• LRRP
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    [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 67.37262368
    Längengrad 17.636489867

    Wir sind zurück.

    Neun anstrengende und wunderbar abenteuerliche Tage im Sarek liegen hinter uns. Wir haben Flüsse gefurtet, Schluchten durchstiegen, Gletscherausläufer überquert, uns durch mückenverseuchtes Dickicht geschlagen und 14 Stunden ununterbrochenen Starkregen überdauert. Gelegentlich sind wir von der Route abgewichen - manchmal absichtlich, manchmal unabsichtlich. Ein paar Dinge kamen anders als gedacht.

    Klar, dass das erst einmal sacken muss. Aber jetzt, knapp einen Monat nach unserer Rückkehr am 11. Juli 2013, startet der Reisebericht mit einem 3D-Flug über unsere Sarek-Route.

    Die Eckdaten zu unserer Tour vom 30.06.-11.07.13 und die gesamte Vorbereitung finden sich auf kopf-freiheit.blogspot.com.
    Dort wird auch dieser Reisebericht erscheinen, allerdings mit Bildern.

    Heute liefern wir euch vorab den 3D-Flug über unsere Sarek-Route.

    Eventuell werdet ihr aufgefordert, das Google Earth Plug-In für euren Browser zu installieren. Das braucht ihr, damit der 3D-Flug funktioniert. Der Track ist vollständig von Änonjalmme über Kisurisstugan, Kisuriskatan, Skarja, über den Skierffe-Sattel bis zur Fjällstation Saltoluokta. Nur der Abstecher auf den Skierffe selbst fehlt, weil das GPS währenddessen im Rucksack auf dem Sattel geblieben ist.

    Der GPS-Track zeigt wunderbar, dass die Groborientierung auf unserer Route einfach war. Der Teufel liegt aber im Detail. Eine verwachsene Pfadspur nach einer Flussdurchquerung im Unterholz wiederzufinden stellte sich als eine echte Herausforderung dar. Auch im sumpfigen Weidengestrüpp nach einer Umgehung der schlimmsten Schlammlöcher wieder die 20 Zentimeter breite Schneise von einer Wildspur zu unterscheiden, war nicht so einfach. Die Umwege und Pfadsuchen sind deutlich sichtbar.

    Von einer "Sarek-Autobahn" kann ich jedenfalls nicht mehr sprechen. Zwei Norweger sind uns in den ersten beiden Juli-Wochen im Nationalpark begegnet, sonst niemand. Ein deutsches Pärchen war anfangs parallel zu uns auf der anderen Talseite unterwegs, am dritten Tag haben wir es abgehängt. Dazu aber später mehr.

    Die Hauptroute ist im ersten Abschnitt vom Padjelantaleden über Kisurisstugan und Kisuriskatan bis Skarja einfach zu finden und größtenteils einfach zu begehen. Aus meiner Sicht bei gutem Wetter von jedem ohne Probleme zu meistern, der Alpenpfade der roten Kategorie häufiger begeht. Danach wird es stetig anspruchsvoller. Das liegt zum einen an den steilen, steinigen Aufstiegen. Zum anderen aber auch daran, dass die Pfade Anfang Juli offenbar noch wenig begangen und daher stark verwachsen waren.

    Grundsätzlich wichtig ist das Vertrauen in die eigene Orientierungsgabe (die natürlich auch vorhanden sein sollte). Besonders auf den felsigen/grasigen Flächen des Hochfjälls. Dort gibt es (wenn überhaupt) Pfadspuren, die man mehr ahnt als sieht. Tritt man einen Meter neben die Spur, sieht man sie nicht mehr. Die meisten Spuren stammen ohnehin von Rentieren und können daher schnell in die Irre führen. Man sollte also unbedingt die Bereitschaft und die Fähigkeit mitbringen, völlig weglos zu gehen. Im Hochfjäll macht das Spaß. In der unwegsamen grünen Hölle der Täler ist es mühsam und zeitaufwendig.

    Soviel erstmal zum Start des Reiseberichts. Freut euch auf weitere Bilder auf kopf-freiheit.blogspot.com und den Text aus meinem zerfledderten Reisetagebuch a.k.a. Notizblock dort und in diesem Forum.
    Zuletzt geändert von LRRP; 16.08.2013, 13:55.
    kopf-freiheit.blogspot.com

  • MatthiasK
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    #2
    AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

    Super, ich freu mich auf eine Vortsetzung! Kannst du was über die Wasserstände in den Flüssen sagen?
    3000 Kilometer zu Fuß durch die österreichischen Alpen

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    • LRRP
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      #3
      AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

      Zitat von MatthiasK Beitrag anzeigen
      Super, ich freu mich auf eine Vortsetzung! Kannst du was über die Wasserstände in den Flüssen sagen?
      Hallo Matthias,

      in den ersten beiden Juli-Wochen weitgehend entspannte Lage auf unserer Route.

      Das bedeutet konkret: Bäche, die von den Bergen in den jeweiligen Hauptstrom im Tal laufen, waren leicht zu furten. Wasserhöhe maximal bis halbe Kniehöhe (bei zwei Furten, Körpergröße 1,81m), ansonsten darunter (Löcher im Bachbett ausgenommen). Die Schneeschmelze spielt jedenfalls keine Rolle mehr. Bei zwei dieser Furten war die Fließgeschwindigkeit eine größere Herausforderung als der Pegelstand. Trockenen Fußes (also über herausragende Steine) ließ sich kaum ein Gewässer überqueren. Zum August hin steigt aber die Wahrscheinlichkeit, dass dies hier und da möglich ist.

      Wer schon mal im Sarek war, weiß, dass die Wasserstände auch kurzfristig stark von Regenfällen beeinflusst werden können. Insofern bin ich mit absoluten Aussagen vorsichtig.

      Für den Hauptstrom im Ruohtesvagge: An unserer Furtstelle reichte das Wasser an der tiefsten Stelle hinauf bis zur Hälfte des Oberschenkels, die Fließgeschwindigkeit war aber nicht besonders hoch.
      Zuletzt geändert von LRRP; 10.08.2013, 10:04.
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      • LRRP
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        #4
        AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

        Sarek Reisebericht: Prolog - Anreise von München nach Gällivare: Auf "dem Pfad"

        Sonntag, 30.06.13: Es ist früh, aber nicht mehr dunkel, als wir aufbrechen. Gerade ist die Sonne aufgegangen und bringt die Farbe zurück in die Welt. In der Nacht hat es leicht geregnet. Die Luft ist kühl und klar. Wassertropfen liegen auf den Blättern der Büsche und immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich jede Häuserlücke nutze, um einen Blick auf die immer heller werdende Lebensspenderin zu erhaschen. Endlich ist es soweit. Nach Monaten der Vorbereitung. Ich bin ruhig wie München an diesem Sonntagmorgen. Keine Hast, keine Eile, keine Aufregung.

        Schon während der letzten Telefonate mit Marc war klar, dass es eigentlich nichts mehr zu sagen gibt. Wir haben alles so oft durchgespielt, alles ist an seinem Platz. Jetzt läuft der Film ab.


        Zu Fuß gehen wir zum Bus, der uns zur S-Bahn bringt. Es ist genug Zeit. Wir könnten sechs S-Bahnen verpassen und wären immer noch rechtzeitig am Flughafen. Ein bisschen unwirklich ist es schon. Fast habe ich das Gefühl, das alles schon getan zu haben und jetzt durchlebe ich es einfach noch einmal. Ich erzähle Daniela, dass wir auf "dem Pfad" sind. Auf einem vorgezeichneten Weg mit dem inneren Kompass, der mehr ein Gefühl ist, als alles andere. Ein Gefühl tiefer, untrüglicher Gewissheit, dass sich alles fügen wird und so sein soll, wie es ist. Wer Stephen Kings "Der Dunkle Turm" gelesen hat, weiß, was ich meine.

        Am S-Bahnhof will ich eine Fahrkarte kaufen, habe aber nur zwei Fünfziger, die der Automat nicht will. Also gehe ich in die Bäckerei um Frühstück zu kaufen und so Geld zu wechseln. Mit einem kleinen Rucksack vor der Brust und dem großen auf dem Rücken repräsentiere ich das klassische Backpacker-Sandwich und errege die Aufmerksamkeit der Bedienung. Freudig interessiert erkundigt er sich nach dem Ziel meiner Reise, wünscht mir alles Gute und sich, dass ich doch nach meiner Rückkehr vorbeikomme, um zu berichten. Ich verspreche es ebenso gut gelaunt. Die Krapfen bezahle ich, das Wasser geht aufs Haus. Sowas meine ich mit dem Pfad.

        In der S-Bahn dösen wir, am Lufthansa-Schalter ist nur wenig los, wir kommen schnell dran. Der schneidige junge Mann mit fesch gegeltem Haar kann unser Gepäck nicht von München über Stockholm bis Gällivare durchchecken. Das Kürzel der Anschluss-Airline "2N" kann er im System nicht finden. Mein Einwand, der Flug werde definitiv von NextJet angeboten, wird geflissentlich ignoriert. Immerhin müssen wir unsere Rucksäcke nicht zum Sondergepäck-Schalter schleppen. Das ist auch so eine willkürliche Ermessenssache der Airline-Beamten. Also müssen wir unser Gepäck in Stockholm erst einmal abholen und dann wieder aufgeben. Kein Problem, wir haben dort fast zwei Stunden Zeit. LASST EUCH NICHTS ERZÄHLEN. Das Gepäck lässt sich durchchecken, bleibt hartnäckig. Vom Wald-und-Wiesen-Flughafen Gällivare zurück nach München ging es auch.

        Nächster Stopp: Airport-Security. "Ah, oa Woandroa!" (preuß.: Ah, ein Wanderer!), stellt der massive Mann am Durchleuchtungsapparat freundlichen Tones und fragenden Blickes fest, als die wettergegerbten, dreifach gewachsten Bergschuhe durchlaufen. Ich begreife das als Respekt-Bekundung aus berufenem Munde und stelle einmal mehr fest, auf "dem Pfad" sein zu müssen.

        Am Stockholmer Flughafen ist vieles ein bisschen anders: Jede der blitzsauberen Toilettenkabinen hat einen Spiegel und ein Waschbecken, der schmächtige Security-Mann einen Ziegenbart und Rasta-Zöpfe. Dort treffen wir Marc und fliegen - natürlich mit NextJet - nach Gällivare. Free Seating. Platznummern gibt es in der Propeller-Maschine nicht.

        Drei Taxis warten auf die Passagiere. Die meisten sind vermutlich Pendler, gehen zu ihren Fahrzeugen oder werden von Angehörigen abgeholt. Offenbar sind die Taxis vorbestellt - und offenbar gibt es keine weiteren. Schnell sind alle Autos weg und wir lassen ein Taxi am Informationsschalter bestellen. Wir warten. Ein leichter Wind geht bei 21 Grad, es riecht nach Birkenwald. 45 Minuten später taucht eines der drei Taxis wieder auf und nimmt uns mit in die Stadt. Die Fahrt kostet pauschal 420 SEK, das sind ca. 50 Euro für sieben Kilometer Fahrt. Willkommen in Schweden.

        Als wir Gällivare erreichen kenne ich mich aus, ohne jemals dort gewesen zu sein. Ein Straßenname reicht und ich weiß, wo die alte Kirche steht, wo die neue, und dort, dort vorne links laufen wir später zum Campingplatz, wo wir hoffen, Gas kaufen zu können. Natürlich ist auch klar, wo sich das Hotel befindet. Als wir um die Ecke biegen, wird "der Pfad" allerdings extrem schmal: Unmittelbar vor dem Hotel wird gebaut. Tiefbau. In der kurzen Sommerzeit wahrscheinlich die einzige Gelegenheit, um frei von Dunkelheit und Frost bis unter die Grasnarbe werkeln zu können. Es ist immer noch Sonntag, die Maschinen ruhen und morgen Früh reisen wir mit dem Bus weiter nach Ritsem. Alles easy.

        Immerhin: Die Bushaltestelle ist wie erwartet direkt vor der Tür, wir können also ausschlafen. Abfahrt der Buslinie 93 nach Ritsem ist um 9 Uhr. Das haben wir allerdings vor der Abreise recherchiert. Wer kein Smartphone dabei hat, steht ratlos vor dem Fahrplankasten, dessen einziger Aushang empfiehlt, die Abfahrtszeiten online abzurufen.

        Die Hotelzimmer sind vollkommen in Ordnung. Geräumig, mit extrem gut schallisolierten Fenstern und lichtdichten Vorhängen versehen, kann man sich auf einen guten Schlaf freuen. Da wir Frischluft-Fanatiker sind, bleiben bei uns die Fenster allerdings auf. Im Badezimmer mit Hand- und Schwall-Brause erwartet uns eine Überraschung: Schwedens bestes Trinkwasser wird Frei Haus aufs Zimmer geliefert. Eine weitere Überraschung: Es gibt keinen Lichtschalter, nur einen Bewegungsmelder. Wer länger sitzt, muss also winken.

        Wir packen die Rucksäcke ein wenig um und machen uns zu Fuß auf zum Campingplatz, wo man auch sonntags Gas kaufen können soll. Einzige Alternative dazu ist wegen der späten Öffnungszeiten der Geschäfte (10 Uhr) die Fjällstation in Ritsem. Darauf wollen wir es aber nicht ankommen lassen. Auf dem Weg haben wir ersten Feindkontakt. Später sollten wir über drei, vier Mücken müde lächeln.

        Ja, man kann ohne Probleme auf dem Campingplatz Gas kaufen. Der Vorrat ist allerdings nicht besonders groß. Es gibt zwei 450g-Schraubkartuschen, eine 230g- und eine 100g-Kartusche mit Primus-Gas. Wir wollen auf Nummer sicher gehen und kaufen die beiden großen für 100 SEK (11,40 EUR) das Stück. Nach der Tour werden wir nur eine fast verbraucht haben. Die Jungfräuliche schenken wir einer Gruppe dankbarer Pfadfinder.

        Wir haben Gas. Die einzige Unbekannte in unserer Gleichung ist gelöst. Gelöst ist auch die Stimmung und wir beschließen, uns vor dem Tour-Start noch einmal kräftig (ungesund) zu ernähren. Das machen wir bei "MCD's". Aus meiner Sicht nur eine Frage der Zeit, bis eine größere Fast-Food-Kette hier Markenpatentrechte geltend macht. Aber die 80 SEK (9,20 EUR) Menüs halten, was sie versprechen. Satt und zufrieden gehen wir auseinander (im wahrsten Sinne) und beschließen, am nächsten Morgen um 8 Uhr zu frühstücken. Die Spannung steigt.

        Erkenntnisse des Tages:

        1. Man kann das Gepäck von Deutschland bis Gällivare durchchecken lassen (offenbar mit Hindernissen, siehe Posts unter diesem).
        2. Busfahrzeiten prüfen und notieren, solange man Internet hat. Vor Ort gibt es keine Fahrpläne.
        3. Gas kaufen kann man fast rund um die Uhr auf dem Campingplatz in Gällivare. Auch morgens, bevor die Geschäfte öffnen.
        4. Wir sind sowas von auf "dem Pfad".
        Zuletzt geändert von LRRP; 10.08.2013, 14:47.
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        • MatthiasK
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          #5
          AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

          Danke Dir!
          3000 Kilometer zu Fuß durch die österreichischen Alpen

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          • Vintervik

            Fuchs
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            #6
            AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

            Zitat von LRRP Beitrag anzeigen
            Das Kürzel der Anschluss-Airline "SI" kann er im System nicht finden. Mein Einwand, der Flug werde definitiv von NextJet angeboten, wird geflissentlich ignoriert.
            Vielleicht, weil das Kürzel von NextJet "2N" ist?

            Edit: Das Durchchecken von Deutschland aus kann wegen der Zollbestimmungen nicht funktioniert haben. Wenn man vom Ausland aus in Arlanda ankommt und dann einen innerschwedischen Verbindungsflug hat, findet die Verzollung in Arlanda statt, weswegen man das Gepäck dann in Arlanda neu einchecken muss. Ausnahme dieser Regelung ist meines Wissens bisher nur bei einem Einreiseflug mit SAS und Weiterflug mit SAS/Högakusten/Nextjet oder Einreise und Weiterflug mit Norwegian, wo dann die event. Verzollung erst am Zielort geschehen kann.
            Zuletzt geändert von Vintervik; 10.08.2013, 00:16.

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            • LRRP
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              #7
              AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

              Zitat von Vintervik Beitrag anzeigen
              Vielleicht, weil das Kürzel von NextJet "2N" ist?

              Edit: Das Durchchecken von Deutschland aus kann wegen der Zollbestimmungen nicht funktioniert haben. Wenn man vom Ausland aus in Arlanda ankommt und dann einen innerschwedischen Verbindungsflug hat, findet die Verzollung in Arlanda statt, weswegen man das Gepäck dann in Arlanda neu einchecken muss. Ausnahme dieser Regelung ist meines Wissens bisher nur bei einem Einreiseflug mit SAS und Weiterflug mit SAS/Högakusten/Nextjet oder Einreise und Weiterflug mit Norwegian, wo dann die event. Verzollung erst am Zielort geschehen kann.
              Hallo Vintervink,

              danke für den Hinweis. Das Kürzel lautete tatsächlich "2N", nicht "SI" -> Erinnerungslücke. Ich habe es oben geändert. Er konnte die Airline "2N" im System nicht finden und kam zu dem Schluss, dass es sich nicht um eine Partnergesellschaft handeln könne. Damit begründete er das erneute Einchecken in Stockholm. Für die Schweden war die Lufthansa als Partner offenbar bekannt. Der "Lufthansa-Flug" war zudem "operated by SAS". Deswegen kommt das Zoll-Argument vermutlich nicht in Betracht und wurde so auch nicht vom LH-Bediensteten angeführt.
              Zuletzt geändert von LRRP; 10.08.2013, 05:40.
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              • dingsbums
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                #8
                AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                Bin auch gespannt, wenn der Reisebericht jetzt losgeht ... Zum Durchchecken von Gepäck in Arlanda - hat bei uns bisher auch nur geklappt, wenn wir mit SAS ankamen und auch weiterflogen. Sei eher froh, dass die in München das nicht geschafft haben. Uns ist es schon passiert, dass in Frankfurt das Gepäck eigentlich durchgecheckt wurde (stand auch so auf den Zetteln) und es in Stockholm dann doch auf dem Band lag. Wären wir nicht skeptisch gewesen und hätten das nicht überprüft, hätten wir in Kiruna dann erst mal ohne Rucksack gestanden. Das Argument mit dem Rückflug zählt nicht, das hat schon immer geklappt.

