• Breitfuessling

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    [SE] Das zweite Mal - Kungsleden Nordteil - Das erste Mal ohne Begleitung

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 67.87409
    Längengrad 18.2831389
    Habe es einige Jahre mit mir herumgetragen, aber warum nicht. Jetzt gehe ich die Strecke noch einmal allein, auf der ich in 2019 das erste Mal das Fjäll kennen gelernt hatte.

    Erste Kontakte mit der Thematik hatte ich schon in meiner Jugend, war doch die Mutter meiner Freundin in Jokkmokk geboren und einen Sommer luden sie mich ein, dass ich mit zu den Großeltern fahre… Das Haus ist in Google Streetview noch zu sehen und der Pfarrer in Jokkmokk könnte der Anders sein, der damals mit uns Fischen gefahren ist… aber bisher keine Antwort erhalten.


    Schon nach der Tour in 2019 (siehe meine Reisen) dachte ich ziemlich schnell, das musst du nochmal allein gehen, um es richtig auf dich wirken zu lassen, denn da wir nicht wussten, was auf uns zukommt, ging es vorrangig darum, möglichst zügig anzukommen.

    Damals untrainiert, habe ich mich jetzt vorbereitet. Damit fühle ich mich körperlich ausreichend trainiert (das meiste sind tatsächlich Wandereien, bin sonst Bürotäter).
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_6619.jpg Ansichten: 0 Größe: 156,8 KB ID: 3205627 Reine Tagesstrecke zum Überleben (Bett, Dusche, Tisch, Pc, Fernseher) sind vielleicht 2,5 km am Tag. Ich bin vielleicht 15 mal im Jahr beruflich für drei Tage unterwegs, dann nutze ich die Abende für drei bis fünf Stunden Wanderung - auch im Dunklen geht es vorwärts.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_4648.jpg Ansichten: 140 Größe: 4,44 MB ID: 3205632
    Wochenends früh Brötchen holen im Nachbardorf und hier und da mal aussetzen lassen und zurück laufen müssen. Anfangs mit Wasserflasche, später auch mit Gepäck und unabhängig von der Wettervorhersage. Jetzt kam auch noch die Möglichkeit, als Niedersachse auch etwas hügeliger unterwegs zu sein.


    Jetzt im Juni trete ich etwas kürzer, die Ruhe vor dem Sturm.
    Basecamp am Westrand Braunschweigs.

    Im nächsten Post schreibe ich über meine Planungen und organisatorischen und technischen Vorbereitungen.
    Zuletzt geändert von Breitfuessling; 09.08.2023, 09:17.
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    #2
    Vorbereitung. Gedanklich. Im letzten Süd-Schwedenurlaub.

    Seit 2017 sind wir dort mit dem Wohnwagen mit Kindern unterwegs. Damals unsere erste Reise im Knausi über Tingsryd, Getnö Gard, Gränna, Västerwik und Ystad. Das war im Mai. Meine große Tochter arbeitete damals das erste Mal am Gymnasium in Tingsryd.

    Nach Västerwik und vor allem Getnö Gard mussten wir im letzten Jahr das dritte Mal wieder kommen… diesmal mit Freunden, zwei Familien mit Kindern. In den Sommerferien allerdings im Västerwik (größter Platz in Schweden) etwas befremdlich weil super voll, wenn man sich nicht in der Natur zu beschäftigen weiß. In Getnö Gard oder auf… nach wie vor ruhig und naturnah, auch wenn ausgebucht. War eine Woche vorher mit meinem kleinen Sohn hingefahren und dann hin zum Kanu Campingplatz. Nachts wieder zurück wegen Angriff der Killermücken und viel zu warmer Ausrüstung.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_0845.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,26 MB ID: 3205638
    Na jedenfalls… die Zeit, da Töchterchen im Folgejahr noch in Reiterferien wäre, könnte ich auch wandern gehen! Der Plan war geboren!
    Zuletzt geändert von Breitfuessling; 04.07.2023, 20:55.
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      #3
      Im Herbst dann die Offenbarung gegenüber der Familie, dass ich die erste Woche der Sommerferien wandern gehe.
      ja, war ok, kein Widerstand, viel Zustimmung… Freude meinerseits!
      Daraus werden jetzt 14 Tage Gesamtreise.

      Im Winter habe ich dann ein neues Forum gesucht, da mein musikaffines Forum über die Coronazeit vollkommen degeneriert war… fein, Ihr habt hier bewusst die Entscheidung gegen ausführliche politische Diskussionen und VTen getroffen, das gefällt mir… und dann noch die Outdoor-Orientierung!

      btw… wenn jemand schnelle elektronische Musik mit ethnischen Alliterationen mag, dafür bin ich immer noch zu haben… outdoors… mit Zelt auf dem Festival… 80000 (Tanz-)Schritte am Wochenende.

      Als erstes habe ich dann meine Planungstabelle von Trekking Trails geöffnet und habe begonnen, Ausrüstung zu streichen und neue Schwerpunkte zu setzen. Vor allem echte Regenkleidung statt Poncho und weg von der Karstadt Hausmarke Urban Outdoor Funktionsjacke. Kein komplettes Kochgeschirr mit Brenner wegen unnötig, stattdessen den mir aus dem früheren Berufsleben wohlbekannte Esbitkocher und nur eine kleine Blechtasse als NotfallEquipment.

      Zur Keb-Besteigung kommen jetzt noch je ein stationärer Tag in Singi und Alesjaure mit Erkundung der Umgebung hinzu sowie eine Abschlussübernachtung in Abisko.
      Zuletzt geändert von Breitfuessling; 26.06.2023, 17:09.
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        #4
        So ist also klar, es wird wieder eine Hüttentour.

        Mittlerweile habe ich einen neuen Rucksack. angefangen habe ich mit einem Modell aus den Neunzigern des letzten Jahrhunderts. der hat vielleicht fünfzig Liter. Ich bin fest überzeugt, dass ich den einmal bei Ikea in Family Shop gekauft habe, finde aber kein entsprechendes Etikett darin. der wiegt glaube 1,7 Kilo, hat ordentlich gepolsterten Hüftgurt und Trageriemen, die sich zentral höhenverstellbar sind, zwei seitliche Außentaschen, kann von unten und oben gefüllt werden und hat einen zuziehbaren Trennboden, höhenbverstellbaren Deckel mit Reißverschluss innen und außen und Gurte zum Anbamseln von Isomatte oder Schlafsack oben und unten. Innen ist ein U-förmiges Alurohr, um das Gewicht in den Hüftgurt zu leiten. Also der Sack an dich hängt oben im Alurohr und das Rohr steht im Hüftgurt. Für mich war das damals ein ganz hervorragend ausgestatteter Rucksack, den ich alternativ zum damaligen Bundeswehrmodell aus Bequemlichkeit auf quartalsmäßigen Spaziergängen auf Zeit benutzt habe. Den Moment musste ich ja nicht damit durch den Matsch und die Farbe passte. Es ist der rechte, der mit Kissen gestopfte.


        Also nun ist der aber mittlerweile ausgeleiert, sodass das Gewicht nach einiger Zeit immer wieder auf den Schultern hing und sich eine Falte an Rücken bildete.., naja, etwas Neues musste her.
        EBay Kleinanzeigen bot mir einen Tatonka mit 70+10 Liter. Oh, da könnte ich noch mehrere Tüten Popcorn mitnehmen, soviel Platz! Leider kam es auf meiner ersten innerdeutschen Tour damit jedoch so, dass ich mir nicht bewusst war, was ich eigentlich eingepackt hatte, erst zwei Tage vor Start… viel zu groß alles und deshalb zu schwer für mich.
        Den bin ich schnell wieder losgeworden auf gleichem Wege und dann kam ein unbenutzter Fjällräven Helags ins Angebot und ich kaufte ihn. Der gefällt mir gut, hat 40 Liter, das spornt mich zur Bescheidenheit an. Nur wiegt der 1,9 Kilo. Ich glaube, die UL unter euch schmunzeln vielleicht, aber ich mag ihn so robust und im Alltagswandergebahren nehme ich ja nicht soviel oder bewusst nur Ballast mit.
        Für die Wanderreise passt er für mich, der steht schon seit einer Woche gepackt im Home Office. Der linke entsprechend.
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        Zuletzt geändert von Breitfuessling; 27.06.2023, 13:22.
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        • Ljungdalen

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          • 28.08.2017
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          #5
          Zitat von Breitfuessling Beitrag anzeigen
          btw… wenn jemand schnelle elektronische Musik mit ethnischen Alliterationen mag, dafür bin ich immer noch zu haben… outdoors… mit Zelt auf dem Festival… 80000 (Tanz-)Schritte am Wochenende.
          Hehe, ja, gelegentlich. In zwei Tagen beginnt die Fusion (Lärz-Rechlin, gut eine Fahrstunde von hier)... 4-5 Tage sind nichts mehr für mich (außerdem Chance, eins der 70.000 oder so Tickets zu erlangen, von vornherein nicht sehr groß, die werden im Winter verlost), aber letzten Tag & Nacht haben wir zB im vorigen Jahr gemacht - da gibt es "Sonntagstickets", weil die ersten schon wieder abreisen...

          Im vorigen Jahr habe ich im Oktober in der Anarisstugan einen jungen Schweden (halb so alt wie ich, wenn überhaupt ) aus der Gegend (ursprünglich Bruksvallarna, jetzt Östersund) getroffen, der meinte, er sei in dem Jahr erstmals in Deutschland gewesen. "Wo denn?" "Auf so 'nem Festival bei Neustrelitz..." "Fusion?!" Ja, das beste Festival ever, für ihn, besser als alle die er in Schweden erlebt hätte In diesem Jahr wieder, wenn er Tickets ergattern kann...

          Na sowas

          Aber hm, bei mir passt es aber in diesem Jahr nicht. Frau hat diesmal auch keine Lust, die ist sonst auch dabei...


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          • Breitfuessling

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            #6
            Schuhe und Socken…

            Bis 2019 war ich also 19 Jahre nicht mehr gewandert. Zur Kungsleden-Idee kam ich über meine große Tochter während ihrer Tätigkeit in Tingsryd. Ein Lehrer-Kollege von ihr war auf dem Kungsleden und zeigte im Gemeinschaftshaus Bilder und Videos davon.
            Ja, das machen wir, war der ernste Entschluss. Als wir über Ostern wieder dort waren, kaufte ich im Outnorth in Växjo diese Hanwag irgendwas GTX als A-B Schuh. Hatte mir Zeit genommen und durch die Sprachbarriere auch ohne Überredungskunst der Verkäuferin dazu gefunden. Ein Schnäppchen für €100,-. Bin damit gut gelaufen, keine Blasen. GTX zeigte sich bei den vielen Bach-auf-herausragenden-Steinen-Durchquerungen als funktionell. Ich merkte, wie das Wasser an der Membran anstand, aber die Füße wurden nicht umspült. Und solange ich in Bewegung blieb, waren die Füße warm.
            Durch sein Nubuk Außenmaterial, dass ich weder mit Spray noch später mit Wachs jemals wasserabweisend bekam, war der Schuh bei leichtestem Tau auf der Wiese sofort äußerlich durchnässt, trocknete aber auch bald wieder.
            Schwitzen war kein Thema, die seitlichen Mesh-Einsätze haben etwas geholfen, die beschränkte Atmungsaktivität nicht weiter zu begrenzen.
            Auf den Ende Juni noch üppig verteilten Schneefelder haben wir brav die Gamaschen drüber gezogen und hatten damit Schutz vor Nässe und eine zusätzliche Luftschicht zur Isolation.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_6628.jpg Ansichten: 893 Größe: 5,33 MB ID: 3205680 Links die Hanwag, rechts meine aktuellen.

            Irgendwann nach der Wanderung merkte ich, dass mir die Schuhe den Vorderfußbereich zu sehr einschnürten, worauf ich dann die mir bekannten Schmerzen aus diversen beruflichen Marschübungen schob. Vordere Ösen aus der Schnürung nehmen half bedingt. Irgendwann mussten neue her und ich wurde in der Beratung mit der Meindl Comfort fit Serie bekannt gemacht. Es wurde der Antelao. Der hat auch GTX und ist ein B Schuh. Ich mag allgemein festes Schuhwerk seit Kindesbeinen. Den bin ich glaube zwei Jahre in (Nord-) Deutschland gelaufen und habe ihn für gut gefunden und noch einmal gekauft (EBay KleinanzeigenSchnäppchen). Jedoch musste ich lernen unter meinen anatomischen Entgleisungen: Auch ein weit geschnittener Schuh zieht sich vorn zusammen und ich muss bewusst so schnüren, dass es im flachen Gelände vorm weit bleibt und nur begab bis vorn eng und bergauf ggf nochmal hinten über das Gelenk nachziehen, damit die Ferse gut sitzt. Auch hier bin ich glücklicherweise eingestiegen und hatte nie eine Blase.
            Die Hanwag hatte ich vier Wochen vorher tagsüber viel im Alltag und auch im Büro an. Bei den Meindl bin ich direkt in kleine Touren bis zehn Kilometer eingestiegen. Bei meinem zweiten Paar des Modells ging es direkt auf kleinere Tagestouren bis 20 km.

            Das leitet über zur Wahl der alten Socken.

            In 2019 hatte ich ein paar lange Bundeswehr Socken dabei mit 70% Schurwolle und die abgebildeten Alex FunktionsSocken aus meiner Mountainbikezeit in den Neunzigern (tatsächlich, die halten immer noch).

            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_6629.jpg Ansichten: 836 Größe: 5,97 MB ID: 3205681 Nicht lachen! Zu den Ringelsocken komme ich noch.
            Die BW Socken liebe ich. Am Fuß immer noch weich gepolstert (nach zwanzig Jahren in der Seekiste), der lange Schaft hält die Waden warm und weich, spätestens ab 15 Grad mir aber zu warm. Leider war die Elastizität im Bündchen verloren gegangen, sodass sie potenziell rutschten. Na gut, paar mal hoch gezogen und ab Sälka Richtung Norden hatte ich eh die lange Unterbüx drüber und die hielt auch die Socken 🤣

            Könnt ihr den Docht-Effekt von Socken nachvollziehen? Das heißt, erlebt ihr das auch so? Ich wage es nicht zu behaupten, aber bilde mit ein, dass die langen Socken vom Schuh her schon feucht sind, dann würden die ja bei Wärme sogar die Waden kühlen können… aber wie gesagt, nur eine Idee.

            Im letzten Sommer habe ich im Stadium Outlet in Västerwik Trecking Socken der Hausmarke mit Hälfte Merino Anteil gefunden. Die finde ich auch gut. Angenehmes Klima in meiner Kombi.
            Die und die von Jack Wolfskin nehme ich jetzt auf die Wanderung mit.
            Die zweiten von links unten habe ich im letzten Sommer in Innichen in Südtirol gekauft. Die sind ungemein warm, darin schwitze ich, wenn kein Schnee liegt.
            Dann sind da noch die von meiner Tante selbstgestrickten geringelten Socken unbekannter Zusammensetzung. Da sie mein Onkel getragen hat und für diese Generation Naturmaterial noch ganz normal war, ist da bestimmt ne Menge Schurwolle drin. Jedenfalls, davon habe ich einige Paare und die trage ich hier von Herbst bis Frühling und gehe damit auch ganz klar wandern. Die sind für mich vollkommen problemlos.

            Hirschtalgcreme benutze ich nur jetzt vor der Wanderreise und währenddessen, um mich einfach nicht zu ärgern, dass ich es nicht gemacht hätte, wenn ich doch eine Blase bekäme. Doppelte Sicherheit, Gürtel und Hosenträger😂
            Zuletzt geändert von Breitfuessling; 22.10.2023, 16:24.
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            • Breitfuessling

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              #7
              Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen

              Hehe, ja, gelegentlich. In zwei Tagen beginnt die Fusion


              Hihi, du hast mich verstanden 😍

              Fusion habe ich noch nicht erlebt, habe aber etliche Bändchen von der Antaris und vom Wonderland. Die letzten Jahre bis 2019 auch stets auf dem Sommernachtztraum (Forrest Explosion) in Zapel oder einmal Indian Spirit oder mehrmals Psychedelic Experience, aber dort war mir die Stimmung unter den fast jugendlichen Konsumenten so unangenehm, dass ich das seitdem mied.
              Jetzt hatte ich erwogen, nach der Reise direkt wieder auf Antaris zu fahren, das wäre ein super Abschluss… doch Freitag wurde ich bewusst, dass sie schon letztes Wochenende war… ich sollte meine Infos öfter aktualisieren.
              Die Vokabel Basecamp hat für mich eine eigene Bedeutung. Leider ist es uns bisher nicht geglückt , die Base auf einem Festival zusammen zu holen, aber ich fand es sehr interessant, mit dem harten Kern in der Schweiz privat zu feiern. Hast du ein Netzwerk, was die Musik und Festivals angeht?
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              • Breitfuessling

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                #8
                Zurück zum Thema:

                Ist es eigentlich opportun, die Vorbereitung und Prolog in das Forum für Tourberichte zu legen und dann loszugehen und den Bericht dann direkt anzuschließen? Ich finde, es liegt ja fast schon auf der Hand, wann immer es eine zur Tour gehörende Vorbereitung gibt, diese zeitnah dem Bericht vorzuschalten… Ich hoffe, das habe ich recht verstanden so. Konkrete Fragen stelle im Vorbereitungsforum, über meine Vorbereitung berichte ich hier.

                Meine ersten Erkundungen in den Fahrplänen machte ich im Januar und durch Trial and Error kam ich zu dem Schluss, dass die Züge drei Monate vor Abfahrt zu buchen seien? Für mich dann also in der ersten April Woche. Doch weit gefehlt, meine abgeleitete Regel bestand so gar nicht.

                Was ist geplant?
                Am kommenden Freitag geht es los mit dem Zug bis Hannover, dann ICE nach Hamburg, 1h10 Zeit zum Umsteigen zur Sicherheit, dann könnte ich mich bei Streik auch noch hinfahren lassen, und dann
                22:01 mit dem Euro Night nach Stockholm an 09:56.

                Eigentlich wollte ich erst Samstag los, aber ihr kennt ja die diesjährigen Unwägbarkeiten mit der Bahnplanung in Schweden. Das haben wir an anderer Stelle schon besprochen.

                Dann eine Nacht in Stockholm im Radison Blue Arlandia. Da fahre ich nachmittags hin, nachdem ich mir nach 39 Jahren nochmal die Wasa angeschaut habe, was daraus geworden ist, und mich etwas in der Großstadt treiben ließ. Shoppen ist ja nicht vor der Wanderung. Und am nächsten morgen schon am Flughafen zu sein, finde ich sehr entspannend.
                Wasa… ich war jahrelang der Meinung, dass die in den Neunziger Jahren abgebrannt wäre , doch soll ja nicht sein.
                Komisch war, als ich vielleicht vor 16 Jahren in London war und mit dem Bus durch die Stadt fuhr, landete ich im Greenwich an der Naval Academy, wo heute ein Musik Internat beheimatet ist. Dort steht… äh stand auch ein vergleichbares Wrack und ich erzählte auch damals noch, dass die Wasa abgebrannt sei… und am nächsten Tag in den Nachrichten… Abgebrannt!
                Das kann doch nicht wahr sein.

                Aber die Musikschule! Das ist mein Geheimtipp. nichtsahnend schlenderten wir über das Gelände und durch die Gebäude und bestaunten zum Beispiel die Deckenmalereien. Dann landeten wir in der sogenannten Kapelle, saßen in der Reihe und ließen es wirken. Eine Frau ging von Gast zu Gast und fragte, ob wir dem Konzert beiwohnen wollten oder vorher gehen wollten. Natürlich bleiben. Die Reihen hatten sich unbemerkt gefüllt. Und dann kam es.
                Die jugendlichen Schüler führten ihren Eltern vor, was sie bisher gelernt hatten. Das war eines der grandiosesten Konzerte, dass ich je erleben durfte. Bestimmt anderthalb Stunden lang.

                Ja, ach ja, Arlandia. Die Reise bis zum Polarkreis dauert diesmal länger und hat einige lange Pausen. Aber gut so. In Ruhe ankommen und entspannt losgehen. Ich werde die Begegnungen im Arctic Circle Train vermissen, aber im Flugzeug und in der Station in Kiruna gibt es bestimmt auch genug Leute zu treffen, die nicht weglaufen können 😎

                Der Flug geht gegen zwölf und am Nachmittag kann ich mir dann die Nachbarschaft in Kiruna anschauen. Ich erwarte nichts Spektakuläres. Leben halt in einer Arbeitsstadt. Werde mich durchfragen.

                Der Flug kam zustande, weil ich keine Geduld hatte zu warten, bis SJ eventuell doch meinen Wunschzug frei gibt.

                Ich hatte im Januar zuerst alle Hütten vorher reserviert und wollte das nicht alles um ein oder zwei Tage verschieben, also die gestreckte Anreise.

                Dann geht es ab Montag tageweise von Nikkaluokta bis Abisko. Ich wage einen zweiten Versuch, den Kebnekaise bei Sonnenschein zu bewältigen. Ich gehe mal von dichten Wolken aus, dann ist jedes bessere Wetter ein Geschenk, auch ohne Sicht oben zu stehen und mir andere Leute zu suchen , um sie zu umarmen, wird aber auch großartig genug sein, den Weg zu gehen. Ich schaffe die 5934 Stufen sicher!

                Nach einer zweiten Übernachtung weiter zu den Singi Hütten. Vielleicht auf dem Weg den entgegen kommenden Michael treffen, Erkennungszeichen sind schon verabredet, zwei Nächte in der Hütte, den einen Tag will ich nördlich umfassend auf den Madir an die Ostkante, um ins Tal zu schauen, denn auf den Skierfe werde ich es so bald nicht schaffen. Nicht dieses Jahr. Nach der zweiten Nacht dann jeden Tag eine kleine Etappe und in den Alesjaurehütten wieder einen Tag in die Umgebung, ins Vistasvaggi und wenn ich gut voran komme den Rundweg durch das Unna Vistasvaggi zurück. Ansonsten halbe Zeit vorwärts und dann umgedreht und zurück.
                Ja, ich habe es gesehen, ich müsste eigentlich bis zur Hütte weiter und über die Brücke gehen. Mich interessiert aber gerade auch die Beschaffenheit des Geländes und ich werde auf die Uhr schauen, dass ich mir ein Limit setze und dann nach der Hälfte der Zeit zurückgehen, wenn ich es nicht rund herum schaffe.
                Danach wieder in den kleinen Etappen wie die Hütten sind bis Abisko. Auch hier gönne ich mir eine extra Nacht. So kann ich einige Pausen am Fluss und in Birkenwald machen und muss mich nach dem Mittagessen in der Station nicht wieder in dem kleinen Bahnhofsgebäude auf dem Sofa dort einschlafen. Nein, nicht gleich einpacken. Ich fahre erst am nächsten Tag nachmittags mit dem Nachtzug zurück. Möchte vielmehr nach dem Ablegen des Gepäcks auf dem Zimmer noch einmal an den See gehen und das Wasser anfassen und kosten und die Emotionen spielen lassen. Am nächsten Tag schön frühstücken und einige Leute kennenlernen, die emsig in Vorbereitung sind und alles Gute und eine schöne Wanderung wünschen. Ich bin dann schon fertig und freue mich auf die schöne Rückfahrt durchs weite Land und mein Zuhause.

                Am 13.7. geht es dann von Abisko nach Stockholm. Am 14. dann direkt weiter nach Hamburg und am 15. werde ich dann spät abends entweder in Hannover oder Peine abgeholt, je nachdem, wie es die Familie aushält.
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Screenshot Routenplan 2023-06-27 124643.jpg Ansichten: 0 Größe: 180,9 KB ID: 3205765

                Warum gehe ich allein?
                Um unabhängig auf mich wirken zu lassen.
                Warum kommt meine Frau nicht mit?
                Nun, die Wanderei hat sich in einer Zeit entwickelt, als sie sich ein Hüftgelenk umbauen ließ. Mittlerweile kann ich ihr aber nicht mehr mit Leichtigkeit weglaufen und letztes Jahr sind wir auch alle vier im Segersgärdeviken zwischen Västerwik und Gamleby auf 63 m über Null aufgestiegen oder im Nora Kvill Nationalpark unterwegs gewesen… da tut sich was. Und unsere kleine Tochter ist vielleicht übernächstes Jahr soweit. Aber erstmal zeige ich denen meine ganzen Wege in der Umgebung und im Harz.

