• Bjarkan
    Gerne im Forum
    • 28.06.2014
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    [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 56.608364118
    Längengrad -4.974060058
    West Highland Way im goldenen Oktober

    Reisezeitraum: 03.10.2014 bis 17.10.2014
    Reisende: Bjarkan und Kumpel
    Wetterprognose: beschissen
    Tatsächliches Wetter: bombe


    Hallo zusammen!
    Hier kommt er nun, mein Reisebericht zu meiner Tour auf dem West Highland Way im Oktober.
    Der ein oder andere unter euch wird vielleicht schon die Bilder, die ich zur Kritik im Foto-Bereich eingestellt habe gesehen haben. Dort liegt auch der Ursprung dieses Berichtes, denn eigentlich wollte ich, ob der Schreibarbeit und nicht zuletzt der nervigen Bildeinfügerei, gar keinen Bericht schreiben. Allerdings zählt zu meinen Schwächen (ist es denn eine?), dass ich nicht "Nein" sagen kann und als dann hier und da die Bitte aufkam, doch einen Reisebericht zu schreiben, war die Sache besiegelt.
    Und nun sitze ich hier am Tisch, bewaffnet mit einer Tüte Tortilla Chips, einer Tasse Pfefferminztee
    und meinem Tagebuch, das ich während der Tour fleißig geschrieben habe.

    "Nach Schottland? Im Oktober? Warum das denn?" So könnte man die Reaktionen meiner Freunde, Familie, Bekannten, Arbeitskollegen etc. treffsicher zusammenfassen.
    Zugegeben, mit 14 Regentagen ist dies auf dem Papier sicherlich ein ungünstiger Zeitpunkt um nach Schottland zu reisen und immer wieder fragte ich mich selbst, ob das wirklich eine so gute Idee ist.
    Zumal das meine erste richtige Tour sein sollte! Wettertechnisch hatte ich also vor, mich selbst ins kalte Wasser zuwerfen.
    Allerdings blieb mir auch quasi keine andere Wahl als im Oktober loszuziehen, da ich zum einen keinen Bock auf Midges hatte und zum anderen durch die Abendschule an Schulferien gebunden bin. Beides in Kombination ließ also nur die Herbstferien zu. Und die lagen dieses Jahr nun mal im Oktober. Machste nix! Außerdem kamen die zwei Monate Differenz zum Sommer auch meinem Budget für Ausrüstung zu Gute.
    Ein weiterer Pluspunkt für Schottland im Herbst sind natürlich die Farben der Highlands.
    Wenn die Hügel, Berge und Täler in Orange- und Brauntönen leuchten, braucht mit keiner mit grünen Wiesen im Sommer zu kommen. Ich bin ein Herbsttyp. 100%.
    Die Tour war eigentlich Solo geplant (noch so eine "Ins kalte Wasser werfen" Sache), doch durch meine vielen Erzählungen von der Planung kam dann noch ein alter Schulfreund mit ins Boot. Knackpunkt: Er besaß null komma garnichts an Ausrüstung. Von der Odlo Unterhose, über Trekkingstiefel bis zum Rucksack musste alles noch für ihn besorgt werden. Oft habe ich daran gezweifelt, ob dieses Vorhaben in wenigen Monaten umzusetzen ist, aber irgendwie hat es auch Spaß gemacht beratend zur Seite zu stehen
    Was das schottische Wetter im Oktober angeht, verrate ich nur so viel: Wenn Engel reisen...Aber seht selbst...


    OT: Eignetlich war geplant, den Bericht komplett online zu stellen. Aber da ich beim Schreiben doch etwas ausführlicher geworden bin und für Einleitung, Anreise und zwei Tourtage schon sechs Seiten eines Worddokuments fülle, habe ich mich entschlossen den Bericht wie andere auch häppchenweise einzusenden.

  • Bjarkan
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    #2
    AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

    Anreise

    Donnerstagabend gegen 20 Uhr. Ich sitze im Computerraum der Schule und höre halbherzig zu, was es über CNC-Technik so angeblich zu wissen gilt. Im Kopf gehe ich noch mal meine Packliste durch.
    Habe ich alles rausgelegt? Fehlt irgendein wichtiger Gegenstand? Als der Unterricht vorbei ist, fahre ich eilig heim und checke nochmal alles durch. Scheint komplett zu sein!
    Ich lege mich schlafen oder vielmehr ins Bett. An schlafen ist die nächsten Stunden nicht zu denken.
    Zu groß ist die Vorfreude und die Aufregung. Immerhin habe ich mich über ein halbes Jahr auf diese Reise vorbereitet. Manche unter euch mögen jetzt lachen, dass jemand für den West Highland Way ein halbes Jahr Vorbereitung braucht, aber: wir haben alle mal klein angefangen :P
    Und außerdem finde ich, dass die Planung und Ausrüstungsbeschaffung viel Spaß macht und ein tolles Mittel ist, sich den Alltag zu Hause zu versüßen.
    Irgendwann muss ich dann wohl doch eingeschlafen sein, denn das nächste was ich mitkriege ist mein klingelnder Wecker. So langsam und missmutig ich sonst, wenn es zur Arbeit geht, aus dem Bett steige, so rasch und voller Tatendrang springe ich jetzt dort heraus. Endlich, es geht los. Bald zumindest.

    Mein Kumpel und sein Vater sammeln mich ein und wir fahren nach Düsseldorf zum Flughafen.
    Dort angekommen wird sich rasch verabschiedet und wir gehen zum Check In.
    Unser Rucksackgewicht passt gerade so und wir wollen schon wieder weg gehen, als die nette Dame uns auffordert mit unseren Rucksäcken doch bitte zum Schalter für Sondergepäck - oder so - zu gehen.
    Gesagt getan. Dort werden unsere Rucksäcke gescant und als man bei mir den Kocher entdeckt wird
    die Luft in und um meinen Rucksack herum nach Spuren von Brennstoff untersucht. Ergebnis: 99% sauber. Jetzt müssen wir nur noch 1,5 Stunden am Flughafen rumgammeln.
    Am Gate berichtet mir mein Kumpel ganz beiläufig, dass er am Montag - es ist gerade Freitag- noch beim Arzt war, der ihm wegen einer Mittelohrentzündung Antibiotika verschrieben hat. Um mich nicht unnötig zu beunruhigen, denn der drohende Streik der Piloten machte mich zeitweise schon recht nervös, rückt er damit erst jetzt raus. Und überhaupt, es sei schon fast wieder komplett weg,
    kein Grund zur Sorge also.
    Wir starten in bestem Spätsommerwetter und landen wenig später mit passendem meteorologischem Empfang in Glasgow. Es regnet. Und zwar richtig.
    Wir holen unser Gepäck und fahren mit dem Shuttle Bus ins Stadtzentrum. Vom Bahnhof aus gehen wir zu unserem Hostel, das wir für eine Nacht gebucht haben. Dort angekommen, teilt man uns mit, dass wir noch 2,5 Stunden warten müssten, bis wir einchecken können. Die Zeit verbringen wir am River Clyde. Dort spielen wir "Ich sehe was, das du nicht siehst" in der idiotischsten Form, Galgenmännchen (Doppelkupplungsgetriebe ist der Galgenmännchen-Overkill) und füttern Tauben mit Schokolade. Passiv wohlgemerkt, denn wir dulden es lediglich, dass sie sich an der offenliegenden Tafel bedient.
    Nachdem wir eingecheckt haben, ziehen wir los um noch ein paar Sachen zu besorgen. Auf der Liste stehen bei mir: Schokolade, Nüsse, Salami, Gas, eine Regenhülle und eine Stirnlampe.
    Eine Regenhülle deswegen, da ich so klug war, erst im Hostel zu prüfen, ob meine mitgebrachte überhaupt den Rucksack mit außen angebrachtem Stativ umhüllt. Eine Stirnlampe deswegen, weil mir ebenfalls erst im Hostel aufgefallen ist, dass meine alte im Deckelfach beim Flug zerbrochen ist. Tolle Wurst!
    All dies und eine Flasche Whisky, die wir unorthodox in eine PET-Wasserflasche umfüllen, sind schnell besorgt und der Tag neigt sich dem Ende zu. Morgen geht es los. Endgültig.




    Tag 1, Milngavie - Garadbhan Forest

    Nach dem grässlichen Frühstück, bei dem ich dank des dämlichen Toasters eine Scheibe Toast anzünde, fahren wir mit der Bahn raus aus Glasgow in den Vorort Milngavie, wo der WHW beginnt.
    Dort regnet es leicht und die Vorhersage von ein paar Leuten, die wir gestern noch nach dem Wetter fragten, scheint zuzutreffen. Es soll die nächsten drei bis vier Tage regnen.
    Der Weg beginnt unspektakulär und führt durch Wald und Felder. Wir sind beide auf dem Dorf groß geworden, weswegen uns die Landschaft noch keine Begeisterung entlockt.
    Dank Karten und Reiseführer wusste ich das aber schon vorher und habe dementsprechend eine Zielstrecke von 28 km für heute angesetzt. Wenn es schon wenig zu gucken gibt, können wir auch Strecke machen und schneller zum interessanten Teil kommen.
    Mit uns starten noch eine größere Gruppe älterer Frauen und zwei junge Frauen aus Holland und wir unterhalten uns kurz beim gehen mit letzteren.
    Nach ein paar Kilometern hört der Regen auf und gegen Mittag bricht plötzlich die Sonne aus den Wolken. Schottisches Wetter par exellence. Die Wolken verziehen sich immer mehr und bald müssen wir anhalten um nicht nur die Hardshells, sondern auch die Langarmshirts auszuziehen. In Bewegung ist es so warm, dass ein T-Shirt ausreicht! Immer wieder sage ich, was wir doch für ein Glück mit dem Wetter heute haben. Zu dem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass sich dieses bombastische Wetter beinahe komplett für die nächsten zwei Wochen halten wird! Der Vater meines Kumpels wird später erzählen, wie er während unserer Tour im Wetterbericht immer belustigt das Tief, welches um Schottland herum kreiste, beobachtete.
    Wir kommen an ein paar Arbeitern, die die Stromtrassen warten vorbei und stoßen wenig später auf ein Hinweisschild: Umleitung, da die Arbeiten den Weg blockieren und gefährlich sein können.
    Also biegen wir, in der Annahme, dass vor uns noch weitere Arbeiten stattfinden vom Hauptweg ab und steigen einen kleinen, steinigen Pfad herauf. Oben machen wir kurz Rast um etwas zu essen und ein Blick auf die Karte verrät: Wir sind falsch!
    Das Schild war entweder ungünstig angebracht oder wir zu doof. Auf jeden Fall galt es nur für Wanderer die von Norden nach Süden gehen.
    Wir gehen wieder zurück zum Hauptweg und marschieren weiter. Die Uhr sagt: Wir haben gebummelt, es könnte knapp werden vor der Dunkelheit am geplanten Lagerplatz anzukommen.
    Also geben wir von nun an Gas und stoppen nur wenige male für kurze Zeit um Wasser aufzufüllen
    und ein Foto zu machen.



    Es geht weiterhin durch überwiegend landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Zeitweise kommt sogar Langeweile auf. Am späten Nachmittag erreichen wir dann den Garadbhan Forest. Oder viel mehr, das was davon übrig ist. Trotz der Beschreibungen im Reiseführer, so arg habe ich mir Rodung nicht vorgestellt. Über mehrere Kilometer geht der Weg durch gerodeten Wald, wo hier und da noch ein paar Bauminseln stehen gelassen wurden. Kurze Zeit später kommen wir in einen kurzen aber starken Schauer und uns überholt ein joggendes Mädel in Kleidung, die man hier in Deutschland wohl nur bei 25 Grad und mehr tragen würde. Man ist offensichtlich an Regen gewöhnt und nimmt ihn einfach zur Kenntnis anstatt sich darüber zu beschweren. Tolle Einstellung.
    Auf unserer Karte liegt der Wildcamping Spot auf dem wir die Nacht verbringen wollen kurz vor dem Ende des Waldes. Das hilft uns allerdings nicht wirklich weiter, da der Wald ja so stark gerodet wurde, dass es nicht mehr möglich ist zu erkennen, ob wir nun theoretisch noch im Wald sind oder schon außerhalb. Etwas verunsichert durch Hinweisschilder, die das Wildzelten hinter einem Tor, das den Weg versperrt und den Beginn des Nationalparks Loch Lomond and the Trossachs markiert, verbietet, fragen wir einen jungen Mann, der mit seinem Hund unterwegs ist, ob er wüsste, wo dieser Wildcamping Spot sei. Er antwortet nur "Wildcamping? Forbidden? You are in scotland, the middle of nowhere. Nobody cares." Also beschließen wir weiter zu gehen und den nächsten guten Platz zu nutzen. Ein paar hundert Meter treffen wir dann doch noch auf den Wildcamping Spot, markiert doch Feuerstellen. Dort schlagen wir unser erstes Lager auf.
    Wir hätten unterwegs besser noch unsere Wasservorräte aufgefüllt, denn um genügend für Abendessen und Frühstück zu haben, muss ich noch mal ein gutes Stück zurück gehen.

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    • Bjarkan
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      #3
      AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

      Tag 2, Garadbhan Forest - Rowardennan

      Zum Frühstück gibt es Schokokuchen, denn heute ist mein Geburtstag. In der Nacht hat es geregnet und der Himmel ist wolkenverhangen. Also müssen wir die Zelte nass einpacken und brechen bald auf in Richtung Conic Hill. Aus der Ferne kann man den Pfad der über diesen großen, markanten Hügel führt erkennen. Er entpuppt sich jedoch als weniger steil wie angenommen und wir kommen zügig voran. Immer wieder bleibe ich stehen um die Landschaft zu betrachten. Für jemanden, der noch nie in Schottland war, sind die paar Hügel hier schon ein toller Anblick.
      Oben auf dem Hügel herrscht Hochbetrieb. Alles ist vertreten. Mountainbiker, Tageswanderer, ein altes, aber erstaunlich fittes Ehepaar und eine Schulklasse. Die Mädels sind äußerst mies gelaunt, da man sie offensichtlich genötigt hat sich auf diesen Hügel zu quälen. Gott sei Dank gehen die Tussis in die andere Richtung.
      Auf ein mal geht es nicht weiter. Ein Hochlandrind blockiert den weg und ein Ausweichen scheint für die meisten ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Ich mache ein Paar Bilder von den Rindern und wir ziehen weiter.





