• evernorth
    Fuchs
    • 22.08.2010
    • 1835
    • Privat


    [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 64.168106897
    Längengrad -17.79785156
    27.07.17


    Die Entscheidung


    Halleluja, was für eine Power!
    Der Wind bläst mir wieder und wieder mit voller Wucht in den Rücken. Mehrmals konnte ich einen Sturz nach vorne nur mit großer Mühe verhindern. Immer noch besser, als wenn der Wind von vorne käme, denke ich unwillkürlich. Natürlich ist mir nicht entgangen, dass der Wind schon seit Stunden zum heftigen Sturm mutiert ist. Seit etwa 3 Stunden befinde ich mich auf dem Eis des Síðujökull, im äußersten Südwesten des gewaltigen Vatnajökull Gletschers. Ich habe endlich auf meinen GPS - Track zurückgefunden. Das war nötig geworden, da ich einen anderen Zugang auf die Eiskappe gewählt hatte, als es der vorgegebene Track auswies. Seit dieser Zeit jagen die sich zum Teil widerstrebenden Gedanken durch meinen Kopf. Es ist bereits 22.00 Uhr, und an dieser Stelle will ich mein Zelt für die Nacht errichten. Mitten auf dem Eis, aber das wusste ich bereits vorher. An einem ebenen Platz mangelt es auf diesem eher flachen Gletscher - Plateau nicht und rasch habe ich zwei mitgeführte Eisschrauben in in die frostige Oberfläche gedreht. Zwei Abspannleinen verknote ich fest und in Windrichtung mit den Schrauben, damit mir nicht gleich das Zelt im Stück davonfliegt. Der Wind fährt unverzüglich und in einer geradezu abnormen Gewalt unter die Zeltplane. In Sekundenschnelle haben sich gleich mehrere Abspannleinen aus den Befestigungsgummis gelöst und, ohne auch nur den Hauch einer Chance einzugreifen, haben sich die Leinen miteinander verdrillt und so sehr heillos ineinander verheddert, daß an ein Aufrichten des Zeltes und seiner Stangen nicht mehr zu denken ist.
    Jetzt habe ich ein Problem. Der Tag war lang und anstrengend. Neben der physischen Belastung wurde insbesondere meine Geduld auf eine ganz besondere Probe gestellt. Wie viele Flussarme habe ich heute durchwatet und wie oft musste ich stehendes Wasser umgehen und über dem Gletscher ausweichen? Wie oft bin ich heute an der Wasserscheide, im Übergang zum festen Eis, immer wieder im Modder und Morast und bis zur Oberkante des Oberschenkels eingesunken? Ich weiss es nicht und habe auch nicht mitgezählt. Es hat sich jedenfalls gezogen und gezogen und…..viel zu lange gedauert.
    Für den Fall, daß ich mein Zelt nicht errichten kann, will ich weiterlaufen, notfalls die ganze Nacht.
    Vielleicht, so hoffe ich, lässt unterwegs der Sturm etwas nach, und ich kann doch noch mein Zelt aufstellen.
    Ich habe seit vielen Stunden nur wenig gegessen und getrunken und sehne mich nach etwas Ruhe, einen heißen Tee und einer warmen Mahlzeit.
    Urplötzlich erfasst mich eine Sturmböe, reißt mich aus meinen Gedanken und drückt mich schlagartig nach vorne auf das Eis. Im letzten Moment kann ich den drohenden Sturz gerade noch mit einem Ausfallschritt verhindern. Ich muss mich mit vollem Einsatz und meiner ganzen Kraft gegen den Sturm stemmen. Ich werde hier ordentlich gebeutelt. Unter diesen Umständen weitergehen? Es dämmert bereits stark. Wie dunkel wird es eigentlich auf dem Eis? Ich suche Argumente, um mich zum Weitergehen zu motivieren, mich überhaupt zu motivieren. Plan B erscheint mir irgendwie sinnlos, oder ist es nur meine Dehydrierung, die meine aufkommende Lustlosigkeit befeuert? Plan C, was für ein Plan war das noch mal? Es gibt keinen Plan C. Ein Zurück kommt für mich zu keinem Zeitpunkt in Frage: Noch einmal im Dunkeln durch die Wasserscheide, den Modder, die unzähligen Wasserläufe? Auf keinen Fall! Das wäre wirklich super - gefährlich.
    Ach ja, fällt mir ein, ich habe ja noch das Delorme. Mein Gerät für den Notfall. Ist das hier jetzt bereits ein Notfall? Ich sehe ( und fühle ) mich nicht in Gefahr, schon gar nicht in Lebensgefahr. Da ist auch kein Gefühl von Angst in mir. Es ist eher der Eindruck einer aufkeimenden Ausweglosigkeit. Mir wird sehr klar: Ich stecke fest und befinde mich in einer klassischen Sackgasse.
    Dann bemerke ich es: Mir ist kalt und es wird schlimmer. Dabei ist die Luft selbst hier auf dem Eis gar nicht soo kalt. Es ist der Wind Chill Faktor, und der treibt die realen, vielleicht +5 Grad Celsius, gefühlt in den deutlichen Minusbereich. Meine Hände sind schon fast gefühllos geworden, obwohl ich sie zuletzt immer wieder in die Hosentasche gesteckt habe. An die Handschuhe komme ich nicht ran - sie liegen ganz unten im Rucksack. Die Kälte kriecht mir auch in die Beine und ganz besonders in die Füsse und die sind nass. Was mir tagsüber und in Bewegung wenig ausmacht - jetzt ist es ein Problem und es wird größer, weil auch meine Füße langsam gefühllos werden. Ich stehe hier auch schon fast eine Stunde mehr oder weniger auf der Stelle - kein Wunder also.
    Das Delorme, das Delorme. Nimm doch das Delorme, dafür hast du es doch dabei. Mein Unterbewusstsein versucht mir den „ Rettungsgedanken ” wie einen „ Serviervorschlag ” schmackhaft zu machen, doch ich will nicht. Ich will nicht gerettet werden. Mir scheint das nicht angemessen genug. Wann ist, wann wird es angemessen sein? Ich quäle mich in meiner Ratlosigkeit, in meinem „ Abwägen ” der Möglichkeiten, die ich habe - im Angesicht meiner Ausweglosigkeit. Gibt es wirklich keinen anderen Weg aus diesem Dilemma? Ich bin jetzt wütend und schreie meine Wut in die Nacht hinaus. Erleichterung spüre ich nicht. Ich denke nur: Schon wieder gescheitert? Ja, gescheitert, auch diesmal.

    Die Zeit ist nicht mehr. Stillstand. Sind da Geräusche? Wenn ja, ich höre sie nicht. Mit meinem Mörder Zeit bin ich allein. Wie lange stehe ich schon hier? Viel mehr als eine Stunde? Eine Stunde…eine Stunde? Was ist eine Stunde? Mir ist kalt….so kalt. Wo bin ich hier und wie bin ich hier hergekommen? Was mache ich hier überhaupt? Das Leben, es könnte so anders sein. Mein Leben könnte so anders sein. Mir ist kalt…. Was ist mit mir? Das beginnende Delirium?

    Mit brutaler Gewalt reißt mich eine gewaltige Sturmböe aus meiner Schockstarre, zurück in die Gegenwart. Diesmal gibt es genau zwei Möglichkeiten: Stürzen, oder mit dem Wind davonlaufen.
    Ich stürze, jedenfalls so ein bisschen.
    Als ich mich wieder aufgerichtet habe, fällt mein Blick auf den nächtlichen Sturmhimmel: Bedrohlich - dunkle Sturmwolken, eingetaucht in das rote Licht der untergehenden Abendsonne, die sich noch ein wenig abzeichnet. Bedrohlich, aber auch schön, schaurig - schön.
    Bis hierher ist mir das alles sehr schwer gefallen: Das Beurteilen, das Abwägen. Es ist 23.04 Uhr.
    Ich bin jetzt ganz klar.
    Dann drücke ich den roten SOS - Knopf des Delorme Geräts.




    - to be continued -
    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

  • tjelrik
    Fuchs
    • 16.08.2009
    • 1244
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    #2
    AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

    Alter Falter, danke, dass du den Knopf gedrückt hast. Bitte mal ganz zügig continuen!
    bear shit - sounds like bells & smells like pepper

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    • Homer
      Freak

      Moderator
      Liebt das Forum
      • 12.01.2009
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      • Privat


      #3
      AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

      Zitat von Homer Beitrag anzeigen
      fieser cliffhanger

      sofort weiterschreiben
      das gilt auch für dich
      420

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      • basstardo
        Erfahren
        • 04.12.2013
        • 255
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        #4
        AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

        Oha, da bin ich mal gespannt, wie es weitergeht...

        Bist Du das??

        http://icelandreview.com/de/news/201...rm?language=de
        :: FlickR ::
        :: Stein am Rhein nach Cuxhaven ::

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        • codenascher

          Lebt im Forum
          • 30.06.2009
          • 5064
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          #5
          AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

          Das Bild ist traumhaft schön, wahnsinn! Schade das damit anscheinend das Ende deiner Tour eingeläutet wurde. Bin gespannt, wie die Tour bis dahin verlaufen ist und bleibe als interessierter Leser dabei.

          Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

          meine Weltkarte

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          • blackteah
            Dauerbesucher
            • 22.05.2010
            • 779
            • Privat


            #6
            AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

            Klasse Bild. Schaurig-schön trifft es gut!

            Ich bin auch gespannt wie es weiter geht bzw angefangen hat. Schön, dass du offenbar wieder gesund zu Hause angekommen bist . Schnell weiter schreiben!

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            • Reddo
              Erfahren
              • 08.04.2017
              • 344
              • Privat


              #7
              AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

              Oha, was für eine Story! Da bin ich ja mal super-gespannt, wie es weitergeht!

              Und was für ein Wahnsinns-Bild !!
              "What is above knows what is below, but what is below does not know what is above. One climbs, one sees. One descends, one sees no longer, but one has seen. There is an art of conducting oneself in the lower regions by the memory of what one saw higher up. When one can no longer see, one does still know.” - René Daumal

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              • qwertzui
                Alter Hase
                • 17.07.2013
                • 3048
                • Privat


                #8
                AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                Alles richtig gemacht! Ich glaube ich habe noch nie eine Zeitungsmeldung über eine Bergung gelesen, in dem nicht Fehler des Geretteten kritisiert wurden. Hier hingegen "war gut ausgerüstet" ""war schnell zu finden, weil er an der Stelle, an der er den Notruf absetzte, blieb"

                Auch mit guter Planung und Vorbereitung kann man in eine ausweglose Situation kommen, der richtigen Reaktion verdanken wir es, dass es hier einen Bericht zu lesen gibt, noch dazu einen spannenden, bitte schnell weiter schreiben!

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                • Rhodan76

                  Alter Hase
                  • 18.04.2009
                  • 3034
                  • Privat


                  #9
                  AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                  In Sekundenschnelle haben sich gleich mehrere Abspannleinen aus den Befestigungsgummis gelöst und, ohne auch nur den Hauch einer Chance einzugreifen, haben sich die Leinen miteinander verdrillt und so sehr heillos ineinander verheddert, daß an ein Aufrichten des Zeltes und seiner Stangen nicht mehr zu denken ist.
                  Sorry, irgendwie fehlt mir hier etwas die Phantasie oder viell. hab ich's falsch verstanden? Soll das heißen, du konntest das Zelt (nur) nicht aufbauen, weil sich die Abspannleinen verheddert haben? Hätte sich das Problem nicht lösen lassen - klar Erschöpfung und kalte Hände sind da wenig hilfreich, aber trotzdem...?

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                  • evernorth
                    Fuchs
                    • 22.08.2010
                    • 1835
                    • Privat


                    #10
                    AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                    Zitat von basstardo Beitrag anzeigen
                    Oha, da bin ich mal gespannt, wie es weitergeht...

                    Bist Du das??

                    http://icelandreview.com/de/news/201...rm?language=de
                    Yep - Treffer! Interessant, ich wusste gar nicht, dass die Iceland review darüber berichtet hatte.
                    30m/s kommt übrigens gut hin. Die Wettervorhersage sprach von 25m/s. Dazu später mehr.
                    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                    • evernorth
                      Fuchs
                      • 22.08.2010
                      • 1835
                      • Privat


                      #11
                      AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                      Zitat von Rhodan76 Beitrag anzeigen
                      Sorry, irgendwie fehlt mir hier etwas die Phantasie oder viell. hab ich's falsch verstanden? Soll das heißen, du konntest das Zelt (nur) nicht aufbauen, weil sich die Abspannleinen verheddert haben? Hätte sich das Problem nicht lösen lassen - klar Erschöpfung und kalte Hände sind da wenig hilfreich, aber trotzdem...?
                      Ahoi Rhodan,

                      um die Leinen wieder zu entwirren, habe ich unter optimalen, windstillen Bedingungen danach etwa 90 Minuten gebraucht. Das wäre mit den weitgehend gefühllosen Fingern nicht zu schaffen gewesen. Ob dann das Aufrichten der Stangen geklappt hätte, wäre sicher interessant gewesen. So ging es jedenfalls nicht.
                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                      • HaegarHH

                        Alter Hase
                        • 19.10.2009
                        • 2925
                        • Privat


                        #12
                        AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                        Spannend ... schliesse mich an, bitte weiter schreiben!

                        Btw. auch wenn es vermutlich auf dem einen oder anderen Bild noch zu sehen sein wird, was für ein Zelt war es denn?
                        Aktuelle Bilder von unterwegs … kommindiepuschen auf Instagram

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                        • evernorth
                          Fuchs
                          • 22.08.2010
                          • 1835
                          • Privat


                          #13
                          AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                          Vielen Dank für die zahlreichen Kommentare.


                          Zitat von HaegarHH Beitrag anzeigen
                          Spannend ... schliesse mich an, bitte weiter schreiben!

                          Btw. auch wenn es vermutlich auf dem einen oder anderen Bild noch zu sehen sein wird, was für ein Zelt war es denn?
                          Ich hatte ein Big Sky International Chinnok 1Plus dabei.

                          Heute abend / spätestens morgen folgt der nächste Teil.
                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                          • Akelei
                            Erfahren
                            • 09.04.2013
                            • 341
                            • Privat


                            #14
                            AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                            Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                            Yep - Treffer! Interessant, ich wusste gar nicht, dass die Iceland review darüber berichtet hatte.
                            30m/s kommt übrigens gut hin. Die Wettervorhersage sprach von 25m/s. Dazu später mehr.
                            Hattest du vorher gewusst, dass so starker Wind kommen wird? Weil du hier von einer WetterVORhersage schreibst. Und hattest du dann trotzdem geplant auf dem Gletscher zu zelten? Klar, die Anstrengung davor war nicht geplant, aber hätte es denn mit 25m/s und du nicht erschöpft mit dem Zelten geklappt? Gemütlich stelle ich mir das auch dann nicht vor.
                            ¤´¨)
                            (¸.·´¨) RETTET DIE ERDE! Sie ist der einzige Planet mit Schokolade!
                            ¨ ¸* ¸·*¨)
                            (¸.·` ¤

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                            • Antracis
                              Fuchs
                              • 29.05.2010
                              • 1280
                              • Privat


                              #15
                              AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                              Ich freue mich erstmal, dass Du das offenbar gut überstanden hast.

                              Gerade die Kombi aus Nässe, Temperaturen nahe Null und Wind ist extrem tückisch, habe ich zuletzt gemerkt, als ich mit einem Kumpel bei diesen Bedingungen im März in Schottland ein Staika aufgebaut habe. Ohne Sturm, nur mit stärkerem Wind und guten Handschuhen. Das war sehr unkomfortabel und wir waren froh, als wir fertig waren. Feinmotorische langandauernde Entwirrungsarbeiten, da wäre nicht dran zu denken gewesen.

                              Ich freue mich auf die Fortsetzung.

                              Kommentar


                              • berniehh
                                Alter Hase
                                • 31.01.2011
                                • 2501
                                • Privat


                                #16
                                AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                Sehr spannend geschrieben
                                .......aber gut daß du da heil wieder rausgekommen bist!

                                Das Foto ist ja der Hammer. Sieht aus wie auf dem Mars

                                Bin gespannt wie es weitergeht
                                www.trekking.magix.net

                                Kommentar


                                • evernorth
                                  Fuchs
                                  • 22.08.2010
                                  • 1835
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                  Zitat von Akelei Beitrag anzeigen
                                  Hattest du vorher gewusst, dass so starker Wind kommen wird? Weil du hier von einer WetterVORhersage schreibst. Und hattest du dann trotzdem geplant auf dem Gletscher zu zelten? Klar, die Anstrengung davor war nicht geplant, aber hätte es denn mit 25m/s und du nicht erschöpft mit dem Zelten geklappt? Gemütlich stelle ich mir das auch dann nicht vor.
                                  Tja, wer weiss? Morgens, bei Aufbruch, war es noch fast windstill. Bei 25 - 30m/s wäre das auf dem Gletscher alles andere als gemütlich im Zelt geworden. Dem Zelt hätte ich das zugetraut. Ob es gutgegangen wäre? Für das Chinook wäre das sicher eine Grenzerfahrung geworden. Das mit dem Wetterbericht werde ich in meinem Bericht noch aufklären.
                                  Ich sage nur: Tragisch - dumm gelaufen.
                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                  • TilmannG
                                    Fuchs
                                    • 29.10.2013
                                    • 1352
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                    Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                    ...

                                    Das Foto ist ja der Hammer. Sieht aus wie auf dem Mars

                                    ....
                                    Wo du schon überall warst....
                                    http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                                    • evernorth
                                      Fuchs
                                      • 22.08.2010
                                      • 1835
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                      Reisezeit: 21.07.17 - 11.08.17





                                      Prolog

                                      Für 2017 hatte ich mir vorgenommen, die Tour von 2016, - Klick - , zu vervollständigen, und: Ich wollte diesmal wieder alleine gehen.
                                      Der Knackpunkt war dort die Traverse des Skeiðarárjökull: Der sog. „ Black Forest ” erwies sich als unüberwindbares Hindernis. Deshalb musste zunächst eine verbesserte, möglichst leichte Eisausrüstung her.
                                      Nach etwas Recherche bestellte ich folgendes:




                                      Eispickel von Climbing Technology (CT) Alpin Tour Light, Länge: 50cm, Gewicht: 300g



                                      Steigeisen von Petzl, Leopard FL, Gewicht ( nachgemessen im beigefügten Packbeutel ): 417g


                                      Etwa 2 Wochen vor meiner Abreise nach Island warf ich dann meinen Plan noch einmal um.
                                      Irgend etwas in mir sagte mir, daß ich die Traverse über den Skeiðarárjökull ganz auslassen sollte.
                                      Was wollte ich mir dort beweisen? Das die Tour so doch noch möglich ist? Ich hatte große Zweifel. Die Traverse hatte ich in der Gegenrichtung schon einmal erfolgreich begangen, aber der Gletscher hatte sich in den letzten 5 Jahren dramatisch verändert. Eine, zum großen Teil, intuitive Entscheidung. " Nö ", sagte der Bauch.
                                      Ich suchte also nach einem alternativen Zugang zur Route und da bot sich ( fast ) alternativlos der Einstieg über Núpstaðarskógar an, eine Gegend, die für mich schon einmal ( 2012 ) Ausgangspunkt für eine Tour in diesem Teil Islands war. Klick!
                                      Neue Steigeisen und Pickel waren nun eigentlich überflüssig, aber ich entschied mich, sie trotzdem mitzunehmen, da sich das Mehr - Gewicht in Grenzen hielt.


