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    [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

    Tourentyp Radreise
    Breitengrad 54.515406092
    Längengrad 8.8567810058
    Da mich die Nordsee von Kindesbeinen an fasziniert, bin ich viele Abschnitte des schleswig-hosteinischen und hamburgischen Teil des Nordseeküstenradweges schon einige Mal gefahren.

    Dieser zunächst als (Einzel-)Tourentagebuch angelegte Reisebericht soll mich motivieren, den mit ca. 6000 km längsten zusammenhängend ausgeschilderten Radweg als künftiges Fernziel in mein Bewusstsein zu rücken und zudem den aktiven und zukünftigen Nordseeküstenradwegradlern die Umgebung des Radweges schmackhaft zu machen und zu erläutern. Gleichzeitig erfülle ich damit den Wunsch einiger, denen die Nordseeküste Nordfrieslands unbekannt ist.

    Hier ein paar Infos zum Nordseeküsten-Radweg:
    http://www.nordseetourismus.de/de/nordseekuesten-radweg
    http://www.northsea-cycle.com/defaul...&mnu=18&lang=5
    http://de.wikipedia.org/wiki/Nordseeküsten-Radweg
    Zuletzt geändert von Torres; 11.06.2012, 09:08.
    Oha.
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    #2
    AW: [D] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

    Die Insel Amrum

    Pfingstmontag, 28.05. 2012, 44 km

    Das Radwegnetz auf Amrum ist kein Teil des Nordseeküstenradwegs. Dennoch beginne ich bei meiner Schilderung mit der Insel Amrum, weil sie aus meiner Sicht alles in sich vereint, was den Reiz der nordfriesischen Küste ausmacht. Wer den Nordseeküstenradweg radelt, sollte sie auf jeden Fall besuchen. Aus meiner Sicht ist sie die schönste nordfriesische Insel und trotz einer intensiven touristischen Nutzung hat sie sich immer noch ihren ursprünglichen Charakter bewahrt.



    Amrum wurde bereits in der Jungsteinzeit besiedelt. Damals war die Insel noch mit dem Festland verbunden. Im Mittelalter wurde sie von den Friesen besiedelt, die von der Landwirtschaft, der Salzsiederei sowie von Walfang, Fischfang und Handelsschifferei lebten. Ende des 19. Jahrhunderts begann der Tourismus auf der Insel. Heute gibt es ca. 12.000 Gästebetten auf der Insel und ca. 200.000 Menschen besuchen die Insel pro Jahr. Markenzeichen der Insel ist der breite, weiße Sandstrand der Insel, der Kniepsand. Amrum hat ca. 2300 Einwohner.
    Amrum ist 20,46 qkm groß und die zehntgrößte Insel Deutschland. Sie gehört wie Sylt und Föhr zu den Geestkerninseln, weist also neben den Marschgebieten, die unter Normalnull liegen, auch Erhebungen auf. Die höchste Erhebung ist 32 Meter hoch. Das Dünengebiet ist einen Kilometer breit und ca. 12 Kilometer lang und wird dank der Schutzmaßnahmen als einziges Dünengebiet der Westküste noch von Möwen und Enten zum Brüten genutzt. Der 180 Hektar große Wald wurde 1948 künstlich auf Heideflächen angelegt, was man ihm aber nicht anmerkt. Amrum hat den größten Waldanteil der Nordseeinseln.
    Der nordfriesische Inseldialekt heißt Öömrang und wird noch von ca. einem Drittel der Amrumer gesprochen. Nordfriesisch ist eine eigenständige Sprache, die mit dem Deutschen nicht verwandt ist und folglich für Außenstehende praktisch nicht zu verstehen ist. Viele Amrumer sprechen außerdem noch niederdeutsch.
    (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Amrum)




    Erreichbar ist die Insel per Schiff ab Dagebüll oder ab Nordstrand. Im folgenden schildere ich eine Tour mit der Adler Express ab der Insel Nordstrand. Der Fahrradstellplatz sollte vorreserviert werden, da auf dieser Strecke nur begrenzt Plätze für Fahrräder zur Verfügung stehen. Ansonsten sollte die Verbindung ab Dagebüll genutzt werden.


    Ich starte am Campingplatz Elisabeth-Sophienkoog, Nordstrand, der am Nordseeküstenradweg liegt. Die Abfahrt des Schiffes ist erst um 9.15 Uhr und ich habe genug Zeit, mir auf dem Schiff ein frisches Krabbenbrötchen zu kaufen und zu frühstücken. Es wird erneut ein heißer Tag werden – endlich. Der Winter war bei uns im Norden sehr lang in diesem Jahr.

    Ein Schiff der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger liegt im Hafen.





    Die See ist ruhig.





    Ich muss lächeln, als ich die alte Dame mit ihrem Gehwagen sehe, die sich nur langsam fortbewegen kann. Die Sehnsucht nach dem Meer lässt einen nie wieder los. Im Hintergrund liegt die Hallig Südfall.





    Es beginnt eine Schifffahrt an Inseln und Halligen vorbei. Der Pellwormer Leuchtturm. Pellworm liegt vor Nordstrand und ist mit einer eigenen Fähre zu erreichen.





    Die Hallig Nordstrandischmoor aus einem mir ungewohnten Blickwinkel. Sie liegt nördlich von Nordstrand und ist mit einer Lore von Nordstrand aus erreichbar.





    Die mit dem Festland verbundene Hamburg Hallig. Ihr Zauber vergeht angesichts der zunehmenden Anzahl von „Spargeln“.





    Auf den Sandbänken liegen Seehunde, doch für ein Foto sind sie zu weit entfernt.





    Hallig Gröde. Mit 17 Bewohnern ist sie die kleinste Gemeinde Deutschlands und sich nur unregelmäßig mit Schiffen zu erreichen. Wer Abgeschiedenheit sucht, kann hier auch im Herbst und Winter Urlaub machen, wenn das Meer die Hallig fest umschließt und bei Landunter nur noch die Häuser aus dem Wasser schauen. Auf der Hallig gibt es weder Autos noch Einkaufsmöglichkeiten.





    Hallig Hooge. Sie ist die größte Hallig und wird regelmäßig angefahren.





    Föhr lassen wir rechts liegen und erreichen gegen 11.00 Uhr Wittdün/Amrum.








    Die Hauptstraße Wittdüns.





    Hinter dem Ortsende führt der Fahrradweg am Wäldchen parallel der Straße entlang. Der Rhododendron blüht – leider auf dem Foto nicht so gut zu sehen, wie ich dachte.




    Ich wähle den Waldradweg Richtung Süddorf und schmunzele über eine Schulklasse, deren ca. 10- 12 jährigen Schüler schwerste Müdigkeit und Lahmheit vorschützen, weil sie keine Lust haben, sich bei dieser Hitze körperlich an zu strengen und lieber an den Strand wollen. Die durchtrainierten Lehrer nehmen es mit Humor und treiben sie erbarmungslos an. Ich erinnere mich an vergleichbare „Kämpfe“ meiner Kindheit und muss lachen: Manche Dinge ändern sich nie.


    Am Rande des Weges stehen borstige Nadelbäume, vor allem Kiefern sind auf der Insel weit verbreitet.





    Ich erreiche den Leuchtturm, den man besichtigen kann. Ich freue mich allerdings auf das Naturerleben und möchte nicht anhalten.





    So entgeht mir der beste Ausblick über die Insel, denn auf einer Düne stehend bildet der Leuchtturm den höchsten Punkt der Insel: 63 Meter Höhe.





    In der Nähe des Leuchtturms befinden sich die zwei Campingplätze der Insel. Einer der beiden ist ein FKK Campingplatz.


    Ich biege in einen kleinen Dünenweg ein – er ist ein schmaler Fußgängerpfad und zum Betreten freigegebener Teil des Naturschutzgebietes. Ich weiß, dass ich mit dem Fahrradschieben nicht weit kommen werden, aber anschließen kann ich es nicht und ich möchte einen kurzen Moment die Dünenlandschaft sehen.











    Dann wird der Weg zu steil und zu sandig und ich kehre um.


    Hinter dem Zaun steht in einiger Entfernung ein der Landschaft angepasstes Zelt. De Waard?





    Aufgrund der Hitze riecht es überall wunderbar nach Harz. Wie ich diesen Geruch liebe! Süß und betäubend mit einem kleinen Hauch von Weihnachten.








    Leider stelle ich fest, dass mein Fotoakku den letzten Strich anzeigt. Ich werde von nun an spärlicher fotografieren müssen.


    Auf dem kleinen Waldweg geht es wieder auf den Hauptradweg.





    Es ist Hauptsaison und Ferienzeit und viele Radler sind unterwegs und dennoch hat man das Gefühl, allein zu sein.





    In Nebel ist Mühlentag und man schützt sich vor der Sonne.





    Ich orientiere mich in Richtung Wattenmeer, um zur Kirche von Nebel zu gelangen. Nordseeidylle.

















    Der Radweg führt an gemütlichen Friesenhäusern vorbei. Es sind Neubauten, Ferienwohnungen und Hotels, aber sie passen im Stil so gut zur Insel, dass sie den Inselcharakter erhalten.





    Im Ort kaufe ich 3 zusätzliche Liter Mineralwasser.





    Dann lockt mich die Seitenstraße.





    Die Straße endet an einem Wendehammer und durch den Garten sehe ich die gesuchte St. Clemens Kirche. Standen diese Häuser wirklich alle früher schon hier? Ich kann mich nicht daran erinnern.








    Andere Fahrradfahrer fahren beherzt zum Endpunkt der Straße und ich erkenne, dass es dort einen schmalen Fahrradweg gibt.











    An der Kirche schließe ich mein Fahrrad neben gefühlt 150 anderen Fahrrädern an und gehe zielstrebig auf den Friedhof. Aber ich bin enttäuscht. Nur neue Gräber. Wo sind die alten Grabsteine hin? Als Kind habe ich hier gerne lange gestanden und die auf den Grabsteinen eingemeißelten Geschichten aus alter Zeit der Amrumer Familien gelesen. Es waren viele tragische Schicksale dabei – vor allem die Schicksale von Seefahrern und Schiffsjungen hatten es mir angetan.

    Und dann sehe ich die Grabsteine doch:








    Im ersten Moment bin ich entsetzt. Was ist passiert? Hat man sie einfach heraus gerissen? Dann verstehe ich: Die meisten Grabsteine sind unleserlich geworden und warten auf ihre Restaurierung. Gott sei Dank und dennoch: Wie traurig. Die Geschichten – nie hätte ich gedacht, dass auch sie dem Verfall preis gegeben sein könnten?






    Die Bilder lassen sich noch erkennen.





    Aber nur selten der Text:





    Ein Foto von Kirche und Friedhof.








    Und dann finde ich doch noch einen Grabstein der Vergangenheit:

    Hier ruht Kapitän Wilhelm Tönissen
    geb. 8. April 1881
    gest. 12. Okt. 1929

    Mit 15 Jahren zur See gekommen, führte er seit seinem 27. Lebensjahre die Viermastbark KURT nach der Westküste Südamerikas, nach Mexiko und Australien. 1916 im großen Kriege nahmen ihm die Nordamerikaner das Schiff und behielten ihn in Haft. 1919 kehrte er heim nach Nebel zu seiner Gattin Georgine, geb. Simons, mit der er seit 1904 in glücklicher Ehe lebte und 5 Kinder hatte, 2 Söhne und 3 Töchter. Er wirkte bis zu seinem plötzlichen Tode fröhlich mit Liebe für Familie und Insel.

    Georgine Tönissen geb. Simons
    geb. 20.5.1883 gest 10.1.1972
    Kurt Tönissen geb. 18.6.1920, auf See geblieben mit der Bismarck am 27.5.1941




    In Gedanken wandere ich zurück und stoße auf Zeugnisse eines Todeskampfes. Eine Katze?








    Als ich zum Ausgang gehe, sehe ich im vorderen Teil des Friehofs einen neuangelegten Bereich, der für den Aufbau der mit Hilfe von Spendern restaurierten alten Grabsteine vorgesehen ist.








    Nun geht es am Wattenmeer entlang in Richtung Norddorf.





    Die Straße ist hügelig und ich wundere mich, als mich ein älterer Radfahrer mit hoher Geschwindigkeit überholt. Elektrofahrräder - nunja.

    Die Landschaft fasziniert.





    Bald erreiche ich Norddorf und erkenne es nicht wieder. Waren hier nicht früher viel mehr Wiesen? Standen an dieser Stelle wirklich so viele Häuser und Erholungsheime? Ich bin verwirrt. Die Wiesen vor mir glaube ich wieder zu erkennen – aber erstreckten sie sich damals nicht viel weiter? Wo sind die Arbeitspferde hin? Der Bauernhof? Anscheinend sind nur diese Wiesen übrig geblieben. In der Ferne liegt ein Schullandheim.








    Der Übergang zum Strand ist moderner geworden, aber ich erkenne ihn wieder. Auch den Strandkorbvermieter gibt es noch, er hat allerdings Konkurrenz bekommen. Ein Bohlenweg führt zum Strand.











    Aber der Strand reizt mich heute nicht und ich fahre in den Ort zurück, um eine Stätte meiner Kindheit zu suchen. Auch hier erkenne ich nichts mehr wieder. Das Lokal, an dem wir in meiner Kindheit am ersten Abend des Urlaubs essen gingen (ich aß immer Scholle), finde ich nicht mehr.








    Dieses Haus erkenne ich jedoch noch.





    Und dieses Haus auch, auch wenn ich nie dort übernachtet hatte. Es kam mir in der Erinnerung viel größer vor. Und war es nicht mal von Wiesen umgeben? Ich weiß es nicht mehr.








    Man hört Kinderstimmen.








    Ich radele zurück zum Strand, um den Lehrpfad zu erkunden, der vor dem Strand links einbiegt. Es ist ein reiner Fußgängerweg, der in einen Bohlenweg übergeht und es ist selbstverständlich, dass ich das Fahrrad schiebe. Die meisten Touristen sind am Strand und ich habe den Weg für mich alleine, denn der Weg ist nicht sehr breit und müsste sonst das Fahrrad am Ausgangspunkt stehen lassen. Aber heute ist das kein Problem.
    Ich bewundere die Dünenformationen am Wegesrand.

















    Überall in den Dünen sind Fußspuren zu sehen. Entweder es gibt zu viele Analphabeten in Deutschland oder zu viele Menschen, denen die Natur egal ist, obwohl sie doch die Insel besuchen, um Natur zu erleben.








    Ich genieße die Weite. Meine Kamera blinkt rot und kündigt das Ende des Akkus an.






    Die Straße geht in einen Bohlenweg über und ich muss das Fahrrad Treppenstufen hochheben und herunter heben. Immer wieder reiße ich mir an den Pedalen das Bein auf, da die Treppenstufen sehr Fahrradunfreundlich konstruiert sind. Selbst Schuld! Dann wird der Weg steiler und ich schließe mein Fahrrad auf einer Brücke an und gehe den Rest ohne Fahrrad zur Aussichtsdüne. Das Panorama auf ca. 30 Metern Höhe ist atemberaubend. In der Ferne leuchtet das Meer.











    Und weil es so schön ist und mein Akku fast leer ist, mache ich die gleichen Bilder mit dem Handy noch einmal.








    Ich erkenne, dass es auf der Wattseite einen viel kürzeren Zugang zu der Aussichtsdüne gibt. Also hole ich mein Fahrrad und schleppe es nun doch die Treppen weiter hoch und auf der anderen Seite wieder herunter.

    Dann biege ich in einen kleinen Waldweg ein.








    Es sind Wanderwege und keine Fahrradwege, aber da die meisten Menschen nun am Strand sind, da sich die Flut ankündigt, sind sie leer und ich genieße diese Singletrails. Die Tannenzapfen zerplatzen unter den Reifen, es ist angenehm kühl. Die Waldwege sind an einigen Stellen kurvig oder sandig und man braucht etwas Geschick, sie zu fahren. Wären Wanderer unterwegs, würde ich selbstverständlich schieben. Aber heute habe ich Glück.

    Ich überlege, ob ich noch zum Leuchtturm fahren soll und von der Aussichtsplattform weitere Bilder machen soll, aber es ist immer noch heiß und ich sehne mit nach einer Ruhepause. So entscheide ich mich an den Strand zu fahren. Die Fahrradständer sind überfüllt und der Bohlenweg ist fest in schwäbischer oder bayrischer Hand, man hört es am Dialekt.

    Die Breite des Strandes ist nicht leicht auf einem Foto zu dokumentieren.





    Ich laufe bis zur Strandkorbgrenze und dann sind mir doch zu viele Menschen dort, es riecht nach Sonnencreme, Mütter schimpfen mit ihren Kindern, die Sonne drückt und meine Beine brennen wie Feuer. Obwohl ich vor allem im Wald geradelt bin, habe ich an den Waden einen dramatischen Sonnenbrand. Und es fehlt der Wind. Die Luft flirrt, als wäre der Strand eine Wüste.

    Ich fahre Richtung Wittdün und schiebe mein Fahrrad die Uferpromenade Richtung Hafen entlang. Hier ist Radfahren zurecht verboten, denn es ist nur ein enger Fußgängerweg. Immer wieder gibt es Übergänge zum Strand.











    In Wittdün kaufe ich mir ein großes Eis und dann setze ich mich an den Hafen. Das Handtuch deckt den Sonnenbrand notdürftig ab.








    In der Ferne sieht man Föhr.





    Die Fähre nach Dagebüll kommt.





    Etwas später kommt auch mein Schiff und ich muss warten, bis alle eingesteigen sind, bevor ich mein Fahrrad und mich an Bord begeben darf. Ich bin totmüde. Die Seeluft macht bettschwer. Gegen 19.30 Uhr bin ich wieder auf Nordstrand.

    Ich radele zurück zu meinem Zelt, koche und packe vor, denn am nächsten Tag geht es in der Frühe wieder nach Hause.





    Zuletzt geändert von Torres; 11.06.2012, 14:05.
    Oha.
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    • Torres
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      #3
      AW: [D] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

      Zum Schluss noch Bilder von einer Wanderung auf Amrum an Ostern 2009 im Dünengebiet zwischen Wittdün und dem Leuchtturm:
















































      Oha.
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      • Kris
        Alter Hase
        • 07.02.2007
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        #4
        AW: [D] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

        Super Torres! Vielen Dank! Amrum ist meine Insel... Als kleiner Knirps mitsamt Zelt durch die Luft geflogen, während Oma & Opa noch versuchten, das Ganze sturmfester im Sand zu verankern. Etwas später dann in der Mini-Pulka gesessen und mich von Papa über den Kniepsand ans Meer ziehen lassen (während sich andere mit den ausgeliehenen Bollerwagen abkämpften). Weiß nicht genau, wie oft ich mittlerweile schon dort war, aber die Dünen, der Kniepsand, das Möwengeschrei, das Salz in der Luft, die Krabben frisch vom Kutter und die Whisky-Auswahl in der Blauen Maus - einfach die ganze Insel faszinieren mich immer wieder.

        „Barfuß am Leben ist auch was wert.“ - Kasperl

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        • Torres
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          #5
          AW: [D] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

          Ja - man entdeckt die Insel jedes Mal neu. Ich war jetzt länger nicht mehr dort, weil die direkte Anreise für ein Kurzwochenende nicht lohnt - Amrums Glück! Ich muss mal schauen, ob ich noch Bilder aus der Vergangenheit finde und einscannen kann. Zum Beispiel von der Übernachtung im Strandkorb an einem Augusttag, als die Insel so überfüllt war, dass wir noch nicht mal mehr im Gang der Jugendherberge Platz fanden Wir mussten nach Föhr ausweichen Oder der Wattwanderung von Föhr nach Amrum. Oder, oder.....
          Oha.
          (Norddeutsche Panikattacke)

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          • Kris
            Alter Hase
            • 07.02.2007
            • 2802
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            #6
            AW: [D] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

            Ja, in den Sommermonaten wird es auch mal eng, gerade in den Strandbädern... Mich würde der Winter mal noch reizen, der fehlt mir noch - aber leider hat der Campingplatz dann zu.
            „Barfuß am Leben ist auch was wert.“ - Kasperl

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            • November
              Freak

              Liebt das Forum
              • 17.11.2006
              • 11108
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              #7
              AW: [D] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

              Schöne Einblicke, die du da lieferst.
              Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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              • Fletcher

                Fuchs
                • 24.02.2012
                • 1109
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                #8
                AW: [D] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                Ja da kommen Erinnerungen hoch. Auf Amrum war ich auch mal, auf Klassenfahrt. Grabsteine abpausen, Bohlenweg wandern, radeln im Wald, chillen in den Dünen.
                Bibt es das Schullandheim ganz im Norden noch? Das muß bei mir jetzt bald 20 Jahre her sein.
                Ein super Bericht und dann so ein Bombenwetter.
                Das letzte Hemd hat keine Taschen

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                • Torres
                  Freak

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                  • 16.08.2008
                  • 31757
                  • Privat


                  #9
                  AW: [D] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                  Ja. Das gibt es noch. Ist ganz links in der Ecke vom Vogelbild zu erahnen. Bis dahin bin ich aber nicht geradelt.

                  Aber ich habe eben noch einen Schatz gefunden. Da muss es noch mehr Schätze geben, ich weiß nur nicht wo. Ich habe nur das eine gefunden. Zur Erinnerung:

                  Heute:




                  Und damals:



                  Das Bild müssen meine Eltern mit einer Agfa Clack gemacht haben.
                  Oha.
                  (Norddeutsche Panikattacke)

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                  • Goettergatte
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                    • 13.01.2009
                    • 27815
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                    #10
                    AW: [D] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                    Hast Du auch Bilder vom "Krümwal" und "Boarag"?

                    Inseln wie Amrum, o. ä., werden mir leider, nach 2-3 Tagen, oft zu "eng"
                    "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
                    Mit erkaltetem Knie;------------------------------
                    Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
                    Der über Felsen fuhr."________havamal
                    --------

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                    • Torres
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                      • 16.08.2008
                      • 31757
                      • Privat


                      #11
                      AW: [D] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                      Nein. Das ist nicht so mein Metier

                      OT: Für mich sind Amrum oder andere nordfriesische Inseln seit jeher zur Entschleunigung da gewesen. Herunter kommen. Seele baumeln lassen. Träumen. Lauschen. Eins werden mit der Natur. Die überreizten Sinne ausschalten. Wind, Sonne, Regen und das Meer machen so wunderbar müde. Der Kopf wird leer und alles, was einen sonst beschäftigt, wird vom Wind in die Ferne getragen. Der Körper verändert sich. 3 Tage Nordsee sind für mich erholsamer als 3 Wochen im Binnenland.
                      Oha.
                      (Norddeutsche Panikattacke)

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                      • Torres
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                        • Privat


                        #12
                        AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                        Die Insel Sylt


                        Die Insel Sylt ist sicherlich die bekannteste Nordseeinsel Nordfrieslands. Die Insel selbst ist schön, keine Frage. Und sie würde pures Naturerlebnis garantieren, wenn nicht ständig so viele Menschen dort wären: Touristen, Tagesgäste, Zweitwohnungsbesitzer. Wer in Hamburg etwas auf sich hält, besitzt eine Wohnung oder ein Haus auf Sylt. In den Sommermonaten ist es daher in gewissen Kreisen ein Muss, sich auf Sylt auf zu halten. Die Folge sind SchickiMicki Kult, Partys und Wichtigtuerei auf höchstem Niveau. Diesen Rummel und die Folgeerscheinungen muss man mögen oder man muss die wenigen Nischen suchen, welche auch diese Insel bieten kann. Ich bin mit der Insel jedoch nie richtig warm geworden, auch wenn ich nachvollziehen kann, dass sie Menschen in den Bann ziehen kann.





                        Aber erst einmal die Fakten:

                        Sylt ist mit 99, 14 qkm die viertgrößte Insel Deutschlands und die größte Nordseeinsel. Ein Teil von Sylt liegt bereits auf der Höhe von Dänemark und der größte Teil der Insel nördlich von Flensburg ( Insider.... ). Die Insel ist 38 km lang, an ihrer schmalsten Stelle nur etwa 320 Meter breit und an ihrer breitesten Stelle 12.6 km breit. Sylt ist ständig von Sturmfluten bedroht, verliert durchschnittlich 0,4 – 0,7 Meter Land pro Jahr und es besteht seit einigen Jahren die Gefahr, dass sie endgültig auseinanderbricht. Der Sandstrand wird jedes Frühjahr mit Sandvorspülungen neu aufgeschüttet, um den Prozess der Erosion durch das Wasser zu verlangsamen. Die Kosten für diese Maßnahmen betragen ca. 10 Mio Euro im Jahr. Dieser Betrag klingt sehr hoch, aber angesichts der Wirtschaftskraft der Insel und ihrer Bedeutung für die Region relativieren sich diese Kosten.

                        Sylt entstand wie die Festlandgeest aus Altmoränen und hat deshalb einen Geschiebemergelkern, den man an Kliff, Dünen und Sandstrand erkennen kann. Daneben verfügt Sylt über ausgedehnte Marschlandschaften und eine Heidelandschaft. Besonders beeindruckend finde ich, dass ca. 600 Schmettelringsarten die Heideflächen bevölkern.

                        Auf Sylt scheint die Sonnen erstaunlich häufig. 2005 hatte Sylt rund 180 Stundenstunden mehr als der Bundesdurchschnitt. Das liegt daran, dass die Wolken durch den ständigen Wind schnell vertrieben werden und sich nicht festregnen können. Die Winter sind milder als am Festland.

                        Sylt ist seit 1927 durch den Hindenburgdamm, einen Eisenbahndamm, mit dem Festland verbunden. Eine Straßenverbindung gibt es nicht. Sylt hat ca. 28000 Einwohner, dazu kommen noch die Zweitwohnungsbesitzer. Sylt verfügt über 75 000 Betten und wird pro Jahr von ca. 870. 000 Gästen besucht. Das sind ca. 9 Mio. Übernachtungen pro Jahr. Dazu kommen die Tagesgäste, die z.B. mit den Ausflugschiffen die Insel besuchen ("Inselhopping"). Die meisten Sylter leben mittlerweile auf dem Festland, da sie sich die hohen Lebenshaltungskosten nicht leisten können. Daher betrachtet man die demographische Entwicklung auf Sylt mit Sorge: Die Bewohner und Gäste werden immer älter und die Kinder ziehen weg oder die zukünftigen Erben zeigen wenig Interesse an der Insel.

                        Zu den wichtigsten Orten gehören aus meiner Sicht Hörnum im Süden, Westerland mit dem Bahnhof, Wenningstedt, Kampen als Ort der Reichen und Schönen, List im Norden sowie das von Kapitänshäusern und Fachwerk dominierte Keitum.


                        Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Sylt



                        Mit dem Fahrrad erreicht man Sylt mit den Nahverkehrszügen der Nord-Ostsee-Bahn (NOB) ab Niebüll. Niebüll liegt direkt an der North Sea Cycle Route. Die Campingplätze sind in Tinnum, Wenningstedt und Richtung Rantum / Hörnum. Es empfielt sich daher, in Westerland aus zu steigen. Eine Vorreservierung in der Hochsaison ist empfehlenswert.
                        Wer gerne Schiff fährt, kann auch ab Nordstrand Strucklahnungshörn mit der Adler Express nach Sylt fahren. Eine Vorreservierung der Fahrradplätze ist in der Hochsaison notwendig. Diese Tour kann auch als Tagestour gestaltet werden. Die dritte Möglichkeit ist die Nutzung der Fähre Sylt-Römö. Diese Verbindung ist nur interessant, wenn man den Umweg über Römö fahren möchte, da Römö nicht direkt am Nordseeküstenradweg liegt.


                        Im folgenden schildere ich die Eindrücke einer mehrtägigen Fahrraderkundungstour im Winter Anfang 2006. Leider finde ich trotz intensiver Suche die dazu gehörigen Fotos nicht mehr und habe daher notgedrungen Links gesetzt und Bilder von der WAI Tour 2010 eingefügt. Sobald ich neue Bilder habe, werde ich diese einfügen.





                        Sylt hat viele Radwege und viele Radwegstrecken. Man kann die Insel natürlich einmal im Galopp umrunden (vorausgesetzt, es ist nicht zuviel Wind) und dann abends wieder auf das Festland fahren. Es ist aber auch möglich, viele verschiedene Touren zu machen und sich die Zeit für Besichtigungen zu nehmen, zumal der Wind das Vorankommen nicht immer unterstützt. Wer die Insel folglich genauer kennen lernen will, sollte durchaus 3 oder 4 Tage einplanen.




                        Sylt-Ost (Morsum u.a.)

                        Klick

                        Die Gegend von Sylt-Ost fand ich sehr attraktiv. Hier ist Sylt am ursprünglichsten und dem Festland am ähnlichsten. Morsum ist an die Bahnstrecke angeschlossen und hat einen Bahnhof. Wiesen und Felder und eine bäuerliche Dorfstruktur prägen das Gebiet. An der Wattseite befindet sich das Morsumer Kliff. Meiner Erinnerung nach führt ein Fußweg dort hin. Ich musste damals auf eine Besichtigung verzichten, da es einfach zu glatt und verschneit war. Im südlichen Teil von Sylt-Ost war dann Radeln am Deich angesagt. Hier habe ich die Ruhe sehr genossen, denn dieser Bereich ist autofrei. Zwei Raubvögel lieferten sich über mir einen Kampf und es ärgert mich, dass ich die Bilder nicht finde. Fotografiert habe ich sie.
                        Am Ende der Strecke befindet sich das Rantumbecken. Das Rantumbecken ist Naturschutzgebiet. Hier gab es für mich mit dem Fahrrad keine Möglichkeit, es zu umrunden. Ein Fußweg scheint allerdings vorhanden zu sein.


                        Keitum

                        Klick und Klack

                        Keitum ist ein wunderschöner Ort mit wunderschönen Häusern und einem Ausblick auf das Wattenmeer. Ich bin damals noch ohne Spikes gefahren und musste das Fahrrad über vereiste Wege schieben. Ein ruhiger Ort, zumindest im Winter.


                        Keitum bis Kampen

                        Von Keitum aus kann man über die Landstraße Richtung Munkmarsch fahren. Ich fand die Strecke nicht sehr schön und vermute, dass der parallel am Wasser verlaufende Fußweg erheblich idyllischer ist. Hinter Munkmarsch führt der Radweg durch die Braderuper Heide. Diese Strecke ist wirklich wunderschön und ich habe die Fahrt sehr genossen. Klick


                        Nord-Sylt

                        Hinter Kampen führt die Landstraße Richtung List. Die Fahrräder fahren auf dem Radweg und das ist gut, denn die Straße ist viel befahren. Zu viel befahren. Dennoch gibt es durchaus schöne Anblicke an Natur. Insgesamt fand ich die Straße aber eher enttäuschend. Bis man in List ist, zieht sie sich sehr. List selbst zieht sich auch und die Architektur trifft nicht meinen Geschmack. Am Hafen steht dann der Touristenmagnet „Gosch“ und hier wimmelt es dann auch von Touristen, die sich mit Fisch, Fischbrötchen und anderen Leckereien eindecken. Nebenan stand noch eine Halle mit Krempel, wobei ich jetzt nicht mehr weiß, ob das ein ultimativer Möbelladen war oder Flohmarkt. Aggressive Möwen meckerten herum, um Fischabfälle zu erbetteln. Möwen zu füttern kostet hier übrigens sehr viel Geld (bis zu 1000,00 Euro) und das zu Recht. Klick

                        Von List aus fährt man dann Richtung Ellenbogen. Recht ist der Lister Koog, links das Dünen- Naturschutzgebiet mit Wanderdünen. Am Rande des Naturschutzgebietes findet sich auf halber Strecke die Jugendherberge von Sylt. Sie ist wirklich idyllisch gelegen und an diesem Teil Sylts musste ich feststellen, dass man die Insel tatsächlich mögen kann.

                        Die Auffahrt zum Ellenbogen ist für Autos gebührenpflichtig, so dass man dort auch halbwegs seine Ruhe hat. Auch dieser Bereich ist durch Dünenlandschaft geprägt und am Meer schaut man auf Dänemark. Hier ein paar Eindrücke vom Ellenbogen von der WAI Tour.










                        Ellenbogen – Kampen

                        Der Ellenbogen ist eine Sackgasse und man muss ihn wieder zurückfahren. Der Radweg führt nun wieder auf der Straße Richtung Kampen. Man kann allerdings an der Abzweigung Westerheide Blidsel auf einen Fußgängerweg durch die Dünen abbiegen. Dieser ist wirklich sehr schön, ein wenig hügelig, jedoch an einigen Stellen aufgrund des Sandes auch schwer zu fahren.


                        In Kampen kann man dann in einen Shoppingrausch verfallen und sich in den edelsten Boutiquen völlig ruinieren oder einfach weiter fahren. Sehenswert ist das Rote Kliff. Man sollte es allerdings zu Fuß besichtigen. In den Abendstunden ist der Lichteinfall besonders schön.


                        Klick und Klack






                        Kampen – Wenningstedt - Westerland

                        Auf Radwegen kann man nun über Wenningstedt, das an einigen Stellen eine sehr schöne Bausubstanz aufweist und nicht ganz so teuer ist, Richtung Westerland radeln. Vorher sollte man aber einen Blick auf den Strand werfen.










                        Klick und Webcam


                        An dieser Stelle muss man sich allerdings entscheiden: Will man zügig vorankommen, sollte man die Radwege an der Straße benutzen. Alternativ kann man auch am Flughafengelände vorbei fahren. Die Schnellstraße ist für Fahrräder verboten, aber es gibt in der Nähe einen Radweg, der einen weiterführt. Oder man fährt die Radwege an der Westerlandstraße entlang. Bei viel Verkehr macht das allerdings keinen Spaß.
                        Die ruhiger gelegenen Radwege in Strandnähe Richtung Westerland sind dagegen Wege, die halb für Fußgänger und halb für Fahrradfahrer sind. Je nach Touristenaufkommen sind sie nur im Schneckentempo zu befahren, da die Fußgänger den ganzen Weg nutzen und Fahrradfahrer entgegen kommen. Immerhin zeigt diese Strecke die Bausünden der 50er Jahre in schonungsloser Brutalität und man kann an einigen Stellen schon deshalb nicht so schnell fahren, weil man unter Schock steht.

                        Klick


                        Nur der Strand ist wie immer wunderschön.





                        Westerland ist der größte Ort Sylts, hat fast großstädtischen Charakter, bietet unzählige Einkaufsmöglichkeiten und besitzt einen Kopfbahnhof, der Endpunkt der Autozüge und Regionalbahnen ist. Die Bebauung wechselt von schön bis funktional bis potthässlich. Leider kann man einige der höheren Bauten meilenweit sehen, was den Eindruck von Sylt nicht gerade hebt, wenn man auf Naturerleben aus ist.


                        Westerland – Hörnum

                        Westerland ist sehr lang und zieht sich. Hat man den Ort dann verlassen, fährt man in Richtung des schmalsten Bereiches der Insel Sylt. Hier gibt es nur eine Straße und einen Radweg an der Straße, der allerdings auch längere Zeit mal eigene Wege geht. Dennoch hat mich der Radweg nicht sehr beeindruckt. Die Straße ist der Zubringer zu Campingplätzen, Strandbars (Sansibar) und den Übergängen zum Strand und daher ebenfalls viel befahren.
                        Rantum ist nicht gerade attraktiv zu nennen. Es sind viele Ferienhäuser dort und eine Ferienanlage wurde neu gebaut. Immer geradeaus geht die Straße entlang Richtung Hörnum. Hörnum ist auch kein sehr idyllischer Ort, aber der Leuchtturm ist ganz nett. Hier parkt man das Fahrrad am besten am Hafen und geht ein Stück am Strand spazieren. Bei schönem Wetter hat man einen Blick auf Amrum.


                        Klick Hörnum


                        Von Hörnum aus hat man dann keine andere Möglichkeit, als wieder den gleichen Weg zurück zu fahren. Damit ist die Umrundung Sylts beendet. Man könnte nun noch von Westerland nach Tinnum fahren, wo sich der ganzjährig geöffnete Campingplatz befindet. Diese Strecke ist jedoch keine Freude, da sich an der vielbefahrenen Straße die großen Supermarktketten befinden und der Verkehr daher mehr als lästig ist. Folglich nichts für Ruhesuchende.

                        Fazit:
                        Sylt ist sicherlich für Fahrradfahrer gut geeignet, da es viele Radstrecken gibt. Der Charme der Insel erschließt sich jedoch eher dem Fußgänger. Der Strand oder die Wanderwege am Watt sind groß bzw. lang genug, um ein ruhiges Plätzchen zu finden, an dem man sich wohl fühlt. Mir persönlich sind dagegen auf Sylt einfach zu viele Menschen und vor allem auch zu viele Menschen, denen – trotz gegenteiliger Beteuerungen – mehr das „Sehen und Gesehen werden„ denn die Natur wichtig sind. Ob sich für den Reiseradelnden der Umweg also lohnt, muss er selbst entscheiden.


                        Zuletzt geändert von Torres; 14.06.2012, 07:57.
                        Oha.
                        (Norddeutsche Panikattacke)

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                        • Torres
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                          Liebt das Forum
                          • 16.08.2008
                          • 31757
                          • Privat


                          #13
                          AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                          Hallig Hooge

                          Halligen sind Marschinseln, die durch Sedimentablagerungen im Meer entstanden sind. Zum Schutz gegen Hochwasser stehen die Häuser auf künstlich aufgehäuften Hügeln, den sogenannten „Warften“.

                          Von ehemals 100 Halligen sind noch 10 Halligen übrig geblieben.

                          Hier die Daten von Hallig Hooge:

                          Fläche: 574 Hektar
                          110 Einwohner im Winter
                          160 im Sommer
                          70 Haushalte auf 10 Warften














                          Hallig Hooge ist keine Insel für ausgedehnte Radtouren, denn sie verfügt nur über wenige Straßen. Das Besondere ist ihre Abgeschiedenheit. Sind die Tagestouristen abgefahren, kehrt Ruhe ein. Nun kann man den Inselcharakter, die Weite, das Meer und die landwirtschaftlich geprägte Natur genießen. Meine Fotos, die ich über die Jahre gemacht habe, sind zu vergilbt, daher hier ein paar modernere Einblicke:


                          http://hooge.de/de/content/hooger-panoramen.html


                          Das Schöne an Hooge ist, dass es sogar einen Jugendzeltplatz gibt. Die Hallig wäre folglich für ein ODS Treffen gut geeignet, aber auch für den Fernradler bietet sich die Insel an, um sich aus zu ruhen.


                          Die Anreise nach Hooge erfolgt mit Schiffen ab Schlüttsiel oder mit der Adler Express ab Nordstrand bzw. Amrum bzw. Sylt.
                          Mit der Adler Express ist „Inselhopping“ möglich. So kann man einen Tag auf Hooge verbringen und den nächsten Tag nach Amrum oder Sylt weiterfahren. Oder anders herum.


                          Hier noch ein kleines Zeltplatzvideo

                          http://www.youtube.com/watch?v=a8xbSmQkxiA
                          Oha.
                          (Norddeutsche Panikattacke)

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                          • Anja2
                            Dauerbesucher
                            • 17.08.2007
                            • 995
                            • Privat


                            #14
                            AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                            Hallo Torres, danke für die schönen Impressionen, ich werde Cervantes dieses schöne Ziel für unsere nächste Radtour
                            vorschlagen!

                            L.G. Anja
                            Aerodynamisch gesehen sind Hummeln nicht in der Lage zu fliegen -
                            doch da Hummeln nichts von Aerodynamik verstehen,
                            werden sie wohl auch weiterhin fliegen.
                            (Jack Black, Das MindStore-Buch)

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                            • Vegareve
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                              • 19.08.2009
                              • 14456
                              • Privat


                              #15
                              AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                              Schön . Ich vermisse jetzt echt das Meer und den Sommer..*seufz*
                              "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                              • Torres
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                                Liebt das Forum
                                • 16.08.2008
                                • 31757
                                • Privat


                                #16
                                AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                Woran erkennt man bei uns die erfahrenen Dauergäste? Sie haben im Hochsommer immer eine warme Mütze, lange Kleidung, Fleecejacken oder Pullis, Windbreaker und Regenbekleidung dabei

                                @Anja -gute Idee. Dann könnte man glatt einen Nordlichterstammtisch einberufen

                                Edit:
                                Wassertemperatur Amrum heute: 14°
                                Wassertemperatur Amrum auf den Bildern oben: 16° . Lufthöchsttemperatur geschätzt 26°.

                                Kurz: Für Göga etwas zu warm.
                                Zuletzt geändert von Torres; 14.06.2012, 11:30.
                                Oha.
                                (Norddeutsche Panikattacke)

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                                • Atze1407
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                                  • 02.07.2009
                                  • 2425
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                  Du schaffst es doch noch glatt, meine Pläne für dieses Jahr umzuwerfen.
                                  Zuletzt geändert von Atze1407; 15.06.2012, 05:54.
                                  Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                                  Abraham Lincoln

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                                  • Anja2
                                    Dauerbesucher
                                    • 17.08.2007
                                    • 995
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                    @Anja -gute Idee. Dann könnte man glatt einen Nordlichterstammtisch einberufen
                                    Daran werde ich arbeiten!
                                    Aerodynamisch gesehen sind Hummeln nicht in der Lage zu fliegen -
                                    doch da Hummeln nichts von Aerodynamik verstehen,
                                    werden sie wohl auch weiterhin fliegen.
                                    (Jack Black, Das MindStore-Buch)

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                                    • Ditschi
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                                      Liebt das Forum
                                      • 20.07.2009
                                      • 12705
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                                      #19
                                      AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                      Hallo,

                                      ja, mal ein Nordlichterstammtisch auf einer Insel in der Nordsee mit Halligfahrt ?

                                      Nordstrand, erreichbar über einen Damm ? Von dort starten Halligfahrten.

                                      Da wäre ich dabei.

                                      Schöne Bilder, Torres. Ich möchte am liebsten alles stehen und liegen lassen und los.

                                      Leider habe nicht ich Urlaub, sondern meine Kollegin, und ich schufte wieder für zwei.

                                      Gruß Ditschi

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                                        • 10.03.2010
                                        • 1726
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                                        #20
                                        AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                        Zitat von Ditschi Beitrag anzeigen
                                        Hallo,

                                        ja, mal ein Nordlichterstammtisch auf einer Insel in der Nordsee mit Halligfahrt ?

                                        Nordstrand, erreichbar über einen Damm ?
                                        .......
                                        ja, nordstrand ist über einen damm erreichbar.
                                        entweder mit dem auto (fahrrad) oder ÖPNV mit der bahn bis husum und dort umsteigen und mit dem bus nach nordstrand
                                        Übersicht Linien des ÖPNV

                                        @Torres
                                        was mich wundert, du hast die geschichte vom Pharisäer noch garnicht geschrieben.

                                        EDIT: ich merke gerade, Nordstrand wurde ja noch garnicht exclusiv beschrieben, kam nur mal als randnotiz vor.
                                        das wird dann wohl noch kommen. ( ? evtl. mit bildern vom nordlichtertreffen ? )
                                        Zuletzt geändert von Nordman; 15.06.2012, 08:57.
                                        An diesem Tag habe ich alles gelernt, was man über das Scheitern wissen muß.

                                        Käpt´n Blaubär

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                                        • Torres
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                                          • 16.08.2008
                                          • 31757
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                                          #21
                                          AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                          Upps. Den Pharisäerhof habe ich noch nicht fotografiert. Da gibts (immer noch) lecker Kaffee und Kuchen . Ich bevorzuge allerdings "Tote Tante".

                                          Ja, Bilder von Nordstrand sind schon auf der Festplatte. Aber im Moment sind wir ja geistig noch auf der Höhe von Naibel...... (und von Flensburg....)
                                          Oha.
                                          (Norddeutsche Panikattacke)

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                                            • 11.06.2012
                                            • 3
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                            Sehr schöne Berichte, mir gefällt dein Schreibstil.
                                            Die Bilder sind auch erste Sahne, da weiß man erst wie schön es doch im Norden Deutschlands sein kann.
                                            Leider für einen Bayer doch recht weit weg.

                                            Aber da meine Freundin aus Flensburg kommt, wird der nächste Urlaub eh richtung Nordsee gehen.
                                            Und durch deine Bilder bekomm ich richtig Lust darauf, hoch zu fahren und den Sand zwischen den Zehen zu spüren.

                                            Meine einzige Nordseeerfahrung hat ich auch nur als Kind, da viel mit meinen Eltern dort (Mutter aus Niedersachsen), bzw einmal für 6 Wochen auf Kur auf einer Insel.

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                                            • Torres
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                                              • 16.08.2008
                                              • 31757
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                              North Sea Cycle Route

                                              Niebüll bis Dagebüll, ca. 20 km


                                              15.06.2012

                                              Mit diesem Streckenabschnitt beginne ich, den schleswig-holsteinischen und hamburgischen Teil der North Sea Cycle Route zu dokumentieren.
                                              Ich starte allerdings ein wenig zu südlich, nämlich in Niebüll (Naibel). Tatsächlich beginnt der deutsche Teil des Nordseeküstenradweges natürlich an der dänischen Grenze. Dann hätte ich von Klanxbüll aus erst Richtung Dänemark und wieder zurück nach Niebüll radeln müssen. Noch im Zug halte ich mir diese Variante zwar offen, aber je näher ich dem Ziel komme, desto deutlicher wird, dass der Wetterbericht Recht haben wird, der Regen und auffrischenden Wind aus Südwest ankündigt. Das bedeutet, dass ich auf der gesamten Strecke Gegenwind haben werde. Da ich unter diesen Umständen nicht weiß, wie schnell ich voran kommen werde und auf jeden Fall am nächsten Tag Husum erreichen möchte, gehe ich auf Nummer sicher. Und so steige ich um 15.28 Uhr in Niebüll aus.





                                              Direkt vor dem Bahnhof steht ein Radwegschild. Zwar ist der Hinweis auf Dagebüll nicht mit dem North Sea Cycle Symbol gekennzeichnet, aber ein Blick in die Karte zeigt, dass es nur einen Radweg nach Dagebüll gibt. Also radele ich los und werde vom ersten Regentropfen getroffen, den ich allerdings geflissentlich ignoriere. Bekleidet bin ich mit Winterradschuhen, einer knielangen Radhose, Radshirt, dünner Windbreakerjacke und einer Regenjacke aus Event. Die Temperatur beträgt angenehme 22 Grad.





                                              Der Weg ist zuverlässig mit Radsymbolen ausgeschildert und führt auf Nebenwegen um die Innenstadt herum.








                                              Am Ende dieser Teilstrecke geht es rechts ab und als ich eine Ampel überquere, verliere ich die Markierung und biege in eine ruhige Straße ein. Zwar zeigt mir das Richtungsschild „Jugendherberge“, dass ich ungefähr richtig bin, allerdings müsste sie laut Karte rechts von mir sein. Als ich hinter der Jugendherberge links an die Hauptstraße komme, vermisse ich ein Radwegschild und studiere ich irritiert die Karte, während es leicht anfängt zu nieseln. Ein Monteurswagen überholt mich und der Beifaher brüllt: „immer geradeaus“ (womit er grundsätzlich Recht hat... ) und so biege ich erst einmal rechts ab und denke an meine WAI Tour, bei der ich diese Strecke gewählt hatte. Aber schnell sehe ich, dass dies falsch ist. Ich wende, lasse die Jugendherberge nun links liegen und tatsächlich geht auf der Höhe des Badesees ein asphaltierter Weg hinein, der aus der Gegenrichtung mit dem richtigen Fahrradschild versehen ist.

                                              Die Straße ist autofrei und ich genieße die weite Landschaft.





                                              Die Felder sind grün, in der Ferne liegen weit versprengt die Höfe in Baumgruppen versteckt und ich kann mich nicht satt sehen. Die Luft riecht nach wunderbar, ohne dass ich den Geruch genau definieren kann: es ist eine Mischung aus Feuchtigkeit, Pflanzenduft und einer speziellen Luftzusammensetzung, die mir vertraut ist und mich fröhlich stimmt. Das Nieseln wird stärker, aber es ist ja warm. Ich radele die schnurgerade Straße entlang und überlege, ob diese verhangene, nur wenig abwechslungsreiche Landschaft auch Menschen faszinieren kann, die nicht von hier sind.





                                              In einen Anfall philosophischer Anwandlung werde ich tiefschürfend. Ich habe die letzten Tage die Erinnerungen eines Bergsteigers gelesen und mir kommt eine Idee. Vielleicht ist es das Besondere der Marschenlandschaft, dass sie den Menschen so winzig erscheinen lässt. Es ist eine endlos scheinende Landschaft ohne Anfang und Ende und ohne Struktur. Der Mensch ist ein kleiner Punkt in einer endlos erscheinenden, von Felder, Wiesen, einzelnen Bäumen und weit auseinanderliegenden Höfen geprägten Fläche, die niemals zu enden scheint. Und wie die Berge den Menschen klein erscheinen lassen und zu Demut zwingen, so lässt zwingt auch die Weite dieser Landschaft den Menschen zu Demut. Eine Hügellandschaft oder die Geest vermittelt Struktur und Orientierung. Anhand der Form der Hügel und Erhebungen lassen sich Aufenthaltspunkt und Streckenlänge bemessen, wird die Strecke abwechslungsreich und an den Höhen wird man mit Aussichtspunkten belohnt. Hier regiert das gleichförmige Nichts. Ohne Wege, ohne Kompass und ohne menschliche Ansiedlungen hat man sich in vergangenen Zeiten hier sicherlich gut verlaufen können.

                                              Eine Baumgruppe unterbricht meine klugen Gedanken und als ich genauer hinschaue sehe ich folgendes:





                                              Das Haus gehört einem Holzschnitzer namens Christian Melfsen, der sein Haus mit Proben dekoriert hat.





                                              Einige seiner Figuren und Tiere sind wirklich lustig und ich überlege, welche Sonderanfertigung mir gefallen würde.

                                              Am Ende der Straße hat er den Wegweiser verziert.





                                              Als ich das Schild genau anschaue, stelle ich fest, das North Sea Cycle Route Symbol zwar unter dem Schild nach Niebüll hängt, aber nicht wieder nicht unter dem Schild Dagebüll und plötzlich wird mir klar, warum ich mich in Niebüll verfahren habe: ICH FAHRE FALSCH HERUM. Ich rolle mit dem Augen. Kann ich in meinem Leben eigentlich irgendetwas mal so machen wie andere Leute? Die Hauptwindrichtung ist Südwest, also fährt man von Süden nach Norden. Und so ist die Strecke auch ausgeschildert. ICH fahre natürlich von Norden nach Süden. Und es erscheint mir auch völlig logisch. Typisch!

                                              Nun weiß ich allerdings, worauf ich zu achten habe. Ein Herr grüßt am Wegesrand:





                                              Auch dieser Richtungswechsel ist mit Holzschnitzerei gekennzeichnet.








                                              Ich erreiche ein kleines Wäldchen, in dem ein Haus versteckt ist.





                                              Leider kann man es nur schlecht fotografieren – die Besitzer schützen mit Büschen und einer Mauer ihre Privatsphäre.








                                              Es nieselt etwas stärker und ich überlege, die Regenhose über die Radhose zu ziehen. Andererseits ist der Regen warm, meine Radhose sowieso schon nass und wenn die Regenhose an den nassen Beinen klebt, macht radeln keinen Spaß. Schwierig, schwierig. Ich entscheide mich, einfach weiter zu fahren und beschließe nun aber, in Dagebüll zu übernachten. Dort sind zwei Zeltplätze eingezeichnet, dort war ich noch nie und bestimmt gibt es dort eine Einkaufsmöglichkeit, denn die Batterien für mein Navi sind fast leer.

                                              Wieder stelle ich fest, dass die Landschaft duftet und der Nieselregen eigentlich etwas wunderbares ist: Es ist ruhig, die Straßen sind leer, der Regen wärmt und man freut sich auf eine warmen Tee oder einen kuscheligen Schlafsack. Auch mit dem Motorrad fahre ich gerne bei Nieselregen – Regen entspannt. Bisher sind mir übrigens weder ein Auto noch ein Radfahrer oder ein Fußgänger begegnet.





                                              Gar nicht fröhlich stimmen mich dagegen diese lästigen Begleiter, die mit rhythmischen Geräusche das Rauschen der Bäume und des Windes stören und immer penetranter in das Landschaftsbild eingreifen. Wird es in ein paar Jahren außerhalb von Nationalparks noch naturbelassene Aussichtspunkte und Flecken in Deutschland geben, in denen keine Windräder in die Höhe ragen? Ich befürchte nein. Der Preis für unseren Energiehunger ist hoch.





                                              Gott sei Dank rücken die Spargel bald wieder in weitere Ferne. Mag sein, dass sie mich deshalb so stören, weil ich diese Landschaft noch ohne sie kenne und daher ganz andere Eindrücke mit ihr verbinde. Wer mit ihnen aufwächst, wird sie vielleicht kaum bemerken. Aber was der Landschaftsform hier im Marschland trotz menschlichen Einflusses nie zu eigen war, wird durch sie jetzt erreicht: Sie geben der Landschaft Struktur und nehmen ihr die Weite. Und damit nehmen sie ihr auch den Charakter.

                                              Auf der Straße ist außer mir niemand und so werde ich erstaunt beglotzt.





                                              Und weil es so schön war, noch ein Bild.





                                              Hier eine weitere Truppe. Als ich noch klein war, dominierte das schwarzbunte Rind das Landschaftsbild, rotbraune Rinder gab es dagegen kaum. Ob die Rinder allerdings damals noch der alten Hausrindrasse Schwarzbuntes Niederungsrind angehörten (Deutsches Schwarzbunte Rind alter Zuchtrichtung), das den Küstengebieten Norddeutschlands und der Niederlande entstammte und den Wohlstand der Marschenhöfe begründete, kann ich nicht beurteilen. Seit den 60iger Jahren hat sich in Deutschland das aus Amerika reimportierte Holstein Rind durchgesetzt (Friesen und Norddeutsche hatten Schwarzbunte mit nach Amerika genommen und weitergezüchtet), das in den Farben schwarz-weiß und rot-weiß gezüchtet und eine erheblich höhere Milchleistung aufweist. Die Rasse ist eine der bedeutensten Milchviehrassen der Welt. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Holstein-Rind und http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarz...Niederungsrind.





                                              Ich befinde mich nun in Neugalmsbüll.





                                              Mitten auf der Kreuzung stehend fotografiere ich die Kirche. Niemand stört mich. Autos sind keine unterwegs und Menschen auch nicht.





                                              In letzter Sekunde sehe ich noch dieses Gebäude.





                                              Dann fahre ich einsame Landstraße weiter. Den Schildern folgend biege links in eine Straße ab – war es Mühlendeich? Eine Frau ist bei der Gartenarbeit, sonst sieht man niemanden.





                                              Ein Haus am Wegesrand.





                                              Ein Teich.





                                              Das Boot gefällt mir.





                                              Dann geht es eine Schotterstrecke entlang, die ich aber erst fotografiere, nachdem ich sie gefahren bin. Es nieselt immer noch und zunehmend bekomme ich Probleme mit dem beschlagenen Objektiv.





                                              Obwohl ich noch nicht am Meer bin, riecht es bereits nach Meer. Ich atme tief durch. Willkommen im Nationalpark Wattenmeer.





                                              Besser so?





                                              Es geht nun links ab.





                                              Am Gatter stand etwas von der Biikebrennenberechtigung eines bestimmten Vereins. Ich bin irritiert. Ist dieser Holzhaufen nun bereits für den nächsten Februar aufgestapelt oder gibt es nächste Woche eine Sonnenwendfeier?








                                              Eine Stelltafel zeigt die Bedeutung des Wattenmeers auf. Auf einer Stufe mit dem Great Barrier Reef und der Serengeti zu stehen, hat schon etwas.





                                              Auf der gegenüberliegenden Seite des Weges erfahre ich, dass es sich bei der Fabrik auf der linken Seite um eine Muschelfabrik handelt und sich der Name Miesmuschel von mies = Moos ableitet und auf die braunen Fäden anspielt, welche die Miesmuschel spinnt, um sich festzusetzen und zu befreien.





                                              Ich bin jetzt kurz vor Dagebüll und der Nieselregen geht in leichten Regen über. Es ist kühler geworden und ich muss aufpassen, dass ich mir keine Erkältung hole. Die Uhr zeigt 17.30 Uhr. Ich habe also 2 Stunden für 20 km gebraucht und vor Nordstrand gibt es keine Campingplätze mehr. Ich beschließe, mich auf einem der Campingplätze in Dagebüll nieder zu lassen, Essen und Batterien zu kaufen, gemütlich zu kochen und anschließend eine Runde spazieren zu gehen.

                                              Der erste Eindruck von Dagebüll ist ernüchternd, denn ich fahre an riesigen Autoparkplätzen vorbei, auf denen die Besucher Amrums und Föhrs ihre Autos parken. Die Hauptstraße wirkt erschreckend funktional und nur das Strandhotel verschafft ein wenig Badeortflair. Bei Sonne mag der Eindruck anders sein, aber die Sonne scheint nun mal nicht. Ich entscheide mich, nachher ein wenig zu fotografieren, wenn ich das Zelt aufgebaut habe. Zur linken sehe ich einen der Campingplätze an der Hauptstraße und blicke auf Wohnmobile. Charme ist etwas anderes. Gibt es denn irgendetwas, was mir hier gefällt? So fahre ich kurz zum Hafen, um zu schauen, wie es dort aussieht.




                                              Eine Fähre spuckt gerade Menschen aus, die voran hetzen, um dem Regen zu entgehen. Möglicherweise Menschen, die auf den Inseln arbeiten. Andere stehen geduldig mit ihren Autos in der Spur und warten auf Anweisungen. Ich fotografiere die Stelle, an der die Tagesschaureporter immer Bilder von spektakulären Wellen zeigen, wenn die Herbststürme über die Küste herfallen.





                                              Romantische Gefühle kommen nicht auf. Ich kehre um und halte nach dem zweiten Campingplatz Ausschau. Da sehe einen Kaufladen. Es fängt an zu gießen, ich stelle das Fahrrad ab und schlüpfe schnell hinein. Mein Navi hat sich gerade ausgeschaltet.
                                              Der Laden ist sehr hübsch und hat Athmosphäre, aber ich sehe sofort, dass er nur mit dem Nötigsten ausgestattet ist. Und damit nimmt das Unheil seinen Lauf. Die Dame ist sehr nett, zweifelsohne. Ja, sie hat Batterien, aber nur noch das, was übrig ist. Und übrig sind die dicken runden Batterien, die man früher in den Transistorradios oder Kofferradios verwendete. AA Batterien fehlen. Eigentlich sind AA Batterien mittlerweile die wichtigsten Batterien überhaupt, fast alle Fotoapparate benötigen diese Batterien. Sie müsse mal wieder welche bestellen, sagt sie.

                                              Ich bemerke bei mir leichte Anzeichen von innerem Brodeln, verlasse den Laden und frage am Fischstand nach einem Supermarkt. Das hier ist der Supermarkt der Ortes! Toll. Aber es gibt noch einen Kiosk am Autoparkplatz. Ich fahre zurück und finde den Kiosk. Eine nette Dame mit bayrischem Akzent zeigt mir ihre Batteriensammlung und natürlich fehlt AA.
                                              Ich kann mich einer lästernden Bemerkung nicht enthalten und entdecke erste Anzeichen schlechter Laune bei mir. Natürlich hätte ich an Ersatzbatterien denken können. Aber ich hatte angenommen, ich sei zivilisationsnah unterwegs. Ein Irrtum. Auf den nächsten 30 Kilometern wird es keine Einkaufsmöglichkeiten geben. Der nächste Supermarkt ist in Niebüll. Zwar brauche ich das Navi nicht für die Orientierung, da ich sowieso nach Karte fahre. Aber ich will wissen, wie viele Kilometer ich tatsächlich zurücklegen werden.
                                              Ich schiebe mein Fahrrad wieder durch die Wartenden, die mit riesigen Koffern leicht überfordert auf den Shuttlebus zur Fähre warten und fluche. Was für ein Kaff!

                                              Der Campingplatz Moin Moin überzeugt mich immer noch nicht, obwohl ich ihm sicherlich unrecht tue und zwischen den Wohnmobilen auch ein Zeltplätzchen finden würde. Aber bei dem Regen hätte ich doch zumindest gerne ein klein wenig das Gefühl, in der Natur zu sein. So inspiziere ich den kleineren Campingplatz, der neben dem attraktiven Hotel Neuwarft steht. Kurz bin ich versucht, im Hotel ein zu checken und mir die Speisekarte geben zu lassen, aber der Gedanke überzeugt mich auch nicht. Der Campingplatz ist nett angelegt, hat Flair, aber es stehen hier nur Wohnwagen, es ist nur noch ein Stellplatz vorhanden, eine Zeltwiese gibt es nicht, neben an ist einer Baustelle und die Anmeldung ist im Hotel. Ist es mir das wert? Ich fahre noch einmal zu dem großen Campingplatz. Anmeldung im Lokal. Und nun?

                                              Langsam wird es kalt, es regnet, ich bin müde und will einen kleinen schnuckeligen Zeltplatz für mein Zelt und ein wenig nette Umgebung. Hier komme ich mir vor wie auf einem Autobahnparkplatz. Ich bin genervt. Und wenn ich genervt bin, treffe ich Bauchentscheidungen. Und die lautet: Ich will nach Nordstrand.

                                              Kurz kalkuliere ich die Zeit – das wird spät. Aber es heute lange hell, es ist nur wenige Tage vor Mittsommer. Bisher bin ich einen 10er Schnitt gefahren, den werde ich aber an der Küste nicht halten können, da der Wind stärker sein wird. Mit dem jetzigen Schnitt wäre ich in 3 Stunden da, 4 Stunden habe ich zur Verfügung, bevor der Campingplatz zu macht, aber ich kann sicherlich auch später kommen. Der Gedanke wärmt mich. Ohne weiter nach zu denken, fahre ich los und biege am Richtungsschild links ab.
                                              Oha.
                                              (Norddeutsche Panikattacke)

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                                                • 16.08.2008
                                                • 31757
                                                • Privat


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                                                AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                North Sea Cycle Route

                                                Dagebüll - Nordstrand, ca. 32 km


                                                15.06.2012


                                                Die Seitenstraße ist schön und ich fahre an einem Wohnmobilstellplatz vorbei. Einen Moment überlege ich, ob ich dort mein Zelt aufbaue, aber bei der Helligkeit ist mir das doch zu heikel. Links taucht der Strandimbiss, ich bremse und der Mann am Tresen schaut freundlich auf. Noch vor der Tür frage ich nach Batterien und er senkt den Kopf, nein, hat er leider nicht. Kopfschüttelnd und fluchend drehe ich ab. Kurz darauf bereue ich meine Reaktion. Mir kommt es vor, als hätte er sich gefreut, dass endlich mal ein Kunde kommt und dann will ich (wie so viele Touristen) genau das, was er nicht hat. Hier im Ort ist beim dem Regen absolut nichts los und im Nachhinein er mir richtig leid und ich entschuldige mich im Geiste für das Fluchen. Hätten sie Batterien gehabt, hätte ich sicherlich dort eine Kleinigkeit gegessen, denn eine warme Mahlzeit wäre jetzt nicht schlecht.


                                                Am Strand ist Fahrrad fahren verboten. Zu Recht.








                                                Die Badeboxen gefallen mir, sie sehen so reizend bunt und international aus... Ein Fernradler kommt mir von Rückenwind getragen entgegen und einen Moment überlege ich, ob ich nicht gerade einen Fehler mache und doch in Dagebüll zelten sollte. Aber Umkehren tue ich grundsätzlich nicht und auch diesmal fahre ich weiter.


                                                Der ehemalige Leuchtturm von Dagebüll.








                                                Eine Bahnlinie kreuzt den Weg.





                                                Sie führt zu Hallig Oland und weiter zu Nordmarsch-Langeneß, der längsten Hallig im nordfriesischen Wattenmeer.

                                                Das Wetter wird schlechter und es kommt Wind auf. Wind von vorne. Die Lufttemperatur kühlt auf ca. 15 Grad ab (mein Windmesser wird mir hinterher die Daten liefern.) Nicht nur die Radhose, auch mein Radshirt ist klamm, da ich mit offener Jacke gefahren bin. Der Wind frischt auf und ich merke, dass ich aufpassen muss, dass ich nicht auskühle. Was habe ich mir da bloß vorgenommen!


                                                Meter um Meter trotze ich dem Wind ab.





                                                Begrüßungskommando.





                                                Ich komme quälend langsam voran – ich schätze, dass ich jetzt einen 6er oder 8er Schnitt fahre. Die Landschaft gefällt mir, aber ich sorge mich um die Zeit, die ich brauchen werden. Jetzt wo ich losgefahren bin, muss ich auch ankommen. Ausstiegsmöglichkeiten gibt es nicht.

                                                In der Hoffnung, dem Wind für kurze Zeit ausweichen zu können, fahre ich den Deich hoch in Richtung Innenkante. Hier die Richtungsschilder an der Außenkante von der Deichkrone aus gesehen.





                                                Auf der anderen Seite des Deiches befindet sich ein Naturschutzgebiet und ich bin von der Landschaft fasziniert.








                                                Weniger dagegen von dem Blick auf die Wolken.





                                                Ich radele zum Naturschutzgebiet herunter und verlasse folglich für kurze Zeit den Nordseeküstenradweg, der vor dem Deich verläuft. Geschnatter und Vogelgezwitscher belohnt mich.








                                                Das Wetter hat dagegen kein Erbarmen. Es gießt. Ich merke, wie der Regen in meine Schuhe hineindrückt. Mit Regenhose wäre das nicht passiert, aber da ich sie nicht angezogen habe, muss ich jetzt da durch. Ätzender ist der Wind, der weiter aufgefrischt hat und mir noch stärker vor kommt als an der Außenkante. Kurz: Ich bin nass und mir ist kühl, aber die Stimmung ist gut. Immerhin regnet es sich nicht fest, sondern kurz darauf nieselt es wieder.





                                                Ich fahre wieder auf den Nordseeküstenradweg, der nun direkt am Wasser entlang führt (es ist Ebbe) und bin von den Sandformationen fasziniert.








                                                Nach einer gefühlten Ewigkeit – in Zeit: nach einer guten Stunde - erreiche ich Schlüttsiel, das geschätzt höchstens 7 oder acht km von Dagebüll entfernt ist.





                                                Ich habe gerade mal ein Viertel der Strecke geschafft.













                                                Kurz nehme ich in der hellblauen Wartehalle Platz. Ohne Wind ist mir plötzlich fast warm und ich hätte ich Lust, mich schlafen zu legen. Aber so schön ist es hier auch nicht. Es ist 18.45 Uhr.








                                                Noch einmal habe ich einen schwachen Moment und halte von der Deichkrone aus nach einem Hotel Ausschau. Aber ich sehe nichts, das zentrale Gebäude Schlüttsiels ist ein Restaurant. So kann mich nichts in Versuchung führen. Mein Glück, denn dass die Fahrt noch wunderschöne Momente haben wird, weiß ich da noch nicht. (Edit: Ein Vögelchen hat mir nachträglich gezwitschert, dass das Restaurant auch ein kleines Hotel ist ).

                                                Erst einmal heißt die Devise aber: Hilft nichts, weiter fahren. Ein Austernfischer sitzt am Wegesrand und lässt sich fotografieren – ein krankes Tier?





                                                Hallig Habel kommt ins Blickfeld. Wieder ein Stück weiter gekommen. Meter um Meter ringe ich der Deichstraße ab und nur die Halligen, die unvermittelt aus dem Dunst auftauchen, geben Orientierung. Ich gebe zu, ich vermisse mein Navi ein wenig. Gerade auf diesen Strecken vermittelt es einem das beruhigende Gefühl, kontuinierlich ein Stückchen weiter gekommen zu sein und verringert die gefühlte Unendlichkeit der Strecke.





                                                Ich bin jetzt kurz vor Ockholm. In Ockholm gäbe es vielleicht ein Hotel (edit: vermutlich eher nur Zimmer), aber die Vorstellung, einen Umweg zu fahren und fest zu stellen, dass das Hotel mit nicht gefällt, geschlossen ist oder ausgebucht ist, verursacht mir Unbehagen. Also weiter.





                                                Die Strecke zieht sich nun und selbst ich empfinde sie als eintönig, denn das Wattenmeer ist hinter vorgelagerten Salzwiesen verschwunden. Endlich zeigt sich die Hamburg Hallig.





