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  • Schmetterling

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    • 18.10.2009
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    AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

    Scheitern - 19.7.

    Die Nacht war bescheiden, der Boden hart und unverständlicherweise habe ich gefroren. Wir schaffen es aber erstaunlicherweise, pünktlich um acht loszukommen (das einzige Mal auf der gesamten Reise). Dazu haben sich jene, die ein ausgiebiges Frühstück brauchen, bereits um sechs Uhr aus dem Schlafsack gequält.


    Packchaos am frühen Morgen

    Die Überwindung lohnte sich, kommen wir doch in den Genuss eines mückenfreien Frühstücks. Diese hängen noch tief gekühlt in der Nachtstarre. Leider hält die Ruhe nicht lange vor und sobald es ein paar Grad wärmer wird, fallen die altbekannten Horden wieder über uns her. Der Weg zieht sich breit und sanft entlang des Flusstals, in der Ferne locken erstmals ein paar höhere Gipfel. Leider können wir den Anblick nicht wirklich genießen, da die Mücken heute wirklich eine Qual sind. Es ist nicht ganz so heiß wie die letzten Tage, noch dazu laufen wir durch ein Sumpfgebiet. Wir sind sicher, dass sich alle Mücken der Region hier versammelt haben, um auf uns zu warten. Andere Säugetiere haben wir nämlich noch nicht gesehen, von Bären ganz zu schweigen. Dabei soll es hier doch weltweit die größte Bärendichte geben… Wir halten das langsam für ein Gerücht und sind uns sicher, dass die Armen allesamt von den Blutsaugern leergesaugt worden waren. Und nun würde uns dasselbe blühen.


    Endlich kommen Berge in Sicht

    Die Mücken sind so lästig, dass ich heute mit Kopfnetz und langer Kleidung laufe, obwohl es eigentlich viel zu warm ist. Ich fühle mich wie eine wandelnde Sauna und habe das Gefühl, dass alles Wasser, das ich trinke, sofort wieder verdampft. Pausen machen wir nicht wirklich, keiner hat Lust, sich länger als nötig stehend aufzuhalten. So kämpfen wir uns in der zunehmenden Hitze weiter. Die Truppe zieht sich auseinander. Wir müssen etliche Sumpfstellen mühsam umgehen. Oder besser gesagt, mühsam von Grasbüschel zu Grasbüschel hüpfen. Das ganze Tal ist ein einziger Sumpf und die Fahrspur steht völlig unter Wasser. Immer wieder lassen wir Barbara und Arne mit ihren Lundhags voraus gehen, um den Weg zu erkunden. In dem kinnhohen Gewucher ist das gar nicht so einfach. Ich bin beim Überspringen der vielen kleinen Rinnsale und beim Grasbuschhüpfen mal wieder sehr froh um meine Stöcke und gebe sie gerne an die stocklosen weiter. Immer wieder sind auch kleinere Furten zu queren, die eine willkommene Abkühlung bringen.


    Eine der vielen kleinen Furten...

    Am späten Vormittag erreichen wir eine kleine Raststelle mit einer größeren Furt. Wir füllen die Wasserflaschen und einer der Jungs entdeckt bei einer Erkundungstour ein Plumpsklo an einer Jagdhütte. Ein fast mückenfreier Ort! Sofort bildet sich eine lange Schlange ungeduldig trampelnder Wandersleut, die sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen wollen. Mückenlose Örtchen sind hier selten und so wird der Klogang regelmäßig zur Qual…
    Unterdessen unterrichte ich die Wartenden im Finden eines geeigneten Wedels: ein junger Pappelast, der weder zu dünn, noch zu dick sein darf. Es werden nur die vorderen Blätter stehen lassen und man kann sich damit wunderbar die Mücken von Gesicht, Hals und den Beinen wegwedeln. Wohl die gesündeste Art des Antimück. Zwar funktionieren auch Weidenröschen, allerdings machen die nach einer halben Stunde schlapp. Ich stehe damit jedoch vor einem Dilemma: Stöcke oder Wedel?


    Der perfekte Wedel

    Es ist noch zu früh für eine Mittagspause und wir verabreden, diese beim nächsten Schattenplatz mit Wasser einzulegen. So ein Platz lässt allerdings auf sich warten, da der Weg das Flussufer verlässt und auch höhere Bäume nicht in Sicht sind. Der Weg führt in trockeneres Gebiet, während die Mittagshitze steigt. Zwar gibt es deutlich weniger Mücken, ich merke jedoch, dass ich zu wenig getrunken habe und bekomme leichte Kreislaufprobleme. Zusammen mit Kati schleppe ich mich weiter, die Schnelleren der Truppe sind inzwischen weit vor uns. Schließlich erreichen wir ein paar Bäume und beschließen, eine kurze Pause zu machen, dann eben ohne Wasser. Nicht weit von uns entfernt hören wir das lockende Gurgeln eines Baches, der allerdings durch undurchdringliches Gestrüpp von uns getrennt ist. Mit sehnsuchtsvollen Gesprächen über mückenfreie Gegenden, Kühle und schöne Berge vergeht die Zeit im Fluge, bis uns die Nachzügler einholen und wir zusammen zur Vorhut aufschließen. Diese waren nur zwei Kurven weiter an einer Furt gewesen. So kanns manchmal gehen. Wir verlängern die Pause noch eine Weile, um den großen Durst zu löschen und stiefeln dann weiter. Die endgültige Entscheidung, ob wir heute noch über den Pass gehen, verschieben wir auf die nächste Furt, wo wir das letzte Mal für eine längere Strecke Wasser und damit eine Zeltmöglichkeit haben würden. Der Nachmittag neigt sich wieder dem Ende entgegen und im schönen Licht gehen wir durch ein schmaler werdendes Nebental der Bystraja. Der Weg ist angenehm zu laufen, die zu überwindenden Höhenmeter kaum spürbar, nur hin und wieder müssen Sumpfstellen mühsam und weitläufig umgangen werden. Wir wollen uns nicht ausmalen, wie der Weg bei schlechterem Wetter aussehen würde.


    Der hats gut auf seinem Aussichtspunkt

    Gegen 18 Uhr erreichen wir die besagte Furt und diskutieren über ein Weitergehen oder Hierbleiben. Es kommt zu einer Diskussion zwischen den langsameren der Truppe und den schnelleren, die ihren Wunsch nach dem Vulkan nun endgültig schwinden sehen. Die Enttäuschung ist groß, keine Bären, keine Fische, keine spektakulären Landschaften und nun auch noch keinen Vulkan. Es besteht das Angebot, die Truppe zu spalte, wir schnelleren sollten weitergehen und die anderen auf dem Rückweg wieder abholen. Dies wird jedoch einstimmig abgelehnt. Wir haben dies hier aber als Gruppe angefangen und es besteht keine Option einer Spaltung, vor allem nicht hier draußen. So begraben wir den Vulkan. Wir einigen uns, morgen ohne Gepäck zum Pass zu gehen, um den Vulkan wenigstens sehen zu können und danach umzukehren, um einen stressfreien Rückweg zu garantieren. Schließlich erwarten uns auch auf dem Rückweg noch „wilde“ Wegstrecken. Wir erkoren den am ersten Tag gesichteten See als unser Ziel. Wir wollten auf dieser Flussseite bis zur Rangerstation des ersten Tages gehen und hoffen, dass von dort aus ein Weg zum See führt. Im schlimmsten Fall hätten wir 8 km Wildnis, im besten Fall würden wir noch ein, zwei extra Ruhetage in Esso einlegen können. Auch die Aussicht auf schlechter werdendes Wetter in den nächsten Tagen machte den vorzeitigen Abbruch etwas leichter. Zwar ist so etwas nie schön, aber auch diese Erfahrung gehört dazu und zeigt, dass eben nicht alles vorher planbar ist. Ich persönlich fand es nicht schlimm. Ich hatte mich vorher nicht mit der Planung beschäftigt, also auch keine Erwartungen aufgebaut, die nun enttäuscht werden konnten. In den letzten Tagen hatte ich mich auch an das eher gemütlichere Gesamttempo der Truppe gewöhnt. Zwar waren die Wildnis-Tage kein Spaziergang, aber insgesamt war das bisher mein entspanntester Trekkingurlaub und den begann ich so richtig zu genießen. Das Zusammensein in der Truppe, die lustige Atmosphäre und das Lagerleben insgesamt sind wichtiger geworden, als Kilometerleistungen und das Erreichen von Zielen. Und auf der zweiten Tour würden wir hoffentlich auch eine etwas spektakulärere Landschaft haben.
    In gereinigter Gruppenatmosphäre finden wir nach etwas Suchen einen einigermaßen akzeptablen Zeltplatz, begehen unser allabendliches Reinigungs- und Kochritual und fallen recht bald ins Bett.


    Abendessen
    Zuletzt geändert von Schmetterling; 23.10.2012, 20:58.

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      AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

      19.07.2012

      Wir probieren heute mal was neues: Wir verabreden keine Aufstehzeit, sondern eine Losgehzeit. So stehe ich 90 Minuten später als die ersten auf und stehe dennoch als erster satt und mit gepackten Sachen im Lager. Trotzdem kommen wir fast pünktlich los und haben daher theoretisch mal einen ganzen Tag zeit zum Wandern.
      Die Strecke ist dann auch absolut top und von einigen obligatorischen Watstellen abgesehen geht es auch gut voran. Zum ersten mal sieht man nun auch etwas höhere Berge mal aus der Nähe und die Landschaft verändert langsam etwas ihren Charakter. Trotzdem erinnert mich die gesamte Optik immer mehr an das nördliche Schweden. Nach ein paar Metern laufe ich mit Arne vorne und die anderen sind schon ein gutes Stück zurückgefallen. Arne hat wieder heftig mit den Mücken zu kämpfen und der vorher noch einfache Weg wird durch diverse sumpfige Stellen auch immer beschwerlicher. Irgendwann sind die ausgeprägten Sumpfgebiete der Normalfall und das unbeschwerte Vorankommen zwischen zwei Sumpfgebieten bildet nur noch kurze Zwischenerholungen. Nach einer längeren Pause sind wir wieder alle Zusammen und machen uns weiter auf den Weg.

      Da der Fluss hier eine Schleife macht die wir nicht mitgehen, kommen wir in eine etwas trockenere Region die sich nach einigen Metern bereits als relativ Staubtrocken erweist. Dazu passend brennt die Sonne jetzt auch wieder recht unerbittlich direkt von oben. Dadurch das der Weg aber technisch wieder sämtliche Schwierigkeiten verloren hat und auch die Heute zum ersten mal vorhandenen echten Höhenmeter sich nicht wirklich konditionell bemerkbar machen geht es weiter recht zügig voran. Nach kurzer Zeit laufe ich mich Kathrin und Sven an der Spitze und es besteht kein Kontakt mehr zu den Anderen. Wir haben aber verabredet an der nächsten Möglichkeit mit fliesenden Wasser eine Mittagspause zu machen. Auch wenn wir ab und zu mal einen Bach gluckern hören und der eigentliche Fluss laut Karte auch nicht mehr weit sein kann, stehen wir nach ca. 90 Minuten vor einer echten Steigung die wir als einen auf der Karte vermerkten Pass vermuten. Da wir aber keine Karte haben können wir das nicht weiter verifizieren und nehmen die Steigung dann auch umgehend in Angriff. Die Steigung erweist sich dann aber weder als steil, noch als hoch - aber immerhin. Nach einer halben Stunde erreichen wir den höchsten Punkt an dem ein Schild mit einer Ortsbezeichnung nebst einer Bank mit Tisch steht. Wir legen unsere Rucksäcke ab und laufen 50 Meter nach unten und erreichen einen kleinen Gebirgsbach. Überglücklich kühlen wir unsere Füße im Wasser und füllen unsere Flaschen auf. Dazu gibt es Beef Jerkey und Schokolade. Unsere Stimmung ist kaum zu überbieten und wir sind uns schnell einig, dass der heutige Tag endlich mal auch nach unserem Geschmack war: es ging früh los, es gab nicht alle 30 Minuten eine längere Pause und ein wenig Anstrengung war auch dabei. Wenn hinter dem Pass nun auch die Landschaft schöner werden würde, dann bestünde sogar noch die Möglichkeit das wir uns vollständig mit Kamtschatka versöhnen könnten.


      kamtschatka (42 von 199) von Baryt - Album.de


      Nach einiger Zeit stoßen die anderen zu uns. Dummerweise - zumindest für mich - haben sie bereits unterwegs gegessen und nicht bis zum ersten Fluss gewartet. So geht es dann für mich ohne richtige Mahlzeit weiter und wir merken auch recht schnell dass es sich nicht um den eigentlichen Pass gehandelt hat. Es geht zwar kaum noch nach oben, dafür aber auch nicht nach unten. Wir sind in eine Art Hochtal gewandert an dessen Ende wohl der eigentliche Pass liegen sollte. Nach kurzer Zeit geben Teile der Gruppe zu verstehen, dass sie nicht mehr weiter können und gerne das Nachtlager aufstellen möchten. Das einzige Problem daran ist, dass es hier kaum Zeltmöglichkeiten gibt. Rechts des Weges befindet sich ein langgezogenes Sumpfgebiet und links des Weges geht es hoch in Richtung Hügel. Da einige Teilnehmer absolut nicht mehr können laufe ich alleine Weiter um nach Zeltplätzen zu suchen. Leider wird der Weg hier wieder recht sumpfig und ich komme aus den Watschuhen gar nicht mehr raus. Zu allem Überfluss wächst jetzt auch noch dichtes Gestrüpp über den Weg und ich ratsche mir meine Beine flächendeckend auf. Nach ein paar Kilometern gibt es links des Weges ein paar gerade Stellen an denen wir unsere Zelte aufstellen können und ich beschließe die anderen zu holen. Meinen Rucksack und meine Schuhe lasse ich gleich da. Aus mir nicht so ganz erklärlichen Gründen ist man mit der beschriebenen Stelle nicht so ganz einverstanden und Barbara macht sich entlang des Hanges auf die Suche nach einem Zeltplatz in der Nähe. Irgendwann findet sie im Hüfthohen Gestrüpp auch eine Fläche. Ich darf also die ganze Strecke noch zweimal Laufen um mein Gepäck und meine Schuhe zu holen.

