[SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • efbomber
    Erfahren
    • 23.08.2010
    • 228
    • Privat

    • Meine Reisen

    [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Nun ist es also so weit! Mein erster Reisebericht wird so nach und nach das Forum schmücken und es hoffentlich positiv bereichern.
    Nachdem ich mittlerweile seit einigen Jahren still und heimlich mitlese und mich von euch inspirieren lasse, möchte ich gerne anfangen meine Erfahrungen und schönen Momente mit euch zu teilen.

    Mein Dank gilt besonders Mortias, der mir in seinem eigenen Reisebericht etwas unter die Arme gegriffen hat und somit "Mitschuld" an dem Geschehenen trägt

    Zuerst mal ganz kurz zu den beiden Beteiligten dieser Tour!
    Mein bester Freund Sebastian und meine Wenigkeit (nebst bomber auch noch David genannt) haben ein Fable für die Natur und Wildnis in nahezu jeder Form. Sebastian arbeitet an einer Universität und ich selbst bin als Systemadministrator in einem mittelständischen bis großen Unternehmen tätig. Ich liebe die Einsamkeit um vom Alltagsstress abzuschalten. Nach ein paar kleinen "Testwochenenden" Trekking im Jahre 2007 und 2008 haben wir beschlossen mal was größeres zu unternehmen. 2009 haben wir uns dann direkt den Sarek Nationalpark ausgesucht
    Der Trip war einfach nur klasse, für uns stand noch auf dem Rückweg fest, dass wir wiederkommen werden. Es hat dann leider bis 2012 gedauert, da es extrem schwer für uns beide ist im gleichen Zeitraum Urlaub zu bekommen. Die Tour von 2009 reiche ich vielleicht auch noch nach... aber fangen wir mal mit dem aktuell Erlebten an

    Hier ein paar Eckdaten:
    An- und Abreise mit dem Auto: 3 Tage
    Tourentage: 12
    davon mit schönem Wetter: 11
    Ruhetage: Wasn das?
    km mit dem Auto: ca. 6000
    km zu Fuß: keine Ahnung, da kein GPS dabei, irgendwas zwischen 150 und 180
    Startpunkt: Kvikkjokk
    Ziel: geplant war Kvikkjokk, Suorva ist es dann aber geworden
    Gepäck: 30kg pro Person

    Unsere Hauptdarsteller:
    links könnt ihr Sebastian bewundern und rechts den David



    Aber kommen wir nun zum Wesentlichen!

    Kapitel 1 - Sumpf der Leiden


    Am 29.06 ist um 9 Uhr morgens die Festplatte in der Firma gefallen und ich machte mich bei Sonnenschein auf den Weg Richtung Norden. Kurz in Kiel angehalten um Basti einzusammeln, der erstmal seinen Krempel zusammenpacken musste, und weiter ging es! Das Fieber war da, es schlummerte seit 3 Jahren in uns, und jetzt war es wieder ausgebrochen. Endlich waren wir wieder auf dem Weg nach Lappland. Mittlerweile ohne google-maps Streckenauskunft. Die Strecke war bereits eingebrannt in unseren Köpfen.

    Ab der Öresundbrücke hatte es begonnen zu regnen. Das Wetter wurde die Fahrt über nicht besser. Schlechtes Omen oder nur "normal" für Schweden? Das Fahren war unangenehm bei häufigen starken Schauern und eine kurze 3-stündige Pause am Rastplatz um die Äuglein ein klein wenig zu schonen hat auch nicht geholfen.
    So oder meist schlimmer sah es aus:


    Angekommen sind wir in Kvikkjokk aber dennoch. Obwohl wir 8km vorher beinahe einen Elch umgemäht hätten, oder doch er uns? Das Tier wollte einfach mal eben vom Seeufer auf die Straße, nur um nach unserer Vollbremsung schleunigst im Hang Richtung Wald zu verschwinden. Das Herz wäre mir beinahe in die Hose gerutscht, ging aber nicht mehr, die hab ich bereits anderweitig gefüllt vor Schreck , egal, weiter gehts! 2km später steht ein Polarfuchs vor uns.... WTF? Ausgerechnet hier, auf der Straße, so kurz vor Kvikkjokk? Was wird uns wohl erst im Sarek erwarten, wenn das jetzt schon so los geht? Ein Foto existiert leider nicht, wir waren mit Staunen beschäftigt und keiner hat schnell genug reagiert

    Um 23 Uhr am Parkplatz angekommen, beschlossen wir noch voller Euphorie in die taghelle Nacht zu starten und ein wenig später unser erstes Lager aufzuschlagen. Trotz Bewölkung und leichtem Regen ist es extrem hell in dieser Jahreszeit. Ich liebe das!! Basti kriegt das kotzen, er braucht es dunkel zum Schlafen
    Allerdings stellt sich schnell heraus, dass wir nicht alleine sind.... Viele kleine Freunde schließen sich uns an. Verdammte Mücken. Zeltaufbau, Kochen, oder einfach nur Katzenwäsche werden zur reinsten Qual. Egal, nach einer Linsen-Erbsensuppenkombo mit Ciabatta und Baguette von der Anfahrt geht es in die Falle.

    Geweckt werde ich nur 5 Stunden später durch eine unerträgliche Hitze im Zelt, die klaustrophobische Zustände in mir erzeugt. Ich will hier unbedingt raus, schnell!! Aber schei..... was zur Hölle ist denn das? Durchatmen, ruhig Blut, hier drin bin ich noch sicher. In Ruhe angezogen, nur keine Panik. In der Absiss waren unsere "Freunde" gerade dabei eine Abrissparty zu feiern. Zelt zusammengepackt und nichts wie weg von hier! Aufs Frühstück haben wir unter den Umständen verzichtet und uns nur einen Müsliriegel gegeben. Hatten wir eh genug von dabei!
    Party in vollem Gange! Ohne uns!


    Die Hitze kam natürlich vom Sonnenschein. Fast windstill und nur ab und an vorbeiziehende Wolkendecken machten das möglich. Aber ohne Ganzkörperbekleidung ging hier garnichts!


    Mein rechtes Auge und die Wange waren bereits gut angeschwollen von einigen Stichen, meine Hände hatte es auch schon gut erwischt. Na ok, wo gehobelt wird, fallen nunmal auch Spähne!
    Es ging weiter Richtung Norden, anfangs noch einem gut erkennbaren Weg folgend, der sich allerdings kurz nach einem größeren Bootsplatz verliert und immer nur dann wieder auftaucht, kurz bevor man an einer abgeschlossenen Hütte vorbeikommt. Hier ein paar Impressionen von dem schönen Wetter und unserem nassen Begleiter, dem Gamajahka.








    Das Wetter blieb beständig, die Strecke wurde anspruchsvoller. Die Windstille machte es extrem kräfteraubend bei ca. 15 Grad in voller Montur, eingepackt bis oben zum Schutz gegen die Mücken, voran zu kommen. Es gibt aber dennoch an jeder Ecke was zu bestaunen. Die Anstrengung intensiviert das Erlebte nur!
    Solche schönen Blickfänge gibt es dort alle paar Meter.


    Doch so nach und nach begann es immer mehr zum Urwald auszuarten.Hier oben räumt keiner die Wälder frei von Sturmschäden. Das ist auch gut so!


    Sumpfige Stellen dank den regenreichen Vortagen inklusive. Schwerstarbeit am ersten Tag. Seltsam, das zweite Mal, dass wir so hier oben von der Natur in Empfang genommen werden. Schön schön
    Die Mücken ließen auch kein Stück von uns ab. Sobald man sich mal hingesetzt hatte um Pause zu machen sah man keine 10 Sekunden später so aus


    Nach 9 Stunden Dschungelfeeling und einer extrem breiten und tiefen Flussquerung vor uns, beschlossen wir das Lager aufzuschlagen. Der Fluss teilte sich in mehrere Arme auf, von denen die ersten 4 kein Problem darstellten, jedoch der Fünfte war extrem reissend und tief dazu. Da wir immer noch müde von der Autofahrt und der Rumkraxelei durch den Wald waren, wurde das Zelt in Ufernähe mitten im Sumpf aufgeschlagen.
    Basti erkundete über ein paar Inselchen hinaus, ob man irgendwo den fünften Arm ein wenig besser furten könnte.
    Like a ninja!


