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    [UK] Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 56.837086285
    Längengrad -3.919758796
    Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

    Nachdem mein letzter Versuch eines Reiseberichts ungefähr so interessant war wie eingeschlafene Füße, habe ich ihn irgendwann abgebrochen. Wenn es diesmal nicht besser wird - an der Tour lag es nicht.

    Was bisher geschah… Wie bei so einigen anderen, begann meine Schottland-Wandersucht vor vielen Jahren mit dem West Highland Way. Mehrtägige Wandertouren hatte ich vorher schon gemacht, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, sowas in Europa zu machen. Bis ich dann vom WHW hörte. Später habe ich dann noch den Great Glen Way drangehängt. Letztes Jahr hatte ich dann die Idee, da anzuknüpfen und von Inverness aus weiterzulaufen. Zuerst ein gutes Stück die Küste entlang und dann auf dem Speyside Way nach Aviemore. Dieses Jahr ging es dann von Aviemore aus weiter – zurück nach Drymen, dem ersten Ort in dem ich damals auf der West Highland Tour übernachtet habe.

    Prolog:
    Nach nur ungefähr vier Stunden Schlaf mache ich mich auf den Weg zum Flughafen. *gähn* Ich wäre ja gerne nach Schottland geflogen, das gaben aber die Flugpläne bzw. der Geldbeutel nicht her. Letztendlich war dann die einzig sinnvolle Variante der Flug nach London und der Nachtzug nach Aviemore.
    Und so stehe ich also am Sonntagnachmittag in London anstatt in Schottland. Ich hab ja an sich nichts gegen London, aber heute kann ich mich für die Stadt einfach nicht begeistern. Ich bestaune die ewige Schlange am London Eye, nehme zur Kenntnis, dass Westminster und Big Ben noch da sind, und will eigentlich einfach nur noch weg. Zu viele Menschen, zu viele Autos, viel zu viel Trubel.





    Das Schlafwagen-Abteil habe ich zum Glück für mich allein. So richtig viel Platz ist da nämlich nicht, vor allem wenn man mehr Gepäck hat als ein Handtäschchen. Und dann falle ich ziemlich schnell ins Bett und schlafe ein. Morgen, wenn ich aufwache, bin ich in Schottland, hurra!

    Montag 14. Juli, Tag 1: von Aviemore ins Glen Feshie

    Ich wache viel zu früh auf. Es ist gerade mal sechs Uhr. Die Vernunft sagt: Leg dich wieder hin und schlaf weiter! Leider kann sie sich nicht durchsetzen, nach dem Motto: Schnauze liebe Vernunft, ich habe Urlaub!

    Als der Zug in Pitlochry hält, bekomme ich Panik. Pitlochry? Dann sind wir doch beinahe schon fast so gut wie da. Okay, der Fahrplan und die Uhr sagen, es wären noch 1 ½ Stunden – aber, aber, aber - wir sind doch schon in Pitlochry!!! Hektisch fange ich an meinen Rucksack unsystematisch aus, um und wieder einzupacken. Und wieder aus, und nochmal von vorne. Puh, so wird das nichts. Doch lieber erst mal frühstücken. Ich schlinge hastig meine Brote runter. Immer mit prüfendem Blick aus dem Fenster. So, aber jetzt ganz schnell packen. Fertig! Ha!
    Tja, ich würde mir dann doch gerne noch die Zähne putzen. Leider ist die Zahnbürste jetzt ziemlich weit unten im fix und fertig gepackten Rucksack. Höre ich die Vernunft da irgendwo im Hintergrund, ganz leise hämisch lachen? Schnauze! Dann packe ich eben wieder aus, wir sind ja erst in, wo sind wir denn gerade, ah in Newtonmore. Waaah – was heißt hier ‚erst‘?

    Als der Zug endlich in Aviemore ankommt, bin ich fertig. Mit den Nerven. Mit dem packen aber auch. Jetzt geht es endlich los. Aus Aviemore raus, durch Inverdrui durch und zum Lochan Mor. Irgendwo steht mir ein Kissing Gate im Weg, dass zu klein ist für mich und meinen Rucksack. Aber irgendwie geht das auch.

    Am Lochan Mor lege ich erst mal eine kleine Verschnaufpause ein. Der Adrenalinpegel sinkt. Es sickert langsam durch. Ich bin in Schottland. Ich habe gaaanz viel Zeit. Der Proviant reicht für fünf Tage, wenn es sein muss auch für sechs. In der Zeit sollte ich es doch wirklich bequem bis Blair Atholl schaffen. Ich muss nicht rennen. Ich muss mich nicht beeilen. Durchatmen. Runterkommen. Dann geht es weiter zum Loch an Eilein.







    Wieso renne ich eigentlich schon wieder? Hier ist es doch schön. Ich würde ja gerne noch ein Päuschen einlegen – aber die Midges sind dagegen. Dann halt nicht. Also weiter zum Loch Gamhna.



    In gebührendem Abstand zu irgendwelchen Lochs und den dazugehörigen Midges mache ich dann nochmal Pause. Ups – bin ich gerade wirklich im Sitzen eingeschlafen? Kommt davon, wenn man quasi mitten in der Nacht aus dem Bett fällt. Ich bin einfach kein Frühaufsteher.





    Der River Feshie. Leider wird das Wetter immer schlechter. Kurz hinter Feshiebridge fängt es an zu regnen. Zuerst denke ich mir, ach so ein kleines bisschen Nieselregen, merkt man ja kaum. Bis ich aus dem Wald rauskomme. Ich drehe ganz schnell wieder um und ziehe mir im Schutz der Bäume die Regenhose an. Dann laufe ich in Regenklamotten weiter. Und irgendwann im Halbschlaf. Irgendwo schaffe ich es auch noch, falsch abzubiegen. Ich stehe nie wieder so früh auf! Kann ja nicht gesund sein, sowas.
    Was mir zunehmend Sorgen macht, ist weniger der Regen als vielmehr der starke, böige Wind. Der gefällt mir gar nicht. Dann stehe ich plötzlich vor diesem Schild und mein müdes Hirn kann sich erst mal nicht entscheiden wo Westen und Osten ist.



    Jetzt aber, aufwachen, nachdenken, Entscheidung fällen. Bis zur Bothy wären es von hier aus noch ca. 4 Kilometer. Ein Dach über dem Kopf klingt natürlich sehr verführerisch. Allerdings müsste ich die vier Kilometer morgen wieder zurück, weil es die Brücke weiter südlich nicht mehr gibt. Aber auf Verdacht auf der Westseite weiterzulaufen, nur um möglicherweise nach etlichen Kilometern festzustellen, dass der Wind nicht nachlässt und es keinen geeigneten Platz zum Zelten gibt? Dafür hab ich heute irgendwie nicht mehr genug Reserven. Und wo ist jetzt eigentlich Osten? Okay, Osten ist auf der Seite wo die Bothy ist, und wo ich eigentlich nicht hin will. Andererseits sieht es von hier wirklich nicht so aus, als gäbe es auf der Westseite irgendwo einen windgeschützten Platz für das Zelt.

    Ich laufe dann doch los Richtung Bothy. Auf eine unruhige Nacht im Zelt kann ich jetzt wirklich verzichten. Vier Kilometer klingt ja an sich nicht nach viel. Aber ich falle fast im Gehen über meine eigenen Füße. Nein, aus mir wird kein Frühaufsteher mehr. Der frühe Vogel kann seinen Wurm von mir aus gerne behalten.

    Nach ca. einem Kilometer stehe ich vor dem Alt Garbhlach. Der wäre an sich kein Hindernis. Schon gleich gar nicht weil es eine Brücke gibt. Aber ich bin müde. Und die Brücke ist nass. Und irgendwie habe ich gerade das dumpfe Gefühl, dass das keine gute Kombination ist. Dann fällt mir auf, dass hier etwas fehlt: der Wind. Okay, ich habe hier Wasser und ein windgeschütztes Fleckchen. Jedes brauche ich nur noch einen halbwegs ebenen Platz, der groß genug ist für mein Zelt. Hm, ist knapp, aber – passt! Juhuu.

    Ich baue das Zelt auf, packe meinen Krempel aus, mache ganz kurz die Augen zu – und wache ein paar Stunden später wieder auf. Nur gut, dass es im Sommer so lange hell ist. Essen wollte ich eigentlich schon noch was. Ich entscheide mich für Couscous mit Tomatensoße. Heißes Wasser drüber und fertig. Kriege ich heute grad noch hin.
    Zuletzt geändert von Schlammschnecke; 07.08.2014, 15:23.
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    #2
    AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

    Tag 2 Glen Feshie - Carn Dearg Beag (694m) – Carn Dearg Mor (857m) – Allt na Cuilce

    Der nächste Tag begrüßt mich mit Sonne. Und Windstille. Und Midges. Mistviecher! Bis das Wasser kocht, laufe ich rum und mache Fotos. Mit dem Netz über dem Kopf. Sieht vielleicht blöd aus, aber mich sieht ja keiner.





    Dann verziehe ich mich mit meinem heißen Wasser ins Zelt und frühstücke erst mal gemütlich. Heute will ich nur ein kurzes Stück weiter, dann das Zelt aufbauen und hinterher ohne Gepäck auf den Carn Dearg Mor rauf. Und vielleicht noch auf den Leathad an Taobhain. Mal schauen.

    Beim Zelt abbauen passiert es dann. Ich bringe es tatsächliche fertig, mir mit der Zeltstange die Brille von der Nase zu schlagen. Ohne Brille sehe ich ziemlich wenig. Jedenfalls nicht genug, um die Brille zu finden. Mist. Ich taste das Gestrüpp ab, in das sie meiner Meinung nach geflogen ist. Finde aber nichts. Vielleicht liegt sie doch wo anders? Aber auch auf dem Zelt und in im Gras finde ich nichts. Keine Panik, keine Panik. Aber langsam werde ich doch nervös. Ich durchkämme noch mal das Gestrüpp. Systematisch von einem Ende zum anderen. Da ist sie. Puh. Das brauche ich auch nicht nochmal. Aber ich hab sie wieder. Nur ist sie leider etwas verbogen und droht mir jedes Mal von der Nase zu rutschen wenn ich nach unten schaue. Das beschert mir vor allem beim Schuhe zubinden noch viele interessante Momente.