      Als ich wieder zurück bin und wir vor dem Aufbauen der Zelte erst mal das Abendessen einnehmen wollen, bricht ein handfester Streit über den bisherigen Verlauf der Reise aus. Für zwei Teilnehmer ist die Tour einfach zu anstrengend und die technische Schwierigkeit wesentlich höher als erwartet. Für dieses Problem gibt es aber aus meiner Sicht keine Lösung: die Wegbeschaffenheit kann niemand ändern und unsere Tagesleistungen werden sich auch nicht weiter absenken lassen. Dazu kommt noch, das die Gruppe absolut nicht bereit ist früher aufzubrechen und somit ein Laufen in der Mittagshitze auch nicht zu vermeiden ist. Eine Trennung der Gruppe halte ich an diesem Punkt der Reise für den absoluten Wahnsinn da zwischen uns und Esso mindestens zwei sehr schwere Furten liegen, die der eine Teil niemals ohne Hilfe schaffen würde. Wir beschließen daher am nächsten morgen umzudrehen um somit die maximale Zahl an Tagen für den Rückweg zu haben. Sven und Kathrin äussern ihren Unmut sehr direkt, tragen damit aber definitiv dazu bei, dass nach kurzer Zeit alles alles gesagt ist und uns nichts anderes übrig bleibt als das Beste aus dem Rest der Tour zu machen. In einer weiteren Diskussion mit Sven, Susanne, Kathrin, Kati und mir kommen wir auch sehr schnell zu dem Punkt dass wir den Vulkan sowieso nicht in der Gruppenkonstellation erreicht hätten und wir die Gruppe trotzdem als sehr angenehm und die Tour als super lustig empfinden. Auch wenn das ganze körperlich wenig herausfordernd für uns ist und die Landschaft alles andere als eine Offenbarung ist. Nach dem Abendessen hat sich der Frust dann bei allen erstmal sichtlich gelegt und wir beschließen am nächsten Morgen um sieben ohne Gepäck in Richtung Pass aufzubrechen, um wenigstens noch einen Blick auf den Vulkan erhaschen zu können.


      kamtschatka (43 von 199) von Baryt - Album.de
      Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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      • codenascher

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        AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

        20.07.2012

        Da wir uns ja nun gegen das Weiterlaufen zum Vulkan entschieden, wollten wir wenigstens in aller früh ohne zu frühstücken in Richtung Pass laufen. Heiko bekam die Sonne am Vortag nicht so gut, er blieb im Zelt. Das Wetter war heute eher bescheiden. Nach knappen drei Kilometern stellten wir allerdings fest, dass wir unserem Ziel noch nicht wirklich näher gekommen sind... Der Abgleich unserer Karte mit der Karte auf Katis GPS ergab, dass wir noch eine ganze Weile um einen Berg herum laufen mussten, der uns genau im Weg stand... Dies machten wir natürlich nicht.
        Also gönnten wir uns wenigstens einen Tee. Den ersten Topf mit gerade frisch kochendem Wasser hatte hab ich erstmal schön um geschmissen als ich zu meiner Kamera eilte für ein Gruppenfoto...
        (Das geilste daran ist, dass ich das Gruppenfoto nicht einmal auf meiner Festplatte habe )

        Auf dem Weg zurück zu unseren Zelten erfreute ich mich an dem Wollgras welches hier überall am Wegesrand wuchs und welches ich zuvor noch nie gesehen hatte!




        Susanne bei ihrer Lieblingsbeschäftigung - Blumen fotografieren

        Am Zeltplatz angekommen packten wir zusammen und aßen unser Frühstück wieder am Wegesrand. Gegen Mittag ging es dann los, unser heutiges Tagesziel sollte die Hütte mit dem Plumpsklo in gut neun Kilometer Entfernung sein – wie spannend. Meine Laune war entsprechend schon wieder auf dem Tiefpunkt.

        Drei Stunden später erreichten Heiko und ich mit einem knappen Vorsprung von einer halben Stunde vor den anderen unser Ziel. Ich hab mir extra was für die Hütte aufgehoben
        Auf dem Weg zur Hütte fielen die ersten Regentropfen des Urlaubs. Ein leichter Nieselregen, da es aber nach mehr aussah präparierten sich fast alle komplett Regenfest. Um sich ne halbe Stunde später zumindest die Jacken wieder auszuziehen!
        Da dank des bescheideneren Wetters endlich mal ein paar Wolken am Himmel waren sah die ganze Umgebung gleich sehr viel schöner aus. Ein Himmel mit Zeichnung wow. Und natürlich erträgliche Temperaturen!!! Irgendwie war die heutige Etappe um einiges erträglicher! Die Matschepampe störte zumindest mich bis auf einen kleinen Ausrutscher nicht weiter


        ohne Worte


        Welch Panorama hinter unserem Zeltplatz


        Unsere Zelte schlugen wir auf der anderen Flußseite der Hütte an einer Schutzhütte auf. Wir wuschen unsere Klamotten, machten ein Lagerfeuer und verbrachten den Rest des Abends mit quatschen. Da am heutigen Tag die Sonne fehlte, behalfen wir uns zum Klamottentrocknen des „Ewenischen Trockentanzes“


        "Der ewenische Trockentanz"


        Unsere Schutzhütte

        Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

        meine Weltkarte

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        • Schmetterling

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          AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

          Die Suche nach dem Niechinski - 20.7.

          Gegen sieben Uhr brechen wir ohne Frühstück und Gepäck auf zum Pass, von wo aus wir unseren unerreichbaren Vulkan wenigstens kurz betrachten wollen. Nur mit Kamera und ein paar Müsliriegeln bestückt ist es ein angenehmes Vorankommen und unsere mückensichere Vermummung schützt uns auch vor den kleinen Plageviechern. Wir rechneten mit einer guten halben Stunde, der Weg zieht sich jedoch deutlich länger sanft ansteigend dahin. „Pass“ ist in diesem Falle auch wirklich übertrieben, denn wir haben seit gestern kaum Höhenmeter gemacht. Er bezeichnet vielmehr die höchste Stelle eines sanften Taldurchstiegs.


          Auf der Suche nach dem Ichinski


          Wo bleibt er denn...

          Schließlich studieren wir doch nochmal die Karte, da weder ein deutlicher Pass, geschweige denn ein Vulkan in Sicht kommt. Der Blick macht uns die Sinnlosigkeit unseres Tuns klar, denn der Vulkan wird von einem kleineren Berg zu unserer Linken verdeckt. Wir würden komplett um dessen Fuß herumgehen müssen, um freie Sicht zu haben. Das wiederum würde noch einige Zeit dauern und wir wollten heute ja noch ein gutes Stück Weg zurück gen Esso schaffen. Also streichen wir endgültig die Segel und kehren um. Zunächst feiern wir unsere Niederlage jedoch mit Müsliriegeln und einem Tässchen Tee. Hiermit taufen wir den Vulkan in „Niechinski“ um, haben wir ihn doch nie zu Gesicht bekommen. Laut Beschreibung hätten wir ihn spätestens im Laufe des gestrigen Tages aus der Ferne sehen müssen. Haben wir aber nicht, trotz guten Wetters. Wahrscheinlich ist dieser Vulkan lediglich ein unerreichbarer Mythos...



          Abbruchtee

          Niedergeschlagen treten wir langsam den Rückzug an. Ich lasse mir Zeit, um die zahlreichen blühenden Pflanzen zu fotografieren. Mal wieder bedauere ich, kein Bestimmungsbuch hier zu haben.


          Iris am Wegesrand

          Zurück am Lager bauen wir die Zelte ab, frühstücken kurz und treten den Rückweg an. Der Himmel ist bedeckt und da wir wissen, was auf uns zukommen würde, läuft sich der Weg sehr angenehm. Eine fast euphorische Stimmung macht sich in mir breit. Vor uns liegen 10 lockere Kilometer, die Temperatur ist angenehm und die Wolken geben dem Himmel nach dem gleisenden Blau der letzten Tage eine nette Struktur. Endlich ein Fotohimmel.


          Sumpfumpfumpf

          Als wir die Ebene erreichen, fängt es tatsächlich an zu regnen. Grummelnd ziehen wir unsere Regenjacken an. Ich will meine Regenhose nicht anziehen, tue es jedoch auf dringendem Anraten der anderen dennoch. Eigentlich ziehe ich sie nur bei Sturm und Kälte an und tatsächlich läuft mir schon bald der Schweiß runter und ich gehe in meinem eigenen Saft. Meine Laune sinkt auf den Tiefpunkt. Ich bin eh ganz hinten, beschließe jedoch, mich wieder umzuziehen. Nur um festzustellen, dass hinter der nächsten Kurve eine Furt auf uns wartet. Also nochmal alles ausziehen…



          Arne perfektioniert die Wedeltechnik

          Zum Glück hört der Regen bald wieder auf und wir lustwandeln fotografierend über die Ebene. Wir haben das Klohäuschen von gestern als unser heutiges Ziel ausgemacht. Ich lasse mich im Laufe des Nachmittags etwas zurück fallen, um in Ruhe Pflanzenaufnahmen machen zu können. Endlich ist auch das Rucksackgewicht so weit geschrumpft, dass ein häufiges Knien auf dem Boden möglich wurde. Ich fühlte mich angekommen und wohl hier draußen.


          Ob wir hier bleiben sollen?

          Am Klohäuschen befindet sich auch eine Jagdhütte und wir überlegen, einfach hier an der Hütte zu bleiben. Inzwischen regnet es auch wieder und ein Unterstand für die Nacht wäre ganz nett. Die ganze Umgebung ist aber müllig und zugewuchert und auch das Innere der Hütte lädt keineswegs zu einem längeren Aufenthalt ein. So warten wir unter dem Vordach den kurzen Regenschauer ab und überqueren die Furt, um auf der anderen Seite am Picknickplatz unser Zelt aufzubauen. Beim Furten verfangen sich unerklärlicherweise einige große Holzbalken in unseren Rucksäcken, die dann sehr willkommen für ein kleines Lagerfeuer sind.



          Angeblich soll viel Knobi gegen Mücken helfen...

          Leider hat es wieder angefangen zu regnen. Zwar nicht viel, dafür aber stetig. In kurzen Regenpausen bauen wir die Zelte auf. Trotz Regens wasche ich mein Hemd und hoffe, dass es bis morgen irgendwie trocken wird. Wir kauern uns zum Kochen unter das Dach des Unterstandes und erzeugen mit dem Hobo so viel Rauch, dass die Mückenschwärme einigermaßen erträglich bleiben. Nach dem Essen entfachen wir ein großes Lagerfeuer und gehen daran, unsere frisch gewaschene Kleidung zu trocknen. Dabei entwickeln wir den „Ivenischen Trockentanz“: damit jeder mal in der Rauchfahne stehen muss, wechseln wir alle 10 Sekunden die Position und bewegen uns so langsam kreisförmig um das Feuer. Die Kleidung dampft und trocknet an den prasselnden Flammen erstaunlich schnell, was auch den Rest der Truppe dazu veranlasst, noch das ein oder andere Kleidungsstück zu waschen. Die allgemeine Bettruhe wird spontan bis weit in die Dunkelheit nach hinten verschoben, das Feuer ist einfach zu schön.


          Der Ivenische Trockentanz

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            AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

            20.07.
            Von Ichinsky zum Niechinsky

            Wir werden zeitig wach,
            Abends beschlossen wir noch, in der Frühe über den Paß zu gehen, hoffend, einen Blick auf den Ichinsky zu erhaschen.
            Heiko bleibt im Sack,
            wir ziehen mit leichtem Gepäck los.



            Wir erreichen den Paß, überschreiten ihn, ziehen weiter.




            Wir sind auf einem sumpfiggrünem Sattel, von Quellbächen durchzogen, Brutstätte für massig viele hautgeflügelter Plagegeister.


