• sebastian75
    Erfahren
    • 27.08.2007
    • 280


    [DE, FR, CH, AT, IT] Bonn nach Bozen – by fair means 2010

    Tourentyp Radreise
    Breitengrad 47.754851946
    Längengrad 10.143554687
    Inhaltsverzeichnis

    Radtour:

    Bonn – Koblenz
    Koblenz – Mainz
    Mainz – Neckarhausen
    Neckarhausen – Lauterbourg
    Lauterbourg – Rhinau
    Rhinau – Rheinfelden
    Rheinfelden – Jestetten
    Jestetten – Konstanz
    Konstanz – Lindau
    Lindau - Sonthofen

    Ruhetag


    Alpenüberquerung auf dem E5:

    Obersdorf – Kemptner Hütte

    Kemptener Hütte – Zams
    Zams – Braunschweiger Hütte
    Braunschweiger Hütte – Zwieselstein
    Zwieselstein – Moos
    Moos – Mahdalm
    Mahdalm – Meran 2000
    Meran 2000 – Bozen.
    Zuletzt geändert von November; 07.11.2011, 18:39.

  • sebastian75
    Erfahren
    • 27.08.2007
    • 280


    #2
    Prolog

    Irgendwo auf dem WHW – September 2009

    Der Regen prasselt auf unsere Kapuzen herab, rinnt an unseren Jacken und Rücksäcken herunter, trifft auf den feuchten Boden, verrinnt im Moos, vereinigt sich zu Pfützen und kleinen Rinnsalen. Die Wanderwege in Schottland ähneln bereits seit Tagen mehr Flüssen als den „gemütlichen Pfaden durch das schottische Hochland“. Mit solch verlogenen Beschreibungen hatte ich meine Mitwanderer, beide Neulinge was Mehrtagestouren angeht, nämlich auf den West-Highland-Way gelockt.

    Wir schlagen uns also in das Unterholz uns suchen unter einigen Tannen Zuflucht. Bei Snickers und einem Schluck Glengoyne reift ein folgenschwerer Entschluss. Die nächste Tour muss trocken werden. Christian, gebürtig aus Sonthofen, schlägt vor den E5 nach Bozen zu laufen. Nass und durchgefrohren glauben wir gerne seinen Versprechungen: Blühende Täler statt feuchten Moss, schneebedeckte Berge statt feuchten Hügeln (aka Munros), glasklare Seen statt dem nebligen Loch Lomond, Tiroler Wein statt Whiskey und vor allem die Sonne Italiens anstelle des prasselndem Regen Schottlands…

    Ein dreiviertel Jahr später wurde die Planung für den E5 dann konkreter. Christian und ich haben uns für die klassische Route, den europäischen Fernwanderweg E5 entschieden. Ende Juli sollte es von Oberstdorf bis nach Bozen gehen.
    Thomas und Sarah, beide momentan in Edinburgh zuhause, wollen uns begleiten. Für die Tour haben wir uns ein Zeitfenster von 10 Tagen gelassen, damit wir die Tour in Ruhe genießen und vielleicht noch etwas Zeit in Italien verbringen können.

    Mir sind 10 Tage eigentlich zu wenig und so keimt in mir der Gedanke die Tour noch etwas zu verlängern. Auf meiner to-do-Liste steht der Rheinradweg schon seit einigen Jahren, doch irgendwie hat es bisher nicht geklappt. Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass die Anfahrt nach Sonthofen mit dem Fahrrad ziemlich lässig machbar seien sollte. Nur alleine möchte ich nicht fahren. Die drei E5 Mitwanderer haben nicht mehr genug Urlaub – doch mein Kumpel Lars muss nicht lange überzeugt werden und ist sofort Feuer und Flamme. Allerdings ist für ihn in Sonthofen Schluss.

    Die Planungsphase erweist sich für mich ein wenig komplizierter als bei vorherigen Touren. Schließlich müssen die beiden Touren so koordiniert werden, dass ich rechtzeitig in Sonthofen ankomme…

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    • sebastian75
      Erfahren
      • 27.08.2007
      • 280


      #3
      Bonn - Koblenz

      12. Juli Bonn - Koblenz

      Wegstrecke 108km / Durchschnittsgeschwindigkeit 20km/h

      Lars ruft mich morgens an. Seine Abfahrt in Köln wird sich ein wenig verspäten. Als er ca. eine Stunde vor Bonn ist meldet er sich wie vereinbart erneut. Jetzt wird es auch für mich ernst. Ich wuchte meinen Drahtesel samt Gepäck aus dem Keller. Es ist erst 10 Uhr morgens, doch das Rheinland gleicht bereits einem Glutofen. Es ist heiß und auch bereits ein wenig schwül. Doch jetzt geht es los. Gekühlt vom Fahrtwind und voller Tatendrang geht es durch die Siegaue zum Rhein. Das Rad fährt sich wie ein Sack Nüsse und ächzt unter dem Gepäck und ich wundere mich mal wieder wie 5 Taschen das Fahrverhalten meines Gefährts beeinflussen.

      Schnell ist Bonn erreicht und ich treffe auf Lars. Wir verteilen noch schnell Gepäck und jammern über die Hitze. Doch jetzt geht die gemeinsame Tour endlich los. Vorbei ein Pluto, Neptun, Saturn und Venus geht es immer der Sonne entgegen – Richtung Süden.

      Wir haben Bonn-Mehlem noch nicht verlassen, da zwingt uns schon die erste technische Panne zur ersten Pause. Eine Schraube an meinem Lowrider hat sich gelöst, da das Gewinde in der Gabel ausgeschlagen ist. Die Schraube greift nicht mehr und hat sich nach nur 25 km losgerüttelt. Zwei Kabelbinder und ein Streifen Tape lösen das Problem und die ein wenig gefrickelte Reparatur hält über 1000km ohne Mucken.

      Weiter geht es am Rhein entlang. Linker Hand liegt das Siebengebirge, darüber Türmen sich schwarze Wolkenberge auf. Plötzlich geht es sehr schnell – es stürmt dann prasselt es vom Himmel. Wir stellen uns unter ein Vordach und warten auf das Ende des Wolkenbruchs. Wenig später ist der Regen vorbei und die Temperaturen sind erträglicher geworden. Es geht weiter durch die Bonner Rheinauen Richtung Remagen. Die Temperaturen steigen jetzt schnell wieder während der Pegel unserer Trinkflaschen stetig fällt. Zusätzlich begleitet uns ein seichter warmer Gegenwind während der ganzen Etappe.

      Als wir an einem Trinkwasserbrunnen unsere Flaschen auffüllen hält neben uns ein Rennradfahrer. Zuerst muntert er uns auf – „Ihr seht ganz schön fertig aus“ – dann würdigt er unsere Leistungen – „von Bonn nach Koblenz? Das ist ja eine kurze Etappe“. Wenigstens haben wir unseren Flüssigkeitsspeicher wieder aufgefüllt. Die letzten 40 Kilometer radeln wir so auch noch ab.

      In Koblenz kehren wir natürlich sofort am besten Campingplatz am Ort ein. Mit Blick auf den Kaiser und die Feste Ehrenbreitstein wird das Zelt aufgebaut und ein Radler geköpft. Ein gigantischer Regenbogen spannt sich plötzlich über die Feste und taucht die gesamte Szenerie in mystisches Licht.

      Zuletzt geändert von sebastian75; 17.01.2011, 22:57.

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      • sebastian75
        Erfahren
        • 27.08.2007
        • 280


        #4
        Koblenz - Mainz

        13. Juli Koblenz - Mainz

        Wegstrecke 104km / Durchschnittsgeschwindigkeit 18,5km/h

        Früh brechen wir unser Zelt ab und fahren durch Koblenz. Wir verlieren kurz den Radweg aus den Augen, doch dank GPS ist der rechte Weg auch schnell wieder gefunden.

        Der Rhein zeigt sich hier von seiner schönsten Seite – links und rechts türmen sich grüne Berge auf und garniert wird das Ganze mit unzähligen kleinen Burgen.
        Wir sind topmotiviert und brausen mit Topspeed durch das Mittelrheintal. Es gäbe viel zu entdecken und anzuschauen, doch wir sind noch am Anfang unserer Reise und sind damit zufrieden Sightseeing vom Lenker aus zu betreiben.



