• tarpir
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    • 27.03.2013
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    [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

    Rumänien 2013

    Wintereinbruch in den Südkarpaten
    06. September – 14. Oktober



    Vorwort
    Als sich in meinem Bekanntenkreis spontan eine Mitfahrgelegenheit nach Rumänien ergab war der Entschluss schnell gefasst: Es geht wieder los! Die Südkarpaten standen schon länger auf meiner ToDo-Liste und so ergriff ich diese einmalige Chance für eine ausgedehnte Trekkingtour. Nach einigen Recherchen auf outdoorseiten.net und karpatenwilli.de war die Route schnell gefunden. An dieser Stelle auch vielen Dank an Abt für die nützlichen Tipps. Es sollte eine Gratwanderung über die zehn höchsten Gipfel der Südkarpaten (alle über 2500m) werden. Die Betonung liegt auf "sollte", denn wie üblich kam wieder alles anders. Vorlage war die Beschreibung auf http://www.eastern-images.de/KommMit...edkarpaten.htm.
    Aufgrund der schlechten Erfahrungen mit Nebel im Gebirge schaffte ich mir ein Garmin etrex30 an. Im Nachhinein gesehen wäre die Tour ohne GPS so kaum möglich gewesen. Außerdem sprechen die meisten Rumänen kein Wort Englisch oder Deutsch und so besorgte ich mir das kleine Buch "Kauderwelsch, Rumänisch Wort für Wort" und verinnerlichte zur Vorbereitung einige grundlegende Wörter.




    Anreise

    Fr 06.09.2013
    Heute geht es wieder los! Die Anreise erfolgt zur Abwechslung mal per LKW, fliegen kann ja jeder ;) Alleine das ist schon eine tolle Erfahrung. Der Fahrer M., ein Freund eines meiner Bekannten, kann nur einige wenige Worte Deutsch und kein Englisch. So gestalten sich die Gespräche etwas schwierig was ihn jedoch nicht davon abhält von seiner Familie zu erzählen und Witze zu reißen ;) Über Regensburg geht es nach Passau. Um 2 Uhr früh lassen wir die österreichische Grenze hinter uns. Der LKW wird an einer Tankstelle geparkt und kurz darauf ist mein Klappbett in der Fahrerkabine bereit für das erste Probeliegen.



    Sa 07.09.2013
    Zum Frühstück gibt es belegte Brötchen und Kaffe von der Raststätte. Um 11 Uhr setzen wir die Fahrt Richtung Wien fort. Weiter geht es durch Ungarn vorbei an Budapest. Wir halten bei einer türkischen Raststätte. M. Bestellt uns eine Art Kichererbsensuppe mit Brot und roher Paprika. Im Fernseher läuft irgendein türkischer Sender. Gegen 23 Uhr überqueren wir die rumänische Grenze. Zehn Euro extra für den netten Zollbeamten beschleunigen die Kontrolle ;) Kurz nach der Grenze steuert M. einen Lkw-Rastplatz an. Ab ins (Klapp-)Bett!


    Etappe 1
    Von Caransebeş nach Petroşani
    Ţarcu-, Godeanu- und Retezat-Gebirge (7 Tage, 98 km, 5560 hm)





    Tag 1, Caransebeş, So 08.09.2013, (ab Muntele Mic: 9 km, 900 hm, 200 hm Abstieg)
    Um 9 Uhr geht die Reise weiter über Arad bis nach Caransebeş (Karansebesch). Im Tageslicht zeigt sich Rumänien hier als weites flaches Land mit Feldern soweit das Auge reicht. In den kleinen Örtchen die wir passieren stehen immer wieder riesige eingezäunte und unverputzte Privatpaläste. M. erklärt mir, dass viele dieser Häuser Zigeunern gehören die im Ausland leben und nur ein paar Tage im Jahr zum Urlaub nach Rumänien kommen. Bald schon erheben sich am Horizont die ersten Gebirgszüge. Gegen 12 Uhr erreichen wir Caransebes und ich hiefe den schweren Rucksack aus der Fahrerkanzel. Ein kurzer Abschied und die Tour kann beginnen! Doch zuerst brauche ich Geld. Man kann zwar oft in Euro bezahlen, muss dann aber mit einem relativ schlechten Wechselkurs rechnen. Die Rumänische Währung ist Lei, wobei ca. 4,4 Lei einem Euro entsprechen. Ich schlendere gemütlich durch das Ortszentrum an einer großen Kirche vorbei.



    Jetzt wird erst einmal das GPS eingeschaltet um mich zu orientieren. Ich entschließe mich dazu bis zum Ortseingang zu laufen um dort hoffentlich eine Mitfahrgelegenheit über Borlova Richtung Muntele Mic abgreifen zu können. Leider schein mein großer Rucksack die wenigen Fahrer abzuschrecken. So trotte ich auf der asphaltierten Landstraße in der prallen Sonne vor mich hin. Nach Borlova sind es ca. 13 km. Als ich die Hoffnung schon aufgegeben habe hält doch noch ein älterer Rumäne mit Frau. Sie fahren jedoch nur ca. 5 km bis zum nächsten Ort. Dort angekommen bedanke ich mich artig und setze den Weg wieder zu Fuß fort. Vor den Häusern sitzen überall Rumänen und schauen mich verwundert oder gelangweilt an. Kurz vor Borlova gesellen sich zwei Jungs zu mir die wohl darauf hoffen dem Fremden irgendetwas ableiern zu können. Die Süßigkeiten sind jedoch tief im Rucksack vergraben und ich bin zu faul hier auf der Straße alles auszuräumen. So gehen die beiden leer aus. Von Borlova sind es noch einmal 18 km bis zum Anfang des Wanderweges. Glücklicherweise spricht mich ein Rumäne an ob ich nicht ein Stück mitfahren möchte. Er spricht gut Englisch und erzählt mir, dass er alleine unterwegs ist, da seine Freunde keine Zeit haben. Er möchte sich einen Wasserfall in der Nähe anschauen und schlägt vor ob ich ihn nicht begleiten möchte. Dass ich lieber wandern möchte akzeptiert er nur mit leichtem Unmut. An einem kleinen Parkplatz an der Serpentinenstraße halten wir an. Hier hat man einen super Ausblick. Ich schieße ein paar Fotos für ihn und verabschiede mich.



    Es ist inzwischen 15:45 Uhr und nun kann es endlich losgehen. Nach wenigen Metern entdecke ich ein Hinweisschild auf rumänisch. Bilder zeigen Wölfe, Braunbären und Luchse die hier noch in freier Wildbahn leben. Auf rumänisch heißt Braunbär wohl "Ursul brun". Wieder ein Wort gelernt ;) Die weiß-rot-weißen Markierung führt bergauf und durch ein Waldstück. Im Wald treffe ich eine Gruppe junger Rumänen an die vorhin mit ihrer Pferdekutsche an mir vorbeigefahren sind. Sie laden mich direkt auf einen selbstgebrannten Schnaps ein (stilecht aus einer 1,5 Liter PET-Flasche). Das Gebräu zieht einem fast die Latschen aus. Wenn der Trekkingurlaub schon so anfängt, eieiei Nun geht es bergab Richtung Cubuntu Meteo, einer Berghütte mit Möglichkeit zur Übernachtung. Kaum komme ich in Sicht eilt ein Schäfer herbei. Leider ist die Verständigung sehr schwierig und so führt er mich weiter entlang des Weges an den Hunden vorbei. Nach 10 Minuten erfolgloser Verständigung führt er mich zurück zur Berghütte. Hier ist ein junger Rumäne der auch sehr gut Englisch spricht. Ich frage ihn ob es hier überall erlaubt ist zu Zelten und wie es mit Bären aussieht. Alles kein Problem meint er und schlägt mir einen kleinen See als Campingspot für die Nacht vor. Von der Hütte aus geht es wieder bergauf. Anstatt über den Sadovanu-Gipfel zur Tarcu Wetterstation aufzusteigen halte ich mich nordlich davon. Es fängt an zu dämmern und die Sonne taucht das Bergmassiv in ein orangenes Licht. Den Gletschersee kann ich nicht finden und es wird nun schnell dunkel. Zum Glück gibt es hier einige kleine Bäche um den Wasservorrat aufzufüllen. Im Schein der Stirnlampe baue ich das Zelt auf. Es ist ganz schön kühl.




    Tag 2, Mo 09.09.2013, 17,5 km, 950 hm, 850 hm Abstieg
    Um 7 Uhr wache ich auf, es ist aber noch viel zu kalt zum Aufstehen. Eine Stunde später koche ich im Schlafsack liegend in der Apside Kaffee und Porridge. Gegen 9 scheint endlich die Sonne auf das Zelt. Über mir zieht ein Schäfer mit seiner Herde vorbei. Er fragt mich etwas das ich als "Bist du alleine unterwegs?" interpretiere.



    Heute ist das Wetter nicht mehr so schön wie gestern sondern ziemlich wechselhaft. Die Kombination Hardshell und kurze Laufhose wird schon bald um eine 3/4-Lauftight erweitert. Ein teilweise kaum sichtbarer Pfad führt über sanfte Grashügel die sich nun gegen Ende des Sommers gelb-braun verfärbt haben. Nach einer Weile stoße ich auf einen durch Autos gespurten Weg. Um die Mittagszeit nähert sich plötzlich ein dumpfes Grummeln. In der Ferne sehe ich schon die Lärmquellen über die Hügel huschen. Nur wenige Minuten vergehen bis die fünf Motocrossmaschinen mit hoher Geschwindigkeit an mir vorbeirasen. Ich traue meinen Augen nicht. Jetzt müssen diese Idioten auch noch die letzten einigermaßen unberührten Flecken Natur zerpflügen und mit Abgasen verpesten...

    Da es sich bei den Karpaten um Bärenterritorium handelt gibt es Mittags warmes Essen und Abends nur Vesper. So reduziert sich hoffentlich das Risiko Bären ans Zelt zu locken. Um 13 Uhr gibt es heute also Tütennudeln. Kaum ist der Kocher ausgepackt trägt mir der Wind ein Bimmeln zu das sich langsam nähert. Als ich ein paar Meter bis zum Grat steige sehe ich eine Schafherde die sich von der anderen Seite her nähert. Die ersten Schafe sind schon an mir vorbei als die Schäfer mich bemerken. Auch den Hunden ist meine Anwesenheit nicht entgangen, sie sehen jedoch keine Gefahr in einem sitzenden Wanderer. Ich wähne mich schon in Sicherheit als direkt über mir ein großer Hütehund über den Grat schlendert. Er ist wohl etwas überrascht, dass ihn auf der anderen Seite ein sitzender Fremder erwatet und so schlägt er sofort an. Die anderen Hunde stimmen automatisch in das Gebell mit ein. Gaaanz langsam stehe ich auf um ein bisschen Abstand zwischen mein Gesicht und die Hunde zu bringen. Zum Glück sind die beiden Schäfer jetzt auf meiner Höhe und beruhigen die Kläffer. Auch diese Schäfer fragen mich leicht ungläubig ob ich denn alleine unterwegs sei. Viel mehr verstehe ich leider nicht. Mit den Schafen und sogar zwei Eseln im Schlepptau ziehen sie weiter.



    Weiter geht es in die Richtung aus der die Schafherde kam. Nach wenigen Minuten kommt ein Unterstand der Hirten in Sicht. Hier verlasse ich den Kamm des Ţarcu-Gebirges und folge einem Bach durch ein kleines Tal bergab. Ich finde allerdings keinen klar erkennbaren Pfad und es wächst überall hohes Schilf. Ziemlich unübersichtlich das Ganze. Ein perfektes Bärenversteck denke ich nur und so wechsle ich mehrfach die Bachseite um eine bessere Übersicht zu bekommen. Der kleine Bach führt hinab in ein weiteres Tal wo er sich mit einem kleinen Fluss vereinigt. Eine gute Gelegenheit die Wasservorräte aufzufüllen, allerdings geht es nun wieder ein ganzes Stück bergauf zum Hauptkamm des Godeanu-Massivs.

    Ein nun wieder gut sichtbarer Pfad führt in Serpentinen die Bergflanke hinauf die mit wunderschön rötlich gefärbten Heidelbeersträuchern besetzte ist. Ich folge dem Hirtenpfad und verpasse wohl eine Abzweigung nach links was mir einen kleinen Umweg beschwert. Oben angekommen erwartet mich ein weiter Ausblick auf die goldgelb schimmernden Hügel der Karpaten.



    Doch was ist das? In der Ferne verdunkelt sich der Horizont nun schlagartig. Es ist wohl besser wenn ich das Tempo etwas erhöhe. Vor mir führt der Pfad zu einem Gipfel mit einem großen Felsbrocken. Vielleicht bietet er etwas Schutz für das leichte Zelt (Tarptent). Alle paar Minuten drehe ich mich um und stelle fest, dass die Unwertterfront schon um einiges nähergerückt ist. Der Felsbrocken stellt sich leider als ungeeigneter Windschutz dar. Direkt dahinter geht es jedoch ein Stück bergab in einen Sattel. Hier finde ich eine etwas abgesenkte Kuhle und baue dort das Zelt auf ca. 1900 hm auf. Es ist gerade mal 16 Uhr aber ich bin sowieso ziemlich kaputt. Merkwürdigerweise bleibt der erwartete große Wettereinbruch zunächst aus, in der Nacht regnet es dafür ordentlich.


    Tag 3, Di 10.09.2013, 22 km, 1000 hm, 1150 hm Abstieg
    07:40 Uhr. Beim Blick aus dem Zelt sehe ich nichts. Eine dichte Nebelwand verschluckt alles. Ich habe schlecht geschlafen. Fantasiebären haben mich die ganze Nacht über wachgehalten. Außerdem hat es fast durchgehend geregnet. Ich fühle mich krank. Es ist kalt.



    Doch was ist das. Warum wird es denn plötzlich so hell. Als ich gegen 8 Uhr wieder einen Blick aus dem Zelt riskiere zeigt sich der Himmel tiefblau und der Nebel ist einer atemberaubenden Aussicht gewichen. So schnell kann es gehen!



    Vor mir liegt nun der Aufstieg zum Godeanu-Gipfel. Den Tucila-Gipfel lasse ich dabei rechts liegen. Zur Linken fällt das Gelände steil ab. Am Grund des Bergkessels befinden sich kleine Seen. Keine 10 Meter vor mir steigt plötzlich ein großer Raubvogel auf und gleitet im Aufwind davon. Einfach nur wow! Es geht nun stetig auf und ab über schmale Geröllpfade und gelbe Grashügel. Macht sich die Höhe bemerkbar oder warum bin ich bloß so kaputt? Außerdem zieht es ganz schön in den Beinen...Muskelkater...bin wohl nichts mehr gewohnt :P Die Markierung ist hier teilweise nicht mehr vorhanden und kaum ein Pfad zu sehen. Die Sonne brennt heute wieder ganz schön und so freue ich mich wie ein kleines Kind als ich auf eine Quelle stoße. Gegen 13 Uhr ist der Sattel über dem Scarisoara-See erreicht. Hier steht ein einsames kleines Zelt. Dem GPS-Gerät folgend steige ich hinab Richtung Nordosten nur um gleich wieder die nächste Flanke zu erklimmen. Im Nachhinein stelle ich fest, dass auf der Papierkarte ein Weg eingezeichnet ist der auf dem Kamm bleibt. So konnte ich jedoch an einem kleinen Bergbach nochmals Wasser nachfassen. Zu meinen Füßen entdecke ich plötzlich ein merkwürdiges Wesen im Gras. Ein dickes fettes Heupferd. So etwas habe ich auch noch nie gesehen!



    Weiter geht es in Richtung Galbena-Gipfel während hinter mir eine Wolkenfront über den Sattel zieht.



    Um 14:30 Uhr mache ich eine lange Pause von 1,5 Stunden. Es wird gekocht und das Shirt im Wind getrocknet. Hier oben wächst nichts außer vertrocknetem Gras, die Täler strotzen jedoch vor endlos grünem Nadelwald. Weiter geht es. Der Galbena-Gipfel wird auf der Nordseite umgangen. Mehrere sehr schmale Pfade führen durch den Geröllhang. Nun geht es wieder bergab und an einem mannshohen Steinmännchen vorbei. Serpentinen führen durch niedrige Kiefern zu einer Hirtenunterkunft. Dabei handelt es sich um eine aus losen Steinen erbaute Hütte mit wenigen dicken Ästen als Dachgerüst. Die Schäfer bringen wohl ihre eigene Plane für das Dach mit. Das Wetter zieht nun wieder recht schnell zu. Eine halbe Stunde später tappe ich im Nebel umher. Ein letztes Mal geht es heute ca. 130 Höhenmeter hinauf. Beim Abstieg reißt der Nebel wieder auf und ich würde hier bei einer atemberaubenden Aussicht gerne das Lager aufschlagen. Beim Sondieren der näheren Umgebung stoße ich jedoch auf einige Höhlenzugänge und tiefe Felsscharten und beschließe doch lieber weiterzulaufen. Die Markierungen führen mich trotz Blitznebel zuverlässig hinab zum Paltina Sattel. Auf der Karte ist hier eine Hütte eingezeichnet. Außer einem mini See und einem wahnsinns Lichtspiel ist jedoch nichts vorzufinden. Keine Hütte weit und breit.



