• Sheen
    Erfahren
    • 07.09.2011
    • 196
    • Privat


    [DE] 3 Tage paddeln auf der Tollense – August 2013

    Tourentyp Kanutour
    Breitengrad 53.56440063
    Längengrad 13.236165046
    Als ich in Vorbereitung der neuen Saison die Bilder des Vorjahres durchgegangen bin, kam mir in Erinnerung, dass ich vorhatte, einen kleinen Reisebericht über unsere Tollense-Befahrung zu verfassen. Wie das Leben so spielt – macht man es nicht sofort, vergisst man es schnell. Dabei verdient dieses Flüsschen durchaus, mal vorgestellt zu werden. Es eignet sich dabei besonders gut für ein verlängertes Wochenende – oder wie bei uns als 3 Tagestripp zum Abschluss des Sommerurlaubes.

    In Neubrandenburg lebt eine gute Freundin, deren Vater am letzten Wochenende im August eine Lasershow über dem Tollensesee veranstaltete. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Und wenn wir schon mal in der Gegend sind, könnte man vorher ja noch ein wenig die Seele beim paddeln baumeln lassen. Daher fuhren wir am Mittwoch kurzentschlossen nach NB.


    Tag 1:

    Wir kamen zu Haus zwar früh los, fuhren aber noch bei der Freundin ran, um ihr unseren Plan „persönlich und überraschend“ vorzustellen. Sprich, ob wir bei ihr am Wochenende nach dem Paddeln pennen können. Die Überraschung gelang, sie war total erfreut und bot sogar an, uns an unserem Reiseziel Demmin am Freitag abzuholen. Eigentlich hatten wir die Rückreise mit der Bahn geplant, da ein Regio direkt zwischen NB und Demmin verkehrt und der Bahnhof halbwegs zu Fuß von der Aussetzstelle zu erreichen gewesen wäre. Wir wollten ihr aber auch keine Arbeit machen....aber sie bestand darauf. So stand es gegen Mittag fest. 3 Tage a ca. 20 km mit gesichertem Rücktransport und am darauffolgenden Sonnabend dann die Lasershow. Hätte man es lange geplant, wäre es nicht besser geworden.

    Puh, 12:15 brachen wir dann zu der Stelle auf, die laut Jübermann eine ordentliche Einsetzstelle ist. Weil man eh schon spät dran ist, verfährt man sich auch noch kurz. Nahe einer Kleingartensiedlung und direkt neben den Gleisen parken wir das Auto, nachdem wir den Inhalt direkt an der Tollense abgeladen haben. Direkt dort – obwohl eine Stellfläche vorhanden - wollte ich mein Auto nicht einsam stehen lassen.

    Ein Schild weist den Platz als Wasserwanderrastplatz aus, ein Steg zum Einsetzen ist vorhanden – man wird hier wohl auch nächtigen dürfen – mehr als eine Holzbank ist dort aber auch nicht vorhanden.



    Mit allem Drum und Dran sind wir kurz vor Eins dann startklar. Heute soll es bis Altentreptow gehen. Ob das noch was wird ist uns Unklar und eine gewisse Anspannung macht meiner Frau zu schaffen. Aber zunächst geht es auf die ersten Kilometer. Wir schließen Wetten ab, ob wir hier jemals jemanden begegnen. NB ist hier bereits zu Ende, Natur pur erwartet uns. Das Wasser ist trotz der Stadtnähe erstaunlich klar, der Fluss hier noch 2-3 Meter tief. Das Ufer ist naturbelassen und der Strom windet sich durch die Landschaft.



    Der Fotoapparat bleibt über lange Strecken unter Deck, es gilt ja auch ein paar Kilometer hinter sich zu bringen. Und was ist das? Nach wenigen Kilometern kommt uns ein älteres Pärchen in einem RZ85 entgegen. Das erste Lebenszeichen. Sie machen gerade an Land fest für eine Pause. Von der Peenemündung kommen sie. Der Frau merkt man die Erschöpfung an. Offensichtlich hatten sie die Strömung der Tollense unterschätzt. Jedenfalls deren Mittelteil. Sie berichten über sehr flache Stellen bei ordentlicher Strömung, Aufsetzen und Quälen durch dichten Wasserpflanzenbewuchs. An einer Raststelle, an der sie mangels Schild zunächst vorbeigefahren sind, teilte ihnen der Wirt mit, dass hier vielleicht alle paar Jahre mal jemand Flußaufwärts fährt. Für dieses seltene Ereignis lohnt es sich nicht, auch stromaufwärts Schilder aufzustellen. Später werden wir noch erfahren, warum man hier besser nur mit der Strömung fahren sollte. Wir teilen ihnen mit, dass es nur noch ein kurzes Stück sei, bis sie am Ziel sind und verabschieden uns.