        In Sankt Goar machen wir Rast und stärken uns mit einer frischen Bratwurst. Dann geht es an der Loreley vorbei bis nach Bingen.



        Dort queren wir den Rhein mit der Fähre und fahren ab Rüdesheim auf der rechten Rheinseite weiter. Die Radwege bestehen nun fast komplett aus Sand und Schotter und man muss ständig aufpassen um keinen Abflug zu machen.

        Mainz ist das Ziel dieser Etappe und so schlagen wir abends in Mainz-Kastell unser Zelt auf.

        Zuletzt geändert von sebastian75; 17.01.2011, 22:57.

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        • Werner Hohn
          Freak
          Liebt das Forum
          • 05.08.2005
          • 10870
          • Privat


          #5
          AW: Koblenz - Mainz

          Zitat von sebastian75 Beitrag anzeigen
          ... Es gäbe viel zu entdecken und anzuschauen, doch wir sind noch am Anfang unserer Reise und sind damit zufrieden Sightseeing vom Lenker aus zu betreiben.
          Ziemlich genau 4 Wochen nach euch war ich ebenfalls auf dem Rheinradweg unterwegs, aber zu Fuß. Weißenthurm-Bingen und dann wieder Worms-Speyer. Und genau das ist mir bei den Gesprächen abends auf den Campingplätzen am meisten aufgefallen. Den Radfahrern, besonders den sportlich motivierten, fällt auf, dass sie oft an den schönsten Orten oder Motiven vorbeirauschen.

          Das soll kein Vorwurf sein, denn mir ist es im September auch so ergangen.

          Werner
          .

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          • sebastian75
            Erfahren
            • 27.08.2007
            • 280


            #6
            AW: Koblenz - Mainz

            Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
            Den Radfahrern, besonders den sportlich motivierten, fällt auf, dass sie oft an den schönsten Orten oder Motiven vorbeirauschen.

            Das soll kein Vorwurf sein, denn mir ist es im September auch so ergangen.

            Werner
            Das stimmt auf jeden Fall. Wenn man was sehen will muss man das Tempo deutlich reduzieren. Allerdings kann man in einer Woche Radfahren ja auch deutlich unterschiedliche Gegenden sehen als bei einer Woche wandern.
            Und wenn eine Gegend mal nervt schaltet man halt nen Gang hoch und erst wieder runter wenn es wieder schön ist.

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            • antifragger
              Gerne im Forum
              • 25.10.2010
              • 58
              • Privat


              #7
              AW: [DE, FR, CH, AT, IT] Bonn nach Bozen – by fair means 2010

              Liest sich gut bis jetzt, nur weiter! Sehen uns heut abend!

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              • sebastian75
                Erfahren
                • 27.08.2007
                • 280


                #8
                Mainz - Neckarhausen

                14. Juli Mainz – Neckarhausen

                Wegstrecke 98km / Durchschnittsgeschwindigkeit 18,5km/h


                Die Sonne lacht bereits früh morgens über Mainz und wir genießen unser Luxusfrühstück in der Sonne.

                Heute geht es erst einmal ein kleines Stück zurück den Rhein herab. Nach Querung des Floßhafens über eine Fußgängerbrücke radeln wir über die Theodor-Heuss-Brücke hinüber nach Mainz und damit auf die linke Rheinseite. Am Ufer geht es weiter Richtung Süden.

                Leider haben einige Straßenbauexperten den Radweg ein wenig umgestaltet und die Beschilderung großzügig ausgelegt. Also landen wir immer wieder in Sackgassen oder aufgerissenen Schotterpisten.
                Also verlassen wir den Radweg am Rheinufer und fahren durch das idyllische „Hinterland“. Das ist zwar etwas hügeliger, aber nach 200km ohne nennenswerte Steigungen macht das ja auch mal wieder Spaß. Die Anzeichen, dass wir uns mitten im Weinanbaugebiet befinden häufen sich nun, und endlich radeln wir auch durch Weinberge.




                Hinter Gimbsheim geht es hinweg durch Felder und Wiesen, vorbei am Eicher See. Die Sonne brennt vom Himmel und Schatten ist Mangelware. Da kommt es uns sehr gelegen, dass ein Bauer seine Bewässerungsanlage nicht nur auf seine Rüben sonder auch auf den Radweg gerichtet hat. Wir lassen uns naßregnen und genießen die Kühlung.

                So rollen wir weiter bis nach Worms. Über die Nibelungenbrücke queren wir erneut den Rhein. Das Wetter wird nun immer unfreundlicher. Es ist brütend heiß und schwül und unsere Wasserflaschen sind ständig trocken.
                Auf Dämmen geht es weiter durch Weizenfelder. Radler und Halme lassen vor Hitze langsam die Köpfe hängen.

                Die im Radführer als geschlossen bezeichnete Fähre ist in Betrieb und wir entschließen diese zu nutzen.
                Der Fährmann unterbricht seine Mittagspause und setzt uns und unsere Räder zügig über. Am anderen Ufer wartet bereits unsere Rettung – das Gasthaus „Orderstation“. Im Biergarten gibt es Schatten und Erfrischung. Wir ordern große Getränke und eine einheimische Spezialität: Wurstsalat mit Pommes. Genial.

                Gut gestärkt nehmen wir dann die Schlussetappe in Angriff. Die Gegend wir immer urbaner und leider auch hässlicher. Bald sind wir in Mannheim. Dort verlassen wir den Rhein und folgen dem Neckar. Von hier sind es nur noch wenige Kilometer bis zu unserem Ziel – Neckarhausen.

                Dort werden wir bereit erwartet. Im Garten gibt es erst mal kühle Getränke und eine kalte „Gartendusche“ um den Staub der Straße loszuwerden. Beim Abendessen im Garten werden wir von einem Gewitter überrascht und müssen zügig ins Haus umziehen.
                Doch die Abkühlung ist nur von kurzer Dauer. Nach dem Schauer steigen die Temperaturen rasch wieder und so wir die Kneipentour in der wunderschönen Altstadt von Ladenburg trotz kühlem Pils zu einer schweißtreibenden Angelegenheit.
                Zuletzt geändert von sebastian75; 17.01.2011, 22:57.

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                • sebastian75
                  Erfahren
                  • 27.08.2007
                  • 280


                  #9
                  Neckerhausen - Lauterbourg

                  15. Juli Neckarhausen – Lauterbourg

                  Wegstrecke 103km / Durchschnittsgeschwindigkeit 20,07km/h


                  Am Morgen nehmen wir nochmal ein gutes Frühstück zu uns bevor es wieder auf die Piste geht. Das Wetter ist zunächst etwas bedeckt und deutlich kühler. Durch Wälder und Felder geht es gemütlich Richtung Speyer.



                  Wir queren den Rhein erneut über die große Autobrücke und befinden uns nun wieder auf der linken Rheinseite.
                  Auf dem Domplatz legen wir eine kurze Rast ein.

                  Die Strecke führt nun durch einsame Rheinauen. Leider herrscht ein relativ starker Gegenwind und wir müssen ganz schön in die Pedale treten um voran zu kommen. Darunter leidet nicht nur die Durchschnittsgeschwindigkeit, sondern besonders die Stimmung. Eine Weile pedalen wir lustlos vor uns hin ehe Lars ganz tief in die Motivationskiste greift. Aus der Radtasche zaubert er seinen MP3 Player mit einem kleinen Lautsprecher hervor.




                  Mit Musik geht alles besser und so geht es wieder zügig voran, einer macht Tempo, der andere fährt im Windschatten und die Auenlandschaft fliegt vorbei.

                  Ein Hähnchenbräter auf dem Dorfplatz zwingt uns eine kleine Pause einzulegen und die Akkus wieder aufzuladen. Die Landschaft ist nicht sonderlich spannend und der Rhein versteckt sich meist hinter Dämmen und Bäumen.




                  Hinter Wörth am Rhein beschließen wir uns nach einem Schlafplatz umzusehen. Also fahren wir noch eine wenig weiter und überqueren ohne weiteres Aufsehen die Grenze nach Frankreich. In Lauterbourgh befindet sich ein schöner Campingplatz neben einem idyllischen Baggersee. Inzwischen hat die Sonne auch zu ihrer alten Stärke wiedergefunden und motiviert uns das Zelt so schnell wie möglich aufzubauen. Hier zeigen sich dann wieder die Stärken vom Golite SL3 und gefühlte 2 Minuten später steht das Zelt und wir haben Radler- gegen Badebuxen eingetauscht.