                                      21. + 22.07.17

                                      Chilly Reykjavík

                                      An einem Freitag Abend fliege ich, wie schon im Vorjahr, etwas umständlich von Hamburg, über Düsseldorf nach Reykjavík, wo ich nach Mitternacht den CP im Laugardalur erreiche. Am Samstag schlafe ich etwas länger und mache mich nach dem Frühstück auf, mit dem Leihrad nach Downtown zu fahren. Es ist bewölkt, aber trocken, bei angenehmen 14 Grad. Vor kurzer Zeit muss es aber heftig geregnet haben, denn überall zeugen große Pfützen auf dem CP davon.
                                      Ich mache einen größeren Abstecher über etwas nördlich gelegene Stadtteile, da ich möglichst auf einer Tankstelle meine Gaskartuschen erwerben will, die dort wohl etwas günstiger sein sollen. Ich habe jedoch an 2 oder 3 Tankstellen keinen Erfolg, auch nicht an der Tankstelle, die etwas unterhalb vom BSÍ liegt.
                                      Im Zentrum werde ich dann aber in in einem Trekking - Shop im Laugavegur fündig. Teuer, doch immer noch etwas günstiger, als auf dem CP.
                                      Dann hänge ich noch etwas zum Chillen in dem sehr netten Kaffibrennslan im Laugavegur ab ( sehr lecker! ) und schon geht es wieder zurück zum CP. Gegen Abend schlendere ich noch hinunter zum Hot Dog Stand am Laugardalslaug für einen Imbiss. Nach einem Schluck Laphroig Quater cask gehe ich früh schlafen.







                                      23.07.17

                                      Ernüchterung

                                      Um 07.10 Uhr nehme ich den Sterna - Bus in Richtung Skaftafell, da er etwa 2 Stunden schneller ist ( weniger und kürzere Stops an den Touristen - Hot Spots ). In Vík í Mýrdal komme ich beim dortigen Stop mit der isländischen Busbegleiterin ins Gespräch. Sie spricht davon, dass das Wetter im Süden in den letzten Tagen „ terrible ” gewesen sei, eine Information die noch am Abend für erhebliche Unannehmlichkeiten sorgen wird. Wenn das eine Isländerin sagt, dann muss es wirklich schlimm gewesen sein.
                                      Um 13 Uhr erreiche ich Kirkjubæjarklaustur, wo ich auf dem CP wieder mein Proviant - Paket für die Anschluss - Tour deponiere. Um 15 Uhr nehme ich den RE - Bus und bitte den Busfahrer, dass er mich am Abzweig zum Jeep - track nach Núpstaðarskógar rauslassen soll. Gesagt - getan und so stehe ich dann gegen 15.40 Uhr an der besagten Stelle.
                                      Das Wetter ist inzwischen richtig schön und warm geworden und ich stehe hier tatsächlich im T - Shirt für ein Start - selfie in der Sonne. Die vorhandene Funkverbindung nutze ich noch für ein paar Mails, und schon geht es los.




                                      Ready to start! Noch prächtige Laune.



                                      Da geht`s hin.











                                      Übernachtung: Hier werde ich fündig.


                                      Ich möchte heute noch bis zum Skogar und seiner Kette kommen. Je nachdem, da es schon später Nachmittag ist, könnte es knapp werden.
                                      Schon nach einer guten Stunde stehe ich an der Furt über die Núpsá. Vor 5 Jahren gab es hier noch eine klar erkennbare Stelle, wo die Jeeps die Núpsá durchfahren. Außer einem Schild in der Nähe ist hier aber rein gar nichts zu sehen. Nichts deutet auf eine Möglichkeit zur Jeep - Passage hin. Ich kann es nicht fassen und laufe ein großes Stück Ufer ab - Nichts! Als wäre hier schon seit vielen Monaten kein Jeep mehr gefurtet. Hohe Schotter - Wälle verstärken noch den Anschein.
                                      Da ich hier eh ohne Jeep stehe, sehe ich einer Furt prinzipiell mal gelassen entgegen. Wenn da nicht dieser gewaltige Wasserstand wäre. Richtig, es soll ja die vergangenen Tage erheblich geregnet haben. Das erklärt natürlich so einiges. Ich steige in das Wasser und will mir einen Eindruck vermitteln, komme aber an einer relativ ruhigen Stelle nicht weit. Bereits in Ufernähe steht mir das eiskalte Wasser bereits über dem Knie. Der Wasserdruck ist gewaltig. Dann schaue ich etwas stromaufwärts und erstarre: In einer scharfen Linkskurve bricht eine gewaltige Wassermenge schäumend - weiß hervor und schlägt krachend an das gegenüberliegende Ufer, keine 200 Meter entfernt.
                                      Eine Furt kann ich hier und am heutigen, späten Nachmittag vergessen. Ich bin konsterniert, da ich damit nicht gerechnet habe. Da kommt mein Zeitplan bereits früh durcheinander.
                                      Aber hey, das Wetter ist schön und ganz in der Nähe befindet sich ein schöner Wasserfall, in dessen Nähe habe ich einige gute, grasige und ebene Lagerplätze entdeckt.
                                      Ruck zuck erkläre ich einen dieser Plätze zu meinem Lager 1 und baue das Zelt auf.
                                      Da es noch relativ früh ist, kann ich das schöne Wetter noch etwas genießen, aber viel zu kurz ist die Zeit, und schon ist die Sonne auch schon wieder hinter den Bergen des Lómagnúpur verschwunden. Es wird jetzt schnell kalt, und nach dem Essen bin ich schon bald im Zelt verschwunden.
                                      Morgen will ich in aller Frühe einen neuen Versuch unternehmen.




                                      Camp 1



                                      Rechts kann man die Núpsá sehen


                                      - to be continued -
                                      Zuletzt geändert von evernorth; 29.11.2017, 00:29.
                                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                      • Borgman
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                                        • 22.05.2016
                                        • 768
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                                        #20
                                        AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                        Da bin ich mal gespannt, ob der Wasserstand am nächsten Morgen genügend abgesunken ist...

                                        Dein Teaser ist ja wirklich der Hammer! Allein die Vorstellung, nach der von Dir nur angedeuteten unmenschlichen Anstrengung, den Síðujökull zu erreichen, entkräftet und ausgekühlt im Sturm auf dem Gletscher zu sein, treibt meinen Blutdruck hoch. Zum Glück ist es gut gegangen, sonst könnten wir jetzt nicht Deinen extrem spannenden Bericht lesen.

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                                        • Reddo
                                          Erfahren
                                          • 08.04.2017
                                          • 344
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                                          #21
                                          AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                          Erspähe ich da noch sorgfältig aufgerollte und verstaute Abspannleinen auf den Bildern? Für mich als Zelt-Nerd ist natürlich die Entstehungsgeschichte der potentiell lebensbedrohlichen Ausrüstungs-Fehlfunktion in Sachen Zelt von besonderem Interesse, die ja dann auch den Notfall herbeiführte ...
                                          "What is above knows what is below, but what is below does not know what is above. One climbs, one sees. One descends, one sees no longer, but one has seen. There is an art of conducting oneself in the lower regions by the memory of what one saw higher up. When one can no longer see, one does still know.” - René Daumal

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                                          • Gast180628
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                                            Dauerbesucher
                                            • 08.10.2012
                                            • 510
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                            danke für den bericht.
                                            wie biste denn bei 30m/s an der stelle geblieben und warm geblieben und wie lange?

                                            nb: danke fürs gewicht der leopards, interessiert mich gewogen schon länger. die schnüre auch auf scharf problemlos?

                                            OT: bei unserm ersten herbststurm auf island sassen wir glücklicherweise in der an dicken drahtseilen verankerten hütte, die gut vibrierte (49m/s sagten einheimische uns ein paar tage später; eisregen; man kriegte die tür der hütte zu zweit kaum noch auf bzw. wieder zu). auf dem weg dahin wollten wir wegen blöder wolkensuppe und niesel schon das zelt aufbauen und ich stellte noch fest, dass der vom gps angezeigte luftdruck niedriger war als er nach meiner erdkundeunterrichtserinnerung überhaupt sein könnte, aber wir wussten das nicht zu deuten und es war nur glücklich, dass wir weitergingen (ostrand vom vatna, nicht auf eis, gute stunde bis zur hütte, genau rechtzeitig noch geschafft).

                                            mal kurz nach draussen ging schon vorher nicht mehr. der sturm baute sich sehr schnell weiter auf und ich veranstaltete noch diverse slapsticks in der hütte, holzhacken indoors, nicht in die trinkflasche oder nen kochtopf pinkeln wollen).
                                            ich denk ja immer, zur not kann man sich ins zelt auch einwickeln, egal ob tarp, mid oder geodät, aber dazu isses noch nie gekommen.
                                            OTOT und egal: nachdem ich schon mal son sturm gesehen hatte: ich hätt den knopf wahrscheinlich früher gedrückt.
                                            Zuletzt geändert von Gast180628; 28.11.2017, 09:44. Grund: rechtschreib + weitere erg

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                                            • Rhodan76

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                                              • 18.04.2009
                                              • 3034
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                              Zitat von Reddo Beitrag anzeigen
                                              Für mich als Zelt-Nerd ist natürlich die Entstehungsgeschichte der potentiell lebensbedrohlichen Ausrüstungs-Fehlfunktion in Sachen Zelt von besonderem Interesse, die ja dann auch den Notfall herbeiführte ...
                                              Die Frage stelle ich mir auch. 25m/s Wind ist natürlich eine ganz (!) ordentliche Hausnummer - aber damit muss man in Island natürlich rechnen und seine Ausrüstung danach ausrichten. Das Big Sky International Chinook Tent scheint dieser Herausfordernung nicht gewachsen gewesen zu sein und damit ist die Wahl dieses UL-Zeltes für so eine Tour (oder Reiseziel) schon fragwürdig...

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                                                Fuchs
                                                • 16.07.2013
                                                • 1555
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                Das Big Sky International Chinook Tent scheint dieser Herausfordernung nicht gewachsen gewesen zu sein
                                                Woher willst du das wissen, da ist endlich mal Sturm aber das Zelt wird nicht aufgestellt - die Leinen erstmal abschneiden war wohl keine Option. Ist immerhin kein Tunnel.

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                                                  Erfahren
                                                  • 08.04.2017
                                                  • 344
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                  Zitat von Rhodan76 Beitrag anzeigen
                                                  Das Big Sky International Chinook Tent scheint dieser Herausfordernung nicht gewachsen gewesen zu sein und damit ist die Wahl dieses UL-Zeltes für so eine Tour (oder Reiseziel) schon fragwürdig...
                                                  Das Zelt ist ja nicht deshalb unbenutzbar geworden, weil es UL ist, sondern weil es beim Aufbau dermaßen vom Wind gepeitscht wurde und sich dermaßen verheddert hat, dass es bloß noch ein Kneuel aus Stoff und Leinen war - wenn ich das richtig verstanden habe. Das hätte bei einem 4kg-Zelt wohl genauso passieren können ...
                                                  "What is above knows what is below, but what is below does not know what is above. One climbs, one sees. One descends, one sees no longer, but one has seen. There is an art of conducting oneself in the lower regions by the memory of what one saw higher up. When one can no longer see, one does still know.” - René Daumal

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                                                  • Rhodan76

                                                    Alter Hase
                                                    • 18.04.2009
                                                    • 3034
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                    Naja ich formuliere es mal so: ein Zelt, welches ich bei Sturm nicht aufbauen kann oder will (warum auch immer) ist einfach ungeeignet.

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                                                      Fuchs
                                                      • 25.05.2007
                                                      • 1557
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                      Ich habe auf Island ja auch schon 12 Std im Orkan im Zelt festgesessen, wenn man den richtigen Zeitpunkt mit dem Zeltaufbau verpasst dann hat man kaum noch eine Chance da was zu machen. Der Wind ist dann oft so stark das man sich in ihn hinein legen kann ohne das man fällt! Es gibt sehr wenig Zeltformen die man bei so einem Wind überhaupt noch aufstellen könnte, in meinen Augen nur noch Tunnel oder Zelte wie das Staika, aber selbst dann wird es extrem schwer. Solo wird es ja nochmal eine Nummer härter, mit zwei Leuten hat man da oft Vorteile und kann noch was machen wo man solo schon aufgeben muss. Mal ganz ehrlich, wann habt ihr eure Zelte mal im Sturm aufgestellt? Und wie viele würden in dem Sturm dann noch stehen? Wo früher oft 9,5mm Gestänge mit 1-1,5mm Wandungstärke üblich waren hat man doch heute nur noch "Featherlight", oder?
                                                      Geprüfter Tungnaá-Bademeister

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                                                        GELÖSCHT
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                                                        • 08.10.2012
                                                        • 510
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                        ja, wenn der wind so stark ist, dass er einen umgeworfen hat, kriegt man auch ein jannu oä kaum noch, wohl eher: nicht mehr aufgebaut. schon gar nicht alleine. dann ist hinhocken und einschätzen, ob aus 25 noch 50 werden können (da stünde iü auch ein jannu nich mehr) und wie kalt es so ist und ob schon was aufreisst und vielleicht der luftdruck, aber da bräuchte ich ein buch, und knopf.
                                                        füsse irgendwie taub und man kriegt das nicht weg, reicht.
                                                        gut, wenn knopf dabei.
                                                        (- und dann wie lange)
                                                        Zuletzt geändert von Gast180628; 28.11.2017, 10:17.

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                                                          Erfahren
                                                          • 08.04.2017
                                                          • 344
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                          Zitat von Rhodan76 Beitrag anzeigen
                                                          Naja ich formuliere es mal so: ein Zelt, welches ich bei Sturm nicht aufbauen kann oder will (warum auch immer) ist einfach ungeeignet.
                                                          Und genau das hätte ich beim Chinook nicht vermutet. Die von evernorth beschriebene Problematik hatte ich bisher überhaupt nicht auf der Uhr. Deshalb bin ich ja auch so gespannt auf die Details.

                                                          @Thorsteen: Bei Orkanstärke habe ich noch nie aufgebaut, bei Sturm aber schon - bei meinen Inner-First-Zelten pfeift der Wind dann einfach durch das Mesh. Wenn das Außenzelt dann drüber kommt, steht da schon eine stabile und gut verankerte Struktur. Und mein aktuelles Zelt hat auch "Featherlight" drin, allerdings das Upgrade auf 10mm . Spätestens wenn ich die Giebel durch Trekkingstöcke abstütze, kann das im Wind richtig was.
                                                          "What is above knows what is below, but what is below does not know what is above. One climbs, one sees. One descends, one sees no longer, but one has seen. There is an art of conducting oneself in the lower regions by the memory of what one saw higher up. When one can no longer see, one does still know.” - René Daumal

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                                                            Fuchs
                                                            • 10.03.2009
                                                            • 1662
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                            Wäre es nicht sinnvoll erstmal den Bericht abzuwarten bevor hier wild rumspekuliert wird?

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                                                              Fuchs
                                                              • 22.08.2010
                                                              • 1835
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                              Zitat von nimrodxx Beitrag anzeigen
                                                              Wäre es nicht sinnvoll erstmal den Bericht abzuwarten bevor hier wild rumspekuliert wird?
                                                              +1 und Daumen hoch!
                                                              Ich bin ja selbst durchaus ein Fan von Überlegungen / Spekulationen, aber genau: Wartet es mal ab.
                                                              My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                                              • Dieter

                                                                Dauerbesucher
                                                                • 26.05.2002
                                                                • 537
                                                                • Privat


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                                                                AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                Hallo evernorth,

                                                                Dein Bericht ist sehr spannend für mich! Ich war mit zwei Gästen fast auf den Tag ein Jahr früher an dieser Furt der Núpsá und wir haben etwas oberhalb der Stelle mit dem Schild gefurtet. Das Wasser war da nur etwa Knie bis halb Oberschenkel tief. Die Planung war von den Núpsstaðarskógar her am Nachmittag die Furt zu erreichen und falls möglich zu furten oder vor der Furt zu zelten und erst früh am nächsten Morgen zu Furten. Beide Optionen waren also im Zeitplan vorgesehen

                                                                Ein bisschen Recherche hat gezeigt, dass die benachbarte Djúpá zum Zeitpunkt 23.07.17 einen etwa 30 cm höheren Wasserstand hatte als am 23.07.16. Das lässt sich zumindest qualitativ auf die Situation an der Núpsá übertragen, da beide Flüsse benachbart sind und einen ähnlichen Charakter haben.

                                                                Dein Pech(?) war, dass am 19.07 eine eindrucksvolle Hochwasserwelle durch die Flüsse dieser Ecke Islands gerauscht ist. Mehrere Pegel stiegen etwa um 150 cm innerhalb von 24 Stunden. Am 23.7. war der Scheitel schon lange durch aber auf dem ablaufenden Ast der Hochwasserwelle war der Wasserstand immer noch ca. 30 cm höher als vor dem Hochwasserereignis. So in etwa müsste das auch bei Dir an der Djúpá gewesen sein.

                                                                Der Schmelzwassertagesgang hat an der Djúpá eine Amplitude von etwa 20 cm, bei einem Maximum um etwa 18:00 und einem Minimum um etwa 12:00 Uhr


                                                                Quelle: http://vmkerfi.vedur.is/vatn/vdv_historical.php

                                                                Mal schauen wie es weitergeht!

                                                                Dieter

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                                                                  Alter Hase
                                                                  • 17.07.2013
                                                                  • 3048
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                  @ evernorth
                                                                  Ja, ich glaube wir warten hier alle gespannt! Die Fotos sind ja wirklich Hammer!

                                                                  p.s. ich habe es schon bei einem kleinen Lenkdrachen geschafft, die Leinen bei Sturm für mich unentwirrbar zu verheddern. Ich bilde mir nicht ein bei 108 km/h Wind welches Zelt auch immer allein!!! aufbauen zu können.

                                                                  Kommentar


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                                                                    • 28.08.2017
                                                                    • 3014
                                                                    • Privat


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                                                                    OT: AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                    Zitat von qwertzui Beitrag anzeigen
                                                                    Ich bilde mir nicht ein bei 108 km/h Wind welches Zelt auch immer allein!!! aufbauen zu können.
                                                                    <off-topic> Ja, krass. Erinnert mich daran, kürzlich gelesen zu haben, dass ein neuer schwedischer 10-min-Durchschnitts-Windgeschwindingkeits-Rekord aufgestellt wurde, in Stekenjokk, und zwar (...nachguck...) am 18. Januar 2017 mit 47,8 m/s (= 172 km/h).

                                                                    Den Windspitzen-Rekord (Momentanwert) hält da für fast alle Monate Tarfala (außer November, da ist es auch Stekenjokk), darunter den absoluten vom 20. Dezember 1992 mit 81 m/s (= 291,6 km/h).

