[UK] Cape Wrath Trail - von Inverlael bis Cape Wrath

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    [UK] Cape Wrath Trail - von Inverlael bis Cape Wrath

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    28. April 2011: Prolog in Ullapool (oder: Kleine Scherze unter Freunden)

    Auf der Fahrt zwischen Inverness und Ullapool ergießt sich ein kurzer Schauer. Ansonsten ist der Himmel über dem Loch Broom klar und sonnig. Die letzten Wolken verziehen sich gerade. Die Wettervorhersagen für die nächsten Tage sagen Ähnliches voraus. Sonne, Sonne, Sonne.

    Wir sitzen in Ullapool und essen Hamburger & Pommes. Das letzte warme Essen, welches nicht als Trekkingnahrung mit einem Gaskocher zubereitet wird, für einen Zeitraum von 6 bis 7 Tagen. Ab morgen werden wir durch die größtenteils menschenleeren Weiten der Northwest Highlands in North Wester Ross & Sutherland auf dem nördlichen Cape Wrath Trail gehen.

    Wie ist es wenn zwei ausgewiesene Besserwisser miteinander auf Trekkingtour gehen? Grundsätzlich sind wir eine gut erprobte Einheit. Beide als Trekker ziemlich ehrgeizig und auch beide in gutem Trainingsstand. Lange befreundet. Eine gut eingespielte Seilschaft. Aber eben notorische Besserwisser. Beide!

    Während wir auf das Essen warten, haben wir eine äußerst interessante Diskussion über die Ende April bereits beeindruckende Tageslänge in Nordschottland. Da ich das Reisebuchtagebuch führe, möchte ich euch diesen -unverzüglich im Anschluss notierten- Dialog auf keinen Fall vorenthalten.

    (Mein Dank geht an dieser Stelle explizit an meinen Trekkingpartner Jens, der nicht nur schottische Bogholes, gigantische Blasen an den Füßen und nicht zuletzt meine Unarten mit Großmut ausgehalten hat, sondern der auch hervorragend über sich selbst lachen kann.)

    Szenerie: Zwei Männer sitzen am Tisch außerhalb eines Pubs in Ullapool, Nordschottland. Die beiden sind gerade angekommen und genießen die umliegende Natur. Versonnen nippen beide an ihren Bier. Es ist 21 Uhr. Der eine, Jens, schaut um diese Ortszeit die noch am Himmel stehende, wenn auch im Untergehen begriffene Aprilsonne an.
    Jens: Mann, jetzt noch hell. Da möchte ich mal wissen, wie das hier in den … wie heißt das noch… „Weißen Nächten“ ist.
    Ich: „Weiße Nächte“ heißt das in Russland, in St. Petersburg. „Mittsommer“ heißt das in Deutschland.
    Jens: „Midsomma“ heißt das in Skandinavien.
    Ich (leicht genervt): Nein, auch in Deutschland.
    Jens (grinst triumphierend): Aber nur bei Ikea!
    Ich (richtig genervt): Nein, „Mitt-som-mer“! Mit Doppel-T und hinten mit E-R geschrieben heißt das in Deutschland. In Skandinavien schreibt man es hinten mit A.
    Jens (überlegt kurz, sagt dann provozierend): Aber Mittsommer stimmt ja nicht. Ich mein’, es ist doch mehrere Tage und Wochen so hell.
    Ich (gelassen): Vom Sonnenstand aus gesehen stimmt es. Die Sonne steht an einem Tag am höchsten am Himmel. Dann ist eben Mittsommer. Das ist am 21. Juni.
    Jens: Aber doch nicht überall. Es kommt doch darauf an, wo du gerade bist …. [überlegt kurz]… ach nee, ist ja egal.

    Szenerie: Das Essen kommt. Die beiden Männer essen. Es gibt Pommes (Anm. des Autors: hiervon wird morgen noch die Rede sein). Nach ca. 20 Minuten greift der andere Mann das Thema wieder auf.

    Ich: Claudia und ich waren schon mal Mittsommer in Schottland.
    Jens: Wann war das?
    Ich: 2007.
    Jens: Nein, ich meine welcher Monat? Mai oder was?
    Ich: Oh, Mann, das haben wir doch eben… (lacht Tränen)


    An diesem Abend meine ich leider, das letzte in einer ordentlichen Küche zubereitete Mahl für eine Woche durch Zunahme der maximalen Kalorienzahl abfeiern zu müssen. Also vertilge ich neben meinem Hamburger und meiner eigenen Portion Pommes noch die Hälfte von Jens. Dazu muss man wissen, dass ich seit sechs Jahren mit zwei Ausnahmen im vergangenen Jahr keine (also wirklich: überhaupt keine!) Pommes mehr esse. Gleiches gilt für sämtliche so genannte „Sättigungsbeilagen“ wie Kroketten und Kartoffelecken, welche vorher in Frittierfett um ihre Existenz als Lebensmittel gebracht wurden. Ob Jens dies bewusst ist oder nicht – er überlässt listig die Hälfte seiner Pommes. Die Auswirkungen zeigen sich am nächsten Tag.

    Bei glänzendem Wetter geht es zurück in unserer Zelt auf dem Campingplatz in Ullapool. Noch sind Stimmung und Verdauung prächtig.




    Sonnenuntergang über dem Loch Broom



    29. April 2011: Inverlael bis Duag Bridge Bothy (oder: Pommesgrippe)

    Der Tag beginnt für mich mit Magendrücken. Bösem Magendrücken. So als ob alles bis zum Rand gefüllt ist und nichts mehr hinein geht. Während Jens in Ruhe ein ausgiebiges Frühstück zu sich nimmt, muss sich ich bereits einen kleinen Muffin in mich hinein zwängen. Eigentlich geht es dabei für mich nur um das Gefühl, nicht sofort zusammen zu klappen, wenn es direkt hinter Inverlael den ersten starken Anstieg hinauf zur Passhöhe geht.

    Wir kommen pünktlich los und stehen um 9:30 Uhr auf dem kleinen Wanderparkplatz bei Inverlael, buckeln die schweren Rucksäcke und: Jaaa! Es! Geht! Wieder! Los! Die mehrmonatige Vorfreude kribbelt noch einmal durch unsere Nackenhaare, als wir die ersten Schritten machen.

    Die ersten Meter verlaufen auf einem Forstwirtschaftsweg, immer den hier sehr dichten Nadelwäldern an den steil aufragenden Berghängen entgegen. Wir sehen noch ein paar Forstarbeiter - die letzten Menschen, die uns bis zum späten Nachmittag begegnen.

    Der Forstweg führt über eine Brücke und sodann steil bergauf in einem Zickzackkurs durch den Wald. Jens eilt in großen Schritten mit hohem Tempo voraus. Wir sind normalerweise beide gut trainiert. In Normalform könnte ich problemlos mit dem hohen Tempo mithalten. Heute nicht. In meinem Magen befindet sich meinem Gefühl nach ein zentnerschwerer Stein. Es ist ein Gefühl, das ich im Verlaufe des Anstiegs meine „Pommergrippe“ nennen werde. Massen von mit altem Fett frittierten Kartoffelbreistäbchen wälzen sich im Bauch. Jens sprintet enthusiastisch voran und muss sein Tempo bremsen, um mit mir auf gleicher Höhe zu bleiben. Ich schwitzte kalten Schweiß und kämpfe mich keuchend und verbissen den Berg hinauf.

    Der Forstweg tritt aus dem Wald heraus und wird zu einem schmalen Pfad. Wir haben einen wunderschönen Blick zurück und durch das unter uns liegende Tal zum Beinn Deargh.