                Morgen nochmal mehr zur weiteren Aufrüstung.
                Zuletzt geändert von Breitfuessling; 27.06.2023, 15:33.
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                • Ljungdalen

                  Alter Hase
                  • 28.08.2017
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                  #9
                  OT:
                  Zitat von Breitfuessling Beitrag anzeigen
                  ​Hast du ein Netzwerk, was die Musik und Festivals angeht?
                  Nein. Wenn ich das so lese, bist du da auch viel aktiver...

                  Das ist bei mir so eher die Generation unserer Töchter, wobei die jetzt wg. Studium usw. an verschiedenen Orten auch viel weniger zusammen sind. Aber da hätten wir uns natürlich auch nie reingehängt Wer will schon mit Eltern zu 'nem Festival, verständlich

                  (Haha, in 'nem Club sind uns mal begegenet. Ist immer der "Peinlich"-Moment für die *jungen Leute* Konnte schon vorkommen, so viele akzeptable Einrichtungen/Veranstaltungen gibt es hier nicht, ist ja nicht Berlin oder so...)

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                  • andrea2
                    Dauerbesucher
                    • 23.09.2010
                    • 977
                    • Privat


                    #10
                    Hallo Breitfuessling,

                    ich schreibe auch immer was mir zu den Vorbereitungen einfällt direkt in den Reisebericht. Ist inwischen nicht mehr viel, da die Ausrüstung mehr oder weniger steht und die Logistik fast immer die gleiche ist. Ich lese das aber auch gerne in den Berichten, es gehört doch irgendwie dazu, und so bekommt man ab und zu auch noch mal einen Tipp, auch wenn man nicht immer in den Vorbereitungs- und Ausrüstungsfäden unterwegs ist.

                    Ich bin gespannt darauf wie anders du die Tour empfinden wirst, wenn du allein unterwegs bist.

                    Auf der Kebnekaisefjällstation gibt gerade Probleme mit dem Wasser, nachdem Hochwasser und Schneeschmelze das Pumpenhaus beschädigt haben.

                    https://polarkreisportal.de/kebnekai...aus#more-26078

                    Andrea

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                    • Breitfuessling

                      Dauerbesucher
                      • 06.04.2023
                      • 596
                      • Privat


                      #11
                      Ausrüstung? Gelegenheitstrekker

                      Zwei 08-15 Schlüppis und zwei Paar Socken siehe oben. Ein Funktionsshirt, ein Merino(haltiges)shirt, ein Fleece, ein Merino(haltiges)Longsleeve, das finde ich echt ganz schön, schwarz und an den Ärmeln schwarz-grau-weißes Camoumuster, ist ganz schön warm.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Bula MErino.jpg Ansichten: 0 Größe: 109,4 KB ID: 3205771
                      Das gab es beim Outnorth zu 50%, als ich die Fjällräven Vidda Pro Hose zur Probe schicken ließ. Mit der Jacke habe ich lang überlegt. Habe jetzt vier G1000 Jacken, schon oft gewachst. Schönes Material, besonders wenn es nach dem kurzen Regen wieder trocknet. Bin auch schon komplett durch damit gewesen, dank geeigneter Unterbekleidung aber in Bewegung nicht gefroren. Irgendwie passen die aber nicht in mein jetziges (imaginäres) Farbkonzept . Die Hose hat alles durcheinander gebracht.
                      Ich gehe gern in Olivgrün oder auch Steingrau durch die Gegend. Meine Gamsbokk Bushcrafter mit den riesigen Taschen auf der Seite wiegen aber doppelt so viel wie meine Budget-Hose aus dem Stadium Outlet. Und die ist so wunderbar orange. Jedenfalls wollte ich etwas leichteres. Mal 450 g weniger ist schon relevant. Lange bin ich um die Lundhags Makke herumgetigert... im Laden aber für €250,- ein hart zu bezahlendes Schmuckstück. Ich muss sagen, sie passt mir und ich finde sie bequem und gut ausgestattet. Wichtig sind mir weite Taschen auf den !Seiten! der Oberschenkel. Dies beißt sich mit Belüftungsreißverschlüssen außen am Oberschenkel oder Zip-Off-Hosen. Die Makke hat im Leistenbereich Lüftungs-Zipper und außen vom Knie abwärts. Außerdem gefallen mir die Innentaschen in den Taschen, damit man Messerchen und Smartphone nicht in der Tasche herumbaumeln hat. Haken im Saum zum Anknüpfen an die Schnürbänder, Weitenverstellung im Bund und Saum - Ich nehme keinen Gürtel mit, habe aber immer 2 m Fallschirmschnur dabei. Ja und sonst und überhaupt angenehmes Material leicht stretchy und innen angerauht, im Zweifelsfall ausreichend warm sowie an den beanspruchten Stellen mit Verstärkung irgendein 3M oder Cordura-Material o. ä. Jedenfalls gab es die seit langem nicht mehr in grün... grrrrühn! Dann habe ich die Vidda Pro von Fjällräven probiert. Etliche Hosen von denen gab es ja nur noch in der Urlänge... dann hingen mir immer die ausgearbeiteten Kniepartien an den Schienbeinen )-: Die Vidda Pro gab es auch in kurz. Anprobiert, ja passt irgendwie, aber für die Undehnbarkeit des G1000 Materials nicht gut genug. Die Taschen waren ziemlich flach und mehr auf der Vorderseite, dafür fast die ganze Beinaußenseite mit BelüftungsZipper. Dann Kniebeugeprobe... Mit Klöterkram in den Taschen ging das gar nicht, viel zu eng, was sich bei Unelastizität schlecht macht. Nach einer Stunde im Haus herumtapern merkte ich dann das absolute NoGo! Die obere Knienaht rieb kontinuierlich auf meiner Kniescheibe, nachdem sich die beim Anziehen Richtung Achseln gezogene Hose langsam abgesenkt hatte... ist halt doch nicht so einfach als Halbzwerg. Halbe Stunde Katzenhaare abgefummelt und mit Klebeband abgezogen und zurückgeschickt. Outnorth hat komplikationsfrei erstattet.

                      Nun musste ich doch in die Lundhags Makke investieren. Dies aber nicht online, sondern in Anerkennung meines lokalen "SFU - Sachen für Unterwegs" in Braunschweig habe ich sie vor Ort gekauft und mich sehr gefreut. Da es die aber nur noch in Grau oder schwarz gab und ich ja nicht auf eine Beerdigung will... sie ist grau und dazu trage ich keine grüne oder braune Jacke, habe sie auch noch so tolle große Taschen.

                      Also Schuhe und Hose grau, oben schwarz das MerinoLongsleeve oder der Gamsbokk Allmountain Hoodie mit grauem Rumpf. Hut und Rucksack und Handschuhe jäger(BW)grün. Oder grüne Regenjacke und schwarze Regenhose. Leider ist das original Rucksack-Cover blau!!! Wer hat das denn zugeordnet? Aber es bleibt, denn es hat einen sehr guten Zug und extra Haken, damit es den Rucksack auch seitlich gut und sicher umschließt. Funktion ist also letztlich natürlich wichtiger!
                      Zuletzt geändert von Breitfuessling; 27.06.2023, 14:46.
                      Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                        #12
                        Zitat von andrea2 Beitrag anzeigen
                        Hallo Breitfuessling,

                        Auf der Kebnekaisefjällstation gibt gerade Probleme mit dem Wasser, nachdem Hochwasser und Schneeschmelze das Pumpenhaus beschädigt haben.

                        https://polarkreisportal.de/kebnekai...aus#more-26078

                        Andrea
                        Hihi,

                        STF hat sich auch gerade per Mail gemeldet: "Toaletter och duschar avstänga pa STF Kebnekaise Fjällstation / Toilets and showers are closed..."

                        Die Kraft der Natur ist groß! Manchmal mehr als man sich wünscht. Due to heavy rainfalls... usw. usw.

                        Aber ist ok. Toiletten werden allgemein überbewertet Habe gestern beim fotografieren des alten Rucksacks noch eine Rolle Papier von 2019 gefunden :-DDD
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                          #13
                          Zitat von Breitfuessling Beitrag anzeigen
                          Habe gestern beim fotografieren des alten Rucksacks noch eine Rolle Papier von 2019 gefunden
                          Uhhh! Wie hat diese denn die Klopapierkrise von 2020 überstanden!?
                          Zuletzt geändert von Moltebaer; 27.06.2023, 21:21.
                          Wandern auf Ísland?
                          ICE-SAR: Ekki týnast!

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                            #14
                            Insgeheim habe ich mir ab und zu eine Schicht eines Blättchens gegönnt 🫣
                            Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                              #15
                              Und wieder zurückgelegt!?
                              Wandern auf Ísland?
                              ICE-SAR: Ekki týnast!

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                                #16
                                Natürlich!
                                Zum Abwischen benutze ich doch immer eine Fahrkarte. Es sei denn, sie ist digital.

                                Wir hatten glücklicherweise einen großen Vorrat. So drei oder vier Großpackungen sind normal da. Aber komm, das Thema habt ihr damals hier doch bestimmt schon ausdiskutiert.
                                Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                                • Breitfuessling

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                                  #17
                                  Morgen packe ich den Rucksack nochmal aus und kontrolliere erneut und packe die Nahrung nochmal anders, damit die Stöcke in die Mitte passen. Ich fliege ja eine Strecke.

                                  OK, dafür dass Taschenmesser in den Rucksack, alles Elektrozeugs und das Feuerzeug ins Handgepäck. Die Flüssigkeiten aus dem Kulturbeutel bleiben im Rucksack. Dann nehme ich eine Rolle Frischhaltefolie mit, die breite vom letzten Umzug und wickle den Rucksack selbst ein, lohnt sich die Mühe?
                                  Das Namensschild und den Griff raushängen lassen. Also ich will gleich um neun beim Hotel auschecken und dann den Flughafen erkunden, der Flieger geht ja erst um halb eins glaube ich. Das sollte doch genug Zeit sein, alles zeitgerecht auf die Reihe zu bekommen. Bin ja im Hotel gleich am Flughafen. Irgendwie fehlt mir so die schriftliche Anleitung auf Papier. Bin so träge, mir alles nochmal online anzugucken. Habe das Gefühl, das klappt schon. Bei allem, was ich hier und bei SAS gelesen habe, habe ich immer ok gesagt. Kann mir das aber nicht alles auswendig merken.
                                  Zuletzt geändert von Breitfuessling; 27.06.2023, 21:52.
                                  Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                                    #18
                                    Thema Stöcke:

                                    bei meiner ersten Tour las ich, dass wenn man ungeübt mit Trekking Stöcken ist, man diese besser zuhause lässt.
                                    In Niedersachsen gehe ich ohne, aber im Fjäll haben wir uns nach der zweiten Etappe die Stöcke gesucht, die im Winter auf die roten Kreuze gesteckt werden, wenn der Schnee zu hoch wird. Also ich habe für mich gemerkt, dass ich die dort gut gebrauchen kann.
                                    Jetzt hatte ich so Low Budget Stöcke von Lidl. Ja, die gingen und waren nicht merklich schwer. Aber der eine hat ewig geklappert beim Aufsetzen und außerdem waren sie zu lang, um im Rucksack zu verschwinden.
                                    Als ich einen Gutschein geschenkt bekam war die Verwendung klar —> ein paar neue Stöcke.
                                    Oh, die kriegt man ja nicht geschenkt! Ließ mich aber schnell motivieren, weil ich die Aufschrift missdeutete —> ich dachte, beide Stöcke wögen soviel, wie drauf stand. War aber das Gewicht nur eines Stocks. 🫣🤦‍♂️
                                    Nun gut, ich habe jetzt ein kurz zusammenlegbares Paar, das ich auf meine Größe einstellen kann. Will noch Panzerband unten rum kleben. Dann freue ich mich länger über weniger Schmarren und habe gleich noch was zum Kleben dabei.

                                    Gute Nacht soweit erstmal.
                                    Zuletzt geändert von Breitfuessling; 05.04.2024, 10:42.
                                    Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                                      • 23.03.2023
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                                      #19
                                      Ich weiß noch wie ich 2008 das erste mal Stöcke beim Wandern mit dabei hatte und das total komisch fand… Aber einmal dran gewöhnt geht es auf keine längere Wanderung mehr ohne Stöcke!

                                      Viel Spaß und eine schöne Wanderung. Freue mich schon auf die Bilder und die Berichte vom Kungsleden.
                                      Verkürzt es doch gut die Zeit bis es für mich endlich auch nach Schweden geht.

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                                        #20
                                        Huwaaah, die Aufregung steigt, ich merk's echt am Puls.
                                        Rucksack zum zweiten Mal gepackt und handschriftliche Liste mit vielleicht zehn Items, die zum Beispiel noch einmal geladen werden oder erst nach dem letzten Zähneputzen zuhause eingepackt werden.

                                        Wer hat Erfahrung mit den Folienpackmaschinen am Flughafen? Bekomme ich das hin, wenn ich nicht direkt zwei linke Hände habe? 10 Euro + würde ich schon der Bequemlichkeit halber investieren. Dann müsste ich die Rolle Umzugsfolie nicht bis Stockholm mitschleppen. Den Rest würde ich dann dem nächsten Wanderer schenken.
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ID: 3206054
                                        Ich wollte zuhause noch sooo viel erledigen, doch dann kamen so unablehnbare Bitten, wie z. B. Omi will einen Pool für die Enkelkinder haben, kannst Du den nicht kaufen fahren und gleich aufbauen? Dafür saß ich gestern bis halb eins nachts beim Packen grrr... Heute noch einen Auditbericht fertig schreiben, zum Glück mit sehr gutem Ergebnis, das wird schnell erledigt sein. Dann noch der Wunsch der Kindergartenabgängermütter, doch das Abschiedsgeschenk an den Kinder garten zu visualisieren...
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                                        Morgen seit acht Wochen mal wieder Rasen mähen, die Gräser haben schön ausgesamt bei der Hitze. Und dann endlich den beruflichen Teil des Rechners schließen und die Fahrpläne auf Störungen checken. Bis Hamburg funktionierts erstmal.

                                        Ich wünsche Euch etwas, allen die unterwegs sind und die etwas planen und in Vorfreude sind, natürlich auch die schon Zurückgekommenen und die Zuhausebleibenden!

                                        Schmal fahren und breit gehen! Sodenn!
                                        Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                                          #21
                                          Erster Tag der Anreise: Mit dem Zug von Peine nach Stockholm:

                                          Im Zuchhhh. Endlich runterkommen.

                                          Es wird sich als gut herausstellen, dass ich eineinhalb Stunden Umsteigezeit in Hamburg eingeplant hatte, so habe ich nach Abzug der Verspätung des ICE von Hannover nach Hamburg immer noch vierzig Minuten Zeit.
                                          Zuletzt geändert von Breitfuessling; 09.08.2023, 09:35.
                                          Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                                            #22
                                            Im Bett im Euronight nach Stockholm. Es wird höchste Zeit, noch (in diesem Leben) Schwedisch zu lernen. Was ich ihn den letzten Sommern jeweils gelernt hatte, war zu Weihnachten wieder weg und ich bekomme jetzt nur mit, wo meine schwedischen Mitreisenden in Frankreich und auf dem Balkan gewesen sind. Aber sie sind sehr lieb und nehmen mich immer wieder auf Englisch mit.

                                            Wie schön, jetzt mit dem SJ Team zu reisen, freundlich und korrekt. Der Zug fährt zwar langsamer, aber dafür pünktlich los.
                                            Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                                            • Breitfuessling

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                                              • 06.04.2023
                                              • 596
                                              • Privat


                                              #23
                                              Stockholm, 20 Grad, windig, die Frisur hält.
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                                                • 06.04.2023
                                                • 596
                                                • Privat


                                                #24
                                                Zweiter Tag der Anreise - per Flugzeug - Stockholm - Kiruna

                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_6768.jpg Ansichten: 0 Größe: 323,8 KB ID: 3206391

                                                Das mit der selbst gewickelten Folie hat zunächst funktioniert. Die gute Frau bei der Gepäck Abgabe meinte aber, sie schickt mich lieber zu „Special Luggage“, weil meine Folie zu stumpf sei und sie Angst hätte, dass es in den folgenden zwanzig Kurven der Förderanlage hängen bliebe. OK. Sonderservice.

                                                Die Übernachtung im Blue Raddison Arlandia war angenehm, komfortabel und ich habe reichlich gefrühstückt. Für €105,- hatte ich dann nur eine Viertelstunde mit dem kostenfreien Shuttlebus zum Flughafen. Das war mir wichtig, kein Stress am Morgen.

                                                Dafür Männerprobleme: Freitag noch bei meiner Damenfriseurin gewesen zum Spitzen schneiden, damit ich es mit den langen Zotteln im Wind auf der Wanderung leichter habe. Jedenfalls heute dann die TrockenSeife und TrockenShampoo probiert und irgendwas ist schief gelaufen😫. Welche war für den Körper und welche für die Haare? Und ist die für die Haare jetzt Shampoo mit Conditioner oder ist die Seife für Körper und Haar und das andere nur Spülung für die Haare? „MANN, ich nehme gleich das Messer“, dachte ich.
                                                Dann nochmal in die Dusche, anderes Produkt auf die Haare, nur unmerklich anders, nicht wirklich besser.
                                                OK, ich habe sie durchgebürstet bekommen.
                                                Anschließend habe ich die vom Hotel gestellte kleine Bodylotionflasche ausgespült und mit dem hoteleigenen Conditioner aufgefüllt. Probleme gibt’s!!!😂🤣

                                                Gestern war ich etwa um elf in Stockholm angekommen, habe das Gepäck direkt am Hauptbahnhof ins Schließfach (knapp vier Stunden/€23,-) gepackt und bin zum Vasa Museet gelaufen.
                                                Wow, das war toll. Ich hatte nur noch dunkle Erinnerungen von vor 39 Jahren. In der Tat konnte ich mich nur noch an das dazugehörige Langboot erinnern, das seinerzeit noch mit Konservierungsmittel eingesprüht wurde. Aber jetzt…
                                                dieses riesige Schiff!!!
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_6734.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,43 MB ID: 3206390
                                                Was alles daran hängt, wieviele Menschen daran gearbeitet haben damals und heute und es ist jetzt auch schon wieder sechzig Jahre über Wasser. Zum einen ist es eine lange Zeit, seitdem es gebaut wurde, fast vierhundert Jahre, andererseits wenn ich auf mein Leben zurück blicke, auch schon gut ein halbes Jahrhundert, es wirkt alles anders, vorstellbar, nicht unendlich. Ich finde, das Museum ist für Familien und Erwachsene gut aufgezogen. Die Kindern würde ich auf jeden Fall gut darauf vorbereiten und ihnen einen Bezug zu den betrachteten Zeiten und Zeiträumen geben. Das wird im Museum auch wieder aufgegriffen, indem auch intensive Einblicke in das Leben auf der Werft, an Bord und an Land gegeben werden.

                                                Nach dem Museum habe ich mir ein Fastfoodmenue gegönnt und bin an den Körsbärsträden mit dem Springbrunnen gegangen und habe dem Treiben zugesehen. Das war angenehm kühl, wenn die Gischt vom Wind herüber getragen wurde.

                                                Dann mit dem Arlanda Express zum Flughafen und zwanzig Minuten zu Fuß zum Hotel gelaufen und früh eingeschlafen.


                                                Jetzt warten. Wie sieht es hinter der Sicherheitskontrolle aus? Das letzte Mal bin ich 2016 nach München geflogen. Habe noch zweieinhalb Stunden bis zum Abflug. Werde erst in anderthalb Stunden durchgehen. War ganz schön aufgeregt bis gerade, nun wird es besser 🫣.

                                                Zuletzt geändert von Breitfuessling; 09.08.2023, 11:06.
                                                Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                                                  • 06.04.2023
                                                  • 596
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                                                  #25


                                                  Guten Morgen sagt sie Sonne seit vier Uhr und je nachdem wie ich liege trifft mich ein Strahl direkt ins Auge.
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_6826.jpg Ansichten: 330 Größe: 3,25 MB ID: 3206457
                                                  Meine Urplanung war, heute am Montag mit dem Zug in Kiruna morgens anzukommen und direkt mit dem Bus weiter nach Nikkaluokta und auf die Piste.
                                                  Weil ich keine Geduld und Ruhe mit der Verfügbarkeit der Züge hatte, zog ich zunächst die Fahrt von Hamburg nach Stockholm mit dem Euronight von Samstag auf Freitag vor und entschloss mich dann auch noch, von Stockholm nach Kiruna zu fliegen. OK das kostet jetzt natürlich mehr, aber ist auch sehr entspannt. Dadurch habe ich jetzt die zweite Extra-Nacht mit viel Zeit zur mentalen Vorbereitung.

                                                  Das STF-Hostel in Kiruna ist herrlich einfach. Ich habe mir sogar ein Einzelzimmer gegönnt, nutze Toilette und Waschbecken auf dem Zimmer und Dusche, Sauna und Küche im Keller.

                                                  Bett selber beziehen, lag alles da. überlegt kurz, meinen Hüttenschlafsack zu nehmen, aber nachher denken sie, ich habe ohne Bettbezug und Laken geschlafen, was nicht schön für die folgenden Gäste wäre.

                                                  Gestern am Flughafen war ich überrascht, an wie vielen Rucksäcken nicht einmal die Gurte und Riemen zusammen gebunden waren beim Aufgeben, da waren sogar Flaschen locker seitlich eingesteckt, Stöcke außen angebunden, oder eine IsoMatte. Die war aber auch auf einer Seite abgerissen und bei einem Rucksack hing der Deckel auf Halbsieben.
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_6781.jpg Ansichten: 358 Größe: 399,0 KB ID: 3206455

                                                  Was auch funktioniert hat, war das Aufsetzen des Regencovers. Insgesamt hatte ich aber ein sicheres Gefühl mit meiner Folie, es war einfach jede Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen, dass etwas abreißt oder sich in den Förderanlagen verfängt.

                                                  Ich war erstaunt, dass ich allein fünf Leute gesehen habe, deren Gepäck nicht angekommen war. Das sind nach meinem Gefühl echt viele.

                                                  Dann stand draußen der Flyggbus und ich suchte erstmal raus, wo ich eigentlich hin musste und fragte den Fahrer, ob er zum STF Hostel führe. „Ja, es sei nur fünf Minuten zu laufen“, antwortete er. Jo, dachte ich: „Dann laufe ich doch!“ Zum Glück sprach mich der zweite, der die Koffer in den Laderaum packte, auch noch an: „Es sind fünf Minuten von wo der Bus hält, zu Fuß sind es insgesamt acht Kilometer!“
                                                  Oh, zum Glück hat er mich angesprochen. Aber was sind schon acht Kilometer. Trotzdem gut, so kam ich wieder mit Vater und Sohn neben mir ins Gespräch, die schon im Flugzeug neben mir saßen und dieses Jahr ihr zehnjähriges WanderJubiläum hier haben und diesmal über Kebnekaise zur Nallo Hütte wollen. Da sie mit Zelt unterwegs sind, haben sie die Nacht auf dem CampingPlatz hier nebenan verbracht.

                                                  Ich hatte somit gestern Abend Zeit durch Kiruna zu gehen. Es fällt total auf, dass die Stadt wegen des Bergbaus verlegt wird. Ring für Ring breiten sich die Bauzäune aus und die Häuser werden zurück gebaut.
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_6812.jpg Ansichten: 335 Größe: 3,76 MB ID: 3206458
                                                  Im alten Zentrum sieht es trostlos aus. Ich kaufte ein Sandwich und zwei Äpfel im ICA, ging zum Bahnhof und setze mich in die geheizte Wartehalle und hatte mein Abendbrot mit Blick auf den See und die schneebedeckten Berge im Hintergrund.
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_6809.jpg Ansichten: 332 Größe: 2,06 MB ID: 3206456
                                                  Auf dem Rückweg durchs Zentrum hin zur Holzkirche und zurück ins Hostel. Es war niemand in der Gemeinschaftsküche, so ging ich aufs Zimmer und genoss die Ruhe der an die Scheibe klopfenden Regentropfen.
                                                  Alle Akkus nochmal geladen, ich erinnere mich nicht mehr, ob wir in der Koje auf der Kebnekaise Fjällstation direkt eine Steckdose hatten. Ich vermute es, aber bin unsicher.

                                                  Im kleinen ICA gab es keine GasKartuschen und auch kein Benzin, Spiritus vielleicht, habe nur geguckt und nicht gefragt. Im COOP bin ich nicht gewesen, wenn der Campingplatz einen Shop haben sollte, wäre das noch eine Option für die hier häufig gefragte Möglichkeit zur Versorgung mit Brennstoff nach dem Flug oder in Nikkaluokta beim Start der Wanderung. Da schaue ich auf jeden Fall nach.
                                                  Mein Notfall-Esbit ist durch die Kontrolle gekommen und im Rucksack mitgeflogen. Das ist aber auch nur ein einzelner Glücksfall und nicht als zuverlässiger Beweis heranziehbar. Die Regeln der IATA sind hier ja schon ausreichend analysiert worden.