    Nun ist guter Rat teuer. Wahrscheinlich wäre es absolut kein Problem gewesen einfach an dem kleinen "Wasserloch" zu zelten, bei der geringen Höhe und dem üppigen Bewuchs von Nadelbüschen klingelt jedoch mein Bärenalarm. So folge ich dem Weg weiter bergab und halte Ausschau nach einem geeigneten Nachtlager. So langsam beginnt es zu dämmern. Doch was ist das? In einigen hundert Metern Entfernung scheint eine Hütte zu stehen. Bei den schlechten Lichtverhältnissen ist sie nur schwer auszumachen. In Luftlinie halte ich darauf zu. Es handelt sich tatsächlich um eine Art provisorische Hütte. Die Wände sind aus Brettern zusammengezimmert zwischen denen gute eine Hand breit Platz ist. Das Ganze ist mit Kunststoffplanen abgedichtet worden.



    Es ist ca. 20 Uhr als ich es mir auf dem Boden des Bretterverschlags gemütlich mache und ein wenig Kleinholz für ein Feuerchen sammle. Es ist jedoch kaum trockenes Brennmaterial zu finden. So bleibt es bei einem sehr sehr kleinen Feuerchen. Die Tür sichere ich mit einer Alarmanlage bestehend aus einer Blechdose gefüllt mit Steinchen. Diese wird mit Hilfe eines kleinen Stöckchens vorsichtig zwischen Türrahmen und die Schnur geklemmt welche die Tür geschlossen hält. Das Maschinenbau-Studium hat sich allein dafür schon gelohnt ;)

    Um 3 Uhr früh wache ich auf. Der Versuch das Feuerchen wiederzubeleben bleibt von wenig Erfolg gekrönt. Es ist nur noch feuchtes Brennmaterial vorhanden und nachdem die Hütte in eine Räucherkammer verwandelt wurde wird das Feuer vorsorglich doch lieber gelöscht.


    Tag 4, Mi 11.09.2013, 12,5 km, 900 hm, 700 hm Abstieg
    Beim Blick aus der Hütte um 9 Uhr ist mal wieder nicht viel zu sehen. So gibt es ein gemütliches Frühstück und erst gegen 11:30 Uhr geht es weiter. Aufgrund der schlechten Sicht entscheide ich mich dafür den Scorota-Gipfel auszulassen und auf den etwas tiefer gelegenen Weg westlich davon auszuweichen. Die Grashügel und kleinen Kiefern werden zunehmend durch Felswände ersetzt und der Pfad taucht in einen Hohlweg ab bis er in das breite fast ausgetrocknete Flussbett des Scocu Dragsanului mündet.



    Hier liegen wieder viele leere Getränkedosen und Plastikflaschen herum... Nach einer kleinen Extrarunde finde ich die Wegmarkierung die aus dem Tal heraus und auf den nächsten Grashügel führt. Endlich reißt der Nebel auf und gibt eine Sennhütte frei um die herum einige Pferde grasen. Weiter geht es über Hochweiden und später durch kleine Kiefernwälder. Der Weg zieht sich ganz schön hin also wird mit dem Mp3-Player etwas Stimmung gemacht. Gegen 14 Uhr erreiche ich den Plaiul Mic Sattel. Neben zwei kleinen Seen treffe ich auf zwei Studentinnen und einen Studenten aus Israel. Endlich jemand mit dem man sich auf Englisch unterhalten kann ;) Sie erzählen, dass sie die letzten Wochen in Rumänien umhergereist sind. Dabei haben sie immer wieder Touren ins Gebirge unternommen. Heute haben sie ihr Zelt in der Cabana Buta gelassen um zu einer Cabana nördlich des Bucura Sees zu laufen und morgen wieder zurückzukehren. So setzen wir den Weg gemeinsam fort. Dieser führt nun durch einen "richtigen" Wald hinab zu einem Parkplatz. Mit Hilfe einer kleinen Holzbrücke überqueren wir Fluss Peleaga und machen uns an den Aufstieg zum Bucura-See. Es regnet in Strömen. Einige Grüppchen Wanderer kommen uns entgegen. Der Aufstieg ist ganz schön anstrengend aber entschädigt durch die super Ausblicke auf kleine Wasserfälle und mehrere Seen. Gegen 17 Uhr erreichen wir den Bucura-See mit Campingplatz und Bergwacht. Einige Zelte sind inmitten der schützenden Steinmauern aufgebaut. Wir wollen unbedingt ein kurzes Bad nehmen. Als die Erste im Wasser ist kommt jedoch Protest von der Bergwacht. Da es keinen Bademeister gibt ist es wohl aus versicherungstechnischen Gründen nicht erlaubt zu baden. Wir einigen uns also auf einige Meter hineinwaten und werden auch gleich zu einem Tee in die Hütte der Bergwacht eingeladen Frisch und munter sitzen wir also schon bald in der kleinen Hütte und wärmen uns auf. Die einzige weibliche freiwillige Helferin der Bergwacht kann Englisch, ihre männlichen Kollegen nur Rumänisch. Schon bald müssen meine israelischen Freunde weiter um heute noch die Cabana zu erreichen. Y. meint ich könne ihn ja gerne einmal besuchen kommen und es gäbe in Israel tolle Wüsten-Treks.

    Nach auffüllen der Wasserreserven an der Quelle hinter der Bergwacht geht es für an den Zeltaufbau. An einem Pfosten ist ein großer Hund angeketten der bei jedem Vorbeilaufenden einen gewaltigen Radau macht. Bald ist ein Plätzchen gefunden und zu Abend gegessen. Gute Nacht!




    Tag 5, Do 12.09.2013, 14,5 km, 1200 hm, 1300 hm Abstieg
    Heute stehen die ersten zwei 2500er auf dem Plan, deshalb stehe ich etwas früher auf. Um 6:45 gibt es Frühstück doch leider durchkreuzt einsetzender Regen einen frühen Aufbruch. So geht es erst um 9 Uhr los. Ich schaue noch kurz bei der Bergwacht vorbei um mich nach Quellen zu erkundigen. Es gibt keine! (Es besteht jedoch die Möglichkeit zu Seen abzusteigen wie ich später feststelle.) Jedoch würden 3,5 L wohl reichen. Außerdem warnen sie mich, dass es sich nicht um einen touristischen Wanderweg wie hier zum See herauf handelt. Das passt mir ganz gut ;) Also schnell Wasser gefasst und auf gehts! Ich wähle den direkten Weg der von der Bergwacht erst nördlich und dann östlich durch steile Geröllfelder zum Peleaga-Gipfel (2509m) hinaufführt. Der Pfad ist hier noch super markiert (gelbes Kreuz). Leider spielt das Wetter wieder nicht ganz mit. Die meiste Zeit ist es neblig. Um 10 Uhr erreiche ich den ersten 2500er woohooo!



    Von hier an führt der Pfad steil und kraxelig bergab zum Pelegii-Sattel. Endlich reißt der Nebel etwas auf und vor lauter Begeisterung über die tolle Aussicht übersehe ich die rechte Abzweigung. So folge ich dem roten kreuz ein Stück bergab.



    Als ich den Fehler bemerke gibt es wie immer nur eine Lösung für mich: Per Luftlinie auf den richtigen Pfad wechseln. Wie immer läuft das auf eine ziemliche Kraxelei hinaus. Vielleicht nicht die vernünftigste Wahl aber auf jeden Fall die spannendste ;) Wieder auf dem richtigen Weg geht es weiter bergauf. Ein ganzes Stück tiefer liegen zur Linken die Seen mit Lacul Mare, zur Rechten der Peleaga-See. Kurz vor 12 Uhr erreiche ich den Papusa-Gipfel (2508m), den zweiten 2500er der Tour.



    Beim Abstieg reißt die Nebeldecke nun endgültig auf und ermöglicht super Ausblicke. Das Gebirge ist hier wirklich wunderschön. Als sich auch noch die Sonne zeigt entschließe ich mich für eine lange Mittagspause zum Kochen, Relaxen und Trocknen der Ausrüstung. Nicht weit nach Papusa Mica bietet eine kleine Vertiefung mitten auf dem Kamm Schutz vor dem leichten Wind und so lasse ich mir von 13-15 Uhr genüsslich die Sonne auf den Pelz scheinen



    Weiter geht es hinab zum Custurii-Sattel. Auf halbem Weg hinauf zum Custura-Gipfel bieten kleine Steinmauern die Möglichkeit zum Zelten mit sehr schönem Ausblick zurück zum Peleaga-See.



    Das Wetter zieht leider schon wieder zu. Vom Kamm aus entdecke ich einen einsamen Angler der am See Taurile Custurii sein Zelt aufgeschlagen hat. Ab hier wird die Strecke ziemlich heftig. Es geht über viel großes Geröll das durch den einsetzenden heftigen Regen ziemlich rutschig ist. Ein Pfad ist kaum mehr zu erkennen und der Nebel macht die Sache nicht leichter. Die wenigen noch verbliebenen Grasflächen nutzend suche ich mir vorsichtige einen Weg. Es geht nun stetig leicht bergab und schon bald ersetzen niedrige Nadelbüsche die Grasflächen. Ganz wenige alte Markierungen (rotes Quadrat) sind hier und da noch zu sehen, ansonsten gibt es ein paar aufgestellte große Steine welche die grobe Richtung markieren.



    Es schein mir als wäre hier seit Jahren kein Mensch durchgekommen. Zwischen Geröll und immer mehr Nadelbüschen ist es gar nicht so leicht immer einen Durchgang zu finden. Das Nachtlager möchte ich wieder möglichst oberhalb der Baumgrenze aufschlagen. Die einzige mehr oder weniger geeignete Stelle ist eine kleine entwas abschüssige Moosfläche auf 2000 Metern Höhe. Natürlich fängt es gerade beim Aufbau extrem an zu schütten. Bei der Flucht ins Zelt bleibe ich leicht am Eingang hängen und reiße eine Naht ein.... Der Rucksack ist komplett durchnässt und bleibt in einer der Apsiden. Zum Glück halten die Packsäcke dicht. Es ist 19:30 Uhr.

    Um 2:30 fängt es wieder stark an zu regnen. Hinzu kommt Wind. Im Fußteil des Zeltes wird es nass und so nutze ich einen Müllsack als provisorischen Schutz für den Schlafsack.


    Tag 6, Fr 13.09.2013, 17,5 km, 600 hm, 1300 hm Abstieg
    Beim ersten Blick aus dem Zelt ist wieder nichts zu sehen doch kurze Zeit später scheint die Sonne und ich mache ein paar Fotos bei wunderschöner Aussicht.



    Leider zieht es schnell wieder zu und so bleibe ich im Zelt wo ich gemütlich lese und koche. So kann ich den feucht gewordenen Schlafsack vielleicht auch ein wenig trockener bekommen. Unter dem Zelt suchen viele Spinnen Schutz vor dem Regen. Überall krabbelt es aber das Innenmesh hält das Getier zuverlässig auf Abstand. Nur eine Spinne verirrt nach drinnen. Sie hat eine ausgeprägte Zeichnung auf dem Rücken. Diese Art habe ich noch nie zuvor gesehen.



    Erst um 13 Uhr entschließe ich mich trotz Nebels zum Aufbruch. Es geht zunächst wieder über Geröll doch plötzlich in einem Wald nahezu undurchringlicher Nadelbüsche wieder. Entweder ist der Pfad zugewachsen oder ich finde ihn nicht. So muss ich mich ein ganzes Stück durch das Dickicht kämpfen. Dabei reißen die Büsche an meiner Kleidung und schlagen mir ins Gesicht. Ohne GPS wäre ich hoffnungsvoll verloren aber so finde ich glücklicherweise endlich auf einen Pfad zurück der mich hinab in einen Nadelwald führt. Auch hier ist der Weg oft nicht mehr zu erkennen. Es geht über den Bilugu Mare und weiter über den Bilugu Mic. Mit der Zeit werden die Wege breiter. Überall sprießen Pilze aus dem Waldboden. Kurz vor dem Tulisa-Sattel gibt es eine Art Zeltwiese mit Feuerstellen. Über breite Kieswege geht es weiter und ich passiere ein großes Stahlkreuz mit der rumänischen Flagge auf der Spitze. Kurz darauf finde ich nördlich des Tulisa-Gipfels endlich wieder eine Quelle. Das Wetter fühlt sich nach Wintereinbruch an. Es ist ziemlich windig, kalt und neblig. Je breiter die Wege werden umso mehr Müll ist leider auch vorzufinden. Um 17 Uhr erhasche ich den ersten Blick auf eine Stadt mit großem Kraftwerkskamin die ich für Petrosani halte, es handelt sich jedoch um Lupeni. Der Plan ist heute eine Schutzhütte zu finden, da das Equipment doch noch ziemlich nass ist und ein relativ starker Wind geht. Auf der Karte sind nördlich von Lupeni mehrere Sennhütten eingezeichnet. Die Stana Zanoaga ist leider nur noch ein Holzgerippe und so laufe ich ein Stück zurück wo ein Weg nach Lupeni hinabführen soll. Das Unterfangen endet wieder in Querfeldeinlaufen nach GPS. Schon bald kommt die "Hütte" in Sicht und auch Lupeni ist recht nahe gerückt.



    Auch diese Hütte ist fast ganz eingestürzt. Nur noch ein kleiner Unterschlupf ist übriggeblieben. Dieser wird aber scheinbar noch regelmäßig von Hirten genutzt. Die Gummimatten des Dachs sind als Isomatten ausgebreitet worden und in der Mitte wurde eine Feuerstelle errichtet. Sogar Feuerholz liegt noch bereit. So mache ich es mir gemütlich und um 19 Uhr brennt ein Feuerchen. Morgen geht es nach Lupeni und mit öffentlichen Verkersmitteln irgendwie weiter nach Petrosani.

    Zuletzt geändert von tarpir; 06.12.2013, 12:59.

  • grenzenlos
    Dauerbesucher
    • 25.06.2013
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    #2
    AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

    Echt schöner Bericht und tolle Bilder!
    Wir kennen die Gegend etwas. Allerdings liegt dies schon über 25 Jahre zurück. Trotzdem kommen viele, viele Erinnerungen zurück. Dankeschön und weiter so!

    Gruß Wi grenzenlos
    Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

    Gruß, Wi grenzenlos

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    • Baciu
      Dauerbesucher
      • 18.07.2013
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      #3
      AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

      Sehr schöner Bericht von einer tollen Gegend. Schade das mit dem vielen Nebel und Regen. Ja so ne Anreise mit Lkw ist schon recht originell. Mit dem Trampen im Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten habe ich auch schon meine Erfahrungen gemacht. 1988 zu viert mit 4 großen Rucksäcken nie ein Problem. Jetzt scheint es so, je dicker die Autos desto geringer die Bereitschaft anzuhalten. Aber es hat ja dann doch noch geklappt
      Das Tarcu ist leider bekannt für Allrad und Enduro-Rennen
      Das rote Quadrat ist normalerweise die Nationalparkbegrenzung. Die Gruniu-Kette runter nach Lupeni steht auch noch auf meiner to-do-Liste.
      Bin mal gespannt auf die restlichen 2500er

      Grüße
      Falk
      Zuletzt geändert von Baciu; 02.11.2013, 11:15.

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      • Enja
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        • 18.08.2006
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        #4
        AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

        Um die Zeit waren wir gar nicht weit weg. Insofern bin ich gespannt auf den Wintereinbruch.

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        • Abt
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          • 26.04.2010
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          #5
          AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

          Vielen Dank für deinen Bericht.
          Mich hat schon immer gewundert, welch faszinierende Anziehungskraft auf Trekker diese grasbewachsenen Berge dort ausüben.

          Deine Bärenangst scheint mir etwas übertrieben. Die Tiere werden offenbar stark bejagd, so dass die Bestandsangaben nicht mehr stimmen und Sichtungen oder eskalierende Situationen mit Menschen sind allgemein selten in der Region. Wir haben am Plaiul Mic Sattel immer deren blauschwarzen Kot gefunden, mitunter auch Spuren an den Bäumen

          Gab es Gründe, weshalb du anscheinend nicht auf den bekanntesten Gipfel des Tarcugebirges, den Tarcu hoch bist?
          Schleißlich machen sie doch das Wetter da. Sorry, wenn ich es nicht richtig gelesen habe


          Schade mit dem Wetter, aber das habe ich dort auch meist so erwischt. Heute würde ich seelenruhig in der nächsten Hütte abwarten, bis das Mistwetter weg ist.
          Zuletzt geändert von Abt; 13.11.2013, 17:02.

