Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

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  • Karliene
    Feldherrin
    Alter Hase
    • 08.03.2009
    • 3210
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    • Meine Reisen

    AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

    Zitat von Göttergatte Beitrag anzeigen
    OT: Und tretet dann drauf???

    Ich warne
    Dann kommst Du sicher auch mit der Teva Sandale des Grauens
    "Der Klügere gibt so lange nach, bis er der Dumme ist." Walter Kempowski - Schriftsteller (1929 - 2007)

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    • November
      Freak

      Liebt das Forum
      • 17.11.2006
      • 11083
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      • Meine Reisen

      AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

      Auch wenn ihr mich jetzt für penibel haltet, ich sags trotzdem: Muß dieses ganzes Geplapper wirklich ins Tourtagebuch? Das ist ja für die Tourberichte und die Kommentare dazu gedacht.
      Rumlabern ist dann meiner Meinung nach eher in den einzelnen Länderstaffeln drin. Wird dort auch gelesen und stört dort weniger und dort laber ich dann auch gerne mit.
      Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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      • Pfad-Finder
        Freak

        Liebt das Forum
        • 18.04.2008
        • 11913
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        • Meine Reisen

        AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

        Zitat von november Beitrag anzeigen
        Muß dieses ganzes Geplapper wirklich ins Tourtagebuch?
        Es muss nicht, aber es darf - finde ich. Eigentlich sollten in den Regionalstaffeln gar keine Tourberichte stehen, das war schließlich nur eine provisorische Lösung, um nicht ewig auf verspätete Berichte warten zu müssen. Als geplapperbereinigte Fassung gibt es es ja noch die "Schleimspur". OT: Womit wir wieder beim Thema "Der Tod trägt Teva" wären...

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        Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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        • Scrat79
          Freak
          Liebt das Forum
          • 11.07.2008
          • 12532
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          • Meine Reisen

          AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

          Blaulokes Online - Tour - Schreib - Service!

          So. Was passiert, wenn einerseits der Handy-Akku zu neige geht anderseits ne verplante Gestalt am anderen Ende hockt?

          Richtig! Die Ortsangabe geht flöten.
          Wenn ichs richtig verstanden habe, kampiert Blauloke heute 4km südlich von Höchsfeld. Oder so. Leider hab ich das Kaff nimmer auf der Karte gefunden.

          Also sagen wir einfach mal er ist kurz vor seinem Ziel:
          Lichtenfels.

          Nachdem er heute endlich mal das passende Wanderwetter gehabt hat.
          Und morgen solls ja auch net so schlecht ausschaun.


          Servus,
          Bernd.
          Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
          Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

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          • blauloke

            Lebt im Forum
            • 22.08.2008
            • 8317
            • Privat

            • Meine Reisen

            AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

            Hallo

            Nach einer abwechslungsreichen Tour, was Wetter, Landschaft und Biere betrifft, bin ich wieder gut zu Hause angekommen. Bei der Rückfahrt mit der Bahn viel der Zug noch komplett aus und wollte in Hersbruck nicht mehr weiterfahren. Meine Frau hat mich dann gerettet.

            Das WAI habe ich an Scrat79 übergeben. Virtuell befindet es sich im Bahnhofs-Bistro von Lichtenfels.

            Ausführliche Berichte folgen die nächsten Tage.

            Servus, jetzt wird erst mal gebadet.
            Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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            • November
              Freak

              Liebt das Forum
              • 17.11.2006
              • 11083
              • Privat

              • Meine Reisen

              AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

              Prima, hast dich tapfer gehalten.
              Du weißt schon, daß du deinen Tourbericht erst mal in der Bayernstaffel zwischenparken mußt?

              Hier folgt hoffentlich demnächst der Platzhalter von Rhodan76.
              Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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              • Rhodan76

                Alter Hase
                • 18.04.2009
                • 3033
                • Privat

                • Meine Reisen

                AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                Mal wieder: Platzhalter Schmilka - Lauenstein

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                • November
                  Freak

                  Liebt das Forum
                  • 17.11.2006
                  • 11083
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                  Das Osterzgebirge bei glühender Sommerhitze

                  Freitag, 9.Juli 2010

                  Etappenort Lauenstein. Bei brütender Hitze steige ich am frühen Nachmittag aus dem angenehm klimatisierten Zug. Erst natürlich die obligatorischen Beweisphotos, daß ich das WAI auch wirklich in Lauenstein wieder in die Spur setze und nicht etwa ein paar Kilometer weiter.