    Allmählich hört der Uferbewuchs auf und geht in Schilfbewuchs über, welcher nur selten den Blick Landeinwärts gestattet. Durch die vielen Windungen verlieren wir jegliches Gefühl dafür, wo wir uns befinden und wie viel noch vor uns liegt. Ein GPS hatte ich absichtlich nicht mitgenommen.



    Gelegentlich verschmälern Wasserpflanzen, die bis an die Oberfläche reichen das Flussbett auf einen Meter und manchmal fällt das Paddeln schwer. Laut Jübermann wird im Juli beschnitten. Wir hatten den Eindruck, dass dies dieses Jahr nicht stattgefunden hat. Und wenn doch, wollten wir nicht wissen, wie es vorher aussah. Und schon wieder Menschen. Meine Güte....hier ist was los. Zwei Leihboote kommen in Sicht – ebenfalls betagte Paddler. Auch ihr Ziel ist Altentreptow. Wir wundern uns, dass sie versuchen, den Canadier mit einem Doppelpaddel voranzubringen. Ungefragt kam aber schon die Antwort – ein Schulterzucken und ein „Paddel beim Verleiher vergessen“. So wurde kurzerhand die beiden Doppelpaddel für das Kajak brüderlich geteilt. Zum Glück gibt es etwas Strömung und letztlich werden sie ihr Ziel erreichen, aber angenehm stellte ich mir das nicht vor. Wir steuern Kurve um Kurve weiter und machen gefühlt gute Fahrt.

    Bald erreichen wir das Wehr am Randkanal. Hier teilt sich die Tollense in einen begradigten Kanal und dem belassenen Altarm. Beim Start wollten wir spontan entscheiden, welchen Weg wir nehmen. Die Entscheidung fiel aber aus mehreren Gründen auf den Altarm, obwohl hierfür ein etwas abenteuerliches Umtragen notwendig wurde. Zum einen schilderte das RZ85 Pärchen den Randkanal als katastrophal zugewachsen, zum anderen wartete dort am Ufer ein wettergegerbter Mann in Begleitung einer holden Schönheit und winkte uns heran. Es war der Verleiher der Boote, die wir überholt haben. Wir gaben Auskunft, wann wir sie trafen – er gab uns den Tipp auf alle Fälle hier umzusetzen und den Altarm zu befahren. Der Ausstieg war dort nur an einer Stelle möglich, zu erkennen nur daran, dass dort der Bewuchs etwas lichter war. Ich hätte es fotografieren sollen, aber wir wollten weiter. Das Einsetzen hinter dem Wehr war nicht viel besser. Steine, steiler Abhang – nunja, wir sind Leid gewohnt. Am gegenüberliegenden Ufer sah es besser aus, aber das Wehr versperrte den Weg dorthin. Möglicherweise ist es bei höherem Wasserstand besser. Inzwischen landen die Überholten an. Der Verleiher hatte die fehlenden Paddel da gelassen. Wir halfen ein wenig bei der Portage. Wir würden uns ja dann auch am Ziel wiedersehen.

    Die Mühe hatte sich gelohnt. Wir wussten, dass wir unser Tagesziel bald erreichen würden. Ein wenig Anspannung fiel ab. Der Fluss war hier sehr abwechslungsreich und kurvig. Das Wasser wahr noch klarer und ich vergaß beim Genießen das Fotografieren. Ein gutes Zeichen.



    Wieder konnten wir nicht einschätzen, wo wir waren oder wie weit wir noch müssen. Aber dann tauchte die Wehranlage in Altentreptow vor uns auf. Trotz der detailreichen Skizze im Jübermann landeten wir zu früh an, vor einem kleinen Seitenarm, der das Umsetzen von hier aus unmöglich machte. Ja, klar, Karte vorher genau ansehen. Zurück ins Boot lassen wir uns bis knapp vors Wehr treiben. Linke Hand sieht es ganz gut zum Aussteigen aus, rechte Hand erinnert an die bereits bewältigte Umtragestelle am Randkanal. Links ist nur die Halbinsel zwischen Randkanal und Altarm. Eine Brücke ist auf der Karte eingezeichnet...ob sie mit einem Boot passierbar ist? Die Wehranlage selbst darf natürlich nicht betreten werden. Würde man aus dem Randkanal kommen, so unsere spätere Beobachtung, hätte man fürs Umsetzen sogar Stege. Wir entscheiden uns für den schmalen Pfad rechts am Wehr vorbei. Ich weiß nicht,ob ich das nochmal machen würde. Irgendwie ging es. An der „Einsetzstelle“ erwarten uns wieder raue Steine. Ohne passendes Schuhwerk suboptimal. Beim nächsten mal würde ich mir die linke Seite ansehen. Schlimmer kann es dort auch nicht werden.