                                                  In zwanzig Minuten beginnt die Frühstückszeit und dann noch ein wenig Rucksack umpacken und schauen, ob der Campingplatz einen Shop hat und dann gehe ich zu 10:10 Uhr zum Bus.
                                                  Zuletzt geändert von Breitfuessling; 09.08.2023, 11:08.
                                                  Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                                                    • 23.03.2023
                                                    • 49
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    Na dann geht es jetzt ja richtig los!
                                                    Alles gute für die kommenden Tage.

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                                                      • 06.04.2023
                                                      • 596
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      Ich danke dir!

                                                      btw: COOP hat Primus Gas und ein weiteres Produkt von Schraubkartuschen, haben gerade die drei Letten erzählt, die heute in den Büschen bei der Kirche übernachtet haben. Sie fahren weiter nach Abisko und gehen dann Richtung Süden nach Kvikkjokk.
                                                      “Maybe we will meet halfway“, haben wir uns gerade verabschiedet.

                                                      https://m.youtube.com/watch?v=I7HahV...BtZSBoYWxmd2F5
                                                      Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                                                        • 06.04.2023
                                                        • 596
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                                                        #28
                                                        Erste Etappe: Mit dem Nikkaluoktaexpress-Bus von Kiruna, zu Fuß von Nikkaluokta zur Kebnekaise-Fjällstation


                                                        Apropos laufen, das war doch heute etwas.

                                                        Bin also gut gefrühstückt bei leichtem Regen zum Bahnhof gelaufen und war der einzige, der dort in den Nikkaluoktaexpressen eingestiegen ist. Dreißig andere saßen schon drin!

                                                        Dort angekommen kurz umgeguckt, ja sieht noch so aus wie damals. Drinnen nochmal nach diesen Patches der einzelnen Stationen und Hütten gefragt, hatten die wieder keins da von Nikkaluokta… boten mir aber total freundlich an, ich sollte eine email schreiben, sie würden mit eines schicken, wenn wieder welche da sind.

                                                        OK, ich hatte alles, was ich brauchte, 18 kg zeigte die Waage. Na gut, wird schon, ist halt Training.

                                                        Ui, es gibt schon Mücken. Die hatte ich vor vier Jahren nicht zehn Tage früher. Dann lief mir ein hellbraunes sah so aus wie ein Hühnchen und ich habe es gefilmt mit ihren Küken über den Weg. Erst stehen geblieben, dann hat die Glucke aus dem Kleinbuschwerk ihre Küken links heraus gerufen auf die andere Seite geholt.

                                                        Ich war eher gemächlich unterwegs und das war auch gut so. Keine Blasen und das Laufen macht immer noch Spaß.

                                                        Drei Betten weiter liegt ein Bergführer aus Stuttgart, in meinem Alter. Wollte von Kvikkjokk in den Sarek, da sei jedoch gerade noch viel zu viel Schnee und wo der taut alles überschwemmt. Er hatte dann keine Lust mehr, z. B. anderthalb Kilometer nur durch Wasser zu gehen und geht jetzt den Kungsleden nach Norden mit Abstecher hier nach Kebnekaise Fjällstation und war heute oben. Zu früh, alles voller Nebel, später erst ist alles aufgeklart. Er schlug mir vor, ich sollte doch nicht die lange Route im Westen über Kaffedahlen mit dem ganzen Geröll gehen sondern auf halber Strecke zum Gletscher hoch, dann müsste ich zum Schluss nur einige Meter so etwa 35-40 Grad steil auf Schnee gehen, es sei nicht verreist, nachher gäbe es ein gespanntes Seil, dass einem dort hinleitet, wo man in den Fels steigen müsste…

                                                        Ich habe gesagt, ich bleibe lieber bei der geplanten Westroute, da weiß ich was ich hab. Es sei denn, er käme mit und würde mich anleiten. Da ich so etwas null Erfahrung habe, gehe ich auf Nummer sicher.

                                                        Wir haben noch zusammen gegessen, er kommt aus Siebenbürgen und konnte mir eine Menge zur Geschichte erzählen, dass die deutschstämmigen Menschen dort vor achthundert Jahren hingegangen sein und einiges mehr.

                                                        Nach dem Essen Sauna und waschen nur im Bächlein hinter dem Service Haus, weil die Wasserversorgung seit einer Woche eingeschränkt ist. Schwedische Dixis draußen und drinnen alle Waschbecken und Toiletten gesperrt. Küche geht.. Die Füchse unter uns hatten aber schnell raus, das in der Sauna Dusche ein Schlauchanschluss mit Kalt- und Warmwasser war, unter dem man sich auch angenehm warm abspülen konnte. Im Hocken! Trotzdem… ins Bächlein… nach vier Saunagängen war ich reichlich aufgewärmt.

                                                        Morgen gut gestärkt hinauf, ganz ruhig, nur warme Kleidung und etwas Essen sowie Wasser in den Rucksack. Das wird schon! und wenn Wolken da sind, setze ich mich zwei Stunden in die Hütte und mache Hampelmann, um mich aufzuwärmen, bis es aufklart. Ich will einmal runter gucken und die anderen Berge sehen.
                                                        Ansonsten werde ich stolz sein, wie weit ich gekommen bin und dass ich das Ende meiner Leistungsfähigkeit mit Vernunft wahrgenommen habe und noch gesund umgedreht bin.

                                                        Auf dann!
                                                        Zuletzt geändert von Breitfuessling; 09.08.2023, 17:35.
                                                        Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                                                          Das Wetter lädt ein. Gut gefrühstückt, Rucksack gepackt, die Schuhe passen noch.
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                                                            #30
                                                            Zweite Etappe: Richtung Kebnekaise und zurück

                                                            Maaann, war das ein schöner Tag. So rein vom Wetter her.
                                                            Aber der Rest war für mich auch super toll!

                                                            Um 08:00 Uhr bin ich dann mit gefühlt acht Kilo Gepäck los und sah schon so einige vor mir tapern, die ersten waren ja schon beim ersten rausgehen um viertel vor sechs am Schuhe binden.
                                                            Ich ging den Weg vollkommen normal. Gestern hatte ich die Stöcke noch auf dem Rucksack, aber heute brauchte ich sie, wollte ich sie und so habe ich mich dann auch schnell wieder eingestochert. Ich muss gestehen, ich hatte mir die Gummipröppel drauf geklebt, weil mir das auf den Geist geht, wenn die Stäbchen so auf dem Stein klackern. Auf festem Kiesboden konnte ich so nicht einstechen. Auf dem großen Steinhaufen, zu dem ich heute gelaufen bin, war solcher Boden eh kaum vorhanden.

                                                            Wie macht ihr das? Lauft ihr auf den Metallspitzen? Wie lange halten die? Gibt’s da ‘nen Thread drüber? Link nehme ich gern.

                                                            Ich kannte den Weg schon bis man vom Kittelbäcken über die Brücke und die Stufen hoch auf den kleinen Sattel kommt, bevor der Anstieg zum Vierranvárri beginnt. Dort hatten wir in 2019 angehalten und waren umgedreht.
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2019 nach 5h30.jpg Ansichten: 0 Größe: 390,5 KB ID: 3212280
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: P1000323.jpg
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Größe: 2,36 MB
ID: 3212284 2019
                                                            Heute ist mir erst bewusst geworden, was für anstrengendes Wetter wir damals hatten. Wir stapften damals mit Regenklamotten und Gamaschen durch den Schnee hinauf, es waren zehn Tage früher im Jahr. Bis zu der Stelle brauchen wir 5h30.

                                                            Heute war ich nach 3h30 dort bei km 5 2/3. Ich war super glücklich und hatte das Gefühl, heute mache ich das und war gerührt, was ich bei strahlendem Sonnenschein von oben alles sehen würde.

                                                            Upps dachte ich nach einigen Metern. Das wird jetzt aber eine andere Kategorie.
                                                            Jedenfalls habe ich für die folgenden gut 800 m und 300 Höhenmeter fast eineinhalb Stunden gebraucht. Ui, ich bin das erste Mal in meinem Leben auf so einen Steinhaufen gestiegen.
                                                            Da oben auf dem Vierranvárri war es für mich sehr schön. Diese 300 Höhenmeter machten den Unterschied. Auf einmal waren die ganzen Berge rundherum gar nicht mehr groß und ich konnte über viele hinwegsehen und die schneebedeckten Berge weiter im Norden sehen und die vielen vielen Schneefelder dazwischen. Nur über den einen konnte ich nicht gucken, der da gegenüber stand, der mein Ziel war.

                                                            Nach einer Viertelstunde Wechsel von T-Shirt auf leichte Jacke ging ich an die Kante der Kuppe, sodass ich ins Kaffedalen runter schauen konnte und suchte den Weg, auf dem es weiter ging. Ich konnte die Leute am Berg sprechen hören, das hörte sich richtig nah an, ich blinzelte eine Weile rum, bis ich die kleinen Leute sich langsam bewegen sah.
                                                            Wow, dachte ich, das geht jetzt nochmal so weiter und nochmal dreihundertfünfzig Meter höher plus vorher hundert runter und hoch durch das Tal hindurch.
                                                            Ich war bei 5h15 und traf meine Entscheidung: Nicht durchs Kaffedalen, sondern eine Stunde hier sitzen bleiben, Kaffee kochen und genießen, an den Nordrand gehen und einige Panoramen aufnehmen und jedem, der zurückkommt, ein paar Worte der Anerkennung zu geben.
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Gute Entscheidung.jpg Ansichten: 0 Größe: 475,4 KB ID: 3212282


                                                            Gedacht - getan.

                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Freier Blick auf Keb.jpg Ansichten: 0 Größe: 445,6 KB ID: 3212279
                                                            Das war ein schöner Tag soweit, ich habe mehr gesehen als je zuvor. Allerdings musste ich beim letzten Anstieg erkennen, dass mir doch ein wenig Bange war in Gedanken an den Abstieg. Für mich Flachländler war das eine große und gefühlt grenzwertige Aktion. Ich habe großen Respekt vor allen, die auf Berge steigen und klettern. Das war mir schon aus Dokumentationen klar, aber am eigenen Leibe diese neue Herausforderung zu fühlen, hat es mir gegenwärtig gemacht.

                                                            Zurück ging es dann ganz gemächlich, ich habe ebenso 5h15 gebraucht. Die Sprüche der Eltern:“ Bergab ist es noch viel schwerer…“ kann ich jetzt auch nachvollziehen und kann meinen Kindern jetzt von meinen eigenen Erfahrungen berichten. Einige erfahrene Menschen und auch einige junge sind gefühlt an mir vorbei geflogen. Als Anfänger hatte ich die ganze Zeit Angst auszurutschen. Die weichen Knie wie vorletztes Jahr beim Spaziergang um die drei Zinnen hatte ich aber nur noch kurz… Man gewöhnt sich… in kleinen Schritten.

                                                            Die Plattfüße sind belastet, aber ich kann gerade gehen, würde jetzt nicht rennen wollen, aber bin nicht am rumeiern. Schuhe passen prima, keine Blasen.

                                                            Ab morgen ist dann erstmal Funkstille, wenn ich ins große Funkloch gehe, was hoffentlich noch viele Jahre erhalten bleibt.
                                                            Zuletzt geändert von Breitfuessling; 09.08.2023, 18:52.
                                                            Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                                                              Erfahren
                                                              • 16.08.2015
                                                              • 489
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              Ich benutze zuhause auch nie Stöcke, finde sie im Fjäll mit Rucksack aber praktisch, und bei schwierigen Furten unverzichtbar. Die Gummipfropfen bleiben zuhause bzw. im Rucksack - ich denke, die sind nur für Asphalt. Und die Spitzen halten lange.

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                                                                • 06.04.2023
                                                                • 596
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                Ok danke.

                                                                PS: Bin seit gestern gut wieder zurück. Morgen Abend geht es dann mit der ganzen Familie mit Wohnwagen nach Südtirol.​ Vielleicht finde ich ja abends die Ruhe, mal ein paar Zeilen zu berichten.

                                                                Grüße an mile, den ich zwischen Singihütten und Kebnekaise traf und die Unbekannte Userin (Name vergessen 🤦‍♂️), die mich mit ihrer Tochter hart nördlich des Tjäktapasset traf und mich anhand der ersten drei Sätze erkannte: „Du musst der Breitfuessling sein von den Outdoorseiten!“
                                                                Hehe, das war witzig.
                                                                Bitte melde dich noch einmal wie ich es mir schon gewünscht hatte, damit wir uns einmal über das Wandern mit Heranwachsenden austauschen können.

                                                                Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                                                                  Dauerbesucher
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                                                                  • 596
                                                                  • Privat


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                                                                  Südtirol, Pustertal, 31 Grad, Sonne, Pool 25 Grad. Die Frisur sitzt. Dass Vorzelt gegen Gewittersturm verankert.

                                                                  Neben uns: Drei Schweden!
                                                                  Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

                                                                  Kommentar


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                                                                    Lebt im Forum
                                                                    • 24.03.2002
                                                                    • 8242
                                                                    • Privat


                                                                    #34
                                                                    Zitat von Breitfuessling Beitrag anzeigen
                                                                    Ok danke.

                                                                    Die Unbekannte Userin (Name vergessen 🤦‍♂️), die mich mit ihrer Tochter hart nördlich des Tjäktapasset traf und mich anhand der ersten drei Sätze erkannte: „Du musst der Breitfuessling sein von den Outdoorseiten!“
                                                                    Hehe, das war witzig.
                                                                    Bitte melde dich noch einmal wie ich es mir schon gewünscht hatte, damit wir uns einmal über das Wandern mit Heranwachsenden austauschen können.
                                                                    Hallo,

                                                                    ich bin die Unbekannte :-) - und auch seit ein paar Tagen wieder zuhause.
                                                                    Die Tour hat noch richtig viel Spaß gemacht.

                                                                    Wandern mit Heranwachsenden:
                                                                    Mein Kind war meist einen halben Kilometer vor mir unterwegs und hat nur bei schwierigen Gelände den Abstand reduziert und auch regelmäßig auf mich geguckt :-)

                                                                    Bin schon wieder in der Arbeit. Am Donnerstag war Betriebsausflug zur Kartbahn und ich habe jetzt eine heftige Rippenprellung mit Schmerzen. Der Kungsleden war angenehmer für meinen Körper :-)


                                                                    Viele Grüße
                                                                    Rosi

                                                                    ---
                                                                    Follow your dreams.

                                                                    Kommentar


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                                                                      Dauerbesucher
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                                                                      • 596
                                                                      • Privat


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                                                                      Zitat von boehm22 Beitrag anzeigen

                                                                      Hallo,

                                                                      ich bin die Unbekannte :-) -
                                                                      Quool! Ich melde mich demnächst 😃
                                                                      Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

                                                                      Kommentar


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                                                                        • 596
                                                                        • Privat


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                                                                        Dritte Etappe: Von Kebnekaise Fjällstation zu den Singi-Hütten

                                                                        17,7 km vom Garmin aufgezeichnet
                                                                        mit einer Stunde Pause mit Mile insgesamt 8 h unterwegs gewesen


                                                                        Aufgewacht im neuen Bett, denn als ich am Abend zuvor zurück kam, lagen da drei extrem wortkarge Menschen in Ihren Betten und hatten sich außergewöhnlich ausgebreitet. Dahingegen war das Bett des zwei Tage zuvor kennengelernten Bergführers leer... er war weiter gezogen. Nun gut, ich veranlasste den Tausch und hatte wieder Luft zum Atmen und die drei hatten ein Bett mehr, um sich auszubreiten. Win - Win irgendwie.

                                                                        Den Morgen habe ich mir seeehr viel Zeit genommen. Das Frühstück musste richtig ausgekostet werden. Im Gegensatz zu dem selbst getragenen Frühstück bekommt man hier für die € 15,- eine Menge geboten... aber, es fällt mir schwer, sooo viel zu essen. Manchmal wird es als zu teuer beschrieben, doch überlege ich... wenn ich in einer kleinen Stadt vom großen Frühstücksbuffet essen gehe, zahle ich nicht weniger... und dort habe ich nicht diese besonders schöne Stimmung.

                                                                        Also wieder drei Gänge: Zuerst vom Ei, das gerührte mit trocken Brot dazu, Ketchup und irgendetwas Scharfes aufs Ei, angebotenes Gemüse dazu. Kaffee, Saft und Wasser. Danach Brötchen, eines mit Aufschnitt und eines süß. Zum Schluss Müsli mit Joghurt und Obst. Ich passte die Gelegenheit ab und sprach die polnische Frau mir schräg gegenüber an, die diesen Tag eine geführte Tour auf dem Östra Leden gehen wollte. Wenn ich mit solchen Wander- und Berg-erfahrenen Menschen spreche, frage ich mich, was ich in meinem Leben bisher gemacht habe und bin zunächst erstaunt und fühle mich klein. Schnell merke ich aber, dass das an dieser Stelle vollkommen uninteressant ist. Was wir hier an gemeinsamen Interessen verfolgen ist das, was uns zusammenführt.
                                                                        OK, und am Ende der Tour sehe ich ja auch schon fast so schlank und trainiert aus wie sie ;-D

                                                                        Der tags zuvor erleichterte Rucksack will wieder gut gepackt sein, der erste schwere Luxus - Pumpernickel und Corned Beef - sind vertilgt und es passt alles hinein. Die wegen des Ausfalls der Wasserpumpstation alternativ aufgestellten (etwa 10) schwedischen Dixis sind komfortabel und nicht so ranzig, wie ich es von hiesigen Festivals her kenne. Anstehen muss man nach dem Frühstück aber auch. Eine urlaubsgebräunte junge Frau steht im weißen Badeanzug mit achtzigermäßig hohem Beinausschnitt am Freiluftwaschbecken... ich smile sie an und frage: "Where is the beach?" Ihr fehlen die Worte, doch sie zeigt ihr verschmitztes Lachen. So nehmen wir alle die kleine Einschränkung in der Wasserversorgung mit Leichtigkeit... und sind unbewusst erleichtert darüber, dass erst vier Wochen später wegen einer um sich greifenden Magen-Darm-Erkrankung nichts mehr gehen wird.

                                                                        Es wird ruhiger draußen vor der Station, ich gehe noch einmal durch den Shop und gönne mir einen kleinen Karabinerhaken mit Kebnekaise-Gravur und breche dann um 10:28 Uhr auf.

                                                                        Vorwegnehmend komme ich zur Ansicht, dass diese Etappe für mich als die vielfältigste erscheint. Ich ging los, passierte den ein oder anderen Busch entlang des Weges, zuerst die typisch ausgelatschten Wegen mit den herausragenden Steinen unterschiedlichster Größe, vorbei an der Grenze des Stationsgebietes, woraufhin sich mehrere Zelte zeigten, deren Bewohner auch so langsam aufbruchreif wurden. Dann führten mich drei in wenigen Metern Entfernung nebeneinander liegenden Pfade an ein nicht zu vernachlässigendes Flussbett... ich blickte mich um auf der Suche nach den passenden Steinen... doch vielleicht zweihundert Meter oberhalb stand eine massive Brücke... hmm... die Brücke wird ja wohl kaum dort hochgespült worden sein... ok, hoch, rüber und weiter gings. Bis heute wundere ich mich jedes Mal beim Betrachten des Videos... warum die drei Pfade so direkt an diese Stelle führten, aber die (bei schweifendem Blick) deutlich sichtbare Brücke viel weiter oberhalb.

                                                                        Dann vorbei am Abzweig zum Västra Leden hinab ins Tal. Buschwerk rechts und links, dann bald die sich aus dem Bewuchs leicht gewölbt erhebende Felsstruktur, die durch ehemaligen Gletscherfluss rund und furchig geschliffen war. Dort hatte ich vier Jahre zuvor mit meiner großen Tochter die erste Pause gemacht, einfach weil uns dieser Platz gefallen und auch etwas fasziniert hatte. Ich suchte den Platz, an dem ich mich damals im Moos liegend fotografieren ließ.
                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte AnsichtName: P1000408.jpgAnsichten: 0Größe: 5,57 MBID: 3212296
                                                                        Ich glaube, ich habe ihn nicht wieder gefunden, hatte auch keine genaue Vorstellung mehr davon, so ließ ich mich von vorbeiwandernden Iren vor einem passenden Fels fotografieren.

                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: GPTempDownload.jpg Ansichten: 4 Größe: 1,87 MB ID: 3212297
                                                                        Naja, es ist glaube ein ganz anderer Felsen. Aber die gute Absicht ist doch zu erkennen, oder

                                                                        Kurz nachdem ich wieder losgegangen war, vielleicht fünfzig Meter vor mir kam einer hinter einem Fels um die Ecke und begann sofort zu rufen und zu winken. Wir trafen schnell zusammen und es war klar! Das musste Mile sein! Und er war es. "Oh, Du hast mich ja sofort erkannt!" "Ja klar, Du hast doch vom grünen Filzhut geschrieben!" Das das so auffällt... super Alleinstellungsmerkmal, hihi. Hey, er sagte, er sei froh mich zu treffen, dann könnte er gleich seinen Rucksack etwas erleichtern, und sofort begann er eine Reihe von Geweihen auszupacken, das sei für ihn, sagte er, das für seinen Neffen und das für mich, weil ich ihn auf die Idee gebracht hatte, durchs Neasketvággi zu gehen und das sei zum einen sehr schön gewesen und zum anderen hätte er dort die Geweihe gefunden. "Hast du noch Zeit?" fragte er. "Ja klar! Hier ein Stück Richtung Osten ist eine windgeschützte Stelle" und wir setzten uns dort hin, wo ich mich gerade fotografieren ließ. Er ging los im rechten Winkel zum Weg und fand Wasser und setzte einen Tee auf. So lernten wir uns kennen und quatschten vielleicht eine Stunde, teilten etwas zu Essen und er freute sich kurz vor Ende seiner Tour über das Beef Jerky, von dem ich noch mehrere Beutel im Rucksack hatte. Und ich kam nach langer Zeit einmal wieder in den Genuss einer Tasse Earl Grey Tee, den ich über mehrere Jahrzehnte gerne genossen hatte. So im Freien zusammen zu kommen, ist einfach eine tolle Situation. Wenn ich versuche, mich zu erinnern, waren wir die ganze Stunde über vollkommen allein, aber bestimmt sind etliche Leute an uns vorbei gezogen, so zehn Meter nur neben dem Weg.

                                                                        Wir packten unsere Sachen wieder ein und verabschiedeten uns mit freundlichen Wünschen. Jeder ging in seine Richtung weiter. Ich glaube, ich habe das schon in seinem Einladungsthread für seine Tour beschrieben und bin gespannt, wie sich die beiden Geschichten voneinander unterscheiden. Bin aber auch davon überzeugt, die Summe beider Geschichten wird zutreffen, nur ich erinnere mich drei Wochen später einfach an andere Details. die Vorstellung entwickelt sich einfach.
                                                                        Mein Videotagebuch sagt an dieser Stelle: "Jetzt habe ich eben den Michael getroffen und wir haben nicht einmal ein Selfie gemacht." Die Fotomania entwickelt sich wieder zurück. Gut so. Wir werden die Gesamtheit unserer Eindrücke wieder mehr schätzen, unsere Sinne wieder weiter öffnen und uns in Achtsamkeit üben.

                                                                        Dann ein Haufen Bretter über eine flaches aber bestimmt sechs Meter breites Rinnsal. Kam mir irgendwie bekannt vor, aber war bestimmt nur eine Frage der Wahrscheinlichkeit, wieder auf so einen Haufen erst kürzlich durch ebenfalls wandernde Wasserscheue oder wasserscheue Wanderer behelfsmäßig angeordneter Hölzer zu stoßen.