            Mücken Mücken Mücken

            Bald müssen wir erkennen, das der Ichinsky sich noch hinter einem Berg versteckt, welchen zu umrunden noch gute 4-5 km kosten würde, welche es auch noch zurückzugehen gälte.
            Da sich zudem der eingetrübte Himmel weiter zu uns herniedersenkt, ist zu bedenken, daß der Gipfel des 4000ers ohnehin verhüllt sein dürfte.
            Somit wird der Ichinsky zum Niechinsky.
            Da geschrieben stand, man könne ihn auf zwei Tage im Voraus sehen, welches uns nicht vergönnt war, mutmaßen wir, das er eine Art imaginäres Ziel sei, ähnlich dem Schlaraffenland oder dem Heiligen Gral.
            Also blasen wir zum Rückzug und machen noch eine kleine Teepause am Passe.
            Hier bemerke ich ein nerviges Brennen im Nacken, nach dessen Ursache ich Barbara zu schauen bitte.
            Ein etwas erschrocken klingendes "Ouh!" ist ihre Antwort.
            Die Kordel des Mückennetzes hat Mückenleichen, Schweiß und Staub gleichmäßig in die Stiche meines Nackens einmassiert und eine Konglomerat aus Entzündungen entstehen lassen.
            Hier tritt Kathrin als Retterin in Not auf den Plan und gibt mir ihren Zweitbuff als Nacken-Scheuer-Mücken-Sonnenschutz.
            Es ist mein Erstkontakt mit dem Kleidungsstück "Buff", ich werde umgehend ein Fan von ihm.
            Am Lager zurück packen wir zügig um ausgiebig zu frühstücken, heute haben wir es nicht weit, primäres Ziel soll die Jägerhüttenklohausfurt sein.



            Frohen Mutes steigen wir anschließend Talwärts, zunächst bleibe ich, bis zum Rastplatz des Schluchtanfanges in Sandalen, wieder den Hautflüglern zur Freude, aber da unten kann ichs ignorieren - denke ich.


            Kurzer Anstieg hinter der Rastplatzfurt

            Am Rastplatz halten wir kurz Rast und gehen flugs weiter.
            Die Stechviehcher nerven, so reiße ich mir, in Susannes Manier, einen Wedel vom Strauche, kurze Zeit später einen Zweiten, um diese beiden, im Takte der Stockführung durch mein Gesicht streichen zu lassen, eine hervorragend funktionierende Technik, welche mich auf das Mückennetz verzichten läßt, zumal der Hals ab nun durch Kathrins Buff geschützt ist.
            Die Ebene liegt unter einer reich gemaserten, das Licht difusierenden, Wolkendecke und die Blüten springen einem Heute stark ins Auge, eine Farbigkeit bietend, die wir zuvor nicht wahrnamen.
            In der Ebene zieht sich das Feld stark auseinander, die Einen fotografieren blüten und Landschaft, andere streben stracks dem Ziele zu.


            Bautz

            Die Bewölkung verdichtet sich, es fällt kondensat aus, erst sehr mälich, dann etwas stetiger, man packt sich in Regenschutz.
            Der Himmel sieht nach mehr niderschlag aus, indes es kommt nichts.
            Obwohl es von den Temperaturen her moderat zu geht und der Weg nicht weit ist, baue ich nach gut 2 Stunden recht stark ab, ich fühle mich schlapp und abgespannt.
            An einer Furtstelle nutze ich einen Schuhwechsel für eine kleine Pause mit Kathrin und Kati.
            Susanne, ute und bärt sind noch zurück, Barbara mit Heiko und Sven weit voraus.
            Irgendwann trifft die Nachzügler ein, wir ziehen weiter und erreichen letztendlich auch die Hütte, an welcher wir von den dort wartenden ob der mitgezogenen Insekten beschimpt werden.
            Hier nimmt der Niederschlag wieder zu, wir warten den Schauer ab und beratschlagen über den Lagerplatz, vor der Hütte, oder am Rastpavilion jenseits der Furt.



            Hütteninneres (der Hüttenkobold ist ob des Ablichtens entsetzt und versucht zu entfleuchen)

            Die Hütte ist ein lausiges Refugium und riecht irgendwie nach Aas, rundum lagert Müll und überwucherter Schrott,
            so Furten wir unter Mitnahme von Brennstoff, in Form gestürzter Baumstämmchen.
            Wir lagern schutzsuchend unter dem Pavilion, schlagen die Zelte auf und waschen unsere Klamotten im Fluß.



            Ich nehme ein Kolkbad und fühle mich wieder richtig erfrischt.
            Danach spricht mich Heiko wegen der Hügel hinter dem Lageplatz an, sie sehen sehr gleichmäßig-künstlich aus.
            Der Gedanke an Grabhügel drängt sich auf. Ich bedenke, daß repräsentative Grabanlagen in Jäger und Sammlerkulturen nicht unbedingt Brauch sind und so gehen wir der Sache auf den Grund. An einer Hügelflanke ist der Untergrund aufgeschlossen, das Sedimentgestein der Talebene ist, wie eine erstarrte Blase aufgepreßt, ich mutmaße das hydrothermische Kräfte bei der Bildung die Ursache waren. Dennoch ist die Erscheinung nicht uninteressant, die Hügel liegen in einer Reihe und laufen auf eine ähnlich gestaltete Geländewelle zu.
            Reg unterhaltend und lesend geht der Nachmittag vorüber, wir entzünden ein rauchendes Feuer gegen die Insekten und ich gebe mich eines Runde Blitzdingsens hin, wobei, oh Graus, das von Bert und Ute entliehene Blitzdings in Stücke fliegt.
            Der Lebensretter ist entzwei!!!
            Ich bin um Reparatur bemüht, kann das Gerät auch wieder sinngemäß, allerdings mit stärker vortretenden kontakten wieder zusammensetzen.
            Kathrin stellt mir zur dauerhaften Verbindung derr Einzelteile Gewebeband zur Verfügung.
            Darauf kan ich Ute und Bert das reparierte Teil zurückgeben. Diese haben hingegen grad ein Ersatzgerät ausgepackt und schenken mir das Alte.
            MEIN EIGENES BLITZDINGS!!!
            Der Abend verläuft mit Massagen, Kochen, Essen und Unterhaltung über Tour, Verdauung, juckende Stellen, Rötungen, Wehwechen usw.
            Die Schamgrenzen in der Gruppe sind, so scheints, gewissen Großteils aufgelöst.
            Sven schmort eine Große Portion Knoblauch in der Pfanne an, von der ich mir einen Teil einheimse, hoffend, nächsten Tags darum weniger Last mit Mücken zu haben.


            In der Dämmerung erkennen wir, daß das Trocknen der gewaschenen Kleidung zum nächste Morgen fraglich erscheint, so begeben wir uns mit jeweil einem zu trocknendem Stück ums Lagerfeuer und wiegen die Wäsche seitlich über der Flamme, um nach gewisser Weile einen Schritt seitwärts schreiten, damit jeder einmal gleichemaßen im Rauch stehe:
            Der Ewenische Trockentanz.
            (Hierbei fährt mir die Melodie einer färingischen Ballade in den Sinn und ich frage mich, ob nicht doch schon Wikinger die Nordwestpassage fanden und kulturellen Kontakt mit der Ewenischen Bevölkerung hatten. )
            Die Wäsche dampft und trocknet bald.
            seit dem Essen fühlte ich mich wieder zunehmend matter, beim Aufstehen und Gehen merkte ich, das meine Knöchel stark angeschwollen sind, ebenso auch mein Hals und an den Lidern merke ich, daß mein Gesicht auch runder wird.
            Dennoch halte ich aus, bis alle zu Sack gehen, doch sobald ich liege bin ich auch schon entschlummert.
            Zuletzt geändert von Goettergatte; 24.01.2013, 22:28.
            "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
            Mit erkaltetem Knie;------------------------------
            Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
            Der über Felsen fuhr."________havamal
            --------

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              AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

              20.07.2012

              Der nächste Morgen fängt leider wieder wie viele Morgen zuvor an: Kati und ich stehen pünktlich auf um um 7.00h aufbrechen zu können. Leider sind wir die einzigen die überhaupt wach sind und ich glaube nicht an einen Aufbruch vor acht und beschließe einfach nicht mit zum Pass zu gehen, sondern auszuschlafen. Ich verspüre auch den leichten Anflug einer Krankheit und hoffe, dass ich diese irgendwie im Zaum halten kann.
              Nach ein paar Stunden sind die Anderen zurück und wir starten das Lager abzubauen. Irgendwann geht es dann weiter und wir laufen den gestrigen Trail wieder zurück. Die langen Sumpfpassagen sind noch nerviger wenn man sie schon alle kennt, dafür passieren diverse Missgeschicke die kurzfristig für große Heiterkeit sorgen. Gegen Mittag kommen sogar ein paar Regentropfen am Boden an und wir malen uns schon aus, wie sich bald auch der Rest der Piste in eine Schlammlandschaft verwandeln wird. Dazu kommt es jedoch nicht, da es erstmal bei einigen wenigen Tropfen bleibt.


              kamtschatka (51 von 199) von Baryt - Album.de


              Irgendwann erreichen wir den Übernachtungsplatz von Vorgestern und machen eine ausgiebige Mittagspause, einige schlafen sogar ein Stündchen oder sammeln Beeren. Ich gucke etwas mit dem Fernglas in der Gegend herum, doch Kamtschatka bleibt auch weiterhin für uns komplett säugetierfrei.


              kamtschatka (45 von 199) von Baryt - Album.de



              kamtschatka (46 von 199) von Baryt - Album.de


              Als wir an der Hütte mit dem Plumpsklo ankommen wir mehrheitlich beschlossen auf der anderen Seite des Flusses unser Lager aufzuschlagen. Wir machen ein relativ großes feuer an der Feuerstelle und sitzen unter dem Dach um uns vor dem Regen zu schützen. Da der Himmel zum ersten mal etwas Zeichnung hat beschließe ich in der Dämmerung mit dem Stativ loszuziehen und ein paar Langzeitbelichtungen zu machen.


              kamtschatka (47 von 199) von Baryt - Album.de



              kamtschatka (48 von 199) von Baryt - Album.de



              kamtschatka (49 von 199) von Baryt - Album.de



              kamtschatka (50 von 199) von Baryt - Album.de
              Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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                AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

                21.07.2012

                Mit leichter Verzögerung ging es heute früh los. Die Temperaturen annehmbar, der Himmel bewölkt! Die Strecke lief sich heute sehr viel angenehmer als noch vor drei Tagen! Die pralle Sonne und der daraus resultierende Dunst schaffte es die Berge um uns herum vollkommen in ein anderes Licht zu tauchen als heute. Irgendwie war ich heute wesentlich besser gelaunt als die Tage zuvor. Kann dies etwa nur am Licht liegen?




                zwei Tage zuvor störte mich die Matschepampe noch wesentlich mehr


                Überall Bärenspuren, bloß keine Bären...


                so schön

                Da an der einzigen Furt des Tages einmal mehr ohne Ende getrödelt wurde, lief ich einfach alleine los. Ich, meine Gedanken und der verzückte Blick nach links und rechts. Und endlich war es soweit!!!! Meister Petz machte knappe 20 Meter vor mir am Wegesrand Männchen. Woohoo

                Ich hab erstmal meine Stöcke fallen gelassen und bin (wahrscheinlich nach einer starren Schocksekunde) langsam Rückwärts gelaufen, dabei an meiner Ortlieb Tasche rumnestelnd die Kamera raus gekramt.

                Bär weg. Häh? Bar wieder da! Ah, der Bursche trollte sich bereits langsam von dannen. Heiko schloss als erster zu mir auf. Als ich ihn in sah, signalisierte ich ihm leise zu sein. Zuerst wusste er nicht worum es geht, verstand dann aber dennoch.
                Während ich nun mit meinem UWW Objektiv nen verpixelten Bären aufnahm, konnte er mit seinem Tele Format füllende Aufnahmen schießen!
                Bis auf Bert und Ute (welche den Bären leider nicht zu Gesicht bekamen) schloss nunmehr auch der Rest unserer Gruppe zu uns auf.

                Was für ein toller Moment. Ich freute mich Riesig und meine Stimmung hellte noch mehr auf! Mensch ich bin auf Kamtschatka war mein erster Gedanke!


                Da ganz klein in der Mitte versteckt er sich Aufgenommen mit 24mm an Crop

                Unseren Schätzungen nach, müsste es sich noch um ein relativ junges Tier von vielleicht drei Jahren handeln. Absolut niedlich diese plüschigen Ohren!!!! Wir waren ihm aber definitiv nicht geheuer. Während seines sanften Rückzugs stellte er sich immer wieder auf seine Hinterbeine um nach den komischen Wesen auf dem Weg zu gucken Welch geiler Moment

                Diese Begegnung sollte leider unsere einzige Begegnung mit einem Bären während der gesamten Tour werden. Dennoch war es einfach nur geil! Wer weiß, wie viele Bären sich aufgrund unserer Gruppengröße und des daraus resultierenden Geräuchpegels bereits von dannen machten, eh wir sie zu Gesicht bekamen. Aber, es gibt sie also doch

                Weiter ging es zu unserem Rastplatz von vor drei Tagen. Hier machten wir zur Mittagszeit eine längere Rast. Während unsere Mücken geplagten vermummt unter dem Hüttendach saßen lag ich nur in kurzer Hose und Oberkörperfrei auf dem Boden. Ich vernahm während meines dösens eins zwei neidische Kommentare, Mich ließen die Viecher ja beinahe komplett in Ruhe

                Wir liefen weiter die uns bereits bekannte Piste, der Himmel leicht bedeckt, immer wieder zeigten sich uns Sonnenstrahlen und zauberten jedes mal ein Lächeln auf mein Gesicht. Die nicht gerade geringe Anzahl der Flüsse und sonstigen Furtstellen störten mich nicht wirklich. Weniger schön war aber die Tatsache, dass wir heute zu der Hütte am Fluß, welche wir vor ein paar Tagen unbedingt erreichen wollten, wieder nicht erreichten... Mittlerweile waren wir schon wieder zu späterer Stund unterwegs, den ersten Teilnehmern ging bereits allmählich die Puste aus.