      Auf der Westseite von Conic Hill gabelt sich der Weg. Der WHW folgt der breiten Route abwärts nach Balmaha. Wir entscheiden uns aber für die zweite Route um dem Trubel zu entgehen. Unser Weg führt steil und schmal durch ausgewaschene Rinnen und dichtes Buschwerk ans Ufer von Loch Lomond. Dort machen wir Mittagspause, essen Schokokuchen und trinken Tee.



      Später verweile ich gut eine halbe Stunde an einem steinigen Uferabschnitt Loch Lomonds und fotografiere. Dabei komme ich mit einem älteren Mann aus Glasgow ins Gespräch. Er ist mit Frau und Enkelkindern für einen Tagesausflug hier her gekommen.





      Durch die langen Pausen sind wir wieder etwas in Zeitnot, da wir auch diese Nacht auf einem Wildcamping Spot verbringen wollen. Dieser liegt etwas nördlich von Rowardennan und bis dort sind es noch gut 12 - 15 km.
      Unterwegs beginnt es leicht zu regnen und an den exponierten Uferabschnitten weht ganz gut Wind.
      Der Weg führt teils durch schöne Birkenwälder und ab und an kann man Ben Lomond, den kleinsten Munro, durch die Baumwipfel sehen. Wenn alles glatt läuft, wollen wir morgen dort rauf gehen.
      Der Regen nimmt zu, als wir Rowardennan erreichen. Die Wegführung ist etwas irreführend und so folgen wir einfach irgendeinem Weg, der weiter nach Norden führt.
      Wenig später finden wir neben dem Weg ein Stück freie Wiese zwischen Bäumen und einem Bach. Ob dies der Wildcamping Spot ist? Da der Regen erneut zunimmt und es mittlerweile schüttet, ist die Entscheidung schnell gefallen.
      Bevor wir die Zelte aufbauen sitzen wir den Schauer unter dem Außenzelt meines Kumpels, das wir schnell über uns, die wir auf den Rucksäcken sitzen, werfen aus. Das ganze dauert gut 20 Minuten, die mit Schokolade versüßt werden.
      Als die Zelte schließlich stehen wird noch fix Wasser am nahen Bach geholt und bald sind wir in unseren Zelten verschwunden.

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      • Bjarkan
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        #4
        AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

        Tag 3, Rowardennan -Rowchoish Bothy

        Es ist laut. Richtig laut. Und halb fünf morgens. So wie es sich anhört weht draußen heftiger Wind durch die Bäume. Einschlafen ist nicht mehr, also ziehe ich mich an um mal kurz draußen nach zu sehen, was denn los ist. Verwundert schaue ich in die Baumwipfel, wo sich gar nichts bewegt.
        Das, was hier so einen Lärm macht ist der Bach, der durch den starken Regen am Abend und in der Nacht zu einem reißenden Fluss geworden ist. Gestern Abend holten wir hier noch entspannt Wasser und standen im Bach herum und heute früh würden wir sofort weggerissen. Wahnsinn!
        Aber irgendwo muss das ganze Wasser, was auf Ben Lomond fällt schließlich hin.
        Ich gehe zum Seeufer und schaue über das tiefschwarze Wasser auf das Westufer, wo sich ein paar Lichtlein zeigen. Zurück im Zelt krame ich Karte und Reiseführer hervor und wäge ab, wie es um die Besteigung von Ben Lomond gestellt ist. Auch wenn ich wirklich gerne dort hoch gegangen wäre - es ist schließlich der erste Munro meines Lebens - muss ich mir eingestehen, dass es bei den Wetterverhältnissen kaum Sinn macht. Aber noch will ich es nicht abhaken und mir die Sache erst mal in Hellen anschauen.
        Als mein Kumpel irgendwann auch wach wird, ist Ben Lomond schnell Geschichte. Ihm geht es bescheiden. Er klagt über fehlende Kraft, schwere Glieder und Bauchschmerzen. Sollte die Tour so schnell schon scheitern? Die Ursache für die Beschwerden sind wohl die Antibiotikatabletten, die er von drei pro Tag auf keine pro Tag reduziert hat...
        Beim Frühstück beschließen wir dann heute nur fünf Kilometer bis zur Rowchoish Bothy zu gehen, damit sich mein Kumpel hoffentlich wieder fängt. Allerdings fängt es nach dem Packen wieder zu regnen an. Das, was gestern Abend runter kam, war ein Witz, eine sanfte Dusche mit dem Gartensprenger im Vergleich zu jetzt. Es schüttet heftigst und so stapfen wir schweigend vorwärts.
        Die fünf Kilometer ziehen sich, ob des Wetters und dem schlechten Zustand meines Kumpels eine gefühlte Ewigkeit. Irgendwann vereinbaren wir, dass ich zügig voraus gehe, um die Bothy zu suchen und notfalls an der nächsten Gabelung warte. Ich laufe durch einen wirklich herrlichen Wald, der voller Totholz und moosbewachsenen Bäumen ist. Zusammen mit dem starken Regen baut dies eine sehr starke Atmosphäre auf und trotz der Nässe gefällt es mir.
        Bald entdecke ich die Bothy versteckt zwischen Bäumen und hoffe, dass die Türe auch tatsächlich offen ist. Schnell eile ich um das Gemäuer herum und stoße die Türe auf. Gott sei Dank!



        Drinnen befreien wir uns aus den Regensachen und dem, was darunter nass geworden ist und verfrachten meinen Kumpel direkt in seinen Schlafsack in die Ecke des Raumes.
        Ich schaue mich um und der Geruch erinnert mich an die alten Häuser im Freilichtmuseum, wo ich als Kind öfter gewesen bin. Neben der Tür befindet sich ein Kamin und sogar Brennholt liegt in der Ecke bereit. die Wände zieren Fotos, Zeitungsartikel und sonstige Schreiben über die Bothy, die einst Teil der Siedlung Rowchoish gewesen ist. Von dieser stehen auch noch ein paar Ruinen im Wald herum, völlig mit Moos bewachsen. Die hintere Hälfte der Hütte ist mit einer Bretterempore ausgestattet, die als Schlafplatz genutzt werden kann. Hier und da regnet es durch das Dach. Als Einrichtung dienen zwei Stühle, zwei kleine Tische, ein Klappsessel und ein alter Schulhocker.








        Während mein Kumpel hinten schläft hänge ich unsere Sachen zum trocknen auf. Auch die Zelte werden über Deckenbalken gehangen um sie morgen trocken einpacken zu können.
        Bald scheint die Sonne durch die Plexiglasscheiben im Dach und ich gehe vor die Türe um mich umzuschauen. Der Wald glitzert mit seinen ganzen Regentropfen in der strahlenden Sonne, in die ich auch unsere nassen Sachen stelle.
        Ich versuche ein Feuer im Kamin zu machen, was allerdings nicht gelingt, da das Brennholz zu feucht ist. Es brennt nur, wenn ich konstant Luft hinein puste. Kurze zeit später lasse ich es bleiben, denn es hat sich zwischenzeitlich eine gute Menge Rauch in der Hütte gesammelt. Der Schornstein ist wohl verstopft oder zu klein.





        Gegen Abend steige ich durch den Wald hinab zu Loch Lomond und hoffe auf einen schönen Sonnenuntergang. Dort sitze ich und warte Whisky trinkend, doch der Himmel ist mit dichten Wolken bedeckt. Aber wie es der Zufalle will, tut sich gerade rechtzeitig im Westen eine Lücke in den Wolken auf und warmes Abendlicht bricht hervor. Ich beeile mich, diesen Moment mit meiner Kamera festzuhalten, da er schon rasch wieder vorbei sein könnte.



        Zufrieden gehe ich zurück zur Bothy wo es Abendessen gibt. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Broccoli-Käse Nudeln von Knorr absolut super schmecken. Von diesen Knorrbechern habe ich je zwei in einem Zip-Beutel zu einer Mahlzeit zusammen gekippt, was über die gesamte Tour gut funktioniert hat. Testweise hatte ich auch Chili von Trek n Eat dabei. Das hatte allerdings keine Schnitte gehen die Knorr Nudeln, für die ich inklusive Beutel circa zwei Euro pro Mahlzeit gezahlt habe.
        Meinem Kumpel geht es schon deutlich besser und so gibt es als Nachtisch noch Pudding.
        Bevor es in den Schlafsack geht, mache ich noch ein Foto, das ich mir bereits Wochen vorher überlegt habe und extra eine rote Kerze für dieses Bild mitgebracht habe. Foto-Junkie, so werde ich noch oft von meinem Kumpel genannt werden...



        Um nicht unnötig Viecher, die es zu Hauf in der Hütte gibt, mit dem Licht anzulocken, fällt das Tagebuch diesen Abend aus und wird am nächsten Morgen nachgeholt.

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        • Rainer Duesmann
          Fuchs
          • 31.12.2005
          • 1642
          • Privat


          #5
          AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

          Immer schön die alten Ecken wiederzusehen. Seuftz.
          Danke für den Bericht und die richtig guten Bilder!

          Rainer
          radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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          • Borderli
            Fuchs
            • 08.02.2009
            • 1737
            • Privat


            #6
            AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

            Ich schließe mich Rainers Feststellungen an... Tolle Fotos, die Erinnerungen wecken! Eigentlich wollte ich den WHW frühestens mit 70 wieder laufen, aber vielleicht überlege ich es mir doch noch anders.
            Bitte weiterschreiben!

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            • Mancunian
              Erfahren
              • 12.06.2014
              • 262
              • Privat


              #7
              AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

              Sehr schöner Bericht. Ich hatte auch schonmal die Idee den WHW zu laufen, bin aber wieder etwas davon weg, da er grad im Sommer überlaufen scheint. Im Oktober ist es wahrscheinlich besser. Prima Photos (können ruhig mehr sein) und schön geschrieben.
              ---
              I'd rather be out on the hills...
              http://chorltoniac.blogspot.com

              Kommentar


              • Martin1978
                Fuchs
                • 16.08.2012
                • 1668
                • Privat


                #8
                Das mit dem "Überlaufen" ist so ein gut gepflegter Mythos. Die Frage ist immer wer so was behauptet. Jemand der sonst nur durchs Fjäll spaziert und an 10 Tage ohne Menschen gewöhnt ist, oder jemand der nur deutsche Mittelgebirge kennt.
                Wenn Du nicht gerade zur brittischen Ferienzeit oder an schottischen Feiertagen unterwegs bist, hält sich das doch in der Praxis eher in Grenzen 😊


                An ahlen Räschtshreipfehllern ist das Schmartfon schuld!
                Du gamla, Du fria, Du fjällhöga nord
                Du tysta, Du glädjerika sköna!
                Jag hälsar Dig, vänaste land uppå jord,
                Din sol, Din himmel, Dina ängder gröna.

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                • Bjarkan
                  Gerne im Forum
                  • 28.06.2014
                  • 92
                  • Privat


                  #9
                  AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                  Zitat von Mancunian Beitrag anzeigen
                  Ich hatte auch schonmal die Idee den WHW zu laufen, bin aber wieder etwas davon weg, da er grad im Sommer überlaufen scheint. Im Oktober ist es wahrscheinlich besser.
                  Was den Oktober anbelangt, ist es ganz und garnicht überlaufen. Klar, man trifft immer mal wieder Leute (erstaundlich viele Deutsche), aber es gab auch durchaus Abschnitte auf denen wir für Stunden allein waren. Meist sind es ohnehin die selben Menschen, denen man begegnet.


                  Freut mich, dass es euch gefällt. Ich werde so bald wie möglich weiter schreiben.

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                  • Maximiliane
                    Erfahren
                    • 05.02.2013
                    • 210
                    • Privat


                    #10
                    AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                    Toll, dass Du Dich überwunden hast den Bericht doch zu schreiben.
                    Der Anfang liest sich vielversprechend.
                    Bitte, bitte weiterschreiben!

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                    • KArschopf
                      Neu im Forum
                      • 28.11.2014
                      • 6
                      • Privat


                      #11
                      AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                      Wirklich schön geschrieben und tolle Fotos
                      Freue mich auf mehr

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                      • Bjarkan
                        Gerne im Forum
                        • 28.06.2014
                        • 92
                        • Privat


                        #12
                        AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                        Tag 4, Rowchoish Bothy - Bein Glas Farm

                        Ich werde wieder sehr früh wach und gehe vor die Türe um Wasser zu lassen. Im Schein meiner Stirnlampe schauen mich etwa fünf Hirsche aus dem nahen Wald an und ziehen sich in selbigen zurück. In der Bothy ist es sehr frisch und ich versuche mich möglichst leise aufzuwärmen um meinen Kumpel nicht zu wecken. Eine Weile sitze ich vor einer handvoll brennender Teelichter und bilde mir ein, dass sie Wärme spenden. Endlich regt sich hinten in der Ecke was im Schlafsack und ich kann den Kocher für Tee und warme Milch anschmeißen. Dabei fällt mir ein, dass ich nachts wach geworden bin, weil etwas in der Hütte randaliert hat und ich bemerke, dass eine zurückgelassene Tüte Toast und ein mit Verpackungen gefüllter Zip-Beutel auf dem Boden vor der Tür liegen. Am Abend lag beides definitiv noch auf dem kleine Absatz an der Wand. Es müssen wohl Mäuse gewesen sein, die die Tüten herab und herumgezerrt haben. Gut, dass wir - dank vieler Warnhinweise zum Thema Mäuse in den Bothies hier im Forum - unsere Rucksäcke unter die Querbalken gehangen haben!
                        Meinem Kumpel geht es wieder gut und bald brechen wir nach dem Frühstück auf.

                        Wir folgen dem Weg entlang des Ufers Loch Lomonds und plötzlich bricht die Sonne hervor. Sie knallt regelrecht, da bald kaum noch Wolken am Himmel sind. Wir binden die Sachen, die noch etwas feucht sind außen an die Rucksäcke und ziehen weiter. Das gute Wetter scheint uns nach dem heftigen Regen gestern irgendwie Flügel zu verleihen, denn wir rennen förmlich durch den Wald bis wir nach Inversnaid kommen. Inversnaid ist, soweit ich weiß, kaum mehr als ein Hotel mit Fähranleger. Doch zunächst geht es vorbei am Inversnaid Waterfall, der wegen des starken Regens viel Wasser über die Felsen in den See ergießt. Zumindest ist es deutlich mehr, als das mickrige Rinnsal, das im Reiseführer abgebildet ist.
                        Wir beschließen hier eine Mittagspause einzulegen und besetzen einen der Anleger unten am See, wo wir unsere Klamotten ausbreiten. Die Sonne ist so stark, dass sie innerhalb weniger Minuten trocken sind. Mein Kumpel bleibt am Anleger und liegt in der Sonne, während ich zurück zum Wasserfall gehe und Bilder mache. Dabei begegne ich zwei weiteren kleinen Gruppen, die auch auf dem WHW unterwegs sind. Beide haben den kleinen gelben Reiseführer dabei, der sich als totsicheres Erkennungsmerkmal für Deutsche entpuppt.





