechen. Bei der nächsten Pause schaue ich vorsichtshalber noch mal nach, ob ich selbst noch alles beisammen habe. Zeltstangenverlierer möchte man doch nur ungern sein.


                Auf dem Weg zum Pass zwischen Boarektjåhkkå und Stuor Jierttá.

                Vom Stuor Jierttá kommen zwei Leute, die ersten, die wir seit Verlassen des Tjuoldavágges vor knapp fünf Tagen sehen.
                Bei Erreichen des Pass´ treffen wir doch tatsächlich auf besseres Wetter. Zumindest setzt sich im Gådokvágge gerade die Sonne durch. Das motiviert noch mal für den Abstieg. Auch wenn die Etappe selbst nicht sonderlich schwierig war, bin ich heute doch recht schlapp und sehne mich nur noch nach einem lauschigen Plätzchen.


                Auf Passhöhe. Klick-Klack-Pano.


                Jiegŋavágge und Gådokvágge. Klick-Klack-Pano.

                Der Gådokjåhka führt auffällig wenig Wasser, die Seitenarme sind teilweise fast leer. Unweit von der Renwächterhütte und vom Gådokjåhka schlagen wir unsere Zelte auf. Endlich Zeit durchzuatmen, nachdem wir den ganzen Tag mehr oder weniger vor dem Regen weggelaufen sind.


                Beste Aussichten.


                Endlich wieder Kochen in der warmen Sonne.


                Bårddejiegŋa, Lullihatjårro und Gaskastjåhkkå.


                Fortsetzung folgt...

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                • Mika Hautamaeki
                  Alter Hase
                  • 30.05.2007
                  • 3996
                  • Privat


                  #9
                  AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                  wow, das fängt ja schon gut an, ich freue mich schon auf die Fortsetzung
                  So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                  A. v. Humboldt.

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                  • evernorth
                    Fuchs
                    • 22.08.2010
                    • 1835
                    • Privat


                    #10
                    AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                    Nun habe ich es auch endlich geschafft, deinen Reisebericht zu lesen.
                    Eine schöne Tour habt ihr euch da vorgenommen. Hach, und dann noch ( unter anderem ) in den Sarek!
                    Schöne Fotos. Bin ebenfalls gespannt, wie es weiter geht - you made my day.
                    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                    • Kuoika
                      Erfahren
                      • 23.08.2012
                      • 471
                      • Privat


                      #11
                      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                      Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                      Schöne Fotos. Bin ebenfalls gespannt, wie es weiter geht - you made my day.
                      You are welcome!

                      Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                      wow, das fängt ja schon gut an, ich freue mich schon auf die Fortsetzung
                      Der vierte Streich folgt zugleich.

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                      • Blahake

                        Vorstand
                        Fuchs
                        • 18.06.2014
                        • 1591
                        • Privat


                        #12
                        AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                        Oh, ja, bitte weiterschreiben, ich bin auch ganz vorfreudig dabei. Will diesen Sommer in den Sarek und sammele bei Dir viele schöne Eindrücke.

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                        • Kuoika
                          Erfahren
                          • 23.08.2012
                          • 471
                          • Privat


                          #13
                          AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                          18. August, Regen- und Pausentag

                          Es regnet, den ganzen Tag, morgens, mittags, abends, davor und danach, aus Kübeln, junge Hunde, Blasen, Bindfäden... Unser Ausflug auf den Gådoktjåhkka, um ins Rapadalen zu gucken, fällt damit buchstäblich ins Wasser. Wir bleiben heute einfach liegen.
                          Ich lese, esse, schlafe, höre einen Radiotatort, studiere die Karte von oben nach unten, hinten und vorne, von links nach rechts und andersherum, addiere Höhenmeter (bis hierher 2690 m hoch, 2110 m runter) und gucke immer mal wieder aus dem Zelt raus. Vorerst keine Wetterbesserung in Sicht...


                          Regenpause.

                          19. August 2014, Skájdevágge

                          Es regnet die Nacht durchweg, es prasselt nur so auf die Zelte. Der Bach neben uns ist ordentlich angestiegen und ich befürchte, bald im Bach zu sitzen. Die Regenpausen werden am Morgen länger, so dass man sich irgendwann auch wieder ohne Schwimmhäute draußen bewegen kann. Es wirkt sogar fast so, als könnte es aufklaren. Meinem Hals und meiner Nase geht es nach dem Ruhetag auch besser. Wir packen zusammen und gehen nach mehr als 30 Stunden Liegen weiter.


                          Schönwetterloch beim Aufbruch.

                          Der Gådokjåhka führt nun wieder ordentlich Wasser, die vor zwei Tagen fast leeren Seitenarme sind gut gefüllt. Gut, dass es hier eine der wenigen Brücken im Sarek gibt.


                          Brücke am Gådokjåhka.


                          Wasser marsch!


                          Steinmänchen am Gådokjåhka.

                          Kurz nach der Brücke müssen wir direkt einen Gletscherbach furten. Wir suchen länger, ich bin trotz Gamaschen (mal wieder) weniger erfolgreich und wringe bei der nächsten Pause erst mal meine Socken aus.
                          Wir versuchen schon recht zeitig ein paar Höhenmeter gut zu machen und hangeln uns recht früh entlang der 1000er Höhenlinie. Weiter unten im Tal sehen wir zwei Wanderer, die in der Gegenrichtung unterwegs sind.


                          Wanderer im Gådokvágge.

                          Während die Wolken fast den kompletten Bårddejiegŋa Gletscher verdecken, sieht es im Jiegŋavágge gar nicht so unfreundlich aus. Zumindest kann man hier die Berge sehen.


                          Bårddejiegŋa.


                          Blick ins (östliche) Jiegŋavágge.

                          Wasserstand und Strömung des Flusses, der aus diesem Tal kommt, machen uns allerdings weniger Freude. Wir suchen erneut recht lange nach einer geeigneten Stelle und müssen uns dann beim Furten ordentlich gegen die Strömung stemmen. Da meine Schuhe eh schon nass waren, lasse ich sie dieses Mal bewusst an. Die nächsten kleineren Bachläufe sind dagegen kaum als diese zu erkennen.


                          Die Furt hat Kraft gekostet.

                          Wir erreichen den Skájdejågåsj und steigen entlang des Ufers über moränenartige Geröllhügel in das karge Tal auf. Die Wolken hängen weiterhin tief und wabern entlang der Berghänge.


                          Am Skájdejågåsj.


                          Im Reich der Wolken.

                          Von Lullihavágge und Gaskasvágge ist mal mehr, mal weniger zu sehen. Auf etwa 1180 m furten wir das letzte Mal für heute. Mir ist mit meinen nassen Schuhen mittlerweile fast egal, wie und wo. Für etwas Schadensbegrenzung ziehe ich die Regenhose und die Gamaschen über. Wir finden noch ein paar grüne Terrassenplätze und schlagen unser Camp auf. Dabei reißt sogar mal ein Loch in die Wolkendecke und es gibt für 5 min blauen Himmel zu sehen.


                          Blauer Himmel über dem Skájdetjåhkkå.

                          Wie die Zelte stehen, ist die Wolkendecke wieder geschlossen und es fängt an zu regnen. Dieses Wetter schlägt mir nun doch auf das Gemüt. Und das gerade mal nach zwei Tagen. Mäh... Dass man heute oder morgen am Ende des Tages nicht die Möglichkeit hat, in einer warmen Hütte zu sitzen, ist eben doch etwas anderes. Ich verkrieche mich erst mal tief in meinem Schlafsack.



                          Dem Trommelregen geht nach etwa einer Stunde die Puste aus. Wir haben mittlerweile Nachbarn bekommen und man kann wieder talabwärts und – aufwärts schauen. Noch ein Stückchen Schoki und meine Laune ist wieder viel besser.

                          20. August, Lullihavágge, Sarvesvágge

                          Am nächsten Morgen lässt die Sicht zunächst weiterhin zu wünschen übrig. Das Lullihavágge, das wir heute durchwandern wollen, versteckt sich noch. So lassen wir uns wieder mal etwas mehr Zeit, um auf bessere Bedingungen zu warten. Unsere Nachbarn ziehen weiter, als wir noch frühstücken. Kurz vor 11 Uhr brechen wir auch auf.


                          Eingang ins Lullihavágge.


                          Morgens im Skájdevágge.


                          Berghänge im oberen Lullihavágge.

                          Der Abschnitt bis zur Passhöhe erinnert mich eher an Klettern als an Wandern. Immer wieder nehmen wir die Hände zum Abstützen. Über das unwegsame und zudem nasse Geröll kommen wir nur langsam voran. In mitten der Steinwüste liegt dann plötzlich ein herrenloser Rucksack mit Hundenapf (sind Hunde im Sarek nicht verboten?!). Wir sehen und hören aber nichts und niemanden in der Umgebung und gehen schließlich (mit einem etwas merkwürdigen Gefühl) weiter. Ein paar Schneefelder erleichtern den Weg.


                          Kli-kla-klettern im Lullihavágge.

                          Im Schnee erkennen wir Hundespuren und sehen dann auch in etwas Entfernung jemanden vor uns laufen. Wir nehmen an, dass das der zum Napf passende Hund und der Rucksackbesitzer sind. Unweit des Passes zur Luohttoláhko-Ebene haben ein paar Leute in luftiger Höhe ihr Camp aufgeschlagen. Wir wundern uns erneut. Uns wäre das zu abschüssig und steinschlaggefährdet. Der Hund ist mittlerweile auch bei dem Camp. Es scheint wohl jemand voraus gegangen und dann wieder umgekehrt zu sein.


                          Gletscher unterhalb vom Lullihatjåhkkå.

                          Wir verlassen bald die Steinwüste und das Lullihavágge wird zunehmend grüner, aber auch schluchtenartiger. Wir können meistens einem Pfad folgen, der uns entlang des Grashangs zum Noajdevágge führt.


                          Áhkájiegŋa.


                          Am Schräghang.

                          Die Wolken haben wir mittlerweile auch fast hinter uns gelassen und alles sieht gleich viel freundlicher aus. Oberhalb vom Zusammentreffen von Lullihavágge und Noajdevágge genießen wir eine längere Pause mit bester Aussicht auf das untere Sarvesvágge und zum Låddebákte.


                          Unteres Lullihavágge, Sarvesvágge und Låddebákte. Längtar tillbaka!

                          Außerdem wundern wir uns mal wieder. Im unteren Lullihávagge steht ein herrenloser Ski, die Bindung fehlt, dafür ist das Steigfell noch aufgezogen. Ich frage mich immer noch, wie der Ski dahin gekommen ist und hoffe, dass der, dem er mal gehört hat, wohlauf ist.


                          Einsamer Ski im unteren Lullihavágge.


                          Furt am Noajdejågåsj.

                          Wir steigen weiter ab und furten den Noajdejågåsj quasi direkt am Zusammenfluss mit dem Lullihajåhkå. Über das Noajdevallda gelangen wir schließlich ins Sarvesvágge. Sonne, Blaubeeren in Hülle und Fülle und die flachen Wiesen verleiten zur nächsten Pause. Wir überlegen kurz, hier schon unsere Zelte aufzuschlagen, werfen uns dann aber doch noch in das grüne Sarvesvágge.


                          Hej Sarvesvágge!

                          Werfen muss man sich manchmal wortwörtlich, das Weidengestrüpp ist mannshoch und äußerst widerspenstig. Obwohl es anstrengend ist, muss ich auch immer wieder über diese Technik lachen. Und ich weiß auch immer noch nicht, was mir lieber ist, mich gegen Gestrüpp zu werfen oder durch die nächste sumpfige Wiese zu stapfen. Solange die Sonne scheint, passt mir wohl beides. Zwischendurch laufen wir auch mal im Flussbett des Sarvesjåhkå und finden schließlich einen Pfad zwischen dem Weidengestrüpp.


                          Am Sarvesjåhkå.

                          Nach etwas weniger als 2 h ergeben wir uns für heute dem Grün und schlagen auf einem kleinen Hügelchen unterhalb vom Ridánjunjes unser Lager auf.


                          Feierabend.

                          21. August, Sarvesvágge

                          Wir laufen heute weiter durch das Sarvesvágge Richtung Westen. Während es morgens in Laufrichtung recht freundlich aussieht, ziehen vom Rapadalen Wolken auf. „Dank“ Rückenwind holen uns die Wolken bald ein, es bleibt aber trotzdem weitestgehend trocken.


                          God morgon!


                          Hej renar!

                          Ein Pfad führt uns meistens durch das mittlerweile lichter werdende Weidengestrüpp oder daran vorbei. Dir Wurftechnik von gestern wird also nicht mehr wirklich gebraucht. Wir kommen recht schnell in Gang und finden einen guten Laufrhythmus. Zügig gelangen wir zu dem kleinen Canyon, durch den der Sarvesjåhkå rauscht, und kurz darauf spendet uns die hiesige Renwächterhütte bei einer Pause etwas Windschatten.


                          Wo sind Asterix und Obelix, wenn man sie mal braucht?


                          Der kleine Canyon im Sarvesvágge.

                          Danach wird es immer leichter zu gehen. Das Weidengestrüpp weicht und die gleichmäßigen Wiesen im oberen Sarvesvágge wirken geradezu sanft und lieblich zwischen den steilen Berghängen. Über den weichen Untergrund freut sich zudem jedes Knie.




                          Grünes Sarvesvágge.


                          Eingang ins Niejdarariehpvágge.


                          Blick zurück zum Ridátjåhkkå.


                          Liebliches Sarvesvágge.

                          Die heutigen Furten meistern wir auch ohne Probleme. Die Seitenarme vom Gletscherbach, der vom Nuortap Luohttojiegŋa kommt, sowie die des Jiegŋavákkjågåsj sind ziemlich trocken und die Hauptströme führen nicht viel Wasser. Ich glaube, die Schuhe sind heute beim Durchqueren der Sumpfwiesen des Tals nasser geworden.


                          Unterhalb vom (westlichen) Jiegŋavágge.


                          Öhm...

                          Schließlich umrunden wir noch den Sumpf zwischen Sarvesbuollda und Tjågŋårisvárásj, in dem einige Rentiere grasen, und verlassen so langsam das Sarvesvágge.


                          Hej då Sarvesvágge!


                          Suchbild, Tjågŋårisvárásj: Wo ist Pär?


                          Sarvesvágge und (westliches) Jiegŋavágge.

                          Die steilen Berghänge verschwinden aus unserem Blickfeld und die ersten sanften Bergkuppen des Padjelanta Nationalparks rücken näher.


                          Rentierzaun unweit vom Tjågŋårisjåhkå.

                          Wir erklimmen noch ein paar Hügel, die uns dann doch größer vorkommen als sie eigentlich sind, und bauen am Tjågŋårisjåhkå an der Grenze zwischen Sarek und Padjelanta unsere Zelte auf. Dir Furt heben wir uns für morgen auf, noch einmal im Sarek schlafen.

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                          • Kuoika
                            Erfahren
                            • 23.08.2012
                            • 471
                            • Privat


                            #14
                            AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                            Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                            Oh, ja, bitte weiterschreiben, ich bin auch ganz vorfreudig dabei. Will diesen Sommer in den Sarek und sammele bei Dir viele schöne Eindrücke.
                            Hej, ich hab schon von Deinen Plänen gelesen. Wird bestimmt eine tolle Tour. Kann Dich verstehen, dass Dich der Ruf des Sareks nicht mehr loslässt. Es war für mich letztes Jahr auch die erste Tour in/durch den Sarek und wird hoffentlich nicht die letzte gewesen sein.

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                            • maahinen
                              Erfahren
                              • 01.02.2014
                              • 303
                              • Privat


                              #15
                              AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                              Noch mal Danke für deinen Bericht! Der ist so schön zu lesen und noch diese Bilder dazu. Macht richtig Lust, mal hinzufahren

                              Was mich auch noch riesig freut: auch bei dem Schietwetter scheint dein Ringstid sich prima gewährt zu haben! Ich habe mir vor ein paar Monaten auch das Zelt gekauft. Wohl keine schlechte Wahl...

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                              • Fjaellraev
                                Freak
                                Liebt das Forum
                                • 21.12.2003
                                • 13981
                                • Privat


                                #16
                                AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                Danke für den herrlichen Bericht, bis jetzt bin ich nur zum lesen und Bilder schauen gekommen, aber ich muss ihm auf jeden Fall noch mit dem Finger auf der Landkarte folgen, auch wenn ich bei vielen Orten ja eigentlich weiss wo sie sind.
                                Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                Außerdem wundern wir uns mal wieder. Im unteren Lullihávagge steht ein herrenloser Ski, die Bindung fehlt, dafür ist das Steigfell noch aufgezogen. Ich frage mich immer noch, wie der Ski dahin gekommen ist und hoffe, dass der, dem er mal gehört hat, wohlauf ist.


                                Einsamer Ski im unteren Lullihavágge.
                                Wenn ich es richtig sehe ist die Bindung auch noch drauf (Dürfte etwas in dieser Art sein).
                                Wie auch immer, das dürfte eine der dümmeren Regionen sein um einen Ski zu verlieren, hoffentlich hatte der Besitzer nicht nur Toppturskidor sodern auch Turskidor dabei, sonst wurde der Rückweg sicher seeeehr lang.

                                Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen

                                Suchbild, Tjågŋårisvárásj: Wo ist Pär?
                                Ich glaube einen roten Punkt in halber Bildhöhe, in etwa dem rechten Drittel zu erkennen. Aber den Namen dazu kann ich natürlich nicht nennen. Seinen Bericht hatte ich aber AFAIR auch schon auf dem Monitor...

                                Gruss
                                Henning
                                Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                nur unpassende Kleidung.

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                                • Kuoika
                                  Erfahren
                                  • 23.08.2012
                                  • 471
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                  Zitat von maahinen Beitrag anzeigen
                                  Noch mal Danke für deinen Bericht! Der ist so schön zu lesen und noch diese Bilder dazu. Macht richtig Lust, mal hinzufahren

                                  Was mich auch noch riesig freut: auch bei dem Schietwetter scheint dein Ringstid sich prima gewährt zu haben! Ich habe mir vor ein paar Monaten auch das Zelt gekauft. Wohl keine schlechte Wahl...
                                  Ist aber auch einfach schön dort und auf jeden Fall eine (bzw. mehrere) Touren wert. Und ein passendes Zelt hast Du ja.

                                  Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                  Danke für den herrlichen Bericht, bis jetzt bin ich nur zum lesen und Bilder schauen gekommen, aber ich muss ihm auf jeden Fall noch mit dem Finger auf der Landkarte folgen, auch wenn ich bei vielen Orten ja eigentlich weiss wo sie sind.
                                  Freut mich, dass der Bericht Spaß macht. Ich hab da mal was vorbereitet. klick-klack

                                  Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                  Wenn ich es richtig sehe ist die Bindung auch noch drauf (Dürfte etwas in dieser Art sein).
                                  Wie auch immer, das dürfte eine der dümmeren Regionen sein um einen Ski zu verlieren, hoffentlich hatte der Besitzer nicht nur Toppturskidor sodern auch Turskidor dabei, sonst wurde der Rückweg sicher seeeehr lang.
                                  Ah o.k. Kenne mich mit Skibindungen noch nicht so gut aus. Ja, von dort wird es im Schnee ohne gescheite Besohlung wohl recht zäh.

                                  Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                  Ich glaube einen roten Punkt in halber Bildhöhe, in etwa dem rechten Drittel zu erkennen. Aber den Namen dazu kann ich natürlich nicht nennen. Seinen Bericht hatte ich aber AFAIR auch schon auf dem Monitor...
                                  Gefunden, würde ich sagen. Den Namen konnte ich zu dem Zeitpunkt auch nicht nennen. Ich bin vor der Tour beim Planen immer wieder auf seine Seite gestoßen. Lustig, ihn dann unterwegs "zu treffen".

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                                  • Mortias
                                    Fuchs
                                    • 10.06.2004
                                    • 1232
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                    So, jetzt hab ich auch endlich mal die Zeit gefunden diesen schönen Bericht in Ruhe durchzulesen und die Bilder anzuschauen. Sehr unterhaltsam bisher und die Bilder gefallen mir auch echt gut. Da kommt mir doch so etliches bekannt vor und weckt schöne Erinnerungen. Aber der Sarek ist auch einfach ne geile Wandergegend. Danke auch für die Karte, sowas ist natürlich auch immer hilfreich (außerdem weiss ich dadurch schon, was noch alles im Bericht kommen wird. ).
                                    Da Du ja mit efbomber unterwegs warst, würde es mich natürlich sehr freuen, auch von ihm noch ein paar Ergänzungen zu sehen zu bekommen, da seine bisherigen Berichten auch immer sehr gut zu lesen waren.

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                                    • Mika Hautamaeki
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                                      • 30.05.2007
                                      • 3996
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                      Die Fortsetzung hat gehalten, was der erste Teil versprach! Zum Glück kommt noch ein Teil.
                                      So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                      A. v. Humboldt.

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                                      • Kuoika
                                        Erfahren
                                        • 23.08.2012
                                        • 471
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                        Danke für die netten Kommentare. Da will ich gleich mal weiter schreiben!

                                        Da Du ja mit efbomber unterwegs warst, würde es mich natürlich sehr freuen, auch von ihm noch ein paar Ergänzungen zu sehen zu bekommen, da seine bisherigen Berichten auch immer sehr gut zu lesen waren.
                                        Da würde ich mich auch drüber freuen.

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                                        • Kuoika
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                                          • 23.08.2012
                                          • 471
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                                          #21
                                          AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                          22. August, Tuottar

                                          Obwohl es etwas windet und irgendein Teil des Zeltes flattert, schlafe ich mal wieder ganz wunderbar. Morgens könnte ich noch ewig vor mich hindösen. Die Neugier auf den Padjelanta überwiegt dann aber doch und motiviert zum Aufstehen. Als wir uns auf den Weg machen, ist der Sarek wolkenverhüllt. Auf der anderen Seite des Tjåggŋårisjåhkå sieht es da schon freundlicher aus. Unterhalb der schicken Renwächterhütte finden wir schnell eine gute Stelle zum Furten. Das Wasser ist nicht tief und viele Steine liegen frei, so dass wir einfach und ohne eine Wässerung der Schuhe auf die andere Seite gelangen.


                                          Renwächterhütte am Tjåggŋårisjåhkå, Oarjep Rissávárre im Hintergrund.


                                          Furten leicht gemacht.

                                          An einem kleinen Bach steigen wir zu einem Rentierzaun, der zwischen dem Njoatsosvágge und Árasluokta verläuft, und krabbeln dann direkt unter dem Zaun durch. Die Landschaft ändert sich merklich. Auf der einen Seite der Sarek mit seinen steilen, ja teilweise geradezu divenhaften und momentan düsteren Westflanken, auf der anderen Seite der Padjelanta, das Höhere Land, mit seinen eher sanften Hügeln und freundlichen Bergkuppen. Es wirkt fast so, als ob einfach jemand auf der Sarekseite seine großen Bauklötze vergessen hat.


                                          Nördlich vom Njoatsosvágge.

                                          Wir wandern am Ufer der kleineren Seen nahe des Oarjep Rissávárre weiter und machen noch einen Schlenker zum Rissájávrre, an dessen südlichem Zipfel Schwedens Unzugänglichkeitspunkt liegt. Von hier sind es also in jede Richtung etwa 47 km bis zur nächsten Strasse. Der nächste offizielle Helikopterlandeplatz liegt mit Stáloluokta allerdings nicht ganz soweit entfernt…




                                          Hej Padjelanta!


                                          Baumwollgras, immer wieder gern gesehen.


                                          Am Rissájávrre.

                                          Über grüne Hügelchen geht es den ganzen Tag immer etwas hoch und wieder runter. Vom Oarjep Rissávárre laufen wir schließlich nach Süden Richtung Tuottar. Am Strand des Duottarjávrre gönnen wir uns eine längere Pause. Was für ein herrliches Plätzchen! Das Wasser ist glasklar, die Sonne scheint und wärmt, wir sind zufrieden.




                                          Am Duottarjávrre.

                                          Entlang des Ufers gelangen wir dann ziemlich schnell zum Padjelantaleden und den Tuottarhütten am Tsiekkimjávrre.


                                          Tuottarstugorna.


                                          Am Tsiekkimjávrre.

                                          Stugvärd Hilde streicht gerade eine der Hütten und heißt uns herzlich willkommen. Wir sind überrascht über die Anzahl der Hütten und die geringe Anzahl der Wanderer hier – gerade mal drei Leute in den Hütten und später noch ein zeltender Holländer neben uns.




                                          Happy hikers.

                                          Aber uns soll es nicht stören, dass es hier so schön ruhig ist. Nach dem Aufbauen der Zelte kraxeln wir noch geschwind auf den Hügel hinter den Hütten und sind fasziniert von der Aussicht Richtung Stáloluokta und der Weite, die eigentlich auf kein Foto passt. Wolken und Schauer ziehen auf und wir gehen zum Kochen in eine der Hütten.


                                          Tuottarstugorna.

                                          Hilde bringt später noch für jeden frisch gebackenes Mjukbröd.


                                          Fjällpizza mit Hildes Mjukbröd.

                                          Das Thermometer an unsere Kochhütte zeigt 5 °C, der Wind frischt auf und es hört bald wieder auf zu regnen. Die tief stehende Sonne und die Wolken zaubern eine wunderbare Abendstimmung. Magisch!


                                          Abendglühen im Padjelanta.


                                          23. August, Stáloluokta

                                          Etwas Regen und Wind säuseln nachts um unsere Zelte. Auch am Morgen zeigt das Thermometer 5 °C an, der Wind ist frisch, kommt aber aus der passenden Richtung und wird uns auf dem Weg nach Stáloluokta keine Probleme machen. Wir frühstücken in der Hütte und ich gehe vor dem finalen morgendlichen Packen noch mal bei Hilde vorbei, um sie nach dem Rezept für das leckere Brot zu fragen. Mein Wallanderkrimi ist seit dem Regentag ausgelesen und ich tausche ihn gegen „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Ich verplappere mich etwas und muss dann beim Zusammenpacken den Turbo einlegen. Gegen 10:30 Uhr wandern wir los. Nach 13 Tagen off-trail geht es heute also über den Padjelantaleden.


                                          Hilde beim Angeln.

                                          Efbomber hat seit ein paar Tagen Probleme beim Auftreten und dementsprechend Schmerzen. Er wählt heute die Taktik Alles-Nichts-Oder und legt direkt am Anfang ein Tempo vor, dem ich nicht folgen kann.


                                          Auf dem Padjelantaleden bei Tuottar.

                                          Ich verliere ihn erst mal aus den Augen, mache wie gewohnt nach einer Stunde mein Päuschen, fotografiere und schwatze zwischendurch noch mit zwei Wanderern, die uns entgegen gekommen sind. Nach der ersten Streckenhälfte schließe ich wieder auf.





                                          Wie gestern geht es etwas auf und ab, im Großen und Ganzen aber bergab. Der Weg ist einfach zu gehen, erst recht mit dem Wind im Rücken. Ab und zu schauen wir noch mal zurück, zurück zum Sarek, der über uns thront und zum Abschied noch mal unter den Wolken hervorlugt.




                                          Blick zurück, Hej då Sarek!

                                          Vor uns rücken Gieddávrre und der Virihávrre näher, den Kierkevare lassen wir bald hinter uns. Sieht es hier am Padjelantaleden manchmal aus wie in einem englischen Garten, geht es dann auch noch mal eine Weile durch das geliebte Weidengestrüpp - dieses Mal auf Planken und ganz ohne Werfen.


                                          Englischer Rasen im Padjelanta?


                                          Am Gieddávrre.

                                          Oberhalb vom Luoppal rückt das malerisch gelegene Stáloluokta ins Blickfeld. Nach 18 km und gerade mal 5.5 Stunden ist die Fjällstation erreicht. Ich gucke etwas ungläubig auf meine Uhr. An der Haupthütte hänge ich meinen Rucksack an die Wage, 7 kg habe ich bisher raus gegessen.


                                          Stáloluokta.


                                          Wunderbarer Virihávrre.

                                          Am Virihávrre schlagen wir neben zwei Familien auch unserer Zelte auf und suchen dann den kleinen Laden, den einer der Samen im Sommer betreibt. Hier gibt es ja wirklich nahezu alles. Allerdings ist die Schokolade alle. Auf die hatte ich mich doch schon so gefreut und vor allem habe ich in Tuottar noch abgelehnt (von wegen Gewicht sparen und so, haha...). Na gut, dann nehme ich eben Kekse und Efbomber überlässt mir zudem netterweise die letzte Cola.


                                          Shopping...



                                          Nach dem Stillen der Konsumlust stromern wir vorbei an der Kirchenkåta zurück zu unserem Lagerplatz. Viele Samen sind nicht mehr im Dorf, nur ein paar wenige zum Angeln.








                                          Stáloluoktas Kyrkkåtå.



                                          Wir vertilgen einen Teil unserer erstandenen Leckerein in der Abendsonne. Als ob das nicht schon genug Luxus wäre, nehme ich noch zwei Saunarunden mit. Ich verpasse so zwar den Sonnenuntergang, aber auf das Bastubad hatte ich mich schon seit Planungstagen weit vor der Tour gefreut. Als ich zurück zu den Zelten komme, ist die Sonne nicht mehr zu sehen, aber der Himmel am Horizont glüht. Kommer aldrig att glömma det magiska ljus i Padjelanta!




                                          Abendglühen.

                                          24. August, Sårjåsjaure

                                          Verschlafen ist in Stáloluokta nicht wirklich möglich. Um 7:30 Uhr weckt uns ganz liebevoll der erste Hubschrauber des Tages. Å fy fan! Die Sonne strahlt schon ordentlich, so dass es einem aber nicht schwer fällt, direkt aus dem Zelt zu krabbeln. Der Hubschrauber setzt ein paar Wanderer ab, die sich selbst noch die Augen reiben und etwas ungläubig dreinschauen.
                                          Nach dem Frühstück ziehen ein paar mehr Wolken auf, es bleibt jedoch weiterhin recht angenehm. Gegen 11 Uhr verlassen wir Stáloluokta und folgen ab jetzt dem Nordkalottleden Richtung Sulitjelma.


                                          Aufbruch am Virihávrre.

                                          Das Tal zwischen Jållevárre, Jiegŋáffo und Gáhpesoajvve ist freundlich und grün. Die Hügelchen zu Beginn der Etappe wirken irgendwie wie aufgeschüttet. Was die Natur so zusammen baut... Es geht über viele Planken, von denen eine hochspringt als man den ersten Schritt aufsetzt. Kurzes Aufschrecken, Lachen und weiter geht es.


                                          Viejeluoppal.




                                          Jiegŋáffo und Sorjostjåhkkå voraus.

                                          Die kleinen Bäche, die zum Stálojåhkå fließen, sind teilweise ausgetrocknet, die Furt am Jiegŋáffojåhkå schnell gemeistert. Wir kommen flott voran und bald zu den Stáddájåhkåhütten, wo wir eine längere Kochpause machen. Die Hütten sind leer, der Hüttenwart selbst auf einem Tagesausflug, später kommt noch eine Gruppe von Tagesausflüglern. Obwohl mein Rucksack schon deutlich an Gewicht verloren hat, schmerzen bei mir heute ordentlich die Schultern. Als wir weitergehen, stelle ich die Riemen etwas lockerer. Den Schultern gefällt das besser, aber ich habe nun das Gefühl, mich zieht jemand nach hinten. Ich zurre bald wieder an den Riemen.


                                          An den Stáddájåhkåhütten.

                                          Wir nehmen die Brücke über den Stáddájåhkå und wollen noch bis zur Sårjåsjaurestugan laufen. Es wird wieder karger und steiniger.




                                          Stáddájåhkå und Jiegŋáffo.

                                          Die Markierungen werden weniger, den Weg verlieren wir aber trotzdem nicht. Während wir den letzten Hügel hinaufsteigen, lassen sich die ersten Gipfel, die den Sårjåsjaure säumen, blicken.


                                          Wir nähern uns dem Sårjåsjaure.

                                          Am höchsten Punkt angekommen, öffnet sich schließlich die Sicht. Sårjåsjaure und die kleine Hütte liegen dem Wanderer zu Füßen und geben auch mit einem wolkenverhangenen Himmel ein wunderschönes Bild ab. Ah! Da kann man schon mal vor Freude jauchzen.


                                          Sårjåsjaure und Konsul Perssons Stuga.

                                          Wir kochen in der kleinen heimeligen Hütte, die doch tatsächlich acht Betten beherbergt. Auch ohne Holzfeuer wird es schnell warm, zum Schlafen zieht es uns dann aber wieder nach draußen in die Zelte.


                                          God natt från tältet.

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                                          • evernorth
                                            Fuchs
                                            • 22.08.2010
                                            • 1835
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                            Na, da musste ich jetzt doch gleich mal weiter lesen!
                                            Herrlich, und noch einmal ganz besonders feine Fotos.
                                            Das weckt Begehrlichkeiten......schon mal planen.....
                                            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                            • OttoStover
                                              Fuchs
                                              • 18.10.2008
                                              • 1076
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                              Oh yes, the area between Stadda to Sorjus is one of my favourites both summer and winter. And the small Konsul Perssons Stuga is one of the few swedish tourist huts that really have "soul". Now Im too interested in the continuation of the story .
                                              Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
                                              Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

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                                              • Kuoika
                                                Erfahren
                                                • 23.08.2012
                                                • 471
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                Na, da musste ich jetzt doch gleich mal weiter lesen!
                                                Herrlich, und noch einmal ganz besonders feine Fotos.
                                                Das weckt Begehrlichkeiten......schon mal planen.....
                                                Danke. Das mit den schönen Fotos, die Sehnsucht wecken, kann ich nur zurück geben. Vielleicht sollten wir einfach Planungsnotizen tauschen?

                                                Zitat von OttoStover Beitrag anzeigen
                                                Oh yes, the area between Stadda to Sorjus is one of my favourites both summer and winter. And the small Konsul Perssons Stuga is one of the few swedish tourist huts that really have "soul". Now Im too interested in the continuation of the story .
                                                Hei Otto, absolutely! It is an awesome area and must be stunning in Winter - something more on my list.

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                                                • evernorth
                                                  Fuchs
                                                  • 22.08.2010
                                                  • 1835
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                  Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                                  Danke. Das mit den schönen Fotos, die Sehnsucht wecken, kann ich nur zurück geben. Vielleicht sollten wir einfach Planungsnotizen tauschen?
                                                  Planungsnotizen tauschen? Das können wir sehr gerne machen. Vielleicht treffen wir uns ja auf der Lyngen Halbinsel??
                                                  Im Aug. / Sept. bin ich wohl für Teil II wieder dort.
                                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                                    Fuchs
                                                    • 18.10.2008
                                                    • 1076
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                    Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                                    Hei Otto, absolutely! It is an awesome area and must be stunning in Winter - something more on my list.
                                                    Since I have had dogs in so many years, I have mostly crossed this area in winter. (The NPs in northern Sweden is only open for dogs from 1/1 to 1/5) Yes some of these crossings were stunning, but after a "close shave" many years ago I warn people for the part between Sorjus and Sulis. Do NEVER enter the highest parts in this area in strong winds and snow!
                                                    Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
                                                    Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

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                                                      Erfahren
                                                      • 01.02.2012
                                                      • 211
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                      Hi Agnes,
                                                      das ist wirklich ein prima Bericht. Es macht viel Spaß, Bilder von Gegenden anzuschauen, durch die man vor kurzem selbst noch gewandert ist. Gerade von der Ecke um Stadda hab ich seltsamerweise kaum eigene Fotos.

                                                      Schön, daß du auch den Shopverkäufer in Stalo aufs Bild gekriegt hast. Bei euch war der Laden ja noch richtig voll.

                                                      Zum Thema Sorjus im Winter kann ich das, was Otto gesagt hat nur bestätigen.
                                                      Als wir dort waren, war gerade ein Abgeordneter der DNT aus Sulitjelma (SOT?) vor Ort. Wie du auch, hab ich mir gedacht, daß dies eine gute Ecke für Wintertouren sein müsse und hab ihn nach Tips und den Verhältnissen im Winter gefragt. Er meinte dann, daß die Gegend erst ab April/Mai gut für Wintertouren geeignet sei (wenn man nicht dort oben wohnt und spontan Wetterlücken ausnutzen kann), weil die Ecke notorisch sturmumtost ist.

                                                      Ich hab immer wieder mal auf yr.no nachgeschaut und es stimmt. Wenn irgendwo eine hohe Sturmwahrscheinlichkeit in Lappland ist, dann dort.
                                                      Viele Grüße
                                                      Horst

                                                      Kommentar


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                                                        • 23.08.2012
                                                        • 471
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                        Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                        Planungsnotizen tauschen? Das können wir sehr gerne machen. Vielleicht treffen wir uns ja auf der Lyngen Halbinsel??
                                                        Im Aug. / Sept. bin ich wohl für Teil II wieder dort.
                                                        Dieses Jahr schaffe ich das wohl leider noch nicht und werde eher in südlicheren Gefilden unterwegs sein. Freue mich aber schon auf Deinen Bericht zu Teil II!

                                                        Zitat von Horst24 Beitrag anzeigen
                                                        Hi Agnes,
                                                        das ist wirklich ein prima Bericht. Es macht viel Spaß, Bilder von Gegenden anzuschauen, durch die man vor kurzem selbst noch gewandert ist. Gerade von der Ecke um Stadda hab ich seltsamerweise kaum eigene Fotos.

                                                        Schön, daß du auch den Shopverkäufer in Stalo aufs Bild gekriegt hast. Bei euch war der Laden ja noch richtig voll.
                                                        Danke, Horst! Genauso ging es mir Deinem Bericht auch. Ich finde es immer interessant zu sehen, was andere so am Weg sehen und auf Fotos festhalten.

                                                        Hehe, Ihr habt dafür den Stugvärd auf einem Bild.

                                                        Zitat von OttoStover Beitrag anzeigen
                                                        Since I have had dogs in so many years, I have mostly crossed this area in winter. (The NPs in northern Sweden is only open for dogs from 1/1 to 1/5) Yes some of these crossings were stunning, but after a "close shave" many years ago I warn people for the part between Sorjus and Sulis. Do NEVER enter the highest parts in this area in strong winds and snow!
                                                        Zitat von Horst24 Beitrag anzeigen
                                                        Zum Thema Sorjus im Winter kann ich das, was Otto gesagt hat nur bestätigen.
                                                        Als wir dort waren, war gerade ein Abgeordneter der DNT aus Sulitjelma (SOT?) vor Ort. Wie du auch, hab ich mir gedacht, daß dies eine gute Ecke für Wintertouren sein müsse und hab ihn nach Tips und den Verhältnissen im Winter gefragt. Er meinte dann, daß die Gegend erst ab April/Mai gut für Wintertouren geeignet sei (wenn man nicht dort oben wohnt und spontan Wetterlücken ausnutzen kann), weil die Ecke notorisch sturmumtost ist.

                                                        Ich hab immer wieder mal auf yr.no nachgeschaut und es stimmt. Wenn irgendwo eine hohe Sturmwahrscheinlichkeit in Lappland ist, dann dort.
                                                        Good to know! Stimmt, die alte Sorjushytta hatte es ja vor einigen Jahren auch einfach vom Winde verweht. Und ganz schön steil wird es auch noch mal, mit Sturm sicherlich alles andere als ein Kindergeburtstag...

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                                                          • 17.08.2008
                                                          • 1503
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                          Bin jetzt dazu gekommen, den Bericht in Ruhe zu lesen. Dankeschön! Ich muss aber zugeben, so toll der Sarek auch ist, am besten hat mir (die Erinnerung an) Tuottar gefallen. Man hat einfach seine Lieblingsplätze, denke ich.

                                                          Und dann noch ein kleiner Kommentar:

                                                          Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen

                                                          Blaubeerglück
                                                          Auf deinem Bild sehe ich nur Rauschbeeren. Aber wenn sie geschmeckt haben, ist es ja egal.

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                                                            Fuchs
                                                            • 18.06.2014
                                                            • 1591
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                            Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                                            Ich finde es immer interessant zu sehen, was andere so am Weg sehen und auf Fotos festhalten.
                                                            Na, wenn das so ist, kann ich ja gar nicht anders, als mein Bild vom Viejeluoppal 2012 einzustellen:


                                                            Zu den Rauschbeeren schreibt eins meiner vielen Botanikbücher "Vergiftungserscheinungen: Rauschartige Erregung, Erbrechen, Pupillenerweiterung, Schwindelgefühl wurden gelegentlich nach Verzehr von Früchten beobachtet. Intoxikationen sind wahrscheinlich nur nach dem Verzehr größerer Mengen möglich..."
                                                            Deshalb war ich mit denen immer etwas vorsichtig, obwohl ich sie ganz gerne esse - Wieviel sind denn "größere Mengen"? Nachdem ich Deinen Becher gesehen habe - und Du hattest ja offenbar keine Probleme damit - werde ich beruhigt mehr davon essen
                                                            Allerdings kann ich nicht von der Hand weisen, dass ich auf dem Padjelantaleden manchmal leichte Rauschzustände und Schwindelgefühle hatte, die führe ich aber eher auf den wundervollen Weg zurück und ich berausche mich schon wieder an Deinen schönen Bildern! Hab' Dank dafür!

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                                                              Erfahren
                                                              • 23.08.2012
                                                              • 471
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen
                                                              Bin jetzt dazu gekommen, den Bericht in Ruhe zu lesen. Dankeschön! Ich muss aber zugeben, so toll der Sarek auch ist, am besten hat mir (die Erinnerung an) Tuottar gefallen. Man hat einfach seine Lieblingsplätze, denke ich.
                                                              Absolut, Laponia hat viele schöne Ecken, nicht nur den Sarek und ich hoffe, ich habe den Bericht nicht nur auf letzteren reduziert. Möchte von allem gerne noch mehr sehen und natürlich habe ich nach dieser Tour einige neue Lieblingsplätze.

                                                              Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen
                                                              Auf deinem Bild sehe ich nur Rauschbeeren. Aber wenn sie geschmeckt haben, ist es ja egal.
                                                              Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                              Zu den Rauschbeeren schreibt eins meiner vielen Botanikbücher "Vergiftungserscheinungen: Rauschartige Erregung, Erbrechen, Pupillenerweiterung, Schwindelgefühl wurden gelegentlich nach Verzehr von Früchten beobachtet. Intoxikationen sind wahrscheinlich nur nach dem Verzehr größerer Mengen möglich..."
                                                              Deshalb war ich mit denen immer etwas vorsichtig, obwohl ich sie ganz gerne esse - Wieviel sind denn "größere Mengen"? Nachdem ich Deinen Becher gesehen habe - und Du hattest ja offenbar keine Probleme damit - werde ich beruhigt mehr davon essen
                                                              Ups, mir war bisher gar nicht bewusst, dass es in der Gattung der Heidelbeeren solche Unterschiede gibt - abgesehen von der amerikanischen Heidelbeere. Ich habe diese Rauschbeeren immer gegessen (und werde es wohl auch weiterhin tun) und sie für Blaubeeren gehalten, da mir das Fruchtfleisch nicht allzu hell erschien. Musste jetzt erst mal googlen... Im englischen sowie schwedischen Wiki-Eintrag lässt sich allerdings nicht viel zu Nebenwirkungen und co finden. Mir haben sie sehr gut geschmeckt (1000x besser als Kulturheidelbeeren...) und ich hatte auch nie einen Rausch davon...

                                                              Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                              Na, wenn das so ist, kann ich ja gar nicht anders, als mein Bild vom Viejeluoppal 2012 einzustellen:
                                                              Oh wie schön. Solch eine Sichtung gab es bei uns ja leider auf der ganzen Tour nicht.

                                                              Ich rausche mal weiter, damit auch der letzten Abschnitt zeitnah kommt (dann mit richtigen Blaubeeren!).

                                                              Und natürlich Danke für Eure netten Kommentare.
                                                              Zuletzt geändert von Kuoika; 03.02.2015, 20:21.

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                                                              • Mika Hautamaeki
                                                                Alter Hase
                                                                • 30.05.2007
                                                                • 3996
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                Wo ist denn der Unterschied zu Baubeeren? Ich hätte die wohl auch für Blaubeeren gehalten, nicht für Rauschbeeren.
                                                                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                A. v. Humboldt.

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                                                                  Vorstand
                                                                  Fuchs
                                                                  • 18.06.2014
                                                                  • 1591
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                  Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                                                                  Wo ist denn der Unterschied zu Baubeeren? Ich hätte die wohl auch für Blaubeeren gehalten, nicht für Rauschbeeren.
                                                                  Schau mal in Wikipedia unter Vaccinium myrtillus (Heidelbeere) und Vaccinium uliginosum (Rauschbeere). Zu letzterer sehe ich gerade, steht sogar wörtlich, was ich auch zitiert habe, das ist wohl die gleiche Quelle. Heidelbeeren haben dunkleres Fleisch, schmecken süßer, die "Delle" an der Frucht gegenüber vom Stielansatz ist breiter, die Zweige sind weicher (bei der Rauschbeere stärker verholzt). Am besten sieht man die zugegeben feinen Unterschiede natürlich, wenn man mal zwei im direkten Vergleich sieht.

                                                                  Kommentar


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                                                                    Erfahren
                                                                    • 23.08.2012
                                                                    • 471
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                                                                    AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                    Möglicherweise etwas klein, aber Blaubeeren sollten es sein:



                                                                    Zu den "Nebenwirkungen": eine antike Publikation.

                                                                    Kommentar


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                                                                      • 1591
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                      Zitat von Kuoika;
                                                                      ... aber Blaubeeren sollten es sein
                                                                      Aber sowas von Da fällt mir anhand der Fotos auch auf, dass ich mir gar nicht so viel Mühe hätte machen müssen, die Unterschiede zu erklären - die Flecken an den Fingern sind das beste Indiz
                                                                      Hm, ich kriege Appetit!