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                • LRRP
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                  • 05.06.2013
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                  #9
                  AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                  Sarek Reisebericht: Tag 1 - Gällivare bis kurz vor Kisurisstugan: No plan survives contact with the enemy

                  Montag, 01.07.13: Gällivare ist die Stadt der Friseure. Über zehn Haarschneider zählen wir an diesem Morgen auf dem Weg zum Geldautomaten, der nur zwei Blöcke vom Hotel entfernt in der Storgatan liegt. Während der Tour müssen wir die Boot-Transporte sowie Abendessen und Frühstück in der Fjällstation Saltoluokta bezahlen. Dazu kommt die Busfahrt nach Ritsem und von Saltoluokta/Kebnats zurück nach Gällivare. Grund genug, noch ein paar Kronen abzuheben. Unsere kleinen Rucksäcke lassen wir mit frischer Wäsche, Rasierzeug etc. im Hotel zurück.

                  Der Bus fährt schon um 8.35 Uhr an der Haltestelle neben dem Bahnhof vor. Wir sind angenehm überrascht, hatten wir doch nicht mit einem klimatisierten Luxus-Liner gerechnet. Tickets kann man nur im Bus kaufen, nicht im Bussgods-Gebäude. 333 SEK (38,40 EUR) kostet die Fahrt nach Ritsem pro Person. Bezahlt wird bar oder mit Kreditkarte. An diesem Tag allerdings nur bar, denn der Kartenleser ist defekt. Gut, dass wir Geld geholt haben ...

                  Als wir um 9 Uhr abfahren, sind es 19 Grad. Unterwegs fällt das Thermometer stetig bis auf 14. Ab Kebnats regnet es. Auf der Höhe des Suorva-Staudamms öffnet der Himmel seine Schleusen richtig und wir beneiden die Gruppe junger Trekker, die hier aussteigt und sofort durchnässt ist, nicht. Der Sarek liegt in eine dichte Wasserwand gehüllt auf der anderen Seite. Angesichts des miesen Wetters setze ich ganz auf den "Pfad-Effekt" und gehe davon aus, dass an unserem Zielort besseres Wetter sein wird. Und so ist es dann auch: Auf den letzten zehn Kilometern vor Ritsem lässt der Regen langsam nach und hört schließlich ganz auf.

                  12.30 Uhr: Ankunft in Ritsem. Der Bus hält erst am Bootsanleger und fährt dann weiter bergauf zur Fjällstation. Wer dort noch Gas kaufen muss, sollte also sitzen bleiben. Das Boot legt laut Plan um 14.30 Uhr ab. Wir sind etwas nervös, weil in einem Foren-Bericht stand, dass man hätte rennen müssen, um das Boot noch zu erreichen. Die Frage stellt sich dann aber gar nicht; der Bootsanleger ist leer. Bei einem Zeitfenster von zwei Stunden wie in unserem Fall hätte man auch noch gemächlich zu Fuß zur Fjällstation laufen können.

                  Die M/S Storlule kommt bereits um 13 Uhr von Änonjalmme herüber und die versammelte Trekker-Gemeinde macht sich bereit zum Aufbruch. Der Kapitän kennt das Schauspiel vermutlich schon und weist höflich aber bestimmt darauf hin, dass die Abfahrt nicht vor 14.30 Uhr stattfinden wird. Also verlassen alle den Steg und setzen sich wieder auf die Steine am Ufer. Das gibt mir die Zeit, diese Zeilen zu schreiben.

                  Inzwischen trägt der Wind vereinzelte Regentropfen aus dem Sarek herüber. Ein Vorgeschmack auf das, was uns am nächsten Tag erwarten sollte. Schneereste sind auf den Höhenzügen zu sehen, das Akka-Massiv liegt im diffusen Licht zum Teil in den Wolken und ich frage mich, wie sumpfig es wohl werden wird. Wir hatten bis zuletzt keine zuverlässige Prognose zur Schneelage im Sarek, deshalb bin ich erleichtert zu sehen, dass nicht mehr viel da ist. Das unnütze Warten so kurz vor dem eigentlichen Start macht mürbe. Ich wäre lieber schon drüben, allerdings wird es auch nicht dunkel. Wir haben alle Zeit der Welt, also ruhig bleiben.

                  Während der Überfahrt, die pro Person 250 SEK (28,90 EUR) kostet (bar und Kreditkarte), verändert sich das Wetter rasant. Und als wir in Änonjalmme anlegen, scheint tatsächlich die Sonne. Was für ein Start!

                  Wir starten auf dem Padjelantaleden. Zwei bis drei Kilometer nach der Überquerung des Vuojatätno ist unsere gesamte Etappenplanung inklusive Reservetag zum Teufel.

                  Ein Geflecht deutlicher Pfade zweigt unmittelbar vor einem Bach, der den Padjelantaleden quert, nach Süden Richtung Akka-Massiv ab. Das könnte der Abzweig sein, den wir nehmen wollen um wie geplant durch den namenlosen Einschnitt zwischen Akka-Massiv und der vorgelagerten Erhebung in den Sarek zu gelangen. Marc testet den Weg kurz an, verliert aber dessen weiteren Verlauf und kehrt zurück. Wir entscheiden uns, weiter zu gehen und hoffen auf einen weiteren Abzweig. Der kommt nicht - womit rückblickend klar ist, dass dies wohl der Weg in den Sarek gewesen wäre.

                  Als die Erkenntnis nicht mehr wegzureden ist, ist es 18.30 Uhr und wir sind ein gutes Stück weitergelaufen. Zu weit, um jetzt noch umzudrehen. Deshalb beschließen wir zähneknirschend, auf Nummer sicher zu gehen und dem Padjelantaleden bis zur Kisuris-Hütte zu folgen. Dort gibt es eine weitere Einstiegsmöglichkeit in den Nationalpark. Das bedeutet einen Umweg von mehreren Kilometern und entspricht zeitlich unserem Reservetag. Weitergedacht heißt das, dass wir von nun an jeden Tag Strecke machen müssen, um das Ziel Saltoluokta rechtzeitig zu erreichen. Egal, was kommt.

                  Etwa zwei bis drei Kilometer vor der Kisurisstugan macht sich die ungewohnte Anstrengung bemerkbar. Immerhin laufen wir uns gerade erst ein und die Rucksäcke sind randvoll. Es ist 19.30 Uhr, als wir das Zelt am Rande des Padjelantaleden aufbauen. Marc schafft es, das feuchte Holz mit Birkenrinde und Funkenstab in ein Lagerfeuer zu verwandeln. Die unzähligen Mücken stört das nicht und so wird es zur letzten Geschicklichkeitsübung der Etappe, das Essen unter dem Mosquito-Netz hindurch mückenfrei in den Mund zu bekommen. Gegen 22.30 Uhr endet für uns der Tag. Der Sonne ist das gleich, sie scheint die ganze Nacht. Es ist so warm im Zelt, dass wir die Schlafsäcke offen lassen.

                  Erkenntnisse des Tages:

                  1. Den Bus nach Ritsem (333 SEK/38,40 EUR) kann man (in der Regel) bar und mit Kreditkarte bezahlen. Gleiches gilt für den Boot-Transport Ritsem-Änonjalmme (250 SEK/28,90 EUR).

                  2. Die Zeit zwischen Busankunft in Ritsem und der Abfahrt des Boots nach Änonjalmme ist großzügig bemessen (zumindest im Juli 2013).

                  3. Der Padjelantaleden ist nicht zu verfehlen. Der erste Abzweig in den Sarek schon.

                  4. Bleib' in Bewegung. Wer stehen bleibt, ist in sekundenschnelle von 30+ Mosquitos besetzt.

                  5. Trust your instincts.
                  Zuletzt geändert von LRRP; 26.08.2013, 21:30.
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                  • Lotta
                    Dauerbesucher
                    • 17.12.2007
                    • 929


                    #10
                    AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                    Wenn ich den Link zu eurem Blog anklicke, blinkt mein Virenscanner in sämtlichen Rottönen und klingelt wie blöde...

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                    • HUIHUI
                      Fuchs
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                      • Privat


                      #11
                      AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                      LRRP als Benutzername, große Vorbereitung für n Sarek-Trip, Tarnklamotten auf Tour, ich pack schonmal das Popcorn aus.
                      Ich bin ziemlich einfach. Ich trinke guten Wein, das ist konzentrierter Sonnenschein.

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                        • 05.06.2013
                        • 24
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                        #12
                        AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                        Zitat von Lotta Beitrag anzeigen
                        Wenn ich den Link zu eurem Blog anklicke, blinkt mein Virenscanner in sämtlichen Rottönen und klingelt wie blöde...
                        Hallo Lotta, das kann ich nur für einen Fehlalarm halten. Der Blog ist clean.

                        Das bestätigen Online-Scans mit website-klinik.de und unmaskparasites.com und mein eigener BitDefender-Virenscanner.
                        Zuletzt geändert von LRRP; 11.08.2013, 10:02.
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                          • 21.12.2003
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                          #13
                          AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                          Für das Gas hättet ihr nicht bis zum Campingplatz gemusst (Wobei ich dem Betreiber jeden Umsatz von Herzen gönne)
                          Im STF Laponia Center gleich neben dem Bahnhof wäre es wohl auch erhältlich gewesen. Das öffnet täglich um 8:30.

                          Gruss
                          Henning
                          Es gibt kein schlechtes Wetter,
                          nur unpassende Kleidung.

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                          • LRRP
                            Anfänger im Forum
                            • 05.06.2013
                            • 24
                            • Privat


                            #14
                            AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                            Danke für den wertvollen Tipp, Henning. Ich werde deinen Hinweis dem Artikel zur Anreise und zum Kauf von Gaskartuschen hinzufügen.

                            Sarek Reisebericht: Tag 2 - Kisurisstugan bis kurz hinter den Nijakjagasj: Das feuchte Tor zum Sarek

                            Dienstag, 02.07.13: Weil die Mücken einfach zu übel sind, brechen wir um 7.45 Uhr ohne Frühstück von unserem Lagerplatz am Padjelantaleden auf. Bislang haben wir den Regen nur aus der Ferne gesehen und Furtstellen gab es auch keine. Wir hoffen, mit dem Eintritt in den Sarek in exponierteres Gelände zu kommen, um dort in Ruhe zu essen.

                            Bald schon würden wir uns über eine geschützte Ecke freuen.

                            Knapp 45 Minuten später überqueren wir den Sinjuftjutisjakka, in dessen Nähe die Kisurisstugan stehen soll (wir sehen/suchen die Hütte nicht). Der Himmel ist bewölkt, aber die Nacht war trocken und es ist so mild, dass wir nur wegen der bluthungrigen Plagegeister langärmelig unterwegs sind.

                            Wenige Meter nach der Brücke stoßen wir auf drei Schautafeln, die über die drei Nationalparks informieren. Stora Sjöfallet, Sarek und Padjelanta treffen hier aufeinander. Direkt hinter den Schildern führen die Pfade in den Sarek.

                            Durch die vielen Abkürzungen ist hinter den Schildern ein Wirrwarr aus kleinen Pfaden entstanden. Wer sich nicht unmittelbar am Sinjuftjutisjakka, sondern auf den Pfaden etwas rechts von ihm hält, landet schließlich auf einem mit wenigen Birken bestandenen Grasrücken, auf dem es sich hervorragend mit Blick auf den Sinjuftjutisjakka links und den Sjpietjavjakka rechts laufen lässt. Es ist auch möglich, nahe am Ufer des Sinjuftjutisjakka zu laufen. Die Pfade dort sind aber matschiger und mückenbelasteter, da windgeschützter.

                            Dunkle Wolken brauen sich vor uns zusammen und ein Berg nach dem anderen verschwindet in den Regenschleiern, die sich langsam auf uns zuschieben. Wir beschließen, auf freier Fläche zu essen, bevor uns der Regen erreicht. Keine Sekunde zu spät. Noch während Marc seine aufgekochte Fertigmahlzeit isst, geht es los. Eineinhalb Jahre in Neuseeland haben mich gelehrt, Mutter Natur nicht zu unterschätzen, und so wechsle ich angesichts der Waschküche vor uns von der Trekkinghose zur Regenhose. Die beiden anderen lernen an diesem Tag, dass das auch für sie eine gute Idee gewesen wäre. Vorerst setzen sie darauf, dass der Regen schnell vorübergeht und die Stoffhosen schnell trocknen.

                            Der Regen bleibt und der Wind nimmt mit jedem Kilometer zu. Anfangs kommen wir noch leicht voran, dann vereinen sich alle Pfade in einem, der sich bald immer wieder im Weidengestrüpp verliert. Schließlich laufen wir nur noch so, wie es das Gelände am ehesten erlaubt. Das Wasser tropft vom Kapuzenschild, läuft in die Ärmel. Die leichten Trekkinghosen der beiden kleben an den Beinen, doch jetzt zu wechseln hat keinen Sinn. Stehenbleiben will keiner.

                            Immer wieder müssen wir Abstecher zum Ufer hinunter machen, weil es sich auf den blanken Steinen leichter läuft und weil immer häufiger Sumpfflächen auftauchen, die im trockeneren August vermutlich keine sind. Die Bäche führen viel Wasser, sind aber über kleine Umwege oft irgendwie zu überqueren. Eine Pause ist keine Option. Wir setzen alles auf eine Karte und wollen erst anhalten, wenn wir die Kisuriskatan erreichen.

                            Als wir endlich die Kisuriskatan sehen, sind wir erleichtert. Zum einen, weil sie einen notdürftigen Wetterschutz für eine Rast verspricht, zum anderen, weil sie als Wegmarke zeigt, wie weit wir entlang des Sinjuftjutisjakka gekommen sind. Daniela und Marc ziehen dort nun doch die trockenen und warmen Regenhosen an, ich gehe noch einmal hinaus, um Wasser zu holen.

                            Die Tomatensuppe kocht gerade, als wir Besuch bekommen. Ein deutsches Pärchen, das wir schon im Boot und auf dem Padjelantaleden gesehen haben, gesellt sich zu uns. Sie haben den gleichen Weg, aber deutlich mehr Zeit dafür eingeplant. Aufgewärmt und gestärkt gehen wir wieder hinaus in den Regen und schlagen uns weiter durch das Weidengestrüpp.

                            Gegen 15 Uhr erreichen wir den Nijakjagasj, das Pärchen trifft kurz darauf ein. Nach fünfeinhalb Stunden Dauerregen macht der Unwettergott gerade für die 15 Minuten eine Pause, die wir brauchen, um den Fluss zu durchqueren. Erschöpft nutzen wir die Chance, und bauen das Zelt oberhalb der Ufer-Böschung auf. Währenddessen geht es wieder los und soll für weitere neun Stunden nicht enden. Ich habe noch nie einen so lange andauernden Regen erlebt.

                            Konzentriert setzen wir das Zelt mit klammen Fingern im peitschenden, feuchten Wind zusammen. Eine Stange verfängt sich in einem Gestängekanal und wir brauchen mehrere Minuten, bis sie schließlich durchgleitet. Ich krieche zuerst hinein, um die Aufhängung des Innenzelts zu prüfen. Erst jetzt bemerke ich, dass meine Hände vom Handgelenk an unkontrolliert schlackern. Von Zittern kann keine Rede mehr sein.

                            Ohne den Wind ist es gleich gefühlte fünf Grad wärmer und wir beeilen uns, aus den nassen Sachen und in die Schlafsäcke zu kommen. Marc verteilt an jeden ein Stück Schokolade, die so gut schmeckt wie noch nie, dann bin ich weg.

                            Eine gute Stunde später weckt mich Daniela und kocht meine Fertigmahlzeit. Ein Energieriegel zum Frühstück und ein wenig Tomatensuppe war wohl doch zu wenig an diesem anstrengenden Tag. Wir essen alle gemeinsam und schlafen danach trotz prasselndem Regen und tosendem Wind schnell wieder ein und bis zum nächsten Morgen durch.

                            Erkenntnisse des Tages:

                            1. Man sagt, im Sarek regnet es an zwei von drei Tagen. Das stimmt.
                            2. Regenhosen werden am besten früh genug angezogen (wir haben sie später fast durchgängig getragen).
                            3. Wir funktionieren als Team, auch in Entbehrungssituationen.
                            4. Manchmal sind es nicht die Weg- oder Wetterverhältnisse allein, die eine Tour anspruchsvoll machen, sondern auch der Zeitdruck.
                            Zuletzt geändert von LRRP; 26.08.2013, 21:31.
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                            • zealander
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                              • 03.05.2004
                              • 76


                              #15
                              AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                              Sehr schön! Freitag geht unser Flieger - wir planen eine nahezu identische Strecke - wie seid ihr den über den Tjågnårisjåkkåtj gekommen - gibt es eine begehbare Schneebrücke?... als ich das letzte mal da war gestaltete sich das Furten ziemlich problematisch...