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          • tarpir
            Anfänger im Forum
            • 27.03.2013
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            #6
            AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

            @Falk: Aah, gut zu wissen das mit den roten Quadraten

            @Enja: Wo wart ihr denn?

            @Abt: Den Tarcu habe ich tatsächlich ausgelassen Grund war die Empfehlung des Hüttenwarts auf der Route nördlich davon zu übernachten. Am nächsten Morgen hatte ich dann keine Lust auf den Umweg, Hauptziel waren ja die 2500er ;)

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            • Enja
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              #7
              AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

              Am eisernen Tor und dann weiter die Donau entlang. Im September war es schon zu kalt, um noch im Schwarzen Meer zu baden. Und in der Ukraine erklärte man uns, es sei der kälteste September seit 90 Jahren. Dazu passt doch dann der "Wintereinbruch".

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              • Abt
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                • 26.04.2010
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                #8
                AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                Was hattest du eigentlich für eine Softweare zum orientieren? Ohne GPS ist das kein leicht zu lösendes Problem da vor Ort.
                Den Sadovanu-Gipfel beispielsweise kann ich weder auf der alten noch auf einer neueren Karte irgendwo finden. Woher stammt diese Angabe?

                Hier hilfsweise noch einmal eine uralte Karte die ich noch da habe:


                Hier einmal die neuere Version
                Zuletzt geändert von Abt; 14.11.2013, 00:29.

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                • Baciu
                  Dauerbesucher
                  • 18.07.2013
                  • 967
                  • Privat


                  #9
                  AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                  Zitat von Abt Beitrag anzeigen
                  Den Sadovanu-Gipfel beispielsweise kann ich weder auf der alten noch auf einer neueren Karte irgendwo finden. Woher stammt diese Angabe?
                  Also auf meiner alten Wanderkarte (Munţii Nostri Harta Turistică – Muntele Mic – Ţarcu (1989)) ist ein 1996 m hoher Vorgipfel auf dem Weg zum Ţarcu eingezeichnet. Dieser heißt laut OpenStreetMap Sadovanu. Ob das korrekt ist kann ich nicht sagen.

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                  • nicki1005
                    Erfahren
                    • 30.04.2011
                    • 376
                    • Privat


                    #10
                    AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                    Danke für den Bericht! Hoffentlich gehts bald weiter :-)

                    Auf meiner Karte von 2013 ist der Sadovanu Gipfel übrigens eingezeichnet.

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                    • Abt
                      Lebt im Forum
                      • 26.04.2010
                      • 5726
                      • Unternehmen


                      #11
                      AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                      Also ich habe die Karte vom Muntii Nostre von 1990 zur Hand, da ist der Sadovanu genannte Berg nicht drauf, die von Falk angegebene Höhenmarke ist namenlos und liegt westlich vom Tarcu. Bei uns war der Berg zuletzt auch ganz im Nebel.

                      Nicki, kannst du bitte mal eine Angabe zur neuen Karte machen?

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                      • blauloke

                        Lebt im Forum
                        • 22.08.2008
                        • 8843
                        • Privat


                        #12
                        AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                        Zitat von Baciu Beitrag anzeigen
                        Also auf meiner alten Wanderkarte (Munţii Nostri Harta Turistică – Muntele Mic – Ţarcu (1989)) ist ein 1996 m hoher Vorgipfel auf dem Weg zum Ţarcu eingezeichnet. Dieser heißt laut OpenStreetMap Sadovanu. Ob das korrekt ist kann ich nicht sagen.
                        Hier ein Link zur OpenStreetMap Karte.
                        Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                        • Abt
                          Lebt im Forum
                          • 26.04.2010
                          • 5726
                          • Unternehmen


                          #13
                          AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                          Ja Danke.
                          Ich habe es schon registriert, dass es da offensichtlich unterschiedliche Angaben zwischen den dargestellten Karten und neuerer elektronischer Software gibt. Schlimm genug. Die alte Karte habe ich in Absprache mit den User zur Übersicht hereingestellt.
                          Ich bitte euch, jetzt den schönen Beitrag des Users hier nicht mit unserer Kartedisskusion zu zumachen. Das war nicht meine Absicht. Ich danke für euer Verständnis.
                          Gruß Ali

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                          • tarpir
                            Anfänger im Forum
                            • 27.03.2013
                            • 19
                            • Privat


                            #14
                            AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                            Sorry für die späte Antwort! Als GPS-Datensatz habe ich die Freizeitkarte basierend auf der OSM verwendet (http://www.freizeitkarte-osm.de/de/index.html). Allerdings sind hier lange nicht alle Wanderwege verzeichnet (siehe zweiten Teil des Reiseberichts). Zudem war der Hüttenwart so nett und hat mich den Kartenausschnitt abfotografieren lassen:

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                            • tarpir
                              Anfänger im Forum
                              • 27.03.2013
                              • 19
                              • Privat


                              #15
                              AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                              Etappe 2
                              Von Petroşani nach Sibiu (Herrmannstadt)
                              Paring- und Lotru-Gebirge (5 Tage, 100 km, 5100 hm)


                              Dieser Abschnitt der Tour verlief leider nicht wie geplant. Auf der Karte ist der zu Fuß zurückgelegte Weg in rot eingezeichnet. Der rote Kreis stellte das eigentliche Ziel der Tour dar, die Hohe Rinne (Păltiniș). Leider habe ich mich gegen Ende verlaufen und so den gelb eingezeichneten Weg als Beifahrer eines Holztransporters zurückgelegt.



                              Tag 7, Sa 14.09.2013, ab Petrosani: 8,5 km, 1000 hm
                              Ein Feldweg führt mich bergauf an den letzten Häusern vorbei. Es beginnt wieder zu regnen und so stelle ich mich kurz bei einem Carport unter. Der Feldweg wird schon bald zu einem matschigen Wald- und Wiesenpfad mit einigen Viehgattern. Von Zeit zu Zeit kommt ein Bauernhof in Sicht. Zwei Rumänen kommen mir mit prall gefüllten Pilzbeuteln entgegen, ansonsten begegne ich nur einem Hirten dessen Hund mich mit lautem Gebell begrüßt. Kurz vor 16 Uhr erreiche ich einen kleinen Ort und die Cabana Buta. Hier wollte ich möglicherweise übernachten, als ich jedoch sehe, dass es sich dabei um ein teures Wellnesshotel handelt, verwerfe ich diesen Plan schnell wieder. Stattdessen frage ich an der Rezeption freundlich ob ich mein Handy laden könne. Mit fast leerem Akku will ich nicht unbedingt in die Berge ziehen. Der Rezeptionist kann gut Englisch und ist sehr freundlich. Während der Akku lädt gönne ich mir in der Hotelbar ein Bier und einen Kaffee. Die wenigen Leute wundern sich über den komisch gekleideten schlammverschmierten Wilden, zumindest kommt es mir so vor Draußen schüttet es wieder wie aus Kübeln.



                              Um 17 Uhr ziehe ich mit voll geladenem Handyakku weiter. Der Weg führt ziemlich steil an einem Sessellift entlang. Eine Stunde später erreiche ich einen kleinen Wintersportort. Auf der Karte ist hier eine Schutzhütte eingezeichnet. Bei der Suche kommen mir zwei Rumänen entgegen. Sie haben ihre Tour aufgrund des schlechten Wetters abgebrochen. Es regnet schon wieder heftig, zudem soll weiter oben ein Schneesturm toben. Na das sind ja schöne Aussichten! Die Schutzhütte ist nicht auffindbar und so spreche ich eine Gruppe Rumänen an die trotz des miesen Wetters am Grillen ist. Sie sind ungefähr in meinem Alter und so versuche ich mein Glück mit Englisch. Tatsächlich verstehen sie mich, von einer Schutzhütte wissen sie jedoch nichts. Kurzerhand werde ich eingeladen bei ihnen zu übernachten Die Frau des Gastgebers zeigt mir mein Zimmer, danach gibt es Essen und Bier. Bis in die frühen Morgenstunden feiern wir bei einem Musikmix aus Rockklassikern und rumänischen Liedern. Aus dem Schwarzwald habe ich in weiser Voraussicht ein paar Kirschwässerchen mitgebracht die gut ankommen.

                              Tag 8, So 15.09.2013, 13 km, 1350 hm, 600 hm Abstieg
                              Gegen 9 Uhr wache ich mit leichten Kopfschmerzen auf Im Esszimmer herrscht allgemeine Katerstimmung. Gegen 13 Uhr packe ich meine Ausrüstung zusammen, verabschiede mich von allen und ziehe weiter. Heute ist wider Erwarten super Wetter mit blauem Himmel und Sonnenschein. Ich komme an ein paar kleineren Cabanas, Aprés-Ski-Hütten und einer Skilift-Station vorbei. In der Ferne sind die weißen Bergspitzen des Paring-Gebirges zu sehen. Der erste Schnee der Saison!



                              Der Kammweg mit der weiß-rot-weißen Markierung führt an der Südflanke unterhalb des Parangul Mic Gipfels entlang. Hier kommt mir ein einzelner Wanderer entgegen. Seiner Aussage nach sind die Schneeverhältnisse oben nicht bedenklich. Nach 1,5 Stunden lege ich eine kurze Pause ein, da ich heute noch nichts gegessen habe. Mit zunehmender Höhe schließt sich die Schneedecke immer weiter. Die Schutzhütte hier oben ist nur für den Notfall zu empfehlen. Im Inneren ist es ziemlich schlammig und es gibt keinen Tisch oder eine andere erhöhte Schlafmöglichkeit. Leider hat sich das Wetter doch wieder verschlechtert. Die Sicht beträgt teilweise nur 5-10 Meter. Kurz vor dem Carja-Gipfel kommen mir zwei weitere Wanderer entgegen. Sie warnen mich vor einer Bärenmutter die mit ihren zwei Jungen hinter dem Gipfel etwa 50 Meter vom Wanderweg entfernt im Schnee spielt. Ich solle aufpassen und das Pfefferspray bereithalten. Mit ziemlich erhöhtem Adrenalinspiegel setze ich den Weg fort. Bei 10 Meter Sichtweite habe ich keine Chance einen Bären von weitem zu entdecken. So bleibt mir nur eines übrig: Die Bärin mit Lärm auf mich aufmerksam machen um sie nicht zu erschrecken. Nun ist also ist Singen und Stöcke aneinander schlagen angesagt. Immer wieder sehe ich mich in alle Richtungen um, kann jedoch nichts entdecken.

                              Kurz vor dem dritten 2500er, dem Parangul Mare, reißt der Nebel endlich auf. Die Schneehöhe beträgt hier ca. 20 cm. Am Grat entdecke ich zum ersten Mal ein wunderbares Phänomen: Auf der linken Seite des Kammwegs liegt das Tal im Nebel, von rechts scheint die Sonne. Auf dem Nebel entsteht nun eine Art Regenbogen mit meiner Silhouette im Mittelpunkt. Einfach nur wow!



                              Um 18 Uhr ist der Parangul Mare Gipfel mit seinen 2519m geschafft. Der Ausblick ist super aber es geht ein heftiger Wind und so mache ich mich nach ein paar Fotos schnell an den Abstieg.



                              So langsam sollte ich mich nach einem geeigneten Zeltspot umsehen, wenn möglich windgeschützt und ohne Schnee. Der ursprüngliche Plan war es zu einem der nördlich gelegenen Seen abzusteigen, von hier oben sieht das Terrain jedoch absolut ungeeignet aus. Auf der Nordseite ist es ziemlich stürmisch und am See ist keine geröllfreie Stelle auszumachen. Glücklicherweise finde ich gegen 19:30 eine windstille Grasfläche südlich des Paclisa-Gipfels. Die Sonne geht bereits unter und erzeugt ein tolles Farbspiel zusammen mit den Bergen und Wolken. Es ist ganz schön kalt und so wird im Schlafsack gegessen.



                              Tag 9, Mo 16.09.2013, 29 km, 900 hm, 1300 hm Abstieg
                              Ich erwache gegen 7 Uhr mit der ersten Morgenröte. Beim Blick aus dem Zelt sehe ich eine wahnsinnig tolle Morgenstimmung und springe zum Fotoschießen schnell nach draußen. Es ist a-kalt aber bei dem Anblick lohnt sich das Frieren allemal. Vor mir schiebt sich die Sonnenscheibe langsam über die Berge, hinter mir glüht der Parangul-Mare im Morgenrot.





                              Doch nun schnell wieder zurück in den warmen Schlafsack! Ich döse noch ein bisschen bevor es ans Frühstücken geht. Jetzt sind auch meine letzten Wasserreserven aufgebraucht. Gegen 9:30 ist alles im Rucksack verstaut und es geht weiter. Nächste Aufgabe: Wasser finden. Auf der Karte sind keine Quellen entlang des Grates verzeichnet. Eine sichere Möglichkeit an Wasser zu kommen wäre der Abstieg zu einem der Seen vom Piatra Taiata Sattel aus (Markierung rotes Kreuz). Dies stellt auch eine der beiden beschriebenen Varianten dar. Ich entscheide mich trotzdem für die zweite Variante welche dem Kammweg folgt.

                              Kurz nach 12 Uhr erreiche ich den Sattel vor dem Iezer-Gipfel an dem man den markierten Kammweg in Richtung Carbunele 1 verlässt. Hier erwarten mich schon Schafherden mit ihren Hunden. Zum Glück verjagen die Schäfer die Hunde bevor ich gefressen werde Der Puls ist trotzdem jedes Mal erhöht, wenn bis zu sieben große Schäferhunde bellend und mit gefletschten Zähnen auf einen zugerast kommen. Erst wenige Meter entfernt stoppen sie dann um einen zu umzingeln. Da heißt es Ruhe bewahren, keine schnellen Bewegungen machen, auf die Waden aufpassen und mit den Hunden reden ;) Vom Carbunele 1 hat man im Südosten einen guten Blick auf die Hochstraße 67C, die sich hier durch die Berge schlängelt. Schon von Weitem ist eine Ansammlung von Hütten zu sehen wo der Weg am Carbunele 2 auf die Hochstraße trifft. Es handelt sich dabei um Fressbuden und Ramschläden für die Autotouristen. Da ich bis jetzt immer noch kein Wasser gefunden habe kaufe ich mir hier eine 2 Liter Flasche für 6 Lei.



                              Ab hier geht es ein kleines Stück entlang der Hochstraße bis zur ersten Abzweigung, an der man die asphaltierte Hochstraße nach rechts verlässt und einer unbefestigten Straße (Feldweg) folgt.



                              Kurz nach der Abzweigung lege ich eine Mittagspause ein. Eine Vertiefung bietet Schutz vor dem Wind und sogar die Sonne zeigt sich Plötzlich taucht ein Hund auf, angelockt von der Salami die ich gerade für den Bohneneintopf schneide. Es wird sich wohl um einen Streuner handeln denke ich mir. Wenigstens hält er einen großen Abstand. Keine zwei Minuten später kommt ein zweiter dazu. Und ein dritter. Und ein vierter. So langsam wird die Sache ein wenig brenzlig, ich möchte ja nicht wegen einer Salami von einer Meute streunender Hunde zerfleischt werden. Inzwischen sind es schon sechs und einer kommt ganz frech auf wenige Meter heran. Ich stehe auf und spreche mit ihm während ich überlege was nun zu tun ist. In diesem Moment schlendert ein Schäfer um die Ecke. Es sind also doch keine wilden Streuner! Puuh! Er grüßt freundlich und läuft an mir vorbei den nächsten Hügel hinauf. Die Hundemeute folgt ihm widerwillig. Jetzt ist endlich essen und relaxen im Sonnenschein angesagt. Plötzlich ruft mir der Hirte vom Hügel aus etwas auf Rumänisch zu. Leider habe ich keine Ahnung was er meinen könnte und bin mir auch nicht sicher ob er überhaupt mich meint. Im Nachhinein glaube ich er wollte mich vor dem herannahenden Unwetter warnen. Bis ich alles für den Aufbruch zusammengepackt habe ist er schon wieder unten bei mir angelangt. Er begrüßt er mich mit "Servus!". Das höre ich hier auch zum ersten Mal Als ich erzähle, dass ich zum Vidra See laufe, gibt er mir den Tipp dem Sessellift ins Tal zu folgen. Ich verabschiede mich und folge dem Feldweg der sich so weit das Auge reicht am Hang entlangzieht.