                                                                      Kommentar


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                                                                        Alter Hase
                                                                        • 30.05.2007
                                                                        • 3996
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                        Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                        Schau mal in Wikipedia unter Vaccinium myrtillus (Heidelbeere) und Vaccinium uliginosum (Rauschbeere). Zu letzterer sehe ich gerade, steht sogar wörtlich, was ich auch zitiert habe, das ist wohl die gleiche Quelle. Heidelbeeren haben dunkleres Fleisch, schmecken süßer, die "Delle" an der Frucht gegenüber vom Stielansatz ist breiter, die Zweige sind weicher (bei der Rauschbeere stärker verholzt). Am besten sieht man die zugegeben feinen Unterschiede natürlich, wenn man mal zwei im direkten Vergleich sieht.
                                                                        Was mir bei den Wiki-Fotos/Abbildungen aufgefallen ist, ist die Tatsache, daß bei der Rauschbeere die Stengel holzfarben sind, bei der Blaubeere aber grün (Letzter Bereich an der Frucht), ist das verlässlich?
                                                                        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                        A. v. Humboldt.

                                                                        Kommentar


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                                                                          Erfahren
                                                                          • 23.08.2012
                                                                          • 471
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                          In Horsts Sarekbericht gibt es ein schönes Blaubeerfoto, wo man auch ganz gut sieht, dass der Stengel nicht verholzt ist. Wenn ich jetzt so vergleiche, wächst die Rauschbeere auch nicht so "hoch", habe das vorher immer auf das Klima im Hochfjäll geschoben. Und Blau ist nicht gleich Blau.

                                                                          Heute Abend gibt es dann Sulitjelma-Blaubeeren zu sehen.

                                                                          Kommentar


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                                                                            Fuchs
                                                                            • 17.08.2008
                                                                            • 1503
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                            Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                                                                            Was mir bei den Wiki-Fotos/Abbildungen aufgefallen ist, ist die Tatsache, daß bei der Rauschbeere die Stengel holzfarben sind, bei der Blaubeere aber grün (Letzter Bereich an der Frucht), ist das verlässlich?
                                                                            Außer dass sie irgendwann nicht mehr grün, sondern rot sind. Wenn man weiß, dass es Unterschiede gibt, erkennt man sie relativ schnell, denke ich. Blaubeeren sehen von der Pflanze selbst (vor allen Dingen die Blätter) ganz anders aus. Oft wachsen sie übrigens gemischt, da kann man dann sehr gut mal vergleichen. Ich bevorzuge Blaubeeren, habe aber auch schon die ein oder andere Rauschbeere gefuttert, ohne irgendwelche Auswirkungen zu spüren. Vielleicht sollte man in die Diskussion dann auch noch die Krähenbeeren einbringen, deren Pflanze aber wirklich ganz anders aussieht. Da gehen die Meinungen über den Geschmack doch sehr auseinander. Dass es keine Blaubeeren sind, erkennt man schnell. Frisch gepflückt esse ich sie ab und zu, aber zum Aufheben für später fand ich sie dann viel zu bitter.

                                                                            Kommentar


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                                                                              Erfahren
                                                                              • 01.02.2014
                                                                              • 303
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                              Liebe Beerensammlergemeinde!
                                                                              Ich glaube, die zuverlässigste Methode, die Blaubeere und Rauschbeere auseinanderzuhalten, ist tatsächlich der "Blaufingertest" (s. Kuoikas Fotos)
                                                                              Aber auch bei Verwechslung: keine Sorge! Rauschbeeren sind definitiv nicht giftig und haben auch keine sonstigen sonderbaren Nebenwirkungen. Sie sind im Gegenteil richtig gesund, beinhalten z.B. viel mehr Vitamin C als Blaubeeren. Sie schmecken nur wässriger und fader und sind deshalb nicht so beliebt.
                                                                              Gesunde Grüße, maahinen

                                                                              Kommentar


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                                                                                Erfahren
                                                                                • 23.08.2012
                                                                                • 471
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen
                                                                                Vielleicht sollte man in die Diskussion dann auch noch die Krähenbeeren einbringen, deren Pflanze aber wirklich ganz anders aussieht. Da gehen die Meinungen über den Geschmack doch sehr auseinander. Dass es keine Blaubeeren sind, erkennt man schnell. Frisch gepflückt esse ich sie ab und zu, aber zum Aufheben für später fand ich sie dann viel zu bitter.
                                                                                Die habe ich irgendwie noch nie probiert. Vielleicht auf der nächsten Tour.

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Erfahren
                                                                                  • 23.08.2012
                                                                                  • 471
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                  25. August, Pausentag, Stáddátjåhkkå

                                                                                  Heute bin ich schon ziemlich zeitig wach. Es ist ein wunderbarer sonniger Morgen und ich träume noch lange mit offenen Augen und offenem Zelt vor mich hin. Wir haben noch 3.5 Tage Zeit, bis wir in Sulitjelma in den Bus steigen wollen und leisten uns deshalb einfach einen Pausentag an diesem schönen Plätzchen.


                                                                                  Perfekter Morgen.

                                                                                  Während Efbomber sich und vor allem seinen Füßen einen kompletten Ruhetag gönnt, kann ich nicht ganz still sitzen und starte nach dem Frühstück einen Ausflug auf den Stáddátjåhkkå. Das Wetter für diesen kleinen Aussichtsberg ist ja bestens. Ich laufe einfach nach Süden den Berghang hoch, der eigentlich nie richtig steil oder geröllig wird, zumindest nicht auf meiner eingeschlagenen Route. Schon während des Aufstiegs habe ich eine schöne Aussicht über den den Sårjåsjaure und die umliegenden Berge. Noch vor Erreichen des Gipfels kann ich etwas von der beeindruckenden Eis- und Schneekappe des norwegischen Gletschers Blåmannsisen sehen.


                                                                                  Die Konsul Perssons Stuga wird schnell kleiner.


                                                                                  Wunderschöner Sårjåsjaure. Klick-Klack-Pano.


                                                                                  Der Gletscher Blåmannsisen zeigt sich langsam.

                                                                                  Nach einer guten Stunde erreiche ich auch schon den Gipfel auf 1305 m Höhe und habe beste Sicht in alle Richtungen, zum Miehttjevágge, über das Sulitelmamassiv, zum Blåmannsisen und über den westlichen Teil des Padjelantas.


                                                                                  Das Miehttjevágge.


                                                                                  Majestätisches Sulitelmamassiv.


                                                                                  Sorjostjåhkkå und ein bisschen vom Blåmannsisen.


                                                                                  Blick zum westlichen Padjelanta. Klick-klack-Pano.

                                                                                  Ich bin hin und weg. Der Ausflug hat sich gelohnt!


                                                                                  Weil´s mich freut.

                                                                                  Ich mache eine ausgedehnte Fotopause und setzte mich später noch für ein paar Minuten in den Windschatten des Gipfels, bevor ich mich auf den Rückweg mache.


                                                                                  Aussicht Richtung Stáddájåhkåhütten.

                                                                                  Nach 2.5 Stunden bin ich schließlich wieder an unserem Lagerplatz. Ein paar Leute sind von den Staddajåhkåhütten gekommen, gehen aber nach ihren Pausen wieder zurück. Ich setzte mich mit einem Buch aus der Hütte (über die hiesige Fjällregion, schon mal neue Ideen sammeln…) und einer Tasse heißem Pudding in die Sonne. Fletzen, essen, schlafen.


                                                                                  Abendstimmung am Sårjåsjaure.

                                                                                  26. August, Sorjushytta

                                                                                  Auch dieser Tag beginnt mit einem sonnigen, ruhigen Morgen und man kann sich kaum am Sårjåsjaure satt sehen. Der Norweger, der gestern noch zur Hütte kam, scheint schon über alle Berge zu sein. Er will heute noch bis nach Sulitjelma laufen. Wir gehen es da etwas ruhiger an. Kurz vor Mittag brechen wir auf. Bis zur Sorjushytta sind es laut Schild 10 km.



                                                                                  Der Weg ist zunächst recht grün und bis zur schwedisch-norwegischen Grenze gibt es kaum noch Markierungen, so dass wir ab und zu auch mal den Pfad verlieren. Genauso schnell finden wir ihn aber meist auch wieder. Die Route ist ja zudem eigentlich durch See und Berge nicht wirklich zu verfehlen.






                                                                                  Sorjostjåhkkå voraus.



                                                                                  Kurz vor Streckenhälfte erreichen wir die Grenze, die neben dem gelben Grenzschild durch zwei große Steinmännchen markiert ist. Es hat sich außerdem jemand die Mühe gemacht, mit Steinen eine Linie zu ziehen, über die man dann schreiten kann. Der nächste offizielle Grenzstein liegt am Hammaren.


                                                                                  Hej då Sverige, Hei Norge!

                                                                                  Von nun an prangt in regelmäßigen Abstanden ein T an Steinen, die nun auch wieder mehr werden. Die Ts führen uns direkt zu einer Brücke über einen Gletscherbach. Man könnte wohl auch furten, wir nehmen aber trotzdem die Brücke, auch wenn sie etwas schwindelerregend ist. Außerdem kommt man der umliegenden Gletscherwelt so noch mal ein Stückchen näher.


                                                                                  Lustige norwegische Brücke.

                                                                                  Kurz darauf laufen wir wieder nah am Seeufer. Der See heißt mittlerweile Bajip Sorjosjávri und beherbergt hier ein kleines Insellabyrinth.



                                                                                  Ich erspähe kurz darauf eine kleine Hütte und halte sie schon für die Sorjushytta. Dass man die Hütte nicht wirklich trockenen Fußes erreichen kann, macht dann doch etwas stutzig. Ein Blick auf die Karte zeigt schnell, dass das noch nicht die angepeilte DNT Hütte ist. Also geht es nach einer schönen Pause noch ein Stückchen weiter, unter anderem vorbei an einem einzelnen Skistock. Ob der zu dem Ski im Lullihavágge passt? Nach Passieren eines letzten Schneefeldes ist dann auch die richtige Sorjushytta zu sehen, malerisch gelegen unterhalb des Namensgebers Sorjostjåhkkå.




                                                                                  Ankunft an der Sorjushytta.

                                                                                  Von hier sind es übrigens 12.5 km bis zur Sårjåsjaurestugan. Ah ja... Zwei Däninnen haben schon einen Teil der Haupthütte bezogen und ermöglichen einen Hüttenrundgang, norwegische Hütten sind neu für uns. Viele Zeltplätze gibt es hier nicht wirklich, wir werden aber trotzdem unterhalb der Hütten fündig. Es ist mal wieder eine Punktlandung. Nach dem häuslichen Einrichten und einem Sprung in den kalten See fängt es an zu regnen. Es bleibt aber bei einem Schauer und später können wir wieder draußen sitzen und kochen.


                                                                                  Camping is happiness.

                                                                                  27. August, Ny-Sulitjelma

                                                                                  Im Vergleich zu anderen Tourentagen sind wir heute doch schon recht zeitig auf den Beinen. Das Frühstück fällt bei mir recht üppig aus. So kurz vor Tourenende gilt für mein Proviant: alles muss raus. Für den nächsten Morgen hebe ich mir lediglich eine Portion Müsli und etwas Knäckebrot auf. Käse- und Salamiereste werden gnadenlos vernichtet. Für die letzten Höhenmeter schadet das sicherlich auch nicht.


                                                                                  God morgon!


                                                                                  Draußen schmeckt´s am besten.

                                                                                  Wolken ziehen auf und nach den recht sonnigen letzten Tagen geht es heute bei eher grauem Wetter weiter. Nach dem Überqueren einer kleinen, noch neuen Brücke bei den Hütten beginnt ein längerer Anstieg, bei dem es noch einmal auf knapp über 1000 hm hoch geht. Es wird sehr karg und steinig.




                                                                                  Letzter größerer Anstieg.


                                                                                  Wehmütiger Blick zurück zur Sorjushytta.

                                                                                  Und trotz der Unwirtlichkeit hat es seinen Reiz. Es erinnert mich ein wenig an Dossagevággi und Dossagemvággi zwischen Katterjåkk und Unna Allakas, wo ich Geröll lieben gelernt habe.


                                                                                  Im Reich der Steine.

                                                                                  Wir passieren einige kleinere Schneefelder und wandern an kleinen Gletscherfetzen unterhalb des Sorjostjåhkkå vorbei. Laut Literatur und Karte laufen wir dabei auch über einen kleinen Gletscherrest. Wir bekommen davon aber nicht wirklich etwas mit. Kurz vor dem Bajep Sårjåsjávrásj ist der höchste Punkt der Etappe geschafft. Trotz des geringen Kontrastes zwischen Himmel, Schnee und Eis, können wir noch mal etwas vom Blåmannsisen sehen. Man kann nur ansatzweise erahnen, welch beeindruckender Riese dahinter steckt.


                                                                                  Suchbild: Blåmannsisen.


                                                                                  Am Bajep Sårjåsjávrásj.



                                                                                  Von nun geht es immer wieder etwas auf und ab, bis wir ziemlich steil zum Storelvvatnan absteigen und endgültig den Fuß des Sorjostjåhkkå verlassen.


                                                                                  Storelvvatnan.

                                                                                  Danach folgt wieder eine kleiner Aufstieg, dann wieder eine kleiner Abstieg usw. Ich wandere gerne jojo! Und dann, dann wird es wieder grüner und auf einmal stehen wir an einer fahrtauglichen Schotterpiste, an deren Ende ein paar Autos geparkt sind. Da sind wir also wieder in der Zivilisation angelangt.


                                                                                  Die Zivilisation naht. Ny-Sulitjelma.

                                                                                  Fast... Bis zur Hütte Ny-Sulitjelma muss man nicht der Straße folgen und kann weiter am Hang auf einem Pfad wandern. Je näher wir der Hütte kommen, umso mehr Blaubeeren wachsen am Wegesrand und ich kann nicht widerstehen, mir direkt meine Tasse voll zu pflücken. Dieses Mal sind es auch keine Rauschbeeren, ich erinnere mich noch genau an den Stengel, der nicht verholzt war, die kräftige Farbe der Früchte, die dann auch meine Hände sehr schnell angenommen hat und denn noch besseren Geschmack. Das gibt später noch lecker Beerenkompott!


                                                                                  Hm... Blåbäääär.

                                                                                  Wir zelten etwas unterhalb der Hütte, mehr oder weniger genau an der Straße, über die immer wieder Autos hoch (zu einer Wasserkraftanlage?) oder runter fahren. Meist wird uns fröhlich gewunken.

                                                                                  28. August, Sulitjelma


                                                                                  Letzter Morgen im Fjell.

                                                                                  Unsere Tour nähert sich dem Ende und heute laufen wir nur noch ein paar km runter in das alte Bergbaudorf Sulitjelma.
                                                                                  Die Schotterpiste ist ganz schön steil, immer wieder schlängeln sich Autos nach oben, auch mal schweres Baugerät, so dass wir zusehen müssen, Land zu gewinnen. Ich wähle diesen Abstieg zum knie-unfreundlichsten der Tour.


                                                                                  Eine schöne Tour geht zu Ende.


                                                                                  Na dann...

                                                                                  Die Häuser werden immer größer und nach einer Stunde kommen wir im Dorf an. Im Café neben der Kirche gönnen wir uns erst mal ein schönes Stück Torte. Am Nachmittag geht es mit dem Bus nach Fauske, wo wir noch eine Nacht bleiben, bevor es dann direkt von dort mit dem Zug oder über Bodø mit dem Flieger wieder nachhause geht.


                                                                                  Kuuuuchen.


                                                                                  Sulitjelma.




                                                                                  Bodø






                                                                                  Schön war es. Jeder Tourenabschnitt war besonders, egal ob nun innerhalb oder außerhalb bestimmter Parkgrenzen, egal ob die Etappe eher jojo, steinig, grün oder eben war, egal ob wir jemanden "getroffen" haben oder tageweise alleine unterwegs waren. Gerne wieder. Laponia ist wunderbar.
                                                                                  Zuletzt geändert von Kuoika; 05.02.2015, 21:39.

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Fuchs
                                                                                    • 10.06.2004
                                                                                    • 1232
                                                                                    • Privat


                                                                                    #42
                                                                                    AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                    Zitat von maahinen Beitrag anzeigen
                                                                                    Sie schmecken nur wässriger und fader und sind deshalb nicht so beliebt.
                                                                                    OT: Was heisst hier fader? Ich liebe Rauschbeeren. Ich esse die sogar noch lieber viel als die normalen Blaubeeren.

                                                                                    Kommentar


                                                                                    • Mortias
                                                                                      Fuchs
                                                                                      • 10.06.2004
                                                                                      • 1232
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                      Ohh jetzt seh ich jetzt erst, dass ich meine letzten Kommentar gepostet habe bevor ich gesehen habe, dass Du Deinen Bericht fertig geschrieben hast. Wirklich nochmal ein toller Abschluss. Besonders die Bidler von Sulitelma haben mir sehr gefallen. Und danke auch für diesen schönen Bericht. Schade nur, dass er jetzt schon zu Ende ist. Jetzt hoffe ich mal, dass der Efbomber noch ein paar nette Ergänzungen liefert.

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Erfahren
                                                                                        • 23.08.2012
                                                                                        • 471
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                        Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                        Wirklich nochmal ein toller Abschluss. Besonders die Bidler von Sulitelma haben mir sehr gefallen. Und danke auch für diesen schönen Bericht. Schade nur, dass er jetzt schon zu Ende ist. Jetzt hoffe ich mal, dass der Efbomber noch ein paar nette Ergänzungen liefert.
                                                                                        Au ja, das war wirklich ein schöner Abschluss, die Region um den Sulitelma/Sulitjelma/Sulidälbmá werde ich mir irgendwann noch mal genauer anschauen.

                                                                                        Der Bericht wird ja eventuell noch ergänzt, hat also ein offenes Ende.

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Erfahren
                                                                                          • 23.08.2010
                                                                                          • 228
                                                                                          • Privat


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                                                                                          AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                          Besser spät als nie hau ich jetzt auch noch ein Dankeschön für diesen tollen Bericht raus! Leider konnte ich immer nur zwischen irgendwelchen anderen Dingen Abschnitt für Abschnitt lesen. Sobald man anfängt, will man auch weiterschmöckern. Nicht zuletzt, weil man ja selbst beteiligt war. Tat richtig gut in der hektischen Zeit sich hin und wieder an diese wundervolle Tour zu erinnern und einen gewissen Grad an Entspannung zurückzugewinnen!

                                                                                          Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                          Jetzt hoffe ich mal, dass der Efbomber noch ein paar nette Ergänzungen liefert.
                                                                                          Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                                                                          Der Bericht wird ja eventuell noch ergänzt, hat also ein offenes Ende.
                                                                                          Nicht nur eventuell, ich liefere definitiv noch meine Sicht der Dinge ab. Ich kann nicht versprechen, dass ich das so schnell über die Bühne bekomme, wie Kuoika, aber wenn ich erst einmal den Anfang gemacht habe, dann wird es auch zu Ende gebracht
                                                                                          Lieben Gruß
                                                                                          David

                                                                                          PS: für deine Fotos! Da kann ich leider nicht mithalten

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            • 23.08.2010
                                                                                            • 228
                                                                                            • Privat


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                                                                                            AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                            Na dann wollen wir auch mal etwas zu diesem herrlichen Bericht beitragen!

                                                                                            Da ich bereits im April eine Tour entlang des Bohusleden geplant hatte, aber die Deutsche Bahn mir einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, wurde es allerhöchste Zeit loszukommen. Irgendwie sind Kuoika und ich übers Forum durch unsere Berichte und einige PNs auf die Idee gekommen eine Tour gemeinsam zu starten. Was etliche Ideen und Planungsstunden vorab in Anspruch genommen hatte, zahlte sich dann Anfang August aus. Es ging nach über einem Jahr endlich wieder nach Lappland! Die Vorfreude war gigantisch!

                                                                                            Die Anreise - 09.08.2014
                                                                                            Wie immer ging es mit der Bahn nach Stockholm. Leider nicht so ruhig und gelassen, wie sonst. Die Züge waren recht überfüllt und bereits von Hamm nach Hamburg durfte ich im Gang des Regionalzugs sitzen. Ständig sind irgendwelche Leute an mir vorbeigelaufen, auf der Suche nach Sitzplätzen. Natürlich ohne Erfolg. Zum Glück bin ich recht erholt gestartet und nicht müde. Die knapp 3 Stunden ziehen sich gewaltig, aber immerhin bleibt es unterhaltsam. Polizeibeamte drängeln sich durch die Abteile und lassen jeden dunkelhäutigen Passagier seine Papiere vorzeigen. Genau in meinem Wagon werden sie auch noch fündig und holen 5 Afghanen, angeblich illegal in Deutschland, aus einem Abteil. Keiner wiedersetzt sich, keiner versteht, was die Beamten wollen. Sie folgen mit gesenkten Köpfen und verlassen den Zug am nächsten Halt. Das Abteil wurde blitzschnell von einigen Passagieren besetzt, so dass es auf dem Gang ein wenig leerer wurde und ich meine Beine ausstrecken kann.
                                                                                            10 Minuten später kommt eine Mutter mit einem ca. 3 bis 4 Jahre alten Kind ins Abteil, legt eine Decke aus und setzt sich ebenfalls im Gang hin. Der kleine Junge fängt an zu husten, beruhigt sich wieder. Immer im Wechsel. Auf einmal kotzt er drauf los... keine 3 Meter von mir entfernt. Die Mutter steht auf, sagt etwas in einer Sprache, die ich nicht verstehe oder kenne, packt ihren Filius am Arm, die Decke vom Boden und verlässt den Wagon wieder. Die Kotze bleibt, wo sie vom Jungen hingebrochen wurde und es fängt an zu stinken. Fängt ja gut an, denke ich mir.

                                                                                            In Hamburg komme ich zwar mit Verspätung an, aber alles noch im grünen Bereich. Der nächste Zug wird genauso voll. Ich habe keine Sitzplatzreservierung, aber mehr Glück als Verstand. Eine junge Dame lässt mich neben sich sitzen, da sie beide Plätze reserviert hat, ihre Tochter aber erst in Lübeck dazusteigt. Mein Glück hält sogar noch an, da keine Person sich zu uns in den Vierer setzt, obwohl der Platz wohl reserviert war.
                                                                                            Die Überfahrt mit der Fähre verlief ruhig und es ist nichts Aufsehenerregendes passiert.


                                                                                            Passagiere an Deck.

                                                                                            In Rødby steigt eine junge Dänin ein und setzt sich bei uns dazu. Ihr Neugeborenes hat hunger und schreit das Abteil zusammen, viele schauen sich verärgert um. Als der Hunger aber gestillt wurde, bringt ein richtig episches Bäuerchen alle Fahrgäste zum Lachen.

                                                                                            In Stockholm angekommen haben Kuoika und ich uns sehr schnell gefunden und noch flott Süßes und Softdrinks für den Rest der Reise eingekauft. Im Zug wurde sofort die Karte ausgepackt und weitergeplant und geträumt. Auch der Nachtzug wird erreicht und wir beziehen unser Quartier. Die Gesellschaft ist klasse und es stellt sich eigentlich keine Müdigkeit ein. Aber irgendwann legen wir uns hin, der Lärm im anderen Abteil hält mich weniger wach als meine eigenen Gedanken und die Vorfreude, dass es bald losgehen kann! Ich werde zwischendurch häufig wach und wundere mich jedes Mal, dass der Zug nicht in Bewegung ist.

                                                                                            Nach der Anfahrt die ersten Höhenmeter - 10.08.2014

                                                                                            Ganz ohne zu hetzen geht es am Morgen weiter. Der Zug hat eine gute Stunde Verspätung, was ja bereits Kuoika erwähnt hat.


                                                                                            Zwischenstop in Boden

                                                                                            Wir haben noch genug Zeit ein Frühstück zusammen mit Svenja und Hagen, dem deutschen Päärchen, dass den Kungsleden laufen will, einzunehmen. Joghurtdrink und Käse-Schinken-Baguette gibt es für mich. Ich fühl mich total vollgefressen und von einigen Sabbelbacken im Abteil peinlich berührt. Es sind einige Deutsche dabei und irgendwie schäme ich mich fremd, als ich Brocken einiger Unterhaltungen unfreiwillig lauschen muss. Vielleicht sind mir aber die Menschenmassen der letzten Tage einfach zu viel geworden.
                                                                                            Kurz vor 9 kommen wir in Murjek an.



                                                                                            Ich bin das erste Mal hier und irgendwie gefällt mir das kleine Kaff! Ein leichter Wild-West-Charme hängt in der Luft. Nicht nur wegen der Bauweise der Häuser, auch weil es irgendwie verlassen wirkt.


                                                                                            Leerstehendes Haus in Murjek, direkt am Bahnhof gelegen

                                                                                            Keiner weis, was los ist, alle laufen ziellos durch die Gegend und warten auf einen Bus, der auch bald kommt. Leider ist das Gefährt nicht zu gebrauchen und die Hydraulik für die Ladefächer funktioniert nicht, genausowenig wie die Kühlung für den Motor. Hilfe durchs Smartphone, Tritte in den Motorraum werden anscheinend empfohlen, helfen nicht. Die Show ist zwar unterhaltsam, aber irgendwie wollen alle weiter und im Hinterkopf macht sich der Gedanke bei mir breit, dass wir heute noch starten wollten. Wir trudeln um die Bahnstation und machen ein paar Bilder.


                                                                                            Stiefmütterchen gibt es auch hier oben


                                                                                            Der Wegweiser verspricht viele Attraktionen, einige leider mehrere Kilometer weit entfernt

                                                                                            Immerhin kommen wir mit einem weiteren Paar ins Gespräch, ebenfalls aus Deutschland. Alina und Sascha. Sie wollen am Kungsleden starten und dann in den Sarek wechseln. Wir unterhalten uns im Warteraum und verputzen noch einige Kleinigkeiten, auf die wir während der Tour verzichten werden. Plötzlich stehen die Leute auf, draußen ist ein Brummen zu vernehmen. Und tatsächlich kommt ein nagelneuer Bus angefahren. Heute dürfen alle kostenlos nach Kvikkjokk! Alle bis auf diejenigen, die ihr Ticket schon vorab gebucht haben, so wie wir

                                                                                            Kurz nach 14 Uhr kommen wir endlich an! Während der Anfahrt hat es noch geregnet, aber als wir in Kvikkjokk aus dem Bus steigen, ist es trocken. Wir besuchen noch kurz die Fjällstation für einen letzten Toilettengang und um nach Björn zu fragen, dem Bootsmann. Dieser sei unterwegs, sagt man uns. Hagen und Svenja bestellen sich noch das Mittagessen, ich glaube es waren Burger. Draußen wiegen wir noch unsere Rucksäcke. Ich bin bei 29kg und das erste Mal unter 30kg beim Start einer Tour! Ich klopfe mir gedanklich selbst auf die Schulter zu dieser Leistung. Hier verabschieden wir uns auch von Alina und Sascha, aber nicht bevor Mail- und Blogadresse ausgetauscht sind.

                                                                                            Am Bootsanleger warten wir darauf, dass Björn vom Padjelanta zurückkommt und uns übersetzen kann.


                                                                                            Uns begrüßt sogar stellenweise die Sonne!

                                                                                            Die Zeit nutzen wir um ein paar Fotos zu machen und sich nochmals zu Hause zu melden, was bei mir nicht wirklich gelingen will. Ich bekomme einfach keine SMS durch. Naja, nicht schlimm, die letzte SMS besagte ja von meiner Ma, dass wir uns melden sollten, wenn wir da sind. Zu diesem Zeitpunkt assoziierte mein Gehirn ein "wieder" dazu, was selbstverständlich zum Irrtum führte, dass ich mich erst nach der Tour wieder melden sollte.

                                                                                            Irgendwann kam dann auch Björn mit einer Fuhre von Leuten, die er bei uns abgesetzt hat. Für 50 schlappe SEK gab es dann auch endlich unsere langersehnte Überfahrt. Der Wasserstand war so niedrig, dass wir das Gewicht im Boot verteilen mussten und eine größere Sandbank umfahren werden konnte. Kuoika und ich knipsen ein paar Fotos und ich genieße es meine Hand ab und an ins kühle Nass zu tauchen. Einfach nur herrlich.


                                                                                            Wie immer starte ich frisch frisiert auf eine Tour


                                                                                            Die Sandbank will umfahren werden


                                                                                            Blick Richtung Tarradalen und Tarrekaise


                                                                                            Gleich endet die nur wenige Minuten dauernde Überfahrt. Der Gamájåhkå führt nur wenig Wasser.

                                                                                            Am anderen Ufer angekommen gibt Björn noch ein paar Tips mit auf den Weg und wir gehen endlich los! Auf den ersten Schritten fange ich langsam an zu realisieren, dass ab jetzt nichts organisatorisches mehr im Weg steht. Jetzt kommt es nur noch auf uns selbst an für die nächsten 18 Tage!


                                                                                            Hier gehts lang!

                                                                                            Der Anstieg zum Prinskullen erweist sich in mehreren Punkten als unangenehm für mich. Es ist relativ warm und schwül im Wald, was bei mir sofort zu Schweissausbrüchen führt. Es gibt am Anfang noch die Möglichkeit Wasser von einer Quelle auf Björns Grundstück mitzunehmen oder auf dem Pfad selbst, aber der Rinnsaal war fast trocken. Somit hatte ich für ca. 500 Höhenmeter einen Liter zur Verfügung. Für mich leider viel zu wenig, aber am Anfang steckt man sowas auch noch locker weg!


                                                                                            Sturmschäden entlang des Pfades. Da werden Erinnerungen an 2012 wach. Damals ohne Pfad zum Umgehen.



                                                                                            Wir plackern uns den Pfad immer weiter nach oben, es ist teilweise recht steil, was dazu führt, dass meine Fersen immer stärker an den Schuhen reiben. Ich habe mir kurz vor Tourenbeginn neue Merinowollsocken von Icebreaker gekauft. Gegen Ende des Anstiegs zwickt es schon ganz schön an der Hacke. Bei einer Pause muss ich mein Shirt bereits auswringen, mir läufts aus allen Poren. Blaubeeren und kleine Snacks halten mich bei Laune. Irgendwann lasse ich Kuoika vorlaufen und kraxel in einem langsameren Tempo hinterher. Blicke zurück werden anfangs noch vom dichten Wald begrenzt, aber je höher man kommt, desto mehr geben die Bäume preis. Das spornt natürlich an schneller voran zu kommen. Ich gebe auf die letzten Meter Gas und erreiche kurz nach Kuoika den Prinskullen. Keine 2 Stunden haben wir bis hierhin benötigt. Die Pause dort oben tut in so vielerlei Hinsicht gut! Der Weitblick ist atemberaubend, trotz des etwas diesigen Wetters. Ich bin jetzt auch komplett mit dem Kopf im Fjäll angekommen. Das Wasser rationiere ich mir ein, wir müssen noch ein wenig weiter und einen der kleinen Seen finden. Der Versuch das T-Shirt, was übrigens auch vor dieser Tour bestellt wurde, ebenfalls Merinowolle, zu trocknen, schlug natürlich fehl. Während des Aufenthaltes am Prinskullen wird mir frisch um den Kopf und ich suche meine Mütze im Rucksack. Leider finde ich diese nicht direkt und harre leicht fröstelnd aus. Ich will nicht vor dem Lagerplatz meinen richtig toll gepackten Rucksack durchpflügen wie eine Wildsau.


                                                                                            Kuoika bei der Fotopause


                                                                                            Traumhaft schöner Ausblick!

                                                                                            Als wir nach der Pause weiterlaufen kommen wir bald an einem Rentierzaun an. Ein Rest vom Skelett; Geweih, Schädel und ein Teil vom Rückgrat hängen im Zaun fest.


                                                                                            Tja, richtig blöd gelaufen fürs Rentier.


                                                                                            Die Sonne bricht für uns durch die dichte Wolkendecke

                                                                                            Wir wandern durch das sehr nasse Vállevárre dem Vallespiken entgegen. Irgendwo hier müssten kleine Seen sein, die wir aber aus der Ferne einfach nicht sehen können. Der Durst nervt doch schon arg und langsam merke ich, wie sich meine Batterien von der langen Anfahrt auspowern.


                                                                                            Wir halten uns an die Renwächterhütte, die alsbald in unserem Blickfeld auftaucht

                                                                                            Als ich mich umdrehe, muss ich kurz staunend ein Foto machen. Die Fernsicht ist genial. Ganz weit hinten kann man Rittak und Tjaktjajaurre erkennen.



                                                                                            Irgendwann erblicken wir dann endlich einen kleinen Tümpel, der zur Hälfte ausgetrocknet ist. Ich freue mich diebisch und ich hole mir sofort etwas zu trinken. Das Wasser schmeckt irgendwie abgestanden, ja fast schon leicht säuerlich im Nachgeschmack. Kein Wunder, wo auch überall auf den Steinen drumrum Rentierhaare liegen. Die saufen hier nicht nur, die gehen hier auch baden! Ich trinke es ungefiltert und ungekocht, es blieb ohne Folgen für mich! Im Wasser sind aber auch haufenweise rote Flöhe oder Larven, oder was auch immer das für Viecher sind. Fürs Abendessen unbedenklich, da abgekocht, werfe ich aber für die Nacht doch lieber ne Chlortablette aus Budeswehrbestand in die Trinkflasche. Schwimmbad lässt grüßen! :-)


                                                                                            Unser erstes Lager! Fantastisch!

                                                                                            Nachdem die Zelte aufgebaut sind, machen wir uns auch ans Kochen. Für mich gab es auf dieser Tour abends nur Nudeln. Das ist aber okay, ich liebe Nudeln! Dieses Mal habe ich Buchstabennudeln eingepackt (richtig geiles Packmaß). 250g Packungen, die mir für jeweils 2 Tage ausreichten. Kosten 39 Cent und gibt es in diversen Discountern. Der Topf wurde Abend für Abend randvoll und natürlich auch brav geleert! Wir sitzen noch relativ lange draußen und beobachten den Mond über den Hügeln und die Rentiere um uns herum. Ein richtig schöner Start für diese Tour!
                                                                                            Meine Mütze suche ich übrigens auch noch. Vergebens! Ich muss sie nach meiner gescheiterten Tour im April wohl noch verwendet und anschließend zu Hause irgendwo verstaut haben. Ganz schön shitte so ohne Mütze...


                                                                                            Die Wolken geben den Vallespiken frei


                                                                                            Abendliche Idylle mit Vollmond


                                                                                            Die Rentiere leisten uns hier stetig Gesellschaft

                                                                                            Im Zelt verarzte ich noch meine wundgeschäuerten Fersen und lege mich zufrieden schlafen. Es ist so schön still hier, nichtmal ein Windchen weht. Ich schlafe wie ein König in meinem neuen Daunenschlafsack!

                                                                                            So! Der Anfang ist getan, jetzt wird es hier alle paar Tage weitergehen.
                                                                                            Zuletzt geändert von efbomber; 13.02.2015, 15:52. Grund: größere Fotos implementiert

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Fuchs
                                                                                              • 10.06.2004
                                                                                              • 1232
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                              Ahh wie cool, jetzt kommt also noch Dein Beitrag. Und so wie es ausschaut wird es nicht nur eine kurze Ergänzung, sondern ein richtiger Reisebericht in Deinem gewohnt heiter-lustigem Schreibstil, sehr schön. Das Einzige was ich mir noch wünschen würde, wäre eine größere Darstellung Deiner Bilder (sofern es denn möglich ist).

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Erfahren
                                                                                                • 23.08.2010
                                                                                                • 228
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                Ahh wie cool, jetzt kommt also noch Dein Beitrag. Und so wie es ausschaut wird es nicht nur eine kurze Ergänzung, sondern ein richtiger Reisebericht in Deinem gewohnt heiter-lustigem Schreibstil, sehr schön. Das Einzige was ich mir noch wünschen würde, wäre eine größere Darstellung Deiner Bilder (sofern es denn möglich ist).

                                                                                                Es war eigentlich von Anfang an geplant, dass wir beide den Reisebericht zusammen verfassen. Also immer im Wechsel Kuoika Tag 1, dann ich usw. Aus diversen Gründen konnte ich zeitlich einfach nichts für den Bericht einplanen, so dass ich erst jetzt anfange. Mittendrin mit Tag 1 aus meiner Sicht zu starten macht ja auch mal überhaupt keinen Sinn. So ist wenigstens jeder Bericht in sich geschlossen zusammenhängend.

                                                                                                Die Bilddateien habe ich dann auch nochmals überarbeitet. Wenn schon, dann einheitlich! Und nu schreibe ich mal die Fortsetzung.

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Erfahren
                                                                                                  • 23.08.2012
                                                                                                  • 471
                                                                                                  • Privat


                                                                                                  #49
                                                                                                  AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                  Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                                                                                  Es war eigentlich von Anfang an geplant, dass wir beide den Reisebericht zusammen verfassen. Also immer im Wechsel Kuoika Tag 1, dann ich usw. Aus diversen Gründen konnte ich zeitlich einfach nichts für den Bericht einplanen, so dass ich erst jetzt anfange.
                                                                                                  Und ich konnte nicht abwarten. Geht in drei Wochen auf Wintertour.

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Erfahren
                                                                                                    • 23.08.2010
                                                                                                    • 228
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                    Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                                                                                    Und ich konnte nicht abwarten. Geht in drei Wochen auf Wintertour.
                                                                                                    Da werd ich neidisch!!!
                                                                                                    Vor allem, weil ich dieses WE nach Winterberg wollte. Leider bin ich mal wieder krank und bleibe mit nem halben Keuchhusten lieber zu Hause. Dabei ist das Wetter richtig geil

                                                                                                    Hab ich wenigstens Zeit für den Bericht.

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Erfahren
                                                                                                      • 23.08.2010
                                                                                                      • 228
                                                                                                      • Privat


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                                                                                                      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                      Durch das Vállevágge - 11.08.2014

                                                                                                      Ich werde früh wach, kurz vor 7. Es wirkt schon recht hell durch die Zeltbahn und ein kurzer Blick ins Freie deutet darauf, dass der Tag richtig schön wird. Hellblauer Himmel, wenn auch leicht frisch. So kann es von mir aus bleiben. Kuoika ist bereits vor mir aus dem Zelt und legt Wanderhose und Stiefel vom Vortag zum Trocknen aus.



                                                                                                      Ein erster Blick Richtung Änok zeigt, dass es die Feuchtigkeit noch nicht bis zu uns geschafft hat. Das komplette Tal liegt unter den Wolken versteckt.



                                                                                                      Zuerst wird aber mal gefrühstückt. Ich habe mein Pferdemüsli diesmal versucht aufzuwerten. Wie sonst auch ist der Vanillinzucker dabei, aber ich habe 4 Beutel (jeweils für 2 Tage gedacht, danke für den Tip Mortias ) mit Kakaopulver vermengt. Einfach damit etwas Abwechslung auf der Tour herrscht. Natürlich erwische ich auch direkt einen mit Kakao gepimpten Beutel, Glücksgriff! Das Milchpulver rühre ich im chlordurchsetzten Wasser an, was in der Nacht nahezu unangetastet blieb. Das Ergebnis ist geschmacklich gesehen... nun, nennen wir es mal "interessant".
                                                                                                      Mittlerweile nehmen uns auch die Wolken wieder ein, so dass wir uns mit dem Aufbruch ein wenig Zeit lassen. Den Vallespiken wollen wir jetzt doch nicht mehr erklimmen, wie wir gestern Abend noch als Option offen gelassen hatten. Die Strecke bis zum Hábres ist auch schon so lang genug. Kurz vor elf packen wir dann langsam zusammen, aber ich streife noch kurz um den kleinen See, auf der Suche nach Moltebeeren. Der Geschmack vom Chlor-Kakao-Müsli muss aus meinem Mund! Das Zähneputzen alleine hilft da nicht viel. Und dann finde ich etwas richtig leckeres, wenn auch keine Moltebeere!


                                                                                                      Der Birkenpilz mundet erstklassig!

                                                                                                      Ich liebe Waldpilze und bin in Deutschland auch zur Saison immer auf der Suche. Hier oben finden sich diese kleinen Leckerbissen recht häufig. Ich kann nicht wiederstehen und verzehre ihn roh. Leicht frischer, nussiger Geschmack. Im nassen Grün um uns herum gibt es aber zahlreiche andere Pflanzen zu bewundern.



                                                                                                      Der Himmel wird wieder freier als wir die ersten Meter hinter uns haben. 11:40 und irgendwie kommt es mir vor, als ob wir noch nichts geschafft haben.


                                                                                                      Der Vallespiken kurz hinter unserem ersten Nachtlager

                                                                                                      Ich bin heilfroh, dass ich mir heute das zweite Paar Socken zusätzlich angezogen habe. Die Trittsicherheit ist gleich besser und es gibt kein Scheuern mehr im Schuh. Die Blasenpflaster, die ich übrigens das erste Mal auf einer Tour benötigt habe, werden schon fürs übrige Wohlbefinden sorgen. Die ersten Kilometer sind richtig einfach zu gehen. Der Anstieg sehr seicht, das Areal weiträumig, die Aussicht genial. Endlich passieren wir einen kleinen Strom, so dass ich das Chlorwasser in die ansonsten recht trockene Pampa schütten kann. Tut mir zwar leid für die Umwelt, aber besser die als ich!



                                                                                                      Das Wasser schmeckt hier richtig gut. Man merkt weder den abgestandenen Geschmack der Rentierärsche noch ein Anzeichen der kleinen roten Lebewesen. Neben dem frischen Wasser finden sich nun auch die ersten Moltebeeren! Kuoika hatte anfangs auf welche gehofft und ich sie ihr großmundig im Zug versprochen, da wir ja recht abseits der Hauptrouten unterwegs sein würden. Da hab ich Schwein gehabt, dass ich mich nicht geirrt habe. Wir machen ein paar Fotos von den orange-goldfarbenen Früchten und mampfen einige Hände voll weg.


                                                                                                      Motive zum Knipsen gibt es reichlich!

                                                                                                      Wir trödeln ein wenig rum und so kommen wir optisch kaum weiter, aber dieses Lappland ist auch nicht zum Durchhetzen geeignet. Gerade die ersten Tage sind richtig klasse, weil noch die Vorfreude so gewaltig ist. Man kommt ständig ins Staunen und Genießen. Das alte Ich von daheim lasse ich Schritt für Schritt zurück.


                                                                                                      Trockenheit und Nässe im Wechsel


                                                                                                      Das erste Mal Farne auf dieser Tour.


                                                                                                      Grashüpfer?

                                                                                                      Nach der ersten Stunde gibt der Blick zurück den See frei, an dem wir gelagert haben. Ist ja trotz Moltebeerenpause und Trödelei schon ein Stückchen bewältigt. Der Canyon wirkt gigantisch, obwohl er garnicht mal so groß ist.


                                                                                                      Links im Bild der kleine See, unser erster Lagerplatz

                                                                                                      Der heutige Tag bringt ein Wechselspiel von Wolken und Sonne mit sich. Ich freue mich bereits auf den ersten Strom, der sich vom Vallespiken ins Vállebäcken hinabschlängelt um frisches Wasser aufzutanken. Leider ist es so trocken und ungünstig gelegen, dass lediglich ein ganz kleiner Rinnsaal unterhalb eines Schneefeldes langfließt. Hier gibts also nichts zu holen, dann halt später!


                                                                                                      Rentiere kühlen sich oberhalb unserer Route auf dem ersten Schneefeld unserer Tour ab

                                                                                                      Ich bin richtig froh über das Wetter, wenn mir auch momentan ein wenig warm ist. Lieber so als strömender Regen!


                                                                                                      Schnee im Sommer bringt mich immer zum Grinsen


                                                                                                      In der Ferne schimmert der Sakka bei Kvikkjokk im Sonnenschein

                                                                                                      Wir laufen weiter ins Vállevágge, was zunehmend enger und steiler wird. Aber immer noch alles kein Problem und ganz gemütlich zu laufen. Obwohl es noch eine Weile im Sonnenschein weiter geht, verdichtet sich bald die Wolkendecke und es wird merklich frischer. Mir fehlt meine Mütze...
                                                                                                      Südlich von dem Gipfel 1442 halten wir uns talabwärts. Langsam wird das Wasser knapp und ich will definitiv runter zum Fluss und etwas trinken.


                                                                                                      Ein altes Maßband wird zum Kunstobjekt

                                                                                                      Ein gutes Drittel der heutigen Etappe ist bereits geschafft! Tm Bachbett angekommen wird zuerst getrunken und ein Päuschen eingelegt. Das gesamte Areal ist jetzt steinig bis geröllig und man kommt nun automatisch etwas langsamer voran. Zum Glück ist es trocken!


                                                                                                      Unterwegs am Fluss nach mehr als der Hälfte der Tagesetappe

                                                                                                      Das Tal und seine Beschaffenheit gefallen mir sehr. Vor allem, weil wir das für uns alleine haben. Doch kaum finde ich gefallen am Gedanken des Alleinwanderns, werde ich eines besseren belehrt. Uns kommen mehrere bunte Punkte entgegen. Gleich eine ganze Gruppe! Das ist Grund genug eine Pause einzulegen und uns zu ihnen weiter oben im Hang zu gesellen, als wir auf gleicher Höhe sind. Kuoika kann mit ihrem schwedisch glänzen, wohingegen ich mich in anteilsreichem Schweigen hüllen muss. Die Kurzfassung bekomme ich später mitgeteilt. Irgendwie lustig so viele Leute auf einem Haufen hier draußen zu treffen. Da mir meine Eltern nicht glauben, dass man hier meistens nie ganz alleine ist, bitte ich auf englisch um ein Foto, welches mir nicht verwehrt bleibt. Das ist mir eines der liebsten Fotos dieser Tour geworden, fragt mich aber bloß nicht warum!


                                                                                                      happy swedish people

                                                                                                      Nach der Pause versuchen wir das Tempo ein wenig anzuziehen, es ist immerhin schon 16 Uhr durch und wir haben noch ein gutes Stück vor uns. Die kleine grüne Insel inmitten dieser Steinkluft schreit geradezu danach das Zelt aufzuschlagen. Wir ignorieren die Schreie und kraxeln weiter, denn ein Blick zurück lässt nichts Gutes erahnen.


                                                                                                      Ist da etwa Regen im Anmarsch? Der Wetterbericht vor Tourenstart war jedenfalls recht pessimistisch.

                                                                                                      Die kleine Wandergruppe sind übrigens nicht die einzigen, die wir noch treffen. Noch zwei weitere Paare kommen uns entgegen. Ich empfinde beinahe Mitleid, es sieht langsam wirklich nach Regen aus und die haben noch das gesamte Tal vor sich. Mittlerweile haben wir auch schon die Jacken ausgepackt. Es wird frischer und windiger, Lapplandfeeling kommt auf!