                Barbara übernahm die Suche nach der Hütte. Während wir am Pistenrand verweilten schlug sie sich in die Büsche Richtung Bystraja. Nach einer knappen halben Stunde (Heiko gab mal wieder eine Runde Beef Jerkey aus ) wurden wir, und vor allem Arne ein wenig ungeduldig, gar nervös...

                Rufen und pfeifen blieb unbeantwortet... Arne und Bert machten sich auf den Weg Richtung Fluß. Nicht das Barbara noch irgendwie abgerutscht, abgetrieben, gefressen oder was auch immer ist...

                Zehn Minuten später ertönten dann endlich wechselseitig rufe und Pfiffe der Gesuchten sowie den Suchenden. Alles in Ordnung, sie hatte sich ein wenig verfranzt. Die Hütte fand sie aber dennoch nicht.
                Ich machte mich einmal mehr alleine auf den Weg. Wir vereinbarten den nächsten geeigneten Schlafplatz mit „Frischwasseranschluß“ zu nehmen. Mittlerweile war es schon wieder halb sieben.



                Etwa anderthalb Kilometer später zweigte ein Pferdepfad von der Piste Richtung Bystraja ab. Diesen nahm ich und markierte die Stelle mit einem breiten Pfeil und einem „ODS“ in den Staub geschrieben. Die Botschaft wurde eindeutig gefunden und zehn Minuten nach mir erreichte auch der Rest unserer Gruppe den Zeltplatz den ich am Ende des Pferdepfades fand. Witzigerweise befand sich dieser genau auf der anderen Seite unserer ersten gewagten und nicht geschafften Furt vom zweiten Tag!
                Ein sehr schöner Platz samt Feuerstelle, wenn man von den Vollgeschissenen Windeln unserer Vorgänger hier mal absah.
                Unsere nicht geschaffte Furt nahmen wir uns selbstverständlich auch noch einmal in Augenschein. Von dieser Uferseite sah man erst recht, wie tief es wurde und das spätestens unseren kleinen Mitwanderer hier nie und nimmer ein Chance gehabt hätten!

                Wir blieben heute sehr lange auf, zu gemütlich das Feuer, zu gut tat der Tee! Ich gönnte mir heute eine doppelte Portion „Süßen Moment“ mit frisch gepflückten Heidelbeeren – Jammy




                Belohnung für alle Strapazen - Süßer Moment

                Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                meine Weltkarte

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                  AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

                  Bärchi!! - 21.7.

                  Heute morgen ist irgendwie der Wurm drin, wir kommen und kommen nicht los. Da vor uns nur 15 km auf einer gut zu gehenden Strecke liegen, finde ich es nicht schlimm und genieße das Lagerleben und die lustige Stimmung. Nur für einige Teilnehmer ist es eine Qual, stehen sie doch schon längst startbereit auf dem Weg und scharren ungeduldig mit den Füßen.
                  Endlich hat jeder seine sieben Sachen gepackt und es kann losgehen.


                  Mückenfutter...

                  In gelöster Stimmung schreiten wir kräftig aus, auch heute wieder ist der Himmel wunderbar gemustert. In guter Laune meistern wir alle Schlamm-, Wat- und Springstellen und albern uns vor bis an die Übernachtungsstelle von vor zwei Tagen. Diese haben wir zur gemeinsamen Mittagsrast auserkoren, so kann jeder sein eigenes Tempo gehen.





                  Ich nutze die Gelegenheit wieder zum ausgiebigen Bummeln, Landschaft betrachten und Fotografieren. Plötzlich sehe ich Heiko und Sven vor mir Halt machen, sie bedeuten uns, leise zu sein und deuten aufgeregt nach vorne. Ich schließe vorsichtig auf und sehe ihn - ein kamtschatkinisches Bärchen! Er steht hinter einem Busch und schaut uns an. Als ich mir gerade überlegen wollte, ob ich mir Sorgen machen muss, zieht er sich langsam in die Büsche zurück. Wir sind fasziniert und glücklich, endlich ein Bär!

                  Die Mittagspause dehnen wir bis weit in den Nachmittag aus. In der prallen Sonne kann man fast unbehelligt von den Mücken schlafen und anschließend füllen wir unsere Becher mit fantastisch schmeckenden Beeren. Diese sind erst in den letzten Tagen reif geworden und schmecken göttlich. Ich mache das ganze Haferl voll, bin jedoch zu gierig, um sie bis später aufzubewahren.


                  Beerensammeln


                  Unterschiede in Mückenaffinität...


                  Arne bei seiner Lieblingsbeschäftigung: interessante Nervenenden blitzdingsen


                  Ohne Worte

                  Als Zeitvertreib stellen wir die „Liste der kamtschatkinischen Krankheiten“ zusammen. Hier eine kleine Auswahl:

                  Kamtschatkinischer Keuchhusten:
                  Symptome: Abrupt auftretender würgender Husten, gepaart mit Spuckreiz und Auswurf in Form von Mückenleichen
                  Ursache: Bei Reden und Essen ohne Mückennetz eingeatmete Mücken, die sich direkt auf den Weg in die Lunge machen wollen.

                  Kamtschatkinischer Feuerring:
                  Symptome: Stark entzündeter und juckender geschwollener Ring oberhalb der Sockenkante
                  Ursache: Am Sockenabschluss staut sich Blut, die Stelle ist daher besonders bei Mücken beliebt

                  Kamtschatkinische Gürtelrose:
                  Symptome: Zerstochener Bereich am unteren Rücken
                  Ursache: Moderne Outdoorkleidung ist modisch kurz geschnitten, so dass sie bei jedem Bücken den unteren Rücken dem Mückenagriff preis gibt…

                  Kamtschatkinischer Mongolismus:
                  Symptome: Zugeschwollene Augen und Gesichtspartie, kann auch an Fingerknöcheln auftreten
                  Ursache: Allgemeines Versagen des Lymphsystems bei zu vielen Stichen


                  Kamtschatkinische Botoxlippe:
                  Symptome: Angeschwollene Lippe; leider meist asymmetrisch
                  Ursache: Was schon, Mückenstiche natürlich…


                  Kamtschatkinische Hysterie:
                  Symptome: siehe diese Liste, unkontrollierte Lachanfälle
                  Ursache: Gruppenkoller auf Kamtschatka

                  Am Nachmittag machen wir uns an die zahlreichen Furten. Die große meistern wir diesmal sehr rasch, wir sind alle geübt und außerdem führt der Fluss deutlich weniger Wasser. Diesmal kamen sogar Kati und ich mit trockenen Unterhosen an… Wir sparen uns das ständige Umziehen und liefen weite Strecken in Watschuhen. Die kleinen Flüsschen sind wieder eine willkommene Abkühlung.


                  Alte Militärstraße

                  Schon bald kommen wir an der Stelle vorbei, wo wir vorgestern den Weg betreten haben. Nach einer kurzen Schweige- und Gedenkminute, in der wir andächtig die Wildnis auf der anderen Seite betrachteten, schreiten wir munter voran. Unser heutiges Ziel ist eine kleine Hütte, die wir vorgestern von der anderen Flussseite gesehen haben. Wir freuen uns vor allem auf das kleine Klohäuschen und Sven und Heiko sind ganz wild darauf, ihre Angeln in einem ebenfalls gesichteten angestauten Gewässer auswerfen zu können.
                  Der Weg zieht sich im weicher werdenden Nachmittagslicht aus dem Flusstal hinauf auf eine weite Ebene. Endlich wird die Landschaft so schön, wie wir sie uns in den letzten Tagen erträumt haben. Wolken ziehen über den Himmel und es sieht fast aus wie in Skandinavien. Verzückt und glücklich steigen wir hinan, immer in der Erwartung eines nach links zur Hütte abbiegenden Weges. Wir haben mit dem Fernglas deutlich einen Fahrweg vor der Hütte gesehen, der muss ja von irgendwoher kommen. Da es hier ja nicht viele Wege gibt, muss der irgendwann nach links abgehen. Dachten wir. Schließlich müssen wir jedoch einsehen, dass wir längst an der Hütte vorbei sind. Barbara startet eine lange Erkundungstour bis an den Fluss, findet jedoch keinen Weg. Sehr seltsam, das alles! Nach dem Geistervulkan nun noch eine Geisterhütte mit einem Geisterweg. Die Frustration ist groß, der Abend mal wieder weit fortgeschritten. Hier können wir aber nicht bleiben, da es hier oben kein Wasser gibt. Also weiter. Wir wollen an der nächsten einigermaßen akzeptablen Stelle Halt machen, in spätestens 4 Kilometern würde der Weg dann wieder zum Fluss hinunter führen.


                  Abendstimmung

                  Die Schnellen sprinten voraus, wir anderen bummeln die Landschaft bewundernd hinterher. Wir haben uns noch auf einen längeren Marsch eingestellt, umso erstaunter sind wir, als bereits nach 2 km der Weg nach links zum Fluss runter führt. Es ist tatsächlich die Furt, an der wir am zweiten Tag gescheitert waren. Und dort wartet ein ganz fantastischer Ratsplatz mit tollen Zeltstellen und einer Feuerstelle. Wieder präpariert von einer der Reitertruppen vor uns. Es folgte das allabendliche Ritual mit Waschen, Kochen, Feuer schüren. Das Waschen ist heute allerdings besonders qualvoll. Es sind unerreichte Mückenzahlen unterwegs, was das Waschen wirklich zur Qual macht. Ich war echt genervt und beschränkte mich auf ein Minimum.
                  Umso schöner ist der Abend am prasselnden Feuer mit Dauerteeproduktion im Hordentopf. Wieder viel zu spät ob dieser tollen Abendunterhaltung gehen wir ins Bett.

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                  • Goettergatte
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                    AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

                    21.07.

                    Meister Petz und die andere Seite des Tals

                    Ich erwache langsam, habe gut geschlafen, die Mücken im Vorzelt machen, so scheints mir, einen Bogen um mich.
                    Die Schwellungen im Gesicht scheinen zurückgegangen zu sein, mir gehts, abgesehen von den Knöcheln blendend.
                    Die Knöchel hingegen sind nicht mehr da, von Wade bis Ferse hat alles den gleichen Durchmesser.
                    Diagnose:
                    "Kamchatka-Elefantitis"
                    Üte hat das selbe Leiden, allerdings an den Händen.
                    Ich treffe mich wieder mit Bärt zum Kaffeekollegium, es wird ein gemütlicher Morgen.
                    Das Wetter sieht zunächst noch nach Regen aus, aber es klart auf.
                    Blödelnd begeben wir uns ans Packen und ziehen frohen Herzens los.



                    Der Weg ist bekannt, wir kennen seine Tücken, hingegen werden, um manche tückische Stelle, von dieser Richtung, Alternativen sichtbar, welche sich uns auf der Hintur nicht darstellten. Wir kommen rasch vorwärts, genießen das wolkengemaserte Himmelblau und das Farbspiel der Staudenwälder und Wiesen in der klaren Luft.





