Tourentyp | Trekkingtour |
Breitengrad | 57.7113555 |
Längengrad | -5.3091431 |

23.-31.10.2024
„Was würdest du machen wenn du zehn Tage hättest?“
„In Achnashellach aussteigen und nach Norden laufen!“
Sagt Steve aus London, im Nachtzug nach Inverness.
Und also hab ich einen Plan.
Steve kennt sich aus, springt direkt in den Bus weiter nach Ullapool, ich hingegen muss warten bis die Läden aufmachen um Gaskartusche und Messer (wurde mir beides abgenommen in Brüssel) und ein paar Karten zu besorgen, dann vertreibe ich mir die Zeit bis Mittag mit veganem Haggis und black pudding (fettig!) im Velocity Cafe & Bicycle Workshop (in Liquidation, hab ich grad gesehen. Wie traurig!)
12:43 bin ich der einzige, der in Achnashellach aussteigt.
Ich quere die Gleise, jetzt links oder rechts? Ich grabe in meinen Taschen, leere den Rucksack aus, keine Karten weit und breit. Verdammt! Wohl im Zug liegengeblieben. Immerhin hab ich eine osm-Karte auf dem Telefon, ohne Höhenlinien allerdings, ich sehe nur Wasserläufe und ab und an ein schwarzes Dreieck zur Gipfelmarkierung.
Macht nichts denk ich mir, der Norden wird sich schon finden.
Ein hübscher Pfad schlängelt sich den River Làir entlang
und ich sehe die ersten Pinien:
So richtig kann ich mich an diesen Anblick nicht gewöhnen. Klar, die einheitlich kahlen Täler sind erst recht nicht natürlich, aber sie wirken auf mich oft wie ein seltsamer Alienplanet, wo die Natur nach anderen, eigenen Gesetzen geht; wenn dann aber noch vereinzelte Bäume darin herumstehen wird einem umso mehr bewusst, wie artifiziell diese Landschaft eigentlich ist.
Ich werde bis zum Ende das Gefühl nicht los, in einem riesigen Park herumzulaufen.
Auf der Hochebene angekommen ist Schottland genauso wie ichs mir vorgestellt habe: unten braun, oben grau, unten nass, oben nass, und hubbelig überall. Der kräftige Westwind macht den leichten Regen reichlich eklig, sodass meine nächste Richtung leicht zu finden ist: Osten.
Überhaupt bewährt sich in den folgenden Tagen die Taktik sich bei Regen einfach vom Wind treiben zu lassen. Als rechter Hand ein kleines Wäldchen auftaucht hab ich genug vom Weg, und laufe nach Norden um mich mit dem Matsch anzufreunden. Nach ein wenig Trial & Error erreiche ich ein Flüsschen, das vom Loch Uaine kommt:
Queren geht nicht gut, ich folge also seinem Lauf aufwärts nach Westen, denn der Regen hat sich mittlerweile beruhigt. Es öffnet sich ein kleines Hochtal:
Mir gefällts ungemein, ein bisschen Sorgen macht mir nur dass ich bis jetzt an keinem einzigen brauchbaren Zeltplatz vorbeigekommen bin. Wird schon werden.
Am Ende angekommen krabble ich den Sgorr Nan Ochan Laine hoch; krabbeln im Wortsinn, denn hier geht ein Wind, wie ich ihn überhaupt noch nie erlebt habe. Freundlicherweise hat oben jemand eine Mauer gebaut, die verhindert dass ich ganz wegfliege. Und ein Sonnenstrahl scheint mir INS GESICHT! Wahnsinn! Drei Tage später sollte das gleiche ein zweites und letztes Mal passieren.
Ich steige ab nach Norden, für den Sgurr Dubh reichts dann aber leider doch nicht mehr ganz, Sonnenuntergang ist um kurz vor 6, so langsam muss ich mal was zum Nächtigen finden, und hier oben ist es zu steinig und stürmisch.
Etwa 200 Meter tiefer gibts eine große Pfütze und genau genug Platz für mein Häuschen. Kaum im allerletzten Dämmerlicht aufgebaut und Wasser geholt, schon klatscht der Wind eine Regenböe nach der anderen gegen die Wand. Perfekt!
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