                                                                    Frage mich, was man machen kann, wenn man in sowas hineingerät... Sich flach auf den Boden legen? Obwohl das im Dezember/Januar sicher auch nicht so toll ist...

                                                                    War an beiden Stellen schon, aber bei (Fast-)Windstille

                                                                    PS Windrekorde für Island: Skálafell (nicht weit von Reykjavík) und/oder Gagnheiði (bei Egilsstaðir im Osten)...
                                                                    Zuletzt geändert von Ljungdalen; 29.11.2017, 15:56.

                                                                    Kommentar


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                                                                      • 1591
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                      Puuh, packender Bericht von krassen Erlebnissen
                                                                      Ich verfolge ihn weiter mit Spannung, werde mich aber nie wieder nach Island trauen...

                                                                      Kommentar


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                                                                        Fuchs
                                                                        • 22.08.2010
                                                                        • 1835
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                        Plan C?

                                                                        24.07.17

                                                                        Am nächsten Morgen scheint erneut die Sonne und es verspricht, wieder ein schöner Tag zu werden.
                                                                        Mein erster Weg führt mich direkt an die Núpsá. Der Wasserstand ist deutlich zurückgegangen.
                                                                        Einerseits bin ich beruhigt, andererseits ganz und gar nicht. Ich starre in die immer noch starke Strömung und beschließe hier und auf der Stelle, gar nicht erst einen Versuch zur Querung der
                                                                        Núpsá zu unternehmen. Obwohl es vermutlich geklappt hätte - mein Bauch sagte einfach: No.
                                                                        Ein weiterer Tag des Abwartens, und ich hätte, aller Voraussicht nach, noch bessere Verhältnisse vorgefunden. Der eigentliche Grund ist: Ich habe noch eine spannende, weitere Option und darüber bereits am gestrigen Abend ( und auch in der Nacht ) nachgedacht. Ich habe noch einen Plan C! Auf Dieter Graser´s Seite isafold.de las ich das erste Mal von einer Möglichkeit, entlang der Djúpá zum Síðujökull zu zu gelangen. Bereits in dem inzwischen vergriffenen Buch von Erik van der Perre fand ich einen weiteren Hinweis auf die ( wohl allgemein wenig bekannte ) Zugangs - Variante.
                                                                        Für so einen Fall wie jetzt habe ich mir diese Möglichkeit offen gehalten.
                                                                        Ich gehe zurück zum Zelt, frühstücke und gegen 9 Uhr verlasse ich meinen schönen Platz.




                                                                        Noch immer reichlich Wasser und starke Strömung in der Núpsá





                                                                        Camp 1 am Morgen


                                                                        Für eine Stunde gehe ich nun zurück zur Ringstraße. Dort angekommen, nutze ich den Netzempfang, und informiere noch ein paar Freunde über den Programmwechsel. In den sauren Apfel muss ich ab nun dennoch beißen, denn für etwa 9 km darf ich der Ringstraße folgen. Ich bin vorbereitet, rechne aber bereits mit dem Schlimmeren, denn die Strecke bietet - erwartungsgemäß - nur wenig Anlass, um in Euphorie auszubrechen.
                                                                        Zu meiner großen Erleichterung ist der Verkehr geringer, als ich befürchtet habe. Hin und wieder werde ich gezwungen, noch etwas über den Seitenstreifen auszuweichen, da einige Fahrzeuge ihre Geschwindigkeit beim Vorbeifahren nicht reduzieren, sondern noch mal extra beschleunigen. Ehrlicher Weise kommt das aber nur zwei - oder dreimal vor. Nach etwa 85 Minuten und acht weiteren Kilometern erreiche ich den Hof Rauðabergsmúli.
                                                                        Hier steige ich einen Gras- und Blumen - Hang aufwärts und mache erst einmal eine kurze Mittagspause inmitten einer üppigen Sommerwiese.




                                                                        Rauðabergsmúli - Blick nach Süden Richtung Küste



                                                                        Schmaler Pfad; links unten fließt die Djúpá


                                                                        Gegen 12:30 Uhr und bereits auf stattlichem Höhen - Niveau angelangt, stoße ich auf einen schmalen Pfad. Etwa 200 Höhenmeter unter mir fließt die wild - rauschende Djúpá durch einen beeindruckenden Canyon. Diesem Pfad folge ich nun auf etwa gleichbleibendem Höhen - Niveau für die nächsten paar Stunden. Es handelt sich um einen nicht markierten Pfad und meist ist er kaum zu sehen. Häufig ist er zugewachsen und überwuchert; er taucht auf und verschwindet wieder. Es ist ein häufiges Kommen und Gehen.




                                                                        Die Djúpá und ihr Canyon im Unterlauf


                                                                        Im Grunde ist die Orientierung leicht, da es im Wesentlichen immer entlang der Djúpá geht.
                                                                        Inzwischen hat die Bewölkung wieder stark zugenommen, doch es bleibt netterweise trocken.
                                                                        Gegen 16 Uhr erreiche ich die Hrafná, die rechter Hand von der Rauðabergsheiði herunterkommt.
                                                                        Das ist mal eine harmlose, und völlig unkomplizierte Furt.
                                                                        Von jetzt an heißt es für mich: Obacht! Von Dieter´s Beschreibung weiß ich, dass nun bald, also eigentlich in Wurfweite, das Lavafeld Blóðhraun ("Blutlava") folgt. Bereits nach 1 km tauche ich in diese bizarre Welt des erkalteten Feuers ein. Genau wie Dieter fällt mir plötzlich ein Verhau, der Ähnlichkeit mit einem alten, ehemaligen Schafs - Pferch hat, ins Auge. Ich folge einem Bach und gehe immer tiefer in ein schmales Tälchen hinein, dass von hohen Lavatürmen umrahmt ist.
                                                                        Das ganze endet in einer Sackgasse, doch ich weiß, dass sich hier, entgegen der Erwartung, am Ende noch einmal ein kleiner Talkessel mit Mini - See öffnet. So ist es auch und innerlich möchte ich losjubeln. Tatsächlich finde ich auch den kleinen Gumpen, den ich sofort zu meiner Badestelle erkläre.
                                                                        Gegen 17 Uhr errichte ich mein Camp und nehme gleich das heiß ersehnte Bad. Heiß ist hier gar nichts, dafür kalt und herrlich frisch! Das weckt gleich meine Lebensgeister. Ohne den Ort noch näher zu erkunden ( was ich im Nachhinein etwas bedaure ), beginne ich zu kochen, setze meine Positions - Mail mit dem Delorme ab und hole eine Wettervorhersage ein. Stabiles, weiter trockenes Wetter, bei etwa 30 km/h Windgeschwindigkeit. Alles im Grünen Bereich. ( Die Windgeschwindigkeit, insbesondere ihre Maßeinheit, wird später noch eine „ besondere Rolle ” spielen ).
                                                                        Nachdem ich noch etwas gelesen habe, gehe ich schon bald in den Schlafsack. Ich bin zu meinem Erstaunen richtig müde. Der erste, längere Tour - Tag und etwa 23 km in den Beinen: Kein Wunder, dass der Sandmann anklopft.




                                                                        Furt durch die Lambá



                                                                        Camp 2



                                                                        Badeurlaub Pt. 1





                                                                        Durch das Djúpádalur zum Síðujökull


                                                                        25.07.17

                                                                        Gegen 6.30 Uhr höre ich den Wecker. Das will was heißen, denn schon des öfteren habe ich sein Piepsen nicht wahrgenommen. Obwohl ich nachts immer sehr offen für Geräusche aller Art bin, habe ich Mühe, die spezielle, akustische Frequenz zu hören. Auf dieser bin ich wohl etwas taub. Aus diesem Grund bin ich dazu übergegangen, mein Unterbewußtsein auf das rechtzeitige Erwachen zu programmieren. Klappt mit zunehmender Zeit immer sicherer und besser. Heute morgen habe ich aber dafür etwas Mühe mit dem Wachwerden und Aufstehen.
                                                                        Die ganze Nacht habe ich den kleinen Mini - Wasserfall, der in den Gumpen fällt, plätschern gehört. Ich muss mich erst wieder an diese natürliche Geräuschkulisse gewöhnen. Gegen 7 Uhr verlasse ich Schlafsack und Zelt und mache mich erst einmal am fließenden Wasser frisch. Es ist etwas diesig und in der Nacht hat es auch ein paar Regentropfen gegeben. Ich bin gespannt, wie sich der Weg heute weiter entwickeln wird. Obwohl ich zügig frühstücke, wird es wieder nach 9.30 Uhr, bis ich endlich startklar bin.




                                                                        Camp 2



                                                                        Blóðhraun


                                                                        Ich gehe das kleine Tälchen wieder ganz zurück, nachdem ich feststellen durfte, das ein Überklettern der Lavatürmchen doch erhebliche Arbeit mit einem offenen Ende, oder besser: einem fraglichen Nutzen verbunden ist. Ich folge weiter dem Djúpádalur. Hier, im Bereich des Blóðhraun, bewege ich mich sehr dicht an der Wasserlinie. Nach kurzer Zeit erreiche ich die Lambá, die von einem schönen Wasserfall gespeist wird. Ehe ich die Lambá problemlos furte, steige den Hang ein gutes Stück aufwärts, um einen besseren Blick auf den Wasserfall und das kleine, grün - moosige Tal zu bekommen.




                                                                        Wasserfall bei der Lambá





                                                                        Lambá



                                                                        Das Wetter wird besser


                                                                        Ich folge weiter dem Tal der Djúpá, zwischen dem westlichen Fossabrekka und dem östlich gelegenen Fossafjall. Mittlerweile gehe ich meist dicht an der Hangseite und eher noch aufwärts, mit deutlichen Abstand zum Flussufer. Im Norden schließt das Tal mit einer eindrucksvollen Steilstufe mit einigen stattlichen Wasserfällen ab. Über diese Steilstufe floss einmal das Lavafeld Fossahraun.
                                                                        Die Djúpá gräbt sich hier tief und spektakulär, wild - tosend in das Lava - Gestein ein.




                                                                        Canyon der Djúpá im oberen Lauf ( vor der Steilstufe )



                                                                        Mehrere, schöne Wasserfälle an der Steilstufe






                                                                        Gegen Mittag habe ich die 200 Höhenmeter hinter mir. Mittlerweile befinde ich mich auf etwa 600m Höhe und das Tal ist jetzt flach und weit, mit deutlich zurückgenommener Vegetation.
                                                                        Es dauert nicht lange und dann ist es bereits so weit: In der Ferne und dicht am Horizont zeigt sich erstmalig der Síðujökull. Ich halte kurz den Atem an, denn mir wird bewusst, dass ich kurz davor stehe, ein wichtiges Teil - Ziel zu erreichen: Der Síðujökull liegt zum Greifen nah. Der Hágöngur erhebt sich mächtig aus dem Eis, ebenso wie der Geirvötur mit seiner Pyramiden - Form. Beide markante Landschaftsformen, die das Bild des Gletschers an dieser Stelle eindrucksvoll formen.




                                                                        Am Horizont der Síðujökull



                                                                        Noch überwiegt das Grün



                                                                        Hágöngur und Geirvötur; im Hintergrund aus dem Eis ragend



                                                                        Blick nach Westen


                                                                        Ich folge dem Höhenzug der Gæsabringur. Die Landschaft gefällt mir, vor allem, weil es hier noch ausgesprochen grün und grasig ist. Ich hatte befürchtet, dass ich bereits in Sichtweite des Gletschers von tristen Moränen - Mergel begrüßt werde. Ich furte erneut einen kleinen Nebenfluß in unmittelbarer Nähe zur Djúpá. Ich kann es eigentlich nicht erklären, aber seit Bernd´s erwähntem Bericht über seine Erfahrungen mit der Djúpá habe ich einen Heidenrespekt vor dem mächtigen Gletscherfluß. Ein Furt durch die Djúpá möchte ich um jeden Preis vermeiden - never!
                                                                        Nachdem es zwischenzeitig bedeckt und anfangs auch etwas neblig war, kommt nun verstärkt die Sonne zur Geltung und taucht die Landschaft in ein warmes, sommerliches Licht. Wohlgemerkt: Es ist nur das Licht, die Temperaturen fühlen sich wenig sommerlich an und liegen um die 14 Grad.









                                                                        Gegen 17 Uhr erreiche ich das Talende der Langagil ( „ Lange Schlucht ” ). Obwohl ich - vorher und auf der Karte - von der Alternative des Langasker, einem langen, und breiten Alt - Moränen - Rücken, gelesen habe, zieht es mich sofort magisch in die Schlucht hinein.
                                                                        Was nun geschieht, ist einerseits typisch für das isländische Wetter und andererseits kaum zu begreifen. Eben noch schön und sonnig verändert sich die Szenerie schlagartig, sozusagen von jetzt auf sofort. Nebel zieht in Sekundenschnelle mitten hinein in die Langagil. Ebenso urplötzlich ist auch ein begleitender, starker Wind zur Stelle. Das kommt mir entschieden zu schnell, denn ich wollte eigentlich noch für ein- bis zwei Stunden weitergehen. Nun muss ich sehr schnell handeln.
                                                                        Ein geschützter Platz für das Zelt muss her, möglichst umgehend und mit Trinkwasser in unmittelbarer Nähe. Der Nebel drückt mit Macht in die Langagil und ich kann höchsten 50m weit sehen. Gerade noch entdecke ich ein kleines, abseitiges Mini - Tälchen, das zumindest einen brauchbaren Windschutz bietet. Ein kleiner Bach fällt, von einer höher - liegenden Stufe, mitten hinein in einen kleinen Gumpen. Schon wieder eine Badestelle? Das scheint ja ein richtiger Badeurlaub zu werden. Na, das soll mir recht sein.
                                                                        Unter den erschwerten Windbedingungen braucht der Zeltaufbau ein gutes Stück länger. Einen passenden und möglichst ebenen Platz zu finden, ist schon etwas schwierig. Gegen 18 Uhr steht das Zelt, ist eingeräumt und die Wasservorräte sind auch aufgefüllt. Bei dem kalten Wind muss ich mich richtig überwinden, finde dann doch noch für ein sehr kurzes Bad hinein in den Gumpen.
                                                                        Einmal untertauchen, mehr bringe ich nicht zustande. Das Wasser ist sehr kalt - Erfrischungsfaktor sehr hoch.
                                                                        Besonders windgeschützt stehe ich hier eigentlich nicht, da der Wind immer wieder einen Weg in mein kleines Mini - Tälchen findet. Die große Wucht der Windböen wird aber dennoch gut abgeleitet.
                                                                        Ich mache mir mein Abendessen und esse mit großem Appetit. Dabei studiere ich schon mal die Karte. Mir ist in der Kürze der Zeit aufgefallen, dass die Langagil für eine zügige Passage denkbar ungeeignet ist. Ein stattlicher Bach läuft durch die Schlucht und pendelt von einer Seite zur anderen. Hier durchzugehen hätte ein ständiges Furten zur Folge.
                                                                        Morgen will ich deshalb den östlichen Hang der Langagil erkunden. Vielleicht komme ich dort schneller aus der Schlucht heraus.
                                                                        In der Nacht weht noch über Stunden ein sehr starker Wind, doch mein Chinook widersteht - fast ungerührt. Am frühen Morgen nehme ich im Halbschlaf war, wie der Wind wieder deutlich abnimmt. Für die folgenden, zwei Stunden, falle ich in einen komatösen, tiefen, doch vor allem ruhigen Schlaf.




                                                                        Camp 3 in der Langagil ( bereits am nächsten Morgen )


                                                                        - to be continued -
                                                                        Zuletzt geändert von evernorth; 08.12.2017, 01:54. Grund: Ergänzt
                                                                        My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                        Kommentar


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                                                                          Alter Hase
                                                                          • 09.07.2014
                                                                          • 3613
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                          wow, was für Bilder. Ich bin sprachlos.

                                                                          Kommentar


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                                                                            Alter Hase
                                                                            • 30.05.2007
                                                                            • 3996
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                            Geniale Bilder, spannender Bericht!
                                                                            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                            A. v. Humboldt.

                                                                            Kommentar


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                                                                              Alter Hase
                                                                              • 28.07.2010
                                                                              • 4889
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                              Spannend. Bitte schnell weiter schreiben!

                                                                              Kommentar


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                                                                                Fuchs
                                                                                • 22.08.2010
                                                                                • 1835
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                Zitat von nunatak Beitrag anzeigen
                                                                                wow, was für Bilder. Ich bin sprachlos.
                                                                                Danke, nunatak.
                                                                                My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Fuchs
                                                                                  • 22.08.2010
                                                                                  • 1835
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                  Heiße Quelle - Finding Guðlaug??

                                                                                  26.07.17

                                                                                  Es ist gegen 6 Uhr und bereits hell. Ein Zipfel des Zeltes steht schon in der Sonne. Ich nehme das etwas „ dumpf ” wahr, denn meine Gedanken hängen noch ein wenig in den endlosen Weiten eines weit verzweigten Traumlandes ab. Dazu kommt die dimmende Wirkung meiner neuen Schlafbrille, mit der ich tatsächlich erholsamer schlafe. Ab und zu verrutscht das Ding, was mich am Anfang immer etwas genervt hat. Inzwischen nehme ich es einfach so hin.
                                                                                  Das Wetter ist prächtig und der Wind gänzlich verschwunden.
                                                                                  Obwohl meine Camp - Location jetzt, bei Tageslicht, noch schicker aussieht, hat sie auch zumindest einen Nachteil: Durch den Wind hat der äußerst feine Vulkansand sich bereits überall, und selbst im Innenzelt als dünne Schicht verteilt. Da hilft nur Ausschütteln, Wegwischen und durch.




                                                                                  Camp 3




                                                                                  Der Plan für den heutigen Tag sieht als Nächstes vor, meine GPS - Route zu erreichen. Obwohl das Wetter für die Gletscher - Traverse über den Síðujökull perfekt ist, möchte ich die Traverse noch etwas „ hinten an ” stellen.
                                                                                  Die heiße Quelle „ Guðlaug ” will ich finden. Sie soll eigentlich genau auf meinem Track liegen, jedenfalls suggerieren das die Fotos, die Jens damals gemeinsam mit dem Track im Netz gefunden hatte. Dazu muss ich den Track für mehrere Stunden zurück, also in entgegengesetzter Richtung, gehen. Mein Zeitpolster ist großzügig, deshalb möchte ich das unbedingt machen.
                                                                                  Um die Guðlaug wird ein regelrechtes Geheimnis gemacht. Man findet nirgendwo Koordinaten im Netz und wenn, dann stimmen sie nicht ( Dieter Graser hat sie 2012 gefunden - im dritten Anlauf ).

                                                                                  Nach dem Frühstück packe ich alles zusammen und baue das Zelt ab. Am Anfang meines Mini - Tälchens, und wieder in der Langagil, steige ich zunächst einmal zu einer Erkundung, und ohne Rucksack, die teils steile Flanke auf der orografisch linken Seite des Flusses nach oben, um mir einen Überblick zu verschaffen.