    Die Aussicht kann ich kaum genießen. Es wird jetzt für einige hundert Meter richtig steil. Jens geht schnell voran. Ich werde langsamer und langsamer. Jeder Schritt tut nun weh. Das Gefühl von Schüttelfrost kommt auf. Nach einigen hundert Metern wartet Jens. Kurze Pause. Ich setze den Rucksack wieder auf. Das Schwindelgefühl kommt wieder. Der Berg ist kaum noch zu bewältigen. Soll der lang gehegte Traum, den CWT zu laufen, bereits nach wenigen Kilometern an einer höllischen Magenverstimmung scheitern? Ich bleibe wieder stehen. Es geht nicht mehr. Jens setzt ratlos den Rucksack ab. Da melden sich die Pommes. Ein kurzes Husten und…

    …nach vier Minuten geht es mir wieder einigermaßen gut. Ich bin jetzt innerlich vollkommen rein. Der Höhepunkt der Pommesgrippe ist durchgestanden. Während ich mir noch etwas wackelig in den Beinen den Rucksack wieder auflade fasse ich den Entschluss, dass dies endgültig die letzten Pommes in meinem Leben gewesen sind. (Für alle Interessierten: Bis jetzt habe ich diesen Entschluss durchgehalten.) Jens schaut ebenfalls sehr erleichtert drein, weil sich sein Trekkingpartner nun doch nicht vorzeitig von der Tour verabschieden muss.

    Der Pfad windet sich zu einer Hochebene, bis er sich schließlich zwischen Heidekraut verliert. Wir stampfen weiter, bis sich ein Bach ausmachen lässt. Entlang des Nachufers sind die Heidesträucher nicht so hoch gewachsen. Durch die Trockenheit der letzten Wochen sind auch keine unangenehm tiefen Bogholes zu erkennen. Schließlich laufen wir wieder nach unten. Ein weites baumloses Tal öffnet sich vor uns. Am linken Hang des vor uns liegenden Berges zeigt sich der Landrover-Track, den wir (abweichend vom klassischen CWT) unter Umgehung des Loch an Daim begehen wollen.



    Blick zurück Richtung Inverlael, im Hintergrund An Teallach.




    Glen und River Douchary, im Hintergrund rechts der weitere Landrovertrack.


    Bevor wir im Windschutz einer hohen Torfabbruchkante unsere Mittagspause machen, stolpere ich noch über einen Heidestrauch und kugele, getrieben durch das hohe Rucksackgewicht, in einem Purzelbaum den Hang herunter. Es wird Zeit, dass mein Magen wieder etwas Inhalt bekommt. Wir machen Mittag. Mit der Mahlzeit und der Pause kommen meiner Kräfte zurück.

    Den River Douchary haben wir schnell über ein paar großen Trittsteinen gequert. Wieder kommt uns die Trockenheit der vergangenen Tage zu pass. Unter normalen Umständen hätten wir bestimmt die Watschuhe anziehen müssen. Wir kommen an den Hang und arbeiten uns langsam durch das Heidestrauchgestrüpp den Hang hoch. Ich vertraue darauf, dass alles so ausgetrocknet ist wie der River Douchary, erwische aber mehrere Bogholes, die meine Hose unterhalb des Knies in ein charmantes Schlammbraun färben. Einmal auf dem Landrovertrack angekommen, machen wir schnell Strecke. Bei Übergang über die kleine Passhöhe ins Strath Mulzie bläst uns trotz des Sonnenscheins ein eisiger Wind entgegen. Eine einsame Schlange kreuzt unseren Weg. Ansonsten dauert es mehrere Stunden, bis wir uns durch das Strath Mulzie gearbeitet haben. Unterwegs treffen wir zwei mal zwei Wanderer, die uns jeweils verkünden, bald ihr Zelt aufschlagen zu wollen. Es ist schon später Nachmittag.

    Wir nähern uns endlich auch unserem Ziel, der Duag Bridge Bothy, dem „Old Schoolhouse“ der hier zusammen laufenden Täler. Die Täler sind mittlerweile unbewohnt. Das Schoolhouse besteht aus einem Vorraum, an den eine Abstellkammer und zwei größere Räume angeschlossen sind. Der Schlafraum mit Pritschen für 2-3 Personen ist wunderschön neu renoviert. Wir sind die einzigen und beziehen mit unseren Schlafsäcken die Pritschen.

    Wir tragen die Stühle vor die Bothy und genießen die Abendsonne sowie jeweils eine Dose Bier, die wir seit Ullapool für den heutigen Abend mitgeschleppt haben. Das dünne Lagerbier kann so gut schmecken, wenn man genügend Kilometer in den Beinen hat.




    Blick in das obere Strath Mulzie.




    Ein schales aber wohlschmeckendes Dosenbier vor der Duag Bothy.


    30. April 2011 – Duag Bridge Bothy bis Ben More Assynt Ostflanke (Loch Carn nan Conbhairean)

    Nach einer tief durchschlafenen Nacht beginnt ein grandioser Wandertag mit einem Frühstück vor der Bothy unter wolkenlosen Himmel in der warmen Morgensonne. Wie sehr die Trockenheit Auswirkung auf die Natur hat, merken wir, als neben uns ein Range Rover hält und der Fahrer uns fragt, ob wir etwas von einem Brand bemerkt hätten. Auf unsere Frage hin erklärt er uns, dass es gestern einen großen Brand am Weg Richtung Ullapool, kurz hinter dem Loch an Daim gegeben hätte. Die trockenen Heidesträucher würden bei der kleinsten Gelegenheit Feuer fangen. Er kontrolliere nun, ob nicht irgendwo anders ein Brand ausgebrochen sei. Wir haben nicht bemerkt und so fährt er weiter.

    Wir beginnen unseren Weg Richtung Oykel Bridge, das aus einem halben Dutzend Häusern im hier sehr dichten Wald und einem an der Straße gebauten Hotel besteht. Jens will unbedingt einen frischen Tee und ein Wasser. Obwohl das Hotel von außen wie ausgestorben aussieht, lässt sich Jens nicht beirren und tritt ein. Mit Rufen schafft er es sogar, jemand in den Gastraum zu beordern; Preußen können in ihrer direkten Art manchmal wirklich so grausam wie effektiv sein. Wir bekommen Tee und Mineralwasser. Die Besitzerin, die uns bedient, erklärt uns noch, dass sie das Hotel erst vor kurzem übernommen hätten und es diese Woche eigentlich noch wegen Renovierung geschlossen sei.

    Nach der Pause im angenehm kühlen Gastraum geht es weiter Richtung Loch Ailsh. Der Pfad verläuft gleichmäßig entlang des Oykel River und eröffnet immer wieder schöne Blicke in das Tal. Irgendwann rücken die Berge wieder näher und der Pfad knickt mit dem Oykel River nach rechts in den Wald ab. Die Nadelbäume der typisch schottischen Baumplantage rücken an den Pfad heran, der ab hier immer schlechter wird. Wir fressen Kilometer um Kilometer und kommen schließlich an den Ruinen von Salachry an. Geradeaus verläuft ein scheinbar neu gerodeter und planiert Pfad weiter am River Oykel. Die Karte zeigt allerdings keinen Pfad an. Aus Beschreibungen des CWT habe ich zudem im Kopf, dass man sich an den Ruinen von Salachry durch den Wald ein paar Höhenmeter nach oben schlag soll, um den Waldweg zum River Oykel zu erwischen. Wir machen unsere Mittagspause an der Lichtung und bahnen uns dann den Weg entlang eines Waldbaches, der durch eine kleine Klamm verläuft, nach oben. Ich muss daran denken, dass Pfad-Finder in seinem CWT-Bericht behauptet hat, die dicht wachsenden Zweige mit der Grünen Schrankwand für alle Nachkommenden gestutzt zu haben. Dies mag vor einiger Zeit zugetroffen haben, aktuell bahnen wir uns aber wieder den Weg durch dichtes Gestrüpp. Mit meinem großen Rucksack breche ich mehrmals eine Bresche für Jens, der sich, an Rucksack und Schultern schmaler ausgestattet, scheinbar leichtfüßig seinen Weg durch den Wald sucht.