    Ergebnis -> Wir müssen morgen weiter den Fluss entlang.
    Da die Mücken uns nur auf den Senkel gingen und Autan ein Witz für die Biester darstellt, haben wir kurzerhand ein Feuer entzündet und mit feuchtem abgestorbenem Holz genährt. Der Rauch wirkt wahre Wunder gegen die fliegenden Invasoren.


    Nach einem Regenschauer waren die Viecher dann auch kurzfristig nicht mehr in Partylaune und wir konnten unsere Brotzeit genießen. Wurst, Käse und Ciabatta ausm Penny machtens möglich
    Irgendwann gegen 22 Uhr hatten wir uns dann aber doch ins Zelt verkrochen, da es angefangen hatte zu regnen.

    Soooo! Der Grundstein ist gelegt, jetzt muss ich das auch zu Ende bringen. Unterstützt mich doch dabei indem ihr euer Interesse kund tut :P
    Ich versuche den Bericht so schnell wie möglich zu komplettieren. Hoffentlich klappt das alles, so wie ich mir es vorstelle

    Gruß, David
    Zuletzt geändert von efbomber; 22.12.2013, 14:33. Grund: neuer Imagehoster, neue Links

  • efbomber
    Erfahren
    • 23.08.2010
    • 228
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

    Kapitel 2 - Abbruch der Mission

    02.07, Montag.... 12 Stunden später. Der Regen hat endlich aufgehört. Ein erster Blick aus dem Zelt heraus lässt Übles erahnen. Wir haben richtig Glück gehabt, dass unser Zeltplatz trocken geblieben ist. Der Wasserpegel ist um beinahe einen Meter gestiegen.


    Jetzt ist der Fünfte Flussarm in unerreichbare Weiten gerückt, man kann kaum noch die ersten 4 vernünftig und ohne erhebliches Risiko furten. Jedenfalls nicht an dieser Stelle. Ich bezweifelte es auch stark, dass dies weiter oben möglich gewesen wäre.


    Naja, erstmal frühstücken und dann geht es weiter. Lecker Müsli mit Milchpulver und frischem Wasser aus dem Fluss. Danach ging es ans Grübeln ran. Zelt einpacken und weiter dem Flusslauf folgen? Dieser führt jedoch nach Nordosten und nicht nach Nord-nordwest, wo wir eigentlich hin wollten. Der Zeitplan war knapp bemessen und wir waren uns beide einig, hier unten im Wald mit den Blutsaugern wird das sehr nervenaufreibend. Schweren Herzens packten wir unsere Klamotten und beschließen zurück zur Fjällstation Kvikkjokk zu wandern. Kurz nachdem das Zelt verpackt war kam nochmals ein richtiger Regenguss runter. Tja, die klammen Klamotten vom Vortag waren nun wieder komplett durchnässt gewesen.


    Immerhin brauchten wir den Nässeschutz nun nicht mehr rauskramen
    Aber das positive Denken verging mir auf den ersten Schritten. Ein Gefühl der Enttäuschung und des Versagens machte sich breit in mir und im Stillen vergoss ich sogar die ein oder andere Träne. Sollte die Tour schon nach 2 Tagen vorbei sein? Dafür hatte ich 3 Jahre gewartet, mich ein Jahr auf eine Solotour vorbereitet (Basti hat sich erst kurz vorher angeschlossen) und wie ein Besessener trainiert und 30 Kilo abgenommen? Mir ging es einfach nur beschissen, tschuldigung für die Ausdrucksweise, aber wer sowas schonmal erlebt hat, weis, dass man das nicht beschönigend ausdrücken kann.
    Der Weg zurück war noch beschwerlicher als am Vortag. Die Nässe erhöhte den Rutschfaktor auf Fels und Stamm um 300%.


    Trotzdem haben wir uns querfeldein in nur 6 Stunden bis zur Fjällstation durchgeschlagen. Holla die Waldfee, Nässe, Mücken und die Frustration trieben uns an. Viele Fotos haben wir aber nicht gemacht, dafür blieb kaum Zeit und die Lust fehlte auch.

    Hier einmal zur Veranschaulichung dieselbe Stelle des Flusses, die ihr auch in Chapter 1 begutachten könnt, hellblaues Wasser und die Felsen im Flussbett waren sichtbar, jetzt nicht mehr. 12 Stunden starker Regen können da oben verdammt viel ausmachen.


    Hier noch eins am Ufer des Gamajahka am Parkplatz in Kvikkjokk. 2009 standen wir dort unten im Flussbett und hätten das vermutlich furten können....


    Spätestens jetzt wussten wir, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten. Auf den letzten Metern nahm auch noch der Wind zu und die Mücken verkrümelten sich. Kurz noch ein Foto am Kungsledenwegweiser und schnell in die Station.


    Die Überlegung diesen Richtung Aktse zu laufen, ließen wir schnell wieder fallen. Zu viele Mücken, zu viel Wald, und vor allem kannten wir den Abschnitt schon von 2009. Was also tun? In der Fjällstation zu Kvikkjokk nahmen wir uns ein Zimmer über Nacht, als wir vom Trockenraum und den warmen Duschen erfahren hatten. Bingooooo Trockenraum macht die Sachen trocken, während wir uns erstmal pflegen und erholen. Guuuute Idee!
    Mit 385 SEK nicht besonders günstig, aber was solls. Wenn die Ausrüstung erstmal trocken ist und wir geduscht, sieht die Welt gleich anders aus! Am abend beschlossen wir den Einstiegspunkt komplett zu verlegen. Auf nach Suorva, auch wenn dies weitere 180km Fahrt mit der Karre bedeutete. Das Wetter solle gut werden, sagten die Leute in der Fjällstation. Von unserem Vorhaben in den Sarek zu gehen rieten uns alle ab. Zu viel Schnee würde dort liegen. Kurzerhand gab uns das den letzten Ansporn, den wir noch zu unserer Entscheidung benötigten :P
    Auf der Stube gaben uns zwei Schweden noch einen Tipp gegen die Mücken. Mygga solle sehr gut wirken. Acha! Gemerkt! Wird auf jeden Fall ausprobiert. Aber erst einmal Augenpflege betreiben.
    Die Laune stieg wieder, doch noch nichts vorbei. Und was uns an den nächsten Tagen noch erwarten sollte... hehe. Ihr müsst euch ein wenig gedulden
    Zuletzt geändert von efbomber; 22.12.2013, 14:42. Grund: neuer Imagehoster, neue Links

    Kommentar


    • HannaB
      Gesperrt
      Neu im Forum
      • 10.09.2012
      • 1
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

      Ihr solltet mal den Kurs "Kleine Spuren" besuchen.
      Was für'n Weissbrot!

      Kommentar


      • Detti
        Gerne im Forum
        • 16.06.2012
        • 73
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

        Toller Bericht. Klasse.

        Das Bild mit den Mücken ist schon fast unglaublich. So viele Mücken habe ich noch nie
        zusammen gesehen.
        Gruß Detlev

        Kommentar


        • Mortias
          Fuchs
          • 10.06.2004
          • 1261
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

          Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
          Mein Dank gilt besonders Mortias, der mir in seinem eigenen Reisebericht etwas unter die Arme gegriffen hat und somit "Mitschuld" an dem Geschehenen trägt
          Soso, da muss ich sagen diese Mitschuld trage ich überaus gerne. Bisher fängt es sehr vielversprechend an, bitter nur dass Ihr umkehren musstet, sowas ist immer etwas frustrierend. Und was Ihr an Mücken hattet ist auch nicht mehr feierlich. War selber Mitte August im Vindelfjäll unterwegs und dachte schon da hätte ich eine Mückenplage gehabt, aber gegen das was da in eurem Zelt rumlungerte war das ja noch harmlos.

          Kommentar


          • efbomber
            Erfahren
            • 23.08.2010
            • 228
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

            Kapitel 3 - Aufwärts!