                                                                                  Überblick: Der weitere Verlauf duch die Langagil - etliche Furten warten....hmm...



                                                                                  Langagil: Blick zurück zum Tal - Eingang



                                                                                  Hier oben ist kein Fortkommen - Abstieg


                                                                                  Das sieht zunächst vielversprechend aus, und so hole ich meinen Rucksack nach. Nach mehreren, vorgeblichen Versuchen, die Talkante zu erklettern, gebe ich auf, und steige wieder talaufwärts in die Langagil ab. Dann muss es eben auf dem beschwerlichen Weg, mitten durch die Langagil, gehen. Schon nach etwa 200m ist der Weg an einer engen, und tiefen Stelle zu Ende. Der Einschnitt lässt nur den Weiterweg mitten durch das Wasser der Langagilsá zu, dass mir schnell bis zur Hüfte reicht. Das war es dann wohl.




                                                                                  An dieser Stelle in der Langagil ist auch schon wieder Schluss



                                                                                  Blick zurück, Tal - Eingang. Kurz hinter dem Vorsprung, rechts, kann ich leicht aufsteigen


                                                                                  Ich bin frustriert, weil ich für wenig Strecke viel Zeit verloren habe. Dann bleibt nur der Weg über den Langasker. Da ich nicht die ganze Strecke in der Langagil wieder zurückgehen möchte, wage ich den Versuch, an der orografisch rechten Talseite direkt aufzusteigen. Das sieht wieder sehr steil aus, gelingt jedoch zu meiner Überraschung auf Anhieb. Kaum bin ich oben angelangt, ist der weitere Weg leicht und gut überschaubar. Großartige Sicht auf den Síðujökull, zum Hágöngur, Eldigur und Geirvötur. Ich komme auf dem weitläufigen und flachen Rücken schnell voran.




                                                                                  Auf dem Langasker ( Rücken )



                                                                                  Hágöngur, Eldigur und Geirvötur. Die rötliche Erhebung ist der Eldigur.




                                                                                  Der Langasker läuft hier sanft hinab in eine Talsenke. Diese ist auch schnell durchschritten und am Ende erreiche ich zu meiner großen Freude meinen GPS - Track. Jawohl! Alles doch noch recht flott und gut gegangen, auch, wenn die Aktionen insgesamt viel Zeit gekostet haben und es bereits früher Nachmittag ist. Nach einer Essens - Pause gehe ich gegen 14.30 Uhr weiter. Ich rechne mit mindestens 4 Stunden Wegzeit bis zur Guðlaug. Zu meiner weiteren Freude komme ich gut und zügig voran. Eine erste Furt ist völlig unproblematisch. Die Landschaft macht Laune und ist insgesamt freundlicher, und teilweise auch grüner, als ich erwartet hatte. Dann stehe ich vor einem braun - trüben Gletscherfluss. Ist das schon die Vestri Bergvatnsá? Ich bin mir nicht sicher. Der Fluss ist nicht sehr breit, vielleicht 15 bis 18m. Der Fluss hat ordentlich Gefälle, rasche, kräftige Fließgeschwindigkeit und stattlichen Wasserstand. Flußabwärts sieht es regelrecht unmöglich aus, dort zu furten, da der Fluß von hohen Lava - Wänden eingefasst wird. Flußaufwärts sieht es auf mehrere hundert Meter auch nicht besser aus. Ich gehe eine Weile auf und ab und beschließe, dicht auf meinem Track zu furten. Los gehts. Eiskaltes Wasser empfängt meine Beine und die Strömung ist enorm und reißend. Schnell reicht mir das Wasser bis zum oberen Ende der Oberschenkel. Nur noch etwa 3 Meter, es ist fast geschafft. Das Wasser reicht jetzt bis zum Gesäß, als ich zu schwanken beginne. In Bruchteilen von Sekunden sehe ich einen Film vor Augen: Ich stürze. Nein, nicht das, das kann nicht wahr sein! Im letzten Moment kann ich ein Mitreißen durch das Wasser irgendwie doch noch vermeiden. Geschockt erreiche ich das andere Ufer. Das Adrenalin pumpt mir durch meinen Körper. Puh, das war nun aber wirklich äußerst knapp. Ich brauche eine ganze Zeit, um mich zu beruhigen und wieder ganz bei mir zu sein. Nicht auszudenken, was passiert wäre. Vor allem der scharfkantige Lava - Canyon im Unterlauf hätte ein beachtliches Verletzungs - Potential gehabt. Mit Schrecken denke ich daran, dass ich den Fluß morgen noch einmal auf meinem Rückweg furten muss. Dann aber unbedingt in den frühen Morgenstunden.




                                                                                  Vestri Bergvatnsá? am anderen Morgen - sieht eigentlich harmlos aus.


                                                                                  Ich setze schließlich meinen Weg fort und gelange in ein übles, schwer gangbares Lavafeld.
                                                                                  Zu meiner Freude taucht unvermittelt, und mitten in der Lava eine flache, grüne Grasfläche auf.
                                                                                  Wunderbar, an dieser Stelle kann ich auf dem Rückweg das Camp errichten. Dann ist der Weg am Morgen zur Furt ganz nah.
                                                                                  Nach höchstens 20 Minuten stehe ich vor der nächsten Furt. Der Fluß ist ein wenig schmaler und hat klares Wasser. Hier kann ich leicht und schnell furten und das Wasser hat spürbar weniger Druck und reicht mir nur wenig über das Knie. Nach vielleicht weiteren 20 Minuten folgt der dritte Fluß: Trübes, braunes Wasser, hohe Fließgeschwindigkeit und eine satte, heftige Strömung. Ich bin geschockt: Nein, nicht schon wieder! Das bedeutet auch: Den muss ich zweimal furten, genau wie die beiden vorherigen.
                                                                                  Mein Mut verlässt mich, denn ich will mir diesen Fluß nicht auch noch zweimal antun. Ich treffe jetzt die für mich schwere Entscheidung, auf die Guðlaug zu verzichten, und zur Grasfläche im Lavafeld zurückzukehren, um morgen dann die erneute Furt über die, von mir so gefürchtete, Vestri Bergvatnsá zu wagen.
                                                                                  Ich hänge noch meinen enttäuschten Gedanken nach, als ich die Stelle über den Fluß mit dem klaren Wasser erreiche. Die Furt ist, wie schon beim ersten Mal, kein Problem. Auf der anderen Seite angekommen, fällt mir die schöne Lage und das satte, leuchtend - grüne Gras ins Auge.
                                                                                  Ein toller Platz, denke ich, der dazu von den tiefen Strahlen der langsam untergehenden Abendsonne illuminiert wird. Bezaubernd, super - toll, denke ich. Vielleicht ein noch schönerer Platz für mein heutiges Camp?
                                                                                  Plötzlich bin ich wie vom Schlag gerührt: Das gibt es nicht! Ich kenne den Ort. Ich stehe direkt an der Guðlaug!




                                                                                  Unerwartet am Ziel: Die Guðlaug!


                                                                                  Wie von selbst mischt sich das Bild aus meiner Erinnerung ( ein Foto von Dieter ) mit dem Hier und Jetzt: Ich stehe direkt neben der heißen Quelle! Wo hatte ich vorhin nur meine Augen? Da bin ich doch glatt vorbeigelaufen. Was für ein Hochgefühl dafür jetzt, das ist die pure Glückseligkeit. Im Taumel echter Freude beschließe ich natürlich umgehend, hier mein Camp zu errichten. Inzwischen ist es - fast unmerklich - windiger geworden, und es püstert ganz ordentlich, so daß ich das Zelt zum ersten Mal mit allen Leinen abspanne. Da die Sonne inzwischen noch tiefer steht, hole ich rasch einige Fotos nach. Dann geht es in den wirklich kleinen Trog, in dem höchstens zwei, na, vielleicht drei? Personen Platz haben. Zunächst schöpfe ich etwas von der organischen Masse ab, welche stückweise auf der Oberfläche schwimmt. Die muss raus, ist nicht so lecker. Die ausgestreckten Beine werden gerade so eben noch bedeckt. „ Zu wenig Wasser ”, oder „ nicht tief genug ”, befinde ich. Schön warm ist es und das ist es auch, was jetzt zählt. In der Quelle sitzend, fallen mir die ungewöhnlichen Wolken auf und ich beschließe, nach dem Essen noch einmal einen neuen Wetterbericht anzufordern.
                                                                                  Als ich mir den anschaue, entspanne ich mich: 25 km/h, das ist ja nur eine sanfte Brise.
                                                                                  Was ich aber übersehen habe, ist, das die Windgeschwindigkeit ( nur dieses eine Mal, alle anderen Male in km/h ) in m/s angegeben ist.
                                                                                  Ich lese noch etwas, doch nicht lange, dann fallen mir die Augen nach diesem ereignisreichen Tag zu und ich verbringe eine erholsame und erstaunlich ruhige Nacht.








                                                                                  Im Hintergrund schon die Sturmwolken.



                                                                                  Soo geil!



                                                                                  Total happy!


                                                                                  27.07.17

                                                                                  Am nächsten Morgen püstert es schon etwas stärker, ich habe aber keine Probleme, das Zelt sicher abzubauen. Gegen 9.30 Uhr verlasse ich die Guðlaug und mache mich auf den Weg zurück zum Síðujökull. Nach kurzer Zeit erreiche ich die kritische Furt vom Vortag. Mit klopfenden Herzen begebe ich mich in das braune, kräftig - strömende Wasser. Sofort fährt mir die Eiseskälte in die Glieder. Der Wasserstand ist tatsächlich niedriger, und so ist die Vestri Bergvatnsá schnell und sicher gefurtet. Puh - das wäre schon mal geschafft!
                                                                                  In zunehmend stärkerem Wind, der nun oft von der Seite bläst, komme ich merklich langsamer voran. Gegen Mittag erreiche ich den Eldigur, eine Art „ Pforte ” zum Eingang in ein kleines Gerölltals. Ich will es wie Berniehh halten und die Djúpá oberhalb der Einmündung umgehen. Das erweist sich allerdings als äußerst zeitaufwändiges Vorhaben.




                                                                                  Walking on the moon...





                                                                                  Eldigur



                                                                                  Ton, Steine, Scherben...



                                                                                  Im Seitental: Wasser, soweit das Auge reicht.



                                                                                  Hágöngur aus dem Seitental



                                                                                  Mein Ziel: Hier will ich auf das Eis.


                                                                                  Unzählige Furten, Umgehungen kleinerer Seen, ausweichen über das Gletschereis am rechten Rand ( mein eigentliches Ziel war der linke Gletscherrand! ) und - die absolute Krönung - der Schluss - Anstieg im Bereich der Wasserscheide: Quicksand, wohin der Fuß auch tritt.
                                                                                  Ein solide aussehender, größerer Stein, dann Belastung, und schon geht es bis zum Hintern hinein in den Schlamm / Modder. Danach das Bein wieder irgendwie herausziehen, ohne den Schuh in der Tiefe zu verlieren - ein schlauchendes und nervenaufreibendes Geduldspiel. Der anschließende, kurze Weg zu einem nahen Bach - Obacht - damit sich das Schauspiel nicht gleich wiederholt.
                                                                                  Mehrere Male ist das dann doch nicht zu vermeiden. Im Bach dann das eingesiffte Bein abspülen, dann einen neuen, „ soliden ” Stein suchen und - genau…..abwärts geht es von Neuem. Dazu noch der zunehmende Sturm, den ich bei der ganzen, konzentrierten Aktion kaum bemerkt habe. Ich fluche und schimpfe, wie ein Rohrspatz, aber natürlich hilft es nicht. Ich bin kurz vor dem Knallpunkt!
                                                                                  Als ich es kaum noch zu hoffen wage stehe ich doch noch am Gletscherrand. Die neuen Steigeisen sind mit klammen, ungeübten Fingern nur schwer zu befestigen. Ich bin ungeduldig, frustriert benötige einen 2. Versuch. Das klappt und ich bewege mich flott von der Eiskante weg.




                                                                                  Endlich auf dem Eis!



                                                                                  Blick zurück in das Seitental.


                                                                                  Gegen 19.30 Uhr gehe ich los. Endlich wieder Strecke machen! Anfangs komme ich zügig voran, obwohl es erst einmal stetig bergauf geht. Ich bin an dieser Stelle mehrere Kilometer von meinem GPS - Track entfernt und möchte diesen jetzt schnellstmöglich erreichen, um dort den zunehmenden Sturm abzuwettern, das Zelt dort zu errichten und ( zumindest ) eine dringend benötigte Pause zu machen.
                                                                                  Erst gegen 22 Uhr erreiche ich meinen GPS - Track. Schwer schwankend stehe ich im Sturm. Was nun?

                                                                                  - to be continued -
                                                                                  Zuletzt geändert von evernorth; 17.12.2017, 23:02.
                                                                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    • 779
                                                                                    • Privat


                                                                                    #42
                                                                                    AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                    Wahnsinnsbilder.
                                                                                    Und diese Wolken! Sehr beeindruckend aber auch beängstigend.

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Erfahren
                                                                                      • 24.07.2017
                                                                                      • 121
                                                                                      • Privat


                                                                                      #43
                                                                                      AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                      Danke für den tollen Bericht und auch danke für die Tipps mit der Ultralight Eisausrüstung!!

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Dauerbesucher
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                                                                                        • 537
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                        Hallo

                                                                                        mapper2 schrieb:
                                                                                        ... danke für die Tipps mit der Ultralight Eisausrüstung!!
                                                                                        419 g sind für Steigeisen natürlich toll. Aber vielleicht sollte man auch lesen, wie der Hersteller diese Teile spezifiziert und vor allem für welchen Anwendungsbereich:

                                                                                        "Die sehr leichten, aus Aluminium gefertigten LEOPARD FL-Steigeisen sind für Zustiege auf Schneefeldern konzipiert."
                                                                                        https://www.petzl.com/DE/de/Sport/Steigeisen/LEOPARD-FL

                                                                                        Diese "Steigeisen" sind für Schneefelder nicht für aperes und hartes Eis gebaut! Für lange Querungen von Eisflächen, wie sie typisch sind für die Randbereiche der isländischen Gletscherschilde, sind sie denkbar ungeeignet. Durch die Verwendung von leichtem Alu ist der Materialbruch vorprogranmmiert (siehe bei berniehh auf dem selben Gletscher?). Die Frontzacken sind auf diesem Terrain sinnlos und die Vertikalzacken lassen einen wie auf Stelzen gehen.

                                                                                        Der Pickel und diese Alusteigeisen (was für ein Wort) machen in den steilen Schneeflanken des Blátindur Sinn, aber nicht auf den flachen Gletschernloben. Dichte Felder von Ablationskegeln, wie im sog. "Black Forrest", sind auf den Eisstrom des Skeiðarárjökull beschränkt und dort ist nicht Eisklettern angesagt, sondern eine Routenwahl, welche dieses jedes Jahr weiter nach Süden wandernde Hindernis umgeht.

                                                                                        Dieter
                                                                                        Zuletzt geändert von Dieter; 19.12.2017, 07:40.

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Alter Hase
                                                                                          • 28.08.2017
                                                                                          • 3014
                                                                                          • Privat


                                                                                          #45
                                                                                          OT: AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                          OT:
                                                                                          Zitat von Dieter Beitrag anzeigen
                                                                                          Diese "Steigeisen" sind für Schneefelder nicht für aperes und hartes Eis gebaut! Für lange Querungen von Eisflächen, wie sie typisch sind für die Randbereiche der isländischen Gletscherschilde, sind sie denkbar ungeeignet.

                                                                                          ...

                                                                                          Der Pickel und diese Alusteigeisen (was für ein Wort) machen in den steilen Schneeflanken des Blátindur Sinn, aber nicht auf den flachen Gletschernloben.
                                                                                          Sprich, bei Touren in unterschiedliches Gelände am besten *mehrere* Steigeisen, Pickel, etc. mitschleppen. (Oder was?)

                                                                                          Wird dann zwar 'ne Nervtour, aber wenigstens "sicher". Also *ich* liebe ja (in Maßen) "unsichere" Touren... (Ihr wisst schon: Klettersteig ohne Klettersteigset, sowas halt. Unfälle passieren sowieso meist da, wo man's nicht erwartet.)

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Erfahren
                                                                                            • 22.09.2015
                                                                                            • 426
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
                                                                                            AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                            Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                            ....was für ein feines Plätzchen

                                                                                            Danke für den spannenden Bericht und die tollen Bilder!
                                                                                            Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Fuchs
                                                                                              • 22.08.2010
                                                                                              • 1835
                                                                                              • Privat


                                                                                              #47
                                                                                              AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                              Zitat von Dieter Beitrag anzeigen
                                                                                              Hallo

                                                                                              mapper2 schrieb:

                                                                                              419 g sind für Steigeisen natürlich toll. Aber vielleicht sollte man auch lesen, wie der Hersteller diese Teile spezifiziert und vor allem für welchen Anwendungsbereich:

                                                                                              "Die sehr leichten, aus Aluminium gefertigten LEOPARD FL-Steigeisen sind für Zustiege auf Schneefeldern konzipiert."
                                                                                              https://www.petzl.com/DE/de/Sport/Steigeisen/LEOPARD-FL

                                                                                              Diese "Steigeisen" sind für Schneefelder nicht für aperes und hartes Eis gebaut! Für lange Querungen von Eisflächen, wie sie typisch sind für die Randbereiche der isländischen Gletscherschilde, sind sie denkbar ungeeignet. Durch die Verwendung von leichtem Alu ist der Materialbruch vorprogranmmiert (siehe bei berniehh auf dem selben Gletscher?). Die Frontzacken sind auf diesem Terrain sinnlos und die Vertikalzacken lassen einen wie auf Stelzen gehen.

                                                                                              Der Pickel und diese Alusteigeisen (was für ein Wort) machen in den steilen Schneeflanken des Blátindur Sinn, aber nicht auf den flachen Gletschernloben. Dichte Felder von Ablationskegeln, wie im sog. "Black Forrest", sind auf den Eisstrom des Skeiðarárjökull beschränkt und dort ist nicht Eisklettern angesagt, sondern eine Routenwahl, welche dieses jedes Jahr weiter nach Süden wandernde Hindernis umgeht.

                                                                                              Dieter
                                                                                              Zunächst vielen Dank an alle für ihre Kommentare.