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                              • LRRP
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                                • 05.06.2013
                                • 24
                                • Privat


                                #16
                                AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                Hallo zealander,

                                die Tagesetappe wird eigentlich erst am Freitag veröffentlicht, aber da euer Flieger dann schon geht: Hier die entsprechenden Infos aus dem Text:

                                1. Die Schneebrücke gibt es zurzeit nicht.

                                2. Die Furt durch den Tjågnårisjåkkåtj ist tasächlich die anspruchvollste der Tour.

                                3. Von Skarja kommend sind wir von der Stelle, wo der Pfad auf den Fluss trifft, etwa 60 Meter flussaufwärts in Richtung des kleinen Wasserfalls gegangen. Der Fluss beschreibt dort einen kleinen Schlenker. Da sind wir dann durch.

                                4. Das Wasser ist milchig und schnell fließend. Konzentration und vorsichtiges Vortasten ist also angesagt.

                                5. Ich bin dreimal durch, weil ich den Rucksack meiner Freundin nachgeholt habe. Hier gibt es das VIDEO dazu.


                                EDIT: Möglicherweise ist es oberhalb des Wasserfalls einfacher. Sah von unten etwas schmaler aus. Schmaler heißt aber auch tiefer und höhere Fließgeschwindigkeit. Ansonsten wird noch der 2-3 Kilometer lange Umweg über die Flussmündung empfohlen. Das war uns aber zu umständlich/zu zeitaufwändig.
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                                • zealander
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                                  • 03.05.2004
                                  • 76


                                  #17
                                  AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                  vielen Dank für die Infos!

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                                  • LRRP
                                    Anfänger im Forum
                                    • 05.06.2013
                                    • 24
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                    Sarek Reisebericht: Tag 3 - Nijakjagasj bis kurz vor Skarja: Der Sonne entgegen

                                    Mittwoch, 03.07.13: Endlich hat der Regen aufgehört und die Wolkendecke hebt sich, als wir gegen 07:30 Uhr aus dem Zelt kriechen. Der Wind ist gerade kräftig genug, um die Mücken fern zu halten. Rentiere grasen unweit unseres Standorts. Wir legen die immer noch klamme Kleidung zum Trocknen auf die Sträucher, frühstücken und wischen das Zelt ab. Das deutsche Pärchen hat weiter unten am Ufer gezeltet und bricht 40 Minuten eher auf. Zuvor erfahren wir, dass sie eigentlich dem Hauptpfad ins Ruohtesvagge folgen wollten und den Nijakjagasj somit gar nicht hätten durchqueren müssen. Sie müssen also noch einmal durch.

                                    Das Unwetter steckt uns noch in den Knochen aber mit den ersten Sonnenstrahlen macht sich Zuversicht breit, dass dieser Tag ein guter wird. Über flechtenbewachsene Grashügel kommen wir völlig weglos leicht voran bis zur Wasserscheide am Ruohtesjavrsj, die an diesem Tag auch die Wetterscheide ist. Auf dem Weg dorthin können wir kleinere Bäche oft überspringen, ausgenommen den Gebirgsbach aus dem Nijakvagge. Das Furten macht immer mehr Spaß und die Kombination aus Crocs und Neoprensocken erweist sich als ausgesprochen komfortabel. An einem anderen Tag werde ich mehrere Kilometer damit zurücklegen.

                                    Ab der Wasserscheide laufen wir unter blauem Himmel im Sonnenschein und etwa einen Kilometer weiter überholen wir das deutsche Pärchen, das bereits sein Zelt aufbaut. Nach dem Furten an der Wasserscheide haben wir den Hauptpfad verloren und laufen deshalb etwas weiter oberhalb. Wir winken aus der Ferne und steigen gemächlich zu dem nun deutlich sichtbaren Trampelpfad ab. Dabei bemerken wir, dass sich hinter uns wieder ein blau-schwarzer Wolkencocktail bildet - etwa über unserem letzten Zeltplatz - und wir gehen schneller.

                                    Bis zum Boajsajagasj wollen wir es noch schaffen, bevor wir das Zelt aufschlagen, sonst kommen wir mit der verbleibenden Zeit für die nächsten Etappen nicht hin. Ein norwegisches Pärchen begegnet uns - die einzigen Menschen, die uns im Sarek entgegenkommen. Sie laufen direkt auf die Regenwolken zu.

                                    Die dunklen Wolken walzen sich immer weiter aus - auch in unsere Richtung. Schon ist das Akka-Massiv von der wallenden Luftmasse verschluckt. Das Schauspiel spornt uns an, aber der gut ausgetretene Weg zieht sich. Gegen 18 Uhr finden meine Motivationsversuche kein Gehör mehr und ich sehe ein, dass es besser ist, bei nächster Gelegenheit zu campen.

                                    In einer grasigen Mulde unweit des Pfades schlagen wir das Zelt auf und wie immer haben wir schnell Mosquitos als Gäste, die dankbar für den Windschutz sind. Das Innenzelt bleibt hermetisch abgeschlossene, mückenfreie Zone und das Unwetter zieht knapp vorbei. Nur ganz vereinzelt erreichen uns feine Wassertropfen, die der Wind herüberträgt, als wir uns im Fluss waschen. Für das deutsche Pärchen nahe der Wasserscheide und die Norweger dürfte es nicht so glimpflich ausgegangen sein.


                                    Erkenntnisse des Tages:

                                    1. Das Wetter im Sarek kann innerhalb von Minuten umschlagen. Das wussten wir zwar schon vorher, aber das muss man erlebt haben. Selbst für einen Alpenbergsteiger war die Schnelligkeit beeindruckend.

                                    2. Es ist gut, sich ab und an von den Mit-Trekkern bremsen zu lassen. Anderenfalls läuft man bis zum Kreislaufkollaps.

                                    3. Wir können nur für den zweiten Teil des Hauptpfads im Ruohtesvagge sprechen (ab der Wasserscheide Richtung Skarja), aber der ist technisch völlig unschwierig. Ein gut sichtbarer, ziemlich ebener Trampelpfad auf festem Grund. Die Bäche auf dem Stück sind oft weit verzweigt und immer flach gewesen (sprich: unter halber Kniehöhe). Nicht unbedingt kinderwagengeeignet.
                                    Zuletzt geändert von LRRP; 26.08.2013, 21:32.
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                                      • 05.06.2013
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                                      #19
                                      AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                      Sarek Reisebericht: Tag 4 - Kurz vor Skarja bis kurz vor das Snavvavagge: Der lange Marsch

                                      Donnerstag, 04.07.13: Skarja empfängt uns mit Sonnenschein und einer leichten, warmen Brise. Die letzten Kilometer von unserem Zeltplatz bis zu der Hütte mit dem Notfall-Telefon sind weiter auf dem völlig unschwierigen Pfad verlaufen und werden sich als der bequemste Abschnitt der ganzen Sarek-Tour entpuppen. Noch ahnen wir nicht, dass wir an diesem Tag über neun Stunden unterwegs sein werden.

                                      Bis wir in Skarja eintreffen, haben wir nur die flachen, verzweigten Bacharme des Boajsajagasj zu furten und zwei Blockfelder zu überqueren. Die Steine sind groß und trocken und einmal mehr bewähren sich die Schneeteller an den Trekkingstöcken: Durch die breite Auflagefläche verschwinden sie nicht in den Ritzen zwischen den Blöcken und geben zusätzliche Stabilität.

                                      Um ziemlich genau 11:30 Uhr erreichen wir die Schutzhütte und rasten für eine halbe Stunde in ihrem mückenfreien Windschatten. Dafür, dass dies die Drehscheibe des Sareks sein soll, ist nicht viel los. Die Zeltwiese ist verwaist, kein Mensch ist in Sicht. Ich gehe noch ein paar Meter weiter um die Wiese zu inspizieren, vor allem aber, um zu schauen, ob die Brücke über den Smajllajahka nach der Winterpause per Hubschrauber eingeflogen und installiert worden ist.

                                      Ja, die Brücke ist da. Und so setzen wir unseren Weg Richtung Bielatjahkka fort. Die ersten Meter sind noch einfach zu gehen, dann wird es im kniehohen Weidengestrüpp sumpfig und der Pfad immer schwieriger zu verfolgen. Wer geradewegs durch die Schlammlöcher läuft, hat vermutlich bessere Chancen, auf der richtigen Spur zu bleiben. Wir umgehen sie und laufen bald auf Wildspuren, die in die gleiche Richtung führen und auf denen man weniger tief einsinkt. Auf halber Strecke zum Mahtujagasj treffen wir wieder auf den nun wieder deutlicheren Hauptpfad.

                                      Der Mahtujagasj ist kein besonders breiter, aber an diesem Tag sehr schnell fließender und relativ tiefer Fluss. Ein paar Meter unterhalb des Pfades ist es möglich, mit einem Sprung über einen kleinen Wasserfall trocken auf die andere Seite zu kommen. Die Entfernung von etwa eineinhalb Metern zwischen den Ufern an dieser Stelle ist nicht so sehr das Problem. Die Schwierigkeit besteht darin, auf einem schrägen, vom Wasser glitschigen Stein zu landen - und stehen zu bleiben.

                                      Um Daniela den Sprung etwas zu erleichtern, springe ich erst mit meinem Rucksack, dann zurück, und dann noch einmal mit ihrem. Beim letzten Sprung will Marc mir die Hand reichen und rutscht bei meiner Landung fast selbst über die Kante. Gerade noch kann ich ihn am Rettungsgriff seines Rucksacks packen und wieder auf den Stein ziehen.

                                      Unspektakulär setzt sich der Pfad durch das kniehohe Weidengestrüpp mit aufgeweichtem Untergrund fort. Und es dauert nicht lang, bis wir wieder auf Wildspuren unterwegs sind. Diesmal enden sie allerdings mitten im Nirgendwo. Wir halten also an und ich lasse den Rucksack bei den anderen, um in nördlicher Richtung in einer geraden Linie querfeldein zu gehen, bis ich auf den Hauptpfad treffe. Das funktioniert auch, und so setzen wir unseren Weg etwas bequemer fort. Die Extratour hat Kraft und Nerven gekostet. Vor allem aber Zeit. Das Rauschen des Tjagnarisjagasj wird lauter. Von seiner direkten Durchquerung wird im Führer abgeraten.

                                      Die Furt durch den Tjagnarisjagasj erweist sich dann auch als die anspruchvollste der ganzen Tour. In den Führern wird eine Schneebrücke unterhalb des kleinen Wasserfalls erwähnt. Fehlt diese, ist ein Umweg zur Flussmündung empfohlen. In unserem Fall ist die Brücke bereits geschmolzen, den zwei bis drei Kilometer langen Umweg wollen wir aber nicht in Kauf nehmen. Also gehen wir durch.

                                      Ich will gleich in der geraden Verlängerung des Pfades furten, die anderen beiden suchen eine Stelle weiter oben. Etwa 60 Meter oberhalb der Stelle, wo der Pfad auf den Fluss trifft, erscheint es uns machbar. Die Fließgeschwindigkeit ist sehr hoch (siehe Video) und das Wasser milchig, deshalb tasten wir uns vorsichtig mit den Trekkingstöcken voran.

                                      Wahrscheinlich ist es einfacher, oberhalb des Wasserfalls den Fluss zu durchqueren. Nach den Umwegen im Weidengstrüpp wollen wir aber keine weiteren machen. Und schließlich, ja: Das Furten macht uns Spaß!

                                      Auf der anderen Seite angekommen ignorieren wir die Steinmandl und laufen etwas südlich des eigentlichen Pfades weglos auf den Bielatjahkka zu. Das Weidengestrüpp ist hier kaum mehr als eine Bodenflechte und wir kommen gut voran. Wieder bewölkt sich der Himmel innerhalb von Minuten und wir beeilen uns, uns wasserdicht zu verpacken. Diesmal geht keiner ohne Regenhose weiter.

                                      Den Bielajahka durchqueren wir in einem steilen Einschnitt und setzen unseren Weg entlang des Rahpajahka zu unserer Rechten fort. Ziel ist eine schroffe, unbewachsene Felsformation an der steilen Flanke des Bielatjahkka. Sie müssen wir unterqueren, um anschließend über einen Steilanstieg in das Hochtal Snavvavagge zu gelangen.


                                      Der Regen erweist sich diesmal nur als kurzer Gast und als wir 20 Minuten später wieder auf den Pfad Richtung Spökstenen treffen, sind die Wolken durchgezogen und die Sonne ergreift wieder Besitz vom Firmament. Damit wird es in der Regenkleidung ziemlich schnell warm und wenige hundert Meter vor dem Bielavarasj, einem kleinen aber deutlich sichtbaren Hügel auf der Ebene vor dem Bielatjahkka, hänge ich Regenjacke und -hose an den Rucksack.

                                      Der Pfad ist nun deutlich schmaler und wir schließen daraus, dass das Gros der Trekker nach der Durchquerung des Tjagnarisjagasj doch Richtung Basstavagge abbiegt. Zu sehen sind nur die verblassenden Spuren der beiden Norweger. Später treffen wir am gerölligen, weidenüberwucherten Hang Richtung Snavvavagge auf einen etwas deutlicheren Steig. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns also wohl eher auf einer fast vergessenen Abkürzung befunden, nicht auf dem eigentlichen Weg.

                                      Als wir den Bielavarasj schließlich erreichen, sind wir bereits etwas erschöpft von der schon jetzt längsten Tagesetappe bislang. Das umliegende Gelände ist aber feucht, uneben und weidenbestanden – zum Zelten also ungeeignet. Außerdem habe ich mir in den Kopf gesetzt, noch bis ins Snavvavagge aufzusteigen. Meine Mit-Trekker murren verhalten, sehen aber ein, dass sich der Platz für eine Übernachtung nicht eignet. Wir verschnaufen für eine Viertelstunde und trocknen die Regensachen in der prallen Sonne.

                                      Nicht weit hinter dem Bielavarasj geht es wieder ins Weidengestrüpp, das bald schulterhoch ist. In steilem Auf-und-ab kraxeln wir entlang des Hangs durch eine kaum sichtbare Schneise, deren aufgeweichter Grund vom frischen Regen je nach Gefälle rutschig oder komplett überflutet ist. Lose Felsstücke erschweren das Vorankommen am Hang zusätzlich, erfordern volle Konzentration. Sonne und Windstille – an sich hervorragend – machen die Sache zusätzlich zu einem schweißtreibenden Unterfangen.

                                      Die neunte Stunde unserer Etappe bricht an, und immer unsicherer werden unsere Bewegungen im nicht enden wollenden Gestrüpp, das mit zunehmender Höhe bis auf Kniehöhe zurückweicht. Die Felswand ist noch nicht erreicht, ganz zu schweigen vom eigentlichen Steilaufstieg ins Snavvavagge dahinter. Immer wieder stolpern und straucheln wir. Ohne die Stöcke wäre es mit Sicherheit schon zu einem Sturz gekommen.

                                      Und dann passiert es doch: Der Schotter auf einer kleinen aber steilen Bachböschung rutscht mir unter den Füßen weg und ich stürze seitlich in das Bächlein. Nass wird nur ein Hosenbein, aber eine Pause ist jetzt fällig. Bei Daniela und Marc ist die Stimmung auf dem Tiefpunkt. In dieser Verfassung sich noch weitere vier Stunden fortzubewegen scheint unmöglich.

                                      Inzwischen bin auch ich soweit, zu zelten, sobald sich eine Gelegenheit ergibt. Das scheint aber erst im Snavvavagge wieder möglich. Gerade als wir uns auf das scheinbar Unabwendbare eingerichtet haben und fünf Minuten gelaufen sind, öffnet sich die Schneise plötzlich zu einem weiten Gras-Plateau. Unfassbar. Wir sind immer noch auf „dem Pfad“.

                                      Die Mattigkeit weicht im Nu der Euphorie. Kurz vor der Felswand ein fantastischer Zeltplatz mit einem Ausblick bis zurück nach Skarja bei Bilderbuchwetter! Heute gibt es keine Astronauten-Nahrung. Ich brate Wurstscheiben an und koche dazu Kartoffelbrei mit Parmesankäse und Zwiebeln. Es ist Danielas Geburtstagsessen.

                                      Erkenntnisse des Tages:

                                      1. Kleinere Umwege sollte man fest einplanen - und damit rechnen, dass sie Zeit und Energie kosten.

                                      2. Wind hilft gegen Mücken, Höhe nicht so sehr.

                                      3. Einmal mehr ist es vor allem der enge Zeitrahmen, der eine Etappe unnötig lang und damit anstrengend macht. Wer mit vier bis fünf Stunden Gehzeit pro Tag auskommt, macht etwas weniger Strecke, läuft aber insgesamt entspannter und am Ende einer Etappe trittsicherer.

                                      4. Die tatsächliche Vegetation vor Ort wird von der BD 10 Karte aufgrund der recht groben Auflösung und der wechselnden Jahreszeiten naturgemäß nicht adäquat abgebildet. Gerade das Weidengestrüpp im Tal und am Hang zum Snavvavagge erschwert das Vorankommen und das Finden der Spur (zumindest Anfang Juli 2013).

                                      5. Robuste Hosen rentieren sich im immer wiederkehrenden Weidengestrüpp (später auch in der grünen Hölle des Rapasalet).
                                      Zuletzt geändert von LRRP; 27.08.2013, 19:00.
                                      kopf-freiheit.blogspot.com

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                                      • Nicki
                                        Fuchs
                                        • 04.04.2004
                                        • 1307
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                        Mein Virenscanner (Avast) schlägt auch Alarm...

                                        FS
                                        www.mitrucksack.de
                                        Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

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                                        • Homer
                                          Freak

                                          Moderator
                                          Liebt das Forum
                                          • 12.01.2009
                                          • 17221
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                          avira hat kein problem damit
                                          420

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                                          • Fjaellraev
                                            Freak
                                            Liebt das Forum
                                            • 21.12.2003
                                            • 13981
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                            Wenn der komplette Text und ein paar Bilder hier zu finden wären würde sich das Problem gar nicht stellen.
                                            Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                            nur unpassende Kleidung.

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                                            • dingsbums
                                              Fuchs
                                              • 17.08.2008
                                              • 1503
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                              Ich finde es auch schade, dass mittlerweile noch nicht mal mehr der ganze Text hier im Forum erscheint. Obwohl die falsche Erklärung zum Spökstenen nur auf der Homepage steht - hier noch mal der Link zu Fjaellraevs guter Erläuterung letztens.