                        Nachdem wir unsere Flaschen neu befüllt und etwas Wurst zum Mittag gegessen haben geht es weiter in Richtung Bein Glas Farm. Es sind noch etwa 10 bis 12 km zu gehen und da der Weg am Seeufer entlang führt und auf dem Höhenprofil keine nennenswerten An- und Abstiege zu sehen sind, starten wir in der Annahme, dass sehr entspanntes Wandern vor uns liegt und wir in 2, maximal 2,5 Stunden am Ziel sein werden. So viel vorweg: Vergesst es, es werden 4 anstrengende Stunden werden.



                        Der Weg führt zwar tatsächlich unmittelbar am Ufer entlang, dieses ist jedoch so felsig, dass es ständig auf und ab geht. Zwar sind es selten mehr als acht Höhenmeter, diese reihen sich aber über Kilometer aneinander. Später werde ich irgendwo lesen, dass dieser Teil als anstrengendste Etappe gehandelt wird. Teilweise sind die Abstiege über die Felsen so arg, dass ich glaube ohne Trekkingstöcke wären sie bei viel Gepäck sogar gefährlich gewesen. Aber wie dem auch sei, wir kämpfen uns vorwärts bis vor uns plötzlich ein einzelner Wanderer auftaucht.
                        Er hinkt und stolpert über den felsigen Boden. Dazu entweicht ihm bei jedem unsanften Auftreten ein schmerzliches Stöhnen und er Flucht, dass sich die Balken biegen. Er bemerkt uns allerdings erst, als ich in grüße. Ich frage, ob er Probleme hätte - dumme Frage eigentlich, die Antwort ist offensichtlich - was er verneint. Er sei nur etwas geschafft, sonst fehle im nichts. Dass dies gelogen ist, sagt allein schon sein hochroter Kopf. Der arme Kerl hat sich völlig überschätzt. Er trägt zwar nur eine kleinen Tagesrucksack, allerdings sicherlich 15 Kilo zu viel in Form seines Bauches.
                        Ich biete ihm Schmerztabletten und Salbe an und frage immer wieder nach, ob denn wirklich alles in Ordnung sei. Die Antwort bleibt die selbe. Ich sammel sogar noch einen Ast vom Boden auf und empfehle ihm diesen als Gehhilfe um nicht ganz so hart auftreten zu müssen, allerdings auch erfolglos. Er will sich wohl nicht helfen lassen und so ziehen wir zügig weiter, denn die Zeit sitzt uns nun etwas im Nacken.
                        Ein ungutes Gefühl habe ich allerdings trotzdem, da der Kerl auch zur Beinglas Farm will und wir uns nun schon beeilen müssen um vor der Dunkelheit dort zu sein.
                        Später kommen wir an der Doune Bothy vorbei und schauen mal kurz rein, wie es dort so aussieht.
                        Sie ist eine ganze Ecke moderner als die vorherige Bothy, weswegen ihr meiner Meinung nach aber auch der Flair fehlt. Draußen treffen wir wieder auf den einzelnen Wanderer und da sich so langsam die Dämmerung einstellt, biete ich ihm meine kaputte Stirnlampe, die ich noch im Deckelfach habe an, da sie noch leuchtet und nur die Halterung zerbrochen ist. Er hat jedoch eine Taschenlampe dabei und meint, wir sollten uns keine Sorgen machen und weiterziehen. Und das tun wir dann auch.



                        Es geht über kleinere Hügel, die mit orange-braunem Farn bewachsen sind bis zum nördlichen Ende von Loch Lomond.
                        Wenig später, das letzte Tageslicht vergeht gerade, stehen wir urplötzlich vor dem Zaun der Bein Glas Farm. Endlich! Es geht direkt zur Bar, wo wir unsere zwei Zelte für die Nacht anmelden und je 7,50 Pfund zahlen. Für Waschmaschine und Trockner zahlen wir noch mal drei Pfund.
                        Wir bauen gerade unsere Zelte zwischen den Schafen auf einer Wiese auf, als wir unseren einsamen Streiter entdecken, wie er durch den Zaun humpelt. Er wird bereits von einem Freund oder vielleicht auch seinem Bruder erwartet. Man scheint sich schon ernsthafte Sorgen gemacht zu haben, anders kann man so eine Umarmung nicht erklären und auch ich bin froh, dass er es heil geschafft hat.
                        Nachdem die Zelte stehen packen wir unsere Wäsche in die Maschine und gehen duschen.
                        Hier stelle ich zum ersten mal fest, wie geil eine heiße Dusche nach vier Tagen draußen doch ist.
                        Frisch geduscht begeben wir uns in die Bar, denn wir haben beschlossen dort zu essen und vielleicht ein Bier mit unserem Wanderer zu trinken, doch er ist leider nicht dort.
                        Beim durchlesen der Speisekarte springt mir ein Name sofort ins Auge: Beinglas Belly Buster.
                        Dabei handelt es sich um einen Burger mit zwei dicken Frikadellen und frittierten Zwiebelringen. Dazu Pommes und etwas Alibi-Salat.
                        Wir ordern beide so einen Burger und ich entdecke meine Vorliebe für Gold Cyder, was ich auf der restlichen Tour bei jeder Gelegenheit trinken werde. Der Wirt ist so freundlich und rückt sogar noch die Tische auseinander, damit ich mein Stativ aufstellen kann. Außerdem schafft der gute Mann es acht Sekunden nahezu still zu stehen für mein Foto





                        Der Name "Belly Buster" ist Programm und nachdem er unter höchster Anstrengung verputzt ist, bin ich völlig am Ende. Wir zahlen und kriechen in die Zelte, wo ich mich so voll fühle, als würde mein Bauch an die Zeltdecke stoßen. Ich werde noch Tage und Wochen von dieser Offenbarung eines Burgers schwärmen.

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                        • Bjarkan
                          Gerne im Forum
                          • 28.06.2014
                          • 92
                          • Privat


                          #13
                          AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                          Tag 4, Bein Glas Farm - Tyndrum

                          Die Nächte werden merklich kühler und ich habe zum ersten mal beim schlafen meine Mütze getragen. Mit hochgeschlossenem Schlafsack ist es mir nämlich doch noch zu warm.
                          Der Belly Buster liegt noch gut im Magen, weshalb das Frühstück spontan ausfällt und wir noch in der Morgendämmerung aufbrechen. Zunächst ist es ziemlich frisch, doch als wir um eine Hügelkette, in deren Schatten wir gingen, herum kommen, strahlt wieder die Sonne. Dieser Teil des Weges wird leider etwas von der in der Nähe parallel laufenden A82 gestört. Glücklicherweise ist noch nicht viel Verkehr.
                          Ich wollte eigentlich zu den Falls of Falloch gehen und Bilder machen, aber aus irgendeinem Grund laufen wir vorbei und als ich es bemerke habe ich keine Lust mehr zurück zu gehen und so beschließen wir das Frühstück nachzuholen. Wir steigen etwas abseits vom Weg auf einen kleinen Hügel und frühstücken in der Morgensonne. Dabei beobachten wir andere Wanderer, die unterhalb von uns zügig voran marschieren, was allerdings kein Wunder ist, denn wir sind bisher die einzigen, die mit voller Verpflegung etc. unterwegs sind. Alle anderen tragen max. 40l Rucksäcke und sind dementsprechend schnell unterwegs.
                          Während unserer Planung ist mein Kumpel auf die Hobbit Houses in Tyndrum gestoßen und will dort unbedingt übernachten. Also rufe ich bevor es weiter geht noch eben dort an und buche eines für die nächste Nacht.
                          Die Sonne schneit weiterhin und bald laufen wir im T-Shirt und krempeln sogar die Hosenbeine hoch.
                          Ich denke an all die Leute, die mich für bescheuert erklärten im Oktober nach Schottland zu fahren und muss schmunzeln. Später gilt es die Bahnlinie nach Norden zu kreuzen, wofür extra eine Unterführung angelegt ist. Allerdings scheinen die Hauptnutzer wohl Schafe zu sein, denn das Ding ist maximal 1,20 Meter hoch. Mit unseren großen Rucksäcken müssen wir also auf die Knie gehen um dort durch zu kommen.
                          Der Weg geht nun leicht bergauf über Weideland und wir müssen einer Rinderherde ausweichen, die von einem Jungbauern auf einem ATV zur Weide gebracht wird.

                          Kurz nach Mittag legen wir eine längere Pause ein, die wir auf einer Hügelkuppe an der Abzweigung nach Crianlarich verbringen, wo man einen Tisch mit Bänken aufgestellt hat. Es gibt Schokolade en masse! Der weitere Verlauf des Weges führt uns durch einen sehr schönen Hochwald mit mannshohem Farn am Wegesrand. Am Ende des Waldes, bzw. dort wo der Weg diesen verlässt stoßen wir wieder auf die A82 und queren diese. Von nun an wird diese Etappe etwas langweilig, da es über landwirtschaftlich genutztes Gebiet auf asphaltierter Straße geht.
                          Wir kommen an einem Bauernhof vorbei, neben welchem ein alter kleiner Friedhof liegt. Er ist voll mit kleinen, teils verfallenen Grabsteinen, die krumm und schief aus der Erde ragen. Bei Nacht und Nebel wäre das sicherlich ein unheimlicher Anblick. Nach gut 45 Minuten biegt der Weg wieder ab und bis nach Tyndrum gehen wir über einen schmalen Pfad durch Birkenwälder und Heideland.
                          Dort angekommen holen wir den Schlüssel für unser Hobbit House und ziehen ein. Zu zweit ist dort genug Platz, mit vier Leuten, die dort reinpassen sollen, stelle ich es mir aber doch sehr beengt vor.
                          Das runde Häuschen verfügt über eine Heizung, einen kleinen Kühlschrank und sogar einen kleinen Fernseher. Ich komme mir fast schon dekadent vor bei diesem Anblick.
                          Als das nötigste hergerichtet ist hängen wir die Zelte unter einem Holzdach zum trocknen auf und gehen duschen. Danach gehen wir ein kurzes Stück in den kleinen Ort um in Supermarkt ein paar Lebensmittel zu kaufen. Der Supermarkt passt sicherlich in so manches Wohnzimmer, hat aber eine recht gute Auswahl. Ich kaufe Schokolade, Bier, Chips, eine Apfelsine und Irn Bru. Da ich nicht weiß, ob mir dieses überhaupt schmeckt, nehme ich noch eine Flasche Sprite mit. Sicher ist sicher.
                          Postkarten und Briefmarken werden auch noch geholt, da mir schon im Vorfeld mit Ärger gedroht wurde, sollte ich keine Schicken. Die Auswahl ist allerdings sehr begrenzt und neben den üblichen Postkartenmotiven gibt es fast nichts brauchbares. Auch egal, Postkarten sind eh nicht meins.
                          Wieder am Hobbit House nehme ich mein Tagebuch und will außerhalb vom Ort meine Notizen machen. Routinemäßig nehme ich die Fotoausrüstung auch gleich mit. Man weiß ja nie...

                          Ich setze mich auf einen kleinen Hügel, von dem aus ich über ein relativ trockenes Bachbett in die bewaldeten Hügel schauen kann. Ich beschließe mir die Szene kurz durch den Sucher anzuschauen und hole die Kamera hervor. Damit war das Tagebuchschreiben abgehakt und ich ziehe entlang des Bachbettes in die Landschaft und fotografiere. Dabei erinnere ich mich selbst an ein Kind, das beim Spielen immer tiefer in de Wald gerät. Nach jedem Bild denke ich "Ok, nur noch dort rauf und mal sehen!" doch jedes mal entdecke ich eine andere Stelle, ein anderes Motiv, das vielversprechend aussieht. Erst als es dunkel wird mache ich mich wieder auf den Weg zurück. Zuvor erlebe ich allerdings noch einen grandiosen Sonnenuntergang. Er findet zwar hinter dem Wald statt und ich kann ihn nicht direkt sehen, allerdings taucht das Abendlicht die bleichen im Bachbett liegenden Wurzeln und Äste in fantastisches Licht.







                          Es gibt zwar eine Gemeinschaftsküche, doch wir kochen unser Abendessen draußen auf einem Tisch mit Bänken. Es gibt Spaghetti in Tomatensoße und Irn Bru. Das Zeug ist echt lecker.
                          Als wir nach dem Abwasch in unseren Betten liegen und Tagebuch schreiben läuft nebenbei Johny English 2. Was für ein Trekkingurlaub.

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                          • Ruckie
                            Anfänger im Forum
                            • 23.10.2011
                            • 21
                            • Privat


                            #14
                            AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                            Danke für deinen Bericht. Ich bekomme richtig Lust noch einmal den WHW zu laufen.

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                            • Glenfiddich
                              Erfahren
                              • 19.02.2012
                              • 280
                              • Privat


                              #15
                              AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                              Wirklich sehr schön geschrieben. Macht echt Spass mit euch zu laufen. Weiter so, genau sowas brauche ich in diesen öden trüben Tagen.
                              Ich habe Talente, Rechtschreibung gehört nicht dazu.

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                              • miemiemaeh
                                Anfänger im Forum
                                • 16.11.2014
                                • 31
                                • Privat


                                #16
                                AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                Vielen Dank für den Bericht und die wundervollen Bilder! Die sind echt der Hammer!
                                Was für eine Kamera hast du und welche Objektive benutzt du?

                                LG

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                                • Bjarkan
                                  Gerne im Forum
                                  • 28.06.2014
                                  • 92
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                  Ich habe eine Nikon D7000. Daran nutze ich ein Sigma 17-50 2.8 und ein Tamron 70-300. Die Bilder, die bisher im Bericht sind, sind alle mit dem 17-50 gemacht. Allerdings frage ich mich, was gute Fotografien mit der Kamera zu tun haben?
                                  Klar, irgendwo bremst einen eine unpassende oder schlechte Kamera natürlich aus, aber der Vergleich mit dem Koch und seinen Töpfen hat schon etwas wares
                                  Freut mich aber, dass euch der Bericht und vor allem die Bilder gefallen

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                                  • miemiemaeh
                                    Anfänger im Forum
                                    • 16.11.2014
                                    • 31
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                    Verzeih mir, das hat sich vielleicht falsch angehört. Ich weiß, dass gute Fotos nicht vom Kameraequipment abhängig sind. Und dass die Aussage "Das sind tolle Fotos, du musst eine teure Kamera haben" eine der größten Beleidiungen für einen Fotografen sind ;)
                                    Deine Fotos sind echt beeindruckend! Jedes einzelne ist etwas Besonderes und hat was Interessantes. Und das ist ja schließlich das, was ein gutes Foto ausmacht. Und letztendlich sind sie auch technisch einwandfrei umgesetzt (Belichtung, Schärfentiefe, aber dort wo es so ein sein soll knackscharf). Die Farben sind sehr harmonisch abgestimmt, sehr gut!