    Jedenfalls macht der Steg auf der anderen Seite ein deutlich komfortableren Eindruck, um wieder ins Boot zu gelangen. Allein die Frage blieb, ob man diesen vom Altarm aus auch hätte erreichen können. Aber trauern wir nicht der Vergangenheit nach. Es ist ja nur noch ein knapper Kilometer bis zum Ziel. Aber was für ein Unterschied. Direkt hinter dem Wehr beginnt ein Krautbewuchs, der paddeln beinahe unmöglich macht. Wir kämpfen uns Meter um Meter vor. Uns schwant böses für die weitere Reise. Gegen 18:45 erreichen wir endlich den Wasserwanderrastplatz „Wiesenquelle“



    Ein schöner Platz. Offensichtlich versuchen hier die Betreiber Touristen nicht nur über die selten befahrene Tollense anzulocken. Eine Angelteichanlage und die Fischgastronomie mit Pension dürften wohl die eigentlichen Einnahmen ergeben. Schön, dass hier auch Wasserwanderer willkommen sind. Das Pärchen ist sehr freundlich. Eigentlich habe man ja noch andere Gäste erwartet, so gegen 6 Uhr. Wir berichten von unserer Begegnung und dass sie am Altarm mit uns übersetzten. Es wird sicher nicht mehr lange dauern, bis sie da sind. Es gibt eine schöne Feuerstelle, bereit liegendes Holz für Hobos, rustikale Bänke und Tische und reichlich saftige Wiese für das Zelt. Als WC steht zwar nur ein „Plumsklo“ zur Verfügung, aber wir sind nicht verwöhnt. Der Herr des Hauses spricht in so einem mecklenburgischen Dialekt, dass ich ihn kaum verstehe, das Wort „Bier“ mir aber nicht entgeht. Frisch gezapft vom Fass im Glas lassen wir uns vor dem Abendbrot Eines schmecken.

    Wir kommen noch ein wenig ins Gespräch. Die Verkrautung sei wirklich schlimm, in ein paar hundert Metern sei dies aber wieder vorbei. Eine kleine Stelle vor dem Rastplatz versuche man freizuhalten, damit Wasserwanderer dort baden können, was wir auch taten. Erfrischende 15° sollte das Wasser wohl haben. Einige der Bänke und Tische haben deutliche Brandspuren. Wir teilen die Verärgerung der Wirtin über solche „Pappnasen“, zumal man Steinplatten, Feuerstelle und dergleichen hat, um feuerliebenden Wanderen entgegenzukommen. Es ist wirklich unschön, was hier manche veranstaltet haben. Und Unnötig. Wir bedanken uns jedenfalls für das bereitgelegte Holz und machen Abendbrot. In Anbetracht der Kürze der Tour hatten wir auf Dosenfutter gesetzt und ließen und Königsberger Klopse mit Kartoffelpüree schmecken und besorgten noch das eine oder andere Bier. Die Nachzügler trafen kurz vor Sonnenuntergang ein. Da sie Zimmer gemietet hatten, freuten sie sich sowohl auf das vorbereitete Mahl als auch auf ein bequemes Bett.

    Wir entzündeten ein keines Feuer im Hobo und ließen den Tag geruhsam zu Ende gehen.


    Tag 2

    Morgennebel begrüßt mich beim Aufstehen.



    Da wir ordentlich müde waren, störte uns der gelegentliche Nahverkehr auf der nahen Bundesstraße nicht. Nachts war da auch wirklich kaum was los. Morgens waren wir dann doch etwas überrascht. Ist aber egal, denn wir werden ja weiter ziehen. Frische Brötchen werden uns ans Zelt geliefert. Perfekt. Kaffee startklar. Boot kurze Zeit später auch. In einem zweiten Zelt auf der Wiese, das am Vorabend unbewohnt war, regte sich etwas. Ein weiteres Pärchen, dass hier eine Paddeltour auf Tollense und anschließend Peene starten will. Nach dem „Bad“ sind wir startklar. Das Ziel ist heute der Brooker Hof, ca. 25 Kilometer. Da wir den ganzen Tag Zeit haben, kein Problem – dachten wir.