            03.07.2012
            Nach einigen Stunden erholsamen Schlafs in den Hochbetten unseres Stübchen galt der erste Blick dem Fenster. Klasse! Das Wetter sah richtig gut aus, nur vereinzelt kleine Wölkchen in einem Meer von Blau! Dann ging es erstmal in aller Ruhe in die kleine, aber gut ausgestattete Küche. Da wir noch massig an Rationen dabei hatten, gab es nicht nur den Rest des Ciabatta und Baguettes zum Frühstück, sondern auch noch eine warme Mahlzeit! Mit ordentlich gefüllten Mägen packten wir unsere Klamotten ein. Erfreulicherweise ist unsere Kleidung komplett trocken geworden, inklusive Stiefel!
            Konnte ein Tag besser starten? Nachdem wir das Zimmer geputzt und uns abgemeldet hatten, verließen wir Kvikkjokk gegen 10:30 und machten uns auf den Weg zum Staudamm. Aber ein kurzer Abstecher nach Jokkmokk musste noch sein. Basti wollte noch unbedingt eine Hand voll Postkarten losschicken und selbstverständlich musste noch Mygga beschafft werden. Das bekommt man dort oben für ca. 15 SEK im gut sortierten ICA. Wer auf dem Weg nach oben bereits in Malmö Zeit zum shoppen hat -> dort bekommt man das bereits für 8 SEK!

            Irgendwie blöd bereits so kurz nach der extrem langen Anfahrt wieder hinterm Steuer zu sitzen, aber immerhin ist man unabhängig! Abgesehen davon war das Wetter richtig toll zum gemütlichen Tuckern und Landschaft bewundern.
            Auf den Gipfeln in der Ferne liegt noch jede Menge Schnee... Ob wir dafür gewappnet sind?


            Die beeindruckende Steilwand gehört zum Lulep Gierkav, nur noch wenige Kilomter bis zum Startpunkt Nummer 2! Ein Kribbeln im Bauch macht sich breit. Vorfreude oder doch nur das üppige Frühstück?


            Der Parkplatz am Staudamm ist ein großer Schotterplatz, leider relativ stark verdreckt. Hier parkte nebst uns nur noch ein Smart mit Berliner Kennzeichen. Ob der wohl auch zum Wandern hier oben war? Ansonsten weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Herrlich
            Da die Süd-Norddurchquerung des Sarek nun nicht mehr auf dem Plan stand, konnten wir unser Equippement ein wenig optimieren. Ca. 3 Kilo an Nahrung und vermeintlich unnötiger Ausrüstung blieben im Kofferraum zurück. Dann ging es endlich los!
            Hier oben war das Wetter noch ein ganz anderes als in der Umgebung bei Kvikkjokk. Es war viel windiger und kälter, was natürlich auf weniger Mücken hoffen ließ. Nach den ersten Metern auf der kleinen Insel hinter dem ersten Teil des Staudammes haben wir bereits angefangen die Landschaft zu bewundern. Erinnerungen von vor 3 Jahren wurden wieder ans Tageslicht geholt. Wir beide waren mindestens genauso am strahlen wie die Sonne!

            Der Blick Richtung Norden auf den Suorvajaure


            Das Tagesziel lag irgendwo dort oben in den Wolken


            Mittlerweile zeigte die Uhr halb 4 nachmittags an. Zum Glück hat man was vom Tageslicht zu dieser Jahreszeit, also war keine Eile geboten
            Die Straße verließen wir bald, jedoch nicht über den Pfad, der durch das Rentiergatter führt, sondern schon vorher querfeldein. Wir wollten nicht den langgeschlängelten Weg verfolgen wie vor 3 Jahren, sondern direkt ins Vuosskelvágge aufsteigen. Im Vergleich zu den letzten beiden Tagen war das hier ein Spaziergang durch den Park. Der Birkenwald schien noch nicht lange grün zu sein, was die frischen Farben der Blätter verrieten.


            Dank dem steten Wind hatten wir keinerlei Probleme mit den Mücken gehabt. Dafür konnten wir die Landschaft um uns herum anfangen zu genießen und zu bewundern. Endlich konnte man auch dem Detail Beachtung schenken und so enstanden unsere ersten Makroaufnahmen an diesem Tag.


            Die Landschaft ist auch hier recht abwechslungsreich. Das Spektrum reicht von Wald, über Klettersteig bis Sumpf, wie hier im Bild zu sehen. Manchmal sogar alles drei auf einmal.


            Dann gab es auch noch die erste Gelegenheit meine neuen Neoprenüberzieher auszutesten!


            Klasse Erfindung! Sicherer Stand im Flussbett und die Füße werden auch noch gut warm gehalten. Lediglich das An- und Abstreifen dauert seine Weile, aber es hetzt ja niemand

            Je höher wir stiegen, desto schönere Ausblicke ergaben sich. Hier kurz vor verlassen der Baumgrenze in Blickrichtung zum Gartjejávrre.


            Pausen legten wir dennoch nicht sonderlich viele ein, meistens nur um ein paar Nüsse und etwas Wasser einzuwerfen. Der Motor braucht ja schließlich Treibstoff! Und keine Frage, das Terrain ist anstrengend. Aber für diesen Ausblick nimmt man vieles in Kauf.
            Da freut sich der David wie ein kleines Kind!



            Kurz darauf folgte auch das erste große Schneefeld, welches wir nicht mehr umgehen wollten. Für mich war das absolutes Neuland! Schnee im Hang kannte ich noch nicht. Auf Erfahrungswerte, die wenige Jahre zurück liegen, trat ich dem "Hinderniss" dementsprechend mit mehr als gebürtigem Respekt entgegen. Sebastian wirkte da wesentlich routinierter, ich folgte seinen Fußstapfen.


            Mittlerweile war die Sonne hinterm Hang verschwunden und es kam ein enorm starker Wind auf, der uns entgegen wehte. Saukalt war er auch noch, so dass die Handschuhe wieder ausgepackt wurden. 3 Stunden vorher kam ich noch ins Schwitzen
            Nur gut, dass das Schneefeld gleich ein Größeres war. Übung macht bekanntlich den Meister und gibt die notwendige Sicherheit. Lief ja wie geschmiert! Kaum denkst du, dass du oben bist, tut sich hinter der Kuppe gleich der nächste Anstieg auf. So selbstverständlich auch hier! Und dann auch gleich noch mit Schnee, und steiler als das erste Feld! Prima, noch mehr Übung
            Diesmal durfte ich vorwanken


            Nachdem wir auch diese und die gefühlten anderen 20 Kuppen hinter uns gelassen haben, blieben wir schon öfters stehen um die Aussicht zu bestaunen. Sagenhaftes Wetter und die tiefstehende Sonne gaben ein schönes Lichterspiel preis. Durch die geworfenen Schatten wirkte die Umgebung irgendwie markanter.


            Noch wenige Meter vom Tagesziel der letzte Snack des Tages mit Blick in Richtung Sluggá


            Oben angekommen durften natürlich die ersten Poserfotos nicht fehlen


            Der Einblick ins Vuosskelvágge verschlug zumindest mir die Sprache. Sah das alles unwirklich aus. Und doch lag da ein Tal vor uns, wo der Frühling eher kurz bevorstand. Vom Sommer konnte man garnicht erst reden, sondern anhand des erstklassigen Wetters nur vermuten, dass er bereits in den Startlöchern stand. Egal, die Priorität lag nun bei der Suche nach einem Zeltplatz. Wenige Minuten später wurden wir fündig, sogar ein wenig winggeschützt, ist Fortuna uns etwa gütig gewogen? Man kann aber erkennen wie kalt es ist, auf der Zeltwand bleiben die ersten Eiskristalle liegen.


            Direkt nach dem Aufbau schlüpften wir kurzerhand in unsere Schlafsäcke um uns etwas zu wärmen. Natürlich darf die Belohnungsschoki nicht fehlen! Jeder von uns hatte ca. 20 Tafeln mit.


            Danach mussten wir nochmals raus zum Wasser holen. Ein Wasserlauf, der durch tauenden Schnee entstanden ist, war völlig ausreichend für unsere Zwecke. Kurz darauf wurde die erste warme Mahlzeit im Fjäll zubereitet und eingenommen. Und das sogar im Freien ohne Mücken! Wozu hatten wir uns eigentlich das Mygga besorgt? :/
            Den Rest des späten Abend verbrachten wir noch mit Landschaft gucken und Bilder schießen. Diese sind irgendwann zwischen Mitternacht und 1 Uhr entstanden! Ein Traum!!!
            Blick Richtung Sluggá mit aufsteigendem Mond


            Blick nach Westen. Irgendwo hinter den Wolken und den Skanátjahkka müssten die Sarekgipfel sich verstecken.