                  Nachdem wir einige Bahnen geschwommen sind treibt uns der Hunger zu erneuter Aktivität. Also schnell eine Radtasche lehrgeräumt und auf zum nächsten Coop geradelt. Inzwischen hat sich die abendliche Mahlzeit zu einer Völlerei entwickelt.





                  Die Kalorienspeicher sind leer und so futtern wir uns durch Salat, Nudeln, Melone und Jogurt. Dazu mal eben 3 Liter Softdrinks, 2 Liter Saft, einige Flaschen Wasser und 4 Dosen Bier – beängstigend.

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                  • sebastian75
                    Erfahren
                    • 27.08.2007
                    • 280


                    #10
                    Lauterbourg - Rhinau

                    16. Juli Lauterbourg - Rhinau

                    Wegstrecke 112km / Durchschnittsgeschwindigkeit 19,22km/h


                    Urlaubsstimmung liegt nun endgültig in der Luft - Baguette und Broiche zum Frühstück tun ihr übriges um die Laune zu steigern.



                    Zuerst geht es auf Rheindämmen noch durch eine schöne Auenlandschaft. Aktive und Stillgelegte Baggerseen säumen immer öfter den Weg. Der Rhein ist lässt sich ab und an blicken und gewährt dann zumeist schöne Ausblicke.



                    Bei Offendorf verlassen wir den Rhein und fahren über die Dörfer nach Strasbourg, dem eigentlichen Ziel der heutigen Etappe. Strasbourg präsentiert sich bei strahlemden Sonnenschein und wir genießen es durch die Stadt zu radeln. Nach Kilometern der Ruhe ist es nun allerdings ein wenig anstrengend, dass plötzlich wieder Autos und andere Verkehrsteilnehmer unsere Wege kreuzen und Ampeln unsere Fahrt unterbrechen. Am Hafen und Kanälen vorbei geht es durch die Stadt.



                    Bald treffen wir auf den Canal du Rhone au Rhin. Dieser verläuft parallel und schnurgerade zum Rhein. Dies erleichtert zwar das Radeln, aber ein wenig langweilig ist es schon. Die Kilometer fliegen also nur so dahin und wir können die heutige Etappe ohne Anstrengungen ausklingen lassen.



                    In Boofzheim fahren wir vom Kanal ab, wieder in Richtung Rhein. Im schönen Ort Rhinau schlagen wir unser Nachtlager auf. Der hiesige Campingplatz ist sehr ordentlich und wir stellen unser kleines Zelt auf eine riesige Parzelle. Einen Baggersee kann der Platz zwar nicht bieten, aber dafür einen Swimmingpool, was wir als ausreichenden Ersatz ansehen.

                    Der Drill bleibt also derselbe. Schnell das Zelt aufstellen, Baden, Essen kaufen, Kochen, Futtern und dann Hydrieren, Hydrieren, Hydrieren.

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                    • hosentreger
                      Fuchs
                      • 04.04.2003
                      • 1406


                      #11
                      AW: [DE, FR, CH, AT, IT] Bonn nach Bozen – by fair means 2010

                      Liest sich schön - Danke Dir!

                      Nochmal zum Tempomachen beim Radfahren: Mit fiel auf, dass das vor allem dann passiert, wenn man zu mehreren unterwegs ist. Alleine bin ich mein eigener Herr und genieße auch mehr - mit anderen gerät man in einen Gruppenzwang, nicht nur was das Fahren, sondern auch das Pausemachen angeht.

                      Daher mein Entschluss: Wenn möglich nur noch alleine. Hat natürlich auch Nechteile. Das wäre aber einen eigenen Thread werde (Gibt's schon!).
                      hosentreger
                      Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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                      • sebastian75
                        Erfahren
                        • 27.08.2007
                        • 280


                        #12
                        Rhinau - Rheinfelden

                        17. Juli Lauterbourg - Rheinfelden

                        Wegstrecke 138km / Durchschnittsgeschwindigkeit 18,6km/h


                        Bei Rhinau treffen Grand Canal d´Alsace und Rhein aufeinander. Wir folgen zuerst dem Canal um ihn dann zu überqueren. Nun verläuft die Route für knapp 10 km zwischen Canal und Rhein. Bei einem Wehr in Höhe Schönau passieren wir den Rhein und befinden und wieder in Deutschland.



                        Der Strecke verläuft nun bis Basel auf geschotterten Pisten auf Dämmen oder durch Auengebiete. Rhein und Grand-Canal d´ Alsace trennen sich, laufen öfters parallel, nur um sich dann wieder zu vereinen.



                        Der „Altrhein“ wird nun immer ruhiger und hat schon lange nicht mehr den kraftvollen Charakter den man als Kölner gewohnt ist – eine schöne Erfahrung!



                        Bei uns ist irgendwie total die Luft raus und als wir das Tagesziel – Neuenburg am Rhein erreichen – wollen wir eigentlich Schluss machen und unser Lager aufschlagen. Nur dafür ist es eigentlich noch zu früh und das Wetter, kühl und ein wenig regnerisch, läd´ auch nicht zum Verweilen ein. Wir sitzen einen kurzen aber heftigen Regenguss bei Schnitzel, Pommes und unfreundlicher Bedienung aus und studieren die Karte. Wir beschließen weiterzufahren, denn irgendwie haben wir keine Lust im Regen zu hocken.

                        In Gore-Vollschutz fahren wir im Nieselregen los, doch nach wenigen Minuten hat Petrus ein Einsehen mit uns und wir können die Regenklamotten den Rest der Radtour wieder nach ganz unten in die Radtaschen stopfen. Die Strecke ist alles andere als spektakulär, aber uns kommen nun deutlich mehr Radfahrer entgegen als am Anfang unserer Reise.



                        Nachmittags treffen wir in Basel ein. Die Schweizer haben sich zwar die Mühe gemacht Schilder, Schranken und Zöllner aufzustellen, doch auch hier passieren wir ohne anzuhalten die Grenze.

                        Vom Nordufer ist Basel schön anzuschauen und wir beschließen spontan ein wenig durch die City zu radeln. Leider haben wir die Rechnung ohne die Basseler Verkehrsbetriebe gemacht. Ungefähr alle dreißig Sekunden fährt eine Straßenbahn und wir müssen aufpassen, dass wir nicht unter die Räder kommen.





                        Nach einiger Zeit haben wir uns dann hoffnungslos Verfahren und finden die Auffahrt zur Rheinbrücke nicht mehr. Da auch Männer mal nach dem Weg fragen dürfen wenden wir uns an eine nette junge Dame. Diese beschreibt uns die Route in epischer Ausführlichkeit:

                        „…und dann die Straße rauf, die zweite links, am Stoppschild rechts, durch den Kreisverkehr, dritte rechts […] den Hügel hinauf […]verstehen Sie mich Überhaupt?“

                        „jaja“

                        „…unter der Unterführung durch, bei der dritten Ampel rechts […]und dann seid ihr an der Brücke“

                        Leider haben wir zwar zugehört, aber irgendwie nicht alles behalten.
                        Wir kommen trotzdem zum Rhein und irgendwie auch wieder auf die rechte, bzw. südliche Rheinseite. Nun beginnt ein wahres Grenz-hopping, was auch die nächsten Tage anhalten wird. Das Regenwetter hat sich nun auch verzogen und die Abendsonne begleitet uns auf unseren letzen Kilometern.

                        Laut Karte befinden sich nun keine Campingplätze in Reichweite, also nehmen wir uns in Rheinfelden ein Hotelzimmer, leider ohne Pool oder Baggersee. Abends folgt ein Bummel durch den Ort mit anschließendem Besuch beim Italiener.
                        Zuletzt geändert von sebastian75; 20.01.2011, 22:13.

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                        • sebastian75
                          Erfahren
                          • 27.08.2007
                          • 280


                          #13
                          AW: [DE, FR, CH, AT, IT] Bonn nach Bozen – by fair means 2010

                          Zitat von hosentreger Beitrag anzeigen
                          Liest sich schön - Danke Dir!