    Dann aber los. Erst mal einen Kilometer zurück nach Norden, zur Brücke. Und dann auf der anderen Seite des Flusses nach Süden. Auf der Teerstraße. Irgendwie habe ich heute so überhaupt gar keine Lust auf Teer.



    Hm, da zweigt ein netter Weg rechts ab. Ist aber leider nicht meiner. Ein kurzer Blick auf die Karte, das ist der Weg ‚hintenrum‘, z.B. über der Carn Dearg Beag auf den Carn Dearg Mor. Da will ich aber nicht hin. Eigentlich. Ich überlege noch mal kurz und drehe dann um. Na gut, dann schleppe ich mein Gepäck eben auf den Carn Dearg Mor rauf. Alles besser als Teer.

    Der Weg geht erst mal relativ steil nach oben. Und nach Norden. Kurze Zeit später stelle ich dann fest, ich bin heute bis jetzt ungefähr sechs Kilometer gelaufen und Luftlinie ziemlich genau einen Kilometer von meinem Übernachtungsplatz weg. *seufz*




    Aber egal. Die Sonne scheint. Und die Aussicht wird immer besser. Und ich denke mir noch: Wow, ist das da hinten wirklich Glen Tromie? In dem Moment fallen mir zwei Sachen auf: Erstens, die neue Kamera funktioniert zwar, die Bilder lassen aber etwas zu wünschen übrig. Und zweitens: Wenn das da drüben Glen Tromie ist, wo bin ich dann eigentlich? Noch mal ein Blick auf die Karte. Wenn ich den Weg weiter gehe, komme ich zwar zum Allt na Cuilce, laufe aber Kilometerweit am Carn Dearg Mor vorbei. Mist. Habe ich irgendwo eine Abzweigung verpasst?





    Ich gehe nochmal ein Stück zurück, nach Norden. Vielleicht sollte ich mir lieber ein Hamsterrad kaufen? Komischer Tag ist das heute. Und weit und breit keine Abzweigung. Und da drüben ist der Carn Dearg Beag. Also ein ‚finde deinen eigenen Weg‘-Hügel! Nun denn, ich verlasse also den breiten Weg und ungefähr fünf Sekunden später erlebt mein linker Schuh seine Bog hole Taufe. Herzlichen Dank. Etwas vorsichtiger mache ich mich auf den Weg nach oben. Kurz vor dem Gipfel finde ich ein halbwegs windgeschütztes Fleckchen und mache nochmal Pause.







    Der Weg von einem Gipfel zum anderen ist dann einfach und nicht zu verfehlen. Ein kurzer Blick zurück:



    Leider sind die Bilder nicht halb so schön wie die tatsächliche Aussicht. Schade eigentlich. Ja, ja, das kommt davon wenn man eine billige Kamera kauft. Aber nachdem ich schon Geld für neue Schuhe hinlegen musste, und ich an den Schuhen nun wirklich nicht sparen wollte, blieb für die neue Kamera eben nicht viel übrig. Warum muss auch immer alles gleichzeitig kaputt gehen?
    Ich komme jedenfalls aus dem ‚wow ist das toll‘ gar nicht mehr raus. Müsst ihr mir jetzt einfach mal so glauben.







    Irgendwann muss ich dann doch wieder runter, hilft ja alles nichts. Da oben hat es zu viel Wind und zu wenig Wasser. Beim Abstieg kommen mir zwei Wanderer entgegen. Bin ich doch nicht der einzige Mensch, der hier unterwegs ist. Ich bin relativ schnell unten. Und jetzt? Für den Leathad an Taobhain ist es mir jetzt schon etwas zu spät. Außerdem müsste ich dafür wieder ein großes Stück nach Westen, und Zick-Zack hatte ich heute eigentlich schon genug. Also weiter zum Allt na Cuilce.



    Damit klärt sich dann auch heute noch die Frage: existiert der Weg am Waldstück vorbei, oder nicht? Die Antwort: eher nicht. Zum Glück ist es hier aber sehr, sehr trocken. Trocken wie in:



    Bei normalem, also nassem Wetter, ist das hier wahrscheinlich kein Spaß, wenn ich mir die Löcher im Boden so anschaue, die meine Vorgänger hinterlassen haben. Aber heute ist es kein Problem. Ich scheuche einen großen Vogel auf. Ein Bussard? Bzw. sind es zwei. Oder zweimal der selbe. Dann nur noch den Hang runter und schon stehe ich am Fluss. Ist das schön hier! Und es geht gerade genug Wind um die Midges zu vertreiben. Traumhaft. Vor lauter Begeisterung habe ich aber anscheinend vergessen Bilder zu machen.

    Nachdem das Zelt steht, stelle ich mich testweise in den Fluss. Fazit: angenehm und nicht mal wirklich kalt. Ich hole die Faltschüssel und es gibt ganz-Körper-Kneipp-Güsse oder so ähnlich. Großartig. Kann ich bitte mehr Tage von der Sorte haben? Mal abgesehen von der Tatsache, dass ich Luftlinie nur ungefähr 8 Kilometer von meinem letzten Übernachtungsplatz weg bin.

    Ich mache mir eine Portion Nudeln und falle nach dem Essen ins Fresskoma. Irgendwann fällt mir ein, dass ich den Topf noch abwaschen müsste. Ich schnappe mir also den Topf, krabble aus dem Zelt und – stehe in einer großen Wolke Midges. Waaah! Der Wind hat mich verlassen. Da nützt alles um mich schlagen nichts. Ohne Netz ist es hier draußen nicht mehr auszuhalten. Das liegt aber natürlich im Zelt.

    Also Zelt nochmal auf, ein paar Midges mit reinnehmen, Netz aus dem Rucksack holen, Zelt nochmal auf, noch ein paar Midges reinlassen, Topf abwaschen und Zelt noch drittes Mal aufmachen und die restlichen Midges auch noch reinlassen. Meine Abendbeschäftigung heißt also heute: Midges im Zelt erschlagen. Drecksviecher!
    Zuletzt geändert von Schlammschnecke; 07.08.2014, 15:26.
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      #3
      AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

      Tag 3 Allt na Cuilce – Minigaig – Glen Bruar

      Am nächsten Morgen ist von dem schönen Wetter leider nichts mehr übrig. Ich mache erst mal ohne Gepäck einen kurzen Erkundungsgang, um rauszufinden ob ich direkt am Fluss weiterkomme oder ob ich den Hang wieder hochkrabbeln muss. Antwort: Sowohl aus auch. Ein kleines Stück muss ich wieder hoch, aber nicht weit.





      Ich hole mein Gepäck, nehme nochmal ein Fußbad im Fluss und schon bin ich auf der anderen Seite. Ich bin später wirklich froh über mein GPS. Der Trampelpfad macht sich immer wieder unsichtbar, die umliegenden Gipfel fallen heute als Orientierungshilfe aus, weil man sie nicht sieht, und dann fängt es auch noch an zu regnen. Auch mit GPS ist es noch ‚interessant‘ genug.



      Gegen Mittag nehme ich mal wieder eine falsche Abzweigung und ende in einer Sackgasse am Fluss. Ich denke mir noch, ach nö, bin ich also den Hang umsonst runter gekrabbelt? Da kommt plötzlich die Sonne raus. Mittagspause.



      Danach sehe ich leider die Sonne so schnell nicht wieder. Umso höher ich komme, desto schlechter wird das Wetter. Kurz vor dem Pass bin ich mir dann nicht mehr sicher: Ist das, was mir da ins Gesicht peitscht, extrem kalter, harter Regen oder ist das schon Hagel? Da es hier keinen Schutz vor dem Wetter gibt, mache ist das einzig mögliche: Ich drehe mich um, ziehe den Kopf ein und ‚was auch immer‘ prasselt auf meinen Rucksack, dem tut es wenigstens nicht weh. Ich warte bis der Schauer vorbei ist und gehe dann weiter, nur um das Ganze ein paar Minuten später nochmal zu wiederholen. Dreckswetter.



      Dann bin ich oben. Hm, bei schönem Wetter ist es hier bestimmt schön. Nützt mir aber heute auch nichts. Na gut, dann mache ich mich eben wieder auf den Weg nach unten. Hier gäbe es sogar einen Weg. Der ist nur leider im Moment ein nettes Bächlein.





      Rund um den Bach/Weg ist alles völlig aufgeweicht. Das Geräusch des Tages: Squelch. Genau so hört sich jeder Schritt von jetzt an an. Aber das Wetter wird wenigstens etwas besser und es hört auf zu regnen. Laufe ich jetzt heute noch bis zur Bothy oder nicht? Immer diese schwierigen Fragen. Dann landet plötzlich die Bauchtasche mit der Kamera auf dem Boden. Ups, wenn man die Schnalle aufmacht, sollte man die Tasche vielleicht festhalten. Ein paar Minuten später setze ich mich überraschend und unsanft auf den Hosenboden. Nochmal ups. Okay, ich habe verstanden. Wenn ich ein passendes Fleckchen finde, stelle ich das Zelt auf. Die Bothy ist morgen auch noch da.

      Hm, ein klitzekleines, ebenes Fleckchen zu finden ist schon schwierig genug. Was mir etwas Sorgen macht, ist der total aufgeweichte Boden. Ich habe noch nie auf einem nassen Schwamm gezeltet. Aber irgendwann ist immer das erste Mal. Mein Handtuch hängt sowieso immer griffbereit am Zelteingang, das ist heute sehr praktisch. Jedes Mal wenn ich aus dem Zelt krabble, bekomme ich eine Fußwäsche. Squelch.



      Heute gibt es Kartoffelpü mit Würstchen. Wieso gibt es eigentlich kein deutsches Wort für Soulfood?
      Ach ja, Entfernung Luftlinie zum Allt na Cuilce: ungefähr 8,5 Kilometer.
      Zuletzt geändert von Schlammschnecke; 07.08.2014, 15:30.
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        #4
        AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

        Tag 4 Glen Bruar – Beinn Dearg (1008m) –Bothy

        Am nächsten Tag scheint die Sonne wieder. Ich brauche am Morgen ewig bis ich in die Gänge komme, aber egal, ich hab ja Zeit.
        Ich mache mich auf den Weg durchs Glen Bruar, an der Bruar Lodge vorbei, Richtung Bothy.









        Apropos Bothy, wo ist sie denn? Hier irgendwo müsste sie doch – ah!