                                                                                              Lieber Dieter,

                                                                                              ich sehe das - erwartungsgemäß - etwas anders.
                                                                                              Du magst schon das Wort nicht: Alusteigeisen. Wie wäre es mit " Steigeisen aus Aluminium ” ( sie sind aber doch aus Alu )?
                                                                                              Steigeisen und Pickel wurden für die Traverse über den Skeiðarárjökull angeschafft. Beides sollte mir auch auf dem Síðujökull genügen ( auch wenn ich sie da weniger benötigte, wie ich ja auch schrieb ). Wie lange warst du nicht mehr auf dem Skeiðarárjökull? Es mag - nach wie vor - einen glücklichen Durchschlupf durch den Black Forest geben, für sehr wahrscheinlich halte ich ihn nicht. Jedenfalls nicht in weniger als 12 Stunden, sondern eher in deutlich mehr Stunden. Wer allerdings - wie wir 2016 - in die geschlossenen Reihen aus schwarzem Eis gerät, der kann mit einer leichten Eisausrüstung vielleicht trotzdem eine erfolgreiche Querung realisieren.
                                                                                              Einmal an den Füßen haben die Petzl Leopard sehr gut funktioniert. Ich fühlte mich keineswegs " wie auf Stelzen ". Auch kann ich dir bei deiner Meinung nicht folgen, dass bei der Verwendung dieser Steigeisen
                                                                                              " der Materialbruch bereits vorprogrammiert ist ". Was soll bei den Leopard brechen? Sie tragen sich sehr angenehm und sind extra flexibel konstruiert. Einzig der Verschleiß der spitzen Zacken geht insbesondere auf hartem Eis schneller vonstatten. Die Passage über den Síðujökull hätten sie aber locker überstanden, ohne besonders abzustumpfen.
                                                                                              Berniehh´s Steigeisen ist meines Wissens am Steg gebrochen. Der Steg der Petzl Leopard ist flexibel aus Nylonkordel und kann deshalb nicht brechen ( wohl aber mit der Zeit durchscheuern, was aber leicht durch Mitführen von entsprechender
                                                                                              Kordel ausgetauscht werden kann ).
                                                                                              Zuletzt geändert von evernorth; 20.12.2017, 01:54.
                                                                                              My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Anfänger im Forum
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                                                                                                • 25


                                                                                                #48
                                                                                                AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                Servus,
                                                                                                ich bin dieses Jahr von der Laki aus Richtung Skaftafell gewandert. Also vom Grænalón aus über den Skeiðarárjökull. Wobei ich fröhlich in die Zone der schwarzen Schotterkegel gelaufen bin. Sagen wir es mal so, machbar war es, empfehlen würde ich es nicht. Es war verdammt nervig, aber das war die Spaltenzone vor und hinter der Schotterzone auch. Ich habe es in einem Tag geschaft. Aber was sagt das schon? Bischen weiter rechts und nichts geht mehr. Bischen weiter links und du weist gar nicht warum die Leute das für eine harte Passage halten.
                                                                                                Zur wahl der Steigeisen, ich habe von Petzl die Irvis Hybrid dabei gehabt. Auch ich sehe es so das Alu Steigeisen schneller verschleißen, bei einer Gletscherpassage sollte das ja wohl kein Problem sein. Bei mir war die Kordel das Problem, nach drei Kilometern war sie durchgetreten. Das fand ich ziemlich eindrucksvoll. Ich denke, mit einer Aussparrung in den Eisen wäre es nicht passiert. So viel Reservekordel würde ich nicht mitnehmen. Bei nagelneuen Steigeisen und gerade mal 12 km Gletscher hatte ich gar keine mit.
                                                                                                Aber auch Petzl hat mir auf meine Beschwerde geantwortet das ich ich die Steigeisen nicht Artgerecht eingesetzt habe. Sie sind nur als Zustiegseisen für Schnee gedacht. Dumm, sie habe ja recht, aber was mache ich bei meiner nächsten Winterwanderung, wo ich sie als Sicherheit mitnehmen wollte. Ich habe NNN-BC Schuhe an, ich ziehe eine Pulka. Das alles kommt in der Produktbeschreibung nicht vor.
                                                                                                Gruß Elch

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Fuchs
                                                                                                  • 22.08.2010
                                                                                                  • 1835
                                                                                                  • Privat


                                                                                                  #49
                                                                                                  AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                  Ahoi elch33,

                                                                                                  das ist natürlich sehr interessant für mich, da du wohl der erste bist, der die Passage wieder erfolgreich queren konnte.
                                                                                                  Wie lange hast du dafür in Stunden benötigt und musstest du auch einmal steile Passagen überklettern? Es gibt ja wohl niemanden, der da einfach problemlos so durchmaschiert ist und ich höre auch bei dir heraus, dass dich die Querung auch zumindest " sehr gefordert " hat.
                                                                                                  Würdest du das Ganze noch einmal wiederholen, oder bist du nun " bedient " ? Wie war der sonstige Weg? Bist du, wie Dieter damals, ebenfalls über den Síðujökull gegangen. Wenn ja, wie hast du die dortigen Eisverhältnisse empfunden? Hat dich dein Weg auch an der Guðlaug vorbeigeführt?
                                                                                                  Ein ( kleiner? ) Bericht wäre sicher ganz interessant.
                                                                                                  Das ist ja wirklich ärgerlich, dass dir die Kordel schon auf der kurzen? Gletscher - Passage durchgescheuert ist.
                                                                                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Anfänger im Forum
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                                                                                                    • 25


                                                                                                    #50
                                                                                                    AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                    Hallo,
                                                                                                    naja es werden noch andere den Weg gemacht haben. Ist immer einer Frage ob man die Berichte findet.
                                                                                                    Von Zelt zu Zelt war ich 10 h unterwegs, davon 7 1/2 auf dem Gletscher. Ich mußte nichts überklettern, nur eben über X Gletscherspalten hüpfen. Bei zweien war der Hüpf nicht so gut. Bei den Stürzen habe ich mir gut die Hände ramponiert.
                                                                                                    Ich hätte auf dem Gletscher nicht zelten wollen, mir war das Eis zu scharfkantig, ich hatte die Angst das es mir den Zeltboden zerschneidet.
                                                                                                    Ich bin über den Síðujökull gelaufen um die ganzen Furten zu umgehen. Die Verhältnisse, die ich dort vorgefunden habe waren einfacher als beim Skeiðarárjökull.
                                                                                                    Ob ich die Tour noch mal machen würde? Sie hat ihren Reiz aber auch ihre Schärfen. Das sie sich jetzt als Pfad in einer Karte wiederfindet halte ich für einen leicht morbiden Scherz. Ich würde sie niemanden empfehlen.
                                                                                                    Ich bin fast an der ersten großen Furt gescheitert, da der Wasserdruck immens war. An der Stelle durch die ich durch bin, ging mir das Wasser immer noch bis zur Unterhose. Dann im Schmodder vor dem Gletscher versunken. Wieder Furten bei denen man nicht weis ob man durch sie durchkommt. Und die Passage über den Skeiðarárjökull mit seinen Spaltenzonen. Was einfach Stunden gekostet hat durch dieses Labyrinth zu kommen.
                                                                                                    Gruß Elch

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Fuchs
                                                                                                      • 07.11.2006
                                                                                                      • 1158


                                                                                                      #51
                                                                                                      AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                      Ein Notbiwak mit Biwaksack oder Windsack errichten wäre wahrscheinlich nicht möglich gewesen?
                                                                                                      Suche Freiwillige für gefährliche Reise. Niedriger Lohn, bittere Kälte, lange Stunden in vollständiger Finsternis garantiert. Rückkehr ungewiss. Ehre und Anerkennung im Fall des Erfolges.

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Dauerbesucher
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                                                                                                        • 537
                                                                                                        • Privat


                                                                                                        #52
                                                                                                        AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                        Hallo evernorth,

                                                                                                        hier gibt es einen sehr aufschlussreichen Bericht über eine Querung des Skeiðarárjökull und des Siðujökull von 2017:
                                                                                                        http://fabienmaussion.info/2017/09/17/iceland-trek/

                                                                                                        Sie begannen die Querung des allerdings erst gegen 1 Uhr Mittags, so hatten sie keine Chance die Querung an einem Tag zu machen.

                                                                                                        Fabien hat auch meine Route von 2006 in einer Karte zum Vergleich eingetragen. Meine Rote von 2012 verlief im Bereich der Ablationskegelfelder etwa 500 bis 1000 m weiter südlich.

                                                                                                        Wünsche Euch schöne Weihnachtstage,

                                                                                                        Dieter

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Fuchs
                                                                                                          • 22.08.2010
                                                                                                          • 1835
                                                                                                          • Privat


                                                                                                          #53
                                                                                                          AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                          Zitat von Dieter Beitrag anzeigen
                                                                                                          Hallo evernorth,

                                                                                                          hier gibt es einen sehr aufschlussreichen Bericht über eine Querung des Skeiðarárjökull und des Siðujökull von 2017:
                                                                                                          http://fabienmaussion.info/2017/09/17/iceland-trek/

                                                                                                          Sie begannen die Querung des allerdings erst gegen 1 Uhr Mittags, so hatten sie keine Chance die Querung an einem Tag zu machen.

                                                                                                          Fabien hat auch meine Route von 2006 in einer Karte zum Vergleich eingetragen. Meine Rote von 2012 verlief im Bereich der Ablationskegelfelder etwa 500 bis 1000 m weiter südlich.

                                                                                                          Wünsche Euch schöne Weihnachtstage,

                                                                                                          Dieter
                                                                                                          Hallo Dieter,

                                                                                                          schöne Weihnachten und vielen Dank für diesen gut geschriebenen und sehr interessanten Bericht.

                                                                                                          Im Großen und Ganzen bestätigt er meine Sichtweise bzgl. der Traverse des Skeiðarárjökull: Es ist möglich ( sogar ohne besonderes Eis - Equipment ), aber wenn man hinterher noch " alle Tassen im Schrank " haben will, lässt man es ( vielleicht? ) besser bleiben.
                                                                                                          Alleine die sehr plastische und dramatische Schilderung der Passage bestärkt mich geradezu in der Richtigkeit meiner Entscheidung, den Skeiðarárjökull nicht gequert zu haben. Die mentale Belastung ist exorbitant und im Laufe der Jahre noch erheblich größer geworden. " Nerven wie Drahtseile " sind noch die die Mindest - Voraussetzungen....
                                                                                                          Deshalb möchte ich es auch nicht empfehlen.
                                                                                                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Fuchs
                                                                                                            • 22.08.2010
                                                                                                            • 1835
                                                                                                            • Privat


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                                                                                                            AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                            Notruf und danach….

                                                                                                            27. / 28.07.17

                                                                                                            Wie fühlt es sich an, so unmittelbar nach dem Drücken des SOS - Kopfes und im Angesicht des beutelnden, eiskalten Sturms? Zunächst fühle ich tiefe Enttäuschung und so etwas wie „ den weiteren Dingen ” ausgeliefert sein. Ungläubig schaue ich auf das Display des Delorme - Geräts: Da passiert erst einmal gar nichts. Keine Antwort für Minuten, keine Ermutigungen, oder Durchhalte - Parolen. Auch ertönt keine Musik, keine Lieder in der Endlos - Schleife wie etwa: I will survive, we shall overcome oder Ryder's on the storm. Da hätte ich schon mehr erwartet.
                                                                                                            Ich fühle mich eher wie Frodo „ Beutlin ” im Sturm - ganz ohne Ring - da piepst das Delorme doch tatsächlich und sogar im Wind - Getöse deutlich hörbar.
                                                                                                            „ Was ist passiert ”, also auf Deutsch, will die Zentrale in den USA wissen. Nun ist es mir nicht möglich, umgehend zu antworten, denn das für die Texte zuständige smartphone ist auch nur bequem aus dem Zelt heraus zu benutzen. Ich bin also auf die Tastatur des Delorme direkt angewiesen. Das gestaltet sich unter diesen Bedingungen extrem mühsam und zeitaufwändig. In die Bedienung muss ich mich jetzt erst einmal wieder „ einfuchsen ”, das Gerät ist quasi auf dem bedien - technischen Stand der 90 ger Jahre! Die Buchstaben, Zahlen und Zeichen müssen horizontal und vertikal mit einem Cursor angesteuert und per Tastendruck bestätigt werden - die Älteren unter euch werden sich noch erinnern. Das macht unter diesen äußeren Bedingungen ausgesprochen viel Laune, und dauert so eine gefühlte Ewigkeit, bis meine gefühllosen und klammen Finger meinen Halbsatz endlich eingetippt haben - wohl gemerkt - dabei heftig im Sturm hin- und her schwankend: „ Kann Zelt im Sturm nicht aufbauen - brauche Hilfe. ” Noch vor dem Abschicken kommt mir der Satz schon wieder fragwürdig vor, doch mit einem beherzten Tastendruck schicke ich ihn per Satelit in die USA. Die Antwort folgt bereits nach kurzer Zeit: „ Irgendwelche Verletzungen? ” Ich verneine umgehend. Geht diesmal sogar ohne „ Vertipper ”.
                                                                                                            Dann piepst es noch einmal: „ Wie viele Personen sind betroffen? ” Ich antworte, dass ich alleine bin. Nach ein paar Minuten kommt dann die Antwort, dass die ortsansässigen Rettungskräfte benachrichtigt sind. Zu gerne möchte ich nun noch von der Zentrale erfahren, auf was für eine „ ungefähre ” Wartezeit ich mich einrichten muss. Nach dem Abschicken meiner Frage warte ich vergeblich auf eine Antwort. Da kommt nichts. Die Zentrale weiss es nicht, denke ich, und sie werden bei Landsborg.is wohl nicht extra nachfragen. Die wissen es vielleicht selber nicht. Ich überlege, wie eine Rettung / Bergung wohl ablaufen könnte. Eine schnelle Lösung per Helikopter fällt sicher flach. Bei dem Sturm kann der Heli weder starten noch landen. Es bleiben wohl nur noch zwei Optionen: Entweder von der Ringstraße zu Fuß, oder über das Eis.
                                                                                                            Mein Weg von der Ringstraße hat schon fast 2 Tage gedauert. Sehr deprimierende Option.
                                                                                                            Über das Eis, ja aber: Von wo und wie / womit? Ich weiss zum jetzigen Zeitpunkt nicht, wo sich die Einsatz - Zentrale im Südosten befindet. In jedem Fall wird es wohl länger dauern, denke ich.
                                                                                                            Das deprimiert mich noch mehr.
                                                                                                            Umgehend spüre ich wieder die Kälte, die mir jetzt zunehmend unter die Haut fährt. Ein Kälteschauer nach dem anderen fährt mir über den Rücken und die nassen Füße und klammen Hände melden auch vermehrte Anzeichen von Gefühllosigkeit. Geschätzte zwei Kilometer entfernt ragt ein Nunatak aus dem Eis. Da gäbe es bestimmt Windschutz, aber ich darf den Platz, an dem ich das Notsignal gesendet habe, nicht verlassen. Die „ Retter ” würden mich dann nicht mehr finden.
                                                                                                            Ich muss mir was Anderes einfallen lassen, um zumindest zum Teil aus dem Wind zu kommen und mich auch vor weiterer Auskühlung zu schützen. Es ist trocken und regnet nicht. Wenn die Windböen kommen, werden Eiskristalle vom Gletscher herum gewirbelt.
                                                                                                            Ich muss in den Schlafsack. An die Therm-A-Rest X-Therm komme ich leicht ran, denn sie ist seitlich am Rucksack befestigt. Schwieriger wird es mit dem Schlafsack. Er liegt ganz unten im Rucksack, genauso wie die Handschuhe, die ich jetzt auch gerne hätte. Von Außen komme ich da nicht ran - der Rucksack hat kein von außen zugängliches „ Schlafsack - Fach.
                                                                                                            Damit nichts wegfliegt, packe ich zunächst die Matte aus und setze mich drauf. Dann packe ich nur einzelne, seitlich verpackte, wenige Teile aus dem Rucksack aus und sichere sie irgendwie vor dem Wegfliegen, teilweise ebenfalls durch „ draufsetzen ”. Dann zerre ich langsam und sehr vorsichtig den „ willigen ” und „ nachgiebigen ” Daunenschlafsack ebenfalls seitlich heraus.
                                                                                                            „ Puh, Glück gehabt - nichts weggeflogen ”. Teile kommen wieder in den Rucksack und selbiger dient mir danach als notdürftiger „ Windschutz ”, indem ich ihn vor meinen ( später liegenden ) Kopf platziere. Dann gleich in den Schlafsack hinein und aufpassen, dass der Transportbeutel nicht wegfliegt: Geschafft! Nun noch den Reisser schließen, die Kapuze zuziehen und - kaum zu glauben - fühlt sich umgehend gleich wärmer an.

                                                                                                            Ich schaue hinauf zum Himmel in die immer noch roten Sturmwolken. Gespenstisch jagt der Sturm, ohne die Wolken zu bewegen. Wie ist das möglich?
                                                                                                            Während sich meine Gedanken noch mit dieser und der Frage beschäftigen, wie lange ich hier wohl liegen werde, fallen meine Augen zu. Das geschieht einfach so. Dagegen bin ich machtlos.





                                                                                                            - to be continued / noch heute! -
                                                                                                            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Fuchs
                                                                                                              • 29.08.2009
                                                                                                              • 1356
                                                                                                              • Privat


                                                                                                              #55
                                                                                                              AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                              Kein Biwaksack dabei gehabt?
                                                                                                              Es gibt doch diese ganz leichten Notbiwacksäcke
                                                                                                              (z.B. Mountain Equipment Ultralite BiviW)
                                                                                                              Passt gut in die Deckeltasche.
                                                                                                              Damit hätte man das ganze überstehen können.
                                                                                                              Wer nichts weiß muss alles glauben...

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Gerne im Forum
                                                                                                                • 17.10.2014
                                                                                                                • 61
                                                                                                                • Privat


                                                                                                                #56
                                                                                                                AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                Das wichtigste fehlt in diesem Bericht: der uneingeschränkte Dank an die isländischen Rettungskräfte.
                                                                                                                Sie haben dir den Arsch gerettet, der du eine Menge Fehler gemacht hast, der du die Situation geradezu herausgefordert hast.

                                                                                                                Ich kaufe mir für teures Geld ein Gerät und dann habe ich Anspruch auf eine kostspielige Rettungsaktion, die auch für die Rettungskräfte ein gewisses Risiko, auf jeden Fall aber einen harten Arbeitstag bedeutet ? Sind die örtlichen Rettungskräfte wirklich verantwortlich für unangepasste Alleingänge dieser Art. Wo wird deren Einsatz hier gewürdigt und wo kämen wir hin, wenn jeder eine solchen Anspruch auf komplexe Hilfe für seine Urlaubserlebnisse beansprucht ?
                                                                                                                Wie kann man hier noch über Material und Ausrüstung diskutieren ?

                                                                                                                Stattdessen gibt es einen schön mit Fotos dokumentierten "Abenteuer-"Bericht, diese Art Abenteuer entsteht aber nur durch Mangel an Vernunft und gesundem Menschenverstand (mangelnde Erfahrung will ich hier eher nicht unterstellen) oder durch die Unfähigkeit einen mehr oder weniger guten Plan abzubrechen, weil man nicht aufgeben will, weil man sich etwas beweisen will, vor allem aber weil man ein Gerät hat, von dem man erwartet, dass es einen dort wieder herausholt, wo man sich in die Patsche gesetzt hat.

                                                                                                                Ich freue mich ehrlich, dass Du unbeschadet aus der Sache herausgekommen bist, das will ich noch mal ganz klar sagen, aber die Art wie darüber aber berichtet wird, ist für mich einfach nur indiskutabel. Ich staune auch, dass bislang noch sonst niemand das angesprochen hat.
                                                                                                                C'est pas l'homme qui prend la Corse, c'est la Corse qui prend l'homme.
                                                                                                                www.villa-liamone.com

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                  • 01.04.2014
                                                                                                                  • 1186
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                  Einen von den ME Folienbiwacksäcken dabei haben oder einfach in die Zeltplane einwickeln, ich weiß von außen ist immer leicht reden, aber irgendwie kommt mir das Ganze unnötig vor.
                                                                                                                  Danke trotz Kritik für den spannenden Bericht.