                                              Werden eure Erkenntnisse dazu führen, die Planung einer Tour nächstes Mal etwas flexibler zu gestalten? Und was habt ihr gegen das Klohäuschen gehabt?

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                                              • Mika Hautamaeki
                                                Alter Hase
                                                • 30.05.2007
                                                • 3996
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                                Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                                Wenn der komplette Text und ein paar Bilder hier zu finden wären würde sich das Problem gar nicht stellen.
                                                Danke, ich dachte schon ich wäre zu altmodisch, daß ich auch in diesem Text Fotos erwartete.
                                                Also es würde den Bericht auf jeden Fall auflockern, wenn auch hier Bilder zu finden wären.
                                                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                A. v. Humboldt.

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                                                • Fjaellraev
                                                  Freak
                                                  Liebt das Forum
                                                  • 21.12.2003
                                                  • 13981
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                                  Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                                                  Also es würde den Bericht auf jeden Fall auflockern, wenn auch hier Bilder zu finden wären.
                                                  Insbesondere da es technisch absolut problemlos wäre (Aus meiner Zeit als Moderator weiss ich dass es manchmal, wegen irgend einer Galeriesoftware, nicht ohne weiteres geht).
                                                  Das fand ich eigentlich nur unschön, aber wenn jetzt nicht einmal mehr der gesamte Text hier zu finden ist bleibt einfach nur noch der fade Beigeschmack dass damit Besucher auf die eigene Seite gelockt werden sollen. - Und genau das ist ja eigentlich nicht der Sinn eines Reiseberichts. - Ich werde mir das Durchklicken wohl verkneifen.

                                                  Gruss
                                                  Henning
                                                  Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                                  nur unpassende Kleidung.

                                                  Kommentar


                                                  • Mika Hautamaeki
                                                    Alter Hase
                                                    • 30.05.2007
                                                    • 3996
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                                    Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                                    Insbesondere da es technisch absolut problemlos wäre (Aus meiner Zeit als Moderator weiss ich dass es manchmal, wegen irgend einer Galeriesoftware, nicht ohne weiteres geht).
                                                    Das fand ich eigentlich nur unschön, aber wenn jetzt nicht einmal mehr der gesamte Text hier zu finden ist bleibt einfach nur noch der fade Beigeschmack dass damit Besucher auf die eigene Seite gelockt werden sollen. - Und genau das ist ja eigentlich nicht der Sinn eines Reiseberichts. - Ich werde mir das Durchklicken wohl verkneifen.

                                                    Gruss
                                                    Henning
                                                    OT: Geht mir da genauso, ich meide externe Links aus diesem Forum heraus (egal wer den Bericht schreibt und ob irgendein Virenscanner aktiv ist).
                                                    So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                    A. v. Humboldt.

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                                                    • Buck Mod.93

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                                                      • 21.01.2008
                                                      • 9011
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                                      Der lange Marsch?
                                                      Les Flics Sont Sympathique

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                                                      • LRRP
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                                                        • 05.06.2013
                                                        • 24
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                                        Zitat von Buck Mod.93 Beitrag anzeigen
                                                        Der lange Marsch?
                                                        Historische Analogien sind selbstverständlich rein zufälliger und politisch unkorrekter Natur.

                                                        @dingsbums: Danke für den Hinweis mit dem Spökstenen. Offensichtlich bin ich einem weitverbreiteten Irrglauben aufgesessen. Faktische Korrektheit ist mir bei dem gesamten "Sarek-Paket" das Wichtigste, ich habe die entsprechenden Stellen abgeändert.

                                                        EDIT: Gegen das Klohäuschen hatten wir nichts. Wir sind nur nicht rein gegangen. Für eine ähnliche Tour werden wir künftig mehr (Reserve-)Zeit einplanen. Das ist definitv eine der wichtigsten Erkenntnisse. In diesem Jahr standen aufgrund anderer Reisen nur keine weiteren Tage zur Verfügung.
                                                        Zuletzt geändert von LRRP; 01.09.2013, 16:42.
                                                        kopf-freiheit.blogspot.com

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                                                          Lebt im Forum
                                                          • 21.01.2008
                                                          • 9011
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                                                          #29
                                                          AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                                          Zitat von LRRP Beitrag anzeigen
                                                          Historische Analogien sind selbstverständlich rein zufälliger und politisch unkorrekter Natur.
                                                          Die Analogien sind natürlich absolut daneben aber das ist so offensichtlich, dass ich darauf nicht hinweisen muss.
                                                          Ich finde es eher ein wenig lächerlich die Etappe so reisserisch als "Der lange Marsch" zu bezeichnen.
                                                          Les Flics Sont Sympathique

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                                                            • 05.06.2013
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                                                            #30
                                                            AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                                            OT: Und ich finde es schade, mit dem Versuch, gebündelt aufbereitete Informationen, Ideen und Erfahrungen zu teilen, so viele unqualifizierte Anfeindungen und so wenig konstruktive Beiträge zu ernten. Warum das so ist, und nur in diesem Forum geschieht, weiß ich nicht. Ich setze darauf, dass die große schweigende Mehrheit soweit entspannt ist. Für die mache ich mir die Mühe.

                                                            Bezüglich der Virenthematik gibt es eine erste Erkenntnis: Offenbar verschluckt sich nur Avast Antivirus beim Besuch der Seite. Zumindest sind das die ersten Rückmeldungen dazu. Nach einer Verständigung hinter den Kulissen folgt hier nun der nächste Teil des Reiseberichts. Wer die Texte zu lang findet, hat zwei Möglichkeiten: 1. Man springt bis zum Ende des Texts, da gibt es wie immer die Erkenntnisse des Tages als Zusammenfassung/hard facts. 2. Man liest sie nicht. Und nun wünsche ich den geneigten Lesern viel Spaß mit Tag 5.



                                                            Sarek Reisebericht: Tag 5 - Über das Snavvavagge in die grüne Hölle: Der Höhenmeter-Marathon

                                                            Freitag, 05.07.13: Halbzeit. Eins ist klar, als uns der Sarek zum alltäglichen Müsli-Frühstück ein freundliches Morgenwetter beschert: Der heutige Tag wird entweder sehr kurz oder sehr lang. Wie wir im Laufe des Tages merken sollten, gibt es auch noch eine dritte Möglichkeit. Den als matschig und mückenverseucht beschriebenen Abschnitt im Rapasalet haben wir bereits bei den Reisevorbereitungen "grüne Hölle" getauft.

                                                            Die kurze Variante: Wir bringen den Rest des unwegsamen Steilhangs hinter uns und zelten am Bergsee im Hochtal Snavvavagge. Die lange Variante: Wir durchqueren das Hochtal, steigen zum Rapasalet ab, laufen bis zum Fluss Alep Vássjájågåsj, steigen an dessen Ufer zu einer Hochebene auf, und wandern dort oberhalb des Rapadalen weiter bis zum Lulep Vássjájågåsj.

                                                            Erst mal starten wir aber mit einem Rekord.

                                                            Kurz bevor das Frühstück beendet ist, bewölkt sich der Himmel wieder und Regen wird immer wahrscheinlicher. Unter dem Eindruck der letzten Tage gelingt es uns, das Zelt in Windeseile abzubauen. Die genaue Zeit ist nicht überliefert, aber wir funktionieren wie ein Uhrwerk. Jeder Handgriff sitzt und innerhalb von fünf Minuten ist das Zelt trocken verpackt im Rucksack. Gerade bevor die ersten Tropfen fallen, bei denen es vorerst aber auch bleibt.

                                                            Da das Snavvavagge mittlerweile in Wolken gehüllt ist, setzen wir lieber gleich auf Regenkleidung. Auch, weil ein möglicher Wolkenbruch das Weidengestrüpp so sehr tränken würde, dass es jede Menge Wasser bereitwillig an vorbeistreichende Trekker abgäbe.

                                                            "Weidengestrüpp" ist dann auch das Stichwort für den weiteren Aufstieg zum Hochtal, der sich tatsächlich als fortgesetztes Auf-und-ab entpuppt. Schnell wird noch einmal klar, dass der Zeltplatz gestern genau zur richtigen Zeit gekommen ist. Hätten wir den nun anstehenden Abschnitt erschöpft wie wir waren noch am Vortag bewältigen wollen - kaum vorstellbar.

                                                            Tatsächlich geht es zunächst bergab. Das ruft bei mir ein inneres Stirnrunzeln hervor, ich sage aber nichts. Der Untergrund ist etwas trockener als gestern. Mit dem Abstieg wird allerdings auch die Vegetation wieder dichter und hüft- bis schulterhoch.

                                                            Wir unterqueren die Felswand, die am Vortag schon aus der Ferne sichtbar war, und steigen über Geröllfelder weiter dem Snavvavagge entgegen. Meine persönliche Einschätzung des gesamten Aufstiegs entspricht einem Alpenpfad der roten Kategorie. Wer konzentriert, trittsicher und idealerweise vorerfahren ist, sollte hier meines Erachtens keine ernsthaften Schwierigkeiten haben. Natürlich ist es anstrengend und man kann immer ausrutschen oder sich den Knöchel verrenken, aber es ist auch kein Balanceakt auf einem ausgesetzten Felsgrat.

                                                            Kurz bevor es einfach wird, erreichen wir den steilsten Teil des Aufstiegs. Hier schraubt man sich fast senkrecht nach oben und zwei, drei mal nehmen wir die Hände zur Hilfe. Es handelt sich aber keinesfalls um eine Kletterstelle über schwindelerregendem Abgrund.

                                                            Danach tauchen die ersten Steinmandl auf, die den Weg durch das gesamte Hochtal weisen. Der Pfad ist im gesamten Snavvavagge deutlich sichtbar und durch die Häufchen aus geschichteten Steinen gut markiert. Zweiteres erweist sich vor allem bei Nebel/niedrigen Wolken/Schnee als sinnvoll, wenn die Sichtweite massiv eingeschränkt ist. Der Himmel bleibt grau, und als wir über die Kante kommen frischt der Wind auf und ein leichter Sprühregen setzt ein.

                                                            Anders als erwartet tut sich vor uns nicht der Bergsee Snavvajavvre auf. Stattdessen geht es zunächst über eine weite Fläche aus Gras und niedrigem Weidenbewuchs. Uns präsentiert sich das Snavvavagge an diesem Tag als unwirtlich, rau, feucht und kalt. Der Laddebakte zu unserer Rechten ist immer wieder von Wolken verhüllt. Innerlich kündige ich die kurze Variante mit Lager am See auf.

                                                            Schließlich stoßen wir auf eine niedrige, felsige Erhebung; auf der anderen Seite liegt der ersehnte Snavvajavvre. Wir rasten und füllen unsere Wasservorräte auf. Aus dem Bächlein in der Nähe des vorigen Zelplatzes hatten wir nur wenig Wasser mitgenommen um für den Aufstieg zwar versorgt, aber nicht unnötig schwer beladen zu sein. Auf dem Steinmandl-Weg auf der nördlichen Seite des Sees setzen wir unseren Weg fort.

                                                            Die Durchquerung des Hochtals ist bei guter Sicht absolut unschwierig. Bei schlechter Sicht helfen die Steinmandl und das Seeufer als Landmarke weiter. Wir benötigen für das komplette Tal gute 30 Minuten. Grasige und leicht felsige, ebene Flächen wechseln sich ab, unterbrochen von leicht zu überquerenden Bachläufen. Eine Furt ist zu unserer Zeit, Anfang Juli, nicht notwendig. Das Wasser aus dem See trinken wir wie an den anderen Tagen ungefiltert. Es erweist sich als bedenkenlos genießbar und schmeckt sogar richtig gut.

                                                            Als wir uns dem südöstlichen Ende des Hochtals nähern, bläst der Wind ungemütlich kalt und nass über den Sattel vom Rapasalet her hinein und wir suchen hinter einem großen Findling in der Nähe einer Zeltwiese Schutz. Was also tun? Jetzt schon zelten im unfreundlichen Snavvavagge? Es ist erst zwölf Uhr mittags, wir sind gerade zweieinhalb Stunden unterwegs. Oder doch weitergehen, absteigen und eine weitere Ochsentour bis zum Lulep Vássjájågåsj in Kauf nehmen?

                                                            Nass sind wir schon, und wenn wir das Zelt aufbauen ist es das auch. Außerdem: Was sollen wir mit dem Rest des Tages im Hochtal anfangen, wo wir doch eigentlich noch weiter kommen müssten, wegen der knappen Zeit? Vielleicht bietet sich ja auf dem Weg ins Rapasalet, dem Vorhof des weitläufigen Rapadalen, noch eine Zeltmöglichkeit und das Wetter wird in der Zeit besser. Also weitergehen.

                                                            Ein Sattel trennt das Hochtal vom Abstieg zum Rapasalet. Hier geht es also noch einmal ein wenig bergauf und der Pfad verschwindet auf dem felsigen Grund. Als uns eine Wolke ausgerechnet dort wie aus dem Nichts umhüllt ist klar, wofür die Steinmandl gut sind: Die Sicht reduziert sich von einer Sekunde auf die andere auf etwa 15 Meter und wir schwärmen auf gleicher Höhe zueinander aus, um die nächsten Steinhaufen zu finden. Die Wolke bleibt und wieder peitscht der Regen, aber unsere "Suchkette" und die Steinmandl funktionieren ausgezeichnet. Wenig später blicken wir hinab auf das Rapasalet - allerdings ist nicht furchtbar viel zu sehen.

                                                            Verglichen mit dem langen Aufstieg gestaltet sich der Abstieg auf dieser Seite leicht. Es geht das erste Stück richtig steil bergab und außer kleinen Felsbrocken und Gras ist nichts im Weg. Wären die Steine trocken und der Starkregen woanders, wäre alles noch viel einfacher und die Aussicht wunderbar. Aber auch so sind wir froh, uns nicht wieder im Weidengestrüpp verfangen zu müssen. Je tiefer wir kommen, desto mehr gewinnt das Gras die Oberhand und schließlich laufen wir auf einem gut sichtbaren, gefluteten Pfad über einen Wiesenhang auf die erste Furt des Tages zu: den Jilajahka.

                                                            Langsam aber stetig lässt der Regen nach und die Sicht wird besser. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass wir uns aus der Wolkendecke herausarbeiten. Oder damit, dass wir wieder einmal furten dürfen. Jedenfalls endet der Regen, während wir von unten nass werden. Der Jilajahka ist trotz des ergiebigen Gusses klar, laut und schnell, aber nicht übermäßig tief. Fast ist es schwieriger, in die feuchte Schlucht hinab und auf der anderen Seite wieder hinauf zu steigen.

                                                            Danach geht es zunächst direkt am Ufer auf gut ausgetretenem Pfad bergab Richtung Baumgrenze. Auf diesem Stück zweigen immer wieder deutliche Pfade nach links (Osten) ab. Diese führen zu Zeltplätzen. Ich bin jeden einzelnen bis zum Ende abgelaufen, aber dazu gleich mehr.

                                                            Der richtige Pfad führt immer weiter bergab, geradewegs in den lichten Birkenwald hinein. Dabei entfernt sich der Jilajahka zu unserer Rechten immer weiter.

                                                            An der Baumgrenze zögern wir, weil sich die schematische Darstellung auf der Fjällkartan BD 10 nicht hundertprozentig mit unserer Interpretation des Geländes deckt. Danach müsste sich der Pfad noch oberhalb der Baumgrenze deutlicher vom Fluss Richtung Süden entfernen. Die Wegbeschreibungen in beiden Führern bleiben in diesem Abschnitt vage und helfen angesichts der vielen Pfade nicht weiter. Schließlich muss eine Entscheidung her und wir gehen geradewegs bergab in die grüne Hölle.

                                                            Was als deutlicher Pfad im lichten Birkenwald beginnt, wird bald zur Spur im zunehmenden Dickicht. Die Zweifel wachsen, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Der müsste doch stärker begangen sein, so wie im oberen Teil? Nehmen die übrigen Trekker einen der Abzweige weiter oben? Es dauert nicht lang, bis die Mückenhüte aufgesetzt und die Netze herabgelassen werden müssen. Die Hände sprühen wir ein.

                                                            Etliche Höhenmeter später stehen wir wenige Meter vom Wasser des Rahpaädno entfernt ratlos im Busch.

                                                            Nach rechts (Westen) verläuft ein ziemlich verwachsener Pfad in Richtung Jilajahka, dessen Rauschen wir nun wieder gut hören. Dort müsste sich auch irgendwo die verschlossene Skarki-Hütte befinden. Links von uns ist nur hüfthohes Gras zu sehen, das in Schilf übergeht. Das wäre aber unsere Richtung, nur stehen wir hier praktisch schon im Fluss.

                                                            Also setze ich den Rucksack ab und folge zunächst der Spur Richtung Jilajahka/vermuteter Skarki-Hütte. Ich habe die Hoffnung, dass von dort aus ein Pfad Richtung Osten führt, den wir übersehen haben. Nachdem ich einen kleinen Bach übersprungen und mehrere von Menschenhand quer gelegte Äste überstiegen habe, verliert sich die Spur im dichten Bewuchs. So verwachsen und wenig begangen kann der Pfad doch nicht sein, denke ich. Immerhin handelt es sich bei der Skarki-Hütte um eine verzeichnete, von anderen Trekkern unschwierig gefundene, Wegmarke. Ich drehe um.

                                                            Inzwischen hat Marc etwas im hohen Gras Richtung Osten - unserer Richtung - entdeckt, was weniger ist, als eine Spur. Hier könnte sich vor zwei Tagen auch eine Elchkuh durchs Gestrüpp zum Wasser geschoben haben. Die Zweifel auf dem richtigen Weg zu sein sind inzwischen so groß, dass wir beschließen wieder zur Baumgrenze aufzusteigen und dort die deutlicheren Pfade nach Osten zu untersuchen.