                                                                                                      Zeit für Fotos ist immer!

                                                                                                      Kurz vor der Passhöhe auf über 1100m ist es 18 Uhr und das Tagesziel nun nicht mehr so weit. Ich bin auf den Blick hinter der Anhöhe gespannt und freue mich insgeheim schon auf meine Portion Nudeln! Bei jedem Schritt denke ich an eine andere Kombination von Nudelgericht. Der zweite Tag und ich bin schon im Fresswahnsinn, wie soll ich da denn zum Schluss noch einen draufsetzen? Rentiere jagen und direkt was rausbeissen?
                                                                                                      Aber diese Gedanken weichen blitzartig als ich meinen Kopf hebe und bemerke, dass wir die Anhöhe erreicht haben. Ich bleibe stehen und komme aus dem Staunen nicht mehr raus. Diese grandiose Aussicht nimmt meine volle Konzentration in Anspruch. Vergessen ist der Hunger, vergessen die leicht schmerzenden Fersen. Ich lege den Rucksack ab und Kuoika und ich kosten diesen Moment richtig aus.


                                                                                                      Ruonas, Tjuollda und Tjuoldavágge im Sonnen-Wolken-Mix

                                                                                                      Es tut unglaublich gut diese Weite vor sich zu haben. Im Vergleich zum klaustrophobisch anmutenden Vállevágge (völliger Schwachsinn, ist ja total weitläufig und breit, kam mir aber im Vergleich dazu so vor) ist diese Aussicht eine wahre Wohltat.


                                                                                                      Erstmal gucken!


                                                                                                      Tjuollda im Sonnenschein

                                                                                                      Irgendwann packen wirs und machen uns auf; die letzten Meter warten auf uns. Das wird jetzt nicht mehr viel, es geht lediglich 150 Höhenmeter abwärts zum See am Hábres, der in etwa auf 960m liegt. Auf dieser Seite wirkt es noch sehr freundlich, die Wolken im Rücken verschwinden bald aus unserem Blick. Ich knipse immer mal wieder Kleinigkeiten, die mich fast genauso faszinieren wie die Panoramen.


                                                                                                      Giftgrünes Moos

                                                                                                      Beim Abstieg habe ich eine weitere Premiere vor mir. Es raschelt im Geröll zu meiner Linken. Ich halte an, weil ich meine ein leises Fiepen gehört zu haben. Das Warten wird belohnt! Kurz erblicke ich eine lustige, schwarze Schnauze und zwei kleine, schwarze Knopfaugen zwischen zwei Steinen, die mich zurück anstarren. Mein erster lebender Lemming bleibt aber nicht lange und macht sich flott aus dem Staub. Kein Foto, aber was solls! Ich bin richtig glücklich über diese Begegnung. Bislang habe ich auf jeder Tour was neues sehen dürfen, was die Fauna angeht. Kuoika läuft ein wenig vor, da sie endlich das Lagerleben genießen will. Ich verweile noch kurz, aber als ich die Wolken sehe, die sich über dem Tjuoldavágge tummeln, eile ich auch die letzten Meter zum See hinab.


                                                                                                      Dunkle Wolken im Anmarsch

                                                                                                      Gegen halb 8 Abends steht das Zelt und ich erkunde nur noch kurz die nahe Umgebung nach geeigneten stillen Örtchen. Wir haben nämlich Zeltnachbarn. Ein älteres schwedisches Paar.


                                                                                                      Unser zweiter Zeltplatz

                                                                                                      Während ich im Zelt verschwinde um das Abendessen vorzubereiten, gehen die Schweden eine Runde baden. Der Regen setzt ein, bevor wir draußen anfangen können zu kochen. Schade, kein gemeinsames Abendessen heute. Es gibt wie immer Nudeln, dazu einen heißen Tee mit Zucker. Earl Grey mag ich besonders gerne auf Tour!
                                                                                                      Vor dem Schlafengehen stelle ich erschrocken fest, dass die Blasenpflaster alles nur noch schlimmer gemacht haben. Die Haut hat sich gelöst und klebt wie angelötet an diesen Scheißdingern! Ich lasse alles so und versuche nicht drüber nachzudenken. Der Regen plätschert leise vor sich hin und ich dämmere langsam aber zufrieden ein.
                                                                                                      Zuletzt geändert von efbomber; 14.02.2015, 13:42. Grund: Datum korrigiert

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                        • 30.05.2007
                                                                                                        • 3996
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                        Juhuu, noch mehr Fotos!
                                                                                                        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                        A. v. Humboldt.

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Fuchs
                                                                                                          • 18.10.2008
                                                                                                          • 1076
                                                                                                          • Privat


                                                                                                          #53
                                                                                                          AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                          Very nice, please more!!!
                                                                                                          Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
                                                                                                          Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Erfahren
                                                                                                            • 23.08.2012
                                                                                                            • 471
                                                                                                            • Privat


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                                                                                                            AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                            Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                                                                                            Das ist mir eines der liebsten Fotos dieser Tour geworden, fragt mich aber bloß nicht warum!


                                                                                                            happy swedish people
                                                                                                            Die "Kids" und ihre Tour waren ja auch einfach nur cool.
                                                                                                            Hier ziehen sie weiter:

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Erfahren
                                                                                                              • 23.08.2010
                                                                                                              • 228
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                              Tjuoldavágge wir kommen... nur etwas später als geplant - 12.08.2014

                                                                                                              Irgendwoher kenne ich den Zustand beim Wachwerden. Es hat natürlich nicht aufgehört zu regnen, aber sicher sieht das nur halb so schlimm aus, wenn ich kurz aus dem Zelt spähe.


                                                                                                              Ja wo ist denn der See hin?

                                                                                                              Schade aber auch! Zeit sich nochmals umzudrehen und weiterzudösen. Kuoika ist ebenfalls wach, glaube ich jedenfalls, denn über das Prasseln der Regentropfen am Zelt ist kaum was anderes zu vernehmen. Unterhalten ist ebenfalls schwer, man versteht sich einfach nicht, auch wenn man die Stimme erhebt. Wir einigen uns also stillschweigend erst einmal abzuwettern. Ist ja noch früh. Mein Gesicht wird im Verlauf des Vormittags aber immer länger und länger. Kann doch nicht sein, dass der Sommer so trocken war und wir hier mit Regen so ein Pech bekommen. Wundern würde es mich jedenfalls nicht.

                                                                                                              Irgendwann raschelt es vor meinem Zelt und Kuoika steht in voller Regenmontur und klitschnass vor meinem Zelt. Wir besprechen kurz, dass wir bis Mittag warten und dann losziehen. Heute wollen wir eh nur bis irgendwo zur Renvaktarstuga. In aller Ruhe mampfe ich mein Müsli, diesmal leider einen Beutel ohne Kakaopulver erwischt. Unsere schwedischen Nachbarn packen die Sachen und machen sich noch am frühen Vormittag auf den Weg. Sie hatte Probleme mit ihrem Knie und deshalb wollten beide eilig nach Kvikkjokk, wenn ich mich hier nicht täusche.
                                                                                                              Gegen 13 Uhr hört das ekelige Wetter auf ekelig zu sein, gibt den Blick in alle Richtungen frei und motiviert uns daher auch schleunigst hier wegzukommen!


                                                                                                              Nur noch einzelne Regentropfen fallen vom Himmel

                                                                                                              Nachdem die Blasenpflaster zurecht gerückt und alle Klamotten verstaut sind, gehen wir ganz gemütlich los. Die Gegend ist jetzt richtig nass und die Steine sehr glatt. Das Tjuoldavágge neckt uns schon, sieht es doch greifbar nah aus.


                                                                                                              Blick Richtung Tagesziel und morgiger Etappe

                                                                                                              Leider täuscht die Karte an dieser Stelle den Wanderer, also uns. Denn die Höhenlinien, die eine seichte Senke hinab zum Ruonasgårsså andeuten, sind leider in Wirklichkeit so eng beisammen, dass mir Angst und Bange wird auf direktem Weg den Fluss zu queren. Zum Glück sieht das Kuoika auch so und wir machen uns den weniger steilen Teil hinab in nordwestlicher Richtung auf den Weg. Wer gerne klettert, der kann sich hier austoben, aber mit dem Tourengepäck und den nassen Steinen ist das vielleicht doch eher etwas gewagt.


                                                                                                              Kleiner aber feiner Canyon

                                                                                                              Kurz bevor wir an eine Flussgabelung und einen richtig tollen kleinen Wasserfall kommen, achte ich mal eben nicht auf den Weg, sondern erfreue mich über die herrliche Landschaft und stolpere über einen klitzekleinen, ja gerade zu winzigen Stein. Besser gesagt ich trete drauf, der Stein gibt nach, ich knicke um, kann mein Gleichgewicht trotz Stöckchen nicht mehr halten und rutsche mit dem zweiten Fuß einfach auf dem triefnassen Heidegestrüpp aus. Das Ergebnis ist eine zwei Meter lange Rutschpartie auf dem Hosenboden über weiches Grünzeug. Kurz schimpfen, dann drüber grinsen und schon gehts weiter mit nasser Buchse.


                                                                                                              Saftig grüne Farben, karge Felsen und Wasser

                                                                                                              Kuoika hat wieder nasse Schuhe und geht einfach irgendwo über den kleinen Seitenarm des Flusses. Ich muss etwas genauer nach einer geeigneten Stelle schauen. Meine Beine sind kürzer und meine Stiefel noch trocken
                                                                                                              Der Hauptstrom ist etwas breiter, aber dafür genauso einfach zu furten. Die letzten Meter abwärts trennen uns noch vom Ruonasgårsså. Kuoika geht vor und da passiert es. Kurz vor dem Flussbett rutsch sie aus und fliegt kopfüber dem schlammigen Ufer entgegen. Gekonnt fängt sie den Sturz ab und ich atme erleichtert aus. Es ist aber auch schweineglatt! Ich wähle die etwas elegantere Lösung und folge rutschend auf dem bereits nassen Hintern. Das Wanderstöckchen von Kuoika ist leicht verbogen. Damit kann man leben!

                                                                                                              Da die Gegenüberliegende Seite noch sehr steil ist, folgen wir im Flusslauf aufwärts, bis wir furten müssen. Trotz Regen ist der Wasserstand so niedrig, dass man ohne Probleme mit Gamaschen trockenen Fußes auf die andere Seite gelangt.


                                                                                                              Es ist steiler als es aussieht


                                                                                                              Es geht wieder aufwärts

                                                                                                              Auf dieser Seite darf ich mich über ein paar hübsche Blümchen freuen. Hier hat sich also der Sommer versteckt!
                                                                                                              Aus dem Canyon gekraxelt geben wir uns sofort eine kleine Pause. Ich bin am Schnaufen wie ein alter Ochse und freue mich über etwas zu Trinken und ein wenig Schokolade. Anschließend geht es bei wolkenverhangenem Himmel runter ins Tjuoldavágge. Der erste Teil ähnelt einer Buckelpiste, wird aber sehr schnell angenehmer zu gehen. In einer Senke treffen wir einen älteren schwedischen Herren, der gerade seine Mittagspause macht. Kuoika versucht ins Gespräch zu kommen, aber der ältere Herr hört wohl nicht mehr gut. Häufig wird ein fragender Gesichtsausdruck aufgesetzt und Kuoika muss dieselben Sätze wiederholen. Ich finds irgendwie lustig. Man trifft die verschiedensten Leute hier oben! Wir lassen ihn aber schnell in Ruhe seine Pause genießen und ziehen weiter.
                                                                                                              Der Untergrund wird jetzt richtig genial. Stellt euch vor ihr würdet die dicksten Daunendecken mehrfach falten und dann ein Zimmer damit auslegen und anschließend versuchen dort zu laufen. Alles federt und man sackt ab und an in ein kleines Loch. Die Gamaschen halten einiges ab, aber die Hosenbeine werden trotzdem immer nasser.


                                                                                                              Heitere Stimmung trotz trübem Wetter


                                                                                                              Von links oben bis rechts unten sind wir langgelaufen


                                                                                                              Wilde Schönheit

                                                                                                              Pilze und Beeren säumen den Hang. Langsam kommt auch etwas Weidengestrüpp hinzu, was den Blick auf den Boden vor mir ab und an verhindert und ich stolpere desöfteren. Wir kommen gegen 17 Uhr im Tal an.


                                                                                                              Nur noch ein paar Schritte durchs Tjuoldavágge

                                                                                                              Unten angekommen wird es natürlich nicht trockener. Der Boden ist entweder zugewachsen und etwas schwerer zu begehen oder eben sumpfig. Aber was wäre eine Lapplandtour ohne mindestens eine sumpfige Passage oder das Abgeplackere durch Weidengestrüpp?


                                                                                                              Idyllischer, kleiner Sumpfteich

                                                                                                              Es bleibt aber abwechslungsreich genug und auf kleinen Hügelchen bekommt man immer wieder einen netten Ausblick. In der Ferne erblicken wir wieder Rentiere, die uns immer rechtzeitig aus dem Weg gehen. Während den nächsten Minuten konzentrieren wir uns gut auf jeden Schritt. Aber, wie sollte es auch anders sein, so ungestört und alleine sind wir garnicht. Aus der Ferne kündigt ein anfangs verhaltenes WumpWumpWump auf einen nahenden Helikopter aus Richtung Kvikkjokk an. Noch bevor dieser in Sichtweite gerät, vernehmen wir eine weitere Störquelle. Diesmal aber irgendwo vor uns. Was zum Teufel ist denn hier los bitte?
                                                                                                              Einer der Helikopter transportiert zumindest Wanderer, da in der Außenwanne Gepäck verstaut liegt. Insgeheim bin ich ein kleiner Sadist und male mir aus, was wohl passiert, wenn die beiden Helikopter hier überm Tal zusammenstoßen. Wär schade um die Umwelt. Das Manöver des aneinander Vorbeifliegens gelingt und bald hört man nichts mehr von den Rotorblättern. Schon irgendwie ätzend so plötzlich mit einer penetranten Art von Zivilisation konfrontiert zu werden. Aber der Tourismus blüht und für die Leute hier oben ist das natürlich gut.


                                                                                                              Schön ists hier!

                                                                                                              Laut Karte und Bauchgefühl müssten wir bald an der Hütte ankommen. Gefällte Birken bzw. Baumstümpfe mit sauberem Sägemuster, wie von einer Motorsäge, lassen ebenfalls darauf schließen.


                                                                                                              Die letzten Buschpassagen werden gekonnt gemeistert.

                                                                                                              Und plötzlich steht die Hütte vor uns. Freude macht sich breit! Das Wetter wird immer freundlicher und wir schauen uns in aller Ruhe um. Die Zelte stellen wir gleich in der Nähe auf. Die Hütte selbst hat einen Vorraum, der offen ist, der Hauptraum aber abgeschlossen. Das Toilettenhäuschen ist allerdings offen! Beim ersten Blick hinein überlege ich kurz, mir doch lieber einen Stein zu suchen. Selbst die Tiere hier sind ordentlich und kacken pflichtbewusst auf dem Plumpsklo. Zielsicher sind sie aber nicht, was hunderte von Mäuse- oder Lemmingköteln beweisen. Wäre das meine Hütte, hätte ich es auch nicht toll gefunden, wenn mir alle überall drumrum hinmachen. Ich nutze also dennoch die vorhandene "Sanitäranlage"

                                                                                                              Uns kommen gleich einige gute Ideen. Wir bauen die Zelte auf und spannen eine Wäscheleine für die nassen Klamotten. Seit der ersten Tour habe ich immer etwas Allzweckschnur, grün, dabei. Nur 9 Monate Grundwehrdienst und man ist geschädigt bzw. geprägt für den Rest seines Lebens Noch während der Tätigkeiten erblicken wir einen weiteren Wanderer, der sich aber nicht zu uns heruntertraut. Wir winken, bekommen aber keinen Gruß zurück. Wir witzeln drüber, dass das ein Deutscher sein muss und gehen kurz nachdem das Lager steht runter zum Tjuoldajåhkå. Endlich ist Badezeit! Das Wasser ist eisig und frisch und es ist richtig toll sich nach so einem Tag wieder sauber zu fühlen. Während wir unsere Kochutensilien nach draußen holen und das Abendessen zubereiten wollen, kommt der Wandersmann von weiter oben im Hang zu Besuch.

                                                                                                              Es stellt sich heraus, dass er tatsächlich aus Deutschland kommt, ein Pfälzer oder Bade würde ich mal vom Akzent her tippen. Wir tauschen uns aus, er ist nämlich Teile unserer Tour gelaufen und macht uns schon ganz scharf aufs Sarvesvágge! Man erzählt sich das übliche, ich frage ihn nach seinen anderen Touren und werde prompt neidisch. Kanada und Patagonien hat er schon gesehen. Während des Gesprächs biete ich meine Ritter Sport Rum-Traube-Nuss zum Allgemeinverzehr an, was dankend von ihm angenommen wird. Er ist froh über Schokolade, das merkt man daran wie schnell die von der Hand in den Mund verschwindet, ich bin froh übers eingesparte Gewicht, weil ich wieder weniger nasche als eingeplant. Er steht kurz vor Ende seiner Tour und erkundigt sich nach ein paar Tipps, er will auch zum Hábres hinauf uns dann durchs Vállevágge. Der gutmeinte Ratschlag sich den Sumpf zu sparen und gleich oben im Hang zu bleiben, will er sich zu Herzen nehmen. Wir verquatschen uns und natürlich fängt es wieder an zu regnen. Er verabschiedet sich und wir dürfen dann wieder im Zelt kochen. Naja, jedenfalls ich. Kuoika war schlau genug während der Unterhaltung ihr Essen zuzubereiten.


                                                                                                              Sieht auf der Karte nach nichts aus, in natura hingegen ein ganzes Stückchen.


                                                                                                              Essen und kochen im Zelt. Keine Seltenheit auf dieser Tour.

                                                                                                              Das einzige, was mir ein wenig Sorgen bereitet, sind die aufgeschürften Fersen. Die Blasenpflaster haben ganze Arbeit geleistet und die Haut noch weiter abgezogen. Ich komme nicht drumrum und muss die samt Haut losschneiden. Jetzt muss das gute alte Heftpflaster herhalten. Zum Glück habe ich ordentlich davon eingepackt. Den Tag Revue passierend schlafe ich langsam ein.

                                                                                                              Trotz Regen, spätem Etappenstart und nassen Klamotten war es ein richtig schöner Tourentag!

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                • 228
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                                                                                                                Spontane Entscheidung im Låptåvágge - 13.08.2014

                                                                                                                Geschlafen habe ich ein wenig unruhig und mich häufiger als sonst im Schlafsack umhergewälzt. Als ich die Augen öffne, scheint es mir deutlich zu hell für diese Uhrzeit. Ein Blick hinaus und ich weis auch warum. Die Sonne schlägt sich durch die Wolken und ich weis einfach, dass es heute ein richtig schöner Tag wird.


                                                                                                                Buojdesbuollda und der südliche Ausläufer des Låptåtjåhkkå bilden ein kleines Trogtal, ähnlich wie Lapporten

                                                                                                                Die erste Amtshandlung ist das Hinaushängen der noch immer klammen Kleidung. Anschließend geht es direkt auf Fototour und Beerensuche. Unser Nachbar im Hang ist noch nicht zu sehen.Ich pflücke mir zwei Hand voll blaue Beeren (ich enthalte mich der Diskussion ob Rauschbeere oder Blaubeere ) und werfe sie in meinen Pott Müsli.


                                                                                                                Anfangs scheint die Sonne noch verhalten hinterm Tjuollda hervor


                                                                                                                So schmeckt das Müsli richtig geil!

                                                                                                                Die Etappe heute wird auch nur kurz ausfallen und wir lassen uns deshalb Zeit. Mittlerweile sehen wir den Pfälzer vor seinem Zelt. Auch er hat aufs knallrote T-Shirt gewechselt. Langsam packen wir nach und nach die Ausrüstung zusammen.


                                                                                                                Die Spinne erforscht meine Regenjacke aus der Nähe

                                                                                                                Dank der immer kräftiger scheinenden Sonne trocknen die Klamotten in Windeseile und wir kommen in den Genuss in trockenen Sachen zu starten. Bevor es aber endgültig losgeht schaut noch kurz der Nachbar vorbei, mit einem vollen Becher Moltebeeren! Kuoika und ich sind erstmal neidisch. Direkt um unseren Lagerplatz haben wir nämlich keine davon gefunden.


                                                                                                                Nach dem letzten Toilettengang gehts dann auch endlich los. Was für eine Aussicht!


                                                                                                                Ein herrlicher Tag

                                                                                                                Um 11 Uhr verabschieden wir uns von der Hütte und laufen gerade mal 50 Meter weiter, bevor wir die erste Pause einlegen! Hier wimmelt es von Moltebeeren, die vertilgt werden wollen.


                                                                                                                Moltebeere, Hjortron, Cloudberry, da ist für jeden was dabei

                                                                                                                Wir halten uns an die Tipps vom Pfälzer und wechseln nicht schon bei der Hütte über den Tjuoldajåhkå, sondern wandern erst bis zur Einmündung des Buojdesjåhkå. Beim aktuellen Wasserstand hätte man allerdings überall problemlos übersetzen können. Der Vorteil an dieser Variante war aber eindeutig. Wir würden uns die ersten Meter durch Buschwerk auf der anderen Seite arbeiten müssen. Hier hingegen gibt es nur vereinzelt Weidengestrüpp und eine freie Sicht in alle Richtungen.


                                                                                                                Wald und Gestrüpp auf der anderen Seite sparen wir uns heute

                                                                                                                Die südwestliche Seite des Ufers ist wirklich einfach zu gehen. Viele Rentierpfade geben einem einen wunderbaren Weg vor und im Vergleich zum nordöstlichen Ufer haben wir hier nichts falsch gemacht.


                                                                                                                Angenehmes Wandern bei wunderschönem Wetter. Da lacht die Seele!

                                                                                                                Wir kommen super voran und erreichen nichtmal nach 45 Minuten eine geeignete Furtstelle. Wobei Furt eigentlich der Falsche Begriff ist, wir müssen weder die Schuhe umziehen noch die Gamaschen. Wir kommen von Stein zu Stein ans andere Ufer und ich nutze die Gelegenheit um frisches Wasser aufzufüllen und einen kleinen Snack einzuwerfen vor dem kommenden Aufstieg ins Låptåvágge.


                                                                                                                Von Stein zu Stein


                                                                                                                Die Sonne brennt

                                                                                                                Obwohl es richtig warm wird und nur einige Wolken übers Tal schweben, komme ich bis hierhin kaum ins Schwitzen. Normalerweise läuft mir ab 15 Grad die Suppe aus allen Poren. Ich nehme diesen Umstand dankend an und genieße den heutigen Tag aufs vollste! Wir halten uns am äußeren Arm des Tjuoldajåhkå und arbeiten uns Meter für Meter nach oben.


                                                                                                                Am Tjuoldajåhkå


                                                                                                                Wunderschönes Tjuoldavágge


                                                                                                                Das Schattenspiel der wolken gibt das gewisse Etwas für Fotos und Pausen

                                                                                                                Der Anstieg ist teils leicht zu gehen, teils recht steil. Aber die Abschnitte wechseln sich häufig ab, so dass es recht angenehm bleibt. Allerdings die gestrige Etappe und diese an einem Tag zusammen zu laufen, wie im Grundsten beschrieben, wäre mir persönlich zu viel. Anfangs noch dem Flussverlauf folgend, müssen wir bald feststellen, dass man kaum einen Blick darauf werfen kann, wenn man sich im Tjuoldagårsså bewegt.


                                                                                                                Am Rand ist es einfach zu steil


                                                                                                                Jeder Blick zurück lohnt sich!

                                                                                                                Kurz bevor wir oben ankommen, legen wir noch eine längere Pause ein, in der wir uns vom Schuhwerk befreien. Das ist wirklich besser in Pausen auch den Füßen eine Erholungsphase zu gönnen. Wir starren ins Tjuoldavágge hinab. In die andere Richtung kann man noch nicht wirklich in die Weite spähen. Wir haben heute richtig Glück mit dem Wetter und genießen jede Minute davon. Irgendwann geht aber jede Pause zu Ende und wir schultern die Rucksäcke. Der Weg wird immer angenehmer und flacher und die Steine, die hier rumliegen, sitzen fest im Boden, so dass man nicht ins Stolpern kommt.


                                                                                                                Diese Weite ist der Wahnsinn

                                                                                                                Kuoika läuft weiter unten am Rand des kleinen Canyons, wohingegen es mich nach oben zieht. Ich bin schon richtig scharf auf die Gipfel der umliegenden Berge. Noch werden diese durch den Hang verdeckt, in dem wir uns bewegen. Zeit für Details bleibt allerdings. Ich staune über die Vielzahl der Farne in diesem Hang und der Formation einiger Steine.


                                                                                                                Wie geschnitten Brot!


                                                                                                                Große Bruchkante auf der anderen Seite des Tjuoldagårsså und Kuoika-Suchbild!


                                                                                                                Farne vorne und Mángitjårro im Hintergrund

                                                                                                                Als wir wieder zusammentreffen und die Ebene flacher wird, schauen wir uns genauer um. Irgendwo in der Mitte des Låptåvágge sollein kleiner See sein, an dem wir eigentlich schon unser Lager aufschlagen sollten. Da es aber erst 15 Uhr ist, das Wetter immer noch bombig und wir hochmotiviert, beschließen wir den Plan zu ändern. Ursprünglich wollten wir direkt aus dem Låptåvágge zwischen Tjuollda und Mángitjårro Richtung Njoatsosvágge gehen. Eine weitere Option wäre allerdings, einen kleinen Umweg einzuplanen und das Lager am Goabrekjávrásj aufzuschlagen. Am Folgetag könnte man dann den kleinen Pass nehmen um wieder auf die alte Route zu kommen. Ein Blick auf die Karte legt direkt 2 gute Gründe dafür vor. Erstens ist die Aussicht dort unten im Tal eher mau und die Alternative lässt mehr erhoffen. Zweitens gelangen wir so noch heute in den Sarek, was zwar lediglich einen symbolischen Charakter hat, aber man findet halt Gründe, wenn man welche sucht!


                                                                                                                Tolle Aussicht von hier oben, dort unten im Tal vermutlich eher weniger. Blick Richtung Sátáristjåhkkå und Bårdetjåhkkå.

                                                                                                                Wir laufen im Låptåtvágge höher als notwendig in unsere neu geplante Richtung. Aber ich will unbedingt die Aussicht genießen. Der Pfälzer kam aus dem nördlichen Teil des Tals und schwärmte von der Aussicht. Er lief sogar höher als wir in entgegengesetzter Richtung, denn er meinte, dass er Schneefelder gequert hat. Diese sind aber noch einige Meter von uns entfernt im Hang vom Skievvun. Aber auch von hier ist die Sicht fantastisch! Das Wetter spielt halt mit und lässt das Wanderherz höher schlagen.


                                                                                                                Was ein herrliches Panorama!

                                                                                                                Ich bin immer wieder aufs Neue fasziniert von der Weite des Landes. Auf Fotos besteht zu Hause nur meist das Problem, dass man dieses Gefühl für die Landschaft eigentlich nicht einfangen kann. Die Weite und Größe lässt sich zumindest ansatzweise erahnen, wenn man ein Vergleichsobjekt ins Foto mit einbaut.


                                                                                                                Låptåtvágge mit Vergleichsobjekt

                                                                                                                Wir hätten noch eine ganze Weile so stehen können, aber die Zeit läuft und es gilt noch den Fluss zu queren. Dieser ist auch tatsächlich mal etwas breiter und tiefer, aber wir sind faul und suchen nach einer geeigneten Stelle, wo wir wieder ohne Schuhwechsel furten können. Gerade als ich nicht mehr daran glauben will, findet Kuoika eine Passage, die nur mit Gamaschen bewerkstelligt werden kann. Spitze!


                                                                                                                Sieht wilder und tiefer aus, als es tatsächlich ist.

                                                                                                                Drüben angekommen verschwindet die Sonne immer öfters hinter größeren Wolkenbändern und es wird frischer. Wir sind jetzt offiziell im Sarek. Die ersten Rentiere lassen auch garnicht lange auf sich warten und nehmen zur Begrüßung reiß aus vor uns.


                                                                                                                Running reindeers

                                                                                                                Obwohl es frischer wird, wechsle ich nicht auf die Softshell, solange man sich bewegt, bleibt es ja warm. Wir kommen an vielen kleineren Tümpeln vorbei. Um ehrlich zu sein, glaube ich sogar, dass wir am Grund dieser Tümpel langlaufen, denn hier ist es sehr sehr trocken. Die meisten Seen sind gerade mal zur Hälfte mit Wasser gefüllt. Aber so ist das, wenn es im Sommer 2 richtige Hitzemonate gibt. Ich bin froh, dass wir es hier mit weitaus dezenteren Temperaturen zu tun haben.


                                                                                                                Einfach nur zufrieden!

                                                                                                                Die letzten Meter für den heutigen Tag werden noch etwas steiniger, aber irgendwie macht es immer noch Spaß, auch wenn meine Füße nach Entlastung schreien. Am Goabrekjávrásj gilt es jetzt noch einen geeigneten und windgeschützen Zeltplatz zu finden. Gegen 17:30 kommen wir an und werden relativ schnell fündig.


                                                                                                                Am Goabrekjávrásj


                                                                                                                Absolut genialer Ausblick!

                                                                                                                Nachdem die Zelte aufgestellt sind, geht Kuoika noch eine Runde Schwimmen. Mir tuen die Füße zu sehr weh und das Ufer des Sees ist nicht gerade leicht zu erreichen. Auch hier muss man über viele Steine laufen. Ohne Stiefel für mich im aktuellen Zustand eine Qual, weshalb ich mich ins Zelt in den Schlafsack lege und die Landschaft weggucke. Boah ist das geil hier! Es war eine richtig gute Entscheidung, den Zeltplatz hierhin zu verlegen. Während ich den Wolken dabei zuschaue, wie sie an den Gipfeln der umliegenden Berge hängen bleiben. Man kann von hier sogar bis zum Nåite und Ridátjåhkkå schauen. Nach einer halben Stunde kommt Kuoika zurück und wir können endlich mal wieder draußen kochen und essen. Es wird allerdings richtig frisch! Habe ich bereits erwähnt, dass mir meine Mütze fehlt? Sehr sogar?


                                                                                                                Buchstabennudeln mit Tomate-Mozarella-Sauce! Beste Leben!

                                                                                                                Nach dem Festmahl von Abendessen streife ich noch ein wenig ums Lager. Es ist richtig toll hier und die Sonne färbt alles in einen goldenen Farbton. Wirklich magisch! Ich bekomme nicht genug davon und friere mir sogar dankend einen dafür ab.


                                                                                                                Lager am Goabrekjávrásj

                                                                                                                Unsere einzigen Nachbarn sind heute ein paar Möwen. Die Viecher gibt es aber auch wirklich überall

                                                                                                                Gegen halb 10 wird es aber doch zu kalt und wir verziehen uns in die wärmenden Schlafsäcke. Was für ein herrlicher Tag das doch war!


                                                                                                                Abendstimmung

                                                                                                                Ein Lagerplatz, der seinesgleichen sucht! Solltet ihr jemals die Möglichkeit haben dort auf eurer Tour langzukommen, dann plant da eine Übernachtung ein! Volle Empfehlung meinerseits!

                                                                                                                So, das fluppt ja besser als gedacht mit dem Bericht! Krank sein, hat also auch seine Vorteile
                                                                                                                Vielleicht gibt es heute nachmittag noch eine Etappe, aber jetzt muss ich erstmal an den Grill, der Hunger ruft!
                                                                                                                Gruß
                                                                                                                David

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                  • 23.08.2012
                                                                                                                  • 471
                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                  #57
                                                                                                                  AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                  Låptåvágge
                                                                                                                  Was für ein herrlicher Tag das doch war!
                                                                                                                  Definitiv einer meiner Lieblingstage und der Campspot einer meiner Favoritplätze. Alles richtig gemacht.

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                    • 10.06.2004
                                                                                                                    • 1232
                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                    #58
                                                                                                                    AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                    Kompliment für diesen schönen Zeltplatz, den ihr da gefunden habt. Und danke fürs Weiterschreiben. Obwohl ich durch Kuoikas Bereicht ja eigentlich schon weiß, wo ihr so lang gelaufen seit, so ist es dennoch ein Vergnügen das alles jetzt auch nochmal aus Deiner Perspektive zu verfolgen. Definitiv eine gute Idee von Dir, nochmal so einen detaillierten Bericht zu verfassen. Ach ja, und freut mich, dass Du meinen Tip mit dem Kakao im Müsli beherzigt hast. Ich hoffe, es hat dann später auch noch etwas mehr gemundert als mit dem Chlor Geschmack.

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                      • 23.08.2010
                                                                                                                      • 228
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                      Die Furt im Njoatsosvágge - 14.08.2014

                                                                                                                      Was gibt es Schöneres auf einer Tour als vom Sonnenschein geweckt zu werden? Es ist gerade mal 6:40 Uhr und die Sonne knallt genau in mein Gesicht, wäre da nicht die Zeltbahn. Es ist angenehm warm und so wird nicht lange faul rumgelegen, sondern sofort das Zelt geöffnet um frischere Luft hineinzulassen und das erste Foto des Tages aufzunehmen.


                                                                                                                      Die Sonne lacht

                                                                                                                      Was gibt es groß zu erzählen, die Morgenroutine ist bei uns beiden schon da und es wird zackig gefrühstückt und dann geht es auch bald los. Kurz vor 10 kehren wir unserem schönen Lagerplatz den Rücken und machen uns auf den Weg Richtung Pass zwischen Goabrek und Mángitjårro. Es geht angenehm seicht aufwärts, so dass wir zügig voran kommen. Ab und an schauen wir doch hinter uns, die Sonne erhellt das Tal und in kleinen Schmelzwasserpfützen spiegeln sich die Wolken.


                                                                                                                      Der Wind pfeift über den Goabrekjávrásj


                                                                                                                      Wolken im Wasser

                                                                                                                      Es dauert nicht lange und wir dürfen eine kleine Passage mit Schnee queren. Im August eher selten und nur in versteckten Nischen und sonnenabgewandten Hängen zu finden.


                                                                                                                      kleiner Klecks Schnee

                                                                                                                      Auf der Passhöhe angekommen wird es ein wenig unübersichtlich, wie man am besten runter kommt. Jeder von uns sucht seinen eigenen Weg. Hin und wieder müssen die Hände zu Hilfe genommen werden. Das Geröll ist manchmal recht groß und sperrig, so dass ein wenig Kraxelarbeit von Nöten ist. Das vor uns liegende Tal sieht bei weitem nicht so spektakulär aus, wie unser Lagerplatz vom Vortag. Gestern also alles richtig gemacht!
                                                                                                                      Der erste Teil sieht recht sumpfig aus. Frisches Wasser zumindest vom weiten nicht wirklich zu sehen. Egal, es ist nicht so warm, dass ich mir einen Liter Wasser nach dem anderen geben müsste. Wir bewegen uns Richtung Njoatsesvágge und anfangs ist es wirklich recht sumpfig. Aber so ab halbem Weg in diesem kleinen Tal wird das Gelände angenehm zu gehen. Eine kleine Grassteppe liegt zu unseren Füßen und gegen 11 Uhr legen wir eine größere Pause ein.


                                                                                                                      Die Seele baumeln lassen

                                                                                                                      Ich verköstige einen Energieriegel, etwas getrocknete Physalis und wie so oft Traubenzucker. Energietechnisch war ich diese Tour sehr gut ausgestattet und hab auch gefressen wie ein Mähdrescher. Bisher habe ich alle Mahlzeiten zu mir genommen, was keineswegs die Regel bei mir ist. Jede Pause hat irgendwann ein Ende und so geht es auch für uns nach einer viertel Stunde weiter.


                                                                                                                      Goabrek im Sonnenschein

                                                                                                                      Kurz darauf erreichen wir schon den Rand des Tals und der Abstieg ins Njoatsosvágge steht bevor.


                                                                                                                      Was für eine Aussicht! Rechts hinten im Bild das Vállevárre und der Vallespiken, von wo wir gekommen sind und links im Bild die Strecke, wo es noch langgeht.

                                                                                                                      Ein wenig mulmig ist mir aus mehreren Gründen anfangs schon. Erstens müssen wir da irgendwie runter kommen, zweitens den Njoatsosjåhkå furten und drittens wieder so viele Höhenmeter raufklettern. Aber zumindest zwei Probleme haben sich garnicht als solche erwiesen! Wir halten uns immer am Goabrekjågåsj und laufen einfach dem Tal entgegen. Es ist leichter als gedacht.





                                                                                                                      Es gibt anfangs kaum Gestrüpp, welches einen behindert und so müssen wir einfach nur runtergehen. Ab der Hälfte wird es ein wenig unübersichtlich Dank dem unvermeidlichen Weidengestrüpp. Aber selbst das stellt kein großes Problem dar. Es reicht kaum bis zur Hüfte und stört somit nur marginal. Dennoch rutsche ich ein paar Mal aus und knicke auch um. Liegt das an mangelnder Konzentration oder einfach nur daran, dass ich dauernd die Gegend bewundere?


                                                                                                                      Hang mit Weidengestrüpp

                                                                                                                      Bei einer weiteren Pause haben wir den Njoatsosjåhkå im Überblick und beraten, wo wir furten sollen. Er sieht zwar von hier oben breit aus, aber am ganzen Lauf sind überall genug Sand- bzw. Kiesbänke zu sehen. Wir beschließen die bereits lang geplante Stelle anzupeilen. Alles andere würde auf jeden Fall mehr Sumpf bedeuten. Denn wenn unten im Tal kein Birkenwald wächst, ist in der Regel ein Sumpf dafür verantwortlich. Viele hellgrüne Grasflächen lassen also auf jede Menge Sumpfgebiet schließen. Der Abstieg naht sich dem Ende und kurz bevor es weiter geht, beobachten wir einen deftigen Regenschauer im Tjuoldavágge.


                                                                                                                      Der Regen kommt.... aber nicht zu uns!

                                                                                                                      Auf den letzten Metern erwischen uns dann einige Tropfen. Kuoika packt die Regensachen aus und ich schließe mich mürrisch an. Irgendwie haben die Wolken meinen Missmut bemerkt und das Tröpfeln sofort wieder eingestellt. Ich packe meine Regenjacke kurz darauf wieder weg. Hier unten ist es ein wenig unübersichtlich. Dichter Birkenwald gespickt mit Weidengestrüpp und schlammigen Passagen macht es uns garnicht so leicht zur angepeilten Stelle zu navigieren.
                                                                                                                      Oft denke ich wehmütig, dass ich ein paar Zutaten für eine leckere Pilzsuppe mitnehmen sollte. Wir laufen an dutzenden Birkenpilzen und Birkenrotkappen vorbei. Ich merke sofort meine Urinstinkte als Jäger und Sammler durchbrechen. Zu Hause wären diese kleinen niedlichen Prachtstücke direkt im Korb gelandet. Hier lasse ich sie wehmütig stehen und versuche mich auf das Wandern zu konzentrieren.


                                                                                                                      Birkenrotkappe

                                                                                                                      Zwischen dem Dickicht ist nur schwer erkennbar, ob wir bereits auf richtiger Höhe zur Furststelle sind, weshalb wir einfach Richtung Wasserlauf gehen. Die letzen Meter sind richtig sumpfig. Selbst zwischen den Weiden steht das Wasser und man muss richtig gut schauen, wohin man tritt. Zwischen knöcheltief und knietief liegt meistens nur ein Schritt. Wir haben aber richtig Glück und erreichen genau die Furtstelle. Wir kannten die nur von wenigen Bildern und aus einigen Berichten. Die Stelle ist auch im Grundsten beschrieben, wenn ich mich nicht irre. Nach starkem Regen kann sie aber unpassierbar sein. Für uns ist dies eine Schlüsselstelle der Tour. Aber jede noch so kleine Befürchtung, dass wir hier nicht rüber kommen, war ebenfalls unbegründet.
                                                                                                                      Halb am Ufer im Dickicht und halb im Seitenarm des Njoatsosjåhkå machen wir uns furtbereit. Die Hose kommt in den Rucksack, die Schuhe um den Hals. Mit den Neoprenschuhen gehe ich als zweiter los. Kuoiika ist bereits am ausloten des Hauptstroms.


                                                                                                                      Der Seitenarm ist gerade mal knietief


                                                                                                                      Happy David am Njoatsosjåhkå

                                                                                                                      Von der kleinen Insel aus ist es ebenfalls nicht schwer auf die andere Seite zu gelangen. Der warme Sommer hat schon dafür gesorgt, dass der Wasserstand hier nicht allzu hoch ist. Mitte Oberschenkel ist schluss bei mir und das obwohl ich leicht im Sediment einsinke, wenn ich zu lange stehenbleibe. Auf der anderen Seite werden noch ein paar Fotos gemacht, die Beine getrocknet und ein wenig verschnauft.


                                                                                                                      Schöne Furtstelle!

                                                                                                                      Da sich das Wetter nicht zu bessern scheint und wir nicht zwangsläufig im Regen durch das Gestrüpp wollen, machen wir uns aber eilig auf den Weg. Im Dickicht schwirren sogar einige Mücken rum und ich bekomme einen Stich ab. Dies ist das einzige Mal, dass ich pro forma Mygga verwende. Es wäre im Nachhinein noch nicht einmal notwendig gewesen. Richtig toll, so ganz ohne dieses Viehzeug! Auf dieser Seite des Flusses gelangen wir bald auf einen kleinen Pfad, den schon andere vor uns gelaufen sind. Der verliert sich zwar immer wieder, da Rentierpfade kreuzen und man zwangsläufig dem Falschen folgt, aber viele Wege führen zum Etappenziel! Wo wir gerade bei Rentieren sind, es gibt hier einige kleine Herden, die hier äsen. Leider ist es wieder so diesig, dass mir keine schönen Bilder gelingen. Ich werde langsam müde und beim Aufwärtskämpfen merke ich, dass meine Füße wie die Hölle schmerzen. Die Höhenmeter machen sich jetzt immer stärker bemerkbar, aber was soll ich machen, da muss und will ich durch!

                                                                                                                      Am Ruopsokjåhkå machen wir kurz vor Etappenziel eine längere Pause. Ich lege mich auf einen Stein und trinke direkt aus dem Fluss, wasche mir Gesicht und Kopf. Es ist weit entfernt davon, warm zu sein, aber irgendwie tut die Abkühlung richtig gut. Von hier aus sehe ich sogar, wo wir im gegenüberliegenden Hang runtergelaufen sind. Ich denke mir nur, scheisse, was tue ich mir hier bloß an? Das sieht viel höher aus, als es mir drüben vorkam.


                                                                                                                      Pause am Ruopsokjåhkå. Am Fluss auf der anderen Seite sind wir hinabgestiegen.

                                                                                                                      Da wir nicht genau wissen, wie weit es noch bis zur Renvaktarstuga ist, nehmen wir kein Wasser mit. Die Flussquerung ist problemlos. Der Anstieg am anderen Ufer aber so steil, dass ich richtig ins Schwitzen komme. Ich hoffe sofort, dass ich hier nicht zurück muss um an Wasser zum Kochen zu kommen.


                                                                                                                      Herrliche Aussicht

                                                                                                                      Ungefähr 200m weiter steht die Hütte. Die Signalfarbe Rot leuchtet uns entgegen und wir suchen uns zwei halbwegs windgeschützte Stellen für unsere Zelte aus. Genug Auswahl hat man hier schließlich. Leider ist das Toilettenhäuschen abgesperrt und Wasser gibt es hier auch keines. Nachdem das Lager aufgebaut ist und die Sachen wie Gamaschen, Furtschuhe und Handtuch zum Trocknen ausgelegt sind, gehen wir zurück zum Ruopsokjåhkå um unseren Wasservorrat aufzustocken. Also Kuoika geht und ich humple hinterher.

                                                                                                                      Gekocht wird hinter der Hütte, das ist die einzige richtig windgeschützte Stelle weit und breit. Es ist so frisch, dass ich wieder meine Mütze vermisse. Der Hut alleine hält keine Wärme am Kopf. Aber was solls, gibt ja gleich lecker Nudeln mit Jägersauce und ne Heisse Tasse vorneweg. Das muss reichen zum Aufwärmen


                                                                                                                      Kochen im Windschutz mit Blick auf rotes Plumpsklo


                                                                                                                      Selbst die Hummeln suchen Schutz im Windschatten der Hütte. Tapfere kleine Bumblebees.

                                                                                                                      Wenigstens die Regenwolken haben sich verzogen. Es wirkt direkt freundlicher, wenn man blauen Himmel und die letzten Sonnenstrahlen des Tages zu Gesicht bekommt.


                                                                                                                      Unser Lager

                                                                                                                      Was soll ich sagen, wir sind jetzt schon 5 Tage im Fjäll und immer noch vom Regen verschont geblieben. Läuft prima mit dem Glück. Ich genieße noch ein wenig die Aussicht. Lange halten wir das aber nicht mehr aus, es ist richtig kalt.


                                                                                                                      Die Aussicht genießen

                                                                                                                      Um 21 Uhr liege ich im Schlafsack und döse schnell ein.

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                        • 23.08.2010
                                                                                                                        • 228
                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                        #60
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                                                                                                                        Heute schlafe ich doch tatsächlich bis 8 Uhr durch. Die Nacht war frisch und ein wenig gefröstelt habe ich auch, weil ich mich nicht richtig zugedeckt habe. Aber der Tag verspricht wieder ganz passabel zu werden. Die Motivation ist sofort wieder da.


                                                                                                                        Sonne, fast überall

                                                                                                                        Nach dem Frühstück geht es aus dem Zelt, die ersten Schritte noch mit Schmerzen verbunden. Ich fühle mich ein wenig wie ein alter Greis. Aber ein netter Nachbar meinte mal zu mir "David, pass auf, ab 30 gehts bergab!". Sieht aus als ob er Recht behalten hat


                                                                                                                        Die Sonne wärmt uns beim Zusammenpacken, Regenbogen im Njoatsosvágge


                                                                                                                        Auch die Rentiere suchen nach einem Frühstücksplatz

                                                                                                                        Als ich die Rentiere etwas ab vom Lager langlaufen sehe, bekomme ich richtig Hunger auf ein schönes Stück Fleisch! Immerhin schon über eine Woche her, dass ich gegrillt habe!
                                                                                                                        Irgendwann zwischen 10 und 11 brechen wir auf. Die Sonne setzt sich immer mehr durch und gibt richtig freundliche Ausblicke auf das Njoatsosvágge frei.