                                                Als ich die Zufahrtsstraße zur Hamburg Hallig passiere, ist es genau 20.01 Uhr. Und ich entspanne mich. Die Strecke ist zu schaffen. Noch ungefähr 15 km liegen vor mir, aber von jetzt an kann ich die Strecke einschätzen und kenne jedes Siel und jedes Gebäude. Heimspiel sozusagen.
                                                Ich rufe beim Campingplatz auf Nordstrand an und teile mit, dass ich mit dem Fahrrad unterwegs bin und erst nach 22.00 Uhr ankommen werde. „Wo Du hin musst, weiß Du. Wo ist das Problem?“, ist die Antwort. „Nicht, dass Du Dich wunderst“, sage ich. „Ich wundere mich über gar nichts mehr“, ist die Antwort. Ich lache und lege auf. Mit dieser direkten Art kommt nicht jeder klar, aber so sind wir hier oben nun mal.

                                                Meine Stimmung hebt sich wieder und vor Freude fotografiere ich Schafe.








                                                Dass genau um diese Zeit auf Nordstrand eine sintflutartige Regenmenge niedergehen wird, die sogar Wasser in das bewährte, wenn auch schon etwas betagte Eureka Tunnel Vision von Bekannten drücken wird, diversen Vorzelte fluten wird und auch die Fußballübertragung im überdachten Unterstand für die Zelter stören wird, erfahre ich erst später. Hier wird der Nieselregen nämlich langsam schwächer und es zeigt sich sogar eine Andeutung von Aufhellung.





                                                Dafür komme ich jetzt wieder nur noch im Schneckentempo voran. Aber das kenne ich von diesem Abschnitt schon, da gab es schon viel schlimmeren Gegenwind. Dennoch habe ich das Gefühl, zu Fuß unterwegs zu sein. Da kommt eine Schautafel gerade Recht.





                                                Und ich grüße im Geiste einen Bredstedter.





                                                Diese Schiffe habe ich schon so oft fotografiert, wenn sie bei Ebbe auf dem Trockenen liegen, aber ich kann nicht widerstehen, sie erneut zu fotografieren und ich mache eine kurze Pause. Der Ort heißt Bordelumsiel.











                                                Ist es hier, wo die Strecke einfacher wird oder war es kurz vor dieser Strecke? Ich weiß es nicht mehr. Sobald ich die Strecke vor mir habe, weiß ich, wo der Punkt ist, wo der Wind ein bestimmtes Teilstück lang schlagartig schwächer wird und man plötzlich das Gefühl hat, zu fliegen.


                                                Wieder fahre ich direkt am Wasser und nun wird die Strecke wieder richtig schön. Ich bin hier schon so oft entlang gefahren, aber der Ausblick fasziniert mich immer wieder aufs Neue.





                                                Und nun tritt ein Phänomen ein, das an der Küste gar nicht so selten ist und es freut mich, es hier schildern zu können. Links hinter dem Deich neben mir sind dicke Regenwolken.





                                                Auf meiner Strecke nieselt es ab und zu ein wenig und machmal kommen auch nur einige Tropfen.

                                                Und rechts von mir? Zeigt sich inmitten der Wolken ein kleiner Streifen Sonnenuntergang. Ist das nicht wunderschön? Sofort wird mir wärmer.





                                                Nordstrandischmoor gelangt aus ungewohnten Winkel heraus ins Blickfeld.





                                                Diese Perspektive ist vertrauter.





                                                Wieder fasziniert das Wattenmeer.





                                                Der Wind bläst Rillen in das Wasser und plötzlich ist mir klar, warum er so stark aufgefrischt ist: Die Flut kommt.





                                                Fasziniert betrachte ich die Sandpickel. Das Wirken von Wattwürmern. Als Kind dachte ich, das sei Wurmkacke und wollte partout nicht darüber gehen.








                                                Nun erreiche ich endlich Lüttmoorsiel. Noch ca. 7 km liegen vor mir. Die Eisenbahnstrecke verbindet Nordstrandischmoor mit dem Festland. Vor zwei Wochen habe ich fast das gleiche Bild bei strahlendem Sonnenschein gemacht und musste einer Gruppe Pfingstausflügler ausweichen, welche die Schienen an der Deichstraße für einen ausgiebigen Klönschnack auswählt hatten.





                                                Meine Füße sind mittlerweile fast unbeweglich und ich steuere langsam aber sicher einer Unterkühlung entgegen. Dennoch bin ich so fasziniert von dem Sonnenuntergang, dass ich mehrere Fotos machen muss, statt weiter zu fahren. Auf der anderen Seite kann ich Nordstrand nun bereits sehen und in der Ferne leuchtet das Licht des Schiffes der Küstenwache. Das gibt neue Energie, die meine müden Beine beseelt.


                                                Nun tritt das Wetterschauspiel in eine neue Runde. Vorne ist es immer noch dunkel und regnerisch.





                                                Bei mir hat es dagegen aufgehört zu regnen und rechts von mir wird der Sonnenuntergang immer farbiger und schöner.





                                                Ich probiere den Kameramodus „Sonnenuntergang“ aus, aber das Ergebnis ist zu kitschig.




                                                Der Landschaftsmodus der Kamera lässt den Sonnenuntergang dagegen zu blass aussehen, es gelingt mir nicht, die richtige Mitte zu finden.


                                                Das Wasser läuft nun sehr schnell auf.











                                                Bald erreiche ich die Badestelle Holmer Siel.





                                                Wieder muss ich Fotos machen.









                                                Und auch der Tod gehört zur Küste dazu. Es wirkt, als wäre das Tier getöten, gefressen und dann ausgestopft worden.





                                                Noch einmal die Badestelle im Rückblick. Ungewohnt, sie so leer zu sehen. Vor zwei Wochen roch es hier nach Sonnencreme, der Weg war von Strandgängern versperrt, die Dusche umlagert und der ganze Deich mit Strandmuscheln übersät.





                                                Ein paar Meter weiter die Küstenwache.





                                                Und immer noch verändert sich der Himmel.





                                                Und ich begreife meinen Irrtum: Die Sonne ist noch gar nicht unter gegangen! Ich dachte, es wäre die Wolkenfärbung, die sich auf Nordstrand so oft kurz nach dem Sonnenuntergang zeigt und die ich schon so oft schon bewundert habe. Aber heute ist es so lange hell, dass die Sonne die ganze Zeit noch am Himmel gestanden hat und erst jetzt glutrot über dem Horizont untergeht.





                                                Immer wieder schaue ich nach rechts, während die Abzweigung zum Campingplatz näher kommt. Der Nordseeküstenradweg geht vermutlich bis zur Badestelle vor dem Campingplatz und man kann dann ein Stückchen weiter über den Deich zum Campingplatz fahren. Ich entscheide mich jedoch, bereits am Aussichtspunkt die Strecke zu verlassen und die letzten Meter Straße zu fahren, damit ich keine Gatter mehr öffnen muss (edit: den nächsten Tag werde ich feststellen, dass diese Route richtig war). Aufgrund meiner Unterkühlung lässt meine Motorik stark nach, mit der man: Gatter öffnen, Fahrrad durchschieben, Zufallen lassen koordinieren muss.


                                                Und dann kommt tatsächlich noch die Sonne heraus.





                                                Wieder ist die Kamera überfordert. Faszinierend ist das Schauspiel trotzdem. Was für ein Abschluss dieses Tages. Besser kann man die Besonderheit dieser Landschaft nicht vermitteln, wo Ebbe und Flut die Zyklen vorgeben, sich das Wetter binnen kurzer Zeit ändern kann und zwischen Inselwetter und Festlandwetter Welten liegen können.











                                                Als ich am Gatter der Deichkrone stehe und Nordstrand in rosarotem Licht gefärbt vor mir liegt, überkommt mich ein kurzer Moment der Sentimentalität. Wie wunderschön diese Insel doch ist. Kaum zu glaube, dass sie fast vom Meer verschlungen war und von Menschenhand in jahrhundertelanger Arbeit wieder dem Meer abgetrotzt werden konnte. Ich mochte diese Insel sofort und sie ist mir eine zweite Heimat geworden. Sind es wirklich nur Erinnerungen, die Orten eine bestimmte Bedeutung geben oder gibt es Orte, die für einen bestimmt sind?








                                                Als ich am grün schimmernden Maisfeld vorbei radele, das im Sommer auch mal als Maislabyrinth fungiert und bis gestern schon vertrocknet schien, ändern sich die Farben des Himmels erneut.








                                                Um genau 21.59 Uhr erreiche ich den Campingplatz.





                                                Ein paar Bekannte grüßen und wir schnacken ein wenig und als ich die Schranke passiere, ist es dann doch schon 22.01 Uhr. Der Betreiber hat sie gerade geschlossen und wir klönen noch kurz. Ich frage ihn, ob er Batterien hat und er sagt: "Klar - wo leben wir denn!"

                                                Dann radele ich zur Zeltwiese im hinteren Teil des Platzes. Ich habe das erste Mal das Sommer-Trollspiret mit und es fühlt sich im Gegensatz zum Wintertroll unglaublich leicht und filigran an. Die Snowflaps fehlen. Das ungewohnt dünne Gestänge hakt an der gleichen Stelle wie das Gestänge vom Wintertroll und da ich die Gestängeführung der sich kreuzenden Bögen nicht markiert habe, muss ich überlegen. Sofort eilt mir ein anderer Zelter zu Hilfe. Ich muss schmunzeln und bedanke mich. Da es nichts zu helfen gibt, erkläre ich ihm mein Problem, richte kurzerhand das Zelt mit dem linken langen Bogen halb auf und sehe dann, dass ich den Querbogen mal wieder falsch eingeführt habe. Also Querbogen wieder raus, richtig eingefädelt, rechten Bogen eingerastet und Querbogen eingerastet. Mein Helfer staunt – er kennt die Plastikendstücke nicht und fragt, ob ich Hilfe beim Innenzelt brauche. Nun schaue ich erstaunt, hebe das Außenzelt und zeige das Innenzelt. Es stellt sich heraus, dass seine Frau und er ein ca. 15 Jahre altes IZ AZ Vaude haben, das ich noch nie gesehen habe.

                                                Da ich nicht weiß, ob der Wind auffrischt, und die Stabilität des Zeltes nicht einschätzen kann, setze ich ausnahmsweise mal 10 Heringe (zwei Abspannschlaufen übersehe ich dennoch ) und die Abspannleine der Apsis. Da ich das Nachspannen des Gestänges wie üblich vergesse, steht das Zelt wie eine Gurke da. Ich donnere die Packtaschen in die Apsis, den Rucksack hinterher und beglückwünsche mich zu dieser Zeltform, denn jetzt kann es regnen so viel es will, ich kann gemütlich auspacken. Und alles, was nass ist, bleibt in der Apsis.





                                                Warum das gelbe Innenzelt auf dem Bild allerdings orange aussieht, entzieht sich meiner Kenntnis.

                                                Ich hole meine Schlüssel aus der Jackentasche und sie fühlen sich seifig an. Die Zahnpasta in meiner Jackentasche ist ausgelaufen. Ich liebe mein Leben! In Rekordtempo ist die Schlafstätte bereitet, die Wechselwäsche gepackt und ich gehe Richtung die Dusche. Wundert es irgendjemanden, dass ich vor der Tür zur Dusche feststelle, dass die Schlüssel im Zelt liegen? Mich wundert es nicht. Ich hole die Schlüssel, entere die Dusche und hoffe, dass ich die Reserveduschmünze dabei habe. Alles ist gut und ich denke sogar an die Gebrauchsanweisung (erst das warme Wasser des Vorgängers aufbrauchen sofern vorhanden, dann erst die Duschmünze einwerfen, dann duschen – tut man das nicht, bekommt man nur das warme Restwasser und die Duschmünze ist weg). Nun ist mir wieder warm und ich entschwinde ich im dicken Daunenschlafsack. Bis ich einschlafe, dauert es allerdings noch, ich bin unterkühlter, als ich dachte.

                                                In der Nacht schüttet es wie aus Eimern und der Wind rüttelt an der Apsis. Es blitzt und donnert gewaltig, aber das Gewitter erreicht Nordstrand nicht. Gewitter direkt über Nordstrand sind sehr selten, da das Gewitter nicht über das Wasser kommt. Der Sommertroll ist dicht, steht wie ein Panzer und Wind- und Flattergeräusche sind kaum zu hören und betreffen nur die Apsis. So gefallen mir Zelte. Wäre es jetzt noch rot-gelb, wäre mein Glück vollkommen
                                                Zuletzt geändert von Torres; 18.06.2012, 20:57.
                                                Oha.
                                                (Norddeutsche Panikattacke)

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                                                • Ditschi
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                                                  Liebt das Forum
                                                  • 20.07.2009
                                                  • 12705
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                  Hallo @ Torres,

                                                  wunderschöne Bilder und eine bemerkenswert sportliche Leistung.

                                                  Ich werde ganz wehmütig, wenn ich die Bilder sehe und die Namen der Ortschaften lese.

                                                  OT: ich habe am Gymnasium in Husum mein Abitur gemacht und in der Nordfriesischen Kreisliga Tischtennis gespielt.
                                                  Da sind mir die Orte vertraut, bis hoch zur dänischen Grenze. Wir haben auch gegen die Manschaften der Inseln gespielt. Da dauerte ein Punktspiel einen Tag:
                                                  Samstag- Abend mit dem Schiff auf die Insel. Die gegnerische Manschaft erwartete uns. Jeder aus der anderen Manschaft bekam einen von uns mit nach Hause. Bei dem zu Hause schlief und frühstückte man dann. Punktspiel war Sonntag morgen, und dann ging es mit dem Schiff und der nächsten Flut zurück.


                                                  Gruß Ditschi

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                                                    • 10.03.2010
                                                    • 1726
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                    @Ditschi mir gehts ebenso
                                                    HTS oder TSS?
                                                    An diesem Tag habe ich alles gelernt, was man über das Scheitern wissen muß.

                                                    Käpt´n Blaubär

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                                                      • 20.07.2009
                                                      • 12705
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                      Zitat von Nordman Beitrag anzeigen
                                                      @Ditschi mir gehts ebenso
                                                      HTS oder TSS?
                                                      OT: HTS = Hermannn-Tast- Schule ( Gymnasium)

                                                      Ditschi

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                                                        • 12.07.2008
                                                        • 43828
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                        Klasse, liest sich wie'n Krimi

                                                        weiter, weiter!

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                                                          • 16.08.2008
                                                          • 31757
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                          Ja, am nächsten Tag fand ich es schade, dass ich nicht länger unterwegs sein konnte. Ich war gerade so schön drin . So wird der nächste Krimi erst in ein paar Wochen anfangen....

                                                          P.S. Der nächste Teil kommt gleich.....
                                                          Oha.
                                                          (Norddeutsche Panikattacke)

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                                                            • 16.08.2008
                                                            • 31757
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                                                            #30
                                                            AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                            North Sea Cycle Route

                                                            Nordstrand – Husum 32, 4 km


                                                            16.06.2012

                                                            Nordstrand besteht aus der Gemeinde Nordstrand (2010: 2218 Einwohner), Elisabeth-Sophien-Koog (2010: 70 Einwohner) und Nordstrandischmoor (2010: 18 Einwohner). Die Fläche der ehemaligen Insel Nordstrand und des Elisabeth-Sophien-Kooges beträgt 48,6 qkm. Anfang der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde ein Lahnungsdamm für Fußgänger und Radfahrer gebaut, der die Insel mit dem Festland verband. Dieser wurde einige Jahre später, in den dreißiger Jahren, zu einer Straße ausgebaut. Damit begann die Umwandlung Nordstrands zu einer Halbinsel. Seit der Eindeichung des Betringharder Kooges 1987 ist Nordstrand endgültig eine Halbinsel geworden und erhielt zusätzlich ca. 12 qkm Land dazu.

                                                            Nordstrand gehörte um 1200 noch zu einer eingedeichten Halbinsel vor Husum, deren Hauptort das berühmte Rungholt war. Die Fluten von 1300 und vom 15./16. Januar 1362 (Zweite Marcellusflug oder „Erste Manndränke“) führten zur Entstehung der hufeisenförmigen Insel Strand, deren Enden Nordstrand und Pellworm bildeten und in deren Mitte Nordstrandischmoor lag.
                                                            Am 11. Oktober 1634 wurde die Insel in der Burchardiflut („Zweite Manndränke“) innerhalb einer Nacht vernichtet. An 44 Stellen brachen die Deiche, 6400 Menschen, eine unbekannte Zahl Erntehelfer und ca. 5000 Stück Vieh starben, 16 Kirchen, 1332 Häuser und 30 Windmühlen wurden zerstört. 2633 Menschen überlebten. Aus einer Insel bildeten sich Nordstrand, Pellworm, Nordstrandischmoor, Hamburg Hallig und Südfall.
                                                            Viele Einwohner wanderten aus und während Pellworm seine Insel schnell eindeichen konnte, wurde Alt-Nordstrand sich selbst überlassen und die Landbrücke zwischen den Inseln zerbrach. Die verbliebenen Einwohner baten um Hilfe und 1652 unterschrieb der Gottorfer Herzog Friedrich III. einen Freibrief, damit die Insel wieder eingeeicht werden konnte. Der Freibrief gab dem Brabanter Unternehmer Indervelden Eigentumsrecht an der Insel und gewährte den aus Flandern und Brabant stammenden katholischen Deichbauern Religionsfreiheit. Ab 1654 gelang es so, den ersten Koog (Alter Koog) erneut einzudeichen und im Laufe der Jahrhunderte die Insel wieder auf zu bauen. Das Strander Friesisch starb aus.
                                                            Quellen:
                                                            http://de.wikipedia.org/wiki/Strand_(Insel)
                                                            Vgl. http://www.boelling.de/nordstrand/infos/info01.htm
                                                            http://www.boelling.de/nordstrand/infos/karte05.htm

                                                            Auf Nordstrand gibt es drei Kirchen: Eine protestantische, eine römisch-katholische und eine altkatholische Kirche. Der altkatholische Theresiendom wurde 1662 durch die beim Deichbau beschäftigen niederländischen Katholiken aus dem Erzbistum Utrecht erbaut (Grundsteinlegung 26. Mai 1662) und gehört erst seit 1920 nicht mehr zu Utrecht, sondern zur altkatholischen Kirche Deutschlands. 1723 wurde das Erzbistum Utrecht im Zusammenhang mit dem sogenannten „Jansemismus“ exkommuniziert. Durch die Trennung von Rom kam es auch auf Nordstrand zu einer Trennung der katholischen Kirchen, die sich bis heute erhalten hat. Im Zuge der Ablehnung des I. Vatikanischen Konzils entsteht aus der jansemitischen Kirche die alt-katholische Kirche.
                                                            Quellen:
                                                            http://de.wikipedia.org/wiki/Nordstrand
                                                            http://www.boelling.de/nordstrand/infos/kirchen.htm
                                                            http://www.nordstrand-insel-fuer-die...eschichte.html



                                                            Am Morgen wache ich früh auf. Kurz wärmt die Sonne meine Füße im Schlafsack. Mein Körper ist im Tourmodus und ich bedauere ein wenig, dass ich heute nur bis Husum fahren werde, da ich abends wieder nach Hause muss. St. Peter Ording wäre von der Kilometerleistung her zwar machbar, ist aufgrund einer Windvoraussage von 42 km/h aus Westen aber zeitlich unkalkulierbar, da die Hauptradelrichtung ab Husum Westen ist und ich auf Zugverbindungen angewiesen bin. So kann ich mir ein wenig Zeit lassen.




                                                            Ich setze Wasser auf und fotografiere das unbekannte Nachbarzelt.





                                                            Dann ist der Sommertroll dran – hier von seiner Schokoladenseite aus fotografiert.





                                                            Ich drehe mich kurz um und mache noch ein zweites Bild von dem Vaude und schon muss ich mein Atomkraftwerk unter Kontrolle bekommen. Stress am Morgen.





                                                            Nach dem Frühstück packe ich. Meine Radklamotten und die Radschuhe sind noch feucht. So ummantele ich die trockenen Socken mit Plastiktüte und wärme die feuchten Sachen mit meiner Körperwärme auf. Sicherheitshalber ziehe ich noch eine Radjacke über die Regenjacke und die Regenhose an, damit ich nicht zu schnell auskühle. Ich schnacke noch mit den anderen Zeltern, die mir Bioerdbeeren anbieten und dann ziehe ich kurz nach 10.00 Uhr los.

                                                            Routiniert biege ich in meine morgendliche Hausstrecke ein: Hinter der Schranke rechts, dann rechts und vor dem Deich wieder links. Der Karte nach ist die Strecke der Nordseeküstenradweg und auch gestern Abend bin ich richtig gefahren: Der Nordseeküstenradweg führt direkt am Eingang des Campingplatzes Elisabeth-Sophien-Koog vorbei.





                                                            Parallel dazu verläuft der Deichweg am Wasser. Hier ein altes Bild mit dem Gatter auf der Höhe des Campingplatzes.





                                                            Vor dem Gatter ist die Badestelle. Hier besteht das Watt aus tiefem Schlickwatt. Es wird empfohlen hier nur mit Führung oder in Begleitung unterwegs zu sein. Ich selbst bin schon mal auf einer Wattwanderung stecken geblieben, als mir der Schlick über die Knie ging und ich brauchte jemanden, der mir weiter half. Hier ein Bild meiner Fußspuren von damals.





                                                            Das Wetter ist erstaunlich schön und die Insel leuchtet.





                                                            Am Ende der Straße geht es rechts ab.





                                                            Das Schild ist eindeutig: Norden ist Norden. Der Ort heißt Norderhafen.








                                                            Ich liebe diese Straße und einige der Häuser sind wunderschön.





                                                            Nur die vermutlich in den 50er Jahren entstandene kastenförmige Kurhausanlage trübt das Bild ein wenig und ich bemühe mich, sie nicht auf die Fotos zu bringen. Aber sie ist die einzige Bausünde der Insel und fällt kaum auf.





                                                            Zu Ehren dieses Reiseberichtes hier fahre ich sogar auf den Deich.





                                                            Normalerweise sollte man als Fahrradfahrer davon Abstand nehmen, denn er geht in einen schmalen Fußgängerweg über, an dem schon zwei Fußgänger nur knapp aneinander vorbei kommen und ich finde es einen schlechten Stil, Fußgänger mit dem Fahrrad zur Seite zu drängen (was einige schmerzfreie Zeitgenossen allerdings anders sehen). Aber heute sind nur wenige Spaziergänger unterwegs.

                                                            Der Blick zurück zeigt noch einmal die wunderbare Weite dieser Landschaft. Immerhin sind am heutigen Morgen Menschen unterwegs. Ich zähle ca. 8 Spaziergänger und an der Badestelle sieht man einen kleinen Punkt: Hier trauen sich wohl welche ins flache Wasser.





                                                            Hallig Nordstrandischmoor liegt im Dunst und es ist kaum vorstellbar, dass sie einmal mit Nordstrand verbunden war.





                                                            Ich schiebe mein Fahrrad auf dem schmalen Fußgängerweg weiter. Am Ende des Weges ist ein schönes Café. An dieser Stelle soll der Deich erhöht werden und das wäre das Ende der schönen Aussicht von diesem Punkt aus.





                                                            Ich fahre wieder auf die Straße und an dem Fischgeschäft und dem Souvenirladen vorbei an die Hauptstraße. Als Radfahrer muss man hier aufpassen: Der Radweg beginnt etwas weiter links auf der anderen Seite der Straße, so dass man erst links abbiegen und dann gleich wieder rechts einbiegen muss. Wobei man notfalls auch auf der Straße fahren kann, selbst wenn die Fähren fahren, ist hier nicht so viel los wie anderswo. Rücksichtslos gefahren wird dennoch.




                                                            Enten schlummern am Teich, doch als sie mich sehen, werden sie unruhig.








                                                            Nicht alle Schafe sind bereits geschoren und so sehen diese Exemplare wirklich wie Pulloverschweine aus.





                                                            Am Ende des Radwegs fällt mir dieser Zeitgenosse auf.





                                                            Ein Austernfischer in Aktion. Austernfischer sind hier sehr verbreitet und man erkennt sie an ihrem „quiewiep“, das überall zu hören ist. Sie beherrschen die Technik, harte Muscheln aus der Höhe fallen zu lassen, um sie zu knacken. Auf den Faröer Inseln ist er Nationalvogel und steht unter Naturschutz.





                                                            Ein Auto fährt in die Einfahrt und ein älterer Herr, vermutlich der Hausherr, schiebt das Fenster herunter: „Spionage?“ „Ne. Wattvogel. Hat der sich verirrt?“ „Tauwürmer“, sagt der Mann und fährt das Auto vor die Garage. So einfach ist Kommunikation hier im Norden. Mehr gibt es auch nicht dazu zu sagen.


                                                            Der Radweg wechselt nun die Seite und ich fotografiere eine Siesta.





                                                            Dann biegt der Radweg links ab.





                                                            Damit verpasst der Fernradler Strucklahnungshörn, den Abfahrtspunkt für Hallig- und Inselfahrten. Das ist gewollt. Im Sommer ist dort viel Autoverkehr und Fußgänger laufen auch schon mal irrational über die Straßen. Oben auf dem Deich ist auch nur ein schmaler Fußweg und immer wieder erlebe ich vollbepackte Reiseradler, die alte Menschen rücksichtslos zur Seite klingeln, die dann auch noch so höflich sind, ihre Knochen zu riskieren, um die Radler durch zu lassen. Ich finde, so etwas muss nicht sein.
                                                            Auch der Weg unten am Wasser entlang ist im Sommer oft sehr voll, er ist abschüssig und der Teer schmilzt. Wer also über den Hafen nach Fuhlehörn fahren will, sollte so viel Anstand haben, zu schieben.

                                                            Am Anfang der Straße liege die Dauerparkplätze für die Inselgäste Pellworms. Die Insel Pellworm ist – wie auch die Insel Föhr - eine nette, sehr fahrradfreundliche Familieninsel. Leider hat sie keinen Zeltplatz und ist daher nur für Tagestouren oder Urlaub geeignet, so dass ich sie – und Föhr ebenso - bei meinen Schilderungen ausklammern werde.





                                                            Hinter dem Deich lagern die Schiffer ihre Netze und die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger, die hier im Hafen einen Seenotrettungskreuzer stehen hat, ist mit einem Büro vertreten.





                                                            Leider ziehen sich gerade wieder dunkle Wolken zusammen und so sieht Op de Diek recht trostlos aus, obwohl das Essen gut ist. Dieses Gebäude thront über dem Hafen.





                                                            Wieder fängt es leicht zu nieseln an, aber ich habe ja meine Regenhose an, so schreckt mich das nicht.





                                                            Es riecht nach Regen, Meer und Landluft und ich bin mal wieder glücklich. Da sehe ich vor mir zwei Autos am Rand parken und ein leuchtendrotes Schild „Kontrollstelle“. Ich bremse und checke die Lage. Hinter der Brücke ist noch ein Kontrollschild, scheinbar ist an der Vogelkoje etwas los. Ich biege ein.





                                                            Ein Tisch ist aufgebaut, es gibt Getränke und Brot und ein paar ältere Nordstrander schnacken Platt. Ich grüße „Moin“ und frage: „Was wird denn hier kontrolliert?“ Es stellt sich heraus, dass heute Wandertag ist. Die Schule Herrendeich hat das organisiert. 26 km Weg sind zu absolvieren und überall sind Kontrollstellen. Stolz wird mir berichtet, dass nicht nur Nordstrander dabei sind, sondern auch Husumer und andere Wandergruppen vom Festland. Es ist sogar eine Wandergruppe aus Liechtenstein angereist.

                                                            Ich frage, ob ich die Vogelkoje besichtigen kann und ich darf. Normalerweise muss man dazu den Vogelwart anrufen und einen Termin vereinbaren und das war mir bisher zu umständlich. Aber heute ist die Anlage offen.

                                                            Der Wald ist naturbelassen – hier ist Naturschutzgebiet. Um was es sich bei der Anlage aber wirklich handelt, wird mir erst langsam klar.

















                                                            Hier wurden früher Enten gefangen, die auf Nordstrand zur Futtersuche Rast machten. Zunächst wurde nur für den Eigenverbrauch gefangen, aber als dann auf Föhr eine Konservenfabrik entstand, wurde in großen Mengen gefangen. Mit Lockenten wurden die Enten in die Pfeifen getrieben, der Rückweg abgeschnitten und dann der Hals umgedreht. Teilweise wurden bis zu 2000 Enten pro Tag gefangen. Anfang der 20 er Jahre gingen die Fangzahlen zurück, da sich durch den Bau des Dammes die Enten woanders ansiedelten. Daraufhin wurden die Kojen stillgelegt. Heute gibt es nur noch drei oder vier Vogelkojen auf Sylt. Das „gringeln“ genannte Halsumdrehen ist jedoch mittlerweile untersagt.

                                                            Ich wandere zurück zum Vogelkojenhaus. Bei einem Butterbrot lese ich mir die Geschichte des Entenfanges durch, während der Regen stärker wird.





                                                            Einer der Männer bietet mir einen warmen Tee aus einer großen Tonne an, den ich dankend annehme. Als eine Wandergruppe kommt, sprechen die Anwesenden wieder ihren Nordstrander Dialekt und da ich einiges verstehe, kann es eigentlich kein Friesisch, sondern nur Platt sein.

                                                            Es nieselt wieder. Also breche ich auf. Ein Schaf scheint den Kleber des Plastikbandes zu mögen. Oder will es nur spielen?





                                                            Kurz darauf erreiche ich Fuhlehörn und studiere erst einmal die Infotafeln.


                                                            Die Katastrophe.





                                                            Der Damm.





                                                            Und endlich die von Nordman schon erwähnte Geschichte des Pharisäers.





                                                            Ich radele kurz den Deich hoch. Die Badestelle ist verwaist. Vor zwei Wochen traf man sich hier noch zum Badevergnügen.





                                                            Die winzige Erhebung im Hintergrund ist die Hallig Südfall. Von hier aus führen in den Sommermonaten Kutschfahrten nach Südfall und es werden geführte Wattwanderungen angeboten. Da die Anzahl der Teilnehmer begrenzt ist und die Fahrten und Wanderungen schnell ausgebucht sind, ist es mir bisher nie gelungen, teilnehmen zu können.





                                                            Ich radele den Deich wieder herunter, denn jetzt führt der Radweg nach Westen. Meine Hausstrecke würde jetzt rechts entlang am Deich weiter führen. Aus Reiseradlersicht ist aber die ausgeschilderte Strecke sinnvoller. Hier hat er von Husum kommend die letzte Möglichkeit vor Dagebüll, sich mit Lebensmitteln und Getränken ein zu decken.





                                                            Bei Sonne sieht es hier noch viel schöner aus.














                                                            Schon ist Süden erreicht und nun wird es wieder windig und fängt wieder stärker an zu regnen.





                                                            So kommen der Geschenkeladen und die Töpferei nicht so richtig zur Geltung.





                                                            Hier habe ich mein Schaffell gekauft und ich könnte glatt noch eines mitnehmen. Das schwarz-weiße sieht wunderschön aus. Schon eilt die Verkäuferin herbei, um die Felle ins Trockene zu tragen. Glück gehabt, dass ich noch ein Foto machen konnte.





                                                            Ich radele weiter und denke: Gute Idee.





                                                            Und schon bin ich an der Kreuzung, an der die Straße zum altkatholischen Dom und zum Edeka abzweigt. Über den Dom habe ich oben schon viel geschrieben. Zum Edeka ist zu sagen, dass er Samstags um 12.00 Uhr schließt, Mittagspause macht und Sonntags geschlossen hat. Auf Nordstrand ist rund um die Uhr einkaufen nicht möglich, die Anzahl der Kunden ist zu klein. Eine Serviceverbesserung wurde versucht und eine Zeit lang war auch Sonntags auf. Aber es lohnt sich einfach nicht – weder die Einheimischen noch die Touristen machen ausreichend Umsatz. Für größere Anschaffungen oder zum Tanken fährt man sowieso nach Husum und kauft dann gleich bei den großen Discountern ein. Da können die beiden Supermärkte vor Ort nicht mithalten. Im Winter ist sowieso ein Supermarkt zu viel auf der Insel.

                                                            Obwohl der Nordseeküstenradweg geradeaus weiter geht, mache ich ein paar Bilder vom Dom und vom Friedhof. Die Kirche hat es mir aufgrund der interessanten Geschichte angetan und in der Saison kann man hier einem Vortrag über die Geschichte Nordstrands lauschen, der sehr interessant ist.

















                                                            Als ich zum Radweg zurückkehre, fällt mein Blick auf dieses Haus: Zu verkaufen.





                                                            Tatsächlich häufen sich in letzter Zeit diese Schilder. Auch Höfe oder kleine Reetdachhäuser stehen zum Verkauf.
                                                            Eine Überraschung ist das nicht. Das Leben auf Nordstrand ist schwieriger geworden. Die alten Leute kommen ohne Auto hier nicht weg. Nur ein Bus fährt nach Husum und der fährt die Hauptstrecke entlang. Der Schlachter hat geschlossen, die Supermärkte habe ihre Öffnungszeiten reduziert. Tourismus ist nur wenig vorhanden, denn die Insel ist ruhig, hat keinen Sandstrand und nur wenig der moderne Highlights, die heute so gefragt sind. Gut für mich und der Grund, gerne hierher zurück zu kommen, aber schlecht für die Verdienstmöglichkeiten auf der Insel. Die Saison ist kurz und im Winter haben die Camping- und Wohnmobilplätze, die Hotels und die Bäcker geschlossen. Der mobile Brötchen- und Lebensmittelverkaufswagen der Bäckerei ist vor zwei oder drei Jahren kaputt gegangen und wurde nicht mehr ersetzt. Besonders katastrophal hat sich die Insolvenz der einzigen Tankstelle ausgewirkt. Ältere Leute bekommen nun kein Benzin mehr für den Rasenmäher und die Jugendlichen müssen ihr Mofa in Schobüll oder Hattstedt betanken. Fahren sie dann zurück nach Nordstrand, ist der Tank halb leer. Hin zu kommt, dass junge Menschen heute keine alten Häuser mehr kaufen. Man baut neu im Neubaugebiet. So dünnt die Insel weiter aus.


                                                            Nun geht es auf einem Radweg neben der Straße weiter. Die Strecke gehört zu meiner Hausstrecke, normalerweise fahre ich sie jedoch auf den Rückweg, wenn ich aus Süderhafen komme.





                                                            Links geht es nach England und das Foto des Ortsschildes würde jetzt gut hier hin passen.





                                                            In England geht die Straße zum Pharisäerhof ab, auf dem der Pharisäer entstanden sein soll. Aber irgendwie ist mir heute nicht nach einem Umweg zumute.

                                                            Ich passiere die Schule Herrendeich und den zweiten Supermarkt der Insel.





                                                            Dann folgen wieder Natureindrücke. Der Gegenwind wird stärker und es regnet weiterhin. Zwei entgegenkommende Radfahrer fliegen dagegen förmlich an mir vorbei.








                                                            Und schon bin ich am Süderhafen und biege auf den Parkplatz der Mühle ein. Es ist kurz vor 13.00 Uhr: Kuchenzeit.





                                                            Ein wenig Sonne würde der Engel-Mühle gut stehen, denn es ist schön hier und die Bäckerei ist eine echte Empfehlung. Hier wird noch selbst in der Backstube gebacken, der Kuchen ist ein Gedicht und wer Vollkornprodukte mag, sollte das Halligbrot ausprobieren. Die Mühle selbst ist seit einigen Jahren außer Betrieb und kann beim Mühlenfest besichtigt werden. Wenn ich auf Nordstrand zelte, radele ich gerne morgens zur Bäckerei und absolviere eine kleine 22 km Aufwärmtour, die ich je nach Windrichtung modifiziere.

                                                            Ich mache ein Foto von der Theke, die aufgrund der Feuchtigkeit draußen leider ein wenig beschlagen ist.





                                                            Vor zwei Jahren habe ich beim Anbaden am Süderhafen teilgenommen, das vom Bäcker organisiert wurde. 7 Grad war die Wassertemperatur und es hat eine Heidenspaß gemacht.

                                                            Ich bestelle mir Torte und Kuchen. Das Café ist gut gefüllt, aber ich finde einen netten Platz am Fenster.





                                                            Oft ist hier die Hölle los und es empfiehlt sich, Brötchen vor zu bestellen. Mit Freude entdecke ich, dass auf dem Tisch noch richtiger Würfelzucker steht. Den habe ich als Kind gerne gelutscht.





                                                            Mein Kuchen kommt.

                                                            Vorher:





                                                            Nachher:





                                                            Meine Kleider sind immer noch feucht und ich merke, dass ich anfange zu frösteln. Da die Regenbekleidung dicht ist, liegt es wohl am Schwitzen, aber der Effekt ist natürlich der Gleiche. Ich zahle und verabschiede mich.


                                                            Im Hof der Mühle steht ein Schilderbaum. Ich wusste schon einmal, was es mit dem Baum auf sich hat, habe es aber vergessen. Vielleicht sind das alles befreundete Shantychöre?








                                                            Nun radele ich zum Süderhafen, aber ohne Sonne sieht es hier nicht so schön aus wie sonst.











                                                            Vor allem das Silo, das sowieso keine Schönheit ist, sieht grausam aus in dem Licht.








                                                            Der Radweg biegt nun auf den Pohnshalligkoog ein und führt am Deich entlang. Es ist windstill und der Regen hat aufgehört. So macht Radfahren Spaß.














                                                            Endlich denke ich daran, mal ein Foto von einem Gatter zu machen.





                                                            Zwei schwarze Schäfchen schauen mich groß an, aber als ich anhalte und die Kamera zücke, flüchten sie.





                                                            Dann stürzen sie zu ihren Müttern.





                                                            Ich nähere mich der Schäferei Baumbach. Hier bestelle ich mir gerne ein ganzes Deichlamm und lasse es mir zuschicken. Alle Teile, auch die Schulter, lasse ich in Scheiben schneiden und einschweissen, so dass ich das Fleisch besser im Tiefkühlfach verstauen kann. Die Qualität ist hervorragend. Der Preis gut. Auch ein Hofladen findet sich hier, dem ich auch heute nicht widerstehen kann, denn frisch schmeckt das Lamm am besten. Wie die Bäckerei hat sich auch dieses Geschäft einen Namen in der Region gemacht und die Kundenfrequenz ist hoch. Übrigens: Hier befindet sich an der Seite des Gebäudes auch ein WC.














                                                            Die Zufahrt zur Schäferei liegt am Damm, der Nordstrand mit dem Festland verbindet. Ich dokumentiere die Radwegschilder





                                                            und das Inseleingangsschild. Zur Erinnerung: Ich bin falsch herum unterwegs, daher kommt das Ortsschild leider zum Schluss.


                                                            Zuletzt geändert von Torres; 19.06.2012, 18:18.
                                                            Oha.
                                                            (Norddeutsche Panikattacke)

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                                                              • 16.08.2008
                                                              • 31757
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                              Dann geht es auf den Radweg neben der Straße.











                                                              Es ist eine Fahrt mit Rückenwind – das ist mir noch nie passiert. Normalerweise ist das Befahren dieses Radwegs ein ewiger Kampf und der Wind kommt grundsätzlich aus der falschen Richtung.

                                                              Und dann bin ich auch schon kurz vor Schobüll.








                                                              Ein wohnmobillastiger Luxus-Campingplatz mit Blick auf Nordstrand.





                                                              Die Heckenrosen haben unter dem Regen gelitten.





                                                              Dann geht der Nordseeküstenradweg rechts ab Richtung Husumer Deich. Ein älteres Ehepaar rätselt, ob es lieber die kürzere Strecke fahren soll, weil es gleich regnen wird. Ich sage: Nass werden wir sowieso, ob nun 2 km länger ist egal. Hauptsache, die Landschaft ist schön. Dann gebe ich Gas. Das Ehepaar folgt mir.





                                                              Die Häuser hier sind sehr schön. Es ist eine noble Gegend und auch ein Reitstall ist hier angesiedelt.








                                                              In der Ferne die Alternative: Die Hauptstraße.





                                                              Nun führt der Radweg in das Deichvorland. Ich erinnere mich an meine WAI Tour, bei der ich auf dieser Strecke bei Eis und Schnee unterwegs war.









                                                              Dann fängt es an zu schütten. Wenn ich schütten sage, dann meine ich auch schütten. Durch den Wind verstärkt, drückt sich das Wasser in meine Regenjacke. Kaum kann man den Badestrand zur Rechten erkennen.





                                                              Der Radweg geht den Deich hoch.





                                                              Der Badestrand von Husum von der Deichkrone aus.





                                                              Campingplatz und Hotel auf der anderen Seite.








                                                              Bei strömendem Regen und Wind von vorne radele ich auf den Husumer Hafen zu.








                                                              Ich kaufe einen Liter frische Krabben vom Kutter. Mein Portemonnaie muss ich unter dem Vordach des Autos auspacken – es regnet zu stark.





                                                              Normalerweise ein dankbares Fotomotiv.









                                                              Direkt vor mir geht die Schranke runter. Wie habe ich das als Kind geliebt. Leider kommt gleich nur die NOB und nicht die schönen alten Schienenwagen. Während der Wartezeit wird der Regen schwächer.





                                                              Schnell ein Foto zur Dokumentation.





                                                              Auf der Brücke habe ich auch schon mal bessere Fotos von Husum gemacht. Ich bekomme mein Objektiv nicht mehr trocken.











                                                              Natürlich müsste ich jetzt noch das Theodor Storm Museum, das NordseeMuseum und das Schifffahrtsmuseum dokumentieren, den Husumer Marktplatz fotografieren, die Geschichte vom Schimmelreiter erklären, die Outdoorshops auflisten, bei denen man Gaskartuschen bekommt und vieles andere mehr. Aber ich mag nicht mehr. Mir ist kalt und der Regen geht mir auf die Nerven. Ich fahre Richtung Bahnhof und begründe meine Entscheidung damit, dass das meiste ja Indoor wäre.

                                                              An der Brücke, an welcher der Nordseeküstenradweg Richtung St. Peter abzweigt, radele ich geradeaus zum Bahnhof. Hätte ich jetzt Urlaub, wäre ich noch ein wenig gefahren, hätte dann mein Zelt in Simonsberg aufgeschlagen und gemütlich abgewettert, um den nächsten Tag in Ruhe weiter zu radeln. Aber die Termine wollen es anders. So kaufe ich eine Fahrkarte und habe Glück, denn in zehn Minuten geht der nächste Zug.

                                                              Als ich auf dem Bahnsteig stehe, kommt natürlich die Sonne heraus!





                                                              Im Zug friere ich nach kurzer Zeit so stark, dass ich mich in der Toilette umziehen und meine Daunenjacke anziehen muss.

                                                              Warm eingepackt und voller Eindrücke döse ich vor mich hin und erfreue mich beim Blick aus dem Fenster an einer Katze, die anscheinend das Fernweh gepackt hat.


                                                              Zuletzt geändert von Torres; 19.06.2012, 18:17.
                                                              Oha.
                                                              (Norddeutsche Panikattacke)

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                                                                Dauerbesucher
                                                                • 06.04.2009
                                                                • 906
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                Hallo Torres,

                                                                Toller Bericht und schöne Fotos - trotz des Wetters. Da bekomme ich wieder richtig Sehnsucht nach dem Meer.
                                                                Wenn nur die lange Anfahrt nicht wäre

                                                                Freue mich schon auf weitere Berichte von Dir!

                                                                Liebe Grüße,
                                                                Melli

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                                                                  Erfahren
                                                                  • 12.10.2011
                                                                  • 106
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                  Augen zu und... auf einmal werden viele Kindheitserinnerungen wach. Wie oft hab ich dort oben im Norden als Kind Urlaub gemacht. Kurze Hose, nackte Füße und ne Regenjacke an, war das ein Heidenspaß.

                                                                  Ich liebe den Norden, das Klima, diesen einzigartigen Geruch und die wortkargen Menschen.
                                                                  Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen,
                                                                  dass Menschen nicht denken.

                                                                  Arthur Schopenhauer

                                                                  Kommentar


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                                                                    Freak

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                                                                    • 16.08.2008
                                                                    • 31757
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                    Ja. Zwischendrin habe ich gedacht, dass es schade ist, dass man den typischen Geruch und die Geräusche der Tiere und des Windes nicht in einen Reisebericht einfügen kann.
                                                                    Oha.
                                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                    Kommentar


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                                                                      Erfahren
                                                                      • 30.05.2012
                                                                      • 125
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                      Hallo zusammen!

                                                                      Mit Spannung lese ich den Reisebericht! Zu Nordstrand hätte ich auch ein oder zwei Bilder beizutragen!
                                                                      Ich war im letzten Jahr dort und habe die Ruhe, die Entspannung und den Abstand zum oft hektischen Alltag sehr genossen.

                                                                      Gerade bei deinen Bildern habe ich mich auf jeden Fall daran erinnert gefühlt, danke!

                                                                      Da ich meine Bilder nicht in deinen Bericht untermischen möchte, stelle ich einfach den Link zur Verfügung.
                                                                      Denke anders, denke selbst! | www.saschadoemer.de

                                                                      Kommentar


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                                                                        Freak

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                                                                        • 12705
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                        Hallo,

                                                                        jetzt baue ich mal ein kleines outdoor-Rätsel ein.

                                                                        Torres Bilder von Nordstrand zeigen unter anderem die Katholische Kirche von Nordstrand mit Friedhof.

                                                                        Daran ist etwas weltweit einmalig.

                                                                        Was?

                                                                        Gruß Ditschi

                                                                        Kommentar


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                                                                          Freak

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                                                                          • 31757
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                          Ui. Das weiß ich nicht. Dass die Kirche kein Dom ist, sondern nur aufgrund der Aufschrift so genannt wird, meinst Du bestimmt nicht. Vielleicht die Fassade?

                                                                          Das wäre doch etwas fürs Outdoorrätsel!

                                                                          Was ich übrigens auch jetzt erst erfahren habe, ist, dass die Mauer, auf welcher der Austernfischer Tauwürmer pickt einen speziellen Namen hat: "Friesenwall". Derartige Mauern werden ohne irgendein weiteres Füll- oder Fugenmaterial aus Findlingen gebaut. Damit die Mauer nicht einstürzt, braucht es viel Geschick und Zeit. Natürlich kenne ich diese Grundstückseinfassungen, habe mir aber nie Gedanken darüber gemacht, dass dies etwas Besonders sein könnte.
                                                                          Oha.
                                                                          (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                          Kommentar


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                                                                            Freak

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                                                                            • 12705
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                            Hallo,

                                                                            ich will kein Geheimnis draus machen, denn das hier ist nicht das outdoor-Rätsel.

                                                                            @ Torres, der Friedhof vor der Kirche, den Du fotografiert hast, ist ---so steht es geschrieben --- weltweit der einzige Friedhof auf einem Deich!

                                                                            Und die Toten sind in dem Deich bestattet.

                                                                            Gruß Ditschi

                                                                            Kommentar


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                                                                              Freak

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                                                                              • 31757
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                              Jetzt wo Du es sagst: Ich habe nie darüber nachgedacht, wieso man die Treppen zur Kirche hoch geht und der Friedhof dann oben aber auch unten liegt und man sozusagen steil nach unten gehen kann. Ein Deich. Das ist wirklich passend.

                                                                              Hier übrigens der unten liegende Teil des Friedhofes und hier sieht man den Deich auch ganz gut. Die Kirche ist hinter mir.


                                                                              Oha.
                                                                              (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                              Kommentar


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                                                                                Freak

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                                                                                • 43828
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                Uns hat ein Steinbildhauer mal erzählt, dass auch Steine eine Art "Laufrichtung" haben (ähnlich dem Fadenlauf bei Stoffen) und dass bei sorgfältigem Mauerbau auch darauf geachtet würde.

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Freak

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                                                                                  • 12705
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                  Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                  Jetzt wo Du es sagst: Ich habe nie darüber nachgedacht, wieso man die Treppen zur Kirche hoch geht und der Friedhof dann oben aber auch unten liegt und man sozusagen steil nach unten gehen kann. Ein Deich. Das ist wirklich passend.

                                                                                  Hier übrigens der unten liegende Teil des Friedhofes und hier sieht man den Deich auch ganz gut. Die Kirche ist hinter mir.


                                                                                  Ja, der Friedhof liegt auf dem Osterdeich. Ich kannte ja den Friedhof und die Kirche, bin aber auf die Einzigartigkeit auch erst gekommen durch eine Quizfrage. Im TV Schleswig- Holstein Magazin, glaube ich.

                                                                                  Gruß Ditschi

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Freak

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                                                                                    • 16.08.2008
                                                                                    • 31757
                                                                                    • Privat


                                                                                    #42
                                                                                    AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                    North Sea Cycle Route

                                                                                    Husum - bei Witzwort, ca. 10 km


                                                                                    10.07.2012 (Erster Teil)


                                                                                    Stell Dir vor, es ist Hochsommer und keiner merkt es.

                                                                                    Hatte ich nach meiner Regentour Richtung Husum ein klitzekleinesbisschen gehofft, es gäbe im Juli sommerliche Temperaturen, vielleicht sogar ein Wetter wie an Pfingsten, damit ein wenig Urlaubsfeeling aufkommt und die Fotos besser werden, aber nein. Schon am Wochenende war klar, dass die ganze Woche über starker Westwind oder Südwestwind bei um die 17 Grad Temperatur herrschen sollte. Völlig blöde Idee also, den Nordseeküstenradweg von Norden nach Süden zu fahren. Aber plötzlich die Richtung zu wechseln kommt mir unfair vor. Wenn ich den Radweg schon in Etappen fahre, sollte jedenfalls der Anschein einer zusammenhängenden Tour entstehen. Es bleibt also dabei: Am Montag fahre ich ab Husum Richtung Süden.

                                                                                    Montag morgen wache ich guter Dinge auf, schaue den Wetterbericht an: Wind aus Südwesten, 50 km/ h, in Böen stärker. Hhhm. Der Blick aus dem Fenster auf die Bäume der Umgebung zeigt: Mehr als Fahrrad schieben wäre nicht drin und lebensgefährlich ist es auch. Ich sage "Danke" und erledige Dinge zu Hause, die ich schon lange vor mir her schiebe. Meine Sachen zu packen vergesse ich. Sie liegen aber bereits auf einem Haufen.

                                                                                    Am Dienstag ist der Wind etwas schwächer angesagt, im Schnitt um die 35 km/h. Das sollte zu schaffen sein, denn im Binnenland dürften diese Werte nicht erreicht werden.
                                                                                    Diszipliniert stehe ich früh auf und visiere den Zug um 9.31 Uhr an. Da ich ein wenig tranig bin, dauert alles etwas länger und leider schaue ich auch noch kurz bei ODS rein. So verrinnt die Zeit und ich entscheide mich, einen Zug später zu fahren. Gepackt habe ich nun auch. Da noch 5 Minuten Zeit sind, schaue ich wieder bei ODS rein, schleppe die Packtaschen in die Garage, schiebe das Fahrrad raus und sehe, dass ich schon wieder zu spät bin. Den Zug um 10.31 Uhr schaffe ich auch nicht mehr, denn ich brauche noch eine Fahrkarte. Also werde ich den Zug um 11.31 Uhr nehmen. Und damit das auch wirklich etwas wird, radele ich endlich los und die Pannenserie nimmt ihren Lauf. Nach einiger Zeit bemerke ich, dass das Fahrrad anders fährt als sonst. Aha. Der Hinterreifen verliert Luft. Schlecht. Ich fahre zurück.

                                                                                    Wozu hat man zwei Fahrräder. Ich nehme das Tourenrad, packe um und fahre los. Am Ende der Straße merke ich, dass es schwergängig fährt. Also wieder zurück. Habe ich etwa beim letzten Reifenwechsel geschlampt? Ich löse die Mutter, nehme das Rad raus und prüfe den Schaltzug. Als ich das Rad wieder einfügen will, sehe ich, dass der Hinterreifen eine Acht hat. HÄ? Woher kommt das denn? Und dann sehe ich durch Zufall etwas mir bisher völlig Unbekanntes: Ich habe zwei gebrochene Speichen. Dunkel erinnere ich mich an ein Geräusch, das ich nicht zuordnen konnte, kann mich aber nicht mehr erinnern, wann und wo das war.

                                                                                    Ich hatte noch nie gebrochene Speichen und deshalb tue ich etwas, was ich niemandem zur Nachahmung empfehle und was völlig blöde ist: Ich hole schnell die Ersatzspeichen, setze sie ein (eine davon falsch, wie ich später erfahre) und fahre einfach los. Keine Lust, jetzt das Loch im Schlauch des Alltagsrades zu suchen und den Schlauch zu flicken oder den Ersatzschlauch zu opfern. Mit den Speichen ist das Rad ja jetzt auch wieder etwas gerader und passt wieder zwischen die Bremsklötze. Wie sagt man in Köln: „Es ist schon immer gut gegangen“.

                                                                                    Der Zug um 11.31 Uhr ist mittlerweile auch weg, aber den Zug um 12.31 Uhr bekomme ich. Und so erreiche ich gegen 14.30 Uhr in Husum. Kurz überlege ich, einen Fahrradladen zu suchen und mir noch Reservespeichen zu besorgen. Aber mein Hirn ist heute nicht auf Betriebstemperatur und ich fahre einfach los.

                                                                                    Vor dem Bahnhof steht bereits das erste Hinweisschild und ich fahre links Richtung Hafen.





                                                                                    An der nächsten Kreuzung fehlt das Schild (zur Erinnerung: Ich fahre den Weg falsch herum....), aber ich weiß, dass ich links abbiegen und unter der Brücke hindurch muss.






                                                                                    Direkt hinter der Brücke steht dann auch der Wegweiser, der von der Hauptstraße aus nicht zu sehen ist.





                                                                                    Ich mache noch ein Bild von dem Blütenmeer unter der Brücke und werde fast von einem radelnden Rentner über den Haufen gefahren, der schwungvoll um die Kurve geschossen kommt und mich gleich anmotzt. Das fängt ja heiter an.





                                                                                    Der Radweg ist neben der Landstraße und die Landschaft wirkt ziemlich öde.





                                                                                    Immerhin ein paar Schafe.





                                                                                    Ich überlege, wie der Weg wohl geführt ist. Ich hätte erwartet, dass er die ganze Zeit die Küste entlang geht und über Westerhever führt. Statt dessen wird er mitten durch die Halbinsel Eiderstedt geführt. Wollte man den Weg gezielt durch die Ortschaften lenken? Sind kommerzielle Gesichtspunkte ausschlaggebend? Der Verdacht wird sich als absolut unbegründet herausstellen. Der Weg ist so gewählt, dass er immer wieder Abwechslung und unerwartete Einblicke bietet. Doch dazu später.

                                                                                    Am Straßenrand sehe ich ein Haferfeld und ich bin irritiert. Am Wochenende in Köln stand der Hafer hoch im Feld und war goldgelb und erntereif. Die Pflanzen hier sind winzig und noch ganz grün. Überhaupt wirkt die Landschaft, als wäre April und nicht Juli. Das Wetter ist auch entsprechend.





                                                                                    Der Radweg führt weiter die Landstraße entlang und ich langweile mich. Eine kleine Erhebung – ein Deich – ist schon Abwechslung.





                                                                                    Ich befinde mich nun in (oder auf?) Finkhaushallig. Ein stolzer Hof am Straßenrand.











                                                                                    Ein Schild, das ich noch nicht kannte.





                                                                                    Der Hinweis auf den Campingplatz Simonsberg, den ich nach dem letzten Streckenabschnitt gerne angesteuert hätte, den ich allerdings nicht kenne.





                                                                                    Immer noch bin ich richtig.





                                                                                    Nach gefühlt unendlicher Zeit komme ich an eine Kreuzung und sehe, dass ich rechts abbiegen muss. Landstraße? Das kann doch nicht deren Ernst sein. Das erste Mal sehe ich mehrere Autos hintereinander, einsam ist diese Landstraße auf keinen Fall.

                                                                                    Ich halte an der Straße, um abzubiegen und sehe eine kleine Einfahrt neben der Straße. Führt da etwa parallel ein Radweg entlang? Schnell fotografiere ich die Kreuzung hinter mir, um einen Anhaltspunkt für andere Radfahrer zu geben. Hier also Obacht, damit man nicht auf der Landstraße landet.





                                                                                    Dann tauche ich in den Weg ein.





                                                                                    Ein Pony begrüßt mich.





                                                                                    Dann geht es auf einem engen, idyllischen Weg immer weiter geradeaus. Ich genieße die Fahrt. Wenn das so weiter geht wie jetzt, wird das eine wunderschöne Tour. Dann ein Schreck: Ist er etwa an der nächsten Auffahrt bereits zu Ende? Nein. Er führt unterhalb der Straße weiter. Vögel zwitschern, Blumen duften, Entengrütze leuchtet auf einem Teich. Einfach nur schön.




















                                                                                    Dann erreiche ich Simonsberg.











                                                                                    Als ich das Fahrradschild sehe, biege ich spontan ab. Auch dem nächsten Radwegschild folge ich. Dann überlege ich aber genauer, dass Witzwort gar nicht am Nordseeküstenradweg liegt. Also fahre ich die Strecke wieder zurück und stehe hilflos an der Hauptstraße. Auf dem Bürgersteig radele ich in die gefühlt richtige Richtung und treffe prompt wieder auf den Radweg, den ich verlassen habe. Das erste Mal stelle ich fest, dass der Nordseeküstenradweg auf der Halbinsel Eiderstedt wirklich vorbildlich ausgeschildert ist. Besser geht es nicht! Herzlichen Dank an die Verantwortlichen!

                                                                                    Ich radele nun parallel der Straße weiter und freue mich schon auf etwas aus meiner Sicht ganz Besonderes. Und tatsächlich. Kurz darauf sehe ich es in der Ferne leuchten. Was es ist? Ein Gebäude. Als ich in der 2. oder 3. Klasse war, hörte ich das erste Mal von diesem Gebäude, als uns unsere Lehrerin an einem Wintertag eine Sage vortrug. Und die ging so:


                                                                                    An einer Landstraße nicht weit von Witzwort steht ein großer schöner Hof, der rote Haubarg, der hat neunundneunzig Fenster. Vor Zeiten stand hier ein kleines, elendes Haus und ein armer junger Mann wohnte darin, der in die Tochter des reichen Schmieds, seines Nachbarn gegenüber, verliebt war. Das Mädchen und die Mutter waren ihm auch gewogen; doch der Vater wollte nichts davon wissen, weil der Freier so arm war. In der Verzweiflung verschrieb der dem Teufel seine Seele, wenn er ihm in einer Nacht bis zum Hahnenschrei ein großes Haus bauen könnte.
                                                                                    In der Nacht kam der Teufel und riss das alte Haus herunter und blitzschnell erhuben sich die neue Mauern. Vor Angst konnte es der junge Mann nicht mehr länger auf dem Bauplatze aushalten; er lief hinüber in des Schmieds Haus und weckte die Frauen, wagte aber nun nicht zu gestehen, was ihm fehlte. Doch als die Mutter einmal zum Fenster hinaus sah und mit einem Male ein großes Haus erblickte, dessen Dach eben gerichtet ward, da musste er bekennen, dass er aus Liebe zu dem Mädchen seine Seele dem Teufel verschrieben habe, wenn er, ehe der Hahn krähe, mit dem Bau fertig würde.
                                                                                    Schnell ging die Mutter in den Hühnerstall, schon waren neunundneunzig Fenster gesetzt und nur noch das hunderste fehlte – da griff sie den Hahn, schüttelte ihn und er krähte laut. Da hatte der Teufel sein Spiel verloren und fuhr zum Fenster hinaus.
                                                                                    Der Schmied aber gab seine Tochter nun dem jungen Mann, dessen Nachkommen noch auf dem Hauberge wohnen. Aber die hundertste Scheibe fehlt noch immer und so oft man sie auch am Tag eingesetzt hat, so wird sie doch Nachts wieder zerbrochen.






                                                                                    Wie hatte ich mir damals den roten Haubarg ausgemalt. Groß war er, reetgedeckt und aus rotem Klinker gebaut. Welche eine Enttäuschung, als ich viele Jahre später feststellen musste, dass sein Mauerwerk weiß angemalt ist.








                                                                                    Schnell stelle ich mein Fahrrad in der Einfahrt ab (ohne es abzuschließen!) – neben mir ein Vorbote einer neuen Zeit.....





                                                                                    Ein Reisebus wendet vor dem Haus, der gerade eine Gruppe ausgespuckt hat, die das Gebäude besichtigt.











                                                                                    Der Haubarg beherbergt nicht nur ein wunderschönes Café, sondern auch ein Museum. Ich stürme hinein in der Hoffnung, die Sage vom Teufel zu finden. Es gelingt, wie man oben sehen kann.











                                                                                    Auf Schautafeln wird die Bedeutung der Eiderstedter Haubarge erläutert. In ihnen lebten Mensch (Bauernfamilie, Knechte, Mägde und Wanderarbeiter), Vieh und Erntevorräte unter einem Dach, um im Winter den Nordseestürmen trotzen zu können.
                                                                                    Der Rote Haubarg wurde nach der Zerstörung eines Vorgängerhofes 1634 erbaut. Entweder das Mauerwerk oder das Dach war früher rot. Er ist 30 m lang, 24 m breit und hat 16,5 m Firsthöhe. 1984 – 1986 wurde er restauriert und zum Museum umgewandelt.





                                                                                    Während ich mir ein Stück Erdbeersahnetorte zum Mitnehmen bestelle (die Entscheidung fällt schwer, der Kuchen dort ist ein Traum und das Café genau so wie ein Café zu sein hat: gemütlich, ein wenig altmodisch und folglich zeitlos), fotografiere ich aus dem Innenraum heraus den parkähnlichen Garten.





                                                                                    Dann geht es zügig zurück zur Landstraße, denn noch ist St. Peter Ording ein paar Kilometer weit entfernt.
                                                                                    Zuletzt geändert von Torres; 16.07.2012, 12:55.
                                                                                    Oha.
                                                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      • 31757
                                                                                      • Privat


                                                                                      #43
                                                                                      AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                      North Sea Cycle Route

                                                                                      Bei Witzwort – St. Peter Ording, ca. 38,2 km

                                                                                      10.07.2012 (Zweiter Teil)

                                                                                      Der Radweg geht zunächst an der Landstraße weiter. Dann zeigt mir der Wegweiser in einer Kurve an, dass es rechts ab geht und ich freue mich. Die Straße sieht idyllisch aus.








                                                                                      Leider ist es nun auch windiger, aber noch ist der Gegenwind im grünen Bereich. In voller Fahrt mache ich wieder ein paar Fotos.








                                                                                      Ich bin in Ulvesbuell. Hier war ich noch nie. Ich revidiere meine Vorurteile gegenüber der Streckenführung.








                                                                                      Die Strecke wird immer schöner und ich kann mich nicht satt sehen.








                                                                                      Der Ortsteil heißt Porrendeich und die Häuser stehen auf dem Deich, während die Straße unten verläuft.








                                                                                      An der nächsten Kreuzung geht es links,





                                                                                      aber ich bin neugierig und fahre geradeaus Richtung Deich. Schön ist es hier. Die Luft, die Vögel, die Ruhe. Hier muss man inne halten.

                                                                                      Unterhalb des Deiches reitet eine Frau den Weg entlang, es ist der Punkt, den man in der Mitte des Bildes sehen kann.





                                                                                      Durch ein Gatter geht es Richtung Deich, Name und Telefonnummer auf dem Schild habe ich unkenntlich gemacht.








                                                                                      Ein Rennradler überholt die Reiterin und ich muss den Anblick fotografieren.





                                                                                      Die Verhaltensregeln im Watt.





                                                                                      Und dann bin ich auf dem Deich, der Wind pfeift und ich schaue auf?

                                                                                      Nordstrand!








                                                                                      Ich messe den Wind, aber doll ist das nicht.





                                                                                      Allerdings flattert das Papier, als ich genüsslich mein Tortenstück verspeise. Dann fahre ich zurück und ich biege in die Straße ein.














                                                                                      Hinter dem Ort biegt der Radweg in einen Radweg neben der Landstraße ein.





                                                                                      Dann geht es aber per Richtungspfeil gleich wieder rechts ab und ich muss feststellen, dass die Ausschilderung wirklich perfekt ist. Hatten wir im letzten Jahr mal den running gag entwickelt: „Fahre niemals Radweg, denn Du kommst nie an“, so gilt das hier absolut nicht. Natürlich soll man den Tag nicht vor dem Abend loben, aber ich kann vorweg nehmen, dass dieser Teil der Strecke dank ungewöhnlicher Streckenführung keine Wünsche offen lässt.














                                                                                      Entgegen meiner Erwartung führt der Weg auf Nebenstrecken an den Dörfern vorbei.


























                                                                                      Besonders gefällt mir die Gegend bei Kleihorn.










                                                                                      Immer wieder finden sich an Kreuzungen Bänke, die zum Verweilen einladen. Autos begegnen mir auf dieser Strecke keine.











                                                                                      Auch als der Radweg durch Katharinenheerd, Garding und Tating führt, die durch eine vielbefahrene Landstraße mit St. Peter Ording verbunden sind, findet sich immer eine attraktive Nebenstrecke.





                                                                                      Als ich die Übernachtungsmöglichkeit fotografiere, spricht mich der Besitzer an, der neben Zimmern auch Hütten vermietet. Ich muss ihn enttäuschen, mein Zelt ist mein Castle.





                                                                                      Ein Nachbar hat seine Garage verziert.





                                                                                      Und weiter geht es auf Plattenwegen.











                                                                                      Nun nähere ich mich bereits Tating.











                                                                                      Eine fette Bisamratte huscht auf das Flüsschen am Wegrand zu. Wir erschrecken uns gleichzeitig und ein Foto gelingt mir nicht.

                                                                                      Der Weg führt nun ein kurzes Stück die Hauptstraße durch Tating entlang und biegt dann wieder in eine Seitenstraße ab. Ich fotografiere das Richtungsschild:





                                                                                      Dann steige ich auf mein Fahrrad und es macht PLING.

                                                                                      Ich weiß sofort, welches Geräusch das ist. Meine seit zwei Wochen andauernde Pechsträhne ist noch nicht vorbei. Eine Speiche ist gerissen. Ich entferne den längeren Teil und dann bleibt mir nichts übrig als weiter zu fahren. In St. Peter Ording wird es sicherlich eine Fahrradwerkstatt geben. Die 9,8 Kilometer bis dort hin muss das Fahrrad noch halten.





                                                                                      Ein Streifen am Himmel weckt meine Aufmerksamkeit. Hoffentlich kein Wetterumschwung.





                                                                                      Und dann bin ich auch schon kurz vor St. Peter Ording – dort wo sich Straße und Radweg nach Westerhever treffen. Vor zwei Jahren habe ich hier im Winter ein kleines Pläuschchen gehalten und bin dann im Nebel zum Leuchtturm in Westerhever gefahren.











                                                                                      Das Radwegschild weist auch diese Strecke als Teil des Nordseeküstenradweges aus, doch das wäre nicht nur ein Umweg, sondern auch eine Sackgasse. Lohnen tut sich die Strecke aus meiner Sicht natürlich schon, denn die Gegend um den Leuchturm herum ist sehr schön.

                                                                                      Aber auch vom Deich aus lässt sich in der Ferne der Leuchtturm erkennen, wenn auch aus ungewohntem Blickwinkel, denn die Nebengebäude sind aus diesem Blickwinkel vor bzw. hinter dem Leuchtturm und daher nicht zu erkennen.








                                                                                      Ich merke, dass ich müde bin und gebe Gas.





                                                                                      Ich passiere die Deichschänke. Hier haben meine Tante und ich früher gemeinsam „Tote Tante“ getrunken.





                                                                                      Der Campingplatz gerät in Sichtweite.








                                                                                      Es ist 19.15 Uhr. Die Anmeldung ist seit 15 Minuten geschlossen. Ich sage im Restaurant Bescheid und muss meinen Pass abgeben. Duschmarken gibt es keine mehr. Ich mache klar, dass mit mir nicht zu spaßen ist und begebe mich auf den Platz. Er ist angesichts der Ferienzeit erstaunlich leer, allerdings haben sich auf dem Parkplatz und im vorderen Teil des Platzes Gruppen eingefunden. Ich verziehe mich ganz nach hinten an den letzten Zaun.

                                                                                      48,2 Kilometer liegen für diesen Tag hinter mir. Die Höhe des Campingplatzes beträgt – 3 Meter unter Null.