                                                                        Ich ging über eine ebenfalls bekannt anmutende Holzbrücke mit zwei runden Stämmen als Tragbalken... "Ok, Du kennst dich hier scheinbar ein wenig aus", dachte ich. Bald müsse der aus der Wand gebrochene Felsquader kommen, zu dem ich damals schon gehen wollte, aber mich unsere Eile davon abhielt. Ich erblickte ihn und schaute aufs Navi, wann der Weg günstig nahe dran wäre, um in einem guten Winkel vom Weg ab zum Quader hinzugehen. Das waren hier meine ersten Schritte querfeldein, komisch war das. Ich machte mir Gedanken über die Natur und ob das in Ordnung sei, während einige Leute brav dem Weg folgend vorbei ziehen würden. Hinten links liegt der Quader.
                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: GPTempDownload.jpg Ansichten: 4 Größe: 2,31 MB ID: 3212299
                                                                        Und prompt flog mich ein Fjällab an. Im Englischen heißt der Longtailed Jaeger und hebt sich durch seine beiden deutlich herausragenden langen Schwanzfedern hervor. Später habe ich noch mehrmals welche von denen getroffen. Ihren Ruf hört man praktisch auf dem ganzen Weg. Meist steigen sie schnell auf und locken dich scheinbar in eine andere Richtung, fliegen wieder weiter und pfeifen ihren Ruf. Einmal habe ich glaube erkannt, was das Spiel bedeutet, aber das kommt in einer viel späteren Etappe

                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: GPTempDownload.jpg Ansichten: 4 Größe: 3,39 MB ID: 3212300
                                                                        Der Quader wurde immer größer. Ich hatte ihn damals auf 3x4x4m geschätzt, nun denke ich eher 5x5x5 m³, also gut 125 m³. Bei einer Dichte von Gestein, zum Beispiel Granit mit 2700 kg/m³ schätzte ich ihn auf knapp 340 t Gewicht. Und der ist dann irgendwann aus der Felswand gebrochen und bestimmt dreihundert Meter die Schräge über das Geröll herunter gepurzelt. Wann das wohl geschehen war? Wie lange der dort schon liegt? Ist das erst im letzten Jahrhundert passiert oder müssen wir hier schon an Jahrtausende denken? Ich finde den noch recht scharfkantig, sodass die Erosion weniger lange an ihm genagt hat als an vielen anderen zerbröselten Steinen. Und wie tief steckt er in der Erde, wie viel Gestein ist um ihn herum angelagert worden? Ein Kollege ist Geologe, den werde ich mal fragen und ihm das Video mit der Feinstruktur zeigen. Ich bin nicht draufgeklettert, aber ich habe ihn umschritten und berührt.
                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: GPTempDownload.jpg Ansichten: 4 Größe: 1,25 MB ID: 3212298

                                                                        Für heute ist erst einmal Schluss und ich denke doch über externe Vorbereitung des Berichts nach... Die Etappe hatte ja gerade erst begonnen.
                                                                        Zuletzt geändert von Breitfuessling; 10.08.2023, 00:49.
                                                                        Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

                                                                        Kommentar


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                                                                          • 596
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                                                                          Vielfältige Etappe, warum?

                                                                          Ich glaube, als Neuling sieht man hier ziemlich viele verschiedene Untergründe, es geht auf und ab, durch breite und schmale Bäche, flache Brücken aus Holz und hohe aus Stahl mit dahinplätschernden Wassern und in Felsspalten tosende Gischt, vom eiszeitlichen Gletscher rundgelutschte Felsen und wild durcheinandergeschüttete oder monolitisch anmutende spitze Steinblöcke. Die Büsche entlang des Weges werden immer kleiner und schwinden langsam im Überschwemmungsbereich des Flusses, allenfalls Gräser nutzen hier die kurze Phase nach dem Abfließen des über die Ufer tretenden Schmelzwassers.
                                                                          Nach dem ersten Teilstück von Nikkaluokta zur Fjällstation war es noch reichlich zivilisiert und hier kommen jetzt die ersten sich verlierenden Trampelpfade, wohl dem, der keine Farbfehlsichtigkeit für rotes Licht hat, aber letztendlich kann man ja nicht vom Weg abkommen, ohne merklich in die Berge aufzusteigen. Der Neuling bekommt hier auch eine Reihe kleinerer Seen zu sehen, unbeplankte Geröllfelder, flachbekieselte Flussbetten, die rein optisch zum Baden einladen... wenn man sich die Zeit nähme. Über viele kleine Hügel geht es auf und ab und es zeigt sich fast nach jeder Kuppe ein verändertes Landschaftsbild. Abwechslungsreich, aber für den Unbedarften auch irgendwann frustrierend provoziert es die Frage: "Wann bin ich endlich angekommen?" Irgendwann werden die Abstände kürzer, in denen die Position auf der Karte (wie auch immer, manuell analog oder elektronisch) ermittelt wird und man sich beruhigt: "Hach, nur noch eine Stunde, na sagen wir anderthalb, dann kann ich mich freuen, wenn ich früher da bin.
                                                                          Beim Wetter habe ich hier zum zweiten Male die Erfahrung mit dem scharfen Westwind gemacht, der einem längs des Tale entgegenpfeift. Die Wolken drohen oft, aber tatsächlichen Regen hatte ich immer nur kurz, nicht länger als eine halbe Stunde. Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Wetter.jpg
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ID: 3213010

                                                                          Die Strecke ist mit rund 18 km eine der längeren, doch sie liegt auch am Anfang jeder dort möglichen Routen. Also sollten noch ausreichend unerkannte Reserven im Kopf und bei den Fett- und Zuckervorräten vorhanden sein.

                                                                          Irgendwann kommt dann der Wegweiser geradeaus weiter zu den Singihütten, leicht südlich abzweigend zu den Kaitumjaurestugorna und nördlich der direkte Weg zu den Sälkahütten. Zum Glück musste ich einfach nur geradeaus, denn andere Wege sah ich hier nicht vom Wegweiser aus. Habe das aber auch einfach nur zur Kenntnis genommen und nicht gesucht. Vielleicht wäre das nach zwanzig oder fünfzig Metern in die entsprechende Richtung schon wieder eindeutig gewesen. Wenn ich die Karte der Swedish Mountain Map App (Apple) richtig auswerte, liegen zwischen dem Abzweig nach Süden und nach Norden aber auch 600 m, also ein Grund zur Panik, hier geht keiner verloren! Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Wegweiser.jpg
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ID: 3213009

                                                                          Es kommen die ersten Schneefelder in schattigen Mulden, mehrere Seen und die ersten Zelter, die sich die reichlich flachen weichen Plätze am See zu Nutzen machen. Hinter der nächsten Kuppe kann man dann endlich ins Tjäktajokkatal blicken und auf den gegenüberliegenden Unna Avrrik links, den Madir rechts und den aus diesem Blickwinkel charakteristisch leicht von links nach rechts abfallenden Schneefeldern am Südhang des dazwischenliegenden Neasketvaggi, was das baldige Erreichen der Singihütten ankündigt.
                                                                          (Foto) Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Angekommen Singi.jpg
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ID: 3213005
                                                                          Jetzt ist es nur noch eine gute halbe Stunde zu gehen. Kurz vorher gibt es noch rechts des Weges einige flache Plätze, auf denen es sich die Zelter bequem machen, die die Nähe zur Hütte schätzen.

                                                                          Für alle, die von Nikkaluokta aus ihre erste Hütte besuchen, haben die Hüttenwarte eine ausführliche Einweisung parat, nicht zu vergessen das nach 2019 immer noch gleiche Schild mit nachgemalter Schrift: Tvätt - Wäsche flussabwärts und Vatten bitte flussaufwärts holen . Zur Begrüßung ist Beerensaft aus dem Kanister möglich, war vielleicht gerade alle 🙃, als ich ankam. Hier habe ich zwei einzelne Hütten in Erinnerung. die eine hat eine große Doppelküche mit drei Zimmern und eine Hütte mit zwei kleinen Einzelküchen mit jeweils zwei Kojen à 5 Betten und ein Hundezimmer (Mit-Hund-Zimmer) mit zwei Betten. Separate Trockenräume, Shop und Sauna gibt es hier nicht, der oder die Stugvärd hat aber für Notfälle bestimmt den einen oder anderen Nagel, Draht, Feuerzeug oder Tapestreifen zur Verfügung. Zahlung geht ab hier nach Norden in jeder Hütte mit Karte, STF-Mitgliedskarten werden freundlich abgefragt und es gibt die Patches der Hütte für Sommer- und Wintersaison.

                                                                          Ich kam in die Hütte mit den zwei Einzelküchen, wo ich mich sogleich mit fünf von Norden her Wandernden aus England, Irland und Schweden bekannt machte. Sie gehörten alle zusammen. Der wanderungsveranlassende Engländer (30) hatte seine Schwester, Mutter und besten (irischen) Freund dabei sowie seine (werdende) Frau Astrid aus Stockholm. Sie hatten sich vor Corona in London kennengelernt, er hat sie in Stockholm besucht und mit Beginn von Corona dort ein Jahr lang hängen geblieben. Ich glaube aber, dass war mehr eine förderliche Randbedingungen als der Zwang, so herzlich die beiden miteinander umgingen. Die Wanderung zu fünft hatte er sich von seinen Lieben zum 30. Geburtstag gewünscht.
                                                                          Sie spielten ein (wie selbst ausgedacht anmutendes) Kartenspiel mit schrägen Regeln, dies aber mit Elan und Spaß. Ich wurde eingeladen, wollte mich aber erstmal auf das Beobachten des spiels beschränken. Nachher kochten wir gleichzeitig und aßen gemeinsam. Er zauberte eine Art Pasta aus Resten, die sie in den Leftover-Schränken gefunden hatten. Ich blieb eisern bei einer mit Couscous angereicherten Instant-Thai-Suppe. Seine Mutter bereitete für uns alle Schokopudding zu. Zum Abschluss verteilte Astrid Motivation-Stickers an alle. die hatte sie für jeden für die gesamte Tour mitgebracht. Ich zog den Spruch "You are stronger than you think!" was mir eine schöne bestätigende Botschaft für die weitere Tour war.
                                                                          Der irische Freund kam in meine Koje und fragte mich: "Do you mind, if I bunk here?" Ich lud ihn ein, ein Bett in meiner sonst freien Koje zu benutzen, dann musste er nicht in die dritte Etage zwei Meter nebenan klettern.

                                                                          Am nächsten Morgen standen sie zeitig auf und wir verabschiedeten uns, als ich kurz draußen war. Drinnen fand ich einen weiteren Motivation-Sticker: "It's a good day to be happy!"


                                                                          Angehängte Dateien
                                                                          Zuletzt geändert von Breitfuessling; 14.08.2023, 19:22.
                                                                          Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

                                                                          Kommentar


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                                                                            • 596
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                                                                            Ach, da war doch noch etwas offen...

                                                                            Vierter Tag: Von den Singi-Hütten auf den Mádir und zurück

                                                                            13 km in knapp sieben Stunden


                                                                            Zum Glück, der Wind hatte sich gelegt und auch schien es von vorn herein nicht regnen zu wollen an diesem Tag, das fühlte sich irgendwie so an.
                                                                            Meine britisch-irisch-schwedischen Hüttenmitbewohnenden verhielten sich leise, aber wenn ich den ersten Pieps bewusst wahrgenommen habe, hält mich auch nichts mehr in den Federn. Sie hatten ja schon alles am Vorabend vorbereitet, selbst das Müsli schon eingeweicht, und zogen dann auch bald mit freundlichen Grüßen für den weiteren Weg von dannen.

                                                                            Als ich zwischendurch draußen war und wieder in die leere Hütte kam, lag dort noch ein weiterer Motivation-Sticker: "It's a good day to be happy!"
                                                                            Ach wie Recht Astrid doch behalten sollte. Ich war sehr dankbar.

                                                                            Ruhe. Ich sortierte meine Sachen und stellte alles für ein gemütliches Frühstück bereit. Kaffee mit Zucker und Milch aus dem Tütchen, gleich zwei davon, Fertigporridge aus der großen Tüte und ein paar Löffel Milchpulver, alles mit heißem Wasser aufgegossen. Eine Handvoll Studentenfutter und zwei getrocknete Aprikosen fanden noch den Weg in den Teller.
                                                                            Beim Essen blätterte ich durch das Logbuch der Reisenden auf der Suche nach meinem Eintrag von 2019.
                                                                            Draußen zeigte sich der blaue Himmel großflächig, es schien warm zu werden, bestimmt waren es schon 15 Grad so gegen zehn Uhr, als ich mich wellnessmäßig ausgetrödelt hatte. Ich ging raus und machte das erste GoPro-Selfie, in dem ich das Tagesmotto für mich definierte: Ganz ruhig und entspannt hier am Ort - Äh - Gegend - Umgebung. Natürlich hatte ich seit Monaten den Mádir im Kopf, aber alles immer unter der Hoffnung, dass ich zwischen dem ostwärtigen Bergfuß und dem Tjäktjajokka hindurch zu seiner flach ansteigenden Nordflanke durchkäme.

                                                                            Dann ging ich in die Nachbarküche und schlug das Logbuch auf. Es war fast voll und die ersten Einträge von 2019... JA! Da war es! Unser ersten Mal hier vor Ort. Mann, war das eine Freude, alles ging sich weiterhin so gut an wie in den ersten Tagen und es mochte einfach alles klappen bzw. sich gut entwickeln.
                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 230,7 KB ID: 3216973
                                                                            ​Gegen 11:10 Uhr begann Garmin, meinen Weg aufzuzeichnen, puh, es waren gefühlt 20 Grad und ich ging im T-Shirt los. Die Praktikantin in der Hütte - ich nennen Sie einfach Siv - zu der Zeit waren viele Freiwillige vor Ort und halfen bei der Aktion, die Hütten zu renovieren - machte sich auch auf den Weg, wollte auch auf die westliche Seite des Flusses, so gingen wir eigentlich in die gleiche Richtung, verloren uns aber schnell aus den Augen. Vielleicht ist sie nicht bis zur Brücke nördlich des Sami-Dorfes direkt am Fuße des Mádir gegangen, sondern hat den Fluss an der Sami-eigenen Brücke schon überquert.

                                                                            Ich ging voran, Singi-Umgebung ist Mücken-Land, Djungelolia wirkte gut. Ich ging zur Brücke runter und staunte nicht schlecht. Siv hatte mich schon informiert, ich solle vorbereitet sein, das Geländer sei vom Eis beschädigt. Und so war es natürlich auch. Am Westende der Brücke war ein Geländerfeld beidseitig ganz offen, die Stangen hingen schräg runter, andere Felder behelfsmäßig mit Ketten und Draht gesichert. OK. Die Brücke hing aber ganz ruhig da und es war windstill. Ich trat an die offene Stelle, nicht ohne zumindest mit dem Unterarm irgendetwas vom Geländer zu berühren, um zu merken, wenn ich mich irgendwie ungünstig Richtung Kante bewegen sollte. Aber alles blieb ruhig.

                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 2,80 MB ID: 3216974
                                                                            Wow, was für ein Ausblick in die Tiefe. Nun gut, die Alpinisten unter Euch grinsen sich jetzt vielleicht Einen, für mich waren es vielleicht 10 bis 15 m Tiefe in Sprudelwasser, der Aufprall würde vielleicht deshalb sanft bleiben, aber dann weiter durch den kurzen Canyon gespült zu werden... ja, ich mache mir solche Gedanken, kann damit aber gut umgehen, also bin dann nicht panisch oder gelähmt, nur bewusst.

                                                                            Und dann ging der Blick auch höher nach Norden und es war unfassbar schön, wie der blaue Himmel und das Gras, Moss und Fels mit dem tosend frischen Wasser zu diesem Gesamtbild wurden. Ein sehr schöner Ort.

                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Singi Brücke Tjäktjajokka.jpg Ansichten: 0 Größe: 409,5 KB ID: 3216975
                                                                            Ich ging noch auf der Westseite etwas die Felsen hinunter bis zum Standort dieses Bildes.
                                                                            Auf der anderen Seite guckte eine Mutter mit zwei größeren Jungs von der Brücke, aber sie waren auch genauso schnell wieder verschwunden.
                                                                            Ich ging also wieder hoch und um die markanten Felsen am Westufer herum, um Richtung Norden zu kommen. Nach wenigen Metern wurde es absolut ruhig und es war nichts mehr vom Tosen des Wassers zu hören. Der Untergrund war großflächig bewachsen und erstreckte sich wie eine riesige Obstschale leicht konkav Richtung Norden. Das war der Platz für mein Zelt, wenn ich denn eines dabei gehabt hätte, den ich an anderer Stelle hier bereits empfohlen habe. Ein Stück weiter nördlich dann ein nicht mehr als einen Meter tiefer See von vielleicht vierzig Metern Durchmesser, glatte Oberfläche, klar, mit wenigen erkennbar organischen Sedimenten.
                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Singi See vor Madir.jpg Ansichten: 0 Größe: 524,7 KB ID: 3216976
                                                                            Ich umging ihn links und kam der Stelle näher, von der ich hoffte, dass sie mir den Weg zur flachen Nordflanke des Mádir eröffnete.
                                                                            Und da war der Durchlass. Vielleicht gesamt zwanzig Meter von der Felskannte aus und ich konnte gut durchgehen. Das Wasser war ein paralleler Zweig des Tjäktjajokka, der zu dieser Zeit jedoch bereits stand, weil weiter nördlich kein Wasser mehr hinein gedrückt wurde. Bei ausreichend viel Schmelzwasser sollte es aber eng sein.
                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 639,5 KB ID: 3216977
                                                                            Was dann folgte war gemütlich. Weicher Untergrund​ mit deutlich erkennbarem freien Geröll und einigen Restschneefeldern, sodass man auf einhundert Meter gut den Weg überschauen konnte. Ich wollte ja einfach nur nach oben und hatte Zeit, das Wetter war prima und ohnehin waren es ja nur gut 300 Höhenmeter zu überwinden. Obwohl, einen Haken hatte das gute Wetter beim Stand meiner Vorbereitungen: Ich hatte noch nicht realisiert, dass ich ab jetzt wohl Sonnencreme benutzen sollte.

                                                                            Dann kam die erste Kuppe und nach dem Standort auf dem Navi zu urteilen noch lang nicht die gewünschte. Ich ging weiter hoch, die zweite Kuppe und die dritte. Meine Perspektive auf die Berge und das Tal veränderte sich langsam. Ich konnte nach Osten über den Fluss schauen und erkennen, wie er sich in diesem Bereich auffächerte. Bei der nächsten Kuppe tat sich mir auch der Blick nach Süden auf über das Sami-Dorf und die Singi-Hütten und vor allem den Tjäktjajokka, der sich dort mit dem Wasser aus dem Neasketvággi vereinte und verspielt herummäandrierte und vor allem im Mündungsbereich so eine dreieckige Insel bildete, wo man sich gern fragen konnte, wo denn hier das Wasser entlang floss oder ob es je nach Zuflussmengen hier unterschiedliche Flussrichtungen gäbe. Aber ich wollte ja ganz hoch. Die nächste Kuppe müsste es sein. 1078 m stand auf der Karte. Ich kam an und blickte nach Westen. Mann, da ging es noch ein Stückchen höher, vielleicht noch einmal fünfzehn oder zwanzig Meter Höhe, aber bestimmt dreihundert Meter Entfernung. Ich blickte nach links Richtung Süden und war überwältigt.

                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Fraukopf.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,84 MB ID: 3216979

                                                                            Hier blieb ich, das war einfach schön und würde das Stückchen weiter auch nicht besser aussehen. So blieb ich meiner Gelassenheit wie schon beim Aufstieg Richtung Kebnekaise treu und machte Pause. Obwohl, zunächst ging ich erst einmal näher an die Kante heran und machte Fotos in mehreren Richtungen. Ein Vogel kreiste im Aufwind über dem Hang.
                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 72,1 KB ID: 3216980
                                                                            Ich ging zurück... doch wo war mein Gepäck? Bah, Anfängerfehler! Ich musste ein paar Minuten hin und her tapern, bis ich es wieder gefunden hatte. Grün schwarzer Rucksack neben dem als Sitzfläche ausgesuchten Felsen... für mich aus der Entfernung kaum zu sehen, wenn ich nicht mehr wusste, in welcher Richtung er lag und möglicherweise auch noch kleine Kuppen oder Felsen den Blick versperrten, doch dann hatte ich ihn wieder gefunden. Heute grinse ich immer noch darüber, dass mir das dort oben bereits bei der letzten Kuppe passiert war und hier auch gleich noch ein zweites Mal.
                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 2,49 MB ID: 3216981
                                                                            Seitdem habe ich den Rucksack immer oben drauf gelegt.

                                                                            Das vermeintliche unförmige Dreieck erschien dann in seiner vollen Pracht als ... ist es nicht ein eindeutiger Frauenkopf? Unten der Torso, zumindest die Schulterpartie, der schlanke Hals, kantiges Kinn und schlanke Nase, stolz oder achtzigermäßig ausdrucksschwanger in die Höhe gereckt, die kantige Stirn und das zum Irokesen hochtoupierte Haupthaar. Die Wolken trieben langsam ihre Schatten über Berge und Tal, sodass sich jede Minute ein neues kontrastreiches Arrangement ergab. Ich schaute eine Stunde lang zu, bereitete Kaffee und brach eine Tüte Beef Jerky an.


                                                                            Nach einer guten Stunde, vielleicht gegen 15:00 Uhr, machte ich mich auf den Rückweg. Das war einfach, weich, nur leichtes Gefälle und dann kam da dieses Schneefeld, vielleicht fünfhundert Meter lang, Mensch, war das bequem zu gehen. Anfangs dachte ich darüber nach, ob es vielleicht Hohlräume von Schmelzwasser hätte und ging vorsichtig, aber schnell vertraute ich der Situation und kam ruckzuck vorwärts.
                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 1,45 MB ID: 3216982
                                                                            Schon die ganze Zeit beobachtete ich den Fluss im Tal und eine Idee wuchs heran. Es war ja bestimmt 25 Grad warm und ich hatte nur leichtes Gepäck dabei. Ich schaute mich um, wo der Fluss sich am breitesten auffächerte, dort wollte ich hin.

                                                                            Ich stieg weiter ab, nach dem Schneefeld ging es wieder über weichen Untergrund, gesäumt von vielen kleinen Rinnsalen, die auch dorthin wollten, wo ich hin wollte. Dann etwas dünnes Helles auf dem Boden... mein erstes selbst gefundenes Geweihstück. Ich freute mich. Dann das Zweite! Wow! Und dann das Dritte, das mich sehr rührte, denn nun hatte ich mit dem Allerersten, das mir Michael geschenkt hatte, vier Stück für die ganze Familie.

                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 1,51 MB ID: 3216983

                                                                            Ich kam zum Flussufer und staunte nicht schlecht. Obwohl es sich hier als Summe der einzelnen Arme auf bestimmt gut dreißig Meter Breite aufgefächert hatte, war es doch anhand des Wellenbildes bis zu einem Meter tief.

                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 999,2 KB ID: 3216985
                                                                            Ich ging am Ufer entlang und bekam die Bestätigung, als ich den Grund des ansonsten klaren Wassers nur noch ganz verschwommen erkennen konnte. Das war mir als seit über dreißig Jahren nicht mehr Flussdurchwatenden zu heiß... und vermutlich auch zu kalt. :-D Ich hatte mir so vorgestellt, dass ich vielleicht schon hüfttief rein müsste und hätte ausprobiert, wie dicht das Raincover des Rucksacks wohl wäre, so im Sinne eines Zeltbahnpakets à la militaire. Die Strömung machte mir aber Sorge. Dafür dass es nicht notwendig war, war es mir zu heikel.

                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 1,19 MB ID: 3216984

                                                                            An der engsten Stelle zwischen stillen Flussarm und Fels lagen markante Quader und ich hatte noch reichlich Zeit, aber kein Wasser mehr. Mist, vergessen aufzufüllen, wo ich doch gerade so dicht dran war. Ein Beutel Kaffee war noch übrig und auch noch eine Thaisuppe und Couscous. Also Gepäck an den MARKANTEN Felsblock gelegt und zurück zum Wasser und mit selbigem aufgefüllt. Auf dem Rückweg entdeckte ich etwas, das mir sagte, ich wäre dort auf dem schmalen Weg nicht der alleinige Nutzer.

                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Fährte.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,97 MB ID: 3216986
                                                                            Da es am Vortag noch geregnet hatte, sollte das in dem weichen feuchten Sand vielleicht von heute sein.
                                                                            Als ich dann am sofort wiedergefundenen Gepäck angekommen war, wurde es von Süden her schneller als erwartet grau. Also doch keine Pause, sondern direkt zur Hütte zurück.

                                                                            Gesägt, tun, getan... angekommen war die Hütte wohl noch leer und blieb es scheinbar auch, denn hier habe ich ein Erinnerungsloch, ich kann mich nicht erinnern, wer in der zweiten Nacht in der Hütte war... strange!

                                                                            Ein toller Tag!

                                                                            Nachtrag: Eben beim Brötchen holen Wandern im Nachbarort wanderten meine Gedanken von den nicht fest geschnürten flachen Wanderschuhen über das Blasenkriegen hin zum Tapen… und da waren sie wieder präsent, die zwei Holländer, er 55 vielleicht und sie knapp um die 40. kamen von Süden eigentlich mit Zelt, hatten den Tag viele Kilometer gemacht und waren sichtlich fertig… Er hatte eine Weltkarte auf dem Rücken und trug dort jede Wanderung ein, was jedoch immer nur minimal kurze Striche waren. Sie wollte sich eine Wanderroute auf den Oberschenkel stechen lassen, war aber unsicher, da es ja nur ein Kritzelstrich würde. Beide waren bereits Tattoo erfahren. Das sah man.
                                                                            In der anderen Koje war eine Gruppe junger Schweden.
                                                                            Zuletzt geändert von Breitfuessling; 16.09.2023, 09:10.
                                                                            Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

                                                                            Kommentar


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                                                                              • 596
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                                                                              #39
                                                                              Fünfter Tag: Von den Singi-Hütten zu den Sälka-Hütten

                                                                              knapp 13 km in fünf Stunden


                                                                              Heute sollte es frischer werden.