                                    Ich fragte nach der Kamera und den Objektiven weil mich immer interessiert was andere so verwenden. Genauso interessiert mich wo du deine Kamera trägst. Das eine Bild auf dem Felsen lässt erahnen, dass du sie in einer Tasche vor der Brust trägst?
                                    Zuletzt geändert von miemiemaeh; 07.12.2014, 23:36.

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                                    • Bjarkan
                                      Gerne im Forum
                                      • 28.06.2014
                                      • 92
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                      Na gut, dir sei verziehen

                                      Welches Bild meinst du? Ich bin bisher nur auf dem ersten Foto zu sehen, auf den anderen mein Kumpel.

                                      Ich habe so gut wie alles was ich benötige in einer Kameratasche vor dem Bauch.
                                      Das Modell ist die Okawango W15 von Kalahari. Wasserdicht durch Rollverschluss und hat genug Platz für eine Kamera mit angesetztem Objektiv und zwei weitere Linsen oder Zubehör. Noch bietet sie mir genug Platz, aber sobald ein UWW inzukommt, werden meine Filter und sonstiger Kleinkram wohl in den Rucksack wandern. Wenn ich die Filter brauche ist ohnehin das Stativ dabei und ich nehme mir Zeit für die Bilder. Da kann ich den Rucksack auch gut absetzten.
                                      Die Tasche hat ab Werk zwei D-Ringe unten angebracht und ich habe mir von einem Schneider zwei weitere oben annähne lassen. Damit hake ich das Teil dann mittels Karabinern in die Schultergurte und den Hüftgurt ein.
                                      Ich hatte eigentlich fast schon damit gerechnet, dass mich das auf Dauer beim gehen nerven würde, aber bisher bin ich zufrieden mit dieser Lösung. Der einzige Nachteil ist die schlechte Sicht auf die Füße, wenn es mal unwegsamer wird.
                                      Aber dann ist das Teil auch schnell abgeschnallt und um den Rucksack gehangen.

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                                      • RockingKatja
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                                        • 21.03.2012
                                        • 215
                                        • Privat


                                        #20
                                        Auch wenn es schon einige WHW Berichte hier gibt, muss ich zugeben, dass dieser sehr erfrischend zu lesen ist . Freue mich schon auf die Fortsetzung!!!
                                        Zuletzt geändert von RockingKatja; 11.12.2014, 07:39.
                                        Kate-ventures - My adventures on the road

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                                        • Schotten55frosch
                                          Neu im Forum
                                          • 11.12.2014
                                          • 2
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                          Dein Bericht gefällt mir sehr gut und er bringt Erinnerungen an den WHW zurück. Im Mai/Juni 2011, in den "trockensten" Monaten, sind meine Frau und ich ihn auch gelaufen, jedenfalls den größten Teil. Es hat aus allen Rohren geregnet und Sturm bis 160 Km/h hatten wir auch noch dabei. Die Wälder wurden gesperrt, so das wir Umwege laufen mußten. Es war uns vor den letzten beiden Etappen zu heftig, deshalb haben wir in Bridge of Orchy abgebrochen. Aber im Nachhinein, war es trotzdem ein schönes Erlebnis.
                                          Danke für Deinen schönen Bericht,
                                          Peter

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                                          • Hebi19
                                            Erfahren
                                            • 29.08.2010
                                            • 320
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                            V I I I E E E E L L E E N N D A N K !!!

                                            Ein toller Bericht, und gaaaanz tolle Bilder ......

                                            Oh Mann - noch genau 140 Tage, dann bin ich auch dort unterwegs

                                            Martin

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                                            • Bjarkan
                                              Gerne im Forum
                                              • 28.06.2014
                                              • 92
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                              Tag 6, Tyndrum - Bridge of Orchy

                                              Um zwei Uhr nachts klingelt mein Wecker. Ich habe die Gelegenheit genutzt und lade meine Akkus für die Kamera. Schnell den zweiten ins Ladegerät und dann kann weiter geschlafen werden.Frühstück gibt es in der Gemeinschaftsküche, denn draußen nieselt es. Ich versuche so viele Paranüsse wie möglich zu essen, weil ich sie nicht weiter herumtragen will.
                                              Nachdem unsere Rucksäcke gepackt sind schaue ich noch schnell bei der Rezeption vorbei um den dort aushängenden Wetterbericht des Mountain Weather Information Service zu lesen.Es soll vereinzelte Schauer geben, aber überwiegend trocken bleiben, wenn auch bei meist geringer Sicht. Klingt doch gar nicht so übel.
                                              Bevor wir den Ort verlassen werfen wir noch die Postkarten im Briefkasten ein und mein Kumpel stellt fest, dass er eine zu wenig hat. Wir wollen aber nicht noch mal in den Laden gehen und er lässt sich davon überzeugen, dass es schon noch weitere Postkarten geben wird, bis wir wieder zu Hause sind.

                                              Der Weg steigt leicht an und wir diskutieren beim gehen über das Wetter. Ich bin der Meinung, dass es doch ganz ok sei, so wie es gerade ist. Das bisschen Nieselregen macht nun wirklich nichts aus. Mein Kumpel sieht das jedoch nicht ganz so optimistisch, aber an der Lage ändert das schließlich auch nicht. Wieder verläuft die Route parallel zur A82 und zeitweise liegen noch die Schienen der Bahntrasse nach Norden dazwischen. Es gab schon schönere Abschnitte...
                                              Wenig später schwenkt der Weg jedoch weg von Schienen und Straße und zieht sich an den Flanken einiger Berge entlang. In einer kurzen Pause rutsche ich auf einem glatten Stein aus und lege mich unsanft nieder. Die Landung war unschön, da ich das Wohl der Kamera über meine eigenes gestellt habe und ich ziehe mir ein paar Schürfwunden an der linken Hand zu. Nach kurzer Begutachtung des Schadens kann es aber schnell weiter gehen.
                                              Von der Straße, die mittlerweile auf der anderen Talseite durch die Hänge verläuft, ist Motorenlärm zu hören. So unschön dieser auch ist, so lustig ist das Bild, das sich bietet. Lautstark liefern sich ein roter und ein blauer Mini dort ein Rennen die Hügel empor.

                                              Da wir heute nur 10 km bis nach Bridge of Orchy gehen, ist das Gehtempo entsprechend entspannt und die Pausen zahlreich und ausgiebig. Als Bein Dorain, den wir morgen hinauf wollen, in Sicht kommt, steige ich in ein Bachbett hinab um seinen in den Wolken liegenden Gipfel zu fotografieren.



                                              Bis nach Bridge of Orchy bleibt der Weg unspektakulär, was sicherlich auch an den tiefhängenden Wolken liegt, die jegliche Fernsicht verderben. Aber immerhin ist es trocken!
                                              Kurz vor dem Ortseingang stoßen wir am Weg auf einen heruntergekommenen Wohnwagen und einen skelettierten Traktor. Ob es sich bei diesem Ort um den dorfeigenen Schrottplatz handelt?
                                              Der Wohnwagen gefällt mir auf Anhieb, denn sein kräftiges Dunkelgrün durch das stellenweise die weiße Grundierung hervor lugt, bildet einen schönen farblichen Kontrast zu den rot-braunen Gräsern. Irgendwie erinnert er mich an den Magic Bus in Alaska.



                                              Auch die Überbleibsel des Traktors passen stilistisch gut zur Landschaft, so verrostet und mit Dornen bewachsen wie sie sind. Ich freue mich über das trübe Wetter, denn nur so lassen sich Wohnwagen und Traktor so trostlos und verlassen ins Szene setzen wie ich es möchte. Bei Sonnenschein wäre von dieser Atmosphäre nichts zu spüren.



                                              Auf dem Weg durch da Örtchen schauen wir noch im Hotel vorbei und fragen nach einer Postkarte. Während mein Kumpel diese draußen versandfertig macht, unterhalte ich mich mit der äußerst netten jungen Frau vom Hotel und frage nach, ob wir morgen unsere Sachen hier irgendwo abstellen dürfen, wenn wir auf Bein Dorain raufsteigen wollen. Sie meint, das sei überhauptkein Problem und zeigt mir eine kleine Abstellkammer neben der Rezeption, wo wir unsere Sachen einfach abstellen sollen. Und das, obwohl wir außer der Postkarte keinen Umsatz im Hotel machen. Wirklich sehr nett!
                                              Auf die andere Seite des Flusses geht es über die namensgebende Bridge of Orchy wo auf einem Stück Wiese neben dem Fluss Campingtische mit Bänken stehen. So nah am Ort wollen wir allerdings nicht bleiben und wir trennen uns um flussauf- und flussabwärts nach Zeltmöglichkeiten zu suchen.
                                              Ich gehe abwärts und entdecke in einem Nadelwald den offiziellen Wildcamping Spot. Dieser gleicht jedoch eher einer Müllhalde und so ziehe ich weiter. Nach etwa 200 Metern entdecke ich gute 100 Meter neben dem Weg ein geeignet aussehendes Plätzchen zwischen einzelnen Bäumen.
                                              Auf dem Weg dorthin stolpere von einer Senke im Boden in die nächste. Jede Unebenheit wird durch das hohe Gras verdecket. Auch am vermeintlich guten Zeltplatz sieht der Boden so uneben aus und enttäuscht kehre ich um.
                                              Urplötzlich scheint mir der Himmel auf den Kopf zu fallen: von Süden her bricht eine Transportmaschine der Airforce durch die Wolkendecke und rast im Tiefflug über mich hinweg. Ich bin so überrascht, dass ich keine Sekunden daran denke die Kamera hervor zu holen.
                                              Ich stehe einfach nur da und gaffe. Erst nach ein paar Sekunden komme ich aus dem Staunen wieder heraus, obwohl die Maschine schon längst über alle Berge ist. Wahnsinn!
                                              Eilig geht es zurück zum Treffpunkt. Dort wartet schon mein Kumpel und ist genau so aufgeregt wie ich. So etwas erlebt man nicht alle Tage. Er hat sogar noch einen Zeltplatz etwas flussaufwärts entdeckt und wir errichten dort unser Lager für die Nacht. Dabei halten wir den Himmel im Blick und horchen angestrengt, ob die Maschine eventuell zurückkehrt. Leider vergebens.
                                              Als die Zelte gerade stehen erwischt uns ein Schauer und wir verkriechen uns.
                                              Nachdem er vorüber ist ziehe ich noch mal mit der Kamera los und mache auf dem Rückweg ein tolles Bild vom Hotel in der Abenddämmerung. Auf mein späteres Nachfragen per Email, ob sie Interesse an dem Foto hätten, erhalte ich jedoch nicht mal eine Antwort. Schade.

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                                              • Maximiliane
                                                Erfahren
                                                • 05.02.2013
                                                • 210
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                "Dein Bericht gefällt mir sehr gut und er bringt Erinnerungen an den WHW zurück." .....und tolle Fotos!

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                                                • sfhrvk
                                                  Erfahren
                                                  • 18.09.2014
                                                  • 101
                                                  • Unternehmen


                                                  #25
                                                  AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                  Danke für den tollen Bericht!!!

                                                  Meine bessere Hälfte und Ich werden im Mai'15 den WHW gehen!

                                                  Habt ihr die Hobbit Hütte in Tyndrum vorher reserviert? Sind uns nämlich unschlüssig, ob wir am Ende des 4. oder 5. Tages in Tyndrum ankommen!
                                                  Wir wollen vermeiden, Streß zu verspüren, weil man ja am X. Tag hier und dort sein muss!

                                                  Was meinst du?

                                                  Welche Karte hast du verwendet?

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                                                  • Bjarkan
                                                    Gerne im Forum
                                                    • 28.06.2014
                                                    • 92
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                    Ich habe morgens in Tyndrum angerufen und reserviert. Wäre aber vermutlich auch nicht nötig gewesen.
                                                    Wie es im Mai aussieht kann ich nicht sagen. Ich denke dann ist schon deutlich mehr los als im Oktober.

                                                    Ich habe diese Karte dabei gehabt:
                                                    http://www.amazon.de/West-Highland-Way-XT40-Route/dp/1851374582/ref=sr_1_sc_1?ie=UTF8&qid=1418581144&sr=8-1-spell&keywords=west+highaldn+way+karte

                                                    Wirklich brauchen werdet ihr eine Karte aber nie. Genutzt habe ich sie zur Planung und um unterwegs nachzuschauen, wie weit es noch ist oder wann der nächste Bach kommt.

                                                    Für die Abstecher auf die Munros habe ich mir dann hier (http://www.walkingclub.org.uk/OS-maps/Explorer/index_list.shtml) Detailkarten selbst gedruckt und laminiert. Habe die Seite irgendwann während der Planung entdeckt. Schon geil.

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                                                    • Bjarkan
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                                                      • 28.06.2014
                                                      • 92
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                      Tag 7, Bridge of Orchy - Beinn Dorain - Inveroran

                                                      Ich werde um sechs Uhr wach und meine Blase treibt mich aus dem gemütlichen, warmen Schlafsack hinaus in dichten Nebel. Der Vollmond taucht die Landschaft in ein gespenstisches Licht und trotz aller rationalen Gedanken bin ich irgendwie froh, als ich wieder im Zelt liege.Den Wecker schalte ich heute erstaunlich oft auf schlummern und stehe erstmals zeitgleich mit meinem Kumpel auf, der normalerweise etwa eine Stunde später dran ist als ich.
                                                      Wir packen schon alles zusammen und gehen zum Frühstücken zu den Campingtischen an der Brücke. Dort ist über Nacht ein VW Bus eingetroffen und einer der Insassen steht vor der Tür und raucht.