                          Nochmal zum Tempomachen beim Radfahren: Mit fiel auf, dass das vor allem dann passiert, wenn man zu mehreren unterwegs ist.
                          Das stimmt wohl. Wobei wir uns eigentlich immer genug Pausen genommen haben.

                          Eigentlich haben wir das bei der Tour ziemlich gut hinbekommen. Auf bekannten (Köln - Koblenz) oder langweiligen Streckenabschnitten haben wir gut Tempo gemacht und hatten so später Zeit die tollen Gegenden zu genießen. Ab Basel sinken die Tageskilometerleistungen nämlich deutlich.

                          Aber davon später mehr.

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                          • hosentreger
                            Fuchs
                            • 04.04.2003
                            • 1406


                            #14
                            AW: [DE, FR, CH, AT, IT] Bonn nach Bozen – by fair means 2010

                            Bin schon gespannt - kenne die Strecke nämlich nur von Bingen (da stößt der Naheradweg zu) bis zur Mainmündung (da zweigt der Main-Radweg ab)...

                            Wo geht es dieses Jahr hin?

                            hosentreger
                            Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

                            Kommentar


                            • Lotta
                              Dauerbesucher
                              • 17.12.2007
                              • 929


                              #15
                              AW: [DE, FR, CH, AT, IT] Bonn nach Bozen – by fair means 2010

                              Sehr schön zu lesen!!

                              Und vorbildlich, dass ihr mit Helm fahrt. Mache ich seit einem halben Jahr auch endlich wieder

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                              • sebastian75
                                Erfahren
                                • 27.08.2007
                                • 280


                                #16
                                AW: [DE, FR, CH, AT, IT] Bonn nach Bozen – by fair means 2010

                                Zitat von hosentreger Beitrag anzeigen

                                Wo geht es dieses Jahr hin?

                                hosentreger
                                Der Radführer Bodensee-Königssee liegt schon auf dem Schreibtisch.
                                Aber im Februar erstmal 3 Wochen in die Rockies.


                                Zitat von Lotta Beitrag anzeigen

                                Und vorbildlich, dass ihr mit Helm fahrt. Mache ich seit einem halben Jahr auch endlich wieder
                                stört ja auch garnicht und ist wirklich sicherer.
                                Zuletzt geändert von sebastian75; 21.01.2011, 23:33.

                                Kommentar


                                • gast3202010119
                                  GELÖSCHT
                                  Erfahren
                                  • 03.10.2008
                                  • 225
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [DE, FR, CH, AT, IT] Bonn nach Bozen – by fair means 2010

                                  Joo ... von Bonn nach BOZEN: kommt das noch oder habe ich was übersehen?
                                  Hier ist die Goethe-straße auf dem gleichnamigen "-weg" ab München in Bozen:

                                  Radler sind mir dort sehr viele begegnet, auch einen wunderschönen RADWEG BRENNER - VERONA, der gerade, 2009, eingeweiht wurde.
                                  Weiterhin schöne Touren und immer schön langsam absteigen!
                                  Gruß aus 'em Saarländche!
                                  ("Wander-", nicht "Radl-) Hans

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                                  • sebastian75
                                    Erfahren
                                    • 27.08.2007
                                    • 280


                                    #18
                                    Rheinfelden - Jestetten

                                    18. Juli Rheinfelden - Jestetten

                                    Wegstrecke 89km / Durchschnittsgeschwindigkeit 18,3km/h


                                    Der Morgen beginnt ganz ungewohnt in einem Hotelzimmer und wir bemerken, dass es uns im Zelt irgendwie besser gefallen hat.

                                    Von Rheinfelden aus geht es zuerst in durch Ortschaften und beschauliche Industriegebiete. Bald treffen wir wieder auf den Rhein und in Bad Säckingen lecken wir eine kleine Pause ein und bewundern die lokale Attraktion – eine grenzüberschreitende Holzbrücke.



                                    Bald darauf treffen wir auf zwei Rennradfahrer, die in unserer Richtung unterwegs sind. Und da man im Windschatten ja bekanntlich bedeutend schneller unterwegs ist nutzen wir die Gelegenheit.
                                    Die Rennradfahrer überholen uns mit guten 10km/h mehr auf dem Tacho, wir schauen uns kurz an, schalten, treten in die Pedale und schon haben wir unsere vollbepackten Räder auf Hobby-Rennradfahrer-Tempo gebracht. Lars hängt sich direkt hinter die beiden, ich folge dicht dahinter. So rasen wir ca. 15 Minuten mit über dreißig Sachen und dennoch relativ mühelos die Radwege entlang. Irgendwann biegen die beiden ab und wir müssen uns fortan ohne ergaunerten Windschatten fortbewegen.



                                    Hinter Hohentengen verlassen wir den Rhein, der weg verläuft nun durch eine wunderbare Hügellandschaft und führt uns immer wieder durch kleine Dörfer. Schaffhausen und der Rheinfall sind nun in greifbarer bzw. erstrampelbarer Nähe. Doch wir beschließen vorher einzukehren und uns dieses Highlight für den nächsten Tag aufzuheben.



                                    Diese Entscheidung hat sich als goldrichtig erwiesen. In Jestetten staunen wir nicht schlecht als wir den örtlichen Campingplatz finden. Dieser befindet sich nämlich auf dem Gelände des wunderschönen und modernen Freibads. In einer ruhigen Ecke bauen wir unser Zelt auf.

                                    Ein leckeres Tannenzäpfle später haben wir auch wieder die Badebuxen an und ziehen im Becken unsere Bahnen. Die heutige kurze Etappe scheint uns nicht ausgelastet zu haben. Als das Schwimmbad schließt ziehen wir noch durch den Ort und genießen den schönen Sommerabend.

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                                    • sebastian75
                                      Erfahren
                                      • 27.08.2007
                                      • 280


                                      #19
                                      Jestetten - Konstanz

                                      19. Juli Jestetten - Konstanz

                                      Wegstrecke 62,3km / Durchschnittsgeschwindigkeit 17,5km/h


                                      Bereits früh morgens wird klar, dass es ein herrlicher Tag wird. Der Himmel ist tiefblau und wir schälen uns top motiviert aus unseren Schlafsäcken.

                                      Der Rheinfall lockt. Direkt hinter dem Ortsausgang stoppt aber ein platter Reifen unseren Tatendrang und zwingt uns zu einer unfreiwilligen Rast. Doch der Reifen ist schnell geflickt uns so erreichen wir wenig später Schaffhausen und den Rheinfall.



                                      Dieser ist natürlich extrem gut besucht, aber trotzdem sehr beeindruckend. An dieser Stelle zeigt sich unser ständiger Reisebegleiter, der Rhein, von seiner kraftvollsten und extremsten Seite.








                                      Wir folgen dem Rhein, der nun wieder ruhig in seinem Bett liegt, und durchqueren die einzige deutsche Enklave in der Schweiz – Büsingen. Grenzübertritte sind inzwischen so häufig, dass wir schon lange aufgehört haben zu zählen.

                                      In Stein am Rhein überqueren wir den Strom zum letzen Mal auf unserer Reise. Stein am Rhein präsentiert sich malerisch und wir genießen jeden Kilometer den wir zurücklegen. Ab Stein öffnet sich der Rhein und geht langsam in den Bodensee über. An den Hängen des Bodensees radeln wir durch Obstbaumhänge während unser Blick über den See schweift und an den unzähligen Segelbooten hängen bleibt. Wir wollen nicht auf Schweizer Boden übernachten, da wir keine Lust haben uns die dortige Währung zu besorgen. Deshalb bietet sich Konstanz, als letzter deutscher Ort des Bodensee Südufers, zum übernachten an.

                                      Der Campingplatzt ist ziemlich voll und man merkt, dass die Gegend touristisch ziemlich erschlossen ist. Doch was stört uns ein voller Campingplatz wenn dieser in der Nähe des Sees liegt? So steht nach dem Zelt aufbauen und einrichten das inzwischen obligatorische Feierabendschwimmen auf dem Programm.