        In der Bothy steht ein Fahrrad, ansonsten wirkt sie aber ‚unbewohnt‘. Ich lassen meinen Ballast da, also das Zelt, den Schlafsack und den Proviant, weiche eine Portion Reis ein, fürs Abendessen, mache noch eine kurze Pause vor der Bothy und dann geht es weiter Richtung Beinn Dearg.





        Unterwegs kommt mir der ‚Radfahrer‘ entgegen. Schön, mal wieder jemand zu treffen. Er ist mit dem Rad von Blair Atholl aus rauf zur Bothy, war gerade auf dem Beinn Dearg und ist jetzt auf dem Rückweg. Wir plaudern etwas, dann ziehen wir weiter.

        Und dann bin ich oben. Juhu! Mein erster Munro. Leider habe ich wieder mal das Gefühl, dass meine Kamera mit der Aussicht etwas überfordert ist.







        Ich mache eine lange Pause auf dem Gipfel – ich hab ja heute nicht mehr wirklich viel vor. Ist das schön hier! Ein Stück unterhalb des Gipfels steht dieser Steinhaufen, ich konnte leider nicht rausfinden, warum.





        Auf dem Rückweg begegnet mir dann noch der praktische Wasserspender. Die Bothy habe ich für mich alleine. Welch ein Luxus! Ich mache mir meinen Reis (mit roten Linsen, Kurkuma, Ingwer) und setze mich zum Essen vor die Hütte. Aber irgendwann treiben mich dann die Viecher nach innen.

        Entfernung zum letzten Übernachtungsplatz: weniger als acht Kilometer. Vielleicht sollte ich langsam hochrechnen wie weit ich noch komme wenn ich weitermache?
        Zuletzt geändert von Schlammschnecke; 07.08.2014, 15:19.
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          #5
          AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

          Tag 5 Bothy – Blair Atholl (- Aberfeldy)



          Am nächsten Tag hinterlasse ich die Bothy 'besenrein', viel Arbeit macht das nicht, es ist eh alles sehr sauber. An der Stuhlauflage hängt ein Zettel: 'Carlesness causes fire'. Echt? Und ich müh mich immer mit den Streichhölzern ab! Muss einem doch mal gesagt werden.





          Noch ein letzter Blick zurück und dann bin ich auf dem Weg nach Blair Atholl. Huch, schon wieder schönes Wetter. Und das zwei Tage hintereinander. Bald schon bin ich am Lady March Cairn angekommen. Der hat keine besondere Bedeutung, der steht da einfach so rum. Und bietet eine gute Ausrede für ein Päuschen.

          Und dann sind da auch schon die Atholl Estates. Ui, Bäume! Und gleich so viele. Schön!





          Schimmert da nicht schon etwas weißes durch die Bäume?





          Tatsächlich, es ist Blair Castle. Den Weg von Blair Atholl bis Aberfeldy bin ich letztes Jahr schon gelaufen. War zwar sehr schön, aber zweimal hintereinander muss ja nicht sein. Irgendwann kriegt auch der Ben Vrackie eine zweite Chance, der Gipfel hatte sich letztes Jahr in den Wolken versteckt, aber dieses Jahr nicht. Deshalb wollte ich den Bus nach Aberfeldy nehmen. Nur gibt es leider den Bus von Pitlochry nach Aberfeldy nicht mehr. Also muss ich zuerst mit dem Zug bis Birnam fahren, damit ich von dort aus den Bus nach Aberfeldy nehmen kann.

          Im Zug kaufe ich mir leichtsinnigerweise einen Kaffee. Ürgs. Da schmeckt ja meine morgendliche Instant-Plörre besser.
          Der Zug hat leider ziemlich Verspätung. In Birnam stürme ich aus dem Zug, und wo ist jetzt die Bushaltestelle? In der Nähe vom Bahnhof jedenfalls nicht, da ist – gar nichts. Also renne ich los, von Birnam Bahnhof, nach Birnam Ort. Sicherheitshalber frage ich unterwegs nochmal ob ich in die richtige Richtung renne. Doch die Richtung stimmt. Ich frage noch, ob ich das in zwei Minuten schaffe. Die Anwort? 'Run, run!' Tu ich ja, ist aber mit dem Gewicht auf dem Rücken nicht ganz so einfach. Ein paar Sekunden bevor ich an der Bushaltestelle ankomme, fährt mein Bus an eben dieser vorbei. Mist. Zum Glück bemerkt aber der Busfahrer meinen entsetzten Gesichtsausdruck und hält noch mal an. Uff. Und dann schaukelt mich der Bus gemütlich nach Aberfeldy.

          Auf dem Campingplatz in Aberfeldy ist diesmal richtig was los. Letztes Jahr im September, war mein Zelt das einzige. Diesmal ist der Platz schon halb voll als ich am Nachmittag ankomme, und im laufe des Abends kommen noch einige Zelte dazu.
          Ich baue schnell mein Zelt auf und gönne mir danach erst mal eine sehr ausgiebige Dusche. Großartig! Warmes Wasser – und so viel davon. Was will man mehr?

          Hm, was zu Essen? Okay, nach dem Duschen gehe ich einkaufen. Auf dem Plan stehen z.B. Nudeln und Porridge. Oh, was seh ich da? Obst! Hm, alles was ich kaufe, muss ich dann morgen mitschleppen. Aber da sind Kekse! Ja, aber alles was ich kaufe... Und Chips! Ha, ich habe eine ganz einfache Lösung für das Dilemma: Ich esse einfach heute alles auf, dann muss ich morgen nichts schleppen. Also kaufe ich Obst, und Chips, und Kekse. Nudeln und Porridge natürlich auch. Und eine Dose Linsensuppe fürs Abendessen. Und eine Zeitung.
          Die Linsensuppe schmeckt dann mehr nach Gemüse-Tomatensuppe. Aber nicht unbedingt schlecht. Die Chips und das Obst verschwinden spurlos, nur von den Keksen bleiben ein paar übrig.

          Außerdem leiste ich mir noch den Luxus und werfe meine paar Klamotten in die Waschmaschine.
          Und danach in den Trockner. Man gönnt sich ja sonst nix.
          Und wenn ich gewusst hätte, was am nächsten Tag auf mich zukommt, wäre ich einfach in Aberfeldy im Zelt sitzen geblieben. Aber sagt einem ja immer keiner vorher...
          Zuletzt geändert von Schlammschnecke; 07.08.2014, 15:16.
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          • Nordlandpirat
            Erfahren
            • 03.02.2013
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            #6
            AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

            Herrlich, deine Selbstironie
            Du hast mir gerade die Mittagspause versüßt. Bin gespannt wie es weitergeht.
            Jos ei viina, terva tai sauna auttaa, tauti on kuolemaksi (Finnisches Sprichwort)

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            • Schlammschnecke
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              • 373
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              #7
              AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

              Tag 6 Aberfeldy – Glen Lochan

              Den Weg von Amulree nach Aberfeldy bin ich vor ungefähr 10 Jahren schon mal gelaufen. Im
              dicksten Nebel, Sichtweite ungefähr 2 Meter, sprich, ich konnte gerade noch meine Füße sehen,
              aber sehr viel mehr nicht. Ich wollte immer schon mal gerne wissen, wo ich damals eigentlich
              stundenlang lang gelaufen bin. Also mache ich dieses Jahr einen zweiten Versuch.
              Es beginnt nicht besonders viel versprechend, ich verlasse Aberfeldy bei leichtem Nieselregen.



              Dann geht es los Richtung 'Birks of Aberfeldy' und ich muss an die alte Übersetzung denken: 'Mädel
              willst du mit mir gehen, ins Gebüsch von Aberfeldy'. Ähm, ja, könnte man Burns fast zutrauen.
              Puh, war hier immer schon so viele Stufen? Rucksack + kurze Beine + Treppen = nicht gut. Ich
              hoffe die Leute, die mir entgegenkommen, halten das was mir von der Stirn tropft, für Regenwasser.
              Aber schön ist es hier, trotzdem.



              Dann lasse ich Aberfeldy endgültig hinter mir und bin auf dem Weg zum Loch Freuchie. Leider
              macht mir das Wetter keine Freude. Es nieselt, es nebelt, willkommen in Schottland. Kann ja nur
              besser werden, denke ich mir. Und irgendwann denke ich mir, wo bleibt eigentlich die Bothy? Oder
              besser: Wo bleibt meine Mittagspause?



              Ah, da ist sie ja endlich. Die Bothy sieht noch so aus wie damals, nur hat sie mittlerweile
              anscheinend ein Taubenproblem. Erstens sind die Viecher sau laut und zweitens – es müffelt. Aber
              egal, jetzt bin ich endlich da und meine Pause lasse ich mir nicht so einfach vermiesen. Ich setze
              mich nah an die Tür und lasse sie einfach offen. Dann ist es nicht ganz so schlimm.
              Nach einer lange Pause mache ich mich und meinen Rucksack wasserfest und dann geht es weiter.
              Kurz hinter der Bothy hört es auf zu regnen, und ich überlege ernsthaft ob ich die Regenhose wieder
              ausziehe. Aber dann müsste ich den Rucksack 'auspacken', damit ich die Hose einpacken kann. Ach
              ne, denke ich mir, es fängt bestimmt eh gleich wieder an. Tut es auch, und diesmal hört es nicht
              mehr auf. Oder jedenfalls sehr lange nicht.
              Und so stapfe ich durch den Regen bis ich an eine Straße komme. War die früher auch schon da? Ich
              bin mir fast sicher, dass hier früher nur ein Weg war. Der Sinn des 'Umwegs' über Amulree war ja
              hauptsächlich, die ewigen Straßenkilometer von Ardtalnaig nach Acharn zu umgehen. Aber gut,
              wenn ich schon stundenlang durch den Regen laufen muss, warum dann nicht auf einer
              schnurgeraden Teerstraße? Dann ist der Tag wenigstens richtig im Eimer.
              Zwischendurch reißt es kurz auf und ich kann sogar Loch Freuchie sehen. Hurra!



