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    [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 40.224952862
    Längengrad 44.94900364
    Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus
    Drei kleine Trekkingtouren zwischen Kultur und Natur in Armenien im September 2019...
    ...(meist) entlang des Transcaucasian Trails
    .


    Kapitel eins: Die Vayots-Dzor-Tour von Ughedzor nach Areni


    Kapitel zwei: die Geghama-Gebirgstour von Orbelians Karawanserei bis zum Tempel von Garni


    Kapitel drei: Eine kleine grüne Abschlussrunde mit viel Erholung im Dilijan Nationalpark


    Die Vorgeschichte
    Im Vorfeld wurde ich von Bekannten und Verwandten ja oft gefragt, wie ich denn ausgerechnet auf Armenien komme? Wo liegt das überhaupt? Wie weit Weg? Wie groß? ist es da nicht gefährlich? ...
    ...nun denn: der Kaukasus stand nun schon länger auf meiner Wunschliste und so war ich 2018 auch in Swanetien (Georgien) unterwegs. Auch wandernd - allerdings in einer organisierten Gruppenreise und mit Gepäcktransport. Mein Bedarf an organisierten Reisen ist nun auch wieder für eine Dekade oder zwei gedeckt. Beweggrund damals war hauptsächlich die Sprachbarriere, da ich weder die Georgisch noch Russisch spreche. Vor Ort sah dann doch alles sehr machbar aus, auch mit keinen Sprachkenntnissen kommt man da schon irgendwie durch. Aber viel wichtiger: die Landschaft, die Kultur und das Land gefielen mir so gut, dass ich alsbald gerne mal wieder den „Balkon Europas“ (geografisch schon Asien) besuchen möchte. Der Kaukasus blieb also auf meiner Wunschliste...
    ...just zurück in Deutschland wurde ich auf eine Crowdfunding-Kamagne von Cartisan und http://transcaucasiantrail.org aufmerksam, welche eine Wanderkarte für den Dilijan Nationalpark und den Transcaucasian Trail dort produzieren möchten (Crowdfunding auf Indigogo). Die Kampagne ist erfolgreich und kurze Zeit später bin ich einen kleinen dreistelligen Betrag ärmer, Mitglied bei Transcaucasiantrail.org und werde bald eine Wanderkarte für den Dilijan Nationalpark in Händen halten...
    ...alright...Armenien, ein Land so groß wie Brandenburg, wird mein Urlaubsziel für den Spätsommer 2019. Die Flüge am 8.9.2019 und zurück am 29.9.2019 sind alsbald gebucht. Die Planung kann beginnen...


    Ende März 2019: die Wanderkarte ist da.

    Die Planung
    Der Dilijan Nationalpark ist sicherlich gut für eine Woche Trekking, aber es müssen noch weitere Ziele in Armenien her: Geghama-Gebirge. Klingt gut. Dafür gäbe es auch schon einen TCT-GPS-Track. In Vayots Dzor gibt es auch den ein oder anderen Wanderweg. Im Juli 2019 wird dann, quasi just-in-time ein weiterer TCT-GPS-Track veröffentlicht. Das Khosrov-Waldreservat klingt ebenfalls spannend. Aber es gibt dort Guide-Zwang mit Vorausbuchungspflicht. Das passt mir nicht so recht in die flexible Ausgestaltung meiner Tour. Dann gibt es noch jede Menge Kulturdenkmäler im Land. Da würde ich mir ja schon gerne das ein oder andere erwandern und anschauen...
    ...vor dem Abflug sieht das dann ungefähr so aus:
    Erste Woche Vayots Dzor, zweite Woche Geghama-Gebirge und dritte Woche Dilijan Nationalpark. Immer schön auf dem TCT. Das ganze als Trekkingtour mit Zelt, aber auch mit der ein oder anderen Übernachtung in Gästehäusern/Hotels. Für einen „Thruhike“ wird es vermutlich nicht ganz reichen. Auf der Streichliste steht der Abschnitt zwischen Sevan und Dilijan Nationalpark. Auf eine „guided“ Tour im Khosrov-Waldreservat verzichte ich.

    Die Informationen und Beschreibungen auf Transcaucasiantrail.org sind sehr gut und hilfreich und die GPS-Tracks enthalten auch Wasserquellen/Brunnen, welche in OSM noch nicht enthalten sind. Darauf aufbauend plane ich meine Versorgungslogistik. Noch etwas die Klimadiagramme und weitere Wetterinfos studiert und entsprechend eine Packliste aufgesetzt und ein paar Tage vor Abflug mal geschaut, ob das alles auch funktioniert...


    Packchaos

    ...kurz vor Abreise ersetze ich dann noch das kurzärmelige Wanderhemd durch ein langes und es kommt jetzt noch ein zusätzliches leichtes Softshell-Jacket mit. Für die erste Woche ist nämlich eine Kaltfront in Aussicht.

    Die Anreise - 8./9. September 2019
    Die Anreise erfolgt mittels Flieger von Frankfurt über Wien, mit ein paar Stunden Aufenthalt...



    ...und dann weiter nach Yerevan...



    ...wo ich früh morgens ankomme und erst mal frühstücke und durch die Stadt streife. Denn ich muss noch etwas Zeit (gut fünf bis sechs Stunden) überbrücken, bis ich Gaskartuschen besorgen kann. Nach kurzer Zeit habe ich Begleitung in Form von streunenden Hunden...



    ...zuerst einer, dann zwei, dann ein halbes Dutzend. Wie werde ich diese wieder los? . Bis auf zwei, darunter mein treuer Begleiter auf dem Foto, werde ich die durch Gesten los, welche ich mir bei den Einheimischen abgeguckt habe. Aber die beiden sind echt hartnäckig. Ich geh in den Supermarkt noch etwas Proviant und Feuerzeuge kaufen. Lasse mir extra viel Zeit. Wer wartet draußen? Ich mache Pause, wechsele die Straßenseite. Hilft alles nix. Als ich Pause am Sasuntsi David Platz mache, verteidigt mich der Hund sogar gegen einen Taxi-Fahrer, welcher mir gerade ungefragt ein Angebot unterbreiten wollte. Der Taxi-Fahrer gibt auf...
    ...da hilft nur eins: Metro fahren. Da wird aufgepasst, dass kein Streuner mit reinkommt...

    Nach einem weiteren Frühstück schaue ich dann um zehn Uhr bei HIKEArmenia vorbei. Dort erhalte ich nicht nur aktuelle Infos, sondern auch meine Gaskartuschen. Sie verkaufen welche, aber sie haben auch übriggebliebene von anderen Wanderern für lau. Ferner gibt‘s die Visitenkarte von Tamara, der Office-Managerin, mit dem Angebot dort tagsüber auch anrufen zu können, wenn es Übersetzungsprobleme unterwegs gibt (bspw. bei den B&Bs in Vayots Dzor). Klasse Service und superfreundliche Leute dort. Eine unbedingte Empfehlung für Armenienbesucher, welche outdoors unterwegs sein möchten.

    Nach dem Besuch von HIKEArmenia buche ich mir dann ein Taxi für die 140km-Fahrt nach Vayk in der Provinz Vayots Dzor...



    Da ich vom Nachtflug ohne Schlaf noch ziemlich gerädert bin, übernachte ich dort im Hotel und es geht erst am nächsten Tag auf den Transcaucasian Trail...
    Zuletzt geändert von Taunuswanderer; 25.11.2019, 17:03. Grund: Titelbild ergänzt
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  • Baciu
    Dauerbesucher
    • 18.07.2013
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    #2
    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    Sehr schön, da wollen wir nächstes Jahr hin. Bin mal gespannt und werde den Bericht aufmerksam verfolgen.

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    • tikro
      Anfänger im Forum
      • 25.07.2019
      • 30


      #3
      AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

      Ah was für ein Zufall, ich bin im September mit meiner Freundin auch den TCT in Vayotz Dzor gelaufen. Genauer gesagt von Areni nach Ughedzor. Wann warst du genau dort? Wir haben keine anderen Wanderer getroffen, nur eine Gruppe von polnischen Bikepackern.

      edit: ach das Datum steht ja oben, dann waren wir wohl etwa zwei Wochen später da.
      Zuletzt geändert von tikro; 10.11.2019, 20:29.

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        #4
        AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

        Kapitel eins: Die Vayots-Dzor-Tour von Ughedzor nach Areni

        Ich frühstücke noch gemütlich im Hotel und anschließend besorge ich mir über die Rezeption ein „Taxi“, welches mich von Vayk zum Trailhead nach Ughedzor bringen soll. Die Verständigung im Hotel läuft ganz gut. Die Dame am Empfang spricht ziemlich gut Englisch. Nur den Namen des Dorfes Ughedzor bekomme ich wohl nich gut genug ausgesprochen. Mit Zeigen auf der Karte, welche im Offline-modus freundlicherweise auch die armenischen Schriftzeichen anzeigt, ist das aber kein Problem. Allzu bekannt scheint das Dorf aber nicht zu sein.
        Der Taxi-Fahrer, Albert („wie Einstein“ sagt er), kann ein paar wenige Worte deutsch, da er zu Sowjet-Zeiten in Roßlau an der Elbe stationiert war und dort zwei Jahre dienen durfte.
        Nach knapp 30 km ist das Ziel erreicht. Zumindest möchte Albert mit seinem Golf nicht weiter. Wir sind am Ortseingang von Ughedzor. Es wird schlammig. Dabei habe ich mich schon gewundert, dass er überhaupt soweit da reingefahren ist. Nach der gut ausgebauten Nationalstraße ging es direkt auf einen holprigen Feldweg mit tiefen Spurrillen, aber Albert hat das bestens gemeistert.
        Bei der Verabschiedung fragt er noch wo ich hin möchte. Ich antworte: Areni, zu Fuß. Er ist erstaunt, dass ich hier wandern möchte und das auch noch mehrere Tage am Stück...

        10. September 2019, kurz vor zehn Uhr: Start in Ughedzor
        ...es geht endlich los. Albert fährt zurück...


        Blick vom Ortseingang Ughedzor in Richtung Yerevan-Meghri-Highway

        ...und ich stehe alleine vor einem halb verlassenen, halb verfallenen Ort am Rande von Vayots Dzor...


        Industrieruine am Ortseingang von Ughedzor

        ...vereinzelt sind ein paar Bauern zu sehen. Der Wanderweg fängt am anderen Ende des Dorfes an und ist erst mal nicht ausgezeichnet. Dazu kommt ein kleines wegloses Stück Wiese (nicht allzu steil) bis man auf einem Bergsattel steht, wo etwas weiter oben ein paar Ruinenreste (Andranik’s Fortress) gerade noch so zu erkennen sind...


        Andranik‘s Fortress

        ...auf dem ersten Bergsattel (ca. 2400 m.ü. NHN) habe ich sowohl einen schönen Blick zurück...


        Blick zurück von Andranik’s Fortress in Richtung Ughedzor und Vorotan Pass

        ...als auch einen guten Ausblick in Richtung Artavan...



        Nach dem kurzen weglosen Stück ist ab hier der Weg für die kommenden Tage ausgezeichnet und zum Teil auch schon etwas bearbeitet...


        erste Wegemarkierung


        frisch angelegter Single Trail

        Nach zweieinhalb Stunden mache ich dann erst mal Mittagspause...


        alles bestens beschildert hier

        ...bei bester Aussicht...


        bei so einer Aussicht möchte ich eigentlich gar nicht weiter wandern...

        ...jetzt wurde ich schon ein paar mal durch flatterndes Viehzeugs aufgeschreckt habe ich schon ein paar mal die Hühner aufgescheucht, bevor ich das erste wenigstens eine Kuckucksdame vor die Linse bekomme...


        leider kein ausreichendes Tele dabei...

        Etwas später treffe ich auf ein paar Menschen, welche am Mirabellen (oder so etwas ähnliches) pflücken sind. Mir wird eine Mitfahrgelegenheit angeboten, welche dankend ablehne.

        Gegen drei Uhr erreiche ich dann das nächste Dorf: Artavan, wo ich gleich mal eine weitere Einladung ausschlage...


        Ortseingang Artavan


        Khachkare und andere alte Steine

        ...am Brunnen fülle ich dann meine Wasservorräte auf...


        Brunnen in Artavan

        ...und folge dem ausgezeichneten Wanderweg. Nach 200m vibriert meine Uhr: „Routenabweichung!“. Ich schaue auf die Karte (App). Tatsächlich bin ich einen anderen ausgezeichneten Wanderweg entlanggegangen. Ich gehe zurück und komme an der Post vorbei...


        Post in Artavan

        ...das müsste jetzt stimmen. Tut es auch. Am Ortsausgang kommt dann die nächste Einladung auf einen Vodka. Ich möchte allerdings heute noch ein paar Kilometer schaffen, daher lehne ich erneut dankend ab. Eine halbe Stunde später mache ich dennoch eine kurze Pause...


        Blick auf einen bewaldeten Berghang

        Die Stärkung kommt zum richtigen Zeitpunkt, denn es folgen gut zugewachsene und somit etwas anstrengende Abschnitte...


        rechts Abbiegen sagt die Markierung...


        wo ist mein Weg?

        Das Wetter wird wechselhafter. So suche ich mir nach gut 18 km Tagesdistanz meine Campstelle etwas früher und geschützter aus. Nachdem das Zelt steht kommen auch ein paar Tropfen runter. Aber noch vor Sonnenuntergang strahlt wieder alles in vollem Sonnenlicht...


        Camp für die erste Nacht

        War jetzt gar nicht so leicht ein passendes Stückchen Land für mein Zelt zu finden. Im Wald viel Wildschweinspuren. Die ursprünglich ausgemachte Wiese zu exponiert für das Wetter. Die Wiese hier noch mit hohem Gras. Da möchte ich ja eigentlich dem Bauern das Gras nicht plattliegen. Allerdings scheint diese Wiese aktuell landwirtschaftlich eh nicht genutzt zu werden. Zu uneben...dafür hat jetzt der Adler das Nachsehen, weil ich in seinem Revier liege. Er kreist kurz ein paar mal über mir und ist dann weg. Dafür gibt es hier Fliegen...


        lästig und DEET-resistent, aber nur dämmerungsaktiv und stechen auch nicht.

        Ich esse früh zu Abend und liege kurz nach Sonnenuntergang um halb acht dann im Bett...


        viertel nach sieben in Armenien...
        Zuletzt geändert von Taunuswanderer; 12.11.2019, 22:29. Grund: falscher Vogel
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        • Taunuswanderer

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          #5
          AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

          11. September 2019, Pleiten, Pech und Pannen rund um Kapuyt und Gomk
          In der Nacht gibt es hin und wieder Wetterleuchten. Regen quasi keinen. Das ist auch gut so - schließlich liege ich in einer leichten Senke, eigentlich mehr in einer flachen Rinne. Bei einem Platzregen wäre es wohl etwas feucht geworden. Aber es blieb ja trocken.