    Aber zunächst galt es den Kampf gegen das Kraut zu gewinnen. Und es war ein harter Kampf.



    An den besseren Stellen konnte ich mal zur Kamera greifen. Tatsächlich gab es gelegentlich so etwas wie eine Fahrrinne....meistens jedoch



    eine undefinierbare Masse aus Pflanzen. Zum Glück war der Abschnitt tatsächlich nur ein paar hundert Meter lang. Es nahm aber trotzdem ziemlich Zeit in Anspruch. Aber auch hier lohnt sich die Mühe. Der Teil der Tollense, der nun folgte, war der mit Abstand schönste.



    Teilweise öffnete sich der Blick in die sanft hügelige Landschaft – unverbaut. Mal geht es durch dicht bewaldetes Gebiet. Kaum ein Flußkilometer gleicht dem nächsten. Was für den Randbereich gilt, galt allerdings auch für das Flussbett. Die Strömung nahm hier deutlich zu. Der Grund war schnell ausgemacht. Es war hier flach....wirklich flach. Die Fahrrinne bot häufig wirklich nur noch den handbreit Wasser unterm Kiel. Gepaart mit einer netten Strömung, spiegelnder Wasseroberfläche im Gegenlicht, stark mäandierenden Fusslauf und Steinen/Sandbänken war hier an gemütlichem Dahingleiten nicht zu denken. Wunderschön und abwechslungsreich, aber auch leicht fordernd, wenn man nicht all zu häufig aufsetzen wollte. Im Prinzip war hier über mehrere Kilometer nur gleiten mit Steuerschlägen möglich. Manchmal war auch dies bei dem flachen Wasser schwierig. Mir machte es jedenfalls Spaß. Nachteilig war aber, dass wir auch nur mit „Fließgeschwindigkeit“ voran kamen. Fotografieren war eher nicht möglich. Nach einiger Zeit entspannte sich die Lage wieder. Der Himmel bot ein seltsames Schauspiel, dass mir eine Sorgenfalte auf die Stirn zauberte.



    Obwohl es ansonsten eher schön und sonnig war, wusste ich nicht so recht, wie lange das noch gut geht. Zum Glück war jetzt wieder paddeln möglich und wir nahmen Fahrt auf.



    Der Fluss wurde wieder ruhiger und das Wetter anscheinend auch besser. Wir genossen jeden Augenblick.



    Irgendwann sahen wir in einiger Entfernung einen Turm. Der erste Anhaltspunkt seit etlichen Kilometern und wir vermuteten Klempenow, die nächste Umtragestelle, dahinter. Wir hatten recht. Und meine Befürchtung mit dem Wetter war leider auch begründet. Wir fuhren in der Sonne, aber alles am Himmel sprach dafür, dass es bald ungemütlich wird. Wir legten uns in Zeug. Gefühlt eine Stunde brauchten wir, bis der Turm zur Burg wurde.



    Gefühlt? Ein Blick auf die Uhr verriet, dass wir real eine Stunde brauchten. Das kurvenreiche Gewässer sorgte dafür, dass das vermeintliche Ziel noch sehr viel weiter entfernt war, als angenommen. Inzwischen kamen bedenklich dunkle Wolken auf uns zu.



    Das Wehr! Klempenow! Jippi. Raus aus dem Wasser und Lage beobachten. Das sah echt bedrohlich aus, aber irgendwie auch so, als ob es vorbei zieht.



    Dann der Blick, wo wir waren. Mittelalter trifft Mexiko. Vor der dunklen Wolkenwand stach die Burg im matten Sonnenlicht schön hervor. Wir versiegeln das Boot und helfen noch dem Pärchen aus dem „unbewohnten“ Zelt des Vorabends. Die mexikanische Taverne gehört *Trommelwirbel * dem Bootsverleiher und seine Begleitung betreibt ein kleines Kaffee in der Burg. Da sich das Wetter nicht so recht entscheiden konnte und wir eh erstmal abwarten wollten, wie sich das hier entwickelt, ging es zu selbst gemachten Apfelkuchen in das Gemäuer. Lecker.



    Draußen schien sich das Wetter endlich entschlossen zu haben, uns heimzusuchen. Erst kam der Wind, der mich veranlasste, nochmal das Boot etwas mehr zu „sichern“. Dann kam der Regen...was man so Regen nennt, wenn allein durch die Wassermassen die Sichtweite unter 50m liegt.