              Ich entschließe mich, nicht bis Amulree zu laufen, sondern am Loch Freuchie gleich abzubiegen ins
              Glen Lochan. Und dann stehe ich vor einem Tor, daran hängt ein Schild, dass mir mitteilt, dass der
              Weg durch das Glen Lochan offen ist. Schön. Was nicht offen ist, ist das Tor. Und ich bekomme es
              auch nicht auf. Und es regnet. Irgendwann mag ich nicht mehr und steige einfach drüber.
              Eigentlich wollte ich heute noch ein gutes Stück weiter, aber ganz ehrlich, ich habe keine Lust mehr.
              Wo bleibt eigentlich Lochan Mhuilinn? Ups, noch ein paar Schritte weiter und ich wäre drin
              gestanden. Ich will mittlerweile einfach nur noch auf dem ewigen Regen raus. Der einzige halbwegs
              ebene Fleck ist voller Schafsdreck, aber das ist mir mittlerweile auch schon egal. Ich beschließe, das
              Zelt genau jetzt und hier aufzubauen, basta. Als ich das Gestänge aus dem Beutel ziehen will,
              verheddert es sich in der Schnur vom Beutel. Kennt ihr diese Geduldspiele, bei denen man
              irgendeine Kugel durch ein viel zu kleines Loch bugsieren soll? So ungefähr komme ich mir vor. Es
              ist völlig unmöglich, dass sich das Gestänge so in der Schnur verheddert, das geht eigentlich gar
              nicht. Und wie um mich zu ärgern, regnet es noch etwas stärker. Aber bitte – das Gestänge ist ja
              eigentlich gerade, wenn es nicht zusammengefaltet ist. Also muss ich nur das Gestänge
              zusammenpuzzeln, mitsamt dem daran hängenden Beutel, und dann kann ich es aus der Schlaufe
              ziehen. Uff.
              Dann steht das Zelt endlich, etwas schief zwar, aber es steht. Also rein ins Zelt und raus aus dem
              Regen. Endlich. Und ich denke mir, wenn es dann aufhört zu regnen, kann ich das Zelt ja etwas
              gerader hinstellen. Wenn es aufhört. Es hört nur nicht auf.
              Irgendwann stelle ich den Kocher raus in den Regen, damit ich wenigstens was warmes zu essen
              habe. Spiritus bzw. Bio-Ethanol brennt auch im Regen, wenn er mal brennt. Aber zum Glück
              machen die 'Sturm-Streichhölzer' ihrem Namen alle Ehre. Wenigstens das Abendessen ist gerettet.
              Gegen Neun gebe ich die Hoffnung langsam auf, dass es jemals aufhört zu regnen. Vielleicht ist das
              der Beginn der nächsten Sintflut? Es regnet jetzt schon seit mindestens sieben Stunden! Egal, dann
              bleibt das Zelt halt so schief stehen, so lange es nicht auch noch windig wird, geht das auch. Gute
              Nacht!
              Zuletzt geändert von Schlammschnecke; 07.08.2014, 15:11.
              Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
              Tacitus (über das Wetter in Britannien)

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              • Suederelben
                Neu im Forum
                • 03.08.2014
                • 2
                • Privat


                #8
                Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                Ein sehr schöner Reisebericht, vielen Dank.
                Ich bin neu im Forum und mache vielleicht was falsch. In der Regel kann ich bei den postings auch die Bilder sehen, hier leider nicht. Muss ich was einstellen, damit die richtig eingebunden werden? Die Links selbst scheinen ok zu sein ...

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                • Schlammschnecke
                  Erfahren
                  • 28.08.2012
                  • 373
                  • Privat


                  #9
                  AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                  Ups, da ich auch keine Ahnung habe, könnte es auch an mir liegen. Kann irgendjemand außer mir die Bilder sehen? Ich hab es jetzt mit zwei verschiedenen Browsern probiert, bei mir sieht es gut aus?
                  Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                  Tacitus (über das Wetter in Britannien)

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                  • codenascher

                    Lebt im Forum
                    • 30.06.2009
                    • 5064
                    • Privat


                    #10
                    AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                    Bei mir werden die Bilder in Tapatalk nicht angezeigt, im Browser allerdings schon...

                    Vielen Dank für das teilen der Erlebnisse Hach ja, der erste Munro ist schon ein Erlebnis

                    Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                    meine Weltkarte

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                    • Suederelben
                      Neu im Forum
                      • 03.08.2014
                      • 2
                      • Privat


                      #11
                      Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                      Genau, Browser ok - tapatalk nicht. Danke für die Hinweise, so komme ich an die Bilder ran, super.

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                      • Stippvisite
                        Erfahren
                        • 13.05.2013
                        • 140
                        • Privat


                        #12
                        AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                        Zitat von Schlammschnecke Beitrag anzeigen
                        Kann irgendjemand außer mir die Bilder sehen?
                        Ja ... und lesen geht auch

                        Danke für's teilen

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                        • Schlammschnecke
                          Erfahren
                          • 28.08.2012
                          • 373
                          • Privat


                          #13
                          AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                          Puh, ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung was Tapatalk ist oder was ich da tun könnte oder müsste???
                          Es geht jetzt leider eh erst mal nicht weiter, in meiner Bilder-Linkliste ist irgendwo der Wurm drin.
                          Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                          Tacitus (über das Wetter in Britannien)

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                          • Igelstroem
                            Fuchs
                            • 30.01.2013
                            • 1944
                            • Privat


                            #14
                            AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                            Zitat von Schlammschnecke Beitrag anzeigen
                            Wieso gibt es eigentlich kein deutsches Wort für Soulfood?
                            OT: Ein paar Vorschläge:

                            Seelenzehrung (kann aber als Gegenteil missverstanden werden)
                            Seelenatzung (vereinzelt im 19. Jahrhundert)
                            Seelenkirrung (neu)
                            Glücksklysma (auch neu)

                            Dann noch zwei hässliche Varianten für User aus technischen Berufen bzw. aus dem mittleren Management (falls angenommen wird, dass sich der Mensch aus Kopf und Bauch zusammensetzt):

                            Kopfnahrung
                            Mentalfutter

                            Der englische Ausdruck bleibt wegen der dunklen Vokale klanglich leicht im Vorteil.
                            Zuletzt geändert von Igelstroem; 07.08.2014, 14:29.
                            Lebe Deine Albträume und irre umher

                            Kommentar


                            • GandalftheGrey
                              Dauerbesucher
                              • 19.05.2011
                              • 614
                              • Privat


                              #15
                              AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                              Sehr schöner Reisebericht! Macht Spaß, den zu lesen.

                              OT: Zu den Bildern:

                              mit IMG-L


                              ohne -L

                              im Browser sind zwei Bilder zu sehen... wie sieht es mit Tapatalk aus?

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                              • Rattus
                                Lebt im Forum
                                • 15.09.2011
                                • 5177
                                • Privat


                                #16
                                AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
                                Ein paar Vorschläge:
                                Seelenatzung
                                Wie schön

                                Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
                                Kopfnahrung
                                Mentalfutter[/OT]
                                Wirklich grässlich. Und in meinen Augen was völlig anderes.
                                Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

                                Kommentar


                                • codenascher

                                  Lebt im Forum
                                  • 30.06.2009
                                  • 5064
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                  Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen


                                  ohne -L

                                  im Browser sind zwei Bilder zu sehen... wie sieht es mit Tapatalk aus?[/OT]
                                  In Tapatalk ist das Bild ohne "L" zu sehen. Also liegts daran

                                  Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                  meine Weltkarte

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                                  • Schlammschnecke
                                    Erfahren
                                    • 28.08.2012
                                    • 373
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                    Dann sollte Tag6 jetzt bei jedem 4 Bilder haben? Dieses -L Zeug war mir schon immer sehr suspekt. ;)
                                    Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                                    Tacitus (über das Wetter in Britannien)

                                    Kommentar


                                    • Korre
                                      Neu im Forum
                                      • 07.08.2014
                                      • 1
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                      Hallo,

                                      bin auch neu hier und hab gerade deinen tollen Bericht gelesen. Die Bilder sind doch ganz toll. In Natura ist`s halt immer beeindruckender! Vielen Dank für deine amüsanten Texte!

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                                      • Schlammschnecke
                                        Erfahren
                                        • 28.08.2012
                                        • 373
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                        So, jetzt sollten hoffentlich alle, alles sehen können. Ganz, ganz herzlichen Dank an GandalftheGrey, da wär ich im Leben nicht draufgekommen. Again what learned, sag ich da nur.

                                        Und die Kamera hat leider eindeutig ein Problem mit Kontrasten - sobald sie zu groß werden, steuert sie dagegen. Leider. Und damit waren gerade die Bilder, die am besten aussehen hätten sollen, für den Papierkorb. Ich werd die Anleitung noch mal durchforsten ob man das irgendwie ausstellen kann - für den nächsten Trip wenigstens.
                                        Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                                        Tacitus (über das Wetter in Britannien)

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                                        • Schlammschnecke
                                          Erfahren
                                          • 28.08.2012
                                          • 373
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                          Tag 7 Glen Lochan – Glen Almond

                                          Ich wache viel zu früh auf, warum auch immer. Es ist noch nicht mal fünf! Aber immerhin: es
                                          regnet nicht. Die Regenklamotten und die Rucksackhülle sind noch genau so tropfnass wie am
                                          Vorabend, das Zelt ist logischerweise auch nicht trockener. Da habe ich eine total genial Idee: ich
                                          laufe einfach gleich los, ohne Frühstück, und wenn dann die Sonne rauskommt mache ich eine lange
                                          Frühstückspause und trockne alles. Solche Ideen kann ich nur vor fünf Uhr haben. Eine Stunde
                                          später habe ich es dann tatsächlich geschafft, im Halbschlaf alles zusammen zu packen.



                                          Bald führt der Weg durch ziemlich hohes Gras, ziemlich nasses hohes Gras. Hm, wenn ich
                                          weiterlaufe, habe ich zusätzlich zu dem anderem nassen Krempel bald auch noch eine nasse Hose.
                                          Die Regenhose will ich auch nicht anziehen, die habe ich gestern von innen nassgeschwitzt. Bäh!
                                          Na gut, dann mache ich also die Hosenbeine ab, dann bleiben die trocken, die Beine trocknen
                                          hoffentlich schneller als die Hose. Und bestimmt kommt ja ganz bald eh die Sonne raus, ganz
                                          sicher.
                                          Und dann muss ich im Halbschlaf irgendwo falsch abgebogen sein. Trotz GPS. Auf alle Fälle
                                          komme ich auf der falschen Seite vom Lochan Uaine raus. Und anstatt einfach ein Stück zurück zu
                                          gehen, laufe ich einfach weiter. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich eigentlich kein Frühaufsteher
                                          bin?
                                          Diese Seite vom Loch ist leider Sumpf pur. Nein, stimmt nicht, es ist Sumpf mit Wassergräben.
                                          Über einen Graben springen, beim Landen ein gutes Stück einsinken, Füße wieder rausziehen, ein
                                          paar Schritte vorwärts, über den nächsten Graben springen und das ganze von vorne. Und nochmal,
                                          und nochmal... Und wo bleibt eigentlich die Sonne?
                                          Irgendwann steht mir das Wasser in den Schuhen. Großartig, jetzt habe ich auch noch nasse Schuhe
                                          und nasse Socken. Aber irgendwann bin ich durch. Juhuu!
                                          Also erst mal Schuhe ausziehen, Wasser rausschütten, Socken auswringen. Wenigstens die
                                          trockenen Hosenbeine kann ich jetzt wieder dranmachen. Aber: schön ist es hier, trotzdem. Auch
                                          ohne Sonne, seufz.