                                                      Heute wollen wir auf Beinn Dorain steigen und ich mache mir etwas Sorgen, ob das so gut sei. Denn ich habe überhaupt keinen Appetit und esse nur circa ein Drittel meiner üblichen Müsliportion. Auch sonst fühle ich mich nicht sonderlich auf der Höhe. Allerdings will ich auch unbedingt dort hoch, nachdem Ben Lomond schon ausfallen musste und so geben wir unser nicht benötigtes Gepäck im Hotel ab und machen uns auf den Weg zum Berg.
                                                      Die Route - einen Weg gibt es nicht - ist zunächst sehr sumpfig und stellenweise sinken wir gute fünf Zentimeter ein. Während der Planung der Tour habe ich mich so oft mit der Aufstiegsroute beschäftigt, dass ich sie quasi auswendig kann. Erstes Ziel ist der Sattel zwischen Beinn Dorain und Beinn an Dothaidh. Um dort hinauf zu gelangen steigen wir durch ein Geröllfeld auf, das immer wieder durch sumpfige Flächen unterbrochen ist. Weit unter uns ist ein weiterer Wanderer zu sehen.
                                                      Der Weg durch das Geröll ist anstrengend, die Temperaturen sind jedoch bereits so niedrig, dass ich trotzdem leicht friere.

                                                      Oben auf dem Sattel liegt ein kleiner See. Wir rasten kurz, denn ich will mich mit der Kamera mal umschauen. Allerdings ist das Wetter hier oben so mies geworden, dass sich kein gute Bild ergibt. Unten im Tal sind wir in strahlender Morgensonne gestartet und schwitzten in Langarmshirts und nun stehen wir hier in den Wolken und es ist so unangenehm kalt, dass wir die Pause abbrechen um nicht auszukühlen.



                                                      Vom Sattel aus geht es südwärts einen etwas steileren Hang hinauf auf eine leicht ansteigende, sumpfige Fläche. Die Kälte und das fehlende Frühstück machen mir zu schaffen und ich falle immer weiter zurück. Innerlich bin ich mit mir selbst beschäftigt und ich merke nicht, dass mein Kumpel, der gut 30 Meter voraus geht, von der Hauptroute abweicht. Ich steige ihm hinterher und erst nach einer Weile dämmert mir, dass wir hier falsch sind. Laut Beschreibung sollte die Hauptroute zum Gipfel sehr einfach sein, sobald man den Anstieg hinter dem Sattel überwunden hat. Wir stehen allerdings auf einem schmalen Trampelpfad zwischen großen Steinblöcken und zwei Meter neben uns geht es geschätzte 15 Meter senkrecht hinunter bevor sich die Felsen im Nebel verlieren.
                                                      Ich muss mich stark zusammen reißen um meine Wut herunter zu schlucken. Ich bin zum einen auf meinen Kumpel sauer, der einfach Blind nach vorne ging, zum anderen mache ich mir selbst auch Vorwürfe, denn schließlich habe ich die Route im Kopf und hätte vorher merken müssen, dass wir falsch sind.

                                                      Auf einen Streit hier oben habe ich wahrlich keine Lust und da wir schon soweit auf dem Trampelpfad gegangen sind, wollen wir ihm weiter folgen. Vorher checke ich aber noch per Kompass, ob wir überhaupt noch in die richtige Richtung laufen.
                                                      Es geht weiter über felsigen Boden und durch nasskalte Luft. Der Pfad macht plötzlich einen starken Knick nach links und windet sich dann steil hinauf in die Wolken.
                                                      Oben angekommen entdecken wir endlich den Gipfelcairn, wo wir schnell ein paar Fotos schießen.
                                                      Die Fernsicht beträgt stolze 10 Meter! So genervt ich von dieser Aktion auch auf dem Gipfel gewesen bin, so klasse empfinde ich sie gerade wo ich sie beschreibe und die Bilder ansehe.



                                                      Rasch geht es hinab vom Gipfel, allerdings über die Hauptroute. Sie ist genau wie beschrieben sehr einfach zu gehen. Lediglich die stellenweise glatten Steine stellen eine kleine Gefahr dar.
                                                      Auf dem Weg zurück zum Sattel begegnen wir dem Wanderer, den wir bereits beim Aufstieg zum Sattel weit unter uns gesehen haben. Er erkundigt sich bei uns, wie weit es noch sei und ich weise ihn darauf hin, dass der nächste Cairn nicht den Gipfel markiert und er bis zum zweiten gehen muss.
                                                      Entweder ist der Kerl abgebrüht wie Sau oder ich bin in schwächlichem Zustand. Jedenfalls trägt er eine Baseballmütze und hat die Ärmel seines Langarmshirts hochgekrempelt während ich die Kapuze meiner Hardshell nicht weit genug zuziehen könnte.
                                                      Zurück am Sattel überlegen wir kurz, ob wir, da wir ja schon mal hier oben sind, nicht noch auf Bein an Dothaidh steigen wollen, der auf der anderen Seite des Sattels gegenüber Beinn Dorain liegt.
                                                      Da sich allerdings kein Loch in den Wolkenzeigt und die Sicht weiterhin unter 20 Meter liegt, beschließen wir abzusteigen.
                                                      Die erste Hälfte des Geröllfeldes liegt noch in den Wolken, doch weiter unten strahlt die Sonne. Sie knallt regelrecht und die Kälte vom Gipfel ist schnell vergessen. Wie wir nun feststellen ist überall um uns herum super Wetter nur an den Gipfeln der beiden Berge hängen Wolken hartnäckig fest.
                                                      Wenig später ist Bein Dorain auch wolkenfrei ist. So etwas nennt man wohl schlechtes Timing.
                                                      Der allein wandernde Mann muss eine tolle Aussicht gehabt haben.



                                                      Zurück im Dorf holen wir unsere Sachen im Hotel ab. Während wir die Rucksäcke draußen neu bepacken trifft der Manager ein und unterhält sich kurz mit uns, wie es oben gewesen ist.
                                                      Wir füllen noch schnell unsere Flaschen am Wasserhahn auf, der außen am Hotel angebracht ist und Wanderern Trinkwasser zur Verfügung stellt. Noble Geste!

                                                      Ich merke nun immer deutlicher, dass ich so gut wie nichts gefrühstückt habe und zunächst wollen wir an den Campingtischen kurz rasten, damit ich etwas essen kann. Ich habe allerdings immer noch kaum Appetit und will lieber weiterziehen. Von Süden nähern sich dunkle Wolken und da mein Kumpel scheinbar eine Phobie vor Regen entwickelt hat, kürzen wir über die kleine Straße nach Inveroran ab.
                                                      Dort - es handelt sich um ein einziges Hotel - wollen wir auf dessen Grund den Wildcamping Spot nutzen. Im Reiseführer steht "Vorher unbedingt um Erlaubnis fragen!" und so mache ich mich auf die Suche nach jemandem, den ich fragen kann. In der Walkers Bar, einem gemütlich eingerichteten Bar-Raum für stinkige, verdreckte Wanderer, finde ich die Besitzerin des Hotels. Sie ist erstaunt, dass jemand extra hinein kommt um zu fragen, ob er draußen zelten dürfe. So viel zu "unbedingt fragen"...
                                                      Zum Zeltplatz geht es ein paar hundert Meter entlang einer kleinen Straße und über eine Brücke.
                                                      In den umliegenden Hügeln kann ich fünf oder sechs Hirschrudel orten, deren Böcke lauthals ihre Ansprüche klar machen. Es ist Brunftzeit!

                                                      Als die Zelte stehen holen uns die Regenwolken ein und so liegt jeder in seinem Zelt. Ich finde es urgemütlich in meinem Schlafsack zu liegen, während der Regen auf das Zelt prasselt und ich beobachte durch den offenen Eingang die fernen Hirsche in den Hängen. Als der Regen aufhört krieche ich jedoch wieder aus dem Schlafsack um Fotos zu machen.



                                                      Ich streife in der näheren Umgebung umher und entdecke plötzlich eines der Hirschrudel, das aus den Hügeln hinunter gekommen ist. Aufgeregt bringe ich eilig mein Stativ zurück zum Zelt und Tausche mein Standardobjektiv gegen das Tele. Schnell noch meinen Kumpel über meine Abwesenheit informiert und schon mache ich mich auf in die Hügel.
                                                      Die Hirsche scheinen an Menschen gewöhnt zu sein, denn sie ergreifen nicht sofort die Flucht, als sie mich entdecken. Ganz geheuer bin ich ihnen aber auch nicht, und so ziehen sie sich langsam wieder in die Hügel zurück. Ich nutze Senken und Hügelkämme als Deckung und schleiche parallel zu ihnen die Hänge hinauf. Ein vorsichtiger Blick über eine Hügelkuppe verrät mir, dass ich sie überholt habe und ich lege mich so hin, dass nur mein Kopf durch das Gras auf dem Hügel schaut.
                                                      Entdeckt werde ich natürlich auch so, jedoch wirke ich wohl als Kopf weniger bedrohlich und die Hirsche bleiben in etwa 70-80 Meter Entfernung stehen und fressen. Das Rudel besteht aus ein paar Weibchen mit Jungtieren, einem jungen Bock, der offenbar noch geduldet wird und dem Leithirsch.
                                                      Ich liege dort auf der nassen und kalten Hügelkuppe und fotografiere wie blöde.









                                                      Als die Hirsche weiter ziehen, krieche ich zurück in die Senke und folge dieser den Hang hinauf bis in ein Wäldchen. Dieses bietet mir gute Deckung und ich kann auf die andere Seite des Rudels gelangen. Dabei achte ich jedoch sehr darauf ihnen nicht den Fluchtweg abzuschneiden.
                                                      Im letzten Licht des Tages erwische ich sie dann noch, wie sie hintereinander vor herrlicher Kulisse über einen Hügelkamm laufen.



                                                      Wie im Bildkritik-Bereich bereits erwähnt ist die technische Qualität dieses Fotos unterste Schublade.
                                                      Laufendes Wild, schwaches Licht und Einsteiger-Tele harmonieren einfach nicht zusammen. Trotzdem gefällt mir die Aufnahme so gut, dass ich sie trotz der miesen Qualität behalte und mittlerweile zu den schönsten der Tour zähle.

                                                      Erst jetzt merke ich, wie kalt mir eigentlich ist. Meine Hose ist durch die Rumkriecherei durchnässt und ich mache mich auf den Weg zurück zum Zelt. Dort fehlt von meinem Kumpel jede Spur. Während meiner Abwesenheit haben wir allerdings Nachbarn bekommen und ich erkundige mich bei Ihnen, ob sie ihn gesehen haben. Er soll sich am Hotel rumtreiben sagt man mir. Also mache ich mich dorthin auf und werde fündig. Wir beschließen in die Walkers Bar zu gehen um mich aufzuwärmen. Dort treffen wir drei deutsche Männer mittleren Alters und unterhalten uns lange und nett mit ihnen.

                                                      Nach kurzer Überzeugungsarbeit ist das Mädel hinter der Bar auch bereit als Fotomodell zu dienen. Ich muss versprechen ihr das Bild per Email zu schicken, wenn ich wieder daheim bin. Ein akzeptabler Preis für ein tolles Foto.



                                                      Später liege ich noch lange wach und lausche den Rufen der Hirsche und dem Plätschern des Baches. Ein Versuch diese Soundkulisse aufzuzeichnen scheitert jedoch kläglich.

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                                                        • 28.06.2014
                                                        • 92
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                        Tag 8, Inveroran - Kingshouse

                                                        Für heute habe ich keinen Wecker gestellt. Hatte irgendwie keine Lust. Als ich um acht Uhr aufwache und aus dem Zelt schaue, liegt die Landschaft in dichtem Nebel und der Himmel ist grau. Heute wird es wohl regnen denke ich und lege mich noch mal kurz hin.
                                                        Als wir gerade vor den Zelten stehend frühstücken, kommen die drei deutschen Männer aus der Walkers Bar vorbei. Sie haben im Hotel übernachtet und machen Witze über unsere Auffassung von Urlaub. Während wir einpacken nieselt es leicht. Doch wie auf Bestellung reißen die Wolken auf, als wir gerade losgehen. Ich kann es nur immer wieder sagen: Was für ein Wetter!

                                                        Den ersten Stopp gibt es bereits nach gut einem Kilometer. Erstens ist es meinem Kumpel in seiner FJ Hydratic Hose doch zu warm geworden und zweitens bietet sich von der kleinen Anhöhe ein toller Blick auf Loch Tulla und den dahinter Bein an Dothaidh. Über dem See hat sich eine tiefhängende Wolke festgesetzt. Über ihr ragt Bein an Dothaidh empor und unterhalb spiegelt sich das gegenüberliegende Ufer im spiegelglatten See.
                                                        Ich mache eine dürftige Aufnahme davon und könnte mir jetzt im Nachhinein in den Arsch beißen, da ich diese Chance nicht besser genutzt und eine Fotopause nach einem Kilometer erzwungen habe um näher zum See zu gehen. Ich komme mir vor wie ein dummer Touri, der seinen Schnappschuss bekommen hat und weiter zieht. Man!



                                                        Während dessen kommt es zu einer witzigen Situation. Wie bereits erwähnt, wechselt mein Kumpel die Hose. Als er gerade - die neue Hose nur bis zu den Knien hochgezogen - wieder in den Stiefeln steht, denkt er sich, da er ja schon mal unten ist, könne er ja auch ruhig die Stiefel besser binden. Gesagt getan. Leider hat er nicht beachtet, dass er mit dem Rücken zum Weg steht, auf dem durchaus noch andere Leute entlang kommen könnten. Und so passiert es, dass der nächste Wanderer, als er über die Kuppe kommt, weder Bein an Dothaidh, noch Loch Tulla zu sehen bekommt, sondern den Arsch meines Kumpels, der, die Hose nur bis zu den Knien, vorgebeugt dort steht und sich die Schuhe bindet.
                                                        Der arme Kerl nimmt diesen grässlichen Anblick allerdings mit Humor und zieht weiter. Von nun an werde ich meinen Kumpel bei nahezu jeder Pause darum bitten, sich doch bitte angekleidet zu lassen.

                                                        Der Weg folgt nun einer alten Militärstraße, deren Pflastersteine ziemlich rutschig sind. Stellenweise haben wir das Gefühl alle fünf Schritte wieder einen nach hinten wegzurutschen. Und überhaupt: auf diesen buckeligen Steinen zu gehen, ist alles andere als angenehm. So sind wir fast schon erleichtert, als der Weg wieder in den gewohnten Schotter übergeht.
                                                        Den nächsten Halt gibt es an einem kleinen See, wo ich Bilder machen möchte. Leider gefallen sie mir im Nachhinein alle nicht wirklich. Immerhin konnte wenigstens mein Kumpel die Pause produktiv nutzen. Während ich um den See herum stolpere, trocknet er sein Außenzelt in der immer stärker werdenden Sonne. Sie scheint mittlerweile so stark, dass wir nicht nur die Jacken ausziehen, sondern auch die Hosen hoch krempeln. Ich scherze, dass ich wohl doch besser die Sonnencreme mitgenommen hätte. Was für ein Wetter!