                                                                                      Ich baue mein Zelt auf und decke mich im Strandkaufhaus noch mit Mineralwasser ein. Solange ich denken kann, war das Strandkaufhaus ein Edeka Geschäft und als Kind habe ich dort mein Taschengeld gelassen. Jetzt gehört es einem Pächter und auch der Campingplatz hat sich über die Jahre verändert: Die meisten Appartmenthäuser der Umgebung sind neu.








                                                                                      Die Wolken gefallen mir nicht und so gehe ich schnell an den Strand, der direkt hinter dem Deich am Campingplatz beginnt. Leider wird das Wetter tatsächlich schlechter und als ich am Wasser bin, fängt es an zu regnen. Schön ist es trotzdem und ich genieße die Momente am Meer und diese unendlich scheinende Weite aus vollen Zügen. Die Bilder sprechen für sich.















































                                                                                      Zuletzt geändert von Torres; 16.07.2012, 13:12.
                                                                                      Oha.
                                                                                      (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        • 31757
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                                                                                        #44
                                                                                        AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                        North Sea Cycle Route

                                                                                        St.Peter Ording bis zum Eidersperrwerk, ca. 24 km


                                                                                        11.07.2012 (Erster Teil)

                                                                                        Am Morgen ist das Hochgefühl des Abends verflogen. Immer wieder bin ich nachts aufgewacht. Der Regen, der gegen Mitternacht sintflutartig auf mein Zelt prasselte war kein Problem, sondern die ständige Missachtung der Platzruhe: Zwei Leute bauen ihr Zelt erst gegen 23 Uhr und dann zwei Schritte neben meinem Zelt auf, obwohl ausreichend Platz ist und reden die ganze Zeit. Ich mache mich bemerkbar und der eine schaut mich erstaunt an. Hat er mein Zelt nicht gesehen? Sie reden daraufhin etwas leiser, aber erst als ich in normalem Ton um Ruhe bitte, ist Stille. Dafür steigert sich die Lautstärke einer weiter entfernten Gruppe zu später Stunde. Bis um halb 4 schallen die Stimmen und das übertriebene Gelächter der Besoffenen über den Platz. So bin ich am Morgen gerädert und ziemlich schlecht gelaunt.

                                                                                        Nachdem die Fahrt gestern so reibungslos verlief, nehme ich mir vor, heute bis Meldorf zu fahren und - falls es den Campingplatz nicht gibt, - eventuell ins Hotel zu gehen. Dann könnte ich morgen zum nächsten Campingplatz nach Brunsbüttel fahren und am Freitag von Glückstadt aus nach Hause fahren. Vielleicht schaffe ich es ja am Freitag sogar bis Wedel, aber das scheint mir dann doch ziemlich vermessen zu sein.








                                                                                        Die Sonne scheint, aber das kann trügerisch sein. Der Wetterbericht sagt:. Südwind der Stärke 5. Meine Strecke geht zwar erst ein langes Stück in Richtung Osten, dann geht es aber steil nach Süden. Mal schauen. Es ist Regen angesagt. Vielleicht doch heute nur eine Etappe bis Büsum? Oder sogar nur bis Tönning, das allerdings nicht am Radweg liegt? Dort sind die nächsten Campingplätze.

                                                                                        So baue ich in Windeseile das trockene Zelt ab und verstaue es in der Packtasche.

                                                                                        Ich kaufe mir im Strandkaufhaus Brötchen und warte ungeduldig auf die Öffnung der Rezeption, die erst um 9 Uhr öffnet. Und schwöre mir, hier nie wieder zu zelten.








                                                                                        Die Dame hinter der Rezeption kenne ich und ich komme schnell zur Sache: Das mit der Platzruhe habt ihr immer noch nicht im Griff!. Sie beteuert, dass sie nicht da war und schnappt sich den Hausmeister, der meine Beschwerde bestätigt. Umgehend schickt sie ihn los: Die Gruppe soll packen und verschwinden. Sofort. Wir verstehen uns. Ich werde also doch wieder kommen. Aber nur außerhalb der Ferienzeiten in S-H und Hamburg und wenn möglich bei Regen und Sturm, das schwöre ich!

                                                                                        Ich radele kurz auf den Deich und schaue auf den Strand. Vom 6. bis 15.Juli ist Kitesurf Weltcup 2012 und daher sind die Pavillions am Strand aufgebaut und so viele Gruppen mit Wohnmobilen und Zelten unterwegs.








                                                                                        Ich denke an mein Fahrrad und radele wieder herunter und zum Radverleih. Leider hat die Dame keine Speichen, schickt mich aber in die Badallee. Dort werden auch Fahrräder repariert.

                                                                                        Ich schaue kurz beim Drachenladen vorbei und frage nach Tyvek. Aber leider führt sie das schon lange nicht mehr. Sie zeigt mir einen Drachen aus Tyvek, es ist wohl ein Ladenhüter, aber er ist zu klein für meine Zwecke. Schade, sie ist sehr nett und ich hätte ihr gerne etwas abkauft.

                                                                                        Nun geht es weiter den Nordseeküstenradweg entlang. Ich kenne die Strecke im Schlaf.





                                                                                        Vorbei am Übergang zum Autostrand.





                                                                                        Am Ende des Deiches rechts





                                                                                        und dann vor dem Strandübergang wieder links.











                                                                                        Auf der linken Seite befinden sich die Strandsegler. Als Kind kannte ich jemanden, der einen Strandsegler besaß und durfte einmal mitfahren. War das toll über den weiten, weiten endlos erscheinenden Strand zu brettern. Damals schwor ich mir, mir einen Strandsegler an zu schaffen, wenn ich groß bin, aber daraus ist nie etwas geworden. Heute sind die Strandsegler natürlich ganz anders gebaut, auch hier haben die neuen Materialien Einzug gehalten.





                                                                                        Durch raues, flaches Vorland geht es weiter. Schade, dass man beim Lesen eines Reiseberichts die Luft nicht riechen kann und die Geräusche nicht hören kann. Ohne sie sind die Bilder seltsam ausdruckslos.





                                                                                        Links ist ein Dünenwäldchen, das zu Spaziergängen einlädt und sich auch auf der anderen Seite der Straße über den Bahnhof hinaus durch St. Peter zieht.





                                                                                        Dann kommt St. Peter Bad und wieder einmal schüttelt es mich: Ich bin zu alt, um das „neue“ Kurzentrum schön zu finden, das vor vielleicht zehn Jahren errichtet wurde. Vor einiger Zeit kam dann auch noch Gosch hinzu – grässlich.














                                                                                        Aber ich habe gut reden. Schleswig-Holstein lebt vom Tourismus und auch hier ist eine strukturschwache Region, die sich gegen Gästerückgang und die Überalterung der Stammgäste stemmen muss. Immerhin hat es St.Peter bis heute geschafft, den Parkplatz am Strand zu erhalten, der das größte Pfund ist, mit dem der Ort wuchern kann. Keine Parkplätze am Strand, keine Touristen. Dänemark ist viel zu nahe und dort sind die Umweltschutzbestimmungen anscheinend weniger streng. Zusätzlich versucht man mit Veranstaltungen (Surfen, Kitesurfen u.ä.) junge Menschen für den Ort zu interessieren. Gastronomieangebote wie Gosch sollen die Touristen locken, die heute anscheinend lieber Systemgastronomie vertrauen als alteingesessenen Restaurants und Fischgeschäften. Da weiß man eben auch im Urlaub, was man hat und muss keine Experimente eingehen.

                                                                                        Die Promenade ist ungewöhnlich menschenleer. Der Sommer ist einfach zu schlecht und warme Bekleidung ist angesagt.











                                                                                        Ich radele auf dem Radweg an der Innenkante des Deiches weiter. Die Badallee ist in Dorf.











                                                                                        Als ich Dorf sehe, erinnere ich mich an meine Begebenheit mit dem Pferd im Watt. Ich frage am Strandübergang nach dem Reitweg, aber der junge Mann ist ortsunkundig. Kurz darauf finde ich den Reitweg selbst, aber den Strandabschnitt kann man von hier aus nicht sehen.














                                                                                        Ich radele nach Dorf hinein. Es ist Mittwoch, Markttag. Es ist ein schöner Markt, hier habe ich mich schon oft mit regionalen Köstlichkeiten (Krabben, Käse, Bohnen etc.) eingedeckt.








                                                                                        Die Badallee geht am Markt links ab und ist für Fahrräder in beide Richtungen freigegeben.








                                                                                        Der Herr im Fahrradgeschäft ist ein typischer, grummeliger Norddeutscher, der sich seine norddeutsche Logik bewahrt hat. Manche Menschen nennen das unfreundlich, in Wirklichkeit ist es ein gutmütiger Zweckoptimismus, um nicht durch zu drehen. Er schüttelt gleich den Kopf, schaut aber doch im Keller nach, ob er die Speichen hat, aber er hat sie nicht. Tja, sagt er, die kriegen sie in Heide. Und wie soll ich von hier aus nach Heide kommen? (Mit dem Zug wäre das möglich, ist also eher eine rhetorische Frage, um meinen Unmut zu zeigen). Tja, ich könnte auch nach Husum fahren, die hätten das auch. Ich sage danke und tschüß und er ruft mir noch hinterher, dass ich mit dem schweren Gepäck auf dem Hinterrad wohl nicht weit kommen werde. Schweres Gepäck? Ich bin so leicht unterwegs wie nie, der geht von seinen Fahrradtouren aus! Ein Kunde aus Bayern, der mich vorgelassen hat, wünscht mir viel Glück.


                                                                                        Meine Laune senkt sich. Ich radele zurück an den Deich, wo ich die Motorradfahrer sehe, die ebenfalls gestern abend auf dem Platz waren. Bei jeder Delle zucke ich zusammen: Wird mein Fahrrad gleich zusammen brechen? Ich beschließe, mich bis Büsum durch zu schlagen und dann werde ich wohl nach Hause fahren müssen, um das Fahrrad zu reparieren. So ein Ärger. Ich zücke mein Handy und frage eine weitere Informationsquelle um Rat. Sie empfiehlt mir jetzt einfach erst einmal weiter zu fahren, da ich eh nichts machen kann. Kritisch wird es, wenn die dritte Speiche gebrochen ist. Dann klappt die Felge zusammen. Aber erst einmal soll ich mir meinen Urlaub nicht vermiesen lassen. Ich habe ja wohl nicht jeden Tag einen Speichenbruch. Ich denke: Doch und sage danke. Meine Laune bessert sich und ich gebe Gas.

                                                                                        Der Leuchtturm von Böhl. An diesem Objekt hat mein Vater versucht, der Familie skizzieren bei zu bringen. Bei mir waren die Bemühungen zwecklos, ich hatte einfach kein Gefühl für Perspektiven.








                                                                                        Und weiter geht es. Hier ist noch offenes Meer, bevor der Radweg in die Buchtenregionen einbiegt.














                                                                                        Der Strandübergang in Böhl. Auf dem Strandparkplatz habe ich vor Jahren mein Auto geflutet, als die Springflut höher kam als erwartet. Das Auto war hinterher Schrott.





                                                                                        Am Deich lernen Kinder Drachen steigen.





                                                                                        Der Golfplatz von St. Peter.





                                                                                        Und schon geht es auf die Strecke Richtung Vollerwiek. Ich fahre sie mit Genuss, denn ich liebe diese Strecke. Ich bin sie schon so oft gefahren, denn bevor ich regelmäßig zu zelten begann, habe ich gerne für kleines Geld in Vollerwiek oder in Welt übernachtet und bin dann an schönen Tagen mit dem Fahrrad nach St. Peter geradelt. Anfangs noch mit meinem Kinderfahrrad, das mir viel zu klein war.

                                                                                        Hier ist wieder Weite, Salzwiesen, Schafe, Einsamkeit und die Geräusche der Vögel und des Windes angesagt. Nur wenige Radler begegnen mir – vier oder fünf vielleicht.


























                                                                                        Dann erreiche ich Ehstensiel. Bei Sonnenschein ein wunderbarer Ort mit ganz eigenem Charme. Die dichten Wolken lassen davon wenig spüren.

















                                                                                        Von St. Peter her ziehen immer verdächtigere Wolken auf. Vorsichtig gehe ich dennoch ins Watt, denn ich habe eine Pflanze entdeckt, die ich als Kind immer unheimlich fand: Queller. Leider ist das Bild etwas unscharf.








                                                                                        Queller ist die erste Pflanze, die sich als Bewuchs im salzhaltigen Watt zeigt. War in St. Peter Springflut, so war am anderen Morgen der Strand plötzlich voller Queller. Wie aus dem Nichts wuchs er empor. Kurz darauf war er wieder verschwunden, als wäre er nie dagewesen. Erst als ich seine Funktion kennen lernte, mochte ich ihn und fand seine dicken, wurstigen Teile interessant. Laut wikipedia handelt es sich bei Queller um die einzige Pflanze, die ohne Salz nicht lebensfähig ist. Ihre Asche wurde früher zum Produktion von Soda verwandt und sie selbst enthält einen Sodaanteil. Queller ist essbar und soll gut schmecken. Er dient auch als Nahrungsquelle für Ringel- und Nonnengänse.

                                                                                        Und dann geht es auch schon los. Nordseeküstenwetter. Der Wind frischt auf und Unmengen von Regen prasseln auf mich ein.

                                                                                        Hinter mir sieht es so aus:





                                                                                        Und vor mir so. Leider kommt die Schräglage des Regens auf dem Foto nicht zur Geltung, nur wenn man es weiß, sieht man die Streifen vor dem Deichhintergrund.





                                                                                        Innerhalb kürzester Zeit reduziert sich die Sichtweite über dem Meer massiv und eine Art Seenebel kommt auf. Das gegenüberliegende Ufer ist nicht mehr zu sehen. Ein Spaziergänger, der mir entgegen kommt, taucht unheimlich aus einer Nebelwand auf.

















                                                                                        Zwei Radler überholen mich und auf diesem Bild sieht man den Regen besser. Vor mir liegt der Badestrand von Vollerwiek.





                                                                                        Hier kenne ich fast jeden Priel und auch noch die Zeiten, als noch keine Spargel die gegenüberliegende Küste verzierten. Ich kann mich daher enthalten, weitere Fotos zu machen, obwohl ich die Linse aufgrund des Regens nicht richtig trocken bekomme. Ist es nicht schön hier?














                                                                                        Der Badestrand ist bewacht und für einen kleinen Obolus kann man hier wunderbar in der Sonne dösen, denn der Strand liegt Richtung Süden. Vorausgesetzt die Sonne scheint.








                                                                                        Und dann hört der Regen plötzlich unvermittelt auf.











                                                                                        Eine Möwe stellt ihre Flügel in den Wind und hüpft auf beiden Beinen gleichzeitig voran, um Würmer zu picken. Der Wind ist nun stark aufgefrischt und als sie davon fliegt, schwankt sie sichtbar.





                                                                                        Der Radweg führt jetzt den Deich hoch und als ich oben bin, kommt doch tatsächlich die Sonne heraus. Schon oft hatte ich das an dieser Stelle – Vollerwiek scheint an einer Wetterscheide zu liegen.











                                                                                        Glück für die Gruppe, die nun eine Wattführung macht.








                                                                                        Der Wind hat zugelegt.





                                                                                        Der Imbiss auf der anderen Seite des Deiches. Wäre es warm und durchgehend sonnig, wären hier viele fröhliche Menschen. So ist es menschenleer. Mir tun die Menschen leid, die auf die Einnahmen angewiesen sind.





                                                                                        Ein Blick auf den Radweg. Im ersten Moment bin ich irritiert, dass es nicht an der Küste weitergeht. Allerdings endet der Deichweg vor dem Teerdeich des Sperrwerks und der folgende Teil ist dann nicht mehr vernünftig zu befahren. Wenn es nass ist, sollte man von derartigen Experimenten Abstand nehmen.





                                                                                        In der Ferne sieht man eine Kirche, es könnte der Kirchturm in Welt sein.





                                                                                        Ich biege auf den Radweg ein. Links geht es in den Ort und ich überlege, ob Himbeerzeit ist. Es gibt hier eine Himbeerplantage zum Selberpflücken. Aber ich will dann doch weiter, denn die harte Strecke kommt ja erst. Die Windmessung war ernüchternd. Auch vorhin hatte ich ab und zu Gegenwind, aber eben auch Rückenwind. Das wird nun vorbei sein. Also noch die letzten Blicke auf die Halbinsel Eiderstedt genießen.




















                                                                                        Der Weg führt nun zur Hauptstraße. Das gefällt mir gar nicht, denn sie ist viel befahren. Aber der Radweg an der Straße ist nun einmal die offizielle Verbindung zum Eidersperrwerk. An der Kreuzung befindet sich eine Radfahrerschutzhütte mit Tisch und Bank, die von zwei Reiseradlern genutzt wird. Ein guter Service.











                                                                                        Links der Straße ist das Katinger Watt, ein Vogelschutzgebiet und da darf auch die Station des NABU nicht fehlen.








                                                                                        Für die kurze Strecke von 3,7 km zur Eidersperrwerk brauche ich bestimmt eine halbe Stunde. Im ersten Gang kämpfe ich gegen den Wind an. Er trifft mich jetzt mit voller Wucht von vorne – aus Süden. Das kann ja heiter werden.

                                                                                        Und so bewege ich mich im Schneckentempo auf das Eidersperrwerk zu.





                                                                                        Zuletzt geändert von Torres; 17.07.2012, 11:39.
                                                                                        Oha.
                                                                                        (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          • 31757
                                                                                          • Privat


                                                                                          #45
                                                                                          AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                          North Sea Cycle Route

                                                                                          Eidersperrwerk bis Westerdeichstrich bei Büsum, ca. 20, 7 km


                                                                                          11.07.2012 (Fortsetzung)






                                                                                          Auf dem Eidersperrwerk ist „Highlife“. Die Luft ist erfüllt von lautem Geschrei. Mehrere Dutzend Küstenseeschwalben umkreisen ihre Jungen und bringen Ihnen kleine Fische zu fressen.

















                                                                                          Schilder fordern uns auf, einen Meter Abstand zu halten, um zu vermeiden, angegriffen zu werden, wenn sich die Vögel gestört fühlen.





                                                                                          Ein aufregendes Schauspiel, das von den Umstehenden und mir intensivst fotografiert wird. Auch Lachmöwen gehören zu der Brutkolonie am Eidersperrwerk, ebenso Stockenten, Austernfischer und Sandregenpfeifer, die von einer gemeinsamen Abwehr von Fressfeinden profitieren.

















                                                                                          Ein junges Paar mit Gepäck bis zum Anschlag auf dem Fahrrad nähert sich. Als die Frau ihr Fahrrad den Aufgang hochschiebt, merkt man, dass ihr Fahrrad sehr schwer ist. Ich denke an eine mir bekannte Person, die nun sagen würde: „Was haben die denn bloß alles dabei, die sind doch zu zweit!“

                                                                                          Ich quere nun das Eidersperrwerk











                                                                                          und sehe, dass der Nordseeküstenradweg auf dem Deich weiter geht.





                                                                                          Eine Ehepaar weht mir entgegen und ich muss schieben. Eine kurze Windmessung ergibt 39 km/h Wind, das ist zu viel. Kurz überlege ich, den Radweg an der Straße zu nehmen, aber ich will ja dem offiziellen Radweg folgen. Umwege gelten nicht.





                                                                                          Kurz darauf bin ich in Dithmarschen. Der Wind bläs in Böen so kräftig, dass ich das Fahrrad gut festhalten muss, um nicht umgeworfen zu werden und ich überlege, ob ich meinem Reisebericht den Titel „Sommerradwandern in Dithmarschen“ geben soll.








                                                                                          In der Ferne kommen aus dem Deichvorland zwei ältere Radfahrer des Weges und fahren mit eleganter Leichtigkeit am Zaun den Deich hoch. Hupps? Ich staune. Ich brauche einen Moment, um zu begreifen, dass sie ein Elektrofahrrad haben.





                                                                                          Ich steige nun wieder in den Sattel und rolle Richtung Campingplatz Wesselburenerkoog.








                                                                                          Es sieht nach Regen aus. Vielleicht sollte ich mich diesmal unterstellen? Linker Hand steht die Deichkate und hier gibt es auch ein öffentliches WC.








                                                                                          Um eine Spende wird gebeten und die gebe ich gerne, denn es ist sehr sauber und ordentlich. Als ich das WC verlassen, habe ich vergessen, dass ich mich unterstellen wollte und so erwischt mich der Regen natürlich gnadenlos. Immerhin stelle ich fest, dass meine Regensachen dicht sind. Die Fußgänger verziehen sich dagegen nach einem kurzen Blick über den Deich wieder ins Auto.





                                                                                          Leider steht ein Auto so doof vor dem Campingplatz, dass mir kein anständiges Bild gelingt. Auf dem Platz war ich schon einmal. Er ist von Dauercampern geprägt und die Zeltwiese ist an dem Radweg, den ich gleich fahren werde. Sie ist groß und abgelegen, die Sanitärräume waren einfach (kein Toilettenpapier, keine Seife), aber ordentlich. Und der Platz war sehr günstig.





                                                                                          Ich fahre am Campingplatz vorbei, aber Zelte sehe ich keine. Der Sommer ist einfach zu schlecht.





                                                                                          Und dann trifft mich der Wind mit voller Wucht. War er auf dem Weg zum Eidersperrwerk schon stark, so ist er hier aufgrund der freien Fläche noch stärker. Mit Kraft stemme ich mich ihm entgegen, auch wenn ich versuche, mit viel Umdrehungen knieschonend zu fahren.

                                                                                          Immer wieder kommen Regenschauer herunter. Zum Teil sind sie so windgepeitscht, dass ich anhalten muss, weil sich der Regen anfühlt, als wären es Hagelkörner.











                                                                                          Dann sind mal wieder regenfreie Momente dazwischen. Stürmisch bleibt es.








                                                                                          Für mich ist klar, dass ich bei diesem Wind nicht bis Meldorf fahren werde. Ich entscheide, dass ich in Büsum einen Campingplatz suche. Auf dem Papier hatte mich zwar bisher keiner überzeugt, aber ich werde müde genug sein, um Kompromisse zu machen.

                                                                                          Die Nordsee zeigt sich wieder.








                                                                                          Und ich komme wieder an eine Schutzhütte, an der ich Rast mache. Das Rentnerehepaar mit dem Elektrofahrrädern kommt an das Gatter und sagt zu einem Radrennfahrer: „Immer dieser Regen, ist das nicht schade?“, der daraufhin antwortet: “Das ist eben Nordseewetter“. Vom Wind reden sie nicht – Elektrofahrräder spielen eben in einer andere Liga.











                                                                                          Noch 7, 6 km bis Büsum. Das ist zu schaffen.

                                                                                          Eine Bank mit der Inschrift „Glück auf“ lässt mich schmunzeln. Wie die wohl hier hergekommen ist und wieso?





                                                                                          Nun wird die Umgebung typisch für Dithmarschen: Kohlfelder. Die Sonne kommt heraus und taucht die Landschaft in schönes Licht.








                                                                                          Auffällig ist, dass die Vegetation hier sattgrün ist. Die Bilder sind nicht nachbearbeitet. Es scheint ein fruchtbarer Landstrich zu sein.











                                                                                          Ein Schaf bummelt auf dem Weg herum. Als es mich sieht, bekommt es ein schlechtes Gewissen und sucht das Loch im Zaun. Schwupp ist es wieder auf der anderen Seite.








                                                                                          Der Wind ist unverändert stark, aber die Sonne hebt die Stimmung. In der Ferne sieht man bereits das charakteristische Hochhaus von Büsum.














                                                                                          Wieder komme ich an eine Schutzhütte und ich merke, dass ich müde bin. Es ist nicht nur die Fahrt, auch die salz- und schwefelhaltige Nordseeluft macht müde.





                                                                                          Kurz darauf sehe ich schon den ersten Campingplatz in Westerdeichstrich, einem Ort kurz vor Büsum.





                                                                                          Mit Rückenwind geht es den Deich herunter.








                                                                                          Der erste Campingplatz liegt an einem Teich, scheint aber sehr wohnmobillastig zu sein.





                                                                                          Dahinter liegt noch ein weiterer Platz.





                                                                                          Beide liegen aber bereits nicht mehr am Nordseeküstenradweg und so beschließe ich, noch ein Stück weiter zu fahren.

                                                                                          Kurz darauf kommt der nächste Campingplatz. Er heißt „An de Waterkant“. Ein Zeichen?





                                                                                          Ich bin unschlüssig, auch er sieht wohnmobillastig aus. Aber irgendwie auch nett. Ich fahre näher und sehe ein Schild. Ein Schild für Becks. Dieses Schild könnte bei einer weiterführenden Diskussion über Camping und Outdoor weiter helfen:





                                                                                          Ich mache eine kurze Platzbesichtigung und was ich sehe, gefällt mir. Man grüßt sich und es gibt zwei große langgestreckte Wiesen, auf denen Wohnmobile und immerhin auch 3 Zelte stehen. Ich checke ein. Die Dusche ist inklusive und es gibt einen kleinen Kiosk, in dem ich später Wasser und Brötchen erstehe. Es ist gegen halb fünf.

                                                                                          Ich entscheide mich für einen Platz auf der linken Seite, wo ein Sondermüllzelt mit Stromanschluss steht. Der Stromanschluss lässt mich etwas grübeln und da ruft schon jemand von der anderen Seite, ich solle mein Zelt lieber rechts aufbauen, da wäre es windgeschützter. Das wäre zwar nicht das Problem, aber ich wandere dennoch auf die andere Seite und baue mein Zelt mit der Rückseite zum Wind auf, um noch ein wenig Sonne gucken zu können. Keine gute Idee. Der Wind drückt ganz schön aufs Gestänge. Ich spanne es das erste Mal voll ab, aber immer noch drückt der Wind ungut auf die Seite. Das gefällt mir nicht.





                                                                                          Also drehe ich das Zelt um und wie üblich so, dass die Apsis in Windrichtung steht. Und siehe da: Nun steht es wieder wie ein Panzer. Ich bin zufrieden.





                                                                                          Beruhigt wird nun erst einmal geduscht. Kein Münzautomat stört das Vergnügen.





                                                                                          Ich müffele ganz schön. Das Fertigfutter, was ich dabei habe, scheint meinen Körpergeruch zu verändern. Da muss ich wohl noch modifizieren.

                                                                                          Dann geht es zurück zum Platz.





                                                                                          Es stellt sich heraus, dass mein Zeltnachbar mit seinen kleine Kindern unterwegs ist und hier aufgrund des Windes gestrandet ist. Fluchend versucht er das Außenzelt vernünftig zu befestigen und motzt darüber, dass der Hersteller nicht in der Lage war, das Außenzelt den Formen des Gestänges an zu passen. Ich lästere über das Zelt und er stimmt mir zu. Es stellt sich heraus, dass er das Zelt spontan für die gemeinsame Radtour mit den Kindern gekauft hat. Er selbst hat für seine Radtouren ein altes Zelt von MH, das sich bereits in Patagonien bewährt hat.





                                                                                          Unbedingt möchte er morgen nach Brunsbüttel, um mit der zweimal pro Woche verkehrenden Fähre nach Cuxhaven über zu setzen und weiß doch, dass die Fahrt für seine Kinder zu weit ist. Ich schaue, ob er morgen einen Zug nach Brunsbüttel nehmen kann, aber Brunsbüttel ist verkehrstechnisch Niemandsland. Das ist auch für mich gut zu wissen. Sollte sich das Wetter verschlechtern, so kann ich nur ab Büsum, Meldorf oder St. Michaelisdonn zurück fahren. Danach ist erst wieder Glückstadt ans Bahnnetz angebunden. Ich empfehle ihm, bis St. Michaelisdonn mit der Bahn zu fahren und die restliche Strecke dann zu radeln. Im Nachhinein betrachtet aber kein besonders guter Ratschlag, denn die Strecke ist nur in Teilen schön. Er wird sich morgen allerdings entscheiden, noch einen Tag zu bleiben, mit seinen Kindern eine Fahrt zu den Seehundsbänken zu machen und am Freitag mit dem Zug nach Niedersachsen zu fahren.

                                                                                          Ich lege mich ins Zelt und betrachte die Wolken. Immer wieder gehen schwere Schauer nieder.





                                                                                          Dann muss ich doch noch einmal über den Deich gucken, als für einen Moment die Sonne wieder heraus kommt.











                                                                                          An den Fahnen sieht man, dass der Wind weiterhin kräftig weht.





                                                                                          Als ich zum Zelt zurück gehe, entdecken die Kinder einen Regenbogen und eines der Kinder ruft: „Ich will bis zum Ende des Regenbogens gehen.“








                                                                                          Die Nachbarn von der anderen Seite kommen mit lauter Musik, pubertärem Gelächter und Autotürenknallen zurück – bin ich froh, dass ich nicht daneben stehe.

                                                                                          Ich bin groggy, denke noch ein wenig an die Erlebnisse des Tages und bald darauf schlafe ich ein. Ich bin 44,7 km gefahren mit einem Schnitt von 9,6.


                                                                                          Zuletzt geändert von Torres; 18.07.2012, 11:47.
                                                                                          Oha.
                                                                                          (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            • 31757
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
                                                                                            AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                            North Sea Cycle Route

                                                                                            Büsum bis Meldorf, ca. 24 km


                                                                                            12.07.2012

                                                                                            Am Morgen bin ich gut ausgeschlafen. Der Wind weht nun aus westlicher Richtung – das trifft sich gut, da ich heute nach Süden und Osten muss. Mein Zelt ist trocken und ich packe in Windeseile. Dann kaufe ich am Kiosk frische Brötchen und Schnittkäse und genehmige mir eine leckere Puddingschnecke. Zivilisation ist doch etwas Feines.





                                                                                            Die nächsten Regenwolken sind im Anmarsch und ich verkrümele mich in die Hecke. Tatsächlich bekomme ich kaum einen Tropfen des Sturzregens ab, der – wie man auf Bild 3 sieht -, wieder von der Seite kommt.














                                                                                            Die Jungendlichen reisen mit lautem Getöse ab. Ebenso ein Hamburger Wohnmobil. Der urig aussehende Zelter im silbernen Zelt versucht seine Sachen samt Zelt in die freigewordene Ecke zu ziehen, um besseren Windschutz zu haben. Keine gute Idee bei der Zeltqualität und so helfen alle schnell mit.

                                                                                            Ich nehme Abschied. Gestern hatte ich noch überlegt, einen Tag zu bleiben und das wäre sicherlich nett geworden, aber meine Beine wollen weiter. Kurz darauf bin ich on the road.











                                                                                            Der letzte Campingplatz vor Büsum kommt in Sichtweite. Er hat Stellplätze für 16 Zelte und der Preis geht nach Zeltgröße. Igluzeltbesitzer werden gebeten, die Maße bereit zu halten, da sie erfahrungsgemäß nicht auf die kleinsten Zeltplätze passen. Nun ja. Sicherlich ein sehr gut ausgestatteter Platz, aber meine Wahl war wohl richtig.





                                                                                            Ein Schild am Wegesrand weckt meine Aufmerksamkeit.





                                                                                            Was ist das. Eine Art neues Dubai?





                                                                                            Auf der vorgelagerten Sandbank wird im Rahmen eines EU Zukunftsprogramms Ländlicher Raum eine Familienlagune gebaut. Muss das sein? Vermutlich ja. Büsum ist von meinem Gefühl her wenig attraktiv für jüngere Menschen und das will man ändern. Hoffentlich ändert es seinen Charakter dadurch nicht zu sehr. Friedrichskoog hat durch das Mutter-Kind Heim viel von seinem Gesicht und seiner Idylle verloren.

                                                                                            Das charakteristische Hochhaus von Büsum.





                                                                                            Nun geht es durch Stadtgebiet Richtung Hafen.











                                                                                            Am Kurzentrum geht es links,








                                                                                            dann folgt links eine Schiebestrecke.

                                                                                            Blick in die Fußgängerzone.





                                                                                            Der alte Hafen. Hier stehen im Sommer (sic!) Verkaufsstände, an denen frische Büsumer Krabben verkauft werden.








                                                                                            Es ist jetzt halb 11, der Wind steht günstig und ich steige voll Vorfreude auf die kommende Strecke aufs Fahrrad. Halt: Diese Säule muss noch fotografiert werden.





                                                                                            So jetzt aber endgültig los.

                                                                                            PLING.

                                                                                            Die zweite Speiche ist gebrochen. Das Rad schabt am Rahmen. Ende der Veranstaltung. Selbst schuld. Zum Bahnhof schieben und nach Hause fahren. Hier wird es keine Werkstatt geben.

                                                                                            Ich wende und schiebe ein Stück, dann überlege ich. Ich kann ja mal schauen, vielleicht hat hier ja doch jemand die Speichen. Mit dem Zug nach Hause fahren kann ich dann immer noch. Ich zucke mein Smartphone und gebe „Büsum Fahrrad Werkstatt“ ein. Es erscheinen vier Links und einer davon lautet „Joe´s Werkstatt“. Hhm. Jemand, der sich Joe nennt, hat bestimmt schon als Kind an Fahrrädern geschraubt. Ich probiere es. Das Navi weist die Alleestraße aus. Sie ist am Touristenzentrum.

                                                                                            Ich wähle eine kleine Seitenstraße zur Anreise.





                                                                                            Dann schiebe ich das Rad die Schiebestrecke herunter und sehe gegenüber dem Kurzentrum einen normalen Hauseingang. Sollte hier wirklich eine Werkstatt sein? Vor der Tür sind Autos geparkt und es gibt keinen Bürgersteig. Ein Autofahrer parkt schwungvoll die letzte Parklücke zu und ich will schon aufgeben, da ruft er: „Was suchen Sie?“ und auf meine Antwort hin „Kommen Sie, kommen Sie, da passen Sie durch, ich sage meinem Sohn Bescheid“. Ich quetsche mich zwischen den Autos durch, eröffnet die Haustür und ein junger Mann schaut um die Ecke. Mein Fahrrad wird durch Flur und Wohnzimmer geschoben und im hinteren Bereich ist eine Werkstatt und am Hinterausgang stehen auch die Räder der Verleihs. Falschen Eingang genommen.
                                                                                            Der junge Mann schaut sich das Rad an. Speichen in der Größe hat er. Aber das Rad muss zentriert werden. Er kommt gleich zur Sache: „Am besten Sie kommen in ungefähr einer Stunde wieder“.

                                                                                            Ich lasse meine Packtaschen im Hausflur und bummele durch Büsum. Die Geschäftsinhaber tun mir leid – es ist wenig los und die paar Menschen, die da sind stürzen bei den heftigen Schauern in die Geschäfte, um trocken zu bleiben und rennen kurz darauf wieder hinaus, wenn der Regen aufhört. Die Angestellten müssen ständig die Ständer zur Seite räumen und wieder hinaus räumen.

                                                                                            Ich beschließe, etwas Nützliches mit meiner Zeit an zu fangen. Beim Juwelier lasse ich mir eine neue Batterie in meine Uhr einsetzen. Sie schwächelt schon seit geraumer Zeit. Dann gehe ich zum Fotogeschäft, um endlich mal wieder einen Ersatzakku zu erwerben. Meiner ist entschwunden. Leider hat das Geschäft keinen passenden Akku, aber es macht Passbilder. Darum wollte ich mich auch längst schon einmal kümmern.

                                                                                            Im Edeka kaufe ich frisches Obst und setzte mich dann an den Brunnen, dessen Wasser vom Wind weit geschleudert wird.





                                                                                            Dann wandere ich noch einmal an den Hafen und sehe nun tatsächlich den offiziellen Eingang zu der Werkstatt: Er ist an der steilen Schiebestrecke zwischen Kurzentrum und der Ecke Einkaufsstraße und Hafen.








                                                                                            Joe hat das Rad zentriert, die Acht so weit es geht entfernt und erklärt mir, was ich beim nächsten Mal tun sollte. Er zeigt mir die Roststellen an den anderen Speichen und die Schleifspuren an der Felge – die Felge und die Speichen sollten bald ersetzt werden. Ein Tribut der Wintertour? Vermutlich.
                                                                                            Wir reden noch ein bisschen und es stellt sich heraus, dass er erst vor kurzem seine Gesellenprüfung gemacht hat. Das erklärt die Reaktion des Papas, der die Selbständigkeit seines Sohnes stolz zu unterstützten scheint. Er erzählt, dass er täglich bis 22.00 Uhr geöffnet hat und schon öfter Fernradlern helfen konnte, die erst spät ihr Ziel erreichten.
                                                                                            Der Preis, den Joe für seine Arbeit verlangt, ist mehr als okay. Und gute Arbeit hat er auch geleistet, denn von jetzt an wird trotz bedenklichen Straßenuntergrundes keine Speiche mehr brechen.

                                                                                            Das Fahrrad läuft jetzt wieder rund und ich starte zum zweiten Mal ab Hafen. Es ist jetzt 13.25 Uhr. Ich entscheide, nach Meldorf zu fahren und dann mit dem Zug nach Hause zu fahren, da der Campingplatz in Brunsbüttel, den ich heute eigentlich ansteuern wollte, zu weit ist.

                                                                                            Der Büsumer Hafen.





                                                                                            Dann geht es an der Straße und den Parkplätzen entlang Richtung Hauptstraße. Zwar gäbe es jetzt einen direkten Weg Richtung Wawerort über den Deich, der ist allerdings zu recht nur für Fußgänger. An der Hauptstraße passiere ich den Deich noch einmal. Der Wanderweg ist wirklich sehr idyllisch.





                                                                                            Nun geht es an der Hauptstraße rechts ab.





                                                                                            Ein Regenschauer treibt mich allerdings noch schnell in den Hochzeitswald an der Ecke. Es ist ein Park und auf einer Tafel sind die Jubiläen (Goldene Hochzeit, Diamantene Hochzeit etc.) verzeichnet.











                                                                                            Der Radweg biegt kurz darauf von der Landstraße in einen noblen Vorort ab: Büsumer Deichhausen.





                                                                                            Ein Blick auf die Badestelle, weiter darf ich mit dem Fahrrad leider nicht. Auch hier ist es menschenleer. Was für ein Sommer.





                                                                                            Weiter geht es am Innendeich.








                                                                                            Der Campingplatz in Wawerort.








                                                                                            Hier war ich vor Jahren einmal campen gewesen. Der Campingplatz war preisgünstig, allerdings keinerlei Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe und Brötchenholen ein einstündiger Fußmarsch. Da ich nicht wegen jeder Kleinigkeit das Auto nehmen wollte, habe ich dann nach Alternativen gesucht. Immerhin hatte ich hier das erste Mal Reiseradler getroffen, die von Hamburg aus nach Büsum geradelt waren und fand das ziemlich abenteuerlich.

                                                                                            Wieder eine Schutzhütte am Wegesrand





                                                                                            und eine Einkehrmöglichkeit. Ferne Erinnerungen werden wach.





                                                                                            Das Wetter hält erstaunlicherweise und es ist nur wenig Wind spürbar. Wie angenehm. Die Blumen am Wegesrand kommen auf dem Bild leider nicht richtig zur Geltung. In Wirklichkeit leuchten ihre Farben wunderbar.














                                                                                            Und dann ist auch schon die Meldorfer Bucht erreicht und am See treffen sich die Surfer. Hier sieht man, dass der Wind kaum nachgelassen hat.





                                                                                            Am Sperrwerk gehe ich auf den Deich. Ein letzter Blick auf Büsum und auf die Nordsee, denn nun verlässt der Nordseeküstenradweg für lange Zeit die Nordsee und führt durch Binnenland und an der Elbe entlang.








                                                                                            Mit Rückenwind geht es perfekt voran.











                                                                                            Dann geht es links ab in den Meldorfer Ortsteil Hafen.











                                                                                            Die Anlage, die den Dampf produziert, stößt ohrenbetäubende Geräusche aus. Ein Wunder, dass sich die Anwohner nicht beschweren. Gehört dieses Fabrikgelände zur Meldorfer Papierfabrik? An der Ecke stehen Blöcke von Altpapier. Als Kind hatte ich einmal an einem Fest der Papierfabrik teilgenommen und der Höhepunkt war das Steigenlassen von Luftballons, die mit Adressen versehen wurden. Leider wurde mein Luftballon nie gefunden.

                                                                                            Ein Hotel lockt am Ende der Straße. Ein wenig bedauere ich, gleich mit dem Zug nach Hause fahren zu müssen. Schön ist es hier.





                                                                                            Der Radweg geht nun rechts ab. Links geht es eine nette Straße nach Wawerort durch das Binnenland. Mein Blick fällt auf die Schilder links neben mir:





                                                                                            Der Campingplatz scheint zu existieren. Ich überlege, ob dieses Gebäude vielleicht auch zur Papierfabrik gehört, aber es lässt sich kein Firmenschild erkennen.





                                                                                            Ich wende mich nach rechts und fahre an die nächste Kreuzung. Dann halte ich wieder an. Eigentlich ganz schön doof, jetzt in den Zug zu steigen. Das Wetter ist gerade so schön. Und ich habe morgen ja auch noch frei. Eigentlich könnte ich jetzt noch schnell die 2,5 km fahren und mir den Campingplatz anschauen. Wenn ich schon den Nordseeküstenradweg erkunde, dann sollte ich auch die Übernachtungsmöglichkeiten checken. Es ist gerade mal 14.20 Uhr und der nächste Zug fährt eh erst in einer Stunde.

                                                                                            Ich fahre in die Gegenrichtung. Der Weg führt nach Westen und ich habe wieder Gegenwind. Aber die Strecke ist sehr schön. Höfe, Felder und ein Deich säumen die Straße. Aber da dieser Teil ja nicht mehr zum Radweg gehört, mache ich nur ein Foto.





                                                                                            Als ich aufgrund des Windes den Umweg fast bereue, sehe ich den Campingplatz. Er heißt „Strandvogt“ und ich befinde mich in Nordermeldorf. Groß ist er nicht. Daneben ist eine Anlage mit Ferienwohnungen. Hhhmm.

                                                                                            Ein Mann der auf dem Platz wohnt, grüßt mich. Das macht mich neugierig und ich entscheide, auf den Platz zu fahren.





                                                                                            Die Anmeldung ist hinter dem Haus, die Sonne bescheint den Platz und geschätzt passen vielleicht 20 Campingwagen auf den Platz. Surfbretter stehen auf dem Anhänger. Familiäre Atmosphäre. Ich gehe zur Rezeption und melde mich an. Ich kann morgen immer noch mit dem Zug nach Hause fahren. Ich mache jetzt Urlaub.

                                                                                            Schnell habe ich mein Zelt aufgebaut. Die Bäume halten den Wind ab und so kann ich es so aufbauen, dass der Eingang nach Westen steht. Wolken schieben sich über den Platz und immer wieder regnet es. Dann scheint wieder die Sonne.








                                                                                            Ich lege mich halb in die Apsis und lasse mein Gesicht von der Sonne bescheinen. Mehr ist nicht drin, denn aufgrund des Windes ist es zum Sonnen viel zu kalt. Gleichzeitig bin ich sprungbereit: Sobald es regnet, schließe ich kurz die Apsis, um sie ein paar Minuten später wieder zu öffnen. Ich liebe mein Zelt. Irgendwann nicke ich dann ein wenig länger ein und habe Glück, dass es nich mehr regnet.

                                                                                            Als ich aufwache, steht hinter mir ein Hubba Hubba. Eine junge Schweizerin ist heute von Glückstadt nach Meldorf geradelt. Ich bin beeindruckt. Sie auch, denn ihr tun die Beine weh. Sie ist ab Brunsbüttel nach Friedrichskoog gefahren, aber der Campingplatz hat ihr nicht gefallen. Das verstehe ich, gemütlich ist der Platz für Zelter wirklich nicht. Der Zeltstreifen ist am Rande des Platzes an der Straße und Steckmücken gibt es dort auch. Ihre Tagesleistung schätzt sie auf 80 km. Mit dem Wind hatte sie nur ab Friedrichskoog Probleme, im Binnenland ist er also nicht so stark. Gut zu wissen. Ihr Ziel ist Norwegen.





                                                                                            Relativ früh schlafe ich ein. Der Platz ist ruhig und ich schlafe durch bis zum Morgen.

                                                                                            Gefahren bin ich heute ca. 24 km.
                                                                                            Zuletzt geändert von Torres; 18.07.2012, 20:47.
                                                                                            Oha.
                                                                                            (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Liebt das Forum
                                                                                              • 16.08.2008
                                                                                              • 31757
                                                                                              • Privat


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                                                                                              13.07.2012 (Erster Teil)

                                                                                              Ich wache früh auf und döse noch ein wenig vor mich hin. Als ich um halb acht aufstehe, ist die Schweizerin schon fort. Auch ich packe zügig und fahre kurz nach acht Uhr vom Platz. Ein Salewa steht in der Nähe des Ausganges – gestern sind also noch weitere Reiseradler angekommen.

                                                                                              Leider ist der Akku meines Fotoapparates alle und ich muss mit dem Handy fotografieren. Das kostet Zeit, denn nun kann ich nicht mehr während der Fahrt so einfach fotografieren.

                                                                                              Kurz vor halb neun radele ich nach Meldorf hinein. Ich grüße Ditschi im Geiste und biege an der Kreuzung rechts ab. Eine Bäckerei lockt und ich frühstücke erst einmal.





                                                                                              Ich entscheide mich, nach St. Michaelisdonn zu fahren. Dort fährt der Zug ebenfalls und der Tag ist recht schön. Früh genug zu Hause bin ich immer noch.

                                                                                              Der Nordseeküstenradweg führt Richtung Marktplatz und ich fotografiere erst einmal den Dom. Erinnerungen an meine WAI Tour werden wach, als ich hier im Winter bei Schnee im Hotel zur Linde Unterschlupf gefunden habe. Auf dem Marktplatz ist eine Veranstaltung – nach reinem Marktgeschehen sieht das nicht aus.








                                                                                              Leider schlägt die Freude über den Dom auf mein Hirn. Obwohl ich das richtige Schild gesehen habe, vergesse ich, wo ich entlang muss und bilde mir ein, ich muss am Markplatz vorbei fahren. So fahre ich an der Kirche vorbei und biege in eine kleinere Straße ein. Sie führt Richtung Bahnhof. Als ich sehe, dass ich falsch bin, fahre ich wieder zurück. Ich schaue auf das nächste Schild, verstehe es nicht und so fahre ich noch einmal zurück. Und dann wieder zurück. Ich schätze mal, die Bauarbeiter an der Strecke halten mich für bekloppt. Dann schaue ich mir das Schild noch einmal genau an und stelle fest, dass mein Ziel gar nicht drauf steht.





                                                                                              Also fahre ich noch ein Stück weiter zurück. Und siehe da: Da ist das richtige Schild. Ich hätte bereits vor dem Marktplatz rechts abbiegen müssen.

                                                                                              Also biege ich nun richtig ab.





                                                                                              Die Straße ist idyllisch, auch wenn das Kopfsteinpflaster nicht unbedingt sein müsste.





                                                                                              Aber sie endet an einer Kreuzung. Das kann nicht richtig sein. Also wieder zurück. Tatsächlich sehe ich an der Seitenstraße das nächste Schild, leider hat es ein Witzbold überklebt.





                                                                                              Die Straßenführung ist gut gewählt und bald stehe ich vor der Südermühle.








                                                                                              Dann geht es allerdings am Radweg der Landstraße entlang und ich fluche. Die Autos sind sehr laut und fahren rücksichtslos und schnell. Geht das jetzt so weiter? Ich bin von der Stille und den Naturgeräuschen der Nordsee verwöhnt.

                                                                                              Dann geht es aber doch links ab in eine Nebenstraße hinein.








                                                                                              Der Himmel ist verhangen, nur am Horizont zeigt sich ein schmaler Streifen hellen Lichtes. Da für den ganzen Tag Regen angesagt ist, bin ich misstrauisch. Aber bisher ist Regen ausgeblieben und die Landschaft wird schön. Der Weg kreuzt die Bahnlinie, führt dann aber auf landwirtschaftlichen Wegen weiter. Ein Roller überholt mich mit kreischendem Geräusch.











                                                                                              In der Ferne sieht man noch einmal den Dom von Meldorf.





                                                                                              Als ich Windbergen erreiche, ist das Wetter gut geworden. Vor dem Ortseingang liegt ein Schulwald und Schilder am Wegesrand bitten darum, die Natur zu schonen und auf den Wegen zu bleiben.








                                                                                              Eine Katze beobachtet mich ungerührt. Leider habe ich am Handy keinen Zoom.





                                                                                              Die Kirche von Windbergen.





                                                                                              Ich erfahre aus der Schautafel, dass die Windbergener Kirche die kleinste in Süderdithmarschen ist und dass durch Windbergen vor der Schlacht von Hemmingstedt im Februar 1500 das königliche Heer auf dem Weg nach Meldorf zog, wo gerade Hochzeit gefeiert wurde. Die „Winderberger Hochzeit“ wurde von Detlef von Liliencron in einem Gedicht festgehalten.





                                                                                              Inmitten des Ortes ist eine Verkehrsinsel und ich fahre geradeaus in einen schönen Plattenweg hinein.








                                                                                              Es handelt sich um ein Geestgebiet und der Weg geht in einer leichten Steigung voran. Ich lasse das Navi mitlaufen – der höchste Punkt ist 28 Meter hoch. Das ist viel im hohen Norden!

                                                                                              Es ist warm geworden und ich ziehe meine Jacke aus. Am Rande sehe ich eine kleine Himbeere.





                                                                                              Sommer kann schön sein.
                                                                                              Doch ein paar Meter schaue ich verdutzt. Ich habe den falschen Weg genommen. Verdammt. Und nun? Ich könnte jetzt schummeln, aber ich will ja den richtigen Weg fahren. Also fahre ich wieder zurück.
                                                                                              An der nächsten Kreuzung denke ich, das wäre der richtig Weg. Erst fahre ich noch ein Stück weiter, drehe dann aber und fotografiere die Stelle.








                                                                                              Wieder geht es bergauf und die Fahrt macht richtig Spaß. Der Weg ist nicht zu steil, sondern gerade richtig.

                                                                                              Ich komme an eine andere Straße, biege rechts ab Richtung Gudendorf und mich trifft der Schlag. Hundert Meter weiter mündet der richtige Weg in die Straße ein.





                                                                                              Ich kämpfe mit meinem reinen Gewissen, dann biege ich in den Nordseeküstenradweg ein und fahre zurück nach Windbergen.





                                                                                              In Windbergen checke ich das Schild und tatsächlich: Ich hätte rechts abbiegen müssen statt gerade aus zu fahren.





                                                                                              Aber da ich nun mal da bin, fülle ich im Edeka meine Wasservorräte auf.





                                                                                              Dann fahre ich wieder zurück und biege diesmal ordnungsgemäß in den richtigen Weg ein. Der Umweg hat mich fast eine Stunde gekostet. Aber Spaß gemacht hat die Fahrt trotzdem – es war eine wunderschöne Strecke.





                                                                                              Nun radele ich durch Gudendorf.





                                                                                              Hinter dem Ort geht es links ab und der Weg führt an der Bahnlinie entlang.








                                                                                              Gerne würde ich die Straße „Himmelreich“ befahren, aber der Radweg geht in der Straße „Am Kleve“ weiter.





                                                                                              Ein paar Meter weiter befindet sich eine Infotafel und ich erfahre, dass ich in einem ganz besonderen Gebiet weile: Dem Klev. Er zieht sich von Windbergen bis nach St. Michaelisdonn und erklärt die Steigungen hinter Windbergen.





                                                                                              Direkt hinter der Bahn beginnt der Barlter Klev – wie es scheint ein Naturschutzgebiet.








                                                                                              Wenig später bin ich in St. Michaelisdonn und werde die Hauptstraße entlang Richtung Bahnhof geführt.





                                                                                              Ein paar Dauergäste sitzen vor dem Kiosk und ich suche das Nordseeküstenradwegschild. Zu blöd – ich stehe direkt daneben.





                                                                                              Brunsbüttel ist 16 km weit entfernt. Ein Klacks. Es ist gerade erst halb 12, da kann ich auch noch ein Stück weiter fahren. Der Wanderweg Schlei-Eider-Elbe führt ebenfalls hier vorbei.





                                                                                              Der Radweg führt nun an der Marschenbahn – Draisine vorbei.








                                                                                              Dann geht es in Richtung Hooper Mühle.








                                                                                              Dann fahre ich durch Hopen. Am Straßenrand steht ein Kriegerdenkmal mit den Gefallenen der beiden Weltkriege.





                                                                                              Es geht in Richtung Hopener Flugplatz. Der Weg zum Bismark Denkmal scheint nur Wanderern vorbehalten zu sein und ich bin mir unsicher, ob ich überhaupt richtig bin. Aber eine andere Möglichkeit gibt es nicht.





                                                                                              Zunächst stehe ich allerdings fast auf einem Golfplatz. Die Automarken der parkenden Autos zeugen von Reichtum. Ein Radwegschild finde ich nicht und so gehe ich davon aus, dass ich vor dem Golfplatz links muss. Vor verirrten Bällen wird gewarnt. Eine Infotafel an der Landstraße informiert über die Klev- und Donnlandschaft.








                                                                                              Ich biege in die Landstraße ein und die dicken Kutschen, die vom Golfplatz kommen, nerven ein wenig. Plötzlich steht erneut ein Infoschild an der Straße. Es weist auf das Grabhügelfeld Hopen hin.





                                                                                              Ich gehe in den Feldweg hinein und fotografiere den Hügel, bin mir aber nicht sicher, ob es sich um so eine Grabanlage handelt, denn ein weiteres Schild fehlt.








                                                                                              Kurz vor Friedrichshof komme ich an dieses Schild:





                                                                                              Dass sich an dieser die Streckenführung des Nordseeküstenradwegs verändert hat, weiß ich da noch nicht und sehe ich auch erst, als ich meine Bilder nachbearbeite. Aber dazu später.

                                                                                              An der Kreuzung steht eine Sitzgruppe und ein Campingplatzschild, aber der Campingplatz liegt nicht auf meinem Weg.
                                                                                              Ich folge den Radwegschildern und fahre bergab. Kurz vor Dingerdonn komme ich heraus. Ich bin verwirrt. In meiner Karte steht ein völlig anderer Weg eingezeichnet. Ich schiebe den Berg wieder hoch und rätsele an dem Richtungsschild herum.
                                                                                              Das Nordseeküstenradwegsymbol zeigt eindeutig in Richtung Dingerdonn. Der Nordseeküstenradweg soll aber über Kuden und Eddelak führen. Also ist das Schild, das auf dem Foto nach vorne zeigt, maßgebend. Ich frage eine Spaziergängerin um Rat, aber sie versteht mein Problem überhaupt nicht. Ich entscheide mich, einfach den Weg zu nehmen, den meine Karte zeigt und biege Richtung Brunsbüttel ab. Der Weg führt in ein Wäldchen und die Waldluft riecht gut.








                                                                                              Dann erreiche ich Kuden und biege rechts ab.








                                                                                              Am Ortsende kommt diese Kreuzung. Das Nordseeküstenradwegschild zeigt links an dem Haus vorbei in Richtung Buchholzen Moor.





                                                                                              Ich fahre kurz in die Straße hinein und dann stutze ich. Hinter mir ist ein Auto mit Pferdeanhänger und ich stoppe es und frage die Beifahrerin. Nein, sagt sie, das ist ein riesiger Umweg, da kommen Sie auf den Nordostseekanalradweg.

                                                                                              Ich fahre wieder zurück, bin mir aber unsicher. Soll ich jetzt wieder nach Karte fahren oder wurde der Weg geändert? Unter jedem Symbol steht eine Telefonnummer, bei der man sich melden soll, wenn ein Schild fehlt. Ich rufe an. Der Mann am Telefon blickt nicht durch und als er das fünfte Mal fragt: „Wo sind sie jetzt“, fühle ich meinen Adrenalinpegel ansteigen. Es stellt sich heraus, dass es sich um einen Radreiseanbieter handelt, der die Schilder für seine Kunden wartet.





                                                                                              Ich bin jetzt richtig genervt, dass ich wegen so einem Mist so viel Zeit verloren habe und gebe Gas. Links von mir erscheint die Brücke Hochdonn. Leider führt der Radweg jetzt ziemlich lange Zeit an der Landstraße entlang. Sie ist zwar im Moment wenig befahren, aber schön ist die Strecke nun nicht mehr. Außerdem nieselt es zwischen drin ein wenig.





                                                                                              Schaut man sich vor diesem Hintergrund den Ausschnitt der Karte an, die im am Klev fotografiert hatte, dann führt der Nordseeküstenradweg tatsächlich über Dingerdonn, um den Radreisenden die Fahrt an der vielbefahrenen Hauptstraße zu ersparen. Die BVA und offizielle ADFC Karte ist also veraltet.
                                                                                              Hier der Ausschnitt noch einmal. Kuden liegt unten rechts im Bild und wird nicht mehr angefahren.





                                                                                              Ich fahre also noch die alte Strecke und bin froh, als ich hinter Eddelak endlich die Hauptstraße verlassen kann. Nun geht es auf Nebenwegen weiter.














                                                                                              Von der Wasserseite aus werde ich vorsichtig beäugt.








                                                                                              Der Weg führt über die Autobahn





                                                                                              und dann bin ich bereits in Brunsbüttel.





                                                                                              Es ist 13.40 Uhr.
                                                                                              Der Weg führt zunächst an einer Landstraße entlang.











                                                                                              Dann mündet er in eine Parkanlage, die einem Fluss folgt. Heißt er Braake und ist durch den Bruch eines Elbdeiches entstanden? Der Weg ist idyllisch und ich bin beeindruckt über die schöne Streckenführung. Wenige Angler sitzen am Ufer und Spaziergänger sind nicht unterwegs.





                                                                                              Dann kommt wieder ein Schild.








                                                                                              Und ich kann vorweg sagen: Nun beginnen wieder Streckenprobleme. Der Weg zur Fähre wäre jetzt linker Hand gerade einmal 1 km entfernt, der Nordseeküstenradweg macht jedoch eine Schleife durch Brunsbüttel und da ich den Nordseeküstenradweg nunmal korrekt fahren will, biege ich also rechts ab. Es ist 14.00 Uhr.

                                                                                              Ich komme am Schwimmbad heraus, gegenüber ist ein Wohnmobilstellplatz. Und dann verliert sich die Spur der Radwegschilder. Möglicherweise geht er hier irgendwo am Wohnmobilstellplatz ab.





                                                                                              Ich fahre durch eine Einkaufsstraße und suche den Radweg wieder. Anscheinend verläuft er wohl parallel zur Straße, aber helfen kann mir niemand, denn keiner kennt die Straße. Ich finde wieder ein Radwegsymbol und dann geht es am Elbeforum vorbei und wieder auf einen idyllischen Seitenradweg. Dokumentieren kann ich die Strecke jetzt nur rudimentär, da es immer wieder umständlich ist, an zu halten und das Handy aus zu packen. Mit der Kamera fotografiere ich ja immer während der Fahrt.
                                                                                              Eine einheimische Radfahrerin hat den gleichen Weg und ich fahre hinterher.





                                                                                              Wieder ein Richtungsschild und der Nordseeküstenradweg folgt jetzt dem Elberadweg. Die Symbole des letzteren sind gut zu erkennen, es ist ein kleines, geschwungenes, blaues „e“.





                                                                                              Es geht nun wieder Straße entlang und zunächst denke ich beim groben Abgleich von Karte und Navi, dass ich falsch bin und wende wieder, dann stelle ich aber fest, dass ich richtig bin. In der Tat, denn ich befindet mich im Brunsbüttel-Ort an einem historischen Ensemble, dem „Marktgeviert“, bestehend aus Kirche und Fachwerkhäuser. Dieser Bereich ist wirklich schön und beeindruckend.























                                                                                              Ich bedauere, mir die Fachwerkhäuser nicht genauer an schauen zu können, aber ich will weiter, denn langsam werde ich müde und ich habe noch den Weg nach Glückstadt vor mir, denn in Brunsbüttel komme ich ja nun mal nicht weg mit der Bahn. Die Schienenbusverbindung, die ich noch aus meiner Kindheit kenne, wurde 1988 eingestellt.

                                                                                              Drei Minuten später bin ich an der Elbe.





                                                                                              Hier ist auch der Campingplatz, den ich zwar noch nie besucht habe, aber sehr nett finde. Von oben sieht er eher aus wie ein Spielplatz, auch hier hat die Saison noch nicht begonnen. Gerne würde ich jetzt mein Zelt aufbauen.





                                                                                              Der Radweg führt jetzt unten an der Elbe entlang.





                                                                                              Dann wird man auf einen Deich geleitet und fährt oberhalb der Landstraße an den auf dem Deich gelegenen Häuser vorbei. Eine schöne Strecke. Bis: Bis die Baustelle kommt. Alter Hafen und alte Schleusen sind nicht passierbar.





                                                                                              Eine Frau hat das gleiche Problem und flucht. Sie wohnt genau gegenüber der Baustelle und leitet mich außen rum. Zu diesem Zweck muss man einen weiten Umweg über die Einkaufsstraße machen. Ich verliere ca. 15 Minuten. Sicherheitshalber frage ich sie, ob es in Brunsbüttel wirklich keinen Zug geht. Sie lacht ein sakrastisches Lachen „Züge kennen wir nur vom Hörensagen!“.

                                                                                              Endlich stehe ich auf der anderen Seite der Baustelle und finde den Radweg nicht wieder. Die Ausschilderung versagt. So schlage ich mich nach Gefühl Richtung Elbe durch , fahre an einem gähnend leeren Schwimmbad vorbei, durch eine Gartenanlage immer an der Elbe entlang, sehe einen Tower am Abfertigungsgelände des Nordostseekanals und dann kommt dann endlich wieder ein Radwegschild. Ganz so falsch scheint meine Strecke also nicht gewesen sein. Aber ich kontrolliere das jetzt nicht, das ist mir jetzt alles zu blöde hier. Es ist jetzt kurz nach 15.00 Uhr.











                                                                                              Ich fahre noch kurz zur Schleusenanlage der Segler.








                                                                                              Hier war ich als Kind oft. Keine Ahnung, ob diese Schleusen noch in Betrieb sind und wo die Schleuse für die Containerschiffe ist. Ich habe nicht mehr die Geduld, das zu klären. Das Gebiet ist nur von wenigen Touristen besucht und die Verkäufer in den Gastronomiebuden langweilen sich.

                                                                                              Das Gebäude hier kenne ich noch aus meiner Kindheit und es wirkte schon damals auf mich bedrohlich düster verstaubt. Früher gab es mehr solche Gebäude in Städten, wo sind die alle geblieben? Es gibt hier auch ein Schleusenmuseum, aber ich will weiter.





                                                                                              Vorbei geht es am Supermarkt, an dem eine radreisende Familie mit zwei kleinen Kindern gerade Proviant besorgt, zur Fähre.





                                                                                              Fahrräder haben ihre eigene Spur und dürfen zuerst auf die Fähre.







                                                                                              Kurz darauf geht es los und um 15.20 Uhr bin ich auf der anderen Seite von Brunsbüttel angelangt.


                                                                                              Oha.
                                                                                              (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                North Sea Cycle Route

                                                                                                Brunsbüttel – Glückstadt, 28,1 km

                                                                                                13.07.2012 (Zweiter Teil)


                                                                                                Die andere Seite von Brunsbüttel ist Industriegebiet und die Häuser wirken arm und ein wenig verlottert. Die Straßen sind menschenleer. Der Radweg führt an der Straße entlang und ist anfangs nicht besonders idyllisch. Allerdings sind nur wenige Autos unterwegs.

                                                                                                Links hat Bayer eine große Fabrik stehen.





                                                                                                Rechts kommt das Kernkraftwerk Brunsbüttel ins Blickfeld. Ein Kohlekraftwerk wird nun endgültig nicht gebaut – sehr zum Bedauern des Bürgermeisters von Brunsbüttel. Ich schätze, die Region ist auf die Arbeitsplätze angewiesen.





                                                                                                Ich befinde mich nun in Kreis Steinburg. Genaugenommen kurz vor Büttel.








                                                                                                Plötzlich sehe ich ein Schild vor mir und fahre weiter.





                                                                                                In letzter Sekunde kommt mir der Gedanke, dass sich der Richtungspfeil nach rechts auf die Einfahrt hinter mir bezieht und nicht auf eine zukünftige Abzweigung. Dann erspähe ich auch auf der anderen Seite ein Schild und das ist immer dann der Fall, wenn eine Abzweigung vor liegt.
                                                                                                Ich habe Recht, es geht rechts hinein.








                                                                                                Der Weg führt direkt an das Elbevorland. Von jetzt an beginnt wieder ein schöner Teil des Nordseeküstenradwegs.








                                                                                                Und so gebe ich Gas.

                                                                                                Von den Häusern sind nur die Spitzen zu sehen. Gehören sie schon zu Sankt Margarethen?








                                                                                                Kinder spielen an einem Siel und da sie mich nicht bemerken, scheint es sehr interessant zu sein.





                                                                                                Weit in der Ferne kommt das Atomkraftwerk Brokdorf in Sicht.








                                                                                                Die Architektur gefällt mir und so werden es nachher ein paar mehr Fotos werden. Ich hoffe, ich werde dafür nicht gelyncht. Am Ufer zeigen sich Sandbuchten oder Schilf.

















                                                                                                Langsam nähere ich mich Brokdorf.














                                                                                                Für kurze Zeit scheint die Kuppel des Kernkraftwerkes mit dem Himmel zu verschmelzen.





                                                                                                Dann kommt das Gebäude näher.





                                                                                                Sprudelnd und laut wird das Wasser hin und her geschleudert. Es ist spürbar warm.





                                                                                                Anglern scheint das entgegen zu kommen.





                                                                                                Der Leuchtturm hinter mir.





                                                                                                Das Kraftwerk neben mir.





                                                                                                Und Leuchttürme vor mir.








                                                                                                Verfahren kann man sich hier nicht, es geht immer gerade aus.











                                                                                                Der Radweg ist nun sehr schlecht. Er besteht aus Gehwegplatten und ist sehr huckelig. Das bremst und ist nicht gerade gut für die nicht mehr ganz so taufrischen Beine. Außerdem wird der Wind wieder stärker. Ich nähere mich nun der Störmündung bei Wewelsfleth.





                                                                                                Ich hatte den Platz als idyllisch in der Erinnerung. Aber davon ist nichts mehr zu spüren. Das Sperrwerk wird gerade überholt und der Parkplatz ist tief hinter dem Deich verborgen. Ich könnte schwören, dass es hier vor einigen Jahren noch anders aussah. Das Sperrwerk selbst ist schon alt, es wurde 1975 eingeweiht.











                                                                                                Es gäbe jetzt noch eine andere Route nach Glückstadt, doch der Nordseeküstenradweg geht hinter der Brücke rechts am Wasser weiter.







                                                                                                Und dieser letzte Teil ist nun anstrengend. Wäre der Belag besser, würde die Strecke Spaß machen. Aber diese ständigen Stöße nerven. Wie gut, dass meine Speichen repariert sind. Diese Belastung würden sie nicht mitmachen. Meine Knie fangen an weh zu tun, denn ich fahre jetzt mit Kraft gegen den Wind an.





                                                                                                An einer Stelle ist unklar, ob der Radweg oben weiter geht. Ich fahre unten weiter und lande in einer Sackgasse. Immerhin sieht man in der Ferne bereits die Fähre Glückstadt-Wischhafen. Sie ist ganz rechts im Bild.





                                                                                                Wohnbebauung beginnt. Nun ist es nicht mehr weit. Der nächste Campingplatz wäre von hier aus ca. 12 km entfernt. Sicherlich würde ich das konditionell noch schaffen, aber die Luft ist raus. Viel muss ich jetzt nicht mehr fahren. Ich überquere die Straße, die zum Fähranleger führt. Es ist Stau. Man fährt ins Wochenende, in den Urlaub oder nach Hause. Ein LKW weist auf Glückstadts berühmtestes Produkt hin: Den Matjes.








                                                                                                Ein Straße mit schönen Häusern erwartet mich. Vielleicht sollte ich Glückstadt einmal in Ruhe besichtigen?











                                                                                                Schon bin ich am Hafen. Das Jugendherbergsschild verwirrt erst ein wenig – es ist für Fußgänger gedacht. Sie ist auf der anderen Seite angesiedelt.











                                                                                                1077





                                                                                                Schnell fotografiere ich das Radwegschild, dem ich bei der Anschlusstour folgen muss. Es verweist auf die gegenüberliegende Seite des Hafens. Und ich schalte das Navi aus.








