Hinweis der ODS-Testgruppe
Dein Team der
Offizieller Teil
Kaufdatum: Outdoorseiten-Passaround-Test
Wetter-/Klimabedingungen: heftige Sonne bis Dauerregen
Art des Einsatzes: Kajaktour / Gartencamping
Hersteller: Rejka
Modellbezeichnung: Agadir
Modelljahr: 2009
Unverbindliche Preisempfehlung: 170 €
max. Personenanzahl: 1-2
Zelttyp: Kuppelzelt
Vorgesehener Einsatzbereich: mehrwöchige Trekkingtouren
Material Aussenzelt: 185T Polyester, PU-beschichtet
Material Innenzelt: 190T Ripstop Nylon
Material Boden: 210T Nylon, PU-beschichtet
Material Gestänge: Aluminium
Material Häringe: Aluminium
Gewicht min. (in kg): ca. 2,5 kg
Gewicht normal (in kg): ca. 2,7 kg
Packmaße (L x B x H in cm): ca. 40x15cm
Anzahl Eingänge: 1
Bewertung der Verarbeitungsqualität: 1-
Bewertung des Komforts: 1-
Handling (Aufbau, Abbau, Gebrauch): 1-
Alter Testpersonen: 10, 12, 39
Körpergrösse Testperson (in cm): 155, 175, 195 cm
Körperstatur Testperson: klapperdürre bis normal
Geschlecht Testperson: männlich
Outdoorerfahrung Testperson (1-wenig bis 7-hoch): 3,3,5
Na wen haben wir denn da? Erster Eindruck
Etwas voreingenommen war ich schon: Ein Zelt für 170€ - na was soll das denn sein? Gespannt wartete ich auf das Passaround-Paket und war beim Auspacken sofort von dem angenehm langweiligen Grün des Roll-Packsackes überrascht, dass mir entgegenkam. Ich mag diese Farbe einfach viel lieber als die vielen auffälligen Töne, die es heute so gibt. Naja, bin auch schon ein alter Sack, wir werden sehen, wie es den richtigen Testern nachher gefällt.
Hübscher Sack, nur etwas groß
Als zweiter Eindruck überraschte das doch recht hohe Gewicht des Zeltes und das ziemlich lange Format - so etwas kenne ich von meinem Ringstind nicht und es erinnerte mich eher an das Packmaß meiner Aldi-Zelte.
Die Häringe ausgepackt - machten einen stabilen Eindruck, die Praxis wird es zeigen. Auch das Außenzelt erfreute mit demselben schönen dunklen Grün die Augen wie der Packsack, das Gelbe von Zelt ist von der Farbe her auch mehr pastellig und angenehm. Der Packsack ist eher zu groß als zu klein, lässt sich aber dank Rollverschluss ordentlich komprimieren.
Eine Anleitung oder sowas konnte ich nicht finden, was ich allerdings nicht besonders hoch bewertete, da ich schonmal ein Zelt aufgebaut hatte. Später stellte sich jedoch heraus, dass die Anleitung beim "Vorbesitzer" beim Einpacken nur tief in das Packgut geraten und deshalb nicht zu finden war. Einmal gefunden, überraschte die Anleitung durch sauberen Text und klare Symbolik, nach der eigentlich jeder Alphabet mit zwei Händen das Zelt auch aufbauen kann, der noch nie zuvor eines gesehen hat.
Dann noch ein goldeloxiertes Gestänge mit vergleichsweise langen Segmenten. So ein Standard-Gestänge aus Standard-Alu kennen wir ja von anderen Zelten, dass es so gut verarbeitet ist und so sauber zusammenflutscht hätte ich bei dem Preis des Zeltes eher nicht erwartet. Schonmal Pluspunkt. Nur etwas kürzer dürften die Segmente sein, dann könnte das Gesamtpackmaß nochmal schrumpfen. Erster Eindruck also: Schönes Ding, nur ziemlich schwer.
Kinderleicht oder was? Praxisteil 1
Da das Zelt als zweites Zelt für eine Wochenend-Kajaktour über Himmelfahrt mit der ganzen Mischpoche geplant war, sollten die neuen "Besitzer" Max und Philipp (10 und 12 Jahre) gefälligst auch selbst damit umgehen können und den täglichen Auf- und Abbau übernehmen. Also wurde am drauffolgenden Samstag der Garten zum Campingplatz erklärt. Um die Sache spannend und den Test realistisch zu halten, kam das Zelt erst dort erstmals in kindlichen Augenschein.