                                                            Eineinhalb Stunden kostet uns der Ausflug in die grüne Hölle.

                                                            Wieder an der Baumgrenze angelangt, zeigt ein Abgleich aus der Vogelperspektive zwischen der Karte und den Teichen entlang des Hauptstroms, dass wir prinzipiell an der richtigen Stelle auf den Rahpaädno gestoßen sind. Nur die Darstellung, dass sich der Weg oberhalb der Baumgrenze so schnell vom Jilajahka löst, entspricht nicht der Gegebenheit.

                                                            Nochmal auf Verdacht absteigen will keiner und so teilen wir uns auf. Ich laufe die Pfade der Reihe nach ab - bis zurück zur Furtstelle. Alle enden in einem Zeltplatz, meistens mit Feuerstelle. Wer hier also campen möchte, folgt am besten einem dieser Pfade. Die Aussicht ist gerade bei den oberen absolut lohnend und jeder Meter über der Baumgrenze verspricht mehr Wind und weniger Mücken. Dort finde ich auch ein schönes Plätzchen, das ich für uns bereits gedanklich ins Auge fasse.

                                                            Ich habe bemerkt, dass die Ungewissheit über den weiteren Verlauf meine Mitreisenden frustriert. Nach der langen Tagesetappe vom Vortag verstärkt der Abstecher zum Rapasalet auch die körperliche Erschöpfung, was wiederum auf die Psyche durchschlägt. Ich bin vielleicht ehrgeizig, aber nicht bar jeden Empathievermögens. Dankbar wird mein Vorschlag angenommen, das Zelt aufzuschlagen. Am nächsten Tag wollen wir ausgeruht noch einmal absteigen und uns zur Not durchschlagen, bis wir auf den Pfad treffen.

                                                            Rückblickend die beste Entscheidung des Tages. Wieder ein Zeltplatz ohne Regen und mit immer besser werdender Aussicht. Der Wegabschnitt durch das Rapasalet sollte seinem Spitznamen "grüne Hölle" am nächsten Tag noch gerecht werden. Wären wir der "Elchkuh" heute gen Osten gefolgt, wäre es mit Sicherheit der längste aller Tage geworden.

                                                            Erkenntnisse des Tages:

                                                            1. Der Aufstieg ins Snavvavagge aus Richtung Skarja ist zäh, aber zu bewältigen. Im arktischen Frühjahr oder Spätherbst vermutlich leichter, wenn die Vegetation weniger ausgeprägt ist.

                                                            2. Der kahle Abstieg Richtung Rapasalet ist vergleichsweise unschwierig. Aus der Gegenrichtung hat man es hier mit einem deutlich steileren Anstieg zu tun -> Trekkingstöcke empfehlenswert für beide Richtungen.

                                                            3. Die Durchquerung des Hochtals Snavvavagge ist der einfache Part zwischen Auf- und Abstieg (wer hätte es gedacht), die Orientierung ist einfach.

                                                            4. Wasser zu filtern hat sich für uns als überflüssig erwiesen, seit wir den Padjelantaleden verlassen haben. Dort hatten wir Wasser unterhalb einer Sumpfwiese entnommen.

                                                            5. Trust your instincts. Really.
                                                            Zuletzt geändert von LRRP; 27.08.2013, 18:23.
                                                            kopf-freiheit.blogspot.com

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                                                            • dingsbums
                                                              Fuchs
                                                              • 17.08.2008
                                                              • 1503
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                                              Zitat von LRRP Beitrag anzeigen
                                                              Wer die Texte zu lang findet, hat zwei Möglichkeiten: 1. Man springt bis zum Ende des Texts, da gibt es wie immer die Erkenntnisse des Tages als Zusammenfassung/hard facts. 2. Man liest sie nicht. Und nun wünsche ich den geneigten Lesern viel Spaß mit Tag 5.
                                                              Ich finde den Bericht wirklich interessant zu lesen, wobei ich keinem empfehlen würde, nur die Erkenntnisse des Tages zu lesen. Manche gefallen mir richtig gut, andere sind doch eher subjektiv und machen ohne den Text wenig Sinn. Gerade bei den Erkenntnissen juckt es mich regelmäßig, sie zu kommentieren. So zum Beispiel:

                                                              Zitat von LRRP Beitrag anzeigen
                                                              Erkenntnisse des Tages:
                                                              4. Wasser zu filtern hat sich für uns als überflüssig erwiesen, seit wir den Padjelantaleden verlassen haben.
                                                              Hätte sich auch schon auf dem Padjelantaleden als überflüssig erwiesen ...

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                                                                Anfänger im Forum
                                                                • 05.06.2013
                                                                • 24
                                                                • Privat


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                                                                AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                                                Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen



                                                                Hätte sich auch schon auf dem Padjelantaleden als überflüssig erwiesen ...

                                                                Hallo dingsbums, danke für dein Feedback.

                                                                Hier muss ich wirklich eine Erläuterung nachschieben, dann macht die Aussage zum Wasserfiltern mehr Sinn:

                                                                Wir waren ja nur wegen des verpassten Abzweigs länger auf dem Padjelantaleden unterwegs. Das führte dazu, dass wir spontan an einem Bächlein, das aus einer Sumpfwiese herauslief, gezeltet haben. Da wollten wir doch lieber auf Nummer sicher gehen, gerade am Anfang der Tour. Die Aussage ist also nicht generell auf den Padjelantaleden gemünzt, sondern bezieht sich auf die konkreten Verhältnisse an unserer Zeltstelle.

                                                                EDIT: Bitte lass' es weiter jucken und kommentiere gern. So kann ich noch ein paar Unschärfen beseitigen.

                                                                EDIT 2: Ich habe es oben geändert, und auch im Blog. Danke.
                                                                Zuletzt geändert von LRRP; 27.08.2013, 18:46.
                                                                kopf-freiheit.blogspot.com

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                                                                  Freak
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                                                                  • 13981
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                                                  Na bitte geht ja doch.

                                                                  Ich habe eine Weile überlegt ob und wie ich auf den gestrigen Beitrag reagieren soll, und ja ich mache es nochmal öffentlich (Da du ja auch öffentlich reagiert hast).
                                                                  Ich habe geschrieben dass ich es schön fände wenn auch ein paar Bilder hier zu finden wären, durchaus auch als Appetitanreger um sich in deinem Blog dann in die volle Ladung zu vertiefen und dann auch die übrigen Infos dort zu lesen.
                                                                  Das wird ja häufiger (Bei Bildern auch von mir) so gemacht, oft auch nur mit einer Art Zusammenfassung des Texts auf der Homepage, das finde ich auch absolut in Ordnung (Damit kann man auch den Pflegeaufwand in Grenzen halten).
                                                                  Das einzige was für mich (und andere) ein NoGo war, war die Tatsache dass du nur den halben Tag im Text hier veröffentlicht hast - Damit hast du den interessierten Leser, der den Zusammenhang nicht verlieren will, aber nicht unbedingt Wert auf Bilder legt, quasi gezwungen deinen Blog zu besuchen und das hat (ob gewollt oder nicht) halt einen faden Beigeschmack.
                                                                  Wie auch immer du zu dem ursprünglichen Entscheid kamst, es ist geändert (Was auch zeigt dass die Kritik so unqualifiziert nicht war) und die Sache damit zum Guten erledigt.

                                                                  Den kompletten Text werde ich mir bei nächster Gelegenheit mit genügend Zeit durchlesen, wäre schade ihn nur zu überfliegen.

                                                                  Gruss
                                                                  Henning
                                                                  Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                                                  nur unpassende Kleidung.

                                                                  Kommentar


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                                                                    Anfänger im Forum
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                                                                    • 24
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                                                                    AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                                                    Sarek Reisebericht: Tag 6 - Durch das Rapasalet bis kurz vor den Lulep Vássjájågåsj: Auf das Dach der Welt

                                                                    Samstag, 06.07.13: Das Hochfjäll ist fantastisch: Auf sanften Graswellen und flechtenüberzogenen Plateaus genießen wir bei bestem Wetter großartige Aussichten und kommen gut voran. Nach der recht entbehrungsreichen ersten Hälfte der Sarek-Tour belohnt uns der Nationalpark nun mit der schönen Seite des Trekkings. In der ersten Tageshälfte haben wir allerdings noch einige Kilometer durch die grüne Hölle des Rapasalet zurückzulegen und auf noch unbekanntem Weg zum Hochplateau aufzusteigen. Eine Etappe, die die vielseitigste und zweitlängste des Trips werden sollte.

                                                                    Schon der Morgen oberhalb der Baumgrenze verspricht einen überdurchschnittlich schönen Tag: Mit den ersten Sonnenstrahlen im Rapasalet hebt sich die Wolkendecke, hängt wie Zuckerwatte an den Berggipfeln, und löst sich schließlich ab. Abgesehen von einem leichten, kühlen Windhauch ist kein Laut zu hören. Licht und Schatten zaubern ein geräuschloses Duett auf die Landschaft.

                                                                    Eine Nacht kennt der Sarek zu dieser Zeit nicht. Zu weit nördlich liegt er, als dass sich die Sonne so kurz nach Mitsommer hinter den Horizont zurückziehen würde. Um so toller ist das Gefühl, einen Sonnenaufgang mitzuerleben, der eigentlich keiner ist. Selbst die Mücken scheinen noch nicht ganz wach zu sein. Für uns ist es der erste Morgen im Nationalpark, der uns mit Sonnenschein begrüßt.

                                                                    Noch bevor uns die Sonne erreicht, haben wir gefrühstückt und gepackt. Das heitere Wetter steckt an. Wir sind ausgeruht und zuversichtlich, heute die unliebsame Etappe durch das Rapasalet auf jeden Fall hinter uns zu bringen, um dann entlang des Flusses Alep Vássjájågåsj ins Hochfjäll aufzusteigen. Einen kurzen Abstecher in die Schlucht des Jilajahka machen wir noch um die Wasservorräte aufzufüllen, dann geht es los.

                                                                    Nachdem wir gestern herausgefunden hatten, dass die Pfade nach Osten oberhalb der Baumgrenze in Zeltplätzen münden, lässt die Logik des Ausschlussverfahrens nur einen erneuten Abstieg auf dem bereits bekannten Pfad zu. Wir setzen also alles auf die "Elchkuh-Spur" am Ufer des Rahpaädno und wollen die vage Schneise im hohen Gras nahe des Hauptstroms ausprobieren.

                                                                    Und tatsächlich: Nach wenigen Schritten durch das Dickicht ist klar, dass wir uns auf einer äußerst stark verwachsenen Spur befinden. Ein paar Schritte weiter wird die Fährte deutlicher und wechselt im weiteren Verlauf abschnittsweise zwischen einem gut sichtbaren Pfad und einer erahnbaren Schneise. Angesichts des Bewuchses gehen wir davon aus, dass a) zu diesem Zeitpunkt noch nicht viele Sarek-Trekker auf diesem Wegteil unterwegs waren und b) dieser Abzweig bei niedrigerer Vegetation/stärkerer Frequentierung zum August hin wahrscheinlich völlig unproblematisch ist.

                                                                    Die Sonne scheint, aber die stichdichte Regenkleidung will hier keiner ablegen. So aggressiv und vielzählig wie im Rapasalet waren die Mücken zuletzt auf dem Padjelantaleden. Jeder von uns zieht einen Schwarm von etwa 30 Plagegeistern mit sich. Glücklicherweise ist es nur warm, aber nicht heiß. Längst tragen wir wieder die unschönen, gleichwohl praktischen Mückenhüte mit Netz. Die Halbwertszeit von Autan und Anti-Brumm auf unseren Händen können wir unübertrieben mit etwa sieben Minuten angeben. Spätestens nach einer Viertelstunde stören die deutschen Anti-Mückenmittel keinen schwedischen Mosquito mehr.

                                                                    Der Untergrund ist durch den Regen des Vortags und möglicherweise auch durch die unmittelbare Nachbarschaft des Rahpaädno aufgeweicht und an vielen Stellen überschwemmt. Über Wurzeln, feste Grasinseln und an den höher gelegenen Seiten des Pfads kommen wir dennoch einigermaßen trocken durch. Höher als knöcheltief steht das Wasser zu keiner Zeit.

                                                                    Unterwegs kommen wir an drei kleinen Zeltplätzen vorbei, jeweils groß genug für ein Zwei-Personen-Zelt. Uns bleibt es ein Rätsel, wer freiwillig in diesem Gebiet übernachten wollte. Immerhin hätten wir wahrscheinlich auf eine dieser Übernachtungsgelegenheiten zurückgreifen müssen, hätten wir unsere Tour am Vortag fortgesetzt. Gut also, dass es sie gibt.

                                                                    In Ermangelung von Alternativen und im Abgleich mit der Fjällkartan sind wir schnell überzeugt, nun auf dem richtigen Weg zu sein. Wir sehen diesen Abschnitt sportlich als einen, den man eben hinter sich bringen muss, bevor es im wahrsten Sinne wieder bergauf geht. Dass sich die wenigen Kilometer im dichten Grün ziehen würden, war uns schon bei der Routenplanung klar, und wir werden nicht enttäuscht.

                                                                    Richtig verfilzt - und damit das unwegsamste Stück der gesamten Sarek-Tour - ist die inländische Umgehung der vier kleinen Seen. Auf der Fjällkartan teilt sich die schwarz gepunktete Route und umfasst die vier Gewässer entlang des Rahpaädno in einer nördlichen und einer südlichen Umgehung, bevor sich die beiden Pfade danach wieder vereinen. Wir entscheiden uns für die nördliche, weil wir sie für die trockenere halten.

                                                                    Trocken ist sie dann auch. Aber der Boden des schmalen Pfads ist kaum zu sehen und sehr felsig-uneben. Sträucher, junge Bäume und das altbekannte Weidengestrüpp zerren an der Kleidung und den Regenüberzügen der Rucksäcke. Einmal mehr bewähren sich die unverwüstlichen Woodland-Regenhosen, mit denen man ziemlich unbesorgt durch jedes Unterholz brechen kann. Immer wieder müssen wir Zweige zur Seite biegen und darauf achten, die Abstände zueinander groß genug zu halten, damit sie dem Nachfolgenden nicht ins Gesicht schnellen. Hier geht es nur sehr langsam voran, was den Mosquitos genügend Zeit gibt, jeden Zentimeter unbedeckter Haut ins Visier zu nehmen. Das beschränkt sich freilich auf die Hände.

                                                                    Nach den Seen geht es wieder besser voran. Bis zum Alep Vássjájågåsj (im Folgenden "Alep" genannt) sind laut Karte noch vier Flüsse/Bäche zu überqueren. Der erste ist nur ein Bächlein, das wir mit einem Schritt einfach übergehen. Die anderen drei sind bereits an den Berghängen auf ihrem Weg gen Tal abzählbar. Keiner der drei namenlosen Wasserläufe ist zu unserer Reisezeit schwierig zu furten. Sie sind entweder so schmal, dass sie überquert werden können, oder so flach und weit verzweigt, dass auch die Strömung keine Probleme macht.

                                                                    Allerdings erweist sich die Orientierung beim Durchqueren des zweiten Bachs erneut als Herausforderung. Das Bachbett ist über eine Breite von etwa 20 Metern weit verzweigt, immer wieder durchbrochen von gestrüppbewachsenen Inselchen und Geröllhaufen. Schließlich laufen Teile des Bachs in den verfilzten Wald am anderen Ufer, dessen Verlauf deshalb kaum auszumachen ist. Wir waten gute zehn Minuten im Bachlauf auf und ab, bis wir im Unterholz auf der anderen Seite die Fortsetzung der Spur erahnen.

                                                                    Ein letztes Hindernis auf dem Weg zum Alep stellt eine größere Sumpffläche dar. Sie ist etwa 100 Meter breit, mit bräunlichem Sumpfgras bestanden, und ragt soweit in den Wald hinein, dass eine Umgehung umständlicher erscheint, als die Durchquerung. Unterbrochen wird sie von einer kleinen birkenbestandenen Erhebung in der Mitte. Die peilen wir als Zwischenziel an. Wo es auf der anderen Seite weitergeht, ist noch völlig unklar.

                                                                    Unklar ist auch, wie tief der Morast ist. Aus reiner Bequemlichkeit trage ich seit den letzten zwei, drei Kilometern mit den vielen Bachläufen die Crocs-Neoprensocken-Kombination und bin damit am besten als "Sumpf-Scout" gerüstet. Auf dem Weg zur "Birkeninsel" sinken wir maximal bis kurz über den Knöchel ein. Ich nehme an, dass zu einer Zeit mit weniger Regen auch diese Stelle fast trocken durchlaufen werden kann.

                                                                    Auf der Erhebung angekommen, finden wir ein X gezimmert aus verblichenen Holzplanken. Aus einer Eingebung heraus (wir sind auf "dem Pfad") benutze ich es als Peilungshilfe, blicke geradewegs hindurch auf den 50 Meter gegenüberliegenden Waldrand und präge mir die Stelle ein. Wenn sich dort kein Pfad befindet, steht uns wieder das langwierige Absuchen des Unterholzes bevor. Nur diesmal auf einer deutlich breiteren Fläche.

                                                                    Wenn es so etwas wie den "Pfad-Gott" gibt, dann ist er uns gnädig. Genau an der angepeilten Stelle taucht das Weglein wieder auf, das wir erst aus fünf Metern Entfernung erkennen. Kurz darauf furten wir erst den einen Arm des Aleps, drei Minuten später den zweiten. Hier verlassen wir die "Hauptroute" durch den Sarek und steigen entlang des Flussufers zum Hochfjäll auf. Es ist 13:30 Uhr.