                                          Mittlerweile ist es nach neun, und ich könnte etwas Sonne wirklich gebrauchen. Aber nützt ja nichts,
                                          weiter geht es, ohne Sonne, mit nassen Schuhen, Richtung Glen Almond.



                                          Und dann, dann kommt sie endlich, spät aber doch: die Sonne! Halten wir fest: Tag 7, später
                                          Vormittag und ich freue mich, dass die Sonne scheint. Jetzt noch an einer Farm vorbei und dann bin
                                          ich im Glen Almond. Das einzige, was ich jetzt noch bräuchte, wäre Wasser. Aber viele von den
                                          Bächen, die hier normalerweise die Hänge runterkommen, sind entweder komplett ausgetrocknet
                                          oder nur sehr spärliche Rinnsale. Ich fülle meine Flasche dann letztendlich direkt am Almond –
                                          Mandelwasser, sozusagen. ;)
                                          Die nassen Schuhe nerven. Nein, ich habe noch nicht gelernt, nasse Füße zu lieben. Ich hasse nasse
                                          Füße. Da ich hier auf einem breiten Fahrweg unterwegs bin, beschließe ich, ein Stück in den
                                          Gummilatschen weiterzulaufen. Alles besser als feuchte Füße.
                                          Aber moment, wollte ich nicht eigentlich schon längst meine Frühstückspause nachholen? Wasser
                                          habe ich, Sonne ist da und ein nettes Fleckchen sollte hier nicht all zu schwer zu finden sein.
                                          Stimmt, also halte ich an und packe aus. Alles was feucht ist, wird in der Sonne ausgebreitet. So,
                                          und jetzt endlich frühstücken. Äh, wo ist eigentlich mein Thermo-Kaffeebecher? Der war doch ziemlich weit oben im Rucksack. Ich packe alles aus – kein Becher. Hilfe! Ich laufe noch mal ein Stück zurück,
                                          ich kann ihn ja eigentlich nur verloren haben, als ich die Schuhe gewechselt habe. Aber es nützt
                                          nichts, der Becher bleibt verschwunden. Ungefähr 20 Jahre lang habe ich das Teil mit mir
                                          rumgeschleppt, er wird mir fehlen. Er war nicht nur klein und leicht, er hatte auch einen dicht
                                          schließenden Deckel. Außerdem war er sozusagen mein Messbecher.
                                          Ich trinke meinen Kaffee erst mal aus dem Topf und betrauere meinen Verlust. Das kommt nur von
                                          der dämlichen Frühaufsteherei, jawohl.





                                          Die späte Frühstückspause geht nahtlos in eine frühe Mittagspause über. Aber irgendwann ist dann
                                          alles wieder trocken, inklusive Schuhe, und es geht endlich weiter. Das auf dem Bild ist ein
                                          Weltkriegs-Gedenkstein, darauf steht: „This cairn is built on the site of Stuck Chapel in memory of
                                          those who gave their lives in the great war 1914 – 1918“



                                          Der Plan war heute eigentlich, am frühen Nachmittag schon das Zelt aufzustellen und dann noch
                                          einen Ausflug auf den Creagan na Beinne zu machen. So weit der Plan. Das Zelt steht dann auch
                                          relativ früh, nur auf den Hügel habe ich jetzt gerade so überhaupt keine Lust. Ne, ich will da nicht
                                          rauf, jedenfalls nicht heute. Ich überlege kurz, heute ist Sonntag, das heißt, ich bin jetzt eine Woche
                                          unterwegs. Ich beschließe, diese Tatsache mit einem faulen Nachmittag gebührend zu feiern.





                                          Die Nachbarn kommen zwischendurch mal auf einen kurzen Besuch vorbei. Und ansonsten widme
                                          ich mich den schwierigen Tätigkeiten 'Sonne genießen' und 'Wolken schauen'. Und wenn ich
                                          wirklich will, der Creagan na Beinne läuft mir nicht weg, der ist morgen auch noch da.
                                          Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                                          Tacitus (über das Wetter in Britannien)

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                                          • Schlammschnecke
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                                            • 28.08.2012
                                            • 373
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                            Tag 8 Glen Almond – irgendwo hinter Ardeonaig

                                            Aber auch am nächsten Tag habe ich keine Lust auf den Creagan na Beinne. Vielleicht komme ich
                                            irgendwann mal wieder vorbei? Also geht es weiter Richtung Ardtalnaig. Oh, Kühe, mal was anderes als Schafe und noch mehr Schafe. Und bald schon taucht der Loch Tay in der Ferne auf.







                                            Was leider auch heißt, es geht jetzt auf der Straße weiter, zumindest die fünf Kilometer bis
                                            Ardeonaig. Dafür gibt es immer wieder schöne Ausblicke auf den Loch Tay. Aber dann ist das
                                            Straßenstück endlich zu Ende, es geht wieder hinauf in die Hügel. Und dann stehe ich, nein, nicht
                                            vor einem verschlossenem Tor, sondern vor einem Zaun ohne Tor. Seltsam, sehr seltsam. Ich schaue
                                            ein Stück nach rechts und nach links – kein Tor, keine Stiles. Auf der anderen Seite steht ein Rob
                                            Roy Wegweiser, ich bin im Moment auf er Rob Roy Hauptstrecke, die ist beschildert. Es geht also
                                            unzweifelhaft auf der anderen Seite weiter. Hm, an einer Stelle sieht der Zaun aus als wären da
                                            schon mehrere Leute drüber gestiegen. Ich schließe mich also meinen Vorgängern an und klettere
                                            drüber. Nicht ohne mich zu fragen, wie der Farmer das macht, oder gehört das Land auf der anderen
                                            Seite dem Nachbarn?



                                            Ein Stück weiter stelle ich dann mein Zelt auf. Für heute reicht es. Es wird noch ein wunderschöner
                                            Abend. Gegen halb zehn färben sich die Hügel langsam rötlich.



                                            Das ist meine letzte Wildcamp-Nacht. Ab morgen kommt dann alle paar Kilometer ein Zeltplatz.
                                            Einerseits schön, andererseits aber auch irgendwie schade. Ja, ich weiß, es gibt genug Leute die auch im Nationalpark zwischen den Zeltplätzen zelten. Aber das wäre ein anderes Thema.
                                            Es wird allerdings auch Zeit, dass ich wieder bei einem Geschäft vorbeikomme. Ich habe seltsamerweise nur noch 3 Streichhölzer und das Klopapier ist fast alle. Nein, das hat keinen direkten Zusammenhang. Vor allem das mit den Streichhölzern verstehe ich wirklich nicht. Ich bilde mir ein, ich hätte sie in Aberfeldy kontrolliert und da wären noch genug da gewesen?? Sehr seltsam.
                                            Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                                            Tacitus (über das Wetter in Britannien)

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                                              • 21.03.2012
                                              • 215
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                              Sehr unterhaltsam, hehe. Freue mich auf die Fortsetzung
                                              Kate-ventures - My adventures on the road

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                                              • Borderli
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                                                • 08.02.2009
                                                • 1737
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                                Unterhaltsamer Bericht bisher!
                                                Als du nasse Füße erwähntest fiel mir ein, dass ich davor dieses Jahr fast gänzlich verschont blieb - obwohl in meinen Schuhen kein Fetzen Goretex ist. Und dass, wo ich mich in den letzten Jahren so an die nassen Füße gewöhnt habe...

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                                                  • 18.04.2008
                                                  • 12049
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                                                  #25
                                                  AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                                  Ich frag mich: Wie schafft Ihr das bloß, in Schottland "immer" nasse Füsse zu kriegen, und "immer" in Bogholes zu versinken? Ich habe trotz reichlich Querfeldeinlauferei nicht einmal Handvoll Boghole-Treffer über Gamaschenhöhe hinaus zu verbuchen, und von oben in Stiefel hineingelaufenes Wasser habe ich genauso selten gehabt.
                                                  Aber ich habe auch nie Wanderstöcke benutzt.

                                                  Kaputte Goretex-Membrane sind mir schon eher vertraut, nur gibt gibt es dafür ja Sealskinz.

                                                  Aber jetzt bitte weiterschreiben!
                                                  Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

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                                                    Erfahren
                                                    • 28.08.2012
                                                    • 373
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                                    Also zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, das war das erste Mal, dass ich in Schottland wirklich das Wasser aus den Schuhen gekippt habe.
                                                    Letztes Jahr hatte ich so wenig Schlamm, das war schon fast unschottisch. Dafür hatte ich im Jahr davor zwar trockene Füße, bin aber fast jeden Tag durch knöchelhohen Schlamm gewatet. Merke: eine Wanderung am Fluss entlang ist schön, aber nicht unbedingt wenn besagter Fluß ein paar Tage vorher Hochwasser hatte und über die Ufer getreten ist.
                                                    Aber das ist ja das schöne an Schottland - es ist immer wieder anders.
                                                    Und ansonsten geht es morgen weiter. Ups, heute ist schon morgen. Egal, dann geht es später weiter.
                                                    Gute Nacht
                                                    Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                                                    Tacitus (über das Wetter in Britannien)

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                                                      • 28.08.2012
                                                      • 373
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                                                      #27
                                                      AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                                      Tag9 irgendwo hinter Ardeonaig – Balquhidder Braes Holiday Park

                                                      Aus dem Topf schmeckt mir der Frühstücks-Kaffee irgendwie nicht. Und dazu gibt es
                                                      Porridge-Suppe weil mir mein 'Messbecher' fehlt. Vielleicht finde ich in Callander
                                                      einen Ersatz? Ich hoffe es wenigstens. Der Tag kann eigentlich nur noch besser werden.
                                                      Ich werfe noch einen allerletzten Blick zurück zum Loch Tay und dann geht es weiter.