    Als wir oben ankommen treffen wir auf: Einen niegelnagelneu geteerten Fahrweg, den selbst ein schwäbischer Ortsvorsteher mit Stolz als neuen Premiumradweg einweihen würde. Hier ist im letzten Jahr einiges passiert. Problematisch ist nur, dass der eintönige Weg kilometerweit durch einen eintönigen Baumplantagenwald eintönig und ereignislos auf und ab verläuft. Wir laufen und laufen, ohne dass sich irgendetwas ändert. Mit den Trekkingstiefeln läuft es sich unangenehm auf dem harten Untergrund. Wir machen Witze darüber, dass wir vermutlich die ganze Zeit auf der Stelle laufen und die Teerstraße von einer uns nicht bekannten Kraft langsam wie ein Laufband mit dem Tempo unserer Laufgeschwindigkeit bewegt wird, so dass wir immer die gleichen 100 Meter des Waldes rechts und links neben uns sehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit windet sich der Weg nach unten an den River Oykel, kommt aus dem Wald heraus und eröffnet einen wundervollen Blick auf den Loch Ailsh sowie die dahinter liegenden Südausläufer des Ben More Massivs. Dabei müssen wir erkennen, dass von der planierte Uferpfad, den wir bei Salachry verlassen haben, einmündet.
    Für alle künftigen CWT-Wanderer: Probiert den Uferpfad aus und versucht euch nicht durch den Wald auf das geteerte Laufband im Wald durchzuschlagen!

    Am Nordende des Loch Ailsh machen wir eine erneute Rast und beschließen, heute noch einige Kilometer in die Wildnis nach Norden zu laufen. Wir werden nicht die „klassische Route des CWTs nach Nordwesten über den Ben More nach Inchnadamph laufen sondern uns nach Nordenosten wenden und den Ben More auf seiner Ostseite passieren. Der Pfad wird schmaler und schmaler. Hinter ein Flüsschen verschwindet er fast gänzlich und lässt sich nur noch gelegentlich durch ein paar in den Morast gefräste Landrover-Spuren oder die Trampelpfade von Schafen und Hirschen erahnen. Wir bahnen uns eine Weg über trockenes Sumpfgras und Heidebüsche unseren Weg nach Nordenosten.

    Als es steil einen Hügel herauf geht, verliert sich der nur noch angedeutete Pfad vollends. Ein Blick über die weite, von Heidesträuchern und kleinen Lochans durchsetzte Landschaft bewegt mich dazu, den Pfad etwas bergab in nördlicher Richtung zu suchen. Jens (zu dessen Ehrenrettung dies hier ausdrücklich erwähnt sein soll) hatte hingegen von vornherein den Riecher, nach Sicht über Karte und Peilung mit Kompass, weiter den Berg hinauf in nordwestlicher Richtung zu gehen. Er hat, wie sich später heraus stellt, Recht. Da ich ihn aber ignoriere, kämpfen wir uns durch meterhohe Torfabbruchkanten, durchwaten Bogholes, umkurven Heidesträucher, bis wir uns nach einer halben Stunde Kampf wieder bergauf auf den über uns auftauchenden Pfad durchkämpfen. Ich hole mir meine wohlverdiente Schelte ab und wir sind nach einer weiteren halben Stunde am Loch Carn nan Conbhairean, an dessen Ufer wir auf der praktisch einzigen unbewachsenen Stelle unser Zelt aufschlagen. Der Tag hat uns viel Kraft gekostet, aber eine wundervolle orangene Abendsonne scheint über den Ben More Assynt in das hufeisenförmige Seitental des Lochs hinein. Es gibt eine große Portion Trekkingnahrung und einen Schluck Whisky aus dem Flachmann. Kann Trekking schöner sein? Wir liegen früh in den Schlafsäcken und schlafen den Schlaf der Gerechten!




    Die alte Oykel Bridge.




    Mittagspause an den Ruinen von Salachry.




    Loch Ailsh vom Süden aus.




    Blick zurück nach Süden. Ganz hinten links Richtung Loch Ailsh, rechts die Ausläufer des Ben More Assynt.




    Camp am See im Sonnenuntergang.



    01. Mai 2011: Ben More Assynt Ostflanke (Loch Carn nan Conbhairean)
    bis Loch Dubh am Beinn Leoid


    Szenerie: Zwei Männer liegen im Zelt, der eine schläft noch, der andere ist schon wach. Der wache Mann (ein Kind der DDR) weckt den anderen (einen „geborenen“ Westler), mit gespielt panischem Aktionismus.
    Jens: „Ulf, wach auf, wir müssen marschieren gehen.“
    Ich (schlaftrunken im Schlafsack): „Waaas? Wieso?“
    Jens: „Es ist erster Mai! Tag der Arbeiterklasse. Zieh dein Pioniertuch an!“
    Ich (immer noch schlaftrunken): „Oh Mann, du bist ein [zensiert]“.


    Nach dem Zeltabbau gehen wir schnell los. Der Weg ist noch einige Meter sichtbar, in denen er sich über Moorland zwischen Tümpeln und Heidesträuchern hindurch nach Nordosten windet. Wir kämpfen uns durch das Moor den Hügel hinauf. Der Pfad stößt hier auf einen Landrovertrack, der sanft ins Tal hinunter führt. Die Mächtigkeit der Landschaft mit den hier weit auseinander stehenden Bergen der Highlands ist beeindruckend.

    Wir laufen bis zum River Cassley und dem nach deutschen Maßstäben wirklich winzigen Wasserkraftwerk, das völlig einsam am Ufer steht. Danach windet sich der Track in einigen Serpentinen hinauf zur kahlen Kuppe des Maovally. Wir fühlen uns gut. Die Sonne scheint, Luft und Laune sind bestens. Wir und legen ein Eilmarschtempo vor und sind schneller über den Maovally, als wir es selbst gedacht hätten. Auf der anderen Seite blicken wir Kilometer weit über den Loch Shin hinaus auf die Berge Sutherlands im Norden. Wir laufen noch einige Kilometer weit hinunter und machen unsere Mittagspause.

    Kurz vor der Farm von Corrykinloch kommt uns ein Range Rover mit drei Insassen entgegen, die uns stoisch grüßen. Es sind die einzigen Menschen, die wir an diesem Tag sehen werden. Wir passieren Corrykinloch und laufen in die steil ansteigenden Hänger des Tales zu. Der Weg wird zum Pfad und dünnt immer mehr aus, bis wir schließlich an die Hänge gelangen, wo er faktisch verschwindet. Es ist Nachmittag, die Sonne brennt. Als wir den Bach in der Talmitte überqueren, verzichten wir angesichts zahlreicher Hinterlassenschaften von Schafen darauf, unsere leeren Wasserbeutel aufzufüllen. Der Plan ist, dies weiter oben am Bachlauf zu tun. Das Problem ist, dass sich der vor uns liegende Berg viel besser weiter oben an den Talhängen besteigen lässt. Der Bach selbst durchläuft die Hänge in gewunden, kaum zugänglichen Kaskaden. Wir kämpfen uns nach oben. Durst. Und kein Wasser. Mitten in Schottland. In Schottland! Jens flucht, er habe ja gleich gesagt, wir sollen die Wasserbeutel unten auffüllen; so dreckig sei das Wasser nun auch nicht gewesen. Ich fluche zurück, er hätte seinen blöden Beutel doch mit dem Dreckswasser auffüllen können, ich hätte ihn nicht daran gehindert. Wir quälen uns nach oben, bis wir schließlich am Ost-West-Scheitel der Berges sind. Der Bach fließt hier nur als kleines Rinnsal, aber es reicht, um die Wasserbeutel aufzufüllen. Frisches Wasser kann so gut schmecken!