                              Das Wetter verschlechtert sich nun schlagartig. Die Sonne verschwindet hinter den Wolken und ein kalter Wind weht. Auf dem Weg vor mir taucht plötzlich ein Hund auf. Er ist nicht wirklich damit einverstanden mich durchzulassen. Zum Glück kommt gerade ein Auto dem er bellend hinterher rennt. Wie auf einen Schlag fängt es an heftig zu Hageln. Alle Umgebungsgeräusche werden vom Prasseln der Eiskörner auf die Kaputze der Hardshell verschluckt. Und schon wieder versperrt mir ein Hund den Weg. Als ein lauter Donnerschlag die Luft zerreist zuckt er jedoch zusammen und sieht völlig verängstigt aus. Er gibt keinen Mucks mehr von sich und folgt mir stattdessen auf den Fersen. Immer wieder hält er an und schaut sich um, vermutlich sucht er seine Herde. Ich komme an einer Abzweigung vorbei an der ich mich rechts auf dem Feldweg halte. Etwas weiter stoße ich auf ein "Zigeunerlager". Hier stehen Autos, Zelte und provisorisch errichtete Unterstände. Ich werde von einem entgegenkommenden Mann direkt nach Zigaretten und Alkohol gefragt. Noch ein Stück weiter komme ich an eine weitere Abzweigung. Sie führt nach links zu einer Liftstation hinauf. Leider habe ich von dem Gebiet hier keine Papierkarte sondern nur unvollständige GPS-Daten. Dem Rat des Hirten folgend nehme ich diese Abzweigung und folge dem matschigen Pfad. Ein ganzes Stück rechts des Weges ist eine Art Hütte mit Umzäunung. Die Hunde lassen nicht lange auf sich warten. Zwei an der Zahl stürmen auf mich los und fletschen die Zähne. So langsam geht es mir ganz schön auf die Nerven mit diesen Kläffern. Auch dieses Mal kommt kein Hirte zu Hilfe. Eine gute Viertelstunde rede ich auf die beiden ein bis sie mehr oder weniger das Interesse verlieren. Ganz langsam setze ich den Weg fort. Das Gebell verstummt erst als ich außer Sichtweite bin. Ein Weg führt nun entlang eines Sessellifts hinunter in Richtung Vidra-See. Nichts ahnend folge ich ihm bis zur unteren Liftstation nur um festzustellen, dass der Weg hier endet. So muss ich den ganzen Weg wieder nach oben laufen und habe eine gute halbe Stunde verloren.



                              Um den Hunden von vorhin auszuweichen gehe ich querfeldein den direkten Weg zur ursprünglichen Schotterstraße zurück. Hier begegne ich nun dem Hirten mit seinen Schafen. Er erklärt mir, dass ich dem anderen Lift viel weiter vorne hätte folgen müssen. Vom planlosen Rumirren habe ich jedoch genug und folge nun strikt dem im GPS eingespeicherten Weg. Er windet sich stetig bergauf bis gegen 19:30 Vârful Pietrii (1970 m), der erste Gipfel aus kristallinem Kalkstein, in Sicht kommt. Zumindest vermute ich, dass es sich um diesen handelt ;)



                              Schon kurz darauf ergibt sich ein super Ausblick auf den fast vollständig unter Wolken verdeckten Vidra-See in der Abenddämmerung.



                              Ich folge dem Weg in Serpentinen hinab in den Sattel und wieder hinauf Richtung Vârful Pietrii. Im Dämmerlicht blicken mir ein paar grasende Esel verwundert nach. Die Sonne ist schon untergegangen und der Vollmond taucht die Natur in ein kaltes Licht. Etwas unheimlich ist es hier schon so ganz allein. Im Schein der Stirnlampe geht es weiter bis kurz vor die Abzweigung Richtung Norden die zur Straße Dn7a hinunterführt. Morgen geht es von hier aus nur noch bergab bis zum Vidra-See.

                              Tag 10, Do 17.09.2013, 27 km, 1000 hm, 1000 hm Abstieg
                              Gegen 8 wache ich das erste Mal auf. Draußen stürmt es leicht und Wasser tropft vom Mesh-Innenzelt. Mit dem Reisehandtuch wird alles einigermaßen trocken getupft. Gegen 9 Uhr werde ich durch Glockengeläut geweckt. Ich habe das Zelt in der Nacht nicht weit von einer steil abfallenden Felswand aufgebaut. Unterhalb des Spots liegen große Weideflächen. Von einer nahe gelegenen Alm ziehen jetzt die Kühe hier herauf. Um 9:30 ist wieder alles bereit zum Aufbruch. Es sind nur ein paar hundert Meter von hier bis zur Abzweigung. Von dort führt ein Schotterweg bergab über Hochweiden bis er weiter unten in den Wald eintaucht. Bis zur Straße Dn7a sind es ca. 3 Kilometer. Der Straße folge ich dann stetig bergab bis zum Vidra-See über vier lange Kilometer Asphalt. Wenn jemand weiß wie man dieses Stück vermeiden kann, würde ich mich über eine kurze Beschreibung freuen ;)



                              Am See angekommen zweigt man rechts ab und folgt einer unbefestigten Straße Richtung nordöstlichem Seezipfel. Nach ca. einem Kilometer gelangt man zu großen, vermutlich verlassenen, Hochhäusern. Das ganze erinnert stark an eine Geisterstadt. Direkt an der Straße befindet sich eine Art Restaurant das sogar geöffnet hat. Aus dem Inneren dringen Stimmen zu mir nach draußen. Nach weiteren 3,5 km erreicht man die Staumauer. Es ist inzwischen 12 Uhr. Ich komme mit einem älteren rumänischen Ehepaar ins Gespräch. Der Mann kann sogar ziemlich gut Deutsch. Sie sind mit dem Auto hierher gefahren um sich die Staumauer anzuschauen. Wenn ich möchte könne ich gerne mit ihnen bis nach Paltinis (Hohe Rinne) mitfahren. Dankend lehne ich natürlich ab ;)
                              Weiter geht es über die Staumauer und in südwestlicher Richtung weiter entlang des Seeufers. Um kurz vor 13 Uhr lege ich am Wegrand eine Vesperpause ein. Ca. 4,5 km nach der Staumauer erreicht man eine kleine Brücke. Vor der Brücke führt ein Weg rechts ab in den Wald hinein.



                              Nun geht es wieder stetig bergauf entlang eines Baches. Am Wegrand treffe ich immer wieder auf Lager von Waldarbeitern die mit Hilfe von Pferden die gefällten Bäume aus dem Wald ziehen. Der Schotterweg wird immer schmaler. Plötzlich hallt Lärm durch den Wald. Ich halte es zunächst für eine Kettensäge und denke mir nichts weiter dabei, bis hinter mir eine Gruppe Motocrosser angerast kommt. Der Weg ist jetzt so schmal, dass ich mich halb ins Gebüsch drücken muss um die Crosser durchzulassen... Ihr Lärm wird schon bald wieder von den Bäumen verschluckt. Ich rege mich immer noch über diese Typen auf als ich einen von ihnen auf dem Weg stehen sehe. Er hat wohl Probleme mit seiner Maschine. Nur wenige Meter von ihm entfernt trete ich laut knackend auf einen Ast. Er sieht erschrocken auf. Hat mich wohl für einen Bären gehalten Jetzt kommen auch schon die anderen zurückgefahren. Den Grund dafür stelle ich schon wenige Minuten später fest als der Pfad im Nichts endet! Nun ist guter Rat teuer. Mir bleibt nichts anderes übrig als mich durch die dichte Vegetation zu kämpfen.



                              Anfangs folge ich dem Bachlauf so gut es geht, dabei mache ich schön Lärm um keinen Bären zu überraschen. Das Vorankommen ist sehr anstrengend und laut GPS muss ich nun den Bach verlassen um mich eine steile Bergflanke hinaufzukämpfen. Endlich lichtet sich der Wald und gibt den Blick auf Hochweiden frei. Von Weitem höre ich es auch schon wieder bellen, die Schafherde ist jedoch so weit weg, dass die Hunde sich nicht die Mühe machen mich über diese Entfernung zu jagen :P Es geht nun stetig bergauf Richtung Piatra Alba (2178). An einer Gruppe von mannshohen Steinen lege ich eine kurze Verschnaufpause ein.



                              Am Gipfel angekommen stoße ich wieder auf den markierten Pfad. Es ist jetzt 17:15 und das Wetter verschlechtert sich zunehmend. Im Sattel zwischen Piatra Alba und Cristesti baue ich das Zelt an einer kleinen Grasschulter auf wo es vor dem Wind ein wenig geschützt ist. Kaum im Inneren fängt es an heftig und lange an zu regnen. Wieder tropft es ins Innenzelt... Sind die Nähte nicht dicht oder handelt es sich schlicht um Kondensat?

                              Tag 11, Mi 18.09.2013, 23 km, 850 hm, 1500 hm Abstieg
                              Der Wind hat in der Nacht gedreht und bläst nun mit voller Breitseite auf das Zelt. Zudem ist die Temperatur ziemlich abgesunken. Die Zeltplane ist gefroren! Ich bekomme den Reisverschluss kaum auf. Es ist wieder ziemlich neblig. Alles um mich herum ist weiß.



                              Von hier aus gibt es nun zwei Wege zur Hohen Rinne (Păltiniş): Eine kurze Variante bei der man nach Norden hin abzweigt und eine lange Variante bei der man dem Hauptkamm des Lotru-Gebirges über den Cristeşti-Gipfel (2233 m) folgt. Wahrscheinlich war auch mein Gehirn an diesem Morgen ein wenig eingefroren, denn ich halte den Weg über den Hauptkamm, aus welchem Grund auch immer, für den kürzeren. Wieder einmal weiche ich von dem zu Hause geschmiedeten Plan ab. Der Vorteil ist, dass der Kammweg eigentlich gut markiert sein sollte. Der Nachteil ist das fehlende Kartenmaterial. Auch auf dem GPS sind nur anfangs Wege eingezeichnet.



                              Der Wind ist so kalt, dass die dünnen Liner-Handschuhe nicht ausreichend wärmen. So befestige ich die Trekkingstöcke an der Brusttasche und ziehe die Ärmel der Hardshell über die Hände. Vollständig vermummt kann es um 9 Uhr losgehen und das Laufen wärmt ja zusätzlich. Der Kammweg führt nun über den Cristeşti-Gipfel (2233 m) zum Ştefleşti (2244 m). Es ist gar nicht so leicht den Wegmarkierungen im dichten Nebel zu folgen. Einige Male bin ich doch sehr erleichtert als nach einer gefühlten Ewigkeit wieder einer der weiß-rot-weiß markierten Steine auftaucht. Mit der Zeit wird die Sicht etwas besser, aber es ist immer noch schweinekalt. Nach etwa drei Stunden erblicke ich in der Ferne zwei Punkte die sich langsam auf mich zubewegen. Zwischen Negovanu Mare und Clabucet treffen wir aufeinander. Es ist ein französisches Pärchen. Die beiden sind ungefähr in meinem Alter und bereits seit drei Monaten unterwegs. Sie überqueren die gesamten Karpaten von Nord nach Süd! Sehr beeindruckend! Was sie über das Fagarasch-Gebirge berichten gefällt mir jedoch gar nicht. Dort hat es wohl so stark geschneit, dass man auf tiefere Routen ausweichen muss. Naja, darüber kann ich mir zu gegebener Zeit noch Gedanken machen. Wir tauschen schnell E-Mail-Adressen aus und ziehen weiter. Endlich zeigt sich die Sonne Da stört der leichte Schneeregen auch nicht weiter. Die Hochweiden sind nun nicht mehr in Weiß gehüllt und werden so langsam von Nadelbüschen abgelöst.



                              Hinter dem Clabucet-Gipfel (2054) verliere ich kurz den Weg, bin jedoch schnell wieder auf Kurs. Es geht nun hinab zum Wald. In der Nähe einer Hütte begegne ich zwei Schäfern mit Herde. Am Waldrand beginnt ein breiter Wanderweg. Es ist nun angenehm warm und die perfekte Gelegenheit für eine Mittagspause. Inzwischen ist es auch schon wieder 14 Uhr. Direkt am Waldrand finde ich ein Stück Wiese mit Quelle. Schnell ist das Kochzeug ausgepackt und Couscous zubereitet. Zum Nachtisch gibt es eine Tafel Schokolade Gegen 15 Uhr geht es weiter. Leider verpasse ich irgendwo eine Abzweigung und folge stattdessen dem breiten Schotterweg bergab. Markierungen habe ich nun schon länger nicht mehr gesehen und die GPS-Karte hilft mir auch nicht weiter. Nach einer Weile treffe ich auf Waldarbeiter die eine Art Graben ausheben und frage sie nach dem Weg zur Hohen Rinne. Die Verständigung ist sehr schwierig aber ich begreife, dass sie keinen Wanderweg dorthin kennen. Der Weg auf dem ich mich befinde führt zwar auch zur Hohen Rinne, jedoch über 24 km! Nach einer Weile Hin und Her kommt ihr Chef aus dem Wald gestapft. Er fackelt nicht lange und fährt mich mit seinem Jeep ein Stück weiter bis zu einer Forsthütte.



                              Da die Nacht bald anbricht (um 17 Uhr ist es dunkel) bietet er mir an hier zu übernachten. Bis zum nächsten Morgen will er eine Karte besorgen und mich mit dem Jeep bis zum Einstieg des richtigen Weges bringen. Ich bin begeistert von der Gastfreundschaft und nehme das Angebot an Er zeigt mir die Wasserquelle am Haus, spaltet noch schnell ein wenig Holz für den Ofen und kehrt dann wieder zu den anderen Arbeitern zurück. Gegen 18 Uhr fahren alle hinunter ins nächste Dorf. Er hält noch einmal kurz bei mir und läd mich auf einen Selbstgebrannten ein, dann habe ich die Hütte wieder für mich. Schnell ist ein Feuer entfacht und ich koche zum ersten Mal in meinem Leben Kaffee auf einem Holzofen. Schon was Tolles!

                              Tag 12, Do 19.09.2013
                              Um 9:30 kommt der Förster mit den Arbeitern zurück. Er fährt mich den Weg hinauf bis zum Anfang eines auf seiner Karte markierten Weges. Es handelt sich dabei jedoch nicht um den Kammweg den ich ursprünglich nehmen wollte. Er zeichnet mir eine Skizze und sagt ich solle immer nur geradeaus laufen und nur ein Mal links abbiegen. Leider kann er mir nicht genau erklären wo diese Abbiegung sein soll. Auf seiner Karte sieht es aus als müsste ich vor einer abgeholzten Fläche abbiegen. Ich verarbschiede mich, mache noch ein Foto mit seinem Jeep, schenke ihm eine kleine Flasche Kirschwasser und verspreche mich bei Erreichen des Ziels bei ihm zu melden.

                              Guter Dinge laufe ich drauf los und erreiche nach eine Weile tatsächlich eine große Lichtung. Hier biege ich links ab. Der Weg führt jedoch in eine völlig falsche Richtung, zumindest sieht es auf dem GPS so aus. Also wieder zurück und doch noch weiter geradeaus. Ziemlich verunsichert erreiche ich nach einer Weile eine Gruppe Waldarbeiter. Hier frage ich nach dem Weg. Sie sagen ich wäre total falsch und es gäbe hier keinen Weg zur Hohen Rinne. Nach etwas hin und her bringen sie mich zu einem jungen Lkw-Fahrer. Er kann zwar etwas Deutsch, aber einen Wanderweg kennt er auch nicht. Dafür bietet er mir an mich mit dem Sattelschlepper bis kurz vor Sibiu (Herrmannstadt) mitzunehmen. Mein Ehrgeiz lässt es eigentlich nicht zu den Weg unvollendet abzubrechen, aber die Aussicht auf planloses Umhergeirre und möglicherweise irgendwo mitten im Wald schlafen zu müssen ist auch nicht gerade toll. So nehme ich das Angebot schließlich an, auch wenn mich dieses Ende der Tour noch die nächsten Tage aufregt.
                              Der Fahrer ist etwas jünger als ich. Er hat damals in der Schule Deutsch gelernt und versteht fast alles was ich sage. Ganz stolz zeigt er mir ein Bild eines Holztransporters der vom Weg abgekommen und in einen Graben gestürzt ist. Kurz darauf zeigt er auf eine Stelle und meint das Bild sei hier entstanden. Er habe vor einer Woche einem entgegenkommenden Fahrzeug ausweichen wollen.... Sehr vertrauenserweckend Der Weg ist ganz schön holprig und wir werden in der Fahrerkabine ziemlich durchgeschüttelt. Nach einer Ewigkeit im Schneckentempo erreichen wir eine richtige Straße. Sie zieht sich durch süße kleine Orte mit bunten Häusern. Es sind viele Pferdekutschen unterwegs.



                              Kurz nach Tălmaciu muss der Lkw wegen einer Kontrolle abgestellt werden und ich setze den Weg Richtung Sibiu zu Fuß fort. Der Straße folgend versuche eine Mitfahrgelegenheit aufzugabeln. Niemand hält. Als ich schon fast keine Lust mehr habe den Daumen auszustrecken kommt wenigstens ein Taxi vorbei das mich mitnimmt. Der Fahrer bringt mich direkt in die Altstadt zu einer Jugendherrberge. Hier werde ich die nächsten Tage verbringen.