                                                      Das leicht missglückte Frühstück ist bald vergessen, hier ist es viel zu schön für schlechte Laune.

                                                      An einem kleinen Lochan a‘ Chaorainn vorbei,



                                                      zum großen Lochan Breaclaich. Der (das?) ist aber nicht von Natur aus so groß, der ist
                                                      aufgestaut, für ein Wasserkraftwerk. Ich bin froh, dass ich gestern nicht weitergelaufen bin. Auch wenn es auf der Karte anders aussieht, aber hier ist es, von den beiden Lochans abgesehen, ziemlich trocken. Kann natürlich auch am derzeitigen Wetter liegen.



                                                      Danach verlasse ich die Rob-Roy-Hauptroute kurzzeitig wieder. Nach Killin will ich
                                                      heute nicht. Oder anders gesagt, ich genieße nochmal eine kleine Portion
                                                      Abgeschiedenheit und Einsamkeit. Es geht durch den Wald, immer wieder mit schönen
                                                      Ausblicken. Normalerweise wäre mir die Waldautobahn wahrscheinlich zu eintönig, aber
                                                      heute bin ich ganz froh drüber. Eine schöne Gelegenheit, sich die letzten Tage nochmal
                                                      durch den Kopf gehen zu lassen. Und im übrigen scheint auch heute wieder die Sonne. Das
                                                      ist jetzt schon der dritte regenlose Tag in Folge!



                                                      Am Nachmittag stoße ich dann am Lochan Lairig Cheile wieder auf die Hauptroute, die
                                                      hier auch die Cycle Route 7 ist. Es geht jetzt auf der ehemaligen Eisenbahnstrecke
                                                      durchs Glen Ogle. Hier ist einiges los, hauptsächlich Familien die einen Tagesausflug machen, und auch die vielbefahrene A85 ist immer in 'Hörweite'. Was für ein Unterschied zu den letzten Tagen!





                                                      Der Weg liegt zwar zum Glück größtenteils im Schatten, trotzdem wird es mir langsam wirklich zu
                                                      warm. Das ist mir in Schottland schon lange nicht mehr passiert.
                                                      Dann geht es am Loch Earn vorbei und dann bin ich auch schon fast da.





                                                      Ich hatte zwar kurz überlegt bis Strathyre weiterzulaufen, aber die Hitze macht mich
                                                      echt fertig. Nein, für heute reicht es mir.
                                                      Der Balquhidder Braes Holiday Park macht es mir erst mal nicht einfach - ich finde den
                                                      Eingang nicht. Der Campingplatz ist dann, trotz des imposanten Namens, eher übersichtlich und
                                                      'basic'. Die Tentarea, ein sehr kurzer Grünstreifen, liegt direkt an der A84. Aber es
                                                      gibt es etwas heute sehr wichtiges: Schatten. Da mein Zelt das einzige ist, kann ich mir das schattigste Fleckchen aussuchen.
                                                      Also: Zelt aufbauen, Duschen gehen und dann erst mal faul in den Schatten legen. Und da
                                                      ich drangedacht habe heute die getrockneten Pilze einzuweichen, gibt es später Nudeln
                                                      mit Pilzsoße. Am Tisch sitzend. Auch mal wieder nett.
                                                      Der Verkehr lässt zum Glück später stark nach. Oder ich bin so müde, dass ich schlicht
                                                      nichts mehr davon mitbekomme.
                                                      Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                                                      Tacitus (über das Wetter in Britannien)

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                                                        #28
                                                        AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                                        Tag 10 Balquhidder Braes Holiday Park – Callander

                                                        Ich habe gut geschlafen, trotz der Straße. Es scheint heute, mal wieder, die Sonne. Langsam
                                                        wird es mir unheimlich. Sollte es laut Statistik im Juli nicht eigentlich mehr regnen
                                                        als z.B. im September?
                                                        Das allerletzte Streichholz geht fürs Frühstück drauf. Aber heute Abend, in Callander,
                                                        kann ich ja zum Glück alles kaufen was ich brauche. Also kein Grund zur Sorge.
                                                        Ich packe meinen Krempel und es geht erst mal am ehemaligen Kingshouse Hotel vorbei,
                                                        das mittlerweile Mhor 84 heißt, angeblich weil es immer wieder Verwechslungen mit dem
                                                        anderen Kingshouse Hotel am WHW gab.





                                                        War der Steinkreis gegenüber vom Hotel früher auch schon da? Beim letzten Mal habe ich
                                                        den Schlenker über Balquhidder gemacht und bin zum Grab von Rob Roy gepilgert. Ist
                                                        wirklich sehr schön da, aber heute will ich direkt auf dem Rob Roy Way weiter. Der
                                                        trennt sich hier wieder von der Cycle Route. Und so habe ich heute erst noch mal meine
                                                        Ruhe und den Weg für mich alleine.
                                                        Es geht nach oben, und nach oben und immer noch ein Stück nach oben. So fühlt es sich zumindest an, laut Karte sind es aber nur etwa 100 Höhenmeter. Zum Glück habe ich
                                                        meinen Rucksack schon ziemlich leergefressen. Es gibt immer wieder nette Bächlein und
                                                        zwischendurch auch mal Aussicht.





                                                        Kurz vor Strathyre kommen mir dann ein paar Spaziergänger entgegen. Erst mal ist es
                                                        Zeit für eine Mittagspause, im Schatten. Durch den kleinen Ort bin ich dann ziemlich
                                                        schnell durch und da ist auch schon der Balvag.



                                                        Von hier ab muss ich mir den Weg wieder mit den Radlern teilen. Das ist kein großes
                                                        Problem, aber ich bin halt nicht mehr allein unterwegs. Es geht jetzt immer am Loch
                                                        Lubnaig entlang und ich beneide die Paddler, Kayakfahrer und alles was sich so auf dem
                                                        See herumtreibt. Ein bisschen Sonne ist ja ganz nett, aber zu viel ist eindeutig zu
                                                        viel.



                                                        Irgendwann ist der Loch Lubnaig dann auch zu Ende. Der normale Aufstiegsroute auf den
                                                        Ben Ledi ist immer noch gesperrt. Damit fällt die Option für morgen schon mal raus.
                                                        Tja, und an den Falls of Leny geht mir dann die Puste aus. Ne, die Temperaturen sind
                                                        nichts für mich, deswegen fahr ich ja nach Schottland. Ich mache noch mal eine lange
                                                        Pause, im Schatten. Nur gut, dass die Tage im Sommer so lang sind.



                                                        Und dann nehme ich die letzten Kilometer in Angriff. Vorbei an der Stelle wo die Römer
                                                        ihr Lager hatten. Mit dem Leny im Rücken, als Schutz vor den Barbaren aus dem Norden.
                                                        (Das war der Feldzug von Agricola. Ganz viele Details hier:
                                                        http://www.theromangaskproject.org.u...Bochastle.html)



                                                        Puh, und dann bin ich endlich da, oder zumindest in Callander. Ich kaufe meine Streichhölzer und außerdem noch einen Becher 'Dosenpfirsiche'. Genaugenommen sind es Plastikpfirsiche, weil es ja keine Dose ist sondern ein Plastikbecher, egal. Was man unterwegs so alles ißt!
                                                        Die letzten Kilometer zum Campingplatz ziehen sich. Bin ich froh als ich endlich da
                                                        bin. Spontan beschließe ich: Ich laufe morgen nicht weiter, basta. Bei den Temperaturen
                                                        macht das wirklich keinen Spaß. Anscheinend sehe ich auch ziemlich fertig aus. Der
                                                        Campingplatzbesitzer gibt mir extra einen Platz nahe an den Duschen und fährt mich die
                                                        paar Meter bis dorthin mit dem Auto!
                                                        Und hurra, es gibt Schatten. Und damit das gleiche Programm wie gestern: Erst mal
                                                        duschen und dann faul in den Schatten legen.
                                                        Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                                                        Tacitus (über das Wetter in Britannien)

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                                                          #29
                                                          AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                                          Tag 11 - Pause

                                                          Juhu, ein fauler Tag liegt vor mir. Zum Glück hab ich für mein Zelt den genialsten Platz überhaupt - morgens und abends Schatten. Also kann ich erst mal faul im Zelt liegen bleiben ohne gleich geröstet zu werden. Ich habe den 'Pfirsichbecher' aufgehoben. Der ist aus relativ stabilem Plastik und einen Deckel hat er auch. Also - ab heute kein Kaffee mehr aus dem Topf. Ich benütze bis zum nahen Ende der Tour einfach den Pfirsichbecher. Das Frühstück ist gerettet.
                                                          Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg nach Callander. Ich kaufe ein paar Postkarten und bummle herum bis auch die Post finde, der Briefmarken wegen. Dann kaufe ich noch ein paar Kleinigkeiten im Supermarkt. Ups, wo kommt denn an der Kasse plötzlich der riesige Haufen her? Und wer soll das alles essen? Ich? Ach so, ja dann.
                                                          Ich setze mich auf den Platz und fange schon mal an mit essen. Ist eh schon fast mittag.

                                                          Danach mache ich mich auf den Weg zu den Bracklinn Falls. Ich weiß zwar nicht genau wie ich da hinkomme, aber ich werde sie schon finden, denke ich mir. Irgendwann läuft dann vor mir eine Familie, und ich denke mir, die wissen doch bestimmt was sie tun und laufe unauffällig hinterher. Tja, bis sich die Mutter umdreht und mich fragt, ob ich den Weg zu den Bracklinn Falls kenne. Aber wir haben sie gefunden. Leider waren so ziemlich alle anderen auch schon da. Gut, wenn da schon mal Leute sind, dann kommen die auch mit aufs Bild - so sieht man die Dimensionen irgendwie besser.
                                                          Beeindruckend ist das alles schon, aber es war mir dann doch zu voll. Nachdem ich die Bilder gemacht habe verschwinde ich wieder.







                                                          Auf dem Rückweg schaue ich noch bei dem Fleck vorbei, wo das piktische Fort stand. Davon ist leider auch nicht wirklich was übrig. Direkt vor dem ehemaligen Fort stehen jetzt Bäume, ich nehme mal stark an, dass die früher nicht da waren. Aber ein Stück weiter gibt es noch die Aussicht wie die Pikten sie ungefähr gehabt haben müssten. Na gut, minus den Campingplatz, den man links im Bild schon sieht.