    Wir sind nun zwar auf dem Ost-West-Scheitel, nach Norden steigt der Berg jedoch noch bis zu einer Passhöhe an. Vor uns liegen einzelne wirklich steile Buckel, Torfabbruchkanten und kleine Lochans, die es unmöglich machen, die genaue Richtung per Blick zu bestimmen. Nach Norden? Oder doch besser nach Nordosten? Oder Nordwesten? Ein Blick auf Karte und Kompass und eine grobe Kreuzpeilung später entscheide ich, dass wir uns direkt über den nördlich vor uns liegenden Buckel nach oben arbeiten, um nicht wieder östlich oder westlich in die Seitentäler abzusteigen. Jens empfindet dies als erneuten Irrweg und kraxelt nur widerwillig unter teilweiser Zuhilfenahme der Hände den steilen Buckel herauf. Nachdem wir die nächste Kante erklommen haben, muss er mir allerdings recht geben. Zumindest heute.

    Wir laufen im Zickzack-Kurs zwischen Lochans und Flussmäandern, durch sumpfiges Gelände und Torfabbruchkanten hindurch. Der Weg zur Passhöhe ist wirklich mühsam.
    Für alle CWT-Wanderer: Die Route ist wirklich nur bei trockenem Untergrund zu empfehlen. Bei vorherigem Regen hätte uns das Moor mehrere Male verschlungen bzw. zu einem weiten Umweg gezwungen. Bei trockenem Wetter ist die Landschaft aber die Strapazen allemal wert.
    Im letzten, flachen Stück bis zur Passhöhe sind die zahlreichen Tümpel und Lochans noch nicht ausgetrocknet. Es quietscht und quillt bei jedem Schritt. Wir laufen durch eine einsame Hochmoorlandschaft, die uns vorkommt wie die Todessümpfe aus „Der Herr der Ringe“. Endlich, nach einem qualvoll langen wie anstrengenden Aufstieg sind wir oben auf dem Pass zwischen Beinn Leoid und Meallan a Chuail. Auf der nördlichen Seite sehen wir weit unten den Loch Dubh liegen. Dort wollen wir unser heutiges Lager aufbauen.

    Bei Abstieg ist ein schmaler Pfad zu erkennen, der auch auf der Karte eingezeichnet ist. Der Pfad ist nicht mehr als eine Trittspur von Hirschen und wenigen verirrten Wanderern, aber er geleitet uns relativ sicher den hier sehr steilen Pass hinunter. An mehreren Stellen müssen wir die Hände zu Hilfe nehmen. Loch Dubh sieht von oben wundervoll aus, ist aber im unmittelbaren Uferbereich ein einziger erweiterter Sumpf. Trotz der langen Trockenheit findet sich keine halbwegs von Feuchtigkeit verschonte Stelle zum Zeltaufbau. Etwas weiter oben am Weg findet sich aber dann noch ein etwas abschüssiger aber trockener Platz. Während wir den Kocher anwerfen, beobachten wir, wie die Sonne hinter der beeindruckenden Felswand des Beinn Leoid verwindet.




    Auf dem Maovally. Blick nach Norden über Loch Shin und Sutherland.




    Blick vom Pass zurück nach Süden. In der Mitte die Todessümpfe, im Süden der Ben More Assynt.




    Auf der Passhöhe, im Hintergrund der Beinn Leoid.




    Loch Dubh, vom Pass aus gesehen.
    Zuletzt geändert von Cattlechaser; 04.11.2011, 10:48.
    Magie ist Physik durch Wollen. www.uhempler.de

  • anja13

    Alter Hase
    • 28.07.2010
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    #2
    AW: [UK] Cape Wrath Trail - von Inverlael bis Cape Wrath

    Wow! Schöner Bericht - bin gespannt auf die Fortsetzung

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    • Borderli
      Fuchs
      • 08.02.2009
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      #3
      AW: [UK] Cape Wrath Trail - von Inverlael bis Cape Wrath

      Jetzt habt ihr mich von der wartenden Hausarbeit abgehalten...

      Schöner Bericht, bitte weitermachen!!
      Ich nehme an, ihr habt eure Tour beendet, bevor die "Regenzeit" anfing?

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      • Cattlechaser
        Dauerbesucher
        • 04.08.2010
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        #4
        AW: [UK] Cape Wrath Trail - von Inverlael bis Cape Wrath

        @Borderli: Ja, wir sind genau einen (!!!) Tag vor Beginn der Regenzeit angekommen. Am 05. Mai - wir waren gerade in Durness- kam der Wetterumschwung. Wie es dann war, kann man auf deinem Reisebericht vom Mai ja nachlesen

        Und jetzt geht's weiter.


        02. Mai: Loch Dubh bis Rhiconich (oder: Königsetappe)

        Im Morgen haben sich Wolken im Talkessel gesammelt, die sich langsam, mit der Wärme der Morgensonne, nach oben erheben. Der von Nebel verhangene See macht im Morgenlicht einen magischen, fast ein bisschen unheimlichen Eindruck. Der schmale Pfad führt uns durch ein einsames Hochtal über einen weiteren Pass in ein zweites Hochtal. Die tief liegenden Wolken haben sich langsam gelichtet und geben einen Blick bis zum Atlantik frei. Eine einzelne Wolke hängt noch an der Südflanke des Ben Stack.

        Wir passieren zwei kleine Seen, an denen wir ganz entfernt einige Angler sehen, die dort mit dem Zelt übernachtet haben. Sie winken aus der Ferne. Offensichtlich ist das Auftauchen eines Menschen hier ein seltenes Ereignis, das alle Beteiligten entsprechend würdigen. Nun beginnt ein kurzer steiler Abstieg zum Ufer des Loch More. Auf der Straße von Lairgh nach Laxford Bridge gehen wir noch wenige Kilometer bis Lochmore Lodge. Nur alle fünf Minuten begegnet uns ein Auto auf dieser schmalen und kaum befahrenen Singletrack-Road. Wir haben mittlerweile unsere Wintermützen über den Kopf gezogen; nicht etwa, weil es so kalt wäre, sondern weil die nur an einem wolkenlosen Himmel stehende Sonne uns dermaßen auf den Kopf brennt, dass wir trotz Sonnencreme das (berechtigte) Gefühl haben, dass unsere Ohrmuscheln einen Sonnenbrand bekommen. Es sind heute vielleicht 18 Grad, aber in der Sonne ist es wirklich richtig heiß. Nach zwei weiteren Kilometern kommen wir durch Achfary. Das Dorf besteht aus geschätzt zwanzig Häusern, hat aber sogar eine eigene Schule. Die Schule hat (wie ich einige Tage von der örtlichen Musiklehrerin erfahre, die mich als Anhalter mitnimmt) lediglich sieben Schüler und dürfte damit eine der kleinsten, wenn nicht sogar die kleinste Schule in Großbritannien sein. Der „klassiche“ CWT, der an der Lochstack Lodge wieder auf unsere Route getroffen ist, knickt hier nach links ab und umgeht den Ben Stack auf seiner Westseite. Eilige Wanderer laufen einfach auf dem Singletrack an der Ostseite des Berges entlang. Unsere Route verläuft hingegen direkt hinter Achfary rechts Richtung Arkle und sodann durch das weglose Gelände an der Südwestflanke des Arkle entlang.

        An einem kleinen Wanderparkplatz, bei dem der Weg zum Arkle ausgeschildert ist, machen wir unsere Mittagspause. Wir sind nicht nur die letzten beiden Tage sondern auch schon heute sehr schnell voran gekommen. Nach unserem Zeitplan hätten wir heute irgendwo in der Nähe von Achfary gezeltet. Jetzt haben wir einen halben Tag Vorsprung. Problem ist nur, dass wir bereits 15 Kilometer hinter uns und jetzt etwa 15 Kilometer Marsch durch sumpfiges, steiniges und meist völlig wegloses Gelände vor uns haben. Trotz schmerzender Fußsohlen und einer beachtlich großen Blase, die Jens bereits seit Tag 1 drückt, treibt uns die Aussicht an, heute Abend ein Zimmer im Rhiconich Hotel beziehen zu können. Wir schauen uns an, nicken uns zu und gehen los.