                                                                                                                        Der Aufstieg sah vom anderen Hang weitaus anstrengender aus. Meine Schmerzen halten sich in Grenzen und das Laufen ist angenehm, nicht nur weil es relativ seicht nach oben geht, sondern auch die Bodenbeschaffenheit sehr gut ist. Den Hauptanteil an Gestrüpp haben wir bereits gestern hinter uns gelassen. Von der Renvaktarstuga aus sind es nur noch wenige Abschnitte mit Grünwuchs, bis es kahler wird. Heidekraut, kniehohe Weide und einige Wacholdersträucher zieren hier die Gegend.


                                                                                                                        Einfacher Aufstieg


                                                                                                                        Tjuollda hinterm Wacholder

                                                                                                                        Gespannt bin ich auf die nächste Flussquerung. Ob hier wieder so ein steiler Ab- und Anstieg beim Bachbett zu erwarten ist? Bevor es soweit ist, legen wir aber noch eine kleine Fotopause ein. Die Landschaft ist so schön bei Sonnenschein, dass man einfach nicht schnell durcheilen möchte. Hinter einem kleinen Hügel gönnen wir uns dann noch ein paar Snacks bevor es weiter geht.
                                                                                                                        Nicht lange und wir kommen am besagten, namenlosen Fluss an. Er verdient eigentlich nicht diese Bezeichnung, denn selbst zu Hause bei uns in Lippstadt gibt es Gräben, die mehr Wasser führen. Auch kein steiler Hang stellt sich uns in den Weg. Alles einfach zu gehen!


                                                                                                                        "Furt" am namenlosen Fluss

                                                                                                                        Von der Hütte aus konnte man schon erahnen, dass es eine Art Wegmarkierung gibt, die in der Karte allerdings nicht vermerkt ist. Tatsächlich halten wir uns aber nicht daran und laufen dem Pfad folgend nach oben. Die schlichten Holzpfähle mit einem weißen X stören mich, um ehrlich zu sein, beim Fotos schießen. Das wirkt hier so, als ob ein Wanderverein im Sarek Routen definieren wollte. Bei einer hohen Frequenz von Besuchern oder miesem Wetter vielleicht nicht das Schlechteste, bevor tausende Wege gelaufen werden, aber mir geht dann einfach dieser charakteristische Flair vom Nationalpark ab.


                                                                                                                        Fetter Regenbogen im nördlichen Njoatsosvágge, der Tsähkkok in den Wolken


                                                                                                                        Während wir im Sonnenschein wandern, regnet es dort hinten

                                                                                                                        Sobald wir die Passhöhe bei 1140m erreichen, wird es brutal frisch. Der Wind zeigt, was er kann und weht uns um die Ohren. Es wird alles Wärmende angezogen, was da ist, bis auf die Mütze natürlich.... . Der Ausblick auf die andere Seite Richtung Vállevárre und Vallespiken entschädigt aber und lenkt von der Kälte ab.


                                                                                                                        Da ging unsere Tour los

                                                                                                                        Die Rucksäcke werden hier erneut abgelegt um einige Fotos zu machen. Die Aussicht Richtung Norden ist ebenfalls phänomenal, auch wenn die Wolken die Spitzen vom Tsähkkok und Vássjábákte verdeckt halten. Die Landschaft ist atemberaubend schön!


                                                                                                                        Raue und wilde Landschaft! Ich liebe diese Gegend!


                                                                                                                        In der Ferne liegt Kvikkjokk am Sakka

                                                                                                                        Langsam aber stetig verlieren wir Wärme und es fröstelt uns doch sehr, so dass wir wieder weiterlaufen. Ab jetzt halten wir uns auch an die Markierungen, weil sie schlicht und einfach den Optimalweg vorgeben. Der Boden bleibt leicht zu gehen. Es gibt kaum große Felsbrocken oder Steine, alles sitzt fest in der Erde.


                                                                                                                        Immer den Knüppeln entlang

                                                                                                                        Erst ab dem Sähkok wird es wieder anspruchsvoller. Hier liegt einiges an Geröll herum, nicht immer trittfest, so dass man aufpassen muss. Auf 1200m Höhe ist man oben und wird direkt vor eine Entscheidung gestellt. Gehe ich jetzt übers Schneefeld oder laufe ich außen rum? Während Kuoika die spaßige Variante nimmt und das Schneefeld passiert, wähle ich die sichere Variante, weil ich mich nicht hundertprozentig trittsicher fühle und laufe drumrum. Ich hätte mich 150%ig aufs Maul gelegt bei dem Gefälle.


                                                                                                                        Schneefeld am Sähkok

                                                                                                                        Ich bin in Gedanken und laufe stumpf den Holzpfählen hinterher. Plötzlich merke ich, dass Kuoika nicht mehr vor mir ist. Klar, sie hatte einen guten Vorsprung, aber Moment mal, so weit kann sie doch nicht vor mir sein. Kurz auf die Karte linsen und feststellen, dass man ein Trottel und beinahe zu weit der Markierung gefolgt ist. Diese verläuft nämlich nicht parallel zum eingezeichneten Pfad in der Calazzo-Karte "Sarek och Padjelanta". Ich drehe mich um 90° nach links und laufe einfach Richtung Tjevrajávrre. Den bunten Kleks werde ich schon wiederfinden
                                                                                                                        Und siehe da, am einzigen halbwegs windgeschützten Punkt sitzt Kuoika und wartet auf mich. Der Rucksack fliegt in die Ecke und es wird eine kleine Pause eingelegt. Passend hierzu dürfen wir wieder einen tollen Regenbogen bewundern.


                                                                                                                        Regenbogen die Erste


                                                                                                                        Regenbogen die Zweite, diesmal komplett!

                                                                                                                        14:20 Uhr geht es wieder weiter. Jetzt ist es ja nicht mehr weit. Der Abstieg zum Fluss, der aus dem Tjevrajávrre strömt, ist nicht der Rede wert. Es geht ganz seicht hinab und häufig helfen größere Steinplatten aus, auf denen man ein paar Meter völlig gerade laufen kann. Ich versuche so viele wie möglich davon in meinem Weg hinab einzubeziehen. Jede Erleichterung ist mir jetzt Recht. Kurz vor der Furt finden wir einen Wanderschuh, der an einen Stein gelehnt steht. Kouika wundert sich, ich mich anfangs auch. Der wurde nicht vergessen, sondern bewusst liegen gelassen. Die Sohle ist kaputt und vom Stiefel gelöst. Da komme ich direkt ins Grübeln. Wer lässt einen Schuh zurück, auch wenn der kaputt ist? Man läuft doch nicht in einem Wanderschuch und einer Sandale oder Crock weiter. Naja, aus diesem Grund habe ich ja mein Panzertape dabei. Lieber in einem nassen Schuh zu Ende laufen als in meinem Neoprenüberzieher.

                                                                                                                        Die Furt selber ist relativ einfach. Kuoika kommt von Stein zu Stein hinüber. Ich probiere das auch, muss aber feststellen, dass meine Sohlen miserablen Gripp haben. Kommt davon, wenn man die Alltagsstiefel auf die Wanderung mitnimmt. Immerhin fast 3 Jahre täglich daheim getragen, bevor es ins Fjäll damit ging. Das mache ich nicht noch einmal! Mit Gamaschen und einer alternativen Stelle 20 Meter flussaufwärts klappt das Übersetzen dann problemlos.


                                                                                                                        Auf der anderen Seite

                                                                                                                        Anschließend geht es sofort einige Meter nach oben, denn wir wollen ein Schneefeld nutzen, um über die kleine Schlucht am Sähkokjåhkå zu kommen. Langsam aber sicher melden sich dann meine Schmerzen wieder, aber irgendwie ist es mir egal. Ist ja kurz vorm Etappenziel. Leider entpuppt sich dann das Schneefeld als relativ tief im Canyon. Auch wenn es bis auf die andere Seite geschlossen verläuft, es ist nicht sehr lang und wir können nur erahnen, wie tief es dort nach unten geht. Auf der anderen Seite müsste man zwangsläufig etwas klettern. Ich habe direkt ein ungutes Gefühl und will hier nicht lang. Kuoika ist da unerschrockener und testet die ersten Meter aus, kehrt aber wieder um. Auch ihr ist das hier nicht geheuer und wir beschließen einfach hinabzugehen und den Fluss zu furten.


                                                                                                                        Stabil genug oder doch nicht? Wir verzichten darauf eine Antwort zu finden.

                                                                                                                        Bald kommen wir auch an eine Stelle, die zum Queren geeignet erscheint. Hätte man das vorher gewusst, hätten wir direkt am Fluss weiterlaufen können. Egal, weiter gehts!


                                                                                                                        Die passende Furtstelle im Auge

                                                                                                                        Beim Abstieg über das kleine Schneefeld landet Kuoika einmal kurz aufm Poppes, sieht gewollt aus! War es aber nicht, wie ich im Nachhinein erfahren habe.
                                                                                                                        So klein ist das alles hier garnicht und auch der Wasserstand ist etwas höher als gewohnt bei dieser Tour. Dennoch schaffen wir es beide mit Gamaschen und Ausloten der tieferen Stellen trocken und ohne Schuhwechsel überzusetzen.


                                                                                                                        Kurz vor der Furt

                                                                                                                        Auf der anderen Seite angekommen, geht es wieder nach oben um einen geeigneten Zeltplatz zu finden. Ich sage es vorab, viele gute Stellen gibt es hier nicht. Der Wind ist knackig und dauerhaft präsent. Würde er von der anderen Seite wehen, hätten dutzende windstille Plätze zur Auswahl gestanden, so allerdings nicht. Gegen 16 Uhr haben wir dann endlich eine Stelle gefunden, wo zumindest einer relativ windgeschützt sein Lager aufbauen kann. Ich überlasse die Stelle Kuoika, sie hat sie ja schließlich entdeckt. Auch mein Platz ist halbwegs gut, da ich eben liege und exakt genug Platz habe, alles vernünftig abzuspannen. Bevor ich aber mit dem Aufbau starte, gönne ich mir etwas Ruhe.


                                                                                                                        Noch so sauber nach 6 Tagen!

                                                                                                                        Ich komme nach der Pause nur schwer hoch, aber das Zelt steht in Windeseile. Das Aufbauen vom Akto ist so simpel, da braucht man nicht lange fummeln. Nur einmal ist mir auf dieser Tour die Spannleine, die unterhalb des Bodens verläuft, über das Außenzelt gerutscht, so dass ich völlig perplex war, als ich das Gestänge nicht sauber durchbiegen konnte. Durfte dann alles nochmals abbauen, aber kann halt passieren beim Einrollen.
                                                                                                                        Nachdem das Lager steht geht es los Wasser suchen und sich selbst waschen. Wir haben Glück und wenige Meter zurück gibt es ein kleines Rinnsal, dass genügend Wasser führt. Auch wenn mir arschkalt ist, ich hab heute geschwitzt wie ein Bauarbeiter im Hochsommer und kann mich aktuell selber nicht mehr riechen. Ein Wasserloch ist tief genug um sich ausgiebig abwaschen zu können. Danach fühle ich mich wie neu geboren!
                                                                                                                        Zurück am Lagerplatz kochen wir gemeinsam draußen im Schutz eines kleinen Hangs. Schattig ist es dennoch! Aber der Ausblick beim Verköstigen ist genial und die Sonne wärmt zumindest das Gemüt von innen.


                                                                                                                        Halbwegs windstiller Zeltplatz mit toller Aussicht Richtung Boarek


                                                                                                                        Der Ausblick ist auch hier fantastisch!

                                                                                                                        Obwohl wir uns nett unterhalten und auch noch länger hätten quatschen können, verziehen wir uns nach dem Essen und einem Tee in die warme Zuflucht des Schlafsacks. Es ist verdammt frisch und ich würde meinen bislang wird es definitiv die kälteste Nacht für uns. In der Nacht werde ich mehrfach wach. Ab und zu prasseln Regentropfen ans Zelt. Ich freue mich auf den nächsten Tag!

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                          • 10.06.2004
                                                                                                                          • 1232
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                          Sehr schön, endlich mal wieder eine Fortsetzung. Wieder sehr unterhaltsam zu lesen mit schicken Bildchen. Allerdings haben mich auch die Wegmarkierungen mit den weissen Kreuzen gewundert. Sowas ist doch eigentlich untersagt im Sarek dachte ich immer (mit Ausnahme von dem kleinen Kungsleden Abschnitt vielleicht). Kann somit gut verstehen, dass Dir das ein bisschen die Laune verdorben hat. Hätte wohl ähnlich empfunden, wenn ich so etwas an einer Stelle sehe wo ich nicht mit gerechnet hätte und wo es doch eigentlich auch gar nicht hingehören sollte.

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                            • 23.08.2012
                                                                                                                            • 471
                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                            Ich denke mal, die Markierungen sind nicht wegen der Wanderer dorthin gesetzt wurden, sondern für die Renwächter, die zwischen Pårek und der Hütte am Ruopsokjåhkå über den Pass müssen, auch wenn´s Wetter nicht passt. Die Hubschraubääär haben mich mehr gestört.

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Alter Hase
                                                                                                                              • 07.03.2014
                                                                                                                              • 3154
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                              Auch von mir vielen Dank für den tollen Doppel-Bericht - sehr schön zu lesen

                                                                                                                              Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                                                                                                              Das Aufbauen vom Akto ist so simpel, da braucht man nicht lange fummeln. Nur einmal ist mir auf dieser Tour die Spannleine, die unterhalb des Bodens verläuft, über das Außenzelt gerutscht, so dass ich völlig perplex war, als ich das Gestänge nicht sauber durchbiegen konnte. Durfte dann alles nochmals abbauen, aber kann halt passieren beim Einrollen.
                                                                                                                              Ja, das kenne ich auch, kommt ab und zu mal vor Je nach Lust, Laune und Wind habe ich dann auch schon die Leine aufgeknotet, unterm Zelt durchgezogen und neu verknotet, anstatt das Zelt wieder loszumachen...

                                                                                                                              MfG, Heiko

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                • 1591
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                Dank Euch beiden für den wunderschönen - Bericht! War besonders schön, zu lesen, wie es hinter dem Sarjasjaure weitergeht, da musste ich damals umkehren, hätte aber eigentlich gern noch eine Stippvisite nach Norwegen gemacht.

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                  • 23.08.2010
                                                                                                                                  • 228
                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                  AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                  Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                                                                                                                  Ich denke mal, die Markierungen sind nicht wegen der Wanderer dorthin gesetzt wurden, sondern für die Renwächter, die zwischen Pårek und der Hütte am Ruopsokjåhkå über den Pass müssen, auch wenn´s Wetter nicht passt. Die Hubschraubääär haben mich mehr gestört.
                                                                                                                                  Klar sind die Markierungen nicht für Wanderer gedacht und so schlimm sind sie nicht. Ist aber eben auch nicht etwas, was ich dort erwartet hätte. Die Hubschrauber sind in meinen Augen wirklich schlimm. Da wird bald mehr geflogen als am Fughafen in Kiruna....

                                                                                                                                  Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                                                                  War besonders schön, zu lesen, wie es hinter dem Sarjasjaure weitergeht, da musste ich damals umkehren, hätte aber eigentlich gern noch eine Stippvisite nach Norwegen gemacht.
                                                                                                                                  Jetzt bin ich neugierig, warum umkehren? Ist wirklich eine prima Gegend! Solltest du jemals die Möglichkeit haben, dann unternimm eine Tour in diesem Gebiet.

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                                    • 05.11.2012
                                                                                                                                    • 1929
                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                    #66
                                                                                                                                    AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                    Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                                                                                                                    Die Hubschrauber sind in meinen Augen wirklich schlimm.
                                                                                                                                    Die Helis erstaunen mich ehrlichgesagt etwas. Dort herrscht Flugverbot bis gut 600m über dem Boden (es sei denn, man hat eine Genehmigung natürlich...)

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                                      • 23.08.2012
                                                                                                                                      • 471
                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                      Zitat von Vintervik Beitrag anzeigen
                                                                                                                                      Die Helis erstaunen mich ehrlichgesagt etwas. Dort herrscht Flugverbot bis gut 600m über dem Boden (es sei denn, man hat eine Genehmigung natürlich...)
                                                                                                                                      Zwischen Arbeitsflügen und anderen Flügen konnten wir natürlich nicht wirklich unterscheiden. Was alles "möglich" ist, kann man ja bei Fiskflyg und co sehen. Ich habe jedenfalls auf keiner vorherigen Wanderung in Lappland so oft Helis gehört und gesehen.


                                                                                                                                      Hubschrauber über der Luohttolahko-Ebene.

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        • 1591
                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                        AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                        Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                                                                                                                        Jetzt bin ich neugierig, warum umkehren?
                                                                                                                                        Uups, da hab' ich jetzt nen falschen Eindruck erweckt. Klingt dramatisch, ist aber ganz banal: Ich war auf dem Padjelantaleden unterwegs. Und da ich gut vorankam und einige Reservetage hatte, habe ich spontan einen Abstecher zum Sarjasjaure gemacht. Da war's einfach Zeit, wieder umzukehren und die geplante Strecke fortzusetzen...
                                                                                                                                        Aber meine Fotos vom Sarjasjaure mit den norwegischen Bergen im Hintergrund sind mit meine schönsten fernweherzeugenden Sehnsuchtsbilder, und Eure schönen Bilder haben das noch mal verstärkt, ich muss da noch mal hin und weitergehen...

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          Gerne im Forum
                                                                                                                                          • 04.02.2011
                                                                                                                                          • 53
                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                          AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                          Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                                                                                                                          Zwischen Arbeitsflügen und anderen Flügen konnten wir natürlich nicht wirklich unterscheiden. Was alles "möglich" ist, kann man ja bei Fiskflyg und co sehen. Ich habe jedenfalls auf keiner vorherigen Wanderung in Lappland so oft Helis gehört und gesehen.


                                                                                                                                          Hubschrauber über der Luohttolahko-Ebene.
                                                                                                                                          Diese Weiten auf Fotos festzuhalten ist wirklich unglaublich.. Und dann mit dem Heli drauf, der so wahnsinnig klein wirkt...

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                            • 23.08.2010
                                                                                                                                            • 228
                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                            AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                            Zitat von rippingera Beitrag anzeigen
                                                                                                                                            Diese Weiten auf Fotos festzuhalten ist wirklich unglaublich.. Und dann mit dem Heli drauf, der so wahnsinnig klein wirkt...
                                                                                                                                            Ist für mich auch immer wieder unfassbar, selbst, wenn man dort unterwegs ist. Daheim kann man das eigentlich niemandem nahebringen. Die besten Fotos kommen halt einfach nicht an die Realität heran. Ich hab schon wieder richtig Fernweh!

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                              • 23.08.2010
                                                                                                                                              • 228
                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                              #71
                                                                                                                                              AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                              Tagesausflug auf den Bårdetjåhkkå - 16.08.2014

                                                                                                                                              Nach einer extrem windigen Nacht und kaltem morgen ist heute ein Ruhetag angesetzt. Nach einem gemütlichen Frühstück im Zelt wagt man sich auch alsbald aus diesem um die Lage zu checken. Erstaunt stellen wir fest, dass es in den höheren Regionen doch tatsächlich etwas Neuschnee gegeben hat.


                                                                                                                                              Neuschnee auf dem Bårdetjåhkkå

                                                                                                                                              Die aktuelle Wetterlage sieht vielversprechend aus und obwohl ich noch anfangs Zweifel hege, hilft mir Kuoika bei meiner Entscheidung. Ich überlegte nämlich den heutigen Tag einfach Ruhetag sein zu lassen. Aber da wir diese kleine Tagestour auch zusammen geplant haben, sind wir sie auch zusammen gelaufen. Wichtig ist jetzt für mich mich halbwegs vernünftig für alles Vorzubereiten und entsprechend "Material" mitzunehmen. Knabberzeug und Schoki, 1L Wasser, Handschuhe, Softshell, Hardshell und Pullover. Das Ganze handlich verpackt in einem extra dafür gekauften Turnbeutel. Auch wenn die Wolkendecke sich immer weiter zuzieht sieht es nicht nach Regen aus und wir machen uns gegen 09:20 Uhr auf den Weg.


                                                                                                                                              Voll ausgestattet gehts gleich los!

                                                                                                                                              Gleich die ersten paar Meter haben es für mich schon in sich. Ich komme rapide ins Schwitzen und lege zeitnah meine Jacke ab. Es ist schwer für mich eine passende Kleidungskombo zu finden, die mich warm aber vor allem auch trocken hält. Das bekomme ich immer weider auf meinen Touren zu spüren. Macht aber nichts, das gehört zu den negativen Erfahrungen, die am Ende der Tour schnell wieder in den Hintergrund treten.


                                                                                                                                              Die Parekebene unter einer geschlossenen Wolkendecke

                                                                                                                                              Die moränenartige Landschaft wandelt sich bald in eine Geröllwüste. Diese ist anfangs noch sehr leicht zu wandern, da hier kaum größere Brocken im Weg liegen. Ich freue mich bereits auf die erste Pause. Meine Knie schmerzen leicht, aber ich sage nichts dazu. Vielleicht muss ich heute noch erst warm werden. Die Bäche führen kaum Wasser und die Schneefelder sind nicht der Rede wert. Alles extrem komfortabel und einfach bislang.


                                                                                                                                              Blick Richtung Tjevra und Tjevrajávrre, den man im Talkessel nicht mehr sieht.

                                                                                                                                              Gegen 11 Uhr legen wir die erste Pause ein. Wir befinden uns jetzt in etwa vor dem eigentlichen Anstieg. Der Flache Teil hat sich somit erledigt, jetzt geht es langsam ans Eingemachte. Von Weitem sah alles noch relativ easy aus, wenn ich jetzt hier unten stehe und hinaufblicke, bekomme ich doch Respekt vor dem weiteren Anstieg.


                                                                                                                                              Pausenzeit!

                                                                                                                                              Bald geht es weiter. Das Wetter scheint zwar stabil, ganz trauen wir dem Braten aber nicht. Zumindest der Bårdetjåhkkå ist bereits in einer grauen Suppe verschwunden. Das Observatorium ist aber noch frei. Von hier unten ist es für uns unmöglich eine Markierung auszumachen. Daher laufen wir frei nach Schnauze den Hang hinauf. Noch geht das relativ gut, der Hang wird aber steiler und steiler. Die Beschaffenheit des Grölls ändert sich auch. Von Kieseln bis Handgröße und dicken Brocken ist jetzt alles dabei. Dennoch bleibt mir Zeit und Ruhe um ein paar Bilder zu schießen.


                                                                                                                                              Tjievra


                                                                                                                                              Pårekebene

                                                                                                                                              Kuoika läuft jetzt voraus. Ich versuche so gut es geht zu folgen. Bei einigen Tritten rutsche ich ab und schaue den herabpurzelnden Steinen hinterher. Mein Puls steigt und wird auch für längere Zeit nicht mehr fallen. Irgendwann verliere ich Kuoika aus den Augen und stehe ein wenig planlos im Hang. Ich bin ziemlich platt, aber Pause kann man hier fast keine machen, außer man bleibt stehen. Da kann man auch gut weitergehen, was ich dann auch letztlich mache. Anstatt weiter nach oben zu kraxeln, bewege ich mich unnötigerweise etwas geradeaus im Hang.


                                                                                                                                              Grandioser Weitblick ins Njoatsosvágge

                                                                                                                                              Ich habe richtig Durst, bin klitschnass, meine Knie schmerzen mittlerweile sehr und die Füße kommen langsam hinzu. Im Hang finde ich keine passende Stelle, wo ich mal die Stöcke ablegen könnte um an meine Trinkflasche zu kommen. Mittlerweile sind wir schon so hoch, dass sich Reste von frischem Schnee vom Vortag in vielen Ritzen und Spalten gesammelt haben. Ich bin so bekloppt und nehme mehrere Hände voll davon zu mir, während ich langsam weiterklettere. Dabei friere ich schon leicht.
                                                                                                                                              Naja, was solls. Wird mich schon nicht umbringen. Ich versuche irgendwann mal auf mich aufmerksam zu machen und rufe nach Kuoika. Natürlich ohne Erfolg. Der Schall wird vom Hang weggetragen und kommt nicht an den oberen Rand. Hilft nichts, weiter muss es gehen und nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich völlig entkräftet oben an. Mir zittern die Beine und der Rest stimmt vor Kälte mit ein. Schnell knipse ich noch ein paar Fotos.


                                                                                                                                              Mondlandschaft


                                                                                                                                              Zugeschweiste Hütte

                                                                                                                                              Ich setze mich auf einen Stein und trinke erstmal ausgiebig aus meiner Flasche. Das tut richtig gut, aber wärmer wird mir dadurch auch nicht. Ich bin leicht unterkühlt und komme auch nicht auf die Idee mir hier alles genauer unter die Lupe zu nehmen, wie ich es andernfalls sicherlich getan hätte. Irgendwann bittet Kuoika mich um ein Foto, was mich aus meiner Trägheit löst und ich schaue mir die alte Forschungsstation dann doch etwas genauer an. Vor allem der Blick in den Talkessel ist phänomenal! Bei schönem Wetter muss das einfach großartig sein!


                                                                                                                                              Blick Richtung Ziel der morgigen Tagesetappe

                                                                                                                                              Der Gletscher ist extrem beeindruckend, ich wage mich aber nicht nah genug an den Rand. Der Blick ins Tal ist richtig schön, weckt aber auch ein wenig Traurigkeit in mir. Der äußere Rand des Gletschers ist in den letzten Jahren enorm zurückggegangen. Man kann gut die Linie erkennen, wo er noch vor 15 Jahren war. Selbst die Gewissheit, dass man von hier den Skierffe sehen kann, tröstet mich nicht über diese Feststellung hinweg. Einzig, dass Kuoika wirklich glücklich aussieht, lindert meine Melancholie ein wenig.


                                                                                                                                              Kann man bei der Auflösung leider nicht erkennen, aber Kuoika grinst wie ein Honigkuchenpferd. Sie hat sich richtig auf diesen Abschnitt gefreut und kann das auch voll genießen!

                                                                                                                                              Ich setze mich irgendwann an die rote Hütte und lümmel mich auf meinem Pullover ein. In wenigen Augenblicken fallen mir die Augen zu. Als ich wach werde streift Kuoika noch immer umher und hat mittlerweile einen Geocache gefunden. Meine Glieder sind regelrecht steif und kalt. Mir gehts im Grunde ziemlich beschissen und ich habe richtig bammel vor dem Abstieg. Dann fängt es auch noch an leicht zu schneien. Das ist dann unser Startzeichen um uns auf den Rückweg zu machen. Von hier oben können wir uns glücklich schätzen, dass man Steinmännchen ausmachen kann. Die Route ist auch recht einfach zu gehen und nach einer knappen Stunde sind wir aus dem Gröbsten raus. Der Schnee geht über in Regen. Die Steine sind nass, ich bin noch mehr im Arsch als oben und die Konzentration lässt nach. Zwei bis dreimal falle ich aufs Maul, geht aber alles glimpflich von dannen, meiner Laune allerdings schlägt es eine Kerbe nach der anderen ab.

                                                                                                                                              Zum Fotografieren habe ich keinen Bock mehr, ich will nur noch raus aus den kalten und nassen Klamotten. Kuoika ist in der Lage einige Päuschen einzulegen in denen ich lediglich aufschließen kann. Ist mir auch lieber jetzt nicht mehr anzuhalten, denn ich weis, dass jeder weitere Versuch wieder aufzustehen immer schwieriger werden wird. Obwohl sich noch schöne Motive geboten hätten laufe ich an allem vorbei und treffe irgendwann am Lagerplatz ein. Meine Füße schmerzen extrem und ich würde jetzt gerne einfach nur noch schlafen. Ich war an dem Tag ein wenig über meine konditionellen Verhältnisse hinausgegangen. Wobei, geschafft ist geschafft, aber wirklich genießen konnte ich die Tour dann leider doch nicht. Bei blauem Himmel und Sonnenschein hätte das sicherlich anders ausgesehen, aber man kann ja nichts dran drehen. Da ich so ausgelaugt war, kann ich nicht mal genau sagen, wie wir den Abend verbracht haben. Ich erinnere mich hier nicht mehr, ob wir draußen gegessen haben oder im Zelt. Ich weis nur, dass es in der Nacht geregnet hat und ich mich bereits auf den Morgen gefreut habe, da es nun endlich aus diesem unfreundlichen Areal gehen würde.

                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                • 23.08.2010
                                                                                                                                                • 228
                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                #72
                                                                                                                                                AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                Wettlauf mit dem Regen - 17.08.2014

                                                                                                                                                Als ich wach werde tröpfelt es noch. Zum Glück ist es nicht mehr ganz so windig, wie die vergangenen Tage, aber ich habe nach gestern gar keine Lust bei Pieselwetter aufzustehen. Wir wettern noch ein Weilchen ab und frühstücken in aller Ruhe im Zelt. Der Regen stellt sich auch alsbald ein und wir überlegen nicht lange. Es wird gepackt und los gehts! Immerhin ist es schon irgendwas nach 10.


                                                                                                                                                Trotz wechselhaftem Wetter....


                                                                                                                                                ....gute Stimmung!

                                                                                                                                                Wie man gut auf dem Bild erkennen kann, sieht man nicht viel vom Bårdetjåhkkå. Der Wind drückt die Wolken über den Kamm und diese erleichtern sich quasi über dem Tal. Wir bekommen noch den letzten Rest davon ab. Ich bin froh, dass es weiter geht, auch wenn meine Füße von gestern noch etwas in Mitleidenschaft gezogen sind. Die Knieschmerzen sind aber komplett weg und das reicht für ein Hochgefühl. Die ersten Meter legen wir nen Zahn zu um schnell aus diesem Schlechtwetterloch zu kommen. Aber nach ungefähr einer Stunde gibt es nur noch stellenweise etwas Nass von oben. Zumindest bei uns, in der Seenlandschaft südlich fällt ein Schauer nach dem anderen!


                                                                                                                                                Plitsch-Platsch und Sonnenschein

                                                                                                                                                Wer jetzt den Kungsleden läuft hat die A-Karte gezogen. Ich rechne aber fest damit, dass wir heute ebenfalls noch nass werden. Hatten ja lange genug trockenes Wetter. Kann ja nicht ewig so weitergehen.

                                                                                                                                                Anfangs läuft es sich prima, da man dem Trampelpfad Richtung Boarek folgen kann. So gelangt man auch relativ einfach am ersten Wasserlauf vorbei. Hier ist nur eine schwindend geringe Schlucht zu überwältigen und das ist auch gut so. Seitliches Gehen im Hang ist ne extrem schmerzhafte Angelegenheit. War halt einfach zu viel Auf und Ab für mich. Ich versuche an andere Dinge zu denken und laufe einfach, den Schmerz ignorierend, weiter.


                                                                                                                                                Die Sonne bricht durch die Wolken

                                                                                                                                                Beim Laufen wechseln wir uns heute ab. Mal gehe ich voraus, mal Kuoika. Jeder sucht sich seinen eigenen Pfad in seiner eigenen Geschwindigkeit. Ich habe es echt gut mit ihr getroffen. Da gibts kein Genöle, und wenn, dann war es immer berechtigt!
                                                                                                                                                Gegen 12 machen wir ne Pause, essen nen Happen und genießen im Trockenen die Aussicht, während im Tal ein Schauer den anderen jagt.


                                                                                                                                                Schauer-Power über Boarek

                                                                                                                                                Obwohl wir uns nur zwischen 1000 und 1100m bewegen, ist die Aussicht schon phantastisch. Gibt genug Momente, in denen ich inne halte und einfach nur die Gegend bestaune, und das trotz drohendem Regen. Kann man sowieso nicht ändern, wenn es einen erwischt, denke ich mir und lasse mir entsprechend Zeit.


                                                                                                                                                In der Mitte der Gállakvárre


                                                                                                                                                Weitere Schauer rücken nach

                                                                                                                                                Kurz nach 13 Uhr erreichen wir den Gasskagårsåjågåsj (ich bitte um Applaus, aus dem Kopf direkt richtig geschrieben!) und müssen erstmal eine geeignete Stelle finden um hinüberzukommen. Der Wasserstand ist weniger das Problem als der erneut tiefe Canyon. Wir steigen etwas ab und kommen recht einfach hinüber. Ich nehme meine Gamaschen zu Hilfe und fülle auch direkt meine Pulle auf. Zum Glück ist es nicht allzu frisch, denn der wind drückt eher von Hinten. So muss ich nicht so viel trinken.


                                                                                                                                                Schneefeldreste im Gasskagårsså


                                                                                                                                                Irgendwo weiter oben kamen wir her

                                                                                                                                                Ich weis, sieht echt nicht wild aus auf den Fotos, aber der Aufstieg wäre weiter oben relativ steil gewesen und ich hatte einfach die Schnauze gestrichen voll vom Auf und Ab, so dass ich echt dankbar war, weiter unten furten zu können. Ich schleppe mich tapfer weiter und irgendwann erreichen wir den Anstieg zum Pass am Stuor Jierrtá. Wir furten den namenlosen Strom, der vom Boarektjåhkkå fließt und gehen genau zwischen diesem und dem Didnokjågåsj aufwärts. Wirklich viel Wasser fließt hier allerdings nicht mehr. Immerhin ist etwas Schnee vorhanden und ich erfreue mich über ein paar skurile Gebilde von Schnee und Stein, die natürlichen Ursprungs zu sein scheinen. Wenn man sonst nichts mehr hat, was einen antreibt, dann muss man sich halt was suchen

                                                                                                                                                Kurz vor der Passhöhe muss ich aber einfach wieder ein Päuschen einlegen. Mir gehts nicht so gut, wie ich es mir versuche einzureden und freue mich, sobald ich die Beine entlasten kann. Natürlich ausgerechnet jetzt, wo ich vor nicht mal einer Minute den Rucksack abgelegt habe, fängt es an zu regnen. Also sofort Rucksack wieder auf und weiter gehts. Schon vor dieser Pause habe ich mein Microfaserhandtuch ausgepackt und gefaltet unter meine Kapuze von der Hardshell gestopft. Ein echt miserabler Mützenersatz! Einen einzigen Vorteil hat er dennoch. Der Schweiß läuft mir nicht mehr die Jacke hinab!


                                                                                                                                                One Minute Break! Tschüss Boarek, Seen und Regen!

                                                                                                                                                Oben angekommen könnte ich auch einfach zusammenbrechen, aber das Areal geht sich sowas von geschmeidig leicht! Außerdem sind wir gerade dem Regen entkommen, der anscheinend keine Kraft hat uns zu folgen. Die Sonne kommt raus und ich schaffe es mal wieder vorne weg zu gehen! Auch wenn Kuoika mich vermutlich gewollt einfach machen lässt, beflügelt das nochmals meine Kraftreserven und ich komme voran und kann sogar die schöne Landschaft genießen. Das sieht alles sehr weit aus, auf der Karte hätte ich das viel schmaler empfunden. Es gibt hier wenige und fast ausgetrocknete Tümpel. Man kann echt prima an deren Ufern über nahezu ebene Steinformationen laufen. Als ob hier jemand gefliest hätte! Kurz vor dem Abstieg ins nächste Tal erblicken wir 2 Wanderer im Hang vom Stuor Jierttá. Auf unser Winken wird nicht reagiert und es macht auch niemand die Bemühung sich zu treffen. Drauf geschissen. Nach 5 Tagen ohne andere Leute brauche ich jetzt auch keinen Plausch. Ich bin gehässig und wünsche denen in Gedanken viel Spaß mit den Schauern hinter uns. Als sich die Ebene dem Ende nähert und den ersten Blick ins Tal gewährt, wird mir schlagartig bewusst, warum ich mir das mittlerweile Jahr für Jahr aufs Neue antue! Es war vielleicht nicht das Spektakulärste und auch nicht das Geilste, was ich bisher gesehen habe, aber eben gut genug um mir wieder diese unerschütterliche Gewissheit zu geben, dass ich hier das mache, was meinem Leben eine Erfüllung gibt! Pauschalurlaub am Strand ist nichts für mich und wird es auch niemals mehr werden.


                                                                                                                                                Hochgebirgscharakter


                                                                                                                                                Den Wolken entkommen, der schlechten Laune entronnen!

                                                                                                                                                Die Renvaktarstuga, zu der wir wollen, ist leider noch nicht zu sehen. Ebenfalls nicht die Brücke, die über den Gådokjåhkå führt. Nach einer kleinen Rast und Beratungspause, beschließen wir genau mittig zwischen 2 der 4 Abflüsse runterzugehen. Wenn ihr auf die Karte schaut, wisst ihr was ich meine. Die Hütte müsste sich dann genau auf Kurs befinden. Der Abstieg ist anfangs steinig und steil, aber wir finden unsere Wege wie immer problemlos. Fließendes Wasser gibt es fast garkeins. Lediglich ein Rest vom Schneefeld bedeckt hier den vermutlich sonst existierenden Wasserlauf. Schade, kein frisches Wasser für mich. Kuoika rennt mir bald davon, sie freut sich vermutlich genauso sehr wie ich aufs Lager. Weiter unten sehe ich immer weider einzelne Rentiere, die hier ihr Futter suchen. Endlich wieder Tiersichtungen! Kurz vorm Ziel muss ich einfach nochmals absetzen. Am Fuß des Hangs, den ich gerade noch runtergeklettert bin fließt mittlerweile ein richtig frischer Strom kühlen Wassers. Auf dieser Tour habe ich noch nicht einmal meinen frischen Schluck aus dem Becher genommen, wie ich es auf meiner Solotour fast täglich praktiziert habe. So viel Zeit muss sein und ich setze an einer schönen Stelle meinen Rucksack ab und krame meinen Becher aus dem Kopffach des Deuters heraus. Jetzt nur noch flott Putzschwamm, Kompass, Löffel und das Teeei ins Kopffach schütten und dann.... hoppla! Da fliegt das Teeei Richtung Erdboden. Scheiße, hier sind überall Löcher zwischen den Steinen! *Ping*... das Teeei fliegt in seine beiden Bestandteile als es auf einem Stein landet und jede Hälfte landet jeweils auf einem Flecken Moos zwischen unzähligen Löchern. Ich freue mich so sehr, dass es nicht abhanden gekommen ist und hätte deshalb beinahe den Besucher verpasst. Das *Ping* des Teeeis hat einen Lemmel verwundert nachschauen lassen, was die Ursache dieses seltsamen Geräusches war. Als der kleine schwarze Kerl mich erblickt wird ihm Angst und Bange und er setzt zur sofortigen Flucht über. Okay, kein Foto, aber gesehen zählt auch! Teeei nicht verloren, Lemming von ganz nah gesehen und frisches Wasser obendrein! Ich bin glücklich! Nach 10 Minuten mache ich mich auf den Weg. Kuoika hat bestimmt schon das Zelt stehen und ich trödel hier rum.

                                                                                                                                                Bis kurz vorm Ende der Etappe sieht man nichts von der Hütte. Liegt vielleicht auch daran, dass hier keine schöne Signalfarbe benutzt wurde. An unserem Lagerplatz erwartet mich bereits Kuoika, allerdings hat sie auch noch nicht das Zelt aufgeschlagen. Wir suchen uns zusammen eine schöne, ebene Stelle aus. Teamwork funktioniert einwandfrei! Obwohl ich ein leicht schlechtes Gewissen habe, dass sie warten musste. Dafür lasse ich ihr den Vortritt beim Plätzchen suchen
                                                                                                                                                Wir haben auch Nachbarn. Die haben irgend ein Hilleberg sturmsicher im kleinen Hang verankert. Naja, so halb, die vorderen Spannleinen hängen flatternd in der Gegend, wohingegen die hinteren im Hang verschraubt scheinen. Die Nachbarn sehe ich nur aus der Ferne und wir winken uns hin und wieder zu. Da sie zurückwinken, vermute ich einfach, dass es keine Deutschen sind (warum hab ich nur diese Vorurteile??? )


                                                                                                                                                Etappenziel, die Renvaktarstuga kurz vor 17 Uhr endlich in Sicht.

                                                                                                                                                Hat ja garnicht so lange gedauert, die heutige Etappe. Ich bin aber auch heilfroh, dass für heute Schluss ist. Der Zeltplatz ist recht ordentlich. Fast windgeschützt, eben mit wenigen Steinen im Untergrund und frisches Wasser direkt in Reichweite. Leider finden sich genau an unserer Lagerstelle Toilettenpapiereste, die idyllisch an Steinen unter Wasser festhängend in selbigem eine erstaunlich anmutende Choreographie, harmonierend zur Fließgeschwindigkeit, abhalten. Jetzt mal im Ernst, das ist doch zum Kotzen!

                                                                                                                                                Ein paar Meter stromaufwärts wird der Wassersack gefüllt. Das Zelt steht mittlerweile und mein T-Shirt trocknet auf den Wanderstöcken. Ich merke, dass ich ohne Diese einen recht unsicheren, ja geradezu schwankenden Gang habe. Überbelastung, nur gut, dass morgen wieder ein "Ruhetag" geplant ist. Gegen 19 Uhr beginnt die lang erwartete Kochrunde. Endlich wieder bei Sonnenschein vor den Zelten! Diskussionsthema ist heute der ungleiche Spritverbrauch. Kuoika hat schon ihren halben Liter weg, während ich noch gut 200ml übrig habe. Ich bin bislang immer mit 1,5L Spiritus für 3 Wochen losmarschiert und habe immer einen Rest wieder mitgebracht. Diese Mal koche ich aber wirklich viel und bin selbst etwas über den geringen Verbrauch erstaunt. Buchstabennudeln scheinen aber tatsächlich das Non-Plus-Ultra für mich zu sein. Halbwegs geringe Kochzeit und bei 125g Trockengewicht wird der Topf fast randvoll!


                                                                                                                                                Gemeinsames Kochevent!

                                                                                                                                                Nachdem die Bäuche gefüllt sind, wird noch ein wenig ums Lager gestreift. Kuoika traut sich mehr und verschwindet in weiter entfernte Gefilde. Ich humple nur in Sichtnähe der Zelte umher. Schön ist es dennoch!


                                                                                                                                                Abendstimmung!


                                                                                                                                                Mückenfreies Lager!


                                                                                                                                                Tolles Licht, dass die Buckelpiste auf der gegenüberliegenden Seite betont.


                                                                                                                                                Panorama Bårdetjåhkkå, aufs Bild klicken für größere Ansicht.


                                                                                                                                                Was sind wir heute? Richtig! Glücklich und dem Regen entkommen!

                                                                                                                                                Es war trotz der Anstrengung und den Schmerzen ein toller Tag! Die Stimmung habe ich mir nicht kaputt machen lassen, auch wenn ich mir eingestehen muss, dass einige Etappen auf dieser Tour hart waren. Habe halt keinen Körper für dieses ewige rauf und runter, vor allem seitlich im Hang leide ich doch sehr an den Folgen. Ist mir aber alle Aussichten bislang wert gewesen und ich werde es definitiv wieder tun!

                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                                  • 10.06.2004
                                                                                                                                                  • 1232
                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                  #73
                                                                                                                                                  AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                  Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                  Als sich die Ebene dem Ende nähert und den ersten Blick ins Tal gewährt, wird mir schlagartig bewusst, warum ich mir das mittlerweile Jahr für Jahr aufs Neue antue! Es war vielleicht nicht das Spektakulärste und auch nicht das Geilste, was ich bisher gesehen habe, aber eben gut genug um mir wieder diese unerschütterliche Gewissheit zu geben, dass ich hier das mache, was meinem Leben eine Erfüllung gibt! Pauschalurlaub am Strand ist nichts für mich und wird es auch niemals mehr werden.
                                                                                                                                                  Wirklich eine unheimlich griffige und tolle Beschreibung. Kann dem nur meine absolute Zustimmung geben.

                                                                                                                                                  Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                  Es war trotz der Anstrengung und den Schmerzen ein toller Tag! Die Stimmung habe ich mir nicht kaputt machen lassen, auch wenn ich mir eingestehen muss, dass einige Etappen auf dieser Tour hart waren. Habe halt keinen Körper für dieses ewige rauf und runter, vor allem seitlich im Hang leide ich doch sehr an den Folgen. Ist mir aber alle Aussichten bislang wert gewesen und ich werde es definitiv wieder tun!
                                                                                                                                                  Das finde ich echt mal eine beeindruckende Einstellung. Dass Du trotz solcher Strapazen und Widrigkeiten nicht die Freude am Ganzen verlierst und die Freude an dieser tollen Natur beibehälst. Gibt auch Leute, die nach solchen Erfahrungen dann doch lieber einen warmen Strandurlaub bevorzugen. So Einen hatte ich auch mal vor etlichen Jahren auch mal bei ner Tour mit dabei.

                                                                                                                                                  Aber mit solch einer positiven Einstellung wie Du sie an den Tag legst macht das ganze auch einfach noch viel mehr Spaß. Muss aber auch echt sagen, dass die Abendbilder wieder vorzüglich aussehen. Kenne das nur zu gut, dieses herrliche Gefühl, wenn nach einem eher durchwachsenen und anstrengenden Tag dann abends die Sonne rauskommt und angenehm wärmt und plötzlich alles wieder viel friedlicher ausschaut und man einfach nur noch dankbar ist das miterleben zu können.

                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                    • 23.08.2010
                                                                                                                                                    • 228
                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                    #74
                                                                                                                                                    AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                    Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                    Das finde ich echt mal eine beeindruckende Einstellung. Dass Du trotz solcher Strapazen und Widrigkeiten nicht die Freude am Ganzen verlierst und die Freude an dieser tollen Natur beibehälst.
                                                                                                                                                    Ganz so viel Heiterkeit ist selbstverständlich nicht immer dabei. Die richtig schlimmen Tage kamen für mich noch, als es aus dem Sarek hinausging. Da verfällt die Natur leider auch mal in den Hintergrund.