          Schon nach ein paar hundert Metern verliere ich das erste mal den Wanderweg, finde ihn aber recht schnell wieder. Irgendwie könnten in diesem Abschnitt die Markierungen etwas besser sein. Gerne sind sie etwas eingewachsen/durch Gestrüpp verdeckt und erst spät oder auf den zweiten Blick zu erkennen. Und so kommt es, dass ich etwas später im Unterholz lande, da ich einem Pfad folge, welcher wohl ein Wildwechsel ist...


          Weg oder Unterholz, so richtig lässt sich das heute früh nicht immer unterscheiden

          ...weiter geht es durch den bewaldeten Hang, welcher immer wieder schöne Lichtungen bietet...



          ...allerdings muss man höllisch auf den Riesenbärenklau aufpassen, der hier überall wächst. Nach dreieinhalb Kilometern ist dann Schluss mit Wald und ich folge Wirtschaftsweg in einem kleinen v-förmigen Tal. Wasser zapfe ich mir direkt aus der noch nicht fertig installierten Leitung, welche hier gerade vergraben wird...



          Sicherheitshalber filtere ich dieses Mal...



          ...etwas weiter oben bietet sich mir dann der Blick ins nächste Seitental Richtung Kapuyt und Gomk. Sieht viel felsiger aus als die Gegend aus der ich gerade komme. Kein Wald mehr, nur noch Buschwerk und Gras...



          Die Gegend rund um Kauyt und Gomk bietet jede Menge neu erschlossene und wieder reaktivierte Wanderwege. Hier begegnet mir auch der einzige andere Wanderer auf dem gesamten Abschnitt zwischen Ughedzor und Areni. Wir begrüßen uns per Handschlag. Er ist allerdings nur auf einer Tagestour unterwegs. Hat sein Auto irgendwo weiter unten in einem Ort abgestellt, dessen Name er vergessen hat.


          reaktivierter alter Weg


          frisch angelegter Single Trail

          Beim steilen Bergabgehen zwickt dann mein Knie ein wenig. Fängt ja gut an...
          ...denn nur wenig später „fährt“ mein Trekkingstock ein und ich liege auf dem Hosenboden. War wohl nur lasch verriegelt...



          Fast 500 Höhenmeter ging es jetzt auf wenigen Kilometern runter. Während die ausgewiesenen Quellen weiter oben um diese Jahreszeit nicht sehr ergiebig waren Matschlöcher), sieht es hier ganz anders aus. Allerdings gibt es hier auch ziemlich viel Landwirtschaft. Ich warte mal mit dem Auffüllen...



          ...lasse den Felstorbogen rechts liegen...


          Blick von gegenüber auf den Felstorbogen

          ...und durchquere eine Wüstung...



          ...bis ich schließlich das Dörfchen Kapuyt erreiche. Die beiden Trinkwasserquellen lasse ich auch aus. Schließlich möchte ich das Wasser nicht bergauf schleppen und am Ortsausgang von Gomk, etwa 4-5 km von hier, ist auch auch noch ein Brunnen eingezeichnet. Den nehme ich...

          ...zwischendurch genieße ich die schöne Landschaft...


          Blick auf Kapuyt

          ...bevor ich Gomk und an dessen Ortsausgang den Brunnen erreiche...



          ...nun ja. Ziemlich trocken. Wasser bekomme ich hier aber gleich. Allerdings anders als gewünscht. Regen setzt ein. Ich kämpfe mich mit Rucksack unter meinen Poncho. Ich habe irgendwie Zuviel Kram am Rucksack außen dran, das ist jetzt irgendwie . Nach dem fünften oder sechsten Versuch (hinsetzen, Poncho über den Rucksack und dann Rucksack samt Poncho anziehen) klappt es irgendwie.
          NB: Den Poncho mustere ich nach meiner Tour dann aus. Zukünftig setze ich wieder auf Regenjacke... .
          Ich schwitze schon unterm Poncho und es fehlt immer noch eine Entscheidung: zurück ins Dorf und nach Wasser fragen oder weiter bergauf und hoffen, dass der eine oder der andere Bachlauf Wasser führt? Ich nehme Tor Nummer zwei. Nach ein paar hundert Metern stoße ich auf einen extrem trockenen Bachlauf. Daneben ein Rohr. Das Wasser wird wohl weiter oben direkt für das Dorf abgezwackt. Also weiter über die Kopfsteinpflasterroute. Wenigstens hat es aufgehört zu regnen und ich werde den -Poncho wieder los. Hinter der nächsten Kurve erscheint eine größere Landwirtschaftliche Anlage mit Kuhställen und Kuhtränken. Betrieb ist hier aktuell keiner, dafür läuft das Wasser. Puh. Geschafft...



          ...ne halbe Stunde vor Sonnenuntergang. Jetzt wird es Zeit ein Camp zu suchen. Von den Höhenlinien auf der Karte sieht es hier gut aus oder aber wieder in drei Kilometern. Das ist mir zu weit. Etwas außerhalb der Anlage an einem terrassierten Hang finde ich zweieinhalb Quadratmeter Fläche für mein Zelt. Nicht ganz eben, aber dafür ohne Kuhfladen...



          ...schnell wird das Zelt aufgebaut und gekocht und husch husch ab ins Zelt. Der nächste Regen kommt...
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            #6
            AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

            12. September 2019, Dusty Roads & Cowboys
            Eine Panne vom Vorabend darf ich noch nachreichen. Nachdem ich mich noch etwas über den Tag aufgeregt hatte und ich gerade etwas unbequem liege mache ich einen hektischen „Move“ im Schlafsack, was mir der Reißverschluss damit quittiert, dass er auf halber Länge aufgeht. Der Schieber lässt sich jedenfalls nicht mehr bewegen und der Reißverschluss nicht mehr schließen...


            zuviel Energie, zu wenig Ruhe...

            Erste Reparaturversuche in der frühen Nacht schlagen fehl. Nevermind, noch ist draußen warm genug: ich drehe die Öffnung nach unten und nutze den Schlafsack als Quilt. Mit etwas Ruhe am nächsten Morgen lässt sich das ganze dann doch ganz leicht beheben (Notiz an mich selbst: In der Ruhe liegt die Kraft!).

            Morgens packe ich direkt zusammen und lege erst mal ein paar km zurück, um einen schöneren Platz fürs Frühstück zu finden...


            Ausblick vom Frühstücksplatz aus

            Nach dem Frühstück geht es dann gemächlich weiter. Heute stehen im Gegensatz zu gestern und vorgestern deutlich weniger Höhenmeter auf dem Programm. Zudem wandere ich fast ausschließlich auf einfachen naturbelassenen Feldwegen. Den ein und anderen kleinen Umweg durchs „Gemüse“ bescheren mir die zahlreichen Kuhherden unterwegs...


            vierbeinige Wegelagerer

            ...wenn das Gelände unübersichtlich ist, dann bin ich immer schon ganz vorsichtig bis gespannt unterwegs: wo ist er denn? Wo ist der Herdenschutzhund? Aber hier ist meist keiner dabei. Dafür Cowboys zu Pferde und ohne. Könnten problemlos in jedem Italowestern mitspielen. Besonders auffällig ist der Typ mit Goldgebiss und Schrotflinte. Ist aber gerade ganz harmlos am Hagebutten pflücken und grüßt grinsend und freundlich.

            Zur Mittagszeit erreiche ich den Chumov/Mirror Lake, welchen ich aufgrund der Umgehung einer weiteren Kuhherde etwas oberhalb anstatt näher am Ufer passiere...


            Blick auf den Spiegelsee Teil 1...


            ...und Teil 2

            ...nach dem Chumov Lake erlaube ich mir einen kleinen Abstecher zu einer in den Fels gehauenen kleinen Kirche...


            unterwegs zur Martirosants-Kirche

            Es gibt dort auch einen kleinen Picknickplatz und Brunnen. Letzterer ist trocken und hinterm Picknickplatz sieht es aus wie nach einer lauen Sommernacht am Frankfurter Mainufer . Ich mache trotzdem kurz Mittag hier....


            Eingang zu Martirosants mit Khachkar


            Altar


            in der Kirche/Kapelle

            ...und breche dann auf gen Martiros. Zuerst erreiche ich „Alt-Martiros“. Eine grüne Oase im sonst recht trockenen Umfeld. Hier wachsen sogar Birken. Unfreiwillig nehme ich eine Abkürzung über eine grüne saftige Wiese...


            grüne Oase Alt-Martiros

            ...bei der Rückkehr auf den Hauptweg kommt dann doch ein aggressiver Hund aus der Ecke eines Gehöfts gesprungen. Gottseidank gut angekettet. Ich kann leicht passieren. In dem neueren Teil von Martiros ist dan schon ein bisschen was los. Viele Leute unterwegs. Am örtlichen Brunnen fülle ich meine Wasservorräte voll auf (5,5 Liter). Muss jetzt auch ein Weilchen reichen. Bis Noravank am übernächsten Tag waren keine weiteren Brunnen/Quellen eingezeichnet (die Praxis sah dann nicht ganz so schlimm aus). Hinterm Ortsausgang von Martiros lege ich dann erst mal wieder ein Päuschen ein und genieße abermals die Aussicht...


            rund und um Martiros dominiert zum ersten Mal die Ackerwirtschaft gegenüber der Weidewirtschaft.

            In der Pause buche ich online mein Hotel in Areni für den übernächsten Tag. Areni war von vornehmeren als behauster Zwischenstopp mit Proviantnachfüllmöglichkeiten eingeplant. Jetzt da ich einschätzen kann wann ich dort sein werde, buche ich schon mal meine Unterkunft vorab. Im übrigen ist mobiles Internet die letzten Tage hier überhaupt kein Problem. Fast überall gab es 3G - nur in manchen abgelegenen Seitentälern nicht...
            ...weiter geht es auf ziemlich staubigen Feldwegen. Der TCT ist auf diesem Abschnitt auch nicht mehr markiert....
            ...mir begegnet derweil die nächste Kuhherde. Ohne Schutzhund. Ohne Cowboy. Aber die Kühe scheinen den Weg zu kennen...


            Kühe mit Ziel

            Die Gegend wird zunehmend trockener...


            Blick zurück


            Dusty Roads ahead

            ...es tauchen erste sandige, steppenartige Flächen auf, deutlich geprägt von Bodenerosion...



            ...dazwischen Acker- und Weideflächen, getrennt von teils recht tiefen Erosionsfurchen, welche um die Jahreszeit kein Wasser mehr führen (in OSM aber gern mal mit Bach ausgewiesen sind)...



            ...auf der Suche nach einer Campstelle begegnet mir dann noch ein weiter Cowboy mit Hund im Schlepptau. Der kleine Vierbeiner bleibt in gebührendem Abstand vor mir stehen, der Cowboy reitet weiter. So langsam wird der Hund ungeduldig und fängt an zu knurren. Ich weiche zwei Meter vom Weg. Er schaut ziemlich kritisch traut sich aber nicht vorbei. Ich gehe weitere 3-4 Meter weg vom Weg. Jetzt packt er seinen ganzen Mut und rennt seinem davonreitenden Herrchen hinterher, der kleine Schi**er...

            Meine Zelt schlage ich dann ein paar hundert Meter weiter nicht weit abseits des Weges auf einem abgeernteten Feld auf. Eigentlich sah es 1-2 km weiter zunächst besser (geschützter) aus, aber da logiert gerade eine Kuhherde. So nehme ich halt die recht offene und gut durchlüftete Fläche, da kann ich schnell noch den Regenponcho (zehn Tropfen außen, einen Viertel Liter Schweiß innen ) trocknen...


            Zeltplatz zwischen Nagerlöchern im Feld und Pferdeäpfeln...

            Abends: Business as usual. Kochen, Abendtoilette und möglichst zum Sonnenuntergang schon ab ins Zelt. Letzteres, da es bereits zu Dämmerung deutlich abkühlt und meist kräftiger Wind aufzieht. Generell sind die Tag-Nacht-Temperaturunterschiede hier deutlich größer als in Mitteleuropa. Die kontinentalen Einflüsse auf das sind deutlich zu spüren.
            Dies ist keine Signatur.

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              #7
              AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

              13. September 2019, Freitag, der 13.


              Bari luis. Sonnenaufgang am Camp

              Heute gibt es zum ersten Mal ein fixes Routenziel: die inoffizielle Campstelle in Gnishik. Gnishik ist der einzige Ort entlang des Vayots-Dzor-Abschnittes des TCT, wo es keine Übernachtungsmöglichkeit in einem B&B oder Guesthouse gibt. Dafür ist eine inoffizielle Campstelle im GPS-Track hinterlegt. Da das Gelände sonst schwierig aussieht, steuere ich heute diese an.
              Zunächst geht es erst mal nach Horadis. Eine fast verlassenes Dorf voller Ruinen...

              Brotzeitzeit ist aber erst mal an einem Picknickplatz unterhalb des Dorfes...


              Schattiges Plätzchen

              Gegen zehn Uhr erreiche ich dann Horadis


              Schmetterling am Ortsrand

              Ein Gehöft ist noch (bzw. wieder) bewirtschaftet...


              Kühe stehen Schlange beim Melken

              ...vom Rest stehen nur noch Mauerreste. Das Dorf wurde wohl zu Sowjetzeiten aufgelassen


              Ruinen...


              ...über Ruinen...

              Mitten in den Ruinen schmiert mir zum zweiten Mal am Tage mein iPhone ab. Beim Versuch ein Foto zu schießen ist es plötzlich aus. Das passiert dann gleich hinter her noch einmal. Es ist Freitag der 13., ich bin allein, mein Kommunikations- und Nacigationsmittel macht komische Sachen, der Akku schwindet durch die Reboots auch ganz ordentlich. Das wär doch mal ein schöner Anfang für einen B-Movie...
              ...bei mir geht es allerdings ganz ohne Horror weiter...
              ...ich besuche als Nächstes die Kirchenruine


              Kircheneingang mit Kuhalarmanlage


              „Cabrio-Style“



              Sogar einen funktionierenden Brunnen hat das Dorf noch...


              nochmals tanken, bevor es auf die trockene Weide geht...


              jeder darf mal ran

              Ich verlasse das Dorf und werfe nochmals einen Blick zurück...



              ...und trotte gemütlich der Kuhherde hinterher, welche nach dem Melken unterwegs zu ihrer Weide ist...



              ...und verpeile dadurch völlig, dass ich eigentlich hätte schon längst abbiegen müssen. Egal. Geht es jetzt halt querfeldein und durch zwei Gräben zurück auf den Wanderweg...

              Der Nachmittag verläuft dann recht unaufgeregt. Ich nähere mich dem Dorf Gnishik...



              ...und fülle dort meine Wasservorräte mal wieder an einer Viehtränke auf...



              Gleich hinter dem Dorf erreiche ich meine Campstelle unweit eines rauschenden Wildbaches...



              Dieses Mal gut windgeschützt, dafür mit massenhaft Wild(schwein)spuren rund ums Lager.
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              • AlfBerlin
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                • 16.09.2013
                • 5073
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                #8
                AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                Danke für den Bericht und die Fotos. Was ist das für ein Zelt?