        Zunächst geht es auf einem ungefestigten Weg am Ufer des Loch Stack entlang. Dann müssen wir den Weg verlassen und schlagen uns durch teilweise kniehohes Heidekraut und eine glücklicherweise ziemlich ausgetrocknete Moorlandschaft nach Norden durch. Die Moorlandschaft ist allerdings nicht so ausgetrocknet, dass sich nicht hin und wieder unter verdörrtem Sumpfgras ein wunderschönes Boghole findet, welches uns dann knietief verschluckt. Die vielen kleinen Rinnsale, welche sich bis zu einem Meter tief durch den Torf gegraben haben, machen zudem mehrere Richtungswechsel notwendig. Wir benötigen sehr lange, um den Arkle auf unserer rechten Seite hinter uns zu lassen, werden aber immer wieder mit toller Aussicht auf die eiszeitlich geformte steile Westseite des Arkle entschädigt.

        Wir gelangen auf dem unbefestigten Wirtschaftsweg, welcher von der Lochstack Lodge im Westen kommt, und sind damit wieder auf dem „klassischen“ CWT. Nach einem kurzen Stück müssen wir den Weg wieder verlassen, da wir nun ca. 9 Kilometer durch unbefestigtes Gelände entlang am Loch a-Gharbh Bhaid Mor und dem Rhiconich River bis nach Rhiconich laufen müssen. Die Füße brennen bereits höllisch, das unbefestigte Gelände hat seine Wirkung nicht verfehlt. Jens legt zusehend einen eiertanz-ähnlichen Gang an den Tag, was offensichtlich seine Blasen zurück zu führen ist.

        Szenerie: Zwei Männer laufen in den schottischen Highlands über einen schmalen steinigen Pfad. Der eine hat einen etwas merkwürdigen Gang, offensichtlich tun ihm die Füße weh. Er holt einen kleinen Fotoapparat aus dem Rucksack und geht in die Knie, um möglich einen Busch in den Vordergrund seines Panoramafotos zu rücken.
        Ich (interessiert): Wieso nimmst du denn den Busch mit in das Bild?
        Jens (lakonisch): Vordergrund! Vordergrund macht Bild gesund.
        Ich (mit lakonischer Ironie): Ja. Kopf kühl, Füße warm, macht den besten Doktor arm.
        Jens (sehnsüchtig): Oh, kühle Füße hätte ich jetzt auch gern.
        Ich: Es heißt Kopf kühl und Füße warm!

        Die CWT-Wanderer haben an der Ostseite des Loch a-Gharbh Bhaid Mor eine Art kleinen Trampelpfad heraus gearbeitet, der mehrmals auf- und absteigend durch das dicke Gestrüpp an den steilen Hängen führen.

        Hinweis für CWT-Wanderer: Einfach durch das Moorland bis zum Südende des Loch a-Gharbh Bhaid Mor durchschlagen und dann einige Meter an dem dort flachen Ufer gehen. Der Trampelpfad findet sich dort praktisch von alleine. Dann immer dem Pfad folgen, auch wenn er sich nach oben windet. Die Ostseite des Sees ist teilweise sehr steil abfallend.


        Ein paar Kilometer weiter müssen wir den Garbh-Allt, einen Fluss queren. Dies ist nichts Ungewöhnliches in den Highlands, für uns in diesem Moment jedoch schon, denn: Es ist die erste und einzige Flussquerung der gesamten Tour, bei der wir die Watschuhe anziehen müssen. Alle anderen Flüsse sind in diesem Tagen so trocken, dass sie kaum Wasser führen und über Trittsteine gequert werden können.


        Die letzten Kilometer laufen wir fast mechanisch. Bloß nicht an die Füße denken. Gegen 18 Uhr erreichen wir schließlich Rhiconich, das praktisch nur aus dem Hotel, einer Polizeistation und einer öffentlichen Toilette besteht. Das Rhiconich Hotel hat noch Zimmer frei! Wir laden die Rucksäcke ab und gehen als allererstes, mitsamt unseren duftenden Shorts und den von Schlamm verkrusteten Hosen, wieder nach unten und trinken ein Bier. Herrlich. Dann nach oben und duschen, duschen, duschen. Dann wieder nach unten und so viel Kalorien wie möglich. Wir schaffen problemlos 3 Gänge. Ich schließe mein Essen mit einem Chocolate Fudge with Cream ab, der mich an einem normalen Arbeitstag als Bürohocker sonst für 24 Stunden gesättigt hätte. Zwei Bier runden das Mahl hab. Die Königsetappe liegt hinter uns. Jens kann vor schmerzenden Füssen nur noch durch das Hotel humpeln, aber egal. Wir sind mit der Welt im Einklang.




        Loch Dubh im Morgennebel




        Eine einsame Wolke klebt am Ben Stack




        Durch Sumpfland nach Norden




        Blick zurück über das Nordende des Loch a-Gharbh Bhaid Mor




        Garbh-Allt, unsere einzige „nasse Flussquerung


        03. Mai: Rhiconich bis Sandwood Beach (oder: Müßiggang)

        Der heutige Tag wird die leichteste Etappe. Zunächst geht es entlang der Straße nach Kinlochbervie und Blairmore. Dann geht es über einen gut befestigten Wanderweg relativ flach bis Sandwood Beach. Nach den Strapazen des gestrigen Tages sind wir auch nicht gewillt, diese Etappe zu verlängern.

        Vor der Straße nach Kinlochbervie hatte mir zuvor ziemlich gegraut. Ich war diese Strecke bereits mehrere Male mit dem Auto gefahren –sämtliche Male bei schlechtem Wetter- und hatte sie die Landschaft als grau und eintönig in Erinnerung. Nichts, was einem nach vier Tagen Wildnis wirklich begeistern lässt. Es ist an diesem Tag aber (wieder einmal) strahlender Sonnenschein und ich bin über die schönen Ausblicke erfreut. Gerade der Blick zurück über Loch Inchard Richtung Rhiconich. Im Hintergrund zeichnen sich Arkle, Ben Stack und Foinaven unter einem wolkenlosen Himmel ab.

        Es ist noch nicht einmal Mittag, als wir Kinlochbervie erreichen. Der Ort erstreckt sich etwas zersiedelt entlang der Straße und des Loch Inchard und hat mehrere hundert Einwohner, was in dieser Gegend eine ungewöhnlich große Siedlung darstellt. Im Fischerhafen ist ein kleiner SPAR-Laden, der nordwestlichste Supermarkt Großbritannien. Hier kaufen wir frisches Obst, eine Schokolade und für den heutige Abend jeweils eine Dose Bier. Dann geht es weiter über den Singletrack nach Blairmore. Jens hat sich auf den versorgten Blasen wieder eingeeiert und läuft tapfer und ohne Beschwerde unser am heutigen Tag sehr schnelles Tempo mit. In Blairmore machen wir am Wanderparkplatz für Sandwood Beach Mittagspause.

        Im gleichen Tempo geht es dann weiter nach Sandwood Beach. Abgesehen davon, dass sich unsere geplagten Füße irgendwann wieder melden, haben wir einen problemlosen Trekkingtag hinter uns. Ich habe Sandwood Beach das letzte Mal ein Jahr zuvor gesehen – und dort Mitte Mai im Schneeregen gezeltet. Heute strahlt Sandwood Beach uns an. Jens, der zum ersten Mal an den legendären Strand kommt, ist wie fast alle davon begeistert. Es ist erst 15:00 Uhr. Eigentlich könnten wir heute noch weiter, zum Beispiel bis Strathchailleach Bothy oder mit einiger Anstrengung sogar bis nach Cape Wrath. Wir beschließen aber angesichts des schönen Tages, dass wir uns ein bisschen Müßiggang verdient haben.