    Wir machen es uns vor der Taverne auf Einladung des Verleihers gemütlich. Sein Mädel gesellt sich aus dem Kaffee irgendwann dazu. Weitere Gäste werden jetzt wohl nicht kommen. Man kommt ins Gespräch. Man sieht es ihm an, er hat schon so einiges durchgemacht – völlig anders, als der typische, fettleibige Vermieter in touristischen Hochburgen. Wir teilen ein paar Geschichten aus unserem Leben. Ohne dieses Mistwetter hätten wir diesen interessanten Typen nicht kennengelernt.

    Inzwischen frage ich mich, ob das Umtragen nachher eher ein Umpaddeln werden kann … es wollte nicht aufhören, zu jauchen.



    Aber es wurde stetig heller. 2 Stunden vergingen. Wäre unser Ziel nicht nur ca. 9 km entfernt gewesen, hätten wir hier genächtigt. So trieb es uns nach der Verabschiedung weiter. Der Steg zum Einsetzen lag unter Wasser. Das machte es nicht einfacher, war aber zu den bisherigen Stellen ein enormer Fortschritt. Die Sonne kam wieder aus den Wolken hervor.



    Und Ruhe breitete sich aus. Spiegelglattes Wasser begleitete uns. Allerdings war hier der Flusslauf weitaus weniger spannend. In unserer Situation und angesichts der fortgeschrittenen Zeit, kam uns das aber entgegen. Ein Wehr galt es noch zu umtragen. Tja. Dort angelangt, blickten wir auf eine Rampe ins Wasser: gut!, abgesperrt durch einem Bauzaun: schlecht!



    Nichts, was uns aufhalten kann. Menschen gab es hier auch keine. Die Passage war schnell genommen, denn auch auf der anderen Seite gab es eine Rampe ins Wasser. Purer Luxus auf diesem Fluss. Mit Hilfe der Strömung waren wir gegen halb Sieben am Brooker Hof.



    Auch hier half unsere Karte. Aussetzen unter der Brücke. Da es doch später war, als erwartet, gingen wir erst mal zu dem Gehöft. Menschenleer und still. Ich sah uns schon „unter der Brücke pennen“. Wir wählten die am Hof angeschlagene Rufnummer und erreichten den Eigentümer. Er hatte keine Gäste mehr erwartet und ist noch in der Stadt unterwegs. Er erklärte uns aber freundlich, dass er in ca. einer Stunde wieder da sei, wir können es uns schon bequem machen. Merke: Sicherheitshalber vorher anmelden. Hier ticken die Uhren anders. Wir hatten das mit der Zeit aber auch wirklich verpeilt. Wäre alles normal gelaufen, wären wir auch ein paar Stunden früher da gewesen. Aber zum Glück kein Problem. Der Hof ist aber ein gutes Stück von der Aussetzstelle entfernt. Wir wuchten unser Zeug hin und bald darauf trifft der „Gastwirt“ ein. Ein netter Gesell. Es sind Duschen vorhanden, deren Benutzung inbegriffen ist. Er bietet uns fürs Frühstück selbst gemachte Brötchen an, da im Umkreis von mehren Kilometern keine Einkaufsmöglichkeit existiert und lässt uns ansonsten gemütlich machen.

    Mitten in unsere Zeltaufbauphase platz aber der geniale Ausblick, gepaart mit einem wunderschönen Sonnenuntergang. Ich muss einfach los und ein paar Bilder machen.





    Jedenfalls ein schöner Flecken Erde – und ruhig – und idyllisch. Eine Herde von Pferden zieht auf einer riesigen Koppel ihre Runden. Ein paar Katzen gesellen sich zu uns, inspizieren das Boot und
    was wir hier so treiben, während das Abendmahl bereitet wird.



    Zum Nachtisch gibt es diesmal noch ein paar Eierkuchen im Kerzenlicht, denn die Sonne hatte sich schon verzogen.



    Dann kam der Nebel und die Feuchtigkeit. Wir verzogen uns frühzeitig ins Zelt.




    Tag 3

    Mit dem Sonnenaufgang bin ich wach, was kein Wunder ist, wenn man früh zur Ruhe kommt. Ich nutze die Zeit bis meine bessere Hälfte erwacht, um diese besondere Stimmung zu nutzen.