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                • Taunuswanderer

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                  • 19.01.2018
                  • 5402
                  • Privat


                  #9
                  AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                  Zitat von AlfBerlin Beitrag anzeigen
                  Danke für den Bericht und die Fotos.
                  Gerne. Danke fürs Gucken und Lesen

                  Was ist das für ein Zelt?
                  Mein Tarptent ProTrail.
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                  • Sarekmaniac
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                    • 19.11.2008
                    • 10987
                    • Privat


                    #10
                    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                    Sehr spannende Unternehmung!

                    Wie kam es zu der Reisezeit? Einfach nur deine Planung, oder gibt das Klima da was vor? Rein von den Bildern her, wo man ständig diese vertrocknete Grassteppe sieht, würde ich meinen, früher im Jahr, im Juni/Juli, müsste es dort fantastisch blühen.

                    Das "Huhn" in Post 4 ist IMO ein weiblicher Kuckuck.
                    Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                    (@neural_meduza)

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                    • Ljungdalen

                      Alter Hase
                      • 28.08.2017
                      • 3014
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                      #11
                      AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                      Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                      Rein von den Bildern her, wo man ständig diese vertrocknete Grassteppe sieht, würde ich meinen, früher im Jahr, im Juni/Juli, müsste es dort fantastisch blühen.
                      Ich war von Mitte Juni bis Mitte August '91 (omg!) in Ostarmenien (bei Kapan) und dann in Nordarmenien (bei Alawerdi). "Dienstlich" zwar, aber das war ein Praktikum als Geologie-Student, d.h. viel durch die Gegend laufen, und private Abstecher waren auch drin Besonders im Osten war es schon im Juni sehr trocken. Nie Regen, in den Gipfellagen (über 3500 m) am Tag noch weit über 20 °C, in den Tälern über 35 °C. Bis in den Juli hinein aber an schattigen Stellen so ab 2000 m noch Schneereste ("ganz oben" sicher ganzjährig). Aber ja, besonders in den mittleren Lagen zuerst auch viele Blumen.

                      Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                      Das "Huhn" in Post 4 ist IMO ein weiblicher Kuckuck.
                      Sehe ich auch so. "Hühner" gibt es da aber auch, besonders Chukarhühner (Alectoris chukar, a.k.a. Chukarsteinhühner) - die können einen ganz schön durch plötzliches Auffliegen direkt vor den Füßen erschrecken, wie Reb- oder Schneehühner.

                      Und mehrfach werden ja auch Haus- und Wildschweine gezeigt und erwähnt: Da die Hausschweine dort frei herumlaufen, sieht man gelegentlich Mischlinge aus Haus- und Wildschweinen. Die haben dann so einzelne Fellflecken. (Ich habe die in Nordarmenien gesehen, in eher bewaldeter Gegend.)

                      Ach ja. Interessanter Bericht. Vielen Dank. Ob ich da wohl nochmal hinkomme? (Krass, es gibt jetzt Wegweiser für Wanderwege. 1991 wurde man angeguckt wie ein Außerirdischer, wenn man jemanden sagte, man würde nur "for fun" irgendwo lang- oder hinwandern. Allgemein wusste man natürlich von der Existenz dieses Vergnügens, aber doch nicht *in Armenien*, in *diesen Zeiten*!)

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                      • Taunuswanderer

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                        • 19.01.2018
                        • 5402
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                        #12
                        AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                        Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                        Sehr spannende Unternehmung!

                        Wie kam es zu der Reisezeit? Einfach nur deine Planung, oder gibt das Klima da was vor? Rein von den Bildern her, wo man ständig diese vertrocknete Grassteppe sieht, würde ich meinen, früher im Jahr, im Juni/Juli, müsste es dort fantastisch blühen.
                        Für dieses Jahr kam für mich urlaubsplanungstechnisch nur noch August bis November in Frage. August wäre mir viel zu heiß gewesen (geht vielleicht gerade so in Dilijan). Ab Oktober ist im Geghamagebirge mit Wintereinbruch zu rechnen. Zudem ist September der Monat mit den geringsten Niederschlägen in Armenien. Wer also gerne trockener und bei stabilen Wetterlagen wandern möchte ist da gut aufgehoben. Die Blütezeit im Juni und Juli muss gigantisch sein. Steht noch auf meiner Wunschliste. Da kauft man sich allerdings gut zugewachsene deutlich schwerer zu passierende Abschnitte ein (Schöne Grüße vom Riesenbärenklau, der dort heimisch is). Zudem gibt es je nach Region (viel) Altschnee und im Geghamagebirge ein deutlich erhöhtes Gewitterrisiko.

                        Im übrigen ist das Gras meist nicht ganz so vertrocknet, wie es auf den Ersten Blick ausschaut. Meist gibt es noch einen grünen Kern. Je nach Bewölkung und Lichteinfall schimmerte das auch in unterschiedlichen gelblichen und grüngelblichen Tönen.

                        Das "Huhn" in Post 4 ist IMO ein weiblicher Kuckuck.
                        Uuuups. Ornithologe werde ich wohl keiner mehr.
                        Dies ist keine Signatur.

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                        • Taunuswanderer

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                          • 19.01.2018
                          • 5402
                          • Privat


                          #13
                          AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                          Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                          ... (Krass, es gibt jetzt Wegweiser für Wanderwege. 1991 wurde man angeguckt wie ein Außerirdischer, wenn man jemanden sagte, man würde nur "for fun" irgendwo lang- oder hinwandern. Allgemein wusste man natürlich von der Existenz dieses Vergnügens, aber doch nicht *in Armenien*, in *diesen Zeiten*!)
                          Viele der Wanderwegweiser sind nigelnagelneu. Im Dilijan Nationalpark hat Armenien mit EU-Mitteln und Unterstützung ein großes Förderprojekt zum Ausbau des Tourismus und Wandernetzes am Laufen. Auch in Vayots Dzor wurde da wohl viel über Entwicklungshilfe angestossen. Man versucht hier schon das ganze gezielt auszubauen und der ländlichen und wirtschaftlich sehr schwachen Region, neue Einnahmemöglichkeiten zu ermöglichen (ähnlich wie in Swanetien).
                          Dies ist keine Signatur.

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                          • Ditschi
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                            • 20.07.2009
                            • 12705
                            • Privat


                            #14
                            AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                            Schöne Bilder aus einer zumindest mir völlig unbekannten Landschaft. Jetzt kannst Du Dich aber nicht mehr Taunuswanderer nennen. Der nick greift zu kurz.
                            Ditschi

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                            • EbsEls
                              Erfahren
                              • 23.07.2011
                              • 436
                              • Privat


                              #15
                              AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                              Danke, sehr spannender Bericht.
                              I.d.T. Im Juni sieht es am Sevan so aus.

                              @Ditschi: Ggf. ist er der Wanderer aus dem Taunus?
                              Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                              Eberhard Elsner

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                              • Taunuswanderer

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                                • 19.01.2018
                                • 5402
                                • Privat


                                #16
                                AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                14. September 2019, hohes Gras und alte Steine

                                Morgens um halb sieben in Armenien...



                                Heute steht die letzte Etappe der ersten Tour an. Noch bin ich auf knapp 2000 m Höhe und darf heute hinunter auf ca. 1050 m Seehöhe. Hinab ins Arpatal. Zwischendurch liegt aber auch noch der ein oder andere Aufstieg noch auf der Route. Los geht es durch ein schmales, wildromantisches Tal...



                                ...auf Teils schmalen Pfaden...





                                ...hin und wieder darf ich den kleinen Fluß furten...



                                ...und zudem ist der Weg an einigen Stellen wegerodiert. Spannend.



                                ...nach zweieinhalb Kilometern komme ich an einer Hütte vorbei. Die Brandspuren sind noch nicht alt. Man riecht noch das gelöschte Feuer. Zuerst dachte ich, dass das ganze unbewohnt ist, aber kurz nach dem Foto habe ich einen Aggroköter an der Backe und zwei weitere Tölen sind im Anmarsch. Gottseidank erlaubt mir die Wegeführung das langsame und rückwärtsgehende Entfernen in Zielrichtung, so dass ich die Wachhunde stets im Auge behalten kann. Eine Umgehung am Hang durchs Unterholz bzw. durchs Fließgewässer wäre ziemlich lästig geworden. So geht es entspannt weiter...



                                ...das Hundegebell muss ich mir allerdings noch ein wenig anhören. Der Feldweg verliert sich nach wenigen hundert Metern und es geht zum Teil weglos und zum Teil über gut zugewucherte und halb wegerodierte alte Wege weiter. Das hohe Gras macht das vorankommen nicht gerade leicht ...



                                ...dazu kommt in den Querrinnen dichtes Buschwerk - gerne mit Dornen. Das fördert meine Wegefindefähigkeiten. Meine außen angebrachte Isomatte darf heute auch einige Dornen und Kratzer einstecken...


                                irgendwo links am Hang geht‘s weiter


                                close-up der Schlucht

                                Als ich es dann endlich durchs Buschwerk und hohe Gras geschafft habe, folgen noch zwei steilere Anstiege, bei denen ich gerne mal die Hand an den Fels lege...



                                Retrospektiv war das technisch einer der anspruchsvollsten Abschnitte (T3) auf meiner Armenienreise. Nach dem Anstieg von grob 1700 auf 1950 m Höhe wird es dann wieder einfach. Es gibt wieder breite Feldwege und die Route ist wieder markiert und beschildert. Und nicht nur das. Es gibt auch Erklärbärschilder. Fast wie im Taunus....


                                ...von denen ist mir keiner untergekommen...


                                ...von denen schon. Meist war ich zu langsam für ein Beweisfoto...

                                ...und es gibt hier sogar offizielle Campsites...



                                Zur Mittgszeit erreiche eine kleine überdachte Picknickbank. Auf der gegenüber liegenden Seite kann ich schon das Treiben in Noravank beobachten. Noch bin ich aber gute zwei Stunden Fußmarsch vom Kloster aus dem 13. Jahrhundert entfernt...



                                Der gut beschilderte Bergwanderweg (T2) führt zunächst ins Tal...



                                ...überquert die Klosterzufahrtsstraße und steigt auf der gegenüberliegenden Seite wieder steil auf. In der prallen Sonne verdunstet mein Trinkwasser im Nu...



                                Das Kloster betrete ich durch den Hintereingang. Nicht erst dort falle ich auf. Schon im Anstieg wurde ich mittels Drohne gesichtet. Vermutlich winke ich jetzt in irgendeinem YouTube-Video freundlich in die Kamera. Mein erstes Ziel im Kloster ist nun der Trinkwasserbrunnen. Und danach ist erst mal Pause im Schatten angesagt bevor es auf Besichtigungstour geht...





                                Eine gute Dreiviertelstunde mische ich mich unter die Bustouristen und bestaune das alte Gemäuer, welches auf der Vorschlagsliste zum Weltkulturerbe steht. Danach breche ich Wieder auf. Ich wähle dazu den einfachen Weg, der Straße entlang. Es gibt zwar schon einen GPS-Track vom TCT, welcher über die rechte Bergseite und dann hinunter ins Arpatal führt, aber dazu gibt es noch keine detaillierte Wegbeschreibung und keine Kennzeichnung (und ausgebaut ist er auch nicht). Das ist mir heute zu anstrengend. Ich muss noch Waschen und Einkaufen später.

                                Es könnte ein wunderbares Tal sein...



                                ...ohne den Klosterzubringer im Bundesstraßenformat. Erfreulicherweise hält sich der Verkehr stark in Grenzen.

                                Entlang des Weges führt auch eine Wasserpipeline ins Tal. An mehreren Stellen ist die aber schon ziemlich marode...


                                typisches Problem in Armenien. Top-Fernstraßen, aber ziemlich marode Wasserversorgung

                                Am späten Nachmittag, nach gut 19 km Tagesdistanz und 95 km Gesamtdistanz erreiche ich mein Hotel direkt am Yerevan-Meghri Highway. Die erste Tour ist geschafft. Ich checke ein, nehme eine Dusche, wasche meine Klamotten und auf gehts...

                                ...auf eine kleine Abdendtour (ca. 5 km). Als erstes besichtige ich den Areni-1 Cave direkt am Hotel...


                                Außenansucht der Höhle


                                statt Innenfotos (ich hatte den Aufpasser im Nacken) gibt’s nur eines von der Infotafel

                                Hier wurde nicht nur der älteste erhaltene Lederschuh gefunden (5500 Jahre alt), sondern auch eine ganze Weinkellerei ausgegraben. Über 6000 Jahre alt, die bislang älteste der Welt. (Und in Georgien letztes Jahr behaupteten sie noch, sie wären die Wiege des Weinbaus...tststs). Danach machte ich noch einen Abstecher ins Ortszentrum, um meine Vorräte für die kommenden Tour aufzufüllen. In Areni gibt es zwar keinen Supermarkt, aber den ein oder anderen Kiosk, einen Markt und zahlreiche Markstände direkt an der Straße...


                                Obst, Gemüse, selbstgemachte Konserven, Obstbrand (fruit vodka) mit und ohne Früchte und hausgemachter Wein (aus Trauben oder Granatäpfeln) in Plastikflaschen werden zahlreich fabriziert und angeboten

                                Der Wein/Alkohol wird auch gerne in gebrauchte Cola- und Limoflaschen abgefüllt. Gerüchteweise dient das dem einfacheren Schmuggel des Stoffs über die iranische Grenze...

                                Nach der kleinen Tour esse ich dann noch im Restaurant am Areni-1 Cave zu Abend. Zur Vorspeise gibt es unter anderem das typische armenische Fladen-Brot Lavash (das Dünne in der Mitte), welches als immaterielles Weltkulturerbe eingetragen ist. Außer Mehl, Salz un Wasser ist da nix drin.

                                Früh geht es heute ins Bett. Die Hitze hat mir doch etwas zu schaffen gemacht und morgen steht ein ordentlicher Anstieg von über 1000 Höhenmetern auf dem Programm.

                                Ende Kapitel eins
                                Dies ist keine Signatur.

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                                  Fuchs
                                  • 10.07.2008
                                  • 2381
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                  Wirklich sehr interessant, die Tour und dein Bericht!

                                  Vielen Dank!

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                                  • Taunuswanderer

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                                    • 19.01.2018
                                    • 5402
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                    Manchmal kommt es anders...Intermezzo in Yeghegnadzor
                                    15. September 2019, Ruhe- und Genußtag

                                    Die Nacht verlief jetzt nicht so prickelnd. Irgendwie hatte ich mir gestern einen leichten Sonnenstich zugezogen und Nachts lag ich irgendwie in der Zugluft. Ich bin leicht verschnupft. An durchgehenden Schlaf war auch nicht zu denken.
                                    Nach kurzem überlegen verwerfe ich den Plan heute in voller Sonne den Aufstieg in Richtung Hors anzugehen. Ich buche mir eine weitere Unterkunft im nahegelegenen Yeghegnadzor, der Provinzhauptstadt von Vayots Dzor und lege einen Ruhetag ein. Meinen nächsten Tourabschnitt verkürze ich auf die Strecke Orbelians Caravanserei/Selim-Pass nach Geghard/Garni über das Geghama-Gebirge.