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                                      • sebastian75
                                        Erfahren
                                        • 27.08.2007
                                        • 280


                                        #20
                                        AW: [DE, FR, CH, AT, IT] Bonn nach Bozen – by fair means 2010

                                        Zitat von wanderhans Beitrag anzeigen
                                        Joo ... von Bonn nach BOZEN: kommt das noch oder habe ich was übersehen?
                                        Ne, du hast nichts übersehen.
                                        Aber bis Bozen sind es noch unzählige Pedalumdrehungen, tausende Höhermeter,10 Etappen, 3 neue Gefährten, zwei neue Länder und eine superjeile Zick.

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                                        • hosentreger
                                          Fuchs
                                          • 04.04.2003
                                          • 1406


                                          #21
                                          AW: [DE, FR, CH, AT, IT] Bonn nach Bozen – by fair means 2010

                                          Zitat von sebastian75 Beitrag anzeigen
                                          ...Aber im Februar erstmal 3 Wochen in die Rockies....
                                          Nix für ungut, aber ist das zu der Zeit nicht eher was für Skifahrer

                                          hosentreger
                                          der den Bodensee-Königssee-Radwegeführer auch schon neben sich liegen hat, aber sich in diesem Jahr wohl an einigen Pässen versuchen will (Kempten - Landeck - Meran - Bozen - Brenner - Innsbruck - Kempten, sog kleine Alpenrunde)
                                          Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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                                          • sebastian75
                                            Erfahren
                                            • 27.08.2007
                                            • 280


                                            #22
                                            AW: [DE, FR, CH, AT, IT] Bonn nach Bozen – by fair means 2010

                                            Zitat von hosentreger Beitrag anzeigen
                                            Nix für ungut, aber ist das zu der Zeit nicht eher was für Skifahrer

                                            [/SIZE]
                                            Dann passt das ja.

                                            Zitat von hosentreger Beitrag anzeigen

                                            der den Bodensee-Königssee-Radwegeführer auch schon neben sich liegen hat, aber sich in diesem Jahr wohl an einigen Pässen versuchen will (Kempten - Landeck - Meran - Bozen - Brenner - Innsbruck - Kempten, sog kleine Alpenrunde)
                                            Also mit dem Gepäck das wir dabei hatten würde ich ungern einen Alpenpass fahren. Da hätte ich vor der Abfahrt ja noch mehr Bedenken als vor dem Anstieg. Aber mit leichtem Gepäck bestimmt eine geile Sache.

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                                            • sebastian75
                                              Erfahren
                                              • 27.08.2007
                                              • 280


                                              #23
                                              Konstanz– Lindau

                                              20. Juli

                                              Konstanz– Lindau

                                              Wegstrecke 86km / Durchschnittsgeschwindigkeit 19km/h


                                              In Konstanz geraten wir morgens direkt in die Zweirad Rushhour. In der Gegend des Sea-Life Aquariums sehen wir vor lauter Park und Wegen den Radweg nichtmehr, doch bald finden wir ihn erneut und radeln am Seeufer entlang in Richtung Südosten.



                                              Der Radweg verläuft zeitweise parallel zur einer Bahntrasse, was einige Querungen mitbringt. An Romanshorn, Arbon und Rorschach vorbei geht es zum „Alten Rhein“. Bei Rheineck wird dieser gequert und wir befinden uns nun in Österreich. Etwas später wir der echte Rhein nochmal überquert und kurz vor Bregens die Bregrenzer Ach. Da wir heute nur noch bis Lindau wollen nutzen wir diesen Fluss um den Staub der Straße abzuwaschen und uns ein wenig zu erfrischen. Das Wasser ist kühl und die Strömung stark. Erfrischt und gestärkt nehmen wir den letzten Abschnitt bis Lindau in Angriff.

                                              Unser Kartenmaterial reicht leider nur bis Bregenz und so müssen wir die letzen 1 ½ Tage im „Blindflug“ zurücklegen. Da kommt es uns nur gelegen, als wir kurz vor dem Campingplatz ein Schild erspähen auf dem der Bodensee – Königssee ausgeschildert ist. Jetzt wissen wir wenigstens wo es morgen weiter geht.

                                              Der Campingplatz in Lindau ist der teuerste und vollste auf unsere Tour. Wir quetschen unser Zelt auf eine winzige Parzelle und, wer hätte es gedacht, gehen direkt mal eine Runde schwimmen. Das Bad im Bodensee entschädigt für die Flüchtlingslager-Atmosphäre und nach dem Abendessen lassen wir den Abend im Biergarten des Campingplatzes ausklingen. In selbigen laben wir uns an exquisitem Most, während sich äußert aufdringliche Mückenschwärme an uns laben.
                                              Angesichts der morgigen, letzten Etappe gehen wir bereits ein wenig wehmütig zu Bett.

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                                              • sebastian75
                                                Erfahren
                                                • 27.08.2007
                                                • 280


                                                #24
                                                Lindau - Sonthofen

                                                21. Juli

                                                Lindau - Sonthofen

                                                Wegstrecke ca. 70-85km / Durchschnittsgeschwindigkeit zuwenig km/h


                                                Morgens entledigen wir uns direkt mal des überflüssigen Ballastes. Alles was an Verbrauchsmaterial nicht mehr gebraucht wird, wir entweder verfuttert oder entsorgt.

                                                Wir wissen ja bereits wo es langgeht erreichen bald wieder den Bodensee – Königssee Wegweiser.
                                                Der See ist bald außer Sicht und durch ein schattiges Wäldchen radeln wir Richtung Oberstaufen. Nachdem das Wetter die letzen Tage gnädig zu uns war und Sonne mit angenehmen Temperaturen an der Tagesordnung waren, wird der heutige Tag schwüler und heißer als uns lieb ist.
                                                Die Wegstrecke trägt dazu bei, dass sich unsere Wasserflaschen stetig leeren.

                                                Der Weg windet sich ständig nach oben, um immer wieder die, in rasanten Abfahrten, mühsam erstrampelte Höhe zu vernichten. Das „Voralpenland“ ist wunderschön und der weg verläuft abwechslungsreich durch Dörfer, Wiesen und Wälder.
                                                Irgendwann verlieren wir den Radweg und landen auf einer schwerbefahrenen Landstraße. Doch bergab können wir mit dem Verkehr relativ lässig mitschwimmen. Die ständigen Anstiege zerren zwar an den Kräften, doch die Abfahrten belohnen und motivieren uns dann jedes Mal wieder.



                                                Nach einem besonders zähen Anstieg, der auch den höchsten Punkt der Radtour darstellt, gönnen wir uns eine Rast in der Mittagssonne, doch schnell haben uns Bremsen ausfindig gemacht und zwingen uns zu unfreiwilliger Bewegung während unserer Pause.



                                                Nachdem wir Oberstaufen erreicht haben sind wir auf einem absoluten Motivationshoch. Nun geht es gefühlt nur noch bergab und so erreichen wir zügig den Alpsee.
                                                Auf Schotterpisten nähern wir uns mit jeder Pedalumdrehung immer weiter unserem Ziel. Die Sonne knallt vom Himmel und es wird immer schwüler. Da kommt uns die Iller gerade recht. In den eiskalten Fluten genehmigen wir uns eine kurze aber effektive Erfrischung.



                                                Jetzt ist es nicht mehr weit und wir sind bald in Sonthofen. In diesem Jahr war ich bereits zweimal in Sonthofen und so sind die üblichen Pensionen und Hotels zum Übernachten schnell abgeklappert. Doch irgendwie ist nichts Vernünftiges zu finden. Die Fussgängerzone von Sonthofen wir gerade umgebaut und so ist es sehr laut und ungemütlich.

                                                Im Gasthaus zum Löwen finden wir schließlich ein gutes und günstiges Zimmer. Das angeschlossene Restaurant ist, für mich persönlich, eh die Referenz was gutes und günstiges Essen in Sonthofen angeht. Wir feiern den erfolgreichen Abschluss unseres Urlaubes und wie jeden Abend schaufeln wir die Kalorien nur so in uns hinein. Obwohl wir am frühen Abend reichlich gegessen haben, danach in der Eisdiele waren, ziehen wir nachts wieder los um noch schnell einen Döner zu futtern.

                                                Das schwüle Wetter hat sich inzwischen in einem phänomenalen Gewitter entladen, die erhoffte Abkühlung bleibt aber vorerst noch aus.