    Beim Frühstück lernen wir die Kinder der Katze des Vorabends kennen. Ungezogenes Pack. Sie lassen uns leider nicht in Ruhe. Naja, sind aber auch niedlich. Die Frau des Wirtes ist nun auch da und wir kommen ins Gespräch. Die Pferde haben sie in Pflege genommen, weil diese der einstige Halterin weggenommen werden mussten. Eine solche Herde habe man nicht wirklich gewollt. Aber es gab hier erst mal kurzfristig keine andere Möglichkeit. Gut haben sie es hier jedenfalls, im Gegenteil zu vorher sowieso. Ansonsten sei es hier schwierig zu leben, bzw mit dem Hof als solches tragfähige Gewinne zu erzielen. Sie machte nicht den Eindruck, hier ihren Lebensabend verbringen zu wollen. Im Hinterhof bellen in Erwartung einer Mahlzeit etliche Huskys. Ihr Mann ist wohl nicht ganz unbekannt in der Schlittenhundeszene. Wie auch immer ihr weiterer Lebensweg aussieht, wir wünschten ihnen dafür alles Gute. Jedenfalls ist irgendwann alles wieder verpackt. Wir bedanken uns für die Übernachtungsmöglichkeit und starten unter der Brücke in die letzte Etappe.



    Das Wetter war wieder perfekt. 20 km trennten uns von Demmin mit lediglich einer Umtragung. Der kaum vorhandene Uferbewuchs ließ tief ins Land blicken. Ein völlig anderes Erscheinungsbild. Weniger Wild aber anders reizvoll. Greifvögel gefiel dieser Bereich wohl auch deutlich besser, denn alle Nase lang erblickten wir welche.



    Wir ließen es sehr gemütlich angehen. Der hier breite Fluss lud aber auch dazu ein, ein paar Kilometer zu schrubben. Eigentlich war dies der erste Tag, an dem man normal paddeln konnte. Und so zog die Landschaft an uns vorbei. Teilweise war hier der Einfluss der Landwirtschaft deutlich sichtbar. Das Wasser war trüb.



    An der einzigen Umtragung, die wiederum Rampen aufwies wurden wir aus dem Dickicht beobachtet.



    Meine Frau wollte ihn nicht küssen – und ich wollte auch keine Konkurrenz. Danach begann ein Abschnitt mit einzelnen großen, toten Bäumen. Und gerade als ich dachte: Ideale Beobachtungsposten für geflügelte Jäger, erblickten wir sie auch schon.







    Auch wenn ich nie genau weiß, was ich da gerade beobachte, faszinieren mich diese Vögel immer wieder aufs Neue. Ein putziger Gesell machte es dann den Großen gleich.



    Das übrig Gebliebene vom Frühstück verspeisen wir auf einem Rastplatz. Die vorhandenen Toiletten sind verschlossen. Toll...



    Eigentlich ein schöner Platz, aber ohne Kontaktdaten oder andere Informationen gepaart mit einem etwas herunter gekommenen Eindruck des „WC Häuschens“ wirkte es hier nicht sonderlich einladend. Da man die letzten Kilometer kaum Möglichkeiten zum anlanden hatte, hatten wir hier gehofft unnötigen Ballast entsorgen zu können. Tatsächlich waren auch die Überreste einer „Münzanlage“ zu erkennen. Nunja, die wenigen Kilometer zum Ziel ließen wir uns viel treiben, da wir hervorragend in der Zeit lagen. Irgendwann kam die Mündung der Tollense in Sicht, direkt in Demmin.



    Kurze Zeit später landen wir auf dem dortigen Rastplatz an.Toiletten inklusive. Der Abholservice ist informiert und nach dem Verschnüren der Fracht ließen wir nochmal das Erlebte Revue passieren.

    Wer nicht all zu zimperlich ist, kann auf der Tollense viel Ruhe, einen wunderbar natürlichen Fluss und viel Entspannung finden. Unsere Streckeneinteilung in 20 km Abschnitte erwies sich als ideal. Sicher kann man die ca. 60 km auch in 2 Tagen machen, ohne deutlich in Stress zu kommen. Dabei muss man aber die Besonderheiten der Tollense beachten. Die Umtragestellen sind nur teilweise gemütlich. Der Flusslauf nur streckenweise geeignet, Kilometer zu schrubben und die Natur sowieso zu schön, als sie nicht gemütlich zu genießen.

    Land und Leute haben hier ihre Eigenart, die wir persönlich mochten. Rau, aber freundlich. Schön war´s.


  • hotdog
    Freak

    Liebt das Forum
    • 15.10.2007
    • 16106
    • Privat


    #2
    AW: [DE] 3 Tage paddeln auf der Tollense – August 2013

    Danke für den Bericht! Kommt zur richtigen Zeit

    Die Verkrautung und das Niedrigwasser werden auf unserer geplante Ostertour hoffentlich kein Problem sein...
    Arrivederci, farewell, adieu, sayonara WAI! "Ja, wo läuft es denn? Wo läuft es denn hin?"