                                    Nach dem Frühstück in Areni lasse ich mich nach Yeghegnadzor fahren und drehe eine kleine Tour durch die Kleinstadt. Diese bietet einiges an Sowjetarchitektur und auch moderne Hipster-Kaffees...



                                    ...am frühen Nachmittag checke ich in das B&B ein, um noch ein Nachmittagsschläfchen halten zu können. Beim Check-In wird der Übersetzungsservice des Nachwuchses der Chefin in Anspruch genommen. Ich werde noch gefragt, ob ich Abendessen und vorweg noch eine kleine Weinprobe haben möchte. Da höre ich mich nicht nein sagen.


                                    Blick vom B&B auf Yeghegnadzor

                                    ...aber erst mal ein Nickerchen. Am Abend geht es dann ins Weingut. Das Arpatal rund um Areni und Yeghegnadzor ist eines der Hauptanbaugebiete für Armenischen Wein. Während zu Sowjetzeiten aus dem Wein hauptsächlich Armenian Brandy („Konjak“) hergestellt wurde, wird neuerdings wieder vermehrt Qualitätswein fabriziert. Das Ergebnis lässt sich schmecken. Sehr gut sogar...



                                    ...nach der Weinprobe gab es dann noch ein typisches armenisches Dinner: ziemlich viel und gutes von allem. Massig Salat und Gemüse zur Vorspeise und Brot darf natürlich nicht fehlen. Dazu eine Suppe und zum Hauptgericht Fleisch und noch mehr Gemüse und Reis.

                                    Übrigens: Beim löchrigen Ziegenkäse sollte man erst mal vorsichtig probieren. Hier wird gerne extrem viel Salz bei der Herstellung verwendet, welches die Natriumchlorid-Toleranzschwelle des gemeinen Taunuswanderers schnell überschreitet.

                                    Neben einem weiteren Gläschen Wein gibt es auch leckeres Antialkoholisches: durch Früchte/Gewürze aromatisiertes Wasser und „Compote“ (Kompottfrüchte mit Sirup mit Wasser aufgegossen). Beides scheint sehr beliebt zu sein in Armenien.

                                    Bei der Weinprobe und dem Abendessen komme ich auch schnell mit den anderen Gästen - ein Schweizer Pärchen, sowie ein holländisches Pärchen - ins Gespräch. Nachdem ich erzähle, dass ich hier alleine, wandernd und mit Zelt unterwegs bin, werde ich für etwas verrückt erklärt. schließlich gäbe es hier ja viele gefährliche Tiere... ich ergänze: syrische Braunbären und persische Leoparden! aber von beiden gibt es nicht mehr so viele und scheu seien diese auch...

                                    Nach einer ruhigen und entspannten Nacht und einem typischen armenischen Frühstück am nächsten Morgen...


                                    Frühstück in Armenien: Brot, viel Milchprodukte, ein wenig süßes und gerne auch was deftiges. Dazu Tee oder armenischen Kaffee

                                    ...mache ich mich dann auf den Weg zum nächsten Tourabschnitt. Zunächst geht es mit dem Taxi zur Orbelians Caravanserei...
                                    Dies ist keine Signatur.

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                                    • Rattus
                                      Lebt im Forum
                                      • 15.09.2011
                                      • 5177
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                      Ich bekomme Hunger Toller Bericht aus einem mir ziemlich unbekannten Land, Danke.
                                      Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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                                      • Ljungdalen

                                        Alter Hase
                                        • 28.08.2017
                                        • 3014
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                        Zitat von Taunuswanderer Beitrag anzeigen
                                        ...auch leckeres Antialkoholisches: durch Früchte/Gewürze aromatisiertes Wasser und „Compote“ (Kompottfrüchte mit Sirup mit Wasser aufgegossen). Beides scheint sehr beliebt zu sein in Armenien.
                                        Auch ein sowjetisches (oder älteres) "Relikt". Mehr oder weniger überall in der ex-UdSSR, russisch компот = "kompot".

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                                        • tikro
                                          Anfänger im Forum
                                          • 25.07.2019
                                          • 30


                                          #21
                                          AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                          Zitat von Taunuswanderer Beitrag anzeigen
                                          Bei der Weinprobe und dem Abendessen komme ich auch schnell mit den anderen Gästen - ein Schweizer Pärchen, sowie ein holländisches Pärchen - ins Gespräch. Nachdem ich erzähle, dass ich hier alleine, wandernd und mit Zelt unterwegs bin, werde ich für etwas verrückt erklärt. schließlich gäbe es hier ja viele gefährliche Tiere... ich ergänze: syrische Braunbären und persische Leoparden! aber von beiden gibt es nicht mehr so viele und scheu seien diese auch...
                                          klar sind ein paar Bären kein Grund da nicht zu wandern wenn man vorsichtig ist, aber als wir da waren haben wir schon sehr viel Bärenscheiße gesehen. Du vermutlich auch. In dem Zeitraum wurde auch ein polnischer Tourist am Aragats von einem Bären getötet.
                                          https://news.am/eng/news/533492.html
                                          Scheint aber ansonsten nie dort so zu passieren

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                                          • Taunuswanderer

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                                            • 19.01.2018
                                            • 5402
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                            Zitat von tikro Beitrag anzeigen
                                            klar sind ein paar Bären kein Grund da nicht zu wandern wenn man vorsichtig ist, aber als wir da waren haben wir schon sehr viel Bärenscheiße gesehen. Du vermutlich auch. In dem Zeitraum wurde auch ein polnischer Tourist am Aragats von einem Bären getötet.
                                            Die Meldung habe ich auch schon in Armenien gelesen. RIP Pyotr.

                                            Losungen von Wildtieren habe ich in Vayots Dzor viel gesehen. In den anderen Regionen deutlich weniger. Das meiste davon hätte ich Katzen(artigen) zugeordnet. Bär konnte ich nicht sicher identifizieren (bin da aber auch kein Profi, was die Exkremente angeht), war aber vermutlich auch ein paar mal dabei.

                                            Ich möchte die Gefahren nicht kleinreden und auch keine allgemeine Diskussion dazu eröffnen (dazu gibt es ja eigene Threads hier im Forum). Aber: Auf meiner subjektiven Risikoliste für diesen Urlaub standen andere Dinge viel weiter oben:
                                            1. Straßenverkehr (sowohl als Beifahrer, als auch als Fußgänger)
                                            2. Aggressive (Herdenschutz)Hunde
                                            3. Selbstverschuldete Verunfallung in unwegsamem, abgelegenem Gelände
                                            4. ...
                                            5. Große und kleine Wildtiere (Bären, Leoparden, Wildschweine, Schlangen)
                                            6. Das armenische Kernkraftwerk, welches für dortige Erdbeben zu schwach ausgelegt ist
                                            Dies ist keine Signatur.

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                                            • Taunuswanderer

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                                              • 19.01.2018
                                              • 5402
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                              Kapitel zwei: die Geghama-Gebirgstour von Orbelians Karawanserei bis zum Tempel von Garni

                                              16. September 2019, im Land der 1000 Adler

                                              Kurz vor halb elf setzt mich der Taxifahrer an der Karawanserei ab. Die schaue ich mir erst mal ausführlich an...


                                              Orbelians Karawanserei (auch Selims Karawanserei )


                                              Eingang der Karawanserei


                                              Eingangsbereich


                                              drinnen in der Karawanserei

                                              Vor der Karawanserei logiert der „Hauswart“ der Karawanserei.


                                              “Bekannt aus Funk und Fernsehen.“

                                              Mit ihm kann ich mich ganz gut auf Deutsch unterhalten. Er war als Soldat zwei Jahre in Deutschland stationiert. Ganz stolz zeigt er mir auf seinem Handy den Ausschnitt aus „Biwak in Armenien“ (https://www.mdr.de/biwak/biwak-in-armenien-kleiner-kaukasus-100.html, Folge 1, ab ca. Minute 13), in welchem er interviewt wurde. Er hat noch mehr Videoschnipsel anderer Fernsehteams darauf. Immer passend zum Land des Gastes. Danach preist er mir noch die von seiner Frau und ihm selbst produzierten bzw. angebauten Produkte an. Von den selbstgemachte Produkten kaufe ich mir die in Maulbeersirup umhüllten Walnüsse...


                                              wird mir als Medizin für fast alles angepriesen: Maulbeersirup. Zusammen mit den Walnüssen echtes Powerfood

                                              Ich packe meine Sachen zusammen und mache noch schnell zwei Fotos an einer Pfütze vor der Karawanserei...





                                              ...verabschiede mich und los geht es. Zunächst vorbei am Brunnen der Karawanserei...



                                              geht es zunächst einige hundert Meter entlang der asphaltierten Straße hinauf auf die Passhöhe des Selimpasses. Bevor die heutige Wanderstrecke ausschließlich auf naturbelassenen Feldwegen von statten geht. Wasserversorgung ist heute kein Thema. Auf der Passhöhe gibt es mehrere Tränken...



                                              ...und auch noch mindestens eine weitere Wasserentnahmestelle.

                                              Von der Passhöhe (ca. 2400 m Höhe) geht es leicht hügelig, sanft absteigend...



                                              ...in eine etwas tiefer gelegene Hochebene (ca. 2270 m. Höhe) mit feuchten Wiesen. Irgendwie habe ich in der Beschreibung vom TCT den Begriff „wetlands“ mehrfach erfolgreich überlesen und erst gefunden als ich da war. Macht nix. In der trockenen Jahreszeit ist das kein Problem. Teilweise gibt beim Wandern der oberflächlich trockene Boden etwas nach. Insbesondere, wenn ich darauf stehen bleibe. Also besser weitergehen...


                                              Feuchtgebiete


                                              mehr Feuchtgebiete

                                              Sowohl rund um den Selimpass als auch hier in der Ebene sind heute zahlreiche Adler und Bussarde zu beobachten. Diese fotografisch einzufangen geling nur mäßig...


                                              Adlerbussard?

                                              Nach gut 13 km erreiche ich eine kleine Siedlung bzw. Größeres Gehöft...

                                              Soll ich den Gailadzor sicher furten?


                                              ...oder mehr Abenteuer wagen?



                                              Ich entscheide mich fürs Abenteuer. Stolpern sollte man auf dieser Brücke nicht - Chancen dafür gibt es genug. Vom Gehöft aus werde ich beobachtet. Ich grüße aus der Ferne.


                                              Blick auf den Vulkankegel Argmaghan mit Kloster

                                              Es folgt die nächste Flußquerung (Argichi) trockenen Fußes...


                                              ist doch noch gut!


                                              taugt doch noch für schweren landwirtschaftlichen Verkehr....

                                              Auch am späten Nachmittag bleibt es eine Flachlandtour...





                                              Die Ortschaft Karidzi - mehr eine Wüstung mit ein oder zwei bewohnbaren Häusern - möchte ich noch passieren und mir zwei, drei Kilometer danach einen Zeltplatz suchen...


                                              Kartoffelanbau auf 2280 m Höhe

                                              Gegen halb sieben habe ich nach knapp 22 km ein passendes Plätzchen gefunden...



                                              ...an welchem ich auch den Sonnenuntergang genießen kann...



                                              Dies ist keine Signatur.

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                                                Erfahren
                                                • 04.02.2016
                                                • 193
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                                Sehr schön! Ich mag diese endlosen Weiten.

                                                Gruß! Gert

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                                                • Taunuswanderer

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                                                  • 19.01.2018
                                                  • 5402
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                                  Zitat von HO Beitrag anzeigen
                                                  Sehr schön! Ich mag diese endlosen Weiten.

                                                  Gruß! Gert
                                                  Die haben mir auch absolut gefallen. Ich hätte da öfters mal stundenlang einfach auf der Wiese liegen können und in die Landschaft starren können...
                                                  Dies ist keine Signatur.

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                                                    • 19.01.2018
                                                    • 5402
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                                    17. September 2019, Steife Brise in luftiger Höhe

                                                    Der Morgen beginnt, wie der Abend aufgehört hat: mit bestem Sonnenschein...





                                                    Ich bin gerade mein kondensgetränktes Zelt weg packen...



                                                    ...da höre ich Motorengeräusche. Ein landwirtschaftlicher LKW kommt von hinterm Hügel vor und dreht bei, als er mich entdeckt. Die Besatzung steigt aus. Wir schütteln uns die Hände und versuchen uns etwas in Smalltalk. Ich bekomme zwei Äpfel und zwei Birnen geschenkt und sie verabschieden sich wieder.


                                                    thanks and bye bye

                                                    Auch gestern war schon der ein oder andere LKW unterwegs. Gerade wird das restliche Heu eingefahren. Das meiste ist wohl schon weg, aber auf der ein oder anderen Wiese liegt noch was.

                                                    Zunächst folge ich noch ein wenig dem Flußlauf des Nazarkhana...


                                                    da waren gerade eben noch Krähen am Werk



                                                    ...bevor ich diesen mit meinen Sandalen furte...


                                                    meine einzige Flussquerung, bei der das Wasser knöcheltiefe überstieg...

                                                    Es geht noch ein wenig durch das ebene Tal. Dabei wird das Tal enger und das bequeme Wandern in der Ebene neigt sich dem Ende zu...



                                                    Nach knapp drei Kilometern erreiche ich ein Picknickstelle mit Kapelle. Unterm Picknickshelter hat sich eine Fünfer-Gruppe Weitwanderer breit gemacht und ist am Frühstücken bzw. gerade fertig damit. Ich sage kurz „hello“ und besichtige dann die moderne Kapelle...



                                                    Danach spreche ich einen der Wanderer an und es stellt sich heraus, dass die fünf aus Deutschland kommen und ebenfalls in Richtung Azhdahak (und dann weiter nach Sevan) unterwegs sind. Wir begegnen uns die Tage dann noch öfter. Ich mache mich auf den Weg und es steht die erste Durchquerung eines Nomadencamps an. ich „freue“ mich schon auf die Hunde.
                                                    Die Nomadenfamilie ist gerade am Melken. Ich werde trotzdem kurz begrüßt und werde gefragt woher ich komme und wohin des Weges ich bin. Die Tochter darf dann noch ein Stück des Weges parallel zwischen mir und den Wachhunden hergehen, damit letztere nicht über mich herfallen - Shnorhakalutyun!


                                                    Blick zurück ins Nomadencamp

                                                    Brotzeitpause mache ich dann etwas abseits des Weges an dieser Mineralwasser-Quelle mit angeschlossenem Picknickplatz...


                                                    hier sprudelt es...


                                                    erst mal Zelt trocknen und Schlafsack lüften

                                                    ...ich probiere aus der Quelle. Es schmeckt sehr gut (kein Schwefelstinker) und ist recht mineralisch. Ich fülle mir mal ne Flasche ab...