                                                                              Um zehn begann die Routenaufzeichnung. Ich schaute noch in die Nachbarhütten​, wer vielleicht noch da sei oder mitgehen würde. Da wuselten fünf Praktikanten und Hüttenwarte durch das Haus und machte groß rein.
                                                                              "Ob ich wüsste, wo die amerikanischen Ladies hingegangen wären, ob nach Norden oder Süden?" Nein, wusste ich nicht, aber erfuhr noch, dass sie wohl ihre Powerbank in Singi vergessen hätten. Also nichts wie auf, dachte ich, ich könnte Sie zumindest informieren, dass sie sie vergessen hätten. Die Powerbank mitzunehmen hätte eine 50%-Chance gehabt, sie in die richtige Richtung mitzunehmen... äh... Logbücher? Hatten sie sich etwa nicht eingetragen? Hmm... muss mir an die eigene Nase fassen. Nach Singi habe ich das auch immer wieder vergessen.

                                                                              Ich ging also schnellen Schrittes los, es war relativ flach, der Untergrund weniger felsig oder mit vielen Bohlenwegen, es lag einfach mehr Erde zwischen den aus dem Weg ragenden Steinen. Na gut, beim Betrachten des Videos sehe ich schon einige besonders reichhaltig besteinte Wegstücke. Unterwegs fragte ich die ersten Leute: "Have you met the American ladies?" "No, why?" "Blabla Powerbank lala!" Ok, weiter ging's. "Did you see the two American ladies?" fragte ich die nächsten Leute. "Nein, leider nicht." Man hat meinen Akzent wohl direkt erkannt. Dann ein Solowanderer: "Yes, sure, they might be right behind these rocks, you will see them!" und ich lief das letzte Stückchen und da sah ich sie. "Hej, are you the Americans?" "Yes we are..." Nach gut einer Stunde hatte ich die beiden erreicht. Hey, sie waren jeweils 70 Jahre alt! Sie wanderten erst seit zwei Jahren zusammen. Nancy und Catherine aus New Hampshire. Beiden wanderten schon ihr ganzes Leben, nun im Alter wurden die Wanderfreundschaften weniger und sie waren allein unterwegs. Die Tochter der einen sprach die andere auf einem Hügel in den USA an, warum sie allein wanderte... und seitdem gingen sie zusammen wandern. Auf den Nordteil des Kungsleden waren sie gekommen, weil sie anlässlich ihrer 70. Geburtstage eine Wanderung über 70 Meilen machen wollten. Die eine war Managerin eines Museums und hat viele verschiedene Ausstellungen kuratiert. Die andere war Rechtsanwältin. Sie hatten etwas leichteres Gepäck, gingen mit nur zehn Kilogramm und waren von ihrer Statur her auch viel gesünder aufgestellt als ich, hatten da bestimmt fast 20 Kg bessere Bedingungen. Insgesamt waren sie echt fit. So waren auch die Unterhaltungen in den folgenden Hütten, in denen wir uns immer wieder begegneten sehr interessant und wir halfen uns gegenseitig mit Übersetzungen und beim Kochen.

                                                                              Die Powerbank! Sie war defekt und sie ließen sie zurück. 500 g vielleicht, wenn es eine Große war? Im ersten Moment dachte ich, eine Nachricht, ein Zettel, eine Info an die Hüttenwarte wäre nicht schlecht gewesen, dass sie die mit Absicht zurückgelassen hätten, falls jemand so etwas reparieren könnte, sollte er sie gerne haben... oder war es eher nur noch schwerer Müll? Nun gut, das war vielleicht etwas zu kurz gedacht, aber ansonsten hatten wir eine tolle Zeit in den nächsten Tagen.

                                                                              Ich zog an der Schutzhütte vorbei. Es hatte sich zugezogen, nur noch vereinzelt konnte man das Blau des Himmels erblicken. Ich scherte rechts aus und ging bis zum nächsten Felsblock, der meine Sitzhöhe hatte und bereitete ein warmes Getränk zu. Der Esbitkocher hat dafür vollkommen ausgereicht. Zwei von den kleinen (4g?) Steinen, kein extra Windschutz waren ausreichend für 250 ml. Es war herrlich. Ich fühlte mich sehr wohl.

                                                                              Nachdem mich auf dem Weg nach Singi schon ein Fjällab angeflogen hatte, lief diesmal ein Lemming vor mir einige Meter über den Bohlenweg und manchmal hat man Glück, die Go Pro lief. Wie ein kleines Kind musste ich herzlich lachen, freute mich einfach.
                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 470,9 KB ID: 3217153
                                                                              Die Natur nimmt mich an und zeigt sich auch von ihrer lebendigen Seite. In 2019 mussten wir damals die Rentiere vom Weg schieben, nein, nur im übertragenen Sinne, sie standen rechts und links des Weges. In diesem Jahr war es ihnen im Tal einfach zu warm und sie hatten keine Lust auf Mücken.

                                                                              Naja, einige kennen die Strecke, Blick zurück, Blick nach vorn durchs Tal, Wolken, Meditationsplatz, Flussüberquerung immer wieder, Rentierzaun, Wasser direkt aus dem Fluss trinken... es ging voran, bis es sich anderthalb Stunden vor dem Ziel richtig zuzog und ich von vorn die abregnenden Wolken immer näher kommen sah.

                                                                              Mehrmals sah ich diese dickstieligen Pflanzen und fragte mich allen Ernstes, ob sich hier etwa Riesenbärenklau ausbreitete, aber weit gefehlt. Hat zwar das ein oder andere grundsätzlich gleiche Merkmal, in vielen Details jedoch ganz anders. Auf dem Boot später über den Alesjaure-See fragte ich den Sami und zeigte mein Foto: "Nein, das sei eine heimische Pflanze, sie würden die jungen Pflanzen als Gemüse essen."
                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 1,74 MB ID: 3217152

                                                                              Es war warm, vielleicht zwanzig Grad und als mich der Regen erreicht hatte, entschloss ich mich, einfach den Regen wirken zu lassen: "Some people feel the rain, others just get wet." wird Bob Marley als Zitat angedichtet. Es war eine angenehme Erfrischung und da ich ja konsequent in Hütten schlief, Sälka eine Sauna hatte und ich eh waschen wollte... ließ ich mich einregnen, bei den Temperaturen eine angenehme Erfrischung. Nancy und Catherine kämpften dagegen mit ihren orangen Notponchos in den vereinzelten Windböen. Als wir kurz hintereinander in Sälka ankamen, mussten wir alle lachen, wie ihre orange-silbernen Plastikfolien an ihnen klebten und ich so gut durchnässt da stand. (PS: Eigentlich ist mein Bart eher weiß

                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 868,8 KB ID: 3217154

                                                                              Abschließend, wir hatten uns alle gesammelt, eine gute Runde mit zwei weiteren Amerikanerinnen und dem Leiter eines Städteplanungsamtes nahe Berlins und einem schwedischen jungen Pärchen, er war Lokomotivführer und sie studierte Jura, zeigte sich der Tag noch von seiner besten Seite:

                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 1,69 MB ID: 3217155

                                                                              Zuletzt geändert von Breitfuessling; 13.09.2023, 06:21.
                                                                              Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

                                                                              Kommentar


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                                                                                knapp 10 km in 5:30 Stunden


                                                                                Der Tag begann morgens um sechs im wolkengetrübten Dämmerlicht mit dem Quaken der bodenliebenden Fjällripa, die lustig vor der Hütte umher wackelten und sich mit froschähnlichen Geräuschen austauschten oder sich über mein langsames vorbeigehen mit vorgehaltener Kamera mokierten. Sie sind die Menschen an den Hütten wahrscheinlich gewöhnt, die Fluchtentfernung scheint mir hier mit vielleicht drei Metern ziemlich kurz gewesen zu sein.

                                                                                Ein Tier lief kurze Strecken hin und her, schlug mit den Flügeln und tippelte dann wieder aufgeplustert um die Steine herum, während ein anderes etwas schlankeres langsam und elegant vor ihm wegstolzierte. Insgesamt waren da vielleicht sechs oder sieben dieser Vögel.

                                                                                Zwei saßen auf dem Birkenholzstapel, an den ich mich geduckt anschlich, sodass sie mich selbst nicht sehen konnten, sondern nur die Kamera auf dem Selfie Stick. Das fanden Sie natürlich auch nicht in Ordnung, sodass das eine quakend einige Meter davon flog.
                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 159,0 KB ID: 3217305

                                                                                Die Routenaufzeichnung begann um 10:30 Uhr. Früher war auch gar nicht nötig und ich genoss die Gesellschaft der Anderen. Die Luft war frisch vom Regen und die Sonne hatte sich entschlossen, die Wolken zu verdunsten und alles in ein strahlendes Licht zu setzen. Da standen neun Zelte unten am Fluss, der Untergrund ist dort flach und bewachsen, sodass es vielleicht sehr bequem zu schlafen gewesen sein muss.

                                                                                Kurz vor mir ging Jenna aus Südafrika los, ich schloss schnell auf und wir kamen ins Gespräch. Sie war schon rund um den Globus hauptsächlich zu Fuß unterwegs, derzeit nun gerade in Nord-Europa, da sie in Amsterdam kurz vor dem Abschluss ihres Masterstudiums stand. Sie hatte zwei hölzerne Wanderstöcke mit dunkler Rinde und einen im Vergleich zu meinem sehr großen Rucksack​​ dabei. Ich glaube, sie kam schon von weiter im Süden den Weg herauf und war nicht erst in Nikkaluokta eingestiegen. Wir unterhielten uns eine gute Viertelstunde und dann ließ ich sie ziehen. Ich dachte, dass ich die nächste Gelegenheit nutzen sollte, schon am Vorabend mit jemandem mit Zelt Kontakt zu bekommen, vielleicht könnte man draußen zusammen kochen und ich etwas mehr über die Erlebnisse und Bedingungen beim Wandern mit Zelt erfahren. Insgesamt mag ich die wandernden Menschen dort sehr gern, die Gelassenheit, das Bewusstsein und die verschiedenen Lebenseinstellungen und Hintergründe interessieren mich, es macht mir Spaß davon zu hören und von Unterschieden und Parallelen zu erzählen.

                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 934,3 KB ID: 3217307
                                                                                Wo will der Rucksack auf vier Beinen hin?

                                                                                Die Strecke verlief auf dieser Etappe recht eben, nur sehr flach ansteigend zum Tjäktjapasset hin. Die Bohlenwege waren streckenweise fast schon von der Umwelt resorbiert, zumindest wo sie auf erdigem Untergrund lagen. Der Tjäktjajokka wurde Zusehens schmaler und ich überquerte ihn hin und her oder folgte dem Weg entlang seiner Biegungen. Die ersten Schneefelder erschienen rechts und links des Weges. Der Fluss bildete einen kleinen See, als der Pass schon zum Greifen nah erschien.

                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 1,63 MB ID: 3217308

                                                                                Nun strömte das Schmelzwasser flach aus allen Richtungen zur tiefsten Stelle im Tal und nährte den Fluss. Hier gab es ja noch etwas schmelzenden Schnee. Am Wegrand lag ein vielleicht knapp einen Kubikmeter großer Stein mit deutlich geschichteter Maserung aus mehr oder weniger porösem Material. Und wieder bemerkte ich meine Lust daran, mir vorzustellen, wie viele Jahre der wohl schon dort läge und woher er käme, wie viel Meter oder Kilometer er von dort entfernt aus dem zum Gebirge aufgefaltetem Gestein gebrochen war und warum er jetzt hier noch in so einem einzelnen großen Stück läge... Ob mein Kollege als Geologe zuhause ähnliche Gedanken hätte, wenn er durch Maschinenhallen ginge, dass er vielleicht genauso wie ich die erdgeschichtlichen Hintergründe vermisse, sich fragte, wie das mit dem Maschinenbau nun funktioniere? Bei unserem letzten großen Treffen hatte ich eine Wanderung für alle geplant, bei der wir durch ein eiszeitlich geformtes Trockental gingen und ich erklärte das mir angelesene Wissen über die Hintergründe volksnah. Es war schön, sich auf dem Rückweg mit ihm zu unterhalten und wie er mir noch weitere Zusammenhänge aufzeigte... genau wie ich ihn damals in unserem Job mit qualifiziert hatte... Ein Geben und Nehmen, jeder weiß und kann etwas wertvollen und gemeinsam kommen wir am weitesten (in die Breite aller Lebensbereiche).

                                                                                Der Stein des (Gedanken-)Anstoßes...
                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 2,81 MB ID: 3217309

                                                                                Ui, jetzt wurde es steiler, glückliche Menschen kamen mir entgegen und wir hielten zufriedenen Smalltalk. Was mir nach kurzer Zeit auffiel... Sie guckten ja in die andere Richtung... nach Süden. Jetzt wurde es mir klar! Der Ausblick war wunderbar und sie hatten den Pass ja schon hinter sich gebracht.

                                                                                Ich (Bildmitte) hatte ihn noch vor mir.
                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 3,08 MB ID: 3217310
                                                                                2019 war es etwas frischer, aber genauso schön!
                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P1000681.jpg Ansichten: 0 Größe: 4,02 MB ID: 3217311

                                                                                Nach oben ging es diesmal verhältnismäßig leicht, der Boden war griffig, nicht matschig rutschig sondern eher angenehm weich und gab den Sohlen guten Halt.
                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 2,75 MB ID: 3217313

                                                                                Vier Jahre zuvor sind wir hier sehr vorsichtig durch die Schneefelder gestapft, sind aber auch gut hoch gekommen.
                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 1,83 MB ID: 3217314

                                                                                Zwei letzte Blicke ins Tal möchte ich hier noch für meine nicht nordschwedenerfahrenen Freunde einfügen, 2023:
                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 2,45 MB ID: 3217315

                                                                                2019:
                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 2,44 MB ID: 3217316

                                                                                Es war unbeschreiblich schön, wieder dort zu sein. Jetzt verstehe ich die vielen Menschen hier, die in besonderen Gegenden schon so oft waren und immer wieder kommen.

                                                                                Ich kam zur Schutzhütte auf dem Pass und trat ein. Drinnen saß ein Deutscher, der die Tour noch einmal Probe ging, wollte er doch im nächsten Jahr seinen jugendlichen Sohn mitnehmen. Da hatten wir das richtige Thema, genau das schwebt mir ja in zwei Jahren vielleicht mit meiner kleinen Tochter vor. Wir kochten auf seinem Riesenbrenner Wasser und bereiteten Kaffee und Tee zu und teilten Nüsse und Schokoriegel. Dann kamen zwei spanisch sprechende Wanderer hinein, sie muteten südamerikanisch an, sie sahen etwas ausgemergelt aus, waren aber sehr dynamisch drauf, packten ihr Essen aus und setzten sich zu uns. Im ersten Moment war ich etwas erschreckt, voll komisch, das ist mir ja bisher nur in Hannover am hinter dem Bahnhof passiert, irgendwie wollte ich raus aus der Hütte. :-D Dachte so, dass die jetzt auch ein Messer rausholen könnten... aber hey, wir waren ja nicht im Mexico des neunzehnten Jahrhunderts. Wir haben uns gut mit ihnen unterhalten, die waren echt gut drauf. Fragt nicht nach Details...

                                                                                Ich ging weiter nach Norden und hatte sehr freundliche Begegnungen und traf auch sehr strapaziert wirkende Menschen. Gut, jeder kommt mit der Belastung auf seine Art zurecht. Trotzdem schenkte ich jedem ein Lächeln und freute mich, auch wenn sie einmal stumm blieben.

                                                                                Danach folgte noch der - ich glaube Belgier - mit dem Sonnenschutzlappen hinten an der Kappe - jedenfalls gingen wir auf dem zweibohligen Steg aufeinander zu und in vielleicht 10 m Entfernung voneinander beide zugleich zur Seite, um den jeweils anderen durchzulassen. Wir mussten lachen und er erkannte gleich, dass ich aus Deutschland war, denn ich hatte mir beim Umwickeln des untersten Stücks der Stöcke den Spaß gemacht, unter das schwarze Klebeband noch einen Streifen Rot und einen in Gelb zu setzen. "So you came all the way from Germany?" Ein sehr freundlicher Kerl.
                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 33 Größe: 984,0 KB ID: 3217320

                                                                                Ein weiteres Pärchen blieb auch nicht ruhig, sondern wir kamen unmittelbar ins Gespräch. Sie waren sehr interessiert, wie es auf den Pass weiter ginge und wie die Schneelage auf der Südseite wäre. Nach etwa zwei, drei Minuten fragte die ältere nach: "Wann warst Du nochmal das erste Mal hier? 2019? Dann musst Du der Breitfüßling von den Outdoorseiten sein!" "YEAH," dachte ich, "ich bin jetzt wohl vernetzt!" Und wer war es? Wir haben es ja oben in Nr. 34 schon beschrieben, es war Rosi mit Ihrer jugendlichen Tochter! Das war echt toll!

                                                                                Es ging ziemlich leicht absteigend weiter über ein flaches, meist feines Geröllfeld, auf dem das Wasser sehr breit und flach über die Steine nach unten floss. Damals sind wir hier bestimmt zwei Kilometer fast nur durch entweder kniehohen Schnee feuchten gestapft oder auf den plattgetrampelten Pfaden... interessant wurde es dann immer auf den unter dem Schnee verborgenen Stegen, wenn unter ihnen das Schmelzwasser durchfloss. Das eine und andere tiefe oberschenkelbreite Loch rechts und links der Stege flößte uns Respekt ein. Das wollten wir nicht riskieren.

                                                                                Ziemlich bald kam dann die Tjäktja Hütte auf der linken Seite des nach Norden fließenden Flusses Ceavccanjira. Ich hätte vor Ort fragen sollen, wie man das ausspricht und was es bedeutet. Der Weg geht an sich rechtseitig nach Norden, zur Hütte geht es dann etwa im rechten Winkel links zur weit sichtbaren Stahlhängebrücke ab. Der Fluss lag um diese Zeit schon tief in seinem Bett und erst kurz vor der Brücke blickte ich über das Schneefeld am Ostufer in das im Gegenlicht der frühen Nachmittagssonne glitzernde Wasser, dass sich auf zwischen fünf bis fünfzehn Meter Breite über mehrere Stufen schlängelte. Der Schnee reflektierte das warme Sonnenlicht und zwischen seiner Abbruchkante und dem hell scheinenden Fluss kontrastierte ein schmaler steiniger Uferstreifen. Das gegenüberliegende Ufer war dagegen oberhalb der Felskante grün und dahinter erhob sich dann in drei- bis vierhundert Metern Entfernung die Ostwand des Lulip Muorahiscohkka auf vierhundert Meter über der Hütte.
                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 33 Größe: 2,27 MB ID: 3217321

                                                                                Ein paar Meter flussabwärts unter der Brücke fällt das Wasser über ein paar kleinere Stufen. Hier konnte man über verschiedene waagerechte oder schräge Plateaus sehr gut weiter ans Wasser heran gehen und das tat ich auch und verweilte einige Minuten, mir immer nähere Platze suchend. Aus diesem Blickwinkel ist die Zivilisation dann kurz ausgeblendet (ich habe die Brücke, deren gegenüberliegendes Ende ins Bild ragte gerade abgeschnitten) und das rosa Rauschen übertönt jeden Gedanken und ermöglicht das reine Fühlen mit allen Sinnen.
                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 32 Größe: 2,61 MB ID: 3217322

                                                                                Krrrrrcht... aufwachen! Da lagen noch die Reste der Schweißelektroden, zwei abgeflexte 12 oder 14 mm Bolzen und eine Geländer-Verbindungslasche mit zwei vielleicht 16 mm Bohrungen, die ich dann dem Stugvärd mitbrachte.

                                                                                Kurz vor der Hütte fiel das Wasser dann über eine Kante vielleicht 8 m tief und fächerte sich dabei sehr schön auf. Eine tolle Kulisse.

                                                                                Ich kam an der Hütte an, Stugvärd(et?) empfing mich und zeigte verkaufte mir den Patch der Hütte und sagte mir nur die Bettnummer. Draußen saß Amanda (1) irgendwo aus der Mitte Schwedens, mit der ich in den nächsten Stunden noch viel reden würde. Ich fand mein Bett und auch das von damals. Dann traf ich Yannick und Karlchen, wie sie aus dem Hundezimmer kamen. Yannick war auf dem Weg nach Portugal. Er hatte sich nach einiger Zeit Berufserfahrung nun ein Jahr frei genommen, um sich im Leben neu zu orientieren. Karlchen war sein Mischlingshund, der ihn von Narvik kommend begleitete. In einem Jahr wollte er in Portugal sein. Zum Herbst hin würde er seine Eltern beim Tausch von Sommer- auf Winterausrüstung treffen und im Frühjahr wieder genau so. Er hatte viel vor, ich bewunderte ihn respektvoll.
                                                                                Amanda war richtig redselig. Saß sie da mit ihrer Basecap über den pink und blondierten Haaren, knapp über zwanzig mit ausgeprägten Tattoos auf den Armen bis zu den Händen und am Hals reichten sie bis aus dem T-Shirt heraus. Sie mochte sehr den Punk der Achtziger, war sehr spontan in ihrer Freizeit und wusste, was sie leisten konnte. So hatte sie gerade drei Wochen Urlaub, ihr Freund konnte aber nur eine Woche und nachdem sie mit ihm eine Woche lang gemeinsam in London waren, hat sie kurz entschlossen den Rucksack mit Zelt gepackt, um auch mal von Abisko nach Nikkaluokta zu gehen, als ob nichts wäre. Wir kamen irgendwann auf den sich im Laufe der Jahrzehnte verändernden Humor und somit auch auf Monty Pythons und John Cleese und die Expedition zu den zwei Kilimanjaros oder die Horde wildgewordener Links-Abbiegen-Schilder und ich versuchte ihr die ihr noch unbekannte Geschichte von der kriegsentscheidenden Erfindung des tödlichen Witzes zu erzählen... Da kam ein sichtlich älterer dänischer Wanderer zu uns und sagte sehr eindringlich:

                                                                                "Don't tell the deadly joke!"