        Wir laufen bis zum Nordende des Strandes und schlagen in einer der großen Dünen dort das Zelt auf. Zu dieser Jahreszeit sind wenig Menschen hier, im Gegensatz zum Hochsommer. Die wenigen Wanderer, die vom Parkplatz her gelaufen sind, machen sich langsam auf den Rückweg. Wir trinken das Bier in den Dünen und ich mache erst einmal ein ausgedehntes Nickerchen, während mir die Sonne ins Gesicht scheint. Jens genießt derweil die Aussicht auf einer der schönsten Strände Schottlands.

        Wir genießen den restlichen Tag, kochen irgendwann Essen. Außer uns zelten noch fünf weitere Leute am Sandwood Beach, die allerdings nicht wie Trekker aussehen. Vermutlich genießen sie nur eine Nacht das besondere Gefühl, hier fast allein zu sein, und gehen morgen zurück. Die Sonne geht an diesem wolkenlosen Tag ganz langsam und farblich von Hellorange bis ins Blutrot wechselnd über dem Atlantik unter. Wir sitzen beinahe eine Stunde und beobachten das Schauspiel. Dann gehen wir in unser Zelt. Morgen ist das Finale.




        Blick zurück über Loch Inchard. Im Hintergrund links der Foinaven in der Mitte der Arkle und rechts der Ben Stack.




        Entlang des Weges nach Blairmore: Oldshoremore Beach




        Wir nähern uns Sandwood Beach.





        Sandwood Beach von Norden aus gesehen.





        Sandwood Beach im Sonnenuntergang



        … wird fortgesetzt.
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        • Pfad-Finder
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          #5
          AW: [UK] Cape Wrath Trail - von Inverlael bis Cape Wrath

          Zitat von Cattlechaser Beitrag anzeigen


          Entlang des Weges nach Blairmore: Oldshoremore Beach
          Nachmacher!



          (2009)


          Zu Salachy:
          Ich bin da ja 2010 noch mal (11. Juni) durchgekommen. Es gibt da schon eine durchgehend schrankwandbreite Trasse... man kann aber zugegebenermaßen leicht von ihr abkommen.

          Loch Dubh:
          Loch Dubh im Tal oder oder Loch Dub a Chuail? Falls letzteres: Seid ihr hinter Loch Dub über den Pass zwischen Lochain Meallan a Chuail und Loch Loch Cul a Mhill gegangen, oder dem Pfad westlich des Meallan a Chuail (runter-rauf) gefolgt? Auf jeden Fall seid ihr bei Lochmore Side wieder auf die Straße gekommen, oder?

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          • lifetrotter
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            • 17.04.2009
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            #6
            AW: [UK] Cape Wrath Trail - von Inverlael bis Cape Wrath

            Zitat von Cattlechaser Beitrag anzeigen
            Also vertilge ich neben meinem Hamburger und meiner eigenen Portion Pommes noch die Hälfte von Jens. [/I]
            Ohne einem Apostroph hinter "Jens" wähnte ich mich schon in einem kanibalischem Reisebericht. Das wäre vielleicht einmal eine neue Antwort auf Fragen zur Verpflegung unterwegs: "Iss doch einfach Deinen Reisepartner, Gewicht und Packmaß spielen dabei keine Rolle, denn er läuft ja (anfangs) selbst.

            Nur gut, dass sich das Missverständnis noch aufklärt und der geneigte Leser damm doch noch erfährt, dass der Erzähler nur die Hälfte der Pommes seines Reisepartners vertilgte.

            Bitte entschuldigt diesen Beitrag und nehmt zur Kenntnis, dass Besserwissertum nicht als Alleinstellungsmerkmal der beiden Protagonisten des Dramas betrachtet werden kann.

            Dennoch, oder gerade deswegen, vielen Dank für den informativen wie unterhaltsamen Reisebericht, der Lust auf eine Reise auf diese Insel hervorruft!

            LG, Amadeus
            Dies ist ein elektronisch erstellter Beitrag. Bitte entschuldigen Sie das Fehlen von Kaffeflecken und Kuchenkrümeln.

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            • Cattlechaser
              Dauerbesucher
              • 04.08.2010
              • 848
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              #7
              AW: [UK] Cape Wrath Trail - von Inverlael bis Cape Wrath


              Zitat von lifetrotter Beitrag anzeigen
              Ohne einem Apostroph hinter "Jens" wähnte ich mich schon in einem kanibalischem Reisebericht. Das wäre vielleicht einmal eine neue Antwort auf Fragen zur Verpflegung unterwegs: "Iss doch einfach Deinen Reisepartner, Gewicht und Packmaß spielen dabei keine Rolle, denn er läuft ja (anfangs) selbst.
              Großartig. War mir gar nicht aufgefallen. Zum Glück hast du es gesehen, gevor mir Jens wieder einen Vortrag über deutsche Grammatik hält.

              Heute Abend geht's endlich weiter.
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              • Borderli
                Fuchs
                • 08.02.2009
                • 1737
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                #8
                AW: [UK] Cape Wrath Trail - von Inverlael bis Cape Wrath

                Der Beitrag zu Jens und dem Kannibalismus hat heute Vormittag schon meine Tastatur gefährdet. Ich konnte den Kaffee, den ich im Mund hatte, gerade noch unterschlucken... Beim Reiseberichtlesen ist mir das gar nicht aufgefallen.

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                • Blueface
                  Fuchs
                  • 10.06.2007
                  • 1086
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  Sehr schöner Bericht! Und....ahhhh...was für geiles Wetter!

                  Zwei Wochen später waren wir in der selben Gegend und hatten kaum blauen Himmel.

                  Danke für das Fernweh-kommt-zurück-Feeling.

                  Gruß

                  Blue
                  Iserlohner Impressionen - Blog zu Landschaften, MTB- und Wandertouren im Sauerland

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                  • Borderli
                    Fuchs
                    • 08.02.2009
                    • 1737
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [UK] Cape Wrath Trail - von Inverlael bis Cape Wrath

                    Die Schönwetterbilder sind so was von fies!! Erst das gute Wetter aufbrauchen und dann auch noch darüber schreiben, so etwas!

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                    • Cattlechaser
                      Dauerbesucher
                      • 04.08.2010
                      • 848
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                      #11
                      AW: [UK] Cape Wrath Trail - von Inverlael bis Cape Wrath

                      Danke an alle. Ich hatte in Schottland noch NIE so gutes Wetter. Wer sehen möchte, wie es nur wenige Tage später bei schlechtem Wetter aussah, kann hier lesen. (Entschuldige Borderli, konnte ich mich nicht verkneifen.)

                      @Pfad-Finder: Ich vermute, du bist wie ich ein Fingerreisender auf deinen Schottlandkarten. Die Route führte vom Maovally über Corrykinlich, von dort nach Nordwesten bis zu dem kleinen Sattel nördlich des Sithean Liath. Hier Richtung Norden bis zum Pass zwischen dem Leoid und Meallan a Chuail. Dann herunter zum Loch Dubh. Am nächsten Tag auf dem schmalen Pfad, der in der OS Landranger-Karte eingezeichnet ist, auf und ab, westlich des Meall na Leitreach bis zu A383 in Höhe Lochmore Side.


                      04. Mai: Sandwood Beach bis Cape Wrath (oder: Finale)

                      Wir sind früh laufbereit. Das Wetter ist wieder einmal blendend. Über die Hänge arbeiten wir uns weg von Sandwood Beach auf die wilde und weglose Moorlandschaft, die einige Höhenmeter über uns liegt und uns über mehrere Hügel und Täler heute nach Cape Wrath führen wird. Für mich ich es ein durchaus erhabenes Gefühl, dass ich das Kap heute sehen werden – im dritten Anlauf. Das erste Mal im September 2009 kam uns ein Sturm mit Dauerregen dazwischen, das zweite Mal im Mai 2010 Schneeregen und eine entzündete Achillessehne.