                                                    jetzt kein Jermuk mehr drin

                                                    Derweil überholen mich die anderen...

                                                    ...was den Vorteil hat, dass ich das Hundegebell vom nächsten Nomadencamp frühzeitig höre und dies oberhalb am Hang umgehen kann...



                                                    Der Weg gewinnt kontinuierlich an Höhe und es wird zunehmend windiger. Und es gibt weiter interessante Tierbeobachtungen...


                                                    ich mach mal kurz Pause und verfolge die Bewegung der großen Schafherde...



                                                    Die Feldwege/Allradwegspuren werden weniger und es gibt mehr und mehr Pfade...


                                                    Dichter Verkehr



                                                    Ich erreiche frühabends den ersten Dreitausender (Tsaghkavet). Hier zieht jetzt schon ziemlich. So‘ne Luft darf sich auch in Ostfriesland Wind nennen.

                                                    Von hier aus gibt es auch einen schönen Einblick ins Khoshrov-Waldreservat, an dessen Nordostausläufer ich nun bin...



                                                    ...nur noch ein wenig bergab und ich erreiche meine heutige Campstelle zwischen dem Tsaghkavet und dem ehemaligen sowjetischen Militärstützpunkt. Gute zwanzig Kilometer bei knapp 900 hm Anstieg sind geschafft.

                                                    Das Wetter macht mir so langsam ein klein wenig Sorgen...


                                                    Richtung Khoshrov-Waldreservat aus dessen Richtung der stärker werdende Wind jetzt noch kommt sieht es erst mal gut aus....


                                                    Richtung Gegasar (Little Spitakasar)/Sevansee sieht es allerdings übel aus

                                                    Wetter/Wind aus Richtung Sevansee möchte man hier nicht wirklich haben, das kann ziemlich eklig, gewittrig werden und tatsächlich dreht der Wind später um 180 Grad...
                                                    Dies ist keine Signatur.

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                                                      • 19.01.2018
                                                      • 5402
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                                      ...ich koche noch schnell Wasser und mache mir die große Portion Pasta und dann geht es auch schnell ins Zelt. Mein Zelt is ziemlich am Flattern und als der Wind noch etwas zunimmt nimmt mein Tarptent auch Bananenform an. Etwas später dreht der Wind um 180 Grad, aber ansonsten das gleiche Spiel. Ich blase meine Uberlite Small auf (das einzige mal, dass diese auf Tour zum Einsatz kommt) und klemme sie zwischen Fly und meinen Rücken. Irgendwie kann ich bei dem Lärm nicht einschlafen und nach ner Stunde oder zwei entschließe ich mich doch die Ohrhörer einzustöpseln und Musik zu hören - als Einschlafhilfe... es hilft.

                                                      18. September 2019, Die Ruhe nach dem Sturm, oder: Gemütliches Höhenwandern

                                                      Das Zelt hält die Nacht über. Kondensproblem habe ich heute keines Früh morgens ist wieder bestes Wetter...



                                                      Blick Richtung Gegasar (Little Spitakasar) - minimal andere Perspektive gegenüber dem Bild vom Vorabend

                                                      ...und packe ich meine Sachen und vertreibe erst mal eine Maus, welche sich hier breit gemacht hat. Erfreulicherweise hat sie es nicht zu meinen Lebensmitteln geschafft und auch meine Ausrüstung nicht angeknabbert. Jetzt gehe ich erst mal hoch zu den Ruinen der ehemaligen sowjetischen Militärbasis. Hier hat man gute Aussicht in die Türkei und bei klarer Sicht auch in den Iran. Ansonsten ist das hier schon verdammt abgelegen, ziemlich zugig und war bei den Soldaten vermutlich nicht besonders beliebt. Zumindest im Winter und bei Sturm würde ich hier kein Dienst schieben wollen. Heute aber lädt das sonnige Wetter zu einem kleinen Rundgang ein...





                                                      ...als ich mich dem nächsten Gebäude nähere, scheuche ich mal wieder einen Vogelschwarm auf. Dieses Mal habe ich aber meine Kamera griffbereit...







                                                      Weiter geht es in Richtung ehemaliger Mannschaftsbaracken...



                                                      ...wo ich mir erst mal ein windgeschütztes Plätzchen suche und mit Blick auf den Ararat frühstücke...


                                                      ziemlich diesig, aber man kann ihn sehen...

                                                      Nach dem Frühstück geht es dann auf in einen recht trockenen Abschnitt des TCTs - einmal morgens Wasser aus dem Bach in B-Qualität und abends dann aus einem See, wo es bis vor kurzem intensive Viehhaltung gab. Dafür ist das Terrain heute recht einfach (solange man sich nicht selbst das Leben schwer macht).


                                                      [i]Ein Heliumballon hat es bis auf über 3000 m geschafft...[/i


                                                      bizarre Farbspiele heute - leider kommt auf dem Foto das schwarze Gestein Mitte links nicht so deutlich rüber

                                                      Immer wieder kann ich einen Blick auf den Ararat werfen...



                                                      ...und auf dem Boden/am Fels findet sich gläsernes Gestein...



                                                      Kurz vor Mittag erreiche ich den kleinen weißen Berg (Little Spitakasar)...


                                                      im Anmarsch auf den kleinen weißen Berg

                                                      ...hier komme ich etwas vom Weg bzw. finde am Fuße des Berges nich den richtigen Pfad. Das hat zur Folge, dass ich zig tiefe Rinnen queren darf. Das ist zum einen lästig und kräftezehrend, zum anderen auch nicht ganz ungefährlich, da das Geläuf tief ist und der Schotter ziemlich locker sitzt. Also Vorsicht: Steinschlaggefahr. Zudem muss man aufpassen, dass man die empfindliche Fauna nicht kaputt trampelt. Also dringende Empfehlung: auf den GPS-Track achte und unten rum wandern und dann aufsteigen. Spart Zeit und Nerven.

                                                      An der Nordflanke des Berges erscheint dann das erste Schneefeld...



                                                      ...für mich geht es allerdings - ein ganzes Stück unterhalb - weiter auf schönen Schotterpfaden...





                                                      Die Landschaft hier ist zwar ziemlich karg, dennoch blüht es auch über 3000m und trotz kurzer Wachstumsperiode noch...



                                                      ...mein Ziel für den kommenden Tag auf - Mount Azhdahak - ist jetzt schon klar zu erkennen...



                                                      Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass man den Ararat heute sehen kann?


                                                      ...zum Greifen nahe und doch nicht zu erreichen...[ich habe hier mal etwas technisch nachgeholfen und etwas Dunst verdunsten lassen...]

                                                      Nach dem Ausflug auf Schotter geht es für die nächsten Kilometer recht bequem auf Gras weiter, zudem ist das Terrain nur sehr sehr leicht ansteigend...


                                                      große Weiten - Great Spitakasr und Mount Azhdahak voraus. Das Nomadencamp (links) ist schon abgeräumt


                                                      interessante Steine liegen hier rum

                                                      Zwischen Little und Great Spitakasar hat man auch einen guten Blick auf den Sevan-See im Osten Armeniens...


                                                      [auch hier habe ich mal etwas technisch nachgeholfen]

                                                      Am Horizont taucht ein Fuchs auf, schaut kurz in meine Richtung ist dann ziemlich schnell in der Senke verschwunden...



                                                      ...nach den Bergpfaden und Querwieseein geht es wieder vornehmlich auf Allradpfaden weiter in Richtung Badi Lich, meinem heutigen Etappenziel...



                                                      ...allerdings nicht, ohne vorher anzustoßen...


                                                      armenische Gastfreundschaft

                                                      Die armenischen Jäger hatten zuvor am Great Spitakasar ein ziemlich gewagtes Fahrmanöver mit ihrem Lada hingelegt (rückwärts am Steilhang gewendet) und sind anschließend zu den fünf Trekkingkollegen gefahren. Ich schließe fünf Minuten später auf und darf auch noch einen Vodka trinken. Weidmanns Heil!

                                                      Kurz danach erreiche ich, nach guten 21 km, mein heutiges Etappenziel. Mein Zelt schlage ich gute 300 m entfernt vom See auf und somit auch in etwas Entfernung und außer Sichtweite anderen 5 Wanderer...



                                                      Am See hole ich schnell noch etwas Wasser...



                                                      ...und mache mein allabendliches Ritual: Kochen, Essen, Zähne putzen, Abendtoilette, Schlafen. Heute in Ruhe.
                                                      Dies ist keine Signatur.

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                                                        • 19.01.2018
                                                        • 5402
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                                        19. September 2019, Königsetappe

                                                        Wie üblich stehe ich kurz nach Sonnenaufgang auf und frage mich, was ist das für ein weißer Belag auf der Wiese Uups. Es gab leichten Bodenfrost (Notiz an mich: Wasserfilter besser verstauen). Ich stärke mich erst mal mit Kaffee und Müsli, packe zusammen und breche dann auf. Es kommen meine Handschuhe zu Einsatz - im Schatten ist es doch Recht frisch. Erfreulicherweise komme ich alsbald in den Genuss der Morgensonne. Das Wetter ist perfekt für den Aufstieg auf den Azhdahak...



                                                        Hierfür habe ich zwei Möglichkeiten:
                                                        Option eins: Aufstieg über den Ostgrat (im Bild rechts), da ist zumindest laut OSM ein Weg eingezeichnet (OSM ist hier im Gegensatz zu Vayots Dzor und Dilijan NP sehr unzuverlässig), oder
                                                        Option zwei: Teilweise wegloser Aufstieg mit viel Geröll über den kleinen Berg zwischen den beiden Schneefeldern. Das ist die im GPS-Track hinterlegte und von TCT beschriebene Variante.
                                                        Ich nehme letztere, auch weil ich hier den schweren Rucksack nicht auf den 3597 m hohen Berg schleppen muss, sondern etwas tiefer deponieren kann.
                                                        Die Geröllfelder sind lästig, technisch allerdings nicht allzu schwierig. Ab und zu sind Steine locker. Das übt meinen Gleichgewichtssinn.
                                                        Nach dem Anstieg zwischen den beiden Schneefeldern geht es erst mal flach über eine Wiese und weiteres Geröll. Im Anschluss daran quere ich ein etwas steiler abfallendes Sand-/Geröllfeld oberhalb eines weiteren Schneefeldes...


                                                        Spur vorhanden, trotzdem sehr weiches Geläuf, in welchem man leicht wegrutschen kann

                                                        Das Geröllfeld sieht ziemlich karg aus. Bei näherem Blick findet man aber auch hier Pflanzen:



                                                        Im Joch zwischen Red Ridge und Azhdahak parke ich mein Gepäck und mache mit leerer Wasserflasche in Richtung Gipfel auf...



                                                        ...aber zuerst einmal einen kleinen Abstecher zum Kratersee: klarstes kaltes Wasser...


                                                        einmal Wasserflasche füllen, bitte.

                                                        ...und auf zum Gipfelkreuz...


                                                        Gipfelkreuz Azhdahak


                                                        Open-Air-Kapelle auf dem Azhdahak

                                                        Es ist der höchste Gipfel auf meiner Armenientour. Ein schöner Wanderdreeinhalbtausender („Besteigung“ ist arg übertrieben). Bestes Wetter und ich bin alleine hier oben. Ein perfekter Tag

                                                        Ich genieße die Aussicht...


                                                        Red Ridge mit Ararat im Hintergrund


                                                        Blick in Richtung Yerevan - auch grob die Richtung in welcher ich gleich unterwegs sein werde


                                                        Panorama mit allem: Red Ridge, Ararat, wenn man genau schaut auch die Spitze des Aragats (leicht rechts der Mitte) und weitere Vulkankegel des Geghama-Gebirges

                                                        Um halb zwölf sammele ich mein Gepäck wieder ein und mache mich auf in Richtung Geghard bzw. Garni, welches ich morgen erreichen möchte. Ab hier verlasse ich den TCT, welcher entlang der weiteren Vulkankegel vorbei am Akna Lich (See) nach Sevan führen würde.

                                                        Für mich folgt erst mal ein Abstieg über feines, rutschiges und teils steiles Geröll. Einmal bekomme ich die Rutschbewegung nicht mehr sauber abgebremst und zack...
                                                        ...liege ich auf dem Hosenboden bzw. auf einem meiner Treckingstöcke...


                                                        Trekkingstock in Bananenform. Gottseidank Alu. Die Tour hält er locker noch durch

                                                        Beim Abstieg begegnet mir dann noch der einzige Wanderer heute. Ein Italiener auf Tagestour mit schmalem Gepäck. Wo die anderen fünf Trekker abgeblieben sind? Keine Ahnung. Waren den Tag zuvor schon keine Frühaufsteher. Als ich schon ne gute Stunde Vorsprung hatte stand mindestens eines ihrer Zelte noch. Mir war‘s Recht, so hatte ich meine Ruhe auf dem Berg.
                                                        Nach ein paar Kilometern geht es dann runter vom Geröll und weiter auf kurzgefressenem Weideland - sehr angenehm. Übrigens: Viele auf OSM eingezeichneten Wege sind hier aber entweder wieder zugewachsen oder....


                                                        Nein, kein Weg, auch wenn auf OSM als solcher ausgewiesen - maschinelle Kartographierung hat ihre Grenzen

                                                        ...waren auch nie welche.

                                                        Für den Nachmittag möchte ich noch ein paar Petroglyphen besichtigen. Im TCT-GPS-Track sind dazu zahlreiche Stellen abseits des Trails markiert. Als ich aus der Ferne ein Nomadencamp entdecke, möchte ich dieses weiträumig umgehen. Das klappt nicht wirklich. Das Pferd kündigt mich schon aus gut einem Kilometer Entfernung an. Das machen die irgendwie immer. Die Hunde derweil liegen da noch faul rum und werden erst aktiv, wenn man sich 50-100 Meter dem Camp nähert. Mein großzügiger Abstand zum Camp hilft nicht. Der Nomade kommt angeritten, lädt mich auf einen Kaffee ein und fragt, ob ich auf der Suche nach den Petroglyphen sei? Exakt. Die könne ich mir ja später noch angucken. Erst mal Kaffee! Ok. Es geht in ein kleines Nomadencamp...