                                                                    Anfangs laufen wir unmittelbar am Wasser im Bachbett, dann stoßen wir auf eine Fährte, die uns bis zu einem kleinen Wasserfall am östlichen Ufer des Aleps entlang nach oben führt. Der breite Fluss hat sich bis hierher in einer Schlucht verengt. Eineinhalb Stunden sind vergangen, ein winziges Steinmandl zeugt davon, dass auch andere Menschen diesen Weg genommen haben. Wir folgen ihm vom Fluss weg den steilen Hang empor. Auch hier würde ich nicht wetten, dass mehr als 20 Trekker im Jahr diesen Weg, der eigentlich keiner ist, nehmen.

                                                                    20 steile Minuten nach dem Wasserfall haben wir die Baumgrenze erreicht. Damit haben wir für den Aufstieg am Alep knapp zwei Stunden gebraucht. Zeit für eine Rast.

                                                                    Weiter geht es weglos entlang der Flanke, den Beginn des Rapadalen zu Füßen. Rückblickend wäre es wahrscheinlich bequemer gewesen, noch ein paar Meter höher aufzusteigen und dafür einigermaßen eben zu laufen. So treffen wir auf einige Blockfelder, die wir teilweise umgehen, teilweise überqueren. Der Ausblick ist wunderbar. Nur sind wir schon wieder einige Zeit unterwegs und das Wasser geht zur Neige. Seit unserem Aufbruch haben wir nichts nachgefüllt, darauf haben wir im Tal bewusst verzichtet. Jetzt schwappen die letzten Schlucke in den Faltflaschen.

                                                                    Nach den Blockfeldern wird es ebener und bald laufen wir auf Bodenflechten und Gras. Wieder machen wir eine Pause und trinken die letzten Tropfen. Auf der Karte ist der nächste Wasserlauf noch ein gutes Stück entfernt, aber dort sind nur Bäche ab einer bestimmten Größe aufwärts verzeichnet. Tatsächlich treffen wir kurz nachdem wir weitergehen in einer felsigen Rinne auf einen klaren Rinnsal, der alle unsere Flaschen wieder füllt.

                                                                    Von oben sehen wir deutlich die Renvaktarstuga (eine kleine, auf der Karte verzeichnete Hütte weiter unten am Hang) und den grasigen Rücken, über den nach einigen Forenberichten gewöhnlich der Auf- bzw. Abstieg verläuft. Tatsächlich sehen wir dort wenig später aus der Ferne Trekkinggruppen laufen und ein Zeltlager.

                                                                    Den zweiten Bach weit oberhalb der Renvaktarstuga überqueren wir auf einer rutschigen Schneebrücke. Nach Sumpf, Wasser und Fels wieder etwas Neues. Es ist bereits 17:20 Uhr und wir beschließen, auf der anderen Seite noch ein paar Meter zu gehen, und dann zu zelten. Auf der Suche nach dem optimalsten Platz legen wir die Rucksäcke ab und laufen immer weiter hinauf über weitläufige Grasterassen ins Hochfjäll. Die Dimensionen dieser weiten, kargen Landschaft sind einfach atemberaubend. Ich möchte am liebsten immer weiter laufen, es ist wie ein Sog.

                                                                    Schließlich finden wir einen Platz weit oberhalb des Rapadalen, außer Sichtweite und fernab aller Pfade. Ich hatte schon ein paar Male das Glück, das Gefühl haben zu dürfen, auf dem Dach der Welt zu stehen. Aber noch nie war es so groß wie hier (das Dach).

                                                                    Und dann macht uns der Sarek noch ein großes Geschenk: Zum ersten Mal zelten wir 100 Prozent mückenfrei und das Innenzelt kann offen bleiben. Was für ein Tag!


                                                                    Erkenntnisse des Tages:

                                                                    1. Ich reihe mich geläutert in die Riege derer ein, die deutsche Anti-Mückenmittel in Schweden für wirkungslos halten. Wir können dies aus eigener Erfahrung für Autan und Anti-Brumm Forte sagen. Nach einer Viertelstunde war die abschreckende Wirkung dahin.

                                                                    2. Harter Schutz schlägt jede Imprägnierung. Mückenhüte und -netze sind hässlich, kann ich aber nur wärmstens empfehlen. Besonders im Hinblick auf Erkenntnis 1.

                                                                    3. Einmal mehr zeigt sich, welchen Einfluss das Wetter auf das Anstrengungsempfinden hat. Obwohl der Tag der zweitlängste der Tour und sicher ebenfalls fordernd war, erscheint er mir bis heute als einer der schönsten. Hätten wir uns bei Regenwetter durch das Rapasalet und den Alep hinauf prügeln müssen, wäre die Stimmungslage sicher deutlich anders ausgefallen.

                                                                    4. Wir sind weiterhin auf "dem Pfad". Selbst der unsichere Abstecher ins Rapasalet vom Vortag hatte seine Richtigkeit, indem er uns vor dem Weitergehen und damit vor einem Notcamping im Tal bewahrt hat. Ausgeruht konnten wir den unliebsamen Abschnitt so an einem Stück hinter uns bringen.
                                                                    Zuletzt geändert von LRRP; 01.09.2013, 16:41.
                                                                    kopf-freiheit.blogspot.com

                                                                    Kommentar


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                                                                      Anfänger im Forum
                                                                      • 05.06.2013
                                                                      • 24
                                                                      • Privat


                                                                      #35
                                                                      AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                                                      Sarek Reisebericht: Tag 7 - Lulep Vássjájågåsj bis kurz vor den Skierffe: Ein Tag im Hochfjäll

                                                                      Sonntag, 07.07.13: Eine Woche sind wir nun unterwegs, schlafen im Zelt, leben aus dem Rucksack. Heute wollen wir es über das Hochfjäll bis kurz vor den Skierffe schaffen. Der markante Berg mit dem etwa 700 Meter tiefen Steilabbruch ins Rapadalen ist das oft fotografierte Wahrzeichen des Sareks und leicht vom dahinter liegenden, viel begangenen Weitwanderweg Kungsleden zu erreichen. Für uns bedeutet die Landmarke, dass die Grenze des Nationalparks, und damit das Ende der Zeit im Sarek, näher rückt. Als hätte er's gewusst, verwöhnt uns der Pfad-Gott an diesem Tag noch einmal mit einer fast vollständig weglosen, abenteuerlichen Etappe.

                                                                      Es ist einer der klassischen Waschküchen-Morgen im Sarek. Nur, dass wir dieses Mal über dem Bodennebel und unter den Hochwolken erwachen. Hier und dort bricht die Sonne durch und garniert das Wolken-Sandwich mit ein paar Glanzpunkten auf den Gipfeln. Ein geräuschloser, unsichtbarer Sog zieht Kilometer entfernt einen Wolkenstrom die Schlucht des Alep Vássjájågåsj hinauf.

                                                                      Ich gehe die wenigen Meter von unserem Zeltplatz auf der Hochebene hinüber zum namenlosen Fluss, den wir am Vortag über eine Schneebrücke gequert haben. Es ist angenehm kühl, aber nicht kalt. Ein ganz leichter Wind geht und als ich in den breiten Graben zum Wasser hinabsteige, verebbt er ganz. Gestern Abend haben wir die mückenfreie Gegend genutzt um uns gründlich zu waschen und ich habe ein Experiment gestartet. Jetzt will ich sehen, was daraus geworden ist.

                                                                      Schnell erkenne ich das kleine Steinmandl am anderen Ufer wieder. Wenige Schritte über die Steine im Wasser auf die Markierung zu, und ich stehe vor der "Gebirgswaschmaschine".

                                                                      In einem Forum hatte ich vor der Tour gelesen, dass man Kleidung unterwegs völlig ohne Outdoorseife und andere Zusätze reinigen könne. Dazu solle man sie einfach über Nacht in einen klaren, kalten Gebirgsbach legen. Eine ziemlich bequeme Sache. Die Vorstellung fand ich so interessant, dass mein verschwitztes Synthetik-Kompressionsshirt mit einem Stein beschwert eine Nacht im eiskalten Fluss verbringen durfte.

                                                                      Das Ergebnis begeistert: Das Hemd ist porentief gereinigt, von jedem Schweißgeruch befreit und riecht absolut frisch - eben wie aus der Waschmaschine. Eine Empfehlung, die ich also nur weitergeben kann. Es kommt zum Trocknen an den Rucksack und wir brechen auf.

                                                                      Die Schlucht des Lulep Vássjájågåsj (im Folgenden "Lulep" genannt) ist schon vom Zeltplatz aus sichtbar und über die ebene Grasfläche innerhalb von 20 Minuten leicht zu erreichen. Zerklüfteter und steiler ist der gegenüberliegende Hang, aber dennoch unschwierig zu erklimmen.

                                                                      Der Lulep ist einer der tieferen Flüsse, aber klar und nicht besonders schnell fließend. Daher stellt die Furt für uns Anfang Juli - abgesehen von ein paar kippeligen Steinen unter Wasser - keine besondere Herausforderung dar. Eine angenehme Erfrischung am Morgen, auch wenn die Mosquitos sich in dem windgeschützten Einschnitt ebenfalls sehr wohl fühlen. Ich verzichte deshalb auf die Neoprensocken, was der Lulep zum Anlass nimmt mich daran zu erinnern, dass Gebirgsbäche KALT sind.

                                                                      Nach dem Aufstieg auf der anderen Seite stoßen wir auf ein ausgedehntes, wasserdurchströmtes Weidenfeld. Für Fjällkartan BD 10-Besitzer: Es liegt zwischen dem Lulep und dem felsigen Sattel unmittelbar nordöstlich der Höhe 1112. Wir umgehen es in einem Rechtsbogen (also südlich). Dabei halten wir uns auf einem schmalen Grasstreifen entlang des steilen Einschnitts, durch den der namenlose Fluss vom Rådnik in den Lulep fließt. Der Fluss selbst lässt sich unmittelbar vor dem Sattel trockenen Fußes überqueren. Hier finden wir auch ein paar Steinmandl.

                                                                      Vom Sattel aus geht es weiter weglos über eine grasige Fläche, die stellenweise mit knöchelhohen Weiden bestanden ist. Gelegentlich sind kleinere Bachläufe zu überqueren und sumpfige Senken zu umgehen. Hier verlaufen zahlreiche Wildspuren, denen wir abschnittsweise folgen, wenn sie mit unserer Laufrichtung übereinstimmen. Spätestens heute merke ich, dass die verkümmerte Wildnis-Routine wieder da ist, und ich das Gelände wieder ganz instinktiv zu lesen weiß. Als nächste Wegmarke peilen wir den vor uns liegenden Berg Suorkitjahkka an.

                                                                      In den Führern wird empfohlen, durch den Einschnitt zwischen dem Suorkitjahkka und der Höhe 1078 zu laufen. Wir entscheiden uns in einem Anflug von Kopffreiheit, den Suorkitjahkka nördlich zu umgehen.

                                                                      Bevor wir aber den Berg erreichen, treffen wir auf etwa 1140 Höhenmetern auf den Buovdajagasj. Zu anderen Zeiten soll der Fluss im Tal gelegentlich brusttief sein, und damit ein ernsthaftes Hindernis darstellen. Hier oben präsentiert er sich zunächst als weißes Band.

                                                                      Wir sehen, dass der Fluss bergab unweit unseres Standorts unter der gefrorenen Oberfläche hervortritt. Wie dick sie ist, wissen wir nicht. Ein gutes Stück oberhalb einiger Risse entscheide ich mich für eine Überquerung. Wie zuvor gehen wir nacheinander. Der Nächste startet erst, wenn der Vordermann das Eis überquert hat und hält sich auf dessen Fußspuren. Sicher ist sicher. Auch wenn der Skierffe bald in Sicht kommen müsste, sind wir noch zu weit von der Zivilisation entfernt, als dass wir jetzt leichtsinnig werden sollten.

                                                                      Leise höre ich das Gurgeln des Flusses unter meinen Füßen, aber das Eis ist fest und hält. Wie massiv die Oberfläche tatsächlich (noch) ist, zeigt sich erst auf der anderen Seite: weit über einen Meter dick.

                                                                      Nach einer kurzen Rast im Windschutz des Bachbetts traben wir gut gelaunt weiter Richtung Suorkitjahkka. Das Gelände ist weiter grasig und eben, die Sonne scheint, der Himmel ist blau und es spricht nichts dagegen, den Berg nördlich zu umrunden. Spätestens jetzt weicht die unterschwellige Anspannung der vergangenen Tage der Gewissheit, dass wir rechtzeitig in Saltoluokta eintreffen werden. Nichts kann uns aufhalten.

                                                                      Kurz vor der Senke zwischen dem Ausläufer des Niehter im Norden und dem Suorkitjahkka im Süden werden aus Steinen Felsen, aus Felsen Brocken und aus Brocken Blöcke. Es bleibt aber leicht, auf etwa 1080 Höhenmetern zwischen ihnen hindurch zu gehen.

                                                                      Und dann endlich ist es soweit: Der majestätisch über den Zugang zum Sarek wachende Skierffe kommt in Sicht. Zeit für eine windgeschützte Rast mit Aussicht.

                                                                      Da wir nördlich um den Suorkitjahkka herumgegangen sind, laufen wir zunächst oberhalb des namenlosen Seitenarms, der weiter unten auf den vom Berg Niehter kommenden Fluss trifft. Die Flanke ist mit Felsblöcken übersät, aber noch gut zu begehen. Rechter Hand (im Süden) öffnet sich das Rapadalen in seiner ganzen Pracht mit Blick auf den freistehenden Nammasj.

                                                                      Und dann taucht doch noch eine Barriere auf.

                                                                      Die Schlucht des "Niehter-Flusses" ist um Einiges imposanter als gedacht. Angesichts der glatten Felswände auf der anderen Seite ziehe ich erst einmal die Karte zu Rate. Schnell ist aber klar, dass wir wohl noch etwas stromaufwärts gehen müssen um eine furtbare Stelle zu finden. Schließlich stoßen wir am oberen Rand auf ein Steinmandl, dann auf ein weiteres. Offenbar verläuft hier eine markierte Route, die wir bislang nicht getroffen haben.

                                                                      Weitere Hilfe in Form von unnatürlichen Steinhäufchen gibt es in unserer Richtung nicht - zumindest sehen wir keine weiteren. Das macht aber auch nichts, denn mittlerweile haben wir auf etwa 1070-1090 Höhenmetern eine Stelle entdeckt, die man zumindest von dieser Seite erreichen, und auf der anderen Seite wieder empor steigen kann.

                                                                      Beim Näherkommen wächst die Hoffnung, dass wir den Fluss über einige Steine unterhalb eines kleinen Wasserfalls trockenen Fußes überqueren können. Den anderen beiden gelingt das auch. Ich rutsche gleich vom zweiten Stein ab und wässere erst einen Schuh, und dann, weil das Gleichgewicht eh dahin ist, auch den Zweiten. Glücklicherweise läuft das Wasser wegen der Regenhose in den wenigen Sekunden nicht oben rein. Und so bleibt es bei einer feuchten rechten Socke, als sich das Wasser bei den nächsten Schritten an Land etwas durch das Leder drückt.

                                                                      Der Aufstieg aus der Schlucht hoch zur Flanke des Gierdogiesjtjahkka ist sehr steil und einmal mehr sind wir für die Trekkingstöcke dankbar. Im Wechsel zwischen Geröllfeldern und grasigen Abschnitten steigen wir nach oben und wenden uns dann nach Süden, Richtung Rapadalen, um den Gierdogiesjtjahkka zu umrunden.

                                                                      Wieder lassen wir uns vom "Pfad-Gott" (oder dem eigenen Spur-Instinkt) leiten und laufen auf großen Steinterassen entlang des blockigen Hangs durch das verschachtelte Felsenmeer. Mit jedem Meter rückt das Rapadalen wieder in den Blick und schließlich taucht auch der Skierffe wieder auf. Näher gerückt ist er schon, aber immer noch ein gutes Stück entfernt. Die gewaltigen Dimensionen dieser Landschaft können leicht dazu führen, die tatsächlichen Distanzen zu unterschätzen.

                                                                      Der Hang zieht sich und der Wind hat inzwischen soweit aufgefrischt, dass unsere Regenüberzüge flattern, wenn wir stehenbleiben und uns umdrehen. Gut, dass er von hinten kommt. Richtig würdigen können wir den Ausblick von hier trotzdem nicht, da wir ständig darauf achten müssen, wo wir hintreten. Die Steinterassen enden nach dem ersten Drittel. Von jetzt an wird es etwas mühsamer, zwischen den Blöcken hindurch zu kommen und in etwa die Höhe zu halten.

                                                                      Immerhin haben wir schon die grüne Hochebene vor dem Skierffe im Blick, das Ende unserer heutigen Etappe. Als die Steine immer weiter zusammenrücken taucht plötzlich ein Steinmandl auf. Und schon sehen wir das nächste. Und das nächste.

                                                                      Es dauert nicht lang, und schon wird aus dem Steinmandl-Pfad ein tatsächlicher, der auf dem immer grasigeren Boden zum Hochplateau hinab führt. Wenn man aus Richtung Skierffe kommt, hat man es wegen des deutlicheren Einstiegs wahrscheinlich leichter, den Gierdogiesjtjahkka auf einer markierten Route zu passieren. Uns blieb das Vergnügen weitestgehend erspart.

                                                                      Schnell löst sich der Pfad auf der weiten Ebene wieder auf. Wir laufen noch ein paar hundert Meter, dann treffen wir auf einen kleinen Bach, der in einen Teich mündet. Hier schlagen wir unser Zelt auf. Der Wind ist so stark wie nie zuvor und wird es bis zum nächsten Morgen bleiben. Allerdings beschert uns das auch die zweite komplett mückenfreie Nacht im Sarek, worüber wir nicht traurig sind.

                                                                      Wir holen Wasser, kochen, sitzen noch einen Moment zusammen und schlafen schließlich wohlig erschöpft nach einer tollen Tagesetappe ein. Draußen beschenkt uns der Sarek zur letzten "Nacht" mit einem Blick auf das dramatische Spiel seiner Lieblingselemente - Licht, Wind und Wasser - in seinem Inneren. Ein bisschen wehmütig blicke ich schon jetzt zurück auf die Reise in einem Teil der Welt, der weder Mobilfunk noch Kondensstreifen kennt.