                      Es läuft sich leicht. Nur Jens Blase hat sich entzündet. Aber er quält sich durch. Mit guter Laune. Wir gehen durch ein Tal und halten uns dann über die Hügel nach Nordosten. Die Strathchailleach Bothy ist bei diesem Wetter in dem Tal weithin sichtbar. Nach etwas mehr als einer Stunde haben wir unser erstes Zwischenziel erreicht. Neben der Bothy steht das Zelt eines Paares, das recht spät gestern in Sandwood Beach aufgebrochen ist und heute auch Cape Wrath erreichen möchte. Es ist 8 Uhr 30. Sie schlafen noch. Also werden wir uns heute nicht mehr sehen.

                      Wir machen eine kurze Pause in der Bothy. Neben dem Eingangsbereich von 2 qm hat sie ein Wohnzimmer mit Kamin, eine kleine Küche und ein Schlafzimmer mit Bettpritschen für 2 bis maximal 3 Personen. Nicht groß, aber für eine Bothy durchaus luxuriös. Neben dem Kamin hängt ein Foto und eine Beschreibung der ehemaligen Nutzung, die mir –jedoch nicht in allen Details- schon auszugsweise aus Reiseführern bekannt war.

                      Die Bothy war das vermutlich letzte Gebäude in Großbritannien, das ohne allen Komfort, welchen wir gemeinhin als „Zivilisation“ bezeichnen (also z.B. fließend Wasser, Strom, Telefon, Straßen oder zumindest Landover-Tracks), dauerhaft und ganzjährig als Wohnhaus genutzt wurde. Laut dem Memorandum, das der Bothy-Wart neben den Kamin gehängt hat, lebte hier von 1964 bis 1996 James Macroy-Smith, von vielen nur „Sandy“ genannt. Sandy lief jede Woche einmal die Strecke nach Kinlochbervie, kaufte dort ein, trank meist ein Pint im örtlichen Pub und ging am selben Tag wieder zurück. Im Memorandum ist auch ein Foto von ihm enthalten, das ihn als äußerst freundlichen und wachen Typen an irgendeiner Bar (also vermutlich der in Kinlochbervie) zeigt. Er sieht ziemlich dem alten Käpt Iglu aus den Fernsehwerbespots der Neunziger ähnlich. Er musste dann wegen einiger körperlicher Gebrechen 1996 nach Kinlochbervie in den Wohnwagenpark ziehen, wurde 1999 wegen einer Krankheit in das Krankenhaus von Inverness eingeliefert und starb dort kurze Zeit später am 20. April 1999. In Memoriam.




                      Strathchailleach Bothy




                      Das Wohnzimmer der Bothy. An der Wand oben ist das Foto von Sandy zu sehen.


                      Wir verlassen die Bothy und arbeiten uns bergauf. Mehrere Male peilen wir, um den Bergrücken in der richtigen Richtung zu besteigen. Der Schweiß rinnt uns den Rücken herunter, aber heute, mit diesem Wetter und dem Ziel so nah, nehmen wir alles gelassen. Wir kommen an den großen Zaun, der die „Danger Area“ des britischen Militärs markiert. Hier ist das Bombodroom der Luftwaffe, welches in ähnlicher Form für die Bundeswehr für ein Gebiet in Brandenburg geplant war. Jedenfalls ist bis Mitte Mai Lambing-Season und wir können passieren. Hier machen wir unweit eines der vielen Bäche, unsere Mittagspause – zeitlich ist es jedoch eher ein zweites Frühstück.

                      Wir beratschlagen und gehen direkt weiter nach Norden über den Carn an’ Daim. Dieser ist eine Art ziemlich steiler Zwillingshügel, zu dessen Sattel wir uns heraus arbeiten. Carn an’ Daim heißt übersetzt der „Berg der Hirsche“. Als wir uns mühsam die weglose Steigung nach oben gearbeitet haben, können wir dies nur bestätigen. In zwei Herden laufen etwa 20 Hirsche in gehörigem Abstand an uns vorbei. Wir bahnen uns den Weg – wieder über ausgetrocknete Bäche, Heidesträucher, Torfabbruchkanten und steinigen Untergrund bis an das Ende des Bergsattels. Hier erhalten wir das erste Mal einen wirklich erhabenen Blick über Cape Wrath und die Nordwestspitze Großbritanniens. Alles sieht (fälschlicherweise) zum Greifen nah aus.

                      Langsam arbeiten wir uns den Abhang herunter. Alles ist dann viel weiter als man von oben denkt. Durch die trockene Moorlandschaft kommen wir schließlich an die Straße zwischen der Durness-Fähre und Cape Wrath Lighthouse. Ein schmales, ziemlich verwittertes Teerband, das nicht viel breiter als zwei Meter ist. Viel Verkehr ist nicht – es gibt nur einen Minibus. Diesen sehen wir an uns vorbei fahren. Die letzen Meter windet sich die Straße um den letzten Hügel und dann liegt Cape Wrath Lighthouse vor uns. Als wir ankommen, will der Minibus gerade wieder abfahren. Er ist ohnehin schon ziemlich voll. Aber, wie uns der Fahrer mitteilt, er kommt in ca. 2 Stunden wieder. Das passt uns gut, schließlich wollen wir unser Ziel noch ein bisschen genießen. Das Wetter ist immer noch sonnig und brillant, wenngleich auch an Cape Wrath ziemlich windig. Das Wetter erlaubt wunderschöne Ausblicke, zurück zu Cape Wrath und über die Nordküste Richtung Durness und Bettyhill.




                      Blick vom Loch an Daim – es sieht näher aus, als es noch ist.




                      Cape Wrath Lighthouse




                      Geschafft!




                      Blick über die Nordküste Richtung Durness


                      Im kleinen Cafe im Lighthouse fragen wir nach einem Sandwich und einem Bier. Sandwich gibt es – Bier offiziell nicht, „no license“ erklärt uns der Betreiber. Aber sind wohl –unrasiert, mit vor Schlamm starren Hosen- auch ohne Frage CWT-Bezwinger erkennbar. Der Cafe-Betreiber geht also ins Hinterzimmer, holt uns zwei Bierdosen aus seinem privaten Vorrat und macht uns die Sandwiches. Glück und wohlwollende Schotten muss man haben!

                      Die Fahrt im Minibus geht ruckelnd über die schmale Straße. An einigen Ecken traue ich mich nicht zur Seite zu Blicken, weil der Bus auf dem schmalen Sträßlein direkt am felsigen Steilhang entlang fährt. Am Kyle of Durness ist gerade Ebbe und die Sandbänke liegen frei. Zahlreiche Seerobben sonnen sich. Weil der Kyle of Durness bei diesem Gezeitenstand nicht mit der normalen Fähre zu befahren ist, kommt der Fährmann mit einem kleinen Motorboot. Mit dem zweiten Motorboot des Cafe-Betreibers, den der Minibusfahrer noch über Funk gerufen hat, kommen der Fahren mit uns vier Fahrgästen schnell an das andere Ufer.

                      Wir unterhalten uns mit den beiden anderen. Ein Ehepaar, er ist 75 Jahre, sie etwa um die 70 Jahre. Er hat gerade an diesem Tag seinen persönlichen CWT beendet. In einzelnen Etappen von Glasgow bis zum Kap! Seine Frau musste mit ihm immer einzelne Wochen Urlaub in den Regionen machen und ihn dann morgens zu den Ausgangspunkten fahren und abends abholen. Sie hat dies gerne gemacht und sich tagsüber hervorragend mit dem Hund, einem Setter, erholt, so sagt sie. Die beiden räumen ihren mit allerlei Kram zugestellten SUW auf, wir können mit dem Hund auf den Rücksitz und sie fahren uns noch die drei Kilometer nach Durness.

                      Wir checken im Lazy-Crofter-Bunkhouse ein und kochen uns riesige Portionen zu essen. Nebenbei sehen wir zu, wie Schalke 04 von Manchester United im Halbfinale der Chapions League mit 1:4 vorgeführt wird.