                                                                                                                                                    Aber es ist eine Sache, an der ich arbeiten kann. Je mehr man damit konfrontiert wird und je öfters man unterwegs ist, desto mehr lernt man über sich selbst und eben auch wie man einen positiven Weg für sich findet. Ein einziger Moment kann einen komplett verregneten Tag retten, wenn man diesen Moment zulässt. Ist man dazu nicht in der Lage, dann landet man unweigerlich bei den Pauschalreisen

                                                                                                                                                    Und der nächste Teil kommt online.
                                                                                                                                                    Jetzt gleich.
                                                                                                                                                    Viel Spaß damit.
                                                                                                                                                    Gruß
                                                                                                                                                    David

                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                                                      • 23.08.2010
                                                                                                                                                      • 228
                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                      Zwangspause - 18.08.2014

                                                                                                                                                      Noch in der Nacht hat es angefangen richtig stark zu regnen. Der Schlaf war dank der Lautstärke eher suboptimal, aber ich war zuversichtlich, dass ich mir deshalb keine Sorgen machen brauchte. Leider habe ich Recht behalten, denn für die nächsten 30 Stunden sollte es nicht mehr aufhören.

                                                                                                                                                      Als ich morgens die Augen das erste Mal richtig öffne, bin ich schlagartig ins Jahr 2013 zurückversetzt, wo ich zweimal längere Regenperioden aussitzen musste. Man weis einfach sofort, dass dieser Regen nicht so schnell nachlassen wird. Es bleibt dann nichts anderes übrig, als einfach aufzustehen und dennoch loszulaufen oder eben liegenzubleiben. Ich bin froh, dass wir uns für die zweite Option entscheiden, drehe mich wieder auf die Seite und versuche weiterzuschlafen. Heute war sowieso ein Ruhetag mit kleinem Ausflug eingeplant. Echt schade, dass das nicht geklappt hat, aber die Aussicht wäre schlicht und einfach nicht vorhanden gewesen.
                                                                                                                                                      Geplant war in den südlichen Hang des Gådoktjåhkkå aufzusteigen um eine herrliche Aussicht ins Rapadalen zu bekommen. Die einzige Aussicht, die es anstelle gegeben hätte, konnte man bereits hervorragend aus dem Zelt heraus bewundern. Nämlich Wolken!


                                                                                                                                                      Kurze Regenpause

                                                                                                                                                      Da ich weder was zum Lesen noch Musik mit mir rumschleppe, hat man viel Zeit um über einige Dinge nachzudenken oder einfach nur zu schlafen. Schon irgendwie geil, aber nach ein paar Stunden bockt das auch nicht mehr so richtig.

                                                                                                                                                      Highlight des Tages war für mich der B52-Bomber, der beinahe in einen Hang geknallt wäre. Ob es tatsächlich ein B52-Bomber war, kann ich natürlich überhaupt nicht bestätigen, man konnte überhaupt nichts erkennen. Das Propellergeräusch war aber so dermaßen laut, dass wir wirklich vermutet haben, das ein geistesgestörter Pilot Amok durch das Tal fliegt.
                                                                                                                                                      Schon seltsam, was sich die Leute bei so einem Wetter trauen. Alles in Allem war der Tag ereignislos.

                                                                                                                                                      Dem Lullihavágge entgegen - 19.08.2014

                                                                                                                                                      Die letzte Nacht war für mich angenehmer als die Vorangegangene. Ich fühle mich morgens extrem erholt mit dem guten Gewissen, dass ich einfach loslaufen könnte. Auch wenn es noch regnet, das wäre mir sowas von egal, ich will einfach nur noch weg hier. Unsere Nachbarn sind ebenfalls los, noch ganz in der Frühe. Wir beschließen noch eine Weile auszuharren, da der Regen zwar nachgelassen, aber eben noch nicht ganz aufgehört hat. Letzten Endes treibt mich der Ruf der Natur vors Zelt. Ich erwische gegen 9 tatsächlich eine Regenpause und komme vor dem Zelt kaum auf die Beine. Ich humple um die Ecke und suche mir einen Stein. Als die Hose gerade unten ist, fängt es wieder an zu schütten. Na super, Hose wieder hoch, im Humpelstechschritt zum Zelt geflitzt und fast klitschnass hineingesprungen. Da hat mich das Wetter aber richtig genatzt!

                                                                                                                                                      Seltsamerweise halte ich es bis zur nächsten Pause aus und eile sofort hinaus, nachdem ich glaube, dass jetzt tatsächlich Schluss ist mit Regen. Es fängt genau im selben Moment wieder an zu regnen und ich verzichte aufs Zurückeilen. Sieht aus, als ob wir heute so oder so nass werden.

                                                                                                                                                      Nach einem ausgiebigen Frühstück packen wir die Klamotten zusammen und sprinten geradezu auf unsere Tagesetappe los. Wir sind beide froh, dass es jetzt doch beständig zu bleiben scheint. Wolkenverhangen aber regenfrei laufen wir gegen Mittag los. Das erste, was ich feststelle, sind meine Beine, die sich von Meter zu Meter besser anfühlen. Waren wohl doch nur steif gelegen. Das Zweite sind die schier unglaublichen Mengen an Moltebeeren, die sich ganz in der Nähe der Renvaktarstuga finden lassen.


                                                                                                                                                      Im Vorbeigehen genascht!

                                                                                                                                                      Das komplette Areal ist voll mit Wasser. Vertiefungen zwischen Steinen sind jetzt teilweise knietief mit Wasser gefüllt. Der Gådokjåhkå wäre vor zwei Tagen auch locker ohne Brücke passierbar gewesen, heute hingegen bin ich heilfroh, dass es die Stahlseilhängebrücke gibt. Um die Hütte herum hätte ich mich nirgends getraut eine Furt anzusetzen.


                                                                                                                                                      Reißender Gådokjåhkå


                                                                                                                                                      Gestern noch Bächlein, heute schon Wildwasser.

                                                                                                                                                      Auf der anderen Seite geht es erst durch ein kleines Mäander von Wasserläufen, nur um weiter oben den Wasserlauf vom Gådoktjåhkkå zu queren. Nach dem ganzen Regen keine leichte Aufgabe. Wir wollen nicht direkt wieder Schuhe wechseln und suchen ein ganzes Stück flussaufwärts nach einer geeigneten Stelle um mit Gamaschen rüberzukommen. Ich traue mich einfach irgendwann, weil ich es leid bin stumpf aufwärts zu laufen. Vor allem kann man schon sehen, dass der Fluss weiter oben immer stärker fließt und sich eine Furt noch unangenehmer gestalten wird.
                                                                                                                                                      Schlau wie ich bin, nehme ich meine Stöcke zur Hilfe und teste die Tiefe. Etwas unter knietief, Gamaschen gehen bis zum Knie, passt also. Nach 4 Schritten im Nass kippt ein Stein zur Seite, mein linkes Bein rutscht ab und das Wasser ist auf einmal ein gutes Stück überm Knie. Mit drei weiteren völlig unüberdachten und hektischen Schritten gelange ich ans westliche Ufer. Glücklich, dass ich mich nicht komplett gemault habe, gehe ich weiter und ignoriere das kalte Kitzeln des am Bein herablaufenden Wassers. Die Stiefel sind trocken geblieben, mehr kann ich in dieser Situation nicht verlangen.

                                                                                                                                                      Als ich auf Kuoika treffe, sehe ich, dass sie nicht so viel Glück hatte. Ihre Schuhe sind bereits nass. Zeit eine kurze Verschnaufpause einzulegen und das Wasser aus den Klmaotten zu bekommen. Währenddessen schaue ich oft zurück und frage mich, was für eine Aussicht wir wohl gestern verpasst haben. Viel zu erkennen ist auch heute nicht, aber immerhin regnet es, bis auf vereinzelte Tropfen, nicht mehr.


                                                                                                                                                      Blickrichtung Rapadalen.

                                                                                                                                                      Die hellen Wolken wecken Hoffnung. Für den weiteren Verlauf beschließen wir uns weiter oben im Hang zu halten, damit wir die vor uns liegende Seenlandschaft nicht zu queren brauchen. Der Boden gibt bei jedem Schritt schmatzende und sprudelnde Geräusche von sich. Je weiter wir uns hochkämpfen, desto angenehmer wird er. Die freiliegenden, extrem glatten Steine kann man noch ganz gut meiden, es gibt genug Flechte und Kraut, auf das man treten kann. Das Tal hat einen herrlich ursprünglichen Charakter. Ich finde es zwar schade, dass wir keinen Sonnenschein haben und der Gletscher zum Großteil versteckt liegt, aber dieses Wetter gibt dem Ganzen das gewisse Etwas.


                                                                                                                                                      Herbstfarben am Bårddejiegnja

                                                                                                                                                      Wir bewegen uns auf ungefähr 1000m Höhe durch das Tal. Am Fluss erspähen wir zwei Wanderer, die in entgegengesetzter Richtung laufen. Das Gefühl hier oben alleine zu sein schwindet aber nicht. Bei schlechtem Wetter so abgeschieden unterwegs zu sein, irgendwie ein geniales Gefühl nur auf sich selbst gestellt zu sein. Da späht der kleine Funken Freiheit durch, der charakteristisch für so eine Tour ist.


                                                                                                                                                      Hier oben wäre vermutlich auch eine Furt wieder möglich gewesen.

                                                                                                                                                      Je näher wir dem Gletscher kommen, desto buckeliger wird das Terrain. Finde ich ganz gut, so gibt es beim Gehen etwas Abwechslung und man muss sich darauf konzentrieren eine Route zu finden. Das lenkt dann auch direkt vom fiesen Wetter ab. Ich muss hier noch kurz einwerfen, dass ich die heutige Etappe zwar extrem schön fand, aber leider auch sehr niedergeschlagen war, dass wir keine freie Sicht auf den Gletscher bekommen haben. Das war einer der Punkte auf meiner Liste, auf die ich mich extrem gefreut hatte!


                                                                                                                                                      Schüchterner Gletscher sucht Sonnenschein

                                                                                                                                                      Immerhin ist der Blick zum Gådokgaskatjåhkkå relativ frei und wir dürfen uns ein wenig über schneegepuderte Gipfel freuen. Das gibt direkt ein wenig Auftrieb und wird unter dem Punkt Direktentschädigung verzeichnet.


                                                                                                                                                      Neuschnee auf den Gipfeln des Gådokgaskatjåhkkå

                                                                                                                                                      Kurz darauf gibt es eine Furt für uns. Der namenlose Fluss aus dem Jiegnavágge sollte in unseren Augen keinerlei Probleme machen. Schließlich war das nirgends als schwere Stelle bei unseren Recherchen angegeben worden. Nun standen wir vor einem relativ breiten und stark fließendem Strom. Ein wenig Weidengestrüpp und die Aufteilung des Flusses in kleine Seitenläufe, die aber auch wieder in den Hauptstrom münden, lassen uns dann ein wenig staunen. Wir gehen flussaufwärts und jeder sucht sich seine Stelle, die man für geeignet hält. Kuoika versucht es direkt unterhalb eines kleinen Canyon, während ich eine breitgefächerte Stelle wähle. Hose runter, Schuhe gewechselt und es kann losgehen. Kurz vorher werden noch Beweisfotos geschossen, falls man sich hier auf die Nase legt, damit man sich auch noch daheim schön drüber ärgern kann.


                                                                                                                                                      Meine Furstelle


                                                                                                                                                      Kuoikas Furtstelle. Relativ mittig im Bild ist sie kaum noch zu erkennen.

                                                                                                                                                      Bevor ich den ersten Schritt ins tiefere Wasser mache, atme ich nochmals tief durch. Der Fluss ist extrem schnell fließend, so dass nichtmal eine tiefe Stelle nötig ist um einen in Schwierigkeiten zu bringen. Dank den Verwirbelungen ist es auch schwer für mich eine gute Route auszuloten. Schritt für Schritt arbeite ich mich vor und stelle mit Erschrecken fest, dass das Wasser mich fast mitreisst, obwohl es mir an der tiefsten Stelle nur bis Mitte Oberschenkel reicht. Kritisch wird es, als ich in der Mitte des Stroms stehen bleibe und überlege, wie es weiter gehen soll. Das Wasser drängt mich einfach von einer großen Steinfläche, trotz festem Stand. Ich gerate kurz ins Straucheln und mein Herz rutscht mir in die Hose. Dank der Wanderstöcke kann ich mich aber abfangen und meinen Weg fortsetzen. Ich muss schon extrem lange benötigen, denn oben im Hang erblicke ich Kuoika, die ein Foto von mir macht. Schwein gehabt, dass ich nicht gestürzt bin, das Malheur wäre sonst für die Nachwelt dokumentiert worden

                                                                                                                                                      Auf der anderen Seite angekommen, fällt die Anspannung von meinen Schultern und ich begebe mich erleichtert zu Kuoikas Furtstelle. Die Aussicht genießend legen wir eine verdiente Pause ein, die wir auch gleichzeitig nutzen um uns trocken zu bekommen. Kuoika ist mit den Stiefeln gefurtet, da sie eh schon nass sind. Eigentlich eine gute Option, aber meine sind noch immer trocken und ich habe vor, das so lange wie möglich beizubehalten. Lange pausieren wir aber nicht, die Temperaturen erlauben das nicht wirklich. Man will sich einfach bewegen um sich warm zu halten. Hinzu kommt noch ein ekeliger Regen, der uns weitertreibt. Wir gehen südlich am Lullihatjårro entlang und bekommen keinen der Seen, die weiter unten im Tal sein sollen, zu sehen. Ich schwitze unter den Regenklamotten und das macht bei dem Wetter keinen Spaß. Ich erspare mir die Frage, wie ich das alles wieder trocken bekommen soll und konzentriere mich auf den Weg.

                                                                                                                                                      3 Stunden nach Aufbruch stehen wir am Skajdejågåsj. Trotz der Furten und Pausen sind wir recht schnell unterwegs. Jetzt müssen wir nur noch weiter hoch und irgendwann über den Skajdejågåsj setzen. Das wird aber überhaupt kein Akt, denn irgendwie ist hier der Wasserstand und auch die Breite des Flusses nicht wirklich erwähnenswert. Selbst der Regen hat wieder aufgehört.


                                                                                                                                                      Trübes Wetter am Skajdejågåsj

                                                                                                                                                      Um an unser heutiges Lager zu gelangen, müssen wir nur noch flussaufwärts gelangen. Der Anstieg verläuft moderat und ist halbwegs angenehm zu gehen. Viele Seitenströme kreuzen unsere Wege und versorgen uns mit genug Trinkwasser. Heute habe ich erstaunlich viel Durst und an einer besonders schönen Stelle trinke ich Wasser, dass aus dem Boden sprudelt. Kein Strom deutet darauf hin, dass das von irgendwo weiter oben geflossen kommt und nur hier kurzzeitig unterirdisch fließt. Das Wasser bricht zwischen einigen Steinen hindurch und läuft über hellgrünes Moos in den Fluss. Was für ein toller Anblick, leider schieße ich kein Foto von dieser Stelle. Was mich da nur geritten hat.... Ich sammle das Wasser in meiner Trinkflasche und nehme einen großen Schluck. Mir zieht sich sofort die Kehle zusammen! Das Wasser ist so mordsmäßig kalt, dass hätte auch flüssiges Eis sein können. Ich fülle meine Flasche komplett auf und grüble darüber nach, ob das nicht sogar eine kleine Quelle sein könnte. Das Flusswasser ist weitaus wärmer gewesen. Total fröhlich über diese winzige Entdeckung eile ich nun hinter Kuoika her, die weitergelaufen ist.


                                                                                                                                                      Farbenspiel im tristen Grau des Tages


                                                                                                                                                      Tristes Grau

                                                                                                                                                      Relativ weit oben im Tal queren wir den Skajdejågåsj. Kuoika in Stiefeln, ich wechsle nochmals auf die Neoprenschuhe. Dann wird auch schon irgendwo zwischen der Höhenlinie 1180 und 1200 das Zelt aufgeschlagen. Als alles fertig ist, also Wasser geholt, Klamotten verstaut, fängt es auch schon an zu regnen. Leider wieder kein gemeinschaftliches Kochen draußen am Zelt. Der Schauer hält aber nicht lange an und der Hunger hatte in etwa ein Stündchen Zeit sich zu entwickeln. Die Nudeln und der Tee schmeckten besonders gut an dem Abend!


                                                                                                                                                      Kochsession nach dem Schauer

                                                                                                                                                      Alleine sind wir hier nicht, ganz in der Nähe sind zwei Jungs am campen, aber ich habe die Zelte nicht einmal zu Gesicht bekommen. Kuoika hat einen kleinen Plausch gehabt während ich versucht habe meine Klamotten irgendwie zu trocknen. Immerhin war es enorm windig und ich war guter Dinge, dass auch ohne Sonnenschein die Feuchte im Wind verschwinden würde. Als es dann ans Schlafen ging, war ich ganz zufrieden mit dem Verlauf der Etappe. Das Wetter war uns gnädig gesonnen, was man trotz tief hängender Wolken als Positiv abstempeln muss. Diese Etappe mit dem Dauerregen der Vortage und ich hätte mich nicht mehr warm oder trocken bekommen.

                                                                                                                                                      Was uns wohl die kommenden Tage bescheren werden?

                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                        Vorstand
                                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                                        • 18.06.2014
                                                                                                                                                        • 1591
                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                        #76
                                                                                                                                                        AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                        Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                        Was uns wohl die kommenden Tage bescheren werden?
                                                                                                                                                        Jaaa, da bin ich auch gespannt drauf, schließlich will ich auch bald in die Gegend. Freu mich schon so drauf. Danke fürs Weiterschreiben, macht echt Spaß, Euren Bericht zu lesen, vor allem auch, zurückzublättern und zu vergleichen, was Kuoika zu den selben Stellen schreibt. Und auf dem letzten Foto sieht man ja auch das glücklich wiederaufgesammelte Teeei!

                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                          Erfahren
                                                                                                                                                          • 23.08.2012
                                                                                                                                                          • 471
                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                          AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                          Nach dem Ausflug zum Observatorium haben wir übrigens jeweils im Vorzelt gekocht. Es war etwas nasskalt, aber dafür nicht so windig wie am Vorabend. Ich hoffe, Du hast den Aufstieg nicht bereut. Beim Tarfalapass vor zwei Jahren erschien mir direkt nach der Etappe auch alles als zu viel, übernommen usw. Ein paar Tage später war mir aber klar, dass ich wieder hin will. Ich mag solch "intensive" Etappen. Und mit jeder solcher Etappe lernt man dazu und genießt mehr und mehr.

                                                                                                                                                          Ne, mit den beiden am Camp unterhalb vom Lullihavágge habe ich nicht geschwatzt, auch wenn ich ja sonst sehr geschwätzig war, wenn wir jemanden getroffen haben. Ich hab nur gewunken.

                                                                                                                                                          Weil ich gerade in Mortias´ Bericht quer gelesen haben, ich war eigentlich recht zufrieden mit dem Wetter, von fast allem was dabei, aber keine dreiwöchige Regenschlacht.

                                                                                                                                                          Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                          Danke fürs Weiterschreiben, macht echt Spaß, Euren Bericht zu lesen, vor allem auch, zurückzublättern und zu vergleichen, was Kuoika zu den selben Stellen schreibt.
                                                                                                                                                          Find ich auch - spannend, die eigene Tour jetzt noch mal durch die Augen des anderen zu verfolgen.

                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                                            • 23.08.2010
                                                                                                                                                            • 228
                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                            AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                            Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                            Jaaa, da bin ich auch gespannt drauf, schließlich will ich auch bald in die Gegend. Freu mich schon so drauf. Danke fürs Weiterschreiben, macht echt Spaß, Euren Bericht zu lesen, vor allem auch, zurückzublättern und zu vergleichen, was Kuoika zu den selben Stellen schreibt. Und auf dem letzten Foto sieht man ja auch das glücklich wiederaufgesammelte Teeei!
                                                                                                                                                            Das Zurückblättern ist wirklich eine tolle Sache! Ich finde es im allgemeinen herrlich andere Tourenberichte zu lesen von Gegenden wo man entweder selbst mal lang will oder aber auch wenn man selbst schon dort gewesen ist. Aufzuschnappen wie das alles für andere war, finde ich so dermaßen interessant! Genauso wie die Fotos von denselben Orten zu anderen Jahreszeiten z. B.. Immer wieder toll!
                                                                                                                                                            Freue mich für dich, dass du in die Gegend kommst! Es lohnt sich zu 150%!

                                                                                                                                                            Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                            Ich hoffe, Du hast den Aufstieg nicht bereut. Beim Tarfalapass vor zwei Jahren erschien mir direkt nach der Etappe auch alles als zu viel, übernommen usw. Ein paar Tage später war mir aber klar, dass ich wieder hin will. Ich mag solch "intensive" Etappen. Und mit jeder solcher Etappe lernt man dazu und genießt mehr und mehr.
                                                                                                                                                            Auch wenn ich richtig angeätzt gewirkt habe, habe ich den Aufstieg in keinster Weise bereut! Eher das Gegenteil. Bereut habe ich nur, dass ich so wenig Fotos auf dem Rückweg gemacht habe. Wir kamen an so vielen schönen Schneebrücken vorbei... Ist ja bei mir immer so, dass ich nach und nach realisiere, wie genial eine Etappe doch war. Mir bleiben selbstverständlich auch Etappen besser in Erinnerung, wenn man sich den Ausblick, den Zeltplatz oder die Schokolade tatsächlich verdient hat! War für mich das erste Mal, dass ich so hoch hinaus gekommen bin, ein tolles Erlebnis, was Lust auf mehr gemacht hat.
                                                                                                                                                            Vielleicht muss ich mein Training vor einer Tour etwas anpassen, aber im Flachland ist das schwer zu trainieren

                                                                                                                                                            Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                            Ne, mit den beiden am Camp unterhalb vom Lullihavágge habe ich nicht geschwatzt, auch wenn ich ja sonst sehr geschwätzig war, wenn wir jemanden getroffen haben. Ich hab nur gewunken.
                                                                                                                                                            Da kannste mal sehen, ich schätze dich so kontaktfreudig ein, dass ich schlicht davon ausgegangen bin, dass du auch mit denen gesprochen hast!

                                                                                                                                                            Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                            Weil ich gerade in Mortias´ Bericht quer gelesen haben, ich war eigentlich recht zufrieden mit dem Wetter, von fast allem was dabei, aber keine dreiwöchige Regenschlacht.
                                                                                                                                                            Genau, auch wenn es auf den Bildern oft trist aussieht, haben wir richtig Glück gehabt mit dem Wetter! So wenig im Regen wie auf dieser Tour, bin ich noch in keiner zuvor unterwegs gewesen! Wir hatten wie viele Punktlandungen, bevor ein Schauer hinabgekommen ist? 4 bis 6 Stück? Kann man doch kaum besser treffen! Eine 18 tägige Sonnenperiode muss es ja echt nicht sein. Aber 3, 4 Tage mehr hätten auch nicht geschadet

                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                              • 23.08.2010
                                                                                                                                                              • 228
                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                              AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                              Durch das Lullihavágge ins Sarvesvágge - 20.08.2014

                                                                                                                                                              Heute sind wir wie gewohnt früher wach und wollen auch recht weit kommen. Geplant ist die Renvaktarstuga im Sarvesvágge. Morgens ist es noch arg verhangen und den Aufstieg zum Lullihavágge kann man kaum erkennen. Nach dem Frühstück wird das Zelt also nochmals zu gemacht und etwas abgewartet. Unterdessen höre ich Schritte näher kommen, unsere Nachbarn, auch Frühaufsteher, die sich bereits auf den Weg machen. Sie gehen direkt an meinem Zelt vorbei und versuchen leise zu sein, was ihnen aber nicht gelingt. Vermutlich denken sie, dass wir noch schlafen.


                                                                                                                                                              Morgenstund

                                                                                                                                                              Es ist windig, was ich dazu nutze meine nassen Klamotten zwischen die Wanderstöcke zu spannen und zu trocknen. Was soll ich sagen, es gelang hervorragend! Die Hardshell ist furztrocken, als ich sie im Rucksack verstaue. Der Pullover trocknet am Mann bzw. wird wieder durchgeschwitzt. Gegen 11 sind wir mit der Sicht im Lullihavágge zufrieden und machen uns auf den Weg. Leider zu viel Zeit vertrödelt, aber ich bin heilfroh, dass wir so lange gewartet haben. Im Wolkendunst wären wir nur unnötig nass geworden und die schlechte Sicht wäre keinesfalls von Vorteil für unsere Sicherheit gewesen.


                                                                                                                                                              Auch das Gaskasvágge wird stetig wolkenfreier

                                                                                                                                                              Noch bevor wir die Passhöhe im Lullihavágge erreichen, schimmert uns etwas Blaues von weiter oben im Hang entgegen. Neugierig kraxeln wir zu der Stelle; ich dachte zuerst, es handle sich hierbei um ein altes Fass oder dergleichen, stellen aber fest, dass hier ein sorgfältig zusammengepackter Rucksack auf einem Stein liegt, der mit dem Nässeschutz abgedeckt ist. Wir schauen uns um, können aber niemanden entdecken. Nach näherer Inspektion des Rucksacks, reimen wir uns eine Geschichte zusammen. Da sich außen ein Fressnapf befindet, muss die Person mit einem Hund unterwegs sein, außer es besteht die Vorliebe das Müsli anderweitig zu verzehren als aus einem Topf oder einer Schüssel
                                                                                                                                                              Ferner schließen wir noch aus den pinken Crocs, dass der Rucksackbesitzer weiblich ist. Nach einer Weile gehen wir mit einem mulmigen Gefühl weiter. Denn kurz auf einen Gipfel für die Aussicht ist hier sicher niemand unterwegs, die Gipfel hängen noch alle in den Wolken und die Hänge sind extrem steil.


                                                                                                                                                              Zurückgelassener Rucksack

                                                                                                                                                              Bis hierhin war alles nur warmlaufen, jetzt fängt der Spaß erst richtig an! Das Geröll wird zunehmend größer und leider liegt es nicht immer stabil. Es ist allerhöchste Vorsicht geboten und jeder von uns sucht sich seine Route zwischen den Klötzen. Häufig muss ich die Hände zu Hilfe nehmen und die Stöcke sind dann eher hinderlich. Falls man aber mal einen Schritt runter machen muss, dann sind die Dinger Gold wert. Ein, zwei Mal kippt auch ein mittelgroßer Stein und ich muss umtreten, aber wie immer habe ich an solchen Stellen tierisch Schwein und der nächstbeste Fels ist in Trittweite und vor allem auch stabil verankert!


                                                                                                                                                              Achtung Felsen!

                                                                                                                                                              Eine Idee davon, wie groß die Brocken sind, bekommt ihr bei Kuoikas Bericht. Da ist ein Foto dabei, wo ich in den Steinen stehe. So kann man das kaum erahnen, da ein Maßstab fehlt. Normalerweise stehe ich auf solche Etappen, aber irgendwie fühl ich mich schlapp und ausgepowert. Wir legen oft kleine Pausen ein, an denen ich mir Unmengen an Traubenzucker gönne. Abgesehen von Steinen hat man aber auch andere schöne Dinge gefunden. Unter anderem in einer Felsspalte eine rote Siggflasche ohne Verschluss. Eine dicke Einkerbung an der Seite lässt nur eine Schlussfolgerung zu. Jemandem ist das Ding beim Trinken aus der Hand gefallen, auf den Felsen geknallt und den Hang hinabgefallen und derjenige hatte keine Lust oder Möglichkeit die Flasche zurückzuholen. Sie ist noch halbvoll, ich kann so gerade widerstehen einen Schluck zu probieren und lege sie wieder zurück.
                                                                                                                                                              Zum Glück kommen wir an einigen Flecken Schnee vorbei. Diese sind zwar teilweise vereist, aber oft auch matschig, so dass man prima Gripp hat und gut voran kommt. Wird auch langsam Zeit, denn das Kraxeln kostet nicht nur Kraft, sondern eben auch wertvolle Zeit. In einem größeren Schneefeld entdecken wir Hundespuren. Nun lässt sich erneut schlussfolgern, dass der Hund eventuell ausgebüchst und seine Besitzerin hinterhergegangen ist. Wir halten weiterhin Ausschau nach anderen Personen.


                                                                                                                                                              Traubenzucker und Trinken

                                                                                                                                                              Nach ungefähr zwei Stunden haben wir die Passhöhe überschritten. Es wird eben und die großen Felsbrocken sind nicht mehr vorhanden, was mich richtig glücklich macht. Zeitweise hatte ich die Befürchtung, dass das komplette Tal so aussieht. Wir schauen uns etwas um, legen wieder ein kurzes Päuschen ein und genießen die schroffe Landschaft. Ein wenig erinnern mich die Felswände zu unserer Rechten und Linken an Klippen. Überall laufen kleine Rinnsale von Wasser herunter. Die Spitzen der Gipfel sind ganz leicht mit Schnee gepudert. Es ist wunderschön, obwohl noch viele Wolken einen ungehinderten Ausblick vereiteln.


                                                                                                                                                              Gletscher am Lullihatjåhkkå

                                                                                                                                                              Die Gletscher wirken auf der Karte noch so riesig, die Realität sieht aber ganz anders aus. Sie erscheinen mir viel kleiner, vor allem der Gletscher, bevor man auf die Passhöhe ins Lullihavágge kommt, sieht gerade mal aus wie ein letzter Rest von einem vereisten Schneefeld. Ich versuche nicht darüber nachzudenken und genieße einfach die Tatsache, dass ich die Gletscher noch sehen durfte, bevor sie irgendwann wegschmelzen werden.
                                                                                                                                                              Das Tal wird jetzt ein wenig breiter und die Fernsicht ist ein Traum. Definitiv wieder ein Highlight dieser Tour. Das Herabsteigen ist einfach und erfordert im Vergleich zu den Geröllfeldern nur wenig Konzentration, so dass man sich häufig umsehen kann um die Landschaft zu genießen.


                                                                                                                                                              Blick bis zum Tielma, falls ich mich nicht völlig irre.

                                                                                                                                                              Beim weiteren Abstieg erblicken wir zu unserer Linken ein großes, grünes Zelt. Es laufen Leute umher und ein Hund ist auch dabei. Die Spekulationen lassen jetzt offen, dass hier notcampiert wurde, die Frau vorgegangen, und als die Leute nicht folgten, zurückgelaufen ist. Ein heutiger Start von dort aus, nur um wieder zurückzugehen, ist wohl eher unwahrscheinlich. Die Campstelle war auch in unseren Augen nicht wirklich sicher. So nah am Hang und bei den vielen Steinen, die hier runterkommen, ein unnötiges Risiko. Als wir winken, kommt auch ein Gruß zurück. Da alles sehr entspannt aussieht, machen wir uns keinen Kopf mehr und gehen einfach weiter. Da hochzukraxeln nur um nachzufragen, ob Hilfe benötigt wird... nee, dann hätten die sich auch anderweitig bemerkbar gemacht.

                                                                                                                                                              Das Farbenspiel im Lullihavágge ist erste Klasse, der Hochgebirgscharakter schlägt sich zumindest bis zur Hälfte des Tals gut durch und es macht echt Spaß hier hinabzuwandern. Die Betonung liegt auf hinabwandern, denn hier hochkraxeln wollte ich nun wirklich nicht. Vor allem die Aussicht hat man beim runterwandern stest vor Augen. Kann also jedem diese Richtung empfehlen.


                                                                                                                                                              Da grinst der David


                                                                                                                                                              Traumhaft schönes Lullihavágge

                                                                                                                                                              Der weitere Verlauf des Weges ist relativ leicht zu gehen. An einem gigantischen Felsblock legen wir erneut eine Pause ein. Hier sollte man echt nicht hetzen und lieber alles so gut wie möglich in sich aufnehmen! Irgendwann queren wir einen Seitenarm, der Anhaltspunkt für uns, dass wir gerade erst die Hälfte des Lullihavágge durchquert haben, so in etwa kurz vor 3 Uhr nachmittags. Der Abstieg zum Noajdevágge verengt sich dann leider nochmals. Wir müssen sehr stark im Hang laufen und zu unserer Rechten tut sich ein Canyon auf. Der vorgetrampelte Pfad ist aber okay und ich habe keinerlei Sorgen, dass es hier kritisch werden könnte. Lediglich die Druckstellen an meinen Füßen melden sich immer lauter zu Wort. An einem zurückgelassenen Ski machen wir Pause, mal wieder
                                                                                                                                                              Hier schnabulieren wir etwas Knabberzeug und ich mache tatsächlich eine Lemmingbeobachtung. 4 Meter neben uns kommt ein richtig fetter Lemmel auf den Stein und schaut uns an. Da wir still sind, schaffe ich es sogar, ein Foto von ihm zu machen. Leider mit meiner Digicam einfach viel zu klein, zoomt man aber am PC daheim ins Bild, kann man ihn gut erkennen. Der meerschweinchengroße, braun-schwarze Nager ist aber blitzschnell und verkrümelt sich bald hangaufwärts. Neben dem Ski findet Kuoika noch eine Flasche Spiritus. Also das wäre in einer Notsituation heute ein echter Glückstag gewesen! Ein kompletter Rucksack, dann noch Spiritus, nicht schlecht. Wir lassen alles liegen. Auch wenn ich normalerweise Müll mitnehme, wenn es geht, wir sind hier einfach zu weit weg von der nächsten Hütte und mein Rucksack ist vom Volumen her immer noch gut gefüllt.


                                                                                                                                                              Die Aufnahme verdeutlicht, wie steil es teilweise im Hang ist. Es ist aber wirklich nur eine vergleichsweise kurze Passage!

                                                                                                                                                              Bald geht es auch weiter, das Wetter scheint immer freundlicher zu werden, was uns direkt wieder mehr Antrieb verleiht. Als ein weiterer Knackpunkt in unseren Recherchen zur Planung der Tour wird die Querung des Noajdejågåsj beschrieben. Hier müsse man erst ein paar hundert Meter im Noajdevágge hoch laufen um den Strom vernünftig queren zu können. Aber wir wollen erst einfach runter. Der Wasserpegel im Fluss, der aus dem Lullihavágge fließt, sieht so harmlos aus, dass es schon irgendwie gehen wird. Wir versuchen jetzt jeden unnötigen Meter einzusparen. Vor allem das Noajdevágge, da sich hier in den Hängen auch viel Weidengestrüpp befinden soll. Zeit für geniale Ausblicke bleibt allerdings noch.


                                                                                                                                                              Blick vom Lullihavágge übers Noajdevágge, Sarvesvágge und Rapadalen auf den Låddebákte. Richtig geil!

                                                                                                                                                              Wehmütig drehe ich mich nochmals um und verabschiede mich vom Lullihavágge. Tolles Tal mit Hochgebirgscharakter!


                                                                                                                                                              Tschüss Lullihavágge

                                                                                                                                                              Sobald die Sonne raus kommt, wird es direkt warm. Ich schwitze schon eine ganze Weile, aber lieber so nass werden als vom Regen oder Wolkendunst. Was kann ich hier großartig sagen, außer das diese Stelle hier ein weiteres Highlight der Tour für mich ist. Rundum eine grandiose Aussicht und das Wetter spielt genau in diesem Moment mit!


                                                                                                                                                              Und wieder richtig happy!

                                                                                                                                                              Nach einer weiteren kurzen Pause kommen wir an einem kleinen, fast ausgetrocknetem Tümpel vorbei. Das Verlangen hier mal zu baden ist richtig groß, leider sind wir schon spät dran und haben noch gut was vor uns. Aber das wäre sicherlich mal eine Badewanne mit grandiosem Ausblick!


                                                                                                                                                              Badetümpel

                                                                                                                                                              Der Zusammenlauf vom Noajdejågåsj und dem Strom, dem wir die ganze Zeit über gefolgt sind, ist problemlos zu queren. Lediglich am anderen Ufer ist schwarze Flechte auf den Steinen und diese ist abartig glatt. Ich lege mich fast lang und kann mich gerade so an einem Weidenzweig festhalten. Ich nehme mir vor, nicht mehr über das Gestrüpp zu schimpfen!


                                                                                                                                                              Unproblematische Furt


                                                                                                                                                              Blick zurück bei Sonnenschein

                                                                                                                                                              Kurz bevor es ins Sarvesvágge geht, erblicken wir in der Ferne ein Zelt und zwei Leute. Toller Zeltplatz, denke ich mir und würde am liebsten für heute das Handtuch werfen. Beim weiteren Abstieg kann ich aber meine Motivation mit Blaubeeren und Moltebeeren steigern. Endlich wieder Grünzeug! Endlich wieder Vitamine


                                                                                                                                                              Ich bekomme nicht genug von dieser genialen Aussicht!

                                                                                                                                                              Im Tal angekommen sind die beiden anderen Wanderer gerade hinterm Zelt im Dickicht verschwunden. Wir machen in etwa 50 Meter Entfernung eine verdiente Pause. Ich krame meine Karte heraus um zu schauen, wie viel in etwa noch vor uns liegt. Ist ja noch ein ganz schöner Abschnitt! Meine Beine sagen schon seit 2 Stunden "bitte nicht noch weiter", aber nach einer kurzen Absprache sind Kuoika und ich uns einig, dass es weiter geht. Während ich in Gedanken meinen Beinen sage, dass sie die Schnauze halten sollen, fällt mein Blick auf die Karte und ich realisiere in diesem Moment etwas, was mir vorher partout nicht aufgefallen ist. Låddebákte... Ach komm schon.... Meine allererste Tour aus dem Jahre 2009 ging mit meinem Kumpel Sebastian genau dort durchs Snávávágge! Mich trifft ein solcher Flashback, dass ich mich anstrengen muss nicht emotional zu werden. Ein wirklich schönes Gefühl! 5 Jahre zuvor bin ich in Blickweite durch dieses Hochtal gegangen und habe in unsere Richtung fotografiert. Wahnsinn! Ich hoffe, dass Basti eines Tages auch mal wieder dabei sein kann!

                                                                                                                                                              Auch die schönste Pause geht vorbei. Während wir uns startklar machen, kommen die beiden Jungs aus dem Busch. Die waren baden! Ich bin neidisch! Wir winken uns zu und laufen dann los.


                                                                                                                                                              In diese Richtung sind wir unterwegs

                                                                                                                                                              Anfangs noch übersichtlich, müssen wir uns unseren Weg durch richtig nassen Sumpf schlagen. Es gibt entweder die Möglichkeit im steinigen Bereich zu laufen, der aber von Birken und Weide dicht bewachsen ist und man häufig hängen bleibt, oder eben durch den Sumpf. Wir entscheiden uns für den Sumpf, was anfangs auch wirklich gut geht. Solange man aufpasst, dass man nicht sehr weit in die Grasfläche hineinläuft und plötzlich von Wasser umgeben ist. Hier hatte ich noch die Muse mal ein Foto zu schießen.


                                                                                                                                                              Sumpf im Sarvesvágge

                                                                                                                                                              Aber dieser "Komfort" endet irgendwann und man muss sich zwangsläufig durch Buschwerk schlagen. Das Tal hat hier eindeutig den Charakter vom Rapadalen. Dicht bewachsen, so dass man häufig hängen bleibt. Jeder Schritt muss gut überlegt sein. Wir gehen stumpf drauf los, weil wir endlich hier raus wollen. Ich kämpfe mich durch Wald, Sumpf und über Steine hinweg, alles im Wechsel. Kuoika ist irgendwo vor mir, wir verlieren uns hier häufig aus den Augen. Auf einem riesigen Stein sind nur ein paar Wacholdersträucher und etwas Heidekraut. Ich bin dankbar für die wenigen Meter angenehmen Laufens und schaue mich in diesem doch wunderschönen Tal um. Auf einmal breche ich ein und schaue der Steinkante vor mir entgegen. Ich bin ca. 1,70m tief gestürzt. Mein Herzschlag hat für einen Moment ausgesetzt. Die freie Fläche besteht aus mehreren Felsbrocken und ist lediglich optisch zugewachsen. Ich Idiot habe halt nicht geschaut und bin genau in eine Felsspalte gefallen. Das ist sowas von glimpflich ausgegangen, dass ich direkt darüber schmunzeln kann. Ich plackere mich durchs Geäst aus der Spalte und stehe direkt wieder im Sumpf. Egal, weiter gehts. Später geht man so nah am Fluss entlang, der auch nur wenig Wasser mit sich führt, so dass wir einige Meter im Bachbett gutmachen können. Ich bin relativ alle und schieße leider keine Fotos. Irgendwie cool zwischen den einzelnen Wasserarmen zu wandern und dem Gestrüpp quasi den Mittelfinger zu zeigen.

                                                                                                                                                              Irgendwann geht es aber nicht mehr im Bachbett weiter und wir müssen uns durch jetzt mehr als mannshohes Weidengestrüpp quälen. Wir befinden uns definitiv auf einem Pfad, das Geäst ist in Bodenhöhe fast komplett abgeschält von der Rinde und dutzende Fußspuren haben alles pampig getrampelt. Leider ist es dadurch auch extrem rutschig und es fällt mir schwer manchmal das Gleichgewicht zu halten. 2 weitere Male komme ich ins Straucheln und zurückgehaltene Weidenäste schnellen mir ins Gesicht und hauen mich von den Beinen. Beide Male halte ich mich nicht mehr an das Versprechen, nicht mehr aufs Gestrüpp zu schimpfen und fluche wie ein alter Seemann drauf los. Einmal muss ich sogar meinen Rucksack abschnallen um wieder auf die Beine zu kommen. Als ich aus dem gröbsten Gebüsch raus bin erwartet mich eine kleine Anhöhe und auf dieser auch Kuoika. Sie macht den Vorschlag, dass wir eventuell schon hier lagern könnten, wenn ich nicht mehr weiter kann. Ich nehme das dankend an, kann nämlich nicht mehr weiter, und wir stellen die Zelte auf. Mir tut alles weh, ich bin geschafft. Als das Zelt steht, schöpfe ich Wasser in den Wassersack, das aus den Weiden läuft. Schmeckt prima, also wird es schon gehen, obwohl hier überall Rentierdung liegt. Eine riesige Elchschaufel dient uns als Sockentrockner. Die ist fast so groß wie mein Rucksack und ich spiele mit dem Gedanken sie mitzunehmen. Nach den Pflichtaufgaben geht Kuoika sich waschen, ich verzichte und haue mich in den Schlafsack, obwohl ich mich den ganzen Tag über auf ein kühles Bad gefreut hatte. Als wir beide im Zelt liegen, fängt es auch schon an zu regnen. Punktlandung, mal wieder! Gekocht wird im Zelt, da es mordsmäßig frisch geworden ist. Abends spannen wir noch die Wäscheleine um die klammen Klamotten zu trocknen, was nicht sonderlich viel bringt.

                                                                                                                                                              Was soll man groß über den Tag sagen. Höhepunkte waren reichlich vorhanden, auch ein kleiner Wermutstropfen, die Schmerzen in den Beinen. Alles in allem ein toller Wandertag. Besonders der Ausblick am Ende des Lullihavágge war die Strapazen wert. Das Sarvesvágge war soweit anstrengend, was auch unser Pfälzer angekündigt hatte. Aber zuversichtlich hatte ich seine Worte über seichte Wiesen weiter westlich im Tal in Erinnerung und hoffte nur noch, dass wir nicht mehr so viel Gestrüpp am nächsten Tag vor uns hätten.


                                                                                                                                                              Endlich am Lager!

                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                Fuchs
                                                                                                                                                                • 10.06.2004
                                                                                                                                                                • 1232
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                                                                                                                                                                AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                Wie immer bin ich begeistert davon mit welcher Detailgenauigkeit Du die Tour beschreibst. Besonders find ich es auch gut, dass Du über Deine Missgeschicke und beinhahe-Unfälle so detaililiert und ehrlich schreibst anstatt sie einfach zu verschweigen (außer Kuoika wüsste es ja sonst keiner ). Sowas macht außerdem das Lesen dann noch viel spannender, weil ich dann richtig mitfiebern kann (na, bricht er sich jetzt endlich ein Bein.....). Naja, so fies und schadenfroh bin ich dann doch nicht.
                                                                                                                                                                Und die Bilder vom unteren Abschnitt des Lullivagges, wo dann die Sonne rauskam, sind wirklich schön. Da hätt ich glatt Lust aufzubrechen und da wieder hinzugehen. Aber an die fetten Steine auf der Passhöhe kann ich mich auch noch erinnern. Finde es schon immer sehr interessant bei anderen zu lesen, wie sie Etappen empfunden haben, die ich auch bereits gelaufen bin. Und ein bisschen schadenfroh bin ich dann doch. Ich konnte nämlich damals den Bårddejiegna-Gletscher sehen (obwohl ich eigentlich auch kein pralles Wetter hatte).

                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                  • 23.08.2010
                                                                                                                                                                  • 228
                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                  #81
                                                                                                                                                                  AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                  Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                  Besonders find ich es auch gut, dass Du über Deine Missgeschicke und beinhahe-Unfälle so detaililiert und ehrlich schreibst anstatt sie einfach zu verschweigen (außer Kuoika wüsste es ja sonst keiner ). Sowas macht außerdem das Lesen dann noch viel spannender, weil ich dann richtig mitfiebern kann (na, bricht er sich jetzt endlich ein Bein.....). Naja, so fies und schadenfroh bin ich dann doch nicht.
                                                                                                                                                                  Das liegt vielleicht daran, dass ich diesen Bericht hauptsächlich für mich schreibe. Ich lasse euch lediglich daran teil haben. Warum sollte ich mir gegenüber etwas verschweigen? Es gehört nunmal zu der Tour, also kommt es auch in meinen Bericht. Das sehe ich nicht so wild.

                                                                                                                                                                  Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                  Finde es schon immer sehr interessant bei anderen zu lesen, wie sie Etappen empfunden haben, die ich auch bereits gelaufen bin.
                                                                                                                                                                  Dito! Das ist einfach eine total geile Sache! Die Tjäktjavágge-Bilder in deinem Bericht z. B.! Ich stand da auch! Hab gerade mal 20 Meter weit gucken können
                                                                                                                                                                  Dank euch weis ich jetzt, wie es hätte aussehen können

                                                                                                                                                                  Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                  Und ein bisschen schadenfroh bin ich dann doch. Ich konnte nämlich damals den Bårddejiegna-Gletscher sehen (obwohl ich eigentlich auch kein pralles Wetter hatte).
                                                                                                                                                                  Haha, ich gönns dir!