                                                                                                Dann radele ich Richtung Marktplatz.











                                                                                                und erreiche den Bahnhof. Er ist nicht mehr bewirtschaftet und steht zum Verkauf.





                                                                                                Ich kaufe mir eine Fahrkarte und warte. Um 18.49 Uhr soll die NOB kommen. Aber zunächst hält zu meiner Verwirrung der Regionalzug der DB. Die Fahrradabteile sind drei Treppen hoch und nicht ebenerdig wie bei der NOB und ich lasse den Zug fahren. Pünklich um 18.49 Uhr kommt dann die NOB – UND FÄHRT DURCH! Ich denke, mich trifft der Schlag. Sch......

                                                                                                Plötzlich ist aller Elan entschwunden. Ich setze mich bedröppelt hin und warte. Zwanzig Minuten später hält eine RB nach Pinneberg quietschend. Ich fackele nicht lang: Tür auf, linke Packtasche ab, Fahrrad an dem blödsinnigen Mittelhalter vorbei reinschieben und fallen lassen. Tasche holen, rein in die Zug. Schon schließen sich die Türen.

                                                                                                Ich strafe den Schaffner mit Mißachtung, der mein Ticket kontrolliert. Dann frage ich ihn aber doch nach dem Anschluss. Die S-Bahn steht in Pinneberg auf einem andere Gleis, ich muss durch den Tunnel, erklärt er mir betont erfreut. Wieso fährt die NOB durch, frage ich weiter? Tja, sagt er, die machen, was sie wollen, da hat er nichts mit zu tun. Als ich in Pinneberg Anstalten mache, mein Fahrrad aus dem Abteil zu wuchten, hilft er mir dann aber sofort und wir schließen Frieden.

                                                                                                Der Weg durch den Tunnel ist weniger schlimm als erwartet, denn nach oben gibt es eine Rolltreppe. Der Rest der Verbindungen ist dann besser als erwartet und so habe ich gar nicht so viel Zeit verloren, wie ich dachte.

                                                                                                Als ich auf dem Sofa sitze, fällt mir ein, dass ich heute eigentlich nur von Nordermeldorf bis Meldorf Bahnhof fahren wollte. What a day!

                                                                                                Ich bin 94,9 km gefahren mit einem Schnitt von 12,2.
                                                                                                Zuletzt geändert von Torres; 20.07.2012, 00:51.
                                                                                                Oha.
                                                                                                (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Liebt das Forum
                                                                                                  • 16.08.2008
                                                                                                  • 31757
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                  North Sea Cycle Route

                                                                                                  Glückstadt - Hamburg Teufelsbrück, 84,7 km


                                                                                                  14.07.2012


                                                                                                  Ich wache um 6 Uhr auf und entscheide, heute den letzten Teil des North Sea Cycle Ways am östlichen Ufer der Elbe zu absolvieren. Meine Beine haben sich ein wenig erholt. Gestern hatte ich morgens Probleme mit den Knien und auch beim Laufen das Gefühl, sie wären butterweich. Vielleicht eine Überbelastung durch den Gegenwind? Oder ein Tribut, den ich meinem Arbeitsplatz zolle? An der Kilometerleistung kann es nicht liegen.
                                                                                                  Da ich abends nicht übernachten kann, packe ich nur das Nötigste in den Rucksack, befestige liebevoll meine Karte am Lenker und starte. Der Wetterbericht verspricht Wärme am Nachmittag. Es soll um die 20 Grad werden. Das klingt doch gut. Der Wind weht frisch aus Südwest. Das ist meine Richtung, aber so stark wie die letzen Tage ist er nicht mehr.

                                                                                                  Ich radele durch das menschenleere Hamburg. Auf einer der Haupteinfallstraßen begegnen mir ein Auto und zwei Besucher des Fischmarktes, die mir ihrem Obstkorb nach Hause gehen. Weitere Fahrzeuge oder Menschen begegnen mir nicht. Es sind Sommerferien.
                                                                                                  7. 25 Uhr komme ich am Bahnhof Altona an und decke mich mit Frühstück ein. Der RB Zug der DB mit den hohen Treppen steht bereits da und ohne Packtaschen klappt der Einstieg perfekt. Ich frühstücke erst einmal ausgiebig. Um 8.24 Uhr steige ich in Glückstadt aus. Den Bahnhof kenne ich ja schon. Es nieselt und ich ziehe meine Regenjacke über. Ich schaue auf meine Karte und stelle fest: Da ist keine Karte. Wo ist die Karte? Ich habe sie wie immer auf dem Lenker mit Packtaschenriemen befestigt. Habe ich sie verloren? Das hätte ich doch gemerkt, oder? Aber vielleicht war der Riemen lose. Wieso passiert so etwas immer mir?


                                                                                                  Ich pfeife auf die Karte, denn die Strecke ist ja gut ausgeschildert. Nur hinter Elmshorn kann es bedenklich werden. Hier war die Karte nicht eindeutig. Es sind zwei dicke rote Strecken eingezeichnet: Eine über Seestermühle und eine über Seester. Schauen wir mal.

                                                                                                  Ich radele zügig zum Hafen, denn dort hatte ich vorgestern das weiterführende Schild verlassen. Auf dieser Seite ist auch die Jugendherberge, ein modernes Gebäude mit einem sehenswerten alten Portal.

















                                                                                                  Es sind Fernradler unterwegs und nicht alle mit vorteilhaften Klamotten.





                                                                                                  Im Laufe des Tages werde mir auch einige Fernradler begegnen, die wie Knietschbonbons aussehen. Das liegt am Regenschutz für die Packtaschen. Wozu braucht man so etwas? Das plustert sich doch auf.





                                                                                                  Es geht nun idyllisch an der Elbe entlang. Rechts beginnt ein Naturschutzgebiet, das nicht betreten werden darf. Es nieselt ab und zu, aber ich brauche die Regenhose nicht an zu ziehen. Der Wind ist kaum spürbar und ich komme gut voran. Das hätte ich vorgestern auch noch geschafft.














                                                                                                  Als der Radweg schlechter wird, bin ich mir da zwar nicht mehr ganz so sicher, denn der Belag nervt, aber klar: das hätte ich geschafft.

                                                                                                  Bielenberg kommt in Sicht und ich bekomme einen Zivilisationsschock. Eigentlich ein idyllisches Fleckchen, allerdings ist Sonntagmorgen und Sonntagmorgen ist wohl Hundekacktag am Strand. Ich erspare mir Kommentare, sonst bekomme ich Ärger! Es stehen auch einige Wohnmobile herum, die ich geflissentlich übesehe.



































                                                                                                  Nun geht es weiter Richtung Kollmar.




















                                                                                                  Kollmar ist ein Motorradtreffpunkt und hier habe ich bereits als Kind gebadet. Der Strand ist nicht groß und bei Flut noch schmaler, aber erholsam ist es dennoch dort. Am frühen Morgen ist allerdings noch nicht viel los. Das wird sich gegen Mittag ändern.














                                                                                                  Moby Dick und Moby Dünn.





                                                                                                  Diese Boote mag ich irgendwie.





                                                                                                  Links am Deichrand ist ein Restaurant. Einmal habe ich dort gegessen und fand das Essen in Ordnung. Wer mag, kann sich natürlich auf die Pommesbude stürzen....
                                                                                                  Motorradfahrer sind noch keine zu sehen. Sie haben dort ihren eigenen Parkplatz und die Fahrer liegen gerne am Deich und sehen dem Treiben zu.








                                                                                                  Ich radele weiter und an der nächsten Abzweigung frage ich mich, wo eigentlich der Campingplatz ist. So weit ist der doch gar nicht von Kollmar entfernt. Erst als ich auf dem Deich bin, sehe ich, dass der Nordseeküstenradweg hier weiter führt.








                                                                                                  Links der Campingplatz. Es ist ein sehr netter, familiärer Platz, der gerne von Radreisenden genutzt wird.





                                                                                                  Team Swiss rast an mir vorbei. Immer wieder werden mir heute Radrennfahrer begegnen und mich richtig alt aussehen lassen.





                                                                                                  Der Campingplatz ist links an der Straße, der Radweg führt nach rechts. Ich mag die Straße sehr, die ich jetzt entlang radele. Sie gehört zu meinen Motorradlieblingsstrecken und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich hier noch nie geradelt bin.








                                                                                                  Eine Hütte mit Äpfeln lockt. Ich kaufe zwei Kilo Äpfel und hätte ich eine Packtasche dabei, würde ich wohl auch noch 5 Liter Apfelsaft erwerben. Als ich wieder aufs Fahrrad steige, fährt es gleich viel besser. Ich werden wohl nie zur UL Fraktion gehören.








                                                                                                  Irgendwo hier muss es gleich rechts gehen. Ich weiß das, weil ich mich hier schon oft mit dem Motorrad verfahren habe. Tatsächlich ist dann auch bald der Abzweiger.











                                                                                                  Die Billigzelte flattern im kaum spürbaren Wind. Hier hat ein Festival statt gefunden.





                                                                                                  Dann geht es menschenleer, autoleer und bei leichtem Gegenwind weiter.

















                                                                                                  Kurz darauf erreiche ich die Fähre Kronsnest. Es ist eine alte Fähre, die über die Krückau fährt und Fußgänger und Radfahrer auf die andere Seite bringt. Würde ich hier abkürzen, würde ich bestimmt einer oder anderthalb Stunden Fahrt einsparen. Allerdings fährt sie nur an den Wochenenden und Feiertagen und ist daher kein offizieller Bestandteil des Nordseeküstenradwegs. So wird man als Radfahrer über Elmshorn geleitet, denn eine Brücke gibt es nicht und das Sperrwerk ist ähnlich zeitbegrenzt. Aber dazu später.
                                                                                                  Da ich mit der Fähre noch nie gefahren bin und sie auch noch nie habe fahren sehen, biege ich in die Zufahrt ein und stelle mein Fahrrad an der Seite ab.

                                                                                                  70001








                                                                                                  Die Fähre wird gerade mit zwei Radlern beladen und bin neugierig. Die Fährsleute fordern mich auf mit zu fahren und das tue ich dann auch. So setzen wir über und ich fahre dann natürlich pflichtbewusst wieder zurück. Die beiden Überfahrten kosten zusammen 1 Euro und wenn ich erst am Mittag gekommen wäre, hätte es selbstgebackenen Kuchen gegeben. Die beiden machen das einfach nur als Hobby und es scheint viel Spaß zu machen. An manchen Tagen setzen bis zu 300 Menschen mit der Fähre über.




















                                                                                                  Ich fahre am Gasthaus Spiekerhörn vorbei – hier trifft sich der Motorradclub der Gegend.





                                                                                                  Und schon befinde ich mich auf einer idyllischen landwirtschaftlichen Nebenstraße, die ich noch nie gefahren bin, da sie für Motorradfahrer verboten ist. Schön ist es hier. Wieder einmal muss ich die Streckenführung bewundern. Die muss eine Person oder mehrere Personen festgelegt haben, die sich wirklich auskannten.











                                                                                                  Leider ist die Strecke bald zu Ende und ich werde auf die Landstraße geleitet.








                                                                                                  Hier fährt man gerne zu schnell....

                                                                                                  713


                                                                                                  Es geht jetzt nach Elmshorn hinein und obwohl bereits halb elf ist, ist wenig Verkehr.











                                                                                                  Vor der Tankstelle geht es rechts ab und ich interpretiere das nächste Schild so, dass ich in die Straße einbiegen soll. Sie besteht aus Kopfsteinpflaster und das ist mir zuviel. So fahre ich auf dem Bürgersteig.








                                                                                                  Am Ende der Straße ist wieder Landstraße und das kann nicht sein. Ich hoppele wieder zurück und sehe keine anderslautenden Schilder. Ich verstehe es nicht. War das doch richtig? Ich fahre noch ein Stück zurück zum letzten Wegweise an der Landstraße und biege noch mal an der Tankstelle ab und dann sehe ich es: Geradeaus ist ein Weg. Wow. Den habe ich völlig übersehen.





                                                                                                  Ich biege ein und an der Brücke steht das gesuchte Schild. Der Weg ist idyllisch. Ich genieße die Fahrt.








                                                                                                  Eine Schautafel steht am Weg.








                                                                                                  Und dann werde ich an eine Trauma meiner Schulzeit erinnert: Haferflocken. Ach nein, eigentlich habe ich die immer ganz gerne gegessen. Cornflakes fand ich natürlich besser....





                                                                                                  Gleichzeitig stehe ich vor einer Baustelle, der Richtungspfeil geht geradeaus und nirgendwo ist ein Schild, das erklärt, wie es jetzt weiter geht. Ich fahre über den Parkplatz und kombiniere, dass ich wohl eine Brücke suchen muss, denn der Radweg muss auf der anderen Seite weitergehen. Hinter dem Parkplatz kommt man nur ans Wasser, da geht es auch nicht weiter.





                                                                                                  Dann finde ich die Brücke und dort sehe ich dann auch ein Schild, fahre über die Brücke und glaube gerade aus richtig zu sein.








                                                                                                  Hinterher stelle ich fest, dass ich dort, wo der Mann läuft, scharf hätte rechts abbiegen sollen. Viel hätte mir das aber auch nicht genutzt, weil die Schilder am Stadttheater verwirrend sind. So fahre ich erst einmal auf dem Radweg zur nächsten Hauptstraße.





                                                                                                  Kein Radschild mehr. Ich grummele. In Elmshorn kann man sich wunderbar verfahren. Auch mit dem Motorrad.





                                                                                                  Ich biege nach Gefühl rechts ab.
                                                                                                  Dann kommt ein winziger, kaum zu sehender grüner Radpfeil unter dem Straßenschild und ich folge.








                                                                                                  Am Stadttheater sehe ich wieder einen Wegweiser. Er führt nach rechts.




                                                                                                  Über die Hauptstraße.





                                                                                                  Ich biege an den Hafen ein und sehe die Brücke, die ich vorhin passiert habe, von Ferne.





                                                                                                  Das kann aber nicht stimmen, denn da komme ich ja nicht durch - schon allein aufgrund der Baustelle und logisch ist es auch nicht, dass es dort nach Hamburg geht. Ratlos fahre ich wieder zurück, studiere wieder das Schild und dann entscheide ich mich, frei Schnauze zu fahren. Ich biege in die Hauptstraße Richtung Uetersen ein. Hinterher sehe ich auf der Karte, dass der Weg wohl durch Wohngebiete ging und ich vermutlich gar nicht so falsch lag. Möglicherweise hätte ich am Stadttheater geradeaus weiter fahren müssen.





                                                                                                  Nach ein paar Metern findet sich an der Hauptstraße in der Nähe eines Supermarktes dann doch ein kleiner Radwegpfeil. Er zeigt geradeaus.





                                                                                                  Aus Interesse fahre ich erst einmal in den Weg nach rechts hinein, um zu sehen, ob da ein Radweg am Ufer ist. Ich lande am Ruderclub. Eine direkte Verbindung am Fluss gab es also nicht – ich habe nichts übersehen.








                                                                                                  Ich biege nun dem Pfeil folgend in den Radweg ein. Ein Hinweis auf den Nordseeküstenradweg fehlt, ich scheine ich allerdings auf dem Ochsenweg zu sein. Da der Nordseeküstenradweg regionalen Radwegen folgt, kann ich also nicht ganz falsch sein.





                                                                                                  An einer Schutzhütte mache ich Früstückpause und google die Strecke, aber mein Handy kann die Dateien nicht lesen. Verdammt, jetzt wäre die Karte gut. Warum man die Tischplatte anzünden musste, entzieht sich übrigens meiner Kenntnis.





                                                                                                  Oha.
                                                                                                  (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Freak

                                                                                                    Liebt das Forum
                                                                                                    • 20.07.2009
                                                                                                    • 12705
                                                                                                    • Privat


                                                                                                    #50
                                                                                                    AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                    Schöne Bilder und tolle sportliche Leistung.

                                                                                                    Fein, Daß Du mich wenigstens in Gedanken gegrüßt hast.

                                                                                                    Hattest Du überhaupt ein Visum für Dithmarschen?

                                                                                                    Gruß Ditschi

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      • 31757
                                                                                                      • Privat


                                                                                                      #51
                                                                                                      AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                      Ich fahre weiter. Der Weg ist sehr schön, aber der Wind frischt etwas auf. Ich spüre meine Knie schmerzhaft und versuche mit ganz wenig Kraft zu fahren, auch wenn das bei dem Gegendruck nicht immer gelingt.








                                                                                                      Dann ein Radwegschild. Ein Autofahrer fährt fast auf mich auf, als ich bremse, ich habe ihn nicht gehört und er schimpft. Ich motze zurück. Gleichzeitig bin ich glücklich: Ich bin richtig.





                                                                                                      Die Strecke ist wieder wunderschön. Nur der Wind. Ein paar Mal nieselt es auch kurz, aber das ist nicht der Rede wert.





                                                                                                      Dass ich mich auf dem Katastrophenweg befunden habe, war mir nicht bewusst gewesen. Zum Glück.





                                                                                                      Nun geht es idyllische Dorfstraßen entlang. Ich bin diese Strecke bereits oft mit dem Motorrad gefahren und mag sie sehr. Mit dem Fahrrad ist das eine ganz neue Perspektive.










                                                                                                      Seestermühle zieht sich sehr lang an hin und laut der Schilder scheint es nur eine Nordseeküstenradwegstrecke zu geben und dieser folge ich.





                                                                                                      Auf der rechten Seite taucht die Fähre Kronsnest auf – hier ist das Gegenstück und hier wäre ich heraus gekommen, wenn ich nicht über Elmshorn gefahren wäre.




















                                                                                                      Die Hinweise auf das Melkhus häufen sich. Und dann stehe ich davor.








                                                                                                      Es ist eine Selbstbedienungsbar, die zu einem Bauernhaus gehört. Im Kühlschrank steht Joghurt, Brot mit Käse und andere Köstlichkeiten auf Milchbasis. Ich genehmige mir einen Joghurt-Limetten Drink mit Grenadiere und ein Schokoladeneis. Das Eis scheint eine Extraherstellung zu sein und schmeckt köstlich.

                                                                                                      Dann ist Seestermühle zu Ende und das Richtungschild weist den Radler Richtung Pinnausperrwerk.







                                                                                                      Ich biege ein, ohne auf die Uhr zu schauen. An Wochenenden ist das Sperrwerk tagsüber bis auf eine Mittagspause durchgängig geöffnet, das weiß ich. Wieder ist Gegenwind und er hat an Fahrt gewonnen.


                                                                                                      Dann stehe ich vor dem Sperrwerk und finde es scheußlich. Das Gegenstück führt über die Krückau und ist ebenso scheußlich. Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass Mittagspause ist. Die Brücke ist geöffnet und nicht passierbar. Es ist gerade 13.28 Uhr.




















                                                                                                      Spontan fasse ich den Entschluss, außen herum über Neuendeich zu fahren. So ist die Route auch in der Karte eingezeichnet, da das Sperrwerk ja ein Hindernis darstellt. Also radele ich wieder zurück und hoffe auf Rückenwind, aber der Wind ist nur etwas schwächer – weg ist er nicht.





                                                                                                      Ich biege in die Landstraße ein. Radfahrer überholen mich und dann fällt der Groschen: Bald ist Radrennen in Hamburg und die Strecke führt hier entlang. Die Fahrer trainieren den Ernstfall.








                                                                                                      Dann plötzlich weiß ich auch, wo sich die Querung der Pinnau befindet: Bei Moorege. Ich erkenne die Häuser am Straßenrand. Diese Brücke hat mir schon immer gefallen und ich freue mich, sie jetzt einmal zu erradeln.











                                                                                                      Hinter der Brücke zeigt der Richtungspfeil an der nächsten Einmündung nach rechts und wieder geht es am Deich entlang.





                                                                                                      Hier ist der Wind wieder stärker und kurz vor Ende ist er so stark, dass ich wieder Knieschmerzen bekomme. Wenn das so weiter geht, muss ich in Wedel abbtrechen.














                                                                                                      Die Vegetation ist üppig und in den Gärten leuchten die Farben der Blumen. Hier scheint sehr fruchtbarer Boden zu sein.





                                                                                                      Als ich das Gegenstück zum Pinnau Sperrwerk erreiche, ist es genau 14.00 Uhr. Ca. 7 Kilometer Umweg und 30 Minuten Fahrzeit – aber die Fahrt war viel schöner als das Warten und zumindest habe ich keine Zeit verloren.





                                                                                                      Nun geht es wieder am Deich entlang, aber die Strecke ist aus meiner Sicht ziemlich öde. Innerlich bereite ich mich vor, dass es nun bis Wedel so weiter geht. Und so bin ich erfreut, als der Radweg am Obsthof durch Hohenhorst und Mühlenwurth von der Strecke abweicht.








                                                                                                      Gut, man fährt nun Landstraße und möglicherweise waren auch kommerzielle Interessen dabei, aber der Sinn eines Fernradweges soll meiner Meinung nach auch sein, die Umgebung kennen zu lernen und nicht nur am Deich Schafe zu betrachten. Außerdem ist die Haseldorfer Marsch ein Obstanbaugebiet und ermöglicht es dem Radler, sich noch einmal mit feldfrischem Obst ein zu decken, bevor es in die Kohlregion und dann später in die Weidewirtschaftsgegenden weiter geht.








                                                                                                      Als der Radweg Richtung Hafen abknickt, freue ich mich. Hier habe ich vor Jahren an schönen sonnigen Abenden schon viele idyllische Stunden verbracht.








                                                                                                      Als der Nordseeküstenradweg allerdings am Sturmfluganzeiger links abbiegt, fahre ich schnell noch Richtung Hafen und bin enttäuscht. Andere fanden diesen Platz wohl auch idyllisch und so steht dort jetzt unübersehbar eine Gastronomieeinheit. Anscheinend ist hier jetzt ein neuer Motorradtreff und der Zauber ist dahin.





                                                                                                      Am Innendeich geht es jetzt Richtung Hettlingen und nun steht der Wind günstig. Ich fliege dahin.





                                                                                                      In der Ferne steht ein Strommast und ich ahne, wo ich bin.






                                                                                                      Ein Blick über den Deich bestätigt meine Vermutung: Rechts von mir ist Lühesand und der zentrale Strommast der Insel ist an den Mast vor mir angeschlossen.








                                                                                                      Weiter geht es nun Richtung Wedel und dann passiert etwas ganz Erstaunliches: Es wird warm. Richtig warm. Ich kann es kaum fassen! Und ziehe die Regenjacke aus. Hier ist jetzt viel Betrieb und die Sonnenhungrigen liegen am Deich. Ich sehe sogar die Fahrräder der Radler, die auf der Fähre übergesetzt sind. Wieder kommt mir ein Schwung Reiseradler mit Packtaschenschutz entgegen, es werden noch einige folgen. Möglicherweise waren sie am Morgen noch in Hamburg und starten jetzt ihre Tour nach Norden.














                                                                                                      Wedel kommt in Sicht.








                                                                                                      Erwartungsgemäß biegt der Weg in Schulau in die Straße Richtung Willkommeshöft ein. Aber ein schönes Foto gelingt mir nicht und ich flüchte außerdem, denn es ist viel los. Sonntagnachmittag eben.








                                                                                                      Weiter geht es nun die Hauptstraße bergan. Es gilt das Fernheizwerk zu umfahren. Am Tinsdaler Weg fehlt die Markierung, aber ich biege nach Gefühl rechts ab und es ist richtig.








                                                                                                      Hinter dem Heizkraftwerk geht es rechts ab und schon sehe ich den Parkplatz, an dem die schreckliche Treppe ist. Hier war ich auf meiner ersten Wintertour für das WAI entlang geradelt. Mich fröstelt, wenn ich daran denke. :-)








                                                                                                      Ohne Gepäck ist die Treppe einfach zu überwinden. Zumindest für mich, denn einige Radler stöhnen sehr, obwohl rechts auf beiden Seiten eine Fahrradrinne ist.

                                                                                                      Ich erinnere mich an das Quaken der Enten und dann genieße ich die Fahrt die sommerlich grüne Strecke entlang. Es ist einfach wunderschön hier.























                                                                                                      Bald erreiche ich Wittenbergen und der Parkplatz ist tatsächlich nicht mehr bewirtschaftet.

















                                                                                                      Wer hier wohnt, hat ausgesorgt. Glaube ich.
                                                                                                      Dann kommt der Campingplatz Elbecamp und wäre ich jetzt auf Tour, wäre hier Ruhepause angesagt. Es ist der übliche Betrieb dort und ich bedauere, kein Zelt dabei haben zu können.











                                                                                                      Verkehrsberuhigung in Hamburg.








                                                                                                      Ich nähere mich Blankenese. Es ist Zeit für den Sonntagsspaziergang und entsprechend viele Menschen sind unterwegs. Dennoch: Das kenne ich viel schlimmer. Viele Hamburger sind in den Sommerferien. Im Herbst kann man hier nicht Radfahren, es ist einfach zu voll. Überall sitzen Menschen am Strand und genießen, dass endlich mal die Sonne scheint. Die Straße, die sich am Strand entlang schlängelt ist Einbahnstraße, für Fahrradfahrer aber in beide Richtungen frei gegeben.








                                                                                                      Blankenese verstrahlt nicht nur den Charme des ehemaligen Fischerdorfes, sondern riecht nach Sonne, Urlaub, fernen Ländern. Wie sich die Fischerdörfer dieser Welt doch ähneln. Wäre hier das Meer vor der Tür, könnte man auch in Südfrankreich oder Cornwall sein.











                                                                                                      Es geht nun an Segelvereinen und Ruderclubs vorbei. Hamburg ist Wassersportland. Boote stehen mitten auf dem Weg.



































                                                                                                      Und dann bin ich auch schon unversehens am Anleger in Teufelsbrück.





                                                                                                      Hier ist der Nordseeküstenradweg auf dieser Seite der Elbe zu Ende. Mit der Fähre geht es jetzt nach Finkenwerder und von dort aus über Binnenland Niedersachsens Richtung Küste und über Ostfriesland in die Niederlande.

                                                                                                      Diese Strecke mache ich aber nicht mehr heute und so steige ich in Finkenwerder in die Fähre nach Hamburg. Es ist Queens Day, d.h. die Cunard Schiffe Queen Elisabeth und Queen Mary 2 liegen beide im Hamburger Hafen und am Abend wird ihre Begegnung im Hafen bewusst herbei geführt und mit einem Feuerwerk gekrönt. Entsprechend sind die Fähren proppevoll, da jeder, der sich keine Hafenrundfahrt leisten kann oder will, ein Foto von den Kreuzfahrtschiffen machen will. Queen Elisabeth liegt am Altonaer Kreuzfahrtterminal, wir fahren direkt daran vorbei.





                                                                                                      An jedem Halt des Fährschiffes steigen im Schnitt 50-100 Menschen aus und genau so viele wieder zu. Der Fährverkehr ist heillos verspätet und einige Passagiere müssen am Anleger stehen bleiben.
                                                                                                      Als ich an den Landungsbrücken ankomme, will ich nur noch nach Hause. Der Kontrast zwischen den Geräuschen der Natur und den Massen von Menschen ist einfach zu groß.


                                                                                                      Ich bin 84,7 km /h gefahren mit einem Schnitt von 14,4. Den Weg nach Hause nicht mit eingerechnet.
                                                                                                      Als ich zu Hause ankomme, muss ich an meine verlorene Karte denken und schaue, ob ich sie vielleicht in der Umgebung verloren habe. Aber ich sehe nichts. Kurz bevor ich die Garagentür öffne, schwant mir plötzlich, wo sie ist. Und tatsächlich: Ich habe sie auf das falsche Fahrrad geschnallt.

                                                                                                      Meine nächsten freien Tage werde ich mit Keksen, Mineralwasser und einem guten Buch im Strandkorb verbringen. Und ich werde mich keine zwei Meter von der Stelle bewegen! Garantiert!
                                                                                                      Zuletzt geändert von Torres; 20.07.2012, 14:25.
                                                                                                      Oha.
                                                                                                      (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Freak

                                                                                                        Liebt das Forum
                                                                                                        • 16.08.2008
                                                                                                        • 31757
                                                                                                        • Privat


                                                                                                        #52
                                                                                                        AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                        Hattest Du überhaupt ein Visum für Dithmarschen?

                                                                                                        Gruß Ditschi
                                                                                                        Leider nicht.

                                                                                                        Ich hoffe, ich habe mich nicht strafbar gemacht.

                                                                                                        Edit: Sehe gerade, die Visumpflicht ist seit Anfang 2012 abgeschafft. Glück gehabt.

                                                                                                        Zuletzt geändert von Torres; 20.07.2012, 13:09.
                                                                                                        Oha.
                                                                                                        (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                          • 20.07.2007
                                                                                                          • 3236


                                                                                                          #53
                                                                                                          AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                          Dein Bericht macht Spaß und Lust auf eine Fortsetzung meiner vor über 20 Jahren frustriert wegen Sauwetter in Husum abgebrochenen Schleswig-Holstein-Rundtour, danke dafür!

                                                                                                          Ich hab *damals* dann von einer kleinen Pension am äußersten Rand Husums noch ein paar Tage Tagestouren auf der Halbinsel Eiderstedt gemacht - irgendwie fiel mir beim Anblick des Asphaltdeichs-Fotos beim Eidersperrwerk sofort dieser Tag wieder ein, als ich auf dem Deich bei heftigstem gegenwind und mit einem technisch eher simplen Rad und trümmerschwerer Ausrüstung da lang gefahren bin...auch zu deinem sich verwindenden Zelt gabs Parallelen - wobei mein damaliges ein recht simples Iglo mit Fiberglasgestänge war das sich stromlinienförmig an den Boden schmiegen wollte und nicht mal mehr für eine sitzende Person Platz bot, geschweige denn für zwei

                                                                                                          Sollte ich irgendwann mal die Fotos dieser Tour wieder ausgraben muß ich mal schauen was sich da so alles wiederfindet. So toll mit Wegweisern versehen wwars eher nicht, und die simple Shell-Generalkarte im Maßstab 1:200.000 die wir benutzt haben hätte wohl so mehr als einen Weg den du hier als wirklich wunderschön zeigen konntest gar nicht ausgewiesen. Hab ichs überlesen oder hast du es tatsächlich nicht verraten mit was für einer Karte du unterwegs warst?

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Freak

                                                                                                            Liebt das Forum
                                                                                                            • 16.08.2008
                                                                                                            • 31757
                                                                                                            • Privat


                                                                                                            #54
                                                                                                            AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                            Oh, die Karte habe ich tatsächlich nicht verraten: Die ADFC Tourenkarte Nordfriesland-Schleswig habe ich verwandt. Mit den Karten aus dieser Serie fahre ich in Deutschland immer immer.

                                                                                                            http://www.fahrrad-buecher-karten.de...schleswig.html

                                                                                                            OT: Nur mein Zelt muss ich jetzt mal in Schutz nehmen: So wie Fiberglas hat sich das Gestänge nicht gedreht, der Druck war vor allem auf der Seitenflanke. Ist glaube, die Bögen sind aus einem recht dünnen Scandium. Aber man muss ja nicht unnötig Druck aufs Gestänge ausüben, wenn es auch anders geht.
                                                                                                            Oha.
                                                                                                            (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Freak

                                                                                                              Liebt das Forum
                                                                                                              • 16.08.2008
                                                                                                              • 31757
                                                                                                              • Privat


                                                                                                              #55
                                                                                                              AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                              Habe eben mal gegoogelt. Der Nordseeküstenradweg besteht seit 2001. Davor fehlte sicherlich eine einheitliche Beschilderung.

                                                                                                              Im übrigen bin ich mir nicht sicher, ob alle, die mir so entgegen kamen, den Radweg wirklich konsequent durch ziehen werden. Einige sahen auch mehr nach Übernachtung in Pensionen und hoffnungslos konditionell überfordert aus. Oder sie hatten unglaublich viel Zeug dabei. Aber der Wind hat schon viele geschafft, viele sind das ja gar nicht gewohnt, dass es überhaupt so viel Wind gibt. Windstille Tage sind ja bei uns eher die Seltenheit. Der Windchill, d.h. die Auskühlung durch den Wind selbst im Hochsommer, die durch den Wind reduzierten Tagestemperaturen und die kalten und feuchten Abende und Nächte tun ihr übriges.
                                                                                                              Schlecht dran sind auch die, welche auf Zeit fahren bzw. gefahren sind. Viele, die bis zum letzten Jahr den Weg komplett fahren, hatten die Fähre in Bergen nach Schottland vorgebucht, die jetzt aber nicht mehr fährt. Wenn sie dann zwei oder drei Tage abwettern mussten, wurde es eng mit dem Zeitplan.

                                                                                                              Am Sonntag soll ja angeblich der Sommer kommen. Auch in den Norden
                                                                                                              Oha.
                                                                                                              (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                              Kommentar


                                                                                                              • rumtreiberin
                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                • 20.07.2007
                                                                                                                • 3236


                                                                                                                #56
                                                                                                                AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                Grins...dieser Sommer in dem ich das probiert habe war ähnlich mies wie der diesjährige - und meine damalige Ausrüstung war preiswert, trümmerschwer und erreichte insbesondere bei Dauerregen recht schnell ihre Grenzen, so daß wir so alle 4 bis 5 Tage wegen völlig durchnäßt zähneknirschend in Pensionen oder Jugendherbergen investieren mußten, weil wir uns in dem nassen Zeugs nachts den hintern abgefroren hätten. So ungefähr das was hier im Forum gern als "Festival-Ausrüstung" oder "Baumarkt- und Discounterzeugs" bezeichnet wird. Da halfen auch hart im Nehmen sein, großzügiger Einsatz von Einkaufs- und Mülltüten zusätzlich in den Packtaschen oder um die Packtaschen und Galgenhumor nur noch begrenzt.

                                                                                                                trotzdem war diese knapp dreiwöchige Tour an Nord- und Ostseeküste ein Erlebnis das ich nicht missen möchte.

                                                                                                                Ich hatte einen Radwanderführer der ganz Schleswig-Holstein mit einem Netz an miteinander zu verschiedenen Rundtouren kombinierbaren Strecken abdeckte, und die Route wurde im wesentlichen von den gekauften Bahntickets für An- und Abreise (die einzige Möglichkeit preiswert einen Bahnhof auf der Ost- und einen auf der West-Bahnstrecke zu bekommen war irgendein Sondertarif der Grenzbahnhöfe als Hin-bzw Rückfahrtspunkte benutzte, so daß wir uns für Puttgarden auf Fehmarn und Niebüll/Dagebüll entschieden hatten und auf Fehmarn gestartet sind mit dem Hintergedanken daß wir an der Nordsee dann eben so weit wie wir wollen/können Richtung Süden fahren und eben an irgendeinem auf der Route liegenden Bahnhof zusteigen. Zusätzlich zu dem Radwanderführer gabs dann eben die schon genannte 1:200.000 Karte die eigentlich für PKW gedacht war. teilweise verwies der Radwanderführer auf örtliche wie du recht vermutest nicht durchgehende Radwanderbeschilderung, teilweise wurde einfach auf die Beschilderung für PKW oder Straßennamen/-nummern Bezugg genommen. Der noch recht junge Fahrradbus-Service auf der Halbinsel Eiderstedt (gibts den noch?!) mit dem wir unseren Aktionsradius bei den Tagestouren zu erweitern versuchten wurde wegen des Sauwetters auch schon mal ausfallen gelassen, so daß wir zweimal von einer neben der Bushaltestelle stehenden Telefonzelle aus den anbietenden Verkehrsbetrieb nach über halbstündigen Wartezeiten anriefen um zu fragen wo der im Fahrplan stehende Fahrradbus denn bleibe.

                                                                                                                Auch die Räder sowie deren sackschwere Beladung die sowohl mangeldner Erfahrung beim Reduzieren der Ausrüstung auf das wirklich nötige als auch der Qualität der Ausrüstung geschuldet war, waren nicht wirklich für lange Etappen geeignet, wobei unsere Planung mit 40km pro Tag ohne Berücksichtigung irgendwelcher Pausentage sich insgesamt als realistisch herausstellte - da waren Reserven für das real existierende Sauwetter, die gesammelten Flickschustereien und Pannen und auch irgendwelche Museums- Stadt- oder Cafebesuche ausreichend vorhanden. Ohne Gepäck an den Tagen mit Tagestouren ging deutlich mehr als mit...

                                                                                                                @Zeltgestänge

                                                                                                                Nein, ich wollte nicht über dein Zelt lästern, entweder hattest du an dem fraglichen tag weniger Wind als ich an dem einen den ich als extrem in erinnerung habe oder das Fiberglasgestänge hat deutlich mehr nachgegeben - jedenfalls hatte man das dringende Bedürfnis sich hinzulegen wenn man in dem 2x2m Iglo saß, das zwangsweise wirklich ungünstig windausgesetzt aufgestellt war weil der Zeltplatz nicht eine Hecke bot hinter der man sich hätte verstecken können. Und ich hätte sicher an deiner Stelle auch nach einer Möglichkeit geschaut aus dem Wind rauszukommen, auch weil ein Zelt unter Wind nachts recht laut werden kann.

                                                                                                                Der Punkt ist für mich einfach, daß du mir mit deinen tollen Bildern Lust darauf gemacht hast, mal wieder in Richtung Schleswig-Holstein zu fahren. Blödes Wetter hat den Vorteil daß der Himmel nie langweilig-einheitsblau ist

                                                                                                                @Sommer

                                                                                                                Der läßt sich auch hier in der Mitte noch nicht so wirklich blicken, auch für den Kölner Raum soll er angeblich ab Sonntag in reichweite kommen. Hoffen wir das beste.

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Freak

                                                                                                                  Liebt das Forum
                                                                                                                  • 20.07.2009
                                                                                                                  • 12705
                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                  #57
                                                                                                                  AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                  Der Punkt ist für mich einfach, daß du mir mit deinen tollen Bildern Lust darauf gemacht hast, mal wieder in Richtung Schleswig-Holstein zu fahren.
                                                                                                                  Schön! Wenn ein Reisebericht den Erfolg hat, hat er sich um so mehr gelohnt.

                                                                                                                  Und wenn Du in meine Nähe nach Dithmarschen kommst, grüße nicht nur aus der Ferne. Kurze PN.

                                                                                                                  Gruß Ditschi

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                    • 20.07.2007
                                                                                                                    • 3236


                                                                                                                    #58
                                                                                                                    AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                    @Ditschi

                                                                                                                    Aber gerne doch...fragt sich nur ob ich vor September oder Oktober Zeit dafür finde...ich spekuliere ja auf einen tollen Herbst wenn schon der Sommer nicht wirklich seinen Job verstanden hat

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Freak

                                                                                                                      Liebt das Forum
                                                                                                                      • 16.08.2008
                                                                                                                      • 31757
                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                      #59
                                                                                                                      AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                      Richtig - für ODS Treffen sind wir immer zu haben

                                                                                                                      Die Wackelzelte kenne ich zur Genüge, auf Nordstrand werden die immer gleich evakuiert, wenn es etwas stärker zur Sache geht. In Büsum war es nicht ganz so windig. Auf einem Foto siehst Du dennoch, dass das Außenzelt des Fiberglaszeltes neben mir ganz schön abhebt. Auch das Zelt der Jugendlichen war ständig in Bewegung und die Heringe sind immer rausgeflogen. Eine ruhige Nacht war das für die anderen Zelter nicht. Ich stand mitten im Wind, weil mir der Boden an der Hecke zu uneben war, aber "Botoxzelte" flattern nun mal nicht und sind deshalb auch nicht laut Ich weiß schon, warum ich durchaus schon mal mit Expeditionszelten auf nordfriesischen Campingplätzen unterwegs bin

                                                                                                                      OT: @Ditschi
                                                                                                                      Jetzt tue mal nicht so, als hätte ich mich nicht gemeldet. Du warst abends schon verplant. Ich wäre Dir sonst sogar 2-3 km entgegengeradelt )
                                                                                                                      Oha.
                                                                                                                      (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Freak

                                                                                                                        Liebt das Forum
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                                                                                                                        • 12705
                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                        OT: @Ditschi
                                                                                                                        Jetzt tue mal nicht so, als hätte ich mich nicht gemeldet. Du warst abends schon verplant. Ich wäre Dir sonst sogar 2-3 km entgegengeradelt )

                                                                                                                        OT. Stimmt. War auch kein Vorwurf. Wäre aber schön gewesen, wenn`s geklappt hätte.

                                                                                                                        Gruß Ditschi

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          • 31757
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          North Sea Cycle Route

                                                                                                                          Finkenwerder – Stade, 50,2 km


                                                                                                                          27.07.2012

                                                                                                                          Um es vorweg zu sagen: Nein, unter einem guten Stern steht auch dieser Tag nicht. Das liegt allerdings an mir, da ich anscheinend Defizite habe, die Radwegschilder zu erkennen, zu finden oder die Karte richtig zu lesen. Zu meiner Ehrenrettung muss ich allerdings sagen, dass sich die Radwegbeschilderung in Hamburg nicht mit Ruhm bekleckert. Und die (veraltete?) Streckenführung in Niedersachsen auch nicht, die in der BVA Fahrradkarte des ADFC verzeichnet ist. Ein Tipp vorweg: Ruhig nach Bedarf der Beschilderung des Elberadweges folgen und Teile des Esteradwegs miteinbeziehen. Das ist nervenschonender und idyllischer.

                                                                                                                          Aber fangen wir vorne an:
                                                                                                                          Geplant ist es, heute nach Hemmoor zu radeln, weil dort ein Campingplatz eingezeichnet ist. Die Etappe ist ca. 100 km lang und so will ich früh starten. Es soll der heißeste Tag des Jahres werden, bevor der Sommer wieder eine Pause einlegt. Heiß heißt in diesem Jahr, dass 28 Grad im Schatten erwartet werden. Da ich an einem Freitag nicht vor 9 Uhr die Fähre nehmen kann, kann ich nicht zu früh los und dann ist doch tatsächlich das sehnsüchtig erwartete Paket aus Österreich da. Damit ist die Übernachtung gestrichen. Ich kümmere mich erst einmal um das Paket und starte doch erheblich später, als ich wollte. Zwar habe ich das volle Übernachtungsgepäck dabei, da ich jetzt a) nicht mehr umladen will und b) für den Abend Unwetter angesagt sind, die eine Notübernachtung erforderlich machen könnten. Im Grund habe ich aber bereits beschlossen, die Etappe entweder in Stade (S-Bahn Gesamtbereich) oder in Hemmoor (Regionalzug) ab zu brechen, da der Erhalt des Paketes andere Termine nach sich zieht.

                                                                                                                          Und so erreiche ich um 11.45 Uhr Finkenwerder.





                                                                                                                          Am Ausgang erwartet mich zuverlässig das Radwegschild und ich biege links ab.





                                                                                                                          Am Bus vorbei geht es Richtung Hauptstraße und da stehe ich dann.





                                                                                                                          Die Autos dröhnen, aber kein Richtungspfeiler zeigt einen Hinweis. Ich kenne mich aus, daher weiß ich, dass rechts abbiegen unlogisch ist. Da gibt es eine schönere Radwegstrecke um den Hafen herum, die dann parallel zu dieser Straße in Richtung Airbus an der Bahnstrecke entlang führt. Also nach links?
                                                                                                                          Die Hauptstraße ist wie immer viel befahren. Finkenwerder wartet seit Jahren auf eine Umgehungsstraße. Der gesamte Verkehr aus Hamburg Richtung Airbus und Altes Land geht durch diese Straße und die Anwohner, deren teilweise sehr hübsche Häuser durch den Verkehr Risse aufweisen, sind wirklich nicht zu beneiden. Kurz entschlossen beschließe ich, nach links zu fahren und tatsächlich: Ein Schild. Das sieht man aber erst, wenn man über die Ampel fährt, es ist nämlich unter dem Autobahnschild.








                                                                                                                          Der Weg führt parallel zur Einkaufsstraße in ruhige Seitenstraßen und ist vorbildlich ausgeschildert.








                                                                                                                          Und dann bin ich überrascht. Hier war ich noch nie und es ist wunderschön hier.









                                                                                                                          So ist es ein jäher Kontrast, als hinter einem Fachwerkhaus die Tankstelle an der Hauptstraße auftaucht. Im ersten Moment erkenne ich sie gar nicht, ich kenne sie nur aus Autofahrerperspektive von vorne.





                                                                                                                          Und nun beginnt der Schilderkampf. Wohin weist dieses Schild? Ja, halb nach links zum Auedeich. Aber direkt an der Straße ist das nächste Schild. Und nun?

                                                                                                                          Ich fahre vor bis zur Kreuzung und biege rechts ab. Obwohl ich bewusst danach schaue, übersehe ich das nach links weisende Richtungsschild an der Ampel, obwohl ich vermute, dass es hier links abgehen muss. Erst die Vergrößerung des Foto bietet mir Aufschluss, wo das Schild ist: Es befindet sich unter dem „Überholen verboten“ Verkehrszeichen.





                                                                                                                          Möglicherweise hat mir da die Sonne einen Streich gespielt. So fahre ich bis an die nächste Kurve, weiß dann aber, dass das nicht richtig sein kann, da ich jetzt nur noch ein paar Meter von der Kreuzung entfernt bin, an der ich gestartet bin. Ich wende. Wieder sehe ich keinen Hinweis auf die Seitenstraße und so fahre ich wieder ratlos zur Tankstelle zurück und studiere die Karte.

                                                                                                                          Dann entscheide ich mich, dem Richtungsarm zu folgen und biege Richtung Auedeich ab. Immer wieder spannend, wie nahe Idylle, Natur und Hafen hier beieinander liegen.





                                                                                                                          Es riecht nach frisch gemähtem Gras und die Möwen vollführen sommerliche Flugbewegungen. Obwohl viel Verkehr ist, hört man ihn kaum. Ich bin zufrieden.








                                                                                                                          An der Kurve ist der Radweg zu Ende und es gilt, eine gefährliche Kreuzung zu queren. Das North Sea Cycle Route Schild fehlt – ich bin jetzt auf dem Elberadweg und sehe, dass ich zu weit gefahren bin. Aber ich habe keine Lust mehr, zu wenden und ich weiß, dass der Weg vor mir idyllisch ist. Nicht nachvollziehbar, warum hier der Nordseeküstenradweg nicht am Elberadweg entlang geführt wird.





                                                                                                                          Der Obststand lockt – erste Vorläufer des Obstanbaugebietes Altes Land. An der Karte von Finkenwerder wird mir mein Irrtum bestätigt, aber ich freue mich auf die Strecke und so habe ich kein schlechtes Gewissen, dass ich jetzt von der offiziellen Route abweiche. Ich befinde mich jetzt unten rechts und die geschlungene Straße ist der Elberadweg. Die schnurgerade in der Mitte zwischen Hauptstraße und Süderelbe durchgehende Straße ist der dagegen Nordseeküstenradweg.





                                                                                                                          Ich biege in die Nebenstrecke ein und genieße die Eindrücke. Walnussbäume stehen am Wegesrand und wunderschöne Häuser säumen den Deich.








                                                                                                                          Der Elberadweg ist ausgeschildert und ich kreuze Bahnschranken.





                                                                                                                          Einige Gärten sind eine Pracht.





                                                                                                                          Ich würde dem Elberadweg gerne weiter folgen, entschließe mich aber pflichtbewusst an der nächsten Möglichkeit wieder zum Nordseeküstenradweg zurück zu kehren. Und so fahre ich direkt auf die sehenswerte Kirche zu.





                                                                                                                          Von Bäumen verdeckt, ist sie nur schwer zu fotografieren.











                                                                                                                          Gegenüber der Kirche ein kunstvoll geschnitztes Eingangstor: Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes (Hebr. 4,9). Erst beim Schreiben des Reiseberichtes erfahre ich, dass sich dort nicht nur der Alte Friedhof, sondern auch eine katholische Kirche befindet. Aber die Hitze ist bereits so unerträglich, dass ich mir keine Zeit für Besichtigungen nehmen möchte.





                                                                                                                          Weiter geht es nun die Dorfstraße entlang und angesichts des Autoverkehrs ärgere mich etwas, dass ich nicht weiter Elberadweg gefahren bin. Andererseits ist die Kirche wirklich ein Schmuckstück gewesen.
                                                                                                                          Dann wird es aber doch noch schön.








                                                                                                                          An der Kreuzung Finkenwerder Landscheideweg, Finkenwerder Westerdeich und Neßkatenweg treffen sich Nordseeküstenradweg und Elberadweg.





                                                                                                                          Der Nordseeküstenradweg geht geradeaus weiter. Es ist der Weg rechts von dem Schild, auf dem Gartenbauverein Finkenwerder e.V. 101 steht.





                                                                                                                          Auch hier brauche ich ziemlich lang zur Orientierung, denn rechts und links zweigen idyllische Radwege ab und der Weg geradeaus sieht am wenigsten verlockend aus und ist erneut nicht zusätzlich beschildert. Aber er entpuppt sich als richtig. Hinter den Kleingärten verbreitet ein Gebäude von Airbus durch die Sonneneinstrahlung ein unwirkliches, hellglänzendes Licht.





                                                                                                                          Der nächste Radwegschilderarm weist zuverlässig in Richtung Hauptstraße. Es geht also halbrechts weiter.





                                                                                                                          Links beginnt ein Naturschutzgebiet und die Schautafel erklärt die dort angesiedelten Vogelarten.





                                                                                                                          Aber erst einmal geht es die vielbefahrene Hauptstraße entlang. Einige Reiseradler kommen mir entgegen und man spricht schwäbisch.










                                                                                                                          Und dann muss man aufpassen, denn ohne Vorwarnung zeigt ein kleines rotes Radwegschild nach links. Man kann zwar auch bis zur Ampel vorfahren und dann links abbiegen, aber der offizielle Weg führt durch das Naturschutzgebiet.





                                                                                                                          Also muss man an dieser Stelle die vielbefahrene Landstraße kreuzen und ich brauche etwas, bis mir das gelingt. Nicht ungefährlich, diese Stelle, vor allem, wenn Berufsverkehr ist und einige wie bekloppt überholen und nach Hause rasen. In der Ferne liegt Neuenfelde mit der 1682 errichteten St. Pankratius-Kirche. Sie verfügt über eine Arp-Schnitger-Orgel, was ich aber erst jetzt, als ich den Reisebericht schreibe und den Namen der Kirche recherchiere, erfahre. Manchmal sollte man sich vor der Reise informieren, wo man hin fährt! Da muss ich wohl noch einmal hin.






                                                                                                                          Nun kommt ein kurzes Stück Idylle pur. (Sind dort Schlauchboote erlaubt? Ich glaube nicht...). Faszinierende Bäume stehe hier.














                                                                                                                          Dann folgt wieder die bittere Realität der Landstraße. Die Ampel ist grün und ich gebe Gas. Hier ein Foto von der Kreuzung, die nun hinter mir liegt. Erstaunlich viele Radreisende sind unterwegs, einer hier wartet auf seine Familie auf der anderen Straßenseite. Hinter der Leitplanke befindet sich das Naturschutzgebiet, das ich gerade verlassen habe.





                                                                                                                          Ich gebe Gas, sehe keine weiteren Schilder und mein Weg endet an einer Straße. Ich schaue mich um, aber Radwegschilder sehe ich keine. Also studiere ich die Karte und entscheide, dass ich richtig bin. Hamburg ist nicht Schleswig – Holstein. Und ich will jetzt auch nicht noch einmal zurückfahren und suchen, ob ich etwas übersehen habe. Die Hitze nimmt nämlich immer weiter zu und ich brauche Fahrtwind. Während ich diesen Bericht schreibe, muss ich bei Überprüfung des Tracks allerdings feststellen, dass ich doch falsch war. Anscheinend hätte ich hier irgendwo halblinks einen Weg in Richtung Hauptstraße Nincop-Neuenfelde finden müssen. Aber auch im Nachhinein habe ich keine Ahnung wo. Möglicherweise hätte ich auf die Straße fahren müssen.

                                                                                                                          Ich biege dagegen rechts auf den Weg an der Deichinnenkante ab. Kein Wunder, dass ich nun überhaupt keine Schilder mehr finde und gleichzeitig: glücklicherweise. Keine Ahnung, was sich die Streckenplaner gedacht haben, den Weg an der zentralen Hauptstraße entlang zu führen. Möglicherweise gibt es dort auch einen Deichradweg, aber eine Nebenstraße ist doch viel angenehmer.

                                                                                                                          So fahre ich also ohne es zu wissen parallel zur offiziellen Strecke. Immerhin ist es schön hier.














                                                                                                                          Ich fahre sogar sehr nahe an der Kirche vorbei und hätte sie sogar besichtigen können, wenn ich gewusst hätte, welche Perle sich hier verbirgt.








                                                                                                                          Und dann stehe ich am Ende des Deiches erneut an einer Kreuzung. Und nirgendwo ein Schild. Klar, woher auch – ich bin ja falsch. Aber das weiß ich zu diesem Zeitpunkt ja nicht. Laut Karte muss ich wohl geradeaus.

                                                                                                                          An der Kreuzung ist ein Selbstbedienungsautomat für Obst. Es lebe die Technik.





                                                                                                                          Ich fahre ein Stück Dorfstraße.





                                                                                                                          Ein Auto nach dem anderen dröhnt an mir vorbei. Geballte Hektik und spürbare Aggressivität. Ich bremse. Im Nachhinein weiß ich, dass die Straße richtig gewesen wäre, denn damit wäre ich direkt auf die Hauptstraße gekommen, die als Nordseeküstenradweg ausgeschildert ist. Aber mir erscheint es unlogisch, dass ein Fernradweg so eine vielbefahrene Straße entlang führt. Ein Radweg fehlt hier, man müsste auf der Straße fahren. Bis her habe ich so etwas nicht erlebt. Im Prinzip ist der Gedanke richtig. Und da ich denke, dass ich falsch bin, fahre ich zur Kreuzung zurück. Ein Bild vom Haus an der Kreuzung.





                                                                                                                          Durch Zufall sehe ich einen Radfahrer auf einem nicht ganz taufrischen Klapperrad, der in die Seitenstraße einbiegt. Es gibt dort also einen Radweg. Das kann nur richtig sein. Nach längere Zeit finde ich eine Lücke zwischen den abbiegenden Autos und biege in den Nebenweg ein.





                                                                                                                          Hier befindet sich tatsächlich ein Radweg und er ist die Verlängerung des Radweges, auf dem ich eben gefahren bin.












                                                                                                                          Nach einiger Zeit fällt mir auf, dass der Weg mit einem „x“ gekennzeichnet ist. Es handelt sich anscheinend um einen markierten Wanderweg. Radwegschilder fehlen. Natürlich fällt mir das auf, aber es ist mittlerweile brütend heiß und ich bin froh, einfach nur voran zu kommen und einen schönen Weg zu fahren. Irgendwann wird schon wieder ein Schild kommen. Hoffe ich.

                                                                                                                          Ich gelange auf einen schmalen Deichpfad in Richtung Sietas Werft. Das kann nicht richtig sein und mir wird endgültig klar, dass ich wohl doch die Straße hätte nehmen müssen. Aber umkehren will ich jetzt nicht mehr.





                                                                                                                          Der Weg wird jetzt immer schmaler und dazu hügelig. Auf der Straße fahren die Autos Stoßstange an Stoßstange und sind unglaublich laut. Kopfsteinpflaster. Es macht Spaß, den Weg zu fahren und die Steigungen sind eine schöne Abwechslung, aber mir sollte jetzt niemand entgegen kommen und keiner aus dem Haus auf den Weg treten.





                                                                                                                          Dann stehe ich vor dem Eingang der Sietas Werft. Sie ist Hamburgs älteste noch existierende Werft, hat aber im letzten Jahr Insolvenz angemeldet. Gearbeitet wird trotzdem. Hier war ich noch nie.





                                                                                                                          Ich bleibe kurz stehen und studiere die Karte, um heraus zu finden, wo ich bin. Leider ist der Wanderweg nicht eingezeichnet, obwohl ich immer wieder das Markierungskreuz sehe.





                                                                                                                          Ich ahne nun langsam, wo ich bin und ärgere mich, dass ich nicht den Elberadweg gefahren bin. Dann wäre ich schon viel weiter. Hemmor rückt in weite Ferne.

                                                                                                                          Plötzlich kommt eine Radfahrerin über den Huckel vor mir geradelt und ruft mir aufgeregt zu, ich solle aus dem Weg gehen und den Weg nicht versperren. Ich verstehe das Problem nicht, denn vor mir und hinter mir ist genug Platz, um weiter zu fahren. Sie rast vorbei. Dann kommt der sportlich gedresste Partner der Frau und ruft ebenfalls, ich solle aus dem Weg gehen. Ich stehe nicht im Weg, sage ich laut und er knallt an mir vorbei und ruft im Vorbeifahren: „Ich komme sonst den Berg nicht hoch“. Ich bin sprachlos. Für diesen kleinen Hügel nimmt der Anlauf? Und das bei der Enge der Straße? Hatte ich ein Glück, dass die mir nicht während der Fahrt begegnet sind.

                                                                                                                          Abgetörnt verlasse ich den Weg und fahre auf dem Kopfsteinpflaster weiter. Es schüttelt mich durch, aber das ist mir egal. Auf dem Deichweg ist es mir nach dem Erlebnis zu gefährlich.

                                                                                                                          Und dann kommt tatsächlich ein Radwegschild.





                                                                                                                          Ich bin nun auf dem Esteradweg. Nur: Wir ich das Umleitungsschild interpretieren soll, erschließt sich mir noch nicht. Das werde ich erst später erfahren. Rechts von mir befindet sich das alte Estesperrwerk, das für Fußgänger und Radfahrer freigegeben ist. Von der anderen Seite her kenne ich es gut. Schön, mal von dieser Seite heran gefahren zu sein.





                                                                                                                          Ich wechsele die Straßenseite und muss den Torbogen fotografieren: „Wir haben hier keine bleibende Städte (Stätte?) sondern die Zukünftige suchen wir hier.“





                                                                                                                          Und dann sehe ich endlich wieder einen Schilderarm. Was ich sehe, begeistert mich nicht. Ich bin tatsächlich auf dem Esteradweg. Dieser geht jetzt aber rechts ab und ich spiele einen Moment mit dem Gedanken, ihn weiter zu fahren. Der Nordseeküstenradweg scheint mir keine attraktive Strecke zu verfolgen. Aber ich bin tapfer und werde gleich pflichtbewusst geradeaus weiter radeln. Dem Schild nach bin ich 10 km von Finkenwerder entfernt. Und es ist nun 13.28 Uhr. Ich habe für dieses kurze Stück 1,5 Stunden gebraucht. Fein.






                                                                                                                          Und dann – oh Wunder – erreiche ich die Hauptstraße, die ich hätte fahren müssen. Vor mir ist kein Radwegschild.





                                                                                                                          Rechts von mir ist ein verwaschenes Radsymbol. Und der Hinweis, dass ich nun den Landkreis Stade betreten werde.





                                                                                                                          Links von mir ist eine Bushaltestelle. Und ich sehe die attraktive Hauptstraße, die ich eigentlich hätte entlang fahren sollen.....





                                                                                                                          Nachdenklich biege ich erst einmal links ab, um zu überprüfen, ob ich nicht doch ein Schild sehe. An der nächsten Einmündung wende ich wieder und dann kann ich mein Glück nicht fassen: Ich bin richtig! Da ist das Schild ja. Wie konnte ich es bloß übersehen!





                                                                                                                          Zufrieden gebe ich Gas.

                                                                                                                          Zufrieden?

                                                                                                                          Nur kurz. Zwar gibt es tatsächlich mal Momente, in denen kein Auto das Bild stören würde. Aber generell ist lauter, hässlicher, nervtötender, ohrenschmerzenverursachender Verkehr. Hitze und Verkehr. Die Rennpiste nach Stade. Ich kenne die Straße aus Motorradfahrersicht und würde nie auf die Idee kommen, hier einen Fernradweg entlang zu legen. Hier gibt man Gas. Ich fluche. Und ich verfluche. Hätte ich bloß Ohropax mitgenommen.





                                                                                                                          Ich verlasse nun Hamburg und fahre in Richtung Hove. Das Ortsschild von Jork taucht auf und ich grüße im Geiste die fünfte Einschlafhilfe.





                                                                                                                          Ein schönes Haus, wenn der lärmende Verkehr nicht wäre.





                                                                                                                          Spontan mache ich bei einem Obststand halt und kaufe Blaubeeren, Erdbeeren, Kirschen und dann – warum gibt es die eigentlich kaum noch zu kaufen – von mir heißgeliebte Sauerkirschen. Ich fahre mit UL Ausrüstung, da kann man ruhig 3 kg Obst einpacken. Frischer geht nicht.





                                                                                                                          Ich komme mit der Frau ein wenig ins Gespräch und fluche über die Radwegführung. Wie kann man einen Nordseeküstenradweg nur an dieser vielbefahrenen Straße entlang führen. Und von ihr erfahre ich des Rätsels Lösung: Das Estesperrwerk ist für den gesamten Verkehr gesperrt. Daher diese Unmengen von Autos. Normalerweise ist hier tagsüber nicht so viel Verkehr.
                                                                                                                          Das bedeutet, dass an diesem Tag auch für Radfahrer der Elberadweg nicht befahrbar gewesen wäre, da dieser über das Estesperrwerk geführt wird. Das erklärt die Begegnung mit den beiden Radler auf dem schmalen Weg an der Sietas-Werft. Auch sie mussten einen Umweg fahren. Ich bin mit der Streckenführung nun ein wenig versöhnt, aber nur wenig. Die Straße hier ist auch mit weniger Autos für einen Fernradweg viel zu öde. Da gibt es intelligentere Lösungen.











                                                                                                                          Die Estebrücke – gehört sie zu Hove? -, über die der Autoverkehr geleitet wird. Sogar ein grüner Radpfeil findet sich hier!








                                                                                                                          In der Ferne sieht man Blankenese, das auf der anderen Elbseite liegt.





                                                                                                                          Dann folgt dieses Ortsschild. Es ist ein hübsches Straßendorf, das ebenfalls zu Jork gehört.





                                                                                                                          Als ich diesen Knaben entdecke, träume ich von einer Pause. Es ist jetzt 14.00 Uhr und die Hitze macht mir zu schaffen. Ich schätze, ich bin gerade mal 30 km gefahren.





                                                                                                                          Sobald der Autoverkehr abnimmt und die Wegführung ruhiger und naturnäher wird, werde ich Rast machen. Lange kann das ja nicht mehr dauern.

                                                                                                                          Denke ich.
                                                                                                                          Zuletzt geändert von Torres; 04.08.2012, 08:15.
                                                                                                                          Oha.
                                                                                                                          (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            • 16.08.2008
                                                                                                                            • 31757
                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                            AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                            Es geht nun Richtung Jork Zentrum.





                                                                                                                            Ein Nordseeküstenradwegschild fehlt zwar, aber es ist richtig.





                                                                                                                            Mein Lieblingsschild an dieser Strecke





                                                                                                                            Und dann komme ich an den ehemals imposanten und wunderbaren alten Traditionsgasthäusern „Altländer Hof“ und "Herbstprinz" vorbei, die Brandstiftung im Zusammenhang mit einer Beziehungstat zum Opfer fielen. Es tut weh, die Reste zu sehen.








                                                                                                                            Hier ein intaktes Schmuckstück.





                                                                                                                            Das Zentrum.











                                                                                                                            An einem Supermarkt fülle ich meine Wasservorräte auf und radele anschließend auf dem Radweg weiter. Der Autoverkehr ist unverändert stark.

                                                                                                                            Am Kreisverkehr ist wieder ein Schild und hier ist Vorsicht geboten, denn die Autos haben Vorrang. Man muss also warten, bis alle Autos gefahren sind.





                                                                                                                            Und dann geht es öde, ätzende, viel befahrene Landstraße entlang. Wer hat diese Strecke festgelegt? Ein Rennfahrer, der meint, man müsse sich hier austoben? Ich würde denjenigen gerne einmal kennenlernen und ihm ein paar Takte erzählen. Man kommt zwar nun recht flott voran, aber mir tun von dem Verkehr die Ohren weh und ich merke, wie ich immer gereizter werden. Wenn das so weiter geht, dann kann mich der Nordseeküstenradweg kreuzweise. Was hat das hier mit der Nordsee zu tun? Links rasen die Autos, rechts sind Apfelplantagen und auf dem Radweg sind Glasscherben.





                                                                                                                            Ich erreiche Mittelnkirchen.





                                                                                                                            Dann geht es durch Guderhandviertel. Hier ist es sehr schön, wenn Obstblüte ist. Allerdings gibt es in dem Ort keinen richtig Fahrradweg, sondern man muss auf dem teilweise sehr engen Bürgersteig fahren. Meine Laune ist auf dem Nullpunkt.





                                                                                                                            Hinter Guderhandviertel geht es links ab über eine Brücke Richtung Dollern.








                                                                                                                            Zu meinem Erstaunen sehe ich ein Campingplatzschild. Wäre es weniger heiß, hätte ich geschaut, wie der Platz aussieht. Zwei Tage später werde ich erfahren, dass der Platz – Campingplatz Nesshof – zu den 60 Geheimtipps für Zelter gehört. Wäre ich tatsächlich auf Tour gewesen, hätte ich ihn sicherlich angeschaut und wäre dort geblieben. Ich habe schlichtweg keine Lust mehr, weiter zu fahren. Ich habe ein fettes Tief.

                                                                                                                            Aber da ich hier mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht wegkomme, reiße ich mich zusammen. Das Schild zeigt, dass ich hinter der Brücke nach rechts fahren muss und ich biege in die Straße ein. Am Altersheim stelle ich fest, dass die Strecke Richtung Steinkirchen führt. Das ist falsch, laut Karte führt der Nordseeküstenradweg über Dollern Richtung Agathenburg. Ich wende. Dann stehe ich wieder vor dem Schild und die Plakette zeigt eindeutig in Richtung Steinkirchen / Grünendeich. Eine Karte an der Straße bestätigt das: Die Radwegführung hat sich geändert (den Nordseeküstenradweg symbolisieren die blauen Punkte).








                                                                                                                            Einen Moment bin ich ratlos. Fahre ich jetzt nach meiner Radkarte oder nach dem Wegweiser? Und dann erinnere ich mich an eine Tour nach Gnarrenburg: Hier hatte ich witzigerweise an der gleichen Stelle gewendet und war dann über Dollern gefahren. Landstraße und Autoverkehr. Außerdem weiß ich, dass die Straße Richtung Agathenburg die B 73 sein muss, die jetzt durch die Autobahn entlastet wurde. Ich bin ehrlich zu mir: Das muss ich nicht haben. Ich pfeife auf meine Radkarte und fahre nun nach Wegweiser.

                                                                                                                            Meine Laune hebt sich. Keine Autos mehr.





                                                                                                                            Bald schon bin ich in Steinkirchen.





                                                                                                                            Durchgefahren bin ich hier schon oft, aber mit dem Fahrrad mache ich mich auf, den Ort zu erkunden und fahre Seitenstraße Richtung Hafen.











                                                                                                                            Ich habe Bekannte hier in Steinkirchen und beschließe, zu schauen, ob sie zu Hause sind. Sind sie nicht. Der Weg führt mich an Kirche (auch mit Arp-Schnitger-Orgel) und Hotel Windmüller vorbei. Auf der Terrasse lärmt eine Radfahrertruppe.







                                                                                                                            Es ist schwül geworden und am Horizont zeigen sich Gewitterwolken. Aber es bleibt trocken. Bald erreiche ich Grünendeich.

                                                                                                                            Ich wähle den Weg auf dem Deich, weil ich keine Lust mehr auf Straße habe. Dummerweise biegt der Deichweg ab und da es keine Richtungsschilder gibt, ist an zu nehmen, dass der Nordseeküstenradweg nun auf der Straße weiter geht. Aber das ist mir jetzt völlig egal. Ich bin schon genug von der Strecke abgewichen, da kommt es auf diese kurze Strecke auch nicht mehr an.





                                                                                                                            Der Deichweg ist zwar etwas holprig, aber wunderschön. Er geht direkt an der Lühe entlang. Hier muss ich zur Obstblüte noch einmal entlang fahren.





                                                                                                                            Das Ergebnis zählt: Ich bin richtig. Auf der Deichstraße geht es nun auch offiziell weiter.








                                                                                                                            Rechts taucht ein schönes Hotel auf – ein Altbau, der im Schatten der Bäume den müden Radfahrer locken könnte. Es strahlt Urlaubsidylle aus. Ein schönes Flußambiente. Und dann weiß ich plötzlich wo ich bin. Die Elbe ist nicht weit.