                  Wie das im Gebirge nun mal so ist, geht es aus dem Müglitztal gleich steil hinauf, vorbei an Burg Lauenstein und auf Wiesenwegen hinein nach Geising.
                  Halt, war nicht mal die Rede von Altenberg, quasi als „Hauptstadt“ des Osterzgebirges? Ja, war mal, als Altenberg noch als fiktiver Etappenort galt. Aber wozu soll ich mir jetzt diesen Umweg machen, zumal ich dann noch zusätzlich die innere Verpflichtung spüren würde, auf den Kahleberg zu steigen, den mit 905 m ü. NN höchsten Berg des Osterzgebirges auf deutscher Seite. Bei diesen Temperaturen gibt es angenehmeres.



                  Also lieber gleich direkt nach Geising.



                  Dort unternehme ich erst mal einen kleinen Spaziergang durch den Ort, vorbei an so wohlklingenden Namen wie Eisstadion und Skigebiet. Durch die Kombination von dürftigen Ausschilderungen mit meiner grobmaßstäbigen Karte (für Wintertouren ist sie völlig ausreichend) finde ich nach einiger Zeit tatsächlich den Weg entlang des Aschergrabens durch den Wald nach Zinnwald. Der Aschergraben, genaugenommen ein kleiner plätschernder Bach, ist überhaupt die Attraktion dieses Weges; jederzeit Gelegenheit meinen Hut zu wässern und streckenweise a la Kneipp den Bach zum Weg zu machen.

                  Zinnwald hat ein Besucherbergwerk, die alte Bergschmiede, und insgeheim spekuliere ich auf einen Ausflug in die Kühle, doch seltsame Öffnungszeiten haben die hier: 10-15 Uhr. Schade, ich hätte das WAI gerne mit nach unter Tage genommen.



                  Zinnwald ist riesig, nicht unbedingt von der Einwohnerzahl, aber von der Ausdehnung; eine großzügig über den Bergrücken verteilte Streusiedlung. Viel Leben ist hier nie, selbst im Winter nicht, aber jetzt ist der Ort nahezu tot. Auf ein Photo vom Wahrzeichen Zinnwalds, der riesigen Grenzanlage, verzichte ich gerne, das hätte einen zusätzlichen Weg auf heißem Asphalt bedeutet. Statt dessen schleiche ich die breite Straße entlang zum Landhandel. Ja, der Ort hat tatsächlich noch einen kleinen Lebensmittelladen, in dem ich mich mit Obst, Joghurt und Keksen eindecke. Es gibt sicher angenehmere Plätze für ein Picknick als die Bank vor dem Laden, aber mir reichts.



                  Frisch gestärkt schreite ich auf hinlänglich bekannten Wegen zügig weiter, nur daß ich sie sonst unter anderen Bedingungen kenne. Gewöhnlich bin ich hier, wenn alles um mich herum weiß ist, ich auf den Brettln dahingleite und an meiner bevorzugten Schutzhütte am kleinen Lugstein meine Thermoskanne mit heißem Tee auspacke. Nun denn, nur nicht träumen.

                  Georgenfelder Hochmoor, ebenfalls mit etwas seltsamen Öffnungszeiten: bis 17 Uhr, witterungsbedingt. Nach den heutigen Witterungsbedingungen hätte dort eigentlich erst 17 Uhr geöffnet werden brauchen. Das hält mich wenigstens davon ab, Eintritt für etwas zu bezahlen, was ich in ein paar Wochen viel großflächiger und eindrucksvoller erleben darf. Ein paar Bilder von außen gibt es trotzdem; schön ist es ja doch.


                  Hochmoor Georgenfeld


                  Das WAI auf seinem Thron

                  Weiter bei inzwischen fast angenehmen Temperaturen auf solch klangvollen Wegen wie Skimagistrale, Kahlebergloipe und dem alten Bahndamm. Der alte Bahndamm ist die Strecke, wo man sich an Winterwochenenden fühlt, wie im Hochsommer am Strand vom Warnemünde. Heute begegnet mir kein einziger Mensch.



                  Bahnhof Hermsdorf-Rehefeld, genaugenommen ehemaliger Bahnhof, heute Skibahnhof und Sporthotel. (Ja, schon wieder Ski, aber ich kann auch nichts dafür). Wenigstens hier sitzen ein paar Leute auf der Terrasse und halten sich an ihren Drinks fest. Noch ein paar Phototermine mit dem WAI, die Dämmerung hat längst eingesetzt und ich mache mich auf die Suche nach einem Nachtlager.





                  Bei einem Rastplatz im Wald an der noch winzigen Freiberger Mulde mache ich Schluß für heute. Fast wie in Lappland hier, kein Handyempfang.
                  Schlafen kann ich nur schlecht. Trotz des Waldes und der verhältnismäßigen Kühle de Nacht machen mir wie auch schon tagsüber die umherfliegenden Pollen zu schaffen. Schnief.