    Kommentar


    • Rattus
      Lebt im Forum
      • 15.09.2011
      • 5177
      • Privat


      #3
      AW: [DE] 3 Tage paddeln auf der Tollense – August 2013

      Schön geschriebener Bericht und tolle Eindrücke der Gegend!
      Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

      Kommentar


      • Ditschi
        Freak

        Liebt das Forum
        • 20.07.2009
        • 12705
        • Privat


        #4
        AW: [DE] 3 Tage paddeln auf der Tollense – August 2013

        Ja, der Bericht spricht mich an. Ich mag diese Art von Fluß und die kleinen Fluchten. So etwas ist immer einmal machbar.
        Schöne Bilder.
        Gruß Ditschi

        Kommentar


        • kanuwanderer
          Gerne im Forum
          • 14.03.2011
          • 58
          • Privat


          #5
          AW: [DE] 3 Tage paddeln auf der Tollense – August 2013

          Schöner Bericht, der richtig Lust auf den kommenden Paddelsommer macht.

          Kommentar


          • Spartaner
            Lebt im Forum
            • 24.01.2011
            • 5056
            • Privat


            #6
            AW: [DE] 3 Tage paddeln auf der Tollense – August 2013

            Zitat von Sheen Beitrag anzeigen
            Und gerade als ich dachte: Ideale Beobachtungsposten für geflügelte Jäger, erblickten wir sie auch schon. .... Auch wenn ich nie genau weiß, was ich da gerade beobachte, faszinieren mich diese Vögel immer wieder aufs Neue. Ein putziger Gesell machte es dann den Großen gleich.
            Na, dann wolln wir mal:

            Rotmilan:


            Seeadler:


            Neuntöter-Weibchen:


            Aber was das ist, weiß ich auch nicht. ich komme nur bis Bussard (?), aber welcher?:


            Gruß Michael

            Kommentar


            • Mika Hautamaeki
              Alter Hase
              • 30.05.2007
              • 3996
              • Privat


              #7
              AW: [DE] 3 Tage paddeln auf der Tollense – August 2013

              Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
              Na, dann wolln wir mal:


              Aber was das ist, weiß ich auch nicht. ich komme nur bis Bussard (?), aber welcher?:


              Gruß Michael
              Für mich ist das ein Mäusebussard, die treten in allen Farbvariationen auf.
              So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
              A. v. Humboldt.

              Kommentar


              • Mika Hautamaeki
                Alter Hase
                • 30.05.2007
                • 3996
                • Privat


                #8
                AW: [DE] 3 Tage paddeln auf der Tollense – August 2013

                Toller Bericht über die Tollense. (Mußte sein) Wie sieht es denn um das Grabungsfeld aus, kamt ihr daran vorbei oder ist das mittlerweile wieder dicht?
                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                A. v. Humboldt.

                Kommentar


                • Sheen
                  Erfahren
                  • 07.09.2011
                  • 196
                  • Privat


                  #9
                  AW: [DE] 3 Tage paddeln auf der Tollense – August 2013

                  Danke! Da lag ich ja nicht ganz so falsch bei meinen "ungeschriebenen" Vermutungen. Der Bussard war übrigens in Natur schneeweis mit den dunklen Tupfern. Sowas hatte ich hier noch nie gesehen.

                  Alles, was Fluss war, war passierbar. Wo das "Grabungsfeld" sein soll, kann ich nicht sagen. Bis auf die von Natur aus flachen Stellen und die Verkrautung gab es nichts auffälliges.

                  Kommentar


                  • Mika Hautamaeki
                    Alter Hase
                    • 30.05.2007
                    • 3996
                    • Privat


                    #10
                    AW: [DE] 3 Tage paddeln auf der Tollense – August 2013

                    Zitat von Sheen Beitrag anzeigen
                    Danke! Da lag ich ja nicht ganz so falsch bei meinen "ungeschriebenen" Vermutungen. Der Bussard war übrigens in Natur schneeweis mit den dunklen Tupfern. Sowas hatte ich hier noch nie gesehen.

                    Alles, was Fluss war, war passierbar. Wo das "Grabungsfeld" sein soll, kann ich nicht sagen. Bis auf die von Natur aus flachen Stellen und die Verkrautung gab es nichts auffälliges.
                    Laut Wikipedia soll das Schlachtfeld nördlich von Altentreptow liegen (53°44′35″, 13°18′39″), aber auf den Fotos sieht man ja, daß der Blick über den Wiesenrand z.T sehr schwer ist. Kann also gut sein, daß ihr da dann unbemerkt vorbei gepaddelt seit. Ich hatte aber irgendwo gelesen, daß auch im Fluß und im Uferbereich gesucht wurde, daher die Frage.
                    So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                    A. v. Humboldt.