                                                                                                                            Am Ende des Weges geht es rechts bis zur ampelgeregelten Kreuzung. Natürlich ist hier wieder kein Radwegschild, aber ich weiß, dass es definitiv geradeaus gehen muss.





                                                                                                                            Ein kurzer Blick nach rechts, als ich die Straße überquere.





                                                                                                                            Und dann geht es hinter der Sperrmauer die schon tausend Mal mit dem Motorrad gefahrene Kreiselkurve nach links und siehe da: Hier ist der Wegweiser! Hallelujah! Ich bin immer noch richtig. Alles andere hätte ich auch nicht akzeptiert, von Straßen und Autoverkehr habe ich genug.





                                                                                                                            Ich passiere Pommesbuden, Eisläden, Motorradfahrer (hier ist Motorradtreff) und Wohnmobile.





                                                                                                                            Und dann fühle ich mich das erste Mal an diesem Tag in der NATUR:





                                                                                                                            Mein Herz geht auf. Ein paar Meter weiter ist ein Rastplatz. Hier sitzen Familien mit Kindern und Radler. Und endlich gönne ich mir die ersehnte Pause. Ich bin laut Navi 37 Kilometer gefahren und habe dafür 4 Stunden gebraucht. Es weht ein leichter Wind.





                                                                                                                            Und dann genieße ich wieder den gewohnte Anblick dieses Fernradweges und diese kurze Strecke macht alles wett, was ich am Tag erlitten habe. Endlich wieder Wasser, Wind und Schafe. Diesmal ergänzt durch Apfelplantagen.














                                                                                                                            Leider will mich niemand befragen, weil eine Gruppe Sachsen für Gesprächsstoff sorgt. Schade. Ich finde es immer nett, wenn mich jemand befragen will ,-)


                                                                                                                            Auf der Höhe des Golfplatzes gibt es linker Hand eine Tankstelle, die dem Fernradler Einkaufsmöglichkeiten bietet. Die Strecke ist ein klitzekleinesbisschen hügelig und nach dem Anstieg kurz zuvor folgt jetzt der Abstieg und da ich die Strecke kenne, weiß ich, dass ich kurz vor Lühesand bin.





                                                                                                                            Tztztz. Wer parkt denn da so alles.





                                                                                                                            Die Fähranlegestelle nach Lühesand. Es ist Sommer. Eindeutig.











                                                                                                                            Und dann kommt endlich wieder die Weite und mit ihr die Sehnsucht nach dem Meer. Ich atme tief durch.








                                                                                                                            Radfahrer überholen mich in hohem Tempo. Sieht man überhaupt noch etwas, wenn man so schnell fährt? Ich fahre nun einen gemütlichen 20er Schnitt, denn ich habe es nicht eilig.
                                                                                                                            Dann kommt Stadersand in Sichtweite und der Radweg wird schlechter.





                                                                                                                            Kindergeräusche gelangen an mein Ohr: Das Freibad Hollern-Twielenfleth. Dann ein Wohnmobilplatz. Und das Richtungsschild.





                                                                                                                            Ein Cáfe auf einem Anleger.








                                                                                                                            Ich passiere der Strand von Hollern-Twielenfleth. Strandmuscheln sind zu sehen. Ein Schild warnt vor Sog und Schwell. Baden ist hier zwar nicht explizit verboten, aber es wird vorm Baden abgeraten, da der Badestrand nicht bewacht ist.








                                                                                                                            Ich überlege kurz, ob ich mich ein wenig an den Strand lege, aber die Hitze setzt mir immer stärker zu. Ich will nach Hause.


                                                                                                                            Wieder ein Atomkraftwerk – hier das Kraftwerk Stade, das viele Jahre bis 2003 die Beschäftigung in dieser Region gesichert hat.





                                                                                                                            Bin ich schon in Stade? Nein. Erst kommt Bassenfleth. In Sichtweise des Kraftwerkes endet der Radweg mit Elbblick.








                                                                                                                            Auf der Straße geht es nun weiter.











                                                                                                                            Unerwarteterweise wird die Strecke noch richtig schön.








                                                                                                                            Ein Bahnübergang. Ich vergesse leider, die Waggons zu zählen. Das könnte Unglück bringen.








                                                                                                                            Links taucht ein ehemaliges Gasthaus auf. Als ich den Namen hinterher in die Suchmaschine eingebe, stellt sich heraus, dass es von Neonazis gekauft wurde. Ich verzichte daher, das Bild zu veröffentlichen.
                                                                                                                            Weiter geht es am Deich entlang.











                                                                                                                            Und dann bin ich in Stade. Links ist ein Gewerbegebiet. Vorne zeigt sich eine Kirche.





                                                                                                                            Und dann sehe ich ein interpretationswürdiges Radwegschild. Soll ich tatsächlich kurz danach rechts Richtung Neubauviertel abbiegen?





                                                                                                                            Ich probiere es aus und sehe diesen Anblick.





                                                                                                                            Toll. Natur pur. Ich habe selten so einen unwirklichen Stadtteil gesehen. Ein Schild fehlt natürlich. Ich entscheide mich dennoch, den roten Weg geradeaus aus zu probieren. Und sehe das:





                                                                                                                            Das sieht gut aus. Und es ist richtig. Tatsächlich führt der Radweg hier entlang.














                                                                                                                            Es geht nun rechts über die Brücke Richtung Hauptstraße. Auf der anderen Seite der Brücke ist eine Kanueinsetzstelle.








                                                                                                                            Und dann ist wieder Schilder suchen angesagt: Über die Ampel, wieder zurück. Wohin muss ich denn nun? Laut meiner Radkarte nach Drochtersen, aber hier ist nur der Elberadweg angezeigt. Und für die Richtung aus der ich komme, wird die alte Strecke ausgewiesen, die auch in meiner Radkarte steht. Was für ein Wirrwarr.











                                                                                                                            Ich merke jetzt erst, wie müde ich bin. Soll ich wirklich noch nach Hemmoor fahren? Nein. Das sind bestimmt 40 km Fahrt. Auch wenn ich jetzt auf Tour wäre, ich würde mir hier eine Übernachtung suchen müssen. Zu anstrengend war diese Fahrt bei der Hitze und die ständige Schildersuche. Es ist 17.15 und ich habe für die 50,2 km 5 Stunden und 30 Minuten gebraucht. Eine Junge erklärt mir den Weg und ich fahre an dem Kanuverleih vorbei und durch eine wunderschöne Anlage Richtung S-Bahnhof.





                                                                                                                            Und vor dem Bahnhof traue ich meinen Augen kaum: Da ist es. Das gesuchte Schild. Der Nordseeküstenradweg. Er führt über Wiepenkathen und Fredenbek. Fredenbek? Das liegt südwestlich von Stade. Laut Radkarte führt der Nordseeküstenradweg nordwestlich Richtung Hemmoor. Arrrrghhh. Ich mag nicht mehr. Und bevor ich endgültig eine Krise bekomme und in das Schild beiße, verschiebe ich das Problem auf die Anschlusstour und fahre mit der S-Bahn nach Hause.


                                                                                                                            Zuletzt geändert von Torres; 03.08.2012, 23:07.
                                                                                                                            Oha.
                                                                                                                            (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Freak

                                                                                                                              Liebt das Forum
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                                                                                                                              • 12705
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                              Hallo @ torres,

                                                                                                                              eine richtige Dokumentation einer Radstrecke in schönen Bildern. Ich dachte, daß ich mich auch in der Ecke etwas auskenne. Jetzt sehe ich, was ich alles nicht kenne. Wie immer: je langsamer man unterwegs ist, desto mehr nimmt man wahr.
                                                                                                                              Es reicht nicht, mit dem Auto durchzufahren.

                                                                                                                              Gruß Ditschi

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                                • 18.08.2006
                                                                                                                                • 4869
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                                                                                                                                Ja, das ist meine unmittelbare Heimat. Da ist es schön. Dass das so schlecht ausgeschildert ist, ist mir vielleicht genau deshalb noch nicht aufgefallen. Ich hatte bisher den Eindruck, dass da überall Schilder stehen.

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  Freak

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                                                                                                                                  • 31757
                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                  AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                  Die lokalen Radwege sind tatsächlich sehr gut ausgeschildert.
                                                                                                                                  Die Ausschilderung des Nordseeküstenradwegs ist in Niedersachsen grundsätzlich ebenfalls gut (verfahren habe ich mich auf Hamburger Gebiet, was aber - wie gesagt - auch meiner Unaufmerksamkeit geschuldet sein kann), allerdings ist die Veränderung der Radwegführung ab Guderhandviertel von den Schildermachern in Stade anscheinend noch nicht überall berücksichtigt worden. Auch die Übersichtskarten an den Infotafeln am Straßenrand sind uneinheitlich. Es wäre interessant, aus zu probieren, ob derjenige, der aus Richtung Stade kommt, anders geführt wird, als derjenige, der aus Richtung Hamburg kommt.
                                                                                                                                  Oha.
                                                                                                                                  (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    • 31757
                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                    North Sea Cycle Route

                                                                                                                                    Stade – Hemmoor, 42,4 km


                                                                                                                                    2.05.2014

                                                                                                                                    Fast zwei Jahre ist es her, dass ich die letzte Etappe des Nordseeküstenradwegs absolviert hatte. Aber ich hatte fest vorgehabt, meinen Weg fortzusetzen. Nun war es wieder soweit. Und so fahre ich an diesem Freitag des verlängerten Wochenendes nach Stade, um meine Reise fortzusetzen.

                                                                                                                                    Meine letzte Erinnerung ist, dass ich die Beschilderung in Stade irritierend fand und so lasse ich mich nun einfach mal überraschen, wie es weiter geht.

                                                                                                                                    Es ist 15.30 Uhr, als ich in Stade ankomme. Im Bahnhof macht der Kiosk gerade Pause. Ich finde das Schild vor dem Bahnhof und dokumentiere es.





                                                                                                                                    Was mit dieser Beschilderung gemeint ist, verstehe ich auch diesmal nicht, denn der Nordseeküstenradweg führt weder über Fredenbek noch über Wiepenkathen. Erst jetzt weiß ich, dass Fredenbek am Teufelsmoor – Zum Wattenmeer (Tewa) Radweg liegt, der stärker im Binnenland verläuft und sich für kurze Zeit den Nordseeküstenradweg teilt.

                                                                                                                                    Ich beschließe dennoch, dem Schild zu folgen und fahre den Radweg entlang. An der Ecke geht es rechts herum. Ich fahre über eine Brücke und biege links in die Neubourgstraße ein. Es ist schön hier. In diesem Jahr ist es schon sehr früh sehr warm gewesen und so blüht und grünt alles in voller Pracht. Mein Navi verkündet, dass die Batterie leer ist. Eine Reserve habe ich noch. Aber ich werde welche kaufen müssen. Hatte ich das auf dieser Route nicht schon mal?





                                                                                                                                    Neben mir ist ein Gewässer, anscheinend der Burggraben. Ein paar Menschen sind unterwegs, aber nur wenige.

                                                                                                                                    Ein wunderschönes Fachwerkhaus liegt am Burggraben und ich versuche ein Foto.





                                                                                                                                    An der Brücke davor steht ein Schild mit dem Nordseeküstenradwegsymbol. Es verweist auf die Richtungen Bahnhof und Jork. Ich überlege kurz und komme zu dem falschen Schluss. Ich kombiniere, dass ich aus der Richtung Bahnhof und Jork komme, also geradeaus weiter fahren muss. Heute weiß ich: Das ist falsch. Ich hätte dem Schild folgen sollen und dann wäre es rechts an den Bahngleisen weitergegangen. Aus persönlichen Gründen bin ich zwar ganz froh, da nicht entlang gefahren zu sein. Aber für die Dokumentation der Strecke bedeutet das, dass mir ein Stück fehlt.
                                                                                                                                    Was jetzt kommt, ist also nicht Teil des Nordseeküstenradwegs.
                                                                                                                                    Exkurs:
                                                                                                                                    Ich radele den Burggraben entlang und an der Insel vorbei, auf der sich ein Freilichtmuseum befindet. Dann komme ich an die Schwinge. Einen Moment halte ich in Gedanken inne. Atme tief durch. Fahre weiter. Noch weiß ich nicht, dass ich falsch bin, denn die Strecke ist schön.











                                                                                                                                    Der erste Verdacht, ich könnte falsch sein, kommt mir, als ich eine vielbefahrene Straße überquere.





                                                                                                                                    Ich halte mich links, obwohl der Weg eher nach Fußgängerweg aussieht und kommt über eine Brücke. Eine Blume passt zu meiner Stimmung und ich fotografiere sie. Aber ich sehe auf dem Navi, dass ich falsch bin. Ich habe das Ziel Hemmoor eingegeben und dieser Weg ist falsch. Noch weiß ich nicht, dass mein Navi den Nordseeküstenradweg kennt. Er ist ganz fein rotgestrichelt markiert. Routen tut es mich über ihn dagegen nicht. Daher verstricke ich mich immer mehr in eine fehlerhafte Wegführung.





                                                                                                                                    Mit der Blume schließe ich mein gedankliches Kapitel ab. Ich radele über die Brücke zurück und biege linkerhand auf einen kleinen Weg am Fluss ein. Eine Frau schaut mich seufzend an und ich bekomme ein schlechtes Gewissen. Ein Fußweg? An der nächsten Möglichkeit biege ich zur Straße ab. Tatsächlich ein Fußweg. Entschuldigung. Kurz hatte ich vorher überlegt, es doch mit der Abzweigung am Burggraben zu versuchen, an der ich das letzte Schild gesehen habe. Aber der Gedanke verfliegt schnell. Leider.

                                                                                                                                    Ich radele nun die Straße weiter und tatsächlich gibt es Radwegzeichen.





                                                                                                                                    Allerdings der Elberadweg. Aber ich bin guten Mutes, dass sich dann auch bald ein Nordseeküstenradwegschild findet. Natürlich nicht, wie ich heute weiß. Der Elberadweg führt westlich an Stade vorbei Richtung Norden, während der Nordseeküstenradweg Richtung Westen von Stade wegführt.

                                                                                                                                    Immerhin sehe ich nun etwas von Stade.





                                                                                                                                    Ich radele durch einen schmalen Gang und folge irgendwelchen Radwegschildern. Ein Radfahrer spricht mich auf mein Navi an und wir unterhalten uns. Ich frage ihn nach dem Weg und er lenkt ich über einen Kreisel in eine idyllische Seitenstraße. Aber der Blick ins Navi und auf meine Karte zeigt, dass ich mich in falscher Richtung von Stade entferne. Ich bedanke mich bei ihm, verabschiede mich und studiere noch einmal gründlich die Lage. Ich bin falsch. Ich hätte ungefähr hier fahren müssen. Wieso habe ich das nicht gleich gesehen? Ich ärgere mich. Also muss ich jetzt ein Stück Landstraße fahren und dann um einen Stadteil Stades herum, um wieder an die Bahngleise zu kommen.

                                                                                                                                    Ich komme gut voran und fahre anschließend durch idyllische Seitenstraßen. Und dann kommt ganz unvermittelt das folgende Schild:





                                                                                                                                    Richtig.

                                                                                                                                    Ende des Exkurses.


                                                                                                                                    Dass mein Navi den Nordseeküstenradweg kennt, verschafft mir eine gewissen Sicherheit. Immer wieder überprüfe ich Karte, Navi und Beschilderung. Aber von nun an ist die Beschilderung zuverlässig.


                                                                                                                                    Vor Freude, dass ich richtig bin, fotografiere ich diesen roten Lebensretter.





                                                                                                                                    Ein Künstler.





                                                                                                                                    Kleine Wegweiser, auf die ich mich verlassen muss.





                                                                                                                                    Ich überquere die Bahngleise.





                                                                                                                                    Wieder geht es durch Wohnstraßen. Man radelt offiziell auf dem Bürgersteig.





                                                                                                                                    Ehemaliger Baumarkt und ein Supermarkt auf grüner Wiese. In der Ferne staut sich der Verkehr. Hier ist es still und ruhig. Die erste Ahnung von Natur taucht auf.





                                                                                                                                    Zarte Pflänzchen weisen in die gleiche Richtung.





                                                                                                                                    Endlich erreiche in den Wegweiser, den ich mir in Stade bereits gewünscht hätte: Eine Ausschilderung in Richtung Himmelpforten.





                                                                                                                                    Plötzlich, schlagartig, wird es ländlich. Ich befinde mich in Haddorf. Der Weg geht links ab und an der Ecke stehen zwei Ponies.






                                                                                                                                    Ich radele eine Dorfstraße entlang. Was für ein Kontrast zur Stadt. Hier gehen die Uhren anders. Menschen sehe ich wenige. Es ist still und idyllisch. Viele Höfe haben diese Pferdeschmuck. Möglicherweise die Pferde aus der Flagge Niedersachsens.









                                                                                                                                    Die Strecke wird immer schöner.





                                                                                                                                    Viele Höfe halten Kühe. So ist es kein Wunder, dass sich der Nordseeküstenradweg nun auch mit der Niedersächsischen Milchstraße deckt.





                                                                                                                                    Der nächste Ort heißt Hammah.











                                                                                                                                    Ein Kälbchen macht Lärm und spielt an der Tränke herum.





                                                                                                                                    Ich fühle mich in eine andere Welt versetzt. Wie fern ist plötzlich die Großstadt mit ihren Sorgen, Problemen und Eitelkeiten. Hier ist man mit dem Land verbunden. Zwei Welten.





                                                                                                                                    Am liebsten würde ich jeden einzelnen Baum fotografieren.








                                                                                                                                    Das Gras schimmert silbrig grün. Es ist ein ganz eigener Farbton. Im Kontrast dazu der dunkle Wald und der tiefschwarze Boden.





                                                                                                                                    Ein wunderschöner Weg.





                                                                                                                                    Ein Schild weist auf ein Erdwerk hin, für das man noch keine Erklärung gefunden hat. Entweder es steht mit Truppenbewegungen um 1670 in Verbindung oder es ist eine mittelalterliche Anlage.








                                                                                                                                    Hinter einer Kurve halte ich den Atem an, denn zwei Rehe schauen mich an. Der Wind kommt aus ihrer Richtung und so wissen sie nicht, was sie von mir halten sollen. Langsam hole ich die Kamera aus der Tasche und als ich gerade scharf stellen will, kommt eine untermotorige Kleinwagengurke um die Ecke und die Rehe rennen davon. Arrgh.





                                                                                                                                    Ab und zu kommt jetzt mal ein Auto. Feierabend. Aber sie fahren vorsichtig, wenn sie mich sehen.


                                                                                                                                    Kurz darauf bin ich im Himmelpforten. Himmelpforten gehört wie Rovaniemi zu den Weihnachtsmanndörfern. Seit den 60er Jahren wird diese Tradition gepflegt und aus aller Welt schreiben Kinder an den Weihnachtsmann in Himmelpforten.








                                                                                                                                    Kurz zuvor hatte ich mich in einem Supermarkt mit Mineralwasser, Brötchen und frischen Batterien für mein Navi eingedeckt. Leider hatte ich meine Reservebatterien nicht aufgeladen. Die Entscheidung ist gut, denn weitere Einkaufsmöglichkeiten werden mir auch auf den nächsten Etappen direkt an der Strecke nicht mehr begegnen.
                                                                                                                                    Am Ortsende finde ich eine Bäckerei, in der ich eine leckere Erdbeerschnitte erwerbe. Sie macht gerade zu, es ist kurz vor 18.00 Uhr. Ich bekomme einen Schreck. Ich habe die Zeit ganz vergessen. Der nächste Campingplatz ist in Hemmoor und das ist mindestens noch einmal die gleiche Strecke. Ich sollte mich sputen. So lege ich einen Gang zu.

                                                                                                                                    An einer Kurve steht ein Schild Deutsche Fährstraße und das dazugehörige Flüsschen heißt Breitenwisch. Die Deutsche Fährstraße verbindet Brücken, Schleusen, Sperrwerke und Fähren. Es gibt sie für Autofahrer, Radler und Paddler. Klick.





                                                                                                                                    Weiter geht es Landstraße. Rechts der Straße stehen Zelte. Ob es Unterkünfte für Arbeiter sind oder ob in der Halle eine Fete stattfinden wird, kann ich nicht sagen. Der Wind hat aufgefrischt. Heute morgen war Wind aus Nordost angesagt und das ist ungefähr die Richtung, in die ich fahre. Immerhin schlängelt sich die Straße ab der nächsten Kurve im folgenden eher kurvig dahin, so dass ich auch immer wieder windstille Passagen erwische. Die Strecke ist wirklich gut zu fahren.





                                                                                                                                    Ich befinde mich auf dem Radweg an der Landstraße. Vermutlich bereits hinter mir zweigt von der Straße, die ich gerade befahre, eine Seitenstraße gleichen Namens ab (Breitenwisch). Sie führt zu einer um 1200 n. Chr. gebauten Felsenkirche. Da ich das aber nicht weiß, sehe ich die Abzweigung nicht.






                                                                                                                                    Durch eine Lücke sehe ich ein typisches niedersächsisches Hallenhaus.





                                                                                                                                    Ich sehe das Motiv nur aus dem Augenwinkel, bremse und setze dann ohne abzusteigen zurück. Das Pedal bohrt sich in meine Waden. Ein Fahrrad ist kein Tretroller.

                                                                                                                                    Ich schwöre mir, nun keine Fotos mehr zu machen, um voran zu kommen, doch es gelingt mir nicht. Irgendetwas ist hier immer zu sehen.








                                                                                                                                    Die frische Brise bremst etwas, ich schätze sie auf ca. 20 km/h. Und gefühlt geht es immer bergauf. Aber nur sanft.








                                                                                                                                    Großenwörden. Am meisten fasziniert mich die Kirche (1636), die im gleichen Stil wie die Höfe gebaut ist. Zwei Jugendliche biegen gekonnt mit einem riesigen Traktor in eine Seitenstraße ein.








                                                                                                                                    Der Gasthof hat leider schon besser Zeiten gesehen.





                                                                                                                                    Nun wird es wieder idyllisch.





                                                                                                                                    Traumschön ist es hier.





                                                                                                                                    Der erste Grasschnitt. Im Mai.





                                                                                                                                    Der frische Wind zerrt an den Blättern.





                                                                                                                                    Wie farbenreich dieser Frühling in diesem Jahr ist.








                                                                                                                                    Mein Navi hatte mir zuvor „Links im Strich“ angezeigt und das fand ich etwas merkwürdig. Nun weiß ich wieso. Die Straße hieß „Im Strich“.

                                                                                                                                    An der Bushaltestelle bin ich ein wenig enttäuscht, dass die schöne Straße jetzt zu Ende ist. Dabei wird es noch schöner. An der Ecke zur Ostedeich beginnt die idyllischste Strecke des heutigen Tages. Hier ist es windstill und einsam. Autos fahren hier keine. Nur eine alte Dame mit ihrer Enkelin kommt mir entgegen.








                                                                                                                                    Das erste Schafbild in diesem Jahr, wenn auch bei Gegenlicht. Aber das muss zur Feier des Tages sein.





                                                                                                                                    Ich radele am Deich entlang und sehe ein wenig später ein Gebäude, auf dem ein Schild hinweist, dass hier „Boxenstopp“ für Radler ist. Die Sonne wärmt wunderbar und ich nehme die Einladung an, hier meinen Erdbeerkuchen zu vertilgen.








                                                                                                                                    Innen befinden sich Bänke und ein Bullauge.





                                                                                                                                    Eine Toilette würde zu meinem Glück fehlen, doch leider gibt es hier keine. Trotzdem: Eine schöne Anlage. Hinter dem Deich verbirgt sich die Oste und ich begebe mich auf die Deichkrone, um einen Blick zu erhaschen.








                                                                                                                                    Immer noch wärmt die Sonne. Ein derartig schönes Wetter hätte ich nicht erwartet. Und hier noch mal der Blick auf den Radweg.





                                                                                                                                    Als ich auf den nächsten Ort zuradele, sehe ich zwei merkwürdige Schafe. So wuschelig.








                                                                                                                                    Diese Abteilung flirtet dagegen miteinander.





                                                                                                                                    Ich bin jetzt in Osten. Ein Schild weist auf die deutsche Vergangenheit hin.





                                                                                                                                    Ich befinde mich übrigens auf der historischen Ostedeichroute. Sie ist 35 km lang und insgesamt 50 Schilder am Wegesrand erklären die Geschichte der Region. Hier steht wieder ein Schild, doch ich eile vorbei, da ich vor 20.00 Uhr den Campingplatz erreichen möchte. Nach dieser Zeit ist im allgemeinen die Rezeption nicht besetzt.

                                                                                                                                    Ein wunderschönes Haus an der Deichstraße.





                                                                                                                                    Ich schiebe das Fahrrad neugierig in eine kleine Gasse hinein. Der Radweg führt auf der Straße um die Kirche herum. Aber die Mischung Dorf und Industriearchitektur, die ich sehe, fasziniert mich. Erst jetzt weiß ich, dass es sich hier um die älteste Schwebefähre Deutschlands (1909) und eine der zwei erhaltenen Schwebefähren (die andere ist Rendsburg) in Deutschland handelt. Heute ist sie nur noch für Touristen im Einsatz, da es eine Brücke gibt.





                                                                                                                                    Blick auf die Oste.





                                                                                                                                    Die Kirche St. Petri (1746/47). Erst jetzt erfahre ich, dass der Baumeister ein Mitbaumeister des Michels in Hamburg war. Leider ist die Kirche bereits verschlossen, denn ich hätte sie gerne besichtigt. Tagsüber ist sie geöffnet.








                                                                                                                                    Ich fotografiere die Schwebefähre, ohne zu begreifen, was das überhaupt ist. Ich mag derartige Stahlkonstruktionen. Eine Frau packt Sachen aus ihrem Auto. Ich frage, ob ich hier nach Hemmoor komme, aber sie antwortet nicht.





                                                                                                                                    So fahre ich weiter geradeaus. Ich habe einen Campingplatz in mein Navi einprogrammiert, Hemmoor Kreidesee. An der nächsten Brücke führt das Nordseeküstenroutenschild geradeaus, mein Navi lenkt mich dagegen über die Brücke. Ich würde gerne den Schildern folgen, denn der Radweg ist wunderschön, aber ich kann nicht sehen, ob ich später noch über den Fluss komme. Ich gehe auf Nummer sicher und biege ab, um die Zufahrt zur Brücke zu nehmen. Ich nehme die Steigung mit Bravour und werde oben mit einem hervorragenden Ausblick belohnt.








                                                                                                                                    Es geht nun auf dem Fuß-und Radweg einer vielbefahrenen Landstraße entlang. Ich hoffe auf ein Radroutenschild, aber ich finde keines. Mein Navi signalisiert mir, dass ich nach einiger Zeit rechts abbiegen muss und ich sehe ein Straßenschild, dass eine Abbiegung ankündigt. Auf der Anhöhe nimmt die Polizei einen Unfall auf. Ich schnappe ein Gespräch auf „Er will nichts gesehen haben....“.

                                                                                                                                    Links taucht ein anderer Zubringerweg auf. Ein Schild fehlt. Ich beschließe dem Navi zu trauen. Die Abfahrt rechts entpuppt sich als Zufahrt zur B 73, der alles dominierenden Bundesstraße zwischen Hamburg und Cuxhaven. Ich fahre vorbei, wende dann, fahre vor der Feuerwehr über den Rasen, nehme doch den Zubringer, stehe ratlos vor der B 73 und sehe dann, dass ich geradeaus fahren kann. Vorsichtig quere ich die Straße und sehe, dass ich wohl auch den Zubringer von eben hätte hinunter fahren können. Egal. Endspurt.

                                                                                                                                    Ich radele durch einen Ort und befinde mich an den Bahngleisen. Mein Navi schickt mich einfach so nach links, aber da ist die Bahn und einen Bahnübergang gibt es nicht. Immerhin ist über mir eine Brücke und vermutlich meint mein Navi die Brücke. Ich checke die kleine Karte im Navi und es sieht fast so aus, als könnte ich noch weiter fahren (ja, laut Topo hätte es anscheinend noch etwas später eine Möglichkeit gegeben). Aber wieder gehe ich auf Nummer sicher. So biege ich nach rechts in eine holprige Schotterstraße ab. Ich denke, es ist nur ein kleiner Umweg, aber dann radele ich endlos scheinend parallel zu der Brückenauffahrt den Weg entlang. Es geht leicht bergan und ich habe das Gefühl, die Straße endet nie. Hier komme ich heraus.





                                                                                                                                    Und da geht es dann weiter. Ebenfalls ewig lang.





                                                                                                                                    Ein Auto kommt mir entgegen, der Fahrer wirkt, als hätte er ein wenig zuviel „Easy Rider“ geschaut. Endlich bin ich über den Bahnschienen.








                                                                                                                                    Wieder radele ich durch Wohngebiet und als ich zu befürchten beginne, dass es den Campingplatz gar nicht gibt, sehe ich an einer größeren Straße den Hinweis. Endlich. Unverständlich, dass er auch an der Brücke über die Oste nicht ausgeschildert war.

                                                                                                                                    Erst nachträglich kann ich analysieren, dass es je nach Quelle verschiedene Varianten der Wegführung gibt.
                                                                                                                                    a) Die Schilder am Radweg zeigen weiter an der Oste entlang geradeaus. Leider habe ich kein Foto vom Ziel gemacht, aber ich glaube mich zu erinnern, das Ziel war Wingst.
                                                                                                                                    b) Mein Navi führt die Strecke gleichlautend oberhalb von Hemmoor Richtung Wingst.
                                                                                                                                    c) Die ADFC Karte zeigt dagegen eine Wegführung am Campingplatz vorbei und über die Brücke an, die ich eben genommen habe. Hätte ich genauer auf die Karte geschaut, hätte ich bemerkt, dass ich die Straße noch weiter geradeaus hätte fahren müssen, um auch die Bahn zu überqueren. Das ist mir in der Hektik entgangen, weil ich die Bahnschienen nicht gesehen habe und dem Navi gefolgt bin, das mir einen Radweg anzeigte.
                                                                                                                                    d) Die Hinweistafeln, u.a. am Stader Bahnhof, zeigen die Wegführung des ADFC. Dummerweise habe ich eine der Tafeln zwar fotografiert, aber in der Situation nicht mehr angeschaut.
                                                                                                                                    Schade, dass niemand daran gedacht hat, ein Schild an der Straße anzubringen. Es hätte mir die Sache erleichtert.

                                                                                                                                    Ich gebe Gas, denn es ist schon 20.00 Uhr. Am Schild biege ich riskant links ab: Ferienpark Kreidesee. Ein riesiges Zirkuszelt vor mir. Hotelanlage. Na fein. Ich parke vor der Rezeption. Niemand da. Der Betreiber des Supermarktes räumt Dosen ins Regal. Die Rezeption ist geschlossen. Anmelden kann man sich nicht mehr. Ich drohe, mein Zelt auf der Wiese aufzubauen. Ach so, ertönt es. Damit hat die Ferienanlage nichts zu tun. Den Campingplatz macht die Tauchbasis. Der hat seine eigene Anmeldung. Aha.

                                                                                                                                    Ich radele am Zirkus vorbei. Dahinter liegt Wiese. Dann eine Einfahrt. Wohnmobile. Eine kleine Wiese. Ein Staika. Uralt. Ausgeblichen, etwas aus der Form, die alten Aufnäher. Ich parke das Fahrrad. Und laufe zur Anmeldung. Geschlossen. Aber man kann sich trotzdem anmelden. Das zeugt von Vertrauen. Der Platz könnte mir gefallen.
                                                                                                                                    Eine Frau holt ihren Tauchanzug von Wiese, auf der ich stehe, überall stehen Kleiderständer für Tauchanzüge herum. Ob ich mich hier hinstellen kann. Weiß sie nicht. Aber warum nicht. Oben kann man sich anmelden. Das Staika gehört einem Motorradfahrer. Sie steht bei den Wohnmobilen.

                                                                                                                                    Ich baue auf. Grillduft ist in der Luft, Taucher sitzen auf ihren Stühlen, überall hängen die Anzüge, es ist ein fröhlicher Campingplatz. Man grüßt sich. Neben mir ist ein Gruppenzelt. Man lacht und ist guter Laune. Es röhrt. Haben die einen Benzinkocher? Mein Zelt könnte besser gespannt sein, aber ich lasse es einfach so, keine Lust. Die Sonne wärmt. Ich bekomme Hunger. In meinem Rucksack sind noch Brötchen und Möhren.





                                                                                                                                    Ich bummele Richtung See. Er ist das Ergebnis von Zementabbau, der hier in einer Fabrik bis 1976 betrieben wurde (Alsen). Er ist mit 60 m das dritttiefste Gewässer Norddeutschlands. Bekannt wird er immer wieder durch Tauchunfälle. Daher ist er selbst mir ein Begriff. Auf dem Grund findet man nicht nur Reste des Tagebaus (Gebäude, Laternen etc.), sondern auch Autos, Boote, ein LKW und ein Flugzeug. Klick. Die Tauchbasis und der Campingplatz sind das ganze Jahr geöffnet. Die Tauchbasis gehört zu den besten im deutschsprachigen Raum. In diesem Jahr sind sie Platz 1. Eine Feuerstelle gibt es auch.











                                                                                                                                    Ich schaue einer Tauchgruppe zu, wie sie versinkt.





                                                                                                                                    Als die Sonne untergeht, wird es schlagartig kalt. Die Kamera übersteuert gnadenlos. So dramatisch geht die Sonne nicht unter.





                                                                                                                                    Ich dusche heiß und erfreue mich an der Heizung in den Sanitärräumen. Endlich mal ein Platz, der weiß, was Sporttreibende brauchen. Ich kann sogar warmes Wasser in meine Trinkflasche füllen. Dann verkrieche ich mich in mein Zelt, koche mir Nudeln und freue mich über die warme Mahlzeit. Technische Geräte beginnen zu rattern. Werden so die Sauerstoffflaschen aufgefüllt? Der Motorradfahrer ist gekommen, er hat eine kleine Enduro. Der Lärm endet. Die Geräusche auf dem Platz auch. Man geht früh zu Bett.

                                                                                                                                    Der Himmel ist sternenklar. Scharf hebt sich die Sichel des Mondes ab. Das wird eine kalte Nacht.
                                                                                                                                    Zuletzt geändert von Torres; 05.05.2014, 06:28.
                                                                                                                                    Oha.
                                                                                                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      Gerne im Forum
                                                                                                                                      • 28.12.2013
                                                                                                                                      • 79
                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                      Danke.....sehr schön! Freue mich schon auf meine fahrt von Rotterdam nach Hamburg.



                                                                                                                                      grüssli

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        Freak

                                                                                                                                        Liebt das Forum
                                                                                                                                        • 20.07.2009
                                                                                                                                        • 12705
                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                        #68
                                                                                                                                        AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                        Schöne Bilder, schöne Eindrücke, akribisch dokumentiert. Und mit Sprache umgehen kannst Du ohnehin.
                                                                                                                                        Ditschi

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          Freak

                                                                                                                                          Liebt das Forum
                                                                                                                                          • 16.08.2008
                                                                                                                                          • 31757
                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                          #69
                                                                                                                                          AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                          Zitat von madmax4000 Beitrag anzeigen
                                                                                                                                          Danke.....sehr schön! Freue mich schon auf meine fahrt von Rotterdam nach Hamburg.



                                                                                                                                          grüssli
                                                                                                                                          Wart´s ab. Das war die Wohlfühlstrecke. Morgen kommt der Wind.

                                                                                                                                          @Ditschi
                                                                                                                                          Danke schön.
                                                                                                                                          Oha.
                                                                                                                                          (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Freak

                                                                                                                                            Liebt das Forum
                                                                                                                                            • 16.08.2008
                                                                                                                                            • 31757
                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                            North Sea Cycle Route

                                                                                                                                            Hemmoor – Dorum, 79,3 km


                                                                                                                                            03.05.2014

                                                                                                                                            Am Morgen wache ich gegen 5 Uhr auf. Die ersten, vereinzelten LKW frequentieren die B 73. Es sonniger Tag kündigt sich an.





                                                                                                                                            Das Zelt ist kondensnass, der Schlafsack feucht, aber ich habe gut und warm geschlafen. Ich habe einen Schlafsack mit – 15 Grad Komforttemperatur mit (Antelope) und stelle fest, dass er erheblich besser wärmt als das vergleichbare polnische Modell. Einen Sommerschlafsack hätte ich bei den Temperaturen nicht empfohlen und generell sollte man in Küstennähe mehr Reserve einplanen als im Flachland. Auch im Hochsommer bin ich schon mit diesem Schlafsack losgezogen, und das war kein Fehler.

                                                                                                                                            Ich döse noch ein wenig, als zwei Piepmätze sich dem Liebensrausch hingeben. Leider wird das Bild unscharf.





                                                                                                                                            Mein Zeltnachbar ist bereits mit Packen fortgeschritten, und ich mache es ihm gleich. Kaum bin ich aus dem Schlafsack geschlüpft, wird es doch sehr kühl, und schnell ziehe ich mich an und ordne meine Sachen in die Packtaschen. Als der Motorradfahrer grüßt, grüße ich zurück und frage ihn nach seiner Maschine. Es ist eine XL 250, und als ich das Alter das Maschine genau treffe, ist er ziemlich verblüfft. Das war allerdings Zufall, ich hatte einmal die Vorgängermaschine. Er ist hier in der Nähe Geländeparcours gefahren und will heute zum XT Treffen nach Hamburg. Sein Staika ist 17 Jahre alt, die Maschine 34 Jahre alt.

                                                                                                                                            Er erzählt mir, dass sein Zelt heute morgen ganz vereist war, und als ich mein Zelt betrachte, sehe ich ebenfalls Eis. Stimmt. Der Wetterbericht hatte vor Bodenfrost gewarnt. Nun fällt mir auch der Rauhreif auf der Wiese auf. Ich packe konzentriert weiter, denn ich stoppe die Zeit. Aber ich brauche dennoch eine Stunde, bis ich startbereit bin.





                                                                                                                                            Ich zahle und radele kurz nach 7.00 Uhr am Zirkuszelt vorbei. riecht nach Tieren und Mist. Es ist kalt und meine Füße werden vom Fahrtwind eisig. Ich hätte außerdem Kniewärmer mitnehmen sollen. An der Straße entscheide ich, nicht mehr zurückzufahren. Mein Navi zeigt mir in der Nähe eine roteingezeichnete Route und ich beschließe, sie zu suchen. Ich müsste jetzt allerdings auf der anderen Seite des Campingplatzes hinausfahren. Keine Ahnung, ob das geht. Dort scheint nur ein Waldweg entlang zu führen. Ich gehe wieder auf Nummer sich und entscheide mich, einen kleinen Umweg zu fahren. Ich biege links in die B 73 ab. Es sind so früh am Morgen nur wenige Autos unterwegs und auf den Wiesen am Straßenrand liegt der Raufreif. Idyllisch, so ohne Verkehr. Kurz darauf biege ich in eine Wohnstraße, die Bergstraße ein. An der Kreuzung geht es links in die Dorfstraße.





                                                                                                                                            Ein Kriegsdenkmal erinnert an 72 gefallene Väter und Söhne der Gemeinde Westersode. Vermutlich der erste Weltkrieg?





                                                                                                                                            Ein schlichterer Stein ist den Jahren 1939-1945 gewidmet. Auf einem anderen steht: Den Toten der Ostheimer.
                                                                                                                                            Die Straßen sind autofrei und menschenleer. Man schläft noch. Meine Zehen tun weh. An der Nordhoopstraße geht es wieder nach rechts. Hier folge ich meiner Erinnerung nach bereits der roteingezeichneten Naviroute. Aber Schilder suche ich vergebens.

                                                                                                                                            Es wird nun wieder ländlich und einen Moment überlege ich, ob sie echt ist.





                                                                                                                                            Ein Foto der Straße.





                                                                                                                                            Pferde dösen auf einer Koppel. Hier befindet sich ein Isländergestüt. Es ist, als würde die Zeit still stehen.








                                                                                                                                            Ein Rapsfeld leuchtet. Die Sonne wärmt bereits. Nur meine Füße leider nicht.








                                                                                                                                            Ich biege, dem Navi folgend, hinter dem Gebäude rechts ab. Am Wegesrand liegen Tannenzweige und da wir in diesem Jahr keinen Schnee hatten, fotografiere ich die mit Rauhreif bedeckten Nadeln.






                                                                                                                                            Vor mir liegen jetzt Wiesen und ein Wald und ich erinnere mich, vor Jahren mal in Wingst gewesen zu sein. Ich fand es wunderschön hier. Vorfreude kommt auf.








                                                                                                                                            Ich finde wieder Radwegschilder und weiß nicht genau, wie ich fahren soll. Rechts (Athenmoor) geht der Weg der Karte durch, doch könnte der eigentlich Ort auch zu weit rechts sein. Ich entscheide mich, geradeaus zu fahren. Wenn ich Navi und Karte vergleiche, scheint das richtig zu sein.








                                                                                                                                            Die Landschaft raubt mir den Atem.








                                                                                                                                            Deutschland kann so wunderschön sein. Und dann erschrecke ich fast, als ich unvermittelt auf dieses Schild stoße:





                                                                                                                                            Was solle mir das sagen? Ich war richtig und ich bin richtig? Ab wo war ich richtig? Ich werde es nie ergründen.

                                                                                                                                            Wieder kommen Höfe in Sicht. Einen Moment sinniere ich darüber nach, wie diese windervolle Landschaft hier aussähe, wenn es keine Kulturlandschaft wäre. Dichter Urwald? Zugewucherte Felder mit hohen Disteln, kratzigen Büschen und undurchdringlichem Buschwerk? Tückische Wassergräben oder sogar Moor? Könnte man dann wirklich noch Fahrrad fahren? Im Grunde verdanken wir den Menschen viel, die hier tagein und tagaus die Landschaft gestalten.











                                                                                                                                            Ein bisschen sieht das Feld aus, als wäre es unrasiert.





                                                                                                                                            An einer Kreuzung volle Begeisterung. Wohin? Gibt es hier zwei Nordseeküstenradwege? Cadenberge liegt nordöstlich von Wingst. Lamstedt finde ich nicht. (Anmerkung: Lamstedt liegt südwestlich von Hemmor). Richtung Wingst will ich. Oberndorf liegt westlich von Wingst. Ich entscheide mich, rechts abzubiegen.





                                                                                                                                            Die Straße ist ruhig, aber es herrscht reger Landmaschinenverkehr. Sanft fahren sie nicht gerade. Das Wetter ist einfach zu gut.





                                                                                                                                            Kurz darauf wird das Leben nicht einfacher.





                                                                                                                                            Ich entscheide mich, Richtung Bülkau zu fahren. Ich bin nun bereits in Wingst und an der Ecke ist eine geöffnete Bäckerei. Ein paar Brötchen finden den Weg in meine Tasche. Mein bepacktes Fahrrad wird nur von einem riesigen Traktor getoppt, man kennt sich hier und redet miteinander. Eine ältere Dame befragt mich nach meinem Fahrrad und ist schwer beeindruckt. Nett ist es hier. Ich biege in eine ruhige Straße ein.





                                                                                                                                            Schon bald wird mir klar, dass ich nun um das Waldgebiet herumgeführt werden, in dem der Höhenzug Wingst liegt (74 m). Dabei geht laut Karte der Weg mittendurch. Schaue ich mir nun aber die Karte der Schautafel an, so ist dieser Weg, den ich jetzt nehme, richtig. Ob jetzt touristische Gründe eine Rolle spielen, oder die Tatsache, dass der Weg durch den Wald sehr hügelig ist, oder man vielleicht Radfahrer und Wanderern trennen möchte, entzieht sich meiner Kenntnis. Rechts von mir ist auch Wald und es riecht wunderbar.








                                                                                                                                            Kurz darauf bin ich am Zoo in der Wingst und erfahre, dass man hier Wölfe, Dingos und Bären sehen kann. Eine Tafel weist auf den Turm auf dem Deutschen Olymp hin. Es handelt sich um einen Aussichtsturm, der auf einer 62 m hohen Erhebung, dem Deutschen Olymp (früher Fahlenberg), liegt. Es ist ungefähr 9.00 Uhr, meine Zehen sind immer noch kalt und ich entscheide, den Turm suchen zu gehen. Die Straße heißt Olymp, also muss er in der Nähe sein. Man soll eine Aussicht über das ganze Elbegebiet haben. Das Gebiet hier ist von Wanderwegen durchzogen und ich vermute, dass sich daher die Radwegbeschilderung verändert hat, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. So schenke ich dem Schilderturm, der den Nordseeradweg ausweist, zunächst keine Beachtung,





                                                                                                                                            sondern fahre Richtung Zooparkplatz. Durch eine Lücke sehe ich diesen Glücksbringer, der anscheinend ebenfalls die Sonne genießt.





                                                                                                                                            Ich frage einen Mann mit Fotoapparat, wo der Turm ist und er schickt mich geradeaus weiter. Der Weg ist aber steil, sagt er. Okay, sage ich, schieben. Dass der Turm geschlossen ist, sagt er mir leider nicht. Ich schiebe nun das schwere Fahrrad den Berg hoch und eigentlich hätte ich es unten stehen lassen sollen. Meine Knie finden das nämlich nicht so gut. Es ist immer noch kalt. Und ein Fahrrad ist wirklich kein Tretroller: Die Pedale stören. 10 kg mehr wiegt die Sache auch. Mindestens. Ich habe 5 Liter Wasser dabei, die ich an diesem Tag auch brauchen werde. Es kommt mir endlos vor, bis ich oben bin. An den Seiten der Straße gehen Wanderwege ab, auch ein Familienerlebnisweg ist dabei.





                                                                                                                                            Dank Wikipedia weiß ich nun, dass der Turm 2012 von der Gemeinde Wingst gekauft wurde und die für 2013 geplante Wiedereröffnung auf den Frühsommer 2014 verschoben wurde. Schade. Früher stand hier übrigens ein Holzturm.





                                                                                                                                            Der Rückweg geht dann schnell.





                                                                                                                                            Ich fahre die Landstraße weiter. Es gibt hier relativ viel Sehenswertes. Ein Urlaubsort. Als ich gerade so richtig Gas geben will, sehe ich im letzten Moment, dass es nicht geradeaus, sondern links ab geht. Der Straßenname gefällt mir.





                                                                                                                                            Im ersten Gang geht es den Hügel hoch und weiter oben ist eine Bank. Ich beschließe, zu frühstücken. Es ist Viertel nach neun. Die Sonne strahlt mir ins Gesicht. Die Luft bleibt kalt. Ich verwerfe den Plan, das Zelt auszupacken und zu trocknen. Das reicht noch nicht.
                                                                                                                                            Meine Füße sind mittlerweile aufgetaut. Aber so richtig warm wird mir nicht. Also weiter. Aber kurz darauf bleibe ich an einem Zaun hängen. Der Garten blüht wunderschön.











                                                                                                                                            Ich packe die Kamera weg und es geht weiter. Eine idyllische Waldstraße schließt sich an. So macht Fahrradfahren Spaß.








                                                                                                                                            Am Wasserweg steht ein Schilderbaum. Rechts abbiegen. Schade. Ich war gerade so gut in Schwung.





                                                                                                                                            Auf Schotter geht es weiter.











                                                                                                                                            Dann eine Abzweigungsschild nach links. Kurz darauf stehe ich vor diesem Schild. Wo ist nun der Nordseeküstenradweg?
                                                                                                                                            Ich vertiefe mich in mein Navi. Ein alter Mann mit Hund geht gerade spazieren. Ob ich etwas suche, fragt er. Ja, sage ich, ich suche den Nordseeküstenradweg. Links, rechts oder geradeaus? Er erschrickt sich. Fehlt das Schild wieder? Nein, nein, sage ich. Aber hier fehlt eines. Sie sollen nach: Er nennt einen mir unbekannten Ort. Ostenbruch, sage ich. Oder Otterndorf. Jo, jo, geradeaus, entscheidet er. Durch das Dorf durch und dann führt der Weg durch das Moor. Ich bedanke mich und fahre weiter, parke dann aber, um noch das Foto zu machen.





                                                                                                                                            Der Mann freut sich und kommt gleich wieder. Wir unterhalten uns ein bisschen über Fahrten auf dem Land und in der Stadt, Navis und dies und das.





                                                                                                                                            Dorfidylle.





                                                                                                                                            Ein Schild bestätigt die Aussagen des Mannes.





                                                                                                                                            Ein letzter Blick auf die Idylle.





                                                                                                                                            Vor mir liegt nun eine völlig andere Landschaft. Einen Moment fühle ich Bedauern. Wie schön es war. Leicht hügeliges Gelände, Windschutz durch die Bäume, der auch die Wärme hält, eine vielfältige und teilweise wilde Natur. Nun beginnt ein neues Kapitel: Die karge Schönheit der flachen Küstenlandschaft. Man merkt es nicht nur am Wind oder daran, dass es schlagartig kälter wird. Auch nicht an den mittlerweile obligatorischen Vogelschredderern. Man kann es riechen. Meerluft.


                                                                                                                                            Zuletzt geändert von Torres; 06.05.2014, 10:45.
                                                                                                                                            Oha.
                                                                                                                                            (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              • 16.08.2008
                                                                                                                                              • 31757
                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                              AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                              Es dauert ein wenig, bis ich mich an die neue Umgebung gewöhnt habe. Die ungefähr 30 Kilometer, die ich bisher geradelt war, gingen ganz von selbst. Nun muss man sich auf das Fahrradfahren konzentrieren, denn der Wind kommt von vorne. Stark ist er noch nicht, aber bereits lästig. Einen Moment ertappe ich mich dabei, die Landschaft langweilig zu finden. Wie hatte Göga es ausgedrückt: Menschen suchen Räume. Hier ist keine Abgrenzung, keine Struktur, kein Raum, wie er durch die Hügellandschaft und die Waldgebiete hinter mir geschaffen wurde. Flaches Land. So weit das Auge reicht. Erst langsam entdeckt man auch hier den besonderen Charme.





                                                                                                                                              Vogelschredderer.





                                                                                                                                              Liebesleben in der Luft. Balzgesänge.





                                                                                                                                              Lotterleben.





                                                                                                                                              Obstbäume an der Straße.





                                                                                                                                              Höfe.




                                                                                                                                              Auf der Karte ist das Gebiet von vielen kleinen Wassergräben durchzogen. Moorlandschaft. Wie wird es hier vor hundert oder mehr Jahren gewesen sein? Ich erinnere mich an düstere Romane über Moorlandschaften in Niedersachsen. Ein falscher Tritt, Orientierungsverlust durch Regen und Wind und der sichere Tod war die Folge. Hätten sich diese Menschen vorstellen können, dass man hier heute in der Freizeit genussradelt?











                                                                                                                                              An der Straße stehen in gewissen Abständen Warnschilder vor Wildunfällen.





                                                                                                                                              Der Wind kommt nun genau von vorne. Gestern war Nordostwind, heute ist Nordwestwind. Optimistisch stimmt das nicht. Bereits hier bremst er ganz schön. Schade, dass ich den Windmesser vergessen habe. Vermutlich wird er sich bei um die 15 km/h bewegen. An der Küste wird er stärker sein. Schauen wir mal.





                                                                                                                                              Vollbremsung an einer Hofeinfahrt. Wen haben wir denn da? Ich brauche irgendwann doch mal ein stärkeres Tele.








                                                                                                                                              Ich kreuze den Hadelner Kanal.








                                                                                                                                              Die nun folgende Straße ist gut zu radeln. Die Häuser bieten Windschutz. Immer noch sind die Straßen leer. Ein Radfahrer kommt aus einem Haus, sonst sehe ich niemanden. Der Radweg befindet sich auf dem Bürgersteig, aber man könnte auch auf der Straße radeln. Ein Rastplatz für Radfahrer an der Ecke. Leider im Schatten. Es ist hier erheblich kühler als in der Wingst. Der Rastplatz für Autofahrer ein wenig später, liegt ebenfalls im Schatten. Er ist mit einem Dixie Klo ausgestattet.

                                                                                                                                              Der Verkehr nimmt nun zu. Ich nähere mich wieder der B 73. Kurz vor dem Kreisel der B 73 begegnen mir zwei Reiseradler. Sportlich gekleidet, orangene Globetrottertaschen. Der Wind ist auf Eurer Seite.








                                                                                                                                              Sehen die Häuser nun wie Briefkästen oder wie Vogelhäuser aus?





                                                                                                                                              Ich bin nun in Otterndorf. Otterndorf gehört zur Samtgemeinde Hadeln. Es ist Samstag und reger Einkaufsverkehr. Ein Supermarkt lockt und es riecht am mobilen Bratwurststand nach Köstlichkeiten. Der Radweg führt um die Innenstadt herum, aber ich möchte einen Eindruck von dem Ort gewinnen und biege in die Fußgängerzone ab. Keine besonders gute Idee, denn alles will da durch: Autos, Lieferwagen, Wohnmobile. Ich weiche auf den Bürgersteig aus, als die Straße verstopft. Immerhin sieht der Ort sehr nett aus. Frühstücken kann man hier auch in der Sonne. Aber ich möchte weiter. Noch ist mein Tagesziel Cuxhaven nicht erreicht, und ich kann den Wind nicht einschätzen.





                                                                                                                                              „Der Kranich hält den Stein, des Schlafs sich zu erwehren, wer sich dem Schlaf ergibt, kommt nie zu Gut und Ehren.“





                                                                                                                                              St. Severi Kirche aus dem 13. Jh. Eine wunderschöne Orgel, die ich leider nicht besichtige. Gloger Orgel.





                                                                                                                                              Der Ausrufer, der den Bürgern die wichtigsten Nachrichten verkündet.





                                                                                                                                              Ich fahre durch einen kleinen Gang zurück zum Radweg. Schilder weisen auf ein Schloss hin, das heute das Amtsgericht beherbergt, aber ich sehe es nicht. Es liegt in einem Park. Ein Kanal.





                                                                                                                                              Wieder richtig.





                                                                                                                                              Die Medem. 16 km lang und durchgehend mit kleinen Booten befahrbar, mündet sie bei Otterndorf in die Elbe.





                                                                                                                                              Jugendherberge Otterndorf.





                                                                                                                                              An der Ecke steht das Gasthaus zur Schleuse. Ein schönes, altes Haus, aber der Lack ist ab. Es ist zu verkaufen.








                                                                                                                                              Dann bin ich auch schon am Elbedeich. Die Medem.








                                                                                                                                              Die Elbe.








                                                                                                                                              Und Wind. Direkt von vorne.

                                                                                                                                              Der Nordseeküstenradweg vereint sich nun mit dem Elberadweg und führt an der Innenkante des Deiches entlang. Ich radele an zwei imposanten Hallenhäusern vorbei.





                                                                                                                                              Kurze Zeit später die ersten unübersehbaren Zeugnisse von Tourismus.





                                                                                                                                              Ein Radwegschild fehlt und so fahre ich weiter geradeaus. Links befindet sich ein Campingplatz. Sollte es hier trotz Windschutz windig sein? Auf dem See davor befinden sich zwei Canadier.





                                                                                                                                              Ich bleibe am Deich und ein Durchfahrt Verboten - Schild weist darauf hin, dass hier kein Durchkommen ist. Die Nutzung der Anlagen kostet 1.50 Kurtaxe. Ich halte mich an der Innenkante und das ist einerseits ein Fehler, denn hier ist der einzige Zugang zum Außenkante Weg. Andererseits werde ich in Cuxhaven lernen, dass die Verbotsschilder auch für Radfahrer gelten. Doch dazu später mehr.
                                                                                                                                              Zunächst lande ich direkt auf dem Campingplatz und radele auf geschotterten Wegen über kleine Brücken und an Rezeptionen vorbei. Dann kommt ich an eine Straße. Das Nordseeküstenradwegschild fehlt.





                                                                                                                                              Ich wähle die Richtung Cuxhaven und bin kurz darauf wieder an der Innenkante des Deiches. Hier sollte es laut Navi über den Deich zum Nordseeküstenradweg gehen, aber die Zufahrt ist mit dem Hinweis auf „Viehweide“ versperrt. Dabei gibt es definitiv Radler auf dem Deich.





                                                                                                                                              Ich überprüfe mein Navi und sehe, dass es später noch einen Zugang geben soll. Also fahre ich Innenkante. Nett ist es hier.








                                                                                                                                              Es sind noch andere Radler unterwegs. An der nächsten Auffahrt ist der Weg erneut versperrt und ein älteres Ehepaar hinter mir gibt auf. Hier kommt man auch nicht an den Deich, sagt die Frau. Lass uns umkehren.

                                                                                                                                              Der Wind ist unverändert, aber nicht zu stark, und so komme ich ganz gut in niedrigen Gängen vorwärts. Ein Paar hält mir das Gatter auf, ich revanchiere mich. Wieder gibt es keinen Zugang zum Deich und als er endlich kommt, bin ich völlig irritiert.





                                                                                                                                              Gibt es den Nordseeküstenradweg nicht mehr? Ich sehe mich hilfesuchend um und entdecke nur dieses Schild. Einen Weg kann ich an dieser Stelle allerdings nicht entdecken.





                                                                                                                                              Ich beschließe, das Gatter zu passieren und mal zu schauen, was hinter dem Deich ist. Womm. Der Wind bläst hier mit voller Wucht. Wattwanderer sind unterwegs, ebenso viele Radfahrer. Also scheint man hier doch fahren zu können?





                                                                                                                                              In der Ferne Cuxhaven. Ziel für heute.





                                                                                                                                              An der Innenkante sieht es auch nett aus.





                                                                                                                                              Ich rollere dennoch auf den Radweg am Meer. Laut Navi der Nordseeküstenradweg.





                                                                                                                                              Im niedrigen Gang ist jetzt strampeln gegen den Wind angesagt. Die Windgeschwindigkeit kann ich nicht schätzen, aber der Wind drückt ganz schön. Nicht so, dass man keine Lust mehr hat, aber auch nicht so, dass man ihn übersehen kann.





                                                                                                                                              Es fühlt sich an, als käme man kaum vorwärts und der Eindruck täuscht auch nicht. Ohne Wind wäre ich vermutlich in einer halben Stunde in Cuxhaven. Ich brauche ingesamt 1,5 Stunden.

                                                                                                                                              Ich ertappt mich dabei, dass ich über jedes Fotomotiv dankbar anhalte.

















                                                                                                                                              Zwei Radfahrer nerven mich und ich versuche, sie abzuhängen. Keine gute Idee. Ich muss immer noch auf meine Knie achten. Dennoch fahre ich die Strecke mit Kraft.
                                                                                                                                              Und ich habe Hunger. An der nächsten Auffahrt entscheide ich mich, auf einer Bank auf dem Deich Pause zu machen. Es ist bitterkalt. Nach drei Minuten friere ich, obwohl die Sonne scheint. Ich bin froh, dass ich meine Wintersoftshell und die Windjacke anhabe. Nur für meine Beine hätte ich Kniewärmer mitnehmen müssen, ein unverzeihlicher Fehler. Aber die letzten Wochen war es so warm, ich war verwöhnt.





                                                                                                                                              Ich entschließe mich, Innenkante zu fahren. Weniger Wind ist dort nicht, aber es gibt mehr zu sehen.





                                                                                                                                              Ein grasender Schwan.






                                                                                                                                              Ich komme in die Peripherie von Cuxhaven. Ein Campingplatz liegt links von mir und ich kenne ihn. Hier waren wir damals untergekommen, als ein paar ODSler nach Neuwerk gewandert waren. Ich schwelge in Erinnerungen und dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Das Gatter ist abgeriegelt. Kein Durchkommen. Keine Chance. Hä? Was soll das? Kein Schild hat vorher darauf hingewiesen. Was ist hier los?





                                                                                                                                              Ich mache das, was schon andere Radler vor mir gemacht haben.





                                                                                                                                              Meinem Knie gefällt das gar nicht. Dazu ist das Rad immer noch zu schwer. Schnaufend komme ich oben an. Der Metronom nach Hamburg harmoniert mit dem Raps.




                                                                                                                                              Im letzten Jahr gab es um diese Zeit noch Schneereste.





                                                                                                                                              Als meine Knie sich wieder erholt haben, steige ich den Deich hinunter.








                                                                                                                                              Unten ist ein Spielplatz. Radfahrer bitte absteigen.





                                                                                                                                              Den Nordseeküstenradweg gibt es nicht mehr.

                                                                                                                                              Ich verspüre eine leichte Frustration und schiebe das Fahrrad durch den Fußgängerbereich. Dann kämpfe ich weiter gegen den Wind an. Kurze Zeit später endet der Radweg und man muss den Deich wieder hochschieben. Ein Leuchtturm wartet hinter dem Deich. Die „Dicke Berta“.





                                                                                                                                              Ein letzter Blick zum Meer.





                                                                                                                                              Den Nordseeküstenradweg gibt es auch wieder,





                                                                                                                                              und hätte ich dem kleinen Schild unten Beachtung geschenkt, hätte ich schon jetzt gewusst, dass die Radwegführung auf den folgenden Abschnitten geändert wurde. Vielleicht bin ich aber auch froh, dass ich nicht weiß, was mich erwartet. Dem Naturliebhaber empfehle ich, ins Binnenland abzubiegen und über Süderwisch zur gegenüberliegenden Küste, dem Land Wursten, zu fahren.
                                                                                                                                              Zuletzt geändert von Torres; 06.05.2014, 21:41.
                                                                                                                                              Oha.
                                                                                                                                              (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                Liebt das Forum
                                                                                                                                                • 16.08.2008
                                                                                                                                                • 31757
                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                Zunächst herrscht noch Idylle, als ich Richtung Cuxhaven abbiege. Die meisten Radfahrer nehmen den Weg in das Binnenland. Ich würde ihnen gerne folgen, aber mein Ziel ist ja, den Nordseeküstenradweg möglichst exakt zu fahren.








                                                                                                                                                Der nächste Blick wird ungemütlich. Baustelle.





                                                                                                                                                Ich muss in eine geschotterte Parkanlage abbiegen. Ein Ehepaar macht es mir vor. Es gäbe hier sogar eine Abkürzung, doch ist diese nur aus der Gegenrichtung ersichtlich. So durchquere ich die Anlage und komme vor der nächsten Barriere wieder auf ein kurzes Stück Asphalt. Ein Blick zurück.





                                                                                                                                                Die frischgepflanzten Bäumchen sind mit schwarzem Band und gelben Segnungsbändchen versehen und erst denke ich an einen Friedwald. Aber es handelt sich um einen Hochzeitswald.







                                                                                                                                                An der Flatterrichtung der Bänder sieht man auch schon, was gleich kommt. Wind. Und zwar auf schnurgerader Fläche. Parallel zu den Eisenbahnschienen.





                                                                                                                                                Wer baut so etwas? In einer Region, in der es IMMER Wind gibt. Und IMMER von vorne! Das erste Mal verspüre ich das Gefühl, keine Lust mehr zu haben. Im Schneckentempo folgt Umdrehung um Umdrehung. Durch die Packtaschen biete ich natürlich auch ordentlich Windwiderstand. Die Radfahrer, die mir entgegen kommen, haben es besser. Sie haben Rückenwind. Ich beobachte ein interessantes Phänomen. Einige Radfahrer – jung oder alt – sitzen lässig oder sportlich auf dem Fahrrad. Dann gibt es eine Gruppe – jung oder alt – die ziemlich gerade, betont entspannt und manchmal mit einem harmlos, unschuldigen Gesichtsausdruck auf dem Fahrrad sitzt. Hah. E-Bike-Pedelec-Fahrer. Die Technik immer besser versteckt. Na sowas.





                                                                                                                                                Ich brauche für diese kurze Stück tatsächlich ganze 10 Minuten. Für 1,5 km. Immerhin werde ich am Ende mit einem Nordseeküstenradwegschild beglückt.





                                                                                                                                                Und einem quietschneuen Radweg.





                                                                                                                                                Der kurz darauf in einen normalen Radweg übergeht und an einer zugigen Kreuzung herauskommt, an der die aufgestellten Schilder im Sand liegen. Rechts Industriearchitektur. Die Kamera muss ich gut festhalten.





                                                                                                                                                Nun nehme ich auch das Schild war, das auf die veränderte Wegführung hinweist.







                                                                                                                                                Auf dem Bürgersteig geht es weiter, dann etwas unübersichtlich an einem Stück Landstraße, bevor wieder Radweg kommt. Hier ist etwas weniger Wind, aber die Gegend ist hässlich und zugig. Der Wind kommt wieder genau von vorne und Hafengebäude mit Gastronomie kommen in Sicht. Es erinnert mich an die Umgebung des Hamburger Fischmarktes. Es ist Samstag und Familien gehen hier essen. Als ich die Flaggen fotografieren, schlägt mir der Wind den Fotoapparat aus der Hand. Gut, dass ich ihn gesichert hatte.





                                                                                                                                                An der nächsten Kreuzung ist Gewusel. Viele Autofahrer sind auf Einkaufstour und viele suchen Parkplätze oder kennen sich nicht aus. Man fährt langsam, aber idyllisch ist er überhaupt nicht mehr. Ein kleines Fest vor einem Supermarkt. Es riecht verlockend nach Bratwürstchen und Schwenkfleisch.
                                                                                                                                                Ein Wegweiser in meine Richtung fehlt jetzt, man muss kombinieren, dass es richtig ist, wenn ein Wegweiser in die andere Richtung zeigt.





                                                                                                                                                Ich werde Richtung Innenstadt gelenkt und erkenne einiges wieder.








                                                                                                                                                Es ist voll, viele Touristen sind unterwegs und ich erinnere mich, dass ich hier selbst mit Auto immer schnell weg wollte. Zuviel Rummel.


                                                                                                                                                Ich begebe mich zu Dokumentationszwecken dennoch kurz ins Getümmel, obwohl der Radweg nach links abknickt.





                                                                                                                                                Blick auf die Alte Liebe.





                                                                                                                                                Meine leere Mineralwasserflasche hat sich durch den Wind aus der Befestigung an den Packtaschen losgerissen und ich eile hinterher. Ein älteres Ehepaar gurkt mir ihrem Fahrrad stur und völlig schmerzfrei durch die Menge und nimmt rasant die Behindertenschräge in den Park. Elektronisch, versteht sich. Eine Seuche. Ich friere.


                                                                                                                                                Weiter geht es und schon bald komme ich zum Grasstrand.








                                                                                                                                                Ein Stück später kommt dann die architektonische Pracht der Ferienappartments noch besser zur Geltung. Buden zur Verköstigung der Spaziergänger stehen auch herum. Das Geschäft ist mau, es ist einfach zu windig. Gut, seit Italien weiß ich, dass die Wohnungen und Hotelzimmer von innen schön sein können. Von außen tut der Anblick dagegen weh. Ich lenke meine Blicke in die Gegenrichtung.





                                                                                                                                                Es sind recht viele Spaziergänger unterwegs, aber der Weg ist breit genug.








                                                                                                                                                Die Spitze kommt in Sicht und ich erhoffe mir, dass es bald weniger Wind sein wird, wenn ich Richtung Westen und Süden radele. Es wird weniger werden, in der Tat, aber nicht viel.








                                                                                                                                                Ein Blick zurück.





                                                                                                                                                Von der langen Berta aus bis hierhin habe ich eine Stunde und zwanzig Minuten gebraucht. Laut Messung in Basecamp habe ich eine Strecke von 11,27 km zurückgelegt.




                                                                                                                                                Die Spitze





                                                                                                                                                Ein kurzes Stück geht es auf dem Deich weiter. In der Ferne Hamburg – Neuwerk.





                                                                                                                                                Die Weite, die ich so liebe.





                                                                                                                                                Nordsee.





                                                                                                                                                Mahnmal.





                                                                                                                                                Noch einmal Neuwerk.





                                                                                                                                                Dann werden die Fahrräder auf eine eigene Spur vor dem Deich verbannt und so wird es auch bleiben. Einerseits eine Regelung, die richtig ist – weil die Fußgängerwege für die Fußgänger sein sollten. Andererseits sieht man nun fast nichts mehr. Nur Radweg, andere Radler und ein paar Fußgänger. Rechts Deich und links entweder Heidelandschaft, Wald oder Häuser. Wo man ist, sieht man nicht. Ein Deichvorland, wie es in Friesland vorhanden ist, gibt es hier nicht. Der Blick auf das Meer ist daher den Fußgängern vorbehalten und der Gang an das Wasser kurtaxenpflichtig.