                  Sonnabend, 10.Juli 2010

                  Morgens Abmarsch wie gehabt weiter auf dem Skiwanderweg. In Teichhaus wollte ich jetzt eigentlich auf den Sommerweg abzweigen, bin aber am träumen und obwohl meine Beine keine Bretter an den Füßen haben, sondern Sandalen, kennen sie den vermeintlich richtigen Weg auswendig.



                  Erst am Torfhaus merke ich, daß ich hier eigentlich gar nicht hin wollte und wurschtele mich teilweise über die asphaltierte Radroute Zittau – Bayreuth, teilweise über brennesselbewachsene Pfade zur Fischerbaude und von hier über die alte Landstraße nach Rechenberg. Wie so oft täuscht auch hier der Name, es handelt sich um einen wunderschönen Weg am Waldrand mit Blick über die Wiesen.

                  In dem hübschen Dorf Rechenberg (genaugenommen der Teil des Doppelortes Rechenberg-Bienenmühle) angekommen, mache ich mich auf die Suche nach einem Laden, wenigstens einem Bäcker, aber auch frisches Pflaster für meine geschundenen Füße wäre nicht verkehrt.





                  Es ist Sonnabendmittag, 11:40 und ich muß feststellen, daß ich mich in einem Erzgebirgsdorf befinde, an sich ja nichts neues, aber irgendwie bin ich wohl doch noch Dresdner Maßstäbe gewohnt oder wenigstens skandinavische oder osteuropäische. Ein freundlicher Mensch verrät mir, daß der Edeka bis 12 Uhr aufhat, sich aber in Bienenmühle am dortigen Bahnhof befindet. Nun denn, teilweise im Laufschritt lege ich die Strecke zurück und betrete tatsächlich kurz vor Toresschluß den Laden, erwerbe ein paar Leckerein und das so wichtige Pflaster.



                  Noch reichlich Wasser aufgefüllt, denn jetzt geht es über die Höhen und nicht mehr durch den Wald, sondern über die Wiesen und das zur Mittagszeit. Freiwillig gewissermaßen, denn es hätte sich sicher auch ein anderer Weg gefunden, aber ich wollte mich testen, mal sehen, was so geht. Der Weg ist schön, die Aussicht herrlich, die Hitze stecke ich erstaunlich gut weg. Wenn nur die Pollen nicht wären, ...



                  In Cämmerswalde suche ich den Gasthof auf, verzichte auf den Biergarten, sondern setze mich in die furchtbar kitschige, aber erträglich kühle Stube. Eigentlich will ich nur einen Milchkaffe trinken und mein Wasser auffüllen, aber wo ich schon mal hier bin, vertilge ich noch Quarkkäulchen mit Apfelmuß.



                  Das nächste Ziel ist nicht weit weg: Talsperre Rauschenbach. Klingt verführerisch, nicht wahr? Sie ist aber Trinkwasserreservoir, baden ist sowieso verboten, aber man darf nicht mal ans Ufer und einen Finger reinhalten. Na ja, habe ich ja gewußt, ein schöner Anblick ist es trotzdem.



                  Noch fix über die Staumauer und dann rüber nach Rauschenbach, aber ich döse schon wieder vor mich hin, verpasse die Abkürzung und darf deshalb eine scheinbar endlose Asphaltschleife bis ins Dorf laufen. Hier wird es jetzt echt schwierig, meinen gewünschten Abzweig zu finden. Ein Mensch, den ich fragen könnte, ist natürlich nicht zu sehen. Warum auch, bei den Temperaturen läuft keiner freiwillig draußen rum, ausgenommen natürlich die WAI-Träger. Nach einigem Auf und Ab scheine ich richtig zu sein. An der folgenden Gabelung entscheide ich mich für den Weg, der laut Karte von den meisten Rinnsalen gekreuzt wird; eine Möglichkeit, immer mal wieder meinen Hut zu wässern.

                  Nach einem langen und recht ödem Weg durch sehr lichten Wald (auf der Karte sah er irgendwie interessanter aus) gelange ich endlich bis kurz vor Einsiedel. Erst früher Abend, aber trotzdem habe ich keine große Lust mehr, noch weit zu laufen. Ich entscheide mich, runter in den Ort zu gehen, zum einen, weil ich dort vielleicht noch irgendwo das Fußballspiel um zwischen Deutschland und Uruguay sehen kann, zum anderen, weil mir die Pollen immer mehr zu schaffen machen.

                  Der so sympathisch aussehende Waldgasthof hat leider nicht mehr geöffnet, das Hotel ein Stück weiter ist mir zu nobel. Nachdem es mir plötzlich immer schlechter geht und ich immer weniger Luft bekomme, fährt mich ein Anwohner mit dem Auto zur Dachsbaude, wo ich mich auf mein Zimmer zurückziehe und auf dem Bett liegend den Anfall abwarte. Ende gut, alles gut, kann man hier sagen.