            Und nochmal mit unserer geräumigen Zweizimmerfestung von Wechsel



            So hatte ich mir den Tourenbeginn vorgestellt. Aber ich glaube alles ist gut, so wie es bisher gelaufen ist. Man muss auch lernen mit Situationen umzugehen, an denen man nichts ändern kann. Auch wenn mir die Rückkehr am Tag zuvor extrem schwer gefallen ist, habe ich wieder einmal dazugelernt. Rückkehr bedeutet nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, vielmehr sich nach anderen Optionen umzusehen, sich neu zu orientieren und das Beste aus dem zu machen, was einem zur Verfügung steht. Ab jetzt standen uns viele neue Optionen zur Verfügung! Wir sind angekommen, wo wir hingehören! In dieser Nacht war ich einfach nur zufrieden mit mir. Wie es Basti ging? Ich vermute ähnlich, er sah zumindest happy aus

            Morgen gehts weiter mit Kapitel 4! Stay tuned
            Ab jetzt wird die Bilderauswahl nur verdammt schwierig, ich kann einfach nicht alle posten *zwinker*
            Zuletzt geändert von efbomber; 22.12.2013, 15:00. Grund: neuer Imagehoster, neue Links

            Kommentar


            • efbomber
              Erfahren
              • 23.08.2010
              • 228
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

              @ Detti und Mortias
              Das mit den Mücken habe ich mir schon von einigen Wanderern sagen lassen, aber ihr kennt das ja. Blabla, klar, vermutlich 30 Mücken und das wird gleich auf die volle Million aufgerundet. Jetzt weis ich es besser. Das Schlimme daran ist, die Drecksviecher sind sowas von aggressiv in ihrem Vorgehen. Selbst der Versuch "mal eben schnell" zu urinieren gelang nur weil man die freie Hand dazu verwendet hat um die Blutsauger von seinem besten Stück fern zu halten
              Hat man das Mückennetz nur kurz angehoben zum Abbeißen von nem Stück Schoki oder Müsliriegel, hast du gleich mehrere Biester am Mund oder Hals sitzen gehabt. Getrunken habe ich nur noch durch das Netz bzw. meine Gesichtsmaske hindurch.

              Am Ankunftstag war nebst den Bohnen und Linsen auch noch eine ordentliche Insekteneinlage im Topf. Die Tierchen reagieren ja auf Wärme und haben sich zu tief in den Trangiatopf gewagt und sind natürlich reihenweise baden gegangen. Lecker wars trotzdem... also irgendwie jedenfalls...

              Aber irgendwann gewöhnst du dich dran. Das blöde Netz verhindert allerdings die Aussicht auf die tolle Umgebung. Aber besser so als das Gesicht ums dreifache angeschwollen zu haben. Wie Axel Schulz nach einem verlorenen Kampf wollte ich dann doch nicht da oben rumrennen

              Kommentar


              • Gast-Avatar

                #8
                AW: [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

                Ich hatte ein etwa identisches Mückenproblem (und einige noch unangenehmere Erfahrungen) in Alaska erlebt. Was die Mücken angeht: Meiner Meinung nach sollte man sich gleich am ersten Tag ordentlich stechen lassen. Aber nicht im Gesicht, sondern z.B. am Unterarm. Das hat den Vorteil, dass die allergische Reaktion ca. ab Tag 3 der Tour ausbleibt und weitere Mückenstiche dann keine grossen Schwellungen mehr verursachen. Und ja...ich sah ungefähr aus wie Axel Schulz, da ich dummerweise ca. 1 Stunde nur mit sehr viel DEET und ohne Kopfnetz herumgelaufen bin ^^

                Kommentar


                • Mortias
                  Fuchs
                  • 10.06.2004
                  • 1261
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

                  Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                  Aber irgendwann gewöhnst du dich dran. Das blöde Netz verhindert allerdings die Aussicht auf die tolle Umgebung. Aber besser so als das Gesicht ums dreifache angeschwollen zu haben.
                  Da bin ich anderer Meinung. Ein ungehinderter Blick auf die Landscht ist mir wichtiger als nicht von Mücken belästigt zu werden. Zur Not halt bisschen mehr Deet ins Gesicht schmieren und Kopfbedeckung aufsetzen, dann gehts meistens auch halbwegs. Aber ein Mückennetz kommt mir nicht aufn Kopf. Neben den Mücken hatte ich übrigens auch einige Tage eine derbe Fliegenplage. Ganz normale blöde Hausfliegen, aber in Massen sind sie um meinen Kopf geschwirrt und haben sich bei jeder Pause sofort auf meinen verschwitzen Körper gesetzt und mich so das ein oder andere Mal fast in den Wahnsinn getrieben...

                  Ansonsten, sehr schicke Fotos und ein sehr unterhaltsamer Bericht. Freu mich auf die Fortsetzung. Eine kleine Bitte hätte ich nur. Und zwar könntest Du eventuell die Bilder im 700*525 Pixel Format via direkten Link in den Bericht einbinden? Dann muss ich nicht immer auf jedes Bild extra klicken um es mir in der vergrößerten Darstellung anzuschauen. Bedenke, je weniger Arbeit beim Lesen des Berichtes entsteht, desto positiver wird er wahrgenommen.

                  Kommentar


                  • Stephan Kiste

                    Vorstand
                    Lebt im Forum
                    • 17.01.2006
                    • 6907
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

                    Zitat von HannaB Beitrag anzeigen
                    Ihr solltet mal den Kurs "Kleine Spuren" besuchen.
                    Was für'n Weissbrot!
                    OT OT

                    nein super Bericht bis jetzt
                    (ok, die Anglizissmen...

                    Kommentar


                    • efbomber
                      Erfahren
                      • 23.08.2010
                      • 228
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

                      Danke fürs Feedback soweit!

                      Das mit den Anglizissmen lässt sich leicht beheben. Ich bin da allerdings echt geschädigt. Schaue ja auch alles nur im O-Ton. Sei froh, dass das nicht auf koreanisch dort steht
                      Man fängt nach einigen Jahren automatisch an zu mischen. Das das stört kann ich aber wirklich nachvollziehen

                      Bei den Bildern werd ich mir die Mühe machen. Und am Ende gibts einen Link aufs Fotoalbum für die volle Auflösung.
                      Mal gucken ob meine Motivation ausreicht um auch die bisher eingefügten Bilder anzupassen

                      Kommentar


                      • Mika Hautamaeki
                        Alter Hase
                        • 30.05.2007
                        • 4006
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

                        Tja, die Mückenplage war der Grund warum wir Ende August in die Gegend gefahren sind...Da hatten wir dann zwar kaum Mücken, aber noch viel mehr Regen.
                        Aber toller Bericht, liest sich sehr gut und die Bilder sind super.
                        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                        A. v. Humboldt.

                        Kommentar


                        • efbomber
                          Erfahren
                          • 23.08.2010
                          • 228
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

                          Okok! Ich hatte viel zu viel um die Ohren am WE. Aber jetzt gehts endlich weiter. Ich muss mich sputen, sonst wird das nix

                          Kapitel 4 - Einer geht noch!
                          Teil 1

                          04.07.2012, 07:30
                          *Gääääähn* ach was war das ein angenehmer Schlaf. So gut habe ich lange nicht mehr gepennt. Im Zelt ist es hell, sehr hell, und sehr frisch. Wow, so sieht das also aus, wenn der Frühling hier oben "spät dran" ist. Soll mir nur Recht sein, genau meine Betriebstemperatur! Nach den ersten 5 Minuten rumdösen und der Feststellung, dass Basti auch schon halbwegs wach rumlag, haben wir uns erstmal ausm Schlafsack in die Klamotten gemümmelt. Ab nach draussen, das Wetter checken..... Acha... wie geil ist das bitte?
                          Na so lass ich mir das hier oben gefallen! Blick Richtung Südosten zum Sluggá und Pietsaure


                          Und hier über das Vuosskelvágge zum Skanátjahkka


                          Was fangen wir jetzt mit unserer Zeit hier oben an? Kilometer fressen und möglichst viel sehen oder lieber die Tour kleiner halten und alles im Detail erkunden? Schwierige Frage, die bei einem Pott Müsli diskutiert wurde! Mhhh lecker, mit selbstgedörrten Apfelecken!