                                                        ...welches aus nur einem Zelt besteht. Die Schafe sind wohl gerade unterwegs. Ich weiß auch nicht, ob das Camp, wie die ganzen anderen, mal aus mehreren Zelten bestand - die meisten haben hier ja schon abgeräumt. Auch er wird den Winter über in Yerevan sein - wenn ich das richtig verstanden habe. Er spricht kaum 50 Wörter Englisch und ich gar kein Russisch. Mit Händen und Füßen und etwas Übersetzungsapp (offline habe ich nur englisch<->Russisch zur Hand) können wir uns mühevoll etwas austauschen. Zum Kaffee gibt es dann ein süßes Stückchen dazu und hinterher einen Kennenlern-Vodka, einen Bruderschafts-Vodka und dann noch einen auf Gott. Mittagessen wäre auch noch da und ich könnte ja auch hier übernachten. Ich lehne dankend ab. Leider habe ich keine Schokolade mehr als Gastgeschenk. So wird es leider etwas Lyofood und eine 10000er Powerbank (Ladezustand ca. 70%). Eigentlich könnte er AAA-Batterien für seine Lampe gebrauchen - habe ich aber keine, dafür eine Powerbank. Ich habe zwei und die Redundanz brauche ich jetzt eh nicht mehr. Er kann sie gebrauchen Er ist sehr technikaffin und hätte auch Interesse an meiner GPS-Uhr. Die ist allerdings nicht zu haben - auch wenn er später entdeckt, dass ich mit GPS etwas „overequipped“ bin: Uhr, Smartphone und inReach...no one needs 3 GPS. Ich schon
                                                        ...zum Abschluss bekomme ich noch Wegzehrung in Form von armenischen Minilebkuchen mit. Auf eine kleine Wegeration Vodka verzichte ich.

                                                        Jetzt bekomme ich noch meine persönliche Führung zu den Petroglyphen...


                                                        unterwegs zu den Petroglyphen


                                                        Petroglyphen


                                                        das Zweitpferd ist auch dabei...


                                                        ...und immer mit Aufpasser...

                                                        Die Petroglyphen sind hier zum Teil sehr alt und in vulkanisches Gestein geritzt. Allerdings sind wohl auch „aktuelle Werke“ aus den 1950er Jahren unterwegs. Wie alt die hier abgebildeten sind? keine Ahnung. Eine Felsen hat auch ein Datum drauf (irgendwann 1950) - da weiß ich allerdings auch nicht, ob das das Dokumentationsdatum von Archäologen ist, ein Gedenkstein oder ganz etwas anderes.







                                                        Nach der Petroglyphen Tour verabschiede ich mich und folge Feldwegen bergabwärts. Auf OSM sind zahlreiche Wasserstellen vermerkt und diese Infos sind ziemlich genau erfasst. Meist sind es irgendwelche offiziellen Brunnen bzw. auf die oder andere Art improvisierte Wasserentnahmestellen für die Nomadencamps. Sämtliche weitere Nomadencamps welche ich heute durchquere - und das sind grob ein halbes Dutzend - sind allerdings schon verlassen...


                                                        bereits geräumte Campsite


                                                        Wasser läuft aber noch - ich fülle meine Vorräte auf


                                                        nächstes verlassenes Camp, Nächster Brunnen

                                                        Nach rund 18 km Tagesdistanz und 1000 hm Abstieg seit dem Gipfel schlage ich heute mein Camp um halb fünf auf. Gut ein bis anderthalb Stunden früher als sonst. Ich möchte noch genügend Abstand zum besiedelten Gebiet halten und nochmals eine Nacht in abgeschiedener Natur verbringen. In der Nähe meiner heutigen Campstelle habe ich auch wieder Mobilfunkempfang (im Gegensatz zu den letzten drei Tagen und Nächten), samt Internet (3G). Letzteres nutze ich für ein Wetter- und Nachrichten-Update, sowie der Buchung meiner Unterkunft in Garni für die zwei Nächte nach dieser Zeltnacht.

                                                        Jetzt noch etwas entspannen, essen, Sonnenuntergang genießen und dann schlafen...
                                                        Dies ist keine Signatur.

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                                                          • 19.01.2018
                                                          • 5402
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                                          20. September 2019, ...mehr alte Steine!

                                                          Frühmorgens in Armenien...


                                                          im Vordergrund rechts übrigens ein kleiner Friedhof

                                                          ...die Nacht war lauwarm - überraschenderweise, denn ich bin noch auf 2590 m Höhe. Aber ich merke, wie der Wind die warme Luft aus dem Westen hier hinaufträgt.

                                                          Heute stehen weitere 1200 hm Abstieg an und ein Großteil der Strecke wird über befestigte Wege und Straßen gehen. Zuerst geht es aber noch ein paar km durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet und über angenehme Feldwege...



                                                          ... wieder mit guter Wasserversorgung...


                                                          hier hätte ich besser mehr aufgefüllt - es wird heiß heute

                                                          ...und schon nach fünf Kilometern erreiche ich die Siedlungsausläufer von Geghard. (Wer jetzt auf Natur pur steht kann sich jetzt ausklinken und beim nächsten Kapitel wieder reinschauen )
                                                          Zunächst gibt es nicht ganz unübliche Hinterlassenschaften an den Randgebieten armenischer Gemeinden...



                                                          ... und alsbald folge ich der Straße von Goght bis zum Kloster Geghard...


                                                          ...überfahren...


                                                          sozialistisches Überbleibsel - Teil eines Rastplatzes auf dem Weg zum Unesco-Welterbe


                                                          zahlreiche Bäckereien säumen den Weg. Ich bin allerdings noch früh dran und komme so nicht in Genuß frischen Brotes. Schade


                                                          ...von der Abgeschiedenheit zum Massentourismus in wenigen Kilometern...

                                                          Das Kloster liegt, wie schon Noravank, gut geschützt im hinteren Abschnitt eines engen, früher schwer zugänglichen, Tales. Die Gebäude machen auf mich zunächst einen eher normalen, wenig spektakulären Eindruck...


                                                          Eingangsbereich


                                                          Innenhof


                                                          in Fels gehauene Kreuzsteine (Khachkare)

                                                          Die wahre Pracht verbirgt sich im inneren. Reichhaltige direkt aus dem Fels gehauene Räume samt Altaren und reichhaltigen Verzierungen...






                                                          alles in den bzw. aus dem Fels gehauen





                                                          ...nach der Besichtigung geht es dann erst mal ins nahegelegene Restaurant, von wo ich auch einen schönen Ausblick auf die gegenüber liegende Talseite und das Khoshrov-Waldreservat habe...



                                                          Nach der Stärkung und Löschung des Durstes wandere ich dann entlang der Straße gute zehn Kilometer zu meiner heutigen Unterkunft, einem kleinen, familiär geführten Gästehaus in Garni, wo ich den Abend gemütlich mit einem Glas Chai (Tee) auf der Terrasse mit Blick auf den römischen Tempel ausklingen lasse...



                                                          Ende Kapitel zwei
                                                          Dies ist keine Signatur.

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                                                            • 24.01.2011
                                                            • 12506
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                                                            #30
                                                            AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                                            Faszinierende Ecke, Natur und Kultur vom feinsten. Und die Leut so nett. Danke fürs Mitnehmen!
                                                            Die überfahrene Schlange: Sandboa?

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                                                              • 19.01.2018
                                                              • 5402
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                                                              AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                                              Zitat von ronaldo Beitrag anzeigen
                                                              Faszinierende Ecke, Natur und Kultur vom feinsten. Und die Leut so nett. Danke fürs Mitnehmen!
                                                              Die überfahrene Schlange: Sandboa?
                                                              Gerne. Mit Schlangen kenne ich mich nicht so aus. Die Schmetterlingsfänger aus München, welche ich am übernächsten Tag getroffen habe, meinten es wäre eine ungiftige Viper (armenische Viper?) edit: wobei gerade mal nachgeschaut: ungiftig und Viper schließt sich wohl aus...
                                                              Zuletzt geändert von Taunuswanderer; 19.11.2019, 23:59.
                                                              Dies ist keine Signatur.

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                                                                • 02.11.2011
                                                                • 1846
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                                                                AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                                                Seit frühester Jugend interessiert und fasziniert auch mich diese Ecke. Schuld daran sind sicher die damals regelrecht "verschlungenen" Bücher von Ananjan Wachtang. Leider war ich immer noch nicht dort! Deshalb ein dickes Danke auch von mir fürs Mitnehmen und Wachhalten von noch nicht erfüllten Reisewünschen.

                                                                Zur Schlange: Auch wenn die Sandboa dort heimisch ist, verrät die eckige Kopfform der Schlange, daß wir diese Art getrost ausschließen können. Auf der Straße liegt mit Sicherheit eine erschlagene/überfahrene Giftschlange!

                                                                Mit großer Wahrscheinlichkeit ist das eine Levanteotter. In der Fachliteratur wir die Unterart Macrovipera lebetina obtusa beschrieben.
                                                                http://reptile-database.reptarium.cz...ecies=lebetina
                                                                https://www.inaturalist.org/taxa/105...ipera-lebetina

                                                                Die Armenische Bergotter käme zwar auch infrage. Diese würde ich trotz eventueller Farbvarianzen fast ausschließen.
                                                                https://www.inaturalist.org/taxa/200...ivipera-raddei

                                                                Herpetologisch gesehen, gibt es in der Gegend einiges zu entdecken.
                                                                Zuletzt geändert von simurgh; 20.11.2019, 10:37. Grund: Tipfehler
                                                                >> Ich suchte Berge und fand Menschen <<

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                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                                                  Danke für die Schlangenkunde, simurgh. Dass es dort die ein oder andere Giftschlange gibt war mir klar. Erfreulicherweise hatte ich mit diesen keine überraschenden Momente. Von den Reptilien sind mir nur Eidechsen lebendig untergekommen. Und bei denen war ich immer zu langsam zum Fotografieren
                                                                  Dies ist keine Signatur.

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                                                                    • 5402
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                                                                    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                                                    Intermezzo mit noch mehr alten Steinen
                                                                    21. September 2019, Ruhetag in Garni

                                                                    Nach 105 Kilometern in den letzten fünf Tag gönne ich mir heute einen Ruhetag in Garni. Natürlich kann ich im Ausland nicht ruhig rumliegen (wenn ich nicht gerade einen Sonnenstich habe). Schließlich könnte ich draußen ja was verpassen. Und so begebe ich mich nach dem Frühstück nach draußen und drehe eine kleine Runde zu Fuß...

                                                                    ...erst mal den römischen Tempel genauer inspizieren...


                                                                    im 17. Jahrhundert bei einem Erdbeben zusammengefallen und in den Siebzigern wieder aufgebaut...


                                                                    ...es stand noch viel Originalbausubstanz zur Verfügung...

                                                                    Auf dem Gelände gibt auch sonst noch allerhand Ausgrabungsergebnisse zu bestaunen. Sowohl aus römischer Zeit, als auch aus Zeiten davor und danach...



                                                                    Anschließend mache ich einen Abstecher ins Khoshrov Waldreservat. Es gibt dort zwei kurze Routen, welche man ohne Guide machen darf. Dazu muss ich jetzt aber erst mal durch Garni...


                                                                    Wer hier wohl begraben liegt?

                                                                    ...und durchs Geghard-Flußtal...


                                                                    ...hinab...


                                                                    ...und auf der anderen Seite wieder hinauf...

                                                                    Beim Ranger im Visitor-Center des Waldreservats darf man dann knappe 6 Euro für den Eintritt berappen. Es gibt hier übrigens einen kostenlosen Zeltplatz für diejenigen, die auch in (der Nähe von) Garni lieber draußen übernachten.

                                                                    Der Nadelwald duftet ganz fantastisch hier und der (mutmaßlich) natürlich gewachsene Baumbestand ist schön anzuschauen. Was ein Kontrast zu deutschen Monokulturen...



                                                                    Die Route zur Klosterruine Havuts Tar hat allerdings auch Nachteile. Sie führt recht zivilisationsnah entlang der Grenze des Waldreservats auf der einen und Garni/Goght/Geghard auf der anderen Talseite entlang. Und so bleiben Tierbeobachtungen größtenteils aus. Schmetterlinge, ein paar kleiner Vögelchen, Eidechsen und Heuschrecken gibt es zu sehen...



                                                                    Die einfache Strecke zu Klosterruine ist nur zweieinhalb Kilometer lang, hat aber auch gute 300 Höhenmeter. Da komme ich bei der Sommerhitze hier schon gut ins Schwitzen, auch ganz ohne mein schweres Gepäck heute.


                                                                    das Kirchengbeäude von Havuts Tar bzw. die Reste davon




                                                                    Reste vom Kloster



                                                                    Ist übrigens schwer was los hier: Armenische Familien bei einer der Lieblingsbeschäftigungen am Wochenende: Picknick mit Barbecue. Es wird groß (und damit meine ich GROSS) aufgetischt...



                                                                    ...und man kann es schon ahnen, ohne Vodka und etwas Smalltalk komme ich hier nicht vom Kloster-Hof...

                                                                    ...nach dem halben Rückweg nehme ich dann ausnahmsweise mal eine angebotene Mitfahrgelegenheit an. Ist ja schließlich mein Ruhetag. 14000 Schritte und damit rund zehn Kilometer stehen dann am Nachmittag dann trotzdem auf der Uhr
                                                                    Jetzt lege ich doch noch etwas die Füße hoch, bevor ich das Abendessen auf der Terrasse genieße...



                                                                    ...“Angry Cat“ möchte auch etwas abhaben...



                                                                    Ein schöner Erholungstag! Der Dilijan Nationalpark kann kommen...
                                                                    Dies ist keine Signatur.

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                                                                      • 5402
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                                                      Kapitel drei: Eine kleine grüne Abschlussrunde mit viel Erholung im Dilijan Nationalpark

                                                                      Nach dem Frühstück nehme ich mir ein Taxi nach Yerevan: ein ziemlich alter alter Lada, dessen Fahrer nochmals ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel hat. Eine entspannte Fahrt. Im Außenbezirk von Yerevan buche ich mir dann ein Komfort-Taxi nach Khachardzan. Einen Namen den ich nicht aussprechen kann und ein Dörfchen, was der Taxifahrer auch nicht kennt. Die Taxi-App aber schon und das Navi zeigt auch in die richtige Richtung. Es kann losgehen. Der Taxifahrer kann ein paar wenige Wörter englisch, aber nicht so viel, dass er mir erklären kann, dass er noch LPG nachtanken muss - selbiges dauert nämlich ein paar Minuten länger als Benzin zu tanken und man muss das Auto verlassen. Um mir diesen Sachverhalt zu erklären ruft er seine Tochter an und lässt diese übersetzen. Es geht über eine ziemlich gut ausgebaute Autobahn (M4 Dilijan Highway) nach Sevan. Dort geht es kurz entlang des Sees und bis hier sieht alles noch so aus, wie man es auf den Bildern weiter oben gesehen hat. Es überwiegen Gelbtöne in der Fläche und etwas grün in den Siedlungen. Dann folgt eine Fahrt durch den Sevan-Dilijan-Tunnel. Danach ist man gefühlt in einer anderen Welt. Alles grün. Viel Wald. Dichter Wald vor allem. Wow. Mit dem Taxi geht es jetzt noch eine gute halbe Stunde hinab und durchs Tal. Khachardzan liegt am anderen Ende des Nationalparks...

                                                                      22. September 2019, Es grünt so grün in Dilijans Nationalpark

                                                                      Der Startpunkt liegt auf gut 1000 m Höhe. Ich bin also deutlich niedriger unterwegs als bislang. Um halb zwölf verabschiede ich mich vom Taxifahrer und wandere los...