                                                          Später werfe ich meine Sachen nochmal in die Waschmaschine. Es sind leider nur noch ein paar Tage bis zum Rückflug, und selbigen kann ich dann mit relativ sauberen Klamotten antreten. Und den Rest des Tages sitze ich einfach im Schatten und mache ziemlich wenig, ehrlich gesagt.

                                                          Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                                                          Tacitus (über das Wetter in Britannien)

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                                                            Erfahren
                                                            • 28.08.2012
                                                            • 373
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                                            Tag 12 Callander - Aberfoyle

                                                            Heute geht es wieder weiter. Ganz kurz habe ich überlegt, vielleicht früh aufzustehen und loszulaufen bevor es wieder heiß wird. Sehr kurz.
                                                            Auf dem Weg nach Callander habe ich heute Gesellschaft. Die Frau fährt das support-Fahrzeug für einen Radfahrer und zwei Wanderer, die für irgendein Charity-Event auf dem Weg nach Norden sind. Die Wanderer, erzählt sie mir, sind heute schon um halb sechs aufgebrochen...



                                                            Wie man an der Uhr sieht, bin ich mal wieder ziemlich spät dran. Und dann muss ich erst mal aus Callander wieder rausfinden, was irgendwie gar nicht so einfach ist.





                                                            Aber irgendwann bin dann doch wieder unterwegs. Das erste Ziel für heute ist Loch Venachar. Und als ich dort ankomme ist es auch schon Zeit für die Mittagspause - IM Loch Venachar. Großartig.





                                                            Und bis Aberfoyle ist eh nicht weit, denke ich mir. Und so mache ich mich nach einer langen, faulen Mittagspause wieder auf den Weg. Kann ja nicht viel passieren, auf dem kurzen Stück, denke ich mir. Und dann ist plötzlich der Weg gesperrt.
                                                            "Road Ahead Closed to Public Access Alternative Path Diversion --->"
                                                            Och nö, brauch ich das jetzt? Der Ersatzweg führt erst mal ziemlich weit in die falsche Richtung. Und Schatten gibt
                                                            es hier auch keinen. Aber die Aussicht ist toll.



                                                            Und dann ist der Weg zu Ende. In dem Moment kommt aus dem Wald vor mir ein Grüppchen mit Hund. Der Satz 'siehst du, ich wusste wir finden da wieder raus', oder so ähnlich, und ihre glücklichen Gesichter als sie den Weg sehen, hätten mir sehr zu denken geben sollen. Ich frage vorsichtig nach, und man erklärt mir, es wäre machbar aber 'very muddy'.
                                                            Die Ersatzroute führt ab hier weglos durch den Wald. Zum Glück hat das Grüppchen genug tiefe Löcher im aufgeweichten Boden hinterlassen, an denen ich mich orientieren kann. Aber Spaß macht das wirklich keinen.



                                                            Bei diesem namenlosen Loch komme ich dann wieder aus dem Wald raus. Uff. Jetzt brauche ich erst mal eine Pause. Und danach ist irgendwie der Wurm drin. Als ich weitergehen will, kratzt irgendwas an meinem linken Knöchel. Ich halte nochmal an, ziehe den Schuh aus, finde aber nichts. Leider kratzt es beim weitergehen immer noch und wird eher schlimmer. Also nochmal anhalten, Schuh und Socke ausziehen, alles gründlich inspizieren - nichts zu sehen außer einer ganz leichten Rötung am Knöchel. Beim weitergehen kratzt es immer noch. Ich versuche es zu ignorieren, aber dafür ist es zu unangenehm. Also entschließe ich mich, nochmal anzuhalten und ein Pflaster drüber zu kleben.
                                                            Als ich das Pflaster rausholen will, sehe ich, dass die Sonnencreme ausgelaufen ist. Was für eine Sauerei! Aber mit dem Pflaster ist es dann wenigstens etwas besser. Ich habe keine Ahnung was das war. Vielleicht hat mich am Loch Venachar irgendwas gebissen oder gestochen?
                                                            So, jetzt könnte es also endlich zügig weitergehen. Und dann ist plötzlich der ganze Weg voller winziger Frösche. Oder sind es Kröten? Sie sind leider nicht nur sehr klein, sondern auch sehr zappelig. Deswegen habe ich leider kein besseres Bild zustande gebracht.



                                                            Ich bemühe mich, auf die Tierchen nicht draufzutreten, was gar nicht so einfach ist. Bis ich dann endlich aus dem Wald draußen bin, ist es schon halb fünf.
                                                            Jetzt noch durch die Menteith Hills und dann bin ich schon fast da. Denke ich mir wenigstens.



                                                            Irgendwo muss ich dann falsch abgebogen sein. Und so stehe ich plötzlich vor einer Straße. Was jetzt? Entweder ich gehe zurück und suche den richtigen Weg, oder ich laufe ca. einen Kilometer auf der Straße und gehe den restlichen Weg bis Aberfoyle auf dem Radweg.
                                                            Ich entscheide mich, leider, für die Straße. Ein Kilometer ist ja nicht weit, denke ich mir. Hier ist nur leider ziemlich viel Verkehr. Und auf der rechten Straßenseite gibt es keine Möglichkeit den Autos auszuweichen. Ich kann also den entgegenkommenden Verkehr zwar sehen, aber dann kann ich nur hoffen, dass die Autos es schaffen sowohl mir als auch dem Gegenverkehr auszuweichen.
                                                            So wird das nichts. Ich wechsle also vorsichtig auf die linke Seite. Hier kann ich immer wieder ein paar Schritte neben der Straße machen, dann muss ich auf eine Lücke im Verkehr warten, schnell ein paar Schritte auf der Straße, und dann wieder von vorne. Puh.
                                                            Ich überlege, ob ich nicht doch besser wieder zurück gehe. Da hält plötzlich neben mir ein Auto. Ob ich mitfahren will? Aber sicher doch, gerne doch, da überlege ich nicht lange. Sie fragen mich, wo ich in Aberfoyle hin will. Ich sage, dass ich nur ein paar Sachen einkaufen will. Ah, und dann weiter zum Campingplatz? Man sieht mir offensichtlich an was ich vorhabe.
                                                            Sofort bieten sie mir an, in Aberfoyle zu warten bis ich mit dem Einkaufen fertig bin und mich dann zum Campingplatz zu fahren. Und davon kann ich sie auch nicht abbringen. Ich habe es versucht, ehrlich!
                                                            Tja, und als ich nicht aufpasse, spendieren sie mir nach dem dem Einkaufen auch noch was zu trinken. Ich bin froh, dass ich für meine beiden Engel wenigstens eine Packung Kekse gekauft habe, sonst hätte ich langsam ein richtig schlechtes Gewissen. Die beiden sind schon etwas älter und weit rumgekommen. Und so sitzen wir da und plaudern über Wanderungen und wandern und Schotten und andere Menschen...
                                                            Beinahe hätten sie mich auch noch zum Essen eingeladen. Das kann ich gerade noch abwenden, mit dem Hinweis, ich müsste dann ja alles was ich gekauft habe morgen mitschleppen.
                                                            Und dann werde ich am Campingplatz abgesetzt, was für ein Service! Es ist schon reichlich spät und so beeile ich mich mit dem Zelt aufbauen. Dann ganz schnell duschen und dann was essen.

                                                            Kommen wir zum Grund warum ich in Aberfoyle noch mal einkaufen war. Ich hatte es am Anfang ja schon erwähnt, dass ich diesmal mit Bio-Ethanol unterwegs war anstatt mit Spiritus. Ist anscheinend jetzt die neue Mode auf der Insel? Brennt angeblich wie Spiritus. Angeblich.
                                                            Nun, ich dosiere meinen Spiritus normalerweise so, dass der Kocher ausgeht wenn das Wasser kocht oder die Nudeln fertig sind. Das hat aber mit dem Bio-Ethanol nicht richtig funkioniert. Da ging der Kocher dann schon aus, kurz bevor das Wasser richtig gekocht hat. Bis zum Ende der Tour habe ich das mit der richtigen Dosierung irgendwie nicht hingekriegt. Ja, und jetzt am Ende der Tour ist die Flasche schon verdächtig leer. Beim Spiritus blieb mir nach zwei Wochen immer noch gut was übrig.
                                                            Deswegen hatte ich beschlossen, fürs Abendessen noch mal eine Dosensuppe zu kaufen, die man nur kurz warmmachen muss. Rein sicherheitshalber.
                                                            Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                                                            Tacitus (über das Wetter in Britannien)

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                                                              Erfahren
                                                              • 03.06.2013
                                                              • 253
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                                                              #31
                                                              AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                                              Schöner Bericht! Macht Spaß zu lesen und teilzuhaben!

                                                              Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                                                              Ich frag mich: Wie schafft Ihr das bloß, in Schottland "immer" nasse Füsse zu kriegen, und "immer" in Bogholes zu versinken? Ich habe trotz reichlich Querfeldeinlauferei nicht einmal Handvoll Boghole-Treffer über Gamaschenhöhe hinaus zu verbuchen, und von oben in Stiefel hineingelaufenes Wasser habe ich genauso selten gehabt.
                                                              Aber ich habe auch nie Wanderstöcke benutzt.

                                                              Kaputte Goretex-Membrane sind mir schon eher vertraut, nur gibt gibt es dafür ja Sealskinz.

                                                              Aber jetzt bitte weiterschreiben!
                                                              OT: Mensch, du Glückspilz! Ich hatte diese Woche, in Schottland, trotz Gamaschen und ohne bogholes feuchte Stiefel. Lag nicht am Material, sondern an der Luftfeuchtigkeit, die sich nachts festgesetzt hat. Und dank der an herrschenden Windstille ist auch nichts mehr trocken geworden. Zum Glück haben mich die Midgies abgelenkt.