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                    • 17.01.2010
                                                                                                                    • 279
                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                    AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                    Zitat von rhw59 Beitrag anzeigen
                                                                                                                    Das wichtigste fehlt in diesem Bericht: der uneingeschränkte Dank an die isländischen Rettungskräfte.
                                                                                                                    ....
                                                                                                                    Ich freue mich ehrlich, dass Du unbeschadet aus der Sache herausgekommen bist, das will ich noch mal ganz klar sagen, aber die Art wie darüber aber berichtet wird, ist für mich einfach nur indiskutabel. Ich staune auch, dass bislang noch sonst niemand das angesprochen hat.
                                                                                                                    Mal langsam, der Bericht ist doch ganz offensichtlich noch nicht zu Ende geschrieben!!
                                                                                                                    Für die meisten Leser hier ist die Schilderung für zukünftige Touren hilfreich und ein guter Erfahrungsaustausch.

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                      • 16.07.2013
                                                                                                                      • 1555
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                      Rhw, eine Diskussion oder Kritik des “Eigentlichen“ fehlt, weil das in diesem Forum nicht erwünscht ist – man könnte die Helden vergraulen und außerdem zerstört es doch den Reisebericht... Die meisten oder: Übriggebliebenen wissen das inzwischen und sparen sich das daher. OT

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                        • 29.08.2009
                                                                                                                        • 1356
                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                        AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                        Zitat von Katun Beitrag anzeigen
                                                                                                                        Rhw, eine Diskussion oder Kritik des “Eigentlichen“ fehlt, weil das in diesem Forum nicht erwünscht ist – man könnte die Helden vergraulen und außerdem zerstört es doch den Reisebericht... Die meisten oder: Übriggebliebenen wissen das inzwischen und sparen sich das daher. OT
                                                                                                                        Das nennt man „Benehmen“ und „freundlichen Umgangston“, neudeutsch „ Netztetiquette“

                                                                                                                        Das ist immer noch ein Reisebericht und die Rettungsfrage einen eigenen Faden wert.
                                                                                                                        Wer nichts weiß muss alles glauben...

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                          • 29.08.2009
                                                                                                                          • 1356
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                          Zitat von walnut Beitrag anzeigen
                                                                                                                          Einen von den ME Folienbiwacksäcken dabei haben oder einfach in die Zeltplane einwickeln, ich weiß von außen ist immer leicht reden, aber irgendwie kommt mir das Ganze unnötig vor.
                                                                                                                          Danke trotz Kritik für den spannenden Bericht.
                                                                                                                          Zustimmung (nachträglich)

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                                                                                                                          Bei den Wolken suche ich mir eine geschützte Stelle:
                                                                                                                          Zitat von evernorth Beitrag anzeigen


                                                                                                                          Mein Ziel: Hier will ich auf das Eis.
                                                                                                                          Der Typus des „weglos Solowandernden“ v.a. Deutschen ist ja schon sinnbildlich und wird durch Reiseberichte hier und Spot, Delorme und Iridium potenziert.

                                                                                                                          Anfänger: Stadium der berechtigten unsicherheit
                                                                                                                          Fortgeschittener: Stadium der unberechtigten Sicherheit
                                                                                                                          Angestrebt: Das Stadium der berechtigten Sicherheit.
                                                                                                                          Zuletzt geändert von Pielinen; 28.12.2017, 08:08.
                                                                                                                          Wer nichts weiß muss alles glauben...

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                            • 12.03.2012
                                                                                                                            • 1322
                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                            AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                            danke evernorth für den bericht. ich finde es gut, dass auch solche touren beschrieben werden, in denen einiges schief ging.
                                                                                                                            wie so manch anderem stellen sich mir mehrere fragen. ich warte damit mal, bis der bericht fertig ist. da werden eventuell schon welche beantwortet.
                                                                                                                            experience is simply the name we give to our mistakes

                                                                                                                            meine reiseberichte

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                                                                                                                              Fuchs
                                                                                                                              • 01.04.2014
                                                                                                                              • 1186
                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                              #63
                                                                                                                              AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                              OT: "Zelt und Ausrüstungsfetischismus, ich mache ja auch begeistert mit, ersetzen eben nicht „Skills“ und gesunden Menschenverstand."

                                                                                                                              Nen Biwacksack ist Ausrüstungsfetischismus, Mensch hättest du mir das mal eher gesagt

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                • 05.05.2016
                                                                                                                                • 269
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                Danke!!!!!
                                                                                                                                Für diesen spannenden, packend und eindrucksvoll geschriebenen und wegen des auffällig guten Verhältnisses zur Sprache erst recht überaus lesbaren Reisebericht.
                                                                                                                                Ich freue mich auch, wenn die Diskussion über Sicherheit, Risiko, Leichtsinn ect. in einem anderen Faden stattfindet. Das würde auch das Lesen anderer toller Berichte dieser Kategorie erheblich beeinträchtigen, etwa der für mich ebenso unfassbaren wie faszinierenden Abenteuerreisen von Bernieh. Freue mich sehr auf die Fortsetzung hier und überhaupt über dieses tolle Forum.

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                  • 22.08.2010
                                                                                                                                  • 1835
                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                  #65
                                                                                                                                  AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                  Vielen Dank für eure Kommentare. Glaubt mir, ich reflektiere sie alle.

                                                                                                                                  28.07.17

                                                                                                                                  Was ist das für ein Ton? Ein Geräusch, oder ist das nur der Sturm?
                                                                                                                                  Ich fühle mich in meinen Gedanken „ wie in Watte gepackt ” und am Anfang kommt die Erinnerung noch etwas schleppend hinterher, doch das Geräusch in meinem Inneren wird immer lauter.
                                                                                                                                  Schlagartig weiss ich wieder, wo ich bin. Ich hebe leicht den Kopf und erkenne ein, nein insgesamt 4 Skidoo ´s / Schnee - Mobile mit ihren Scheinwerfern. Sie sind schon direkt bei mir und der erste Fahrer ist abgestiegen und bereits auf dem Weg zu mir. Ich schaue auf die Uhr: 03:50 Uhr - ola, das ist wirklich unfassbar schnell gegangen: Keine fünf Stunden nach dem Auslösen des Notalarms! Ich bin sprachlos und „ geplättet ” - mein allergrößter Respekt. Der Chef spricht mich auf englisch an, besteht darauf, dass ich etwas ( Kaltes ) trinke und einen Riegel esse. Alle „ Retter ” sind ganz ruhig, entspannt und offensichtlich auch froh, mich gefunden zu haben. Der Chef fragt mich, was ich vorhatte und ich berichte ihm meinen Plan. Er ist offensichtlich froh, mich in „ a good shape ” vorzufinden und fragt mich doch tatsächlich, ob ich nun mit der Gruppe mitkommen möchte, oder meinen Weg über den Gletscher fortsetzen will. Ich bin etwas perplex und denke auch einen ( sehr kurzen ) Moment über ein mögliches Weitergehen nach. Der Sturm ist zwar unverändert heftig, doch die Nacht ist schon so gut wie vorüber. Das Schlimmste wäre vielleicht überstanden. Ich zögere nur einen ganz kurzen Moment - dann sage ich, dass ich mitkommen will. Das kann ich den Jungs nicht antun: Sie schlagen sich bei diesem Wetter die Nacht für mich um die Ohren…..nein, ich komme selbstverständlich mit.
                                                                                                                                  Dann erklären sie mir, wie es jetzt weitergeht. Mit ihnen zusammen sind auch noch zwei Monster - Jeeps mit jeweils drei Personen aufgebrochen. Die sind natürlich langsamer unterwegs und haben sofort gestoppt, als sie die Nachricht bekamen, dass ich gefunden worden bin.
                                                                                                                                  Ich nehme hinten auf einem Skidoo Platz und wir fahren direkt zu den beiden wartenden Jeeps.
                                                                                                                                  Das ist Hundertfach erprobt und hat System.
                                                                                                                                  Es beginnt ein wahrer Höllenritt, denn die Schnee - Mobile fahren, was das Zeug hergibt. Ich muss mich extrem gut festhalten. Durchaus vorstellbar für mich, dabei in hohem Bogen vom rasenden snow - mobil zu fliegen. Menschen mit wenig Körperspannung hätten nun ein erhebliches ( Festhalte ) Problem. Ich bewundere die unglaublichen, fahrerischen Fähigkeiten und erfahre später, dass es sich um die besten Snow - Mobil - Fahrer Islands handelt. Das will ich gerne glauben. Nach einer 40 minütigen, atemberaubenden Fahrt über die riesige Weite des Síðujökull erreichen wir punktgenau die wartenden Jeeps. Ich steige in einen Jeep und schon sind die Snow Mobile wieder unterwegs und auf dem Rückweg. Die Rettungsbasis befindet sich in Höfn, das ist einmal quer über den Vatnajökull - ich kann es kaum glauben. Im Jeep bekomme ich trockene Sachen und etwas zu essen, was ich dankbar annehme. Alle Rettungskräfte arbeiten ehrenamtlich. Der Fahrer ist Koch in einem wirklich sehr guten Restaurant in Höfn ( davon konnte ich mich bei meinem abendlichen Besuch überzeugen ), GUILLAUME MARTIN KOLLIBAY, ein Franzose und seine isländische Freundin SÓLVEIG V. SVEINBJÖRNSDÓTTIR arbeiten hauptberuflich als Führer für GlazierAdventure.is, das Touren ins Eis des Vatnajökulls veranstaltet.
                                                                                                                                  Es folgt eine lange und teilweise halsbrecherische Fahrt über das mehr, oder weniger flache Gletscher - Plateau. Für die Mitfahrer ist sie recht eintönig und immer mal wieder fallen mindestens einem die Augen zu. Nur der Fahrer muss jederzeit hellwach sein und so fährt unser Koch hochkonzentriert, überaus erfahren und absolut zuverlässig mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks exakt und genau in der Spur des Hinwegs. Chapeau!
                                                                                                                                  Nach einer vierstündigen Fahrt, auf der ich nicht umhin komme, immer wieder auf´s Neue die fahrerischen Qualitäten des Kochs zu bewundern, erreichen wir die Basis am östlichen Rand des Vatnajökulls.




                                                                                                                                  Unvorstellbare Entfernung - das Ganze dann auch noch zurück!


                                                                                                                                  Hier verabschiede ich mich überaus dankbar von meiner kompletten „ Jeep - Besatzung ” und richte auch den mutigen und verwegenen Snow - Mobil - Fahrern meinen tiefen Dank und meine allergrößte Wertschätzung aus.
                                                                                                                                  Damit ist die Rettungsgeschichte aber noch nicht ganz ausgestanden, denn ich werde im Anschluß noch direkt zur Polizeistation in Höfn gefahren.
                                                                                                                                  Es bleibt mir nicht erspart, dem wachhabenden Polizisten einen genauen Report zu gegen, der auch fein - säuberlich zu den Akten gegeben wird. Das es dazu einen Kaffi und ein Stück norwegischen Kuchen gibt nehme ich durchaus überrascht, aber auch dankbar zur Kenntnis. Ich bin wie ausgehungert. Lecker!
                                                                                                                                  Bei meiner Frage nach den Bergungskosten habe ich Glück: In Island fallen in der Regel keine Bergungskosten an. Ich hatte allerdings - aus Zeitmangel - vorher und sicherheitshalber eine Bergungsversicherung abgeschlossen. War also unnötig.
                                                                                                                                  Wirklich außerordentlich freundlich fand ich noch den Service, im Polizeiwagen zur vorher telefonisch gebuchten Unterkunft gefahren zu werden. Die besondere Aufmerksamkeit, die damit allerdings einhergeht, hätte ich gerne vermieden. Wer wird schon gerne von der Polizei im Streifenwagen vorgefahren?

                                                                                                                                  Ich habe nun viele Stunden Zeit in Höfn, einem Ort in Island, an dem es wirklich nicht viel zu sehen gibt. Ich fühle mich noch „ etwas überfordert ” in der „ Rundumsorglos - Zivilisation ”.
                                                                                                                                  Als erstes versorge ich meine Lieben daheim mit den sehnlichst erwarteten „ Entwarnungs - Infos ”. Dann folgen Dusche, ein paar Einkäufe und Überlegungen, wie ich die zusätzlichen Tage am besten nutzen kann. Ich entscheide mich, zurückzufahren, und gleich wieder auf den Síðujökull zu stei……äh, nein, natürlich nicht, das Thema ist a) ein für alle Mal / b) für dieses Jahr erledigt. Ich habe mich da noch nicht endgültig festgelegt und denke noch darüber nach.
                                                                                                                                  Am 29.07.17 fahre ich mit dem Bus Richtung Kirkjubæjarklaustur ( wo ich 2 Nächte auf dem dortigen CP bleibe ) und mache Station für 2 Tage in Skaftafell. Davon gibt es im Anhang noch ein paar Fotos.

                                                                                                                                  Epilog

                                                                                                                                  Reiseberichte, in denen alles glatt läuft, machen Spaß, sind informativ und wirken „ inspirierend ”.
                                                                                                                                  Berichte, in denen das Delorme - ( Notfall- / Kommunikations- ) Gerät lediglich zur Übermittlung von Informationen für die Daheim - Gebliebenen und zur Abfrage von Wetterberichten diente, gibt es zahlreiche. Ich habe meinen Bericht auch geschrieben, um mitzuteilen, was passiert, wenn der rote SOS - Knopf gedrückt wird. Ist ja sonst lediglich „ Spekulation ”. Für den einen, oder anderen vielleicht ganz informativ…..
                                                                                                                                  Ob es nun klug war, bei 30 m/sec. auf den Gletscher zu gehen? Im Nachhinein sicher nicht. Einmal auf dem Gletscher, gab es dann kein zurück mehr - no way. Die ( sicher naheliegende ) Idee, aus dem Wind in den Schlafsack zu gehen, kam mir leider erst, als ich den Knopf bereits gedrückt hatte. Ein Bivaksack wäre da hilfreich gewesen, aber nötig war er nicht. Die Nacht hätte ich ( vermutlich ) auch für ein paar weitere Stunden im Schlafsack gut überstanden.
                                                                                                                                  Etwas ärgerlich war es, dass sich das Zelt nicht aufrichten ließ ( beim Aufrichten im Sturm entstehen häufig die meisten Stangen - Brüche - auch schon selbst erlebt ). Nicht einmal mein altes Hilleberg Soulo hätte ich unter den Bedingungen aufrichten können. Am Ultra - Leicht - Zelt hat es sicher nicht gelegen und Zeltleinen zum Verheddern haben fast alle Zelte.
                                                                                                                                  Meinen „ Rettern ” habe ich an anderer Stelle schon die gebührende „ Absolution ” erteilt: Großartige Menschen, die - absolut professionell und völlig unaufgeregt - einen super - Job gemacht haben. Danke, dass es euch gab.
                                                                                                                                  Mit meiner Entscheidung, eine Rettung auszulösen, bin ich nicht ( ganz ) glücklich - im Nachhinein. Im Nachhinein scheint alles in einem neuen / anderen Licht. Für meine zukünftigen Touren habe ich eine Menge gelernt ( und hoffentlich anderen ermöglicht, daraus auch gelernt zu haben ). That´s it.




                                                                                                                                  Jökulsarlón

                                                                                                                                  k











                                                                                                                                  Am schwarzen Strand













                                                                                                                                  Bei Kirkjubæjarklaustur





                                                                                                                                  Wasserfall bei Kirkjubæjarklaustur









                                                                                                                                  Bei Kirkjubæjarklaustur






                                                                                                                                  An dieser Stelle folgt der Hinweis auf meine Folge - Tour: In den Toffee - Mountains. Über Strútsstígur ins Fjallabak nach Hattver. Klick!
                                                                                                                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                                    • 31.01.2011
                                                                                                                                    • 2501
                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                    #66
                                                                                                                                    AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                    danke für den spannenden Bericht!
                                                                                                                                    Einige der Fotos sind ja wirklich weltklasse

                                                                                                                                    bin schon gespannt auf die Fortsetzung
                                                                                                                                    www.trekking.magix.net

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                      • 22.08.2010
                                                                                                                                      • 1835
                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                      #67
                                                                                                                                      AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                      Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                                                                                                      danke für den spannenden Bericht!
                                                                                                                                      Einige der Fotos sind ja wirklich weltklasse

                                                                                                                                      bin schon gespannt auf die Fortsetzung
                                                                                                                                      Danke Bernd. Wenn du das sagst......
                                                                                                                                      Ich lese ja bei dir auch voller Spannung mit.
                                                                                                                                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                        • 07.11.2006
                                                                                                                                        • 1158


                                                                                                                                        #68
                                                                                                                                        AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                        Schön das alles gut gegangen ist und jeder, inkl. den Rettern, wieder gut zurück gekommen ist.
                                                                                                                                        Übrigens, "Die isländische Rettungsorganisation Landsbjörg baut auf den Einsatz von Freiwilligen aus den jeweiligen Regionen und wird von Spendengeldern finanziert." Da die Rettung ja Entgeltlos von satten ging
                                                                                                                                        Wir, als Ehrenamtliche Helfer, helfen gerne und eine Institution wie z.B. das Rote Kreuz oder hier die isländische Rettungsorganisa sind in Teilen auf Spenden angewiesen.
                                                                                                                                        Suche Freiwillige für gefährliche Reise. Niedriger Lohn, bittere Kälte, lange Stunden in vollständiger Finsternis garantiert. Rückkehr ungewiss. Ehre und Anerkennung im Fall des Erfolges.

                                                                                                                                        Kommentar


                                                                                                                                        • Pielinen
                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                          • 29.08.2009
                                                                                                                                          • 1356
                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                          #69
                                                                                                                                          AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                          Ja das ist immer wieder erstaunlich, was Retter, mit ihrer Ortskenntnis leisten.
                                                                                                                                          Vielen Dank für den Bericht,
                                                                                                                                          und tolle Fotos!
                                                                                                                                          Wer nichts weiß muss alles glauben...

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                            • 04.08.2008
                                                                                                                                            • 148
                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                            AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                            Danke für Gedanken, Zeilen und Fotos. - Irgendwie hängt mir aber doch nach "selbstverschuldet" (sowieso klar, auch retrospektiv von weit wech aus), obgleich genügend ausgerüstet. Dem Dutzend (?) Rettern hat es den Tag "versaut" (selbst wenn sie Spaß beim übern Gletscher düsen haben dürfen/sollen) bzw. erheblich beeinflusst. Gut das alles für alle Beteiligten gut ging. - Solo Touren sind eben schnell mal ganz anders, läuft es krumm.

                                                                                                                                            OT: Ich hoffe doch, Du hast denen ein paar Kilo Euro zukommen lassen.