                                                                                                                                                                  Jetzt aber gleich erstmal die Fortsetzung posten! Was du übrigens auch mal in deinem aktuellem Bericht machen könntest, lieber Mortias

                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                    • 23.08.2010
                                                                                                                                                                    • 228
                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                    AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                    Sarvesvágge - 21.08.2014

                                                                                                                                                                    Nach einer ruhigen und trockenen Nacht werde ich zu einer normalen Stunde wach. Es ist zwar windig, aber die Sonne zeigt sich noch nicht. Die klammen Anziehsachen wandern sofort auf die noch gespannte Wäscheleine und trocknen munter vor sich hin, während wir unser Frühstück im Schlafsack genießen. Ich mische seit einigen Tagen Milchpulver, Instantespresso und Zucker zusammen, übergieße das mit kochendem Wasser und freue mich über einen selbstgemachten Café Latte. Das Milchpulver war wie immer großzügig kalkuliert und dann kann man sich solche Spielereien schon mal erlauben. Milchpulver und Vanillinzucker sind auch geil. Daheim hätte man die Plörre vermutlich in den Gulli gekippt, aber hier draußen schmeckt das wunderbar und ist eine willkommene Abwechslung!


                                                                                                                                                                    Wind so *pust,pust*, Kleidung so *yeah, bald trocken!*

                                                                                                                                                                    In Wanderrichtung sieht das Wetter auch relativ entspannt und verheissungsvoll aus, während es im Osten dunkel und regnerisch ist. Da könnte sich was zusammenbrauen, aber unseren Morgenablauf lassen wir dadurch nicht kaputt machen. Es wird in Ruhe gegessen, gepackt und alles verrichtet, was man morgens so tun muss.


                                                                                                                                                                    Von Wolken verhüllter Skájdetjåhkkå

                                                                                                                                                                    Sich in Lappland Zeit zu lassen wird oft belohnt. Das habe ich schon ganz schnell bei meiner ersten Tour gelernt. Als Dank dafür können wir den Rentieren beim äsen zusehen und dürfen eine Flussquerung einer kleinen Gruppe beobachten. Die machen das garnicht so anders wie wir. Zuerst wird langsam geschaut wo es vielleicht geht, dann wagt sich ein einzelnes Tier vor und testet den Weg. Auf der anderen Seite des Flusses angekommen, folgen dann nach und nach die übrigen Rentiere. Ich stehe neben unseren Zelten und darf das beobachten. Für mich hat sich der Tag damit schon gelohnt, noch bevor er richtig gestartet hat!


                                                                                                                                                                    Das weiße Ren quert den Fluss zuerst...


                                                                                                                                                                    ...die anderen folgen, als die Route sicher scheint.


                                                                                                                                                                    Die letzen Nachzügler queren den Fluss

                                                                                                                                                                    Auch wenn man Rentiere schon beinahe zum Standard der Tiersichtungen zählen darf, bin ich jedes Mal hocherfreut, wenn ich die Tiere zu Gesicht bekomme. Sie bei einer Flussquerung zu beobachten, war allerdings auch für mich eine Premiere. Gegen 11 sind wir dann startklar. Heute habe ich vorsichtshalber mein Frühstück ergänzt und schon eine Ibuprophen eingeworfen. Jetzt bleibt nur noch die Entscheidung zu treffen, ob ich die Elchschaufel mitnehme oder liegen lasse. Ist schon ein hübsches Ding, aber wiegt auch viel. Etwas beschädigt ist sie auch noch und meinen Beinen tut das Extragewicht sicherlich nicht gut. Ich lasse das Teil liegen, vielleicht dient sie ja noch anderen Wanderern als Fotomotiv oder Sockentrockner. Irgendwann finde ich vielleicht was Schöneres!


                                                                                                                                                                    Mitnehmen oder zurücklassen? Ganz schöner Klopper!

                                                                                                                                                                    Wir haben heute im doppelten Sinne Glück. Nicht nur, dass es über Nacht trocken geblieben ist, sondern auch das Buschwerk ist fast komplett ausgestanden. Das meiste Gestrüpp reicht uns gerade mal bis zu den Knien und unser Vorankommen wird dadurch enorm erleichtert. Nicht weit vom Lagerplatz entfernt schieße ich ein Foto, das ich besonders schön finde. Das Rentier als zentrale Schlüsselfigur des Sarvesvágge. Kuoika hat auch ein ähnliches Bild von dem Motiv in ihrem Bericht, aber eben nur ähnlich


                                                                                                                                                                    Mama mit Jungtier

                                                                                                                                                                    Die Renvaktarstuga müsste eigentlich bald in Sicht kommen. So weit waren wir gestern ja nicht mehr entfernt. Der Weg bis dahin zieht sich aber enorm. Wir folgen dem Tal immer in der Nähe des Sarvesjåhkå, auch wenn der Name nirgends in meiner Karte auftaucht, Richtung Westen.


                                                                                                                                                                    Der Lange Weg zur Renvaktarstuga

                                                                                                                                                                    Die ganze Zeit über werden wir vom Regen verfolgt. So richtig einholen kann er uns aber nicht. Die Wolken ziehen teilweise schon über uns weg, lassen aber nur ab und an ein wenig Nieselregen auf uns herab. Nichts, was mein Hut nicht abfangen könnte! Wir nehmen uns sogar die Zeit den kleinen Canyon genauer zu begutachten. Wahnsinn, was das Wasser für Formen schaffen kann! An einer Stelle sehen wir sogar vage Fußspuren, die davon zeugen, dass es tatsächlich Leute gibt, die hier rüberspringen. Ob ich mich das trauen würde, weis ich nicht Die schöneren Bilder hat definitiv Kuoika dazu, also wer das nochmals sehen will, einfach zurückblättern!

                                                                                                                                                                    Nach ca. eineinhalb Stunden kommt die blöde Hütte in Sicht. Ich finde das Teil relativ hässlich und verwahrlost. Zum Glück haben wir gestern nicht bis hierhin durchgezogen! Der Lagerplatz wäre bei Weitem nicht so schön gewesen! Wir gönnen uns hier im Windschutz der Hütte, zumindest dafür ist sie noch ganz gut geeignet, eine etwas längere Pause. Aber das Wetter drängt uns dann doch voran. Obwohl es fies aussieht, kann uns der Regen komischerweise nicht erreichen. Wir rennen weiter trocken durchs Tal!


                                                                                                                                                                    Die unspektakulärste Hütte bislang! Das Weidengestrüpp war schöner anzuschauen

                                                                                                                                                                    Das Sarvesvágge hat viel Abwechslung zu bieten! Manchmal können wir wieder im Flussbett auf fast schwarzem Sediment wandern. Manchmal führt unser Weg uns durch Strauchwuchs oder Sumpf. Die versprochenen Wiesen habe ich bis jetzt noch nicht gesehen und frage mich schon langsam, ob die Geschichte davon überhaupt stimmt.


                                                                                                                                                                    Durchs Flussbett

                                                                                                                                                                    Beim Gletscherauslauf vom Nuortap Luohttojiegna legen wir hinter einem Erdwall eine richtige Mittagspause ein. Kuoika will unbedingt etwas kochen! Finde ich super, auch wenn ich mir nichts köcheln werde. Aber ich kann die Stiefel ausziehen, meine Beine lang machen und etwas Traubenzucker und Trailmix naschen. Die Welt ist sowas von in Ordnung in diesem Moment, besser gehts doch garnicht mehr!
                                                                                                                                                                    Um uns herum rennen die Rentiere durchs Tal. In diesen Augenblick fühle ich mich hier nicht mehr wie ein Besucher, sondern wie ein Teil der Landschaft und Natur. Es ähnelt dem Gefühl, wenn die Türen vom Bus in Kvikkjokk oder die Türen des Zuges in Abisko aufgehen. Ich bin zu Hause. Obwohl man weit ab vom Schuss ist, fühle ich mich immer wieder hier oben nicht wie auf der Reise, sondern als ob ich angekommen wäre.

                                                                                                                                                                    Wie so oft endet auch diese tolle Pause und wir dürfen uns kurz nach dem Aufbruch über neue Rentierfotos freuen. Eine super Entschädigung zu vergangener Tour von 2013, da sind mir kaum schöne Fotos mit den Tierchen gelungen!


                                                                                                                                                                    Ich würde euch am liebsten mit nach Hause nehmen! Aber da hätte der sámi, dem ihr gehört, bestimmt etwas dagegen!

                                                                                                                                                                    Das Wetter wird zunehmend besser, die Wolken haben es aufgegeben uns zu ärgern. Unserer Tiefenentspannung können sie nichts entgegensetzen, haben dies gemerkt und lassen endlich von uns ab. In dem kleinen Delta, dass durch die beiden Gletscher Nuortap Luohttojiegna im Süden und Ridájiegna im Norden entsteht, wird es etwas steiniger. Die Furten sind aber nicht der Rede wert und wir meistern sie trockenen Fußes. Es macht richtig Spaß an diesem schönen Flecken Erde zu sein. Das Tal ist bislang wirklich wunderschön.


                                                                                                                                                                    Sarvesjåhkå und Skájdetjåhkkå im Hintergrund

                                                                                                                                                                    Genau in der Mitte zwischen beiden nördlichen Zuflüssen in den Sarvesjåhkkå sitzt eine Möwe auf einem Stein. Ich packe meine Kamera aus und denke mir, dass ist ein schönes Motiv! Gerade als die Kamera scharf stellt, kommt eine zweite Möwe angeflogen und verjagt die andere. Die Bewegung beider Tiere ergibt nur ein verschwommenes Bild. Als ich dann die Zweite Möwe fotografieren will, mir ja egal welche es davon aufs Bild schafft, haut das Vieh einfach genau beim Knipsen ab! Das Ergebnis ist ein zweites verschwommenes Bild. Kackvögel!

                                                                                                                                                                    Noch gedanklich über die Möwen schimpfend folge ich Kuoika, die sich zu mir umdreht und auf einmal meint "Du David, da vorne isn Tier was ich nicht kenne." Ungefähr 50 Meter entfernt ist was Schwarzes, sehr Wuscheliges im Gras. Es hat Kuoika gehört und bewegt sich, aber nicht sofort von uns weg, sondern eher so, als ob es unschlüssig ist, was es tun soll. Ich schaue hin und erkenne im ersten Moment nicht, was wir vor uns haben. Ich denke zuerst Polarfuchs, aber dafür ist es viel zu groß und der Schwanz viel zu buschig. Als das Tier sich dreht und uns seine Flanke präsentiert, erkennt man einen braunen Streifen, der sich bis zum buschigen Schweif hin durchzieht. Ich fasse es nicht und meine, dass wir hier ein Vielfraß vor uns haben. Anstatt zum Fotoapparat zu greifen, diskutieren wir in aller Seelenruhe, ob das jetzt tatsächlich ein Vielfraß ist und nicht doch ein Marder. Kuoika dachte immer, dass die Vielfraße größer seien. Wir beobachten ihn und als ich dann die Kamera gezückt habe, sieht man nur noch den Arsch vom Tier, wie er kurz darauf hinter ein paar Felsen verschwindet. Unsere Diskussion lässt mich auch zweifeln, aber zu Hause habe ich als erstes im Internet nach Bildern vom Vielfraß gegoogelt. Und was soll ich sagen? Wir haben eines gesehen! Unweigerlich muss ich schon während des Wanderns an den alten Schweden, den wir 2012 im Guhkesvágge getroffen hatten, denken, der seit über 40 Jahren hier oben unterwegs ist und noch nie einen Vielfraß gesehen hat. Dies ist meine vierte Tour und ich hab so ein mordsmäßiges Glück? Okay, fehlen nur noch Bär und Wolf, denke ich mir still und heimlich und muss in mich hineingrinsen.

                                                                                                                                                                    Nach dem Delta wird das Sarvesvágge zu dem, was uns der Pfälzer versprochen hatte. Die Wiesen stehen hier eindeutig im Vordergrund und das Laufen ist wieder einmal um einen weiteren Schritt abwechslungsreicher. Der Regen der vergangenen Tage hat die Wiesenfläche allerdings ein wenig sumpfig werden lassen. Dank unseren Gamaschen ist das aber kaum ein Problem.


                                                                                                                                                                    Wiesenglück

                                                                                                                                                                    Kurz bevor wir die höchste Stelle im Sarvesvágge erreichen, finden wir noch ein totes Rentier. Es sieht sehr abgeknabbert aus, was mich sofort wieder an das Vielfraß denken lässt. Ich bekomme allerdings auch sofort Hunger auf Fleisch und bei der nächsten Pause packe ich mein Beef Jerky aus. Die Großpackung hätte ich auch auf einmal fressen können! So langsam merke ich wieder meine Füße, die Ibuprophen hat soweit gut gewirkt, aber das Problem ist die dauerhafte Belastung. Egal, der Tag wird genossen, so gut es geht!


                                                                                                                                                                    Vor dem höchsten Punkt mit 909 Metern

                                                                                                                                                                    Mittlerweile laufen wir im Sonnenschein. Zwar sehr verhaltener Sonnenschein, aber immerhin kein Regen! Der Wind ist aber immer noch frisch und pustet uns entgegen. Der Blick zurück sagt mir, dass die Wolken endgültig aufgegeben haben.


                                                                                                                                                                    Byebye clouds

                                                                                                                                                                    Irgendwann fängt Kuoika vor mir an zu reden. Ich denke mir, ist die doof? Ich bin 30 Meter hinter ihr und soll das verstehen? Auf mein Zurufen deutet sie nur auf die andere Seite des Flusses. Ich sehe nur Steine und frage mich, was das soll. Als ich auf gleicher Höhe bin erkenne ich, wem die Worte galten. Da sitzen hinter einem großen Stein zwei andere Wanderer, die ihre Pause im Windschutz verbringen. Ich grüße nur freundlich und folge Kuoika. Hätte sie die beiden nicht gesehen, ich wäre an ihnen vorbeigegangen ohne sie zu bemerken

                                                                                                                                                                    Die heutige Etappe wird immer länger und länger. So schön das Tal auch ist, langsam zieht sichs etwas. Ein weiters Päuschen hilft allerdings frische Energie zu tanken. Stiefel runter, Beef Jerky und Traubenzucker in den Ofen schmeißen und weiter gehts.


                                                                                                                                                                    Ein Klasse Tal!

                                                                                                                                                                    Die Wiesen sind für mich eine wirklich große Überraschung, das kannte ich bisher so auch nicht vom Fjäll.


                                                                                                                                                                    Ob voller Wollgras...


                                                                                                                                                                    ...einfach nur saftig Grün...


                                                                                                                                                                    ...oder mit herbstlichen Farben

                                                                                                                                                                    Hin und wieder säumen auch Blumen unseren Weg. Nach einer letzten Pause wollen wir uns jetzt sputen. Ich bin mal wieder ziemlich alle und lasse Kuoika vorlaufen. Es ist bereits 18 Uhr und wir wollen noch bis zu den Hütten, die am Ende des Tals sind. Um aber dorthin zu gelangen, müssen wir den vor uns liegenden Sumpf umgehen. Auch wenn in der Mitte Rentiere stehen, bedeutet das nicht, dass wir da so leicht durchkommen können. Während Kuoika direkt den Hang ansteuert, versuche ich mein Glück durch den Sumpf. Schlechte Idee, wie sich bald herausstellt. Es ist einfach schwer abzuschätzen, wie es 50 Meter weiter vorne aussieht und einige Schritte in die falsche Richtung könnten unangenehm enden. Mein Weg führt ab sofort auch an den Hängen entlang. Kuoika ist bereits außer Sichtweite. Aber das ist absolut okay, so schön der Tag war, so anstrengend war er auch. Ich sehne mich auch bereits nach dem Zeltplatz und nehme das kein Stück übel, weil sie jetzt nochmal anzieht.

                                                                                                                                                                    Als ich einen Rentierzaun erblicke, falle ich fast vor Freude um, oder ist es doch nur die Erschöpfung?
                                                                                                                                                                    Ich mobilisiere die letzten Kraftreserven und laufe schneller, geradezu sprintend! Die Quittung dafür bekomme ich prompt auf der Anhöhe vom Zaun. Ein Krampf fährt mir durchs linke Bein, der sich gewaschen hat. Ich schmeisse den Rucksack runter und wälze mich am Boden vor Schmerzen. Nach einer Weile unkontrolliertem, spastischem Zucken geht es wieder und ich muss drüber lachen. Ich gönne mir hier einfach eine weitere Pause und schwöre mir, einfach mein Tempo weiter zu laufen. Ist ja noch genug Zeit! Einige Minuten darauf gelange ich auch an unseren Zeltplatz. Kuoikas Helsport steht bereits und ich geselle mich hinzu. Die Furt wollen wir uns für den kommenden Tag aufsparen, die Hütten auf der anderen Seite sehen sowieso verschlossen aus und so können wir noch eine Nacht im Sarek verbringen! Soll mir nur Recht sein!


                                                                                                                                                                    Geschafft! Das Zelt steht!

                                                                                                                                                                    Nachdem alle notwendigen Vorkehrungen getroffen sind, gehen wir heute im naheliegenden Tümpel baden! Ich müffel wie ein Puma und freue mich total auf eine Runde Schwimmen! Vor Ort stellen wir dann leider fest, dass nicht nur der Wind so unerbittlich kalt ist, sondern auch das Wasser. Kuoika ist ratz fatz fertig und ich halte es noch wenige Minuten länger aus. Schwimmen spare ich mir allerdings. Das Wasser ist nicht sehr tief und man sinkt sehr stark im Sediment bzw. Schlick ein. Gründlich gewaschen schlüpfe ich wieder in die Klamotten, die Dank stetigem Wind auch halbwegs trocken sind. Ich bin richtig happy und freue mich aufs Abendessen. Ich wage mich zu Kuoika ans Zelt und wir kochen gemeinschaftlich. Nach ca. einer Stunde friere ich mir aber so dermaßen den Arsch ab, dass ich alsbald im Zelt verschwinden will. Eine letzte klitzekleine Runde ums Lager bringt nochmal Auflockerung für die müden Beine und ein letztes schönes Foto mit einem Hauch von Abendsonne! Kuoika berichtet nach ihrem Spaziergang, dass sie einen Wanderer im Hang im Sarvesvágge erblickt hat, der die Sonne noch abbekommt. So ein Glückspilz, denke ich mir!


                                                                                                                                                                    Ein Hauch Abendsonne

                                                                                                                                                                    Im Schlafschack brauche ich eine gute Stunde um alle meine Körperteile wieder halbwegs warm zu bekommen. Danach schlafe ich wie ein Toter!

                                                                                                                                                                    Das Sarvesvágge hatte für mich extrem viel zu bieten, vor allem auch Sachen, die ich noch so von Lappland nicht kannte. Die Wiesen waren eine wahre Pracht, die vielen Rentiere einfach nur super und vor allem das Vielfraß hat diesen Tag zu einem unvergesslichem Erlebnis für mich gemacht! Das Sarvesvágge bekommt eine volle Empfehlung von mir!

                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                      Vorstand
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                                                                                                                                                                      • 18.06.2014
                                                                                                                                                                      • 1591
                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                      Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                      Das liegt vielleicht daran, dass ich diesen Bericht hauptsächlich für mich schreibe. Ich lasse euch lediglich daran teil haben.
                                                                                                                                                                      Und da bin ich aber so was von froh drüber, dass Du uns teil haben läßt!




                                                                                                                                                                      Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                      Wind so *pust,pust*, Kleidung so *yeah, bald trocken!*
                                                                                                                                                                      Ich liebe Deinen Schreibstil !!!

                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                                                        • 23.08.2012
                                                                                                                                                                        • 471
                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                        AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                        Da sitzen hinter einem großen Stein zwei andere Wanderer, die ihre Pause im Windschutz verbringen. Ich grüße nur freundlich und folge Kuoika. Hätte sie die beiden nicht gesehen, ich wäre an ihnen vorbeigegangen ohne sie zu bemerken
                                                                                                                                                                        Wenn die beiden nicht gegrüßt hätten, hätte ich sie auch nicht bemerkt.

                                                                                                                                                                        Kuoika ist bereits außer Sichtweite.
                                                                                                                                                                        Ich lege am Ende des Tages wohl gerne mal einen Zielspurt ein.

                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                          Lebt im Forum
                                                                                                                                                                          • 21.01.2008
                                                                                                                                                                          • 9011
                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                          AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                          Sehr schöner Bericht und wie immer ist es sehr amüsant die Reise aus beiden Perspektiven sehen zu können.



                                                                                                                                                                          Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                          Anstatt zum Fotoapparat zu greifen, diskutieren wir in aller Seelenruhe, ob das jetzt tatsächlich ein Vielfraß ist und nicht doch ein Marder.
                                                                                                                                                                          Ein Vielfraß ist ein Marder.
                                                                                                                                                                          Les Flics Sont Sympathique

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                                                                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                                                                            • 10.06.2004
                                                                                                                                                                            • 1232
                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                            AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                            Lustig, da haben wir unsere Fortsetzung fast zeitgleich geschrieben. Jedenfalls wieder schön in Deinem üblich lustigem Schreibstil zu verfolgen, wie ihr durch dieses schöne Tal gelaufen seit. Und Glückwunsch auch zur Vielfraßsichtung. So etwas hatte ich leider noch nicht gehabt. Mein größtes "Raubtier" hier oben war ein Hermelin. Schade nur, dass ihr keine Fotos von dem Vieh gemacht habt.

                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                                              • 23.08.2012
                                                                                                                                                                              • 471
                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                              #87
                                                                                                                                                                              AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                              Schade nur, dass ihr keine Fotos von dem Vieh gemacht habt.
                                                                                                                                                                              Auf diesem Suchbild hätte man dann noch weniger als auf den anderen gesehen.

                                                                                                                                                                              Ich muss ja ehrlich gestehen, der schwarze Punkt mit dem Schwanz hat es nicht mal in meinen abendlichen Tagebucheintrag geschafft. Aus den Augen, aus dem Sinn oder so...

                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                Anfänger im Forum
                                                                                                                                                                                • 21.02.2013
                                                                                                                                                                                • 16
                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                                Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                Oh, ja, bitte weiterschreiben, ich bin auch ganz vorfreudig dabei. Will diesen Sommer in den Sarek und sammele bei Dir viele schöne Eindrücke.
                                                                                                                                                                                Dito

                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                                  • 23.08.2010
                                                                                                                                                                                  • 228
                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                  #89
                                                                                                                                                                                  AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                                  Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                  Ich liebe Deinen Schreibstil !!!
                                                                                                                                                                                  Danke für die Blumen!

                                                                                                                                                                                  Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                  Ich lege am Ende des Tages wohl gerne mal einen Zielspurt ein.
                                                                                                                                                                                  Was ich absolut nachvollziehen kann. Hab ich dir auch nie übel genommen!

                                                                                                                                                                                  Zitat von Buck Mod.93 Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                  Ein Vielfraß ist ein Marder.
                                                                                                                                                                                  1. Danke! Das wusste ich garnicht
                                                                                                                                                                                  2. Jetzt kommts aber, der Marder hat eigentlich nichts im Bericht verloren! Ich habe zwar Marder geschrieben, aber wir haben da ein anderes Tier als Vergleich hinzugezogen, an dass ich auch gedacht habe, als ich den Bericht verfasst habe. Frag mich nicht warum ich Marder geschrieben habe, wenn es doch um einen Dachs ging. Ich und mein seltsames Gehirn Ich sage manchmal auch bei 7:45 Uhr Viertel vor 7

                                                                                                                                                                                  Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                  Mein größtes "Raubtier" hier oben war ein Hermelin. Schade nur, dass ihr keine Fotos von dem Vieh gemacht habt.
                                                                                                                                                                                  Ein Hermelin durfte ich im Winter daheim bei unserem Brennholzvorrat beobachten, wie es eine Maus gefressen hat! Schön am Küchentisch sitzen und der Natur zugucken. Ich liebe es hier auf dem Land!
                                                                                                                                                                                  Ich hätte auch sehr gerne ein Bild, aber manche Dinge gehen halt nicht. Ich werde auch bei vielen Lemmel-Nahaufnahmen hier im Forum neidisch wie die Pest.

                                                                                                                                                                                  Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                  Ich muss ja ehrlich gestehen, der schwarze Punkt mit dem Schwanz hat es nicht mal in meinen abendlichen Tagebucheintrag geschafft. Aus den Augen, aus dem Sinn oder so...
                                                                                                                                                                                  Da haben wir wieder diesen interessanten Aspekt der verschiedenhaften Wahrnehmung einer Tour. Find ich voll spannend!

                                                                                                                                                                                  So und nun folgt gleich der nächste Teil! Danke für das rege Mitlesen!

                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                                    • 23.08.2010
                                                                                                                                                                                    • 228
                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                    AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                                    Metropole Tuottar - 22.08.2014

                                                                                                                                                                                    Nach einer frischen, aber erholsamen Nacht werde ich gegen 8:30 wach. Ich muss für kleine Wanderer und das nicht zu knapp. Schnell ziehe ich mir das nötigste Über und begebe mich vors Zelt. Die ersten Schritte sind die reinste Qual. Wegen dem Eilfaktor lasse ich die Schuhe ungeschnürt und suche mir abseits des Lagers eine ruhige Stelle. Wenige Meter von unseren Zelten frühstückt eine Rentiermutti mit ihrem Jungtier. Man merkt, dass die Tiere Menschen gewohnt sind. Wieder zurück im Zelt wird in aller Ruhe das Frühstück zubereitet. Heute soll es nur nach Tuottar gehen, mit einem kurzen Schlenker zum Rissájávrre, wo man am südlichen Ufer ca. 47km von allen frei zugänglichen Straßen entfernt ist. Das ist einer der Punkte auf einer Liste, die man ohne große Probleme auf einer Tour mitnehmen kann, nur um mal da gewesen zu sein. Irgendwie freu ich mich drauf!
                                                                                                                                                                                    Kurz nach 11 sind wir mit den morgendlichen Pflichten fertig, alles ist verstaut und wir sind abreisebereit. Die Furt, die uns direkt bevorsteht, darf man eigentlich nicht als solche bezeichnen. Der geringe Wasserstand erlaubt ein simples über die Felsen schreiten um trocken an der anderen Seite anzugelangen.


                                                                                                                                                                                    Ich hatte schon Wanderwege, die mehr Wasser geführt haben als diese Furt

                                                                                                                                                                                    Einen Weg zu den Renwächterhütten sparen wir uns aber. Die sehen schon von Weitem verschlossen aus. Es geht anfangs durch recht trockene Wiesen weiter Richtung Westen. Gesprächsthema von heute waren auch unter anderem Alina und Sascha, die wir bei Kvikkjokk verabschiedet hatten. Ungefähr zur gleichen Zeit müssten die beiden eigentlich aus dem Álggavágge kommen! Ob wir sie auf dem Padjelantaleden oder irgendwo hier treffen würden?


                                                                                                                                                                                    Noch mehr Wiesen! Blick Richtung Álggavágge.

                                                                                                                                                                                    Was sofort auffällt, ist die Tatsache, dass das Terrain sich geändert hat. Es fehlen die hohen, teils schroffen Gipfel des Sareks. Die Hügel sind abgeschliffener und flacher, aber dennoch absolut sehenswert! Das Hochgebirgsfeeling geht mir allerdings noch nicht flöten, da ich oft zurückschaue. Irgendwo beim seichten Aufstieg zum namenlosen See südlich des Oarjep Rissávárre wird mir überhaupt erst klar, dass wir die Grenze zum Sarek Nationalpark schon bei der Furt hinter uns gelassen haben. In Gedanken verabschiede ich mich rückwirkend und bin froh, dass dies meine erste Tour ist, wo die Planungen in die Tat umgesetzt werden konnten, ohne zu improvisieren. Optisch kann die Gegend mich direkt mit einem kleinen Wasserfall begeistern. Den Sinn für die kleinen Dinge kann ich irgendwie nur schwer verlieren


                                                                                                                                                                                    Kleiner Wasserfall

                                                                                                                                                                                    Wir folgen dem Verlauf des Stroms um den Rentierzaun zu passieren. Da wir keine Ahnung haben wo es eventuell Türen oder Treppen zum Übersteigen gibt, hoffen wir auf den Fluss. Kuoika hat in ihren Recherchen davon gelesen, dass man im Wasserlauf den Zaun passieren kann. Tatsächlich ist dies auch der Fall. Hier ist der Zaun unterbrochen und lediglich ein Stahlseil ist über den Fluss gespannt, an dem bunte Stacken herabhängen. Wir müssen ein wenig an der Stelle kraxeln, aber passen gerade so mit unseren Rucksäcken hindurch. Hinter der ersten größeren Kuppe ist es etwas windstiller und wir legen eine kleine Pause ein.


                                                                                                                                                                                    Verkehrt gesteckte Pfosten in Stahlschuhen, da der Untergrund aus Stein besteht.

                                                                                                                                                                                    Mit dem Wetter haben wir heute richtig Glück. Es ist eine gute Mischung aus Sonne und Wolken. Mal freundlicher, mal trüber. Gegen 13 Uhr erreichen wir auch schon das Ufer des bananenförmigen Sees. Die kleinen Strandabschnitte verlocken sehr zum Baden.


                                                                                                                                                                                    Miniaturstrand

                                                                                                                                                                                    Alleine sind wir hier aber nicht! Während Kuoika voranschreitet und ich für Sie ein Foto mit ihrer Kamera mache, flitzt wenige Schritte vor ihr eine Entenfamilie ins Wasser und bringt sich in Sicherheit. Wir träumen schon von den Leckereien, die es eventuell in Tuottar geben wird und ergänzen die Liste, auf der bereits Fisch, Brot und Schokolade steht, noch um gebratene Ente. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen! Bei genauerer Betrachtung erkennen wir in der Ferne noch 3 weitere Entenfamilien. Wow, richtig was los hier oben!
                                                                                                                                                                                    Wir folgen einfach dem Ufer um an anfangs erwähnten Punkt der Abgeschiedenheit zu gelangen. 20 Minuten später sind wir bereits am Ende angelangt.


                                                                                                                                                                                    Kurz den Enten gewunken und schon gehts weiter!

                                                                                                                                                                                    Es geht über buckelige Flächen Richtung Rissájávrre, auf denen allerlei Pflanzen zu bewundern sind. Hauptsächlich handelt es sich um Wollgras, aber auch einige Bereiche mit einer Löwenzahn ähnlichen Pflanze gibt es zu bestaunen.


                                                                                                                                                                                    Eine Art Löwenzahn?

                                                                                                                                                                                    Wir legen noch eine weitere Pause ein, die Schuhe fliegen erneut von den Füßen und ich entspanne mich direkt. Die gestrige Etappe steckt mir doch noch arg in den Knochen, aber mit den vielen Pausen geht es ganz gut! Es gibt zerdrückte Proteinriegel und Traubenzucker als Snack, bevor es auch schon wieder weiter geht. Die Gegend erlaubt anfangs keinen Weitblick, da man ständig von einer Vertiefung in die Andere geht. In einer dieser Vertiefungen nimmt sich Kuoika ausreichend Zeit einem besonders schönen Wollgrasfeld die Ehre zu erweisen und es abzulichten. Ich gehe sehr langsam weiter und warte eher "um die Ecke" auf Sie, als dass ich voran komme. Kurz darauf erblicke ich ein Schneehuhn vor mir. Es ist kaum auf dem felsigen Untergrund zu erkennen. Ich knipse ein Foto, was definitiv ein gutes Suchbild ergibt und will Kuoika den Vogel zeigen. Als ich weitergehe und um das Tier herum will, komme ich allerdings den versteckten Jungtieren zu nah, so dass diese panisch gackernd mit wildem Geflattere keine 3 Meter entfernt zu meiner Rechten losfliegen und mir den Schock des Tages verpassen! Nachdem mein Herzschlag wieder eingesetzt hat, lache ich drüber. War ja klar, dass das Muttertier wieder von ihren Kleinen ablenken wollte

                                                                                                                                                                                    Dem Tod durch Herzinfarkt gerade so von der Schippe gesprungen, erreichen wir auch eine kleine Anhöhe und vor uns liegt der Rissájávrre in seiner ganzen Pracht! Der erste tolle Weitblick im Padjelanta Nationalpark! Weiter in der Ferne erkennen wir noch Teile des Álájávrre und die Gipfel des Álátjåhkkå. Kurz genießen wir die Aussicht und begeben uns dann fast ans Ufer des Rissájávrre. Es werden ein paar Bilder für zu Hause geschossen und schon gehts weiter. Ich mache mir nochmals bewusst, dass wir jetzt 47km weg von jeder Straße sind. Ich bleibe unbeeindruckt, Hacke das Erlebnis geistig ab und freue mich dennoch sehr darüber! Das neue Ziel für heute heist jetzt Tuottar.

                                                                                                                                                                                    Wir legen heute viele Pausen ein und lassen uns wirklich Zeit. So ein Trödeltag ist schon was Feines!


                                                                                                                                                                                    Erneute Pause

                                                                                                                                                                                    Die Sonne setzt sich am Nachmittag immer häufiger durch und wir genießen die wohlige Wärme.


                                                                                                                                                                                    Sommerstimmung

                                                                                                                                                                                    Es geht runter bis ans Ufer des Duottarjávrre, dem wir eigentlich die ganze Zeit über folgen. Das Gelände ist leicht zu gehen und ich habe genug Zeit um über die Klarheit des Wassers zu staunen. Natürlich kann ich nicht widerstehen und fülle meine Trinkflasche, es mundet herrlich!


                                                                                                                                                                                    Luxus pur, sauberes Trinkwasser!


                                                                                                                                                                                    Ein herrlicher Tag!

                                                                                                                                                                                    Die nächste Pause lässt natürlich nicht lange auf sich warten und wird kurz vor Tuottar genossen.


                                                                                                                                                                                    Strand am Duottarjávrre


                                                                                                                                                                                    Aus der Karte werde ich nicht schlau, um welche Gipfel es sich dort handelt. Eventuell den Vássjábákte?

                                                                                                                                                                                    Als wir so am Strand sitzen und einfach die Seele baumeln lassen lässt der Wind hin und wieder nach. In dem Augenblick erheben sich Millionen kleiner Fliegen aus den Gräsern, nur um in der nächsten Brise sofort wie vom Donner getroffen wieder gegen den Boden gedrückt zu werden. Ich bin nur froh, dass das keine Mücken sind! Gefühlt ist es heute einer der faulsten Tourentage, der sich auch bald dem Ende neigt. Ich bin gespannt wie groß die Hütte bei Tuottar ist und rechne mit einer kleinen Bretterbude. Als wir dann aus der Ferne ein Haus erblicken, bin ich fast enttäuscht, wie klein es tatsächlich ist. Beim Näherkommen stellen wir allerdings schnell fest, dass dies eine abseits gelegene Hütte war. Tuottar ist ein wahrer Hüttenkomplex! Ich bin erstaunt, wie viele Buden hier stehen und frage mich, wie voll das gleich wird. Als wir die Örtlichkeit erreichen, müssen wir noch eine letzte Furt meistern. Auch hier ist ein einfaches Übersetzen von einem Ufer zum Anderen problemlos möglich. Der erste Blick in morgige Marschrichtung ist beeindruckend. Die Weitsicht ist ein Augenschmaus!


                                                                                                                                                                                    Erste Fernsicht von Tuottar aus

                                                                                                                                                                                    Beim Aufstieg zu den Hütten, die wenige Meter vom See Tsiekkimjávrre entfernt liegen, kommt uns ein bekannter Duft entgegen. Ich brauche ein paar Sekunden um ihn zu erkennen. Lösungsmittel, Lack oder Farbe, oder sowas in der Richtung. Als wir um die erste Hütte kommen, sehen wir auch direkt den Grund dafür. Eine Dame im Overall streicht die Hütte frisch ein. Ich habe ja insgeheim mit dem Duft von frischen Backwaren gerechnet

                                                                                                                                                                                    Sie stellt sich uns als Hilde vor, die Hüttenwartin. Wir quatschen kurz und äußern unseren Wunsch zu zelten. Sie fragt zwar, ob wir nicht doch lieber in eine Hütte wollen, Platz genug wäre vorhanden, aber wir verneinen. Bevor wir die Zelte aufbauen gehen, bringt Kuoika in Erfahrung, dass wir heute Abend frisches Pfannenbrot erwarten dürfen. YES! Der Abend ist gerettet!

                                                                                                                                                                                    Die Zelte werden windgeschützt mitten in Tuottar aufgestellt, es ist außer uns nur noch ein weiterer Gast da, der in seiner eigenen Hütte bleibt. Wir dürfen die Gemeinschaftshütte verwenden, da die Gebühr bezahlt wurde, zu der sich auch ein weiterer Wanderer gesellt, der aus Holland kommt, übrigens genau wie Hilde. Als die Zelte stehen begutachten wir alles in der näheren Umgebung, schießen einige Bilder und laufen anschließend noch auf den kleinen Hügel im Süden für eine bessere Aussicht.


                                                                                                                                                                                    Happy Hiker

                                                                                                                                                                                    Auf dem Hügelchen wird aber der Blick in die Ferne von einem kleinen Regenschauer getrübt. Während es bei uns noch trocken ist, fallen bei unseren Zelten schon die ersten Tropfen. Die Sonne scheint am westlichen Teil des Sees munter weiter, während der Regen immer näher kommt.


                                                                                                                                                                                    Regenschauer und Sonnenschein, wo bleiben die Regenbögen?

                                                                                                                                                                                    Wir eilen wieder hinab zur Gemeinschaftshütte und schaffen es passend vor dem Regen. Punktlandung, mal wieder! Wir richten uns etwas häuslich ein, lesen alles, was hier so rumfliegt und Kuoika bekommt sogar den abenteuerlichen Gasofen zum Laufen. Es wird warm und angenehm. Erst jetzt merkt man, wie viel Komfort eine simple Hütte einem Wanderer hier draußen geben kann! Herrlich!
                                                                                                                                                                                    Irgendwann gesellt sich auch der Holländer zu uns, mit dem wir Tourerfahrungen austauschen. Eigentlich will er heute noch direkt weiter, aber er lässt es dann doch bleiben und verbringt die Nacht ebenfalls in Tuottar. Als der Regen nachlässt, holen Kuoika und ich Wasser aus dem See und die Kochorgie kann losgehen! Hilde kommt dann zu uns und verkauft jedem einen Brotfladen. Kuoika lässt mir etwas Tubenkäse zukommen und ich genieße einen Teil des Brotes damit. Der Rest wird trocken verdrückt. Hammergeil! Kuoika schnibbelt sich noch Wurst und getrocknete Tomate drauf und improvisiert so eine Pizza. Hammergeil hoch 2!


                                                                                                                                                                                    Brot bzw. Pizza

                                                                                                                                                                                    Der Regen lässt nach und es wird bitterkalt am Abend. Sehr lange schaffe ich es nicht draußen zu bleiben und lege mich bald schlafen. Ein wenig Sorgen bereiten mir die 19km bis nach Staloluokta. Meine Beine schmerzen mehr, als sie nach so einer laschen Etappe eigentlich sollten. Zum Glück habe ich genug Ibuprophen dabei!


                                                                                                                                                                                    Letzter Ausblick vorm zu Bett gehen, es ist kurz nach 21 Uhr.

                                                                                                                                                                                    In Tuottar ist fast garnichts los. Die Nacht ist ruhig. Ich bin auf den morgigen Tag gespannt und gehe von einer anstrengenden Etappe aus.

                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                      • 1591
                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                                      Jippie! Aus dem Wochenende zurück und schon ist die Fortsetzung zu lesen, samt Ecken, in denen ich schon war (Tuottar), das macht Freude!

                                                                                                                                                                                      Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                      Eine Art Löwenzahn?
                                                                                                                                                                                      Hm, wahrscheinlich eher ein Habichtskraut.
                                                                                                                                                                                      Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                      Ich bin auf den morgigen Tag gespannt und gehe von einer anstrengenden Etappe aus.
                                                                                                                                                                                      Das macht neugierig, wie es weitergeht, wahrscheinlich wird der Weg dann - weil ausgetreten und flach - total easy. Aaarggh - eben fällt mir ein, wie ich da drauf komme - hab' ich ja schon bei Kuoika gelesen, sorry

                                                                                                                                                                                      Na, das bereitet mich allerdings darauf vor, dass es mir verwöhnter Padjelanta- und Kungsledenwandererin im Sarek dann umgekehrt gehen wird...

                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                                                                        • 23.08.2010
                                                                                                                                                                                        • 228
                                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                                        AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                                        Der lange Weg nach Staloluokta - 23.08.2014

                                                                                                                                                                                        Die Temperaturen sind heute morgen gefühlt noch frischer als gestern vor dem Schlafen gehen. Kuoika und ich hatten abgemacht, dass wir heute früh loslaufen, weil ich ein wenig Respekt vor den 19km nach Staloluokta habe. Letztes Jahr habe ich die Strecke zwischen Abiskojaure und Alesjaure auch innerhalb von 8 Stunden zurückgelegt, weis aber noch ganz gut, dass die Quittung am Tag danach kam. Schwere Beine brauche ich jetzt auch nicht mehr!

                                                                                                                                                                                        Obwohl wir wie vereinbart früh aufstehen und eigentlich auch alles erledigen, kommen wir nicht vor 11 Uhr vom Fleck. Kuoika stattet Hilde noch einen kurzen Besuch ab und will den bereits fertig gelesenen Wallander gegen eine andere Lektüre tauschen. Sie nimmt gleich noch etwas Infomaterial zu den Samen und deren Traditionen mit. Innerlich schiebe ich schon wieder Panik, dass ich es heute nicht bis Staloluokta schaffe, und bin froh, als es endlich los geht. Zum Abschied gibt es noch ein Bild von Hilde beim Angeln. Jetzt nen lecker gegrillten Fisch! Ein Traum!


                                                                                                                                                                                        Gone fishing!

                                                                                                                                                                                        Wir sind die Letzten, die Tuottar verlassen, was haben es alle nur so eilig? Verdammt, 19km, ich weis schon warum. Die ersten Schritte sind etwas ekelig, wie immer in den letzten Tagen, aber zumindest haben wir Rückenwind. Wir müssen wieder über die Furt und kurz darauf eine Zweite, viel kleinere, bewältigen. Gar kein Problem. Wir folgen dem gut ausgetrampeltem Pfad, es geht immer wieder rauf und runter und langsam komme ich in Fahrt. Als wir eine knappe Stunde gelaufen sind, meldet sich Kuoika hinter mir, Pausenzeit! Normalerweise wäre ich sofort dabei, aber es läuft so prima, dass ich weiterlaufen will. Ich rufe das Kuoika zu, sie versteht natürlich nichts und läuft erstmal weiter hinter mir her. Irgendwann aber macht sie die Pause, auch ohne mich. Sie holt mich sowieso ein, ich kann unmöglich das Tempo lange halten, will aber so viel wie möglich Strecke fressen, bevor sich die Gelenke melden. Ich bin jetzt alleine, Kuoika kann ich nicht mehr sehen, das Terrain erlaubt keine weitreichenden Blicke zurück. Ich steigere mich dermaßen in meinen Lauf, dass ich nicht mal anhalte um Fotos von der herrlichen Landschaft zu machen. Hochkonzentriert schaue ich nach vorne um nicht über einen Stein zu stolpern oder in einer Mulde umzuknicken. Ich bin völlig in meiner eigenen Welt, es ist beinahe so, wie bei einem Langstreckenlauf. Die Landschaft ist ausgeblendet und Störfaktoren wie Rentiere, Vögelchen, Helikopter und auch andere Wanderer um mich herum ebenfalls. Das bekommen zwei Wanderer auch beinahe zu spüren, als ich Aufblicke hänge ich beinahe im Gesicht von dem armen Kerl. Im letzten Augenblick gehe ich vom Pfad und umlaufe die zwei. Beide haben schon mit dem Schlimmsten gerechnet und sich auf einen Hechtsprung zur Seite vorbereitet. Ich nuschle ein Hej beim Vorbeigehen und habe die zwei 20 Meter weiter schon fast vergessen.

                                                                                                                                                                                        Mittlerweile kann ich den ersten See im Norden, den Gieddávrre, erkennen. Ein Impuls meiner noch halbwegs intakten und nicht überhitzten Großhirnrinde meldet eine Pause an und ich will anhalten. Im Kopf habe ich angehalten, meine Beine laufen aber weiter. Ich gehe ein paar Schritte im Kreis, bevor ich endlich anhalten kann. Heilige Scheiße, das ist aber gerade ausgeartet. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es gerade mal 13 Uhr ist. Wie weit bin ich wohl gekommen? Kuoika ist noch nicht zu sehen. Ich schnalle den Rucksack ab und die Stiefel fliegen von den Füßen. Als ich 5 Minuten sitze, etwas getrunken und gegessen habe, frage ich mich, was zum Teufel ich hier eigentlich für einen Schwachsinn mache? Die Landschaft ist so geil und ich flitze hier durch wie vom Wolfsrudel gejagt. Zeit ein paar Fotos zu machen!


                                                                                                                                                                                        Der Gieddávrre in der Ferne

                                                                                                                                                                                        Nach 20 Minuten gesellt sich Kuoika zu mir und pausiert mit. Ich bin recht still, muss nämlich gerade selber auf mich klar kommen und so geht sie auch bald weiter, während ich meine Pause auf eine satte Stunde ausdehne. Den Motor danach wieder ans Laufen zu bekommen ist garnicht so leicht. Die Schmerzen sind jetzt da und erinnern mich auf den ersten Metern, dass das eine ziemlich dumme Idee war, so ein Tempo vorzulegen. Das war nämlich schon die Hälfte der Strecke in ca. 2 Stunden. Ich schwöre, dass ich ein "Pling" höre, so wie an einer analogen Kasse im Laden, wenn die Quittung kommt. Das habe ich jetzt davon!
                                                                                                                                                                                        Der weitere Weg ist ab jetzt das genaue Gegenteil und ich fange an diese herrliche Landschaft zu genießen. Die Kamera wird öfters aus der Tasche gezaubert und es gibt total viel zu entdecken!