                                                                                Amanda fragte "Why not?" "Because it's deadly!" Haaach, wir haben uns herrlich mit immer weiteren herausgekramten Späßen aus dem Sinn des Lebens oder Leben des Brian, dem Flying Circus usw. amüsiert... und sie kannte die alle mit ihren gut zwanzig Jahren, das war echt strange oder sie hatte einfach coole Eltern :-DDD "Size eight!" Da saß dann noch die zehnjährige Enkelin des Dänen, die sehr aufmerksam zugehört hat, wohl jedes Wort Englisch verstand, aber nicht reden wollte, bis Ihre Mutter noch dazu kam. Nancy und Catherine aus USA kamen eine Stunde später an, dazu noch Cornelia (26) mit Ihrem Bruder (20), die ein Herz und eine Seele waren. Ich sprach sie an, dass sie so sehr wie Geschwister aussähen und so gut miteinander harmonierten und ich erzählte von meinen beiden Kleinen, die mit ähnlichem Altersunterschied ebenso herzlich miteinander seien. Den ganzen Abend gab es immer wieder neue Gruppen, die nebeneinander Kochten, aßen und sich unterhielten, Vögel identifizierten, die Strecke besprachen und aus dem Leben erzählten. Das war eine tolle Gemeinschaft.
                                                                                Zur Nacht gab ich den beiden, die mir gegenüber schliefen noch je ein Paar Gehörschutzstöpsel für den Fall, dass mein Schnarchen ihnen zu laut würde.
                                                                                In Tjäktja gibt es nur das eine Haus, dafür sind die Betten im Gemeinschaftsraum auch drei Etagen hoch.
                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 33 Größe: 787,7 KB ID: 3217323
                                                                                Dort, weit entfernt von allen Startpunkten der Tour sind aber alle schon so eingespielt, dass alles einfach vollkommen normal, sehr harmonisch, interessiert, hilfsbereit und rücksichtsvoll abläuft. Hier könnte ich gut eine Woche bleiben und nach Tagesausflügen jeden Abend neue Leute kennen lernen.
                                                                                Angehängte Dateien
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                                                                                Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

                                                                                Kommentar


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                                                                                  #41
                                                                                  Siebter Tag, 09.07.2023: Von der Tjäktja-Hütte zu den Alesjaure-Hütten

                                                                                  14 km in 5:30 Stunden


                                                                                  Der Tag begann früh, ich stand um kurz vor zwei Uhr auf, ungeplant, war aber froh, denn bisher hatte ich jede Nacht die ​Sonne verschlafen. Hier in Tjäktja nachts aufzuwachen, war ein besonderes Ereignis, denn man stand ziemlich hoch über dem Tal nach Norden. Die tiefe Sonne machte interessante Lichtverhältnisse und es war spannend zu beobachten, wie sich das Wetter nachts entwickelt, was man normalerweise verschläft.
                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 2,23 MB ID: 3217416

                                                                                  Um zehn Uhr ging ich dann los. Die ersten Meter ging ich mit Yannik und Karlchen zusammen, unsere Wege trennten sich nach der Brücke. Portugal war die vollkommen verkehrte Richtung für mich "Wo geht's hier nach Panama?" Ich ging auf der Ostseite des Flusses noch einmal ganz dicht bis ans Wasser, an den Wasserfall heran. Auf dem Weg quer über die Wiese zurück zum Weg versperrte mir dann ein einzelner Lemming den Weg und versuchte mich mit aggressivem Gebaren zu verscheuchen. Ich erlaubt mir noch, ihn vorsichtig von allen Seiten zu filmen, was er mit einem dynamischen "Komm mir nicht zu nahe!" kommentierte.
                                                                                  ​Er machte sich lang und markierte wohl die Grasbüschel unter sich und ging zur Tagesordnung über. Ich zog mich wie gewünscht zurück.
                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 211,4 KB ID: 3217420 ​​ Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 268,1 KB ID: 3217418
                                                                                  Sollte ich ihn mit Studentenfutter anlocken? Komm, wir waren ja nicht im Kindergarten und ich muss auch nicht alles streicheln, was Fell hat. Es war schon grenzwertig übergriffig, überhaupt so nah heranzugehen und ihn zu belauern. Ich wusste ja, dass ich ihn nicht essen wollte, aber er hatte trotz seiner Coolness bestimmt einen Moment lang Panik.

                                                                                  Es ging weiter über erdige Pfade und feine Geröllfelder, ein Flüsschen nach dem anderen ging gut zu überqueren. Während am Vorabend noch unisono berichtet wurde, dass die von Norden Kommenden vier mal ihre Schuhe ausgezogen hätten, um die Gewässer zu durchwaten, war es nach zwei Tagen ohne Regen wieder alles ruhig. Zu schmelzender Schnee machte sich auch langsam rar.
                                                                                  Nach vielleicht anderthalb Stunden kam ich an einem vielleicht 25 m breiten Fluss an, der jedoch ziemlich flach war. Ich wollte nicht lange nach einer passenden Reihe Steinen Ausschau halten und zog direkt meine Schuhe aus. Ich brachte noch die Go Pro auf dem Dreibein-Stick in Position und startete die Aufnahme. Jetzt ging's los, mit Croques und knapp unters Knie gekrempelten Hosenbeinen ins erfrischende Nass. Stapf, stapf, stapf.... platsch, platsch und schon war ich drüben. Das ging prima. Noch im Wasser kam mir eine Frau aus dem asiatischen Raum entgegen, es war wohl eine Wandergruppe, da waren bestimmt über zehn Wanderer aus Fernost und die waren gut drauf, schienen erfahren, wenig Gepäck und strammen Schrittes kamen sie ans Ufer und gingen fast ohne erkundende Blicke scheinbar einfach drauf los. Die Go Pro filmte auch, wie die Frau über die Steine durch die Fluss ging, dann sagte sie etwas neben der Kamera und auf einmal begann sich in der Aufnahme die Erde zu drehen und sie blickte in die Kamera. Da hatte sie doch tatsächlich meine Kamera hochgenommen! Sie redete mit einem anderen Wanderer in einer mir unbekannten Sprache und wurde sich wohl ziemlich schnell bewusst, dass die dort jemand zum Filmen aufgestellt hatte. "Oh sorry, I'm sorry", wiederholte sie immer wieder und versuchte offensichtlich, die Kamera wieder hinzustellen, doch das Dreibein hatte sich wahrscheinlich eingeklappt, sodass sie das auf Anhieb nicht hinbekam.
                                                                                  Ich hatte unter dess meinen Rucksack auf der anderen Seite abgelegt und war den Rückweg angetreten und sah das Drama.
                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 1,34 MB ID: 3217421
                                                                                  Sie ordnete mich der Kamera zu und begann, sich bedauernd zu entschuldigen, sie tat mir schon richtiggehend leid. Ich versuchte sie zu beruhigen: "Thank you, you're welcome!" Sie entschuldigte sich mehrmals und ich hoffte , dass zumindest ein Teil meiner Überquerung aufgenommen wurde und so war es auch. Nun hatte ich zusätzlich auch noch ein Dokument über ein sicher gut gemeintes und etwas tollpatschiges Verhalten, das zum Glück keinen Schaden verursacht hat und worüber ich großzügig hinwegschauen konnte. Nun noch zurück zum Rucksack (hoffentlich hatte mir den jetzt keiner nachgetragen :-DDD, dann war ich wirklich gut erfrischt nach drei Runden Wassertreten.

                                                                                  Weiter ging es auf nur ganz leicht hügeligem Weg mit sehr angenehm zu gehenden Abschnitten. Ich hörte wieder den Ruf eines Fjällabb "piäää, piäää", blieb stehen und hielt nach ihm Ausschau. Oft flog bis dahin einer auf, ein paar Meter weiter und setzte sich wieder, piepte dabei die ganze Zeit, als ob er einen weglocken wollte. Diesmal war der Ruf stationär, ich trat einen halben Schritt neben den Weg, da veränderte sich der Ruf und er wechselte zwischen "piäää" und "piuuu", wurde eindringlicher, vielleicht warnend und dann stieg er in etwa zwanzig Metern Entfernung auch schon auf und flog auf mich zu. Zuerst hob ich schützend die Arme, doch in zwei Metern Entfernung blieb er in der Luft flatternd stehen und rief jetzt wohl, dass ich mich verziehen sollte. Er drehte ab, flog eine Runde und kam wieder und versuchte mich wegzudrängen. Nach einem Moment kam der Zweite hinzu und sie flogen mich teils zugleich, teils abwechselnd an.
                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 415,8 KB ID: 3217422
                                                                                  Sie waren sehr elegant und mutig, setzten sich bestimmt für ihr Gelege ein. Wie angewurzelt vor Faszination blieb ich einen Moment stehen, bis ich wieder den halben Schritt zurück auf den Weg machte und mich orientierte. Der erste flog dorthin, wo er aufgestiegen war und besetzte wohl wieder sein Gelege, der andere flog noch zwei mal in einem großen Kreis um mich herum, bis er sich etwas abgesetzt vom Ersten niederließ. Beeindruckt ging ich weiter.

                                                                                  Es war wirklich warm und die Menschen passten ihre Kleidung an. :-D
                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 723,9 KB ID: 3217423
                                                                                  Eine Nacktwandergruppe ist mir jedoch nicht begegnet.
                                                                                  Landschaft, Landschaft, Landschaft.
                                                                                  Ein Pärchen kam mir entgegen und trat einen kleinen Moment früher zur Seite, um mich passieren zu lassen. Ich grüßte sie "Hej" und sie lachten ziemlich deutsch beim Erwidern des Grußes, doch nein, ich wünschte Ihnen "Have a save trip!"
                                                                                  Dann wieder Steinmännchen, diesmal ganz besondere, Makro-Steinmännchen, aber sehr fein ausbalanciert. Höhe etwa 7 und 4 cm.
                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 326,6 KB ID: 3217424Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 272,1 KB ID: 3217425

                                                                                  Ich stieß auf eine deutsche Dreier-Gruppe. Er saß am Boden und war neben seinem riesengroßen Rucksack kaum zu sehen, dabei war er selbst ein Hüne von einem Mann. Neben ihm standen zwei Frauen, allesamt zwischen 25 und 30. Er war ziemlich fertig und hatte Schmerzen im Knie. Rucksack wog wohl 30 kg und er hatte großes vor. Sie gehörten nicht zusammen, die Frauen waren nur stehen geblieben, als sie ihn fast kläglich, fast resigniert am Boden neben dem Weg sitzen sahen. Seine Idee war der Weg nach Hemavan. Knie schmerzte, er war viel zu warm angezogen mit Kapuzenpulli, langem warmen Bart, klitschnass geschwitzt, Rucksack untragbar schwer, er selber ein sehr großer und schwerer Mensch, ich glaube fast auch mit Blasen an den Füßen, die Schuhe waren glaube nicht eingelaufen und er war an diesem Tag schon ganz früh von Abiskojaure gekommen, also vielleicht schon 25 km unterwegs. Sie überlegten, wie sie mit ihm umgehen sollten. Auf alle Fälle ging das so nicht weiter mit ihm. Er zog seinen Pullover aus. Wir überlegten, wie er sein Rucksackgewicht reduzieren könnte. Er hatte viele Lebensmittel dabei und Kleidung für viel kältere Witterung. Wir schlugen vor, dass er einen Teil in der nächsten Hütte verschenken sollte und sich mehr auf die wichtigsten Dinge fokussieren sollte. Er sagte, dass er sich auch unterwegs Nahrung kaufen könnte. Auf jeden Fall brauchte er eine Pause und Wasser. Beides stand zur Verfügung und wir kamen zu dem Schluss, dass ich weiter gehen könnte.
                                                                                  Als nächstes traf ich das deutsche Pärchen, dem ich von ihm erzählte und dass er im Moment eine Menge Motivation bräuchte, um seinen Plan umzusetzen... tja, was einem so einfiel den Moment. Der Mann hat mich schon bewegt. Ich dachte auch an den wortkargen Lehrer aus Stockholm, den wir in 2019 in einigen Hütten getroffen hatten, der in Trailrunners, Radlerhose, T-Shirt, Funktionsjacke, Zelt, Wasserflasche, vielleicht auch Kocher, ein Bisschen Nahrung, einem vielleicht 25 l Rucksack und Kreditkarte seit zwei Wochen unterwegs war... von Hemavan! Und es war damals ja etwas frischer. In Abisko trafen wir ihn dann wieder in frischer Jeans, Shirt und frisch rasiert... er hatte das schon einmal gemacht.

                                                                                  Dann tauchte auch schon der Alesjaure am Horizont auf und das Ziel war zu sehen. Ach so, Pause wollte ich ja auch noch machen, es lief so gut bisher und ich hatte Zeit für süßen Kaffee und Studentenfutter. Vor dem Alesjaure begann sich der Fluss schon zu mehreren kleinen Seen zu stauen, der Weg ging über einige gletschergehobelte Felskuppen und kurz vor der Brücke zur Hütte auch durch menschhohes Gestrüpp rechts und links des Weges. Es lagen teilweise zwei mal zwei Bohlen in Radstandentfernung und es war eine Quadschneise durchs Gebüsch gefräst. Hütte wieder erkannt, gleicher Schlafraum, anderes Bett. Nancy und Catherine kamen auch bald und die Hütte füllte sich. Sauna, Wäsche waschen, Essen kochen. Stugvärd David war auch da, er hatte vier Wochen die Sälka-Hütten betreut und war nun auf dem Weg nach Abisko und nach Hause. Wir berieten uns für meine Tour vor Ort am nächsten Tag. Ich wollte ins Visttasvaggi um den Berg Unna Visttascohkka herum und durchs Unna Visttasvaggi wieder zurück. Das wären 20 km mit leichtem Gepäck gewesen, wenn ich am Südostrand des Berges über den Fluss gekommen wäre. Wenn nicht, wäre ich wieder zurück gegangen, was auch schön zu sein versprach. Bis zur Brücke an der Visttasstugan wollte ich nicht gehen, das wären noch einmal 7 km Umweg gewesen. Er fragte sich noch bei den anderen durch und meinte, es könnte möglich zu gehen sein, aber es blieb ungewiss. Sicher war es auch nur eine Frage von Wasserscheue, denn der Fluss war an der Stelle nur als blauer Strich eingezeichnet, durchwaten bestimmt möglich. Doch wenn sich der mit auf der Karte angedeutetem dichten Buschwerk paarte, sollte es mühsam werden.

                                                                                  Da war ja noch das alte steinerne Rengärde auf dem Doaresoaivi direkt gegenüber der Hütten, von dem Barbara in Sälka schon erzählt hatte. Nancy und Catherine wollten am Folgetag auch dort hin. Ich schlief eine Nacht drüber.
                                                                                  ​​
                                                                                  Angehängte Dateien
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                                                                                  Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    • 596
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                                                                                    Achter Tag, 10.07.2023:

                                                                                    Mein Tag am Doaresoaivi
                                                                                    Von den Alesjaure-Hütten auf den Berg Doaresoaivi und zurück

                                                                                    Gut 10 km in 5:30 Stunden


                                                                                    Die Entscheidung fiel für den Trip auf den kleinen Berg, der vor dem großen Berg steht... das heißt Doaresoaivi in der Sami-Sprache. Es war ein warmer Sonnentag mit nur wenigen weißen Wolken am Himmel. Gefühlt waren es am Nachmittag vielleicht 25 °C.

                                                                                    Kurz vor elf begann die Routenaufzeichnung. Zunächst ging es wieder über die Brücke zurück auf die rechte Seite des Aliseatnu-Flusses, wie er hier mittlerweile hieß, und einen Kilometer nordostwärts Richtung des Sami-Sommer-Dorfes​ Alisjávri. Die Karte hätte mich unmittelbar im Dorf erst ins Visttasvággi abbiegen lassen. komisches Gefühl, es waren eindeutig schon Leute dort und ich hatte noch nie Kontakt und mich auch noch nie mit der Thematik beschäftigt, wie sie als traditionelle Besitzer des Landes dazu stehen, dass hier Touris tagein tagaus durchstapften. Das würde ich aber am Folgetag im direkten Gespräch noch klären.

                                                                                    Der gebräuchliche Weg führte in 250 Meter Entfernung am Dorf vorbei. Zunächst war ein mit menschhohem Buschwerk bewachsener örtlicher Zuflussbereich zu durchqueren. Dann kam der Wegweiser zur Visttasstugan in 18 km Entfernung Ich ging den Weg ins Visttasvággi bis kurz vor den Bajip (dem unteren) Cazajávri (-See) mit dem gegenüberliegenden Wasserfall, der auch ein lohnendes Ziel darstellen würde (mit Badeklamotten und Instagramm-Account --- beides hatte ich aber nicht) , jedoch hatte ich für heute schon mein Ziel vor Augen.

                                                                                    Einen feinen Link habe ich hier entdeckt, wo die sprechenden Bezeichnungen in Landkarten (aus dem samischen Sprachschatz) erklärt und übersetzt werden.
                                                                                    http://www.silke-in-europa.de/de/info/samisch.htm

                                                                                    Es war ein schmaler leichter Trampelpfad, um dann auf die sich rechts des Weges erhebenden Doaresoaivi-Nordflanke abzubiegen. Von dort an suchte ich meinen eigenen Weg. Hier war Rentiergebiet, davon zeugten einige mehr oder weniger zusammenhängende Skelette, ein Schädel mit Geweih und mehrere einzelne kleine Geweihstücke... meine Sammlung wuchs an.
                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 28 Größe: 2,52 MB ID: 3217663 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 26 Größe: 692,4 KB ID: 3217664

                                                                                    Zeit für eine entspannte Pause.
                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 26 Größe: 1,56 MB ID: 3217665

                                                                                    Ich ging weiter und kam auf die erste Kuppe des Berges und entdeckte die alte Steinmauer, aus denen das Rengärde zwischen 1940 und 1950 gebaut wurde (wie mir ein Sami am Folgetag erklärte). Mittlerweile hatte die Mauer schon an einigen Stellen gelitten, war aber immer nach ein mächtiges Bauwerk. Wenn ich mir vorstelle, wie die Leute vor 70-80 Jahren dort noch nicht mit Quads oder Motorschlitten hochgekommen sind und dann die Mauer errichtet haben, dazu die Steine nicht mit dem LKW vor Ort abgeschüttet wurden und noch kein Bagger mit Greifer bereit stand... Hut ab! Allein das Projekt abzuschätzen von der Dauer, dem Materialbedarf und der Anzahl der Menschen, ist eine großartige Leistung!

                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3217904
                                                                                    ​​
                                                                                    Die Mauer verlief immer weiter, bis sie hinter der Kuppe verschwand und dann rechts wieder zum Vorschein kam. Vorn, also am Nordrand klaffte ein vielleicht vierzig Meter langes Loch. Wegen der Beschädigung und weil es weniger Tiere gab, hatten sie das Gehege mit einem Zaun verkleinert und das Loch nicht mehr mit Steinen geflickt.

                                                                                    Ab hier hatte ich dann zwei Stunden mit zwei Vögeln am Himmel Freude, die ich gemäß Vögelfred - nee, "Welches tier war das?"-Thread als Rauhfußbussarde einschätzen würde. Ihr Ruf war nicht ganz dialektfrei und entsprach dem verlinkten Audiofile nicht ganz genau, aber die weiße Zeichnung von unten war swehr aufschlussreich. Jedenfalls kreisten sie die ganze Zeit in der Thermik über dem Ostrand des Berges und riefen unaufhörlich.

                                                                                    Ich fand fast ganz oben auf dem Doaresoaivi einen Schattenplatz auf der Nord-Ost-Seite eines Felsens und genoss für gut eine Stunde die Ruhe und den Ausblick ganz rechts ins Visttasvággi und gegenüber über den Vuolip (den oberen) Cazajavri mit seinem Wasserfallzufluss und dazwischen in das Tal des Moarhmmájohka.


                                                                                    Sich hier vorzustellen, wie sich die Gletscher vor etlichen tausend Jahren bewegt hätten, war sehr schön.

                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3217905
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                                                                                    Danach ging ich über die Westflanke des Berges wieder hinab. Mittlerweile begann ich die gefunden Geweihstücke gut zu bemustern und nur noch ausgewählte mitzunehmen. Bei zehn Stück war dann Schluss... jedoch... es lauerte noch ein Fund auf mich, der mein so schön weggefuttertes Gepäckgewicht wieder auf seinen Anfangswert brachte.
                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3217907

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                                                                                    Dann fand sich da noch dieses unbeaufsichtigte Ei mitten auf der Wiese... Kein Vogel, der sich beschwerte... ich schaute es genauer an und stellte fest, dass es an der Unterseite aufgebrochen war - nicht mehr zu retten.

                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3217906

                                                                                    Auf dem letzten flachen Abstieg zum Hauptweg zu den Hütten begegnete ich noch dem unbekannten Pärchen, das sich vor 32 Jahren auf einer Kanureise in Südschweden kennengelernt hatte und seitdem jedes Jahr - zwischendurch mit Kindern - in Schweden verbracht hatte und jetzt frei im Zickzackkurs für einige Wochen links und rechts des Kungsleden unterwegs war. Sie hatten eine so zufriedene, ja wirklich glückliche Ausstrahlung. Vielleicht waren sie auch schon fünfzig Jahre alt. aufgefallen ist mir an ihnen, dass Sie kaum Kunstfasern trugen. Insgesamt hatten sie eine sehr angenehme Ausstrahlung... wenn ich nicht immer denken würde, dass ich die Leute eigentlich nicht bedrängen will, wäre ich gern den Abend bei ihnen geblieben (de facto suche ich ja mit fast allen Kontakt, aber es bleibt doch irgendwie oberflächlich. Und was mir besonders auffällt, ich habe keine einzige Telefonnummer oder E-Mailadresse und nur ganz wenige Vornamen mitgebracht.)
                                                                                    Da sie noch aufbauen mussten, habe ich sie dann gen Hütten verlassen.
                                                                                    Zuletzt geändert von Breitfuessling; 18.09.2023, 17:14.
                                                                                    Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Dauerbesucher
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                                                                                      #43
                                                                                      Neunter Tag, 11.07.2023:


                                                                                      Von den Alesjaure-Hütten zu den Abiskojaure-Hütten

                                                                                      5 km Bootsfahrt und gut 15 km in 7 Stunden


                                                                                      Catherine hatte über Nacht wegen des Schnarchens eines Zimmermitbewohners die Flucht ins Freie ergriffen. Ich war es nicht, ich schlief im großen Raum.
                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 948,7 KB ID: 3218020


                                                                                      ​Am Tag vorher hatte ich die Anlegestelle für den Bootslift noch einmal erkundet und war morgens schon eine halbe Stunde vorher, also zu halb zehn an den Anleger gegangen, um die gelbe Fahne zu hissen: "Hol mich ab!"
                                                                                      Nancy und Catherine kamen etwas später runter und wir fuhren mit einer weiteren schwedischen Familie mit jugendlichem Sohn die Strecke.

                                                                                      Wir kamen mit dem Sami ins Gespräch, der die Bootsstrecke betrieb. Er berichtete sehr stolz und offen über alles. So fragte Nancy noch am Anleger, wo man denn dort Rentiere sehen könnte. In der Tat hatten wir bis hier noch kein Einziges gesehen. Er meinte, wenn wir da hinüber sähen, würden wir dort oben wahrscheinlich Tausende von ihnen sehen. Und genau so war es. Sie standen oben am Berg auf den Schneefeldern, wo es kühler war und es keine Mücken gab.
                                                                                      Er holte sein Fernglas heraus und wir durften hindurch schauen. Ich machte ein Foto mit dem Smartphone durch das Fernglas. Man konnte gut erkennen, das dort etwas auf den Schneefeldern stand.
                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 838,4 KB ID: 3218021

                                                                                      Dann ging die Fahrt los und er erzählte​, dass er nun seine Rentiere an seine Tochter übergeben hätte und sich voll auf den Bootsservice konzentrieren könnte bzw. jetzt auch mal wieder Freizeit hätte, wie die Alten mit dem Helikopter zum Markieren zu den Rengärden hinauf geflogen würden, weil sie gern dabei sein wollten und nicht mehr gut auf dem Quad hinauf fahren könnten. Er fragte mich nach dem großen Geweih, wo ich das gefunden hätte und erklärte mir, dass ich im Umkreis von 500m auch das zweite gefunden hätte, da der Bulle mit nur einem nicht weit gehen würde und der Name des Berges Doaresoaivi soviel bedeuten würde wie "Der kleine Berg, der vor dem großen steht". Ich fragte, ob das für ihn ok sei, dass ich das mitnehmen würde und das war es. Ich fragte, wie er und seine Leute dazu stünden, dass die Wanderer deren Gebiet durchstreiften und er erklärte, dass es ok sei, der Kungsleden sei dort seit jeher gewesen und es gab immer Wanderer. Das gehöre dazu.
                                                                                      Er erzählte noch, dass sie im Frühjahr immer nach Jokkmokk auf den Markt führen, wo sie dann alles Mögliche aus Horn geschnitzte und andere Handwerksprodukte anböten. Das Geweih hätte einen Materialwert - ich glaube er sagte - von € 120,-, aber sie hätten genug gesammelt, mehr könnten sie gar nicht verarbeiten. Im Weiteren erzählte er von den Rentieren, dass die Bullen Ihr Geweih schnell abwerfen würden und dann die Weibchen mit den verbleinden Geweihen die Cheffinnen der Herde seien. Und selbst wenn sich ein Bulle ein 80 cm tiefes Loch in den Schnee gegraben hätte, käme ein Jungtier mit den kleinen Hörnchen und würde ihn damit wegpieksen, sodass es fressen könnte. Dann kamen wir noch auf die Lemminge, die unter dem Schnee leben würden und wenn die Rentiere sich dann zu den Flechten durchgraben würden und dort unten Lemmingen wären, würden diese die Rentiere in die Nasen beißen, sodass die Rentiere sich eine andere Stelle suchten.
                                                                                      Der Klimawandel war ja durch die große Hitzewelle in dieser Woche auch wieder präsenter geworden, hätte aber vor allem im Winter auch Einfluss auf die Rentiere. Wenn im Februar die ersten Male der Schnee anschmilzt, würde er beim Wiedergefrieren fest werden und die Rentiere könnten dann nicht mehr nach Futter graben. Somit müssten die Sami zufüttern. Deshalb hatte er zuletzt seine Herde verkleinert, mehr Tiere verkauft, um Geld für Zusatzfutter zu bekommen und weniger Tiere auf die reduzierte natürliche Futtermenge zu verteilen. Er berichtete von den jungen Menschen, die sich nicht mehr voll auf die Rentierzucht und den traditionellen Lebensstil konzentrieren wollten und gern in die Großstädte für Ausbildung oder Studium gingen.