                          Mampfen am Fuße des Hállji

                          Der Trick mit dem Handschuh, den Basti da anwendet ist garnicht so dumm. Es dauert schon eine Weile bis so eine Menge Müsli verdrückt ist, und das Wasser war heute morgen extrem kalt. Wir mussten sogar eine kleine Schicht Eis durchbrechen, weil in der Nacht der kleine Rinnsal aus dem Schneefeld gefroren war.

                          Nun gut, es ist ja schließlich unser Urlaub und wer weis schon wie lange das Wetter so toll bleibt. Eine Rundtour um den Sarek herum würden wir in der uns verbliebenen Zeit eh nicht schaffen. Also gehts auf Entdeckungsreise! Ziel Nummer 1: Einen Gipfel besteigen. Ey schau ma! Der Hállji steht da direkt passend. Krempel verstaut, ein paar Riegel und etwas Schoki als Wegzehrung eingepackt und schon ging es los!
                          Bis nachher Heimat!


                          Ein wenig den Hang mussten wir entlang gehen um eine für unsere Kenntnisse entsprechende "sichere" Stelle zum Aufsteigen zu finden. Man stapelt dort oben schon relativ niedrig, aber im Prinzip ist das auch garnicht soooo verkehrt, wenn da nämlich etwas passiert ist Hilfe nicht innerhalb von 20 Minuten vor Ort. Der Aufstieg hatte so in etwa noch 200 Höhenmeter, also eigentlich ganz easy. Vor allem ohne Gepäck ein Spaziergang. Allerdings kann man den Hállji nicht ohne die Zuhilfenahme der Hände beim kraxeln erklimmen. Ist man erstmal oben angekommen, hat man aber einen richtig genialen Ausblick! Alleine dafür hat sich der gesamte Trip gelohnt! Die Mückenplage war längst vergessen. Das musste begossen werden. Mit Whiskey! Aber immer dran denken! Geht auf einer Tour immer bewusst mit Alkohol um! Man kann nicht überall die Reserven auffüllen


                          Und hier der Ausblick ohne den hässlichen Spriti mit der Frisur eines Irren, der das Motiv versaut






                          Kurzentschlossen wurde noch das Steinmännchen, was oben lebt um zwei kleinere Exemplare erweitert. Basti startete ein wissenschaftliches Experiment, wie es um die Empfangsstärke hier oben beschert ist. Ob ihr es glaubt oder nicht, er hat es tatsächlich geschafft eine SMS zu verschicken....

                          ... nach 5 Minuten Rumprobiererei! Aber das Experiment war geglückt.

                          Da der Aufstieg keine 45 Minuten in Anspruch genommen hat, stand sofort fest, dass wir hier eine Art "Kammwanderung" vornehmen wollen. Vielleicht wäre es uns ja möglich das tiefer gelegene Vuosskelvágge weiter einzusehen von hier oben. Das Vorankommen ab der Spitze ist sowas von einfach, da habe ich schwierigere Abschnitte auf dem Feldweg, den ich momentan jeden Tag zur Arbeit fahren muss....


                          Lange Rede kurzer Sinn: Wir kamen dort aus dem Staunen und Gaffen nicht mehr raus. Alle paar Meter musste Halt gemacht werden um die Landschaft und den absolut genialen Weitblick in sich aufzusaugen! Zwischendurch wurden Poserfotos geschossen, Schoki und Müsliriegel dezimiert, auch mal nen Schluck Wasser getrunken. Das ist absolute Tiefenentspannung, der Seele ging es richtig gut!




                          Ein Blick zurück


                          Im Hintergrund die Gipfel und Gletscher des Sarektjahkka




                          Was für eine Aussicht....


                          Der Stuor Átjek


                          Schokitime...


                          ...und relaxen



                          Der Áhkka... in dieses Massiv habe ich mich sofort verliebt!


                          Wer braucht schon bei so einer Kulisse eine Hotelanlage, einen Pool und Strand zum rumgammeln? Wir jedenfalls nicht!!!

                          Mittlerweile war es kurz vor 13 Uhr und wir traten den Rückweg an, natürlich in aller Ruhe






                          Immer wieder gab es kleinere oder größere Überraschungsfunde dort oben. Grellweiße Quarzsteine, seltsam gespaltene Felsen, Lemmingskelette oder auch sehr schöne Exemplare von Rentiergeweihen, so wie dieses Teilstück hier.


                          Vereinzelt ließ der Frühling auch schon Grüße in Form von fette Henne da (schlagt mich nicht, wenns nicht stimmt, aber es sieht der fetten Henne aus meinem Garten zumindest Artenverwandt aus)


                          Die Zeltplatzwahl sollte im Tal immer gut getroffen werden. Schaut man sich mal diesen Stein in seiner aktuellen Lage an, wird mir beinahe Angst und Bange. Ein Schutzhelm hilft da nicht mehr viel, wenn das Ding ins Rollen kommt. Unser Lager war zum Glück weit entfernt!


                          Nämlich dort unten, zwischen dem ganzen Geröll wartete irgendwo der grüne Tunnel auf unsere Rückkehr.


                          Jetzt stand nur noch der Abstieg für heute an. Ach echt? Hmm.... Bei einer weiteren Pause unter Schokieinfluss und der immer heisser werdenden Sonne entschieden wir uns zum unten gelegenen See zu wechseln. Ein kleines Bad täte uns beiden sicherlich ganz gut. Die Dusche lag bereits knapp 2 Tage hinter uns und gestern war es doch schweißtreibend gewesen.


                          An dieser Stelle möchte ich für heute die Geschichte beenden. Soviel sei schonmal verraten, so lässig wie der Tag auch war, er zog sich ganz schön in die Länge! Eine Unterteilung in Unterkapitel blieb mir auch wegen der schieren Anzahl an Bildern, die an diesem Tag aufgenommen wurden, nicht übrig.
                          Mittwoch gehts spätestens weiter!
                          Zuletzt geändert von efbomber; 22.12.2013, 15:27. Grund: neuer Imagehoster, neue Links

                          Kommentar


                          • efbomber
                            Erfahren
                            • 23.08.2010
                            • 228
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

                            Zitat von Bergtroll Beitrag anzeigen
                            Meiner Meinung nach sollte man sich gleich am ersten Tag ordentlich stechen lassen. Aber nicht im Gesicht, sondern z.B. am Unterarm. Das hat den Vorteil, dass die allergische Reaktion ca. ab Tag 3 der Tour ausbleibt und weitere Mückenstiche dann keine grossen Schwellungen mehr verursachen. Und ja...ich sah ungefähr aus wie Axel Schulz, da ich dummerweise ca. 1 Stunde nur mit sehr viel DEET und ohne Kopfnetz herumgelaufen bin ^^
                            Der Tip ist im Regelfall erste Klasse!! 2009 konnte ich das noch genau so machen. Aber mittlerweile habe ich eine sehr starke Allergie gegen Insektenstiche entwickelt (sporadisch... ). Bei mir kann es extrem kritisch werden, wenn ich mich im Kopfbereich zu oft stechen lasse. Im Verlauf der Tour habe ich ca. 150 Stiche kassiert. Die meisten davon im Nacken- und Schulterbereich. Schwein gehabt, ist nicht viel passiert.
                            Aber ich habe daheim einmal 5 Mückenstiche auf den Handrücken bekommen. Danach ist die Hand so stark angeschwollen, dass ich nichtmal mehr eine Faust machen konnte. Tat höllisch weh
                            Kommt aber auch drauf an, woran die Biester schon vorher genascht haben. Ich bin auf jeden Fall extrem vorsichtig geworden.

                            Und nu gehts in den

                            Kommentar


                            • Mortias
                              Fuchs
                              • 10.06.2004
                              • 1261
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

                              Wunderschöne Bilder, kann mich gar nicht dran sattsehen. Besonders jetzt, wo Du die Fotos im größeren Format in den Bericht eingebunden hast. Ich finde, Du bringst richtig gut rüber wie sehr ihr diesen Tag genossen habt. Aber krass wieviel Schnee da noch in den Bergen liegt.