                    Viele machen Fotopausen zwecks Ablichten der Blüten, andere geben Tempo vor, so zieht sich das Feld weit auseinander.
                    Irgendwann ziehe ich allein des Weges. Sven und Heiko sind irgendwo weit voraus, Kathrin ca. 300 m hinter mir.
                    Ich singe wieder vor mir hin, nicht um des toten Punktes willen, sondern wegen der Bären:
                    "O'er the hills an' far away..."
                    "Der mächtigste König im Luftrevier..."
                    "Wir sind des Geyers schwarze Haufen" (
                    "When boyhoods fire was in my blood..." (A nation once again)
                    "die Gedanken sind frei"
                    "Lieschen, Lieschen, Lieschen..."
                    "Go on home british soldiers..."
                    "Flandern in Not"
                    ...
                    Kathrin hat mich eingeholt, ich muß langsamer geworden sein,
                    ich war grad beim Hohenfriedberger Marsch:
                    "...
                    Ham se keine Angst,
                    Herr Oberst von Schwerin,
                    Ein preußischer Dragoner
                    tut niemals nicht fliehn
                    ..."
                    Da grinst sie mich an und ich verstumme, wohl auch errötend.
                    Ich erklär mich, wir gehen etwas quatschend weiter, später sind wir wieder auseinander.
                    Ich versuche klassische Stücke zusammenzusummen, das ist weniger verfänglich, wenn wer wieder von hinten anschleicht.
                    Ich summe grade Tchaikovskys "Slavischer Marsch" als ich auf Heiko, Sven, Barbara und Susanne treff, die mich zu schweigen deuteten und südwärts weisen. Vor uns zeit sich durch einen Streifen Weidengehölz der Lauf eines Flüßchens an, zwischen diesem und uns befindet sich Staudenwiese und lockeres Buschwerk und darin befindet sich
                    ein BÄR,
                    es ist mein erster Bär in frieer Wildbahn, oft schon hatte ich, zum beispiel an den Hängen des Fulufjells, im Sarek oder Saltfjell gehofft einen zu treffen. Hier hab ich es letztendlich kaum erwartet, da die Gruppe so groß ist. Nun steht er da, ca 50 m entfernt, und schaut uns an, sellt sich auf die Beine, wittert zu uns herüber, stellt sich auf alle viere.
                    Kathrin ist mittlerweile auch eingetroffen, Bert und Ute treten weiter hinten in Erscheinung.
                    Der Bär schaut sich um, wendet uns den Rücken zu, blickt sich noch mals um und trollt sich.
                    Wir sind ihm wohl zu viel geworden.
                    Das Ereignis wird aufgeregt besprochen und es vergeht eine Weile, bis wir weiter wandern.
                    Nun gilt es den Weidenbach zu durchschreiten, es ist ein herrlich begrüntes Gewässer.
                    Gemeinsam mit Kati und Kathrin schwatzend geht es weiter und bald ist der Rastpavilion der Nacht zu Vorgestern erreicht.
                    Ich entledige mich der Kleidung und suche zunächst Kühlung im Fluß. Danach Speisen wir, gefolgt von einer ausgiebigen Siesta.
                    Während ich so, auf dem Bauch liegend, vor mich hin döse, vermeine ich über die Zehen ein vibrieren zu spüren. Ich wunder mich, denke an eine Sinnestäuschung, doch dann ist das leichte vibrieren wieder da, jetzt bemerke ich es, ganz schwach, auch über die Isomatte in Brust und Bauch, doch schon ist es wieder vorbei. Erdbeben denke ich, eines der vielen kaum spürbaren?
                    Ich bin wieder Wach und sinne vor mich hin, die Erschütterungen vergessend ersinne ich zu "O'er the hills an' far away" einen neuen tourbezogenen Text:

                    "There’s some porridge in the pan
                    to those who volunteer to come,
                    to list and fight the midgeds today
                    over the Hills and far away.
                    over the hills and over the main
                    through Kamtschatkas valleys muddy plains,
                    ODS calls us and we obey
                    over the hills and far away"

                    Kathrin outet sich darauf prompt als Fan von Cornwells "Richard Sharpe"-Reihe
                    Nach der Pause geht es weiter, jetzt kommt wieder die Jimmy Cliff gedächtnis Etappe: "Many Rivers to Cross"





                    Ich bleibe wieder gleich in Sandalen. Die vielen Watstellen nehme ich wieder als ausgesprochen angenehm und belebend wahr, auch tut es meinen Knöcheln sehr gut im kalten Wasser zu verweilen.
                    Die Mücken machen auch kaum probleme, dank des Knoblauchs?
                    Aber die Hirschlausfliegenähnlichen Sauviehcher hier scheren sich nicht um den Knobi, die zecken weiter, glücklicherweise nicht so arg, wie ihre Vettern im Rogengebiet, die bissen sofort Stücke aus meinen Waden. hier machen sie nur kleine Bisschen.



                    Sämtliche Querungen, auch die Große über die Bystraja bringen wir zügig, mit viel Witz und Spaß hinter uns.




                    Dann ist der Punkt erreicht, an dem wir vor 3 Tagen auf den Weg stießen. Fast andächtig betrachten wir die Hänge und Dickichte, die wir neulich durchschritten.





                    Dann ziehen wir weiter, vor 4 Tagen sahen wir auf dieser Talseite eine Hütte und ein Wehr, dort würden wir gerne nächtigen.
                    Aber je mer wir vorankommen, destomehr schwinden unsere Hoffnungen die Hütte zu finden, kein Weg oder Pfad zweigt zu ihr ab.
                    Irgendwann bleiben wir stehen und Barbara beschließt einen Erkundungsgang Richtung Fluß zu unternehmen.
                    Mitlerweile ist die ganze Gruppe wieder beisammen und eine halbe Stunde vergangen, seit Barbara weg ist.
                    Ich beginne mich zu sorgen und mache mit Bert eine kleine Suchexpedition. Barbara kommt uns von Fliegenschwärmenumwölkt und genervt entgegen, sie hat keine spur von Weg und Hütte gesehen, meint aber, vergebliche Furt des zweiten Tags sei wohl schon recht nah.
                    Während die Anderen sich auf den Weg machen, bleibe ich mit Barbara zurück, die erst noch verschnaufen und sich der Fliegen erwehren muß.
                    Dann folgen wir.
                    Dankenswerterweise hat Sven uns einen Abzweig markiert, der uns schnell zum Lagerplatz an der besagten Furt führt.
                    Auf den Weg dahin taucht die Sonne die Bergwelt in wunderschönes Abendlicht.




                    Der Lagerplatz verfügt über eine Feuerstelle, ein wenig Müll (waren es Windeln oder Binden?) und Feuerholz.
                    Wir schlagen die Zelte auf und gehen baden. Dummerweise erheben sich, während wir uns nackig machen, Schwärme von Mücken aus den umherliegenden Pferdäpfeln, welche uns prompt pisacken. So fällt es einem leicht, ins eiskalte Naß zu tauchen.



                    Später sitzen wir am Feuer und haben nach der Art der Einheimischen einen Toppf Tee darüber. Wir scherzen und planen den morgigen Tag, er soll am See enden, welchen wir am ersten Tag sahen, es sind nur 8-9 km, ein Katzensprung.




                    Natur-Topfhaken

                    Als das Feuer niedergebrannt und aller Tee getrunken ist begeben wir uns zur Ruh...
                    weit gefehlt, es wird die schlimmste Nacht.
                    Die Stiche der Pferdeapfelmücken brennen und Jucken zum wahnsinnigwerden, ich komme erst zur Ruhe, als ich Barbara wecke, das sie mich blitzdingse, aber es hilft.

                    Scheiß Viehcher

                    (jetzt da ich dieses schreibe, juckt mir der Rücken erneut )
                    Zuletzt geändert von Goettergatte; 24.01.2013, 23:01.
                    "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
                    Mit erkaltetem Knie;------------------------------
                    Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
                    Der über Felsen fuhr."________havamal
                    --------

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                      AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

                      21.07.2012

                      Die guten Vorsätze mit der Losgehzeit anstelle der Aufstehzeit sind jetzt komplett vergessen. Als ich eine halbe Stunde vor Aufbruchzeit aus dem Zelt krieche um schnell zu Frühstücken und Abzubauen, haben die meisten Anderen noch nicht mal mit dem üblichen drei Gängen angefangen und schon gar nicht das endlose Gewühle und Gesuche des Abbauens begonnen. Meine Beschwerden darüber werden aber leider nicht mehr ernst genommen und es wird sich stattdessen darüber lustig gemacht. Auch mein Einwand das ich selber gerne lange schlafe und statt 90 Minuten rumzustehen lieber im Schlafsack bleiben würde wird ignoriert und damit gekonnter, dass ich einfach kein Genusswanderer sei. Wenn sich Genusswandern dadurch auszeichnet 90 Minuten zu Frühstücken und auch nach diversen Tourtagen das Abbauen des Lagers in einem unkontrollierten Chaos ausarten zu lassen - dann bin ich wohl wirklich kein Genusswanderer. Da Rücksichtnahme beim Genusswandern hauptsächlich in eine Richtung funktioniert vertreibe ich mir den Rest des Morgens mit warten

                      Den Rest des Vormittags geht es hauptsächlich durch sumpfige Wiesen und über schlammige Trails. Dafür brennt wegen der noch recht starken Bewölkung die Sonne noch nicht so stark. Nach einiger Zeit läuft Sven ca. 100m vor mir auf einen kleinen Hügel und ich sehe wie er wild mit den Armen fuchtelt und mit den Händen eine Kamera imitiert. Als ich darauf komme, dass es irgendwas zu fotografieren gibt montiere ich im Laufen das Tele auf meine Kamera und erreiche Sven nach wenigen Sekunden. Als ich neben Sven stehe, erzählt er mir, dass er einen Bären im Unterholz gesehen habe. Aufgeregt starre ich auf die beschriebene Stelle und urplötzlich stellt sich der Bär ca. 20-30 m vor uns auf seine Hinterbeine und guckt uns neugierig an. Ich halte mit dem Tele drauf und gehe langsam mit Sven nach hinten. Der Bär jedoch, scheint sich nicht nähern zu wollen und guckt uns einfach nur an. Als die ersten weiteren Mitglieder unserer Gruppe um die Ecke kommen, verzieht sich der Bär ins Unterholz, zeigt sich den Anderen jedoch noch einmal kurz auf den Hintebeinen, bevor er in ein kleines Waldstück flüchtet. Ich bin überglücklich! Leider habe ich in der Aufregung vergessen die Belichtungszeit für das Tele anzupassen und so sind die meisten Fotos des Bären ziemlich verwackelt. Mindestens eines ist jedoch halbwegs brauchbar und wird mehrfach in die Runde gegeben. Dieses Foto sollte bis zum Ende der ersten Tour das einzige bleiben, für dass sich das fast 1 kg schwere Tele wirklich gelohnt hat.


                      kamtschatka (53 von 199) von Baryt - Album.de



                      kamtschatka (55 von 199) von Baryt - Album.de


                      Nach dem erneuten durchqueren einer großen Furt treffen wird bald auf den bisher unbekannten Teil des Weges indem wir die Furt vom Start der Reise nicht nehmen, sondern lieber dem Trail folgen und auf irgendeine andere Möglichkeit der Furt hoffen oder eben auf die Möglichkeit uns auf dieser Seite des Flusses nach Esso durchzuschlagen. Die Lichtstimmung ist mit dem Aufreissen der Wolkendecke auf einmal ganz hervorragend und es besteht die Hoffnung auf ein paar schöne Landschaftsaufnahmen. Der Weg ist jetzt von sehr guter Qualität und es geht sehr zügig voran. Vorne ist die Stimmung dementsprechend gut und wir bleiben immer wieder stehen um Fotos von der sich nun in atemberaubender Schönheit zeigenden Landschaft zu machen.


                      kamtschatka (64 von 199) von Baryt - Album.de



                      kamtschatka (65 von 199) von Baryt - Album.de



                      kamtschatka (66 von 199) von Baryt - Album.de


                      Am frühen Abend sind wir uns sicher, dass man es von hier aus am morgigen Tag sicher zu dem kleinen See bei Esso schaffen kann und wir einigen uns darauf bei der nächsten Möglichkeit das Nachtlager aufzubauen. Leider ist links und rechts des Weges sehr dichtes Buschwerk und an das Aufbauen von Zelten ist nicht zu denken und außerdem ist der recht nahe Fluss absolut nicht zu erreichen. Bei einer kleinen Verschnaufpause schlägt sich Barbara mit einmal ins Unterholz um eine Hütte zu suchen die wir ein paar tage zuvor von der anderen Uferseite aus gesehen haben. Nach einer Stunde und einer durch Arne initiierten Suchaktion schließt sich Barbara wieder uns an, leider ohne die Hütte gesehen zu haben. Nach ein paar weiteren Kilometern geht es an einer durch Sven vorbildlich markierten Weggabelung schließlich nach unten zum Fluss zu einer hervorragenden Lagerstelle. Wir stellen schnell fest, dass wir uns genau auf der anderen Seite der Furt befinden die wir am zweiten tag der Tour wegen des hohen Wasserstandes nicht nehmen konnten. Ebenso schnell stellen wir fest, das wir den tiefsten Teil dieser Furt damals noch gar nicht gesehen hatten. Wir machen noch ein kleines Lagerfeuer und kochen etwas, bevor wir uns in die Zelte verkriechen um Fit für die erwartete morgige Querfeldein-Etappe zu sein.


                      kamtschatka (68 von 199) von Baryt - Album.de



                      kamtschatka (69 von 199) von Baryt - Album.de



                      kamtschatka (70 von 199) von Baryt - Album.de
                      Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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                        22.07.2012

                        Nach dem langen Vortag einigten wir uns heute wieder auf eine Christlichere Aufsteh – bzw. Losgehzeit, diese hielten wir mit einer halben Stunde Verspätung auch knapp ein


                        Äffchen, Rudi, Trunki und Mati

                        Wir folgten der Piste in Richtung Ranger Station. Vor einem mir unbekannt ausgelösten Lachanfall von Ute (und die gute kann Richtig laut lachen! ) flüchtete ich einfach davon, also erstmal wieder alleine unterwegs Die Sonne schien erbarmungslos vom Himmel. Von Mücken keine Spur, aber gefühlte 35°, absolut null Schatten...
                        Die Freude über die Piste hielt leider nur so lange an, bis wir die vermeintlich bereits im Rücken gedachte Rangerstation auf der anderen Flußseite erspähten. Die Strecke bis hier hin zog sich halt doch ganz schön. Schlimmer allerdings: Wie erhofft führt die Piste hier nicht weiter Richtung See.

                        Heiko und ich gingen das Ufer gegenüber unseres ersten Rastplatzes ab, tief war es hier. Die Strömung zumindest augenscheinlich auch nicht von schlechten Eltern! Trocken wären wir sicherlich nicht alle hier rüber gekommen, wenn wir es versucht hätten...