                                                                                                                                                                                        Diesen tollen Wasserfall zum Beispiel

                                                                                                                                                                                        Bei jedem Schritt auf dem ausgetrampelten Pfad wirbele ich Staub hoch. Unfassbar! Das kenne ich von Lappland noch garnicht. Es ist knochentrocken. Meine Wasserflasche ist seit meiner Pause leer und ich habe bereits Durst, will aber nicht runter zum Bållávrjåhkå zum Auftanken. Also trotte ich weiter, es kommen mir nochmals zwei Wanderer entgegen, wir grüßen uns nur kurz, ich hab keine Lust auf Konversation. Gestern in Tuottar hatte ich bereits beinahe einen Zivilisationsschock erlitten
                                                                                                                                                                                        Endlich kann ich eine Stahlseilbrücke sehen. Nun weis ich auch wo ich bin und wie weit es noch ca. ist. Der Wasserlauf ist hier besonders ansehnlich!


                                                                                                                                                                                        Kühles, frisches Nass


                                                                                                                                                                                        Die Hängebrücke im Bild ist gesperrt

                                                                                                                                                                                        Hinter der Brücke erwartet mich eine Stelle mit viel Weidengestrüpp. Aber es führt ein Weg hindurch, so dass man größtenteils keinen Stress damit hat. Ich setze meinen Rucksack ab und will Wasser auffüllen am kleinen Wasserfall. Da sind aber bereits zwei andere Hiker, die ich nicht stören möchte und so gehe ich ein paar Schritte weiter. Ein kleiner Strom quert den Weg und ich fülle meine Reserven direkt hier auf. Genau an der Stelle probiere ich rote Beeren, die an einer Pflanze wachsen, die weinrebenähnliche Blätter hat. Die einzelnen Früchte sehen wie leicht Ovale Johannisbeeren aus, rot und mit einem Kern in der Mitte. Sie schmecken hervorragend, da ich aber nicht weis, was das für eine Pflanze ist, habe ich zum ersten Mal gesehen, lasse ich es bei einer kleinen Kostprobe und gehe weiter. Als es aus den Weiden heraus geht, erblicke ich vor mir ein Rentier mit einem roten Halsband. Es ist noch etwas entfernt, geht aber genau auf dem Pfad auf mich zu. Ich mache ein Bild, da ich glaube, dass es sonst bald vor mir davonläuft, wenn es mich wittert. Von wegen, als ich 10 Meter entfernt bin geht es lediglich vom Weg und ich komme sehr nah an das Tier heran. So nah hat sich noch kein Rentier an mich herangetraut, zu groß ist in der Regel die Gefahr, dass ich es auf den Grill werfen könnte! Und irgendwie wissen die das


                                                                                                                                                                                        Rote Nasen sind out, rote Halsbänder sind jetzt angesagt!

                                                                                                                                                                                        Ich lasse mir jetzt richtig Zeit und schaue oft umher. Die Landschaft erinnert mich sehr an die Steppen in den alten Karl May Filmen. Genial. Kurz darauf wartet ein weiteres Gebiet mit Weidengestrüpp auf mich. Hier laufe ich nochmals Kuoika über den Weg, die auf mich gewartet hat. Wir laufen dennoch getrennt weiter. Heute brauche ich einfach mein Tempo, egal ob schnell oder langsam wie eine Schnecke. Hinter dem Rentierzaun, der kurz nach dem Gieddávrre entlang der Strecke sichtbar ist, lege ich erneut eine Pause ein. Langsam bin ich alle und habe mit den rebellierenden Beinen zu kämpfen. Aber etwas Schokolade und Traubenzucker geben mir genug Kraft für die nächsten Kilometer! Sind ja auch nicht mehr so viele. Ich blicke sehnsüchtig zurück zu den Gipfeln des Sarek, die man noch gut erkennen kann.


                                                                                                                                                                                        Sareks Gipfel

                                                                                                                                                                                        Ich entspanne so richtig bei dieser Pause und schließe auch kurz die Augen. Als ich sie wieder öffne, habe ich Besuch bekommen. Die Rentiere bewegen sich aber superleise!


                                                                                                                                                                                        Ninja-Ren, aus dem Nichts aufgetaucht!

                                                                                                                                                                                        Als meine Beine dem Trugschluss verfallen sind, dass für heute die Etappe beendet ist, springe ich auf und laufe schnell los. Manchmal klappt die Selbstverarschung ganz gut! Kurz vor 16 Uhr erblicke ich einen kleinen Wasserfall im Birkenwald. So macht die Etappe richtig Spaß!


                                                                                                                                                                                        Wasserfall am Gieddejåhkå

                                                                                                                                                                                        Und dann präsentiert sich auch schon bald ein wahnsinnig schöner Ausblick auf den Virihaure. Viel drüber gelesen, viele Leute schwärmen von diesem See, zu Recht, wie sich später herausstellen sollte.


                                                                                                                                                                                        Nur ein kleiner Vorgeschmack auf den Virihaure

                                                                                                                                                                                        Der weitere Pfad führt an einem Helikopterlandeplatz vorbei. Ich bin ein wenig verwirrt, da ich mir nicht denken kann, dass es derjenige von Staloluokta ist. Auf der Karte ist einer mitten im Dorf eingezeichnet und ich sehe hier keine Hütte Weit und Breit. Ich folge etwas verunsichert dem Pfad und denke mir, da muss doch noch sicherlich ein Schild folgen. Es geht noch etwas hoch auf einen kleinen Hügel und die Vorfreude wird immens! Der Ausblick wird von Meter zu Meter genialer! Das gute Wetter lässt den Virihaure in einem kräftigen Blau erstrahlen. Die leicht tief stehende Sonne zaubert ein tolles Schattenspiel an die Berge im Norden, es ist wunderschön. Zu meiner Rechten sind jetzt auch endlich die ersten Häuser und Kåten von Staloluokta zu sehen. Ich jubele innerlich und brenne diesen Ausblick in meinem Stammhirn auf ewig ein!


                                                                                                                                                                                        Virihaure

                                                                                                                                                                                        Wie vermutet komme ich an einem Wegweiser vorbei, der mir verrät wo es morgen hin geht und auch wie weit es noch bis nach Staloluokta ist. Den letzten Kilometer will ich etwas später in Anlauf nehmen und lege nochmals eine Pause ein. Der Ausblick ist einfach zu geil! Aus Staddajåkkå kommen eine Mutter mit ihrem Sohn entgegen, die einen weiten Bogen um mich rum machen. Mir war garnicht so bewusst, dass ich so übel stinke Vermutlich hält man aus Prinzip Sicherheitsabstand, wer weis. Ein Rentnerpaar kommt ebenfalls mit leichten Rucksäcken daher, die grüßen mich auch! Ich lasse sie noch vorlaufen, damit wir uns beim weiteren Abstieg nicht ständig in die Quere kommen. Als es in den Birkenwald geht und nicht auf den Boden geachtet wird, rutscht der Senior aus und fällt fast auf den Hosenboden. Er schimpft auf schwedisch und ich denke mir, nur gut, dass ich nicht der einzige bin, dem sowas passiert! Ich muss lachen und hoffe, dass er das nicht hört. :haha:

                                                                                                                                                                                        Die letzte Pause hat ein Ende, meine Beine kann ich nicht mehr zum Narren halten. Der letzte Kilometer ist schmerzhaft und ich freue mich aufs Zelt. Im Birkenwald stehen etliche Pilze, der Sammler wird sofort wach. Natürlich nehme ich nichts mit, zu viel Arbeit am Zelt mit dem Putzen und Kochen. An der Brücke angekommen, die über den Auslauf des Luoppal führt, weis ich nicht, wo die Zeltplätze sind. Ich beschließe erst mal zur Stugorna zu gehen und zu schauen wo Kuoika ist. Ich komme mir ein wenig fehl am Platz vor. Hier ist seit ca. 10 Tagen die größte Ansammlung von Menschen auf einem Fleck. Der Wandertag selber war total entspannt mit sehr sehr wenigen Hikern für einen Wanderpfad. Aber hier ist es richtig voll. Ich setze den Rucksack ab, freue mich es endlich geschafft zu haben und schaue mich kurz um.


                                                                                                                                                                                        Wegweiser in Staloluokta. Das Schild am Boden weckt Sehnsüchte in mir, meine Reisekasse zu verkleinern!

                                                                                                                                                                                        An der Rezeption frage ich nach Kuoika, beschreibe Sie und ihre Kleidung, keiner will sie gesehen haben. Ich bin leicht besorgt und lasse mir den Weg zu den Zeltplätzen beschreiben. Ich muss wieder zurück über die Brücke und zum Strand. Na super.... Ich humple mich zum Strand und tatsächlich, dort steht bereits Kuoikas Zelt und ich bekomme noch einen tollen Platz direkt daneben. Zwei große Zelte mit Familien stehen wenige Meter entfernt von uns. Auch Deutsche, wie sich herausstellt. Als das Zelt steht und ich endlich meinen Daunenschlafsack mal zum Trocknen an die frische Luft hängen kann, bin ich richtig happy! Denn wir sitzen im Sonnenschein, während Regenwolken vom Padjelanta einen Regenbogen in die Landschaft malen. Gestern noch schmerzlich vermisst nach dem Schauer in Tuottar, heute wieder sichtbar.


                                                                                                                                                                                        Regenbogen!

                                                                                                                                                                                        Als die Pflichten erledigt sind, geht es direkt wieder zurück zur Stugorna. Kuoika kauft sich ein Bastuticket. Es wird noch ein wenig mit dem Samen gescherzt, der empfiehlt das Ticket jedem in der Sauna zu zeigen. Er weis selber nicht, warum man das quittieren muss. Wir bezahlen dann auch noch unsere Zeltgebühr und machen uns auf den Weg zum Shop. Ich freue mich tierisch auf eine kalte Cola! Als wir an dem Container ankommen, ist dieser aber geschlossen, ich werde hysterisch, gerate geradezu in Panik! Bis mich Kuoika aufklärt, dass der Same gleich aus dem Haus kommt und den Shop öffnet. Nochmal Glück gehabt! Ganz Gentleman lasse ich Kuoika den Vortritt. Cola, Knäckebrot und Ballerina-Kekse gehen für ein paar schwedische Kronen über die Theke. Schokolade ist leider alle. Sie hat gestern in Tuottar extra nichts gekauft. Ich muss die Bestellung in englisch machen und bekomme auch keine Antwort, aber dafür meine Waren. Bis auf die Cola, es war die Letzte! Als Kuoika mir übersetzt, dass die letzte Dose in ihren Besitz übergegangen ist, zerbricht innerlich etwas in mir. Ich höre ganz deutlich das Zerspringen einer Glühbirne und mein Augenlied fängt an gefährlich zu zucken. Ich bestelle als Ausgleich eine Dose Bier, Knäckebrot, Tubenkäse mit Salamigeschmack (endgeil!) und süße Tasse Fruchtgeschmack. Das Ganze kostet mich umgerechnet ca. 18-20 Euro.

                                                                                                                                                                                        Auf dem Rückweg besichtigen wir noch die Kyrkkåta. Ein wirklich interessantes Gebäude! Diese Bauweise finde ich total beeindruckend. Simpel und funktional!


                                                                                                                                                                                        Kuoika ist mindestens genauso fasziniert wie meine Wenigkeit!


                                                                                                                                                                                        Mit leichtem Ansatz eines Regenbogens

                                                                                                                                                                                        Gegen 19:15 sind wir wieder am Zeltplatz. Übrigens ein richtig toller Zeltplatz! Während Kuoika noch eine Fotosession mit ihrer Coladose macht, kann mich nichts mehr vom Schlemmen fernhalten. Ich schmeisse mich auf den Boden, öffne das Pils und setze zum Schluck an. Oh mein Gott! Wie unglaublich gut das schmeckt, obwohl es nur das kastrierte 3.5%ige Bier ist.


                                                                                                                                                                                        Skol!


                                                                                                                                                                                        Weiter geht es mit Knäckebrot und Salamikäse

                                                                                                                                                                                        Ganz bestimmt spielt die grandiose Aussicht am Virihaure auch eine Rolle, dass mir das Essen so gut schmeckt. Kuoika gesellt sich nach dem Werbeshooting für Coca Cola auch hinzu und wir futtern gemeinschaftlich weiter. Unser Zeltnachbar gesellt sich kurz zu uns und will einige Infos von unserer Tour und Strecke haben, die wir ihm gerne mitteilen. Wir unterhalten uns auch noch über Reisen mit Kindern und die Helikopter und die vom Piloten abhängigen unterschiedlichen Preise für einen Flug nach Kvikkjokk. Die Kids sind übrigens die Vertilger unserer Cola gewesen
                                                                                                                                                                                        Kuoika hat ein wenig Zeitdruck und entschwindet auch bald zur Sauna. Ich fröhne weiterhin der Völlerei und fange an zu Kochen. Buchstabennudeln mit Kräuter-Dill-Sauce!


                                                                                                                                                                                        Abendstimmung am Virihaure

                                                                                                                                                                                        Die Sonnenuntergänge sollen hier ein Traum sein. Ich freue mich schon sehr und beschließe bis zum bitteren Ende durchzuhalten. Mit vollem Magen genieße ich die Show!


                                                                                                                                                                                        Da schmeckt das Essen gleich viel besser!


                                                                                                                                                                                        Die Sonne berührt die Gipfel im Nordwesten


                                                                                                                                                                                        Die Wolkenbank macht passend Platz. Ich finde die Show faszinierend!





                                                                                                                                                                                        Die Show neigt sich dem Ende zu und es wird bitterkalt. Ich gehe noch etwas am Strand entlang, besuche das Toilettenhaus in der Nähe, halte noch einen kurzen Plausch mit unserem Zeltnachbarn und sauge dieses Gefühl der absoluten Zufriedenheit des Augenblicks in mich auf.






                                                                                                                                                                                        Gute Nacht!

                                                                                                                                                                                        Ich verkrümel mich in meinen Schlafsack, Kuoika ist immer noch nicht zurück. Ich friere und bin froh über den Daunenschlafsack. Auf dieser Tour hätte ich mit meiner Sommerpenntüte fast täglich die Notdecke benötigt. Als Kuoika dann kurz darauf wiederkommt, unterhalten wir uns noch eine Weile durch die Zeltwände hindurch. Morgen wollen wir erstmal ausschlafen und dann locker gucken, wie weit wir kommen.

                                                                                                                                                                                        Es war ein atemraubender und atemberaubender Tag. Die ersten 10km waren irgendwie völlig neben der Spur, aber danach hats der Tag so richtig rausgerissen! Vor allem der geniale Ausblick auf den Virihaure, der total geniale Zeltplatz am Strand und der mega geniale Sonnenuntergang haben die Messlatte wieder deutlich nach oben geschraubt und mehr als nur für die anfänglichen Strapazen entschädigt. Auch die Abwechslung beim Essen darf man nicht verachten!

                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                                                                          • 10.06.2004
                                                                                                                                                                                          • 1232
                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                            Vorstand
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                                                                                                                                                                                            • 1591
                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                            AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                                            Danke fürs Weiterschreiben und die schönen Bilder.
                                                                                                                                                                                            Vom Virihaure habe ich ähnliche, vor zwei Jahren habe ich etwas oberhalb von Staloluokta gezeltet und Deine Bilder rufen schöne Erinnerungen wach. Den komischen Tubenkäse muss ich dann im Sommer wohl auch mal probieren...

                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                                                              • 23.08.2010
                                                                                                                                                                                              • 228
                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                              AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                                              Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                              Den komischen Tubenkäse muss ich dann im Sommer wohl auch mal probieren...
                                                                                                                                                                                              Plane ich dieses Jahr fest mit ein! Zur Not geht der auch pur runter!

                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                                                                • 23.08.2010
                                                                                                                                                                                                • 228
                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                #96
                                                                                                                                                                                                AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                                                Staddajåkkåstugorna oder doch Sårjåjaurestugan? - 24.08.2014

                                                                                                                                                                                                Die Vorgabe heute lange zu schlafen lag leider nicht in unserer Macht. Ein Helikopter am Morgen vertreibt den Schlaf und bringt Kummer und Sorgen! Gegen 8 Uhr rattern die Motoren unnachgiebig durchs Tal. Jetzt wird das auch nichts mehr mit dem Weiterschlafen, dafür bin ich umso neugieriger, was da draußen los ist. So richtig schlau werde ich nicht draus, der Heli landet irgendwann nahe am Strand und es wird wieder ruhig. Aber wenn man schon wach ist, kann man genausogut den Tag mit einem Frühstück starten. Der Vorteil beim Frühaufstehen liegt klar auf der Hand, man kann alles ruhig und gelassen angehen und startet später die Etappe mit den Langschläfern


                                                                                                                                                                                                Morgenstimmung am Virihaure, perfektes Wetter!


                                                                                                                                                                                                Auch die ersten Möwen sind schon längst unterwegs und suchen sich ihr Frühstück zusammen

                                                                                                                                                                                                In der Ferne kann ich ein Boot auf dem Virihaure ausmachen. Die angeln gerade, ob der Fang wohl direkt auf dem Teller landet? Muss klasse sein, hier draußen zu wohnen. Während wir frühstücken ist auch schon auf den Nachbarstellen die erste Action los. Es wird gepackt und gerödelt, wir schließen uns an. Als wir mit geschulterten Rucksäcken an den beiden deutschen Familien vorbeigehen gibt es noch einen kurzen Plausch, sie fliegen heute wieder zurück nach Kvikkjokk und anschließend nach Hause. Uns wird noch viel Spaß und gutes Wetter für den Rest unserer Tour gewünscht und wir ziehen weiter. Aber nicht besonders weit, an der Brücke verlässt mich Kuioka kurz um noch schnell an der Hütte etwas zu kaufen. Ich warte unterdessen am Brückenpfeiler und genieße noch den Ausblick und freue mich über die Blümchen, die hier wachsen. Gegen halb 12 machen wir uns auf den Weg. Der Plan für die Etappe sieht eigentlich nur den Weg bis zur Staddajåkkåstugorna vor, also ca. 12 Kilometer.


                                                                                                                                                                                                Auf Wiedersehen Staloluokta!

                                                                                                                                                                                                Auch wenn das Wetter noch prima ist, kann man schon in der Ferne die ersten Wolkenbänke erahnen. Es wird also nicht so sonnig bleiben. Umso mehr genieße ich die wärmenden Strahlen und freue mich über ein angenehmes Tempo auf den ersten Kilometern. Die Müdigkeit aus den Beinen ist schnell weg.


                                                                                                                                                                                                Immer wieder laufen wir Herrn Björk über den Weg


                                                                                                                                                                                                Abwechslungsreiche Landschaft voraus

                                                                                                                                                                                                Der Weg läuft sich fast von alleine, viel los ist auch nicht. Die erste Begegnung haben wir bei unserer ersten Pause nach der Hängebrücke. Es kommt ein sehr junger Kerl um die Ecke, mit einem großen Hut, kurz darauf ein junges Mädel. Ich frage mich ob die zu einer Wandergruppe gehören, älter als 14 sind die auf keinen Fall gewesen. Einige Minuten später folgt ein älteres Paar, vermutlich die Eltern. Was für ein schöner Familienurlaub! Da soll nochmal einer sagen, dass ist nur was für Individualisten... pffff!


                                                                                                                                                                                                Pausenzeit hinter der Brücke, die über den Viejejåhkå führt.

                                                                                                                                                                                                Bald folgen wir selbst wieder dem Pfad und kommen an einer kleinen, idyllischen Stelle vorbei. Ich bin hin und weg von diesem Plätzchen. Wär die Tour nicht so durchgeplant, das wäre für mich sicherlich eine richtig schöne Option für einen Zeltplatz gewesen!


                                                                                                                                                                                                Toller Zeltplatz in der Nähe des Nordkalottleden

                                                                                                                                                                                                Selbstverständlich ist es noch zu früh für ein Lager und wir gehen weiter. Kuoika macht ihr Tempo und geht ein wenig voraus, ich schlendere hinterher. Der Tag ist als einer der gemütlichsten in meiner Erinnerung geblieben. Sowohl die Sonne, als auch die Birken verschwinden jetzt immer wieder mal. Das Areal wird breiter und man kann noch immer das leuchtende Blau des Virihaure erkennen, wenn auch nur noch so gerade eben. Vor uns liegt noch ein kleines Stück bis zu den Hütten, aber ich bin guter Dinge, dass es mir heute ohne große Probleme gelingen wird.


                                                                                                                                                                                                Die Weite des Tals ist fast greifbar


                                                                                                                                                                                                Das frische Grün wird ganz langsam von den ersten Herbstfarben abgelöst

                                                                                                                                                                                                Es geht über ein paar kleinere Buckel und bald ist auch schon die Hälfte des Wegs geschafft. Bei zugewucherten Stellen sind meist Bohlen ausgelegt, die ein Vorankommen vereinfachen sollen. Bis auf eine einzige Bohle liegen alle sehr trittsicher und fest auf dem Boden. Ich muss einen tiefen Schritt nach unten machen, um die kleine Bohle, die in einem Matschloch liegt, zu erreichen. Beim ersten Versuch stelle ich fest, dass meine Beine mal wieder zu kurz für so einen Schritt sind und ich springe im zweiten Anlauf einfach auf die Planke.
                                                                                                                                                                                                HAHA VERARSCHT! schreit es mir entgegen, als das andere Ende der Planke, das eigentlich an einem kleinen Querstück festgenagelt sein sollte, genau in Richtung meiner Männlichkeit entgegensaust. Halb im Fallen und halb im Bemühen das Fallen irgendwie zu verhindern, schaffe ich es noch rechtzeitig einen Stock und meinen Arm zwischen Planke und Genitalien zu bekommen. Ich bin froh, dass niemand in der Nähe ist und diese Einlage gesehen hat. Kurz überlege ich die Planke zur Seite zu legen, damit das nicht nochmal jemandem passiert, aber dann denke ich mir so.... nee du, die lag für mich bereit zuzuschlagen, sollen andere auch ihren Spaß dran haben! :grr:

                                                                                                                                                                                                Als es aus dem kurzen Sumpfabschnitt raus geht, kann ich Kuoika vor mir sehen. Das Tal erinnert jetzt stark ans Sarvesvágge. Eine Weidenlandschaft, soweit das Auge sehen kann.


                                                                                                                                                                                                Nordkalottleden oder Sarvesvágge? Man kann schon ins Grübeln kommen, wenn man nur auf die Fotos schaut.

                                                                                                                                                                                                Bei den anderen kleinen und größeren Pausen ist mein Wasservorrat enorm geschrumpft und so freue ich mich, als wir kurz vor dem Jiegnáffojåhkå stehen. Mein Gaumen erwartet kühlendes Nass, bekommen tut er aber auf dem ersten Seitenarm rein garnichts!


                                                                                                                                                                                                Trocken wie der Kuchen in unserer Firmenkantine

                                                                                                                                                                                                Zum Glück führt der Hauptstrom ein wenig Wasser, so dass ich meine Flasche wieder voll bekomme. Das Wasser tut richtig gut und gibt sofort Energie für den weiteren Streckenverlauf. Als ich ein paar Minuten später aufblicke, entdecke ich eine kleine Insel im Gáhpesluoppal. Wow, nur gut, dass ich gerade Wasser zu mir genommen habe, eine Fata Morgana kann dies also nicht sein. Ein Schieler auf die Karte verrät mir auch tatsächlich, dass ich keine Gespenster sehe. Man könnte fast zu Fuß die Insel erreichen, das Wasser sieht nicht sonderlich tief aus. Ein weiterer schöner Zeltplatz wird somit zurückgelassen. Wer weis, ob man da jedes Jahr so leicht auf die Insel kommen könnte.


                                                                                                                                                                                                Kleine Insel, die nach Zeltplatz schreit!

                                                                                                                                                                                                Vereinzelt laufen uns jetzt auch wieder Rentiere über den Weg, was ich dankend zur Kenntnis nehme, ich mag es einfach, wenn sich Tiere hier draußen blicken lassen. Gegen 15:30 sind wir schon an der Staddajåkkåstugorna angekommen. Wir gehen zur Stugvarthytta, aber dort ist niemand. In der Ferne können wir zwei Leute sehen, die sich den Hang entlang des Stáddájåhkå hochkämpfen. Eine Notiz an der Tür, lässt darauf schließen, dass es der Hüttenwart ist. Wir genehmigen uns eine längere Pause, kochen eine Kleinigkeit am Holztisch, der vor der Hütte steht und Kuoika schaut sich ein wenig um. Unterdessen bekommen wir Besuch von einer Horde von Hipstern. Keine Rucksäcke, Jacken lässig um die Hüften gebunden, teilweise Straßenschuhe, bunte T-Shirts und Sonnenbrillen. Stockholmer Schickeria. Es kommt weder einer von denen zu uns an den Tisch, noch wird Kuoika auf dem Rückweg von der Rundschau zu mir gegrüßt. Ich glaube nur ein einziges Mädel hat ein zaghaftes hej von sich gegeben.
                                                                                                                                                                                                Bestimmt sind die von Kvikkjokk nach Staloluokta geflogen worden und machen einen Tagesausflug. Aber dieses Bild von dieser "Touristenbande" passt einfach nicht hierher. Die meisten von ihnen sehen auch irgendwie verloren, desinteressiert und fehl am Platz aus. Kuoika hat unterdessen einen Fragebogen mitgebracht, den wir artig ausfüllen. Es sind so interessante Punkte drin wie z. B. warum man hier ist, wie lange man unterwegs ist, ob man die Hütten nutzt etc. pp.. Besonders spannend fand ich die Ankreuzmöglichkeit für den Grund des Besuchs im Fjäll "Sammeln von Pilzen und Beeren". Ist doch irgendwie schon arg kompliziert hierherzukommen um Blaubeeren für Marmelade zu sammeln, das geht an anderen Stellen sicherlich einfacher. Den Punkt mit was uns am Weg am meisten stört beantworten wir beide mit "Lärm durch Helikopter"...


                                                                                                                                                                                                Staddajåhkkåstugorna in Sichtweite

                                                                                                                                                                                                Nach der Pause ist schnell klar, dass wir hier nicht bleiben wollen. Sårjåsjaure liegt nur knapp 6km weiter und dort soll es wunderschön sein. Hinter der Brücke fülle ich erneut mein Wasser auf, was sehr einfach geht, da der Weg direkt am Fluss verläuft. Die Teenager gammeln immer noch an den Hütten rum. Es sieht so aus, als ob die nicht wüssten, was sie mit ihrer Zeit anstellen sollen. Egal, das ist deren Problem. Der Weg wird jetzt aber steiniger und es geht auch leicht bergauf. Meine alten Knochen melden sich langsam zu Wort und ich bin heilfroh, das es nur noch so eine kurze Strecke ist. Die Landschaft hat immer noch genug zu bieten, um mich von diesen belanglosen Dingen wie nervende Teens und Gelenkschmerzen abzulenken.


                                                                                                                                                                                                Für uns gehts bergauf, für das Wasser begab!

                                                                                                                                                                                                Nach 3 km legen wir eine letzte Pause ein, in der es Schokolade und Traubenzucker gibt. Bislang hat mir die Etappe sehr gefallen, kein Vergleich mit dem Anfang der gestrigen Hetzerei. Man kann auch langsam und gemütlich seine Kilometer machen. Den Rest wollen wir aber schnell hinter uns bringen und ins warme Zelt schlüpfen, es hat sich nämlich ein wenig aufgefrischt. Ich habe nichts dagegen, mache aber lieber zwei Schritt langsamer und so entschwindet mir Kuoika recht flott wieder. Ich schaue oft zurück, da das Tal hinter uns recht ansehnlich ist und man fast die komplette Strecke des heutigen Tags sehen kann.


                                                                                                                                                                                                Zurückschauen lohnt sich meistens

                                                                                                                                                                                                Auf den letzten Metern vor diesem Anstieg, der im Bild weiter oben zu sehen ist, knicke ich zwei Mal ganz böse um auf der Buckelwiese. Von jetzt auf gleich sind die Schmerzen so übel, dass ich am liebsten etwas weggeworfen hätte, es aber sein lasse, weil ich es ja sonst nur zurückholen müsste. Das war doch jetzt zum Abschluss der tollen Etappe einfach nur unnötig! Ich weis nicht ob es an Unachtsamkeit, allgemeiner Müdigkeit oder der Langzeitbelastung lag. Aber schön ist definitiv was anderes. Auf dem Hügel kommt aber sofort die Hütte in Sicht und lässt mich beruhigt aufatmen. Schnell folge ich Kuoika, die noch in Sichtweite ist und es steht sofort fest, dass wir am Strand zelten werden.


                                                                                                                                                                                                Sårjåsjaurestugan

                                                                                                                                                                                                Brutal trifft mich die Erkenntniss als ich den kreativen Wegweiser zu Gesicht bekomme, dass unsere Tour in ca. 20km zu Ende ist.


                                                                                                                                                                                                Wegweiser mal anders

                                                                                                                                                                                                Wir bauen die Zelte auf und begeben uns dann in die Hütte zum Kochen. Uns erwartet ein kleiner, bärtiger Mann, der nur schlecht Englisch spricht. Wir unterhalten uns ein wenig mit ihm. Es ist der Franzose, den wir schon in Tuottar zu Gesicht bekommen haben. Er ist mit einem Fahrplan im Disput, dem ihn ein Busfahrer in die Hand gedrückt hat. Er wollte eigentlich Donnerstags mit dem Bus fahren, der Fahrer meinte aber, dass Donnerstags keine Busse von Sulitjelma aus fahren und er wolle deshalb die letzten 2 Etappen am Stück laufen. Wir können uns das eigentlich nicht vorstellen und bei unseren Recherchen haben wir nichts diesbezüglich gefunden. Er bietet uns als Dank, dass wir uns mit seinem Problem befasst haben, sein bereits gekochtes Wasser an, was wir aber erstmal ablehnen.
                                                                                                                                                                                                Später sitzen wir in der Nachbarstube und Kuoika köchelt sich ihr Essen. Die Hütte selbst würden einige als schimmelig bezeichnen, ich jedoch eher als heimelig und urig. Diese Bude hat Charakter! Leider habe ich einen richtigen Tiefpunkt und verzichte heute aufs Essen. Morgen ist ja ein Ruhetag, da geht das schon in Ordnung, denke ich mir. Das verhagene Wetter drückt zusätzlich auf die Stimmung, wie genial muss das hier bei Sonnenschein und blauem Himmel aussehen?

                                                                                                                                                                                                Bevor ich in der Hütte zusammenklappe, verabschiede ich mich recht zügig und haue mich ins Zelt. Wie schön etwas Schlaf doch sein kann!


                                                                                                                                                                                                Grandioser Zeltplatz!

                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                                                  • 23.08.2010
                                                                                                                                                                                                  • 228
                                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                                  AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                                                  Heute mach' ich mal nichts - 25.08.2014

                                                                                                                                                                                                  Wie die Überschrift auch schon verrät, wird heute ein Ruhetag eingestreut. Jedenfalls für mich, Kuoika will unbedingt auf den Stáddátjåhkkå um die Aussicht zu genießen, ich verzichte aus Angst, dass ich meine Gelenke völlig überstrapaziere.

                                                                                                                                                                                                  Am Morgen werde ich sehr früh wach, es ist hell im Zelt, draußen ist es totenstill. Kein Lüftchen weht, die Sonne strahlt und es sind nur weit entfernt kleine Wolkenfetzten wahrzunehmen. Das ist wieder so ein Tag, der richtig Spaß macht!


                                                                                                                                                                                                  Zeltplatz am Morgen. Was für ein Anblick!

                                                                                                                                                                                                  Meine ersten Schritte vor dem Zelt sind übel, mir geht es mehr als nur bescheiden und ich halte die Wege heute so kurz wie möglich. Die Aussicht ist aber fabelhaft und das Wetter zeigt sofort wie viel Potential in diesem Fleckchen Land steckt. Grandios und nicht wirklich mit dem Virihaure vergleichbar. Die Berge sind näher als am Virihaure, dafür ist der Zeltplatz trotz direkter Hüttennähe viel privater. Der Franzose ist bereits unterwegs und wir sind jetzt alleine hier. Nichts und niemand kann mir die Genugtuung nehmen, die ich in diesem Moment verspüre. Es wird in aller Ruhe vor dem Zelt gefrühstückt. Kuoika will sich aber bald auf zum Gipfel machen. Ich will eigentlich auch, verzichte aber aus reiner Vorsicht. Sie stapft alleine los, und ich will ein gemütliches Bad nehmen. Da ja mehr als genug Zeit ist, stackse ich an der Hütte herum und sehe mir die Umgebung genauer an. Besser gesagt ich staune wild durch die Gegend, wie toll es hier aussieht!


                                                                                                                                                                                                  Die Lagune am kleinen Wasserfall neben der Hütte erstrahlt in kräftigem Türkis!


                                                                                                                                                                                                  Auch der Sårjåsjávrre strahlt blau...


                                                                                                                                                                                                  ...während die Gletscher in gleißendem Weiß leuchten.

                                                                                                                                                                                                  So toll es auch ist, der Wind ist präsent und ich friere etwas. Bin auch noch relativ müde und lege mich deshalb auch gleich wieder hin. Das Zelt bleibt offen. Ich döse ein und werde wach als ich eine Stimme höre. Ohje... es ist kurz vor 12 und die ersten Besucher sind da. Ich bleibe im Zelt, verzichte aufs Bad und höre nur zu, 2 Frauen, später kommt noch jemand mit einem Kind hinzu. Kuoika kehrt auch irgendwann wieder zurück, aber die Besucher sind teilweise schon wieder abgereist. Als einziger Übernachtungsgast bleibt ein Norweger, der den Ofen anfeuert und sich Fisch brät. Unverschämt guter Duft, der mich hungrig macht.
                                                                                                                                                                                                  Am späten Nachmittag wird ausgiebig geköchelt und eine Ration nach der anderen vernichtet. Es ist ja nicht mehr so weit und es ist doch mal wieder einiges an Nahrung übrig geblieben. Gegen Abend zieht es sich dann langsam wieder zu. Das scheint normal für diese Gegend zu sein oder es ist reiner Zufall. Kurz nach 8 lockert es nochmal auf und wir können den herrlichen Sonnenuntergang bewundern.


                                                                                                                                                                                                  Sonnenuntergang am Sårjåsjávrri


                                                                                                                                                                                                  Bei fast völliger Windstille

                                                                                                                                                                                                  Zu diesem Ruhetag gibt es noch einen Nachtrag meinerseits. Die Gelenke waren schon hinüber, der Weg auf den Stáddátjåhkkå hätte das nicht noch schlimmer machen können. Der Pausentag war viel ätzender als eine konstante Belastung. Ich habe den Tag über echt entspannen können, aber als ich die Bilder gesehen habe, die Kuoika da oben gemacht hat, habe ich erst gemerkt, was ich tatsächlich verpasst habe. Das ist quasi das einzige, was ich auf dieser Tour wirklich bereue, dass ich mich nicht dort hochgeschleppt habe. Und natürlich meine scheiß Wollmütze vergessen zu haben

                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                                                    • 23.08.2012
                                                                                                                                                                                                    • 471
                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                    AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                                                    Hm, der Datenausfall macht es noch mal deutlich: am schönen Sårjåsjaure muss man einfach länger bleiben.

                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                      • 23.08.2010
                                                                                                                                                                                                      • 228
                                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                                      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                                                      Auf nach Norwegen - 26.08.2014

                                                                                                                                                                                                      Nach dem sehr entspannten Ruhetag und einer noch entspannteren Nacht wache ich erneut in einem aufgewärmten Zelt auf. Die Sonne scheint und es weht kein Lüftchen. Bestes Wetter am Sårjåsjávrre, welcher durch den absoluten Mangel an Wind direkt mal als Spiegel durchgeht.


                                                                                                                                                                                                      Kaiserwetter

                                                                                                                                                                                                      Beim Frühstück und Abbau des Lagers lassen wir uns richtig Zeit. Warum gleich wieder in den "Alltagstrott" zurückverfallen und alles so überhastet angehen? Bei 10km für die Tagesetappe, besteht kein Grund sich zu beeilen.

                                                                                                                                                                                                      Kurz vor 12 sind wir mit allem fertig, was erledigt werden muss und laufen los Richtung Norwegen. Ich freue mich sehr, da ich noch nie dieses Land bewandert habe.


                                                                                                                                                                                                      Auf Wiedersehen Sårjåsjaurestugan!

                                                                                                                                                                                                      Ich lasse es extrem langsam angehen und habe folglich auch genug Zeit mich umzusehen. Es gibt wieder genug Kleinigkeiten zu entdecken, wie diese Blütenpracht direkt auf unserem Weg.


                                                                                                                                                                                                      Ein Hauch von Frühling zum Ende des Sommers

                                                                                                                                                                                                      Der Weg führt zwar direkt durchs Tal, fast am See entlang, aber schon der geringe Höhenunterschied gibt eine Aussicht auf ein atemberaubendes Fleckchen Land frei. Ich schaue oft hoch und nicht auf den Weg, weil der Anblick so schön ist. Der Tag fängt ja schon richtig stark an!


                                                                                                                                                                                                      Der Sårjåsjávrre

                                                                                                                                                                                                      Vereinzelt ziehen einige Wolken durch dieses Gemälde von einer Landschaft und stellen das gewisse i-Tüpfelchen für die Bilder dar. Die Sonne steht zwar immer noch hoch überm Horizont, aber den Stáddátjåhkkå kann sie noch nicht oder vielleicht auch nicht mehr überragen, so dass wir im Schatten des Bergs laufen müssen.


                                                                                                                                                                                                      Schattenspiele

                                                                                                                                                                                                      Ein kleineres Schneefeld, an dem wir vorbeikommen, lässt darauf schließen, dass hier die Sonne nicht viel zu melden hat. Endlich mal wieder Schnee in greifbarer nähe


                                                                                                                                                                                                      Schneefeld am Stáddátjåhkkå

                                                                                                                                                                                                      Die erste Pause legen wir auf einer Weide ein, die mit hohem Gras und Blumen einfach zum Anhalten lockt. Während Kuoika umherstreift und Fotos macht, genieße ich die Ruhe, die frische Luft und natürlich die tolle Aussicht. Warum kann es nicht immer so sein? Also ich meine nicht jetzt auf der Tour, sondern im Allgemeinen. So ein angenehmes Dasein pflege ich in meinem Alltag selten bis fast garnicht. Die Ausgewogenheit fehlt mir fast komplett.


                                                                                                                                                                                                      Tiefste Zufriedenheit


                                                                                                                                                                                                      Was wäre eine Tour nur ohne die herrlichen Pausenzeiten?

                                                                                                                                                                                                      Die Farben der verschiedenen Gesteinsschichten im Hang auf der gegenüberliegenden Uferseite sind richtig eindrucksvoll im Sonnenschein zu erkennen. Das strahlende Türkis des Sårjåsjávrre gibt sein Übriges dazu. Ich nasche noch einen Energieriegel, die bereits alle völlig zerquetscht in meinem Zipplockbeutel dahinvegetieren, während ich die Karte erforsche. Drüben im Hang sollte irgendwo auf dem Kamm der Grenzstein Rr 240a liegen. Jetzt ist es eigentlich nicht mehr weit bis nach Norwegen. Und tatsächlich bekommen wir auch schon keine 45 Minuten später eine Anschlagtafel zu Gesicht. Das erkenne ich erst selbstverständlich aus der Nähe, aber instinktiv wissen wir, dass dies die Grenze sein muss. Zuerst dachte ich, jetzt machen die schon hier draußen Werbung? Lohnt doch nicht, sieht doch kaum einer. Aber die Holztafel ist von der Kommune aufgestellt und informiert ein klitzekleines bisschen. Ich ignoriere das fehl am Platze wirkende Konstrukt menschlichen Geltungsbedürfnisses und konzentriere mich lieber auf die umliegende Landschaft. Die ist nämlich richtig schön!


                                                                                                                                                                                                      Kurz vor dem Grenzübertritt nach Norwegen

                                                                                                                                                                                                      Kuoika stellt ihre Kamera passend ein und wir laufen gemeinsam über die Grenze. Jetzt bin ich das erste Mal in Norwegen. Nochmal kurz zurück nach Schweden, die Kamera holen und dann wieder nach Norwegen und schon geht es weiter. Super!


                                                                                                                                                                                                      Rüber ins Nachbarland

                                                                                                                                                                                                      Es gibt nicht nur Steinmännchen als Grenzmarkierungen, sondern es hat sich sogar jemand die Mühe gemacht die umliegenden Steine zu zerschlagen um eine Grenzlinie zu ziehen. Der Aufwand rechtfertigt die Mittel meiner Ansicht nach nicht, aber hey, für ein tolles Foto reicht es aus und das soll mir Grund genug sein.

                                                                                                                                                                                                      Beim Weitergehen wechselt die Landschaft anfangs nicht, wird aber später immer steiniger. Zuerst müssen wir uns noch durch einige sumpfige Stellen mogeln. Viele davon sind ausgetrocknet, aber einige führen ein wenig brackiges Wasser. Wie sagt man so schön, kein Tag im Fjäll ohne Wasser, Steine oder Sumpf!


                                                                                                                                                                                                      In Norwegen läuft es sich nicht anders

                                                                                                                                                                                                      Mittlerweile kann man den Gletscher am Sorjostjåhkkå sehen. Ich komme mir in der Nähe von Gletschern direkt klein und unbedeutend vor. Eigentlich auch schon, wenn ich mich hier draußen im Fjäll bewege, aber das Gefühl ist immer besonders intensiv, wenn ich Gletscher zu sehen bekomme.


                                                                                                                                                                                                      Sorjostjåhkkå mit Eismantel

                                                                                                                                                                                                      Der kleine Pfad vor uns spaltet sich jetzt. Wir folgen dem Weg, an dessen Rand ein kleiner Holzpfahl auf eine Brücke verweist. Das bedeutet jetzt, dass wir ein kleines Stück aufwärts müssen, aber alles halb so wild. Irgendwann kommt die Brücke auch in Sicht, doch anfangs täuscht die Perspektive und es sieht aus wie eine Notunterkunft mit spitzem Dach. Doch beim Näherkommen wird deutlich, dass es ich um eine hölzerne Hängebrücke mit Stahlseilen als Absicherung handelt. Richtig interessante Bauweise, die erst unser Vertrauen verdienen muss. Kuoika geht als erste hinüber.


                                                                                                                                                                                                      Holzbrücke Rodan, nur 399€ im Ikea deines Vertrauens

                                                                                                                                                                                                      Nach Kuoika folge ich. Es ist schon eine nette Erfahrung, mal diese Art von Brücke queren zu können. Alleine deshalb hat sich der Trip hierher schon gelohnt. Hätten wir uns aber ein paar Meter sparen wollen, dann hätten wir dem anderen Pfad folgen können, der einfach weiterhin am Ufer entlangläuft. Die Flussquerung wäre bei dem aktuellen Wasserstand ein Leichtes gewesen. Wir legen im Windschatten eines Felsen eine nächste Pause ein. Diesmal ziehe ich die Stiefel aus, langsam merke ich wieder die Schmerzen und freue mich auf die paar Minuten Erholung. Aber wie sollte es auch anders sein, es fängt an zu tröpfeln. Naja, Die Regenjacke kommt drüber und dann wird ein Snack ausgepackt. Dank dem Wind ist die Pause alles andere als erholsam und Kuoika will direkt wieder weiter. Ich verfluche innerlich das Wetter, ziehe die Stiefel wieder an und laufe hinter ihr her. Es regnet nicht wirklich stark und ich glaube, dass ich dem Zeltphänomen auf den Leim gehe. Kennt ihr das, wenn man im Zelt liegt und nur wenige Regentropfen auf die Außenbahn fallen, es sich manchmal aber wie ein starker Schauer anhört? So geht es mir auch unter der Kapuze und als ich diese abnehme, stelle ich fest, dass es nur vereinzelte Regentropfen sind. Ich freue mich diebisch und packe das Regencape direkt wieder weg. Mein T-Shirt ist noch nicht durchgeschwitzt und ich feier das als kleinen Erfolg gegenüber dem Wetter

                                                                                                                                                                                                      Als wir den Sårjåsjávrre hinter uns lassen, laufen wir an vielen kleineren Seen lang. Hier gibt es verschärft Wollgras zu bewundern.


                                                                                                                                                                                                      Wollgras am stillen See

                                                                                                                                                                                                      Als ich Kuoika von Weitem sehe, sieht es beinahe so aus, als ob sie bereits nach einem Zeltplatz ausschau hält. Ich frage mich, ob wir schon die Sorjoshytta erreicht haben. Als ich kurz auf die Karte linse, weiß ich, dass es nicht der Fall ist. Ich gehe zu ihr hin, werfe den Rucksack ab und wir unterhalten uns darüber. Um zur Hütte zu gelangen, hätte man irgendwie den See furten müssen. Diese liegt nämlich auf der anderen Uferseite. Als ich ihr meine Karte zeige, ihre geht nämlich nicht bis hierhin, weis sie auch sofort Bescheid und macht sich auf zur Hütte. Ich bleibe noch etwas liegen und genieße diesen tollen, kleinen Strand am Bajit Sorjosjávri. Der nächste Energieriegel wird zugeführt und ich muss mich echt aufraffen, heute noch weiter zu laufen. Irgendwie sind wir total lahm unterwegs heute, aber Landschaft gucken und Fotos machen kostet nunmal Zeit!


                                                                                                                                                                                                      Kieselstrand am Bajit Sorjosjávri

                                                                                                                                                                                                      Als ich mich dann doch wieder auf die Beine traue und loslaufe, sieht es in der Ferne nicht mehr so freundlich aus. Eine düstere Wolkenbahn kommt uns besuchen. Kann ich ehrlich gesagt drauf verzichten! Am Ufer entlang ist etwas silber-blaufarbenes in die Erde gesteckt. Wir dachten anfangs, es handele sich hier um einen Wegweiser, allerdings haben wir uns getäuscht, es ist nur ein Skistock. Ob der wohl zum Ski im Lullihavágge gehört? Als ich mich weiter am Ufer entlangschleppe, der Weg ist übrigens hervorragend mit einem großen, roten T markiert, ziehen die Wolken an mir vorbei, ohne dass ich auch nur einen Tropfen abbekomme. So gefällt mir das! Ein Schneefeld, welches bis ins Wasser reicht, stellt mich aber vor ein anderes Problem, wie hinüberkommen? Meine Wanderstiefel haben kaum guten Gripp, was ich vermutlich den 3 Jahren Alltagsgebrauch zuzuschreiben habe, und in den See rutschen will ich lieber nicht. So warm ist es heute dann auch nicht. Beim näheren Hinsehen stelle ich fest, dass der Wasserstand es erlaubt direkt unterhalb des Schneefelds durch den See zu waten. Ich schaffe dies auch beinahe komplett trocken, lediglich das eine Hosenbein wird etwas nass. Glück gehabt!