                      Der nächste Tag beginnt mit dunklen Wolken. Jens Blase ist so schlimm, dass er heute keinen Rucksack mehr tragen könnte. Wir laufen entlang des Strandes von Balnakeil Bay zum Faraid Head. Es beginnt zu regnen. Es ist das erste Mal in Schottland, dass ich mich über Regen freue. Unser Blick geht über den von Wolken verhangenen Kyle of Durness zurück in Richtung Cape Wrath. Ein wundervoller Trekkingurlaub geht zu Ende.


                      Zuletzt geändert von Cattlechaser; 21.08.2011, 18:49.
                      Magie ist Physik durch Wollen. www.uhempler.de

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                      • Borderli
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                        #12
                        AW: [UK] Cape Wrath Trail - von Inverlael bis Cape Wrath

                        Schön! (Trotz der Schönwetterbilder ) Ich überlege gerade, ob ich in meinem Schlechtwetterbericht einen Hinweis auf deinen Bericht anbringen soll, quasi als Kontrastprogramm...

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                        • Cattlechaser
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                          #13
                          AW: [UK] Cape Wrath Trail - von Inverlael bis Cape Wrath

                          @Borderli: Ich habe gerade noch einmal in deinem Bericht gelesen. Das ist wirklich ein echtes Kontrastprogramm! Unser Finaltag zum Cape Wrath war dein Transfertag von Edinburgh nach Skye. Bei dem Wetterumschwung waren wir in Durness, während du gerade nach Harris übergesetzt bist.
                          Zuletzt geändert von Cattlechaser; 21.08.2011, 18:47.
                          Magie ist Physik durch Wollen. www.uhempler.de

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                          • Peter83
                            Fuchs
                            • 22.08.2010
                            • 1115
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                            #14
                            AW: [UK] Cape Wrath Trail - von Inverlael bis Cape Wrath

                            Spannender Bericht und wunderschöne Bilder. Danke!

                            Grüsse,
                            Peter
                            "A man who is a man goes on till he can do no more and then goes twice as far."

                            Norwegian saying

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                            • Alex79
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                              • 05.06.2007
                              • 740
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                              #15
                              AW: [UK] Cape Wrath Trail - von Inverlael bis Cape Wrath

                              Hallo Cattlechaser,

                              sehr schöner Bericht, den ich gerade ausgiebig zur eigenen Planung nutze. Daher auch gleich mal eine Frage:

                              Hatte es einen Grund, dass Ihr den "Umweg" über Corrykinloch zum Loch Dubh gemacht habt? Ich spiele mit dem Plan bis zum Gorm Loch Mor zu laufen und von da direkt Richtung Nord-Ost zum Loch Dubh zu laufen. Das sollte von den Höhenmetern angenehmer sein als der Aufstieg vom Coire Ceann Loch.
                              Vom Loch Dubh wollte ich wesltich zum Gleann Dubh und so zur Glenduh Bothy.

                              Hast Du das Gelände noch im Gedächtnis und kannst dazu was sagen?

                              Gruß und Danke
                              Alex

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                              • Cattlechaser
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                                • 04.08.2010
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                                #16
                                AW: [UK] Cape Wrath Trail - von Inverlael bis Cape Wrath

                                Hi Alex,

                                freut mich sehr, dass ich dir ein paar Anregungen gegeben habe.

                                Die Route habe ich gewählt, weil ich vermeiden wollte, immer wieder bei Inchnadamph und Kylesku auf die A837 / A894 zu treffen. deshalb: Mitten durch. Es hat sich gelohnt. Wir waren für 2 Tagen praktisch völlig alleine in wunderschöner Landschaft. Allerdings auf Kosten einer insbesonder rund um das Loch Dubh sehr beschwerlichen Strecke.

                                Die Route, nach der du mich fragst hatte ich auch zeitweise erörtert. Landschaftlich dürfte es das allerbeste der varianten des CWT sein. problem dürfte nur sein, dass die Strecke extrem beschwerlich zu gehen sein dürfte. Wenn du statt dem klassischen CWT über die Südflanke des Ben More Assynt zu folgen weiter nach Nordwesten gehst wie wir, verliert sich der Trampelpfad sehr schnell. Das Gelände ist ein Hochtal, welches von Hügel durchzogen wird. Überall sind Sumpfsträucher, das Gelände ist insgesamt sehr matschig. Wir hatten viel Glück, weil es in dem Frühjahr sehr trocken war. Hätte es geregnet, wäre die Strecke vielleicht unpassierbar gewesen. Wir haben den immer wieder aufblitzenden Trampelpfad zwischendurch verloren und uns durch Torfabbruchkanten gekämpft. Von unserem Zeltplatz am Loch Carn nan Conbhairean führte ein blasser Trampelpfad nach Osten. Mit dem kleinen Wasserkraftwerk nördlich von Duchally führte dann ein ordentlicher Range Rover Track weiter nach Corrykinloch. daher der "Umweg" - es ging schlicht viel einfacher als durch das extrem moorige, von Torfabbruchkanten durchzogene Gebiet nördlich zu laufen (obwohl mich die Strecke sehr gereizt hätte). Wenn ihr es durch das Sumpfland im Norden zum Gorm Loch Mor schafft, knickt ihr dann nach Nordosten Richtung Passhöhe beim Loch Dubh ein. Dort müsstet ihr zunächst einmal mehrere Bäche (nass) queeren. Dann würdet ihr zwischen den vom Pass herunter fließenden Rinnsalen zur Passhöhe laufen. Schau mal unter den Fotos. Dort ist ein Blick von der Passhöhe, bei dem ich die Gewässer im Vordergrund als die "Teufelssümpfe" bezeichnet habe. Dass war der schwerste Teil des Weges, der nur passierbar war, weil es so trocken war. Sonst hätten wir beständig bis zu den Kien im Schlamm gesteckt. Einen Pfad gibt es dort oben nicht mehr. Genau hinter den "Teufelssümpfen" siehst du die Kante jenes Hanges, den du hochklettern würdest. Das ganze ist nicht steil, aber seeeehr sumpfig.

                                Insgesamt also eine tolle Strecke, die aber nur zu empfehlen ist, wenn es wirklich trocken genug ist. Ich schaue heute Abend mal in meinen detaillierten 1:25.000 Karten nach, wie der genaue Weg ist bwz. ob es Alternativen gibt. Wenn du magst, kannst du die Karten auch gerne habe - brauche sie nicht mehr. Sende mir einfach ein PN.

                                Gruß
                                Ulf
                                Magie ist Physik durch Wollen. www.uhempler.de

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                                • Alex79
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                                  #17
                                  AW: [UK] Cape Wrath Trail - von Inverlael bis Cape Wrath

                                  Hallo Ulf,

                                  danke für die Antwort! Das klingt nicht gut! Ich bin zwar schon einige Kilometer queerfeldein durch schottisches Moor gelaufen und auch schon gut eingesunken, aber wenn Du sagst, dass diese Stelle besonders hart ist... Jetzt bin ich etwas besorgt über unsere Streckenplanung .

                                  Wir gehen Ende Mai / Anfang Juni. Ich denke wir machen es wie ihr dann abhängig vom Wetter. Ich will nämlich ebenfalls nicht zurück zur Straße. Den Weg den ihr gegangen seid hatte ich noch gar nicht im Auge. Dank deinem Bericht haben wir jetzt auf alle Fälle eine alternative Route.
                                  Die 25.000er Karte habe ich mir bei Streetmap.co.uk schon ausführlich angesehen. Von der Steigung sollte es die angenehmere Route sein, aber ich will auch nicht hochschwimmen
                                  Vom Loch Dubh scheint man aber in nordwestlicher Richtung wieder auf einen Pfad zur Glendhu Bothy zu treffen. Diesen Teil möchte ich auf alle Fälle versuchen.

                                  Danke für deine Infos! Mitte Juni wirst Du lesen können, wie wir uns entschieden haben!

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