                              Kommentar


                              • efbomber
                                Erfahren
                                • 23.08.2010
                                • 228
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

                                Kapitel 4 - Einer geht noch!
                                Teil 2

                                Habe ich schon erwähnt, dass ich Abstiege nicht mag? Nein? Ok, jetzt wisst ihrs! Runterkraxeln ist irgendwie nicht meins, bin da wie ne Katze aufm Baum, rauf kommt man immer und über das Runterklettern macht man sich anfangs keine Gedanken. Solange man sich genug Zeit lässt und die Schritte vorher gut abwägt, ist dies aber auch für mich kein Problem.
                                So schnell wir hochgeklettert waren, so schnell waren wir auch wieder unten. Kaum beim Zelt angekommen wurde dieses auch abgebaut und wir machten uns auf den Weg runter ins Tal. Das Wasser im See sah sowas von verlockend aus! 35 Minuten später liefen wir schon unten in einem Gebiet rum, wo der Schnee noch nicht lange weggetaut sein konnte. Frische Vegetation war kaum zu erblicken. Dafür Haufenweise Lemmingkötel, der Dünger Lapplands nach einem starken Winter, wie es scheint!


                                Es gab aber genug Rinnsäle und kleine Bäche, die alle sehr einfach zu queren waren.


                                Auf der Suche nach dem nächsten Zeltplatz mussten wir mit Schrecken feststellen, dass die Hitze nun auch hier oben die Mücken hervorlockte. Aber beiweitem noch nicht so übel wie im Wald. Der Platz wäre eigentlich prima geeignet gewesen, schöner Ausblick, ebene Fläche, der See sehr nah, leider störten die Mücken meinen Mitwanderer dann doch zu sehr. Also Gepäck wieder aufgesetzt und weitermarschiert.
                                An dieser Stelle lagen dutzende abgeworfene Geweihe herum. Rentiere schienen dieses Tal sehr zu mögen.


                                Selbst hier unten gab es hin und wieder Schneeflächen, die überquert werden wollten.


                                Ein Blick auf den Bergrücken, wo wir noch vor wenigen Stunden waren.


                                Auch ohne die Farbe grün ein wunderschönes Tal bis hierher. Immer wieder die Wechsel zwischen Schnee, abgetauten Flächen und Wasserläufen.


                                Vielleicht ist es noch niemandem aufgefallen, aber wir befinden uns hier am 5ten Tag unserer Tour und hatten bisher noch kein einziges Rentier gesichtet. Schon seltsam, wenn man bedenkt wie oft uns die Tiere bei der letzten Tour über den Weg gelaufen sind. Meistens, wenn man nicht mehr mit einer Sache rechnet, trifft sie ein. So auch hier. Aus den Augenwinkeln nahm ich eine Bewegung auf dem Schneefeld war. Anfangs kaum zu erkennen, da sich nur das weiße Rentier vorgetraut hat, die anderen wären sofort auf dem Schnee aufgefallen, hielten sich aber hinter einer Felsgruppe versteckt, bevor Sie hinterher eilten.


                                Als ob man alte Freunde wiedertreffen würde. Anhänglich wie eh und je


                                Was uns beim Knipsen und Beobachten der Tiere fast entgangen wäre, die Mückenplage hat es noch nicht bis hierher geschafft. Na geht doch! Zelt raus und nun... ja was nun? Es war extrem heiß geworden, da nicht ein Lüftchen wehte. Irgendwie ungewohnt hier oben.
                                Die kleine Rentiergruppe brachte uns auf eine grandiose Idee und machte vor,....


                                ... was wir direkt adaptierten! Chillen mit unseren "Nachbarn" im Hintergrund


                                Ohne Wind und Mücken kann man sich die Sonne auf den Pelz brennen lassen. An diesem Tag garkein Problem. Leider hatte keiner von uns Sonnencreme dabei, aber ok, fürn Stündchen würds schon nicht schaden. Währenddessen gab es so einen Ausblick zu genießen:


                                Die Wolken zogen im Schleichtempo vorbei, die Zeit stand fast still. Uns ging es einfach nur gut. Hier draussen gibt es keine Termine, die man einhalten muss, keine Leute auf die ich keinen Bock habe, kein Lärm, der mich aus dieser meditativen Stimmung herausreißt.... Moment Mal... wasn das jetzt fürn Scheiss? Basti hörte es ebenfalls, ein dumpfes Wumpwumpwump. Na klasse... ein Heli war unterwegs, ziemlich tief fliegend noch dazu. Vermutlich wurde hier nach den Rentierherden geguckt. Anfang Juli soll ja im Guhkesvágge die Zählung der Rentiere stattfinden. Oder doch nur Touries, die sich einen Rundflug gegönnt hatten? Egal, so schnell der aufgetaucht war, so schnell war er auch wieder verschwunden.


                                Aus unserem dösigen Trancezustand herausgerissen, beschlossen wir nun die Wassertemperatur zu bestimmen. Der See war uns dann doch zu weit entfernt und ein Wasserloch, dass von der Schneeschmelze herrührte, musste für unsere Zwecke herhalten. Nach ein paar Sekunden ist die Temperatur erträglich! Trotzdem, betrug sie gerade mal 2cm


                                Danach waren die Lebensgeister wieder hellwach, es wurde der erste Gang des Abendessens zubereitet. Zur Abwechslung gab es mal eine Portion Kartoffelpürree mit Röstzwiebeln und dazu schwarzen Tee mit Zucker. Und trotz fortgeschrittener Stunde wollte die Müdigkeit nicht einhalten. 24 Stunden Helligkeit bringen den Biorhythmus tatsächlich ein wenig durcheinander. Na ok, was solls, das Wetter ist spitzenmäßig. Die Schuhe wurden zum dritten Mal an diesem Tag festgeschnürt!
                                Zuletzt geändert von efbomber; 22.12.2013, 15:35. Grund: neuer Imagehoster, neue Links

                                Kommentar


                                • efbomber
                                  Erfahren
                                  • 23.08.2010
                                  • 228
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

                                  Kapitel 4 - Einer geht noch!
                                  Teil 3

                                  Unser Zeltplatz lag direkt vor einer kleineren Erhebung, die mit Schnee bedeckt war. Was dahinter wohl auf uns wartete? Na dann mal los! Tagestour Nr.2 für heute. Sind wir eigentlich bekloppt oder einfach nur "hungrig" und können nicht genug bekommen? Kennste Wayne? Die Kondition spielte mit und es fühlte sich einfach richtig an jetzt nochmals loszulaufen.

                                  Schneefeld direkt vor unserem Lager. Wenn man hier einsinkt, könnte es nass werden!


                                  Aber zum Glück gab es ja eine Schneebrücke! Achtung, diese sind nicht in jeder Jahreszeit vorhanden


                                  Und hier ein größerer Bereich des Schneefeldes.


                                  Auch auf dieser Etappe nahmen wir uns die notwendige Zeit für die kleinen Dinge. Am meisten gab es hier an Schneeformationen zu bewundern, wo durch den Schmelzvorgang wirklich schöne oder auffallende Gebilde entstanden. Wie z. B. der Steinpfad hier


                                  Ein paar hundert Meter weiter entdeckten wir die ersten Anzeichen von größeren Rentierherden. Vermutlich auch eine gute Möglichkeit über Schneefelder zu kommen, wenn man sich nicht sicher ist, ob die Oberfläche einen trägt. Einfach den Spuren folgen und gut ist.


                                  Teilweise war auch das leise plätschern eines Rinnsales zu vernehmen, allerdings unter der Schneedecke. Und nasse Stiefel mag doch keiner von uns
                                  Wir wanderten noch ein ganzes Stück weiter und genossen die sich langsam senkende Sonne. Jetzt kamen auch die Mücken wieder. Egal, Mygga kam zum Einsatz und das Zeug rockt einfach nur!!! Das war jede einzelne Krone Wert gewesen.

                                  In der Ferne der erste der drei größeren Seen im Norden des Tales, ganz hinten ist der Áhkka im Sonnenschein zu erahnen.


                                  An der östlichen Talseite ging es aufwärts, zurück zum Camp hingegen an der westlichen Seite. Endlich nicht mehr gegen die Sonne gucken müssen! Nächstes Mal wird eine Sonnenbrlle eingepackt!