                                                                      Erkenntnisse des Tages:

                                                                      1. Durch das Hochfjäll zu laufen ist eine echte Alternative zum Pfad durch das Rapadalen. Für uns stellte sich diese weglose Option nicht nur als insgesamt leicht begehbar heraus, sondern bescherte uns auch tolle Weitblicke, wie sie im Tal nicht möglich gewesen wären. Bei niedriger Wolkendecke ist die Orientierung allerdings sicher deutlich schwieriger und die Ausblicke entfallen auch.

                                                                      2. Möglicherweise gibt es eine sporadisch markierte Route über die Hochebene. Wir sind nur an Engstellen wie Sättel und Furtstellen auf sie gestoßen, konnten aber manchmal von dort aus einen weiteren Verlauf entgegen unserer Laufrichtung ausmachen.

                                                                      3. Feuchte Schuhe sind besser als nasse. Ein Loblied auf Regenhosen, die Schuhe für entscheidende Sekunden vor dem Volllaufen bewahren.

                                                                      4. Die "Gebirgswaschmaschine" (stinkende Wäsche über Nacht in einen eiskalten Gebirgsbach legen) funktioniert tadellos.

                                                                      5. Kopffreiheit Olé. In der Weite des Hochfjälls fühle ich mich wie ein Fisch im Wasser. Lieber würde ich dort ein paar Tage mehr trekken und dafür die verfilzten Täler meiden. Sollte es mich noch einmal in den Nationalpark verschlagen, wird es definitiv eine Hochtour.
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                                                                        • 24
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                                                        Sarek Reisebericht: Tag 8 - Vom Skierffe über den Kungsleden zum Sitojaure: Auf dem Trekking-Highway

                                                                        Montag, 08.07.13: Mit den vergangenen zwei Tagen im Hochfjäll hat der Sarek den unfreundlich nassen Einstieg der Tour wieder gut gemacht. Jetzt trennt uns nur noch der Skierffe vom Weitwanderweg Kungsleden. Auf dieser Seite haben wir die totale Abgeschiedenheit erlebt, auf der anderen Seite erwartet uns vergleichsweise viel Trekkingbetrieb auf einem ausgetretenen Pfad. Keine verlockende Aussicht. Zum Ende dieser Etappe kommt uns die gute Infrastruktur des "Königswegs" aber doch noch gelegen.

                                                                        Am Morgen fegt der Wind unablässig über die Hochebene. Tatsächlich ist er so stark, dass wir erst das Innenzelt abbauen und dann im deutlich vergrößerten Innenraum packen und frühstücken. Erst als alles in den Rucksäcken verstaut ist, brechen wir den Rest des Zeltes ab. Windig war es die ganze Nacht, gelegentlich mit Sprühregen. Bemerkenswerter aber ist der Temperatursturz, der uns kurz vor dem Start etwas frösteln lässt. Aber kein Problem. Wir werden uns schon warmlaufen.

                                                                        Wie schon einige Male zuvor erreicht uns auch jetzt ein feiner Sprühnebel, der von einem weiter entfernten Regenguss im Sarek herüberweht. Wie ein versöhnlicher Abschiedsgruß wirkt der Regenbogen hinter uns, als wir die Hochebene überqueren und dem Sattel des Skierffe entgegensteigen.

                                                                        Der Weg hinauf zum Sattel ist einfach. In Serpentinen laufen wir auf Grasflächen zwischen kniehohen Weidenflächen hindurch. Es wird felsiger, ein paar Steinmandl sind zu sehen und weisen uns die letzten Meter durch vollends felsiges Terrain zum Rücken des Skierffe.

                                                                        Schnell stellen wir dort fest, dass die Steinhaufen keine große Hilfe mehr sind: Zerklüftet, aber nicht besonders steil, liegt die Rückseite des Bergs vor uns - und übersät mit Steinmandln. Hier scheint jeder Trekker seinen eigenen Aufstieg markiert zu haben. Wir gehen noch ein paar Meter auf dem Sattel weiter und legen die Rucksäcke ab. Für den kleinen Abstecher zum Gipfel wollen wir schnell und leicht unterwegs sein.

                                                                        Es ist grundsätzlich möglich, auf fast jedem x-beliebigen Weg über die Felsen aufzusteigen. Wer auf dem Hauptpfad zum Kliff des Skierffe gehen möchte, sollte zuerst das "Hauptsteinmandl" auf dem Sattel finden. Vom Kungsleden kommend kann man den spitz aufragenden Felssplitter auf einem großen Steinhaufen eigentlich nicht verfehlen. Von ihm geht der Hauptpfad aus. Wir finden ihn und folgen ihm. Rechts von uns versucht sich ein Trekker-Pärchen auf einer anderen Route. Es dreht aber bald um, weil die beiden den kräftigen Böen auf der Westflanke ausgesetzt sind, und es nicht so recht vorangehen mag.

                                                                        Oben ist der Wind extrem und wir nähern uns der Abbruchkante vorsichtig. Etwa 700 Meter geht es hier senkrecht nach unten ins Rapadalen. Das weitläufige Flussdelta präsentiert sich schillernd wie ein ausgelaufener Wasserfarbmalkasten. Es wäre schön, wenn uns etwas Sonne geschenkt worden wäre, aber auch so ist die Aussicht grandios und dramatisch im fahlen Licht unter den dunklen Regenwolken. Wir sind allein hier oben und bleiben es auch.

                                                                        Pünktlich zum Ende der ausgiebigen Foto-Session verabschiedet sich mein Akku und wir steigen zügig zu unseren Rucksäcken ab. Der feuchte Wind hat uns alle etwas ausgekühlt. Wer eher in gedeckten Farben unterwegs ist, und seinen Rucksack abseits des Hauptpfads ablegt (so wie wir), ist gut beraten, sein mobiles Zuhause farbig zu markieren, damit man es beim Abstieg leichter sieht.

                                                                        Wir lassen den Skierffe hinter uns und laufen oberhalb des Laitaure auf einem gut sichtbaren und mit Steinmandln gepflasterten Pfad dem Kungsleden entgegen. Ein unscheinbares Schildchen, verbogen und kaum größer als sechs aneinandergereihte Streichholzschachteln, markiert die Sarek-Grenze. Jetzt sind wir also raus.

                                                                        Kurz bevor wir den Kungsleden erreichen, haben wir noch eine seltsame Begegnung. Etwa einhundert Meter vor uns landet ein Hubschrauber und setzt drei äußerst durchtrainierte Männer in engen, schwarzen Under Armour Shirts und ebenso schwarzen BDU-Hosen ab.

                                                                        Die Borsten-Haarschnitte, militärische Bergans Powerframe Rucksäcke, Oakley Assault Boots und ballistischen Sonnenbrillen legen den Verdacht nahe, dass die Jungs wohl zu einer Durchschlagübung in den Sarek aufbrechen. Gut, wir sehen nicht viel anders aus. Man erkennt sich, mustert sich, grüßt sich, und zieht weiter. Wenige Minuten später treffen wir auf den Kungsleden.

                                                                        Der Weitwanderweg ist breit, oft mehrspurig, aber dennoch nicht immer leicht zu begehen. Durch den regen Verkehr ist der Pfad ausgetreten und die Steine sind freigespült, sodass man fast bequemer neben dem Weg läuft. Auf jeden Fall sollte man auch hier ein wenig Aufmerksamkeit darauf verwenden, wo man seine Füße hinsetzt. Wir schwenken nach Norden und laufen über weite, kahle Flächen dem Sitojaure-See entgegen.

                                                                        Seltsamerweise empfinden wir die Landschaft nun gar nicht mehr als so reizvoll. Vielleicht, weil wir uns satt gesehen haben. Vielleicht, weil wir spektakulärere Bilder der vergangenen Tage im Kopf haben. Vielleicht aber auch, weil wir alle drei das Gefühl teilen, nun auf einer anspruchslosen Autobahn unterwegs zu sein. Es dauert nicht lang, und wir begegnen einem norwegischen Pärchen mit Hund. Später sehen und überholen wir größere Trekking-Gruppen. Dieser Weg hat fast nur noch den Zweck uns nach Hause zu bringen.

                                                                        Der beständige Rückenwind macht das Gehen einfacher und einige Zeit später tut sich der Sitojaure vor uns auf. Bevor wir ihn erreichen müssen wir aber die karge Hochebene verlassen und noch ein gutes Stück des bekannten, sumpfigen Birkendschungels durchqueren. Auf dem Kungsleden geschieht dies auf Holzplanken und so kommen wir hier bizarrer Weise noch schneller voran, als auf dem steinigen Pfad.

                                                                        Schließlich erreichen wir den See, von dem wir wissen, dass man ihn mit einem Ruderboot oder per herbeigerufenem Motorboot überqueren kann. Zum Ende dieser Etappe ist keinem nach Rudern zumute, und geplant hatten wir es sowieso nicht. Der in verschiedenen Reiseberichten beschriebene Fahnenmast mit dem weißen Container ist nicht zu übersehen. Hisst man ihn, soll ein Motorboot kommen.

                                                                        Der Pfahl ist umgeben von ebenso hohen Birken. Uns ist bis heute nicht klar, wie der weiße Container von irgendwo gesehen werden soll. Ich vermute vielmehr, dass durch das Hinaufziehen ein Signalgeber im Mast aktiviert wird. Wie auch immer: Wir probieren unser Glück und gehen zum Steg.

                                                                        Dort angekommen, sehen wir ein Ruderboot. Für jemanden, der es benutzen möchte, bedeutet das Folgendes: Heute ist kein guter Tag.

                                                                        Liegt an diesem Ufer nur ein Ruderboot, liegen am anderen Ufer zwei. Man müsste also einmal mit diesem Boot übersetzen, eines der beiden anderen ins Schlepptau nehmen, mit ihm zurückkehren, es hier befestigen und im eigenen Boot ein weiteres Mal auf die andere Seite paddeln. Also dreimal über den See. Nur so ist sichergestellt, dass an diesem Ufer weiter ein Ruderboot verfügbar ist.

                                                                        Der See ist riesig. Man fährt nicht einfach in einer geraden Linie rüber (was auch schon weit wäre), sondern einen guten Teil in der Längsrichtung. Ich wünsche keinem Trekker, der darauf angewiesen ist, an seinem Ufer nur ein Boot vorzufinden. Selbst einmal rüberzurudern ist eine Aufgabe. Gerade, wenn man schon den halben Tag unterwegs war.

                                                                        Weil ich dem gehissten Container als Signal allein nicht Vertrauen mag, stelle ich zusätzlich den Rucksack gut sichtbar auf das Stegende. Eine Stunde wollen wir warten. Dann können wir immer noch unser Glück mit dem Handy versuchen, oder zelten eben hier.

                                                                        In der Ferne fährt ein kleines Motorboot vorbei zur zwei Kilometer entfernten Samensiedlung. Zwanzig Minuten vergehen, und Marc hat sich gerade ein Süppchen gekocht, als das Motorboot wieder auftaucht und auf uns zuhält. Der Container-Trick funktioniert.

                                                                        Selbst mit dem Motorboot brauchen wir für eine Überquerung zur Sitojaurestugorna (einer Kungsleden-Unterkunft) gute 20 Minuten. Dort liegen die anderen Ruderboote. Wer die vier Kilometer rudern muss/möchte, kann das ja mal auf die eigene Muskelkraft hochrechnen. Wir zahlen dem freundlichen Mann mit dem gelben Gehörschutz 200 SEK (23 EUR) pro Person für die unromantische, gleichwohl bequeme Variante. Marc isst die Suppe während der Fahrt.

                                                                        Bequem wird dann auch das vorzeitige Ende der Etappe. Spontan entschließen wir uns, das Zelt im Rucksack zu lassen und für die Nacht in der Sitojaurestugorna/Fjällstuga Sitojaure einzukehren. Wir entdecken also doch noch den Charme des relativ unstrapaziösen Kungsledens. Für unermäßigte 395 SEK (ca. 45 EUR) pro Person bekommen wir ein Vier-Bett-Zimmer. Hier draußen gilt: Nur Bares ist Wahres. Kreditkarten werden nicht akzeptiert.

                                                                        Keiner von uns ahnt zu diesem Zeitpunkt, dass uns die unruhigste Nacht der gesamten Reise bevorsteht.

                                                                        Erkenntnisse des Tages:

                                                                        1. Der Kungsleden verläuft auf der Etappe Skierffe-Sitojaure weitgehend über karge Ebenen. Einen natürlichen Wetterschutz gibt es nicht. Sumpfflächen gibt es nur in der Niederung vor dem Sitojaure. Sie sind unschwierig über Plankenstege zu überqueren.

                                                                        2. Die Fahrt mit dem Motorboot über den Sitojaure (20-25 Minuten) ist eine echte Entlastung. Besonders, wenn alternativ dreimal Rudern á vier Kilometer nötig sein sollte. Wir zahlen im Juli 2013 200 SEK (23 EUR) pro Person.

                                                                        3. Der Container am Fahnenmast funktioniert als Signalgeber für das Motorboot - wie auch immer. Wer ganz sicher gehen möchte, ruft an: Erik Ivar Kallok, 070-274 72 63. Auch von den Aktse-Hütten aus soll das möglich sein. Ansonsten gibt es immer noch die Ruderboote.

                                                                        4. Eine Hütten-Übernachtung in der Sitojaurestugorna/Fjällstuga Sitojaure kostet im Juli 2013 unermäßigt 395 SEK (ca. 45 EUR) pro Person. Dafür bekommt man ein Bett mit Bettbezügen, Kopfkissen und Decke. Die Nutzung der Gemeinschaftsküche (inklusive der Gasherde) ist im Preis inbegriffen. Wohl dem, der genügend Bargeld dabei hat. Kreditkarten werden nicht akzeptiert.
                                                                        Zuletzt geändert von LRRP; 05.09.2013, 11:48.
                                                                        kopf-freiheit.blogspot.com

                                                                        Kommentar


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                                                                          Gerne im Forum
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                                                                          • 53
                                                                          • Privat


                                                                          #37
                                                                          AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                                                          Uhhh, da kommen schöne Erinnerungen auf. Klingt nach einer super Tour!

                                                                          Kommentar


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                                                                            AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                                                            "Ich setze darauf, dass die große schweigende Mehrheit soweit entspannt ist. Für die mache ich mir die Mühe."

                                                                            So ist es. Danke für den Bericht!

                                                                            Kommentar


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                                                                              Gerne im Forum
                                                                              • 15.03.2013
                                                                              • 54
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                                                              Toller Bericht! Schade das die grandiosen Fotos hier nicht mit auftauchen.
                                                                              Die Idee mit dem 3D Flug finde Ich allerdings grandios!

                                                                              Kommentar


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                                                                                Anfänger im Forum
                                                                                • 05.06.2013
                                                                                • 24
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                                                                Sarek Reisebericht: Tag 9 - Sitojaure bis Saltoluokta: 20-Kilometer-Endspurt

                                                                                Bericht mit Bildern wie immer auf kopf-freiheit.blogspot.com

                                                                                Dienstag, 09.07.13: Feste Wände und ein richtiges Dach über dem Kopf sind keine Garanten für einen erholsamen Schlaf. Das ist die Erkenntnis der vergangenen Nacht in der Sitojaurestugorna/Fjällstuga Sitojaure. Von der nächtlichen Mückenjagd gezeichnet starten wir die letzte Etappe zur Fjällstation Saltoluokta. 20 Kilometer auf dem Kungsleden, die sich zum Ende noch zu einem Gewaltmarsch auswachsen sollten.


                                                                                Zeltwände sind dünn und vermitteln verglichen mit einem Holzhaus mit Türen und Fenstern eher ein virtuelles Gefühl von Geborgenheit. Allerdings ist das tragbare Heim räumlich recht überschaubar. Und man hat es selbst in der Hand, wie gewissenhaft man mit dem Mosquito-Schutz des Innenzelts umgeht. Wir sind in den vergangenen Tagen äußerst konsequent gewesen, weshalb sich keine einzige Mücke in unsere "Green Zone" verirrt hatte.

                                                                                In einer Fjällstuga verhält sich das anders.

                                                                                Mit Handylicht und Schuh in der Hand haben wir die vergangene Nacht verbracht. Naja, vielleicht nicht die ganze Nacht. Aber in jedem Fall eine ganze Zeit. Im bläulichen Schein des Mobiltelefons erlegen wir weit über 20 Mücken, doch das Tinnitus-artige Summen bleibt. Schnell vermuten wir, dass es eine unentdeckte Öffnung geben muss, die weitere Blutsauger in den Raum spuckt.

                                                                                Ich übe mich schließlich im defensiven Höhlenbau mit der Bettdecke, Marc lockt die hochfrequenten Quälgeister mit seinem unbedeckten Arm und schlägt zu, sobald sie sich setzen. Irgendwann, in jedem Fall aber viel zu spät, übermannt uns dann doch die Müdigkeit.

                                                                                Der Kontrollverlust über das eigene Wohl und Wehe hatte aber schon früher eingesetzt. Nach dem Abendessen war ich früh zu Bett gegangen, während Daniela und Marc noch eine Weile zum Kniffeln im Gemeinschaftsraum blieben. Weil dort ein schwedischer Familienvater den mitgebrachten Fisch mit Inbrunst briet, löste der fettige Dunst alsbald den Feueralarm aus. Ich war wieder wach.

                                                                                Man behalf sich schnell und lüftete nach innen, in den Flur zu den Unterkünften. Nach wenigen Minuten löste die Aktion konsequenterweise auch dort den Brandmelder aus. Alter Schwede. Der Bratende blieb pragmatisch und entfernte kurzer Hand die Batterien aus den Gehäusen. Dankbare Stille erfüllte das Haus und die Familie konnte ernährt werden.