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                                                • sebastian75
                                                  Erfahren
                                                  • 27.08.2007
                                                  • 280


                                                  #25
                                                  Ruhetag

                                                  22. Juli

                                                  Sonthofen

                                                  Der heutige Tag steht unter dem Motto Ruhetag, Akkus aufladen, Reiseproviant organisieren und Mitreisende kennenlernen.

                                                  Morgens verlassen Lars und ich das Gasthaus und radeln zu Christians Eltern.

                                                  Dort werden wir herzlichst empfangen. Bald treffen auch meine Reisegefährten für die Alpenüberquerung ein. Sarah und Thomas sind aus Edinburgh eingeflogen, Christian ist aus dem Rheinland angereist und hat meinen Rucksack im Gepäck.

                                                  Im Garten unserer Gastgeber werden wir nach Strich und Faden verwöhnt. Gulasch zum Mittag, selbstgebackener Kuchen und abends wird der Grill angeworfen.
                                                  Allerdings wollen unsere Rucksäcke noch mit Proviant gefüllt werden und so müssen wir zwischen dem Schlemmen nochmal zum Supermarkt laufen.

                                                  Im Gang mit Müsli und Trockenobst kommt es zu einer ersten Grundsatzdiskussion über den Reiseproviant.
                                                  Auf die Frage welche Müsliriegel wir kaufen sollen antworte ich vorschnell: „…Wenn Müsliriegel, dann nur mit Männerobst – also Banane und Schoko!“
                                                  Zack, schon habe ich den Chauvi-Stempel verpasst bekommen. Beim der Auswahl des Gipfelschnapses sind wir uns dafür rascher einig. Die Schotten haben drei verschieden Sorten des schottischen Nationalgetränks dabei – da rundet eine kleine Flasche Büffelgrasvodka das Portfolio ab.
                                                  Landjäger und Obst ergänzen den Diätplan.

                                                  Das Wetter bleibt weiterhin sehr schwül und es regnet und Gewittert immer wieder. Der Wetterbericht sagt für die nächsten Tage eine deutliche Abkühlung vorher und sind ein wenig beunruhigt was Petrus für uns die nächsten Tage bereithält.

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                                                  • sebastian75
                                                    Erfahren
                                                    • 27.08.2007
                                                    • 280


                                                    #26
                                                    Fazit der Radtour

                                                    In Sonthofen endet die gemeinsame Radtour von Lars und mir. Der Tacho zeigt in Sonthofen angekommen kanpp unter 1000km, und wir müssen uns arg zusammenreißen um nicht noch eine kurze Runde um die Stad zu drehen.

                                                    Die Strecke war unheimlich abwechslungsreich und schön, wobei mein persönliches Lieblingstück eigentlich die letzte Ettape auf dem Bodensee - Königssee Radweg war.

                                                    Lars hat sich als zuverlässiger und lustiger Reisepartner erwiesen, wofür ich ihm auch nochmal danken möchte. Da freue ich mich doch direkt auf das Projekt Bodensee - Königssee.

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                                                    • sebastian75
                                                      Erfahren
                                                      • 27.08.2007
                                                      • 280


                                                      #27
                                                      Alpenüberquerung E5 - Teaser

                                                      Leider habe ich jetzt nichtmehr geschafft den Bericht vor meinem Urlaub zu beenden. Die letzen 8 Etappen mit der Alpenüberquerung auf dem E5 folgen im März.

                                                      Als kleiner Teaser hier schon einige Bilder:





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                                                        Erfahren
                                                        • 27.08.2007
                                                        • 280


                                                        #28
                                                        Obersdorf – Kemptner Hütte

                                                        Alpenüberquerung

                                                        23. Juli

                                                        Obersdorf – Kemptner Hütte

                                                        Die Vorfreude auf die bevorstehende Tour holt uns heute früh aus den Federn. Das Wetter sieht ist durchwachsen und der Wetterbericht für die nächsten Tage verspricht eine deutliche Abkühlung. So tausche ich noch schnell meine Gore Paclite Regenhose aus meinem Rucksack gegen die WHW-geprüfte Bergans Rask. Eine kluge Entscheidung wie sich später herausstellt.

                                                        Doch erstmal bleibt es trocken. Von Christans Vater werden wir, nach einem kurzen Halt beim Bäcker, zum Parkplatz zwischen Oberstdorf und Spielmansau gefahren.
                                                        Es folgt eine kurze Verabschiedung und schon wandern wir los.



                                                        Es geht vorbei an Weiden und Wiesen. Hinter dem Hof Spielmansau beginnt das Gelände langsam alpiner zu werden. Zur Kemptener Hütte geht es nun stetig bergauf.
                                                        Das Wetter entschließt sich nun alle Schleusen zu öffnen. Von oben prasselt der Regen auf uns herab, doch die immer noch hohen Temperaturen und der Anstieg sorgen dafür, dass wir trotz, oder gerade wegen Goretex und Co klitschnass sind. Doch was Wasser kommt auch von unten. Die Wege verwandeln sich in kleine Flüsse und so sind die Schuhe auch schnell nass.
                                                        An einer kleinen Kapelle hält der Regen kurz inne und wir nutzen dies für eine Rast. Doch der Regen beginnt bald von neuem und so machen wir uns zügig auf in Richtung Hütte.
                                                        Wir eilen schnell in die Hütte und beziehen quartier. Unsere Kleidung hängen wir in den Trockenraum, der den Namen allerdings nicht wirklich verdient hat. Aufgrund der Witterung und der Belegung der Hütte platzt dieser schnell aus allen Nähten.
                                                        Der Abend auf der Hütte wird trotzdem sehr schön. Bei riesigen Portionen und einem kühlem Bier wächst unsere Wandergruppe schnell zusammen.

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                                                          Erfahren
                                                          • 27.08.2007
                                                          • 280


                                                          #29
                                                          Kemptner Hütte - Zams

                                                          24. Juli

                                                          Kemptner Hütte – Zams

                                                          Nach unserer ersten Nacht im Schlaflager brechen wir, genau wie alle anderen, in aller Frühe auf. Die Klamotten und Schuhe sind über nach kein bisschen getrocknet. Da es aber bereits wieder regnet ist das nun auch egal. Wir ziehen also die nassen Klamotten an, Regensachen drüber und los.

                                                          Der kurze Aufstieg zum Mädeljoch sorgt dafür, dass uns wieder warm wird. Oben am Joch erwartet uns leichter Graupel. Die höheren Hänge und Gipfel sind sogar leicht gepudert. Ein gelbes Schild verkündet, dass wir die BRD nun verlassen und uns fortan in Österreich befinden.
                                                          Der Abstieg verläuft durch einen kleinen Gebirgsbach, der zufälligerweise kongruent mit dem Wanderweg ist. Der tosende Sims-Wasserfall entschädigt allerdings für die triste Witterung.
                                                          Wir kommen bald wieder in bewaldete Zonen und erreichen ohne weiter Pausen Holzgau. Dort kehren wir erstmal ein und genehmigen uns ein ordentliches Frühstücksbuffet.



                                                          Eigentlich führt die heutige Etappe von Holzgau weiter zur Memminger Hütte. Doch die Aussicht auf einen Tag Wandern im strömenden Regen ist nicht gerade verlockend. Wir beraten kurz bei Kaffee und Organgensaft und kommen zum Ergebnis, dass dies eine Genusswanderung seien soll. Also besteigen wir den Bus und gelangen nach schließlich nach Zams.

                                                          Ins Zams beziehen wir in einer netten Pension quartier, werden mit einem Obstler zum Aufwärmen begrüßt und können unsere Kleidung und Schuhe im Heizungskeller trocknen. Nach einer leckeren Pizza verbringen wir eine erholsame Nacht in dicken Daunendecken.