                                  Lange Schatten an einem langen Tag. Nur noch ein Stück bis zum Lagerplatz. Jede Minute war eine Wucht! Was für ein Schwein muss man haben, dass sich die Gegend einem hier in so einer Bestform präsentiert? Ich gehöre in der Regel zu den Pechvögeln!


                                  Zum Zieleinlauf trafen neue Groupies ein! Der Weiße hatte nun noch mehr seiner Kollegen im Schlepptau. Prima, aber zum Abendessen wurden wir dann doch nicht eingeladen, schade!


                                  Selber kochen war angesagt. Der Rucksack musste eh leichter werden! Bei mir gab es bunte Spiralnudeln in Kräutercreme und Basti durfte Spiralnudeln mit Pusztasauce austesten. Diese Fertiggerichte aus dem Supermarkt sind echt ok, wobei ich das Packmaß eher bescheiden finde. Auf der nächsten Tour wird es nur Gabelspaghetti geben und Sauce im Zipplockbeutel.


                                  Passend zum Abschluss des Tages verzog sich die Sonne hinter den Hügeln und es kamen sogar ein paar fiese Wolken auf. Sollte es das nun mit dem schönen Wetter gewesen sein?


                                  Abwarten, erstmal die Augen zu und morgen überraschen lassen, wie es vor dem Zelt ausschaut. Mein Gesicht war von einer Seite extrem gerötet, ich würde beinahe behaupten, dass es sich hierbei schon um einen sogenannten Sonnenbrand handelte. Allerdings schlägt sich das bei mir nur in Hitze um, tut mir jedoch nie weh.

                                  Meine Güte! Wenn ich das hier alles so zusammenschreibe, möchte ich am liebsten meinen Rucksack packen und direkt wieder losziehen.... Ich beneide hier die Leute, die es schaffen mehrere Touren im Jahr oder gar eine Tour über ein oder zwei Monate am Stück zu machen. Von Berufs wegen ist das bei mir einfach nicht drin.
                                  Zuletzt geändert von efbomber; 22.12.2013, 15:47. Grund: neuer Imagehoster, neue Links

                                  Kommentar


                                  • Mika Hautamaeki
                                    Alter Hase
                                    • 30.05.2007
                                    • 4006
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    AW: [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

                                    Sehr schöner BEricht. Bei dem tollen Wetter kann man glatt neidisch werden.

                                    Zum Packmaß der Fertiggerichte: Meine Ricke und ich haben es dieses Jahr so gemacht:
                                    Zwei Tüten der entsprechenden Art zusammengekippt (bei den "Ich-muß-lange-kochen-Nudeln" diese ausgesiebt und gegen schneller zu kochende ausgewechselt) und dann alles in einen Vakuum-Einschweißbeutel gekippt. Das Ding dann halt Vakuumverschweißt und schon hatten wir pro Tag 30 g Müll und nen haufen Volumen eingespart.
                                    So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                    A. v. Humboldt.

                                    Kommentar


                                    • efbomber
                                      Erfahren
                                      • 23.08.2010
                                      • 228
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      AW: [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

                                      Das ist natürlich auch eine gute Idee! So kommste an die unterschiedlichen Saucen dran. Das adaptiere ich mal für meine nächste Reise!

                                      Ich für meinen Teil kann zwar auf die Abwechslung bei den Hauptmahlzeiten verzichten, von mir aus die ganze Tour über 1 Art von Nudeln mit einer oder 2 Saucen und gut ist. Wenn es nach der Tour irgendwo Nudelgerichte zum futtern gibt, ist mir meist eh zum zu mute.

                                      Viel wichtiger ist mir aber die Variation in den Snacks für Zwischendurch. Am liebsten jeden Tag eine andere Schokoladensorte, Viele unterschiedliche Nusssorten und Trockenfrüchte. Das ist ja schließlich das, was mich am Laufen hält und gerade an schlimmen Tagen wie zu Beginn der Tour noch motiviert

                                      Kommentar


                                      • efbomber
                                        Erfahren
                                        • 23.08.2010
                                        • 228
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #20
                                        AW: [SE] Sarek und Stora Sjöfallet Juli 2012 - Dran, drauf und drüber!

                                        Kapitel 5 - Im Tal der Steine

                                        05.07.2012
                                        Irgendwas war heute morgen anders als die letzten Tage. Wo war denn die Sonne hin? Tatsächlich nicht auffindbar, sah heute wirklich nicht gut für die Glutkugel aus. Die Wolken hatten die Überhand gewonnen. Trotzdem waren wir zuversichtlich, dass das hier nur eine falsch abgebogene Wolkendecke war, die ihren Irrtum bald einsehen und sich aus dem Staub machen würde.


                                        Heute sind wir relativ eilig los. Wir hatten leider schon viel vom ersten Teil der heutigen Etappe zu Gesicht bekommen. Das kommt davon, wenn man eine Tagestour macht, die sich mit der Hauptroute deckt
                                        Immerhin schienen wir mit der Wolkendecke recht zu behalten. In der Ferne konnte man schon etwas Blau erahnen!


                                        Dann mal ganz gemütlich Hackengas gegeben und schnell in neue Gefilde vordringen! Aber immer den Blick fürs Schöne offen halten, wie z. B. die ersten Anzeichen von Frühling!
                                        Zweiblättriges Veillchen


                                        Irgendeine Grassorte, die Rentiere kennen sich da besser mit aus als ich


                                        Der kleine Strom im Hang dort hinten ist uns gestern garnicht aufgefallen.


                                        Das Wasser dort wäre bestimmt ein wenig schmackhafter gewesen. Wir holten unser Trinkwasser nahe am Schneefeld, ist ja klar dass das Wasser hier ein wenig modrig schmeckt, wenn es einige Meter über verdörrte Pflanzenreste aus der Vorsaison fließt. Ansonsten natürlich absolut unbedenklich!
                                        Was im Vuosskelvágge allerdings extrem erstaunlich ist, war die schiere Anzahl an Kadaverüberresten. Erste vermutung: Hier wohnt nen Bär, einzige Problem, die fressen eher Grünzeug und die sind sehr selten. Zweite Vermutung: Ein Rudel Wölfe! Nein, auch unlogisch, die sind noch seltener und die Samen knallen die leider auch ab, die hätten hier keine Chance. Dritte Vermutung: Die Rentiere sind einfach nur saublöd und vertreten sich häufiger, als man meinen mag und verenden dann zwischen den Felsen. Damit gaben wir uns zufrieden!


                                        Immerhin ist hier wirklich alles voller Geröll und Felsen. Vernünftige Zeltplätze sind sehr spärlich gesäht. Vor allem, wenn man mit einem 2-Mann-Tunnel unterwegs ist.


                                        Dennoch ist es hier oben sehr schön. Selbst diese karge Landschaft wirkte eine gewisse Faszination auf mich aus, die sich kaum in Worte fassen lässt. Alle paar Meter gab es was zum Bestaunen und Erforschen, wie diese Felsformation hier:




                                        Die alte Bergziege konnte das Klettern nicht lassen




                                        Hier noch ein Blick runter, wenn man sich vor der Felsformation befindet.


                                        Kurz dahinter gab es noch dieses skurrile Kunstwerk zu bestaunen. Fetter Felsen, auf kleinem Stein, auf Kiesel -> Mutter Natur ist hier oben sehr kreativ


                                        Wie immer gaben wir uns nicht damit zufrieden unten im Tal zu wandern und nahmen schon so langsam Peilung auf die ersten Erhöhungen. Wir wollten das Tal nicht komplett durchqueren, sondern kurz vor Ende über den Kamm ins Guhkesvágge queren.
                                        Vom Weiten sah das garnicht so groß aus.... und das ist erst der ganz flache Ausläufer. Von dem eigentlichen Aufstieg waren wir noch ein paar Kilometer entfernt Oo


                                        Ich glaube dieses Tal bei schlechtem Wetter zu durchqueren macht echt keinen Spaß. Wenn die Steine erstmal nass werden, kommt man nur noch mit der nötigen Vorsicht voran, was gleichzeitig bedeutet, dass man viel langsamer wird.
                                        Blick auf den noch teilweise gefrorenen Vuosskeljávrre. Sieht toll aus mit den Eisschollen drauf und den Schatten der sich verziehenden Wolken auf dem Hállji


                                        Und weiter ging die Kraxelei, bei mittlerweile wieder bombastischem Wetter.