                                                                                      Am Nordrand des Alesjaure hatte die Bootsfahrt ihr Ende, denn hier floss der See über leichte Stromschnellen in weitere kleinere Seen ab. Der Weg war flach, allenfalls von einigen runden vom Gletschereis glattgelutschten Hügeln unterbrochen. Es gab viele erdige Wegabschnitte, oft mit nur wenigen Steinen auf dem Weg. Man konnte stellenweise kilometerweit den Weg entlangsehen.
                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 414,9 KB ID: 3218023​Blick zurück

                                                                                      Es war wieder ein sehr warmer Tag. Ich hatte wie immer zwei Liter Wasser dabei. Das große Geweih hatte ich hinten über den Rucksack gebunden, die oberen Spitzen ragten rechts am Rucksack nach vorn. Somit war der Schwerpunkt des Rucksacks klar nach hinten gewandert. Das merkte ich, schätzte das Zusatzgewicht auf vielleicht fünf Kilo. Zuhause wog ich es... 2,6 kg. Aber gezogen hat es trotzdem ganz schön dolle an den Schultern. Ich war zufrieden.
                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 3,06 MB ID: 3218022
                                                                                      Es kamen fünf eindeutig deutsche Jugendliche entgegen, die auf Nachfrage bestätigten, dass sie die wohltuend schattenspendende Wolke bestellt hätten. Ab hier konnte man den Berg Giron sehen, an dem man links herunter zum Abiskojaure musste. Die zweite Wasserflasche war angebrochen und es wurde nicht kühler. Ich hielt Ausschau nach Wasser. rechts und links immer kleiner werdende Seen und die Rinnsale, die den Weg kreuzten, standen entweder fast oder es stauten sich feine Filme an den Grashalmen. Dann saß Norga am Wegesrand, eine vielleicht zwanzigjährige Belgierin. Sie hatte nur einen halben Liter Wasser dabei, der mittlerweile zur Neige ging. Wir überholten uns mehrmals auf den folgenden sechs Kilometern und ich bot ihr bereits die Hälfte meines Wassers an. Doch ihr Durst war noch nicht groß genug. Wie in den Vortagen schon angedeutet, es waren gefühlt 25°C und wir gingen übers freie Feld in der prallen Sonne, nur manchmal trafen uns die Schatten der Wolken. Zweimal fragte ich Entgegenkommende nach der nächsten Möglichkeit, Wasser zu holen und wies sie auf die sechs Kilometer ohne Wasser hin, damit sie vielleicht noch einmal zurück gehen könnten zum Auffüllen. Mal sollten es 500 m, ein anderes Mal 2,5 km bis zum nächsten Wasser sein. Es kamen drei Leute mit zwei Hunden entgegen, die nichts auf dem Hunderücken hatten. Die Hunde könnten ihr Futter nicht selbst tragen, weil es einfach zu heiß war. Dafür hatten die Frauchen umso mehr auf dem Rücken. ​​
                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 5 Größe: 2,27 MB ID: 3218024
                                                                                      Wegen der 2,5 km-Aussage entschloss ich mich, im rechten Winkel durchs Gebüsch bis an den nun auch zu hörenden Fluss im Gárddenvággi zu gehen, um Wasser zu holen. Das waren nach Karte vielleicht zweihundert Meter. Als ich meinen Rucksack abgelegt hatte und gerade die leere Wasserflasche herausgefummelt hatte, erschien Norga oben am Weg und kam spontan mit herunter. Wir hofften, dass der Fluss nicht zu tief liegen würde, sodass wir noch ans Wasser heran kämen. Es klappte gut und danach konnten wir wieder lachen.

                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 1,54 MB ID: 3218026

                                                                                      Danach ging es durch menschhohes Gebüsch und nach den ersten Birken wurde auch der Blick auf den Abiskojaure freigegeben... "nur" noch bis zum See!!! ... Was nicht zu unterschätzen war.
                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 784,4 KB ID: 3218027

                                                                                      Dann steht man plötzlich dreißig oder vierzig Meter oberhalb der Brücke über den Fluss, dass ist dann nicht mehr ganz so witzig zum Ende des Tages hin, aber die Hoffnung, dann man dann gleich da ist, hält einen wach.
                                                                                      Unten an der Brücke kam mir eine Wanderin mit sehr angenehmen amerikanischem Akzent entgegen, die gleich davon erzählte, wie sie einst so ein Geweih gefunden hatte und es vielleicht zwei Kilometer trug und sodann die Lust daran verlor, weil es soo schwer war... aber ihr Rucksack, sagte ich, wäre offensichtlich noch vieel schwerer.​ Sie war auf dem Weg nach Kvikkjokk. Den Tag war sie in Abisko losgegangen und wollte nur aus dem Abisko Nationalpark heraus, um dort zu zelten. Sie hatte offensichtlich viel Spaß. Wir unterhielten uns gut.
                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 2,62 MB ID: 3218028

                                                                                      Am Fluss am frühen Nachmittag, das war hier einer der letzten ruhigen Momente meiner Tour. ab dann wurde es belebter, steiniger, hügeliger, beschilderter, die Birken waren von Raupen kahl gefressen, der Nationalpark lockte mit Verhaltensregelangaben, die Wege waren frisch beplankt, Work in Progress! Ein sechsrädriges Quad - ein Squad? Nein das wäre doch eine Art Einsatztrupp - stand neben dem alten Weg und den bereitgelegten neuen Bohlen.

                                                                                      Angekommen, versuchte ich in den kleinen Shop mit Anmeldung zu kommen, blieb aber direkt mit dem Geweih am Fliegenvorhang hängen. Die Stugwärdin erzählte jedem Gast das Gleiche wie auswendig, aber dafür systematisch mit Qualität. Ich landete in einer Viererkoje, wo sich gerade zwei Frauen um die Dreißig ausgebreitet hatten. Hihi, so mit kleinen Tübchen und Döschen nebeneinander auf dem Fensterbrettchen und Rucksack so in etwa auf dem Boden ausgeschüttet (karikativ überzeichnet). Sie waren sehr kommunikativ und wir arrangierten uns direkt. Sie waren nach ihrer ersten Etappe bereits bewusst geworden, dass sie die falschen Schlafsäcke dabei hatten. Damit hätten sie gut bei fünfzehn Grad weniger draußen schlafen können. Hatten aber alles als Hüttenwanderung geplant. Nun gut, sie waren aber nicht unvorbereitet losgegangen, sondern waren durch einen befreundeten Bergführer beraten worden, der selbst in Lappland auch Wanderungen organisieren würde... vielleicht gab es da ein Missverständnis. Aber sie waren gut drauf, sehr begeistert bis dahin und voller Vorfreude. Am Abend kochten und aßen wir mit drei Schweizern zusammen und kamen ins Gespräch. Und hier eröffnete sich mir eine weitere bisher vollkommen neue Welt, in die ich bisher nur wie durch eine Glasscheibe geblickt hatte, nämlich vom Parkett auf die Bühne. A + A. A. war Musikvermittlerin - hmm... was macht man denn als Musikvermittlerin? Es ging darum, das Orchester einer großen Stadt dem noch nicht erschlossenen Publikum näher zu bringen. Sie organisierte Veranstaltungen und Aufführungen und wirkte selbst auf der Bühne schauspielerisch mit. In Lockdownzeiten war es einfach der neue Weg, das Publikum zu erreichen, sie hatte aber auch kleine Festivals und speziell an junge Menschen und Kinder gerichtete Programme entwickelt und mit dem Orchester und Schauspielern umgesetzt und Drehbücher geschrieben. Als es keine passende Besetzung für eine historische männliche Persönlichkeit gab, aber eine hervorragende weibliche Schauspielerin vorsprach, entstand die Idee, das Stück einfach in die Perspektive der Partnerin des männlichen Hauptcharakters umzuschreiben. So tat sie es dann auch. Das war ein ganz großartiger wundervoller Einblick. Jeder Mensch ist auf seine Art und Weise mehr oder weniger von dem überzeugt, was er tut. Hier fühlte ich eine große Bewunderung, weil jede Veranstaltung, jede Aufführung einen so wunderbaren Höhepunkt hatte, weil in diesem Moment so viele Menschen gemeinsam etwas so großartiges erreichten, was die Menschen auf der anderen Seite des Vorhangs so nachhaltig glücklich machte. Und das zweite A.? A. konnte Klarinette spielen, sie war Klarinettistin, Solo-Klarinettistin im Orchester! Wow! Was macht man da so? Nein, das habe ich nicht gefragt. Ich glaube, das ist ohne Worte großartig. Mein großer Respekt gilt den Menschen, die etwas ganz besonders intensiv gelernt und geübt haben und jetzt einfach gut beherrschen. Die einen programmieren Maschinen oder Websites, anderen kennen die Natur, helfen anderen Menschen, können sich orientieren, überleben in der Wildnis oder halten einen Sack voll Flöhe zusammen, sind liebevolle Väter und Mütter oder können etwas sehr Nutzbringendes zusammenbauen. Letztlich sind wir alle meisterhaft in unserer eigenen Passion. Doch treten die Wenigsten so prominent in den Vordergrund, öffentlich. Oft bewegen viele ihre eng verbundene Gruppe von Menschen, die ihre Hilfe hoffentlich gern annimmt. Bei den beiden A.s habe ich mir viel Gedanken über ihre besondere Position in der Öffentlichkeit gemacht... viele Besucher kennen sie und bewundern sie, doch bleibt das Publikum zum Schluss des Applaus hoffentlich respektvoll auf Abstand und den Künstler*innen zumeist gänzlich unbekannt. Ich googelte sie natürlich nachdem ich zuhause war, doch nahm ich keinen Kontakt auf... wir hatten außer Vornamen und den Ort des Orchesters sowie meinem Usernamen hier keine Daten getauscht. Vielleicht liest A. oder A. schon die ganze Zeit hier mit... ich freue mich, wenn sie meinen Eindruck von ihnen jetzt hier so geschildert finden. Danke, dass ich Euch kennen lernen durfte!

                                                                                      Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns und zogen jeder in unsere entgegengesetzten Richtungen.

                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 3,27 MB ID: 3218029
                                                                                      Fjällutsikt... ihr hattet noch alles vor Euch und ich nur noch meine letzte Etappe.
                                                                                      Zuletzt geändert von Breitfuessling; 19.09.2023, 20:14.
                                                                                      Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Dauerbesucher
                                                                                        • 06.04.2023
                                                                                        • 596
                                                                                        • Privat


                                                                                        #44
                                                                                        ZehnterTag, 12.07.2023:


                                                                                        Von den Abiskojaure-Hütten nach Abisko in die Turiststation

                                                                                        16 km in 6,5 Stunden



                                                                                        Warm war es in der Nacht mit vielleicht zehn oder zwölf Menschen in dem Raum mit mehreren Schlafkojen. Es war irgendwie witzig, weil ich einige Leute wieder getroffen hatte, mit denen ich unterwegs oder in den letzten Hütten schon einmal gesprochen hatte.
                                                                                        Ich war früh wach, heizte diesmal nicht​ die Küche ein, sodass die Anderen wie vor vier Jahren geschwitzt hätten, überhaupt, auf dieser Reise wurde nirgends ein Ofen angefacht, so warm war es die ganze Zeit.

                                                                                        Am Abend zuvor stand ich kurz vorm Einschlafen noch einmal auf, denn mir fiel ein, dass ich ja meine Wäsche im Fluss gewaschen hatte und sie wollte noch aufgehangen werden... Der Trockenraum war ziemlich voll und hatte 100% Luftfeuchtigkeit, ich schaffte es, die Fenster zu öffnen, die Wäsche aufzuhängen und nach einer halben Stunde schloss ich die Fenster und ließ dafür die Tür zum großen Küchenraum offen. Zum Glück hat das niemand bis zum Morgen korrigiert und die Wäsche war wieder trocken.

                                                                                        Gemeinsames deutsch-schweizerisches Frühstück, Handwerker, Musiker und Ingenieure, die einen so gespannt auf die nächsten zehn Tage, ich schon bald melancholisch beim Gedanken an die Etappe, die die Anbindung an die Zivilisation wieder für Monate festmachen würde. "Macht's gut, ich beneide Euch, würde gern mit Euch zurück gehen!"

                                                                                        Vor den Abiskojaure-Hütten gab es bestimmt fünf oder sechs große Camping-Bänke mit Tisch, so fanden sich immer wieder neue Wandernde zusammen, um ihr Gepäck draußen fertig zu machen. Ich sprach in dieser Hütte mit verschiedenen Leuten ein paar Worte Französisch. Ich ging Wasser holen, vorbei an dem Hocker, der an einem Abzweig des Bohlenweges zum Wasser unter einer Birke stand mit dem Schild: "Fjällutsikt"

                                                                                        Ich saß dort und fühlte nach der Ruhe und nahm Abschied. Eine Familie kam, zwei Jungs dabei im Grundschulalter, sie trugen die leeren und zurück auch die vollen Wassereimer zum Auffüllen der Küchenvorräte. Üben der Gemeinschaftsaufgaben, die Eltern hatten es geschafft, die Jungs stolz zu machen, dass sie diese Aufgabe übernahmen. Der Wind peitschte das langstielige Gras, das in einem breiten Streifen vor dem See stand. Die Wegweiser hier auf dem Mittelplatz der Hüttenanlage sahen alle ziemlich neu aus. Hier musste wohl alles stimmen in der ersten Hütte nach Eintritt in den Abisko Nationalpark. Zu den Unna Allakasstugorna schien es zwei Wege zu geben, beide 21 km weit, oder wurden versehentlich zwei Satz Schilder bestellt? David, der zurückwandernde Hüttenwart von Sälka sagte zwei Tage vorher zu mir, dass mir diese Hütten gefallen würden, es sollte dort echt schön sein. Ebenso wie die Visttasstugan.

                                                                                        Beide liegen jeweils gut 20 km vom Hauptweg ab... das reduziert die Besucherzahl. Und Einsamkeit ist dort mit Sicherheit eine Größe, mit dem Schönheit messbar gemacht werden kann. Wir gehen in die Einsamkeit, um sie zu genießen und stören sie zugleich dabei. Wir suchen die Ruhe im Allein sein, haben wir verlernt, in Gesellschaft Ruhe zu finden? Haben wir verlernt, Ruhe auszustrahlen und Anderen in unserer Gesellschaft Ruhe zu ermöglichen? Es geht hier nicht um den Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein. Lasst uns zusammen kommen und Ruhe zelebrieren, üben, meditieren... um dann auch wieder je nach Laune Party zu machen!

                                                                                        Hochsommerliches Wetter, im Selfieschwenk sah ich deutlich schlanker aus, lächelnd mit Sonnenbrille. Der Fluss hieß hier mittlerweile Abiskojokka oder auch ...eatnu, ein wahrlich groß gewordener Fluss. Und hier standen tatsächlich Bäume, Rückkehr aus dem Urlaub, Rückkehr von einer Reise, entlang der breiten Bahn, wie der Fluss den unaufhaltsam scheinenden Weg nach Hause markierte.

                                                                                        Über die Brücke wieder auf die rechte Seite des Flusses, es konnte nicht mehr weit sein, eigentlich war doch schon alles vorbei... ein komisches Gefühl. Es ging ein wenig hoch, bis man über den sich aufweitenden Abiskojaure blickte, der tief blau den Himmel reflektierte.
                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 2,66 MB ID: 3218445
                                                                                        Breite trockene Wege, die fast wie im Frühling am Mittelmeer wirkten, wären da nicht die runden Felsen. Sie zeugten von vielen Menschen und parallele Furchen von den Quads. Lichte Birkenwäldchen mit hohem Gras, die Stämme von der alljährlichen Schneelast niedergedrückt, versuchten sie sich immer wieder aufzurichten. Schatten, da waren tatsächlich Schatten von den hier wieder belaubten Kronen der kleinen Birken. Der leichte Wind streifte stetig durch den lichten Wald und kühlte mich zusätzlich ab. Hier war es ganz deutlich zu sehen, wo Bohlenwege nasse Flächen oder grobes Geröll überbrückten, war es nicht auf zwei Meter Breite ausgetreten. Der erste Bach kam von rechts, um sich mit dem großen Fluss zu verbinden und ein junger Vogel flog auf der nächsten Freifläche laut zwitschernd hoch über der Wiese in die Sonne. Zwei Wanderer am Ende der Wiese pausierend, da kam die erste Begegnung des Tages entgegen. Freundlich, anerkennend sich auf das Geweih beziehend blieb sie stehen und wir kamen auf Englisch ins Gespräch. Sie war schon total entspannt, bestimmt mit dem Zug angereist und jetzt vollkommen unverplant ging sie los. sie hatte für zwei Wochen Essen dabei und wusste nicht, wie weit sie gehen würde. "Mal sehen, wie weit ich komme!" Mir rutschte eine negative Bemerkung heraus, dass ich mit dem Zelten abgeschlossen hätte und sie fragte in einer Mischung aus Interesse, Akzeptanz und Ermutigung: "Warum?" Ich musste grübeln, hatte aber nur eine Zehntel Sekunde Zeit, um nicht unmittelbar zugeben zu müssen, dass ich es mir gar nicht so genau überlegt hatte. "Zu schwer", war meine bescheidene Antwort. Ein guter Grund, allenfalls um sich herauszureden. Das gab mir nach unserer freundlichen Verabschiedung mit sehr guten Wünschen eine Weile zu denken...

                                                                                        Die Auflösung dieser Frage? Jetzt schon? Gut: Letztes Wochenende bin ich mit dem 30-jährigen Ein-Personen-Zelt aus dem Abstellraum losgegangen, habe am alten Ponyhof übernachtet und bin am nächsten Tag bis zum Turnier ein paar Orte weiter gelaufen.https://www.outdoorseiten.net/vb5/forum/outdooraktivitäten/trekking-wandertouren/38610-bilder-von-euren-übernachtungsplätzen?p=3217702#post3217702
                                                                                        Gestern eine leichte dicke Iso-Matte gekauft sowie einen Daunen-Schlafsack und heute hier im Forum gefragt, ob ein angebotenes Zelt noch verfügbar sei. Das alte einwandige Zelt war eine einfache A-Form und das reinkriechen war mir schon etwas beschwerlich, keine Absis, aber unter den seitlichen Dachüberständen auf der ganzen Länge ein vielleicht fünf Zentimeter breiter verschließbarer Mesheinsatz zum Belüften. Da es windstill war und es oben keine Öffnung gab, hatte sich reichlich Kondenswasser gesammelt. Die gesamte (Ge)Räumigkeit war aber ansehnlich. Platz neben der Isomatte für Rucksack und ausgepackte Ausrüstung. Ich schlief gut. Letztendlich ist es doch in die ewigen Jagdgründe gegangen, da sich der Boden an den verschiedenen Knickstellen auflöste. Es wog komplett mit Gestänge 1,8 kg. Das ist nicht ultraleicht, Zelte für zwei finde ich heute bei den günstigen Anbietern aber auch schwerer. Ich bin gespannt, wie geräumig ich heutige UL-Ein-Personen-Zelte empfinde.

                                                                                        Am Ende des Sees in Bereitschaft wie ein Marienkäfer im Gras, der Helikopter-Service.
                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 5,05 MB ID: 3218446

                                                                                        Dann die erste Wahlmöglichkeit: Steiniger Weg oder breiter, glatter, gesplitteter und verdichteter Weg. Ich probierte den Glatten... und es ging noch. Kurze Zeit später wurde der Hintergrund klar, es fanden sich zwei parallel verlaufende Bohlenwege, die auf einen Fahrzeugweg hindeuteten. Ein älteres Wanderpärchen mit riesigen Rucksäcken lächelte freundlich beim Vorübergehen. Ihm hing das Zeltpaket unter dem Rucksack bis zu den Kniekehlen, ich glaube, die hatten vielleicht eine Küchenzeile dabei oder es waren Wissenschaftler? Wer wüsste das schon. Ich glaube, sie lachten, weil mir mein Geweih seitlich über die Schulter ragte... "Hach, ein neuer Wandertourist!" haben sie vielleicht gedacht.
                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 1,85 MB ID: 3218447

                                                                                        Dann wieder die Wahl: Steiniger Weg oder einfacher Bohlenweg, oberflächlich feucht, draufgetreten, etwas eingetaucht und fast auf den Rücken gelegt, so bin ich ausgerutscht. Puh, da war ich wieder aufgewacht.
                                                                                        Dann der erste Mountainbiker, dem auch noch gleich zwei weitere folgten, holperte über die Steine. Ich bemitleidete sie etwas in Erinnerung an meine vielen Jahre, die ich in der Lüneburger Heide über sandige Pisten durch Wald, Feld und Flur peste. Das stellte ich mir nicht schön vor, aber vielleicht nehmen sie noch ganz andere Schwierigkeiten auf sich. Ich hatte ja auch nicht gewusst, dass es Menschen gibt, die den Weg von Nikkaluokta nach Abisko in 23 Stunden zu Fuß runterreißen.

                                                                                        Der Weg verlief nun nah und nur wenig höher als der Fluss, es war, als könnte man beim Gehen die Hand durchs Wasser ziehen, auf voller Breite und die ganze einsehbare Biegung hindurch eine lange Stromschnelle. Die Musik im Video wird hier dramatischer und gipfelt gleich in einem kreischenden Geschrei der Musiker. Noch über die Brücke des von rechts einmündenden Fluss Coamohasjohka und schon bald wurde der Fluss zwischen den Felsen rechts und links eingeklemmt und nahm sichtlich Fahrt auf. Passend dazu ging der Weg nun auch merklich bergab. Ich konnte an das Ufer gehen und das Wasser über mehrere Stufen von bis zu einem Meter Höhe strömen sehen. Es floss weiter über vielleicht zwanzig Meter mit drei Metern Höhenverlust, um sich dann wild sprudelnd nach links weiter zwischen den erhaben über das Wasser ragenden und spitz zersplitterten großen Felsbrocken zu winden. Auf einen Schlag beruhigt sich die Musik im Video wieder, denn ich ging schon weiter über eine schmale Holzbrücke über ein im Sonnenlicht plätscherndes Bächlein. Ein blaues Zelt leuchtete zwischen den fast wie in Reih und Glied angepflanzt wirkenden verkrüppelten Birkenstämmchen an beiden Ufern des beinah kanalisiert erscheinenden Baches.
                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 2,61 MB ID: 3218448

                                                                                        Es war ein freier Zeltplatz mit Grillstelle und üblichem Klohäuschen kurz neben dem Weg.
                                                                                        Der Fluss hatte nun wieder Platz und floss mit Macht landschaftsbestimmend weiter. Es folgten nun ein Bach auf den anderen und eine letzte große Stahlbrücke Brücke über den Nissonjohka, dessen breites Bett nur noch zu etwa einem Fünftel mit Wasser gefüllt war.
                                                                                        Mir kam eine Familie in Sneakers, mit Basekaps und Papa hatte einen Sportrucksack auf dem Rücken, entgegen, sie bogen grußlos fünf Meter vor mir auf einen Pfad zum Fluss hinab. Dann kam noch dieser kleine aber steile Hügel, der ein lokales Wanderziel war, auf dem sich so einige der Tagestouristen fanden. Die schauten jeden Fernwanderer mit großen Augen staunend und lächelnd an, manche fragten nach, woher man käme.
                                                                                        Wenig später kam ich an den finalen Stromschnellen des Abiskojokka an, hier nahm das Waser erst einmal Fahrt auf, man sah, die eigentlich waagerecht liegenden Schichten der Uferfelsen hatten einen deutlich Winkel gegenüber der Wasseroberfläche. Hier waren wir damals schon ans Ufer gegangen auf die bei verminderter Wassermenge nicht mehr überspülten flachen Felsen und hatten Pause gemacht. Damals hatte ich hier fünf Kilo Steine eingepackt. Diesmal ging ich an eine ruhige Stelle des Wasser, stellte die Go Pro auf und filmte den langen Moment, wie ich mit den Händen Wasser zum Trinken schöpfte und den Blick weit in die Natur hinter dem gegenüberliegenden Ufer schweifen ließ.
                                                                                        Die Gesteinsschichten leuchteten hier in einem angenehmen Farbenspiel. Durch die Erosion waren die Felsen an verschiedenen Stellen unterschiedlich tief ausgewaschen und es ergab sich eine sehr schöne Maserung in warmen Farbtönen, wenn sie das Wasser überspülte. Teilweise waren die Schichten fast schieferartig fein, sodass es an Blätterteig erinnerte. Wir durften uns zuhause in den letzten Jahren Gedanken über Beerdigungskultur machen und haben uns auch viele Grabsteine angesehen. Hier fand ich einen aus vielen bunten Schichten bestehenden Stein, vom Prinzip her tetraederförmig mit abgerundeten Kanten und Ecken und eben besonders bunt und auch trocken farbkräftig leuchtend...