                        Weiter ging es erstmal ein Stück über trockenes Gras und Heidekraut bis an den Fuß eines verblockten Steilhanges. Dem Steilhang folgten wir parallel zur Bystraja. Hier machten wir auch unsere verdiente Mittagspause. Einige im Schatten, andere in der Sonne. Während das Gros unserer Gruppe Augenpflege betrieb kochte ich mir ein Süppchen, stopfte Susanne mit Schokolade voll und überhaupt hampelte ich eher unausgelastet umher.

                        Nach unserem hinausgezögerten Aufbruch wurde der Weg immer Beschwerlicher... Unser bis zur Pause nur verblockter Weg wechselte zum verblockten Steilhang, garniert mit unzähligem Totholz, heruntergekommen durch einen alten Erdrutsch. Die Erosion hat hier schon erstaunliche Fortschritte gemacht. Kahle Bäume legen Zeugnis für einen alten Waldbrand ab.





                        Der Weg, unser Weg, war weiterhin beschwerlich wie kaum ein zweites mal. Unsere Gruppe hat sich mittlerweile ein klein wenig aufgespalten. Heiko, Kathrin und ich wie immer in der Spitze, der Rest bildete einen Mittelteil und das Schlusslicht. Das Vorankommen war noch Mühseliger als am zweiten Tag...



                        Utes Bein machte mittlerweile leider überhaupt nicht mehr mit. Unter Schmerzen und sicherlich auch Tränen schleppte sie sich wie keine zweite über diesen verfluchten Untergrund... Ich war ehrlich gesagt sehr froh, nicht in ihrer Haut zu stecken. Aufgrund ihrer Hüfte hatte sie die ganze Tour über schon immer am meisten zu kämpfen. Starke Leistung!!!
                        Irgendwann war es allerdings so schlimm, dass durch Kathrin angeregt wir ihr zumindest einen kleinen Teil ihres Rucksackgewichts abnehmen konnten! Aber selbst zu diesem Zeitpunkt bis Ute die Zähne zusammen und wollte ihr Hab und Gut alleine zu unserem Ziel schleppen. Sturer Esel
                        Den Steilhang hatten wir an dieser Stelle mittlerweile komplett erklommen, nur mussten wir nun wieder runter oder in einem Riesenbogen um das vor uns liegende Tal laufen. Runter! Hier versperrten uns Pinien und andere Bäume den Weg. Wir wechselten über einen schmalen Seitenarm auf eine langgezogene Insel im Fluß, durchzogen von Bärenspuren...
                        Von der Insel ging es wieder zurück an Land und kurze Zeit später wieder auf die Insel und wieder zurück. Von da aus wieder einmal hinauf...



                        Die Stille um uns herum wurde eigentlich nur durch das Rauschen der Bystraja untermalt und durch immer währende Flüche von Arne und mir in der ersten Reihe unterbrochen. Immer wieder brachen wir, mittlerweile durch Hüfthohes Gras laufend, zwischen dem ganzen Totholz ein.

                        Über uns kreiste ein Greifvogel, wachend über seinen Horst. Heiko war mehr als verzückt, schleppte er nunmehr seit einer Woche sein Tele rum. Nach dem Bären am Vortag endlich ein weiteres lohnendes Motiv!

                        Das letzte Stück ging es über eine Ebene, welche vom Steilhang flach und dünn bewachsen aus sah. Für Kamtschatkinische Verhältnisse war sie es auch, für mitteleuropäische war selbst dies eine Herausforderung. Den letzten Bach des Tages kostete Kati noch einmal besonders aus, fiel sie im nur Knietiefen Wasser hin. Nichts passiert, Kamera wie immer Wasserdicht verpackt.


                        Die letzte Furt unserer Tour!

                        Nun war es nicht mehr weit bis zur erhofften und vor allem verdienten Abkühlung. Nach einer Minierhebung ging es im kurzen Zick-Zack vorbei an zwei kleinen Tümpeln auf den See zu. Die Freude auf den See war allen ins Gesicht geschrieben. Das Entsetzen beim eintreffen allerdings auch. Eine Hand voll Einheimischer zog hier mit einem kleinen Gummiboot mit Außenborder Kreise auf dem vielleicht zwei Hektar großen (oder kleinen?) See. Schaschlikgeruch, Hunde, besoffene...
                        Erstaunlich allerdings, die Gruppe junger Russen sagte uns freundlich Hallo, packte Boot und Grillzeug ein und bereitete sich auf den Abschied vor. Zwei neue Toyota Jeeps, Armani Sonnenbrillen und eben solche Designeruhren in groß schmückten auch hier die „neuen“ Russen!

                        Aus der Reihe tanzte hier Boris, in welchem Familiengrad er zu den anderen stand frage ich mich heute noch. Wahrscheinlich der missratene Onkel oder so
                        Auf jeden Fall begrüßte er uns sofort mit dem Hitlergruß, stellte sich immer wieder als Boris vor und wollte unseren Damen die Hand küssen. Er wurde kurzerhand von den Jüngeren in einen der Toyotas gesperrt! Man wünschte uns noch einen schönen Abend und machte sich von dannen.
                        Eine Zigarette welche Boris achtlos auf den Boden warf erzeugte hier nach wenigen Minuten einen kleinen Schwelbrand unter der Erde! Diesen löschten wir mit Seewasser. Krass wie schnell sowas passieren kann


                        Der Itka See

                        Trotz eines leichten Ölfilms auf der Wasseroberfläche am Steg sprangen wir ins lang ersehnte Nass!

                        Anschließend mussten wir uns noch einem anderen Problem stellen – kein erkennbarer Zufluss mit Frischwasser. Aus der Plörre wollte keiner so richtig trinken, nicht einmal mit Micropur...
                        Susanne und ich erklärten uns bereit, mit allen Behältnissen auf den Rücken zu unserer letzten Furt zurück zu stiefeln. Im Gegenzug war unser Lager bereits komplett aufgestellt und sogar meine Neoair bereits aufgeblasen als wir zurück kamen! Dankeschön

                        Nach dem Abendessen löste sich unsere Gesellschaft langsam auf und trollte sich in die Zelte. Welch schöner Platz um sich den Sternenhimmel anzugucken. Wenns hier denn wenigstens nen vernünftigen Sternenhimmel gegeben hätte... Dieser sah aber genauso aus wie tausende Kilometer weiter in unserer Heimat und das trotz der nicht vorhandenen Lichtverschmutzung.

                        Die Russen die wir hier trafen waren seit der Rangerstation am ersten Wandertag die ersten Menschen die wir trafen bzw. sahen! Der Bär war überhaupt das einzige Säugetier, was wir in den sieben Tagen gesehen haben. Sowas findet man wahrscheinlich nirgendwo anders auf der Welt. Sieben Tage und nicht ein Säugetier, außer Bären - und Pferdescheiße haben wir nicht einmal Exkremente irgendwelcher anderen Tiere gesehen!
                        Zuletzt geändert von codenascher; 04.11.2012, 18:02. Grund: Ergänzungen

                        Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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                          Schiebung

                          Der See ruft! - 22.7.

                          Himmel, die Nacht war eine einzige Qual gewesen!!! Die gestrigen Mückenstiche jucken ausnahmsweise alle, und es sind viele auf Rücken und den Beinen. Noch dazu war es warm gewesen, so dass ich erhitzt im Schlafsack lag und mir hysterisch Beine und Rücken kratzte. Ich drehte fast durch, die Haut wurde immer heißer, das Jucken immer schlimmer. Schließlich musste ich meine gesamte Willenskraft dafür aufwenden, um mit dem Kratzen aufzuhören. Ich zitterte fast vor Anstrengung und es dauerte ewig, bis der Juckreiz so weit aufgehört hatte, dass ich schlafen konnte.
                          Dementsprechend gerädert stehe ich auf und werde, neben meinen kleinen Freunden, von Gelächter empfangen: ich habe noch dazu eine kamtschatkinische Botox-Lippe. Meine Laune ist auf dem Tiefpunkt, ich finde diesen Urlaub zum ersten Mal so richtig doof und hätte mich am liebsten nach Hause gebeamt. Die Stiche jucken weiter und ich bade eine Runde in Selbstmitleid. Aber zum Glück kann man mit dieser Truppe nicht lange schlechte Laune haben und nach einer Tasse Tee und meinem lecker Müslibrei sieht die Welt wieder gut aus. Wir albern herum und sehen uns heute Nachmittag angelnd und badend am See liegen. Es sind ja nicht mehr viel Kilometer, es würde sicher einen Weg geben und so würden wir bereits am frühen Nachmittag im Wasser liegen. Sogar die Heißsporne lassen sich von der gelösten Stimmung anstecken und drängeln nicht zum Aufbruch. Ich bin ja etwas skeptisch, was die frühen Ankunft angeht, aber den See würden wir heute sicher erreichen. Wann auch immer. Und das bedeutet, dass wir in Esso auf jeden Fall zwei volle Ruhetage haben würden, anstatt wie geplant nur eine Nacht. Hach, herrlich, zwei Tage heiße Quelle, Waschen, entspannen, essen…
                          In noch albernerer Stimmung als sonst brechen wir auf, die Hälfte der Truppe wird durch einen von Ute ausgelösten Lachkrampf geschüttelt. Eindeutig, die kamtschatkinische Hysterie hat Kreise gezogen und so ziehen wir laut wiehernd, gackernd und brüllend vor Lachen den Weg entlang. Zum Glück sind hier keine Menschen unterwegs, die hätten uns allesamt zwangseingewiesen.
                          Der Weg zu unserem ersten Zeltplatz vergeht ruckzuck und da auch hier gut ausgetretene Pferdespuren entlang führen, hoffen wir darauf, dass es einen Weg auf dieser Seite geben würde. Die Viecher konnten ja unmöglich über den Fluss gekommen sein und irgendwie müssen die ja nach Esso zurück. Ein Blick auf den Fluss bestätigte uns, dass eine Überquerung auch weiterhin nicht möglich war. So ziehen wir weiter zur Rangerstation, wo sich alle unsere Befürchtungen bewahrheiteten: der Weg hört auf. Wir lassen uns aber nicht von der guten Laune abbringen, sondern stapfen unverzagt durch die Wiesen. Es ist trocken hier, daher haben wir kein Gestrüpp zu durchqueren, sondern Trockenwiesen und Heidekraut, was bedeutend einfacher geht. Ich halte an jedem zweiten Strauch und schiebe mir eine Handvoll Beeren in den Mund.


                          Bereit für das letzte Stück

                          Schon bald wird das Ufer steiler und steiniger und wir legen erstmal eine kleine Mittagspause ein. Bisher der gemütlichste Mittagsplatz: wir können auf flechtenüberzogenen weichen Steinen ruhen. Nach ausgiebiger Augenpflege marschieren wir weiter. Es geht über Blockhalden, durch Latschengestrüpp immer dicht am Ufer entlang. Wir kommen recht gut voran und genießen den Blick auf das andere Steilufer, wo man sehr deutlich die Schichtungen der Vulkangesteine erkennen kann. Schon bald treffen wir auf einen toten Wald, der von einem Hangabrutsch vollkommen begraben ist. Man sieht nur vereinzelte Äste – ähnlich Walgerippe – aus den großen Steinen ragen. Welche eine fantastische Landschaft! Langsam arbeiten wir uns vorwärts, fotografierend und Beeren naschend. Wir haben uns in den Tagen zuvor oft ein schönes Erdbeben gewünscht, als kleine Attraktion. An diesem Steilhang kann ich aber besser drauf verzichten…









                          Der Steilhang rückt immer näher ans Ufer und fällt schließlich senkrecht in den Fluss. Also geht’s ans Kraxeln über riesige Steinblöcke, durch Brombeergestrüpp und über die Walgerippe-Wurzeln. Sehr mühsam. Bis zum See sind es nur noch 3 km Luftlinie, wir schaffen allerdings nur 500 m in einer Stunde. Die Sonne brennt auf uns nieder und das Kraxeln ist super anstrengend. Ich habe aber heute sehr viel getrunken, die Ausblicke zurück sind gigantisch und fand es genial. Für mich der schönste Tag der Tour! Obwohl, richtig genießen konnte ich es nicht, da Ute große Probleme hat bei diesem Gelände. Sie tut mir unglaublich leid und ich habe gleichzeitig Sorge, dass sie vor Erschöpfung unglücklich tritt und sich verletzt oder irgendwann einfach nicht mehr weiter kann und wir hier das Lager aufbauen müssen. Das hätte wohl eine kleine Gruppenrevolte gegeben. Aber sie kämpft sich tapfer bis zum Schluss durch und wir konnten sie schließlich auch überzeugen, uns einen Teil des Gepäcks zu geben. Ute, ich finde es bewundernswert, wie du dich trotz großer Schmerzen so tapfer durchgekämpft und deine gute Laune nicht verloren hast!





                          Als der Steilhang überwunden ist, wartet ein undurchdringliches Gestrüpp auf uns. 2 km Luftlinie noch, so nah und doch so fern… Ganz kurz überlege ich, was wir machen, wenn die GPS-Karte nicht stimmt und es noch deutlich weiter ist. Diesen Gedanken schiebe ich dann aber ganz schnell wieder weg. Das Gestrüpp umgehen wir, indem wir auf eine kleine Insel waten und dort im altbekannten Flusswald besser vorwärts kommen. Schließlich geht es wieder zurück, noch etwas Latschengestrüpp und endlich wird das Gelände offener. Anhand unserer Fotos konnten wir sehen, dass der See nun tatsächlich nicht mehr weit sein konnte. Wir ersteigen eine kleine Anhöhe und sind erneut begeistert. Vor uns erstreckt sich ein lichter toter Wald, der vor ein paar Jahren einem Waldbrand zum Opfer gefallen war.