                                        Vom Glück gesegnet und von der Sonne gequält machten wir auf dem kleinen namenlosen Hügelchen eine Rast. Gipfelsalami, Schokolade und einen ordentlichen Schluck Wasser gab es zur Verköstigung. Dann wurde noch eine Fotosession eingelegt!


                                        Was für eine beeindruckende Kulisse! Hier die Drillinge. Der kleinste noch namenlos, in der Mitte der Unna Átjek und rechts der Stuor Átjek, dessen Spitze sogar um 22m höher als die des Hállji liegt.






                                        Dieses Foto gefällt mir besonders gut


                                        Nachdem die Snacks verdrückt und die Fotos geschossen waren, hatten wir noch ein paar Minuten Zeit die Wolken in der horizontalen zu beobachten. 30 Minuten später wurden die Rucksäcke geschultert und es ging weiter. Auf dem weg gab es immer noch genug Bildmaterial. Sowas entsteht durch die Auswirkung der Sonne auf Schnee.




                                        Bis hierhin haben wir schon gute 5 Stunden gebraucht. Irgendwie trödelten wir heute aber auch rum, die Umgebung war es einfach Wert erforscht zu werden
                                        Es war noch ein ganz schönes Stück bis zum geplanten Zeltplatz. Zwischen den beiden rechten Gipfeln wollten wir drüber und im darauffolgenden Tal nächtigen.


                                        Schade aber auch, der Weg nach oben wurde zwar nicht umsonst gemacht, aber sparen hätten wir ihn uns dennoch können. Wobei wir dann auf das eine oder andere Foto verzichten hätten müssen, passt also! Der Grund dafür lag in einem extrem breiten Schneefeld. Eigentlich kein Problem, wenn nicht laut Karte zwei Flussarme an dieser Stelle hätten sein müssen. Tja, nur weil dort Schnee liegt, bedeutet das nicht, dass die Wasserläufe nicht mehr existent sind, man kann sie nur nicht mehr sehen. Und das kann gefährlich werden!
                                        Als wir ein paar Meter weiter Richtung Schneefeld gingen, konnten wir schon den Wasserlauf hören, aber immer noch nicht sehen. Hoffentlich mussten wir nicht zu weit runter um über den Fluss zu kommen.

                                        Hier kann man schon gut erahnen, warum das so gefährlich ist. Die vermeintlich stabile Schneedecke ist stellenweise sehr dünn, weil der Fluss bei viel Regen oder Tauwetter diese stark unterspült. Die eingebrochenen stellen genügten uns als Warnung.




                                        Wir entschlossen uns, egal wie weit, runter zu gehen, bis der Fluss komplett frei und somit furtbar wäre. Leider war dies erst an der Stelle, wo beide Flussarme in einen Größeren zusammenflossen. Na super, also doch wieder ca. 150 Höhenmeter absteigen, nur um danach wieder raufzuklettern... ach was solls, der Weg ist schließlich das Ziel
                                        An dieser Stelle hatten wir auch gleichzeitig die größte Furt vor uns. Ging auch völlig problemlos von statten. Hosen runter, Neoprenüberzieher an und den ersten Arm gefurtet. Das Ganze war nur knapp über Knietiefe, also easy.




                                        Kurz innegehalten und die Kälte genossen, dann weiter über den Schotter gestolpert zum zweiten Flussarm. Die Neoprenüberzieher geben zwar guten Halt an Land und im Wasser, jedoch merkt man trotz 5mm Gummi jeden gröberen Kiesel.


                                        Der nächste Teil hatte es in sich! Der Wasserstand ging bis zur Hüfte!


                                        Von der Furt selbst existiert nur ein Video. Die Quali ist aber so mieserabel, dass man das eigentlich niemandem zumuten darf
                                        Im rechten, tieferen, dafür langsamer fließendem Abschnitt, sind wir durchgefurtet.


                                        Flott wurden die nassen Beine getrocknet und die Klamotten wieder angezogen. Seit ungefähr einer Stunde wehte uns ein frischer Wind um die Ohren. Dieses Phänomen trat täglich ab dem frühen Abend ein. Jetzt hatten wir noch den Aufstieg vor uns und die Suche nach einem geeigneten Zeltplatz stand uns auch noch bevor.


                                        Der Blick von fast oben zurück auf einen kleinen See. Dieser war noch beinahe vollständig zugefroren, wobei ich bezweifle, dass die Eisschicht einen von uns hätte tragen können.


                                        Der Tümpel hier sah da schon zumindest zum Baden einladender aus


                                        Oben angekommen tat sich uns der Blick Richtung Áhkka auf.... was für ein wunderschönes Massiv! Der viele Schnee, der da noch in den Hängen und auf den Kuppen lag, tat sein übriges zur Dramaturgie der Szene bei!




                                        Jetzt nur noch einen Zeltplatz organisiert bekommen und unsere Schuldigkeit sollte für diesen Tag vollbracht sein. Nein das war ungeeignet zum Nächtigen, da hätten wir nicht hineingepasst, auch wenn es extrem kuschelig ausschaut.


                                        Die Stelle sah dann doch wesentlich besser aus, ein kleiner, tiefer Rinnsal keine 10 Meter hinter dem Zelt sorgte für das nötige Ambiente in Ton und versorgte uns mit nötigem Trinkwasser.


                                        Meine Bewertung für den heutigen Tag und diesen spitzenmäßigen Zeltplatz könnt ihr folgendem Foto entnehmen!


                                        Jetzt wurde der Proviant überprüft. Darjeeling war noch reichlich vorhanden! Perfekt, genau das Richtige um sich ein wenig aufzuwärmen


                                        Beim Kochen wurden die Beine erstmal lang gemacht. Heute war der erste Tag an dem ich meine Fußgelenke und die Knie ein wenig zu spüren bekam. Aber das verdammte Trainig hatte sich bisher absolut ausgezahlt. Diese Tour vor 3 Jahren und ich hätte mich bereits freiwillig irgendwo runtergestürzt. Ausserdem habe ich extrem viel getrunken. Mindestens 7 oder 8 Liter. Das ist zwar ganz ok, aber irgendwann spült man auch die Nährstoffe wieder heraus. Den erhöhten Durst habe ich dem Sonnenbrand zugeschrieben und abgehackt. Kein Grund sich Sorgen zu machen, wenn man sich gut fühlt.
                                        Der Blick zurück, ganz schön viel Schnee für Juli...
                                        /IMG]

                                        Nach dem Tee gab es sofort das Abendessen, Spiralnudeln in Bolognese- bzw, Käse-Sahne-Sauce. Währenddessen zog ein Steinadler seine Kreise über uns. Zum Glück sind wir beide nicht gerade schmächtig und klein, sonst würden wir wohlmöglich noch in sein Beuteschema passen.... Diese Tiere sind gigantisch! Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich diesen Vogel in freier Wildbahn erblicken durfte. Was für ein tolles Erlebnis
                                        Und die Umgebung wurde noch vom Licht- und Wolkenspiel verschönert. Es ist eine wahnsinnig tolle Atmosphäre an diesem Abend aufgekommen. Die Gegend machte einen unwirklichen Eindruck auf uns, als ob das hier nicht mehr real wäre oder zumindest von einem anderen Planeten stammen würde.

                                        Wolken fallen über die Sarekspitzen


                                        Mein Liebling, das Áhkka-Massiv


                                        Eine halbe Stunde später wurde es noch surrealer


                                        Einfach nur traumhaft schön!


                                        Bei diesem Ausblick legten wir uns völlig frei von Mücken schlafen


                                        Wow! Was für ein klasse Tag. Das hier nochmal Revue passieren zu lassen tut sowas von gut! Erstaunlich wie sich diese Tour in meinen Schädel gebrannt hat, obwohl ich kein Tagebuch führe. Ich lag noch eine ganze Weile wach und habe versucht das erlebte zu verarbeiten. Geschafft habe ich es bis heute nicht. Und auch in dieser Nacht wird der Schlaf sehr kurz kommen
                                        Egal, Kollateralschaden! Jede investierte Minute in diesen Reisebericht ist Gold wert!
                                        Zuletzt geändert von efbomber; 22.12.2013, 16:24. Grund: neuer Imagehoster, neue Links

                                        Kommentar

                                        Lädt...
                                        X