                              Sibiu (Herrmannstadt)
                              Altstadt:






                              Bier in Zwei-Liter-Flaschen und gesalzene Sonnenblumenkerne:


                              Freilichtmuseum:

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                              • Baciu
                                Dauerbesucher
                                • 18.07.2013
                                • 967
                                • Privat


                                #16
                                AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                Sehr schön. Bei meiner Karpatendurchquerung 1997 habe ich mich auch im Lotru verlaufen, musste mich dann querfeldein durchs Gebüsch bis zum Cindrel durchkämpfen und konnte von dort dann zur Hohen Rinne absteigen. Ist halt die am schlechtesten dokumentierte Ecke der Südkarpaten wie ich finde.

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                                • volx-wolf

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                                  • 14.07.2008
                                  • 5576
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                  Ganz großes Kino!
                                  Sehr schön beschrieben.
                                  Die Ecke Rumäniens wollte ich auch schon immer einmal noch weiter und detaillierter erkunden.
                                  Aber die Zeit...

                                  Jedenfalls hast Du mir gerade sehr gut die Mittagspause versüßt!

                                  Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
                                  daß wir unsere Gedanken kontrollieren können. (C.R. Darwin)

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                                  • Enja
                                    Alter Hase
                                    • 18.08.2006
                                    • 4869
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                    Da bricht der Winter ja ganz ordentlich ein. Zeitgleich haben wir uns am Schwarzen Meer den Hintern abgefroren.....

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                                      #19
                                      AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                      Zitat von Enja Beitrag anzeigen
                                      Da bricht der Winter ja ganz ordentlich ein.
                                      Ein bisschen Schnee in den Südkarpaten ist hoffentlich noch kein ordenlicher Winter!

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                                      • Enja
                                        Alter Hase
                                        • 18.08.2006
                                        • 4869
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                        Eher der Herbst. Der Mitte September aber eigentlich auch noch nicht fällig ist. Es war der kälteste September seit 90 Jahren dort.

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                                        • Abt
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                                          • 26.04.2010
                                          • 5726
                                          • Unternehmen


                                          #21
                                          AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                          Wow, dein abgebildetes Phänomen ist ein sogenanntes Brockengespenst. Im Regenbogen entsteht eine vergrößerte Spiegelung des eigenen Schattens
                                          Und dabei dachte ich immer, den sichtbaren Regenbogen kann man nicht erreichen

                                          Einmal sind wir damals, wenn ich mich richtig erinnere, von Orbisia Lotrului kommend über Vf.Timpa weiter über den Vf.Stefelesti nach Paltinis (Hohe Rinne). Bei gutem Wetter war der Weg eigentlich gut ausgezeichnet und nicht zu verfehlen.
                                          Ein anderes mal sind wir von Brezoi am Vidra-Stausee entlang, da war der gerade im Anstauen und die Straßen haben sich mir als elendiglich zu laufende, grobe Schotterpiste als Erinnerung meiner Fußsohlen festgehakt.
                                          Bemerkung: Orbisia Lotrulu,- das liegt an der Kreuzung der Bergstaßen,i und war immer eine Kulturinsel der besonderen Art
                                          Ist die jetzt verkommen oder... Gibt es die nicht mehr?

                                          Das von dir abgebildete hübsche Bauernhaus steht das im Dorfmuseeum in Sibiu? (Muzeul Satului, Dumbrava)
                                          Zuletzt geändert von Abt; 02.12.2013, 09:33.

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                                          • Baciu
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                                            • 18.07.2013
                                            • 967
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                                            #22
                                            AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten



                                            Wegweiser im Lotru

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                                            • Abt
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                                              • 26.04.2010
                                              • 5726
                                              • Unternehmen


                                              #23
                                              AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                              Darauf steht zu lesen: Paltinis prin Vf. Timpa 9 - 11 ore

                                              Viele von Tarpirs Angaben über Bauten, Unterstände und den Lift gab es früher gar nicht. Und auch mit den Erwähnten Bergen hapert es auf dem wenigen, was ich an Kartenmaterial da habe. Da hat Falk vollkommen Recht. Möglicherweise heißt der abgebildete Berg Spinx. Wenn die Text-und Bildreihenfolge so stimmen, müsste er eher den Latorita-Gebirge zuzuordnen sein.
                                              Da einmal nach seltenen Pflanzen zu suchen, ist bestimmt lohnend.

                                              Der Tip mit dem Weg am Lift könnte ein ziemlicher Fehler gewesen sein. Wie es sich so liest, kommst du zu weit östlich am Stausees Vidra heraus. An der Straße 67 C weiter entlang kommt man über Orbisia Lotrului, und von da an über den Berg Timpa auf dem Hauptkamm lang. Aber das ist Schnee von gestern.
                                              Bist du einen kleinen Umweg bis zum Urdele-Pass(2240m) vor gegangen? ( früher die höchste Passpasage in Rumänien)
                                              Zuletzt geändert von Abt; 29.11.2013, 13:34.

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                                              • Nita
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                                                • 11.07.2008
                                                • 1744
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                Hey,

                                                habe mich hierher "verirrt" und bin begeistert: Richtig schöne Tour! Phantastische Farben und sogar Schnee!!!

                                                Scheint eine gute, solotaugliche Alternative für den Herbst zu sein. Danke fürs Erzählen.
                                                Reiseberichte

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                                                  • 23.03.2013
                                                  • 253
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                  Ahh, schön
                                                  Ich werde mich nächstes Jahr wohl auch mal ins Retezat verirren, da hat mich dein Reisebericht mit den herrlichen Fotos jetzt nochmal ordentlich bestärkt.
                                                  Danke für den tollen Bericht!

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                                                  • tarpir
                                                    Anfänger im Forum
                                                    • 27.03.2013
                                                    • 19
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                    Da bricht der Winter ja ganz ordentlich ein.
                                                    Die zwei Meter Schneehöhe kommt erst im dritten Teil (Fagarasch) ;)


                                                    dein abgebildetes Phänomen ist ein sogenanntes Brockengespenst
                                                    Danke für die Info! Diese Bezeichnung hatte ich auch noch nie gehört.


                                                    über den Vf.Stefelesti nach Paltinis (Hohe Rinne). Bei gutem Wetter war der Weg eigentlich gut ausgezeichnet und nicht zu verfehlen.
                                                    Der Weg ist auch gut ausgezeichnet, ich habe wahrscheinlich schlicht aus Unachtsamkeit eine Abbiegung im Wald verpasst ;)


                                                    Bemerkung: Orbisia Lotrulu,- das liegt an der Kreuzung der Bergstaßen,i und war immer eine Kulturinsel der besonderen Art
                                                    Ist die jetzt verkommen oder... Gibt es die nicht mehr?
                                                    Dort bin ich nicht vorbeigekommen, kann also keine Aussage dazu machen.


                                                    Das von dir abgebildete hübsche Bauernhaus steht das im Dorfmuseeum in Sibiu?
                                                    Richtig erkannt


                                                    Bist du einen kleinen Umweg bis zum Urdele-Pass(2240m) vor gegangen?
                                                    Nein, den habe ich rechts liegen lassen.



                                                    Der Tip mit dem Weg am Lift könnte ein ziemlicher Fehler gewesen sein. Wie es sich so liest, kommst du zu weit östlich am Stausees Vidra heraus. An der Straße 67 C weiter entlang kommt man über Orbisia Lotrului, und von da an über den Berg Timpa auf dem Hauptkamm lang.
                                                    Das hört sich nach einer guten Alternative an die westlich am Vidra-See vorbeiführt (hier grob in grün eingezeichnet). Ich bin den roten Weg gelaufen mit Abstecher zur unteren Liftstation des kleinen Lifts (gelb, rechts). Der große Lift (gelb, links) führt laut Satellitenbildern wohl tatsächlich direkt zum Vidra-See hinunter, allerdings hätte ich dort dann ziemlich lange der Dn7a folgen müssen.

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                                                    • Abt
                                                      Lebt im Forum
                                                      • 26.04.2010
                                                      • 5726
                                                      • Unternehmen


                                                      #27
                                                      AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten



                                                      Das ist mal eine alte Karte der Gegend mit Wanderwegen, die südlich am Vidra-See entlangführende Straße war noch im Bau.

                                                      Hier einmal die alte Straße zum Urdele-Pass. Es könnte der Nebenweg sein, den man als Serpentine auf der Karte sieht.



                                                      Die Variante, den Paring- Kammverlauf nördlich vom Urdele aus weiter in Richtung Osten über den Capatiina-Rücken und die Buila-Vinaturita zu gehen, ergibt sich sich als mögliche, intressante Alternative. Allerdings ist die Buila-Vinaturita nicht ganz von ohne und setzt Trittsicherheit voraus. Die Felsenklöstern Patrunsa und Pahomie bei Cheia sind mir als einmalig in Erinnerung .

                                                      Hast du Lebensmittel in den Städten unterwegs nachgekauft?
                                                      Zuletzt geändert von Abt; 27.02.2014, 19:37.

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                                                      • schlump
                                                        Erfahren
                                                        • 24.01.2008
                                                        • 204
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                        Irre ich mich, oder sollte es eigentlich nicht noch weiter gehen? Du hattest im ersten Posting geschrieben, dass du bis Mitte Oktober unterwegs warst...
                                                        ALL YOUR BASE ARE BELONG TO US

                                                        View my flickr

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                                                        • tarpir
                                                          Anfänger im Forum
                                                          • 27.03.2013
                                                          • 19
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                          @Abt: In Petrosani und Sibiu habe ich Verpflegung gekauft, sonst nicht.

                                                          Habe jetzt endlich die Zeit gefunden den letzten Teil zu schreiben. Viel Spaß damit ;)



                                                          Etappe 3
                                                          Von Sibiu (Hermannstadt) nach Brașov (Kronstadt)
                                                          Fogarasch(Făgăraș)-Gebirge (9 Tage, 110 km, 8000 hm)





                                                          Tag 1, So 22.09.2013, ab Turnu Roşu: 21 km, 2200 hm Aufstieg
                                                          Heute heißt es früh aufstehen. Um 6 Uhr geht der Wecker. Von Sibiu nehme ich den Zug nach Turnu Roşu. Nach 30 Minuten Fahrt ist das kleine Örtchen am Fuße des Fogarasch-Gebirges erreicht. Vom Bahnhof aus geht es Richtung Südosten durch die Gassen bunt gestrichener Häuser.



                                                          Dem GPS folgend erreiche ich bald den Ortsrand. Hier verlasse ich die Straße an einem großen Jesus-Kreuz und folge dem steilen Stich rechts den Hang hinauf. Alternativ kann man wohl auch der Straße bis zum Friedhof folgen und von dort aus zum Kamm aufsteigen. Der Weg führt über waldbewachsene Hügel. Nicht weit vom Dorf entfernt treffe ich mitten auf dem kleinen schlammigen Pfad auf Bärenspuren. Es gibt sie also tatsächlich



                                                          Nach einer Weile komme ich zu einer Abzweigung. Die Markierung rotes Kreuz ist hier nicht zu finden, dafür sind grüne und rote Pfeile auf die Bäume gemalt worden. Nach einem kurzen Blick auf die GPS-Karte entscheide ich mich für den linken Weg mit den grünen Pfeilen. Kurz darauf treffe ich auf die erste, kaum noch sichtbare, rote-Kreuz-Markierung. Der Weg führt nun über eine große Lichtung bevor er wieder in den Wald eintaucht. Von Links dringt Gesang aus dem Tal herauf. Es ist wohl eine Beerdigung am Friedhof im Gange. So langsam erreiche ich die tief hängende Nebelgrenze. Der Wald ist gespenstisch leise, jeder meiner Schritte überproportional laut. Am Wegesrand hat jemand einen Tierschädel auf einen Stock gespießt.



                                                          Schon bald führt der Weg aus dem Wald hinaus auf Hochweiden. Der Nebel hüllt mich nun wieder vollständig ein. Ich bleibe kurz stehen um die Position mittels GPS zu checken, da höre ich ein Geräusch aus dem Gebüsch etwa 15 Meter entfernt. War das etwa ein Knurren?? Vielleicht hat auch nur ein Baum geknarrt... Beim Weitergehen schaue ich mich immer wieder um, ganz geheuer ist mir das nicht. Gegen 12:40 Uhr erreiche ich Chica Pietrelor (1606 m). Vom Dorf waren es ziemlich genau drei Stunden hier herauf.



                                                          Ab ca. 2000 m Höhe überschreite ich die Schneegrenze. Vor mir sind wohl mindestens zwei Personen unterwegs. Ich folge ihren Spuren durch den immer höheren Schnee und trotte gedankenverloren durch die weiße, in Nebel gehüllte, unwirkliche Bergwelt. Plötzlich landet eine Taube neben mir! "Wo kommst du denn her und was machst du hier oben ganz alleine?". Die Taube denkt wohl das gleiche über mich ;) Schon wenige Minuten später macht es wieder "Flap, flap" und zwei Tauben landen nicht weit von mir im Schnee. Merkwürdig... Als kurz darauf vier Tauben neben mir landen wird mir die Sache unheimlich. Wieso halten sie sich hier oben auf wo bei der Schneedecke doch bestimmt keine Nahrung zu finden ist?



                                                          Auf Mittagessen verzichte ich ausnahmsweise. Bei dem ungemütlichen stürmischen Wetter habe ich absolut keine Lust auf eine Rast. Lieber weiterlaufen und warm bleiben. In der Beschreibung wird der Kamm am Surul-Sattel verlassen um zur Cabana Surul abzusteigen. Ich habe mir als Etappenziel jedoch den Avrig-See ausgesucht. Kurz nach 17 Uhr kommt er in Sicht. Auf die anspruchsvollere südliche Alternativroute über den Ciortea-Gipfel verzichte ich bei diesen Wetterverhältnissen gerne. Stattdessen stolpere ich durch ziemlich hohen Schnee hinab zum See. In einem der Steinkreise baue ich das Zelt auf ca. 3 cm Schnee bestmöglich auf. Beim Kochen kommt der nachgekaufte "Spiritus" (Alcool Sanitar 70%) zum Einsatz. In Sibiu hat er noch einigermaßen gebrannt, hier oben bei der Kälte ist er kaum anzubekommen und verbrennt nicht vollständig. Vielleicht wäre ein Abbruch der Tour sinnvoll. Heute Nacht dient als Probenacht, morgen sollte ich mit einem Ranger sprechen.

                                                          Tag 2, Mo 23.09.2013, 13 km, 1500 hm Aufstieg, 1400 hm Abstieg
                                                          Es ist immer noch neblig, aber nicht mehr so schlimm wie gestern. Um 8:30 Uhr bin ich auf den
                                                          Beinen.



                                                          Vom See aus geht es sofort wieder steil bergauf. Der Pfad ist recht schmal und teilweise fällt das Gelände sehr steil zur Linken hin ab. Ausrutschen wäre keine gute Idee! Doch damit nicht genug, nun stehe ich vor einer völlig vereisten und zugeschneiten Kraxelstelle. Ich setze den Weg nur fort, da der Weg schon gespurt ist. Der Schnee ist stellenweise so hart, dass ein Neuspuren gar nicht möglich wäre. Grödel oder sogar Steigeisen wären wirklich von Vorteil! Gegen 10:20 Uhr erreiche ich den Scara-Sattel (Saua Scarii). Irgendwo hier befindet sich laut Karte eine Schutzhütte, im dichten Nebel kann ich sie jedoch nicht ausmachen. So folge ich den Spuren im Schnee etwa hundert Meter Richtung Süden. Hier steht die große Schutzhütte und ich bin nicht allein. Zwei tschechische Pärchen machen sich gerade bereit für den Aufbruch. Ein Rumäne bleibt in der Hütte zurück und will am nächsten Tag über den Kamm weiter.
                                                          Ursprünglich wollte auch ich dem Kammweg über den Şerbota-Gipfel zum Negoiu folgen. Gerade der letzte Abschnitt (Şerbota-Grat) soll laut Wegbeschreibung jedoch nur etwas für "geübte Bergsteiger" sein. Bei Nebel, Schnee und Eis also wohl nicht die beste Idee. So schließe ich mich den vier Tschechen auf dem Abstieg zur Cabana Negoiu an.



                                                          Schon nach wenigen Höhenmetern Abstieg lassen wir Nebel und Schnee hinter uns. Eine der Tschechinnen zeigt mir ein Foto von Bärenspuren in der Nähe meines letzten Zeltplatzes am Lacul Avrig. Erneut wird klar, dass sich die Bären bei Schnee nicht unbedingt in die tieferen Regionen zurückziehen. Wir folgen dem Weg weiter über eine kleine Brücke und ein Stück durch den Wald.