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                                                          • sebastian75
                                                            Erfahren
                                                            • 27.08.2007
                                                            • 280


                                                            #30
                                                            Zams – Braunschwaiger Hütte

                                                            25. Juli

                                                            Zams – Braunschwaiger Hütte

                                                            Heute stehen wir früh auf und genießen erstmal ein reichhaltiges und leckeres Frühstück. Im Heizungskeller unserer Wirtin warten unsere Wanderschuhe, die seit zwei Tagen zum ersten mal wieder trocken sind.
                                                            Nachdem wir es gestern mit dem wandern nicht so genau genommen haben steht heute unser Entschluss einen zünftigen Wandertag hinzulegen. Wir wollen die erste Seilbahn von Zams auf den Krahberg nehmen. Um unseren Entschluss nicht direkt über Bord zu werfen zu müssen kommt legen wir die kurze Strecke zur Seilbahn im Laufschritt zurück. Naja, wer bummelt muss halt mit Frühsport dafür büßen.

                                                            Die Seilbahn katapultiert uns ohne Anstrengung 1500 hm Richtung Gipfel. Kaum verlassen wir die Gipfelstation beginnt das Wetter bereits umzuschlagen. Es windet, leichter Schneeregen setzt ein und Wolken beginnen uns die Sicht zu nehmen. Wir entschließen uns deshalb den Panoramaweg unterhalb des Gipfels zu nehmen. Diese Entscheidung erweist sich als goldrichtig. Während der Gipfelgrat ständig im Nebel liegt haben wir Glück und bekommen sogar ein wenig Sonne ab. Das Wetter hat schließlich ein Einsehen, klart immer mehr auf und gibt eine schöne Sicht auf das Tal frei.




                                                            Wir passieren die Larcher Alm und steigen durch einen Pfad im Wald hinunter bis nach Wenns.



                                                            Dort müssen wir nicht lange warten. Schon bald erscheint der Postbus und bringt uns nach Mittelberg. Die einstündige Fahrt durch das Pitztal nutzen wir für eine kleine Brotzeit im Bus.



                                                            Vor uns liegt ein Tal in dem wir nun in ca. drei Stunden bis zur Braunschweiger Hütte aufsteigen wollen. Wir marschieren frohen Mutes voran und nach ca. 20 Minuten kehren wir in der Gletscherstube auf ein Getränk ein. Hinter der Gletscherstube wir aus der breiten Wanderautobahn schnell ein schmaler Weg. Immer steiler geht es nun bergauf. Die Temperaturen sinken mit jedem Meter den wir uns der Hütte nähern. Doch das immer anspruchsvoller werdende Gelände sorgt dafür, dass uns nicht allzu kalt wird. Unsere Wandergruppe reißt nun immer mehr auseinander. Ich schreite voran, Christian folgt mit etwas Abstand und Sarah und Thomas bilden die Nachhut.



                                                            Ich begegne nun immer mehr Leuten die von der Hütte absteigen und wundere mich zuerst warum alle Mützen, Handschuhe und Jacken tragen während ich noch in Shorts und T-Shirt unterwegs bin.
                                                            Ein älteres Ehepaar erzählt, dass sie eigentlich zur Hütte wollten, aber da weiter oben zuviel Neu-Schnee liegt seien sie umgekehrt. Ich werde immer stutziger, steige aber zügig weiter auf.



                                                            Ein wenig später treffe ich Thorsten und Georg die auch beide im Bus saßen, allerdings nicht wie wir eingekehrt sind. Thorsten erweist sich als ganz harter Hund. Er ist seit Oberstdorf Nonstop unterwegs und wird dies noch bis Vernagt durchhalten.
                                                            So ein Projekt muss unterstützt werden und so spendiere ich eine Runde Highland Park


                                                            Die Hütte kommt nun auch endlich in Sichtweite. Von dem Schnee, der die beiden rüstigen Rentner aufgehalten hat, lass ich mich nicht abschrecken. Die Steine und das Geröll sind zwar etwas dicker gepudert, aber der Weg ist noch klar zu erkennen.
                                                            Die Hütte ist nun schnell erreicht und bald sind auch meine drei Mitstreiter am heutigen Tagesziel angekommen. Das Lager ist urig und gemütlich, allerdings etwas kühl Und so lassen wir diesen tollen Wandertag

                                                            Zuletzt geändert von sebastian75; 02.05.2011, 21:36.

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                                                              Erfahren
                                                              • 27.08.2007
                                                              • 280


                                                              #31
                                                              Braunschweiger Hütte – Zwieselstein

                                                              26. Juli

                                                              Braunschweiger Hütte – Zwieselstein

                                                              Das Frühstück in der Braunschweiger Hütte können wir leider nicht als Ausrede herhalten lassen noch länger zu verweilen. Und so machen wir und früh auf das Pitztaler Jöchl zu bezwingen. Halt, da war doch was. Das Jöchl ist wohl schon seit längerem nicht mehr begehbar und so müssen wir mit dem Rettenbachjoch vorlieb nehmen.



                                                              Der Aufstieg ist zunächst mit Neuschnee gepudert. Kurz vor dem Joch wird die Schneedecke immer dichter und es kommt richtiges Winterfeeling auf. Um das Joch zu überschreiten muss man eine kurze ausgesetzte Passage überstehen. Dort knubbeln sich nun auch alle Wanderer. Die Felsen sind ein wenig glatt und zum Teil liegt eine geschlossene Schneedecke vor. Anspruchsvolles Geläuf, aber prinzipiell machbar. Trotzdem ist es erstaunlich mit anzusehen mit welch geringer Trittsicherheit sich einige Menschen ins Gebirge begeben.

                                                              Von der Alpinisten-Karawane ein wenig ausgebremst dauert es ein wenig bis wir das Joch überschritten haben, doch irgendwann sind wir oben. Es weckt schon gemischte Gefühle in mir, als wir unmittelbar neben einem Sessellift stehen. Vor uns tut sich ein Skigebiet auf und zerstört jegliche Schönheit der Natur.



                                                              Wir steigen durch tiefen Schnee die schwarze Piste herab und verlieren am Parkplatz / Skizentrum erstmal kurz die Orientierung.



                                                              Bald sind wir aber wieder auf dem E5 und die Landschaft wird wieder ein wenig natürlicher. Im der Rettenbachalm kehren wir mittags ein und tricksen so einen kurzen Schauer aus.
                                                              Nach dem Mittag geht es über herrliche Alpwiesen immer weiter hinab Richtung Tal.









                                                              Zur Venter Ache führt ein ziemlich Steiler Pfad. Als wir im Tal ankommen merke ich, dass mein Knie mir das heutige permanente Bergab ziemlich übel genommen hat. Die Ache entlang erreichen wir zügig Zwieselstein. Dort wollen wir eigentlich in der Alpenvereinshütte einkehren, landen dann aber doch in einer privaten Pension.

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                                                              • sebastian75
                                                                Erfahren
                                                                • 27.08.2007
                                                                • 280


                                                                #32
                                                                AW: [DE, FR, CH, AT, IT] Bonn nach Bozen – by fair means 2010

                                                                27. Juli

                                                                Zwieselstein – Moos

                                                                Kurz hinter Zwieselstein zweigt der Weg ab und führt immer weiter hinauf Richtung Timmelsjoch. Wir wandern über grüne Alpwiesen und durch Wälder. Es beginnt das übliche Klamotten-Wechselspiel. Erst Pullover und Jacke an, dann bergauf alles wieder in den Rucksack, dann kurzer Schauer, Regenjacken raus, dann wieder aus….



                                                                Bis zum Joch sind es über 1000 hm und so passieren wir nach einiger Zeit auch die Baumgrenze. Dort windet es nun doch etwas stärker und wir holen sogar die Mützen aus dem Rucksack. Die Frühstückspause verbringen wir im Windschatten eines seltsamen Kunstobjekts – trotzdem drängen wir schnell weiter Richtung Pass.
                                                                Kurz vor dem Pass ziehen dichte Wolken auf und wir hängen total in der Suppe. Das obligatorische Foto auf den Beiden Stühlen fällt also etwas dunkeler und herbstlicher aus.

                                                                An der Gaststätte am Joch lassen wir uns ein Heißgetränk schmecken und besprechen die weitere Etappe.
                                                                Die 1000 hm bis hier waren für mein Knie kein Problem, doch bergab läuft es leider nicht rund. Also beschließen wir die Gruppe zu trennen. Während Christian und Thomas dem E5 folgen versuche ich mein Glück als Anhalter. Der Bus nach Moos fährt erst am Abend und da ich beim Autostop bisher nie Glück hatte stelle ich mich emotional schon auf fünf Stunden Wartezeit ein. Doch da habe ich nicht mit den Waffen der Frauen gerechnet. Ich schultere noch meinen Rucksack, da eilt meine bezaubernde Wandergefährtin schon, mit einem „ich besorg uns mal eine Mitfahrgelegenheit“, aus der Tür. Ich komme also auch der Gaststätte und schon steht da ein Auto. Respekt.