                                                                                        was wiegt so etwas? vielleicht zweihundert Kilo? Eindeutig zu viel für meinen Rucksack! Also wenn man mir hier eine Platte mit einer frei erodierten Kante herausbrechen würde und sie einfach nur flach ohne Worte auf meine Ruhestätte legen würde, das würde mir gefallen. Und im Regen würde sie erst richtig schön.
                                                                                        Eine Aufgabe für die nächsten zwanzig Jahre, einen Steinbruch zu finden, der solche erodierten Steine hat, vielleicht aus einer Flussverbreiterung.

                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 3,04 MB ID: 3218449
                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 1,63 MB ID: 3218450

                                                                                        Die Stromschnellen wurden wieder laminar und es folgte das vorletzte, nun menschliche Monument, die Unterführung, in der zum einen der Lebenszyklus der Natur und der Rentiere verbildlicht waren und zum anderen die Klanginstallation mit ethnischen Gesängen startete, sobald man näher kam.

                                                                                        Nun gut, die Unterführung war aus Beton, aber es rührte mich trotzdem. Vielleicht mag der Anlass der Bemalung gewesen sein, dass man einfach dieses Schandmal der Zivilisation überdecken wollte, für mich verkörperte die Umsetzung sehr viel Stolz und Bewusstsein, hier sah ich nicht, dass der Tourismusverein die olle Wand schnell mit den Motiven der Indigenen übertüncht hatte - ich sah und hörte, wie sie sich selbst feierten und Ihr Volk und Kultur ehrten. Dieser Abschluss erinnerte mich daran, dass ich hier zu Besuch war und ich war sehr dankbar dafür.

                                                                                        Beim Verlassen des Monuments trat ich in ein gleißendes Licht und die Gesänge waren wie plötzlich verstummt. Ich war herausgetreten aus diesem besonderen, so anderen Teil unserer Erde, den ich seit zehn Tagen durchwandert hatte. Ich erinnerte mich an meine Erlebnisse und stellte ihnen meinen zivilisationsgeprägten Alltag gegenüber. Ich vergegenwärtigte mir, dass ich nun ich glaube um die 140 km unterwegs war ohne Räder, ohne Kraftmaschinen, ohne Empfang, zumindest tagsüber ohne Dach und auch ohne Regenschirm, wie viele Menschen ich getroffen hatte und mit einigen mehr, mit anderen weniger oder wiederholt zusammen war, dass alle tolle Lebensläufe hatten und alle so viele verschiedene Dinge im Leben machen konnten, wenn sie sich nur dafür entschieden hatten. Hier maß man sich nicht an dem, was man im Alltag tat, hier fand man zusammen und ergänzte sich und lernte voneinander, war aufmerksam, nahm auf und gab von sich, gewährte respektvoll Freiraum und ging bewusst so vor, keinen anderen zu beeinträchtigen. Manchmal stolperte ich in Situationen hinein, in denen ich schnell lernte, wie ich mich eigentlich verhalten wollte, sodass sich alleS wohlfühlen sollteN.

                                                                                        Die Wanderung gab mir wieder Möglichkeit, mich selbst zu reflektieren, ohne von den umgebenden Einflüssen aufgefressen zu werden. Das erlangte Bewusstsein wird mich hoffentlich wieder für eine längere Zeit begleiten und mich großzügig gegenüber meinen Menschen sein lassen. Ich merke es in den seit der Reise vergangenen zehn Wochen ziemlich deutlich, diese Mischung aus mehr Großzügigkeit, gesteigerter Gelassenheit und der Bereitschaft, bewusst früh schon nein zu sagen, anstatt sich einspinnen zu lassen.

                                                                                        So, mehr erzähle ich nicht von mir



                                                                                        Durch das Tor mit den Birkenstämmen und den Wegpunkten des gesamten Kungsleden gegangen. Restlichen Schnodder und Tränen weggewischt, in die Turiststation gegangen, Zimmer bezogen, einen weiteren Bergführer und seine Begleiterin auf dem Zimmer kennengelernt, in der Sauna geduscht, dort waren keine engen Kabinen, mal wieder rasiert und Haare gewaschen, Socken gewaschen, in den Shop gegangen, wieder festgestellt, dass mir die Fjällräven Keb Jacket einfach nicht passt und sie auch viel zu teuer ist. Etliche im Alltag brauchbare Souvenirs gekauft (acht mal das Gleiche). Nancy und Catherine getroffen, die noch am selben Tag mit dem Bus nach Kiruna fuhren und nach Amerika zurückflogen. Ihnen noch gezeigt, wo das Tor mit den Birkenstämmen und den Wegpunkten ist, sie hatten es nämlich verpasst und wir ließen uns noch zusammen fotografieren. Noch mal nachgefragt, ob ich am Diner teilnehmen konnte, aber es waren alle Plätze ausgebucht. Nicht mehr wehmütig aus dem Speisesaal zum Torneträsk herunter geblickt und auch am nächsten Tag nicht noch einmal die zwei Kilometer hinuntergegangen. Stattdessen noch einmal Thainudeln mit Couscous diesmal in einer technisch keine Wünsche offen lassenden Gemeinschaftsküche zubereitet und verspeist, zwei Anwesenden mit der Mikrowelle oder dem Finden des richtigen Geschirrs oder Kochutensilien geholfen und früh ins Bett gegangen. Die Strecke hatte sich in der Wärme gezogen, es war schon anstrengend. Es war aber auch ein sanfter Abschluss der gesamten Strecke.

                                                                                        Ich sagte Gute Nacht zu meinen Zimmernachbarn und war eingeschlafen.
                                                                                        Zuletzt geändert von Breitfuessling; 23.09.2023, 07:20.
                                                                                        Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Dauerbesucher
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                                                                                          • 596
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                                                                                          #45
                                                                                          Rückreise von Abisko in die Nähe Braunschweigs

                                                                                          13.-14.07.2023

                                                                                          2500 km in 31 Stunden


                                                                                          Der Morgen war herrlich. Meine Zimmernachbarn waren Freiluftfreunde und da wir nicht die einzigen Menschen in der Umgebung waren, verteilten sich die hungrigen Mücken auf viele andere und wir konnten mit offenem Fenster schlafen. Wir verbredeten uns zu dritt, gemeinsam zum Frühstück zu gehen. Nach einer Katzenwäsche - ich war ja noch reichlich sauber nach dem vortägigen Duschexzess - gingen wir gemeinsam in den Speisesaal der Station.
                                                                                          Es war ziemlich früh, was auch immer das heißt, aber die Empfangshalle der Station war leer und das Buffet fast unberührt. Für mich war es ein schönes Buffet und ich bewerte nicht den Wassergehalt des möglicherweise pulverbasierten Rühreis. Essensfotos gibt es hier nicht! Die Fantasie kann Bilder erzeugen.
                                                                                          Ich begann mit zwei Mikrobrötchen, weiß und braun mit Körnern, sehr knusprig und beim Backen schön aufgeplatzt. dazu zwei Stück Speck und einen guten Esslöffel Rührei - also keine riesige Schaufel voll! - zwei Stückchen in Laxsås eingelegten Fisch, drei eingelegten Gurkenscheiben und dieser dunklen Beerenmarmelade. Im zweiten Gang dann Pfannkuchen mit allerlei Süßkram drauf und zum Abschluss Müsli. Es waren allesamt fast homöopathische Dosen, aber dafür vielfältig. Mein Magen hatte sich offensichtlich verkleinert, und das war auch gut so.

                                                                                          Ich packte meinen Rucksack und konnte mein Gepäck auch nach Abgabe des Schlüssels noch im Zimmer belassen, so hatten wir es abgesprochen, meine Zimmernachbarn schlossen eh nicht ab.

                                                                                          Nun standen die Spitzen des großen Geweihs wieder drohend nach vorn rechts gerichtet über dem Rucksack und ich wollte irgendetwas tun, um jeglichen Ärger, insbesondere denkbaren Alarmismus seitens anderer Fahrgäste oder des Zugpersonals, von vorn herein auszuschließen. Andererseits war ich mir auch nicht sicher, ob die Spitzen das Anecken an Menschen oder Zugtüren schadlos überstünden.
                                                                                          Die Wahl fiel auf Frischhaltefolie. Also auf zum Godisfabriken, eine halbe Stunde Fußweg bei bedecktem Himmel. Ich kaufte dazu noch eine Schale rote Pflaumen und einen Joghurt-Drink, auf beides hatte ich richtig Appetit. Die erste Pflaume aß ich gleich draußen auf der Bank vor dem Supermarkt. Auf dem Rückweg schon überlegte ich, wie wohl mein Bauch auf ein Pfund bissfeste Pflaumen reagieren würde, aber es blieb alles ruhig. Puh!

                                                                                          Zurück an der Station holte ich den Rucksack aus dem Zimmer und begann draußen, die Folie zusammengedreht um die Spitzen des Geweihs zu wickeln und war mit dem Ergebnis zufrieden.

                                                                                          ​​

                                                                                          Und nun? Es waren noch vier Stunden Zeit bis zur Abfahrt. Ich blickte mich um und sah die vier jungen Menschen an dem Holztisch mit Bänken sitzen...:"Do you mind if I join you?" Ich wurde herzlich eingeladen, drei Amerikaner, die in Stockholm studierten und ihr schwedischer Kommilitone. So verging die Zeit wie im Flug und wir teilten Rest-Pflaumen und Kekse.

                                                                                          Etwa eine Stunde vor Abfahrt ging ich schon rüber zum kleinen Bahnhof und traf... Norga. "Where have you been?" "Uh, I didn't sleep in the station..." Sie hatte ihr Zelt aufgeschlagen und sich die Kosten für die Übernachtung gespart. Bis der Zug kam unterhielten wir uns über Wandererfahrungen.

                                                                                          Beim Einsteigen trennten sich unsere Wege und ich hatte mein Abteil bis Kiruna für mich allein.

                                                                                          Der Zug zuckelte so vor sich hin, naja, vielleicht schon 80 - 100 km/h, aber eben keine Hochgeschwindigkeit. Und das war sehr angenehm, denn man war nicht wie in der Druckkabine des ICE von der Außenwelt abgeschnitten, sondern ich schob ein Fenster herunter und hielt die Nase in den Wind, die Go Pro an der Fangschnur ums Handgelenk gesichert, wurden die Berge immer kleiner,

                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 49 Größe: 1,26 MB ID: 3218768
                                                                                          kreuzten wir größer werdende Flüsse und passierten Seen, hielten kurz auf der Brücke bei Rautasjokk, ließen ein Regengebiet links liegen, bis irgendwann die ersten beschrankten Bahnübergänge und beleuchtete Häuser auftauchten. Und schon waren wir in Kiruna angekommen.
                                                                                          Diesmal passierte ich die Vier in der anderen Richtung.

                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 44 Größe: 325,5 KB ID: 3218769

                                                                                          Wie erhofft kam dann eine gemischte Gruppe Frauen und Männer ins Abteil... allesamt über 70 :-D Aber das hat dem Spaß keinen Abbruch getan, das war eine suuuper Truppe! Insgesamt waren sie mit 16 Freunden und Freundinnen unterwegs, hatten gerade 4500 km zwischen Norwegen, Schweden und Finnland abgespult, waren an 16 Stationen über einige Wochen unterwegs. Hintergrund des Ganzen? Sie hatten 50. Jahrestag ihrer ersten Grönland-Expedition!!! Damals haben sie sich bei einer organisierten Wanderung, Reise, Expedition nach, auf, über Grönland kennengelernt und haben einen Verein gegründet, der wohl an die 70 Mitglieder hat. Das ist jetzt für unsere Verhältnisse nicht so viel, aber angesichts des Themas und der Bevölkerungsdichte vielleicht doch ganz schön ansehnlich und vor allem, dass immer noch einige dabei sind und die Tour auf sich nehmen, fand ich bemerkenswert. Einige wirkten außergewöhnlich gebildet, aber alle waren total flink auf ihren Smartphones unterwegs... Das hätte ich mir für meine alten Herrschaften auch gewünscht. Aber die hatten den Anschluss an das Computerzeitalter damals verpasst und als es via Smartphone einfach wurde, online zu gehen, dachte ich mir auch: "Lieber nicht, wer weiß, was die anstellen, wenn du nicht dabei bist." Wir unterhielten uns lange auf Englisch und immer, wenn sie sich dann doch ins Schwedische verloren, übersetze einer zwischendurch, um mich wieder abzuholen. Ich fühlte mich sehr wohl!

                                                                                          Irgendwann startete ich meine Tour durch den Zug auf der Suche nach bekannten Gesichtern und ich wurde gleich fündig :-D Zwei Abteile weiter saß Amanda 2 (Amanda 1 hatte ich in der Tjäktja-Hütte getroffen), eine der drei amerikanischen Wandernden, auf dem Weg zurück nach Stockholm. Ich hockte mich neben sie und fragte, ob wir ein Selfie mit meiner Go Pro machen wollten. So taten wir und mussten lachen, nachdem wir uns vor der Kamera vorgestellt hatten und kundtaten, dass wir gerade einen Teil des Kungsleden gegangen waren. Später das Gleiche dann noch einmal mit Norga, die sich sichtlich freute. Sie hatte einen Sitzplatz im Großraumabtteil ohne Liegemöglichkeit, hielt aber tapfer durch. Wohlweißlich hatte ich altersgerecht einen Liegewagenplatz gebucht, das will ich nicht mehr missen.


                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 44 Größe: 320,7 KB ID: 3218770
                                                                                          Der Zug ruckelte weiter und der Himmel wurde langsam rot und als ich zu meinem Abteil zurückkam, hatten meine Mitfahrenden schon die Betten heruntergeklappt und lagen in ihren Kojen. So begann die Nacht angenehm ruhig und blieb es auch. Morgens stand ich früh auf und genoss die Ruhe im Zug, die Sonne schien schon hell auf der Gangseite und ich steckte den Kopf in den Wind und genoss die morgendliche Frische.

                                                                                          Ich gönnte mir ein Frühstück im Bistrowagen und kam mit der Frau ins Gespräch, die von Jokkmokk nach Stockholm zu ihrem Freund fuhr. Ich erzählte von meinem Sommer in Jokkmokk vor 39 Jahren und wir hatten einige Anknüpfungspunkte.

                                                                                          Ich kam mit einem Mann ins Gespräch, der im Gang vor seinem Zwei-Personen-Schlafabteil stand und fragte, ob ich ein Foto von der Aufteilung des Abteils machen durfte. mir war vorher schon aufgefallen, wie die Leute da untern auf Ihrer Bank hockten und geradeaus auf die Wand starten, während rechts am schmalen Fenster die Natur in waagerechten Strichen vorbeischoss. In diesen Abteilen gibt es ein Waschbecken und man kann sicherstellen, dass man nicht mit unangenehmen Menschen zusammen übernachten muss... hat aber dafür auch nicht die Chance, angenehme, freundliche, aufgeschlossene oder nette Menschen im Abteil zu treffen.

                                                                                          Am Ende des Zuges angekommen konnte ich aus der letzten Tür herausschauen, wie ich immer mehr von Schweden hinter mir ließ.

                                                                                          ​​​ Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 45 Größe: 1,80 MB ID: 3218771
                                                                                          Ein Bahnhof nach dem anderen wurde durchfahren und mein Navi zeigte, dass Stockholm nicht mehr weit war. Zeit für den Rückweg ins Abteil. Meine Mitreisenden standen schon mit Sack und Pack auf dem Gang und ich konnte bequem die wenigen ausgepackten Dinge verstauen. Da stand ich schon in Stockholm auf dem Bahnsteig und alle Ausgestiegenen krabbelten davon wie die Ameisen. Hmm... jeder musste seinen Anschluss finden und war froh, weiterzukommen oder wurde gar schon von seinen Lieben erwartet... Hier fehlte ein Stand, wo sich alle Reisenden und Wandernden noch einmal treffen und sich noch einmal alles Gute wünschen, anstoßen, die letzten Snacks teilen und alles das nachholen konnten, was sie die ganze Zeit über vergessen hatten... vielleicht Adressen oder Äquivalentes tauschen? Na gut, ich wusste ja, dass hier im Forum vielleicht die eine oder andere Person meinen Bericht lesen würde und sich mitfreuen oder sogar Feedback geben würde oder man sich über die Zeit bis zur nächsten Tour das ein oder andere Mal austauschen würde.
                                                                                          Wir sind in unseren Leben eingebunden, die einen mehr, die anderen weniger bzw. haben bei Zeiten darauf geachtet, das Leben in mehr als zwei Teile zu unterscheiden als nur schlafen und arbeiten.

                                                                                          Ich ging oben aus dem Bahnhof heraus und atmete die Luft der Stadt, es war ein ruhiger, sonniger, frischer Vormittag mit kleinen weißen Wölkchen am Himmel. Ich hatte etwa eine Stunde Zeit zum Umsteigen. Der Anschlusszug nach Kopenhagen kam pünktlich. Im Großraumabteil saß ich neben dem Vater zweier Jungen, die vor uns nebeneinandersaßen und auf dem Tablet zockten, was die Akkus hergaben. Dabei waren sie ziemlich ruhig und erklärten sich gegenseitig so einiges. Ich habe keine Ahnung, was sie gespielt haben. Es war eine ruhige Fahrt. Dabei checkte ich immer wieder meine Anschlusszeiten und wunderte mich über die Planung, in Malmö auszusteigen, eine Dreiviertelstunde zu warten, um dann über die Brücke nach Kopenhagen zu fahren und innerhalb einer Viertelstunde in den Anschlusszug nach Hamburg umzusteigen. Dabei fuhr mein Zug doch nach Kopenhagen durch! Ich buchte online für ca. € 15,- die Strecke von Malmö nach Kopenhagen nach und blieb sitzen. Das war mir irgendwie sicherer. Also auch die Frage, ob ich mit meinen Tickets, womit ich die ganze Strecke abgedeckt hatte, andere Züge benutzen könnte.

                                                                                          Kopenhagen, große Stadt, die Gebäude, die die Strecke säumten!

                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 45 Größe: 1,01 MB ID: 3218772Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 45 Größe: 1,27 MB ID: 3218773

                                                                                          Wir hielten auf einem Gleisabschnitt weit außerhalb das Bahnhofsgebäudes, dort waren Ordner, die uns den richtigen Weg wiesen: Hoch auf die Brücke, die Straße entlang über die Ampel und wieder in den Bahnhof... irgendwas stimmte doch nicht. Ich ging vorbei an den vielen, vielen Fahrrädern, die dazu alle noch einen ordentlichen Abstellplatz am Bahnhof hatten, Klasse! Ich kam in die Bahnhofshalle.

                                                                                          Ja, das war anders als in den letzten zwei Wochen, aber auch schön. So Bahnhofshallen haben schon ein besonderes Flair, Reisetätigkeit, Geschäftigkeit, Subkultur und soziale Randgruppen treffen auf Bürgertum, Arbeitende und Geschäftsleute, Jugendkultur und Internationalität. Ich stellte mich an die Kreuzung zweier Hauptwege und schaute dem Treiben zu. Die Go Pro hatte noch Akku und Speicherkapazität und es entstanden einige schöne Aufnahmen von vertieften Leuten in Eile, wirklich schön gestylten Menschen, fragend Umherirrenden oder via Smartphone mit anderen Verbundenen. Menschen die sich wie verabredet trafen und sich freudig begrüßten, Eltern mit ihren Kindern, Großfamilien, Hunde, Tauben, Fahrräder, Haufen von Rucksäcken neben der Jugendgruppe am Ende ihrer Reise, und das Gewimmel im Zeitraffer.

                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 45 Größe: 1,99 MB ID: 3218774

                                                                                          Der Zug nach Hamburg kam nicht zur angekündigten Zeit. Fünf Minuten Verspätung, dann eine Ansage für 15 Minuten, der Gleisabschnitt änderte sich, alle strömten drei oder vier Bereich weiter, ebenso viele kamen uns aber auch entgegen. Dann die Anzeige für 45 Minuten und letztlich kam er 1 h 15 später... der letzte ICE von Hamburg nach Hannover sollte aber schon 45 min nach regulärer Ankunft weiterfahren. Ich vernetzte mich mit einer Lehrerin aus Hannover und ihrer Freundin, die versuchte, sich von ihrem Mann in Hamburg abholen zu lassen, der wusste aber nicht, wo er die Kinder lassen sollte, die er nicht allein lassen wollte. Ich fragte meinerseits die Chancen auf Abholung ab und je nachdem, was klappen sollte, hätten wir uns entsprechend gegenseitig nach Hannover mitgenommen. Kurz Rede, langer Sinn, im Zug bekamen wir alle die Bestätigung der Verspätung und dass es nicht mehr möglich war, nach Hause zu kommen. Ich wurde von einem Freund abgeholt und die anderen beiden auch wie geplant. Für die 188 km bekam ich von der Bahn € 112,- und glaube 25% vom Ticketpreis der gesamten bei der DB gebuchten Strecke... € 15,- etwa. Funktionierte. Für mich war es in Ordnung. Leid tat mir die Jugendgruppe, eine Schulklasse, die mit dem ICE über Nacht von Hamburg bis nach Bayern fahren wollten und nun erst einmal von HH-Altona mit der S-Bahn nach HH-Hbf. musste, weil der Serviceschalter in Altona zu war, und dann noch 25 Kids möglichst zusammen in einem Hotel untergebracht werden mussten... Ein kleines Abschlussabenteuer für sie.

                                                                                          Irgendwann gegen zwölf war ich zuhause, Kinder schliefen ruhig und Frau empfing mich herzlich. Die erste Nacht im eigenen Bett und das gemeinsame Frühstück waren ein schöner Start zurück zuhause...

                                                                                          Am nächsten Tag wurde der Wohnwagen final gepackt, sie hatte schon alles vorbereitet und Sonntag fuhren wir für zwei Wochen nach Südtirol... aber das ist eine andere Geschichte.


                                                                                          Abschluss? Im Kopf sind schon Pläne gereift, nächstes Jahr mit der Familie mit dem WW bis zum Polarkreis zu fahren über einige Etappen jeweils mit zwei oder drei Tagen Aufenthalt und dann an den verschiedenen Stellen, wo man in die Nationalparks laufen kann bzw. wo ich gestartet und angekommen bin, eine Tagestour zu machen und wo möglich bis zur ersten Hütte zu gehen und zu übernachten und zurück. Dann noch so weit in den Norden zu fahren wie möglich und wieder zurück. Aber dazu werde ich mich hier noch einlesen und dann ein paar Fragen stellen.

                                                                                          Bericht zu Ende.

                                                                                          Zuletzt geändert von Breitfuessling; 01.10.2023, 20:50.
                                                                                          Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            • 596
                                                                                            • Privat


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                                                                                            So, jetzt geht die Reise wieder von vorn los: Ich gebe heute Abend meinen Reisebericht mit zehn Videos à fünf Minuten für jede Etappe, Ausrüstung zum Anfassen, Kartenmaterial und IKEA-Food-Produkten zum besten.
                                                                                            Unser Dorf hat gut
                                                                                            500 Einwohner und der Raum im Dorfgemeinschaftshaus bietet 24 Stühle.
                                                                                            Ich weiß nicht, wer alles kommt.
                                                                                            Vorfreude! Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_0497.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,31 MB ID: 3253329
                                                                                            Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Alter Hase
                                                                                              • 28.08.2017
                                                                                              • 3014
                                                                                              • Privat


                                                                                              #47
                                                                                              Viel Spaß!

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Anfänger im Forum
                                                                                                • 23.03.2023
                                                                                                • 49
                                                                                                • Privat


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                                                                                                Viel Spaß

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  • 596
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                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_0503.jpg Ansichten: 0 Größe: 331,1 KB ID: 3253393 Daaankee!
                                                                                                  Es waren siebzehn Leute dabei, die viele Fragen hatten und nach dem geplanten Ende (2h) noch eine ganze Stunde länger blieben, Fragen hatten und ich musste auch noch meinen ganzen Rucksack auspacken und erklären. Zum Glück war nicht nur ein großes Kissen drin, sondern nach Packliste gepackt.
                                                                                                  Dem dörflichen Umfeld entsprechend waren hauptsächlich alte reiseinteressierte Herrschaften dort. Die kenne ich aber alle persönlich per Du und es war einfach schön, ihnen mal so ausführlich davon zu berichten. Der erfahrene Fjällwanderer aus dem Schwedischkurs war auch hingekommen und hat noch einige interessante Aspekte ergänzt oder bestätigt.
                                                                                                  So konnte ich auch etwas Neues mitnehmen.
                                                                                                  Zuletzt geändert von Breitfuessling; 13.04.2024, 22:21.
                                                                                                  Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

                                                                                                  Kommentar