                                                        Im weiteren Verlauf führt uns der Weg am Westrand von Rannoch Moor vorbei, einer circa 20 km² großen Senke. Sie ist übersät mit kleinen Tümpeln und immer wieder hallen die Rufe der Hirsche aus dem Moor empor.
                                                        Da wir noch recht gut in der Zeit sind und es laut zwei Mountainbikern nur noch drei Meilen bis Kingshouse sind, trödeln wir etwas herum und schlendern entspannt den Weg entlang.
                                                        Ich schaue quasi ununterbrochen nach Osten ins Moor und bin regelrecht überwältigt, als auf einmal im Westen Stob Dearg über eine Hügelkuppe schaut. Was für ein Anblick. Dieser dunkelgraue, felsige Berg ist mit seinem dreieckigen Profil sehr markant und ich habe im Vorfeld schon viele Bilder von ihm gesehen. Trotzdem verschlägt mir der Anblick die Sprache und ich bleibe stehen und glotze diesen Berg an. Die weiteren Kilometer bis Kingshouse verbringe ich damit, schon mal nach geeigneten Stellen für Fotos zu suchen um nachher, wenn wir das Lager aufgeschlagen haben, zurück zu kommen.

                                                        Als wir in Kingshouse eintreffen, betrete ich kurz das Hotel und stelle die obligatorische Frage nach der Erlaubnis zum Zelten. Alles wie immer kein Problem. Wieder draußen treffen wir auf unsere drei Deutschen, die auf ihr Taxi warten um zum nächsten Hotel zu fahren, da trotz vorgebuchtem Zimmer keines mehr für sie frei ist. Jetzt ist es an uns dumme Witze zu reißen und wir bemitleiden sie herzlich.

                                                        Unsere Zelte schlagen wir auf einer häufig genutzten Wiese auf der anderen Seite eines Baches auf und ich beeile mich mit dem Einräumen, da ich schnell los will um zu fotografieren.Erstaunlicher Weise will mein Kumpel mit kommen und so gehen wir gemeinsam noch mal ein gutes Stück zurück um meine Sucht zu befriedigen.







                                                        Als wir wieder zurückkehren, ist es bereits dunkel und am Hotel ist die Hölle los. Ein Fotokurs ist eingetroffen und räumt emsig den Eingang mit Koffern zu. Glücklicher Weise belagern die Leutchen nach dem Einchecken jedoch die Lounge Bar und wir können in Ruhe in der Climbers Bar, einem urig eingerichteten Raum, unsere Sweet Chicken Paninis genießen, die übrigens sehr empfehlenswert sind. Mein Kumpel schaut im Fernsehn das Spiel Deutschland gegen Polen und ich bewundere die tollen Fotografien und Gemälde an den Wänden, die sich alle ums Bergsteigen drehen. In einer Vitrine stehen Steine, die wohl jemand von allen möglichen Gipfeln rund um den Globus mitgebracht hat.
                                                        Leider sind wir nun offiziell pleite und so müssen wir ohne ein zweites Panini in die Schlafsäcke kriechen.
                                                        Dort empfange ich noch den Wetterbericht, den meine Schwester per SMS fleißig auf Anfrage schickt. Für morgen ist sogar offiziell Sonne gemeldet. Bessere Aussichten für die Besteigung von Stob Dearg kann es nicht geben.

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                                                          • 28.06.2014
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                                                          #29
                                                          AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                          Tag 9, Stob Dearg

                                                          Ich wache ziemlich früh auf und schaue aus dem Zelt um nachzusehen, ob sich die Wettervorhersage schon bestätigt. Es ist bewölkt, aber im Osten, von wo heute das Wetter kommt, hat sich bereits ein Spalt in den Wolken gebildet und ich bin guter Dinge, dass es noch weiter aufklart. Da nebenan im Zelt noch alles ruhig ist, krame ich meine Kameratasche aus dem Zelt und gehe ein kleines Stück in Richtung Buchaille Etive Mor in der Hoffnung, dass Stob Dearg seinem Namen (roter Gipfel) alle Ehre macht und von der Morgensonne in rotes Licht getaucht wird.Leider ergibt sich nichts dergleichen und so ziehe ich wieder zurück zum Lager.



                                                          Auf dem Rückweg unterhalte ich mich kurz mit einem Paar, das in der Nähe der Stelle wo ich fotografierte gecampt hat. Sie fragt, ob meine Bilder etwas geworden seien, was ich einfach bejahe, obwohl ich doch etwas enttäuscht bin von der Ausbeute. Zurück an den Zelten beobachte ich ein paar Teilnehmer des Fotokurses, die draußen vor dem Hotel stehen und auf ihren wackeligen Stativen Buchaille Etive Mor fotografieren. Ich rufe mir in Erinnerung, dass ich auch vor gar nicht all zu langer Zeit so angefangen habe und verkneife mir die Bemerkung, dass sie doch einfach näher ran gehen sollten, anstatt das Maximum ihrer Brennweiten auszureizen. Auch wenn ich einem Mädel gerne den ein oder anderen Tipp gegeben hätte!

                                                          Während ich vor meinem Zelt hocke kommen zwei Jäger in ihrem Defender vorbei und holen Sachen aus einem Schuppen in der Nähe des Hotels. Als sie wieder an unserem Lager vorbeifahren und kurz stoppen, spreche ich sie an und wir unterhalten uns kurz. Sie fahren raus ins Rannoch Moor um Hirschböcke zu jagen. Neidisch blicke ich dem silbernen Defender hinterher, als er über den schmalen Fahrweg durch die Hügel in Richtung Moor verschwindet.
                                                          Da von meinem Kumpel immer noch nichts zu hören ist, begebe ich mich zum nahen Bach um mich frisch zu machen und schon mal das Wasser für unser Frühstück zu holen. Ich setze mich auf einen großen Stein am Ufer und tauche meine Füße ins Wasser. Länger als eine halbe Minute kann ich sie aber bei bestem Willen nicht im Wasser lassen. Dafür ist es viel zu kalt. Als nächstes ist der Kopf dran. Auch er bekommt nur eine Katzenwäsche. Inzwischen ist die Sonne durch die Wolken gebrochen und ich sitze in ihren wärmenden Strahlen auf meinem Stein und genieße es mit geschlossenen Augen.
                                                          Nach ein paar Minuten fällt mir wieder ein, dass ich ja das Frühstück vorbereiten wollte und ich drehe mich um, um die Flaschen und den Wasserfilter zu greifen.

                                                          Mein Herz hat sicherlich für ein paar Sekunden aufgehört zu schlagen, so wunderbar ist der Anblick, der sich mir bietet. Die Sonne strahlt Stob Dearg wie ein Flutlicht an und bringt jede Furche, jede Rinne in seinen Flanken hervor. Von Röte ist zwar nicht zu sehen, aber sei es drum. Ich war noch nie so schnell in meinen Stiefeln wie jetzt und renne zum Zelt um Fototasche und Stativ zu greifen. Meinem noch schlafenden Kumpel rufe ich im vorbei laufen zu, dass ich mal eben weg bin und dann renne ich los. Und das ist keine Übertreibung. Den Kilometer bis zu meiner Fotostelle von vorhin lege ich im Sprint zurück und so ist mir, als ich dort ankomme, ganz schön übel. Ein Kaltstart von null auf 100 Prozent und leerer Magen vertragen sich eben selten. Aber egal.





                                                          Ich fotografiere hochkonzentriert um keinen Fehler zu machen. Wer weiß, wann sich die nächste Wolke vor die Sonne schiebt und den Anblick wieder zunichte macht. Das Pärchen von vorhin, das gerade das Zelt einpackt, muss mich auf für gestört gehalten haben, habe ich doch vorher schon gut eine Stunde dort rumgelungert.
                                                          Als ich gerade alle Einzelbilder für mein Panorama im Kasten habe, kommen unsere drei Männer den Weg entlang. Sie haben sich von ihrem Ausweichhotel mit dem Taxi wieder bis Kingshouse bringen lassen und sind ebenso erfreut über den schönen Anblick, der sich uns bietet. Einer von ihnen zückt so denn auch schnell sein Smartphone und hält die Szenerie mit der Panoramafunktion seiner Handykamera fest. Zufrieden und grinst er mich an und sagt "Geht doch viel einfacher".

                                                          Zurück am Zelt gibt es erst mal Mecker, denn es ist schon kurz nach elf. Ich habe die Zeit wirklich aus den Augen verloren. Schnell wird gefrühstückt und die Dinge, die wir für den Aufstieg benötigen werden im Rucksack bzw. im um die Hüfte geschnallten Deckel verpackt.
                                                          Bis zum Zustieg sind es gute vier Kilometer, die es parallel zur A82 entlang geht. Da heute Sonntag ist und das Wetter immer besser wird, sind auch schon einige Autos am Zustieg zu sehen, diese entpuppen sich jedoch als Mini-Stau vor einer Baustellenampel.
                                                          Wir haben für den Aufstieg die Standardroute über Coire na Tulaich gewählt und so überqueren wir die A82 an der Stelle wo sich der West Highland Way entgültig von ihr trennt und gehen direkt auf Buchaile Etive Mor zu. An einer Gabelung nehmen wir den rechts verlaufenden Pfad, welcher in die Schlucht Coire na Tulaich führt. Der linke bringt die Kletterer in die Steilwand.



                                                          Der Aufstieg soll über ein in der Schlucht verlaufendes Geröllfeld erfolgen, das sich als grauer Keil zwischen den beiden Flanken abzeichnet. Von hier unten sieht es allerdings so aus, als würde das Geröll knapp unterhalb des Rückens in einer Felswand enden, was mich etwas stutzig macht. Von Klettern war nie die Rede in den Routenbeschreibungen. Aufklärung verschafft ein Gespräch mit einem Schotten, der bereits oben war und gerade an einem Bächlein rastet. Auf die Frage nach irgendwelchen Hinweisen, antwortet er nur "Just follow the path into the scree and start climbing upwarts.It´s easy." ...
                                                          dann mal los.
                                                          Nachdem unsere Wasserflaschen noch schnell befüllt werden, starten wir den Aufstieg im Geröll. Viel zu sagen gibt es dazu nicht, es geht halt recht steil bergauf und teilweise ist etwas Trittsicherheit gefragt. Auf halber Strecke stoßen wir auf einen Vater mit seinem kleinen Jungen für den es wohl leider zu anstrengend ist. Schade, ich finde es immer toll, wenn Kinder so früh schon die Natur so intensiv kennenlernen. Wäre bestimmt toll gewesen für den Kleinen auf dem Gipfel gestanden zu haben...

                                                          Der Aufstieg auf den Rücken von Buchaile Etive Mor ist nach zwei schweißtreibenden Stunden geschafft und wir gönnen uns eine kurze Pause bevor es weiter geht zum Gipfel. Mit uns sind noch ein gutes Dutzend anderer Leute hier oben. Ich hätte mit mehr Andrang gerechnet.
                                                          Vom Rücken bis zum Gipfel ist es kaum noch anstrengend, denn man geht nur noch leicht ansteigend durch Geröll und Fels. Immer wieder bleibe ich stehen und schaue mich um. Die Aussicht ist einfach toll und es macht richtig Spaß über den Fels auf den Gipfel zu zusteige.









                                                          Als wir dort ankommen sind außer uns beiden noch zwei ältere Männer dort. Sie haben volle Kletterausrüstung dabei und ich frage nach, ob sie die Steilwand hinauf geklettert sind, was auch der Fall ist. Die beiden - ich schätze sie so auf circa 60 - scheinen echte Profis zu sein und ich erkundige mich bei ihnen über die umliegenden Gipfel. Sie kennen jeden und geben direkt Empfehlungen für die besten Aufstiegsrouten. Sie kommen übrigens aus Glasgow und Stob Dearg ist ihr Trainingsberg, den sie mittlerweile schon mehr als 25 mal erklommen haben. Nicht schlecht...

                                                          Zu uns gesellt sich ein Rabe, der neugierig unsere Rucksäcke beäugt. Als ich die Kamera hervor hole scheint er regelrecht zu posieren und so schieße ich eine ganze Reihe Bilder. Leider gelingt es mir nicht recht ihn im Flug um die Felsen zu erwischen. Die beiden Männer verabschieden sich und wir stehen allein auf dem Gipfel als Rotorengeräusche zu vernehmen sind.





                                                          Unten im Tal startet ein Rettungshubschrauber der Royal Airforce gerade neben Kingshouse Hotel.
                                                          Rasch aufsteigend kommt er immer näher und wir machen uns Sorgen, dass vielleicht einer der Kletterer in der Steilwand in Schwierigkeiten steckt. Der Helikopter zieht seine Kreise und fliegt jedes mal näher an die Felswand um letztlich dort in die Schwebe zu gehen und die Seilwinde hinab zu lassen. Als er sie jedoch nach wenigen Metern wieder einholt, wird klar, dass es sich nur um eine Übung gehandelt hat und die Erleichterung macht Platz für Freude dank dieser tollen Showeinlage der Bergrettung. Der Pilot dreht noch ein paar Schleifen über dem Tal und fliegt in Richtung Ben Nevis davon. Möglicherweise zur nächsten Übung.



                                                          Langsam brechen wir auf und machen uns auf den Rückweg solange die Sonne noch scheint und es noch nicht zu kühl beim Abstieg wird. Während des Marsches zurück zum Zeltplatz machen sich die Höhenmeter bald bemerkbar und so sind wir beide froh und erledigt, als wir dort ankommen.
                                                          Außer Abendessen steht nichts mehr auf dem Plan heute und wir wollen auch rasch ins Bett.
                                                          Als wir vor den Zelten sitzen, unsere Nudeln essen und die letzten Sonnenstrahlen genießen gesellt sich ein Fasan zu uns.
                                                          Er zieht in immer enger werdenden Kreisen um unser Camp und traut sich letztlich sogar an die Brühwürfel meines Kumpels. Halb aus Angst um seine Brühwürfe, halb aus Angst um den Verdauungstrakt des Vogels scheucht mein Kumpel in davon.
                                                          Wenig später ist er jedoch wieder zur Stelle und ich entscheide mich ihm meine Paranüsse, die ich immer noch mit mir herum schleppe, zu überlassen. Zunächst muss ich sie ihm zu werfen, doch nach ein paar Nüssen pickt er mir sie auch aus der Hand. Kurz denke ich darüber nach, wie es wohl wäre ihn zu braten, verwerfe den Gedanken aber wieder.