Der Aufbau (ohne Anleitung, die hatte ich versteckt!) bereitete den beiden Jungs keinerlei Probleme, nach 1 Minute war das Innenzelt ausgelegt, eine Seite mit 2 Häringen gesichert (war zwar Null Wind, aber gelernt ist gelernt!) und eine weitere Minute später standen zwei Gestängebögen richtig gekreuzt über dem flink eingeklinkten und sauber gespannten Innenzelt.
Schönes Innenzelt - ruckzuck aufgebaut
Außenzelt drübergeworfen, in die 4 Schnellverschlüsse eingeklinkt (dank Myog-Markierung des "Vorbesitzers" auch gleich richtigrum) und der Sturm kann kommen. Nur wozu um alles in der Welt brauchen wir diesen kurzen roten Gestänge-Schniepel?
Wo kommt denn dieses komisch Ding noch hin?
Einige Runden um Zelt gelaufen und 10 Diskussionsminuten später war auch hierfür eine Verwendung gefunden. Die "komische" rote Stange gehört als Firststange ins Außenzelt, wobei sie sich aufgrund der Länge doch recht lange gewehrt hat, in die vorgesehenen Laschen zu wollen. Schließlich siegte Gewalt über Verstand, die Stange saß stramm im Giebel des Zeltes.
Regen und Realität - Praxisteil 2
Der eigentliche Praxisteil war die Kajaktour mit den Freunden des Alpenvereins Sektion Wernigerode in den Feldberger Seen in Brandenburg über Himmelfahrt. Offenbar hatte Petrus kein Verständnis für Passarounds, deshalb versemmelte er uns den Spaß am Foto gleich am ersten Tag mit heftigem Regen, der der Digiknipse so arg zusetzte, dass sie das ganze Wochenende keine Bilder mehr machen wollte. Grrr! Also gibt es keine Beweise von dem wirklichen Praxiseinsatz... Doch sei es drum!
Der Zeltauf- und abbau ging jeden Tag schneller, den alltäglichen Wettbewerb zwischen Eltern (Aldi-Zelt) und Kindern (Agadir) gewannen bereits am ersten Tage die Kids. Innerhalb 3 Minuten konnten sie letztendlich das Agadir aufstellen, beim Abbau dauerte das Ganze etwa 8 Minuten. Gegen alle anderen Zelte gewannen die Kids zeitlich auch ohne Probleme - großes Plus für das Agadir!
Gleich in der ersten Nacht Regenschauer, dann ein Morgen in knalliger Sonne, der das Zelt in wenigen Minuten trocknen ließ. Obwohl das Material wesentlich fester im Griff ist als viele andere recht leichte Zelte, wirkt es keinesfalls schwach oder empfindlich. Trotzdem, kochen würde ich in der Apside nur mir gut kontrollierbarem Gaskocher, mit meinen Myog-Spiritus-Höllenbrennern hat man sicher schnell die schöne Polyesterbehausung mal abgefackelt.
Die Abspannleinen längten nur unwesentlich bei Feuchtigkeit, wir haben jedenfalls nie nachspannen müssen. Vorteilhaft beim morgentlichen Trocknen ist, dass man das Innenzelt umdrehen und in die Sonne stellen kann, während das Außenzelt auf dem Zaun flattert. Abends dann erster Aufbau im leichten Niesel, der den Aufbau zusätzlich beschleunigt - erst Innenzelt, dann Außenzelt ist hierbei immer nachteilig, aber schnell zu bewerkstelligen. Auch das nasse Zeit aus- und einzupacken bereitet kein großes Problem, wenn auch kein gutes Gefühl.
In den folgenden 72 Stunden dann Wechsel zwischen viel und ganz viel Regen, zum Unglück hatten wir das Zelt an einem Tage auch noch in einer kleinen Kuhle aufgebaut, der Boden hielt jedoch auch ohne zusätzlichen Foodprint absolut dicht. Ich würde dem Boden eine Menge zutrauen, so furchtbar dünn ist er nicht. Wahrscheinlich bedingt durch die hohe Luftfeuchte, die Temperaturen bis kurz vor Null in der Nacht und zwei schwer atmende Kids war das Außenzelt auf der Innenseite doch morgens mit deutlich Kondens bestückt, der allerdings nur an einem Morgen irgendwie ins Innenzelt gelangt war. Ansonsten perlten die Tropfen auch bei leichtem Klopfen aufs Zelt einfach innen ab und fielen nicht aufs Innenzelt. Den winzigen Außen-Lüfterchen spreche ich keine hohe Leistung zu, aber als Tropenzelt ist das Agadir ja gewiss weniger gedacht als für den Einsatz in allen Jahreszeiten. Die großflächige oben angebrachten Moskitonetze im Innenzelt sorgen jedenfalls für ausreichend Austausch von Frischluft zwischen Innen- und Außenzelt.