                                                                                Im Unterkunftshaus mit Gemeinschaftsküche und Trockenraum gibt es Gasherde, Basis-Gewürze, Besteck und Geschirr, aber kein fließendes Wasser. Das holt man für den Abwasch mit Eimern aus dem See. Trinkwasser gibt es etwa 25 Meter westlich der Hütte aus einem kleinen Bach, der in den See mündet (ausgeschildert).

                                                                                Ein Teil des Flures lässt sich mit einem Vorhang abtrennen und wird so zum Badezimmer mit Spülbecken und Eimer mit Schöpfkelle (für das Seewasser). Wer mehr als eine Katzenwäsche wünscht, dreht eine Runde im Sitojaure. Zu den Toiletten gelangt man über einen knapp 30 Meter langen Plankensteg. Die vier Plumpsklos sind gepflegt und neben Mücken auch mit Klopapier versehen.

                                                                                Gerädert, und daher schweigsamer als gewöhnlich, nehmen wir das Frühstück ein und brechen auf. 20 Kilometer trennen uns noch von der Fjällstation Saltoluokta. Etwa auf der Hälfte der Strecke liegt laut Fjällkartan BD 10 eine Schutzhütte.

                                                                                Wir sind erst wenige Meter gelaufen, als wir auf ein junges norwegisches Pärchen treffen. Die Region scheint bei Norwegern sehr beliebt zu sein, siehe vorherige Begegnungen. Die beiden kommen aus der Gegenrichtung und wollen das Boot nach Rinim nehmen um von dort ins Basstavagge aufzubrechen. Offenbar befindet sich der Ableger aber nicht an der Fjällstuga, sondern woanders. Wir können den beiden nicht helfen und raten, den weiblichen Hüttenwart um Rat zu fragen.

                                                                                Eine Viertelstunde später haben wir den birkenbestandenen Küstenstreifen hinter uns gelassen und laufen wieder auf einer kahlen Hochebene. Kurz darauf treffen wir unmittelbar am Kungsleden auf das Hinweisschild mit Wegbeschreibung zum Rinim-Boot. Verzeichnet ist die Weggabelung auf der Fjällkartan zwar nicht. Für uns bleibt es aber ein Rätsel, wie die beiden diesen Abzweig übersehen konnten.

                                                                                Die ersten zehn Kilometer bringen wir zügig hinter uns. Abgesehen von ein paar Bodenwellen gibt es wenig Abwechslung in der kahlen, flachen Landschaft und auch der Weg selbst bleibt so breit und ausgetreten wie am Vortag. Schließlich treffen wir auf Holzkreuze, die die Winterroute etwas unterhalb des Hauptpfads markieren. Da der Weg weniger steinig und windgeschützter ist, folgen wir ihr und legen eine kurze Pause ein. Zwei Kilometer weiter treffen wir wieder auf den Kungsleden.

                                                                                Bei Kilometer elf kommt eine Ansammlung von Hütten in Sicht, darunter auch die verzeichnete Schutzhütte direkt am Wegesrand. Mittlerweile haben wir uns so stumpf eingelaufen, dass Marc und Daniela weitertraben, während ich kurz anhalte, um diesen Ort für die Nachwelt zu dokumentieren. So langsam geht uns die Tour an die Substanz. Wir wollen nur noch ankommen.

                                                                                Als ich die Tür öffne, bin ich überrascht. Arne isst gerade Mittag. Der norwegische Weitwanderer hat bereits 176 Kilometer hinter sich und will weiter nach Kvikkjokk. Redselig freut er sich über den Besuch, ich muss aber weiter. Bereitwillig lässt er sich als Teil des Interieurs fotografieren.

                                                                                Auf den letzten sieben Kilometern schlägt dann die Erschöpfung bei uns richtig durch. Erschwerend kommt hinzu, dass sich der immergraue Himmel einmal mehr erleichtert und uns Regen schenkt. Im Sarek war die Spannung, die Abwechslung, das Abenteuer größer. Jetzt hacken wir im feinen Landregen Kilometer um Kilometer monoton auf dem steinigen Pfad herunter. Der streckenmäßig längste Abschnitt und es lohnt sich einfach nicht, nach rechts oder links zu schauen. Pausen sind gestrichen, wir bleiben nicht mehr stehen. Ironischerweise habe ich für eine ganze Zeit den Refrain von Thomas D.s "Rückenwind" als Ohrwurm im Kopf. Selbstmotivation.

                                                                                Dann endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit: der Wegweiser, an dem man entweder geradeaus nach Saltoluokta läuft, oder nach rechts (Norden) erneut auf die Winterroute abbiegt. Beide Wege werden mit drei Kilometern Länge angegeben. Wir entscheiden uns wieder für die Winterroute, weil sie direkter zur Baumgrenze hinabführen soll.

                                                                                Auf diesen letzten drei Kilometern bekommen wir noch einmal einen Schnelldurchlauf in den ungeliebten Dingen einer Schweden-Expedition: Überfluteter, sumpfiger Wald, glatte Steine und Wurzeln, und Mücken, Mücken, Mücken, denen der Regen nichts auszumachen scheint. Dann endlich taucht Saltoluokta unvermittelt vor uns auf.

                                                                                An der Rezeption im zentral gelegenen Hauptgebäude/Restaurant/Shop checken wir ein. Da wir online vorgebucht und bezahlt hatten reicht es, unsere Namen zu nennen. Kreditkarten-/Barzahlung ist aber auch vor Ort möglich. Mit Karte zahlen wir dann auch das Abendessen im Restaurant, das man an der Rezeption vorbestellen muss. Wir haben zwar noch Fertigmahlzeiten, aber die Aussicht auf ein Vier-Gänge-Menü mit Rentier-Steak und Kartoffelgratin und Eis zum Dessert macht die Entscheidung einfach.

                                                                                Offenbar kommen auch viele Städter zu einem Wildnis-Light-Trip hierher. Uns fallen die Smartphones, Notebooks und Tablets auf, die sich bei vielen Gästen großer Beliebtheit erfreuen.

                                                                                Marc zieht in die Gamla Station ein, eines der ältesten Gebäude der kleinen Hütten-Siedlung. Die Mehrbett-Zimmer, die geräumige Küche (Wasserkocher, Besteck, Geschirr, Töpfe etc. vorhanden) und der Aufenthaltsraum mit Kamin sind verwaist und bleiben sein Reich bis zur Abreise am nächsten Tag.

                                                                                Daniela und ich haben ein Zweibettzimmer im Haus Kierkau gebucht. Der Raum ist gefühlt kaum größer als zwei aneinandergereihte Telefonzellen, das stört aber kein bisschen. Er grenzt mit einer Wand unmittelbar an den Aufenthaltsraum. In der Hauptsaison könnte es hier also durchaus ein Lärmproblem geben. Aber er ist mückenfrei und bleibt es auch.

                                                                                Die Sanitäreinrichtungen sind über jeden Zweifel erhaben. Nach neun Tagen, wissen wir fließendes, warmes Wasser wieder richtig zu schätzen und duschen ausgiebigst mit viieel Seife.

                                                                                Das Abendessen folgt einem festen Protokoll: Im Vorraum versammeln sich die Gäste, werden namentlich aufgerufen und zu ihrem Platz im Speisesaal geleitet. Es gibt Getränkeempfehlungen des Hauses und der Koch präsentiert jeden Gang persönlich. Unter den Eindrücken der vergangenen Tage komme ich mir schon ein bisschen fehl am Platze vor. Auf der anderen Seite ist es der perfekt-dekadente Abschluss unseres Treks.

                                                                                Das Essen ist fantastisch und ich schlage ordentlich zu. Dazu gibt es ein schwedisches Bier. Dann wird es aber immer schwieriger, etwas herunterzubekommen. Mein Schrumpfmagen ist völlig überfordert mit der Menge und der Reichhaltigkeit des Essens. Ich bin im Sarek deutlich unter meinem geplanten Essens-Soll geblieben. Eineinhalb Kilogramm werde ich wieder mit zurückbringen. Das rächt sich jetzt.

                                                                                Schon vor dem Nachtisch möchte ich kapitulieren. Man sieht mir bereits an, dass ich ziemlich blass und still geworden bin. Angestrengt löffele ich das Eis dennoch in mich hinein, verabschiede mich frühzeitig und lege mich hin. Drei Minuten geht das gut, dann entscheide ich mich, mich doch lieber kontrolliert von der Überfüllung zu befreien. Einmal mehr bin ich für die Wasserspülung auf der Toilette dankbar. Danach ist die Welt wieder in Ordnung - auch wenn es mir um das herrlich zarte Rentierfleisch leid tut.

                                                                                Zurück nach Gällivare geht es am nächsten Morgen zunächst mit der MS Langas von Saltoluokta nach Kebnats. Tickets kann man an Bord oder bereits an der Rezeption kaufen. Kreditkarten- und Barzahlung wird in beiden Fällen akzeptiert.

                                                                                In Kebnats hat man Anschluss an die Linie 93 nach Gällivare beziehungsweise nach Ritsem. Beide Busse treffen nur wenige Minuten nacheinander am Anleger in Kebnats ein. Zurück in Gällivare checken wir wieder im Grand Hotel Lappland ein und gehen einen Abschiedsburger essen. Mein Magen hat sich zwischenzeitlich akklimatisiert und so bleibt das Geschmackserlebnis nachhaltig. Die restlichen Kronen investiere ich im Intersport in Djungleolja, ein schwedisches Anti-Mückenmittel. Der nächste Schweden-Trip wird zeigen, ob es sich besser bewährt, als die deutschen Pendants Anti-Brumm Forte und Autan.

                                                                                Erkenntnisse des Tages:

                                                                                1. Der Abschnitt Sitojaure bis Saltoluokta hat (vergleichsweise) wenig Spektakuläres zu bieten, ist aber (vergleichsweise) leicht zu gehen. Als letztes Teilstück unserer Tour erwies er sich als extrem lang. Wer hier ein paar Pausen (z.B. in der Rasthütte auf halber Strecke) einlegt, macht sich das Leben leichter.

                                                                                2. Saltoluokta ist ausgesprochen komfortabel - sowohl in Bezug auf das Essen als auch auf die Unterkünfte und deren Ausstattung. Günstig ist beides nicht. Es gibt aber auch die Möglichkeit, auf dem Gelände zu zelten und Wasch- und Kochräume als Selbstversorger mitzunutzen.

                                                                                3. In Saltoluokta kann man alles auch mit Kreditkarte bezahlen. Das gilt auch für den Bootstransfer nach Kebnats.

                                                                                4. Für Leute, die vernetzt bleiben wollen, gibt es WiFi-Empfang zumindest im Haupthaus. Im Shop kann man neben Saltoluokta-Merchandise auch Gas, Essen von Chips bis Trockennahrung, und Outdoorbekleidung kaufen.

                                                                                5. Bei der Umstellung von Trekking-Nahrung auf ein Deluxe-Menü sollte man gegebenenfalls Vorsicht walten lassen, wenn man länger etwas davon haben möchte.
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                                                                                  • 24
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                                                                                  AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                                                                  Sarek Reisebericht: Tops und Flops

                                                                                  Adapt. Improvise. Overcome. - Wichtigste Erkenntnisse

                                                                                  Viele Gedanken haben wir uns im Vorfeld der Sarek-Tour gemacht. Von der Etappenplanung über die Ausrüstung und die Verpflegung bis zur Packliste und zur Anreise. Doch was hat sich bewährt? Was war überflüssig oder fehlte? Hier werfen wir einen Blick darauf. Außerdem präsentieren wir einige der für uns wichtigsten Erkenntnisse des Trips.



                                                                                  1. Mehr Zeit einplanen.

                                                                                  Gelände, Orientierung und Wetter können zu Verzögerungen führen, die mit nur einem Reservetag nicht abgefedert werden können. Unseren Notfalltag mussten wir am ersten Tag opfern. Alle weiteren Tage wurden durch das enge Zeitkorsett strapaziöser als sie von der Wegbeschaffenheit her hätten sein müssen. Ein Ruhetag oder Abstecher waren nicht mehr drin. Wir waren nicht am Limit, aber die Tour hätte auch entspannter sein können. Für eine vergleichbare Expedition würde ich beim nächsten Mal etwa drei Extra-Tage einplanen.

                                                                                  2. Warmlauf-Zeit berücksichtigen.


                                                                                  In unserem Fall kein Problem, aber für künftige Touren bewusst im Hinterkopf: Am ersten Tag dauert vieles noch etwas länger. Der Rucksack ist dann am schwersten, der Körper möglicherweise noch nicht auf die Belastung eingestellt, die Bewegungsabläufe unter Volllast ungewohnt. Auch ist das Optimierungspotenzial hier am größten: Die Abläufe vom Zeltaufbau bis zum Essenkochen sind noch nicht (wieder) routiniert - insbesondere, wenn das Team in dieser Konstellation zum ersten Mal unterwegs ist. Auch bei der (Pack-)Ordnung der Ausrüstungsgegenstände nimmt man möglicherweise noch Anpassungen vor. Künftig werde ich deshalb weiter darauf achten, die erste Etappe zeit- bzw. streckenmäßig unterdurchschnittlich zu halten.

                                                                                  3. Gut vorbereitet = Entspannter unterwegs.

                                                                                  Train hard, fight easy. Eine gute Vorbereitung gepaart mit Erfahrungswerten erhöht das Antizipationsvermögen und mindert die Wahrscheinlichkeit von unliebsamen Überraschungen. Wie ausgiebig man im Vorfeld über Erwartbares und Backup-Lösungen nachdenkt, ist natürlich eine rein individuelle Angelegenheit. Während unsere Planungen von manchem als (zu) akribisch empfunden werden mögen, haben sich doch nahezu alle vorweggenommenen Überlegungen - etwa zu den Herausforderungen - bestätigt. Bis auf die Baustelle vor dem Hotel in Gällivare gab es deshalb nichts, was völlig unerwartet gekommen oder nicht durch Improvisation zu regeln gewesen wäre.

                                                                                  4. Verpflegung - Zu viel mitgenommen oder zu wenig gegessen?

                                                                                  Für acht Tage hatte ich 4,8 Kilogramm Essen dabei. Inklusive Notfallration und Danielas Geburtstagsessen. Verbraucht habe ich 3,3 Kilogramm. Eineinhalb Kilo waren also totes Gewicht, das ich wieder mitgebracht habe. Gefrühstückt und zu Abend gegessen habe ich jeden Tag wie geplant. Nur tagsüber hatte ich so gut wie kein Hungergefühl. Deshalb sind hauptsächlich Energieriegel übriggeblieben, an denen ich mich schnell sattgegessen hatte. Zwei Kilo habe ich während des Treks abgenommen. Für die nächste Tour würde ich weniger Riegel mitnehmen, dafür mehr Abwechslung z.B. mit kleinen Würstchen und Hartkäse reinbringen.

                                                                                  TOPS





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                                                                                  Zum ersten Mal als leichtes, günstiges, vielseitiges Furtmittel eingesetzt und absoluter Gewinner der Tour. Völlig egal, ob Wasser oder Sumpf: einfach durchgehen. Die Crocs schützen den Fuß vor Steinen, Zweigen, Wurzeln. Schlick wird beim nächsten Schritt wieder rausgedrückt, Wasser wird nicht aufgenommen sondern läuft einfach durch. Die Wanderstiefel bleiben trocken.

                                                                                  Das Neopren hält die Füße warm, es bleibt nichts hängen. Am Ende spült man die Socken und die Schuhe einfach mit Wasser aus. Hat man einen Lappen oder Wärme, sind die Crocs im Nu trocken und die Socken trocknen schnell. Ich habe aus reiner Bequemlichkeit mit Rucksack mehrere Kilometer damit im Sarek zurückgelegt. Wer auf den Umknickschutz eines Stiefels in gut begehbarem Gelände mit vielen Sumpfflächen/Wasserläufen verzichten kann, sollte sich diese Lösung einmal anschauen.


                                                                                  2. Trekkingstöcke mit Schneetellern

                                                                                  Von uns werden Schneeteller fortan als Ganzjahresteller verwendet.

                                                                                  * Die Stöcke stehen besser, wenn man sie in den Boden steckt um die Hände frei zu haben.

                                                                                  * Durch die größere Auflagefläche bieten Schneeteller im Vergleich zu den Standard-Tellern besseren Halt und mehr Stabilität in Sand- und Kiesbänken, Schnee-, Sumpf- und Blockfeldern.


                                                                                  3. Hut mit Mückennetz

                                                                                  Hässlich aber effektiv. Angesichts der Unvorhersehbarkeit des tatsächlichen Mückenaufkommens, der Aggressivität der Plagegeister und der Schwäche (deutscher) Anti-Mückenmittel aus unserer Sicht ein Must-have um den schwedischen Mosquito auf Distanz zu halten. Wir waren jedenfalls dankbar, dass wir sie hatten.


                                                                                  4. Gebirgswaschmaschine


                                                                                  Funktioniert wie im Reisebericht beschrieben einwandfrei. Zumindest für Synthetik-Kleidung können wir das sagen. Wer der Natur etwas Gutes tun möchte, versucht es mal und verzichtet auf die (Outdoor-)Seife.

                                                                                  5. Fjällkartan BD 10


                                                                                  Unerlässliches Navigationsmittel. Die für einen Alpenwanderer zunächst ungewohnt grobe Auflösung von 1:100.000 reicht für die gewaltigen landschaftlichen Dimensionen des Sareks vollkommen aus.

                                                                                  FLOPS

                                                                                  1. Anti-Mückenmittel (fast wirkungslos, siehe Reisebericht)


                                                                                  2. Buch (Tagesetappen zu lang, abends zu erschöpft gewesen)


                                                                                  3. Gamaschen (kein grundsätzlicher Flop, nur auf dieser Tour wegen Regenhosen nicht benutzt und daher überflüssig)


                                                                                  4. Schweizer Taschenmesser samt Lederetui am Zeltplatz kurz vor dem Skierffe verloren.
                                                                                  kopf-freiheit.blogspot.com

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