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                                                                Fuchs
                                                                • 22.04.2009
                                                                • 1239
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                                                Wunderbarer Bericht!!! Danke!
                                                                VG rockhopper

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                                                                  Erfahren
                                                                  • 28.08.2012
                                                                  • 373
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                                                  Tag 13 Aberfoyle - Drymen

                                                                  Der 'Sprit' reicht nicht nur fürs Frühstück, es wäre sogar noch was übrig geblieben. Aber gerade mal genug, um einen Becher Wasser heiß zu machen. Nun gut, muss ich diesmal wenigstens nicht sehen, wie ich den restlichen Spiritus loswerde.
                                                                  Der Campingplatz liegt direkt am bzw. im Loch Ard Forest. Das heißt, ich nehme den Hinterausgang und stehe direkt im Wald. Das ist zwar nicht der offizielle Rob Roy Way, aber auf den stoße ich dann später eh wieder. Und so wird das heute zuerst nochmal ein langer, einsamer, Waldspaziergang.



                                                                  Gegen Mittag erreich ich dann das Corrie Aqueduct. 304 Meter victorianische Ingenieurskunst.





                                                                  Zuerst hatte ich ja gedacht, das ist irgendwelches altes Zeug, dass da einfach noch rumsteht. Weit gefehlt! Auch heute noch trinken die Leute in Glasgow Wasser aus dem Loch Katrine. Transportiert in Aquädukten und Kanälen die mittlerweile über 150 Jahre alt sind!

                                                                  http://www.engineering-timelines.com...em.asp?id=1244



                                                                  Und ich hätte ja fast nicht mehr dran geglaubt, aber es ist zwar immer noch warm und sonnig, aber nicht mehr heiß und schwül. Hurra! Endlich wieder 'Wanderwetter'.
                                                                  Und dann bin ich auch schon am Muir Park Reservoir und damit sozusagen fast da.





                                                                  Kurz vor Drymen treffe ich dann noch einen Rob-Roy-Wanderer, dessen Ausrüstung hauptsächlich aus Optimismus besteht, um es mal so zu sagen. Er fragt mich, wie weit es noch bis zum nächsten größeren Ort ist. Ups. Karte hat er anscheinend keine. Also lasse ich ihn einen Blick auf meine werfen. Nur ist die leider uralt und der Rob Roy Way darauf noch nicht eingezeichnet. Ich hoffe, er ist irgendwo angekommen.
                                                                  Aber die letzen Kilometer nach Drymen sind ziemlich hart, im wahrsten Sinne des Wortes. Meine Füße lassen mich deutlich und unmissverständlich merken, was sie von Asphalt halten - gar nichts. Oder kurz und in anderen Worten: Aua.

                                                                  Nein, das ist kein triumphaler Einzug in Drymen. Ich bin dann einfach nur noch froh, dass ich da bin. Ich setze mich erst mal in die Bushaltestelle und habe keine Lust wieder aufzustehen. Ich mache dann wenigstens noch ein Bild vom Clachan Inn:



                                                                  Hier habe ich damals die erste Nacht auf dem WHW verbracht. An dem Tag war es übrigens auch ungewöhnlich heiß, aber das war wenigstens nur ein Tag. Ich gehe noch in den Spar, eine Zeitung kaufen und Tomaten. Dann warte ich auf den Bus und beobachte die WHW-Wanderer, die in Drymen eintrudeln. Und oh Wunder, es fängt an zu regnen. Es gibt ihn noch, den guten schottischen Regen.

                                                                  Für die letzte Nacht habe ich mir ein Bett in einem Hostel in Stirling reserviert. Ich dachte mir, ganz egal wo ich am Ende ankomme, nach Stirling komme ich immer irgendwie. Ich hätte ja gerne einen großen Bogen um Glasgow gemacht, der Commenwealth Games wegen, das ging aber nicht. Und so stehe ich dann im total überfüllten Zug von Glasgow nach Stirling. Aber weit ist es ja nicht.

                                                                  Zum Abendessen gibt es Reste. Die restlichen Nudeln, die übrig gebliebene Tomatensoße, in die ich dann noch den Rest vom Öl reinkippe und dazu die frischen Tomaten. Göttlich! Ich habe keine Lust mehr an dem Abend noch was zu unternehmen. Also lese ich noch in der Zeitung, packe später schon mal meinen Krempel zusammen, das meiste jedenfalls, und gehe früh ins Bett.
                                                                  Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                                                                  Tacitus (über das Wetter in Britannien)

                                                                  Kommentar


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                                                                    Erfahren
                                                                    • 28.08.2012
                                                                    • 373
                                                                    • Privat


                                                                    #34
                                                                    AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                                                    Ende

                                                                    Am nächsten Tag nehme ich den Bus zum neuen Bannockburn Visitor Centre.



                                                                    Meine Meinung dazu? Sehr modern, sehr 3D, sehr interaktiv. Also wenn ihr Erwachsene Menschen sehen wollt, die komische Brillen auf dem Kopf haben und in der Luft herumfuchteln, hier seid ihr richtig.
                                                                    Der Informationsgehalt ist aber leider etwas mager. Oder vielleicht geht man hier davon aus, dass eh jeder schon alles über Bannockburn weiß?
                                                                    Ich hab mir dann ein Buch gekauft und mich damit in die Cafeteria gesetzt. Das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt, ehrlich gesagt. Übrigens war es vor 700 Jahren auch schon ungewöhnlich heiß und trocken. Vielleicht war die Woche der Beitrag des Wetters zum Bannockburn-Jubiläum?





                                                                    Ich nehme den Bus zurück zum Hostel, hole mein Gepäck ab und mache mich auf den Weg nach Edinburgh. Ein letztes Highlight gibt es noch: Die Fahrt mit der Tram zum Flughafen. Ja, es gibt sie wirklich und sie fährt. Ich hab nur leider vergessen ein Beweisfoto zu machen.

                                                                    Pünktlich um Mitternacht bin ich dann wieder daheim. Mit einem Fotoapparat voller Bilder und einem Kopf voller Eindrücke.
                                                                    Und wie war es? Großartig. Trotz der Hitze. Die brauche ich wirklich nicht nochmal. Jedenfalls nicht eine Woche am Stück. Was ich anders machen würde? Wenn ich gewußt hätte wie das Wetter wird, hätte ich einen Tag in Aberfeldy verbummelt. Und die Umleitung am Loch Venachar war Käse, da wäre ich besser auf dem Radweg geblieben. Aber gut, das kann man vorher nicht wissen.

                                                                    Ja, der Rob Roy Way hat für einen Fernwanderweg sehr viel Asphalt. Er hat aber auch sehr viel Abgeschiedenheit und Ruhe. Ich hab ja in Drymen so ein wenig mitgekriegt, was zur selben Zeit auf dem West Highland Way los war. Und was die Landschaft angeht, muss sich der RRW auch nicht verstecken.

                                                                    Ansonsten? Die neuen Schuhe haben sich bewährt, dass sie am Lochan Uaine nass waren, kann man ihnen nicht vorwerfen. Sind ja keine Gummistiefel. Ansonsten hatte ich dieses Mal nichts neues dabei. Halt, die Kamera habe ich vergessen. Gut, mit der muss ich mich wohl noch auseinandersetzen, dann gibt es zukünftig hoffentlich weniger Bilder-Ausschuss.
                                                                    Die uralte Alu-Matte fällt bald auseinander, die wird wohl vor der nächsten größeren Tour ersetzt. Und den dicken Schlafsack hätte ich vielleicht nicht unbedingt gebraucht, aber da wären wir dann wieder bei den Sachen, die man vorher nicht wissen kann.

                                                                    Und nächstes Jahr? Keine Ahnung. Vielleicht mache ich die Lücke zwischen Drymen und meiner quer-durch-die-Borders-Tour zu? Oder ganz was anderes. Mal sehen was an Schottland-Berichten hier noch auftaucht die nächsten Monate, vielleicht ist ja was inspirierendes dabei?
                                                                    Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                                                                    Tacitus (über das Wetter in Britannien)

                                                                    Kommentar


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                                                                      • 586
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                                                      Toller Bericht, gespickt mit genau der richtigen Menge Ironie!
                                                                      Vielen Dank dafür!
                                                                      Auf meinem Blog Longing for the Horizon:
                                                                      Pamir Highway 2019 / Sarek 2018 / Padjelantaleden 2017 / 4500km Radtour Berlin-Nordkapp 2017 / Kungsleden 2015 / Kungsleden 2014 / Israel-Hike 2014 und viele kleinere Radtouren (Berlin - Kopenhagen / Prag - Berlin etc.)

                                                                      Kommentar


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                                                                        Erfahren
                                                                        • 19.02.2012
                                                                        • 280
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [UK] Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                                                        Danke fürs Mitnehmen. Mir hats gut gefallen und ich musste auch oft lachen.
                                                                        Ich habe Talente, Rechtschreibung gehört nicht dazu.

                                                                        Kommentar


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                                                                          Freak

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                                                                          • 43828
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [UK] Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                                                          Ging mir ebenso

                                                                          Ganz herzlichen Dank!
                                                                          Wann ziehst Du wieder los (und, ganz wichtig: Wann kommt der nächste Reisebericht? )?

                                                                          Kommentar


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                                                                            Anfänger im Forum
                                                                            • 20.11.2012
                                                                            • 22
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [UK] Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                                                            Gut gemacht! Vielen Dank für Bilder UND SCHREIBE!!

                                                                            (Hey was hast Du da für ein cool- farbenes Zeltle??)
                                                                            Do something worth failing

                                                                            Kommentar


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                                                                              Erfahren
                                                                              • 28.08.2012
                                                                              • 373
                                                                              • Privat


                                                                              #39
                                                                              AW: [UK] Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                                                              Freut mich, wenn euch der Bericht gefallen hat. Danke!

                                                                              Einige Nachträge: Der Steinhaufen unterhalb des Beinn Dearg war der Sliabh na Cloiche Moire (Tag 4). Und das 'namenlose' Loch nach der Loch Venachar Umleitung nennt sich Allt a' Chip Dhuibh (Tag 12).

                                                                              Wenn ich alles richtig zusammengerechnet habe, waren es dieses Jahr ca. 180 Kilometer 'Fußweg'. Damit waren es von Drymen bis Drymen ungefähr 630 Kilomter. Ja, dann wären es jetzt also 'nur' noch ungefähr 430 Kilometer Fußweg bis zum Südwestzipfel Schottlands...

                                                                              Das Zelt ist ein Eureka Spitfire. Vom Preis-Leistungsverhältnis her kaum zu schlagen. Was allerdings eher am kleinen Preis als an der tollen Leistung liegt.
                                                                              Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                                                                              Tacitus (über das Wetter in Britannien)

                                                                              Kommentar