Reißverschlüsse arbeiteten ohne Haken und Klemmen, auch mit Schwung kein Problem, die Zipperschlaufen sind gut zu fassen. Lediglich die Nähte zeigten schon leichte Ermüdungserscheinungen, wo das Innenzelt immer ordentlich gespannt und beim Ein- und Aussteigen unsportlicher Personen zusätzlich strapaziert wird (siehe Bild unten). Ansonsten waren alle Nähte sehr gut verarbeitet, kleine Schönheitsfehler schränkten die Funktion keinesfalls ein - aber hey, das ist ein Zelt und kein Schweizer Uhrwerk! Das Moskitonetz ist vollkommen Skandinavientauglich, engmaschig und fest.
1000 Bilder sagen mehr als Worte...
Durchdachte Details: Schnellverschlüsse ziehen Außenzelt schnell straff, eine kleine Myog-Markierung (danke!) sorgt auch des nachts dafür, dass die Vordertüre nicht zur Hintertür wird.
Saubere Nähte, sauber verarbeitet, guter Halt, präzise Zugverteilung der Schlaufenverstärkungen
Gummis, die was aushalten!
ausreichend viele und lange Häringe, leider etwas weich im Material
Mehr als genug Abspannpunkte machen das Agadir bombensicher am Boden fest
Ordentlich Platz in der vorderen Apside. Prima: hier regnet es auch bei offenem Eingang nicht ins Zelt!
großer Zugang zum "Schrank" (hintere Apside; von innen erreichbar)
Hier passt was in den Schrank!
Viele Möglichkeiten, sich im Innenzelt (was) aufzuhängen
"Hey Kinder, raus mit den Schuhen!!" (Platz für nicht allzu große Leute; hier 1,55m und 1,80m - für 1,95m definitiv zu kurz. Schade!)
Die stark beanspruchte Stelle am Eingang - hier sehen die Nähte als Erstes die Nadel!
Die fertige Trutzburg (bei Sturm und Regen sieht das noch viel heimeliger aus!)
Fazit:
Das Agadir ist ein super robuster Begleiter in allen 4 Jahreszeiten für nicht allzu lange Personen, in Punkto Verarbeitung, Konzeption, Robustheit und Stabilität steht es sicher vielen der deutlich teureren Konkurrenten in nichts nach. Optimales Verhältnis von Gewicht zu Stabilität - ich traue dem Agadir auch heftigen Sturm oder monatelangen Dauerregen zu. Die störende Reihenfolge "erst Innenzelt-dann Außenzelt" kompensiert das Agadir weitgehend mit schnellster Aufbauzeit. Für eine Person eigentlich zu groß, für zwei "Normale" aufgrund der großen Apsiden perfekt vom Platzangebot. Viele durchdachte Details machen es praktisch und zeugen von der umfangreichen Erfahrung des Erbauers. Der Preis ist unschlagbar für so viel Zelt, kombiniert mit der langen Garantie eine gute Investition. Von meinen Vorurteilen bin ich geheilt und sogar ein kleiner Rejka-Fan geworden - die beiden anderen Tester sowieso!
Kinder-PRO und CONTRA:
+ wir waren immer die Ersten beim Auf- und Abbau!
+ es hat nie reingeregnet bei dem Sch***(Schlecht)-Wetter
+ der Schrank hinten war schön groß
+ viel Platz, auch zum Spielen
- einmal hatten wir Kondenswasser in einer Ecke (ich glaube, das Kondenswasser hat nach Cola gerochen )
Erwachsenen-PRO und CONTRA
+ sehr guter Preis
+ 5 Jahre Garantie
+ große Apside vorne und hinten
+ haptisch ansprechendes Zelt Material innen und außen
+ 1A-Gestänge
+ schöne Farbe und durchdachte Details
+ bombensicher standfest
+ steht ohne Abspannung
+ sehr gut verarbeitet
+ Innenraum und -fläche perfekt für 1-2 Personen
- zu großer Packsack
- zu lange Gestängesegmente (verhindern kleineres Packmaß)
- für ganz große Leute ungeeignet
- Häringe etwas zu weich (haben mehrere versehentlich mit der Hand verbogen)
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