                                                                      an einem Bauernhof in Khachardzan

                                                                      ...nach wenigen hundert Metern kommt ein Auto vorbei und ich werde gefragt, ob ich Hilfe benötige - „I know you‘re hiking. Do you need any help or have any questions?“ - „No. Thanks very much.“ Wow. Schon wieder sehr hilfsbereite Menschen. Nicht die letzten heute. Es geht weiter durch das Dörfchen auf markierten Wegen...



                                                                      ...und klapprigen Brücken...



                                                                      Die Gegend hier wird auch gerne mal als „Little Switzerland“ oder „Armenian Switzerland“ tituliert. Nicht ganz unpassend aber bei mir weckt die Landschaft eher Assoziationen an den Mittelrhein, was vermutlich an den zahlreichen Laubwäldern (Eiche und Buche) und den bewachsenen grauen Felsen liegt...


                                                                      Am Rheinsteig oder im Dilijan NP?

                                                                      Gleichwohl sind die Berge hier etwas höher als am Rhein. Nach einem kurzen Talweg geht es dann auch gleich mal auf 1600 m hoch. Unterwegs treffe ich auf die erste Wanderwegmarkung des TCT...


                                                                      Vom Bären gestreichelt?

                                                                      Weiter geht es durch mehr oder minder dicht bewaldete Abschnitte...




                                                                      trotz trockener Jahreszeit gibt es im Dilijan Nationalpark viele matschig-schlammige Abschnitte

                                                                      ...und durch Obstgärten (viel Apfel) und über Wiesen. Auf letzteren werden auch gerade die letzten Fuhren Heu eingebracht...





                                                                      Heute ist zum ersten Mal etwas Wanderverkehr. Von Wanderautobahn möchte ich aber bei 23/24 Tageswanderern (davon eine Gruppe mit 17/18 Leuten) noch nicht sprechen.


                                                                      Die Almkühe erinnern dann eher an die Schweiz...


                                                                      Chermakavan - alte Steine gibt es auch hier zu besichtigen.

                                                                      Ursprünglich hatte ich mit einer späteren Ankunft am Trailhead gerechnet. Zudem stellten die Höhenmeter und Wanderwegverhältnisse Weniger ein Problem dar. Wetter ist auch gut. So mache ich mich weiter auf zum Gosh Lake, wo der TCT eine „suggested wild camping area“ markiert hat...



                                                                      ...diesen erreiche ich gegen 16 Uhr 30...


                                                                      Gosh Lake - idyllisch im Wald gelegen und Wochenende ein beliebtes Picknickziel

                                                                      ...und treffe dort ein paar Familien beim Sonntagspicknick an. Von der Familie auf dem befestigten Picknickplatz bekomme ich einen Tee angeboten und wir unterhalten uns ganz gut auf Englisch. Die Ehefrau spricht perfektes Englisch und der Ehemann ebenfalls fließend. Ich werde gefragt, wo ich übernachte? „Draußen in meinem Zelt, welches ich dabei habe.“ antworte ich. Ich ernte leicht ungläubige Blicke und den Ratschlag, dass ich vorsichtig sein soll: hier gäbe es gefährliche Tiere. Bären und so.
                                                                      Zum Tee gibt’s Kekse und dann noch eine Baked Potato, etwas Grillkäse und Gurken. Ich bin satt.
                                                                      Die Familie ist am einpacken und bietet mir noch massenhaft übriggebliebene Picknick-Snacks an. Ich bedanke mich für das Essen und den Tee. Das Angebot der weiteren Snacks lehne ich aber dankend ab: mein Rucksack sei schon voll und ich muss das alles tragen...das ist aber nur ein Grund. Der andere: ich möchte auch keine stark riechenden, offenen Lebensmittel im Rucksack haben - hier gibt es ja Wildschweine und Bären...

                                                                      Eine kleine Nebengeschichte: Wieder ein Abendessen gespart. Am Ende meiner Reise fliegen gut 3000 kcal Tütenfutter und 2x580 kcal Notration wieder zurück nach Deutschland. Und das obwohl ich für nur 8 Tage Tütenfutter dabei hatte. Aber zum einen habe ich unterwegs in den festen Unterkünften immer gut gegessen, unterwegs einiges angeboten bekommen und meine Einkäufe in Armenien waren auch großzügig berechnet...

                                                                      Ich bleibe noch ein wenig beim Thema Essen. Hier am Gosh Lake werde ich nicht übernachten. Da ist überall Barbecueduft in der Luft und auch Essensreste liegen rum. Meine Teegastgeber darf ich hier lobend erwähnen: die haben alles sauber aufgeräumt und den Picknickplatz in ordentlichem Zustand hinterlassen. Leider ist das in Armenien nicht der Normalzustand. Da wird das wie am Frankfurter Mainufer gehandhabt. Mit dem kleinen Unterschied, dass Frankfurt viel Geld ausgibt um den Müll einzusammeln. Das ist hier (noch) nicht drin. Wobei gerade im Dilijan NP schon viele Mülltonnen (mit passenden Verriegelungen gegen Wildzugriff) aufgestellt wurden. Kurzum: ich schaue auf die Karte und identifiziere einen geeigneten Platz für die Nacht in etwa etwa anderthalb Kilometern Entfernung.

                                                                      Auf einer kleine Lichtung übernachte ich.
                                                                      Zuletzt geändert von Taunuswanderer; 21.11.2019, 21:32. Grund: Endredaktion vergessen
                                                                      Dies ist keine Signatur.

                                                                      Kommentar


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                                                                        Erfahren
                                                                        • 23.07.2011
                                                                        • 436
                                                                        • Privat


                                                                        #36
                                                                        AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                                                        Zitat von Taunuswanderer Beitrag anzeigen
                                                                        Die rechteckig geführten Rohre sind übrigens die Zuleitungen der örtlichen Gasversorgung zu den Höfen.
                                                                        Zuletzt geändert von EbsEls; 21.11.2019, 21:15. Grund: Grammatik ein wenig verbessert
                                                                        Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                                                                        Eberhard Elsner

                                                                        Kommentar


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                                                                          Vorstand
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                                                                          • 19.01.2018
                                                                          • 5402
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                                                          Zitat von EbsEls Beitrag anzeigen
                                                                          Die rechteckig geführten Rohre sind übrigens die Zuleitungen der örtlichen Gasversorgung zu den Höfen.
                                                                          Exakt. Die sind auch häufig gelb angestrichen. Wasser sieht dann gegebenenfalls so aus:


                                                                          Wasserversorgung in der Nähe von Garni
                                                                          Dies ist keine Signatur.

                                                                          Kommentar


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                                                                            Vorstand
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                                                                            • 19.01.2018
                                                                            • 5402
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                                                            23. September 2019, Wald, Wald und Wald und ein bisschen Tourismus

                                                                            Während des Frühstücks höre ich eine Kuhglocke (gibt es hier sehr vereinzelt) und Hirtenrufe. Es tauchen erst Kühe und später auch zwei Kuhhirten auf...


                                                                            im Frühtau zu Berge... ...zieht die Kuhherde

                                                                            Zelten auf einer kleinen Wiese im Wald bei Temperaturen knapp über null bedeuten mal wieder ein feuchtes, nein, ein patschnasses Zelt, welches ich auch so einpacke. Bis hier die Sonne hinkommt und das alles trocken wird, wäre Mittag. In gewohnter Manier ziehe ich erst mal los über „taufrische“ bis leicht angefrostete Wiesen...





                                                                            ...nach wenigen Kilometern erreiche ich das Dörfchen Gosh, wo ich schon erwartet werde...


                                                                            ...wartet auf mich, darf aber trotzdem nicht mit...

                                                                            Auch heute komme ich mal wieder an einem Kloster vorbei. Das hat allerdings noch nicht geöffnet und somit sind auch noch keine anderen Touristen unterwegs. Ich kann die Außenanlagen alleine besichtigen...


                                                                            Blick auf Goshavank





                                                                            Es geht bergauf...


                                                                            Rheinsteig oder TCT im Dilijan NP? Teil 2

                                                                            ...und auf einem begrasten Hügel oberhalb von Gosh mache ich Brotzeit- und Trockenpause...



                                                                            ...und genieße die Aussicht...


                                                                            Blick auf den Dilijan NP Rund um Gosh

                                                                            Auch heute geht es wieder vielfach durch sehr grüne Wälder...



                                                                            ...und falls jemand wissen möchte, ob denn schon Pilze stehen? Ja, das tun sie...





                                                                            Gegen Mittag komme ich an den Abzweig zum Parz Lake...



                                                                            ...die Gelegenheit nutze ich und mache dort Mittagspause. Doch zuerst erwische ich endlich das „Monster“ aus den trüben Schlammpfützen. Schon mehrfach hat sich heute in den zahlreichen Pfützen etwas bewegt und geblubbert. Doch die Pfützen hatten alle maximal 1 cm Sicht und somit konnte ich außer trübem Wasser nix sehen. Jetzt habe ich „es“ erwischt...


                                                                            “Schlammmonster“ in einer ausnahmsweise klaren Pfütze

                                                                            Parz Lake ist ziemlich touristisch ausgebaut...



                                                                            ...es gibt ein Restaurant mit riesiger Außenfläche (in welchem ich esse und dafür mal wieder eine mitgebrachte Mahlzeit im Rucksack verbleibt), Kinderspielgerät, Privathüttchen zum Mieten, einen kleinen Actionpark mit Seilbahnen, wo man sich dran hängen und über den See gleiten kann, ...und so weiter und so fort.



                                                                            Der Ansturm Montag mittags in der Nachsaison ist allerdings ziemlich übersichtlich. Dafür gibt es Action beim reichlich vorhandenen Schwimmgetier...


                                                                            noch ist Federpflege angesagt, aber gleich gibt es...


                                                                            ...Brotalarm!!!

                                                                            Nachmittags geht es dann wieder durch grüne Wälder...


                                                                            Naturwald vs. Schilderwald

                                                                            ...bis ich kurz vor Dilijan bin und mein Tempo ziemlich drossele, da ich noch im Nationalpark übernachten möchte. Dilijan samt Stadtbesichtigung habe ich mir für den folgenden Tag vorgenommen und dafür auch schon eine feste Unterkunft dort gebucht. Am späten Nachmittag schlage ich mein Zelt an einem schönen Plätzchen auf...

                                                                            Dies ist keine Signatur.

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                                                                              • 5402
                                                                              • Privat


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                                                                              24. September 2019, Dilijan Sightseeing

                                                                              Hardcore-Naturliebhaber können diesen Tag überspringen. Ich bewege mich zwar weiterhin mit eigener Muskelkraft fort, aber es wird urban!

                                                                              Aber von vorne. Täglich grüßt das Kondens-Murmeltier...





                                                                              ...daher begebe ich mich auf die nächste sonnige Wiese...



                                                                              ...und genieße die Aussicht...



                                                                              ...und beobachte Vögel...



                                                                              Ansonsten ist die Gegend hier gut durchsetzt mit Picknickplätzen und Brunnen...



                                                                              ...nur wenige Wanderminuten von Dilijan entfernt, dürfte hier Wochenendes einiges los sein. Es gibt sogar Klohäuschen Aus Holz mit Komposttoilletten. Keine zweieinhalb Kilometer bis ins „neue“ Stadtzentrum von Dilijan liegen jetzt vor mir und ich Mache mich auf, nachdem alles getrocknet ist...


                                                                              sowjetische Moderne prägt das „neue“ Stadtzentrum (Bilder links oben und unten und rechts oben) - das Dilijan Monument steht an anderer Stelle (Bild rechts unten)

                                                                              Ich schlendere weiter durch die Stadt, in der es viele Skulpturen, Mauerverziehrungen, etc. gibt...



                                                                              ...jede Menge dem Verfall preisgegebene Gebäude...



                                                                              ...aber auch schick renovierte alte Bausubstanz (als Hotel und Touristenattraktion)...



                                                                              ...sowie einige hippe Cafés und Restaurants. In einem der letzteren mache ich Mittagspause und speise traditionelle armenische Gerichte von noblen Tellern...



                                                                              Nachmittags checke ich dann in meiner Unterkunft ein und dusche und wasche erst mal, bevor ich nochmals raus gehe. Eine glückliche Entscheidung, da später das Wasser in ganz Dilijan abgestellt wird. Und zwar bis 9 Uhr am Folgetag. Die Leute hier sind das schon gewohnt und haben für Nachts und für das Frühstück Wasser gebunkert....
                                                                              Dies ist keine Signatur.

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                                                                                • 5402
                                                                                • Privat


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                                                                                25. September 2019, zurück in die Natur

                                                                                Heute geht es steil hinauf (über 1100 hm) auf die Nordseite des Dilijan Nationalpark. Doch zuerst muss ich noch gute 4-5 Kilometer durch Dilijan. Vorbei komme ich auch an diesem Denkmal, welches an den Großen Vaterländischen Krieg (Deutsch-Sowjetischer Krieg, 2. Weltkrieg) erinnert...


                                                                                Monumentale Erinnerung an die Gefallenen

                                                                                Noch etwas zu Dilijan: hier herrscht gerade ein kleiner Bau-Boom und reichlich Aufbruchstimmung. Nach jahrelangem Niedergang - nach dem Fall des eisernen Vorhangs - wird hier wieder kräftig investiert. Die Nationalbank von Armenien hat ihren Sitz hierher verlegt und es wird auch ganz kräftig neu gebaut. Vieles auch für den wieder aufstrebenden Tourismus...



                                                                                ...doch nun zurück zum Wanderweg. Der TCT folgt zunächst dem Fluss Aghtsev und danach dem Bächlein Bldan. Bis zum Kloster Jhukthavank, welches ich heute auslasse. Ab da geht es steil bergauf durch locker bewaldete Abschnitte und zwischendurch gibt es das eine oder andere kleine Fotomotiv am Wegesrand...





                                                                                Nach gut achteinhalb Kilometern, der halben Tagesdistanz heute, passiere ich einen Bauernhof. Es Kreuzen ein paar aufgeregte Hühner den Weg, sowie eine tiefenenspannte Schweinefamilie...





                                                                                Die Nordseite des Nationalparks ist deutlich trockener als die zuvor durchwanderte Südseite. Die Wälder weniger Dicht und die Baumgrenze scheint etwas tiefer zu sein (vermutlich ist Wasser und Fels hier der limitierende Faktor)...



                                                                                Oberhalb des Waldes lockt dafür ein guter Blick ins Tal...



                                                                                ...sowie auf die Felslandschaft an der nördlichen Grenze des Nationalparks...



                                                                                Der Weg wechselt heute zwischen landwirtschaftlich genutzten Staubpisten, naturbelassenen Feldwegen und extra angelegten Single Trails...


                                                                                zugewachsener Feldweg


                                                                                extra angelegter Wanderweg


                                                                                tote Schlange auf dem staubigen Feldweg…


                                                                                der ist noch quicklebendig

                                                                                Gegen halb sechs schlage ich dann mein Zelt vor ganz netter Kulisse auf. Kurz zuvor habe ich noch meine Wasservorräte an einem Bach aufgefüllt.