                                                          Als es keine Nüsse mehr gibt, geht der Vogel zwischen unseren Zelten auf und ab, was uns etwas Sorgen macht, denn Vögel mögen Insekten und Insekten mögen Zeltplanen. Die mögen den pickenden Schnabel eines Fasans jedoch garnicht, weswegen wir den Vogel gut im Auge behalten.
                                                          Die Sache geht so lange gut, bis das dumme Federvieh versucht unter dem Außenzelt meines Kumpels hindurch in die Absis zu kriechen. Lautstark macht mein Kumpel dem armen Kerl Beine.
                                                          Aufgebracht rennt er über das leicht hügelige Gelände davon und wie er so rennend immer wieder zwischen den Bodenwellen verschwindet erinnert uns dieser Anblick an Roadrunner.

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                                                            Erfahren
                                                            • 13.10.2008
                                                            • 153
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                            Meep Meep ;) sehr chiquer Bericht bin gespannt auf den Rest.
                                                            Ich hatte im Mai auf meiner Mopedtour durch Südengland ein sich paarendes Fasanenpaar neben dem Zelt, die haben mich ja mal genervt ;)

                                                            Aber so nah waren sie dann doch nicht dran, naja die waren ja auch mit anderen Dingen beschäftigt.

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                                                            • Bjarkan
                                                              Gerne im Forum
                                                              • 28.06.2014
                                                              • 92
                                                              • Privat


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                                                              AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                              Tag 10, Kingshouse - Kinlochleven

                                                              Die Nächte werden spürbar kälter. Mittlerweile trage ich zum schlafen schon ein Longsleeve und meine Mütze.
                                                              Der Tag gestern war anstrengend und so liege ich noch eine Weile einfach im Zelt rum. Dumme Sache, denn als ich aus dem Zelt schaue kann ich gerade noch mit ansehen, wie der rote Schein, der Stob Dearg seinen Namen verleiht, von ihm weicht. So ein Mist.
                                                              Da ich es in den verbleibenden Sekunden ohnehin nicht schaffen würde eine gute Stelle für ein Foto zu finden und die Kamera aufzubauen, lasse ich die Kameratasche unangetastet. Irgendwie finde ich es schön, dass ich dieses Bild nicht bekommen konnte und der Berg noch etwas für sich behält.
                                                              Ich werde sicherlich wieder kommen (Anmerkung: Planung für eine foto-lastige Woche im Rannoch Moor und Glen Etive Anfang April verdichten sich zunehmend!).

                                                              Mein Kumpel bummelt ebenso wie ich und so kommen wir erst gegen 20 vor 11 los und sind um 12 Uhr am Devils Staircase. Der Name klingt gewaltiger als es ist. Der Weg windet sich hier in einigen Serpentinen einen Hang hinauf. Manche beschreiben ihn als anstrengendsten Anstieg des ganzen Weges (ohne Munros selbstverständlich), andere sagen, dass es eben mal kurz bergauf geht. Meine Meinung liegt irgendwo dazwischen. Die Steigung ist schon spürbar und vor allem zieht sich der Anstieg in die Länge. Wir verfallen meiner Angewohnheit Anstiege zügig nehmen zu wollen und sind in unter 30 Minuten oben. Immer wieder nehme ich mir vor doch einfach langsamer bergan zu gehen um oben nicht so platt zu sein, aber es ist jedes mal das selbe...

                                                              Also raste wir oben kurz, was ich auch jedem empfehlen kann. Die Aussicht von hier ist schon beeindruckend. Blickt man zurück liegt direkt gegenüber auf der anderen Talseite das Massiv Buchaille Etive Mor, links und rechts davon die Eingänge zu den Tälern Glen Etive und Glen Coe.



                                                              Schaut man in die andere Richtung, kann man dem Weg noch weit mit dem Auge folgen, wie er sich an einem Hang entlang in die Ferne schlängelt. Weiter verläuft der Blick über ein weites Tal bis zu den Bergen auf dessen andere Seite. Auch Ben Nevis ist deutlich auszumachen (der linke Plateau-Gipfel).



                                                              Es zieht ganz schön in dieser exponierten Lage und mein Kumpel drängt zur Eile beim Fotografieren.
                                                              Als ich gerade mein letztes Bild mache, kommt ein Kerl aus Richtung Kinlochleven den Weg hinauf geschnauft.
                                                              An seinem Akzent erkenne ich ihn als Deutschen und wir kommen kurz ins Gespräch.
                                                              Er ist nicht das erste mal auf dem WHW unterwegs und gibt ein paar hilfreiche Tipps zu Kinlochleven und Fort William.
                                                              Mit all dem Zeugs, was er an seinem Rucksack außen baumeln hat erinnert er mich unweigerlich an Sam aus dem Herrn der Ringe, der Töpfe und Bratpfannen ebenfalls außen am Rucksack trägt.

                                                              Von nun an geht es bis Kinlochleven konstant bergab. Kein Wunder also, dass der Kerl so am schnaufen war. Geht man den Weg in der "falschen" Richtung, ist diese Etappe wohl kein Zuckerschlecken. Wir kommen dafür umso zügiger voran. Nach einer Weile kommt uns ein junges Paar entgegen. Sie trägt einen Tagesrucksack, der wohl maximal ihre Regenjacke und - so aufgetakelt wie sie ist - ihr Beautycase beinhalten kann und er schleppt den Rest den Weg hinauf.
                                                              Während wir also bergab gehen, beraten wir, wo wir heute übernachten wollen. Die Aussicht auf den Supermarkt lassen uns zu dem Entschluss kommen, in Kinlochleven auf einem Zeltplatz bei einem der Hotels zu übernachten. Freie Plätze sollte es genug geben um diese Jahreszeit.

                                                              Da wir beide kein Bargeld mehr haben spreche ich im Ort die erste Person - eine Frau, die gerade die Mülltonnen herausstellt - an und frage nach einem Cashpoint. Sie schickt uns ins Ortszentrum. Auf dem Weg dorthin kommen wir an der Mündung der Wasserleitungen vorbei, die in der Vergangenheit ein Kraftwerk einer Aluminiumfabrik im Ort betrieben haben. Das Wasser, welches weiteroben in den Hängen gesammelt wird, schießt hier in beeindruckender Geschwindigkeit und Masse in ein Flussbett, dass man unweigerlich kurz stehenbleiben muss um sich das anzusehen.
                                                              Nachdem wir wieder liquide sind, suchen wir ein Hotel auf und buchen uns dort auf dem dazugehörigen Zeltplatz ein.
                                                              Da es noch recht früh ist, gehen wir noch duschen, bevor wir uns wieder auf ins Ortszentrum machen um den Supermarkt zu entern. Entern ist das richtige Wort!

                                                              Mit Bargeld (nicht, dass es nötig gewesen wäre, Kreditkartenzahlung ist fast nirgends ein Problem) bewaffnet schnappt sich jeder draußen einen Einkaufskorb und dann wird gekauft, was das Zeug hält.
                                                              Zu aller erst wandern zwei Kinder-Schokoladen Nikoläuse in meinen Korb, direkt gefolgt von einem frischen Nougat-Croissant. Gefühlt greife ich beim durchgehen der Gänge jeden Meter etwas aus dem Regal und so kommt ein ganzer Haufen ungesunder Dickmacher zusammen!
                                                              Mein Kumpel braucht noch etwas länger als ich und so fange ich draußen vor der Ladentüre schon mal an mich durch meine Einkäufe zu futtern. Als er endlich gezahlt hat, setzen wir uns auf eine Bank am Dorfplatz und begutachten gegenseitig die Errungenschaften. Ich staune nicht schlecht, als mein Kumpel eine circa 30 x 50 cm große Chipstüte und einen ganzen Apfelkuchen (Durchmesser sicher 25cm) hervorzieht. Die Chips werden wir teilen, aber vom Apfelkuchen bekomme ich nur 1/32 ab.
                                                              Schon irre, was man alles essen kann, wenn man auf Tour ist.

                                                              Zurück am Zeltplatz kommen wir mit unseren Nachbarn, auch Deutsche, ins Gespräch über alles mögliche und da wir uns gut verstehen, verabreden wir uns für später in der Hotelbar.
                                                              Als hätten wir nicht schon genug gegessen, ordern wir dort einen riesen Haggis-Burger bzw. ein dickes Steak. Alles kein Problem, nur immer rein damit. Den Abend lassen wir mit einer Runde Pool und Dart ausklingen und bestellen bei unseren Nachbarn, die morgen früh zum Supermarkt wollen schon mal je zwei Schokocroissants.

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                                                                Dauerbesucher
                                                                • 02.06.2012
                                                                • 678
                                                                • Privat


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                                                                AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                                Wenn ich mir deine Bilder so ansehe, bereue ich es fast, dass ich mir nie mehr Zeit nehme fürs Fotografieren...

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                                                                  Gerne im Forum
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                                                                  • 92
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                                  Tag 11, Kinlochleven - Fort William

                                                                  Zum Frühstück gibt es besagte Schoko-Croissants und nen ganzen Haufen Süßkram, der vom gestrigen Hamsterkauf noch übrig geblieben ist. Unsere Nachbarn weisen uns darauf hin, dass die Rückfahrt von Ft. William nach Glasgow mit dem Citylink Bus erheblich günstiger sein soll als mit dem Zug, was wir eigentlich vorhatten. Wir nutzen die Gelegenheit und checken die Preise im WiFi des Hotels. Der Aufpreis ist jedoch vertretbar und wir stellen uns die Zugfahrt deutlich angenehmer und schöner vor, als mit dem Bus zu fahren.
                                                                  Durch diese kleine organisatorische Pause hatte der Süßkram wohl schon genügend Zeit seine Energie in uns freizusetzen, denn wir kommen erstaunlich gut in die Gänge und den steilen Anstieg hinauf, der uns raus aus Kinlochleven und hoch zu einem Pass zwischen den Bergen führt.

                                                                  Oben angekommen bietet sich uns eine tolle Aussicht. Tief unter uns liegt Loch Leven, ein schmaler, langer See, der zurecht als fjordähnlich beschrieben wird. Der strahlend blaue Himmel lässt ihn tiefblau zwischen den Orange-, Gelb- und Brauntönen der herbstlichen Highlands liegen und über dem See steht sogar noch der Mond.
                                                                  Um diesen Moment festzuhalten verlasse ich den Weg und gehe durch hohes Gras und sumpfigen Boden auf eine kleine Anhöhe. Beim Rückweg zum Hauptweg passiert es dann: ich trete in ein Bog Hole und versinke bis über den Schaft meines Stiefels in braunem Schlamm. Glücklicherweise reagiere ich jedoch schnell genug und ziehe meinen Fuß sofort wieder raus, sodass kaum Schlamm und Wasser in meinen Stiefel laufen. Mein Kumpel hat das ganze vom Weg aus beobachtet und lacht sich kaputt.



                                                                  Wir sitzen noch ein paar Minuten auf einem großen Stein in der Sonne und treffen auf Stefan.
                                                                  Stefan - Deutscher - war es auch, der das empor gereckte Hinterteil meines Kumpels am Loch Tulla zu Gesicht bekam.
                                                                  Er ist allein unterwegs und wir beschließen die letzte Etappe gemeinsam zu gehen.
                                                                  Da er ebenfalls Hobbyfotograf ist bieten sich viele Gesprächsthemen an und wir unterhalten uns viel beim wandern.
                                                                  Als wir wenig später an die Ruinen der Farm Tigh-na-sleubhaich kommen machen wir eine ausgedehnte Fotopause. Gemeinsam umkreisen wir die Ruinen und suchen nach guten Motiven.





                                                                  Das Wetter spielt glücklicherweise immer noch mit und so stellt der blaue Himmel mit seinen weißen Wolken einen schönen farblichen Kontrast zum Orange am Boden dar. Bevor es weiter geht, erledige ich noch eine Auftragsarbeit für meine Kumpel, der ein Bild von sich und der Ruine haben möchte.

                                                                  Nachdem wir ein paar Kilometer weiter durch dieses schmale Tal laufen kommen wir in ein stark gerodetes Gebiet. Der Weg scheint zu enden, wie er begonnen hat und verläuft durch trostlose Brachflächen aus denen noch die silbrig grauen Stümpfe der gefällten Bäume schauen. Später erreicht der Weg jedoch einen Wald, der zunächst unangetastet scheint. Doch auch hier sind immer wieder kahlgeschlagene Stellen zu sehen. Ob sie durch eine Sturm oder durch Menschenhand entstanden sind, kann ich nicht sagen. Schön ist jedoch anders. An einer dieser Stellen treffen wir ein Ehepaar aus Ft. William. Sie machen hier ihren Spaziergang und rasten kurz auf einem am Boden liegenden Baumstamm. Sie hat deutsche Wurzeln und fragt uns allerlei Dinge über Deutschland und unsere Heimatgegenden.
                                                                  Kurz darauf trifft der WHW auf einen breiten Forstweg, dem er nun bis nach Ft. William folgt.
                                                                  Mein Kumpel und ich hatten uns im Vorfeld entschieden auf dem Camping Platz am Fuße Ben Nevis zu übernachten und so trennen sich unser und Stefans Weg an einer Gabelung.

                                                                  Auf dem Weg zum Camping Platz scheint etwas bei uns in den Köpfen passiert zu sein. Wahrscheinlich hat unser Unterbewusstsein unserem Körper gemeldet, dass die Reise nun quasi vorbei ist, denn es schmerzen auf einmal alle möglichen Knochen und Muskeln, die ich während der letzten Tage nie gespürt habe.
                                                                  Als die Zelte stehen wird uns klar, was für eine dumme Idee es war hier zu übernachten. Wir wollen noch rein nach Ft. William um dort ausgiebig und fett- und kalorienreich zu essen. Dies bedeutet aber einen 4 km Marsch in die Stadt und natürlich auch einen 4km Marsch zurück zum Camping Platz.

                                                                  Mangels anderer Optionen machen wir uns also auf in Richtung Ft. William und versuchen uns im Trampen. Es fahren etliche Handwerkertransporter an uns vorbei, die uns hinten einladen könnten, doch keiner hält an. Manche Autos machen sogar einen deutlichen Bogen um uns herum, so als würden wir eine Wolke Fliegen um uns herum schwirren haben. Da die Hoffnung ja bekanntlich zu letzte stirbt versuchen wir es aber weiterhin und es hält tatsächlich ein Auto an. Ausgerechnet ein Daimlerfahrer nimmt uns, verdreckt und ungewaschen wie wir sind, mit bis ins Stadtzentrum!
                                                                  Er war während seiner Zeit bei der Armee in Deutschland stationiert und kann sogar ein paar Sätze deutsch sprechen. Einer davon "Oh, ich vermisse Jägerschnitzel."