                    Kommentar


                    • Sheen
                      Erfahren
                      • 07.09.2011
                      • 196
                      • Privat


                      #11
                      AW: [DE] 3 Tage paddeln auf der Tollense – August 2013

                      Ah, ok - jetzt wo ich mal nach gesucht habe - Nein, von einer Ausgrabungsstelle war nichts zu sehen und Schädel oder Knochen haben wir auch nicht aufgewirbelt

                      Kommentar


                      • Prachttaucher
                        Freak

                        Liebt das Forum
                        • 21.01.2008
                        • 11979
                        • Privat


                        #12
                        AW: [DE] 3 Tage paddeln auf der Tollense – August 2013

                        Sehr schön geschrieben und stimmungsvolle Bilder. Bekomme Lust auch mal wieder eine Flußtour zu machen. Alleine dort aber vermutlich eher schwierig, v.a. die Umtragestellen ?

                        Beim "Krautsalat" habt Ihr nachträglich mein Mitgefühl, zum Glück ging´s noch ohne zusätzliches Umtragen.

                        Die Ausbeute an guten Vogelbilder ist für eine so kurze Tour recht hoch. Hattet Ihr eine Superzoom-Kamera dafür ?

                        Kommentar


                        • Sheen
                          Erfahren
                          • 07.09.2011
                          • 196
                          • Privat


                          #13
                          AW: [DE] 3 Tage paddeln auf der Tollense – August 2013

                          Wie geschrieben, durchfuhren wir am letzten Tag wohl das El Dorado für Raubvögel. Fürs Kajak hatte ich mir vor 2 Jahren extra die SX50HS zugelegt. Während der Fahrt im wackligen Kajak erwarte ich einfach nicht, dass ich 1A Tierbilder bekomme. Aber zur Dokumentation reicht dieses Brennweitenwunder allemal. Ich glaube, kein Vogel war näher als 100 Meter dran (vermutlich noch deutlich weiter weg - erinnere mich nicht mehr so gut) und die Bilder sind dann auch noch nur Ausschnitte...aber mir reicht das Ergebnis zu Erinnerungszwecken. Und handlich genug ist das Teil auch und sollte es mal über Bord gehen, ist der Verlust zwar schmerzhaft, aber verkraftbar. Find sie als Allrounder ganz ok und mir reichen die Ergebnisse meist völlig aus. Für andere Einsatzgebiete und andere Erwartungen gibs auch anderes Werkzeug, aber solche Aufnahmen unter diesen Bedingungen - da muss man ne Menge Holz in die Hand nehmen, um deutlich bessere Ergebnisse zu bekommen - vermute ich.

                          Kommentar


                          • Prachttaucher
                            Freak

                            Liebt das Forum
                            • 21.01.2008
                            • 11979
                            • Privat


                            #14
                            AW: [DE] 3 Tage paddeln auf der Tollense – August 2013

                            Danke, werde ich mir vielleicht mal ansehen...

                            OT: Nach meiner letzten Tour, war ich wieder richtig verzweifelt. Etliche Male sind die Eisvögel vor mir weggeschwirrt - es gibt genau 0 Bilder von ihnen.

                            Kommentar


                            • Sheen
                              Erfahren
                              • 07.09.2011
                              • 196
                              • Privat


                              #15
                              AW: [DE] 3 Tage paddeln auf der Tollense – August 2013

                              Eisvögel...hach...seit ich diese Kamera habe, machen sie sich rar. Mir ist nur einmal einer seitdem begegnet...bei dem Foto hab ich ihn nichtmal wirklich gesehen, sondern nur mehrfach in das Gebüsch gehalten. Keine tolle Aufnahme.



                              Ich hab das Gefühl, dass die umso scheuer sind, desto mehr Brennweite man an Bord hat . Als ich mal ganz ohne unterwegs war, hätte ich einen von ihnen fast streicheln können *grrr*

                              Kommentar


                              • ceerge
                                Gerne im Forum
                                • 04.11.2012
                                • 75
                                • Privat


                                #16
                                AW: [DE] 3 Tage paddeln auf der Tollense – August 2013

                                Hallo S. danke für den schönen Bericht.

                                Gruß. C

                                Kommentar