                                                                Nach wenigen Metern Fahrt reißt der Himmel auf und wir befinden uns nun auch emotional endlich in Italien. Das Timmelstal liegt malerisch unter uns und mit jeder Kurve steigt unsere Laune.



                                                                In Rabenstein hat unser Chauffeur keine Lust mehr uns mitzunehmen und wir setzen die Wanderung auf Schusters Rappen fort. Die ersten steilen Kurven erweisen sich als ziemliche Kniekiller, doch bald erreichen wir die Passer und folgen ihr nach Moos.






                                                                Die beiden Nachzügler lassen noch auf sich warten, so genießen wir erstmal einen Espresso in der Sonne, ehe wir für unsere ganze Gruppe ein Zimmer mit Sonnenterasse besorgen.

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                                                                • sebastian75
                                                                  Erfahren
                                                                  • 27.08.2007
                                                                  • 280


                                                                  #33
                                                                  Moos – Mahdalm

                                                                  28. Juli

                                                                  Moos – Mahdalm

                                                                  Wir frühstücken bei bestem Wetter und brechen zügig auf. Die ersten zwei Stunden überspringe ich, indem ich in den Bus steige. Die Gefährten scheuen weder die 300 Meter Aufstieg nach Stuls noch die 600 Meter Abstieg nach St. Leonhard.
                                                                  Schnell sind wir wieder vereint und die nächsten Stunden sind reine Genußwanderung bei grandiosem Sommerwetter.



                                                                  Erst ab dem Pfandlerhof wird aus dem Sonntagsspaziergang wieder eine Bergtour. Das Gelände besteht zwar nur als Almwiesen, doch die haben es echt in sich. Das Wetter wird nun auch schwüler und so freuen wir uns auf ein kühles Radler und eine zümpftige Tiroler Brotzeit auf der Pfandleralm. Dort wollten wir eigentlich direkt die Nacht verbringen, doch das Wetter klart wieder auf und wir beschließen doch noch die nächste Etappe Richtung Hirzer Hütte anzuschlagen. Unser Hochmut wird direkt bestraft, denn hinter der Alm wird es immer steiler und wir müssen zu später Stunde nochmal ordentlich ackern. Auf dem Grat angekommen wandern wir der Hirzer Hütte entgegen. Riesige Ziegenherden scheinen auch den Feierabend eingeläutet zu haben und trotten zielstrebig an uns vorbei.



                                                                  Als wir die Mahdalm passieren ist es um unseren Tatendrang geschehen. Zu malerisch liegt die Alm da. So beziehen wir Quartier und lassen uns das wundervolle Essen, gebratene Ziege, schmecken.

                                                                  Kommentar


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                                                                    Erfahren
                                                                    • 27.08.2007
                                                                    • 280


                                                                    #34
                                                                    off topic

                                                                    Zitat von hosentreger Beitrag anzeigen
                                                                    Nix für ungut, aber ist das zu der Zeit nicht eher was für Skifahrer

                                                                    [/SIZE]

                                                                    Den Rockie Mountains Reisebericht will ich natürlich nicht vorenthalten:

                                                                    Rockie Mountain Road Trip

                                                                    Kommentar


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                                                                      Erfahren
                                                                      • 27.08.2007
                                                                      • 280


                                                                      #35
                                                                      Mahdalm – Meran 2000

                                                                      29. Juli

                                                                      Mahdalm – Meran 2000

                                                                      Die erste halbe Stunde ist der E5 noch gnädig mit uns. Bis zur Hirzer Hütte können wir uns noch entspannen. An der Hirzer Hütte stellen wir zufrieden fest, dass unsere Entscheidung an der Mahdalm zu übernachten genau richtig war. Die Hütte war einfach super gemütlich und urig.

                                                                      Hinter der Hirzer Hütter merken wir dann schnell wieder, dass es bei einer Alpenüberquerung auch mal bergauf gehen muss. In Serpentinen steigen wir hinauf. Den Hirzer und die Obere Scharte im Blick, ein traumhaftes Panorama im Rücken. So steigen wir fast 700 hm auch. Weiter oben wird das Gelände immer schroffer. Unter dem Grat muss man sogar anfangen ein wenig zu kraxeln uns sich zwischen Felsblöcken hindurch zuschlängeln. Und das nach der ganzen Schlemmerei auf der Hütte.



                                                                      Das Wetter schlägt nun schnell um. Immer mehr Wolken ziehen auf und die Temperatur sinkt spürbar. Oben geht es nun erstmal wieder steil bergab. Mein Knie scheint sich endlich wieder erholt zu haben und macht jetzt keinen Stress mehr.
                                                                      Nachdem wir wieder flacheres Gelände erreicht haben legen wir eine Pause ein. Doch das Wetter will uns antreiben und beendet mit Nieselregen unsere Rast. Wir brechen also zügig wieder auf und während wir durch die schöne Landschaft trotten entschließt sich der Regen zu einem Gewitter zu werden.



                                                                      Wir marschieren Bergauf und der Regen prasselt nun immer heftiger auf uns herab. Als wir um die Flanke des Berges herumkommen trifft der Regen plötzlich waagerecht auf uns ein. Trocken bleibt jetzt keiner von uns. Für die wunderbare Landschaft fehlt uns leider auch die Muse. So passieren wir die Seen und hetzen immer schneller der Meraner Hütte entgegen.

                                                                      Natürlich bessert sich das Wetter auch genau in dem Moment wo wir bei Kakao, Glühwein und Strudel in der Hütte sitzen.
                                                                      Abends klart das Wetter immer weiter aus und die Wolkenformationen im Tal bescheren uns noch schöne Ausblicke. Der leckere tiroler Wein, der nun günstiger ist als Bier, trägt auch zur guten Stimmung bei.

                                                                      Kommentar


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                                                                        Erfahren
                                                                        • 27.08.2007
                                                                        • 280


                                                                        #36
                                                                        Meran 2000 – Bozen

                                                                        30. Juli

                                                                        Meran 2000 – Bozen

                                                                        Heute starten wir auf 1960 m und werden abends, hoffentlich, in Bozen auf 265 m ankommen. Naja, mit der Hilfe der Seilbahn kann man ja in Jenesien entspannt die 900m nach Bozen zu Tale schweben.

                                                                        Die letzte Etappe beginnt mit etwas Wehmut, doch nach nun drei Wochen unterwegs freue ich mich auch darauf anzukommen. Sowohl die Route als auch das Wetter unterstützen uns heute nach besten Kräften und so entpuppt sich die letzte Etappe als eine Genusswanderung vom feinsten.
                                                                        Am Morgen geht es sanft und kurz hinauf. Am Kreuzjoch halten wir kurz inne und bewundern die 360° Panorama.



                                                                        Am Möltner Kaser gönnen wir uns eine Saftschorle und wandern gestärkt weiter. Es geht heute über offene Weiden und schöne Wälder.
                                                                        Irgendwo hinter St. Jakob Lanfgenn scheinen wir uns verlaufen zu haben. Der Wegverlauf durch eine handvoll von Häusern ist nicht ganz klar und wir verzweifeln kurz an Reiseführer und unserem Orientierungsinn. Doch bald ist klar, dass wir uns auf dem rechten Weg befinden.

                                                                        Vor Jenesien wird die Landschaft immer offener, fast schon künstlich. Man hat das Gefühl sich in einem Park zu befinden. Die vielen „Sonntagsspaziergänger“ tragen weiter dazu bei, dass wir uns, mit den schweren Schuhen und dicken Rucksäcken, fehl am Platz fühlen.



                                                                        Wir erreichen und durchqueren Jenesien, einem traumhaft schönen Ort, und an der Seilbahn warten schon die Eltern von Christian und Thomas auf uns.
                                                                        Nun geht irgendwie alles viel zu schnell. Die Seilbahn bringt uns zügig ins Tal und reißt uns aus unserem Wandertraum. Schön wars….

                                                                        Kommentar