                                                          Gegen 12:30 Uhr erreichen wir die schöne Cabana. Eine Übernachtung kostet pro Person gerade mal 30 Lei. Ich spiele kurz mit dem Gedanken hier zu übernachten, da es noch so früh ist möchte ich aber doch gerne weiterlaufen. Der Wirt meint es soll heute noch schneien, sich morgen bessern und übermorgen die Sonne scheinen. Als Tagesziel habe ich die Schutzhütte am See Caltun ins Auge gefasst. Der Hüttenwirt meint in 5 Stunden sei diese zu erreichen. Natürlich reizt mich gerade die Bewältigung des nächsten 2500er Gipfels Negoiu (2535m) auf dem Weg dorthin. Aufgrund der gestrigen und heutigen Erfahrungen in Bezug auf Wetter und Wegbeschaffenheit hätte ich die Tour hier vielleicht besser abbrechen sollen! So mache ich mich jedoch auf den Weg und folge dem mit Brücken befestigten Pfad (blaues Dreieck). Nach einer dreiviertel Stunde erreiche ich ein geschütztes Plateau mit Fluss und Wasserfall (super Zeltspot). Ab hier beginnt der steile Anstieg. Schon bald liegt wieder Schnee (ab ca. 2000hm). Hier ist in den letzten Tagen wohl niemand gelaufen. Ich muss mühsam spuren. Immer weiter führt mich der nun nicht mehr sichtbare Pfad. Glücklicherweise sind die Markierungen vorbildlich und das GPS hilft auch sehr. Es kommt eine steile Kraxelstelle und weiter geht es durch Geröllfelder. Inzwischen schauen nur noch selten die Spitzen der Steine aus dem Schnee. Mit den Trekkingstöcken prüfe ich die Trittstellen um nicht in ein Loch zwischen den Steinen zu rutschen. Die Schneedecke wird immer höher. Es kommte eine
                                                          erste Stelle die ich nur durch Treten von Stufen überwinden kann. Das Gelände ist hier sehr abschüssig und die Steigung nimmt noch zu. Langsam arbeite ich mich gerade den Hang hinauf. Der Schnee ist hier ziemlich hart und für jede Stufe benötige ich 4-5 Tritte. Alle paar Stufen muss ich eine kurze Verschnaufpause einlegen. So werde ich die Schutzhütte vor Einbruch der Dunkelheit nie erreichen... Die Sichtweite beträgt etwa 15 Meter und die Situation überfordert mich ein wenig. Wegmarkierungen sind nur noch sehr selten zu sehen und ich navigiere fast ausschließlich mit dem GPS. So langsam spüre ich die Gefahr und bekomme es ein wenig mit der Angst zu tun. Aber weit kann es nicht mehr zum Gipfel sein! Das Gelände flacht nun ab und unerwartet kommt die
                                                          Gipfelstange in Sicht. Ich bin so erleichtert wie schon lange nicht mehr! Am Gipfelstein klebt seitlich ein guter halber Meter Eis. Der vierte 2500er Gipfel ist um 16 Uhr bewältigt



                                                          Nach ein paar Fotos mache ich mich an den Abstieg. Jetzt nur keinen Fehler machen und schön konzentrieren! Die Schwerkraft hilft beim Stufenschlagen und der Schnee ist hier nicht so vereist. Die weiß-rot-weiße Kammmarkierung führt nicht über die Strunga Dracului, sondern im großen Bogen südwestlich über die Strunga Doamnei. Ich meine im Forum auch etwas über den Einsturz der Strunga Dracului gelesen zu haben. Es geht bergab und ich lasse mich bei jedem Schritt in den weichen Schnee "fallen". Beim nächsten Schritt erwische ich nur leider eine Eisplatte, die nicht unter meinem Gewicht nachgibt. Stattdessen rutsche ich aus und schlittere einige Meter den Hang hinab. Ein großer Felsbrocken bremst meine Talfahrt abrupt. Okay! Noch langsamer und vorsichtiger absteigen! Nach einer Weile steigt das Gelände wieder etwas an. Regen und starker Wind setzen ein. Ich gelange an einen Hohlweg der steil zum "Normalweg" hinabführt. Die schweren Eisenketten sind mit viel Eis behangen und so schlage ich sie mit den Stöcken etwas frei bevor ich zwischen den Felsen hinabschlitter. Der Weg führt ab hier leicht bergab und quert dabei den Hang. Überall sind sehr kleine abgegangene Lawinen zu sehen. Der Schnee ist hier viel weicher und tiefer. Teilweise sinke ich bis zur Hüfte ein. Das Vorankommen wird dadurch ziemlich erschwert, aber weit kann es nicht mehr sein.



                                                          Das Gelände flacht nun weiter ab und endlich erreiche ich gegen 18 Uhr den See Caltun. Er ist halb zugefroren. Die Schutzhütte ist schnell gefunden. Sie sieht aus wie ein kleines gelbes Flugzeughangar. Nach etwas Schneeschippen mit den Füßen erwarten mich Holzliegeflächen, zurückgelassene Verpflegung und ein riesiger bis zum Rand gefüllter Müllsack. Jetzt erst einmal raus aus den nassen kalten Klamotten! Ich schütte das Wasser aus den Schuhen, hänge alles auf Wäscheleinen auf und mache es mir gemütlich, während draußen ein orkanartiger Sturm tobt. In mein Tagebuch schreibe ich: "Abstieg! Abbruch der Gipfeltour. Vier 2500er müssen reichen!".

                                                          Tag 3, Di 24.09.2013, 0 km
                                                          Die ganze Nacht hindurch wird die kleine Hütte vom Sturm geschüttelt. Nur zum Wasserlassen krieche ich kurz aus dem Schlafsack und verlasse die "Höhle". Im Schein der Stirnlampe entdecke ich eine kleine freche Maus mit ausergewöhntlich großen Ohren auf der Spitze des Müllbergs. Inzwischen ist es draußen hell und schüttet wie aus Eimern. Das passt mir ganz gut, denn so kann ich den ganzen Tag im Schlafsack verbringen. Gegen Mittag kommt Besuch. Zwei Rumänen, ungefähr in meinem Alter, treten völlig durchnässt und halb erfroren durch die Tür. Sie sind drei Stunden lang ohne wasserfeste Bekleidung von der Cabana hierher aufgestiegen und das bei diesem Mistwetter. Es stellt sich heraus, dass die beiden Brüder sind. Der jüngere spricht sehr gut Englisch und so können wir uns verständigen. Die Hütte hängt nun voll von nasser Ausrüstung die bei der hohen Luftfeuchtigkeit niemals trocknen wird.

                                                          Tag 4, Mi 25.09.2013, 0 km
                                                          "Immer noch Scheißwetter". Wir verbringen wieder die meiste Zeit in den Schlafsäcken. Gegen Abend bessert sich das Wetter und der ältere der Brüder macht einen kurzen Ausflug zum Laitel-Gipfel. Durch den vielen Regen ist der Schnee schon wieder ganz schön abgetaut. Auch der See ist nicht mehr zugefroren wie bei meiner Ankunft vor zwei Tagen. Hoffentlich hält sich das Wetter!



                                                          Tag 5, Do 26.09.2013, 7 km, 750 hm Aufstieg, 600 hm Abstieg
                                                          Wieder schlechtes Wetter. Außerdem war die Nacht ziemlich kalt, trotz "Wärmflasche" im Schlafsack. Gegen Mittag wird das Wetter besser. Die beiden Brüder brechen ihre Tour ab und wollen zurück zur Cabana. Netterweise überlassen sie mir ihre ganze Verpflegung (mehrere Salami, ein geräucherter Käse, Schinken, 1,5 Packungen Toastbrot, zwei große Packungen Kekse, 4 Pck. Leberwurst). Dafür bin ich sehr dankbar, meine Vesper-Reserven sind durch die ungeplante
                                                          Verzögerung nämlich doch ganz schön geschrumpft, und zwar auf Null ;) Sie ziehen also ins Tal. Ich verzichte nach der Erfahrung am Negoiu-Gipfel auf den Lespezi (2517), was zudem mit einem Umweg verbunden wäre. Es geht also weiter in Richtung Balea-See, der an der Hochstraße Transfagaraschan liegt. Wie der ältere Bruder gestern, erklimme ich zunächst den Laitel-Gipfel. Von hier wirkt der See mit der Schutzhütte recht klein und verloren vor den beiden 2500ern im Hintergrund.



                                                          Zwischen Laitel und Paltinului treffe ich auf zwei ältere Wanderer. Der eine frag mich über Kartenmaterial zum Garmin GPS aus und gibt mir den Tipp am Capra-See zu zelten. Die Cabana am Balea-See sei überteuert (ca. 30€/Nacht). Somit steht das Tagesziel fest. Etwa drei Stunden nach Aufbruch kommt der Transfagaraschan mit Balea-See und der Cabana "auf dem Wasser" in Sicht. Inzwischen scheint sogar die Sonne und ich komme ganz schön ins Schwitzen. Trotzdem liegt immer noch Schnee auf dem Pfad und man muss stellenweise ziemlich aufpassen.



                                                          Gegen 16 Uhr erreiche ich den Capra-See. Hier steht nur ein gelbes Zelt. Von einem nahen Gipfel beobachten die Besitzer argwöhnisch wie ich mein Lager ganz in der Nähe aufbaue. Mit der Platzwahl bin ich zwar nicht hundertprozentig zufrieden, aber für eine Nacht wird es schon gehen. Bevor ich ins Zelt krieche, genieße ich noch den Sonnenuntergang, der die Berghänge und die wenigen Wolken in ein wunderschönes Rot-Orange taucht



                                                          Nachts setzt starker Regen ein der von heftigen Sturmböen begleitet wird. Gegen zwei Uhr zieht es zum ersten Mal einen Zelthering aus dem Boden. Schnell is das Tarptent wieder abgespannt. Kurze Zeit darauf folgt das gleiche Spielchen noch einmal. Für eine Weile legt sich nun der Wind und ich sinke in einen Halbschlaf. Leider dauert es nicht lange bis der Wind wieder zunimmt. Er drückt genau von der Seite auf das Zelt an der eine der Schlaufen schon leicht abgenutzt ist. Von Innen versuche ich die Zeltwand zu stützen aber es kommt wie es kommen muss: Die Schlaufe reißt ab. Da das TarpTent nicht selbsttragend ist, fällt es halb über mir zusammen während ich die Ausrüstung so schnell wie möglich in den Rucksack stopfe. -> Zeltabbruch zwischen 3 und 4 Uhr morgens bei Sturm, Regen und einer Sicht von etwa drei Metern.
                                                          Nur mit Hilfe des GPS finde ich den Weg am See vorbei zurück zum Gämssattel (Saua Caprei) und steige der blauen Dreiecksmarkierung folgend hinab Richtung Balea-See. Ich sehe absolut nichts und schleiche förmlich den Berg hinab, immer mit den Stöcken und Füßen nach festem Halt fühlend. Es dürfte etwa 5 Uhr sein als ich auf eine Straße treffe. Zur linken sehe ich einen schwachen Lichtschein durch den Nebel hindurch. Es ist die Cabana "auf dem Wasser". Erleichtert lege ich die wenigen Meter zum Eingang zurück. Leider gibt es keine Klingel und auf mein Klopfen reagiert niemand... So bleibt mir nichts anderes übrig als der Straße in entgegengesetzter Richtung zu folgen. An zwei weiteren Unterkünften ergeht es mir nicht anders. Hier brennt nicht einmal Licht. Bei 1-2 Meter Sicht taste ich mich an der Asphaltstraße entlang bis zu einer Gruppe verschlossener Verkaufsbuden. Plötzlich huscht etwas durch den Schein der Stirnlampe. Neugierig nähere ich mich auf wenige Meter. "Na was machst denn du hier?". Der Fuchs betrachtet mich kurz neugierig bevor er die Umgebung weiter nach Essen absucht. Vor mir öffnet sich der schwarze Schlund eines Tunnels. Ich bin definitiv zu weit gelaufen. So langsam wird mir richtig kalt, also
                                                          Kommando zurück. Auf einer ebenen Fläche versuche ich das kaputte Zelt notdürftig aufzubauen, der Boden ist jedoch so steinig, dass sich kein Hering hineintreiben lässt. Auf dem Rückweg entdecke ich an einer der Türen ein Schild mit großer roter Schrift, leider auf Rumänisch. Als ich die Klinke herunterdrücke schwingt die Tür ohne Widerstand auf.... Im Inneren brennt Licht, es ist jedoch weit und breit niemand zu sehen. Die Toiletten sind verschlossen, der Rolladen der Rezeption heruntergelassen, eine Treppe führt nach oben zu einem Korridor mit Türen. Ich setzte mich erst einmal auf die Treppe und ruhe mich aus. Nach 20 Minuten ist immer noch niemand aufgetaucht. Mir ist immer noch ziemlich kalt was kein Wunder ist bei total durchnässten
                                                          Klamotten. Neben der Treppe ist eine Heizung angebracht. Ich setze erneut auf ein wenig Glück und drehe den Regler auf die höchste Stufe. Augenblicklich ist ein Zischen zu hören und zufrieden lehne ich mit dem Rücken an den Heizkörper. Das wird wohl noch eine lange Nacht werden, aber wenigstens keine kalte ;)
                                                          Ich schrecke aus meinem Dämmerschlaf hoch. Gerade ist ein Mann zur Tür hereingekommen. Draußen ist es noch dunkel. Ohne ein Wort zu sagen verschwindet er die Treppe hinauf. Wenige Minuten später verlässt er das Haus wieder durch den Haupteingang. Es ist 7:30 Uhr. Kurz darauf kommt ein anderer Mann die Treppe herunter, grüßt kurz und ist verschwunden. Es scheint so als würde es sich hier um Unterkünfte für Arbeitskräfte handeln. Es folgt ein dritter und gegen 8 Uhr ein vierter. Auf Englisch frage ich nach ob er wisse ab wann die Cabana geöffnet habe. Er meint sie müsse jetzt schon offen sein und so packe ich meine sieben Sachen zusammen, schalte die Heizung aus und mache mich auf den Weg.

                                                          Tag 6, Fr 27.09.2013, 9 km, 1000 hm Aufstieg, 950 hm Abstieg
                                                          In der Cabana gönne ich mir als erstes einen kleinen Kaffee, gefolgt von einem großen Kaffee Ich überlege hin und her was denn nun am besten zu tun sei, während es draußen ohne Ende regnet. Meine Vorräte reichen locker noch für die geplante Tour und nach eingehendem Studieren der Karte entschließe ich mich trotz kaputtem Zelt für die Fortsetzung. Es scheint ausreichend Cabanas und Schutzhütten am Weg zu geben. So mache ich mich um kurz vor 10 Uhr wieder auf zum Gämssattel. So schnell gebe ich nicht auf Berg!! Es ist immer noch ein wenig neblig als ich eine Stunde später den See erreiche. Auf den Abstecher zum nächsten geplanten 2500er, dem Vanatoarea lui Buteanau, verzichte ich bei diesem Wetter und nach der gestrigen Nacht. Das Zelt meiner
                                                          Nachbarn hat den Sturm wohl besser überstanden, es steht immer noch am See. Vielleicht sollte ich mir doch überlegen ein robusteres Zelt anzuschaffen :P Es ist kalt aber dafür reißt der Himmel schon bald etwas auf. Der Ausblick ist super Nach einer Weile geht es direkt am Grat entlang wo zwei kleine Kraxelstellen mit Ketten und Stahlseilen warten. Kurz vor 12 Uhr mache ich Rast oberhalb des Buda Sees. Eine aufgescheuchte Gämse schleicht sich davon. Unglaublich aber wahr, die Sonne scheint!! :-) Zum Glück bin ich hier oben und nicht im Bus nach Brasov!



                                                          Nach einer halben Stunde Rast geht es weiter. Gegen 14:30 Uhr erreiche ich den Mircii-Gipfel wo ich die Aussicht noch einmal in vollen Zügen genieße. Es folgt ein steiler Abstieg zum See Podu Giurgiului. Die Schutzhütte die hier stand ist über den ganzen Bergkessel verteilt und somit keine Alternative zur Cabana. Am Podragului-Sattel zweigt der Weg zur Cabana Podragu Richtung Norden vom Hauptkamm ab. Sie liegt wirklich schön zwischen einigen Seen.



                                                          Gegen 16 Uhr beziehe ich für 30 Lei ein Bett in einem ungeheizten Zimmer. Die Wirtin ist freundlich. Es gibt nur eines dieser Steh-Plumsklos aber fürs kleine Geschäft ist das zum Glück völlig ausreichend Außer mir übernachten hier noch vier Polen (2 m, 2 w). Sie wollen die nächsten drei Tage Touren von hier aus unternehmen.



                                                          Nach einem schnellen Abendessen verkrieche ich mich gegen 17 Uhr im Schlafsack. Mir ist verdammt kalt und der Schlafmangel trägt seinen Teil dazu bei. Etwas später kommen noch einige rumänische Bergsteiger auf der Hütte an und machen ganz schön Krach. Ich bin leicht angefressen aber habe ja zum Glück meinen Mp3-Player.