                                                                                                                                                Ich fahre so vor mich hin und ertappe mich dabei, routinemäßig zu checken, ob es ein Fahrrad oder ein Elektrodingens ist, was mir entgegenkommt. Beim Motorradfahren hat man früher auf die Maschine oder die Marke geachtet. Jetzt sucht man Akkus. Oh ha.

                                                                                                                                                Kurz vor Duhnen schießt plötzlich ein jäher Schmerz in mein rechtes Knie, dass ich für einen Moment sozusagen die Engel singen höre. Nicht schon wieder! Auf der Etappe Glückstadt vor zwei Jahren fingen die Knieprobleme an. Heute morgen hatte ich noch gedacht: Wie neu! Und dann das.
                                                                                                                                                Es wird sich herausstellen, dass es nur ein Warnschuss war. Langsamer zu radeln und vor allem in den niedrigen Gängen zu radeln. Man unterschätzt die Kraft des Windes und bei den Temperaturen sind die Knie einfach zu kalt. Ich nehme Tempo heraus. Denn auch wenn der Wind nicht mehr direkt von vorne kommt: Allgegenwärtig ist er dennoch.

                                                                                                                                                In Duhnen riskiere ich zu Fuß einen Blick über den Deich. Hier waren ein paar Odsler vor gut vier Jahren zur Wattwanderung nach Neuwerk gestartet. Meine Packtaschen lasse ich am Rad. Mein Knie meckert, aber hält.





                                                                                                                                                Neuwerk hat es mir angetan. Hier habe ich die krasseste und lauteste Campingnacht meines Lebens verbracht, als eine Trümmertruppe im Vollrausch den Platz terrorisierte, bis ich dem Spuk nachts gegen 3.00 Uhr ein Ende setze..... („Jö örg“).





                                                                                                                                                Wir hier ein Flutschutz gebaut?





                                                                                                                                                Da komme ich her.





                                                                                                                                                Urlaub.





                                                                                                                                                Der Radweg führt nun um die Promenade herum. Kein Wunder, es sind viel zu viele Menschen hier. Früher sind bei Wind kaum Radler unterwegs gewesen. Mittlerweile ist das angesichts des technischen Fortschritts kein Problem mehr und damit nehmen natürlich die Interessenskonflikte zu.

                                                                                                                                                Die Landschaft ändert sich nun. An einem kleinen Kiosk, der leider nur Bockwurst im Brot führt, halte ich kurz an. Pommes wären gut gewesen.





                                                                                                                                                Ein wunderschöner Teil des Radwegs schließt sich an. Links ist Naturschutzgebiet.











                                                                                                                                                Die Wanderer und Radfahrerdichte nimmt langsam ab. Hier ist Vorland und kein Sandstrand.








                                                                                                                                                In Sahlenburg ist noch einmal Touristenhochburg. Auch hier wird der Nordseeküstenradweg um das Zentrum herumgeführt. Ich nehme das Angebot dankend an. Menschenmengen sind mir nicht geheuer.





                                                                                                                                                Es geht durch eine ruhige Nebenstraßen in ein Waldgebiet. Hier müsste es meiner Karte nach weiter geradeaus gehen, aber ich finde den Weg nicht. Ich sehe weder die Abzweigung, noch das Radwegschild und einfach in den Wald mag ich nicht fahren. So folge ich der Straße – zunächst gegen die Einbahnstraße auf dem Bürgersteig. Andere Radfahrer tun es mir gleich. Kurz darauf bin ich wieder am Meer. In Sahlenburg gibt es direkt am Radweg Campingplätze – auf einem war ich sogar schon mal in grauen Zeiten – aber ich möchte hier nicht bleiben. Lieber noch etwas fahren. Wer weiß, wie sich mein Knie morgen schlägt. Ein E-Bike steht mit einer Panne am Wegesrand. Akku oder Motor.

                                                                                                                                                Auf dem Radweg steht eine Sperre für Autos und am Radweg parken Autos. Eine Frau kassiert. Hier ist der Surfstrand. Es ist mittlerweile zwanzig vor drei, und ich beschließe, Mittagspause zu machen. Auf einer Bank mache ich es mir gemütlich und packe das Zelt zum Trocknen aus. Es trocknet nicht ganz, dazu fehlt die Zeit, aber was der Sonne zugewandt ist, trocknet schnell. Wenn der kalte Wind nicht wäre, der durch alle Poren zieht, wäre es sogar richtig gemütlich. Ich schätze die Lufttemperatur auf um die 12 Grad und mit dem Wind dazu, ist es dann eben recht frisch.





                                                                                                                                                Frierend radele ich zwanzig Minuten später weiter.





                                                                                                                                                Der Radweg geht nun in eine Schotterpiste über. Auf einer dünnen Spur lässt es sich mit etwas Geschick gut fahren, aber eigentlich sind mir Schotterpisten supekt. Schnell verkantet sich ein Steinchen und bringt einen aus der Spur.





                                                                                                                                                Noch einmal sehe ich das Meer in der Nähe.





                                                                                                                                                Dann rückt es immer weiter in die Ferne.





                                                                                                                                                Tschüß, Neuwerk.











                                                                                                                                                Bäume faszinieren.





                                                                                                                                                Gemeinsam mit einem Paar rätsele ich, wie es weiter geht. Aber wir finden das Schild.











                                                                                                                                                Endlich gibt es wieder Tiere zu sehen.





                                                                                                                                                Ein idyllischer Waldweg schließt sich an. Schön ist es hier. Rennradler nutzen diese Nebenstrecke für ihr Training. Touristen sind außer mir keine mehr da.





                                                                                                                                                Deichlandschaft.





                                                                                                                                                Leuchtendes Gras.








                                                                                                                                                Wie sehr man sich über so etwas freuen kann!





                                                                                                                                                Vogelschredderer. Heute sind sie ausgestellt.





                                                                                                                                                Ein Haus kommt in Sicht. Ich überlege, ob ich den Hof fotografieren soll und nehme erst spät wahr, was in der Hofeinfahrt steht.





                                                                                                                                                Ich setze zurück.





                                                                                                                                                Ich habe nun Spieks-Neufeld erreicht und ein Campingplatzschild weist auf einen Platz am Watt hin. Ich bin überrascht. Ist die Nordsee hier an dem Niedersächsischen Wattenmeer bzw. am Wurster Watt so zahm, dass man ohne Deich zelten kann?





                                                                                                                                                Einen Moment überlege ich, ob ich hier zelte, aber der Platz sieht nicht sehr romantisch aus. Und es ist unglaublich zugig hier. Schlagartig fange ich an, zu zittern. Wer sich zulange im Wind aufhält, kühlt aus. Da hilft nur der Schlafsack. Was soll ich aber um diese Zeit schon im Zelt machen?








                                                                                                                                                Die nächste Campingmöglichkeit ist in Cappel-Neufeld. Ich beschließe, weiter zu fahren.





                                                                                                                                                Der Campingplatz in Cappel-Neufeld gefällt mir auch nicht.





                                                                                                                                                Ich sehe es schon kommen, dass ich durch bis Bremerhaven fahre. Ich fahre den Deich wieder hinunter. Links von mir liegt ein Teich und die Frösche im Teich hört man meilenweit. Hatten wir da nicht mal einen running-gag?





                                                                                                                                                Ich fotografiere ins Blaue hinein – nach Geräusch. Und wie es der Zufall will: Es ist tatsächlich ein verschwommener Frosch auf dem Bild drauf. Gesehen habe ich ihn nicht.








                                                                                                                                                Meine Knie fühlen sich langsam an, als hätten sie genug, und ich verstehe den Wink. Alle guten Dinge sind drei. Ich bin nun in Dorum und auch hier befindet sich ein Campingplatz am Wasser. Der Anblick ist auch nicht berauschend, aber irgendwie hat der Flecken auch Charme. Als ich den Leuchtturm sehe, bin ich überzeugt. Leuchttürme bringen Glück.








                                                                                                                                                Ich radele auf den Platz zu. Die Anmeldung ist in einem Container auf der gegenüberliegenden Seite. Die Dame an der Rezeption ist nett, aber als ich für mein Zelt und mich 16,20 Euro inklusive Kurtaxe und Umweltabgabe zahlen darf, schlucke ich schon. Bald wird der Preis sogar noch 2,00 Euro höher sein, da ein neues Schwimmbar gebaut wird. Man kann es auch übertreiben.

                                                                                                                                                Ich baue mein Zelt auf, merke aber, dass ich im Moment nicht in der Laune bin, Nudeln zu kochen. Mein Navi zeigt 79,3 km an. Maximale Geschwindigkeit in Bewegung: 12, 1 km/h. Gesamtschnitt: 7,6 km/h. Zeit in Bewegung: 6:33. Zeit im Stand: 3:55. Ich fotografiere zuviel.








                                                                                                                                                Ich beschließe, mir die Umgebung etwas genauer zu betrachten. Es ist kurz vor sechs. Ich radele ein wenig zwischen den Buden umher. Hier ist Motorradtreff und auch Radler und andere Touristen nutzen das Angebot, um sich mit Würstchen, Eis, Waffeln oder Pizza zu beglücken.

                                                                                                                                                Von Geisterhand getrieben, lande ich im Restaurant am Strand. Der Kellner ist recht grob, weil ich meine Jacke angelassen habe und wohl den Eindruck mache, gleich wieder gehen zu wollen. Wir brauchen einen Moment, uns zu arrangieren. Aber ich kann die Jacke nicht ausziehen. Ich friere unglaublich und bin froh, dass die Sonne durch die Scheibe wärmt.








                                                                                                                                                Die Qualität des Essens überrascht mich und etwas aufgewärmter radele ich zurück. Auf dem Camingplatz steht ein Zelt. Es hebt sofort die ganze Umgebung, nicht wahr? :-)





                                                                                                                                                Die ersten Buden schließen. Ein Sonnenuntergang wird immer unwahrscheinlicher.





                                                                                                                                                Ich steuere auf den Leuchtturm zu. Meeresfeeling.





                                                                                                                                                Das Watt und doch ist es hier anders als in Nordfriesland. Milder.





                                                                                                                                                Und die Buhnen zur Landgewinnung fehlen.





                                                                                                                                                Ein paar Grad wärmer und das Glück wäre perfekt. So hält man es nur kurz im Wind aus. Als ich zurückkehre, lässt mich ein Dauercamper durch den Eingang am Wattenmeer. Ich dusche in einem der Sanitärcontainer, die wohl aufgebaut sind, weil der Platz im Winter geräumt werden muss. Gegen acht Uhr kuschele ich mich in den Schlafsack. Der Wind rüttelt am Zelt, und ich setze die seitlichen Leinen, damit nichts flattert, falls der Wind stärker wird. Noch im Hellen schlafe ich ein und schlummere die ganze Nacht durch.


                                                                                                                                                Zuletzt geändert von Torres; 07.05.2014, 22:19.
                                                                                                                                                Oha.
                                                                                                                                                (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                  Anfänger im Forum
                                                                                                                                                  • 22.11.2011
                                                                                                                                                  • 33
                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                  AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                                  Schöne stimmungvolle Fotos von der Küste! Schöne Tour, wenn nur der Wind nicht wäre

                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                    Freak

                                                                                                                                                    Liebt das Forum
                                                                                                                                                    • 16.08.2008
                                                                                                                                                    • 31757
                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                    Danke. Ja, wenn der Wind nicht wäre. Aber die Surfer haben sich sicherlich über den Wind gefreut. Und wie sagte der Mann auf Nordstrand: "Besser Wind als Berge" .

                                                                                                                                                    Wenn man gegenan radelt, ist der Wind natürlich quälend und man flucht nur. Hat man es dann geschafft, ist es schon ein gutes Gefühl. Man fühlt sich so heldenhaft. Auf jeden Fall weiß man dann zu schätzen, wenn der Wind aus der richtigen Richtung (nämlich von hinten) oder von der Seite kommt.
                                                                                                                                                    Oha.
                                                                                                                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                    Kommentar


                                                                                                                                                    • Torres
                                                                                                                                                      Freak

                                                                                                                                                      Liebt das Forum
                                                                                                                                                      • 16.08.2008
                                                                                                                                                      • 31757
                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                      North Sea Cycle Route

                                                                                                                                                      Dorum – Bremerhaven. 29,7 km


                                                                                                                                                      04.05.2014

                                                                                                                                                      Als ich gegen halb sechs aufwache, ist das nur von kurzer Dauer. Ich drehe mich um und schlafe wieder ein. Halb sieben zwinge ich mich, wach zu werden. Ich will gegen Mittag in Bremerhaven sein, da die Züge am nachmittag voll sein werden und der Fahrradtransport dann unter Umständen schwierig ist. Mühsam öffne ich die Zelttür einen Spalt und sehe tristes Grau. Das Wetter ist umgeschlagen. Die traumhafte Schönwetterperiode, die seit März den Norden erfreute, ist vorbei.





                                                                                                                                                      Tage wie heute sind Tage, an denen man sich am besten mit einem guten Buch ins Zelt zurückzieht und den halben Tag verschläft. Aber ich muss ja heute wieder zurück. Schade.

                                                                                                                                                      Die Temperaturanzeige meiner Uhr zeigt 9 Grad im Innenzelt. Ich ziehe mich an und packe die Packtaschen. Das Vaude ist das Mark 2P Winterzelt und im Fußraum war genug Platz für die Packtaschen. Das Zelt ist lang. So müsste das Packen eigentlich schnell gehen. Tatsächlich brauche ich ewig lange und ich denke an den Packthread. Bevor ich losgefahren bin, habe ich 12 Minuten gebraucht, die Ausrüstung zusammenzustellen. Heute werde ich wieder über eine Stunde brauchen, bis alles verpackt und an seinem Platz ist.

                                                                                                                                                      Als ich endlich aus dem Zelt krabbele, trifft mich die feuchtnasse Kälte mit voller Wucht. Es ist wirklich lausig kalt. Immer noch geht der Wind und da die Sonne fehlt, geht die kalte Feuchtigkeit durch und durch. Ich will zurück in mein Zelt und in meinen Schlafsack. Zu spät.
                                                                                                                                                      Das Vaude ist etwas fummelig auf- und abzubauen und mir graut davor, mir am vorderen Nupsi die kalten Finger zu verletzen. Pling! Natürlich. Ich hatte vorgestern beim Packen im Wetterbericht etwas von Bodenfrost gelesen und die Winterradhandschuhe eingepackt. Ja, bestens. Kaum habe ich die Handschuhe an, geht es mir schon besser. Ob sich das Zelt mit Handschuhen einfacher abbauen lässt? Ich habe meine Zweifel. Aber besser jetzt testen, als im Winter. Und dann glaube ich es kaum: Es geht überhaupt nur vernünftig auf- und abzubauen mit Handschuhen! Mit Handschuhen ist jeder Handgriff plötzlich kinderleicht und im Handumdrehen ist alles verpackt. Da haben sich die Designer wirklich etwas dabei gedacht. Wieder etwas dazugelernt. Man muss Zelte eben doch praktisch testen.

                                                                                                                                                      Ein Dideldideldü-Vogel trällert über mir und Gänse ziehen vorbei.





                                                                                                                                                      Ein kleiner rötlicher Schimmer hinter dem Deich weckt Hoffnungen, die sich nicht erfüllen werden.





                                                                                                                                                      Von Westen her kommen dicke Wolken angezogen.





                                                                                                                                                      Eine Flagge mit der Gorch Fock steht stramm im Wind, nur in dem Moment, wo ich das Foto mache, lässt der Wind kurz nach. Aber der Wind kommt ziemlich exakt aus Westen. Heute muss ich also nicht gegen den Wind fahren. Er kommt harmlos von der Seite.





                                                                                                                                                      Kurz vor acht habe ich es immerhin bis zu den Buden geschafft, als es zu regnen anfängt. Also den Poncho rauskramen und die Regenhose anziehen. Die Regenhose ist ein 20,00 Euro Spontankauf beim Outdoorhändler meines Vertrauens und zu meiner Freude ist sie erstaunlich weit geschnitten. Das trifft sich gut, denn viele Regenhosen sitzen zu eng an den Knien und dann drückt die Hose unangenehm auf die Kniescheibe. Hätte ich das gewusst, hätte ich sie gestern schon als Windschutz angezogen. Denn es wird sich heute zeigen, dass sie die Knie erfolgreich warm hält. Knieprobleme habe ich daher keine mehr. Alles wieder wie neu.

                                                                                                                                                      Da ich eh noch nicht losgefahren bin, mache ich noch ein paar Fotos.





                                                                                                                                                      Denkmal für die Deichbauer.





                                                                                                                                                      Kitschkutter.





                                                                                                                                                      Los geht es.

                                                                                                                                                      Ein Spaziergänger mit Hund zeigt sich am Deich, ansonsten ist es menschenleer und das wird sich die nächsten zwei Stunden auch nicht ändern. Mittlerweile ist es 8 Uhr. Es nieselt ein wenig. Richtig in Strömen regnen wird es an diesem Tag nicht. Es sind immer Schauer, die durchziehen.

                                                                                                                                                      Kurze Zeit später stehe ich vor einem Schild. Nett, dass es überhaupt eins gibt.





                                                                                                                                                      Also wende ich kurz und fahre dann in die Straße Lührentritt hinein. Der Umweg macht die Strecke länger, wird sich aber als wunderschön und erlebnisreich entpuppen. Wer die Strecke nachfährt, sollte diese Umleitung über den Altendeich wählen.

                                                                                                                                                      Hier wäre es also längs gegangen:





                                                                                                                                                      Und ich fahre jetzt hier entlang:





                                                                                                                                                      Als der Weg länger und länger wird, frage ich einen Mann mit Hund, ob ich richtig bin. Mit bayrischem Akzent wird mir mitgeteilt, er sei erst den ersten Tag hier.

                                                                                                                                                      Und dann sehe ich Pferde. Übermütige Pferde. Kämpfende Pferde. Galoppierende Pferde. Es ist ein Genuss, ihnen zuzusehen.











                                                                                                                                                      Anscheinend gibt es hier eine Pferdezucht. Wieder entpuppt sich das Binnenland als abwechslungsreicher für das Auge als die Deichlandschaft.











                                                                                                                                                      Der Flieder duftet. Autos gibt es fast keine. Aber Flugzeuge. Sehr hoch fliegende Flugzeuge. Oder was ist das für ein Geräusch? Ich brauche einen Moment, um es den Vogelschredderern zuzuordnen, die auf Hochtouren drehen.





                                                                                                                                                      Die armen Menschen, die hier wohnen. Wie hält man das aus, wenn man jahrelang in absoluter Stille gelebt hat?


                                                                                                                                                      Ein Ruheplatz am Wegesrand, aber bei der Witterung macht es keinen Spaß, sich nieder zu lassen.





                                                                                                                                                      In Padingbüttel klingt das Geräusch der Windräder mittlerweile so, als ständen die Häuser in der Nähe einer Flughafenstartbahn. Unangenehm. Dafür fasziniert der Dorfteich.








                                                                                                                                                      Ich fotografiere Vögel, aber die Spatzen werden leider unscharf und eine Meise ist zu schnell für mich. Ich muss mit diesen beiden vorlieb nehmen.





                                                                                                                                                      Ich bin nun auf der Höhe der Baustelle.





                                                                                                                                                      Ein Traumhaus.





                                                                                                                                                      Wieder ein Bild von der Straße und kurz darauf radele ich an einem Gedenkstein vorbei, der einem Deichbauer aus dem 17. Jh. gewidmet ist. Ein Foto mache ich nicht, da ich finde, dass ich nun einfach mal Strecke machen muss. Lange hält der Vorsatz nicht.











                                                                                                                                                      Als die Hafenanlagen das erste Mal in mein Blickfeld geraten, ist das Umleitungsende nicht mehr weit.








                                                                                                                                                      Der Nordseeküstenradweg hat mich wieder.














                                                                                                                                                      Auf den nächsten Kilometern schaue ich wieder, ob ich die Besitzer der fettmatschigen Wiese sehe. Man hätte sich theoretisch begegnen können.

                                                                                                                                                      Kurz darauf bin ich in Wremen. Auch hier gibt es einen Campingplatz an der Innenkante und einen am Watt, der aber nicht günstiger ist, als der in Dorum. Ich wage wieder den Blick über den Deich.








                                                                                                                                                      Da ein paar Leute herumstehen, vermute ich eine offene Bude mit Backwaren und fahre über den Deich.





                                                                                                                                                      Heute ist Flohmarkt und die Frauen rätseln, ob sie heute bei dem Wetter überhaupt aufbauen sollen. Sie fragen mich nach der Wetterprognose, aber ich muss passen. Die Stimmung ist gut, aber sie laufen doch deutlich auf der Stelle herum, um nicht auszukühlen. Schietwetter.

                                                                                                                                                      Tatsächlich hat der Backwagen schon geöffnet und ich kaufe zwei Brötchen als Wegzehrung. Ich ziehe die Handschuhe aus, ziehe sie aber nach drei Minuten wieder an. Es ist einfach zu kalt, um ohne Handschuhe zu fahren. Und zu kalt, um sich auf eine Bank zu setzen. Also weiter.





                                                                                                                                                      Ich radele an ein paar Ferienhäusern vorbei, die mit tief heruntergezogenem Dach einen abweisenden Eindruck machen. Sie werden als Renditeobjekt für Kapitalanleger und Eigennutzer beworben.

                                                                                                                                                      Ein Tier rennt über eine Wiese und ich bin mir sicher, dass es ein Reh ist. Bis ich die Kamera aus der Tasche geholt habe, ist es unter Bäumen verschwunden. Mist. Ich mache dennoch ein Foto von der Baumgruppe. Vielleicht steht es noch da? Oder ist es nur ein Stück Zaun?





                                                                                                                                                      Tut es. Und zwar ziemlich lange.








                                                                                                                                                      Wieder erscheint eine Schautafel, die über die Wurster Küste informiert. Mit Erschrecken stelle ich fest, dass ich den Leuchtturm von Wremen ganz übersehen habe. Ich checke meine Fotos. Puh. Hier ist er. Er hatte sich hinter den Masten versteckt.





                                                                                                                                                      Vom Deich aus nochmal ein Blick zurück.





                                                                                                                                                      Und das erwartet mich an der Weser.





                                                                                                                                                      Farbenpracht.





                                                                                                                                                      Es nieselt wieder etwas. Ich fahre Innenkante, da am Meer kein Weg ist und schrecke eine Ente auf. Entschuldigung.





                                                                                                                                                      Es ist jetzt kurz vor 10.00 Uhr und weit ist es nicht mehr nach Bremerhaven. So beginne ich, zu trödeln.





                                                                                                                                                      Ein Friedhof mit Kirche. Erst zu Hause erfahre ich, dass es sich um den Ochsenturm in Imsum handelt. Er wurde 1413 als Turm einer Anfang des 13. Jhs errichteten Kirche erbaut und galt als Landmarke für die Weserschifffahrt, weswegen er stehen blieb, als die Kirche 1895 abgerissen wurde. http://juwiswelt.blogspot.de/2008/09...chsenturm.html. Ein Mann erledigt Gartenarbeiten.











                                                                                                                                                      Das Wetter sieht nicht berauschend aus.





                                                                                                                                                      Weserblick. Ich müsste schon in Weddewarden sein. Die Kräne gehören bereits zum Stadtbremischen Überseehafen Bremerhaven.








                                                                                                                                                      Ich könnte auf dem Deich weiter fahren, entscheide mich aber für die Deichinnenkante. Ich komme noch früh genug in Hafengebiet.





                                                                                                                                                      Blümchenmodus.











                                                                                                                                                      Die Gräser haben wir als Kind immer aberupft.





                                                                                                                                                      Und diese hat man benutzt, um zu pfeifen.





                                                                                                                                                      An einem Parkplatz in Weddewarden endet die Idylle.





                                                                                                                                                      Es geht links ab und dann links in eine Seitenstraße. An der nächsten Einmündung wieder rechts.





                                                                                                                                                      Die Einfahrt zum Hafengebiet. Der Nordseeküstenradweg führt direkt hindurch. Zur tristen Umgebung passend, fängt es an zu regnen.





                                                                                                                                                      Der Bürgersteig fungiert als Radweg und da Sonntag ist, ist nicht viel los. Abwechslung gibt es erst, als sich neben mir ein Zug in Bewegung setzt. Dass wir länger miteinander zu tun haben werden, ist mir da noch nicht klar. Zunächst genieße ich es, dass ich schneller bin als er. Das ist mir ein Erinnerungsfoto wert.





                                                                                                                                                      Verfahren kann man sich hier nicht, auch wenn ich anhand des Navis immer überprüfe, ob ich richtig bin.





                                                                                                                                                      Drei Schiffe tauchen auf, die mit Nutzfahrzeugen, Militärlastern und anderen Neufahrzeugen beladen werden. Ein Bild für balticskin.





                                                                                                                                                      Als ich weiterfahren will, blinkt das Licht am Bahnübergang und wird rot. Mein Freund, der Zug, hat nicht das Gleis an der Straße gewählt, sondern will quer über die Straße zu den Terminals. Und er ist lang. Ich packe meine Brötchen aus.





                                                                                                                                                      Schleichlangsam kriecht der Zug voran. Dann bleibt er stehen. Ist er zu lang? Ja, ist er. Denn als er sich langsam wieder in Bewegung setzt, fährt er wieder heraus. Hält wieder. Fährt in einem anderen Winkel wieder hinein. Nur die Lok ist noch zu sehen. Man könnte nun schon an der Lok vorbeifahren, aber alle Autos warten brav an der Ampel. Weil auf der Gegenspur die Polizei steht? Oder wissen sie mehr? Vermutlich. Denn plötzlich setzt sich die Lok in Bewegung und fährt ihn hohem Tempo mit einem Waggon wieder hinaus. Die Ampel springt um, die Autos fahren los und das Tor schließt sich. Der Rangiervorgang hat 16 Minuten gedauert.





                                                                                                                                                      Als ich am Zaun vorbei fahre, sehe ich den Inhalt: Glänzende Autos mit Propellerlogo. Den Inhalt dieser Waggons, und ich hätte lebenslang ausgesorgt.





                                                                                                                                                      Kurz darauf sehe ich auf einem offenen Zug eine Mini-Parade. Auf der anderen Seite Wüstenfeeling.





                                                                                                                                                      Eine schöne Stahlbrücke.








                                                                                                                                                      Vogelgespräche machen mich auf ein Pärchen aufmerksam.





                                                                                                                                                      Dass der eine kleine Vogel den anderen vor Regen schützt, wie Ditschi im "Outdoorerlebnis heute" mutmaßte, scheint mir eine plausible Erklärung zu sein.











                                                                                                                                                      Kurz darauf radele ich an einer Ampel vorbei, die anzeigt, dass links gesperrt ist und rechts offen ist. Wenn beide gesperrt sind, ist kein Durchkommen. Gerade jetzt haben sich mal wieder die Batterien meines Navis verabschiedet und ich muss sie wechseln. Ein Auto hält und ein netter Einheimischer steigt aus und fragt, wo ich hin will. Genau den Nordseeküstenradweg fahren, sage ich. Er teilt mir mit, dass ich rechts herum muss. Mein Navi sagt links herum. Er fragt mich, ob ich die Ampel nicht gesehen habe. Es ist hier eine Schleuse. Die eine Schleuse ist zu, also muss ich rechts herum fahren. Ich teile ihm mit, dass ich die Ampel gesehen habe, aber eigentlich den offiziellen Radweg fahren muss – also theoretisch bis zur geschlossenen Schleuse und dann zurück. Er schaut mich milde an, als rede er mit einem kleinen Kind. Ich käme da nicht durch und es wäre doch gut, wenn man auf jemanden hören würde, der sich auskennt. Ist ja gut :-). Ich lache. So rede ich auch gerne mit störrischen Touristen, und ich verstehe das Signal. Ja, danke. Ich werde rechts herum fahren. Er sei mit dem Fahrrad durch Australien gefahren, erzählt er, daher helfe er gerne. Ich bedanke mich und er braust davon. Ich hinterher. Kurz darauf bin ich auf der Schleusenbrücke.











                                                                                                                                                      Kurz darauf komme ich an eine Querstraße. Hafenrundfahrten gibt es hier auch.








                                                                                                                                                      Zwei Urban Outdoorer.





                                                                                                                                                      Instinktiv will ich links abbiegen, doch ich muss nach rechts durch die Zolldurchfahrt. An einer Drehbrücke sehe ich, dass auch hier wie in Hamburg oder Rostock in den Hafengebieten seelenlose Glas- und Stahlpaläste hochgezogen werden, die wohlhabenden Bewohnern oder Geschäftsleuten in Form von Büroräumen maritimes Flair bieten. Schade, bald werden sich alle Hafenstädte ähneln. Wenn jedenfalls aus einem Guss gebaut würde. Aber jedes Haus ist ein Unikat.





                                                                                                                                                      Wohl ein Relikt der Zeit, als noch die typischen Klinkerbauten die norddeutschen Städte prägten.





                                                                                                                                                      Bombom.





                                                                                                                                                      Ein Mahnmal.





                                                                                                                                                      Einen Wegweiser finde ich nun nicht mehr und mein Navi zeigt geradeaus. Also fahre ich am Deich entlang. Erst jetzt sehe ich, dass sich das Nordseeküstenradwegschild unter dem Wegweiser „Seebäderkoje Helgoland“ befindet. Ich hätte also die Straße neben dem Conference Center nehmen müssen.





                                                                                                                                                      So halte ich mich rechts.





                                                                                                                                                      Eine Stimme ertönt auf deutsch und auf englisch und kündigt an, dass die Drehbrücke hinter mir geschlossen wird. Etwas verdaddert verlassen die Touristen das Geländer.





                                                                                                                                                      Immer wieder überrascht mich die bunte Mischung zwischen alt, neu und maritim.





                                                                                                                                                      Dass der Deichweg nicht ganz richtig ist, wird mir schnell klar, denn Radwegschilder fehlen. Es ist vermutlich ein Fußweg. Aber ich weiß keine Alternative und so folge ich einem anderen Radfahrer und fahre sehr langsam.











                                                                                                                                                      Am Ende des Deiches studiere ich mein Navi. Ein Mann spricht mich an und fragt mich, wohin ich will. Erstaunlich, wie nett die Leute sind, wenn man mit voller Ausrüstung herumradelt. Dass die Deutschen unfreundlich sind, kann ich nicht bestätigen.
                                                                                                                                                      Er erklärt mir, dass die Weserfähre rechts ist und der Bahnhof geradeaus. Genau versteht er nicht, wieso ich zur Fähre will, obwohl ich zum Bahnhof will. Naja, die Fähre wird der Startpunkt für die nächste Tour sein. Aber das versteht er nicht. Ich bedanke mich dennoch und radele in die Richtung, die er mir gesagt hat. Und finde die Radwegschilder wieder.





                                                                                                                                                      Es geht geradeaus über eine Hauptstraße hinüber. Zwar könnte ich die Brücke rechts nehmen, aber der Nordseeküstenradweg macht eine kleine Schleife über eine weniger befahrene Nebenstrecke.











                                                                                                                                                      Die Parallelbrücke.





                                                                                                                                                      Was wäre eine Hafenstadt ohne Matrosen.





                                                                                                                                                      Dann bin ich „An der Geeste“.

                                                                                                                                                      Und hier verabschiede ich mich vom Nordseeküstenradweg und fahre Richtung Bahnhof.





                                                                                                                                                      29,6 km bin ich gefahren. Es ist kurz vor 12.00 Uhr. Die Weserfähre muss ohne mich übersetzen. Fünf Minuten später wird sie fahren.


                                                                                                                                                      Zuletzt geändert von Torres; 09.05.2014, 20:02.
                                                                                                                                                      Oha.
                                                                                                                                                      (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                        • 981
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                                                                                                                                                        AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                                        Zur 1. Etappe

                                                                                                                                                        Den Selbstbedienungskühlschrank in Neuenfelde habe ich auch mal an einem sehr heißen Tag passiert.
                                                                                                                                                        Ich hätte mir gerne Einen Apfel gegönnt aber für eine ganze Tüte hatte ich weder genug kleingeld noch lust die mitzuschleppen.
                                                                                                                                                        Und deine Irrungen zwischen Finkenwerder und Neuenfelde kann ich gut nachvollziehen. Hab mich da auch schon des öfteren verfahren.

                                                                                                                                                        Und wenn du wiedermal Zwischen Neugraben und Stade Westwärts fährst. Eine Angenehme Strecke ist der paralel den Bahnschienen folgende Radweg. Nur in Horneburg muß man sehr gut aufpassen um die Schilder zu finden. Hab mich da mal in ner Sackgasse im Industriegebiet wiedergefunden.
                                                                                                                                                        Wäre also für das Stück Dollern/Agathenburg eine nette Alternative gewesen.

                                                                                                                                                        2. Etappe
                                                                                                                                                        Das war eine Schicksalbehaftete Fügung, daß du dich in genau DEM bereich nach Stade Bahnhof verfahren hast. Bei 2en der bilder musste ich schlucken
                                                                                                                                                        ... Holzbrücke/Burggraben.....
                                                                                                                                                        Du wärest sonst evtl. an beiden Stellen vorbeigekommen.

                                                                                                                                                        Hm ... Radtour nach Cuxhaven hatten wir auch auf dem Plan ..... :-(
                                                                                                                                                        Ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume, ich bin in Euch und geh’ durch Eure Träume. (Michelangelo)
                                                                                                                                                        Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir weggehen. (Albert Schweitzer)

                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                          • 31757
                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                          AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                                          Ich weiß. Du hattest mir die Stellen ja auf einer Karte gezeigt.
                                                                                                                                                          War ein ziemlich merkwürdiges Gefühl, als ich da entlang radelte, und sich unerwartet die Karte in meinem Kopf mit der Realität überlappte. Sich sozusagen als abstrakte Matrix über das Gesehene schob. Erst hab ich mich erschrocken, dann gezweifelt, aber der Blick aufs Navi zeigte mir dann, dass ich richtig liege. Auch wenn ich keine konkreten Bilder im Kopf hatte, reichten doch die Informationen aus, um Gestalt anzunehmen, Du weißt, was ich meine. War schon ganz gut, nicht beide Stellen zu sehen. War auch so berührend genug. Ich hatte mir den Bereich auch viel größer vorgestellt. Und nicht so idyllisch.

                                                                                                                                                          Über die Tulpe (Tulipa "Queen of the Night"?) war ich froh.
                                                                                                                                                          Zuletzt geändert von Torres; 13.05.2014, 09:23. Grund: Tulpe
                                                                                                                                                          Oha.
                                                                                                                                                          (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                            Liebt das Forum
                                                                                                                                                            • 16.08.2008
                                                                                                                                                            • 31757
                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                            North Sea Cycle Route

                                                                                                                                                            Nordenham – Burhave, 18 km (+ 6 km + 4 km Anreise)


                                                                                                                                                            11.07.2014

                                                                                                                                                            Ich habe das Zugticket nach Bremerhaven bereits in der Tasche. Standort des Fahrkartenautomates ist Bremen, wo ich mein Auto stehen lassen habe, da die Anreise nun immer umständlicher wird. Bremen lag strategisch günstig. Ca. 4 km sind es vom Auto zum Hauptbahnhof. Ich lerne, dass

                                                                                                                                                            a) Bremen bei 27 Grad wunderbar warm ist.





                                                                                                                                                            b) Radfahrer in Bremen äußerst, ähmm, anstrengend fahren.
                                                                                                                                                            c) Bremen gar nicht so groß ist.


                                                                                                                                                            Die Innenstadt ist Fußgängerzone und ich schiebe. Der Roland gerät in mein Blickfeld.






                                                                                                                                                            Im Radio hörte ich, dass Karstadt wieder verkauft wird. Das Ende? Ein Erinnerungsfoto an die große Zeit der Kaufhäuser.





                                                                                                                                                            Kurz darauf bin ich am Bahnhof. Der Automat spuckt die Fahrkarte nach Bremerhaven aus. Ich suche ein Fahrradticket und sehe eine Seite mit VBN 1 bis VBN 15. Oder so. Wo ist die Fahrradkarte? In der Hektik sehe ich nichts. Die Schlange hinter mir wird größer. Es ist heiß und ich drücke auf Verdacht die 1. Einzelfahrt mit Fahrrad. 2.30. Falsch. Ich erfahre es später.

                                                                                                                                                            Ich schiebe Richtung Gleis 2, der Zug nach Bremerhaven fährt in zwei Minuten. Ein Mann humpelt vor mir her und ich komme ewig nicht vorbei. Ich hole den Aufzug, da steht er schon wieder im Weg, die Frau mit Kinderwagen gehört zu ihm. Bis ich oben bin, ist der Zug weg. Eine nette Schaffnerin schaut nach dem nächsten Zug: In einer guten Dreiviertelstunde. Aber in 10 Minuten fährt ein Zug nach Nordenham. Nordenham liegt gegenüber Bremerhaven, hier muss ich hin. Folgte ich der Nordseeküstenradweg-Route genau, müsste ich vom Bahnhof Bremerhaven zur Fähre, um nach Nordenham überzusetzen. Vor zwei Monaten hatte ich recherchiert, dass das mit den Anschlüssen nicht einfach ist. So richtig waren sie nicht aufeinander abgestimmt. Wieso also nicht gleich nach Nordenham?

                                                                                                                                                            Ob meine Fahrkarte gilt, weiß die Schaffnerin nicht, sie gehört zur Deutschen Bahn und nach Nordenham fährt die Nordwestbahn. Egal, ich eile zu Gleis 2 und entere den Zug. Kein Schaffner zu sehen. Ein Mann mit Käppi im Häuschen gegenüber weiß auch nichts. Also schnell in den Zug zurück. Ich müsste jetzt den Schaffner suchen, um eventuell nachzulösen, aber ich kann das bepackte Fahrrad nicht alleine lassen. Ich hoffe auf Glück. Das habe ich. Der Schaffner tadelt mich streng und ich zeige mich schuldbewusst. Ich lerne, dass mein Ticket okay ist, aber das Fahrradticket 3.60 Euro kostet. Immerhin muss ich keine Strafe zahlen. Die Fahrt dauert erheblich länger, als gedacht. In Bremerhaven wäre ich um 17.25 Uhr gewesen. Hier komme ich zwar um 17.12 Uhr an, aber so richtig gelohnt hat sich das möglicherweise nicht, denn bis zur Fähranlegestelle sind es immerhin noch 6 km.

                                                                                                                                                            Einen kurzen Moment überlege ich, in Nordenham zu übernachten. Ich bin nicht fit. Ein schwerer Fahrradunfall hatte mir eine Schädelprellung eingebrockt, an der ich immer noch knabbere. Der Helm hatte Schlimmstes verhütet. Noch immer reagiere ich empfindlich auf Erschütterungen, Hitze und Anstrengung und bin licht- und lärmempfindlich. Eine Jugendgruppe mit Isomatten, die lautstark den Zug verlässt und in Sichtweise den Rewe entert, hält mich von meinen Übernachtungsplänen ab. Lieber mit dröhnendem Kopf radeln, als eine Aussicht auf einen lauten Zeltplatz So radele ich los.

                                                                                                                                                            Nach gut einer halben Stunde erreiche ich den Fähranleger. Die Fähre hat gerade angelegt.





                                                                                                                                                            An der (End-)Haltestelle steht ein Bus mit dem Ziel „McDonalds über Rathaus“. Smile. Der Busfahrer döst. Ich fahre zum Radweg zurück und stehe vor einem Umleitungsschild. Baustelle.





                                                                                                                                                            Stattdessen geht es in eine nette Seitenstraße, die wiederum in eine wenig befahrene Landstraße übergeht. Immer noch ist es heiß und die Sonne brennt auf meinen Kopf.








                                                                                                                                                            Dann geht es doch an den Deich. Innenkante. Es ist windstill. Die Sonne lässt Fotos nur im Schutz der Bäume zu.








                                                                                                                                                            Höfe liegen an der Straße und was mir heute idyllisch erscheint, wird mir drei Tage später gar nicht mehr auffallen. Aber irgendwie kommt es mir auch vor, als wäre es hier grüner als an der ostfriesischen Küste. Ein Ziegenbock (oder ist es eine Ziege?) auf einer Tonne.





                                                                                                                                                            Landidylle.








                                                                                                                                                            Ein kleiner Campingplatz taucht auf, aber es scheint ein Privatplatz zu sein. Auf meiner Karte sind nur zwei Plätze eingezeichnet. Beide befinden sich bei Burhave. Es ist bereits 20.00 Uhr, als ich den ersten erreiche. Es ist ein Knaus Ferienpark. Das wird teuer und öde. Aber mein Kopf brennt, ich habe keine andere Wahl. Meine Beine sind fit, aber mein Kopf braucht Ruhe. Der zweite wird auch nicht besser sein. Also radele ich deichabwärts.





                                                                                                                                                            Die Rezeption ist seit 18.00 Uhr geschlossen. Wer macht denn so etwas? Es ist doch Hauptsaison! Ich rufe die Handynummer an. Der Mann erklärt mir, wo ich mich hinstellen kann. Ins Haupthaus komme ich nur mit Karte, aber eine mobile Toilette kann ich nutzen. Na fein. Anmeldung am morgigen Tag. Die Rezeption öffnet um 9.00 Uhr. Schluck. Ich wollte spätestens um 8.00 Uhr aufbrechen. Ich beruhige meinen Kopf, ich habe jetzt keine andere Wahl, aufregen macht es nur schlimmer. So radele ich ans Ende des Platzes. Ein Trupp Jugendlicher baut gerade auf. Ich überlege, mich ans Meer zu stellen, aber ich habe heute mein erstes UL Zelt dabei. Keine Ahnung, was ich ihm zutrauen kann. Es weht ein frischer Wind. Mit der Flut könnte er stärker werden. Lieber an den Zaun stellen. Ich lasse Fahrrad und Ausrüstung am Zaun und trickse mich in die Duschräume. Es geht nichts über eine perfekt funktionierende Dusche. Besser als die im Container von Dorum. Ich bin versöhnt und mein Kopf beruhigt sich etwas.


                                                                                                                                                            Dann baue ich das Zelt auf. Das gleiche Prinzip, wie mein Vaude, das habe ich schon herausgefunden. Ich mache Bilder für einen Zelttest. Der IZ AZ Aufbau nervt mich, aber da muss ich durch. Elfengleich steht es in der Sonne.





                                                                                                                                                            Den Eingang hatte ich bereits modifiziert, denn bei Regen wird es eng werden. Keine Möglichkeit, trocken ins Zelt zu gelangen. Aber heute scheint die Sonne, die Gedanken kann ich mir später machen.





                                                                                                                                                            Gespenstisch scheint die Wiese durch den Zeltboden.





                                                                                                                                                            Blick aus dem Zelt. Die Zeltburg der Jugendlichen ist halblinks außerhalb des Bildes.





                                                                                                                                                            Dann zieht es mich an das Wasser. Vor mir liegt die Burhavener Plate in Langlütjenland und am Ufer gegenüber fließt die Weser. Die Kräne von Bremerhaven liegen im Dunst.








                                                                                                                                                            Ich betrete eine Holzbrücke, die einen Blick auf den Fedderwarder Priel bietet und packe das Tele aus.








                                                                                                                                                            Mein Zelt am anderen Ende der Wiese.





                                                                                                                                                            Der Fedderwarder Priel. Er sieht harmlos aus, doch seine Fließgeschwindigkeit ist hoch.








                                                                                                                                                            Eltern fotografieren ihre ins Spiel versunkenen Kinder. Ein Mann mit Bohlenfrisur und Sonnenbrille erklärt Touristen die Umgebung. Hahaha. Es ist schön hier, aber die Menschen sind mir zu laut. Auch dieses eine Folge meines Unfalls. Langsam gehe ich zum Zelt zurück.

                                                                                                                                                            Es gibt Nudeln mit Tomatensauce.





                                                                                                                                                            Die Gruppe, die ein paar Meter links von meinem Zelt steht, war anfangs nett und zurückhaltend. Nun wird das Gruppenzelt mit Lichterketten erleuchtet und die Musik aufgedreht. Es wird gelacht und gegröhlt. Alkohol. Bis nachts um 2 Uhr wird die Party andauern. Ich schnappe mir meine Ohropax, die mich zwar nicht daran hindern werden, ab und zu aufzuwachen, aber das Wiedereinschlafen nach dem Aufwachen doch sehr erleichtern. Der Wind hat nachgelassen, aber ich bin zu müde, um jetzt noch das Zelt umzubauen. Ein letzter Blick aus der Zelttür. Deutschland wird Weltmeister. Ich weiß es genau. Bisher hat mich mein Gefühl nie getrogen. Ich horche noch einmal in mich hinein. Irgendein Anflug von Unsicherheit? Nein. Deutschland wird Weltmeister. Nie war ich so sicher wie heute.


                                                                                                                                                            Zuletzt geändert von Torres; 16.07.2014, 18:47.
                                                                                                                                                            Oha.
                                                                                                                                                            (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                              Meister-Hobonaut

                                                                                                                                                              Lebt im Forum
                                                                                                                                                              • 10.11.2003
                                                                                                                                                              • 5049
                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                              #79
                                                                                                                                                              AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                                              Oh schöner Bericht.
                                                                                                                                                              Da bist du ja durch unser neues Wahlheimatdorf gekommen.

                                                                                                                                                              Mit den Windmühlen hast du recht. in der Vorabplanung muss man genau schauen, um nicht belästigt zu werden.
                                                                                                                                                              Aber in unserem alten Dorfteil, mit der Kirche auf der Wurt, ist das nicht zu erwarten.
                                                                                                                                                              Gruß Harry.
                                                                                                                                                              Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen. (Johann Wolfgang von Goethe)

                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                Freak

                                                                                                                                                                Liebt das Forum
                                                                                                                                                                • 16.08.2008
                                                                                                                                                                • 31757
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                                                                                                                                                                AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                                                Gratulation, es ist wirklich schön dort. Ich habe immer fleißig Ausschau gehalten, ob ich Euch irgendwo sehe....
                                                                                                                                                                Oha.
                                                                                                                                                                (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                  Freak

                                                                                                                                                                  Liebt das Forum
                                                                                                                                                                  • 16.08.2008
                                                                                                                                                                  • 31757
                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                  North Sea Cycle Route

                                                                                                                                                                  Burhave – Dangast, 72,6 km


                                                                                                                                                                  12.07.2014

                                                                                                                                                                  Um 6 Uhr weckt mich meine innere Uhr. Mein Kopf dröhnt immer noch, und ich packe sehr langsam. Einen Moment denke ich an Abbruch, aber vielleicht gibt sich das ja noch. Da hier kein Brötchendienst zu erwarten ist, koche ich Nudeln zum Frühstück. Lecker. Zarte Wolken legen sich über die Sonne. Es könnte ein heißer Tag werden.





                                                                                                                                                                  Halb acht begebe ich mich langsam zur Anmeldung. Mein Kopf ist besser geworden. Am liebsten würde ich jetzt fahren. Vielleicht finde ich einen Briefkasten oder jemanden, der das Geld für mich nimmt.
                                                                                                                                                                  Vor der Anmeldung steht ein Fahrrad. Sollte ich Glück haben? Tatsächlich ist der Mitarbeiter auf dem Platz und bringt die Gießkanne weg. Ich erhalte einen Sonderpreis und bin kurz darauf wieder auf dem Nordseeküstenradweg. Es ist windstill. Sehr ungewöhnlich.

                                                                                                                                                                  Ich radele Richtung Fedderwardersiel. Eine große Ruhezone mit Bänken. Ferienlandschaft. Ein Reiterhof verbreitet Idylle. Ich denke an die deutsche Fußballmannschaft und freue mich auf das Endspiel. Sie werden gewinnen. Ich freue mich darauf. Ich tippe 8:0. Das würde Brasilien freuen. Lachend trete ich in die Pedale. Tippen konnte ich noch nie, aber man darf ja mal träumen.





                                                                                                                                                                  Am Fedderwardersiel wird es gleich links abgehen und dann gleich wieder rechts. Die Straßen sind menschenleer. Ein Urlauber schaut halbnackt vom Balkon aus auf das Meer.





                                                                                                                                                                  Ich fahre einen kurzen Abstecher zum Siel.





                                                                                                                                                                  Der kleine Lebensmittelladen hat bereits geöffnet und zwei oder drei Menschen eilen, Brötchen zu holen. Man grüßt. Ferien. Aber ich mag nicht absteigen und fahre weiter.

                                                                                                                                                                  Ich biege rechts in den Fedderwarderdeich ein. Ein Melkhus lockt. Hier vermarkten Bauern ihre frischen Milchprodukte. Ich fahre den kleinen Umweg und gönne mir ein Glas köstlicher Buttermilch. Kein Vergleich mit den Produkten aus dem Supermarkt. Die Bäuerin empfiehlt mir Butjardinger Creme, bestehend aus Quark, Griess, Sahne, Zucker und Kirschen. Sie wird köstlich schmecken.





                                                                                                                                                                  Eine Katze sitzt mitten auf der Straße und schaut mich unentwegt an. Nur widerwillig weicht sie, obwohl das gar nicht nötig wäre. Schön ist es hier.





                                                                                                                                                                  Eine Bank steht am Wegesrand. Das Schild daneben erklärt, dass hier der Schulstrich ist. Er bezeichnet einen mittelalterlichen Deich, der im 14. JH. zur Eindeichung des Langwarder Grodens gebaut wurde. Als er aufgrund des Küstendeiches im 16. JH. nicht mehr benötigt wurde, wurden die Häuser der Landarbeiter und Landstellenbesitzer auf ihm errichtet, da er aufgrund der erhöhten Lage Schutz bot. Es entstand eine der typischen Deichreihendörfer. Gut zu erkennen ist er aber nicht, da Bäume und Büsche den Blick verstellen.








                                                                                                                                                                  Die Kirche von Langwarden. Die Orgel soll sehenswert sein.







                                                                                                                                                                  Ein kurzer Blick über den Deich zeigt einen Leuchtturm. Ich befinde mich an der Spitze dieses ein wenig wie eine Halbinsel wirkenden Landstriches, der von Weser und Jade umgeben ist. Die Sandbank vor der Küste nennt sich hier „Der Hohe Weg“ und der Leuchtturm auch. Der Leuchtturm „Hohe Weg“ ist das älteste feste Leuchtfeuer der Außenweser und hat eine große Bedeutung als Navigationshilfe. Er bietet Schutzräume für in Not geratene Wattwanderer. Klick.





                                                                                                                                                                  In der Ferne sieht man bereits Wilhelmshaven.





                                                                                                                                                                  Ein wunderschöner Küstenabschnitt, den ich sehr genossen habe.

                                                                                                                                                                  Der Nordseeküstenradweg biegt nun Richtung Binnenland ab. Ein fröhlicher Trupp Radler mit T-Shirts „Tour 2014“ kommt mir mit einem fröhlichen „Moin“ entgegen.





                                                                                                                                                                  Die Beschilderung ist weiterhin perfekt und wird es bis auf Wilhelmshaven bleiben, so dass ich die Radwegschilder nur noch selten fotografiere. Hier, zum Beispiel.





                                                                                                                                                                  Es folgt ein Anblick, der mich die nächsten Tage begleiten wird. Die Vegetation bietet hier nur wenig Abwechslung. Eine der wenigen Farbtupfer in der Landschaft.





                                                                                                                                                                  Die Sonne versteckt sich ab und zu hinter Wolken, aber regnen wird es nicht.





                                                                                                                                                                  Immer wieder sind auch baumreiche Streckenabschnitte dabei, die der Seele gut tun.





                                                                                                                                                                  Ein Schild weist auf die Deutschen Sielroute hin, einen 180 km langen, familienfreundlichen Radweg durch die Wesermarsch. Sicherlich eine schöne Wochenendtour für später. Klick.

                                                                                                                                                                  Richtung Tossens geht es nun wenig befahrene Landstraße entlang,





                                                                                                                                                                  um dann rechts ab wieder Richtung Deich geführt zu werden. Eine Kunstinstallation thront auf dem Deich, doch ich finde nicht heraus, wer sie geschaffen hat und was sie darstellt. Neben dem Radwegschild ist ein Messbaum, der die Höhe der Sturmfluten anzeigt. Rechts hinter dem Deich ist wieder ein Campingplatz der schon erwähnten Organisation und es reizt mich nicht, ihn anzuschauen.





                                                                                                                                                                  Nun geht es wieder schnurgeradeaus. Radeln, Radeln, Radeln.





                                                                                                                                                                  Ich überhole eine schwer keuchende, unrund fahrende Frau mit Fahrradanhänger. Sie tut mir fast ein wenig leid, aber sie hält durch. Als ich die Fotos mache, überholt sie mich wieder, dann bin ich wieder vorne. Ein paar Reiseradler kommen mir entgegen und grüßen. Ein Jogger hat diese Strecke für sein Training ausgesucht. Schließlich kommt ich in Eckwardenhörne an.





                                                                                                                                                                  Und ich gebe ehrlich zu: Wäre ich nicht hier, um den Nordseeküstenradweg abzufahren, wäre ich nun auf dieses Boot gestiegen und nach Wilhelmshaven gefahren. Mehrere Radler und eine Jugendgruppe kommen mir vom Steg aus entgegen und ich beneide sie. Ich weiß nicht, ob es an meinem Kopf liegt oder einfach an der Tatsache, dass mich mit dieser Gegend hier keine Kindheitserinnerungen verbinden: Mir schwant langsam, dass mich die Landschaft hier doch ein wenig langweilt. Klar weiß ich, worauf ich mich eingelassen habe. Aber irgendwie sieht es hier auch nicht anders aus als bei uns. Rechts der Deich, in der Mitte der Weg und links Felder. 2 Tage werde ich für die Strecke brauchen, welche die Radler in geschätzt 10 oder 20 Minuten hinter sich gebracht haben (wobei ich dazu sagen muss, dass der Nordseeküstenradweg nicht den direkten Weg nimmt, denn dann würde man nur einen Tag brauchen). Ich ringe mit meinem inneren Schweinehund. Aber aufgeben gilt nicht. Es wird auch hier noch schöne Ecken geben. Urteilen kann man erst, wenn man es gesehen hat.





                                                                                                                                                                  Das Denkmal für Kapitän Anton Hullmann, der von 1947 bis 61 Vorsitzender des Oldenburgischen Deichverbandes war.





                                                                                                                                                                  Die Strandhalle neben dem Leuchtfeuer, das seit 2 Jahren nicht mehr in Betrieb ist, ist noch geschlossen. Es ist kurz vor 9.00 Uhr. Immer noch keine Brötchen.
                                                                                                                                                                  An der Innenkante befindet sich ein kleiner Campingplatz, der nett aussieht. So weit hätte ich es gestern allerdings nicht mehr geschafft.

                                                                                                                                                                  Ich kurve etwas orientierungslos herum, bis ich wieder richtig bin. Es geht weiter am Deich entlang, welch eine Überraschung. Ich hänge die Radlergruppe ab, was keine Kunst ist, denn einige Radler sind doch schon recht betagt. Vor mir taucht ein Reh auf, und ich greife vorsichtig nach meiner Kamera. Es eilt davon, und ich habe keine Möglichkeit, das Objektiv zu wechseln. Langsam radele ich weiter und merke, dass es das Gefühl hat, in der Falle zu sitzen. Mit einem riesigen Satz springt es über einen Zaun, eilt den Deich hoch. Schaut noch einmal zu mir und rast dann den Deich hinunter auf die andere Seite des Weges ins sichere Gebüsch. Ich verfluche das Gegenlicht. Und warum hat man immer das falsche Objektiv drauf?








                                                                                                                                                                  Bald darauf komme ich an einen Schilderbaum und bin verwirrt. Es scheint zwei Strecken zu geben. Einmal am Deich entlang und einmal „binnendeichs“. Da die Strecken im Binnenland immer recht interessant sind, entscheide ich mich, abzubiegen. Ein Fehler.





                                                                                                                                                                  Zwar fängt die Sache nett an und auch der sich anschließende, schlecht zu fahrende Holperweg ist ziemlich idyllisch, aber es ist einfach ein völlig unnötiger Umweg. Im Grunde ist es die Strecke für Radler, die den Weg nach Nordenham abkürzen wollen, denn Nordenham ist gerade mal 18 km entfernt. Das übliche Radwegzeichen fehlt ebenfalls. So biege ich gleich die nächste wieder rechts ab, um auf meine Strecke zurückzukommen. Obstbäume säumen die Straße und Kühe dürfen auch nicht fehlen.





                                                                                                                                                                  An einer Radlerschutzhütte, wie man sie hier freundlicherweise öfter findet, stoße ich wieder auf den Nordseeküstenradweg. Ich mache erst einmal Rast und esse meine Cremespeise. Köstlich. Der Umweg hat eine halbe Stunde gedauert, die Originalstrecke vermutlich 10 Minuten.





                                                                                                                                                                  Es ist heiß geworden, aber es ist nicht mehr die klare Hitze von gestern.





                                                                                                                                                                  Ich komme an eine Skulptur, Die Arche von Bildhauer Thorsten Schütt. Auf einem Schild wird auf Bibelstellen Bezug genommen. Schade, dass ein Auto den Anblick ruiniert. Sie steht an einem Rastplatz.





                                                                                                                                                                  Der Rastplatz und die nächsten paar Meter des Weges gefallen mir sehr und ich bin enttäuscht, als es dann wieder auf eine Straße geht. Nordenham ist nun nur noch 12 km entfernt. Abkürzen wäre hier also leicht, wenn man aus der anderen Richtung kommt. Ausgeschildert ist nur die Tour de Fries, aber ich bin dennoch richtig.
                                                                                                                                                                  Zunächst fahre ich auf der Straße und genieße den Grip von vernünftigem Asphalt. Dann nimmt der Verkehr zu und ein Radwegbenutzungspflichtschild zwingt mich auf einen nicht so guten Radweg. Immerhin entdecke ich den seltenen Landstraßenchampignon.








                                                                                                                                                                  Die Küstenschutzhalle kommt in mein Blickfeld und mit ihr kommt ein leichter Wind auf. Der Radweg ist von Querflicken durchzogen und ich taufe ihn „Handgelenkskiller“. Anscheinend gibt es hier durchaus einen Deichradweg, aber dieser gehört nicht zum Nordseeküstenradweg. Man versucht den Weg anscheinend etwas abwechslungsreicher zu gestalten, indem man ihn über das Binnenland führt.





                                                                                                                                                                  Irgendwo hier in der Nähe muss ein erklärendes Schild zum „Schwimmende Moor“ gestanden habe, dem ich leider keine gebührende Beachtung geschenkt habe. Das Schwimmende Moor war eine Moorlandschaft, die bei Hochwasser aufquoll und die Häuser, die Menschen und das Vieh hochschwemmte. In der Gegend um Sehestedt sind noch stark geschrumpfte Reste erhalten. Klick.


                                                                                                                                                                  Ein kleiner Campingplatz vor Diekmannshausen, der hübsch aussieht. Dann führt der Radweg wieder von der Küste weg. Schön ist es hier.





                                                                                                                                                                  Bald darauf komme ich an einen Rastplatz, an dem ich Pause mache. Ganz still ist es hier. Noch nicht einmal Vögel hört man für einen längeren Moment. Was für ein Genuss für meine Ohren nach dem Lärm der Landstraße.








                                                                                                                                                                  Eine tiefe Zufriedenheit erfasst mich. Eine Familie mit Kindern kommt vorbei, mühsam rollen sie mit Klapperfahrrädern den Weg entlang.

                                                                                                                                                                  Nach einer Pause fahre ich weiter.





                                                                                                                                                                  Eine Brücke. Für motorisierte Fahrzeuge ist sie gesperrt.





                                                                                                                                                                  Schwalben fliegen wild herum und es ist eine Freude, ihnen zu zu schauen. Hier könnte ich bleiben.





                                                                                                                                                                  Überhaupt ist der Weg von Vögeln übersäht. Wenn sie mich sehen, fliegen sie weg, um sich gleich darauf wieder niederzulassen.





                                                                                                                                                                  Romantisch schlängelt sich die Straße durch die Bäume hindurch, um später in einen Schotterweg überzugehen.





                                                                                                                                                                  Dann hat mich die Zivilisation wieder. Schade.





                                                                                                                                                                  Bei leichtem Gegenwind geht es erst an einer Bahn entlang und dann folgt wieder Landstraße. Kurz darauf bin ich Varel.





                                                                                                                                                                  Dass die Kirche am Synagogenweg liegt, macht mich stutzig und tatsächlich wurde hier eine Synagoge zerstört. Gebaut 1848, zerstört am 10.11.1938. „Darüber wein ich, mein Auge, mein Auge fließt in Tränen.“ Thr 1,16 steht auf der Gedenktafel.





                                                                                                                                                                  Kurz darauf brauche ich etwas Scharfsinn, um das Radschild zu entdecken.





                                                                                                                                                                  Über die Eisenbahnbrücke geht es weiter,




                                                                                                                                                                  und da der Kiosk geschlossen ist, fahre ich zum nächsten Supermarkt. Brötchen und Wasser sind mein Ziel. Auch eine Gurke wird mitgenommen. Hastig verschlinge ich die Brötchen. Ich bin völlig ausgehungert.
                                                                                                                                                                  Das Fabrikgelände eines Keksherstellers aus Hannover taucht auf, dessen berühmtestes Produkt nach dem Universalgelehrten und Philosophen Leibniz benannt ist. Bald bin ich an einem kleinen Hafen. Es ist gerade internationales Trike-Treffen und als Motorradfahrer kann mich eines kleines Grinsens nicht erwehren. Hochglänzend funkeln die kreativ umgebauten Maschinen im Sonnenlicht. Die Ente gefällt mir besser.











                                                                                                                                                                  Die Fahrt durch Varel war eine angenehme Abwechslung. Nun geht es wieder am Deich entlang. Mittlerweile ist es halb zwei und die Sonne brennt erbarmungslos auf meinen mit einem Tuch und dem Helm geschützten Kopf. Ein Paar steht auf dem Deich und tankt Wasser.





                                                                                                                                                                  Wie in Trance radele ich die lange Gerade entlang und merke, dass ich nicht mehr kann. Meine Beine sind in Bestform, aber mein Kopf ist kurz davor, zu platzen. Er glüht, als hätte ich Fieber. Finito.
                                                                                                                                                                  Eine Kurve kommt und hinter der Kurve ist ein Campingplatz. Viele Wohnmobile, Zelte sehe ich keine. Immerhin kein K. Ferienpark. Ein kurzer Blick auf die Karte. Der nächste Platz ist in Hooksiel. Das sind geschätzte 35 km. Wenn ich mich ranhalte, ca. 3 Stunden Fahrt. Das macht mein Kopf nicht mehr mit. Ich brauche Ruhe.

                                                                                                                                                                  Kurzerhand biege ich Richtung Campingplatz ab und rolle den Hügel hinab. Ein großes, fettes Schild, auf dem steht: Hunde verboten. Oha. Spießer? Oder Naturschutz? Egal. Hauptsache, es ist noch ein Stellplatz frei.
                                                                                                                                                                  Es ist buntes Treiben auf dem Platz. Zwei Leute stehen bereits an. Die Rezeption wirkt professionell. Hier ist richtig etwas los. Der Mann an der Rezeption strahlt routiniert und ist schnell. Ich stelle mein Fahrrad irgendwo hin, man macht mir Platz. Abschließen tue ich nicht, das wird mir zuviel. Ich bin kurz vor dem Zusammenbruch. Ich muss aus der Sonne raus.
                                                                                                                                                                  Der Mann hinter dem Tresen ist wirklich nett. Apathisch reiche ich ihm den Pass und sage meinen Spruch auf: Eine Nacht, eine Person, ein Zelt, ein Fahrrad. 10.00 Euro. Das ist ein Wort. Er fragt mich, ob ich das Schwimmbad besuchen will, anderthalb Stunden sind inklusive, da könnte ich entspannen. Es wirkt, als wäre er stolz, dass sie ein Schwimmbad haben Nein. Ich brauche Ruhe. Ich habe auch gar nichts mit. Er nickt verständnisvoll und empfiehlt mir, die Zeltwiese zu meiden. Er wird mich bei den Wohmobilen unterbringen, wenn es mir recht ist. Ich nicke. Er winkt einen Mitarbeiter mit Fahrrad herbei. Fast werfe ich mein Fahrrad um, als ich wende, um ihm zu folgen. Er lenkt mich zu einem geschützten Platz zwischen den Wohnwagen. Nicht schön, der Platz. Aber hier ist es ruhig und windgeschützt. Ich bin ihm dankbar.





                                                                                                                                                                  Der Boden ist pieksig, daher liegt nun die Evazote unter dem Zelt. Der Wind rüttelt am Zelt und der Eingang nervt mich. Keine echte Privatsphäre. Außerdem ist das Zelt innen viel zu hell, nichts für meinen Kopf. So nehme ich mein Kikeriki Universalfootprint und verlängere meine Apsis.





                                                                                                                                                                  Ich rolle die Isomatte aus, lehne mich kurz an meine rechte Packtasche und schlafe sofort ein. An die Ameisen, die das ausnutzen und durch die offene Tür krabbeln werden, denke ich nicht. Es sind nicht viele und sie werden eine Stunde später unsanft herausbefördert. Mir geht es schon viel besser und es ist erst einmal Duschen angesagt.





                                                                                                                                                                  Das Wasser der Dusche ist wunderbar, und die Anstrengung fällt von mir ab. Immer noch ist das Wetter ein Traum und entspannt wandere am Ufer des Jadebusens entlang. Der Jadebusen. Wie haben wir als Kinder über dieses „unanständige“ Wort gekichert. Wie peinlich uns das war, dass der Jadebusen „Busen“ heißt. Ich muss schmunzeln.

                                                                                                                                                                  Langsam wird mir klar, warum Hunde hier nicht erwünscht sind. Das ist ein Kindercampingplatz. Höllisch muss man aufpassen, denn ganz unvermittelt brechen kleine Kinder einzeln oder in Gruppen auf Fahrrädern mit Tunnelblick zwischen den Wohnwagen hervor und walzen alles nieder, was ihnen im Weg steht. Ein schöner Platz. Eine gute Atmosphäre. Ich finde den Kiosk und bekomme dort Brötchen und Käse. Der Mann hinter dem Tresen ist ebenfalls sehr nett, bestellen muss ich nicht, wenn ich morgen nicht gerade 20 Brötchen will. Will ich nicht. Hungrig vertilge ich meine Erwerbung.

                                                                                                                                                                  Wieder einmal packe ich das Tele aus und fotografiere ein wenig. Ein Zeichen, dass ich mich wohlfühle. Es ist Ebbe.





                                                                                                                                                                  In der Ferne liegt Wilhelmshaven.





                                                                                                                                                                  Ein weißes Partyboot mit Technofans an Bord schippert vor der Küste herum. Die Bässe hört man meilenweit.





                                                                                                                                                                  Ich lasse mein Ladegerät mit Kameraakku in den Sanis. Einmal kontrolliere ich, und alles ist in Ordnung. Später wird wohl ein Kind am Akku herumspielt haben, denn er ist nicht mehr richtig eingesteckt und wird folglich nicht mehr aufgeladen. Ärgerlich, denn über Nacht will ich ihn nicht da lassen. Erst am nächsten Abend werde ich ihn fertig laden können. Als ich von meinem Kontrollbesuch zurückkomme, entdecke ich hinter den Sanis einen Vogelbaum. Ist das Hirse? Sie sind ganz verrückt danach.





                                                                                                                                                                  Und das? Ist das Strandflieder?





                                                                                                                                                                  Drei Leuchttürme liegen vor mir.





                                                                                                                                                                  Wieder horche ich in mich hinein. Wird Deutschland Weltmeister. Ja. Immer noch bin ich mir sicher.





                                                                                                                                                                  Eine Skulptur.





                                                                                                                                                                  Hier geht es auf einen Pfad zum Wasser. Daneben steht noch ein zweiter Pfahl, aber er gefällt mir nicht so gut.





                                                                                                                                                                  Ich koche meine Nudeln und anschließend Gurkensuppe.





                                                                                                                                                                  Zwei Zelter bauen zwei Reihen weiter ihr Zelt auf, auch sie sind Reiseradler. Wir schauen gegenseitig hinüber, aber ins Gespräch kommen wir nicht.


                                                                                                                                                                  Rot geht die Sonne unter.