                                                                                                                                                                                                      Achtung Schneefeld!

                                                                                                                                                                                                      Das Laufen am Ufer ist auch eine richtig gute Abwechslung! Die gesamte Etappe ist relativ flach mit nur wenigen Höhenmetern, was meinen Gelenken zu Gute kam. Die Bilder von den Seen sind aber wirklich toll. Vor allem der plötzliche Übergang vom flachen Uferbereich zu den Untiefen ist interessant.


                                                                                                                                                                                                      Ufer und Insel am Bajit Sorjosjávri


                                                                                                                                                                                                      Sandstrand und sehr schöner Zeltplatz

                                                                                                                                                                                                      Hätten wir noch einen weiteren Ruhetag gehabt, dann hätte ich mir beinahe gewünscht, dass wir den Hang im letzten Foto erklommen hätten. Das hätte uns einen uneingeschränkten Ausblick auf den Blåmannsisen und Blåmannsisvatnet gegeben.
                                                                                                                                                                                                      Bei der Sorjoshytta treffe ich auf Kuoika, die sich bereits angeregt mit einer älteren Dame unterhält. Im Hintergrund ist auch noch ein kleines Mädchen zu sehen. Wenn ich hier noch richtig liege, handelt es sich um eine Dänin, die vermutlich mit ihrer Enkelin unterewegs ist. Sie kann natürlich auch etwas deutsch.... Wir unterhalten uns in einem schwedisch-dänisch-englisch-deutsch Gemisch, aber bald geht es auf die Zeltplatzsuche. Kuoika findet einen halbwegs guten Platz an den Hütten und ich nehme einen weniger Geeigneten direkt daneben. Die alte Hütte hat es mal hinfortgefegt, leider baue ich mein Zelt auf Teilen der Überreste dieser Hütte auf. Ich versuche so gut es geht einige Glasscherben und Nägel aufzusammeln und entsorge die unter der neuren Hütte, die noch steht, welches aber jetzt die alte Hütte ist. Es gibt noch eine Aktuellere, in der auch die Dänin mit dem Kind quartiert. Ich schaue mich in Ruhe überall um, genieße die Geschichte auf der Toilette, warum jetzt Holzbrücken über den Fluss führen und was das für einen Aufwand bedeutet, all dies hier zu bauen und zu pflegen.


                                                                                                                                                                                                      Es wird von "Unfällen" mit dieser Schneebrücke berichtet. Vor einigen Jahren ist jemand sogar tödlich verunglückt, worauf die Holzbrücken gebaut wurden.

                                                                                                                                                                                                      Dort müssen wir morgen dann auch auf unsere letzte Etappe starten. Aber vorerst wird noch auf der hölzernen Veranda der alten Hütte gekocht. Super angenehm die Beine einfach baumeln zu lassen, während man dem Sonnenuntergang zuschaut und sich seine Mahlzeit schmecken lässt. Ich haue richtig rein, muss ja weg das Zeug! Ich bin ziemlich still heute Abend und muss das schon langsam verdauen, dass morgen unser letzter Tag der Tour ist. Das Ende einer Tour ist immer blöd, egal wie toll das Wetter ist, oder auch in dem Wissen, dass man sowieso wiederkommt. Kuoika verabschiedet sich irgendwann ins Zelt, ich bleibe noch länger sitzen. Die Dänin schaut auch noch kurz vorbei und wechselt ein paar Sätze mit mir, aber auch sie merkt, dass ich lieber allein sein will und lässt mich in Ruhe. Als ich meine Arme und Beine kaum noch spüre vor Kälte, packe ich schnell alles zusammen und lege mich ins Zelt. Ich hoffe, dass ich keine Glassplitter übersehen habe und schlafe auch bald ein.


                                                                                                                                                                                                      Vorletzter Zeltplatz der Tour

                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                                                                                        • 23.08.2010
                                                                                                                                                                                                        • 228
                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                        AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                                                        Das Finale - 27.08.2014

                                                                                                                                                                                                        Das Wetter hält sich heute morgen passenderweise zur Stimmung ebenfalls bedeckt. Vom Sonnenschein der letzten Tage ist nicht viel zu sehen, allerdings sieht es auch nicht nach Regen aus, was mich direkt etwas milde stimmt. Nach einem zweckmäßigen Frühstück machen wir uns auf den Weg unsere letzte Etappe zu bestreiten. Die ersten Meter sind sehr schwer für mich, die Schmerzen sind beinahe unerträglich und ich muss mir wirklich auf die Zunge beißen um nicht wie der Teufel loszufluchen. Irgendwie habe ich bammel vor dieser Etappe, auch wenn sie ebenfalls wieder nur 10km Länge hat. Die Höhenmeter sind aber im Vergleich zur gestrigen Etappe wieder mit am Start. Hilft alles nichts, denke ich mir und schleppe mich mühsam über die erste von zwei Holzbrücken. Nach etwa 700 Metern legen wir die erste Pause ein. Der Anstieg bis dahin verlangt mir einiges ab und ich bin froh über jede kleine Pause.


                                                                                                                                                                                                        Prächtige Farben in den Hängen

                                                                                                                                                                                                        Vom Grün der letzten Tage haben wir uns schon direkt hinter der Sorjushytta verabschiedet. Hier regiert der Stein. Wir sind ja auch in Norwegen!
                                                                                                                                                                                                        Nach dem Päuslein kraxeln wir uns in gemäßigtem Tempo weiter voran. Der Pfad ist weiterhin mit den roten Ts markiert und wir müssen nicht großartig auf die Karte schauen. Wäre ich nicht so angeschlagen, hätten wir die Etappe locker abgelaufen, aber so war das nochmals eine kleine Herausforderung. Ein Teilstück sollte uns auch über einen Gletscher führen, aber von dem bekommen wir leider nichts mehr zu Gesicht. Was dem noch am ehesten nahe kommt, sind ein paar Schneefelder, die es zu überwinden gilt, was weniger ein Problem darstellt.


                                                                                                                                                                                                        Schneefelder mit deutlich vorgetrampelter Richtung

                                                                                                                                                                                                        Bald erreichen wir eine Höhe, die wir auch eine Weile halten dürfen. Der Blick auf den See südlich des Sees 918 wird frei.


                                                                                                                                                                                                        Wasser und Steine

                                                                                                                                                                                                        Diese karge Landschaft hat echt was. Es braucht kein Grün und bunte Blumen um eine eindrucksvolle Kulisse zu schaffen. Die Kombination aus verschiedenen Steinschichten, Seen und Schneefeldern / Gletschern lässt mein Herz ebenso höher schlagen. Darum legen wir wieder eine Pause ein, in der ich meinen Rucksack allerdings nicht absetze und ein wenig umhergehe. Auf der ebenen Fläche ist es einfacher für mich.


                                                                                                                                                                                                        Karge Landschaft

                                                                                                                                                                                                        Über extrem glattes Gestein folgen wir dem roten T wieder einmal aufwärts. Es wird kurzfristig recht steil und zwei Wanderer kommen uns hier entgegen. Nach einigen Sätzen auf Englisch, durchschauen wir den Akzent der beiden und wechseln auf unsere Muttersprache. Es handelt sich um ein Paar, dass mit dem Wohnmobil unterwegs ist und immer wieder kürzere Abstecher ins Fjäll unternimmt. Ich hoffe inständig, dass ich im fortgeschrittenen Alter auch noch so einen Spaß an dieser Sache haben werde!

                                                                                                                                                                                                        Als wir uns verabschieden klettern wir kurz zum höchsten Punkt des Minipasses und genießen die Aussicht.


                                                                                                                                                                                                        Der Blick zurück


                                                                                                                                                                                                        Storelvvatnan voraus

                                                                                                                                                                                                        Nach dem Aufstieg folgt bekanntermaßen auch wieder der Abstieg. Hier natülich direkt im Anschluss! Es geht wie über eine gigantische Treppe Stufe für Stufe abwärts. Es macht sogar richtig Spaß, da man ein wenig gefordert wird und nicht die Strecke dumm ablaufen muss. Auf der anderen Seite erwartet uns dann leider noch ein Anstieg, aber daran versuche ich garnicht zu denken und konzentriere mich lieber auf die Berggipfel vom Sulitjelmamassiv, sofern sie zu sehen sind.


                                                                                                                                                                                                        Stortoppen spielt Verstecken in den Wolken

                                                                                                                                                                                                        Bevor es aber ganz hinab geht, legen wir natürlich wieder eine Pause ein. Diesmal setze ich auch meinen Rucksack ab und ich schaffe es sogar einen meiner letzen Proteinriegel Kuoika anzudrehen. Ich lobpreise den künstlichen Blaubeergeschmack und verrate erst später, dass die Riegel schon eine Weile das Verfallsdatum überschritten haben, weil ich befürchtete, dass ich den dann auch noch selber essen muss
                                                                                                                                                                                                        Die Entspannung für die Beine war garnicht so verkehrt, nach 15 Minuten fühle ich mich besser und es kann weitergehen. Das Tal ist übrigens wieder etwas grüner und selbst auf den steinigen Flächen wachsen manchmal Meere von lilanen Glöckchenblumen. Wahnsinn, wie wenig die Pflanzen benötigen um hier zu überleben.

                                                                                                                                                                                                        Unsere nächste Begegnung mit einem Homo Sapiens haben wir kurz vor der Watstelle am Storelvvatnan. Ein Norweger, der sich mit Kuoika auf norwegisch unterhält. Sie antwortet auf Schwedisch, beide verstehen sich und kleine Teile der Konversation gehen auch an mir nicht vorbei.
                                                                                                                                                                                                        Die Watstelle ist einfach passierbar, weder Stiefelwechsel noch Gamaschen sind notwendig bei diesem niedrigen Wasserstand. Kurz darauf folgt auch bereits der nächste Anstieg. Langsam bin ich entnervt und hoffe auf ein baldiges Ende des nimmer endenden Auf und Ab.


                                                                                                                                                                                                        Das haben wir schon alles hinter uns gelassen! Ganz schön viel Auf und Ab...

                                                                                                                                                                                                        Nach einem letzten Abstieg, der ja zwangsweise auch folgen musste, bekomme ich noch abschließend einen wunderschönen Krampf im Oberschenkel. Ich lege deshalb auf dem mittlerweile gut ausgetrampelten Pfad einen kleinen Freudentanz hin, den ich zusätzlich mit kräftigen Ausdrücken der deutschen Sprachkultur lobpreise. Als der Krampf nachlässt sinkt auch meine Motivation weiterzutanzen und ich eile schnell hinter Kuoika her, die bereits auf einem Parkplatz angekommen ist, auf dem zwei Fahrzeuge stehen. Die Straße ist auch schon in Sicht. Das war es dann wohl schon. Das kommt sehr plötzlich für mich und irgendwie freue ich mich mit einem Auge, mit dem anderen weine ich aber bitterlich. Ab hier besteht die Möglichkeit weiter im Hang zur Ny Sulitjelma zu laufen oder die Straße zu nehmen. Wegen dem konstanteren Verlauf wähle ich die Straße, auch wenn ich hier mehrere hundert Meter zusätzlich in Kauf nehmen muss. Die Schmerzen sind so aber weitaus leichter zu ertragen, da man sich meist für einen längeren Abschnitt auf ein Gefälle einstellen kann. Kuoika zieht durch und nimmt den steileren Hang!


                                                                                                                                                                                                        Die Zivilisation ist schon ganz nah

                                                                                                                                                                                                        Entlang der Straße bieten sich aber noch genug Aussichten. Der Vorteil liegt hier klar auf der Hand, ich muss kaum nach vorne gucken, wo ich hintrete und kann mich völlig der Landschaftsbestaunung hingeben. Norwegen ist schlicht und einfach anders als Schweden.


                                                                                                                                                                                                        Spektakuläre Aussicht entlang der Straße

                                                                                                                                                                                                        Auf einem künstlich aufgeschütteten Parkplatz sehe ich das Wohnmobil der beiden Deutschen. Auch die Hütte kommt jetzt in Sicht, aber so nah sie auch scheint, es ist noch ein gutes Stück für mich. Die Straße verläuft traversenartig und somit kommt man dem Haus nur langsam entgegen. Kuoika treffe ich dann auch am natürlich verschlossenen Haus. Die alte Hütte weckt sehr böse Gedanken in mir, sie erinnert mich an die Bruchbude aus Texas Chainsaw Massacre, ich will hier auch garnicht bleiben. Wir suchen jetzt gemeinsam nach einem geeigneten Zeltplatz in der Nähe. Etwas weiter die Straße hinab füllen wir unseren Wasservorrat an einem kleinen Bach auf. Eine Trinkprobe sagt mir, dass das Wasser genießbar ist und nicht irgendwo aus dem Bergwerk geflossen kommt. Unsere Rucksäcke haben wir auf der Straße stehen gelassen und selbstverständlich kommt genau dann das erste Auto, so dass Kuoika blitzschnell unsere Ausrüstung vor dem Überfahren retten muss. Glück gehabt!

                                                                                                                                                                                                        100 Meter weiter finden wir eine ebene Fläche, die auch noch reich an Blaubeeren ist. Das ist doch das Schlaraffenland, denken wir uns und schlagen das Lager auf. Bevor es ans Kochen geht, entspannen wir beide noch im Zelt unsere müden Muskeln. Es fahren einige Autos vorbei, die Straße liegt nur wenige Meter neben unserem Zeltplatz und viele werden langsamer und schauen neugierig zu uns herüber. Mir wird ein wenig mulmig bei der Sache. Als wir aber später vor den Zelten kochen, hupt fast jeder Wagen, der an uns vorbeifährt und fast alle Insassen winken uns zu. Ich bin hin und weg über diese Freundlichkeit und meine Befürchtungen sind wie weggefegt. Es ist erstaunlich viel los hier oben. Wir wundern uns wo alle hinfahren, vermuten den Staudamm und erfahren später in Sulitjelma, dass wir richtig lagen. Während des Abendessens leistet uns noch die Sonne Gesellschaft. Es ist ein absolut angenehmer Ausklang für eine absolut geniale Tour!
                                                                                                                                                                                                        Bereits hier können wir uns dank einem sehr nahen Sendemast bei unseren Familien zurück melden. Selbst der Akku hat noch genügend Saft dafür. Bei den modernen Smartphones durchaus nicht die Regel


                                                                                                                                                                                                        Der letzte Zeltplatz der Tour

                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                          Erfahren
                                                                                                                                                                                                          • 23.08.2010
                                                                                                                                                                                                          • 228
                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                          AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                                                          Der lange Weg nach Hause - 28.08.2014 bis 31.08.2014

                                                                                                                                                                                                          Die Nacht verbrachte ich ein wenig unruhig. Ich habe ständig etwas gehört, dass ähnlich wie ein Wind in einer Höhle klingt und ich habe partout nicht herausbekommen, was dieses Geräusch verursacht haben könnte. Die Sonne lacht uns aber strahlend entgegen und ich komme dann auch schon richtig gut in Fahrt. Zum Frühstück werden ohne ende Blaubeeren gesammelt, aufs Müsli verzichte ich freiwillig.


                                                                                                                                                                                                          Blaubeerfrühstück


                                                                                                                                                                                                          Gegen 11 Uhr sind wir startklar

                                                                                                                                                                                                          Jetzt liegen nur noch einige Kilometer Straße vor uns und wir sind in Sulitjelma. Kurz sprechen wir darüber, ob wir hier ein wenig schummeln sollen, wenn sich die Möglichkeit ergibt, und ein Auto vorbeifährt und uns mitnehmen würde. Wir sind uns einig, ja wir wollen dann schummeln!
                                                                                                                                                                                                          Auf den ersten Metern können wir eine Senke weiter eine kleine Wasserlache begutachten und sehen dort ein altes Fass liegen. Ich hoffe einfach mal, dass dort kein Treibstoff drin gelagert wurde und vor allem, dass das Wasser von gestern nicht solche Überraschungen weiter oben im Bachbett liegen hatte.


                                                                                                                                                                                                          Norwegisches Blechfass in seiner natürlichen Umgebung

                                                                                                                                                                                                          Die Herbstfarben sind hier schon viel stärker und kräftiger vertreten. Das ergibt einen tollen Kontrast in dem herrlichen Wetter.


                                                                                                                                                                                                          Ein Hauch von Rot

                                                                                                                                                                                                          Un dann haben wir auch schon das erste Mal freie Sicht ins Tal, in dem Sulitjelma liegt. Gestern hätten wir sicherlich auch schon vom Staudamm aus ins Tal hinabblicken können, wenn die Wolken nicht so tief gestanden hätten. Dafür gibt es heute umso mehr Grund zur Freude!


                                                                                                                                                                                                          Verlaufen unmöglich dank diesem tollen Wegweiser


                                                                                                                                                                                                          Überragende Aussicht


                                                                                                                                                                                                          Fast geschafft, ein würdiges Zielfoto!

                                                                                                                                                                                                          Wir folgen weiterhin der Straße und freuen uns auf den ersten Wagen, der uns eine Mitfahrgelegenheit bieten wird. Die schöne Aussicht entschwindet bald hinter Birken und nur ab und an wird die Sicht auf den See freigegeben. Und endlich ist es soweit, wir hören ein Motorengeräusch und freuen uns schon, leider zu früh.


                                                                                                                                                                                                          Das schwere Gerät will nach oben

                                                                                                                                                                                                          Um die Geschichte nicht unnötig zu strecken, ca. 2 Stunden nach unserem Aufbruch erreichen wir Sulitjelma, es sind nur Autos nach oben gefahren, keines hinunter in das Städtchen. Dafür haben wir auf Anhieb die Cafeteria gefunden, man läuft quasi vom Berg kommend genau darauf zu! Wir genießen Kaffee und Kuchen und leihen uns Strom fürs Smartphone.


                                                                                                                                                                                                          Kuchen wie ihn meine Oma gemacht hat, mit Butter in der Creme anstatt kalorienarme Doppelramhstufensahne! GEIL!

                                                                                                                                                                                                          Bevor der Bus kommt, der uns nach Fauske fahren wird, decken wir uns noch im Supermarkt um die Ecke mit allerlei leckerem Zeug für heute Abend ein. Den Rest der Zeit brutzeln wir an der Haltestelle auf der Wiese vor dem Cafe und unterhalten uns mit einem Landsmann über unsere Touren.


                                                                                                                                                                                                          Warten auf den Bus

                                                                                                                                                                                                          Als der Bus kommt, teilen wir uns diesen mit Schülern. Ich stelle mich auf eine laute Reise ein, aber werde positiv überrascht. Bei uns in den Schulbussen herrscht keinerlei Disziplin, hier unterhalten sich alle Kids in normaler Lautstärke und es wird nicht gezetert und geschimpft. Wie kriegen das die Skandinavier so gut hin? Mir ist das 2013 bereits in Stockholm aufgefallen. In Fauske am Busbahnhof steigen wir einmal um und werden dann direkt an unserem Campingplatz rausgelassen. Eine offizielle Haltestelle ist jedenfalls nicht ausgeschildert. Als wir die Gebühr abdrücken, beschließen wir schnell uns weiter hinten in waldnähe niederzulassen. Das hat den Vorteil, dass ich Himbeeren pflücken kann!


                                                                                                                                                                                                          Fauske Camping


                                                                                                                                                                                                          Leckere Himbeeren!

                                                                                                                                                                                                          Anschließend wird heiß geduscht. Und wenn ich heiß meine, dann meine ich, dass, nachdem ich herausbekommen habe, wie ich das Wasser auf warm stellen kann, fast Verbrühungen 2ten Grades erlange. Porentief sauber, ein tolles Gefühl!

                                                                                                                                                                                                          Abends werden die Leckereien aus dem Supermarkt verzehrt. Ich futtere gefühlt dreimal so viel wie Kuoika, das Brot schmeckt aber auch verteufelt gut nach mehr als 20 Tagen ohne Backwaren. Die Quittung bekomme ich dann aber im Zelt, als ich innerhalb einer Stunde sehr wehleidig meinen Wasservorrat für die Nacht verbrauche. Überfressen bis zum geht nicht mehr, verbringe ich die schlechteste Nacht im Zelt, was nicht nur am vollen Magen liegt, sondern auch am Lärmpegel auf dem Campingplatz. Gegen 00 Uhr wird es laut und ich befürchte schon, gleich geht hier eine Schlägerei los, nebenbei fahren oft Autos und LKW an der naheliegenden Straße entlang. Ich bin froh, als der Morgen naht und ich aufstehen kann. Wir müssen früh raus um den Bus zu bekommen, die Haltestelle liegt etwas weiter weg, aber alles im Rahmen des Schaffbaren. Der Bus fährt mich zum Bahnhof in Fauske, Kuoika bleibt sitzen und fährt weiter nach Bodø, sie fliegt nach Hause.

                                                                                                                                                                                                          Am Fausker Bahnhof habe ich immer noch Kaiserwetter, mir geht es langsam wieder besser, das Fresskoma hat sich verdrückt und ich kann mich hier genüsslich den Beobachtungen auf dem gegenüberliegenden Gelände widmen. Jede Stunde kommen die Mitarbeiter nach draußen und machen 10 bis 15 Minuten Pause..... wie geil ist dass denn bitte? Den Bahnhof habe ich für mich alleine, viele Züge fahren nicht mehr und ich muss bis mittags warten.


                                                                                                                                                                                                          Allein in Fauske


                                                                                                                                                                                                          Die beiden Elstern leisten mir Gesellschaft, aber nicht weil sie so nett sind....


                                                                                                                                                                                                          ... sondern ich mein Frühstück vertilge und die beiden hoffen, dass was für sie abfällt.

                                                                                                                                                                                                          Es bleibt kein Krümel für die Vögel übrig!

                                                                                                                                                                                                          Ich kaufe noch schnell 1L Cola für umgerechnet 8,50€ ein. Dafür bekomme ich bei uns einen ganzen Kasten Cola, wenn er im Angebot ist! Ich spiele weiter mit dem Gedanken und stelle fest, dass ich meine Rückreise von Fauske nach Oslo mit nur 4 Litern Cola finanzieren kann.....

                                                                                                                                                                                                          Auf der Fahrt Richtung Trondheim gibt es noch viel zu sehen und Wasa-Snacks gratis für jede Reisende und jeden Reisenden. In Trondheim muss ich umsteigen und lerne 2 junge Deutsche kennen, die mit einem Interrailticket noch ca. 1 Monat Skandinavien unsicher machen wollen. In Shorts und Shirts gekleidet mit leichter Sommerjacke fragen sie nach den Temperaturen in Narvik. Ich warne vor kälteren Temperaturen hinterm Polarkreis und werde auch noch mein Müsli bei ihnen los. Sie haben nichts kaufen können, da Trondheim Ladenschlusszeiten hat, die einem kleinen Dorf entsprechen. Der Nachtzug hat über eine Stunde Verspätung, aber in Oslo kommen wir pünktlich an. Den Busbahnhof finde ich ebenfalls schnell und kaufe mir 2 belegte Baguettes als Tagesration. Gegen Mittags fahre ich mit dem Fernbus nach Malmö. Da wir freies WLAN haben, checke ich meine Mails und muss feststellen, dass mir genau heute die Deutsche Bahn eine Änderungsinfo bezüglich meines Tickets geschickt hat. "Es haben sich Änderungen im Fahrplan ergeben, bitte informieren sie sich." Tolle Aussage, die Verbindung ist komplett nicht mehr existent, denn nach längerem Suchen erfahre ich, dass die Verbindungen auf dänischer Seite nicht mehr fahren. Ein Anruf bei der Servicenummer der DB bringt mich zumindest so weit, dass ich mit dem Ticket einfach die Strecke Kopenhagen - Rödby - Putgarden - Hamburg - Hamm - Soest fahren kann. Ich solle mich aber auf Nachzahlungen oder Strafgebühren einstellen, da mein Ticket zuggebunden ist. Ich halte mich enorm zurück am Telefon und schreie die Frau nicht an, sie macht ja nur ihren Job.

                                                                                                                                                                                                          Wir kommen in Malmö pünktlich an, ich muss aber noch bis nach 00 Uhr warten um mit meinem Ticket den Öresundtåg nutzen zu können. Es regnet wohlgemerkt seit der Busfahrt in strömen. Als der Bahnhof in Malmö teilweise geschlossen wird, fahre ich mit dem ersten Zug Richtung Kopenhagen, dort will ich irgendwo auf der Bank bis morgens pennen, ich hatte jetzt in 48 Stunden nur 7 ungesunde Stunden Schlaf und bin gerädert. Auf der Fahrt bremst der Zug einmal abrupt ab, alle im Abteil werden unruhig und ein Passagier erklärt mir, dass es wegen dem Regen bereits erste Probleme gibt. Naja, so stark regnet es ja auch nicht. In Kopenhagen angekommen, plästert das so dermaßen runter, dass ich alle meine wärmenden Klamotten anziehen muss. Selbst im überdachten Teil schwirrt Nieselregen durch die Luft, an den Hauswänden läuft das Wasser runter wie an einem Wasserfall! Die Unterführung ist teilweise überflutet und aus den Abflüssen sprudelt das Wasser nur so heraus.


                                                                                                                                                                                                          Endzeitstimmung in Kopenhagen

                                                                                                                                                                                                          Wie es nicht anders zu erwarten war, fangen gegen 5 Uhr die ersten Züge an auszufallen. Alles was von Schweden kommt, fährt nicht mehr. Dazu zählt auch leider meine ICE-Alternative. Gegen 8 Uhr kommt wiederholt die Durchsage, dass man doch auf die Straße gehen und seine Hilfe anbieten sollte, wenn man nicht kurz vor der Abreise steht. Klingt schon fast nach Notstand, ich mache mir richtige Sorgen. Irgendwann bekomme ich ein Gespräch mit, dass ein Ersatzzug für den ICE bereitgestellt wird. Es versuchen sich Hunderte Leute dort hineinzuzwängen. Es wird eng und tatsächlich muss ich mich tierisch über ein deutsches Paar aufregen, dass mit ihren scheiß Sitzplatzreservierungen um die Ecke kommt und ein kleines Mädchen und ihre Mutter aus den Sitzen diskutieren will. Mir platzt fast der Geduldsfaden und ich sage denen, dass die Reservierungen für einen Ersatzzug nicht gelten und sie sollen sich an den Schaffner wenden, aber die arme Frau in Ruhe lassen. Ich ernte böse blicke und denke mir nur, mach den Mund auf und ich begehe einen Mord! Der Schaffner erzählt ihnen später genau dasselbe, ich grinse spöttisch in deren Richtung.

                                                                                                                                                                                                          In Roskilde steigen wir in den deutschen ICE um. Der ist direkt überfüllt und jede weitere Haltestation kommen mehr Leute rein, als aussteigen. Mein Ticket wird hier das erste Mal überprüft, es fällt niemandem auf, dass ich garnicht fahrberechtigt für diesen Zug bin. Das Chaos ist einfach zu viel für alle. Das Lachhafteste daran ist der Entschuldigungsversuch der Schaffnerin, dass der überfüllte Zug an dem Ende der Ferien liegt.... ja klar, ist ja auch das erste Mal, dass Ferien sind und wie viele Tickets man verkauft hat, kann man auch nicht nachvollziehen. Im Zeitalter der Datenerfassung einfach unmöglich! Die Leute stehen zusammengepfercht im Zug wie bei einer Deportation, treffender kann man das leider nicht ausdrücken. Irgendwann kommen wir in Hamburg an und alle prügeln sich hinaus. Ich bekomme einen Ellenbogen ins Genick und fliege nach draußen, verkeile mit meinem Knöchel zwischen Zug und Bahnsteig und kippe um. Danke dafür, wer auch immer das war. Ein gehbehinderter Mann liegt neben mir, seine Krücken fliegen herum. Als alle draußen sind, lässt man uns nicht erst aufstehen, nein, zuerst müssen alle in den Zug hinein. Asoziales Dreckspack! Wir erreichen den Anschlusszug trotzdem pünktlich, der hatte nämlich auch Verspätung. Meine Laune ist im Keller und ich halte mich selbst und die Reisenden um mich mit sarkastischen Bemerkungen auf Trab. Als der Schaffner vorbeikommt und die Tickets kontrolliert, meint er nur, dass unser Gepäck nicht im Gang stehen darf. Darauf frage ich ihn, ob wir das nicht wie in Indien machen können und wir einige Leute aufs Dach nach draußen setzen könnten. Wäre ja egal ob die Leute zu Tode gequetscht werden oder vom Zug fallen. Er ignoriert meine absolut ernst gemeinte Anfrage und geht weiter.

                                                                                                                                                                                                          Gegen Abend am 31.10 komme ich dann in Hamm an, da der Folgezug nur 15 Minuten später weiterfährt, habe ich auf eine Abholung verzichtet und will mit dem Zug nach Soest, meine Eltern warten dort bereits auf mich. Aber selbstverständlich hat auch dieser beschissene Regionalzug 15 Minuten Verspätung. Ich breche lachend auf dem Bahnsteig zusammen und alle Leute machen einen großen Bogen um mich. Diese Rückreise war die Katastrophe schlechthin! Aber um eine Erfahrung bin ich reicher, nie wieder Deutsche Bahn! Erst Tickets verkaufen, die garnicht mehr gültig sind bei Reiseantritt, gerade mal einen Tag vorab informieren per Mail und dann noch diese totale Unorganisiertheit. In Schweden und Norwegen ist sowohl der Service, als auch die Organisation um Welten besser!

                                                                                                                                                                                                          So! Jetzt erstmal wieder eine Tablette einwerfen und dann kommt noch das Fazit!

                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                                                                                            • 23.08.2010
                                                                                                                                                                                                            • 228
                                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                                            AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                                                            Fazit der Tour

                                                                                                                                                                                                            Ich würde diese Tour jederzeit wieder machen! Mit der Reisepartnerin hätte ich es kaum besser treffen können. Dafür, dass wir uns nur übers Forum und von ein, zwei Besuchen meinerseits in Stockholm kennen, lief das bis auf Kleinigkeiten in meinen Augen richtig gut. Auf die Idee mit jemand Wildfremden eine Tour zu machen, würde ich wohl eher nicht kommen. Ich hätte viel zu viel Angst, dass es überhaupt nicht passt.

                                                                                                                                                                                                            Die Strecke hat Kuoika quasi im Alleingang ausgearbeitet, ich habe lediglich meinen Senf dazu gegeben. Es gab kaum was zu bemängeln, die Route hat mir sehr gefallen und ich bin richtig froh, diese Strecke mitgelaufen zu sein. Eine abwechslungsreiche Tour, die von allem etwas dabei hatte.

                                                                                                                                                                                                            Der richtig große Wermutstropfen ist diese Oddyssee einer Rückreise gewesen. Sowas absolut Beklopptes hatte ich noch nie, und dabei hatte ich Glück im Umglück, denn normalerweise hätte ich meine Mails nicht gecheckt, wenn ich im Bus hätte schlafen können. Ich hätte um 2 Uhr morgens auf meine Verbindung in Dänemark gewartet und wäre dort vermutlich ganz schön aufgeschmissen gewesen.

                                                                                                                                                                                                            Achja, der Sturz und das Verdrehen zwischen Zug und Bahnsteig haben mir einen Bluterguss im Knöchelbereich beschert, der mich 2 Wochen kaum auftreten lassen hat. Der Knöchel war fast so dick wie meine Wade.... Ein Zusammenspiel durch die Überbelastung auf der Tour und dann dieser ätzende Sturz, der dem Knöchel den Rest gegeben hat.

                                                                                                                                                                                                            Die nächste Tour ist aber bereits durchgeplant und schon gebucht. Es geht Ende August in Katterjåkk los. Diesmal fliege ich aber, Deutsche Bahn wird boykottiert! :grr:

                                                                                                                                                                                                            Und zum Schluss möchte ich allen Lesern herzlich Danken! Ich hoffe, dass ihr hier etwas Unterhaltung hattet und/oder ein paar nützliche Informationen aus den beiden Berichten finden konntet.
                                                                                                                                                                                                            Auch Dank an dich Kuoika, hat mir echt Spaß gemacht, unsere Tour!

                                                                                                                                                                                                            Viele Grüße aus Lippstadt
                                                                                                                                                                                                            David

                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                                                                              • 23.08.2010
                                                                                                                                                                                                              • 228
                                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                                              Und schon sind die fehlenden Tage nach dem Rollback des Forums wiederhergestellt. Zum Glück mache selber backups

                                                                                                                                                                                                              Leider sind die Postings danach zwar von mir registriert worden, aber ich weis nicht mehr, ob ihr irgendwelche Fragen hattet, die ich hätte beantworten sollen. Also einfach nochmal stellen, falls etwas fehlen sollte.

                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                Freak

                                                                                                                                                                                                                Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                • 16.08.2008
                                                                                                                                                                                                                • 31757
                                                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                                                Vielleicht kann Fjaellraev noch einmal seinen fachkundigen Beitrag zu den Bahnverbindungen einstellen, denn demnach lag es nicht an der Deutschen Bahn, sondern an der dänischen Bahn, wenn ich das richtig verstanden habe.
                                                                                                                                                                                                                Oha.
                                                                                                                                                                                                                (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                                                                  • 09.12.2013
                                                                                                                                                                                                                  • 222
                                                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                                                  AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                                                                  Vielen Dank für den wirklich spannenden Bericht! Besonders die Betrachtung aus den verschiedenen Perspektiven fand ich interessant. Da ich regelmässig mitgelesen habe, sind mir Feinheiten eventuell nicht aufgefallen. Die nächste Krankheit wird genutzt um den Bericht erneut komplett zu lesen *toitoitoi*. Ich hatte viel Spass!
                                                                                                                                                                                                                  “Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.”

                                                                                                                                                                                                                  (Antoine de Saint-Exupéry, französischer Schriftsteller, 1900 – 1944

                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                                                                                                                    • 10.06.2004
                                                                                                                                                                                                                    • 1232
                                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                                    Wirklich klasse Dein Bericht und nochmal ein ganz großes Dank an Dich und Kuoika, dass Ihr beide einen so schönen, detaillierten und unterhaltsamen Bericht mit so tollen Bildern hier reingestellt habt. Wehmütig stimmt es mich nur, dass der Bericht jetzt endgltigt zu Ende ist. Oder hattet ihr noch nen heimlichen dritten Mitreisenden, der auch gerne nochmal die Tour aus seiner Perspektive beschreiben möchte???

                                                                                                                                                                                                                    Naja, und der Abschluss mit der Bahnfahrt war ja echt nochmal ziemlich bitter. Sowas gehört dann sicherlich zu der Art Abendteuer auf die man dann nicht ganz so scharf ist.

                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                                                                                                                      • 23.08.2010
                                                                                                                                                                                                                      • 228
                                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                                      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                                                                      Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                      Vielleicht kann Fjaellraev noch einmal seinen fachkundigen Beitrag zu den Bahnverbindungen einstellen, denn demnach lag es nicht an der Deutschen Bahn, sondern an der dänischen Bahn, wenn ich das richtig verstanden habe.
                                                                                                                                                                                                                      Danke für die Gedankenstütze Torres! Dazu wollte ich nämlich noch etwas schreiben.

                                                                                                                                                                                                                      Der Hauptgrund für meinen Groll gegen besagtes Bahnunternehmen ist nicht die Tatsache, dass die Verbindungen auf dänischer Seite entfallen sind und die Informationsweitergabe so schleppend verlaufen ist, sondern dass die maßlos überfüllten Züge einem jedwegen Komfort und Spaß am Reisen rauben. Die Begründung "ist ja aber Ferienende" zieht bei mir nicht, Ferienzeiten gibt es nunmal mehrmals im Jahr und jedes Jahr ist es aufs Neue das gleiche. Warum werden denn an Ticketautomaten noch Fahrkarten ausgespuckt, obwohl bereits 1500 Leute für eine Verbindung mit Tickets versorgt sind und der Zug selber vielleicht nur 700 Leute "Fassungsvermögen" hat?

                                                                                                                                                                                                                      Entweder erweitere ich die Züge um einige Wagen oder aber stelle den Verkauf der Tickets ein. Punkt aus und Ende. Aber die DB denkt anscheinend nur an den dicken Reibach und kassiert munter fröhlich weiter. Dass einige Leute sogar auf den Bahnhöfen stehen bleiben müssen, juckt die ja nicht. Zumindest für Fernzüge sollte das doch irgendwie realisierbar sein.

                                                                                                                                                                                                                      Alles in Allem fahre ich ja gerne Bahn, aber nicht unter solchen Umständen. Außerhalb der Ferienzeit sicherlich noch eine Alternative, aber in Ferienzeiten wird die DB meinerseits vermieden. Ein Flug von Düsseldorf nach Kiruna kostet mich imo sogar weniger bzw der Rückflug genausoviel, wie die Bahnfahrt, nur bin ich in wenigen Stunden daheim und nicht 38 Stunden bzw. ob überhaupt

                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                                                                                                        • 23.08.2010
                                                                                                                                                                                                                        • 228
                                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                                        AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                                                                        Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                        Oder hattet ihr noch nen heimlichen dritten Mitreisenden, der auch gerne nochmal die Tour aus seiner Perspektive beschreiben möchte???
                                                                                                                                                                                                                        Nein, wir hatten niemanden sonst dabei. Jetzt ist leider endgültig Schluss!

                                                                                                                                                                                                                        Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                        Naja, und der Abschluss mit der Bahnfahrt war ja echt nochmal ziemlich bitter. Sowas gehört dann sicherlich zu der Art Abendteuer auf die man dann nicht ganz so scharf ist.
                                                                                                                                                                                                                        Scharf auf keinen Fall, aber notwendig um bei meinen Reiseplanungen umzudenken und endlich auch umzustruktutrieren. Was nützt mir ein 3-wöchiger Aufenthalt in Lappland, wenn 60 Stunden Rückreise mir meine Entspannung wieder kaputt machen?

                                                                                                                                                                                                                        Zum Glück gibt es ja noch Alternativen.

                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                          Freak
                                                                                                                                                                                                                          Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                          • 21.12.2003
                                                                                                                                                                                                                          • 13981
                                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                                          AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                                                                          Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                          Der Hauptgrund für meinen Groll gegen besagtes Bahnunternehmen ist nicht die Tatsache, dass die Verbindungen auf dänischer Seite entfallen sind und die Informationsweitergabe so schleppend verlaufen ist, sondern dass die maßlos überfüllten Züge einem jedwegen Komfort und Spaß am Reisen rauben. Die Begründung "ist ja aber Ferienende" zieht bei mir nicht, Ferienzeiten gibt es nunmal mehrmals im Jahr und jedes Jahr ist es aufs Neue das gleiche. Warum werden denn an Ticketautomaten noch Fahrkarten ausgespuckt, obwohl bereits 1500 Leute für eine Verbindung mit Tickets versorgt sind und der Zug selber vielleicht nur 700 Leute "Fassungsvermögen" hat?

                                                                                                                                                                                                                          Entweder erweitere ich die Züge um einige Wagen oder aber stelle den Verkauf der Tickets ein. Punkt aus und Ende. Aber die DB denkt anscheinend nur an den dicken Reibach und kassiert munter fröhlich weiter. Dass einige Leute sogar auf den Bahnhöfen stehen bleiben müssen, juckt die ja nicht. Zumindest für Fernzüge sollte das doch irgendwie realisierbar sein.
                                                                                                                                                                                                                          Na dann wil ich auch noch mal etwas dazu schreiben.
                                                                                                                                                                                                                          Deinen Groll kann ich gut nachvollziehen und ihn mit meinen Erläuterungen sicher nicht dämpfen aber vielleicht doch etwas zum Verständnis beitragen.
                                                                                                                                                                                                                          Durch den ersatzlosen Zugsausfall der DSB auf der Strecke über Flensburg wurden zusätzliche Fahrgäste auf die eh schon gut ausgelastete Strecke auf der Vogelfluglinie verschoben.
                                                                                                                                                                                                                          Hier ist leider auch bei gutem Willen keine Verlängerung der Züge möglich, auf die Fähre geht einfach nicht mehr als eine ICE-Komposition. Ob genügend Reservekompositionen zur Verfügung stehen um allenfalls ab Puttgarden eine zweite Garnitur anzukuppeln weiss ich nicht, aber bei gesamthaft 13 Garnituren und der Doppeltraktion in Dänemark sieht das wohl eher mau aus. Zusätzliche Züge müsste die Streckenauslastung hergeben, die entzieht sich meiner Kenntnis.
                                                                                                                                                                                                                          Mit überfüllten Zügen muss man leider irgendwie leben wenn es keine Reservierungspflicht gibt und sich viele Leute die paar Euros für eine Platzkarte sowieso gerne sparen. Bei Zugsausfällen wird das dann leider noch heftiger, auch in Ländern mit Reservierungspflicht (Schweden X2000) kann es dann mal zu überfüllten Zügen kommen (Wenn ein Zug unterwegs liegen bleibt), oder man wird auf einen späteren Zug umgebucht - der durchaus auch mal erst am nächsten Tag sein kann (Da habe ich lieber einen überfüllten Zug).
                                                                                                                                                                                                                          Dass der Bahn die überfüllten Züge egal sind und sie nur an den Reibach denkt wage ich mal zu bezweifeln, denn auf die Länge sind überfüllte Züge keine gute Reklame...

                                                                                                                                                                                                                          Gruss
                                                                                                                                                                                                                          Henning
                                                                                                                                                                                                                          Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                                                                                                                                                                                                          nur unpassende Kleidung.

                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                                                                                                            • 23.08.2010
                                                                                                                                                                                                                            • 228
                                                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                                                            AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                                                                                                                                                                                                            Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                            Durch den ersatzlosen Zugsausfall der DSB auf der Strecke über Flensburg wurden zusätzliche Fahrgäste auf die eh schon gut ausgelastete Strecke auf der Vogelfluglinie verschoben.
                                                                                                                                                                                                                            Hier ist leider auch bei gutem Willen keine Verlängerung der Züge möglich, auf die Fähre geht einfach nicht mehr als eine ICE-Komposition. Ob genügend Reservekompositionen zur Verfügung stehen um allenfalls ab Puttgarden eine zweite Garnitur anzukuppeln weiss ich nicht, aber bei gesamthaft 13 Garnituren und der Doppeltraktion in Dänemark sieht das wohl eher mau aus. Zusätzliche Züge müsste die Streckenauslastung hergeben, die entzieht sich meiner Kenntnis.
                                                                                                                                                                                                                            Hallo Henning,
                                                                                                                                                                                                                            da hast du natürlich Recht. Der Ersatz-ICE war sowieso um einige Wagen kürzer als es normalerweise der Fall wäre. Da ging es wirklich nicht anders. Aber selbst in Hamburg, wo die regulären Züge verkehrt haben, sah es nicht anders aus. Ich bin auch noch jemand, der leicht panisch wird in Menschenmassen und komme mit einem vollgestopften Zug garnicht klar. Das war die Hölle für mich


                                                                                                                                                                                                                            Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                            ... und sich viele Leute die paar Euros für eine Platzkarte sowieso gerne sparen.
                                                                                                                                                                                                                            Man hatte sowieso keine Chance an seinen Platz zu kommen, wenn man Gepäck dabei hatte. Ohne Geröde hätte man sich eventuell durchquetschen können.

                                                                                                                                                                                                                            Wenn ich bedenke, wie selten ich Bahn fahre und wie oft ich Probleme mit den deutschen Verbindungen hatte...

                                                                                                                                                                                                                            2012 Rückreise aus Kiel -> Umstieg in Münster, Anschlusszug sollte Gleis 3 sein. Ticket 2 Wochen vorher gebucht, keine Info dabei gewesen. Gleis 3 war voller Schotter, Bauarbeiten, Anschlusszug verpasst. Nach langer Diskussionsrunde am Infostand konnte ich einen beliebigen Zug Richtung Soest wählen. Vermerk auf Zugticket vom netten Infostandtypen.

                                                                                                                                                                                                                            2013 Rückreise aus Stockholm -> Zug hat nicht in Hamm gehalten, Anschlussverbindung nicht bekommen. In Dortmund nach dem Champions League Finale gelandet. Auf vorherige Anfragen beim Schaffner, ob es Probleme mit der Verbindung gibt, kam die Antwort, alles okay. Die Bahn-App meldete Änderungen im Fahrplan, ohne genauer darauf einzugehen....

                                                                                                                                                                                                                            2014 Anreise Malmö -> gleich der erste Zug in Hamm hatte 45 Minuten Verspätung. Keine Entschädigung, keine Möglichkeit anders zu fahren. Versuch einen Tag später loszukommen nicht möglich. Erst 7 Tage später wäre die Verbindung komplett buchbar gewesen, allerdings zum dreifachen Preis. Finanziell leider nicht möglich gewesen.

                                                                                                                                                                                                                            2014 Rückreise aus Koppenhagen -> siehe aktueller Bericht

                                                                                                                                                                                                                            Das ist vielleicht auch einfach nur mein Pech, welches ich anziehe wie Scheiße die Fliegen
                                                                                                                                                                                                                            Die Konsequenz für mich ist jetzt, dass ich etwas anderes ausprobieren muss. Daher wird dieses Jahr geflogen. Vermutlich verschwindet dann mein Rucksack oder Terroristen entführen die Maschine, da gibt es ja auch genug Möglichkeiten

                                                                                                                                                                                                                            Gruß
                                                                                                                                                                                                                            David

                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                              Fuchs
                                                                                                                                                                                                                              • 18.06.2014
                                                                                                                                                                                                                              • 1591
                                                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                                                              Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                              Vermutlich verschwindet dann mein Rucksack oder Terroristen entführen die Maschine,
                                                                                                                                                                                                                              Wenn der Rucksack verschwindet, lass' Dir das schriftlich am Flughafen bestätigen, dann übernimmt die Fluggesellschaft z. B. die Kosten für eine unfreiwillige Hotelübernachtung, die Du wegen des fehlenden Zeltes einlegen musst - ohne Schriftstück leider nicht. Mit Terroristen hab' ich zum Glück dann doch noch keine Erfahrung.

                                                                                                                                                                                                                              Kommentar