                                                          Tag 7, Fr 28.09.2013, 11,5 km, 1100 hm Aufstieg, 1000 hm Abstieg
                                                          Um 6 Uhr klingelt der Wecker. Es sind schon einige Leute auf den Beinen und bereiten ihre Ausrüstung vor. Sie alle haben den Moldoveanu (2544), den höchsten Gipfel Rumäniens, zum Ziel. Um 6:30 bin ich bereit zum Aufbruch, muss jedoch feststellen, dass die Cabana-Besitzerin noch meinen Personalausweis hat. Und die schläft wohl noch... Einigen anderen Gästen geht es genauso. Um kurz nach 7 taucht sie endlich auf und so kann ich gegen 7:30 Uhr aufbrechen. Zunächst geht es den selben Weg zurück zum Padragului-Sattel. Die anderen Gruppen haben wohl die tiefere Route gewählt, es ist zumindest weit und breit niemand in Sicht. Auf dem Kamm hat es nun etwas Nebel und eine dünne Schicht Neuschnee. Auf dem Weg vor mir treffe ich auf eine Fuchsfährte, die sich eine ganze Weile hinzieht. Den Fuchs selbst sehe ich leider nicht. Die Landschaft ist wunderschön.



                                                          Es geht immer knapp unterhalb des Grates entlang. Am Orzanelei-Sattel, kurz nach dem Ucisoara-Gipfel, beginnt der steile Anstieg zum Vistea Mare mit seinen 2527 m. Die Serpentinen sind unter einer 20-30 cm Schneedecke versteckt und so arbeite ich mich einfach irgendwie nach oben vor. Um kurz nach 10 Uhr bin ich oben.



                                                          Zum Moldoveanu ist es von hier aus nicht weit und keine Menschen weit und breit. Ich bin wohl der Erste heute Wo sind bloß die anderen Bergsteiger alle hin?
                                                          Blick vom Vistea Mare zum Moldoveanu:


                                                          Es geht nun ein Stück den gezackten Kamm entlang, wobei man etwas kraxeln muss. Die meisten Stellen sind mit Stahlseilen gesichert. Eine Spur, vermutlich vom Vortag, kennzeichnet den Weg. Nun kommt sogar die Sonne heraus und keine 20 Minuten später stehe im am höchsten Punkt Rumäniens Es ist gleichzeitig mein sechster 2500er der Tour.



                                                          Der Ausblick ist atemberaubend! Ich überlege kurz ob es Sinn macht dem schönen Kamm Richtung Süden zu folgen, das würde mich jedoch vollständig vom Kammweg wegführen. Also doch lieber das kleine Stück zurück vom Vistea Mare und dann in östlicher Richtung weiter am Grat entlang.



                                                          Es folgt ein ziemlich steiler Abstieg zum Portita Vistei Sattel. Hier kommen mir nun die ersten Menschen entgegen. Etwas weiter östlich steht eine schöne Schutzhütte an der ich Rast mache und mir die Sonne auf den Bauch scheinen lasse. Da ich nur noch wenig Bargeld dabei habe, möchte ich nicht wieder für eine ungeheizte Cabana bezahlen. Das nächste Shelter ist laut Karte jedoch zu weit weg um es heute noch erreichen zu können. Wieso also nicht einfach hier bleiben und morgen weiterlaufen? Gesagt, getan. Bei dem super Wetter trockne ich das noch immer nasse Zelt und versuche es mit Panzertape behelfsmäßig zu reparieren.
                                                          Es ist nun reger Betrieb am Berg. Immer mehr Wanderer kommen von allen Richtungen herauf. Mit zwei Männern unterhalte ich mich etwas länger. Sie haben sich wohl gestern zusammengeschlossen. Der eine ist etwas schräg drauf. Er trägt Jeans, ein großes Kreuz um den Hals und ist ursprünglich aufgrund eines Feiertages zu einer Kirche gepilgert. Außerdem fastet er gerade. Spontan habe er sich überlegt hierher zu laufen. Er fragt ob ich auf seinen Rucksack aufpassen könne während er schnell zum Gipfel aufsteigt. Er drückt mir ein rießiges Fernglas in die Hand und meint ich könne ihn damit beobachten. Daraufhin leiht er sich noch meine Handschuhe aus und rennt davon.... Von seinem Weggefährten erfahre ich, dass nur 3-4 Stunden entfernt ein Shelter steht. Hätte ich das
                                                          gewusst wäre ich schon früher dorthin aufgebrochen, aber es ist ja noch nicht zu spät. Jetzt muss ich allerdings auf die Rückkehr des anderen warten. Um 15:30 ist er zurück und wir machen uns zu zweit auf den Weg. Er will heute noch zurück zu seinem Zelt, das ein ganzes Stück entfernt irgendwo im Wald steht. Geschwächt durch die Gipfelbesteigung und das Fasten fällt er immer wieder zurück. Ich leihe ihm meine Trekkingstöcke damit er besser vorankommt. Es geht ständig bergauf und bergab vom einen zum nächsten Gipfel. Schon gegen 17:30 Uhr erreichen wir den "Schutzhangar" zwischen Galasescu Mic und Slaninei-
                                                          Gipfel. So langsam wird es dunkel. Nach kurzer Suche findet mein Weggefährte seine verlorengeglaubte Stirnlampe im Rucksack und macht sich auf den Heimweg. Es seien ja nur noch 4 Stunden zu seinem Zelt. Ich genieße noch kurz die Aussicht auf die vom Tal heraufziehende Wolkendecke im Abendlicht und richte mich dann in der Hütte ein. Die meisten "Betten" sind nur grobmaschige Metallgitter, auf einigen wenigen liegen Schaumstoffstücke.



                                                          Tag 8, So 29.09.2013, 24 km, 1190 hm Aufstieg, 1180 hm Abstieg
                                                          8:30 Uhr, klare Sicht, hoch liegende geschlossene Wolkendecke. Irgendwie habe ich gestern versäumt die Wasservorräte aufzufüllen und so reicht es gerade noch für ein Porridge. Irgendwo weiter unten plätschert es, aber ich werde bestimmt wieder direkt an einer Quelle vorbeikommen... Weiter geht es den Kamm entlang vorbei an Vf. Slanirei, Coltul Balateni, Vf. lui Morgos. Die Wege sind frei von Schnee, nur die im Schatten liegenden Bergflanken sind noch ein wenig weiß. Vom Vf. Iezerul hat man einen guten Blick auf den linkerhand gelegenen Urlea-See. Das sieht wirklich nach einer tollen Stelle zum Übernachten aus. In der Nähe ist auch eine Schutzhütte zu erkennen die aussieht wie ein rot-weißer Fußball. Natürlich steige ich nicht dorthin ab, sondern gehe weiter zum Gipfel La Fundul Bandei. Hier ist ein kleiner Abstecher zum siebten 2500er geplant, dem Dara-Gipfel. Nach etwa 20 Minuten gemütlichem Gehen bin ich am riesigen Gipfel-Steinmännchen angelangt.



                                                          Im Süden liegt ein Gebiet mit mehreren kleinen Seen, das von hier oben einfach nur super aussieht. Am liebsten würde ich dorthin absteigen und ein bisschen umherstreifen, das würde jedoch den Zeitplan völlig über den Haufen werfen. Ich möchte heute nach Möglichkeit noch das Shelter am Berivoiul (Berevoescu?) Mare erreichen. Also zurück zum Kammweg und weiter Richtung Osten. Gegen 11 Uhr tauche ich wieder in die surreale Nebelwelt ein. Ein paar Gämsen sehen mich verdutzt an. Sonst ist niemand hier. An den Weg bis zur Zarnei-Schutzhütte kann ich mich im Nachhinein kaum noch erinnern. Ich trotte vor mich hin und halte die Ohren offen nach plätschernden Quellen, leider ohne Erfolg. Gegen 12 Uhr taucht die kleine Hütte aus dem Nebel auf. Seit gestern Abend habe ich nichts getrunken und so bleibt mir nun nichts anderes übrig als das Wasser aus einem kleinen "Tümpel" zu nehmen und abzukochen. Leider bemerke ich erst nach zwei Liter Tee den kleinen Zettel auf dem Tisch mit einer Beschreibung zur nächsten Quelle... Nach einer Stunde Pause geht es weiter. Am Sattel zwischen Vf. Ludisoru und Vf. Bratilei steht das nächste "Fußball-Shelter". Es besitzt eine Klappe anstelle einer Tür und im Innern sieht es nicht gerade sehr gemütlich aus. Es gibt keinen richtigen Boden sondern nur ein paar Isolationsklötze aus Kunststoff. Diese Shelter sind allerdings auch nur für den Notfall gedacht. Um kurz nach 4 Uhr erreiche ich eine super Quelle am Vf. Berevoescu Mare. Mit vollen Wasserreserven geht es rechts vom Weg ab dem GPS folgend in Richtung Schutzhütte. Leider stellt sie sich als total zerfallenes Stahlgerüst heraus. Dort möchte ich nun wirklich nicht übernachten. Auf der Papierkarte ist sonst aber weit und breit keine Ausweichmöglichkeit eingezeichnet, die GPS-Karte sagt jedoch etwas anderes. Anscheinend befindet sich die neu errichtete Hütte etwas abseits des Kammweges. Man muss nur der Markierung mit dem roten Punkt folgen. Also den Kilometer zurück zur Abzweigung, diesmal aber Luftlinie über die Wiese. Die Markierung roter Punkt führt knapp unterhalb des Belia Mica vorbei und bergab Richtung Nordosten. Als ich endlich die vom GPS markierte Stelle erreiche....sehe ich nichts! Weit und breit nur Wiese und Nebel. Ich drehe einen großen Kreis und versuche die Hütte zu lokalisieren, irgendwo muss sie doch stehen... In Ermangelung eines Besseren folge ich dem Weg weiter bergab und schon nach kurzer Zeit taucht dieser wundervolle rot-weiße Fußball aus dem Nebel auf
                                                          Inzwischen ist es 17 Uhr, also Klappe auf und den Rucksack hineinhieven. Im Innern ist es um einiges schöner als beim letzten Shelter. Die Isolierungselemente bilden einen fast vollständig geschlossenen Boden und der Kocher findet auf dem freien Stück Grasboden Platz. An der Innenwand ist ein Zettel mit Informationen befestigt. Hier steht noch einmal, dass die Shelter nur im Notfall zu benutzen sind. Im Prinzip handelt es sich ja um einen, das notdürftig geflickte Zelt möchte ich nicht unbedingt auf die Probe stellen.



                                                          Tag 9, Mo 30.09.2013, 17 km, 340 hm Aufstieg, 1570 hm Abstieg
                                                          Irgendwie fühlt es sich kälter an als gestern Abend. Beim ersten Blick aus der Schutzhütte ist auch klar warum: Es hat über Nacht ca. 10 cm Neuschnee gegeben und der Schneesturm tobt noch immer.



                                                          Nach einem gemütlichen Porridge ziehe ich gegen 9 Uhr alle verfügbaren Kleidungsschichten an und quetsche mich durch die Luke hinaus ins Freie. Die Stöcke werden am Rucksack befestigt damit die Hände in den Jackenärmeln verschwinden können. Sonnenbrille, Halstuch bis über die Nase und Kapuze schützen das Gesicht. So kann es losgehen ;) Zunächst bergauf zurück zur Abzweigung vom Hauptkamm und von dort aus über sanfte Hügel zum Luţele und Comisul. Mit der Zeit lässt der Wind nach, der Schneeregen allerdings nicht und die Sicht ist durch den Nebel ziemlich eingeschränkt. Der Boden ist noch nicht kalt genug und so bildet sich eine rutschige Schneepampe. Bald schon ist die Waldgrenze erreicht und in stetigem Abstieg geht es zum Comisu-Sattel. Die Angelegenheit wird zunehmend schlammig und rutschig und der Schneeregen verwandelt sich zum Regen. Der Pfad wird immer uriger und ist teilweise völlig überwuchert. Der Nadelwald geht nun in einen schön bunt gefärbten Laubwald über.



                                                          Bei dem Sauwetter lässt die Aufmerksamkeit leicht nach und so verpasse ich prompt die Abzweigung am Lerescu-Sattel. Erst als der Weg sich Richtung Lacul Pecineagu absenkt bemerke ich den Fehler. Dieser Weg könnte auch zum Ziel führen, der Abschnitt liegt jedoch außerhalb der Papierkarte. Allein auf das GPS möchte ich mich nicht verlassen, also geht es zurück zum Lerescu-Sattel. Hier führt ein Pfad ins Tal Izvorul Lerescu Richtung Forststation Rudăriţa. Nach einem steilen Abstieg überquert man einen kleinen Bach und folgt diesem auf einem Waldweg. Gegen 13 Uhr erreiche ich die Forststation. Von hier aus führt der Waldweg über 9 km zur Unterkunft Plaiul Foii. Ich hoffe auf eine Busverbindung von dort nach Kronstadt. Die restlichen 3-4 Tage Wanderung durch das Bucegi-Gebirge über den letzten 2500er (Omul 2507m) spare ich mir bei diesem Wetter. Zudem sind meine Vorräte aufgebraucht und es ist fraglich ob man hier oben aufstocken kann. Nach etwa einem Kilometer sammelt mich ein netter Rumäne auf und fährt mich in seinem Jeep die ganze Strecke nach Kronstadt. Ich verstehe nicht viel aber es gibt wohl keine Busverbindung dorthin. In Kronstadt angekommen gönne ich mir für die erste Nacht ein Einzelzimmer in einer Pension (120 Lei mit incl. Frühstück). So kann ich in Ruhe die Ausrüstung trocknen und verstauen. Es schneit nun auch hier unten und die nächsten Tage ist keine Besserung in Sicht. Die Altstadt gefällt ist echt hübsch, auch wenn der große "Brasov"-Schriftzug über der Stadt ein bisschen zu viel Hollywood-Kitsch für mich ist.



                                                          Am nächsten Tag ziehe ich in ein sehr gemütliches und günstiges Hostel um. Es folgt ein Tag "Sightseeing" und ein Tagesausflug zum Draculaschloss bevor es mit dem Zug nach Bukarest geht. Im Nachhinein ist zu sagen, dass sich der Trip auf jeden Fall gelohnt hat. Das Wetter hätte ein wenig besser sein können, aber auch so hat es eine Menge Spaß gemacht. Für mich persönlich war es sehr wichtig neben den wunderschönen Altstädten auch die Kehrseite zu sehen. Die ärmlichen Verhältnisse und streunenden Hunde waren eine völlig neue Erfahrung und man merkt sofort auf was für einem hohen Niveau wir zu Hause jammern. Auch der Umgang mit den Hütehunden der Hirten war eine Herausforderung von der ich im Vorraus nicht wusste wie ich damit umgehen würde. Zum Glück lief ja alles gut, aber ohne die Hunde wäre es schon stressfreier gewesen :P
                                                          Zuletzt geändert von tarpir; 16.02.2014, 18:42.

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                                                          • Baciu
                                                            Dauerbesucher
                                                            • 18.07.2013
                                                            • 967
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                            Wirklich schöner Bericht einer tollen Tour. Ich glaub, ich muss mich auch noch mal aufraffen

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                                                            • EbsEls
                                                              Erfahren
                                                              • 23.07.2011
                                                              • 436
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                              Meinen allergrößten Respekt für diese Tour. Das sind für Normalos (wie ich mal Einer war drei Jahrestouren. Heute lasse ich schon am ersten Tag abreißen (Bsp.: Tour mit Karpatenwilli 2009).

                                                              Deinen ersten Abschnitt kenne ich aus eigenem Erleben.

                                                              Start in Borlova

                                                              Gipfel Papusa im Juni
                                                              Zuletzt geändert von EbsEls; 17.02.2014, 18:46.
                                                              Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                                                              Eberhard Elsner

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                                                                Lebt im Forum
                                                                • 24.01.2011
                                                                • 5056
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                                Zitat von tarpir Beitrag anzeigen
                                                                Am Wegesrand hat jemand einen Tierschädel auf einen Stock gespießt.
                                                                Für mich sieht das tatsächlich wie ein Bärenschädel aus, wenigstens aber Wolf

                                                                Gruß Michael
                                                                Zuletzt geändert von Spartaner; 17.02.2014, 18:56.

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                                                                  AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                                  Zitat von EbsEls Beitrag anzeigen
                                                                  Meinen allergrößten Respekt für diese Tour. Das sind für Normalos (wie ich mal Einer war drei Jahrestouren.
                                                                  Kein Wunder, Ihr wart ja auch nicht so gut ausgerüstet. Auf diesen Bildern sieht man den Unterschied deutlich.

                                                                  Zitat von tarpir Beitrag anzeigen
                                                                  Zitat von EbsEls Beitrag anzeigen
                                                                  OT: Der in der Mitte kommt mir sehr bekannt vor.

                                                                  Kommentar


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                                                                    Lebt im Forum
                                                                    • 14.07.2008
                                                                    • 5576
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                                    Sehr schöne Tour.
                                                                    Schön prägnant und miterlebba beschrieben.
                                                                    Klasse Fotos - wenn auch wettertechnisch bedingt sicherlich, ziemlich wenige
                                                                    Mir haben die Kraxelstellen jeweils schon ohne Schnee & Eis gereicht.
                                                                    Aber da sind die Gemüter eben unterschiedlich.
                                                                    Bei dem Wetter aber mit defektem Zelt weiterzuziehen, ist auch gewagt.
                                                                    Auf die Schutzhütten (Zustand, Existenz, Ort ...) habe ich mich noch nie verlassen mögen.