                                                                                                                                            Das Island "anders" ist ... vor kurzem mal wieder auf Iceland review zu lesen
                                                                                                                                            http://icelandreview.com/de/news/201...boeller-weiter
                                                                                                                                            Weiter unten im Text, die Rettungsorganisationen verkaufen die Böller selbst (um Geld reinzuholen).
                                                                                                                                            Wieder OT: Rabatt für kaputte Hände, welche von der eigenen Organisation erworben wurden??

                                                                                                                                            Vf

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              Gerne im Forum
                                                                                                                                              • 21.04.2014
                                                                                                                                              • 64
                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                              AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                              Danke für den ehrlichen Bericht!
                                                                                                                                              War trotz allem mal interessant zu lesen was nach dem drücken des SOS auf dem Inreach passiert.
                                                                                                                                              Tadle nicht den Fluss, wenn Du ins Wasser fällst.

                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                Dauerbesucher
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                                                                                                                                                • 537
                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                Hallo evernorth,

                                                                                                                                                Nach einer vierstündigen Fahrt, auf der ich nicht umhin komme, immer wieder auf´s Neue die fahrerischen Qualitäten des Kochs zu bewundern, erreichen wir die Basis am östlichen Rand des Vatnajökulls.
                                                                                                                                                Hmmmm - die von die eingezeichnete Route (rote Linie) geht vom Hoffellsjökull aus. Das kann aber nicht sein, denn dieser (Tal-)Gletscher ist nicht mit Geländefahrzeugen befahrbar. Meines Wissens nach die einzige mögliche und schnellste Route aus Richtung Höfn ist die von der Hütte Jöklasel am Skálafellsjökull aus (blaue Linie):



                                                                                                                                                Immer noch eine sehr lange Strecke!

                                                                                                                                                Einen guten Rutsch ins neue Jahr,

                                                                                                                                                Dieter

                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                                  • 22.08.2010
                                                                                                                                                  • 1835
                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                  AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                  Zitat von Dieter Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                  Hallo evernorth,



                                                                                                                                                  Hmmmm - die von die eingezeichnete Route (rote Linie) geht vom Hoffellsjökull aus. Das kann aber nicht sein, denn dieser (Tal-)Gletscher ist nicht mit Geländefahrzeugen befahrbar. Meines Wissens nach die einzige mögliche und schnellste Route aus Richtung Höfn ist die von der Hütte Jöklasel am Skálafellsjökull aus (blaue Linie):



                                                                                                                                                  Immer noch eine sehr lange Strecke!

                                                                                                                                                  Einen guten Rutsch ins neue Jahr,

                                                                                                                                                  Dieter
                                                                                                                                                  Hallo Dieter,

                                                                                                                                                  wenn ich mich recht erinnere, sind wir die F985 runtergekommen. Eine Hütte gab es dort auch. Deshalb hast du wohl recht. Mir kam die Fahrt anschließend nach Höfn nicht so lang vor....
                                                                                                                                                  Ja, wie du schon schreibst: Immer noch eine lange Strecke!

                                                                                                                                                  Dir auch einen guten Rutsch ins neue Jahr
                                                                                                                                                  Zuletzt geändert von evernorth; 31.12.2017, 21:29.
                                                                                                                                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                                                    • 02.09.2016
                                                                                                                                                    • 1511
                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                    AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                    Großartige Bilder und spannender Bericht - DANKE!

                                                                                                                                                    Tja, selbst wenn man viel Erfahrung und gute Ausrüstung hat - wenn die Natur ein wenig mit den Muskeln spielt, sind wir gaaaaaaanz klein.

                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                                      • 22.08.2010
                                                                                                                                                      • 1835
                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                      AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                      Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                      Großartige Bilder und spannender Bericht - DANKE!

                                                                                                                                                      Tja, selbst wenn man viel Erfahrung und gute Ausrüstung hat - wenn die Natur ein wenig mit den Muskeln spielt, sind wir gaaaaaaanz klein.
                                                                                                                                                      Hallo Fjellfex,

                                                                                                                                                      vielen Dank und......Recht hast du!
                                                                                                                                                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                                        • 29.06.2014
                                                                                                                                                        • 1003
                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                        AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                        Danke für den spannenden und so mMn fast einmaligen Bericht über so eine Situation. Habe vorher nie bewusst einen Reisebericht über eine Tour die so schief gelaufen ist und wo derjenige gerettet werden musste gelesen. Finde ich hochspannend. Und gut, dass es gut ausgegangen ist.

                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                          Dauerbesucher
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                                                                                                                                                          • 642
                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                          AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                          Auch von mir vielen Dank für den Bericht und die tollen Fotos.

                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                            Dauerbesucher
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                                                                                                                                                            • 923
                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                            AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                            Wurde vielleicht schon wo anders beantwortet, aber wie ist denn der Vatna von den Spalten her? Ist das eine gute Idee diesen doch riesigen Gletscher solo überqueren zu wollen?
                                                                                                                                                            3000 Kilometer zu Fuß durch die österreichischen Alpen

                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                              Fuchs
                                                                                                                                                              • 22.08.2010
                                                                                                                                                              • 1835
                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                              AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                              Zitat von MatthiasK Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                              Wurde vielleicht schon wo anders beantwortet, aber wie ist denn der Vatna von den Spalten her? Ist das eine gute Idee diesen doch riesigen Gletscher solo überqueren zu wollen?
                                                                                                                                                              Der Síðujökull ist recht arm an Spalten, dazu noch relativ flach. Tja, und der Vatnajökull......wenn man da sogar mit
                                                                                                                                                              Jeeps drüberfahren kann..........
                                                                                                                                                              My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                • 898
                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                                Zitat von MatthiasK Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                Wurde vielleicht schon wo anders beantwortet, aber wie ist denn der Vatna von den Spalten her? Ist das eine gute Idee diesen doch riesigen Gletscher solo überqueren zu wollen?
                                                                                                                                                                Die Talgletscher sind natürlich mehr oder weniger spaltenreich. Aber selbst oben auf dem Plateau gibt es Regionen mit Gletscherspalten, z. B. rund um die Grímsvötn-Caldera. Und dass man da mit Superjeeps drüber fahren kann, heißt auch nicht, dass die Spalten vernachlässigbar wären. Als ich den Vatnajökull 2005 solo von Nordost nach Südwest überquert habe, bin ich auch über diverse Spalten gestolpert - auch über welche, in die die Superjeeps zumindest mit einem Rad eingebrochen waren.

                                                                                                                                                                Also, bei einer Sommertour kann man in den aperen Gebieten natürlich gut selbst beurteilen, wo es spaltig ist und wo nicht. Auf dem Plateau, wo ja auch im Sommer Schnee liegt, ist es besser, vorab zu wissen, wo kritische Bereiche sind. Aber dann ist auch eine Solotour drin. Im Winter sieht es besser aus, weil der Gletscher dann zumindest im höheren Bereich solide verschneit ist - aber dafür gibt es dann in den tieferen Lagen der abfallenden Gletscherzungen Ecken, wo Vorsicht geboten ist (ohnehin steile Bereiche sind natürlich immer meist spaltenreich).

                                                                                                                                                                Bei guter Routenwahl lässt sich der Vatnajökull auf jeden Fall sommers wie winters auch ohne Seilsicherung - und daher auch solo - überqueren.
                                                                                                                                                                www.martin-huelle.de

                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                  Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                  • 923
                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                  AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                                  Alles klar, danke euch!
                                                                                                                                                                  3000 Kilometer zu Fuß durch die österreichischen Alpen

                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                    Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                    • 537
                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                    AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                                    Hallo,

                                                                                                                                                                    MathiasK schrieb:
                                                                                                                                                                    Wurde vielleicht schon wo anders beantwortet, aber wie ist denn der Vatna von den Spalten her? Ist das eine gute Idee diesen doch riesigen Gletscher solo überqueren zu wollen?
                                                                                                                                                                    Der Vatna ist nicht ein Gletscher, sondern viele. Jeder Teilgletscher ist anders. Der eine hat mehr Spalten, der andere wenig oder fast keine und wieder andere können praktisch unbegehbar sein. Oben auf dem Plateau des Akkumulationsgebietes sieht man selten Spalten - aber sie sind da. Unter dem Eis liegen auch Geothermalgebiete und Vulkane über denen Absenktrichter mit Radialspalten entstehen. In den oft breiten Übergangsbereichen zwischen Schnee und aperem Eis sind Spalten kaum überdeckt und entsprechend gefährlich. Sommerliche Schneesümpfe, können ein Zeichen für wenig Spalten im Eis unter dem Schnee sein, müssen es aber nicht.

                                                                                                                                                                    Dass Superjeeps über Gletscher fahren, bedeutet nicht, dass dieser ungefährlich ist. Es gab genug tödliche Unfälle, auch wenn nicht viel darüber berichtet wird. Der Superjeep, in dem Sohn einer befreundeten Familie mitfuhr, stürzte in eine V-Spalte, die dann in 30 m Tiefe wie eine Schrottpresse wirkte.

                                                                                                                                                                    Jeder Gletscher ist potentiell gefährlich und das Grundrisiko ist immer da.

                                                                                                                                                                    Das Thema "Vatna" ist komplex und man sollte sich ihm meiner Meinung nach, behutsam und Erfahrung sammelnd nähern - Heldentaten auf dem Laugavegur gehören nicht dazu (!), aber zum Beispiel ein Hochlandtour im Winter.

                                                                                                                                                                    Eigentlich jedes Jahr habe ich Kontakt zu Vatnaaspiranten. Ich weiß aber nur von zwei, die es geschafft haben. Alle anderen scheiterten an ihren Ansprüchen, am Wetter oder konnten sich halt so eben noch zurückziehen.

                                                                                                                                                                    Im Sommer 2004 habe ich den Vatna solo gemacht. Ich hatte Glück und keine Wetterprobleme. Siehe:
                                                                                                                                                                    http://www.isafold.de/vatnajokull04/default.htm
                                                                                                                                                                    Ein Jahr später saß ich mit blockiertem Rücken in einem 3-tägigen Schneesturm auf dem Langjökull fest. Ich weiß genau, was evernorth fühlte, als der den SOS-Schalter drückte.

                                                                                                                                                                    Darum Respekt und Dank für den Bericht!

                                                                                                                                                                    Dieter

                                                                                                                                                                    PS
                                                                                                                                                                    Wenn mir noch eine kleine Bildkritik erlaubt ist: bitte weniger Drama bei der Wolkenbearbeitung.

                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                      Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                      • 898
                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                      AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                                      Zitat von Dieter Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                      Eigentlich jedes Jahr habe ich Kontakt zu Vatnaaspiranten. Ich weiß aber nur von zwei, die es geschafft haben. Alle anderen scheiterten an ihren Ansprüchen, am Wetter oder konnten sich halt so eben noch zurückziehen.
                                                                                                                                                                      Vor meiner 2005er Solo-Überquerung hatten wir ja auch Kontakt und da waren mir Deine Beschreibungen zur Situation an der Grimsvötn-Caldera sehr hilfreich Ich hatte damals eine meiner Meinung nach sehr gute Route gewählt, bei der ich ansonsten nur im aperen Bereich auf (sichtbare) Spalten gestoßen bin. Ich war ja seiner Zeit südlich des Berges Snæfell aufs Eis gestiegen und über den Tungnaárjökull wieder hinab.

                                                                                                                                                                      2013 bin ich ja dann auch noch im Winter mit einer Gruppe über den Vatnajökull gelaufen. Aufstieg über den Köldukvíslarjökull und Abstieg über den Skálafellsjökull bis zur Piste, die dorthin hochführt (> Link).

                                                                                                                                                                      Vor allem bei der Wintertour hatten wir extremes Wetterglück. Bei meiner Sommerunternehmung ging es ordentlicher zur Sache und nachdem ich vom Eis runter war, wäre mir da ja fast noch mein Zelt davongeflogen ...
                                                                                                                                                                      www.martin-huelle.de

                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                                                        • 07.06.2008
                                                                                                                                                                        • 1929
                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                        AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                                        Endlich habe ich mal die Zeit gefunden, diesen hochinteressanten Reisebericht in aller Ruhe durchzuarbeiten.

                                                                                                                                                                        Vielen Dank für das Einstellen dieser außergewöhnlichen Impressionen - in Worten und Bildern. Ich bin immer sehr beeindruckt, wenn hier auch mal Sachen berichtet werden, die nicht so verlaufen sind, wie der Reisende es sich vorgestellt hat.

                                                                                                                                                                        "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
                                                                                                                                                                        Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                                                                          • 18.08.2006
                                                                                                                                                                          • 4869
                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                          AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                                          "Bei Sturm lasse ich mich retten." ist aber auch kein tragfähiges Konzept....

                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                                                                            • 22.08.2010
                                                                                                                                                                            • 1835
                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                            AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                                            Sehr hilfreiche Aussage.
                                                                                                                                                                            Hast du den ganzen Bericht gelesen??
                                                                                                                                                                            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                              Fuchs
                                                                                                                                                                              • 17.01.2011
                                                                                                                                                                              • 2221
                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                              #87
                                                                                                                                                                              AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                                              -2

                                                                                                                                                                              Es sind so Sätze wie

                                                                                                                                                                              "Neue Steigeisen und Pickel waren nun eigentlich überflüssig, aber ich entschied mich,
                                                                                                                                                                              sie trotzdem mitzunehmen, da sich das Mehr - Gewicht in Grenzen hielt."

                                                                                                                                                                              "Eine Furt kann ich hier und am heutigen, späten Nachmittag vergessen. Ich bin konsterniert,
                                                                                                                                                                              da ich damit nicht gerechnet habe. Da kommt mein Zeitplan bereits früh durcheinander."

                                                                                                                                                                              "Es ist nur das Licht, die Temperaturen fühlen sich wenig sommerlich an und liegen um die 14 Grad."

                                                                                                                                                                              "Was nun geschieht, ist einerseits typisch für das isländische Wetter und andererseits kaum zu begreifen. Eben noch schön und sonnig verändert sich die Szenerie schlagartig, sozusagen von jetzt auf sofort. Nebel zieht in Sekundenschnelle mitten hinein in die Langagil. Ebenso urplötzlich ist auch ein begleitender, starker Wind zur Stelle."

                                                                                                                                                                              "Lieber Dieter, ich sehe das - erwartungsgemäß - etwas anders. Du magst schon das Wort nicht: Alusteigeisen.
                                                                                                                                                                              ... Was soll bei den Leopard brechen?"

                                                                                                                                                                              "Geschätzte zwei Kilometer entfernt ragt ein Nunatak aus dem Eis. Da gäbe es bestimmt Windschutz,
                                                                                                                                                                              aber ich darf den Platz, an dem ich das Notsignal gesendet habe, nicht verlassen."

                                                                                                                                                                              "Auch wenn ein Bivak-Sack nicht viel wiegt, möchte ich auf solche Hilfsmittel verzichten,
                                                                                                                                                                              da ihre Verwendung in der Ebene kaum einmal vorkommt. Fällt bei meinem Gewichtskonzept raus."


                                                                                                                                                                              über die ich mich wundere.

                                                                                                                                                                              717 g Mehrgewicht für überflüssige Steigeisen und Pickel sind kein Problem,
                                                                                                                                                                              aber ein lebensrettender Biwaksack wird gestrichen.

                                                                                                                                                                              Den Zeitplan verstehe ich auch nicht: In Island muss man entweder genügend
                                                                                                                                                                              Futter dabei haben oder abbrechen. Das sind die einzigen Alternativen. Das ist
                                                                                                                                                                              doch alles bekannt. Wie kann ein Tag Verzögerung einen Zeitplan durcheinander
                                                                                                                                                                              bringen? War vielleicht dieser Zeitplan der Grund für die Beinahekatastrope?

                                                                                                                                                                              14 Grad ist wenig sommerlich in Island? Wir hatten auf 600 m durchgehend um
                                                                                                                                                                              die 0 °C. 14 Grad ist ein Traum in Island. Was hattest Du für Erwartungen ?!?

                                                                                                                                                                              Wenn man genau weiß, dass sich das Wetter in Island urplötzlich ändern kann,
                                                                                                                                                                              warum ignoriert man das in seiner Planung?

                                                                                                                                                                              Da bekommt man einen Hinweis von einem sehr erfahrenen Islandwanderer und
                                                                                                                                                                              schlägt das einfach in den Wind. Was soll bei den Leopard brechen??? Alles was
                                                                                                                                                                              aus Alu ist, denn Alu verträgt im Gegensatz zu Stahl häufige Lastwechsel nicht.
                                                                                                                                                                              Im Schnee werden die Zacken nicht belastet, auf dem Eis aber schon. Frag mal
                                                                                                                                                                              einen Maschinenbauer, die wissen genau, weshalb sie bestimmte Elemente nicht
                                                                                                                                                                              aus Alu machen.

                                                                                                                                                                              Anstatt eine Stunde rumzustehen, hätte man ja zum Nunatak laufen können.
                                                                                                                                                                              Vielleicht wäre dort kaum Wind gewesen und die Situation hätte sich entschärft.
                                                                                                                                                                              Den SOS-Knopf kann man da ja auch noch drücken.

                                                                                                                                                                              Der Gletscher ist doch das beste Beispiel dafür, dass man in Island einen Biwaksack
                                                                                                                                                                              in der Ebene gut gebrauchen kann. Wenn es bei den 5 °C außerdem noch geregnet
                                                                                                                                                                              hätte, dann wäre es das wohl gewesen ohne Biwaksack.

                                                                                                                                                                              Ich bin ja auch ein Freund von UL, aber sobald es um sicherheitsrelevante Dinge geht,
                                                                                                                                                                              nehme ich lieber ein Kilo mehr mit.

                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                • 537
                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                                                Zitat von blackteah Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                Diese Klugscheißerei...]
                                                                                                                                                                                mit Verlaub gesagt: "Klugscheißerei" ist so in etwa das Wesen jedes Forums

                                                                                                                                                                                Dieter

                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                  • 537
                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                  Hallo

                                                                                                                                                                                  blakteah schrieb:
                                                                                                                                                                                  Fehler oder Fehlentscheidungen passieren halt wenn man unterwegs ist.
                                                                                                                                                                                  Fehler passieren nicht einfach, sondern werden gemacht. Wichtig ist es diese zu erkennen und die Situation neu zu bewerten und daraus die Konsequenzen zu ziehen. Gerade in einer anspruchsvollen Solotour durchläuft man diese Checkschleife in Idealfall permanent.
                                                                                                                                                                                  Der vorliegende Reisebericht zeigt aber das was man in einer Unfallanalyse "ballistisches Verhalten" nennt. "Einmal wenn die Kugel den Lauf verlässt, fliegt sie unbeirrbar weiter bis zur Katastrophe." Niemand ist davor gefeit in Gefahr zu laufen in eine ähnliche Situation zu gelangen. Aber es ist sehr hilfreich zu wissen dass es diese potentielle Gefahr gibt, um sie zu vermeiden.

                                                                                                                                                                                  Ich habe lange gehofft, dass evernorth diesen Bericht eben zu einer solchen Analyse nutzt. Das wäre dann vielleicht das gewesen, was blackteah "Mehrwert" nennen könnte. Es ist nicht nur ein Fehler sondern da reiht sich eine ganze Kette von Fehlern und Fehleinschätzungen aneinander, die scheinbar nicht nur mich (siehe Beiträge weiter oben) sich wundern lässt.