                                                                                                                                                                  Grillduft zieht über den Platz. Die Kinder werden ruhiger, es ist kurz vor 21.00 Uhr. Ein Junge fährt Fahrrad und bittet mehrfach seinen Vater, zu zugucken. Der räumt die Chipstüte des Sohnes weg und versucht freundlich, einen interessierten Eindruck zu machen, während sein Sohn halbsbrecherisch Richtung Wasser fährt. Ja, ich gucke. Ja ich gucke wirklich. Toll machst Du das. Wie sich die Szenen ähneln. Dann ruft er seinen Sohne zurück. Gleich spielt Brasilien gegen die Niederlande. Ein gespanntes Flirren liegt über dem Platz. Fußballzeit. Ich hoffe für Brasilien.





                                                                                                                                                                  Wieviel es wohl steht? Man hört nichts.





                                                                                                                                                                  Dann hört man Stöhnen. Enttäuschtes Gemurmel. Die Holländer gewinnen. Um mich herum ist man für Brasilien.





                                                                                                                                                                  Noch einen Tag, dann entscheidet sich das Schicksal der deutschen Fußballmannschaft. Das heute ist nur ein Vorspiel. Morgen gilt es. Man spürt es in der Luft. Der Tag aller Tage. Wo ich wohl morgen sein werde?


                                                                                                                                                                  Zuletzt geändert von Torres; 16.07.2014, 20:48.
                                                                                                                                                                  Oha.
                                                                                                                                                                  (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                    Liebt das Forum
                                                                                                                                                                    • 16.08.2008
                                                                                                                                                                    • 31757
                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                    North Sea Cycle Route

                                                                                                                                                                    Dangast – Hooksiel, 62 km.

                                                                                                                                                                    Untertitel: Wie ich das Finale der WM 2014 verpasste.

                                                                                                                                                                    13.07.2014

                                                                                                                                                                    Am Morgen ist der Himmel bewölkt. Ich habe gut geschlafen und packe konzentriert. Um 8.00 Uhr stehe ich mit dem gepackten Rad am Kiosk. Die Brötchen und ich erwerbe ein Päckchen Scheibenkäse, zwei Laugenstangen und drei normale Brötchen der Bezeichnung „Camper“. Schnell belege ich die Brötchen mit dem Käse und als ich in das erste hineinbeiße, mache ich große Augen. Fantastisch. Schnell stelle ich mich noch einmal in der Schlange an und kaufe noch zwei Stück. Das wird meine Ration für heute.

                                                                                                                                                                    Um zwanzig nach acht blicke ich noch einmal zurück.





                                                                                                                                                                    Auf dem Deich geht es Richtung Ortschaft. Wildcamper? Nebenan ist der Kinderspielplatz.





                                                                                                                                                                    Das Freibad ist ein monströser Bau. Kurz darauf bin ich im Zentrum. Die meisten Menschen auf der Straße tragen Brötchentüten in der Hand. Der kleine Einkaufsmarkt hat geöffnet. Ein großer Campingplatz liegt in Zentrumsnähe und sieht nett aus. Ein rotes Zelt leuchtet.

                                                                                                                                                                    Der Radweg führt nun von der Deichkante weg und ich sehe einen Ortsplan. Der Campingplatz, den ich besucht habe, ist der Campingplatz der Kurverwaltung. Das erklärt die Freude, mit der man bei der Sache war, denn ich vermute, von der Bewirtschaftung profitiert der ganze Ort. Der andere Campingplatz ist als Privatplatz ausgewiesen.





                                                                                                                                                                    Es geht wieder rechts ab und am Ende der Straße ist ein großer Parkplatz für die Badegäste des Badestrandes. Wohnmobile verboten. Also schon wieder Wildcamper, diesmal auch mit Motor. Das Zelt ist übrigens Schrott.





                                                                                                                                                                    Hinter dem Parkplatz geht es rechts herum auf die Straße zum Siel. Das Dangaster Tief kommt ins Blickfeld





                                                                                                                                                                    und gleich darauf das Dangaster Siel. Auch hier ist Campingplatz.





                                                                                                                                                                    Ist das ein Leuchtturm?





                                                                                                                                                                    Ich stehe nun gerade auf dem E9 und schaue auf das Siel. Im Gegensatz zu den Wanderern muss ich die Straße in der Binnenkante nehmen.





                                                                                                                                                                    Schnurgerade geht es nun weiter.





                                                                                                                                                                    Ein paar Tribünen stehen deplaziert auf der Wiese herum und ich rätsele, was das sein soll. So richtig schlau werde ich nicht daraus.





                                                                                                                                                                    Ein alter Mann beobachtet die Vögel. Er hat eine tarnfarbene JW Jacke an. Am Ende des Weges befindet sich eine Skulptur. Abgebildet ist ein Fötus und sie wirkt ein wenig unheimlich. Die Sonne ist herausgekommen und schnell wird es warm. Ich ziehe meine Jacke aus. Ein Blick zurück auf die Landschaft von eben. Schön ist es hier.





                                                                                                                                                                    Durch Zufall sehe ich ein Schild: Die Schatzinsel. Freilichtfestspiele. Aha. Das ist also das Geheimnis der Tribünen. Es scheint ein bedeutendes Event zu sein, denn noch ein paar Mal werden mir die Wegweiser für die Reisebusse begegnen.

                                                                                                                                                                    Wieder macht der Nordseeküstenradweg einen Umweg. Bis Wilhelmshaven wären es auf dem direkten Weg 15 km. Aber ich biege links ab ins Binnenland Richtung Zetel. Das offizielle Zeichen fehlt, ich orientiere mich wieder an der Tour de Fries.
                                                                                                                                                                    An einem Bauernhaus geht es vorbei und wieder ist unendliche Landschaft.






                                                                                                                                                                    Ich überquere das Ellensendammer Tief





                                                                                                                                                                    und nähere mich der Autobahn. Die kleinen Radwegweiser lenken mich zuverlässig, und erst geht es parallel zur Autobahn entlang. Ein wackelig fahrender Radfahrer begegnet mir. Dabei ist das Finale der WM doch erst heute Abend. Ansonsten bin ich alleine.
                                                                                                                                                                    Dann ist Kulturschock angesagt.





                                                                                                                                                                    Eine Schutzhütte taucht auf und ich stelle meinen Lenker ein Stück herunter. Es scheint mir, dass mein Kopf dadurch entlastet wird. Das Dorf Ellens kommt in Sicht und dann bin ich wieder auf Landkurs. Es sieht aus, als würde es regnen, aber es bleibt trocken. Es weht ein leichter Wind. Nicht übermäßig störend, aber auch nicht hilfreich. Eigentlich ganz schön, dass es heute nicht so heiß ist.





                                                                                                                                                                    Ich genieße die Fahrt. Schön ist es hier. Und einsam. Die Radwegplaner haben ihre Sache gut gemacht. Es wäre schade, wenn man nur am Deich entlang fahren würde und nicht das dazugehörige Land kennenlernen würde. Auch das Land gehört zur Küste dazu. Ich erfahre durch eine Infotafel, dass Ellens einmal eine Insel war. Ellens liegt auf einer Geestdurchragung und war daher als Siedlungsplatz sehr beliebt. Da der Deichbau noch nicht so fortgeschritten war, war ein erhöhter Siedlungsort die Quelle von Reichtum. Anfang des 16. Jh. wurde Ellens durch Sturmfluten vom Festland abgeschnitten und litt zudem unter der sächsischen Fehde. Ende des 16. Jhs. wurde es durch einen Damm wieder angeschlossen.
                                                                                                                                                                    Ein Blick zurück.





                                                                                                                                                                    Weiter geht es. Die Gegend hat einen rauen Charme.





                                                                                                                                                                    Ich erfahre, was das „Schwarze Brack“ ist. Es ist eine Fläche, in der sich das einbrechende Salzwasser mit dem Süßwasser der Moore vermischt. Durch den Ellenserdamm wurde das „Schwarze Brack“ geschlossen.








                                                                                                                                                                    An einem Bauernhaus gibt es einen SB-Automaten für Rohmilch. Er sieht aus wie ein Geldautomat. Leider habe ich kein Behältnis mit. Ein älterer Mann mit einer mobilen Fahrhilfe kommt mir entgegen und wir grüßen uns. Mir fällt auf, dass hier keine Autos fahren. Liegt das am Sonntag, am Endspiel oder ist es hier einfach zu abgelegen?





                                                                                                                                                                    Ich biege auf einen Plattenweg ein und prompt kommt mir doch ein Auto entgegen. Das Ausweichmanöver ist etwas schwierig und ich bedanke mich.








                                                                                                                                                                    Ich bin nun in Neustadtgödens und weiß noch nicht, dass ich gleich ausgiebig staunen werde.





                                                                                                                                                                    Wie in Zürich hängen an den Häusern Fahnen mit Berufen. Sind es die Berufe der Bewohner? Ich weiß es nicht, an einigen Stellen passt es definitiv. An anderen habe ich Zweifel.


                                                                                                                                                                    Jödenschool. Darunter: Schulenklopper.





                                                                                                                                                                    Ein Gebäude gerät in mein Blickfeld. 1864 errichtet, ist es heute ein Ferienhaus. Früher war es eine Synagoge. Sie hat die Reichsprogromnacht vermutlich deshalb überstanden, weil sie Juni 1938 verkauft wurde und zu dieser Zeit als Lager für Farben und Lacke genutzt wurde. Nur die Synagoge von Dornum wurde ebenfalls verschont. Die meisten ansässigen Juden haben die Naziherrschaft nicht überlebt.
                                                                                                                                                                    Ein Blick auf wikipedia zeigt, dass Neustadtgrödens über Jahrhunderte ein Ort religiöser Vielfalt war. 5 Konfessionen hatten hier zusammengelebt: Mennoniten, Lutheraner, Reformierte, Katholiken und Juden. Heute gehört der Ort zu Sande. Klick. http://de.wikipedia.org/wiki/Neustadtg%C3%B6dens











                                                                                                                                                                    Glooser.





                                                                                                                                                                    Es gibt Schilder „Aphteek“, „Linnenwewer“, „Timmermann“, „Knastenstöter“, „Beerbrower“ und viele mehr. Fast jedes Haus hat ein Schild am Haus.








                                                                                                                                                                    An der Ecke rüsten sich die Gastronomen angespannt für den Abend. Noch besteht die Hoffnung, dass es am Abend nicht regnet. Ich schätze aber, die Mühe war umsonst. Ich hoffe, das Geschäft war dennoch gut.





                                                                                                                                                                    Leider fehlt mir die Zeit, diesen Hinweis zu ergründen.





                                                                                                                                                                    An der Landstraße geht es jetzt weiter und als ich eine Gruppe Männer an der Straße wandern sehe, denke ich sofort an Landschulheim.





                                                                                                                                                                    Kurze Zeit später ist klar, was sie dort machen: Boßeln. Der rote Ball hüpft die Straße entlang. Die Jungs grüßen mich und ich rufe zu: Guckt mal weg. Ich will das Foto machen. Sie gucken weg.





                                                                                                                                                                    Etwas später stehe ich an einem Schlosstor. Leider ist der Park Sonntags nicht geöffnet, ich wäre gerne hineingefahren. Das Schloss ist immer noch im Besitz der Eigentümerfamilie und wird von ihr vermarktet. Es ist ein Wasserschloss.

                                                                                                                                                                    Ein Gestüt kommt in Sicht. Drei Pferdedamen mit Fohlen galoppieren über die Wiese, doch als die Kamera startbereit ist, bleiben sie stehen. Eine Frau kommt mir mit dem Auto entgegen und kurbelt die Scheibe herunter. „Schön, nicht?“, fragt sie und ich nicke.





                                                                                                                                                                    Der Wind wird stärker und nun wird er doch lästig.





                                                                                                                                                                    An einem Kanal geht es nun nach rechts. Doch zunächst der Ausblick links.





                                                                                                                                                                    Dann der Ausblick rechts.





                                                                                                                                                                    Zwei ältere Ehepaare stehen in der Kurve und halten ein Schwätzchen. Ich umrunde sie und biege auf den Schotterweg ein. Dann bemerke ich, dass links neben mir ein See ist und kurz darauf bin ich in dem an den See angrenzendem Park und mache eine Pause. Ich befinde mich in Sande am Sander See. Die Skulptur ist von Dressler und heißt „Gegen den Wind“. Das kommt mir vertraut vor.








                                                                                                                                                                    Ich befinde mich nun am Ems-Jade-Wanderweg und die Strecke am Kanal ist traumhaft. Es sind zwar einige Radler unterwegs, so dass ich nicht mehr so einsam dahinradeln kann, wie bisher, aber der Weg ist idyllisch.














                                                                                                                                                                    Der Radweg lenkt mich nach Mariensiel.








                                                                                                                                                                    Von dort an soll es links abgehen und das ist falsch. Ich radele an einem Kindergarten vorbei und komme an einem Kanal heraus – ein Radweg, ja, aber nicht der Nordseeküstenradweg. Ich hätte vor Mariensiel rechts gemusst, wenn ich meinem Navi trauen darf. Ich hole das nach und wieder fehlen die Schilder. Als gäbe es hier einen blinden Fleck. So lande ich am Flughafen von Wilhelmshaven. Auch da wollte ich nicht hin. Also wieder zurück zur Landstraße und rechts in die Landstraße einbiegen. Ein Weg geht ab und er führt mich direkt zurück zum Deich.





                                                                                                                                                                    Und schon bin ich wieder richtig.





                                                                                                                                                                    Das schönste Stück des Streckenabschnittes Wangerland - Friesland liegt hinter mir. Hier war alles dabei: Einsamkeit, Landschaft und Sehenswertes. Ein Lob an den Planer oder die Planerin dieses Teilstückes. Hat Spaß gemacht.
                                                                                                                                                                    Zuletzt geändert von Torres; 31.07.2014, 08:36.
                                                                                                                                                                    Oha.
                                                                                                                                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                      Freak

                                                                                                                                                                      Vorstand
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                                                                                                                                                                      • 43828
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                                                                                                                                                                      AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                                                      Ha, deswegen kommt mir das so bekannt vor: Der Meerweg!
                                                                                                                                                                      (= das Schild mit dem blassblaue Gekruschel drauf )

                                                                                                                                                                      Zitat von Torres Beitrag anzeigen


                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                        Freak

                                                                                                                                                                        Liebt das Forum
                                                                                                                                                                        • 20.07.2009
                                                                                                                                                                        • 12705
                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                        AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                                                        Danke, Torres. Habe es mit Genuß gelesen.
                                                                                                                                                                        Ditschi

                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                          Freak

                                                                                                                                                                          Liebt das Forum
                                                                                                                                                                          • 16.08.2008
                                                                                                                                                                          • 31757
                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                          AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                                                          Ich habe nun die Wahl zwischen Außenkante des Deiches oder Innenkante. Da an der Außenkante erfahrungsgemäß die Spaziergänger unterwegs sind,





                                                                                                                                                                          fahre ich Innenkante und werde kurz darauf mit einer perfekt asphaltierten Straße belohnt.





                                                                                                                                                                          Sie führt neben einer ehemaligen Schienenstrecke entlang und trennt den Jadebusen vom Banter See.





                                                                                                                                                                          Es ist brütend warm und sieht nach Regen aus. Bald darauf bin ich in Wilhelmshaven. Blick zurück und Blick nach vorne.








                                                                                                                                                                          Ein paar Regentropfen fallen, aber es sind nur wenige. Eine Frau trägt ihren Schosshund auf dem Arm. Zwei junge Frauen unterhalten sich über Operninszenierungen. Ein Leuchtturm steht im Dunst. Büschen schief das Bild, aber schief ist modern.





                                                                                                                                                                          Ich fahre auf eine Brücke zu, mit der ich die Wasserverbindung zwischen Jadebusen und Banter See überquere. Es ist eine schöne Brücke, aber es ist viel Verkehr und die Verkehrsführung einspurig. Wenn die Autos rot haben, dürfen die Fahrradfahrer dennoch fahren und ich sehe zu, dass ich hinüber komme. An den Seiten laufen die Fußgänger. Für Fotos ist kein Raum. Dann geht es steil hinunter.
                                                                                                                                                                          An der Kreuzung will ich instinktiv rechts abbiegen (das wäre der direkte Weg zur Küste), aber ich muss scharf links.





                                                                                                                                                                          Auch andere Radfahrer sind ziemlich planlos und fast stoße ich mit einer Frau zusammen, die am Fußübergang schräg zur Brücke radeln will. Der Stadtteil wirkt deprimierend und ich erinnere mich, dass in Wilhelmshaven die Mieten günstig und die Arbeitslosigkeit hoch ist. Ein Blick zurück auf die Brücke.





                                                                                                                                                                          Weitere Radwegschilder fehlen jetzt, aber es kann eigentlich nur hier am Kai entlang gehen. Der Wind frisch auf. Fassungslos betrachte ich das Ally. So geht es auch. Es ist Gegenwind.








                                                                                                                                                                          Der Motorbootfahrer lässt das Ally vom Haken, ruft ein paar Tipps herüber und überlässt die Familie ihrem Paddelschicksal. Immerhin ist hier der Wind nicht mehr so stark, so dass sie nun aus eigener Kraft vorankommen können. Sie werden wohl auf dem Banter See paddeln.
                                                                                                                                                                          Wieder sehe ich ein ehemaliges HADAG Schiff und denke wehmütig an meine Begegnung mit einem dieser Schiffe in Venedig. Dies hier ist die Wohldorf. Anscheinend ist hier ein Museum.





                                                                                                                                                                          Ein wunderschöner Wegweiser.





                                                                                                                                                                          Am Ende der Promenade verfahre ich mich. Es soll jetzt Richtung Bahnhof gehen und es gibt sogar ohne Vorwarnung ein kurzes linksabbieger Radwegstück zwischen den Autospuren an der Kreuzung. Aber ein erhellendes Schild fehlt. So fahre ich erst geradeaus, werde unsicher, checke mein Navi und folge dann kurzentschlossen einer Radtruppe, die ohne jede Zweifel an der besagten Kreuzung rechts abbiegt. Laut Navi ist das richtig. Bis zum Bahnhof folge ich ihnen.





                                                                                                                                                                          Dann geht es in eine Parkanlage.








                                                                                                                                                                          Am Ende des Weges biege ich fälschlicherweise rechts ab. Richtig ist es, neben der Statue vor dem Appartmentkomplex einzubiegen. Ich entdecke meinen Fehler schnell und korrigiere.





                                                                                                                                                                          Nun geht es durch den Stadtpark und ich bin fasziniert. Der Radweg führt jetzt ausschließlich durch die Natur. Von der Stadt bekomme ich mit wenigen Ausnahmen nichts mehr mit. Aber auch dort wirkt es, als sei autofreier Sonntag.














                                                                                                                                                                          Die Beschilderung ist zuverlässig und eine Zeitlang fahre ich hinter einer Reiseradlerin her. Eine Schnellstraße muss überquert werden. Ich bekomme die Ampel nicht mehr und neben mir steht eine feine Dame, die kerzengerade auf dem Fahrrad sitzt und mich beim Anfahren elegant abhängt. Ich gebe Gas, denn das geht gar nicht.

                                                                                                                                                                          Es geht nun über ruhige Nebenstraßen weiter und schließlich ein Stück an der Autobahn entlang. Ein Mann drängelt mich auf dem engen Weg zur Seite, um zu überholen, reißt aber nichts und fährt nun genauso schnell wie ich vor mir her. Ich verspotte ihn von hinten. Blödmann. Die zwanzig Meter hätte er doch noch warten können, der Weg wurde kurz darauf breiter. Als ich das Foto von dem Autobahnschild mache, fährt er mir endlich davon.





                                                                                                                                                                          Ich überquere die Autobahnabfahrt und die Autobahn und muss nun ein kurzes Stück Landstraße fahren, bevor es rechts in ein Wohngebiet geht. Die Dame von vorhin quert die Straße, und ich vermute, dass der Nordseeküstenradweg nun ebenfalls links abknickt. Tut er. Kurze Zeit später überhole ich die Dame, und als ich an ihr vorbei fahre, stelle ich fest: „Es gibt eine Abkürzung“. Sie lacht: „Genau“. Norddeutsche unter sich. Es ist alles gesagt. Ein nettes Gespräch war das.





                                                                                                                                                                          Ich habe die Wolken am Himmel nicht mehr beachtet, doch nun fallen wieder die ersten Tropfen. Die Dame hält an, um ihre Regenjacke zu suchen. Ich fordere mein Schicksal heraus, aber dann sehe ich eine derart fette Wolke, dass ich unter Bäumen halte. Keinen Moment zu früh, denn sintflutartiger Regen übergießt die Landschaft. Ich habe den Regenponcho mit und er schützt mich leidlich. Es ist ja warm. Über dem Lenker sammeln sich in der Kuhle des Ponchos gefühlt Tonnen von Regenwasser.











                                                                                                                                                                          Einen kurzen Moment wird der Regen weniger, um dann wieder volle Fahrt aufzunehmen. Der Wind bläst unverändert frisch. Von der Landschaft bekommt man auf diese Weise nichts mit. Man ist nur auf den Weg konzentriert.





                                                                                                                                                                          An einem Schild geht es wieder rechts ab, und ich überlege, wie es weitergehen soll. Ich wäre gerne noch nach Carolinensiel gefahren. Es wäre mir als guter Ort erschienen, die WM zu schauen. Aber ich schätze die Strecke auf mindestens 24 km. Das ist zu weit bei diesem Wetter. Man bekommt doch gar nichts mehr von der Natur mit. Vielleicht ist es morgen besser.
                                                                                                                                                                          Der nächste Campingplatz ist Hooksiel. Er liegt nicht direkt an der Strecke, aber er ist jetzt nur noch 4 km entfernt. Oder soll ich den Nordseeküstenradweg verlassen und außen herum fahren? Dann ist Carolinensiel vielleicht nur 15 km weit und vorher gibt es bereits mehrere Campingplätze zur Auswahl. Ich kann mich nicht entscheiden.





                                                                                                                                                                          Eine Signalboje steht am Straßenrand. Wie die leuchtet. Becks hätte seine Freude. Sie liegt am Ortseingang von Hooksiel. Ich übersteuere das Bild ein wenig, damit die Boje stärker leuchtet.





                                                                                                                                                                          Ich entscheide mich, nach Hooksiel hineinzufahren und dort zu entscheiden. Der Hafen sieht nass aus, und ich verzichte auf ein Foto. Eine Familie mit Kindern kommt mir auf Rädern entgegen. Die Innenstadt sieht gemütlich aus. Die Menschen auf der Straße wirken gelöst. Die Entscheidung ist gefallen. Ich sollte mir hier eigentlich ein Hotelzimmer suchen und die WM anschauen. Aber meine Beine führen mich automatisch weiter. Am Deich geht es entlang Richtung Campingplatz.

                                                                                                                                                                          Der Campingplatz sieht genauso scheußlich aus wie alle Campingplätze in der Gegend hier. Noch weiß ich nicht, dass es ein riesiger Platz mit 1500 Stellplätzen ist. Vor dem eigentlichen Campingplatz ist ein Pförtnerhäuschen, das Menschen, die mit dem Auto einfach nur ans Wasser wollen, abweist. Auch für ´s Parken muss man wohl bezahlen. Als die Kontrolleurin mich sieht, freut sie sich: „Rezeption im Gebäude, WM Spiel in der Scheune. Viel Spaß!“ Ich fahre zur Rezeption. Die Dame will mir einen Gefallen tun ,und so bekomme ich einen Platz bei den Wohnwagen. Dort es ist es windgeschützter. Da ich mein Zelt noch nicht so gut kenne, nehme ich das Angebot an.

                                                                                                                                                                          Und dann radele ich an Reihen und Reihen von Wohnwagen entlang. Ich dachte, es wäre ein kleiner, netter Platz wie gestern. Weit gefehlt. Der Platz ist in mehrere „Stadtviertel“ aufgeteilt und wirkt unpersönlich. Aus Lautsprechern scheppert eine Stimme: „Die Bäckerei schließt in einer halben Stunde.“ "Bitte beachten Sie...." Meine Nerven.

                                                                                                                                                                          Ich finde meinen Platz und kriege die nächste Krise. Er ist schief, teils sandig, es liegen Kippen, Steinchen und Glassplitter herum. Und das mit einem UL Zelt. Ich werde die Evazote unter das Zelt packen.
                                                                                                                                                                          Nach längerem Grübeln finde ich eine halbwegs gerade Stelle und habe nun Sandboden in der Apsis, aber keine Abdeckung dafür. Der böige Wind, die Regenschauer und die Umgebung erzwingen eine neue Tarpkonstruktion. Keine Lust, auf dem Präsentierteller zu stehen. Ein Ehepaar läuft an mir vorbei: „Auf diese Kriecherei hätte ich keine Lust“. Ihr wisst nicht, was Euch entgeht, Leute. Ich lege meinen Poncho in die Apsis, damit die Steine im Sand nicht alle im Zelt landen. Und, um meine Knie zu schonen.





                                                                                                                                                                          Ich dusche erst einmal ausgiebig und gehe dann Richtung Wasser. Vielleicht hätte ich doch die einsame Zeltwiese nehmen sollen? Aber ich hatte überlegt, vielleicht einen Wohnwagenbesitzer zu finden, bei dem ich das Spiel schauen kann. Mein Nachbar neben mir hat eine Satellitenschüssel. Mal sehen, was passiert, wenn er zurückkommt. Oder Open Air. Das wäre natürlich am besten. Wenn es nicht regnet.
                                                                                                                                                                          Das Bild von der Zeltwiese ist am nächsten Morgen aufgenommen. Dahinter ist der Wohnmobilplatz.





                                                                                                                                                                          Der Campingplatz liegt in einer kleinen Bucht. Man sieht den Strand in der Nähe des Alten Hafens.





                                                                                                                                                                          Viel mehr sieht man nicht.








                                                                                                                                                                          Es regnet wieder. Ein Mann führt seinen Hund spazieren und wir schnacken ein paar Sätze. Hier sind Hunde erlaubt, aber nicht überall. Alle drei Meter steht ein Schild, dass sich Hunde von der anderen Seite des Weges fernzuhalten haben. Der Hund tut mir leid.

                                                                                                                                                                          Ich gehe in dem Restaurantimbiss essen. Die einzige fleischlose Mahlzeit ist Fisch im Teig mit Pommes. Der gemischte Salat wird vergessen und der Hunger ist ein guter Koch. Man bereitet den Abend vor. Die Leinwand wird aufgebaut und es soll gegrillt werden. Ich darf meinen Fotoakku fertig laden.
                                                                                                                                                                          Die ersten Fußballfans kommen und bestellen Bier. Es ist die Sorte Fans, wegen derer ich nicht gerne öffentlich Fußball gucke. Mag ja sein, dass sie nüchtern ganz nett sind. Aber sie sind zu laut und überhaupt. Ich möchte das nicht vertiefen. Ich flüchte und setze mich wieder ans Meer auf eine Bank. Vom Restaurant her plärren ein paar „hach, ich bin so jung und daher kann ich auch völligen Dummsinn reden“-Moderatoren über die WMs der letztes Jahre. Ich muss hier weg.

                                                                                                                                                                          Es regnet nun richtig und ich gehe zum Zelt zurück. Der Nachbar mit Satellitenschüssel ist aus HH und bereitet das Vorzelt für die erwachsenen Kinder vor. Gastfreundlich wirkt er nicht. Ich flüchte in den Pavillon der Motorradclub Familie mit kleinem Kind, die vor mir steht. Martialisches Aussehen, aber total nett. In einer Regenpause verziehe ich mich ins Zelt. Überall im Innnenzelt ist nun Sand aus der Apsis und ich habe keine Chance, die nassen Sachen außerhalb des Innenzeltes auszuziehen. Nein, für Regenwetter ist das Zelt nicht gebaut. Kaum ist der Reißverschluss zu, beginnt es zu gießen.

                                                                                                                                                                          Es ist Spielbeginn und ich entscheide, zu warten. Wenn Deutschland ein Tor schießt, kann ich immer noch aufstehen und in das Lokal gehen. Aber es bleibt ruhig. Ich dämmere ein wenig vor mich hin. Deutschland gewinnt. Immer noch bin ich mir sicher. Aber warum ist es so ruhig hier? Der Regen prasselt auf das Zelt. Immerhin ist es dicht. Ich checke ods und als november schreibt: „Das sieht aber gar nicht gut aus“, rutscht mir das Herz in die Hose. Sollte ich mich so geirrt haben? Ich entschließe mich, das Spiel zu ignorieren und stecke mir Ohropax in die Ohren. Mein Kopf dröhnt und ich kann eine Mütze voll Schlaf gebrauchen. Es regnet in Strömen und das Zelt ist viel zu hell. Irreal, diese Mischung aus Taghelligkeit, Regenprasseln und untergründiger Anspannung. Meine netten Nachbarn sitzen jetzt bei den anderen Nachbarn im Vorzelt. Wenn sie jubeln, werde ich bestimmt aufwachen.

                                                                                                                                                                          Um 23.50 Uhr wache ich von alleine wieder auf. Ich nehme die Ohropax aus dem Ohr. Totenstille. Nur der Nachbar redet mit seiner schnarrenden Stimme auf die Familie ein. Höre ich Freude in der Stimme. Nein. Nichts. Er doziert. Wir haben verloren. Noch einmal horche ich in mich hinein. Ich war mir so sicher. Soll ich nachschauen? Nein. Ich will jetzt glauben, dass wir gewonnen haben. Morgen kann ich mich immer noch mit einer Niederlage beschäftigen.

                                                                                                                                                                          Mein Handy hängt noch am Powerakku. Es sollte jetzt voll sein. Als ich es abziehe, ploppt eine SMS auf: „Gratulation. Weltmeister.“ Meine mazedonische Kollegin freut sich für Deutschland. Ich starre auf mein Handy. Weltmeister. Ich mag es kaum glauben. Hat mich mein Gefühl tatsächlich nicht getrogen? Meine Tageszeitung bestätigt. Götze. Ausgerechnet Götze. In der Verlängerung. Ich schreibe zurück: „Danke. Ich hab´s verschlafen“. Die Antwort folgt prompt: „Ich auch“. In Hamburg wird man wach, wenn ein Tor fällt. Hier nicht.
                                                                                                                                                                          Der Nachbar redet weiterhin auf die kleine Familie ein. Die Stimme schnarrt unangenehm. Wieso freut er sich nicht? Ist er einer der Menschen, die sich ärgern, wenn sie den nächsten Tag nicht sagen können: Ich hab´s doch gewusst, der Löw, der schafft das nicht?

                                                                                                                                                                          Irgendwann kommt mir die Idee, einfach mal auf der Seite der öffentlich rechtlichen Sender nach zu schauen. Livestream. Podolski junior läuft mit Bastian Schweinsteiger über den Platz. Was für ein Bild. Die Szenen haben einen ganz besonderen Zauber. Die nächste SMS ploppt auf: Ihr Highspeed-Volumen ist erschöpft – sie surfen jetzt mit 64 irgendwas. Das Bild bricht ab.

                                                                                                                                                                          In der Ferne hört man Hupen. Endlich. Es ist wahr.
                                                                                                                                                                          Oha.
                                                                                                                                                                          (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                            Freak

                                                                                                                                                                            Liebt das Forum
                                                                                                                                                                            • 16.08.2008
                                                                                                                                                                            • 31757
                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                            AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                                                            North Sea Cycle Route

                                                                                                                                                                            Hooksiel – Dornumersiel, 71,7 km


                                                                                                                                                                            14.07.2014



                                                                                                                                                                            Am nächsten Morgen hat der Regen aufgehört. Der Himmel ist bedeckt, aber an einer Stelle kann man die Sonne ahnen. Schnell packe ich zusammen, um die Ausrüstung trocken verstauen zu können. Das Außenzelt ist nass und ich schüttele die Tropfen ab. Auch die Evazote ist von unten nass geworden. Alles andere ist trocken.

                                                                                                                                                                            Gegen 7.00 Uhr kaufe ich in der Campingplatzbäckerei Brötchen. Kein Vergleich mit den Brötchen in Dangast. Schnell esse ich einen Happen an einem nassen Tisch vor der Tür. Ich fülle meine Wasserflasche am Wasserhahn auf – ich trinke auf der Tour täglich 3,5 Liter Wasser – und radele in Richtung Ausgang. Ein Mann im Overall fährt schwungvoll mit dem Fahrrad zur Rezeption hoch. Er ist zu spät, aber seine Kollegen lächeln. War eine kurze Nacht, gestern. Ein Blick vom Deich auf den Platz. Von oben sieht er klein aus, die Wohnwagen sind hinter den Bäumen verborgen.

                                                                                                                                                                            Ich fahre am Deich zurück zu dem Schild, an dem ich im Ort den Nordseeküstenradweg verlassen habe. Der Weg ist voller roter und schwarzer Schnecken und ich taufe die Strecke „Schneckenslalom“. Im Ort holen die ersten Gäste frische Brötchen. Ich halte einen Mann auf einem Fahrrad an und frage nach einer Bank. Auf bayrisch erklärt er mir, dass er erst einen Tag da ist, aber er glaubt sich zu erinnern, wo die Bank ist. Tatsächlich ist seine Empfehlung richtig und ich hole Geld. Am Straßenrand stehen Silvesterknaller. Ich hätte gestern im Ort bleiben sollen.





                                                                                                                                                                            Drei gemütlich aussehende italienische Restaurants lassen mich seufzen. Der Fisch im Teig taucht vor meinem geistigen Auge auf. Glückliches Italien. Bella cucina italiana.





                                                                                                                                                                            Ich finde die richtige Seitenstraße wieder und auf Nebenwegen geht es nun küstenfern im Binnenland weiter. Ein Bauernhof im typischen Baustil dieser Region.





                                                                                                                                                                            Dann folgen wieder Felder. Ich fotografiere während der Fahrt.





                                                                                                                                                                            Es ist Montag, aber die Tage scheinen in dieser Landschaft keine Rolle zu spielen. Ich kann keinen Unterschied zu Sonntag erkennen. Man sieht keine Menschen und man sieht keine Autos. Für den Großstädter eine fremde Welt. Und doch glaube ich hinter den verschlossenen Türen eine tiefe Zufriedenheit zu spüren. Deutschland ist Weltmeister. Unglaublich.








                                                                                                                                                                            Der Weg endet an ein paar Häusern. Es geht links ab, aber das Stück Landstraße ist kurz.





                                                                                                                                                                            An der nächsten Ecke geht es gleich wieder auf einen Feldweg. Ein Spiegel hilft dem Fahrradfahrer beim links abbiegen.





                                                                                                                                                                            Wieder geht es zwischen Feldern entlang und ich langweile mich wieder. Bitte nicht falsch verstehen, es ist schon schön hier. Aber die Bilder ähneln sich. Mehr als Radeln kann man eigentlich nicht machen. Es gibt nichts, was man entdecken könnte.





                                                                                                                                                                            Da werden Straßenschilder schon zur Sensation.





                                                                                                                                                                            Kurz mache ich Rast und lasse die Landschaft auf mich wirken. Es ist still und menschenleer. Nur das Spiel des Windes ist zu spüren. Die Uhr zeigt kurz vor halb neun. Ich hänge meinen Gedanken nach.





                                                                                                                                                                            Eine Landstraße. Es sieht nach Regen aus.





                                                                                                                                                                            Boßeler sehe ich keine mehr, aber ich fotografiere das entsprechende Warnschild.








                                                                                                                                                                            Ein hübsches Teilstück beginnt. Es führt an einem kleinen Fluss entlang.








                                                                                                                                                                            Es herrscht ein frischer Wind von vorne. Man sieht es an den Wellen. Ein paar Enten beäugen mich misstrauisch. Ob man hier wohl paddeln kann?








                                                                                                                                                                            Ein Streckenabschnitt kommt, in dem der Asphalt in der Mitte aufgeplatzt ist. Ich komme mir vor wie im Mecklenburg-Vorpommern nach der Wende. Da hatte ich mir auf so einer Straße mal eine Felge ruiniert.





                                                                                                                                                                            Zwei Joggerinnen kommen mir entgegen und eine Walkerin läuft vor mir. Die ersten Menschen auf der Strecke für heute. Das lässt auf die Nähe einer Stadt schließen. Tatsächlich: Ich bin kurz vor Jever.





                                                                                                                                                                            Es ist ein merkwürdiges Gefühl, wieder in der Zivilisation anzukommen und auf Verkehr achten zu müssen. Auch wenn Jever auf mich ebenfalls wie ausgestorben wirkt. Schläft man hier noch?





                                                                                                                                                                            Ich komme an einer Kreuzung heraus. Das stolze Gebäude auf der anderen Seite nennt sich „Hof von Oldenburg – am Schloss“. Sollte es hier ein Schloss geben? In der Tat.





                                                                                                                                                                            Ich quere die Kreuzung und mache ein Foto. Erst die Internetrecherche informiert mich, dass das Schloss zwischen dem 15. und 16. Jh. auf dem Platz einer Burg der Ostfriesischen Häuptlinge errichtet wurde. Klick.. Das Schlossmuseum ist bestimmt sehr interessant. http://www.schlossmuseum.de/. Ungebildet, wie ich es zu diesem Zeitpunkt noch bin, radele ich durch das Tor und holpere über das Kopfsteinpflaster näher, aber von nahem sieht das Schloss doch ein wenig unromantisch aus. So fahre ich zur Kreuzung zurück. Es geht jetzt halblinks an der Hauptstraße weiter.





                                                                                                                                                                            Ein glitzernder Palast gerät in mein Blickfeld. Miami? New York? Hongkong? Nein – es ist das Aushängeschild des Ortes. Mag sein, dass es anderen anders geht. Ich kenne den Ort Jever nur durch: „Wie das Land, so das Jever.“ „Friesisch-herb.“
                                                                                                                                                                            Interessanterweise hat das Friesische Brauhaus zu Jever (Friesland, Niedersachsen) lange Zeit den Leuchtturm Westerhever (Nordfriesland, Schleswig-Holstein) für seine Werbung genutzt, der auf der Halbinsel Eiderstedt in der Nähe von St.Peter-Ording steht. Klick.
                                                                                                                                                                            Im Gegenzug gilt der Leuchtturm „Roter Sand“ als Wahrzeichen Hamburgs, der zwischen Friesland und dem Cuxhavener Land in der Wesermündung steht. Nachdem ich ihn auf der Fahrt nach Bremerhaven nicht gesehen hatte, hatte ich gehofft, man könnte den Leuchtturm hier in Friesland sehen, aber anscheinend ist er vom Land aus nicht zu sehen, sondern nur in einer dreistündigen Bootsfahrt zu erreichen. Vielleicht ist er daher so unangefochten ein universelles Wahrzeichen, weil ihn niemand sehen kann, und niemand weiß, wo er wirklich steht.

                                                                                                                                                                            Der Jever-Shop hat noch geschlossen. Auf der anderen Straßenseite ist ein kleiner Teich mit einer Fontäne darin. Eine Skulptur steht davor.





                                                                                                                                                                            Sie heißt „Vater und Kind“ und scheint umstritten (gewesen?) zu sein. Das ist die Aufgabe von Kunst.

                                                                                                                                                                            Es beginnt zu nieseln und ich suche die Schilder.





                                                                                                                                                                            Ich muss an einer Ampel halten. Ein paar Autos sind tatsächlich unterwegs und ich warte. Als ich fotografieren will, springt die Ampel um.





                                                                                                                                                                            Kurz darauf ist Jever auch schon zu Ende.





                                                                                                                                                                            Ich radele über eine Autobahnbrücke. Der Weg für nun auf einem Radweg an einer Landstraße entlang. Ab und zu fahren Autos vorbei. Diese Strecke gefällt mir nun gar nicht. Zumal der Wind bremst und man nicht einfach Strecke machen kann. Abwechslung verschafft nur ein Bahngleis, das völlig unmotiviert plötzlich auf dem Seitenstreifen liegt. Blick zurück.





                                                                                                                                                                            Ein Badeschuh liegt mitten auf der Straße. Die Autos überfahren ihn und er wirbelt immer wieder durch die Luft, fällt aber spätestens nach dem zweiten Mal wieder auf die Sohle zurück. Bestimmt gibt es eine wissenschaftliche Erklärung dafür.





                                                                                                                                                                            Das Nordseeküstenradwegschild ist teilweise schlecht zu erkennen. Es ist ausgewaschen und schimmert wahlweise pink oder lila. Manchmal ist der Druck auch völlig verschwunden.





                                                                                                                                                                            Als es nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder auf einen kleinen Radweg geht, bin ich sehr froh.








                                                                                                                                                                            Ich fotografiere Kühe.

                                                                                                                                                                            „Olaf hat Husten“.





                                                                                                                                                                            Hier ist irgendwas ganz schön verdreht. Ganz schön gelenkig, die Dame.





                                                                                                                                                                            Moin.





                                                                                                                                                                            Bunte Punkte im Grün. Zum Erhalt der Kulturlandschaft sind sie nicht wegzudenken.





                                                                                                                                                                            Radweg durch einen Ort. Blumen am Wegesrand. Einwohner sind mit Fahrrädern unterwegs und grüßen.











                                                                                                                                                                            Der Wind wird nun richtig lästig und kostet Kraft. Eine schiefe Bank lädt zur Zwischenrast ein. Es ist nun 10.00 Uhr.





                                                                                                                                                                            Ein Hof steht in einer Kurve und ein Gartenzwerg grüßt mich. Rückenwind wäre gut.








                                                                                                                                                                            Ich mache Gerstefotos. Ein Mofafahrer hält in meiner Nähe und raucht eine Zigarette. Als er davon knattert, bin ich wieder alleine.





                                                                                                                                                                            Die Umgebung gefällt mir nun wieder besser, aber ich freue mich über jeden Meter, den ich den Wind nicht spüre. Noch habe ich recht viel Glück. Aber mir graut vor der Küste.








                                                                                                                                                                            Ich bin nun im Harmslust, das im Bereich der ehemaligen Harlebucht liegt. Genaugenommen auf dem Bedumer Altendeich von 1599, wie mir ein Schild erklärt. Er bestand aus Klei – einer klebrigen Erdmasse, deren Bearbeitung viel Kraft kostete. Durch weitere Eindeichungen wurde das vor dem Deich gewonnene Land gesichert und Groden genannt (von to grow = wachsen), da das neue Land immer etwas höher als das Alte war. Die alten Deiche waren beliebte Siedllungsplätze, weil sie eben erhöht waren. Heute kann man das nur noch vage erahnen.





                                                                                                                                                                            Zwei Reiseradlerinnen kommen mir entgegen. Sie haben rote Regenjacken an und heben sich deutlich von der umgebenden Natur ab. Übersehen kann man sie nicht. Nur: Wer will sie übersehen, in einem Land, das flach ist und wo man alles, was sich bewegt, auf Meilen sieht?





                                                                                                                                                                            Ich komme der Küste immer näher und das Wunder geschieht. Nun, eigentlich ist es kein Wunder. Es ist normal, dass das Wetter an der Küste anders als im Binnenland ist. Wie dem auch sei: Die Sonne kommt heraus. Unverzüglich wird es ein paar Grad wärmer.





                                                                                                                                                                            Der Wind legt nun wieder zu. Vor mir liegt Carolinensiel und dahinter das Meer.





                                                                                                                                                                            Hier herrscht nun reger Betrieb.





                                                                                                                                                                            Bald geht es rechts ab Richtung Hafen. Nun ist die Küste nicht mehr fern.


                                                                                                                                                                            Zuletzt geändert von Torres; 31.07.2014, 08:34.
                                                                                                                                                                            Oha.
                                                                                                                                                                            (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                              Anfänger im Forum
                                                                                                                                                                              • 27.06.2012
                                                                                                                                                                              • 43
                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                              #87
                                                                                                                                                                              AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                                                              @Torres: danke für den Bericht

                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                Freak

                                                                                                                                                                                Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                • 20.07.2009
                                                                                                                                                                                • 12705
                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                #88
                                                                                                                                                                                AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                                                                Danke gleichfalls von mir. Da steckt viel Arbeit drin. Und da Du bekanntlich mit Sprache umgehen kannst, liest er sich der Reisebericht vergnüglich.
                                                                                                                                                                                Ditschi

                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                  Freak

                                                                                                                                                                                  Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                  • 16.08.2008
                                                                                                                                                                                  • 31757
                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                  #89
                                                                                                                                                                                  AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                                                                  Schön, dass er Euch gefällt. Ich habe eben gesehen, dass zwei Bilder doppelt waren. Das habe ich gerade geändert. War ein wenig spät gestern...
                                                                                                                                                                                  Oha.
                                                                                                                                                                                  (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                    Freak

                                                                                                                                                                                    Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                    • 16.08.2008
                                                                                                                                                                                    • 31757
                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                    #90
                                                                                                                                                                                    AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                                                                    Ich reiße mich von dem Anblick der Schiffe und Masten in dem kleinen Binnenhafen los. Die Straße geht leicht bergan. Ein Vater mit seiner Tochter ist vor mir, und ich fahre ruhig und kontinuierlich ohne zu überholen, obwohl mir ein wenig mehr Tempo bei der Steigung entgegenkommen würde. Kurz darauf bin ich am Verladehafen. Und sehe Autos. Weiter hinten steht ein Fährschiff. Die Deutsche Bahn wirbt mit Inselbahn und Überfahrt nach Wangeooge. Och ne.





                                                                                                                                                                                    Ich wende und ein ca. 4 oder 5 jähriger Torpedo mit Fahrrad gerät in mein Blickfeld. Er schießt in Zickzacklinien auf die Straße und eilt Richtung Kreuzung. Die Mutter, beseelt vor Urlaubsfreude in die Landschaft schauend, folgt ihm entspannt und schneidet mich, was sie mit einem strahlenden Lächeln quittiert. Ich halte Abstand. Die Abbiegung nach rechts nähert sich, da werden beide langsamer. Die Mutter sagt in dem glockenhellen, geduldhaften Tonfall, den Mütter so an sich haben, denen Demokratie bereits im Kleinstkindalter wichtig ist, zu dem Torpedo: „Wohin möchtest Du denn jetzt fahren. Nach rechts oder geradeaus.“ Der Sohn gibt wackelnd Gas und macht, was ich ahne: Er fährt zielstrebig geradeaus, um dann mit einem zackigen Schlenker, ohne auf die Straße zu achten, rechts abzubiegen und in Schlangenlinien die Bordsteinkante anzuvisieren, deren Richtung ich folge. Schnell ist er, das muss man ihm lassen. Da ich nur langsam angefahren bin, bremse ich sofort. Er kommt vor mir zum Stehen. Perlend ertönt von seiner Mutter „Du musst mir schon sagen, wohin Du fahren willst“, während der Torpedo sein Fahrrad in eine neue Position bringt und über die Richtung nachdenkt. In der Tiefe meines Herzens hätte ich ein Entschuldigung auch nicht schlecht gefunden, aber ich bin nicht pingelig. In einem großen Bogen fahre ich um ihn herum, bevor er wieder die Richtung ändert und mache, dass ich fortkomme.

                                                                                                                                                                                    Ich bin jetzt in Harlesiel und auch hier findet sich ein großer Campingplatz. Auf der anderen Seite des Meers liegt Wangeooge. Auf dieser Insel war ich noch nie und kann daher nichts dazu sagen.








                                                                                                                                                                                    Es ist windig und die Zelter sitzen in warmer Kleidung hinter dem Zelt oder haben ein Auto als Windschutz vorgefahren. Es ist jetzt 11.09 Uhr. 39 km liegen hinter mir. Zeit für eine Pause.

                                                                                                                                                                                    Ich packe die Kamera wieder ein und werde von dem Torpedo und seiner Mutter überholt. Mist, ich hätte nicht fotografieren sollen. Aber Zelte ziehen mich nunmal magisch an. Ich folge wieder respektvoll und lerne aufgrund des völlig wirkungslosen Rufens der Mutter, dass er Kleine „Noah“ heißt. Alttestamentarische bzw. hebräische Namen scheinen derzeit äußerst beliebt zu sein. Als beide abbiegen, bin ich erleichtert. Und habe wieder Augen für die Natur.





                                                                                                                                                                                    Hinter dem Siel, das in der Ferne zu sehen ist,





                                                                                                                                                                                    mache ich auf einer Bank gut eine halbe Stunde Rast und lese im Smartphone Zeitung. Die WM. Gierig sauge ich die Informationen ein. Es ist heiß, aber ein Baum spendet Schatten. Viele Radfahrer kommen vorbei, aber E-Bikes sehe ich keine. Ein Ehepaar fragt nach dem Weg zum Strand. Er ist Rentner und sie ist recht jung und spricht deutsch mit einem ostdeutschen Akzent. Sie passen gut zusammen.

                                                                                                                                                                                    Der Radweg lenkt einen nun an einem kleinen Hafen vorbei.





                                                                                                                                                                                    Auch hier haben Reiseradler die Möglichkeit, etwas zu verzehren oder Lebensmittel einzukaufen. Die Wegführung ist also durchaus sinnvoll.

                                                                                                                                                                                    Etwas später sehe ich das anders, denn nun muss ich an der Straße entlang. Und nicht nur durch den Ort, sondern auf den folgenden Kilometern auf einem Radweg an der Straße.





                                                                                                                                                                                    Und der Wind prallt nun mit aller Härte auf mich ein. Immer, wenn man denkt, man käme mal flott voran, kommt irgendwoher ein fieser Wind, der jeden optimistischen Schnitt zunichte macht. Ich fluche.
                                                                                                                                                                                    Elendlang die Strecke und ohne Windschutz. Ich suche und finde meinen Rhythmus und fahre stumpfsinnig immer geradeaus.





                                                                                                                                                                                    Ein älteres Ehepaar sucht Radwegschilder. Die Frau ruft: Neuharlingersiel und ich antworte, während ich weiterradele: Geradeaus. Eine Zeitlang fahren sie hinter mir her.





                                                                                                                                                                                    Dann sind sie nach der Fotopause vor mir.





                                                                                                                                                                                    Ich merke, dass der Mann viel schneller fährt, als es gut für ihn wäre. Er will nicht als langsam gelten und fährt mit Kraft, da er mich in seinem Nacken weiß. So erhöhe ich die Umdrehungszahl und überhole zügig, aber ohne mich anzustrengen. Sofort lassen sie sich zurückfallen und fahren nun wieder ihren eigenen Rhythmus. Ich werde sie nicht wiedersehen.

                                                                                                                                                                                    Nach 50 Minuten erreiche ich tatsächlich Harlingersiel. Hier gehen die Überfahrten nach Spiekeroog ab. War es Spiekeroog, das ich vor gefühlt 100 Jahren einmal in einer Tagestour besichtigt haben? Oder doch Langeoog? Ich weiß es nicht mehr und Bilder existieren von dem Tag nicht.





                                                                                                                                                                                    So richtig aufhalten mag ich mich in Neuharlinger Siel aber nicht, was vielleicht ein Fehler ist. Aber da die Strecke hierher viel Zeit gekostet hat, eile ich weiter. Ich habe noch einige Kilometer vor mir.

                                                                                                                                                                                    Wieder geht es von der Küste weg. Den Wind beeindruckt das nicht. Er kommt unverändert von vorne. Allerdings nicht mehr ganz so stark wie in Küstennähe. Der Landstraßenradweg ist erneut ein Handgelenkskiller und meine Motivation bekommt eine leichte Delle. Durststrecke nennt man das wohl im überragenen Sinne. Meine Wasser geht auch zur Neige.





                                                                                                                                                                                    In einem Ort ein stolzer Hof.





                                                                                                                                                                                    Als endlich das Abbiegeschild kommt (Richtung Esens), bin ich froh. Trotz des Windes ist die Küste besser als diese Landstraße.





                                                                                                                                                                                    Es wird wieder waldreicher und ein bisschen windstiller, wenn auch nicht viel. Aber ich genieße die Fahrt.








                                                                                                                                                                                    Früher gab es Pappschilder. Diese hier sind erheblich besser sichtbar.





                                                                                                                                                                                    An der Kreuzung geht es links ab. Mitten auf der Straße steht ein Kombi mit Trierer Kennzeichen. Die Freisprechanlage ist an, und die Frau beschallt mit ihrem Gespräch die ganze Gegend. Ob ihr das bewusst ist?





                                                                                                                                                                                    Ich fahre in Richtung Innenstadt. Ein Transparent hängt über der Straße: „Esens feiert Schützenfest. Am zweiten Wochenende im Juli – hier steppt der Bär“. Kein Mensch ist zu sehen und ich zweifele die Aussage an. Aber kurz darauf erreiche ich die Fußgängerzone und hier ist es tatsächlich voll. Menschen, vor allem wohl Urlauber, die shoppen gehen. Wie ungewohnt.





                                                                                                                                                                                    Ein Schild klärt mich auf, dass es von Carolinensiel nach Esens 15,8 km waren. Dafür habe ich anderthalb Stunden gebraucht. Mein Ziel ist nun Dornumersiel. Ca. 10 km.

                                                                                                                                                                                    Ich biege fälschlicherweise rechts ab, weil ich zu blöd bin, das Schild richtig zu interpretieren, korrigiere aber schnell. Ich muss geradeaus. Zwei Reiseradler begegnen mir, aber sie scheinen genervt zu sein. Grüßen tun sie nicht.





                                                                                                                                                                                    Ganz idyllisch geht es auf einen kleinen Weg. Viele Einheimische sind unterwegs.





                                                                                                                                                                                    Und dann wieder an einem Kanal entlang. Gegenwind.





                                                                                                                                                                                    Rechts steht eine Skulptur, die von mir während der Fahrt fotografiert wird, doch das Bild verwackelt. Dafür gelingen die Zeugnisse touristischer Infrastruktur. Der Campingplatz im Binnenland befindet sich vor dem auffälligen Gebäude.





                                                                                                                                                                                    Der Hafen in Bensersiel sieht nett aus und direkt nebenan ist ein weiterer Campingplatz am Meer. Touristen laufen an der Straße entlang und kaufen Souvenirs. Urlaubsstimmung. Hier gehen die Schiffe nach Langeoog ab. Der Ort gefällt mir, er hat eine positive Ausstrahlung. Aber für eine Übernachtung ist es zu früh.

                                                                                                                                                                                    Ich entschließe mich, weiterzufahren. Schließlich würde ich gerne bis Norddeich fahren und dann morgen nach Emden. Weit wäre das eigentlich nicht, es sind noch ca. 40 km. Aber der Wind. Ich werde spontan entscheiden, was ich mache.





                                                                                                                                                                                    Nach kurzer Zeit geht es von der Straße ab in Richtung Innenkante Deich.





                                                                                                                                                                                    An einer Fußgängerstelle laufe ich kurz über den Deich.





                                                                                                                                                                                    Tatsächlich gibt es an der Außenkante keinen Weg. Ich schaue direkt auf den Campingplatz.





                                                                                                                                                                                    Eine gutlaunte Großfamilie mit Inlinern kommt und schaut ebenfalls nach einem Weg zum Wasser. Sie werden mir eine Zeitlang folgen und dann umdrehen. Vermutlich ist auch ihnen der Wind zu stark.





                                                                                                                                                                                    Wieder geht es gegen den Wind weiter. Eine Ruine taucht auf. Das Haus ist verlassen und dem Verfall preisgegeben. Gab es keine Erben? Waren die Schulden zu hoch? Was sich hier wohl für eine Geschichte verbirgt?





                                                                                                                                                                                    Flott überholen mich Reiseradler, als ich fotografiere, und es kommen mir auch welche entgegen. Einer genießt sichtbar die Natur und lächelt mir zu, als er auf meiner Höhe ist. Er hat ein Zelt dabei. Auch eine Familie mit Zelt freut sich, mich zu sehen. Aber viele fahren stumpf die Kilometer ab und verzichten auf einen Gruß. Bestimmt Urban Outdoorer.





                                                                                                                                                                                    Ein paar Wolken tauchen auf, und es sieht nach Regen aus. 15.06 Uhr ist es nun, und ich merke, dass ich keine Lust mehr habe. Mein Wasser ist fast alle, ich habe gut 3 Liter getrunken, und das wird für eine Weiterfahrt nicht reichen. Ich müsste also einkaufen fahren. Außerdem habe ich Hunger. Ich studiere die Karte. Die vor mir liegende Strecke führt immer am Deich entlang und bei meinem derzeitigen Schnitt, werde ich wohl erst am späten Abend in Norddeich ankommen. Dies ist die letzte Übernachtungsmöglichkeit vor Norddeich. Lohnt es sich wirklich, jetzt noch weiterzufahren? Ich will doch das Land kennenlernen!
                                                                                                                                                                                    Spontan entscheide ich: Nein. Hier war ich noch nie und ich kann diesen Teil nur kennenlernen, wenn ich einen Moment verweile. So erklimme ich kurzerhand den Deich, hinter dem der Campingplatz liegt.





                                                                                                                                                                                    Der Hafen macht einen netten Eindruck. Kleine Fischbuden locken die Kundschaft an.





                                                                                                                                                                                    Ich entere die Rezeption. Am Fenster hängt ein Schild: „Wir zeigen alle WM Spiele.“ Oh, denke ich. Das klingt ja interessant. Ich sage: „Moin“ und betrete den Container. „Ich habe gerade gelesen, Sie übertragen alle WM Spiele. Das ist ja toll. Wann ist denn das nächste?“ Die Frau im hinteren Bereich guckt alarmiert und ich schwäche umgehend ab: „Ist ein Scherz“. Der Mann am Computer kichert, hebt den Kopf und sagt trocken: “ Das steht noch nicht so genau fest. Die spielen ja jetzt nur noch gegen sich selbst.“ Ich lache, und wir albern etwas herum, während die Frau sicherheitshalber das Schild abnimmt.
                                                                                                                                                                                    Ich zahle um die 10,00 Euro und 5 Euro Pfand für die Zeltmarke und steuere auf den Wohnmobilplatz zu. Angeblich soll es eine Zeltwiese geben, dort soll ich mich hinstellen. Aber ich sehe den Zugang nicht. So zapfe ich erst einmal Wasser am Wasserhahn und schließe Bekanntschaft mit einem VWBus-Camper aus NRW, der mir den Zugang zeigt. Er ist vor dem eingezäunten Bereich. Als ich die Zeltwiese sehe, bin ich sprachlos. Die Zeltwiese ist vor den Wohnwagen angesiedelt: Eine Wiese vor einem kleinen Deich und dahinter sind der Strand und Meer. Ein Zaun fehlt. Erlaubtes wildcampen am Meer. Sehr zelterfreundlich. Sehr schön. Erfahrungen sind besser als Vorurteile.

                                                                                                                                                                                    Der Mann von vorhin hat den Platz am Zaun, mit dem die Zeltwiese vom Wohnwagenplatz abgetrennt wird, so dass wir Nachbarn sind. Zufall. Wir schnacken ein wenig. Eine Jungmädelsgruppe baut ein Familienzelt mit Pavillon auf. Die Alkoholvorräte sehen interessant aus. Vermutlich kündigen sie der Familie, die etwas später kam, Lärm an, denn die Familie transportiert das aufgebaute Zelt, den Pavillon und die Ausrüstung weit nach hinten, wo Stille zu erwarten ist.





                                                                                                                                                                                    Ich verlasse die Wiese und erklimme den kleinen Deich. Wie klein mein Zelt wirkt. Aber im Gegensatz zu den anderen Zelten flattert es nicht.





                                                                                                                                                                                    Ich gehe weiter. Es ist Ebbe. Ein paar Meter Wiese. Ein Weg. Eine Bank. Und dann durchströmt ein tiefer Friede mein Herz. Hier bin ich richtig. Was für eine gute Entscheidung, nicht weiter zu fahren. Diesen Moment hätte ich nicht missen mögen. Diese Weite. Diese Luft. Ich kann mich nicht entscheiden, was ich lieber mag. Das Meer oder das glitzernde, unendlich scheinende Watt.





                                                                                                                                                                                    Langeeog und Baltrum liegen in der Ferne. Die Mutter und ihr Kind laufen mit der Schaufel immer weiter in das Wattenmeer hinaus, um den den Boden zu untersuchen. Eigentlich sind sie schon ziemlich weit weg, aber das Tele holt sie heran.





                                                                                                                                                                                    Es macht Freude, ihnen zuzuschauen. Immer kleiner werden sie, zu bunten Punkten, als sie sich entfernen. Ein Fotograf macht Fotos von seinen Kindern. Auch andere Familien spielen im Watt. Ein breiter Priel trennt Inseln und Watt.








                                                                                                                                                                                    Im Dunst ist der Campingplatz Bensersiel zu sehen. Spuren von Zivilisation in der Ferne. Wangerooge vielleicht?





                                                                                                                                                                                    Auch meine lärmenden Freunde sind wieder da. Wieso müssen die immer so herumschreien? Kein Respekt vor der Natur.





                                                                                                                                                                                    Urlaubsfreuden.





                                                                                                                                                                                    Ein kleiner Junge holt Schlick und andere spannende Sachen aus dem Meer und die Eltern heucheln Freude. Ich gehe ein wenig spazieren. Am Ende des Strandes ist Überschwemmungsgebiet, die Sonne taucht die Fläche ich faszinierendes Licht. Es ist, als wäre die Zeit stehen geblieben.











                                                                                                                                                                                    Ich beschließe erst einmal duschen zu gehen. Es ist ein festes Gebäude auf Stelzen und der hygienische Standard ist hoch. Nur warum die Leute die Türen immer so knallen müssen, wird mir ein Rätsel bleiben.

                                                                                                                                                                                    Dann gehe ich noch einmal ein wenig spazieren.





                                                                                                                                                                                    Glücksbringer. Kurz darauf weht ihn der Wind davon.





                                                                                                                                                                                    Eine Schwalbe schießt in meiner Nähe über den Platz und fliegt Attacken. Vermutlich gibt es hier viele Insekten. Für ein Foto ist sie zu schnell.

                                                                                                                                                                                    Auf Kochen habe ich keine Lust. So radele ich in den Ort. Es soll hier ein fantastisches Restaurant geben. Leider hat es Montags geschlossen, ein Jammer, denn die Speisekarte sieht gut aus. Ich finde einen Supermarkt und decke mich mit Wasser ein, während es zu regnen anfängt.
                                                                                                                                                                                    Ich entscheide mich für die Pizzeria. Viele Menschen haben Fußballtrikots an und man merkt immer noch die tiefe Zufriedenheit. Das Lokal ist rappelvoll und ich werde in die Kinderspielecke gequetscht. Egal. Ich habe Hunger. Die Pizza ist nicht schlecht und kommt erstaunlich schnell. Die Mitarbeiter sind freundlich, aber auch ein wenig erschöpft. Saison ist schön, aber gleich kommt noch eine große Gruppe. Irgendwann ist die Müdigkeit spürbar.
                                                                                                                                                                                    Als ich zurückradele, merke ich, wie müde auch ich bin. Rüttelpflaster auf der Straße. Plötzlich tut mir alles weh. Ein älteres Ehepaar grüßt freundlich.
                                                                                                                                                                                    Schnell verziehe ich mich in mein Zelt. Das Licht ist wunderschön.








                                                                                                                                                                                    Die Gruppe Mädels feiert hörbar im Familienzelt. Der Alkohol wirkt. Dann entscheiden sie sich für eine Sonnenuntergangswanderung. Unter Kichern und Lachen laufen sie in Richtung Meer.





                                                                                                                                                                                    Als sie zurückkommen, liege ich bereits im Halbschlaf. Einen Moment denke ich noch an Ohropax, dann bin ich auch schon eingeschlafen.
                                                                                                                                                                                    Zuletzt geändert von Torres; 30.07.2014, 07:22.
                                                                                                                                                                                    Oha.
                                                                                                                                                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                    Kommentar


                                                                                                                                                                                    • Polte
                                                                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                                                                      • 23.04.2012
                                                                                                                                                                                      • 1541
                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                      Sehr schöne Bilder die in mir die Sehnsucht wecken einfach mal das Rad, das Zelt, das Gerümpel und den Hund zu schnappen und 2,3 Tage radeln zu gehen.
                                                                                                                                                                                      Danke dafür

                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                        Freak

                                                                                                                                                                                        Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                        • 16.08.2008
                                                                                                                                                                                        • 31757
                                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                                        North Sea Cycle Route

                                                                                                                                                                                        Dornumersiel – Norddeich Mole, 30,9 km


                                                                                                                                                                                        15.07.2014

                                                                                                                                                                                        Als ich aufwache, ist es bereits 7.00 Uhr. Ich habe wunderbar geschlafen. Es ist still. Keine Stimmen, keine Vögel, kein Wind.

                                                                                                                                                                                        Das Zelt ist voller Kondens und auch das Tarp ist von unten nass. Ebenso mein Fahrrad und die umgebende Wiese. Wassertropfen glitzern in der Sonne. Ich entferne das Tarp.





                                                                                                                                                                                        Eine Zeitlang döse ich im Zelt vor mich hin. Nun gefällt es mir, dass es so hell ist. Dann überlege, wie es weitergehen soll, aber ich kann keine richtige Entscheidung treffen. Soll ich bleiben und heute abend das Restaurant ausprobieren? Oder soll ich weiter fahren? Gerne wäre ich heute abend zu Hause, da ich noch einiges zu erledigen hätte und meinem Kopf kann ein Tag Ruhe auch nicht schaden. Ganz in Ordnung ist er immer noch nicht. Andererseits könnte er sich auch hier ausruhen.





                                                                                                                                                                                        Ich lege mich in den Eingang des Zeltes und blinzele in die Sonne. Einen Tag Urlaub am Meer? Nur selten habe ich hier so schönes Wetter erlebt. Normalerweise kühlt es nachts schnell herunter. Dass man abends noch gemütlich ohne Schlafsack im Zelt sitzen kann, kenne ich nicht. Dass man morgens nicht friert, wenn man aus dem Schlafsack kommt, kenne ich auch nicht. Sollte ich das nicht genießen?

                                                                                                                                                                                        Ich gehe zu den Sanis. Noch habe ich den Strand für mich alleine.





                                                                                                                                                                                        Aber das wird nicht lange so sein. In der Ferne hört man die ersten Spaziergänger. Bald wird der Platz wach werden. Instinktiv packe ich. Ich möchte den Eindruck dieses wundervollen Morgens nicht durch neue Eindrücke überlagern.

                                                                                                                                                                                        Als ich das Außenzelt abmache, wird das Innenzelt benässt. Inzwischen ist ein frischer Wind von Landseite aus aufgekommen, der das Zeltgewebe zum Flattern bringt und die äußerlichen Tropfen in der Landschaft verteilt. Zum Trocknen reicht die Kraft der Sonne noch nicht aus. Ich lasse das AZ eingeklinkt. Einen Moment nicht aufgepasst und losgelassen – das Zelt wird sich nicht einholen lassen, es ist zu leicht.





                                                                                                                                                                                        Als ich den Platz verlasse, sind die ersten Mädels der Mädelstruppe schon auf und blinzeln in die Sonne. War wohl doch nicht so lang gestern. Ich gebe an der Rezeption meine Zeltmarke zurück und erwerbe ein paar Brötchen. Dann verabschiede ich mich von dem kleinen Hafen





                                                                                                                                                                                        und dem Campingplatz.





                                                                                                                                                                                        Ich möchte nicht ausschließen, hier noch einmal Urlaub zu machen.


                                                                                                                                                                                        Kurz darauf bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich den richtigen Entschluss getroffen habe. Dornumersiel liegt an einer Wetterscheide. Ich fahre aus einem Schönwettergebiet in die Düsterheit. Im Binnenland wäre das nicht so relevant, aber hier an der Küste, im reizarmen Gebiet, lässt sich besseres wünschen.

                                                                                                                                                                                        Das Wunder lässt leider auf sich warten. Der Wind hat wieder aufgefrischt. Er kommt jetzt nicht mehr aus Westen und auch nicht aus Landseite, sondern genau aus Südwest. Das ist ungeheuer praktisch, denn meine Strecke führt zunächst nach Westen und dann nach Süden. Wer benötigt schon Rückenwind, schließlich sind wir Outdoorer.





                                                                                                                                                                                        Ich tröste mich mit der Tatsache, dass sich auch über Dornumersiel Wölkchen über die Sonne schieben. Aber nur vor die Sonne – drumherum ist der Himmel tiefblau.





                                                                                                                                                                                        Trotzdem bleibe ich bei meiner Entscheidung. Vielleicht verflüchtigt sich das Wolkenband, in das ich bald eintauchen werden. An der Küste weiß man nie.








                                                                                                                                                                                        Tut es nicht.





                                                                                                                                                                                        Immer wieder schaue ich zurück. Der helle Streifen weicht immer weiter zurück und irgendwann ist er verschwunden. Ich beneide die Radler, die mir entgegenkommen. Sie fahren in das schöne Wetter. Sie wissen es nur noch nicht.





                                                                                                                                                                                        Sehr viel Abwechslung bietet die Strecke nicht. Hier ein Wegweiser.