                                                                    Danek für's Bericht (fertig) schreiben!

                                                                    Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
                                                                    daß wir unsere Gedanken kontrollieren können. (C.R. Darwin)

                                                                    Kommentar


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                                                                      Lebt im Forum
                                                                      • 26.04.2010
                                                                      • 5726
                                                                      • Unternehmen


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                                                                      AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                                      Danke erst einmal für deinen ganz großartigen Bericht.
                                                                      Damit bist du den gesamten Kamm der Südkarpaten bis auf das Bucegi bei miserablen Wetter abgewandert.
                                                                      Über deine Risikobereitschaft lässt sich streiten. Hat halt geklappt, was soll's.

                                                                      Allein..., mit kaputtem Zelt,...Ohne Sprachkenntnis...Hattest du wenigstens die Notnummer von Salvamont eingespeichert....
                                                                      Das sind ja Dinger, die ich hier lese

                                                                      Die Südkarpaten als Wintertour hat man am 2. Januar 1976 erstmals geschafft nachzulesen hier: Im Band " Komm Mit 1977"

                                                                      Hier mal die Podragul-Hütte zu Zeiten unserer Fagarasch-Überquerung 1977, so viel scheint sich da gar nichtl geändert zu haben.

                                                                      Später haben wir alle Vorhaben zu kompletten Fagarasch-überquerungen mal wegen miesem Wetter, mal wegen schlechter Kampfmoral vorher abgebrochen.

                                                                      Das Bucegi ist im Verhältnis als Kammtour zum Fagarasch kalter Kaffee. Erst mal gibt es da eine viel größere Hüttendichte und zum anderen hat der Kamm eher einen Plateaucharakter auf verschiedenen Höhenebenen. Den Omugipfel habe ich als große Felskugel in Erinnerung, auf die man damals nicht so ohne weiteres hochkam. Sicher gibt es den Aufgang aber.
                                                                      Der rote Bandweg geht original vom Olt los, an der winzigen Bahnstation Halta Valea Frateluii ---> Rimnicu Vilcea.
                                                                      Da geht auch unmittelbar der Weiterweg über das Lotru-Gebirge, Orbisia Lotrului, den Urdele-Pass und das Paring-Gebirge durch nach Petrosani weiter.

                                                                      Der abgebildete Tierschädel könnte natürlich von einem Bären sein, dem man schon die Eckzähne ausgebrochen hat.
                                                                      Ich halte es eher für den Kuhschädel. .. die Souvenierjäger sind ja auch tätig.

                                                                      Zum Vergleich hier mal ein Bärenschädel

                                                                      Die beobachteten Tauben sind vor dem Wintereinbruch von Siebenbürgen über die Karpatenkette geflogen, denn die meisten Taubenarten sind Zug und Strichvögel die den Winter weiter südlich verbringen. Der verfrühte Wintereinbruch, und das feuchte Gefieder mag Grund für ihre Rast da oben sein. Ob es sich dabei schon die eigentlich südlicher lebende Felsentaube handelt? Na, vielleicht kannst du ja noch einmal ein Nahfoto einstellen.
                                                                      Durch den Autotunnel am Bilea fliegen im Herbst und Frühjahr auch Mauerseglersegler und Alpensegler mit unglaublicher Geschwindigkeit durch und ersparen sich den Überflug über die hohe Bergketter.
                                                                      Die Thematik Hirtenhunde halte ich auch für etwas hochgespielt, das legt sich mit der Zeit und einigen Fahrten dahin.

                                                                      Ein paar Links setze ich noch herein, wenn mein Inet wieder stabiler funktzt.
                                                                      Zuletzt geändert von Abt; 27.02.2014, 11:01.

                                                                      Kommentar


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                                                                        AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                                        Zitat von Abt Beitrag anzeigen
                                                                        Die Südkarpaten als Wintertour hat man am 2. Januar 1976 erstmals geschafft zu lesen hier:
                                                                        Solche Aussagen finde ich immer etwas kühn. Nicht jeder publiziert seine Touren.

                                                                        Kommentar


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                                                                          • 967
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                                          Damit bist du den gesamten Kamm der Südkarpaten bis auf das Bucegi bei miserablen Wetter abgewandert.
                                                                          Der Königstein fehlt auch noch

                                                                          Kommentar


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                                                                            Lebt im Forum
                                                                            • 26.04.2010
                                                                            • 5726
                                                                            • Unternehmen


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                                                                            AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                                            Ja, bitte dazu.-Komm mit 77 S. 222
                                                                            Die Wirklichkeit ist meistens anders
                                                                            Zuletzt geändert von Abt; 20.02.2014, 17:03.

                                                                            Kommentar


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                                                                              Erfahren
                                                                              • 30.04.2011
                                                                              • 376
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                                              Danke für deinen wundervollen Bericht!!!
                                                                              Am Capra See hatte ich auch so einen extremen Sturm, den schlimmsten, den ich jemals erlebt habe!

                                                                              Was die Refugios im Fagaras betrifft: Hätte ich mich vor meiner Tour etwas besser darüber informiert, hätte ich das Zelt wohl sowieso daheim gelassen Nachdem es mittlerweile schon so viele neue Refugios gibt, welche locker im Tagesabstand erreichbar sind, könnte man die Kamm Wanderung auch ohne Zelt antreten. Die Flexibilität fällt zwar weg, aber dafür wird der Rucksack leichter
                                                                              Waren eigentlich alle Refugios auf deinem GPS ersichtlich? Ich war damals nur mit der Karte unterwegs und habe mich jedes mal gefreut, wenn wieder - für mich ganz unerwartet - ein neues Refugio am Wegesrand aufgetaucht ist

                                                                              DANKE, dass du uns mitgenommen hast auf deine Reise Falls du noch mehr Fotos posten willst, nur her damit

                                                                              Lg Nicki

                                                                              Kommentar


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                                                                                Dauerbesucher
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                                                                                • 967
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                                                Zitat von nicki1005 Beitrag anzeigen
                                                                                Nachdem es mittlerweile schon so viele neue Refugios gibt, welche locker im Tagesabstand erreichbar sind, könnte man die Kamm Wanderung auch ohne Zelt antreten.

                                                                                Bei guten Wetter sicher, aber eine Biwakausrüstung würde ich auf diese Tour immer mitnehmen. Das Fogarascher ist bekannt für extrem schnelle Wetterwechsel, ob man dann ein Refugio erreicht ist nicht sicher.

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Lebt im Forum
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                                                                                  • 5726
                                                                                  • Unternehmen


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                                                                                  AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                                                  Zitat von Baciu Beitrag anzeigen
                                                                                  Bei guten Wetter sicher, aber eine Biwakausrüstung würde ich auf diese Tour immer mitnehmen. Das Fogarascher ist bekannt für extrem schnelle Wetterwechsel, ob man dann ein Refugio erreicht ist nicht sicher.
                                                                                  Der Zustand in und um diese Biwakschachteln ist auch gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig. Mitunter beanspruchen auch Hirten mit ihren Herden gerade dort Schutz. Der Abstig in rettende Hütten nimmt mehrere Stunden in Anspruch, An kurzen Tagen kommt das gar nicht gut und geht von der Zeit ab. Lediglich die Podragul-Hütte und die Bilea-Hütte sind in Nähe des Hauptkammes. Ich würde auch niemand dazu raten, ohne Zelt loszustiefeln. Bitte auch die Ferienzeit in den Schulen beachten. Denn da ist es ziemlich voll.

                                                                                  Hheä heä- Danke Uwe.

                                                                                  http://alpin-info.homepage.t-online.de/fagaraskarte.htm
                                                                                  Zuletzt geändert von Abt; 27.02.2014, 16:49.

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    • 967
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                                                                                    AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                                                    Hier mal ein netter Bericht aus dem "Komm Mit 1989", so kanns auch kommen. Klick

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                                                      Zitat von Abt Beitrag anzeigen
                                                                                      Der Zustand in und um diese Biwakschachteln ist auch gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig.
                                                                                      Biwakausrüstung sollte auch einen Biwaksack beinhalten. Ist halt für den Notfall. Ansonsten ist ein Schlechtwettereinbruch im Hochgebirge doch völlig normal. Fangt jetzt bloß nicht wie die Skandinavien-Fraktion an. Dort ist das Wetter auch immer besonders schlimm.

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Erfahren
                                                                                        • 30.04.2011
                                                                                        • 376
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                                                        OT: Wer ohne Zelt loszieht, sollte natürlich eine Biwakausrüstung mit dabei haben. Soetwas erwähne ich gar nicht extra, weil dies selbstverständlich sein sollte und an vielen Stellen hier im Forum auch schon angeführt wurde.
                                                                                        Und bei schlechtem Wetter warte ich ab, oder steige ich ab. So ist es meiner Ansicht für mich persönlich am sichersten. Aber das bleibt auch jedem selber überlassen, wie er auf Schlechtwettereinbrüche reagiert. Wie auch Chrischian bereits angemerkt hat: Ein Schlechtwettereinbruch kann in einem Gebirge schon mal vorkommen. Dessen sollte sich wohl jeder bewusst sein, der vorhat zu wandern.


                                                                                        Zum allgemeinen Zustand der Refugios im Fagaras kann ich nicht so viel sagen, ich war immerhin erst ein einziges Mal dort und kann deshalb nicht verallgemeinern. Das war letzten Sommer und der Zustand der Refugios war während dieser Zeit (!) klasse! Weder zugemüllt noch sonst etwas. Die großen Schutzhütten unter ihnen hatten sogar 14 "Betten" und zusätzlich noch ausreichend Platz am sauberen Boden. Ich war sehr überrascht darüber.

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          • 967
                                                                                          • Privat


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                                                                                          AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                                                          Das die Refugios jetzt sauber sind überrascht mich auch, ist aber erfreulich. Hat denn jemand mal die GPS-Daten der Refugios? Wäre mal interessant.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            • 34
                                                                                            • Privat


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                                                                                            AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                                                            Danke für den sehr lebhaften Bericht
                                                                                            Das Problem dabei ist nur ... ich musste meine Mittagspause zum Lesen überziehen , dass muss ich wohl nachher wieder ran hängen .

                                                                                            Ich persönlich finde es zwar ziemlich gewagt, mit kaputtem Zelt und ohne Sprachkentnisse bei den Witterungsbedingungen die Strecke zu laufen, aber das muss schließlich jeder mit sich selbst ausmachen.
                                                                                            Insgesamt muss ich zugeben, dass ich diese Region bisher deutlich vernachlässigt habe - weiter als bis in den Balaton bin ich in Richtung Südosten nicht vorgedrungen. Aber schließlich will man ja auch noch Ziele haben

                                                                                            Gruß
                                                                                            Alex

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              • 19
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                                                              @Abt: Super was für Infos du immer parat hast Danke dafür!
                                                                                              Die Sache mit den Hirtenhunden habe ich einfach so geschildert wie ich es als Rumänien-Neuling empfunden habe. Ist am Anfang schon gewöhnungsbedürftig, vor allem wenn kein Hirte in der Nähe ist der einem den Allerwertesten rettet ;)

                                                                                              @Nicki: Die Papierkarte diente nur als grobe Orientierung hinsichtlich der Schutzhütten und bewirtschafteten Cabanas. Auch die GPS-Daten sind nur teilweise richtig. Allerdings bin ich im Fagaras täglich mindestens an 1-2 Hütten vorbeigekommen. Die Umwege zu den Cabanas habe ich mir ja meist gespart, da gibt es sicher auch noch einige.

                                                                                              Eine Biwakausrüstung würde ich im Fagaras auch empfehlen. Schöner ist es natürlich immer mit Zelt ;) Mit kaputtem Zelt weiterzulaufen habe ich persönlich nicht als riskant empfunden. Notfalls wäre ich die Nacht durchgelaufen, abgestiegen oder hätte das Zelt als Tarp abgespannt. Die Etappe über den Negoiu-Gipfel war da um einiges riskanter. Würde ich wohl nicht mehr so machen.

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                                                                Zitat von Abt Beitrag anzeigen
                                                                                                Ja, bitte dazu.-Komm mit 77 S. 222
                                                                                                Die Wirklichkeit ist meistens anders
                                                                                                Da nicht jeder nachschlagen kann, hier eine kurze Erklärung. Die beschriebene Kammtour startete am 2. Januar 1976 von Sinaia und endete 33 Tage später in Herkulesbad. Dabei wurden Bucegi, Königstein, Fogarasch, Paring, Retezat und Godeanu überschritten. Übernachtet wurde in Hütten und Schneelöchern. Ein Zelt hatten sie nicht dabei. Nach den Bildern zu urteilen waren sie zu Fuß unterwegs.

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  • 849
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                                                                                                  AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                                                                                  Du schreibst, dass Du die OSM-basierten Freizeitkarten auf dem GPS dabei hattest. Wie zufrieden warst Du denn damit? Wo liegen die größten Defizite dieser Karten? Gibt es eine bessere Alternative für das GPS?

                                                                                                  Bei Deinem Zelt handelt es sich - wenn ich das richtig gesehen habe - um ein Tarptent Stratosphere. Ich habe zwar noch nie in einem Stratosphere gelegen, bin aber seit Jahren mit Tarptents unterwegs. Du schreibst, dass Dir eine schon abgenutzte Schlaufe abgerissen ist. (Dergleichen ist mir noch nie passiert, allerdings verwende ich bisher nur Contrails und Rainbows.) Kannst Du den Defekt (und Deinen Reparaturversuch) mal genauer beschreiben?
                                                                                                  Du schreibst ausserdem, dass es ins Zelt getropft hat. Hattest Du die Nähte denn mit Silnet abgedichtet oder das Tarpent einfach so verwendet?

                                                                                                  Ansonsten: Danke für den interessanten Bericht!
                                                                                                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    • 19
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                                                                                                    @EbsEls: Sehr sympathische Bilder! Das waren noch andere Zeiten. Mit so Flatterponchos und Jeans ist das ne ganz andere Schwierigkeitsstufe ;)

                                                                                                    @German Tourist: Mit den OSM-basierten Freizeitkarten war ich ziemlich zufrieden. Man sollte allerdings vor Reiseantritt die Routen mit Unterstützung von GoogleEarth planen. Neben den Hauptrouten fehlen schon einige Wege (zumindest in der Ecke). Dafür waren erstaunlich viele Hütten richtig eingezeichnet. Eine Alternative könnte natürlich die Offiziellen Karten von Garmin darstellen, damit habe ich allerdings keine Erfahrungen.

                                                                                                    Das Zelt ist ein TarpTent StratoSpire 1. Die Nähte hatte ich natürlich mit SilNet-Silikon abgedichtet, das Tropfwasser war vermutlich einfach nur Kondensat. Das TarpTent war auch schon auf den ca. 800km in Schottland im Einsatz und durch einige Einsätze bei höheren Windlasten etwas strapaziert. Dort hatte ich außer einer gerissenen Abspannung des "Innenzeltes" keine Probleme und die war schnell wieder angenäht. Nach der Rumänien-Tour waren dann neben der abgerissenen Außenschlaufe auch die Stangentaschen durchgewetzt. Die "Reparatur" bestand schlicht im Abkleben mit Panzertape, das hätte aber nur bei Windstille gehalten ;) Der Ultraleichtshop meines Vertrauens hat aber alles wieder gut hergerichtet und verstärkt. Trotzdem wird für längere autonome Touren wohl ein Hilleberg angeschafft ;)
                                                                                                    Zuletzt geändert von tarpir; 23.03.2014, 21:07.

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      • 5726
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                                                                                                      Da nicht jeder nachschlagen kann, hier eine kurze Erklärung. Die beschriebene Kammtour startete am 2. Januar 1976 von Sinaia und endete 33 Tage später in Herkulesbad. Dabei wurden Bucegi, Königstein, Fogarasch, Paring, Retezat und Godeanu überschritten. Übernachtet wurde in Hütten und Schneelöchern. Ein Zelt hatten sie nicht dabei. Nach den Bildern zu urteilen waren sie zu Fuß unterwegs.

                                                                                                      Ich denke natürlich auch, dass das damals beinahe eine Heldenleistung war, leider habe ich darüber wenig herausgefunden, um nicht zu sagen nichts, außer dem Artikel.
                                                                                                      Vielleicht hat hier jemand mehr Zugang zu Infos darüber...?
                                                                                                      Ganz ohne logistische Unterstützung dürfte es damals noch schwieriger gewesen sein.


                                                                                                      Mal eine Frage an German Tourist, in welche Richtung sie ggf. vorhat zu gehen?
                                                                                                      Und wieviele Tage Christine ohne Nahrungskäufe unterwegs auskommt....
                                                                                                      ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

                                                                                                      Manche Frage beantwortet sich selbst, wenn es keine Reaktion darauf gibt.
                                                                                                      Zuletzt geändert von Abt; 02.04.2014, 09:55.

                                                                                                      Kommentar