                          Zwischen den kahlen Baumgerippen steht Heidegestrüpp mit vielen Beerensträuchern und über uns schwebt ein Adler. Schließlich entdecken wir sogar seinen Horst. Alles war in bestes Nachmittagslicht getaucht. Ich bin verzückt! Als wir genießend um uns schauen, vernehmen wir aus der Ferne eindeutige Zivilisationsgeräusche: das Heulen eines Motorboots. Wir sehen uns ungläubig an: da kämpfen wir uns seit Tagen vorwärts, schlagen uns durch die Wildnis, nur um zu diesem See zu kommen und nu fahren die da Motorboot. Vor unserem geistigen Auge erscheinen Horden an betrunkener Russen und wir müssen lachen ob dieser Enttäuschung. Egal, erstmal müssen wir hinkommen. Auf uns warten noch die Durchquerung eines Rosenfeldes (ich laufe schon den ganzen Tag mit kurzen Hosen, meine Beine sind sowas von zerkratzt, alles egal), eine kleine Furt, ein paar Hügelchen hoch und runter. Mit dem letzten Sonnenlicht brechen wir schmutzig, erschöpft und hungrig aus dem Gebüsch und stehen am See. Vor uns eine Horde Jugendlicher, ein Motorboot, Lagerfeuer mit Schaschlik, laute Musik. Wir haben die letzten Tage keine Menschenseele getroffen und sind erstmal baff. Wir hätten uns gerne alle Kleidung vom Leib gerissen, um uns in altbekannter Manier im See zu baden, aber das geht ja hier schlecht. Ich bewache die Rucksäcke, während die anderen ins Wasser gehen. Als ich dran bin, ist die Sonne weg und auf der Wasserfläche schwimmt ein Ölfilm. Ich will da nicht rein, sondern wasche nur meine juckenden Beine.
                          Die Jugendlichen haben inzwischen auch den Rückzug angetreten und wir sind endlich alleine. Sie waren nicht aufdringlich und hielten auch einen völlig betrunkenen Kollegen in Schach, der ständig mit uns labern wollte. Aber uns wars einfach zu viel. Die zweite Enttäuschung kommt, als wir nach Trinkwasser Ausschau halten. Der See hat keinen Zufluss und auf Ölwasser haben wir keine Lust. Meine Laune ist sowas von im Eimer! Ich habe Hunger und so richtig schlechte Laune. Aber es hilft ja nix, wir brauchen Wasser. Ich mampfe alle meine restlichen Snickers und erbarme mich zusammen mit Sven. Wir machen zwei Rucksäcke leer, nehmen alle Wasserbehälter mit uns schlagen uns im letzten Licht zurück zur letzten Furt, wo wir alles auffüllen.
                          Dafür werden unsere Zelte aufgebaut und Kathrin kümmert sich ums Essen. Mit vollen Mägen sieht die Welt zwar wieder besser aus, aber der See hat irgendwie seinen Zauber verloren und wir wollen morgen nur noch nach Esso weiter. Nur noch 10 km auf einer guten Piste trennen uns von warmer Dusche, weichem Bett und Schaschlik!
                          Zuletzt geändert von Schmetterling; 12.11.2012, 21:29.

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                            • 13.01.2009
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                            AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

                            22.07.

                            Zum See ists nur ein Katzensprung
                            oder:
                            "Suicide is painless"

                            Als ich Morgens erwache fühl ich mich wie gerädert (ein Ausdruck der unmöglich ist, wenn man weis, was Rädern wirklich bedeutet, aber mir fällt nichts besseres ein)
                            Ich schlage die Augen auf, es gelingt mir nur halb, mein Gesicht ist derart verquollen, das ich sie kaum auf kriege. Die Lider sind gradezu aufgebläht, dazu auch Wangen. Während Barbara anfängt zu kichern, bemerke ich auch wieder das feine sämtliche Körperfasern durchdringende Jucken am Rücken.
                            Ich massiere mein Gesicht, lasse meine Rückfront und den Nacken blitzdingsen, bevor ich mich in die Öffentlichkeit der anderen 7 wage.
                            Diese diagnostizieren bei mir eine ausgesprochen eindrucksvolle Form des Kamchatka-Mongolismus - na prächtig!


                            Tapferer Nachtwächter

                            Wir Frühstücken ausgiebig, ich treffe mich wieder mit Bärt um an seinem Kaffee zu partizipieren.
                            Danach behandel ich meinen Hals mit dem Blitzdings. Dabei gelingt es mir wiederholt einen nervenstrang am Hals zu treffen, der meine Schulter unwilkürlich hochzucken läßt. (Kamtschatka-Epilepsie diagnostizieren die Damen Kathrin und Susanne).
                            Es wird viel geblödelt, Bärt und ich unterhalten uns in Film- und Asterix-Zitaten (Mein Herr?!?)
                            Als wir schließlich aufbrechen verheddert sich Üte fürchtbar in einem Lachstrang und bringt 80 % der Gruppe mit ins Straucheln.
                            Für die nächsten 20 Minuten hab ich Bauchmuskelweh.
                            Wir kommen zügig voran, der Weg führt mählich steigend dem Uferhang hoch und bietet gute sicht auf die Strecke des zweiten Tages.
                            Die Sonne steigt, es wird wieder heiß, jedoch nicht schwühl und ein leichter wind weht durchs Tal, welcher auch das Fliegzeug nieder hält.
                            Irgendwann erblicken wir die Rangerstation des ersten Tages in der Ferne und bald darauf sind wir gegenüber unseres ersten Lagers angekommen. Hier verschwindet der Weg im Fluß, eine Querung ist auch heute nicht durchzuführen, wozu auch, zu dem See sinds doch nurnoch maximal 5 km diesseits des Flusses.
                            So geht es nun weglos weiter, zunächst zeichnet sich noch eine Reitspur in der Uferwiese ab, welche sich jedoch, nahezu genau gegenüber der Rangerstation verliert. Durch Kiefergebüsch und niedrigere Stauden steigen wir etwas Hangwärts auf eine Felswand zu, da wir in ihren Schatten zunächst beratschlagen wollen und wir uns an ihrem Fuße leichteres Vortkommen versprechen.
                            Dabei können wir noch einmal einen letzten Rückblick ins obere Bystrajatal werfen.
                            Wir haben 2 Optionen:
                            - Über den Berg hinter unserem Rücken, durch Wald und steile Hänge, gehen, anschließend ein tiefes schluchtiges Seitental queren und einen Steilhang wieder hoch.
                            - Das Ufer entlang gehen, so gut es geht, das Seitental in einer Schwemmebene seines Mündungsbereichs queren und die Berglehne mit dem See im direktanstieg nehmen.
                            Wir entscheiden uns für Option 2.





                            Wir gehen weiter, Flußlängs dem Fuße der Felswand folgend. Zunächst gehts gut, dann kommen wir in ein Erosionsfeld, welches zur Blockhalde wird. Diese wird etliche male von Kieferdickicht durchbrochen, durch welches man sich durchzuwühlen hat. Es ist dicht wie eine Hecke.
                            Das Tal nimmt die Form eines Durchbruchtals an, der Erosionsgürtel geht mittlerweile bis ans Ufer. Hier ist leicht wasser zu nehmen, so beschließen wir hier zu Rasten.



                            Noch 3,5 km zum See.

                            Während der Pause genießen wir das wildromantische Tal mit der Gegenüberliegenden Felswand.



                            Danach gehts weiter, zunächst direkt am Ufer, danach werden wir von Weidendickicht wieder Hangaufwärts gedrängt.




                            Zunehmend wird unser vortkommen durch Baumleichen eines großen Waldbrandes behindert, welche stets und in immer kürzeren Abständen zu übersteigen sind. Bald ist es nicht mehr möglich zwei normale Schritte hintereinander zu machen. Wir werden weiter Hangauf gedrängt, dann sind wir wieder gezwungen abzusteigen, die Hitze im Engen Tal, ohne Schatten, wenigstens regt sich noch ein leichtes Windchen, macht mir wieder sehr zu schaffen. Irgendwann setze ich meinen Rucksack ab, fluche keine Revolvertasche für Trinkflaschen zu haben, geschweige denn ein Trinksystem, und wühle nach meiner Flasche.





                            Danach geht es erst einmal wieder flußwärts, Flasche auffüllen, dann wieder den Hang hinauf, die halbverkohlten stämme liegen Hektarweise wie Mikadostäbe in der Landschaft.



                            Noch 2,8 km zum See.
                            Föllig genervt werden wir wieder zum Ufer gelenkt, hier ist kein Fortkommen mehr.
                            Wir queren einen Nebenarm der Bystraja, auf einer Insel finden wir im Weidendickicht einen Bärnpfad, den wir etwas Flußab folgen, dan müssen wir wieder ans landfeste Ufer zurück. Wieder hangwärts, ein erneutes Kieferdickicht durchdringen ... ich verschnauf erst mal an einem schattigen Baum, durstig, aber nicht motiviert, nach meinem Wasser zu kramen, sitze ich fluchend vor mir hin transpiriernd (transpirieren ist eine Sache, die ich mit am besten kann) im Nichts.
                            Da klingt neben mir mit einem Mal eine Stimme:
                            "Wasser? Hast Du Durst?"
                            Ich blicke auf, Kati reicht mir ihre Flasche.
                            Was soll ich sagen?
                            In der Kathedrale meines Herzens wird ewig eine Kerze für sie brennen!
                            Es wird nicht das letzte Mal sein, das sie mir an diesem Tag zu trinken gibt.
                            Das GPS Sagt: noch 2,5 km zum See.
                            Im Kopf nachrechnend sagt mit dieses, daß es nicht unwarscheinlich sein kann, daß bis dahin noch 4-5 Stunden ins Land gehen könnten
                            Mittlerweile sind wir wieder an Ufer, wir gehen einen schmalen Staudenbewachsenen Sims, 1,5 m über der Strömung, einen 30-40° Hang entlang. Das Baumleichenmikado ist vollkommen von stauden überwuchert und Rosenumrankt, man sieht nicht wo hin man tritt, stolpert nur und ist um Ausgleich der Ballance bemüht, um nicht in den Fluß zu stürzen. Einige male gleitet mein flußwärtiger Fuß aus, oder eine unterspülte Nabe bricht ab. Dann stecke ich plötzlich fest.
                            Mein linker Fuß ist zwischen zwei Baumstämme geraten, ein Ast bohrt sich in meine Pobacke. Fluchend versuche ich mich zu befreien, ich fühl mich wie Ronja bei den Rumpelwichten.
                            Irgendwann komme ich frei, keine Ahnung mehr, wer mir hilft, und ob überhaupt.
                            Ich will nur raus aus diesen Gewusel und kletter den Hang hinauf. Dort ist lichter Kieferwald mit viel Blaubeeren. Ich such mir einen Platz mit Schatten und möglichst vielen Beeren ind handgreifender Entfernung.




                            Ich lasse die Anderen kommen und machen, ich brauch jetzt meine Ruhe,
                            noch immer 2,2 km zum See ...
                            Ich summe eine Melodie vor mich hin und versuche den dazugehörigen Text auf die Reihe zu bringen, Johnny Mandells "Suicide is painless".
                            Dann steht Kati wieder mit der Wasserflasche neben mir ....
                            Ich finde es rührend, das sie zu merken scheint, wie fertig ich mich fühle.
                            Nach dem ich meine Zellen erfrischt habe, raffe ich mich auf, nach meiner Wasserflasche in den Rucksacktiefen zu wühlen, um widerum Katis Flasche zu füllen,
                            dann gehen wir weiter, über die Hügelkuppe, durch lichten neu entstehenden Nadelwald, in mitten noch stehender und liegender Waldbrandskelette.



                            Von hier oben wird auch erkennbar, das der Waldbrand seinerzeit auch die Bystraja übersprang und die Wälder auf dem Wege des ersten Tourtages vernichtete.
                            Nach wenigen hundert Metern überblicken wir den Mündungsbereich des noch zu querenden Nebenflusses. Wir überblicken eine Staudenüberwachsene Ebene, aus der weitere Baumstümpfe ragen. Auf einem von diesen befindet sich der Horst eines Adlers, welcher schon mindestens seit unserer Rast keifend über uns kreist. Sicher befinden sich Junge im Nest, leider sehen wir sie nicht.
                            Auf der gegenüberligenden Uferterasse erblicken wir blinkendes Blau, der See,
                            noch 2 km.
                            Wir steigen hinab, schneller als erwartet erreichen wir den Nebenfluß, ihn zu queren wird noch mal eine kleine Herausforderung.



                            ich habe mich grade meiner Hosen entledigt und die Sandalen an, da schlittert Kati schon Flußwärts das steile ufer hinunter.
                            das Wasser geht ihr fast bis zum Schritt. Heiko ist bereits voraus, ich rutsche grade zu Wasser, als kati plötzlich den Halt verliert, um bäuchlings in die Fluten zu stürzen ...