                                                                  In Fort William selbst ist genau so viel los, wie man es von einer Kleinstadt in den Highlands erwartet.
                                                                  Das aufsehenerregendste ist ein junger Schotte, der deutlich zu viel über den Durst getrunken hat und Luftgitarre spielend und lauthals singend durch die Fußgängerzone turnt. Verfolgt wird er von einem sichtlich genervten Freund, der aus ein paar Metern Abstand aufpasst, dass er keinen größeren Mist baut. Wir gehen die Fußgänger Zone einmal rauf und runter und landen schließlich doch bei Mc Donalds.

                                                                  Auf dem Rückweg zum Camping Platz - es ist schon dunkel - sehen wir ein kleines Licht hoch oben in der Flanke von Ben Nevis. Scheint sich wohl jemand in der Zeit verschätzt zu haben. Wir sitzen noch etwas draußen vor den Zelten bis der Wind stärker Wird und wir uns in die Zelte verziehen.

                                                                  Kommentar


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                                                                    Gerne im Forum
                                                                    • 28.06.2014
                                                                    • 92
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                                    Tag 12, Glen Finnan

                                                                    Die Nacht ist wieder deutlich kühler als zu Beginn der Tour und nur die Aussicht auf die warme Dusche überzeugt mich davon aus dem warmen Schlafsack zu kriechen. Da der kleine Laden bei der Rezeption erst in gut 1,5 Stunden öffnet werde ich die Zeit wohl in der Dusche überbrücken, sofern ihr Zustand das zulässt.
                                                                    Die Duschen und überhaupt die kompletten Sanitäranlagen sind hier auf erstaunlich hohem Niveau. Alles ist sauber und scheint erst kürzlich renoviert worden zu sein.
                                                                    Ich suche mir eine Duschkabine aus und setze meinen vor dem Einschlafen geschmiedeten Plan um: Ich verdecke mit meinem Füßen den Abfluss der Dusche und flute so die kleine Wanne, bis meine Füße vollständig mit heißem Wasser bedeckt sind. Während ich so unter der Dusche stehe und genieße, kommt mir in den Sinn, dass ich gestern besser noch einen Campinghocker im Laden gekauft hätte. Dann könnte ich jetzt in der Dusche sitzen.

                                                                    Als der Laden geöffnet hat, kaufe ich dort eine Tüte frische Milch, labberige Brötchen und Schmierkäse. Der Platzwart scheint unseren Hunger zu ahnen und steckt mir noch zwei Mars mit in die Tüte. Noble Geste!
                                                                    Für den heutigen Reservetag habe ich vor mit dem Zug nach Glen Finnan zu fahren und dort das Viadukt zu fotografieren. Idealerweise mit dem Jacobite Steamtrain darauf. Diese historische Dampflock fährt Touristen von Ft. William nach Malaig und bietet zusammen mit der "Harry Potter Brücke" ein tolles Fotomotiv. Gestern habe ich noch einen Flyer besorgt, der die Ankufts- und Abfahrtzeiten der Dampflock beinhaltet und es mir ermöglicht abzuschätzen, wann sie etwa das Viadukt passieren wird.

                                                                    Wir packen ein paar Dinge für den Tag in meinen Rucksack, den ich für das Kameragerödel mitnehme und gehen wieder zu Fuß nach Ft. William. Zu meinem Leidwesen will mein Kumpel unbedingt noch in den riesigen Souvenirladen am Ortseingang. Leider findet er dort auch noch ein Mitbringsel und muss sich an der Kasse anstellen. Nervös schaue ich immer wieder auf die Uhr und werde etwas hektisch. Wenn wir den nächste Zug nach Glen Finnan verpassen, können wir zwar den darauf folgenden nehmen, haben dann aber keine Chance mehr den Steamtrain abzupassen.
                                                                    Als endlich bezahlt ist bleiben uns noch sieben Minuten bis zur Abfahrt und noch ein gutes Stück Fußweg, weshalb ich uns zum Rennen verdonnere. Der Zug steht schon am Gleis als wir am Bahnhof eintreffen und hastig kaufen wir unsere Tickets am Schalter. Aber alles geht noch mal gut und wir sitzen in den äußerst bequemen Sitzen des Zuges, als er losfährt.

                                                                    In Glen Finnan besorge ich am Bahnhof, der gleichzeitig ein Museum ist, eine kleine Übersichtskarte über die Gegend rund um das Viadukt und wir machen uns auf den Weg. Der Tag könnte schöner nicht sein: blauer Himmel mit strahlend weißen Wolken und da uns nach meiner Schätzung noch mehr als zwei Stunden bleiben, bis der Zug eintrifft, trödeln wir herum und ich verlasse oft die Pfade um nach meiner Position für das Foto zu suchen.



                                                                    Von einem Hang aus entdecke ich meine angestrebte Position auf der anderen Seite des Tal, welches das Viadukt überspannt und wir brechen dorthin auf. Ich möchte auf einen kleinen Hügel direkt neben und oberhalb der Gleise. Um dort raufzukommen müssen wir durch hohes Farn und sonstiges Buschwerk und ich lege mich mehrmals hin. Oben finden wir einen Stein, der gerade genug Platz für uns beide bietet. Die verbleibende Zeit verbringen wir mit Bier und Süßigkeiten und ich checke alle fünf Minuten den Bildausschnitt im Sucher und die Kameraeinstellungen, damit auch ja nichts schief geht, wenn der Zug vorbei fährt.

                                                                    Gut 30 Minuten nach meiner geschätzten Ankunftszeit kündigt ein lautes Tuten die Dampflock an.
                                                                    Laut schnaufend fährt der Jacobite über das Viadukt und ich mache geschätzte 20 Bilder.



                                                                    Zurück am Bahnhof müssen wir noch ein wenig auf unseren Zug warten und sitzen in der Sonne.
                                                                    Ich werde etwas melancholisch, da mir nun bewusst ist, dass es vorbei ist und ich morgen wieder nach Glasgow fahren werde. Es waren herrliche zwei Wochen.

                                                                    Wieder marschieren wir im dunkeln entlang der Straße zum Camping Platz. Es kommt uns eine kleiner Gruppe entgegen und spricht uns aufgeregt an. Sie waren auf dem Ben Nevis und haben sich völlig in der Zeit verschätzt und im Dunkeln die Orientierung hier unten verloren und suchen nun ihre Autos. Da wir zuvor an einem Parkplatz vorbei gekommen sind, schicken wir sie weiter die Straße hinunter.




                                                                    Tag 13, Ft. William - Glasgow


                                                                    Für heute steht nur die Zugfahrt zurück nach Glasgow auf dem Plan. Da unser Zug erst gegen 11 Uhr abfährt, statten wir dem Supermarkt noch einen Besuch ab und kaufen Proviant für die Fahrt und ein paar Dinge für zu Hause ein.
                                                                    Der Himmel ist heute mit tiefhängenden, dunklen Wolken zugezogen und kurz nachdem wir losfahren beginnt es zu regnen. Irgendwie müssen die statistischen 14 Regentage für den Oktober ja noch geschafft werden. Wie erwartet ist die Zugfahrt wirklich schön. Es ist nicht viel los an Bord und so hat jeder eine Sitzreihe für sich. Während ich aus dem Fenster schaue, versuche ich die Landschaft durch die wir fahren in meinem Tagebuch so gut es geht zu beschreiben:

                                                                    Wir fahren durch orange-braune Moorlandschaft, die übersät ist mit kleinen dunklen Tümpeln und Felsbrocken. Die wenigen Bäume sind hier maximal mannshoch und die tiefen Wolken werden durch den scharfen Wind schnell vorüber geweht.
                                                                    Wir halten in Courur. Außer einem kleinen Bahnhofsgebäude und einem Schotterweg, der vom Bahnhof ins Nichts zu führen scheint, gibt es hier nichts. Die Uhr am Bahnhofsgebäude ist stehengeblieben und das Gebäude selbst könnte auch noch mal einen Anstrich vertragen. Aber gerade deswegen gefällt es mir hier so.
                                                                    Wir fahren weiter und vorbei an Rannoch Moor, an dessen Ostrand die Bahnlinie verläuft. Es ist Lebensraum für viele Hirschrudel und ich sehe einen Bock mit gewaltigem Geweih.
                                                                    Mal geht es durch Nadelwälder, mal zwischen Bergen entlang, deren Gipfel in den Wolken verschwinden.
                                                                    So schön diese Fahrt durch herbstlich gelbe Birkenwälder und sattgrüne Pinienheine auch ist, so wenig kann ich sie tatsächlich genießen. Vielmehr kommt sie mir vor wie ein endloser, zäher Abschied und das monotone Klackern der Räder und der Schienen unter uns baut eine dichte Atmosphäre auf. Mir kommt ein Gedicht von Burns in den Sinn, dass ich vor einer Weile gelesen habe.


                                                                    "The hills of the highlands forever I love."
                                                                    Zuletzt geändert von Bjarkan; 10.01.2015, 22:45.

                                                                    Kommentar


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                                                                      Gerne im Forum
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                                                                      • 92
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                                      Ich hoffe mein Bericht und vorallem meine Bilder gefallen euch.

                                                                      Zum West Highland Way kann ich abschließend nur sagen, dass er bis auf den Anfang und den Schluss ein wirklich schöner Wanderweg ist. Gerade als Einstieg, wenn mangels Erfahrung und Ausrüstung noch keine "gewagteren" Touren drin sind, bietet er sich an.
                                                                      Rückblickend finde ich es nur etwas schade, dass wir keinen einzigen wirklich schönen Zeltplatz hatten, was wohl daran lag, dass wir genau im Takt der Etappen aus dem Reiseführer gelaufen sind. Sollte ich eine Empfehlung aussprechen, würde ich wohl dazu raten genau versetzt zu den Etappenzielen zu laufen und die Orte tagsüber zu durchqueren um abends schöne, ruhige Zeltplätze zu finden. Aber wie gesagt, es war die erste Tour.

                                                                      Kommentar


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                                                                        Fuchs
                                                                        • 23.06.2014
                                                                        • 1716
                                                                        • Privat


                                                                        #36
                                                                        AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                                        Danke für die schönen Bilder, da bekomme ich nicht wenig Lust, den ganzen auch nochmal im Herbst zu laufen. Eine kleine Anmerkung: der längliche, Fjordartige See in Kinlochleven ist tatsächlich ein Meeresarm. Die Schotten unterscheiden bei der Namensgebung oft nicht wirklich zwischen Süß- und Salzwasser, das sind einfach alles Löcher

                                                                        Kommentar


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                                                                          • 30.11.2011
                                                                          • 1198
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                                          Herzlichen Dank für den wundervollen Bericht

                                                                          Kommentar


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                                                                            Erfahren
                                                                            • 03.06.2013
                                                                            • 253
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                                            Dank dir! Dein Bericht hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht, und die Photos sind toll. Danke für's teilen!

                                                                            Kommentar


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                                                                              Fuchs
                                                                              • 08.02.2009
                                                                              • 1737
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                                              Danke für den Bericht und für die schönen Fotos! Ich wollte den WHW zwar frühestens mit 70 wieder wandern, aber irgendwo in meinem Hirn setzt sich gerade eben der Gedanke fest, ihn einfach als "Fototour" zu gehen. Mal sehen, was daraus wird.
                                                                              Auf alle Fälle: Danke! Das Lesen war kurzweilig, die Fotos sind, wie schon erwähnt, schön anzusehen, und machen Lust auf mehr. Ich hoffe, du wirst noch ein paar Reisen in Schottland unternehmen, und uns mit Fotos und Berichten unterhalten.

                                                                              Aber ich muss schon sagen: ihr hattet unverschämt gutes Wetter. Wenn ich an das Stürmchen mit Dauerregen denke, das mich in den Cairngorms (auch diesen Oktober!) heimgesucht hatte...

                                                                              Kommentar


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                                                                                Dauerbesucher
                                                                                • 13.11.2013
                                                                                • 586
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                                                Vielen Dank für den wunderbaren Reisebericht!
                                                                                Man sieht, dass du dir richtig Mühe gegeben hast mit den Fotos und kein "Drive-by-shooting" durchgezogen hast

                                                                                Auch deine Gedanken und deine Detailverliebtheit, bestimmte Orte zu beschreiben waren unglaublich eindrücklich!

                                                                                Danke dafür!

                                                                                Grüße
                                                                                Daniel
                                                                                Auf meinem Blog Longing for the Horizon:
                                                                                Pamir Highway 2019 / Sarek 2018 / Padjelantaleden 2017 / 4500km Radtour Berlin-Nordkapp 2017 / Kungsleden 2015 / Kungsleden 2014 / Israel-Hike 2014 und viele kleinere Radtouren (Berlin - Kopenhagen / Prag - Berlin etc.)

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Erfahren
                                                                                  • 12.06.2014
                                                                                  • 262
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                                                  Schöner Bericht, unterhaltsam zu lesen und natürlich mit phantastischen Photos. Respekt auch für Deinen Kumpel, der ja in summe etliche Stunden warten musste, während Du fotografiert hast.
                                                                                  Den WHW würde ich irgendwann auch mal laufen, allerdings gefällt mir nach meinen letzten 4 Schottland Touren das abgeschiedene Highland vllt doch besser? Ich weiss es nicht.
                                                                                  Vielen Dank fürs Aufschreiben und Teilen.
                                                                                  ---
                                                                                  I'd rather be out on the hills...
                                                                                  http://chorltoniac.blogspot.com

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Erfahren
                                                                                    • 13.10.2008
                                                                                    • 153
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                                                    Ja.......... nun kann ich es noch weniger erwarten bis ich in 19 Tagen in den Flieger steige und selbst den whw laufe.

                                                                                    Einfach ein suuuuper Bericht super zu lesen und hammer Bilder

                                                                                    Ich denke mal das ich mit dem Wetter weniger Glück habe als du aber hey wer läuft den whw auch schon Anfang Februar???...... Ich!!!!
                                                                                    Wolf aka Daniel

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Erfahren
                                                                                      • 29.08.2010
                                                                                      • 320
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: [UK] West Highland Way im goldenen Oktober

                                                                                      Vielen - vielen - vielen Dank !!!!

                                                                                      Ich habe noch 102 Tage bis der Flieger mit mir losfliegt .... und so ein Bericht macht die Vorfreude noch größer !!

                                                                                      Grüße aus Franken

                                                                                      Martin alias hebi

                                                                                      Kommentar