                                                                                                                                                                                        In Neßmersiel ist die Abfahrt der Fähren nach Baltrum, aber ich verzichte auf den Umweg. Der Ort wirkt menschenleer. Ich fühle mich etwas verloren.





                                                                                                                                                                                        Kurz zeigt sich ein wenig Zivilisation. Wenige Menschen, vier oder fünf vielleicht, und ein Wegweiser zu einem Geschäft.





                                                                                                                                                                                        Aber das dauert nur kurz.





                                                                                                                                                                                        Singletrail.





                                                                                                                                                                                        Dann wieder die Straße. Kühe als willkommene Abwechslung.





                                                                                                                                                                                        Es geht zum Deichweg zurück. Die Atmosphäre ist trüb. Obertrüb.





                                                                                                                                                                                        Baustellengeräusche dringen an mein Ort. Irgendetwas wird gebaggert. Auf dem nächsten Feld ist Erntezeit und der Traktor wird von Möwen verfolgt.





                                                                                                                                                                                        Eine große Radelgruppe macht Pause an einer Sitzgruppe. Es scheint eine geführte Tour zu sein, denn ein Transporter steht in der Nähe.





                                                                                                                                                                                        Jede Abwechslung ist nun gerne gesehen. Wildgänse.





                                                                                                                                                                                        In regelmäßigen Abständen kommen mir nun Reiseradler mit vollem Gepäck entgegen. Frontroller, Backroller. Die wenigsten grüßen, obwohl ich sie grüße. Es ist, als wäre ich Luft für sie. Eine Vierergruppe - zwei Ehepaare um die fünfzig - kommt mir entgegen und ich assoziiere mit ihnen Bulldoggen. Verbissen machen sie Strecke. Sie haben Rückenwind. Können sie denn nicht genießen? Es ist Urlaub. Vielleicht haben sie Angst vor Regen. Vermutlich fahren sie von Hotel zu Hotel und möglicherweise haben sie schlecht geschlafen. Ich bin mir mittlerweile sicher, dass die meisten Radler keine Zelte dabei haben. Was eigentlich nicht verkehrt ist. Auf diese Weise ist der Weg auch für ältere Radtouristen geeignet und die touristische Infrastruktur profitiert ebenfalls. Die Radwegführung kommt beiden Ansätzen entgegen.

                                                                                                                                                                                        Ich komme auf die Idee, meinen Sattel zu verstellen. Der Wind drückt mich stark in den Sattel und ich erahne Druckstellen. Das bringt mir ein paar Zwangspausen ein. Erst ist die Schraube nicht fest, dann der Sattel zu weit vorn, dann wieder alles wie vorher, dann endlich ganz gut, aber immer noch nicht richtig fest und bei fünften Mal klappt es dann endlich. Ein Einheimischer radelt an mir vorbei und guckt milde auf mein Multitool.

                                                                                                                                                                                        Befreit gebe ich Gas und entscheide mich, nun ein wenig Strecke zu machen. Doch dieser Entschluss währt nicht lange. Zwei Radfahrer haben ihr Fahrrad an den Schafzaun gelehnt. Die Schafe strömen herbei. Das ist mir doch ein Bild wert.





                                                                                                                                                                                        Und dann bin ich bereits kurz vor Norddeich. Ein Regionalzug schiebt sich über die Brücke. Norddeich ist eine der "Bahnhofsetappen". Die letzten Anreisemöglichkeiten per Bahn zum Nordseeküstenradweg befanden sich in Esens oder Jever.





                                                                                                                                                                                        Leider verliere ich den Radweg, ich glaube, ich fahre links weiter, weil das Schild einen leichten Linksdrall hat. Dabei führt der Weg geradeaus über den Deich. So komme ich an der Hauptstraße heraus. Hier war ich schon mal. Es ist recht viel Verkehr. Der Überfahrt nach Norderney wegen.





                                                                                                                                                                                        Ich komme wieder auf den Radweg. Die Wolken hängen tief. Auf dem kominierten Fuß- und Radweg sowie oben auf dem Deich gehen viele Menschen spazieren, ein paar Kinder schreien. Ich setze mich auf eine Bank und trinke einen Schluck Wasser. Mein Kopf muckt. Hier bleibe ich auf keinen Fall.

                                                                                                                                                                                        Ich muss mich entscheiden. Bald wird der Radweg wieder ins Binnenland abknicken und einfacher zu fahren und abwechslungsreicher werden. Die nächste Ausstiegsstelle ist dann Emden, da stoße ich wieder auf einen Bahnhof. Das könnten so 80 km sein, wenn ich die Strecke ausfahre. Ich grübele über der Karte. Aber ich könnte in Wirdum abkürzen. Dann wäre es nur geschätzt 40 km. Das wäre zu schaffen, aber ich wäre erst sehr spät zu Hause.
                                                                                                                                                                                        Die andere Alternative wäre, in der Höhe von Krummhorn zu übernachten und morgen nach Emden zu fahren. Aber dann fehlt mir der morgige Tag. Ich schaue mir die Karte noch einmal an. Unterhalb Emdens führt der Radweg weiter durch das Rheiderland. Hatten wir hier nicht mal einen User aus den Rheiderland? Da war ich noch nie. Nur dafür später einmal anzureisen, lohnt sich eigentlich nicht. Was tun?

                                                                                                                                                                                        Ich beschließe, das Problem zu verschieben. Ich werde mal schauen, wie das Fährterminal heute aussieht. Ich war lange nicht mehr hier.

                                                                                                                                                                                        Ich wende.

                                                                                                                                                                                        Mit Rückwind fahre ich zügig deichaufwärts. Hier oben ist es windig, unwirtlich und voller Menschen und Autos. Der Autoverkehr in Richtung Fähranleger dröhnt. Zuviel für meinen Kopf. Ein Bild von einem Stück Hafen. Die Abfertigung der Inseltouristen nach Juist und Norderney ist weiter hinter.





                                                                                                                                                                                        Eine Bahnschranke versperrt die Straße und ich schlängele mich an den Autos vorbei. Ein heller Zug fährt quietschend rückwärts in den Bahnhof ein. Als der Weg frei ist, quere ich die Gleise. In der Ferne scheint der Bahnhof zu sein. Der Zug hat angehalten.
                                                                                                                                                                                        Wie ferngesteuert lenkt sich mein Fahrrad zum Bahnsteig. Ohne weiter Nachzudenken gebe ich am Fahrkartenautomaten meine Daten ein. Gibt es hier überhaupt Züge, die Räder mitnehmen? Der Zug am Gleis sieht nicht so aus, als hätte er ein Fahrradabteil, das scheint einer der alten Regionalzüge zu sein. Ich laufe zum letzten Waggon und schaue hinein. Doch, da ist ein Gepäckabteil. Hhhm. Ich laufe zum Automaten zurück. Dass ich vorhin einen modernen roten Regionalzug gesehen habe, habe ich längst vergessen. 12.39 Uhr soll der Zug laut Reiseverbindungshinweis fahren. Jetzt ist es 11.36 Uhr. Der steht aber früh da. Eine Stunde warten. Egal. Sicherheitshalber kontrolliere ich die Anzeigetafel am Bahnhof, aber da steht nur die Uhrzeit drauf. Der Schaffner beobachtet mich. Ich würde ihn gerne fragen, ob es der richtig Zug ist, aber er ist zu weit weg.

                                                                                                                                                                                        Ich ziehe Fahrkarte und Fahrradkarte. Dann nähere ich mich dem Zug. Ich habe ja noch eine Stunde Zeit, steige aber schon mal ein. Ich muss abladen und packe das Fahrrad in den Zug. Es stehen noch zwei andere Fahrräder im Abteil. Es muss an einen Haken gehängt werden und so richtig gelingt mir das nicht auf Anhieb. Dann hole ich die Koffer. Der Schaffner ruft: „Wir warten nur auf Sie“. Schock. Hä? Ich schnappe mir blitzschnell meine Taschen und werfe sie in den Zug, der sich kurz darauf in Bewegung setzt. Erst jetzt sehe ich ein Ticket an den anderen Rädern. Ich bin falsch. Das ist kein Regionalzug. Was tun? Gleich an der nächsten Haltestelle wieder aussteigen?

                                                                                                                                                                                        Schon ist der Schaffner neben mir. Ich bin im IC oder EC nach Luxemburg. Mein Ticket ist gültig, aber für den Fernzug brauche ich ein anderen Fahrradticket. Das Niedersachsenticket für 4.50 gilt hier nicht. Das neue Ticket kostet 6.50 Euro mit Bahncard. Mir egal, Hauptsache ich muss keine weitere Strafe zahlen und werde nicht aus dem Zug geworfen. Ich suche mir einen Platz und schaue aus dem Fenster. In Emden fährt der Zug ein Stück parallel zum Nordseeküstenradweg und natürlich fallen mir die Schilder sofort auf. Ich werde mich daran erinnern, wenn es so weit ist.





                                                                                                                                                                                        Der Schaffner hatte mir den Umstieg in Emden empfohlen. Tatsächlich: Am gegenüberliegenden Gleis habe ich direkt Anschluss an einen weiteren IC und zwei Minuten später geht es in Richtung Bremen weiter. Eine Sinti oder Roma Familie steigt mit einem riesigen Doppelkinderwagen voller Kleidung, Spielzeug, Tand hinzu. Der Wagen ist zu breit und wir versuchen, zu helfen. Erst als der Metallschutz an der Seite abgebaut wird, bekommen wir den Wagen ins Abteil. Eine angenehme Fahrt in interessanter Gesellschaft.

                                                                                                                                                                                        Anschließend geht es bei strahlendem Sonnenschein und Sommerhitze wieder abenteuerlich durch Bremen und ich schaffe es, nicht von Radfahrern überfahren zu werden. Ich entdecke das Outlet Bahlsens, dann geht es schnurstracks nach Hause.
                                                                                                                                                                                        Oha.
                                                                                                                                                                                        (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                          • 644
                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                          Sehr schön. Vielen Dank!

                                                                                                                                                                                          Ich bin vorgestern die Strecke von Norddeich nach Emden gefahren (und dann weiter landeinwärts nach Osten); da ist die Beschreibung der Strecke östlich von Norddeich sehr hilfreich, da die als nächstes auf der Liste steht

                                                                                                                                                                                          Bin gespannt wie es weitergeht.
                                                                                                                                                                                          Bilder.

                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                            • 8843
                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                            AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                                                                            Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                            Danke für die Bilder von einer Region, in der ich mich nur wenig auskenne. Freue mich auch auf die Fortsetzung.
                                                                                                                                                                                            Umgekehrt gilt das selbe.

                                                                                                                                                                                            Vor vielen Jahrzehnten bin ich mal mit dem Auto durch Norddeutschland gefahren. Davon weiß ich nur noch die Stellen von denen ich Fotos habe.
                                                                                                                                                                                            Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                              Freak

                                                                                                                                                                                              Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                              • 16.08.2008
                                                                                                                                                                                              • 31757
                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                              AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                                                                              Ich musste ja einen Moment überlegen, wo Du das Zitat von mir herhast . Ein Kommentar zu Deinem Reisebericht, nicht wahr?

                                                                                                                                                                                              Vom Auto aus erschließt sich diese Landschaft hier oben nicht, da geht es mir wie Dir. Landstriche, die hügelig sind, wirken anheimelnd und romantisch. Eine flache Landschaft ist kein Raum. Daher vergisst man sie schnell, wenn man keine Erinnerungen mit ihr verbinden kann. Diese Landschaft muss man bewohnen und mit Erlebnissen füllen. Erst dann beginnt sie einen mit ihrem rauen Charme zu berühren. Jetzt, wo ich sie erradelt habe, hat die Gegend eine völlig andere Bedeutung für mich als vorher, wo ich auch eher mit dem Auto die Landschaft durchfahren habe.

                                                                                                                                                                                              Wobei man nicht vergessen sollte: Nirgends ist der Kontrast zwischen Sommer und Winter so groß wie an der Nordseeküste. Diese Gegend ist im Winter nicht sehr kalt (Golfstromeinfluss) und folglich schneearm und wenn es dann im Herbst und Winter dunkel, feucht und regnerisch ist, braucht es eine gute Portion Heimatgefühl, hier zu überwintern. Was im Sommer lieblich erscheint, ist im Winter überflutet und was im Sommer menschenleer wirkt, ist im Winter trist und kalt. Auch das hat seinen besonderen Charme, definitiv - zumindest seit es Strom, Wasser und Zentralheizung gibt.
                                                                                                                                                                                              Oha.
                                                                                                                                                                                              (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                              Kommentar


                                                                                                                                                                                              • Torres
                                                                                                                                                                                                Freak

                                                                                                                                                                                                Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                • 16.08.2008
                                                                                                                                                                                                • 31757
                                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                                North Sea Cycle Route

                                                                                                                                                                                                Norddeich Mole - Wirdum, 37,4 km



                                                                                                                                                                                                Sa, 30.08.2014


                                                                                                                                                                                                Ich sitze im Zug nach Norddeich Mole, um wie üblich ein Stück Nordseeküstenradweg zu fahren. Aber etwas ist diesmal anders: Es ist mein erster Urlaubstag. Ich kann es noch gar nicht glauben. Mein Wunschziel ist England. Ob ich es erreichen werde, steht in den Sternen.

                                                                                                                                                                                                Unglaubliche Wassermassen prasseln in einigen Regionen auf den Zug ein. Nach einem fantastischen Sommer bis Anfang August, ist das Wetter umgeschlagen. Zwar scheint heute zwischendrin auch die Sonne, aber immer wieder ziehen Unwetter durch. Aber fast alle die ich kenne, hatten einen verregneten Urlaub. Das wäre also nichts Besonderes. In der Schweiz und in Südeuropa scheint es unglaublich geregnet zu haben und das hat meine Entscheidung gefestigt, diesmal im Norden zu bleiben. Urlaub in Holland. Nie konnte ich mir das vorstellen. Aber eigentlich will ich ja auch nicht nach Holland, sondern nach England.

                                                                                                                                                                                                Der Zug ist brechend voll. Mit Gewalt verschaffe ich mir Zugang zum ausgewiesenen Radabteil, das von Kofferbesitzern bereits blockiert und weiterhin angesteuert wird. Zwei weitere Räder müssen auf der Treppe zum Gang stehen bleiben. Zeitweise ist absolut kein Durchkommen mehr. Bei einem Unfall hätte man keine Chance. Ich setze mich neben eine Frau mit Rucksack. Sie ist im letzten Jahr den E5 gelaufen und wir unterhalten uns.

                                                                                                                                                                                                Als ich aus dem Zug steige, ergießen sich eimerweise Liter von Wasser über den Bahnsteig. Alles hetzt und drängt zum Ausgang oder zu den Schiffen nach Norderney oder Juist. Ich muss aufpassen, nicht von Rollkoffern torpediert zu werden. Ich tarne mich in meinem neuen Poncho, einem Radponcho, der lange Ärmel hat. Auf die Dauer erschien mir mein kurzärmliger Poncho für England zu gewagt, da nasse Jackenärmel so schlecht trocknen. Die Regenüberschuhe nicht vergessen, sie sind an den Waden ein wenig zu eng.





                                                                                                                                                                                                Gegen 14.00 Uhr bin ich startbereit. Kurz darauf hört es auf zu regnen. War ja zu erwarten. Ich fahre über die Bahngleise Richtung Deichweg. Es ist viel Verkehr, kaum komme ich über die Straße zum Radweg. Alles will zu den Schiffen oder von den Schiffen weg. Dann bin ich endlich auf der richtigen Seite und fahre kurz auf den Deich. Nordseeluft. Salz. Ich habe Urlaub. Ich kann es immer noch nicht glauben.






                                                                                                                                                                                                Ich fahre mit einer Mischung aus Bikepacking-Setup und konventioneller Beladung mit Frontrollern als Backrollern. Bisher hatte ich das Gewicht immer hinten und wollte es besser verteilen. Ob das System wirklich die Leistung steigert, kann ich nicht beurteilen, im Nachhinein kommt es mir so vor. Aber ich habe nun auf dem Lenker Platz für eine Tasche, in der die wichtigsten Dinge verstaut sind und alles ist besser griffbereit und sortiert.
                                                                                                                                                                                                Diesmal ist das gelbe Fahrrad mit. Es ist stabiler als mein Stadtrad und für den harten Einsatz gebaut. Den Lenker habe ich weit heruntergestellt und damit die Sitzposition verändert. Dem ersten Eindruck nach fährt es sich so besser.
                                                                                                                                                                                                Meine Systemkamera habe ich durch eine Kleinknipse ersetzt. Für das Fahrrad ist die Große einfach zu groß und zu schwer. Auch wenn es beim Fahrrad nicht so auf das Gewicht ankommt, so ist das ständige Hochheben der Kamera, vor allem während der Fahrt, doch eine hohe Belastung für die Handgelenke. Ob ich es bereuen werde, weiß ich noch nicht. Dem ersten Eindruck nach sind die Ergebnisse nicht immer gleichwertig. Aber man muss Kompromisse eingehen können. Man kann eben nicht alles haben.





                                                                                                                                                                                                Eine Gruppe Bergsteiger hat den Deich erklommen. Ohne Seilsicherung wandern sie auf dem schmalen Grat. Ob das man gut geht.





                                                                                                                                                                                                Der Radweg knickt hinter den letzten Häusern schnell vom Deichweg ab. Wieder ist binnenradeln angesagt. Bedauerlich, aber der Weg führt nun nach Norden (Anm.: Keine Himmelsrichtung, sondern ein Ort), vermutlich aufgrund des dortigen Bahnhofs. Aber der Weg ist idyllisch. Der obgligatorische Wind stört nicht, er kommt hier von der Seite. Es riecht nach warmem Regen.





                                                                                                                                                                                                Ein Pferdehof, umgeben von Wasser. Kinder striegeln ein Pony. Entengrütze.





                                                                                                                                                                                                Die ersten Herbstfarben.





                                                                                                                                                                                                Ich verpasse die Abzweigung nach links und fotografiere einen Ramskopf.





                                                                                                                                                                                                Dann bin ich wieder richtig. Der direkte Weg nach Greetsiel beträgt 16 km, aber wie üblich macht der Nordseeküstenradweg einen riesigen Umweg. Der nächste Campingplatz ist in Krummhörn, da ich erst Mittags gestartet bin, stimmen die Distanzen nicht. Ich werde mir etwas einfallen lassen müssen. Ich mustere die Bushaltestelle. Sie sind hier windgeschützt gebaut, und man könnte sie eventuell zweckentfremden. Aber dafür ist es noch viel zu früh.


                                                                                                                                                                                                Zwei Wanderer grüßen und der Traktor zieht die Möwen an. Sie kreischen wild.






                                                                                                                                                                                                Kurz darauf erreiche ich Norden. „Ich bin ein Hund. Hier ist mein Haus ….. „. So kann man Warnungen auch ausdrücken.





                                                                                                                                                                                                Ein Frosch sitzt auf der Straße, man sieht ihn kaum. Es sind wenige Menschen auf der Straße, es ist Wochenende. Ein Mann bastelt an seinem Auto. Es ist hinten völlig zertrümmert.

                                                                                                                                                                                                Anschließend wird es wieder ländlicher.











                                                                                                                                                                                                Der Radweg ist ein Bremsweg.





                                                                                                                                                                                                Dann geht es auf einem Radweg an der Landstraße entlang. Der Weg ist langweilig und der Wind bremst.





                                                                                                                                                                                                Eine Kanueinsatzstelle mit Rastplatz lockt am Leydeich mit einem roten Kanu. Die Felder sehen staubig aus. Es ist ein helles grau. Kein dicker, fruchtbarer Boden, sondern eher wie flüchtiger, eintöniger Sand. Die Kamera fängt den Eindruck nur rudimentär ein.





                                                                                                                                                                                                Ich erreiche Neuwesteel. Eine Schautafel, die auf die Vergangenheit hinweist. Aber so richtig nachvollziehen kann ich nichts. Dafür entdecke ich, dass mein GPS in Norddeich keinen Empfang hatte und mich in München wähnte. Obwohl ich alle Daten gelöscht hatte, stehen jetzt 710 km auf dem Tacho. Fein.
                                                                                                                                                                                                Es geht weiter die Straße entlang. Dann auf einen Radweg, der von der Straße abgetrennt ist. Zeit für eine kurze Pause.





                                                                                                                                                                                                Es dauert, bis der Radweg auf eine ruhige Seitenstraße führt. Von den Orten habe ich noch nie etwas gehört. Nur Norden kannte ich vorher.





                                                                                                                                                                                                Ich bin jetzt also im Brookmerland. Die Straße scheint auf einem Deich zu liegen und fährt sich gut. Bis hierhin muss wohl einmal das Wasser der Leybucht gegangen sein, wenn ich das richtig verstanden habe. Es ist eine Landgewinnungslandschaft.





                                                                                                                                                                                                Rehe jagen über ein Feld.





                                                                                                                                                                                                Der nächste Ort taucht auf. Osteel. Zwei Jungs überholen mich auf ihren Fahrrädern in einem Höllentempo und dann macht es „Poff“. In voller Fahrt platzt dem einen das Hinterrad. Mit strahlendem Gesicht schiebt er zurück und in seinem Lachen spiegeln sich gleichzeitig der Schreck und die Freude, etwas besonderes erlebt zu haben. Die Kirche ist von überragender kunsthistorischer Bedeutung, doch für eine Besichtigung habe ich keine Zeit. Klick.





                                                                                                                                                                                                Marienhafe. Die Kirche war einmal die größte und bedeutendste Kirche in Ostfriesland, wurde nach einem Teilverfall aber rückgebaut. Klick. Die beiden Kirchen dürften der Grund für den Umweg sein, den der Radweg hier macht. Manchmal sollte man sich einfach mehr Zeit lassen. Ich nehme mir die aber nicht, denn ich will nach England.





                                                                                                                                                                                                Laute Musik erschallt und ein junger Mann darf vor johlendem Publikum in aufreizendem Lederoutfit Unmengen von bunten Gegenständen, vermutlich Kronkorken, auffegen. Es sieht nach Junggesellenabschied aus.

                                                                                                                                                                                                Ich sehe Radfahrer aus einer Seitenstraße kommen, finde aber kein Schild und fahre geradeaus. So muss ich später an der Hauptstraße rechts abbiegen, bis ich wieder auf die offizielle Route komme. Die Straße ist ätzend und zerrt an meinen Nerven.





                                                                                                                                                                                                Bald erblicke ich eine Wolke, die mir verdächtig vorkommt. Der Eindruck verfestigt sich.





                                                                                                                                                                                                Ich biege in eine idyllische Straße ein und die ersten Tropfen fallen. Schlau wie ich bin, wähle ich die Strategie aus Kindheitstagen. Ich stelle mich unter Bäumen unter, die zusammen mit dichtem Buschwerk ein Haus von den Unbilden der Natur schützen.

                                                                                                                                                                                                Ich habe Hunger und esse einen Keks. Dann fällt mir am Ende der Straße eine Art Hütte auf. Aber ich kann trotz Zooms nicht erkennen, ob es eine Schutzhütte ist, oder nur ein Schuppen. Um das herauszufinden ist es nun auch zu spät, denn es tröpfelt bereits.








                                                                                                                                                                                                Meine Strategie geht zunächst auf. Erst nieselt es und dann schüttet es ganz gewaltig, aber der Regen fällt gerade vom Himmel und betrifft mich nicht.





                                                                                                                                                                                                Aber dann fegt ein stürmischer Wind herbei und innerhalb von Sekunden ist mein Platz nicht mehr sicher. Schnell ziehe ich den Poncho über, obwohl auch er nicht mehr schützen kann. Zu stark der Wind, zu groß die Wassermassen. Es ist tatsächlich ein an drei Seiten geschlossener Unterstand für Radfahrer, und ich flüchte mich hinein. Zum Übernachten ist sie nicht geeignet. Sie ist zur Straße hin weit offen, und jedes Auto, das hier vorbeikommt, wird sie beleuchten. Übernachten ist hier nicht erwünscht. Ein Schild verweist darauf, dass es in der Gegend Trekking-Hütten für Radfahrer gibt, die für maximal 2 Nächte gebucht werden können. Sie befinden sich auf Campingplätzen oder an den Kanurastplätzen der Umgebung, sind 24 qm groß, haben im Erdgeschoß einen Aufenthaltsraum und im oberen Teil Platz für 6 Personen. Schlafsäcke etc. müssen selbst mitgebracht werden. Die Telefonnummern stehen dabei.

                                                                                                                                                                                                Geschützt sehe ich nun entspannt dem Tanz der Regentropfen zu.





                                                                                                                                                                                                Da rechts unter den Bäumen war mein ursprünglicher Platz.





                                                                                                                                                                                                Kurz darauf ist alles vorbei. Ein großer Regenbogen umspannt die Felder, aber er ist zu groß, um ihn ganz auf das Bild zu bekommen.





                                                                                                                                                                                                Als wäre nie etwas gewesen.





                                                                                                                                                                                                Ein radelndes Ehepaar kommt mir entgegen. Sie sehen trocken aus und haben keine Regenkleidung an. Vermutlich wollen sie nur in den nächsten Ort und haben den Schauer abgewartet.





                                                                                                                                                                                                Die Pflanzen und Felder glitzern.





                                                                                                                                                                                                Der nächste Ort heißt Wirdum und automatisch schaue ich in mein Navi, ob es Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Landgasthof zum Großen Krug. Das Wort klingt zauberhaft. Ich seufze. Ich werde nie ein richtiger Outdoorer. Es wäre Pflicht, den ersten Tag stilgerecht irgendwo im Matsch zu verbringen – in einer Gegend, wo einen jeder auf Meilen sehen kann. Aber anschauen kann man ja mal.





                                                                                                                                                                                                Der Parkplatz des Landgasthofes ist voll, das Essen durftet, das Personal ist gut beschäftigt und macht dennoch einen fröhlichen Eindruck. Für den ersten Urlaubstag genau das Richtige. Ein Zimmer ist auch noch frei. Wenn ich die Kirche besichtigen möchte, bekomme ich einen Schlüssel. Ich möchte.





                                                                                                                                                                                                Es ist eine evangelisch reformierte Kirche. Schlicht, aber wunderschön. Klick.








                                                                                                                                                                                                Auf Bilder vom Innenraum verzichte ich hier. Die Kanzel ist ganz in weiß gehalten und verziert mit goldener Schrift.








                                                                                                                                                                                                Langsam gehe ich zum Gasthof zurück. In einer Schautafel sehe ich, dass sich hinter dem Haus ein friesisches Steinhaus befindet, das im Hochmittelalter als Stammsitz der ländlichen Grundherrschaft wurde. Heute dient es als Ferienhaus.





                                                                                                                                                                                                Das Gasthaus ist gut gefüllt und soeben ist eine größere Gruppe Radfahrer angekommen, die dort reserviert hatte. Ihre Räder haben Packtaschenvollausstattung. Ich wette, sie haben weder Zelt, noch Schlafsack, noch Küche dabei. Ich esse Scholle mit Krabben, Kartoffeln und Salat und schnacke ein bisschen mit einem Einheimischen.

                                                                                                                                                                                                Sehr früh gehe ich schlafen, während meine Sachen in der Dusche trocknen. Der Weg morgen könnte weit werden. Die Abstände zu den Campingplätzen stimmen nicht mehr. Ich hätte in Norddeich bleiben müssen.


                                                                                                                                                                                                Zuletzt geändert von Torres; 21.09.2014, 15:47.
                                                                                                                                                                                                Oha.
                                                                                                                                                                                                (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                  Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                  • 16.08.2008
                                                                                                                                                                                                  • 31757
                                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                                  North Sea Cycle Route

                                                                                                                                                                                                  Wirdum – Bingum, 98 km


                                                                                                                                                                                                  So, 31.08.2014


                                                                                                                                                                                                  In der Nacht hat es geregnet, aber der Morgen sieht vielversprechend aus.





                                                                                                                                                                                                  Es ist kurz nach sieben und es riecht nach frischem Regen. Auf einer Schautafel erfahre ich, dass Wirdum zu den ältesten Warfendöfern Krummhörns gehört und Sitz der Häuptlingsfamilie Beninga war, die Mitte des 14. Jhs. Ihre Burg in Wirdum hatte. Auch die Kirche ist aus dem 14. Jh. und die Kanzel stammt von Jakob Cröpelin aus Esens aus dem Jahr 1699.





                                                                                                                                                                                                  Ich komme an eine Hauptstraße und erschrecke über eine Blitzampel. Dabei betrifft sie mich gar nicht. Die Strecke ist wunderschön, es geht auf Nebenwegen entlang, die leider manchmal nicht besonders gut befahrbar sind, weil die Wegqualität schlecht ist.








                                                                                                                                                                                                  Kein Kommentar.





                                                                                                                                                                                                  Die Sonne kommt heraus.








                                                                                                                                                                                                  Überall sind kleine Vögel. Sie zwitschern und jagen herum. Eine Idylle.








                                                                                                                                                                                                  Der Weg wird noch schlechter, es sind diese Bremssteine, die quer verlegt bequemes Rollen verhindert. Schief ist der Weg auch, das Gewicht der vielen Erntemaschinen hat ihn teilweise extrem verformt. Mit dem Auto könnte ich hier nicht entlang fahren, es würde aufsetzen.





                                                                                                                                                                                                  Ein Schild weist auf die Ausdehnung der Leybucht um 1800 hin. Das hier gab es da wohl noch nicht. Natürlich muss ich nun unbedingt in eine tiefe Pfütze treten, habe aber Glück, die Socken werden nicht nass.





                                                                                                                                                                                                  Menschen sind keine zu sehen, nur eine paar Kühe stehen auf einer Wiese in einer Gruppe zusammen. Massentierhaltung. Wunderschön ist es hier. Strohballen türmen sich zu Burgen.






                                                                                                                                                                                                  Auf einem Schild erfahre ich, dass 1947 Arbeitskräfte gesucht wurden, welche die Leybucht eindeichen. Ihr Lohn war die Anwartschaft auf Land. Vier Jahre später wurde der Ort Leybuchtpolder gegründet.





                                                                                                                                                                                                  Ich mache an der Bank ein wenig Pause und da passiert es. Einfach so. Ohne Vorwarnung. Eine Windboe kommt, erfasst mein Fahrrad, das auf dem Hauptständer steht. Der an sich feste Boden ist vom Regen aufgeweicht, so dass es den Halt verliert und mit einem lauten Geräusch auf die Platten knallt. Passiert ist das schon öfter und so mache ich mir keinen großen Kopf drum, denn normalerweise fangen die Backroller den Sturz auf. Dumm nur, dass ich keine drauf habe. Sondern Frontroller.





                                                                                                                                                                                                  Als ich startbereit bin, registriert mein Gehirn, dass der Abstand zwischen Pedal und Hauptständer ziemlich knapp ist, aber meinen Verstand erreicht die Information nicht. Eicheln liegen auf der Straße.

                                                                                                                                                                                                  Kurz darauf bin ich in Greetsiel, einen sehr hübschen kleinen Ort, wo meine Eltern einmal Urlaub gemacht haben. Ein Papierboot schwimmt auf dem Wasser, ein Schild weist auf die Greetsieler Wochen hin. Stolz steht das Nationalparkhaus am Straßenrand.
                                                                                                                                                                                                  Die ersten Menschen sind bereits unterwegs und die Einwohner fegen vor den Häusern, um die Spuren des Regens und die Blätter zu entfernen. Urlaub.











                                                                                                                                                                                                  Der Bäcker hat bereits geöffnet und ich kaufe eine Tagesration Brötchen. Dann geht es in Richtung Deich.





                                                                                                                                                                                                  In der Ferne leuchtet bereits der Leuchtturm Pilsum und zwei Jogger sind auf dem Deich unterwegs. Hell leuchtet das orangene Laufshirt in den Morgen hinein. Ich könnte nun Gas geben, aber meine Beine sind schwer und ich habe das Gefühl, ich komme einfach nicht richtig voran. Die Jogger sind schnell, sobald ich ein Foto mache, holen sie enorm auf. So komme ich nie nach England. Meine Stimmung trübt sich etwas.


                                                                                                                                                                                                  Der Leuchtturm Pilsum kommt näher.





                                                                                                                                                                                                  Am Leuchtturm ist ein Münzprägeautomat und ich habe plötzlich das Gefühl, ich bräuchte so eine Münze. Ich suche verzweifelt in sämtlichen Taschen nach einem 5 cent Stück. Ausgerechnet heute finde ich natürlich keines und auch die Jogger haben kein Geld dabei. Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen.








                                                                                                                                                                                                  Ich steige auf den Deich. Ruhig liegt das Meer vor mir.





                                                                                                                                                                                                  Was für ein schöner Tag.





                                                                                                                                                                                                  Es folgt nun ein Abschnitt, der dick mit Schafscheiße bedeckt ist. Das Geräusch ist interessant. Wie schön, dass es nicht regnet. Ausrutschen sollte man hier besser nicht. Gänse ziehen in große Schwärmen vorbei. Die Sommersonne trügt, es wird Herbst.





                                                                                                                                                                                                  Leider geht es nun wieder ins Binnenland, ich wäre gerne am Deich geblieben. Etwas weiter befinden sich zwei Campingplätze, die von Norddeich an einem Tag gut zu erreichen wären. Für mich ist das hier noch zu früh.





                                                                                                                                                                                                  Zielobjekt ist Pilsum und die Kirche von Pilsum, die eine einzigartige Form besitzt und von den Schiffen daher auch als Orientierungspunkt genutzt wurde. Klick.





                                                                                                                                                                                                  Ich umrunde sie.





                                                                                                                                                                                                  Ich passiere ein Kriegsdenkmal und folge dem Radweg an der Landstraße.
                                                                                                                                                                                                  Der Radweg ist wie immer nicht ganz eben und ich habe das Gefühl, überhaupt nicht mehr voran zu kommen. Meine Stimmung senkt sich bedenklich. Ich bin richtiggehend genervt. Ich hätte das schwarze Fahrrad mitnehmen sollen. Ich habe das Gefühl, das gelbe Fahrrad ist erheblich langsamer. Eigentlich sind sie fast baugleich, von außen sieht man die Unterschiede kaum. Aber das schwarze Fahrrad ist schon immer mein Liebling gewesen, möglicherweise auch wegen der Straßenreifen. Hier habe ich dickere Reifen drauf. Ich trete und trete und habe das Gefühl, nicht vom Fleck zu kommen. Verdammtes Fahrrad. Oder eher das Alter? Egal, was es ist. Ich fluche.

                                                                                                                                                                                                  Ich erreiche Groothusen. Dort steht die Osterburg. In der Einfahrt steht ein Auto und zwei Leute sitzen herum, so dass ich nur mit Mühe ein vernünftiges Bild machen kann.





                                                                                                                                                                                                  Wieder eine Kirche und ein altes Haus.





                                                                                                                                                                                                  Das Wetter hat sich wieder etwas verschlechtert und Wind kommt auf. Viele Spaziergänger sind unterwegs. Der Weg ist holperig. So langsam schaffe ich es nie nach England.





                                                                                                                                                                                                  Ich nutze einen kurzen unbeobachteten Moment, um hinter einen Baum zu gehen, und als ich zurückkomme, trifft mich der Schlag. Was ist das denn? Verdammt, verdammt, verdammt. Das sieht irgendwie nicht richtig aus. Kein Wunder, dass ich nicht vom Fleck kommen.





                                                                                                                                                                                                  Ich habe gelernt, lösungsorientiert zu denken und meine Lösung lautet sofort: Was mit Gewalt rausging, geht mit Gewalt auch wieder rein. Sollte etwas kaputt sein, ist es nun eh schon kaputt. Kurz: Ich brauche einen Hammer.
                                                                                                                                                                                                  Mit dieser Einstellung mache ich mich auf die Suche nach einem Menschen, der mir einen Gummihammer leihen kann. Leider ist in den umliegenden Häusern niemand zu finden. Es nieselt leicht und man hört Donnergrollen. Dann geben mir zwei Kinder den entscheidenden Tipp. Der Landwirt versteht das Problem sofort. Im Gegensatz zu mir fällt ihm auch auf, dass die Kette zum Zerreißen gespannt ist und er sucht den Mechanismus, sie zu lockern. Dass der Mechanismus in der Kurben drin ist, weiß ich da noch nicht. Es ist Sonntag und ich kann niemanden fragen. Ich sollte mich mehr um die Technik kümmern.
                                                                                                                                                                                                  Mit dem Gummihammer kloppt er das Teil also so wie es ist wieder rein und wir schnacken noch ein wenig. Bald stehe ich wieder am Deich und blicke wohl bereits auf die Emsmündung. Auf der anderes Seite müsste Holland sein.





                                                                                                                                                                                                  Hier befinden sich zwei Campingplätze, aber dafür ist es zu früh. Es ist gerade Mittag. Ein Leuchtturm, Campen.





                                                                                                                                                                                                  In Campen ist die Hölle los, der Fahrradweg ist kaum befahrbar, denn von überall her strömen Menschen herbei. Es riecht verlockend nach Schweinesteaks und Grillwurst. Alte Traktoren werden präsentiert und die Schaulustigen erfreuen sich an ihrem Anblick. Fast fahre ich einen Mann um, der den Fahrradweg als Pissoir nutzt. Es nieselt.





                                                                                                                                                                                                  Ich fahre durch Loquard, ein ungewöhnlicher Name. Einer der alten Traktoren scheint auf dem Heimweg zu sein, man hört ihn meilenweit tuckern.










                                                                                                                                                                                                  Rhysum. Die Orgel ist die ältestes noch bespielbare ihrer Art und daher berühmt.





                                                                                                                                                                                                  Eine Windmühle gibt es auch. Ich treffe eine Frau, die mich fragt, so ich hinwill. Ihre Tochter ist hierhergezogen. Sie fühlt sich fremd. Das Wetter wird nun wieder besser. Die Höfe der Gegend sehen nicht sehr wohlhabend aus.





                                                                                                                                                                                                  Bis Emden sind es immer noch 15,5 km und ich stöhne. Da liegt noch einiges vor mir. Das nächste Schild sagt 17 km, dann eines 16 km und ich bin genervt. Langsam kann ich das Wort Emden nicht mehr sehen.





                                                                                                                                                                                                  Ein Pferd mit Beatlesfrisur. Das Land hier liegt übrigens 2 bis 3 Meter unter dem Meerespiegel.





                                                                                                                                                                                                  Irgendwann verpasse ich eine Abzweigung, denn ich passiere eine Baustelle und möglicherweise wurde das Schild entfernt. Merken tue ich das nicht. An einer Landstraße geht es nun Richtung Knock.

                                                                                                                                                                                                  Eine Abzweigung erscheint und diesmal schaue ich nicht richtig hin. Da ich mich woanders wähne, biege ich Richtung Campingplatz Knock ab. Es ist zwar erst 13.00 Uhr, aber wenn es dort schön ist, kann ich ja mal einen halben Tag Urlaub machen.
                                                                                                                                                                                                  Der Radweg geht die Landstraße entlang. Es ist windig, aber ich komme gut voran. Das Fahrrad fährt wunderbar. Ein älteres Ehepaar überholt mich schnittig. E-Bikes. Ich schnaube. Die Landschaft sieht idyllisch aus und ich mache eine Pause an einem Rastplatz für Radfahrer.





                                                                                                                                                                                                  Die Sonne wärmt und ich bleibe länger, als ich wollte. Soll ich auf dem Campingplatz Knock mein Zelt aufschlagen? Ein bisschen in der Sonne dösen? Urlaub machen? Der nächste Campingplatz ist weit hinter Emden und ca. 40 km entfernt. Dass ich den Campingplatz Knock nie sehen werde, weiß ich da noch nicht.

                                                                                                                                                                                                  Ich reiße mich los und es geht weiter. Ich nähere mich dem Siel- und Schöpfwerk Knock. Hier in der Nähe ist eine Fähre nach Holland eingezeichnet. Würde ich mit dieser Fähre nach Delfzijl übersetzen, würde ich anderthalb Tage Radfahren einsparen. Delfzijl ist mein Ziel für morgen.





                                                                                                                                                                                                  Rechts liegt der Mahlbusen und ich denke noch: Guckmal, das ist ja die Brücke, die ich vorhin gekommen bin.





                                                                                                                                                                                                  Aber das Licht geht leider noch nicht auf.





                                                                                                                                                                                                  Dann stehe ich vor einem Radwegschild und denke: Rhysum? Da warst Du doch schon. Und Emden ist in der Gegendrichtung? Hä? Da komme ich gerade her. Und Emden ist von hier aus 12 km entfernt? Soll das heißen, ich bin 2 km in die falsche Richtung gefahren? Es sieht so aus. Verdammt!

                                                                                                                                                                                                  Und ich werde richtig sauer. Und wenn ich sauer bin, werde ich schnell. Ich wende und rase den Radweg zurück zum Ausgangspunkt. Das Anzeigegerät sagt nun 18 km/h und mein Navi sagt 20 km/h. Das wird der Schnitt der nächsten Meter.

                                                                                                                                                                                                  An der Kreuzung sehe ich, dass ich geradeaus gemusst hätte, und das fahre ich nun auch. Das erste Emden-Schild taucht auf, doch es ist erst der Ortsteil Vorwerk. Damit ist es also nicht getan. Mit Wut im Bauch fahre ich weiter. Emden. Der Radweg führt jetzt wieder zickzack über irgendwelche Radwege und es dauert ewig, die Schilder zu finden oder voranzukommen. Teilweise ist die Strecke jetzt auch die sogenannte Dollart-Route. An einer Stelle folge ich ihm, da ich kein anderes Symbol finde, und das ist nicht ganz richtig. Der Weg ist so schlecht, dass ich eine Absicht der Bundesregierung vermute, um Kindergeld einzusparen. Gesund kann das einfach nicht sein. Die Larrelt-Mühle. Wieder ein Umweg. Ich erkläre Emden zu meinem neuen Feindbild. Noch 5,4 km bis Emden. Die Fähre Petkum, die mich über die Ems bringen soll, ist 11,4 km entfernt.

                                                                                                                                                                                                  Der Radweg ins Zentrum führt über laut Beschreibung über eine Streuobstwiese, nur Streuobst kann ich nicht erkennen. Emden. Ich hasse Emden. 4,6 km bis zum Zentrum. Ich überhole ein Radlerpärchen, aber an der Brücke überholen sie mich wieder. Die Brücke führt über die Autobahn nach Oberhausen. Ich sortiere meine innere Geographie neu.

                                                                                                                                                                                                  Der erste Eindruck von Emden ist überraschend positiv, aber so leicht lasse ich mir meine Feindbilder nicht nehmen. Noch bin ich immer noch sauer.





                                                                                                                                                                                                  Ein Kanuclub. Der Radweg führt am Wasser entlang.





                                                                                                                                                                                                  Ein Hügel fasziniert.





                                                                                                                                                                                                  Ein Schild am Wegesrand weist auf die Mülldeponie Normannenstraße hin. Das wird doch wohl nicht ….. ?

                                                                                                                                                                                                  Der Radweg endet am Wasserturm.





                                                                                                                                                                                                  Um bald darauf in das Waldgebiet um den Emder Wall abzutauchen. Und wieder steht meine wahre Outdoorgesinnung auf dem Prüfstand. Diese Grünanlage wäre wohl laut Definition Urban Outdoor und dennoch empfinde ich sie viel stärker als Outdoor als die Felder zuvor. Unglaublich schön hier. Verkehrte Welt.

                                                                                                                                                                                                  Und so muss ich zu meinem großen Unbehagen feststellen, dass Emden wirklich attraktiv ist. Eine interessante Stadt. Ich sollte sie einmal besichtigen.
                                                                                                                                                                                                  Das Hinweisschild zum Bahnhof. Merkwürdiges Gefühl, jetzt nicht nach Hause zu fahren. Kanäle. Schleusen. Touristen erhalten Erklärungen.





                                                                                                                                                                                                  Ich würde mich gerne genauer umschauen, aber es ist mittlerweile bereits 16.00 Uhr. Wie lange fährt die Fähre auf die andere Seite? Der nächste Campingplatz ist im Rheiderland. Vielleicht kann ich es schaffen. Alles hängt jetzt von der Fähre ab. Ich suche die Schilder.
                                                                                                                                                                                                  Ein Mann fragt, ob ich etwas suche und erklärt mir den Weg zur Fähre. Aber ich will ja genau die ausgeschilderte Strecke fahren, ich bedanke mich. Ich finde den Weg wieder und am Ende der Straße husche ich über eine Schleuse. Direkt hinter mir gehen die Signallampen an und das Warngeräusch erklingt. Glück gehabt, dass ich nicht warten musste. Ich spurte auf dem Feldweg weiter und biege rechts in Richtung Brücke ab. Ein MTB Fahrer kommt gerade heruntergeprescht. Kaum bin ich in Schwung, erklären Schilder, dass der Radweg hinter der Brücke aufgrund von Brückenarbeiten gesperrt ist. Nein, bitte nicht. Ich fand Emden gerade sympathisch.

                                                                                                                                                                                                  Ich donnere dennoch die Brücke hoch. Hoffentlich haben die Radfahrer hier nicht alle umgedreht, denn noch zwei kamen aus dieser Richtung. Ich versuche es einfach und biege nach der Brücke rechts in den Dollart-Routenweg ab. Als er gerade idyllisch wird, steht wieder ein Schild mit der Nachricht, hier ginge es nicht weiter. Man sieht Bauarbeiten in der Ferne. Eine Inlinke-Skaterin sucht in ihrem Handy nach einem Ausweg. Wir rätseln gemeinsam. Verdammt.

                                                                                                                                                                                                  Wieder zurück. Ich rolle die erste Brücke halb herunter. Ein junger Mann ist zu schnell, aber ein alter Mann mit Elektrofahrrad rollt heran und ich kann ihn stoppen. Alte Männer wissen alles, finde ich, und so frage ich nach der Sperrung. Er schüttelt den Kopf und lacht. Die haben die Schilder vergessen. Die sind längst fertig. Aber fahren sie trotzdem nicht den Weg, der ist zu schlecht, das ist ein Wanderweg. Fahren sie einfach geradeaus und dann rechts. Da haben die eine neue Straße gebaut, die ist gerade fertig. Ich überlege, ob ich einfach so vom Radweg abweichen darf, will ihn aber nicht enttäuschen und fahre geradeaus. Sein Tipp ist richtig. Die alte Strecke scheint ein Reifenkiller zu sein, denn der junge Mann von vorhin muss schieben.





                                                                                                                                                                                                  Ein Oldtimer tuckert die Querstraße entlang, in die ich einbiegen soll, aber ich bekomme die Kamera nicht schnell genug in Gang. Das Nordseeküstenradwegschild steht an der Kreuzung und weist den Weg. Und ich gebe nun Gas. 4,8 km bis nach Petkum.


                                                                                                                                                                                                  Idyllisch geht es an einem Kanal entlang.





                                                                                                                                                                                                  Dann plötzlich wieder ein Baustellenschild. Durchfahrt verboten, auch für Fahrrad. Verdammt. Ein anderer Radler bremst auch. Umweg über die Landstraße. Mit 21 km/h fliege ich dahin. Die Schilder von der Fähre. Mein Puls läuft auf Hochtouren. Das Gefühl, die Fähre zu verpassen, obwohl ich gar nicht weiß, wann sie fährt, ist nicht wegzukriegen. Eine Schwäche von mir, ich weiß.
                                                                                                                                                                                                  Ein steiler Anstieg. Zwei Radfahrer schieben. Ich mobilisiere alle Kräfte und radele wie ein Kranker hinauf. Die Fähre steht auf dieser Seite. Ein paar Autos warten, ein paar Motorradfahrer. Der Fährführer holt gerade das Seil ein. Ich fahre vorsichtig näher heran, ich bin gerade in Schwung. „Willst Du noch mit“?, fragt der Mann und winkt. Ich springe vom Rad und hechte auf die Fähre. Überdosis Adrenalin. Zwischen den Autos ist zuwenig Platz „Langsam“, sagt der Mann und fährt das Fahrrad vor die Autos. Das Seil passt nicht um die Mittelstange, weil die Rahmentasche stört. Hektisch reiße ich an der Schnallen herum und der Mann sagt „Nix kaputt machen“. „Das muss sie aushalten“, sagte ich, „sonst geht sie zurück“. Ich lockere die Befestigung und das Seil geht durch. Glück gehabt. Noch zwanzig km bis zum Campingplatz, das ist zu schaffen. Die Fähre legt ab.





                                                                                                                                                                                                  Das Fahrrad sieht schwer bepackt aus, aber eigentlich stimmt das nicht. Es ist Volumen, nicht Gewicht.





                                                                                                                                                                                                  Ein holländisches Ehepaar fragt, wo ich hin will und wir unterhalten uns. Ca. vier Autos passen auf die Fähre, dann ist sie voll. Alle anderen müssen warten. Die Stimmung auf der Fähre ist gut und meine Anspannung fällt langsam ab. Sollte ich wirklich Urlaub haben? Das erste Mal wird das Gefühl greifbar.








                                                                                                                                                                                                  Und dann bin ich in Ditzum im Rheiderland. Ein Blick zurück zur Fähre. Die Menschen sitzen in Cafés. Ein schöner Ort. Die Stimmung ist heiter und entspannt.





                                                                                                                                                                                                  Da steht es: Rheiderland.





                                                                                                                                                                                                  Ein Reiseradler mit vier orangenen Ortliebtaschen kommt mir entgegen und ich finde, das sieht einfach nur peinlich aus. Dann gebe ich Gas. Das Wetter ist perfekt.

                                                                                                                                                                                                  Schön ist es hier. Ruhig und majestätisch liegen die Höfe zwischen den Feldern. Der Radweg ist perfekt und ich fliege dahin. Nur die Rüttelgitter bremsen. Hier war ich noch nie.








                                                                                                                                                                                                  Der Weg ist extrem gut ausgeschildert. Jeder Ort hat sein eigenes Schild.








                                                                                                                                                                                                  Um 18.07 Uhr erreiche in den Campingplatz von Bingum. Die Rezeption ist bereits geschlossen. 98 km. Geht doch.

                                                                                                                                                                                                  Die Formalien übernimmt die Dame vom Imbiss. Sie ist Holländerin und die Gäste auch. Ich eile zum Zeltplatz, denn es fängt wieder an zu regnen. Es sind mehrere Reiseradler da, einer baut gerade das Taurus auf.

                                                                                                                                                                                                  Ich schnappe mir mein Zelt und erfreue mich an meinem Packsystem. Nie war es so einfach, nur die Dinge zu holen, die ich wirklich brauche. Alles ist thematisch fein säuberlich getrennt. Vorne Zelt, hinten links Schlafen, hinten rechts Küche, hinter dem Sattel die Reservebekleidung. So soll es sein. Was nicht gebraucht wird, bleibt am Fahrrad.
                                                                                                                                                                                                  Das Zelt (Vaude Mark 2P) ist trocken und steht unter Spannung und der Aufbau ist wie immer fummelig. Hoffentlich reißt da nicht irgendwann man etwas aus.

                                                                                                                                                                                                  Die Dusche ist geheizt und ich wasche ein paar Sachen aus. Sie werden morgen trocken sein. An den Beinen habe ich mich wund gefahren, der Schmerz ist grausam. Die Unterhose ist der Übeltäter. Zum Rollerfahren war sie ideal. Auf dem Fahrrad macht sie Ärger. Zeit, meinen neuen Hirschtalgstick auszuprobieren. Morgen muss ich die Radhose anziehen. Der Kameraakku ist eine Enttäuschung, er hält ungefähr einen Tag, da bin ich besseres gewohnt. Ich lade ihn am Waschbecken auf. Wenn ich ihn täglich lade, dauert das 2 Stunden.

                                                                                                                                                                                                  Ich koche Nudeln im Reactor und bin kurz darauf im Schlafsack verschwunden.
                                                                                                                                                                                                  Zuletzt geändert von Torres; 22.09.2014, 17:19.
                                                                                                                                                                                                  Oha.
                                                                                                                                                                                                  (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                    Freak

                                                                                                                                                                                                    Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                    • 16.08.2008
                                                                                                                                                                                                    • 31757
                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                    North Sea Cycle Route

                                                                                                                                                                                                    Bingum – Bad Nieuweschans, ca. 22 km


                                                                                                                                                                                                    Mo, 01.09.2014

                                                                                                                                                                                                    Am Morgen ist das Außenzelt voller Kondens und ich entscheide, das Innenzelt auszuhängen, um es trocken einzupacken. Mein Mark 2P sind IZ, AZ und Bodenschlaufe am Gestängeende an einem Plastikteil befestigt, das übereinandergeklippt wird. Dummerweise ist die Bodenschlaufe unten und das IZ in der Mitte. Also muss ich erst einmal die Clips so tauschen, dass das IZ unten ist, bis ich das IZ entfernen kann. Kondens tropft auf meine Haare. Toll. Warum mache ich das? „Weil es einfach ist!“, sage ich. Dieser Satz wird nun jeden Tag mein Spruch werden, wenn ich das IZ aushänge oder einclipse und irgendetwas hakt. „Weil es einfach ist!“ Aber im Grunde stimmt es schon: Die Marks sind meine einzigen Zelte, bei denen es tatsächlich einfach ist. Bei anderen Zelten mache ich das nie.

                                                                                                                                                                                                    Schnell packe ich meine Sachen zusammen und bin bald verschwunden. Die anderen Radler schlafen noch. Die Steine in der Bucht sind weiß überzogen. Vermutlich ist es Salz. Ein faszinierender Anblick.








                                                                                                                                                                                                    Ich radele zur Hauptstraße, da ich kein Schild sehe, vermutlich wäre der Weg durch den Ort gegangen. Eine Fahrradskulptur.





                                                                                                                                                                                                    Die Autos dröhnen. Es ist Berufsverkehr. Leer ist gerade einmal 4 km entfernt. Auf einen Blick auf die Ems verzichte ich. Es ist der Nordseeküstenradweg. Ich werde sie mir später einmal anschauen.


                                                                                                                                                                                                    Kurz darauf geht es in eine ruhige Nebenstraße. Am Kuhstall klebt Werbung. Die Kühe sind auf der Weide. Der Fortschritt macht auch hier nicht Halt.





                                                                                                                                                                                                    Ein Weltkriegsdenkmal.





                                                                                                                                                                                                    Der Zauber von gestern ist etwas verflogen. In der Ferne sieht man Industrie.





                                                                                                                                                                                                    Die Meyer Werft ist allgegenwärtig.





                                                                                                                                                                                                    Ein Mann mit Hund.





                                                                                                                                                                                                    Pferde tollen auf der Weide um die Kühe herum.





                                                                                                                                                                                                    An einer Paddel- und Pedalstation steht ein mit Grünspan überzogenes Tipi. Mein Magen knurrt, aber das Cafe ist nicht geöffnet. Die Industrie entpuppt sich als Papierfabrik.





                                                                                                                                                                                                    Weener hat einen schönen Hafen, der einmal der Torfschifffahrt diente.





                                                                                                                                                                                                    Aber die Stadt wirkt wie ausgestorben. Viele Läden sind geschlossen. Junge Leute sieht man keine, vielleicht sind sie zur Arbeit gefahren. Von einer älteren Dame, die auf der Straße klönt, erfahre ich, wo die Bäckerei ist. Der Schlachter ist direkt daneben. Praktisch.
                                                                                                                                                                                                    Ich erwerbe Brötchen, vier Scheiben Hühnchensülze und Käse. Mehr Wurst ist nicht drin, sonst bekomme ich wieder Knieprobleme. Ein Jammer, es ist eine gut geführte Fleischerei.


                                                                                                                                                                                                    Eine Fahrradwerkstatt liegt direkt am Wege und ich erinnere mich, dass ich heute früh das Gefühl hatte, der Kurbelblock wäre wieder nach draußen gerutscht. Ich bitte den Gesellen, ihn noch einmal reinzuhämmern. Er schaut mich entsetzt an und murmelt etwas von Gewinde im Block, mit dem man die Kette verstellt. Ich kontere, dass wenn da etwas kaputt ist, es sowieso kaputt ist, und er tut mir widerstrebend den Gefallen. Der Kunde ist eben König.





                                                                                                                                                                                                    Es fängt wieder an zu nieseln und ich habe Glück. Eine Bushaltestelle steht genau richtig. Am Samstag war Weener überflutet, ich habe es in der Zeitung gesehen. Meterhoch stand das Wasser in den Straßen. Auch jetzt kommt eine ziemlich Menge hinunter. Ich frühstücke derweil.





                                                                                                                                                                                                    Am Ortsrand wird es idyllisch und ich erledige noch ein paar Telefonate, bevor es über die Grenze geht. Eine Spinne hat ein kunstvolles Netz geknüpft. Ich nehme mir vor, es zu fotografieren und vergesse es dann doch. Als es mir auffällt, möchte ich nicht mehr umkehren.





                                                                                                                                                                                                    So müssen andere Motive her.





                                                                                                                                                                                                    Ich befinde mich im Naturschutzgebiet Püttenbollen. Noch ca. 8 km bis zur holländischen Grenze.





                                                                                                                                                                                                    Im nächsten Ort, Bunde, ist ein Friedhof und ich decke mich mit frischem Wasser ein. Ich hoffe, ich denke daran, später zu erwähnen, dass ich – nachdem ich einen großen Schluck getrunken habe – Pflanzenreste im Wasser finden werden. Bäääh.
                                                                                                                                                                                                    In einer Bäckerei neben einem Supermarkt kaufe ich noch einmal etwas Wegzehrung. Nun geht es in Richtung Eisenbahnschienen auf einen kleinen Radweg. Der Wind weht scharf von vorne.





                                                                                                                                                                                                    An einem Spielplatz steht eine Bank und ich halte, um mich noch einmal zu stärken. Und bekomme plötzlich Muffensausen. Die Worte des Mechanikers gehen mir nicht durch den Kopf. Da ist ein Gewinde drin? Vielleicht ist das Fahrrad ernsthaft kaputt. Ich rufe meine Werkstatt an.
                                                                                                                                                                                                    Ich schildere das Problem und bekomme erklärt, wie das Ding funktioniert. Man stellt mit den mittleren Schrauben die Kette ein. Ich hole das Multitool und versuche mein Bestes. Ein bisschen scheint es zu nutzen. Hoffen wir mal.
                                                                                                                                                                                                    Ein großes Schild verbietet Hunden, in den Sandkasten zu kacken. Traurig, dass so etwas nicht selbstverständlich ist.

                                                                                                                                                                                                    Am Weg neben der Eisenbahn kämpfe ich nun gegen den Wind und gebe alles. Schleichlangsam kämpfe ich mich voran. Das kann ja heiter werden.





                                                                                                                                                                                                    Und dann, ganz unvermittelt, stehe ich an einer Brücke.





                                                                                                                                                                                                    Es ist die Grenze zwischen Deutschland und Holland. Auch der E9 führt hier vorbei.





                                                                                                                                                                                                    Hätte ich nicht das Teilstück Niebüll – Dänemark ausgelassen, wäre ich den deutschen Teil des Nordseeküstenradwegs jetzt komplett abgefahren. So bleibt das Projekt vorerst unvollständig.

                                                                                                                                                                                                    Mit dem Übergang über die Brücke betrete ich nun völliges Neuland.

                                                                                                                                                                                                    Und das ist einen eigenen Reisebericht wert: "Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route": https://www.outdoorseiten.net/forum/...05#post1337905
                                                                                                                                                                                                    Zuletzt geändert von Torres; 22.09.2014, 17:33.
                                                                                                                                                                                                    Oha.
                                                                                                                                                                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                      • 981
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                                                                                                                                                                                                      AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                                                                                      Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                      Laute Musik erschallt und ein junger Mann darf vor johlendem Publikum in aufreizendem Lederoutfit Unmengen von bunten Gegenständen, vermutlich Kronkorken, auffegen. Es sieht nach Junggesellenabschied aus.
                                                                                                                                                                                                      Ich kenn es so, daß ein Mann wenn er an seinem 30. Geburtstag nicht verheiratet ist "Fegen" muß, bis ihn eine Jungfrau küsst.

                                                                                                                                                                                                      Ein sehr schöner Bericht, ich glaub ich muß echt mal wieder los.
                                                                                                                                                                                                      Ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume, ich bin in Euch und geh’ durch Eure Träume. (Michelangelo)
                                                                                                                                                                                                      Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir weggehen. (Albert Schweitzer)

                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                        Freak

                                                                                                                                                                                                        Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                        • 16.08.2008
                                                                                                                                                                                                        • 31757
                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                        AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                                                                                        Du hast absolut Recht. Da stand sogar ein Auto mit "M. 30 Jahre" herum, aus dem die Musik kam. Aber ich habe die beiden Dinge nicht miteinander verknüpft, da ich den Brauch nicht kannte.
                                                                                                                                                                                                        Und wie löst man das Problem, wenn keine der Umstehenden helfen kann?
                                                                                                                                                                                                        Oha.
                                                                                                                                                                                                        (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                          • 981
                                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                                          Oh, ich hab diesen Brauch erst hier oben kennengelent
                                                                                                                                                                                                          Aber Niedersachsen ist ja nicht Hamburg
                                                                                                                                                                                                          Ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume, ich bin in Euch und geh’ durch Eure Träume. (Michelangelo)
                                                                                                                                                                                                          Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir weggehen. (Albert Schweitzer)

                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                            Gerne im Forum
                                                                                                                                                                                                            • 04.02.2011
                                                                                                                                                                                                            • 53
                                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                                            Zitat von changes Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                            Ich kenn es so, daß ein Mann wenn er an seinem 30. Geburtstag nicht verheiratet ist "Fegen" muß, bis ihn eine Jungfrau küsst.

                                                                                                                                                                                                            Ein sehr schöner Bericht, ich glaub ich muß echt mal wieder los.
                                                                                                                                                                                                            Stimmt ich erinnere mich irgendwie, dass in der Gegend, aus der meine Mutter kommt, auch so etwas Brauch ist. Wurde mir mal angedroht, meine ich gehört zu haben

                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                              Fuchs
                                                                                                                                                                                                              • 03.01.2014
                                                                                                                                                                                                              • 1067
                                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                                              Zitat von rippingera Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                              Stimmt ich erinnere mich irgendwie, dass in der Gegend, aus der meine Mutter kommt, auch so etwas Brauch ist. Wurde mir mal angedroht, meine ich gehört zu haben
                                                                                                                                                                                                              Gibt es in Norddeutschland mancherorts. In Bremen muss der Junggeselle die Treppen vorm Dom fegen, bis dass ihn eine Jungfrau freiküsst. Ist oft ein Spektakel mit Kostümierung, Drehorgel, Alkohol usw. In Lübeck gilt ähnliches, da ist es der Rathauseingang in der Breiten Strasse. Nicht selten trifft es auch dreissigjährige Fräuleins, die müssen dann entsprechend die Klinken putzen (die vorher natürlich ordentlich mit allerlei Schmiere versehen werden).

                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                Freak

                                                                                                                                                                                                                Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                • 07.04.2008
                                                                                                                                                                                                                • 20009
                                                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                                                Rathaustreppe fegen für unverheiratete Kerls am 30. Geburtstag kenne ich auch von hier, aber da wird die Jungfrau unterschlagen. Kehren reicht. (Wahrscheinlich weil eine Jungfrau zu finden eher unrealistisch ist...)
                                                                                                                                                                                                                "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                  Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                  • 07.03.2014
                                                                                                                                                                                                                  • 3154
                                                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                                                  Zitat von Chouchen Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                  Rathaustreppe fegen für unverheiratete Kerls am 30. Geburtstag kenne ich auch von hier, aber da wird die Jungfrau unterschlagen. Kehren reicht. (Wahrscheinlich weil eine Jungfrau zu finden eher unrealistisch ist...)
                                                                                                                                                                                                                  Mein Kollege hatte glücklicherweise einer ca. 8-jährigen Nachbarin erst am Morgen geholfen, nachdem sie mit dem Fahrrad gestürzt war. Die hat ihn gerne freigeküsst. Nur die Mütze vom Kostüm musste er abnehmen, sonst hätte sie ihn nicht erkannt...

                                                                                                                                                                                                                  MfG, Heiko

                                                                                                                                                                                                                  ...dessen 30. Geburtstag zum Glück quasi vergessen wurde

                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                    Meister-Hobonaut

                                                                                                                                                                                                                    Lebt im Forum
                                                                                                                                                                                                                    • 10.11.2003
                                                                                                                                                                                                                    • 5049
                                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                                    Oh ja, das war übel.
                                                                                                                                                                                                                    Beim 30. fegen mit Blaulicht auf dem Kopf.
                                                                                                                                                                                                                    Die Strasse wurde abgesperrt um mich mit einem Bobycar durch einen Parcour zu führen.
                                                                                                                                                                                                                    Leider hatte der Besen dann auch noch ein Gummischlauchknickgelenk
                                                                                                                                                                                                                    Gruß Harry.
                                                                                                                                                                                                                    Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen. (Johann Wolfgang von Goethe)

                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


                                                                                                                                                                                                                    • tim11
                                                                                                                                                                                                                      Gesperrt
                                                                                                                                                                                                                      Anfänger im Forum
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                                                                                                                                                                                                                      • 12
                                                                                                                                                                                                                      • Unternehmen


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                                                                                                                                                                                                                      Die Bilder sind echt inspirierend.

                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                                                                                                        • 20.02.2012
                                                                                                                                                                                                                        • 1310
                                                                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                                                                        Habe den Bericht gerade erst entdeckt.

                                                                                                                                                                                                                        Bei mir geht es am 12.03. nach Amsterdam, und dann einfach in Richtung dänischer Grenze.
                                                                                                                                                                                                                        Der Bericht hat mich schonmal schön "scharf" gemacht.

                                                                                                                                                                                                                        Auch dieser Bericht ist von dir wieder super und anschaulich geschrieben worden.
                                                                                                                                                                                                                        Ich wundere mich immer wieder über deine Kilometerschnitte und bin auf der Karte, auf der ich die Route verfolge immer schon viel weiter. Und im nächsten Augenblick fallen mir dann die vielen Details und die Bilder der vielen kleinen Dinge am Wegesrand auf.

                                                                                                                                                                                                                        Vielen Dank für dafür.
                                                                                                                                                                                                                        Werde auf Tour wohl häufiger noch an deine Reise denken.

                                                                                                                                                                                                                        Frederik

                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                          Freak

                                                                                                                                                                                                                          Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                          • 16.08.2008
                                                                                                                                                                                                                          • 31757
                                                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                                                          Hallo, jetzt erst gesehen.

                                                                                                                                                                                                                          Der Bericht hat mich schonmal schön "scharf" gemacht.
                                                                                                                                                                                                                          Danke, das freut mich.

                                                                                                                                                                                                                          Ich wundere mich immer wieder über deine Kilometerschnitte und bin auf der Karte, auf der ich die Route verfolge immer schon viel weiter.
                                                                                                                                                                                                                          . Bin ich Dir etwa zu langsam???? Genussradeln, ist die Devise. Vor allem, wenn Wind ist.

                                                                                                                                                                                                                          Ich hoffe, Du hast dann schon ein halbwegs annehmbares Wetter, im Winter ist es bei uns wärmer, aber im Frühjahr ist die Vegetation im Norden stark verzögert, weil es hier kälter als im Süden und Westen Deutschlands ist (meist 3 Wochen Verzögerung, manchmal mehr).

                                                                                                                                                                                                                          Habe gerade geschaut, aber Camping Eekenstein ist leider noch nicht auf, siehe England/NL-Bericht. Das kann Dir bei vielen Campingplätzen passieren, die Saison beginnt meist am 1. April oder zu Ostern. Aber es werden sich sicherlich feste Unterkünfte finden.

                                                                                                                                                                                                                          Viel Spaß.
                                                                                                                                                                                                                          Oha.
                                                                                                                                                                                                                          (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                                                                                                                            • 20.02.2012
                                                                                                                                                                                                                            • 1310
                                                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                                                            AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                                                                                                                                                                                                            Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                            Habe gerade geschaut, aber Camping Eekenstein ist leider noch nicht auf, siehe England/NL-Bericht. Das kann Dir bei vielen Campingplätzen passieren, die Saison beginnt meist am 1. April oder zu Ostern. Aber es werden sich sicherlich feste Unterkünfte finden.

                                                                                                                                                                                                                            Viel Spaß.
                                                                                                                                                                                                                            Ja, dass Camping Eekenstein (und fast alle anderen auch) noch geschlossen ist ist wirklich schade.
                                                                                                                                                                                                                            Aber ich werde wohl immer ein Plätzchen für mich finden.

                                                                                                                                                                                                                            Kommentar