                            ...was jedoch nicht geschieht, sie taucht lediglich ihre Fototasche unter Wasser.
                            Der Rest der Querung ist recht einfach, ich schätze wir haben einen blöden Einstieg erwischt.
                            heiko und ich stürmen den Hang hinauf, dabei erhärtet sich ein Verdacht:
                            Das Motorengeräusch, welches wir seit dem Abstieg zu letzten Furt gelegentlich wahr nahmen, rührt nicht von Motorsägen her, sondern von einem Schlauch-Motorboot, welches seine nervtötenden Kreise rund um die Insel des Sees zieht, bald darauf ertönt aus dem Radio eines dort stehenden Jeeps laute Technomusik und wir erkennen, das der Rastpvilion von Jugendlichen belegt ist, welche, den Autos nach zu urteilen dem Dorfoligarchiat angehören.
                            DAs Seeufer ist von zwei Besoffskies mittleren Alters und einer bekifft wirkenden Frau mit Kindern belegt.
                            Heiko und ich checken das Ufer nach einem Lagerplatz ab.
                            Dabei erregenw ir die Aufmerksamkeit eines der Besoffskies, er redet auf Heiko ein und kommt uns hinterher, als wir von Ufer wieder aufsteigen, Richtung Rastplatz.
                            Die einzigen Worte welche ich Verstehe sind "Hitler kaput", "Putin gutt Man" und seinen Namen "Boris".
                            Mittlerweile ist auch der Rest der Truppe eingetroffen und hat als Lagerplatz eine Waldwärts liegende Wiesenmulde erwählt.
                            Wiese ist da nicht, einige Grasbüschel und staubfeiner Sand. Diesen Sand, man sollte eher sagen Schluff bedeckt weite Teile des Rastplatzes.
                            Die russischen Jugendlichen ziehen sich fröhlich schwatzend zurück und verfrachten ihren Besoffski im Auto.
                            Die Eheleute Besoffski-Kiff verfrachten ihr Boot nebst Kinder und wir haben den See für uns, einschließlich Ölfilm durch Motor.
                            Dann bemerke ich eine Rauchfahne an einer Baumwurzel, der sache auf den Grund gehend erkenne ich eine Brandstelle, tief unter dem Boden, im Schluff ist ein haarfeines Wurzelgeflecht, welches vor sich hin ülmt, beim untersuchen des Brandnestes entdecke ich einen hlbverkokelten Zigarettenfilter, welcher in den Boden getreten ist. es braucht sämtliche Wasservorräte welche noch bei uns sind, um das Feuer zu löschen, es hat eine Fläche von nur 0,25 m².
                            Frisches Wasser wird durch Susanne und Alex an der letzten Furt besorgt, ihnen gebührt dafür größtes Lob, denn der See ist scheinbar nur moorgespeist und entwässert durch Versickerung.
                            Der Wind treibt die Öllache vom Steg fort und ich schwimme mit Kati und Heiko einige Bahnen.
                            Danach wird gegessen, geteet, gefeuert gespaßt und geschlafen.



                            Kaum das die Sonne fort ist, entsteigen den Wasen die fliegenden Plagen.
                            Da helfen nur Karibische Antimückenstäbe:

                            Zuletzt geändert von Goettergatte; 24.01.2013, 23:26.
                            "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
                            Mit erkaltetem Knie;------------------------------
                            Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
                            Der über Felsen fuhr."________havamal
                            --------

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                              • 28.06.2008
                              • 9799
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                              AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

                              22.07.2012

                              Als es nach dem Frühstück losgeht zerschlägt sich unsere vage Hoffnung den See komplett auf einem Weg zu erreichen ziemlich schnell. Wenigstens sind es nur noch 4 km Luftlinie. Der Pfad endet nach ein paar Metern und es geht zunächst über eine buschige Ebene mit einigen Kuhlen und Senken. Als diese überquert ist, wird es auf einem großen Blocksteinfeld deutlich mühseliger. Während für mich das ganze noch irgendwie eine spassige Abwechslung ist, ist diese form des Terrains für Ute mit ihrem angeschlagenen Bein der absolute Albtraum. Trotzdem bleibt uns nichts anderes über, als uns Meter für Meter voran zu kämpfen. An, der Stelle wo Geröll und Fluss aufeinandertreffen machen wir eine Pause um dann in kleinen Gruppen den Hang zu bezwingen. Ich und Kathrin versuchen es oben rum indem wir den Hang hochklettern um auf der Kuppe weiter in Richtung See zu kommen. Barbara und Arne sehen wir dabei unten direkt am Ufer ihr Glück versuchen. Oben herum erweist sich für uns als recht spassige Angelegenheit, da wir halbwegs vorankommen und die Klettereinlage eine lustige Abwechslung ist. Als wir dann endlich wieder in die richtige Richtung laufen, weit oberhalb des Flusses, taucht nach wenigen Metern schon das nächste Hindernis auf. Der vor uns liegende Birkenwald ist dermaßen dicht, dass es tatsächlich unmöglich ist, hier irgendwie weiter zu laufen. Es bleibt uns nichts anderes mehr über, als wieder nach unten zum Fluss zu laufen und zu gucken ob man sich hier irgendwie weiter durchschlagen kann. Nach einer Pause, ist die Gruppe wieder komplett und wir nehmen die nächsten Meter in Angriff. Doch auch hier ist der Birkenwald so dicht, dass ein Weiterkommen hier unmöglich ist. Wir schlagen uns in Watschuhen auf eine kleine Insel im Fluss durch und hoffen auf dieser ein paar Meter in die richtige Richtung machen zu können. Hier treffen wir auf einen dünnen Pfad, der wahrscheinlich von Bären stammt und uns bis zur Spitze der Insel führt. Nun waten wir noch eine Weile im eiskalten Wasser flussabwärts bis wir eine Lücke im Unterholz finden um unseren Weg am Ufer fortsetzen zu können.


                              kamtschatka (71 von 199) von Baryt - Album.de



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                              Nach dem durchqueren einer weiteren Ebene mit Gras, dass fast so hoch wie Kati ist, gehen wir den nächsten Hang an. Das Bild ähnelt dem vorherigen und erneut kommen wir nur bis zu dem Punkt relativ gut voran, wo der Hang direkt auf den Fluss trifft. Diesmal probieren wir es alle etwas weiter oben und mühen uns den durch einen Waldbrand völlig kahlen Hang entlang.


                              kamtschatka (80 von 199) von Baryt - Album.de



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                              Wir erreichen eine Art Hochebene, bei der man weder die Komponenten Hoch, noch Eben wirklich genau nehmen darf. Plötzlich hören wir direkt über uns einen Greifen kreischen und ich ziehe entzückt mein Tele. Leider sind 200 mm nicht wirklich ausreichend, aber mehr war aus Gewichtsgründen einfach nicht drinnen. Nach kurzer Zeit entdecke ich sogar den Horst des Vogels den er unermüdlich mit tief gezogenen Bahnen und lauten Rufen vor uns verteidigen zu versucht. Weiter geht es Schritt um Schritt durch das extrem schwer zu passierende Gelände und nach einer kurzen Furt stehen wir direkt vor einem 20 m hohen Hang. Laut GPS müsste direkt hinter dem Hang der See liegen.


                              kamtschatka (83 von 199) von Baryt - Album.de



                              kamtschatka (84 von 199) von Baryt - Album.de


                              Plötzlich hören wir aber nicht mehr nur die langsam verblassenden Rufe des Greifens, sondern ein anderes Geräusch, dass unserer Stimmung nicht gerade zuträglich ist: ein Motorboot! Wir können es nicht fassen, das unser zwischenzeitlich zum reinsten Paradies verklärter See anscheinend auch noch andere Besucher anlockt. Als Arne und ich den Abhang erklommen haben, mischt sich auch noch laute Musik zu den Geräuschen des Motorbootes. Am See angekommen, werden auch die letzten Anflüge wilder Romantik endgültig zerstört. Am See lagert eine ziemlich große Gruppe die mit drei Geländewagen unterwegs sind. unter den Jugendlichen befinden sich auch zwei ältere Männer die komplett besoffen und dementsprechend aggressiv sind. Außerdem ist der See super Flach und mit einem Ölfilm überzogen, der wahrscheinlich vom Bootsmotor herrührt, die Lagerstelle selber ist total verdreckt und Frischwasser scheint es auch keines zu geben. Nachdem einer der beiden Betrunkenen mich langsam anfängt mit Hitlergrüßen zu penetrieren und mich ständig irgendwie anfassen will und ich anfange mit einer körperlichen Auseinandersetzung zu rechnen, haben die Jugendlichen ein einsehen und verladen den Idioten in einen der Geländewagen und fahren nach kurzer aber durchaus netter Unterhaltung mit uns von dannen. Wenigstens haben wir jetzt unsere Ruhe und können erstmal ein Bad im See nehmen. Leider ist der wirklich total flach, dafür aber doch recht erfrischend. Während Sven und Susanne dankenswerter Weise Wasser für alle holen, bauen ich Svens Zelt auf und zünde danach ein kleines Lagerfeuer mit dem restlichen Holz der anderen Gruppe an.

                              Nach dem Abendessen beschließen Kati, Kathrin und ich, dass wir am nächsten Tag zurück nach Esso wollen und nicht noch einen Ruhetag am See verbringen wollen. Erstens rechnen wir mit weiteren Tagesgästen und zweitens erscheint uns ein Ruhetag an der heißen Quelle mit Dusche und Schaschlik deutlich verlockender als ein ganzer Tag an dem kleinen See mit dem staubigen Ufer.
                              Zuletzt geändert von willo; 13.11.2012, 23:37.
                              Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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                                • 28.06.2008
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                                4 neue Tage!
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                                  Fuchs
                                  • 11.10.2008
                                  • 2064
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                                  AW: [RU] Kamtschatka 2012

                                  Oh mein Gott!


                                  So einen lustigen Bären habe ich noch nie gesehen. Sieht aus wie im Puppentheater, irgendwie unecht.

                                  Gute Fotos, willo, vor allem die mit Graufiltereinsatz(?).
                                  Regelmäßige Updates auf Facebook: Outventurous || Galerie und Weltkarte gibt's auf der Outventurous Webseite.

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                                  • Mika Hautamaeki
                                    Alter Hase
                                    • 30.05.2007
                                    • 3979
                                    • Privat

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                                    AW: [RU] Kamtschatka 2012

                                    Endlich geht es weiter. War grad eine willkommene Ablenkung vom Lernen.
                                    Das Bärenfoto ist genial. Könnte man glatt als ausgestopft bezeichnen ;).

                                    Wurde bei irgeneinem eigentlich nach der Reise eine Anämie diagnostiziert? Bei den Massen an Blutsaugern würde es mich nicht wundern.
                                    So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                    A. v. Humboldt.

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                                    • Sarekmaniac
                                      Freak

                                      Liebt das Forum
                                      • 19.11.2008
                                      • 10958
                                      • Privat

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                                      AW: [RU] Kamtschatka 2012

                                      Die Frage der Blutarmut kam in der Tat auf.

                                      Heiko hatte dieses Problem aber bereits in der Vergangenheit einmal durchdacht und konnte uns die beruhigende Mitteilung machen, dass die Blutbildung schneller erfolgt als der -verlust durch Mücken, bei einem gegebenen Maximalwert von x Mücken pro cm² haut (weiß nicht mehr den genauen Wert) und einer angenommenen maximalen Exposition ungeschützter Haut von x % (weiß auch nicht mehr) der Körperoberfläche.

                                      Gefährlicher ist, dass man wegen der zugequollenen Augen nichts mehr sieht, stürzt und sich was brechen kann.
                                      Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                                      (@neural_meduza)

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                                      • Ingwer
                                        Alter Hase
                                        • 28.09.2011
                                        • 3237
                                        • Privat

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                                        AW: [RU] Kamtschatka 2012

                                        OT: Ich durfte noch in der Schule lernen, dass die Todesstrafe im sommerlichen Sibirien durch Moskitos ausgeführt wurde bzw der Verurteile ausgezogen, an einen Pfahl gekettet und von den Moskitos ausgesogen wurde. War hoffentlich eine Räuberpistole.

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                                        • Mortias
                                          Fuchs
                                          • 10.06.2004
                                          • 1200
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                                          Zitat von Ingwer Beitrag anzeigen
                                          OT: Ich durfte noch in der Schule lernen, dass die Todesstrafe im sommerlichen Sibirien durch Moskitos ausgeführt wurde bzw der Verurteile ausgezogen, an einen Pfahl gekettet und von den Moskitos ausgesogen wurde. War hoffentlich eine Räuberpistole.
                                          OT: Meines Wissens teilweise richtig. Alexander Solschenizyn hat auch davon berichtet, allerdings kam der Tot eher dadurch, dass Verurteilten nach einigen Tagen in der Hitze einfach ausgetrocknet sind. Das mit den Mücken war nur noch so ne nette zusätzliche Foltermethode.

                                          Ansonsten ein wirklich sehr schöner Bericht. Mit gefällt auch, dass er von verschiedenen Autoren geschrieben wird wo jeder dann seine Perspektive und Schreibstil einbringt. Und eine tolle Landschaft die ihr da durchquert habt, auch wenn das mit den Mücken teilweise alles andere als feierlich aussieht. Da ist ja Lappland nichts gegen. Aber beim Bärenbild musste ich auch schmunzeln, weil ich zuerst dachte, dass da ein Mensch in nem Kostüm steckt.

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