                                                                                                                                                                                  Die neu aufgeflammte Diskussion über diesen Reisebericht zeigt mir, dass da offensichtlich ein Informations- bzw. Erklärungsbedarf besteht.

                                                                                                                                                                                  Ich find es bemerkenswert dass hier evernorth über eine Tour berichtet, die nicht weit an einer Katastrophe vorbeischrammte. Viel häufiger liest man von "Helden-" oder "sooooo schön -" Touren, auf die dann mit "da will ich auch hin" reagiert wird. Deshalb gebührt evernorth Respekt.

                                                                                                                                                                                  Mir persönlich würde eine mehr distanzierte und analytischere Form dieses Berichtes beser zum Thema gepasst haben, als der schon etwas reißerische Cliffhanger zum Einstieg.

                                                                                                                                                                                  Dieter

                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                    • 20.05.2016
                                                                                                                                                                                    • 2514
                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                    Editiert vom Moderator
                                                                                                                                                                                    Zelt und Befestigungsdiskussion auf Gletschern wurde auf Wunsch von evernorth hierhin verschoben.

                                                                                                                                                                                    Bei Nachfragen bitte eine PN an den Moderator senden. Dein Team der
                                                                                                                                                                                    Zuletzt geändert von sudobringbeer; 13.03.2018, 09:02.

                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                                                                      • 03.01.2014
                                                                                                                                                                                      • 1067
                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                      #91
                                                                                                                                                                                      AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                                                      Zitat von Dieter Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                      Ich find es bemerkenswert dass hier evernorth über eine Tour berichtet, die nicht weit an einer Katastrophe vorbeischrammte. Viel häufiger liest man von "Helden-" oder "sooooo schön -" Touren, auf die dann mit "da will ich auch hin" reagiert wird. Deshalb gebührt evernorth Respekt.

                                                                                                                                                                                      Mir persönlich würde eine mehr distanzierte und analytischere Form dieses Berichtes beser zum Thema gepasst haben, als der schon etwas reißerische Cliffhanger zum Einstieg.
                                                                                                                                                                                      Die Berichte sind die lehrreichsten, in denen offen ueber Fehler und deren Folgen geschrieben wird, Cliffhanger oder nicht. Also: Respekt!

                                                                                                                                                                                      Ballistisches Fehlermodell habe ich noch nicht gehört, aber das Schweizer-Käse-Modell ist in meinem Beruf ein gebräuchliches System bei der Fehleranalyse, duerfte wohl auf das gleiche hinauskommen. Auch ausserhalb des Jobs ein hilfreiches Denkmuster.

                                                                                                                                                                                      Taffi

                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                                                                        • 17.01.2011
                                                                                                                                                                                        • 2221
                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                        #92
                                                                                                                                                                                        AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                                                        Ich glaube, dass das "Schweizer-Käse-Modell" was anderes ist. Beim Schweizer-Käse-Modell
                                                                                                                                                                                        geht es darum, dass Schwachstellen auf verschiedenen Ebenen eines Sicherheitssystems,
                                                                                                                                                                                        die unerwartet ihre Lage und Größe verändern können, einen Fehler durch alle Ebenen
                                                                                                                                                                                        hindurchgehen lassen.

                                                                                                                                                                                        Beim "ballistischen Entscheidungsverhalten" (fire and forget) geht es darum, dass getroffene
                                                                                                                                                                                        Entscheidungen, die sich später bei genauerer Betrachtung als fehlerhaft erweisen, nicht
                                                                                                                                                                                        mehr hinterfragt werden. Ich denke, dass Dieter diesen Begriff hier sehr treffend in die
                                                                                                                                                                                        Diskussion eingeführt hat.

                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                                                                          • 03.01.2014
                                                                                                                                                                                          • 1067
                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                          AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                                                          Zitat von Juergen Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                          Ich glaube, dass das "Schweizer-Käse-Modell" was anderes ist. Beim Schweizer-Käse-Modell
                                                                                                                                                                                          geht es darum, dass Schwachstellen auf verschiedenen Ebenen eines Sicherheitssystems,
                                                                                                                                                                                          die unerwartet ihre Lage und Größe verändern können, einen Fehler durch alle Ebenen
                                                                                                                                                                                          hindurchgehen lassen.

                                                                                                                                                                                          Beim "ballistischen Entscheidungsverhalten" (fire and forget) geht es darum, dass getroffene
                                                                                                                                                                                          Entscheidungen, die sich später bei genauerer Betrachtung als fehlerhaft erweisen, nicht
                                                                                                                                                                                          mehr hinterfragt werden. Ich denke, dass Dieter diesen Begriff hier sehr treffend in die
                                                                                                                                                                                          Diskussion eingeführt hat.
                                                                                                                                                                                          OT: Verstehe. Beim Schweizer Käse geht es uebrigens nicht nur um die Änderung von Lage und Grösse, obwohl das auch ein Rolle spielen kann. Das Hauptargment ist das Vorhandensein mehrer Lagen, die im unguenstigen Fall einen Durchlass bieten, und eine Folgerung ist, dass man die Sicherheitsebenen so gestalten muss, dass das möglichst nicht vorkommen kann. Die Analogie zur Ballistik ist vielleicht nicht nur optisch - die Gemeinsamkeit liegt darin, dass ein ursprunglicher Fehler mehrere Sicherheitsebenen durchdringen muss, bevor er zum Desaster fuehrt.

                                                                                                                                                                                          Mir sind (draussen, alleine) auch schon grosse Dummheiten unterlaufen, und nachträglich betrachtet finde ich beide Erklärungsmodelle anwendbar, indem eine initiale Fehlentscheidung erst dann schlimme Folgen hat, wenn sie nicht rechtzeitig revidiert wird.

                                                                                                                                                                                          Taffi

                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                                                                                                            • 18.08.2006
                                                                                                                                                                                            • 4869
                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                            #94
                                                                                                                                                                                            AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                                                            Entschuldigung. Das soll jetzt unter "Zelte" diskutiert werden, wo ich es nun überhaupt nicht gesucht hätte. Könnte man bitte die neuen Beiträge dann auch noch dahin verschieben? Damit man drauf antworten kann?

                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                              Freak

                                                                                                                                                                                              Moderator
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                                                                                                                                                                                              • 19.08.2009
                                                                                                                                                                                              • 14456
                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                              Post als Moderator
                                                                                                                                                                                              Hier gehts lang für Notszenarien und Verhaltensweisen aufgrund dieses Berichtes. Auf Wunsch des Schreibers bitte ich darum, die Grundsatzüberlegungen dorthin zu schreiben und sich hier auf punktuelle Kommentare zur Reise zu beschränken, damit der Reisebericht-Charakter noch erhalten bleibt.

                                                                                                                                                                                              Bei Nachfragen bitte eine PN an den Moderator senden.  Dein Team der
                                                                                                                                                                                              "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                                                                • 30.01.2010
                                                                                                                                                                                                • 278
                                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                                AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                                                                ...dann schreibe ich doch mal zum Reisebericht:

                                                                                                                                                                                                Danke für den tollen Bericht, und schön, dass Du gerettet wurdest!
                                                                                                                                                                                                Schön, mal wieder virtuell in Island zu sein :-)
                                                                                                                                                                                                Ich werde aus einem Deiner Fehler lernen und meinen Rucksack in Zukunft notfallsicher packen.

                                                                                                                                                                                                Mein Senf:
                                                                                                                                                                                                Die "Retter" sind eigentlich Retter ohne Anführungszeichen, oder?

                                                                                                                                                                                                War der Koch aus dem Humarhofn? Sooooo lecker!

                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                                                                                  • 22.08.2010
                                                                                                                                                                                                  • 1835
                                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                                  Zitat von gearfreak Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                  ...dann schreibe ich doch mal zum Reisebericht:

                                                                                                                                                                                                  Danke für den tollen Bericht, und schön, dass Du gerettet wurdest!
                                                                                                                                                                                                  Schön, mal wieder virtuell in Island zu sein :-)
                                                                                                                                                                                                  Ich werde aus einem Deiner Fehler lernen und meinen Rucksack in Zukunft notfallsicher packen.

                                                                                                                                                                                                  Mein Senf:
                                                                                                                                                                                                  Die "Retter" sind eigentlich Retter ohne Anführungszeichen, oder?

                                                                                                                                                                                                  War der Koch aus dem Humarhofn? Sooooo lecker!
                                                                                                                                                                                                  Ahoi gearfreak,

                                                                                                                                                                                                  vielen Dank und schön, dass du dich mal wieder meldest.
                                                                                                                                                                                                  Ich habe in meinem / diesem Fall ein komisches Gefühl bei dem Wort Retter ohne Anführungszeichen, aufgrund der für mich
                                                                                                                                                                                                  etwas zwiespältigen Situation, aber du hast natürlich recht. Ich wollte die Truppe auch nicht herabsetzen, ganz im Gegenteil.

                                                                                                                                                                                                  Ob der Laden Humarhofn hieß? Ich kann mich leider nicht mehr erinnern. Das einzeln stehende Haus war aus Holz und
                                                                                                                                                                                                  erinnerte mich ( mit Absicht? ) etwas an einen Western-Saloon.
                                                                                                                                                                                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                                                    • 30.01.2010
                                                                                                                                                                                                    • 278
                                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                                    #98
                                                                                                                                                                                                    AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                                                                    Ja, Retter klingt irgendwie pathetisch - ich verstehe schon, warum Du Anführungszeichen benutzt hast.
                                                                                                                                                                                                    Aber du wurdest ja gerettet. Vielleicht hast Du noch nicht ganz erfasst, wie es ohne die Retter weitergegangen wäre?
                                                                                                                                                                                                    Das muss eine eigenartige Erfahrung sein.

                                                                                                                                                                                                    Bei mir gab es Nachwuchs und darum seit einigen Jahren Funkstille.. Hoffentlich ist der Kleine aber bald soweit.
                                                                                                                                                                                                    Island muss aber noch warten.
                                                                                                                                                                                                    Hätte noch einen Island-2014-Reisebericht, aber den bekomme ich auch nicht geschrieben..
                                                                                                                                                                                                    Schön, dass ich stattdessen lesen kann! Also schreib tüchtig weiter!
                                                                                                                                                                                                    LG

                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                                                                                      • 22.08.2010
                                                                                                                                                                                                      • 1835
                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                      #99
                                                                                                                                                                                                      AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                                                                      Zitat von gearfreak Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                      Ja, Retter klingt irgendwie pathetisch - ich verstehe schon, warum Du Anführungszeichen benutzt hast.
                                                                                                                                                                                                      Aber du wurdest ja gerettet. Vielleicht hast Du noch nicht ganz erfasst, wie es ohne die Retter weitergegangen wäre?
                                                                                                                                                                                                      Das muss eine eigenartige Erfahrung sein.

                                                                                                                                                                                                      Bei mir gab es Nachwuchs und darum seit einigen Jahren Funkstille.. Hoffentlich ist der Kleine aber bald soweit.
                                                                                                                                                                                                      Island muss aber noch warten.
                                                                                                                                                                                                      Hätte noch einen Island-2014-Reisebericht, aber den bekomme ich auch nicht geschrieben..
                                                                                                                                                                                                      Schön, dass ich stattdessen lesen kann! Also schreib tüchtig weiter!
                                                                                                                                                                                                      LG
                                                                                                                                                                                                      Immer wieder schön, von dir zu hören.
                                                                                                                                                                                                      Herzlichen Glückwunsch zum Nachwuchs. Da kann ja bald einer in deine / Mamas Fußstapfen steigen.
                                                                                                                                                                                                      Deinen 2014er Island - Bericht würde ich gerne irgendwann lesen.
                                                                                                                                                                                                      Nun, von mir kommt sicher noch was......
                                                                                                                                                                                                      LG
                                                                                                                                                                                                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                                                                                        • 30.01.2010
                                                                                                                                                                                                        • 278
                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                        AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                                                                                                                                                                                        Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                        Immer wieder schön, von dir zu hören.
                                                                                                                                                                                                        Geht mir ganz genauso :-)

                                                                                                                                                                                                        Der 2014er Bericht wird dauern - und ich weiss nicht, wie willkommen der hier ist: drei Wochen auf dem Motorrad im Hochland
                                                                                                                                                                                                        Ein 2013er Cairngorms-Bericht fehlt auch noch...

                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                          Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                          • 18.07.2020
                                                                                                                                                                                                          • 754
                                                                                                                                                                                                          • Privat



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                                                                                                                                                                                                          Der Biwaksack ist mir beim Lesen auch eingefallen.

                                                                                                                                                                                                          Vor allem aber kann ich jetzt nachvollziehen was passiert, wenn ich beim InReach den SOS-Knopf drücken müsste.

                                                                                                                                                                                                          Ich, und andere nicht Island-Erfahrene können sich das vielleicht schwer vorstellen das man ein Zelt nicht mehr aufstellen kann. Man achtet vielleicht auf Sturmfestigkeit - wenn es steht. Das es gar nicht soweit kommt, steht auf einem anderen Blatt.

                                                                                                                                                                                                          Ich ziehe jedenfalls daraus mehr lehrreiche Schlüsse als aus Berichten mit "Hochglanzfotos und Happy-End".

                                                                                                                                                                                                          evernorth, vielen Dank!

                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                                                                                                            • 22.08.2010
                                                                                                                                                                                                            • 1835
                                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                                            Moin Carsten,

                                                                                                                                                                                                            freut mich, daß du über Umwege auf meinen alten Island - Bericht aufmerksam geworden bist.
                                                                                                                                                                                                            Ich habe jetzt meist (nicht immer!) einen 100 gr. leichten Bivaksack von Mountain Equipement? dabei.
                                                                                                                                                                                                            Der hat mich im Sarek 2021 gerettet, als sich in Sturm und Regen zwei kurze Abspannleinen meines Mids
                                                                                                                                                                                                            durchgescheuert hatten und ich den Rest der Nacht zur Hälfte draußen im Regen lag.
                                                                                                                                                                                                            Wenn der Bericht als Lehrbeispiel von dir wahrgenommen wird, dann bin ich hoch zufrieden. 😉
                                                                                                                                                                                                            Danke für dein Feeedback.
                                                                                                                                                                                                            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                              Fuchs
                                                                                                                                                                                                              • 07.11.2006
                                                                                                                                                                                                              • 1158


                                                                                                                                                                                                              Alternativ einen Windsack, fände ich auf einer Eisfläche wie hier eigentlich fast besser.
                                                                                                                                                                                                              Suche Freiwillige für gefährliche Reise. Niedriger Lohn, bittere Kälte, lange Stunden in vollständiger Finsternis garantiert. Rückkehr ungewiss. Ehre und Anerkennung im Fall des Erfolges.

                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                Fuchs
                                                                                                                                                                                                                • 22.08.2010
                                                                                                                                                                                                                • 1835
                                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                                So einen habe ich seitdem auch. Allerdings noch nie benutzt (im Gegensatz zum Bivaksack) und ich denke, das wird auch nicht so schnell geschehen.
                                                                                                                                                                                                                Möglicherweise wäre das der Game-changer gewesen.
                                                                                                                                                                                                                My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                  Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                                  • 18.07.2020
                                                                                                                                                                                                                  • 754
                                                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                                                  Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                  So einen habe ich seitdem auch. Allerdings noch nie benutzt (im Gegensatz zum Bivaksack) und ich denke, das wird auch nicht so schnell geschehen.
                                                                                                                                                                                                                  Möglicherweise wäre das der Game-changer gewesen.

                                                                                                                                                                                                                  Den LOMO Bothy Bag finde ich ganz okay. Könnte aber leichter sein. Vielleicht könnte man sowas auch angepasst an seine Bedürfnisse selber nähen.

                                                                                                                                                                                                                  Damit man den Rucksack auch bei Starkwind ausräumen kann, habe ich mich an eine Lösung beim Tauchen erinnert. Einfach eine runde Leine mit dem Rucksack innen verbinden. Quasi ein "O". Und daran die Packsäcke einclippen. Natürlich nicht mit "Edelstahl-Bolt-Snaps". Auch der Rucksack selbst kann so gesichert werden, wenn er leichter wird. Und Schnur kann man auch immer mal brauchen und wiegt fast nix.
                                                                                                                                                                                                                  Nach deinem Bericht würde ich sogar den Biwaksack irgendwie sichern.
                                                                                                                                                                                                                  Ich komme da echt ins Überlegen wie man das am besten löst, auch wenn die Finger schon ziemlich kalt sind. Man muss da wohl schon vorgearbeitet haben.

                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                                                                                                                    • 22.08.2010
                                                                                                                                                                                                                    • 1835
                                                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                                                    Meine Bothy Bag wiegt etwa 440 Gramm, das ist mir auf den meisten Touren zuviel Extragewicht. Dazu ein stattliches Packmass…..👎
                                                                                                                                                                                                                    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                      Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                                      • 900
                                                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                                                      Was wäre denn eigentlich die Strategie, wenn man keinen solchen Sack dabei hat?

                                                                                                                                                                                                                      Ich würde jetzt sagen, ins Zelt einwickeln und isomatte und schlafsack irgendwie mit da reinkriegen. Was sicher extrem schwer wäre im Sturm. aber wenn man z.B. nen Blockfeld hat mit Deckung müsste das ja klappen (In der situation war ich mal, habs aber aufgebaut bekommen noch).

                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                        Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                                        • 754
                                                                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                                                                        Habe seit meinem letzten schweden urlaub auch so einen 100g bivy bag aus metallfolie dabei....

                                                                                                                                                                                                                        Was wäre denn eigentlich die Strategie, wenn man keinen solchen Sack dabei hat?

                                                                                                                                                                                                                        Ich würde jetzt sagen, ins Zelt einwickeln und isomatte und schlafsack irgendwie mit da reinkriegen. Was sicher extrem schwer wäre im Sturm. aber wenn man z.B. nen Blockfeld hat mit Deckung müsste das ja klappen (In der situation war ich mal, habs aber aufgebaut bekommen noch).
                                                                                                                                                                                                                        Ich glaube es war mal angedacht, dass Thema
                                                                                                                                                                                                                        hier weiter zu diskutieren
                                                                                                                                                                                                                        https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...o-2017-bericht

                                                                                                                                                                                                                        Beim Biwaksack ist es bei mir ein Salewa Rescue Bivy aus Sympatex mit 228 Gramm inkl. Vielleicht sollte man den Schlafsack gleich in den Bivy stecken bevor man los läuft. Erspart dann schon mal einige Handgriffe.

                                                                                                                                                                                                                        Der Bothy von LOMO wiegt bei mir 405 Gramm.

                                                                                                                                                                                                                        Bliebe evtl das selber Nähen. Schwer zu sagen ob man vielleicht irgendwie "Multi-Use" hinkriegt und der Windsack noch ne andere Aufgabe übernehmen könnte, z B als Bodenplane für das Zelt!?
                                                                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240227_225139.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,99 MB ID: 3245674 https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...Cr-welche-tour

                                                                                                                                                                                                                        Kommentar