                                                                                Auf einen Ebenen Schlafplatz muss ich heute allerdings verzichten, piksende Disteln gibt es hier leider auch

                                                                                Dies ist keine Signatur.

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                                                                                  • 5402
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                                                                                  26. September 2019, Who let the Dogs out? Wuff, wuff, Wuff-wuff! Mein TCT-Finale

                                                                                  Morgens um halb sieben im Dilijan Nationalpark...


                                                                                  Morgenrot, schlecht Wetter droht!

                                                                                  Heute stehen meine letzten Kilometer auf dem TCT an. Doch zuerst mal Frühstück mit nicht gänzlich überraschendem morgendlichen Besuch...



                                                                                  Los geht‘s. Weit komme ich allerdings nicht. Nach wenigen hundert Metern werde ich gestoppt. Ich habe drei aggressive Hunde vor mir (ein vierter bellt aus dem Hintergrund).

                                                                                  Hier komme ich nicht durch

                                                                                  Wir treten alle den Rückzug an. Schritt für Schritt...



                                                                                  ...und ich nehme einen steilen Umweg in Angriff...



                                                                                  ...in der Hoffnung, dass da nicht überraschend eine Felskante oder ein anderes Hindernis kommt. Kommt nicht (Karte und OSM sind hier wirklich sehr gut).

                                                                                  Ein kurzer Blick zurück zu den Hunden


                                                                                  hier führt der TCT mitten durchs Gehöft... ...wenig empfehlenswert

                                                                                  Nach dem Gehöft ist dann auch Ende Gelände, was markierte und ausgebaute Wanderwege anbelangt. Heute ist wieder hohes Gras und mehrere kleine Abschnitte sind weglos...


                                                                                  irgendwo hier geht’s lang...


                                                                                  ...oder doch hier?


                                                                                  hier auf jeden Fall unterhalb vom Fels...


                                                                                  ...das ist einfacher...

                                                                                  Mal scheint die Sonne...


                                                                                  blau blüht‘s am Wegesrand

                                                                                  ...mal fängt es leicht an zu tröpfeln. Derweil wandere ich durch das nächste Gehöft, wo der der nächste Hofhund um die Ecke lugt, da biege ich doch glatt scharf links ab...



                                                                                  Zur Mittagszeit erreiche ich das Kloster Haghartsin...





                                                                                  ...wo ich im Inneren nicht nur einen leichten Regenschauer aussitzen kann, sondern beim Klosterkiosk mich auch für den Nachmittag stärke. Es gibt hausgemachte Limo und traditionelle armenische Backwaren, direkt vor Ort gebacken...



                                                                                  Nachmittags mache ich noch einen kleinen Abstecher über den „Hidden Waterfall Trail“. Ein touristisch ausgebauter „Premiumweg“. Aber der einzige Tourist bin zu diesem Zeitpunkt ich. Die anderen lümmeln im und am Kloster herum. Mir ist’s recht...











                                                                                  ...anschließend geht es zurück zum Kloster. Ursprünglich hatte ich geplant hier zu übernachten - quasi alle Klöster in Armenien haben eine „informal campsite“, wo man, wenn man freundlich fragt, sein Zelt aufschlagen darf. Allerdings ist es noch ziemlich früh und noch sind hier ziemlich viele Leute unterwegs. Ich spicke mal etwas auf mein Handy: Wetterbericht: so lala. Nächste Campstelle: in der Nähe eines möglichen Gehöfts - das riecht nach Hund! das nächste Gestehaus: im Tal. Quasi „en Route“ für meinen Erholungstag morgen. Da ist auch noch ein Zimmer frei. Die Gelegenheit nutze ich und mache mich dann auf den Weg ins Tal...
                                                                                  ...also „same procedure as everytime“... zur Mittagszeit des jeweils 5. Tourtages besuche ich ein Kloster und danach geht es entlang der Straße talwärts in die Unterkunft...

                                                                                  ...doch zuerst mal noch die Aussicht genießen...



                                                                                  ...von einer etwas fragwürdigen Plattform aus...


                                                                                  Könnte mal eine Seilbahnstation gewesen sein? An der Talstation wartet der übernächste Köter

                                                                                  Die Straße ist mal wieder gesäumt mit dutzenden Picknickmöglichkeiten...



                                                                                  ...und eine Kuh darf auch nicht fehlen...


                                                                                  ...bringt nichts aus der Ruhe. Weder Busse noch Taunswanderer können beeindrucken...

                                                                                  In Teghut angekommen, blicke ich zurück...



                                                                                  ...und denke mir, dass es nicht die schlechteste Entscheidung war ins Tal abzusteigen. Ich beziehe meine Unterkunft, wasche mich und mein Zeugs und besorge mir dann erst mal ein Bierchen...


                                                                                  Erfolgreiches Tourende. Da stoße ich mit mir an

                                                                                  Geschafft.

                                                                                  Ende Kapitel drei
                                                                                  Dies ist keine Signatur.

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                                                                                    • 5402
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                                                                                    Encore
                                                                                    27. September 2019, Von Teghut nach Dilijan mit viel Industriekultur und der Dilijanklamm

                                                                                    Eine kleine Zugabe gibt es noch: ich nehme nicht das Taxi zu meiner letzten Unterkunft in Armenien, sondern gehe zu Fuß durchs Aghstev-Tal. Ziel ist ein kleines Ökohotel mit Bauernof (oder war es umgekehrt? - egal) drei Kilometer außerhalb Dilijans...


                                                                                    nimmt auch Zeltgäste. Ich habe jedoch die Weicheivariante zum Abschluss gewählt...

                                                                                    Los geht es erst mal über den Tbilisi-Highway und kurz danach über eine Seitenstraße, welche auch als Wanderweg ausgewiesen ist...



                                                                                    Die Route führt vorbei an jeder Menge Höfe, Restaurants und Hotels. In den -Außenbezirken von Dilijan dann zunehmend an (ehemaligen) Industrie- und Gewerbebetrieben. Dilijan war zu Sowjetzeiten nicht nur Kur- und Erholungsort, sondern auch ein kleiner Industriestandort. U.a. gab es hier eine Elektronikfabrik, welche den Fall des eisernen Vorhangs allerdings nicht allzulange überlebt hat...



                                                                                    ...und wo Industrie war, kann die Bahn ja nicht weit sein...


                                                                                    ...da fährt schon lange nix mehr...

                                                                                    Den Bahnhof hätte ich mir gerne noch genauer angeschaut. Allerdings hält mich ein Köter davon ab :-(

                                                                                    Der spannendere Teil meiner letzten Wanderung verbirgt sich allerdings „hinterm Güter-Bahnhof links“. Da geht es ganz unscheinbar ein kleines Seitental hinein...


                                                                                    der unscheinbare Einstieg

                                                                                    ...in die Dilijanklamm. Wobei „Dilijanklamm“ auf meinem Mist gewachsen ist. Offiziell heißt der Wanderweg „Whispering Waterfall Trail“. Alsbald kommen feuchte Abschnitte...







                                                                                    ...und welche zum kraxeln...


                                                                                    hier muss ich hoch - ohne Rucksack - den deponiere ich hier

                                                                                    ...und Abschnitte welche nicht ganz eindeutig markiert sind. Hochwärts folge ich teilweise der alten Markierung mit T3+ Stellen, runterwärts sehe ich die neue Markierung, das ist dann nur noch normales Wandern...


                                                                                    ...nein hier muss man nicht über den Fels kraxeln, man kann hinten rum...


                                                                                    ...die „neue“ Wegführung ist noch nicht so oft begangen worden. Die Spuren verlieren sich im Gras...

                                                                                    Am Ende des Trails wartet dann der flüsternde Wasserfall. Der Name ist natürlich Programm...



                                                                                    Im zurück verlaufe ich mich dann noch ein wenig...


                                                                                    Ups. Ausblick auf Dilijan sollte ich eigentlich nicht haben.


                                                                                    ...irgendwo falsch abgebogen...

                                                                                    ...GPS vom Handy ist nicht wirklich hilfreich. Zu eng ist die kleine Schlucht und zu viel Bäume verhindern einen guten Empfang. mit etwas Verzögerung finde ich zurück zu meinem Rucksack...


                                                                                    wie komme ich da vernünftig runter? (Notiz an mich selbst: Rucksack das nächste mal nicht in der Fallzone parken, schon gar nicht mit den Trekkingstöcken nach oben...)

                                                                                    Nach dem Abenteuer geht es abermals am Bahnhof vorbei. In Dilijan trinke ich ein Nachmittagskäffchen und begebe mich dann über einen bewaldeten Weg zu meiner Unterkunft. Ein entspannter Abschluss...





                                                                                    - THE END -

                                                                                    Der Rest ist etwas Entspannen auf dem Urlaubsbauernhof, eine Rückfahrt nach Yerevan bei teils strömenden Regen, eine Touri-Sightseeing-Tour in Armeniens Hauptstadt, sowie etwas Zeit am Flughafen totschlagen. Nichts was ich hier ausführlich beschreiben müsste...

                                                                                    Dies ist keine Signatur.

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Alter Hase
                                                                                      • 28.08.2017
                                                                                      • 3014
                                                                                      • Privat


                                                                                      #43
                                                                                      AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                                                                      Zitat von Taunuswanderer Beitrag anzeigen
                                                                                      Könnte mal eine Seilbahnstation gewesen sein?...
                                                                                      Ja. Wurde zu Sowjetzeiten (in den 1980ern) dran gebaut, aber nie in Betrieb genommen.

                                                                                      Zitat von Taunuswanderer Beitrag anzeigen
                                                                                      ...da fährt schon lange nix mehr...
                                                                                      Strecke ca. 1985/1986 in Betrieb genommen (inkl. 8,3 km langer Pambak- a.k.a. Meghradsor- a.k.a. Idschewan-Tunnel, längster Armeniens und überhaupt des Kaukasus, plus ca. 1,5 km langer Tunnel in Dilidschan). 1988 grenzüberschreitender Verkehr nach Aserbaidschan und gesamter Personenverkehr (auch innerarmenisch) auf der Strecke eingestellt. 1994 wegen Erdrutsch Strecke Richtung Idschewan stillgelegt. 2012 gesamte Strecke inkl. Tunnel aufgegeben. Da wurde viel Geld verpulvert.

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        • 5402
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                                                                        Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                                                                                        Ja. Wurde zu Sowjetzeiten (in den 1980ern) dran gebaut, aber nie in Betrieb genommen.



                                                                                        Strecke ca. 1985/1986 in Betrieb genommen (inkl. 8,3 km langer Pambak- a.k.a. Meghradsor- a.k.a. Idschewan-Tunnel, längster Armeniens und überhaupt des Kaukasus, plus ca. 1,5 km langer Tunnel in Dilidschan). 1988 grenzüberschreitender Verkehr nach Aserbaidschan und gesamter Personenverkehr (auch innerarmenisch) auf der Strecke eingestellt. 1994 wegen Erdrutsch Strecke Richtung Idschewan stillgelegt. 2012 gesamte Strecke inkl. Tunnel aufgegeben. Da wurde viel Geld verpulvert.
                                                                                        Die vielen Tunnel und Brücken rund um Dilijan habe ich gesehen und mir auch schon gedacht, dass das nicht billig war. Überrascht war ich auch vom (post)modernen Bahnhofsgebäude.

                                                                                        Die Bahn in Armenien fährt ja nur noch auf wenigen Strecken. Für Reinvestitionen fehlt ganz offensichtlich das Geld und so wird es nur noch eine Frage der Zeit sein bis die Metro in Yerevan als einziges Schienenverkehrs-Angebot übrig bleiben wird. Schade. Aber auf der anderen Seite gibt es auch noch dringendere Infrastrukturaufgaben die zu erledigen sind. Allen voran eine gute Wasserversorgung in einem Land, welches eigentlich genug davon hat. Und abseits der Fernstraßen (und Klosteranbindungen) und der Hauptstadt ist die Straßeninfrastruktur auch ziemlich dürftig. Zumindest was Wasser anbelangt scheint die neue Regierung auch investitionswillig zu sein.
                                                                                        Dies ist keine Signatur.

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Alter Hase
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                                                                                          • 3014
                                                                                          • Privat


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                                                                                          Zitat von Taunuswanderer Beitrag anzeigen
                                                                                          Überrascht war ich auch vom (post)modernen Bahnhofsgebäude.
                                                                                          Ziemlich typisch für die UdSSR der 1970er/1980er. Auch an anderen Strecken, die in der Zeit gebaut wurden, bspw. Baikal-Amur-Magistrale in Sibirien.

                                                                                          Zitat von Taunuswanderer Beitrag anzeigen
                                                                                          Die Bahn in Armenien fährt ja nur noch auf wenigen Strecken.
                                                                                          Ich bin 1991, im (vor)letzten Jahr, als das ging, noch Zug von Kapan nach Jerewan gefahren. Stück durch den äußersten Westen Aserbaidschans (noch nicht von Armenien besetzt), entlang der iranischen Grenze/Araks über Meghri und dann durch das aserbaidschanische Nachitschewan. Bürgerkrieg war schon im Gange, aber im Sommer '91 gerade ruhige Phase, da fuhr der Zug nochmal. Sehr gruselig. Viele Armenier haben sich nicht getraut mitzufahren. An den Grenzen Panzer und Schwerbewaffnete auf beiden Seiten. Über nacht, kein Licht im Zug, solange der durch Aserbaidschan fuhr. Man sollte auf Hinweis des Zugbegleiters auch besser nicht ans Fenster gehen, um keine Steinwürfe zu "provozieren". Ging aber gut, außer dass der Zug immer wieder (offensichtlich grundlos) aufgehalten wurde, sodass er dann auf der nicht sonderlich langen und kaum befahrenen Strecke 4 Stunden Verspätung hatte.

                                                                                          Später noch Jerewan-Alawerdi und Alawerdi-Tiflis... schon damals heruntergewirtschaftet (die Züge! der Streckenzustand!)...

                                                                                          Zitat von Taunuswanderer Beitrag anzeigen
                                                                                          Zumindest was Wasser anbelangt scheint die neue Regierung auch investitionswillig zu sein.
                                                                                          Oha, immer noch ein Problem? Auch 1991: in Plattenbausiedlung im Norden Jerewans, wo wir bei Bekannten waren, wurde Wasser pro Tag ein-zwei Stunden angestellt. Kontraproduktiv, obwohl verständlich: in der Zeit drehten *alle* das Wasser voll auf, um Badewannen als Wasserspeicher zu füllen. Das tröpfelte dann nur.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            • 8843
                                                                                            • Privat


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                                                                                            Danke für den schönen, ruhigen Bericht.
                                                                                            Irgendwie habe ich immer das Gefühl, je weiter weg eine Gegend ist umso abenteuerlicher ist es dort.
                                                                                            Du zeigst, dass es auch anders geht und man ganz normal wandern kann.
                                                                                            Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                                                                                            Kommentar