                  Das Spiel um Platz 3 gewinnt Deutschland übrigens mit 3:2 und das sogar, ohne daß ich durch mein zuschauen helfen mußte.


                  Sonntag, 11.Juli 2010

                  Ich lasse mir Zeit und frühstücke ausgiebig und komme, auch wegen des späten Frühstückstermins, nicht gerade im Morgengrauen los. Und wenn ich nun schon mal bin, wo ich eigentlich gar nicht unbedingt hinwollte, nehme ich von hier einen anderen Weg als ursprünglich gedacht. Genaugenommen ist er auch viel schöner und führt mich immerhin über den einzigen echten Gipfel auf meiner Tour. Der Schwartenberg ist mit seinen 789 m Höhe nicht gerade ein Riese, aber er steht völlig frei in der Landschaft und so habe ich einen genialen Blick über einen Teil meiner gestrigen Strecke und in die andere Richtung bis ins Mittlere Erzgebirge hinein.



                  Hinunter geht es über einen Wiesenweg. Die Pollen grüßen mich natürlich schon wieder, schaffen aber längst nicht mehr das Ergebnis von gestern.



                  Seiffen – das Spielzeugdorf. Klingt das nicht toll? Etwa jedes dritte Haus hier ist eine Manufaktur oder ein Laden mit Holzwaren; Spielzeug natürlich, aber vor allem auch die typischen erzgebirgischen Figuren, wie Nußknacker, Bergmann, Engel, Räuchermänner und inzwischen auch immer mehr Nichtweihnachtsware. Das Geschäft brummt schließlich das ganze Jahr über. So viele Leute wie hier in Seiffen habe ich das ganze Wochenende zusammen nicht gesehen. Nicht, daß es hier überfüllt wäre, aber eben gut besucht, während sich anderswo jeder der Hitze wegen in seine Löcher zurückgezogen hat. Das WAI hat hier etliche Phototermine zu erledigen, bevor ich mich auf den letzten Abschnitt mache.









                  Durch den Wald geht es erst hinauf auf die Höhe mit einem letzten Blick aufs Spielzeugdorf mit seiner berühmten Bergkirche und dann endlich hinunter nach Olbernhau.



                  Nur um keine falsche Vorfreude aufkommen zu lassen: es handelt sich um Olbernhau Oberneuschönberg. Von hier aus sind es noch etliche Kilometer auf der Straße bis ins Zentrum. Und diese Kilometer ziehen sich, die Hitze staut sich hier in der Stadt weit mehr als oben in den Bergen. Ich brauche etwa eine Stunde und diese Stunde ist die für mich qualvollste der ganzen Tour (abgesehen natürlich von den Problemen mit meinem Heuschnupfen).
                  Ein Blick auf die Uhr verrät mir, daß ich noch knapp Zeit habe, mir in einem Cafe am Markt ein Eis und vor allem etwas zu trinken zu kaufen, mein Wasser ist nämlich bereits alle. Obwohl ich den Bahnhof hier nicht kenne, mache ich mir keinerlei Illusionen, dort etwas zu bekommen. Die alte Industriestadt Olbernhau an der Flöha ist an sich schon der Begriff für Trostlosigkeit, aber der Bahnhof topt das Ganze noch mal. 15:41 darf ich endlich in den Zug nach Dresden steigen. Uff.

                  Zuletzt geändert von November; 20.08.2010, 22:25.
                  Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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                  • Klippenkuckkuck
                    Fuchs
                    • 23.11.2008
                    • 1556
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                    AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                    Auf dem:



                    Freitag, den 16.07.2010

                    Ich mache mich früh 7.30Uhr auf den Weg Richtung Olbernhau, dem Zermatt des Erzgebirges.
                    Unterwegs werden noch paar Lebensmittel eingekauft.
                    Leider gibts einige Umleitungen, so daß sich die
                    Ankunft in Olbernhau Grünthal etwas verzögert. Ich finde auf Anhieb
                    den Wanderparkplatz. Der Parkautomat gehört aber zu Marke: "Geldgier".
                    Der Wirt des Hotels "Saigerhütte" ist so nett und läßt mich für 5Euro
                    das Wochende parken.





                    Jetzt kanns endlich losgehen. Ich orientiere mich grob an der Kammtour, einen
                    Teil des Fernwanderweges E3.
                    Mein erstes Ziel ist Rübenau. Es geht auf Forstwegen durch den Wald. Mit Aussicht
                    und Wasser ist es hier Essig. Mir wird klar: wer die Trockenheit und Einsamkeit der Wüste
                    Gobi liebt ist hier genau richtig.
                    Vorbei geht es am Stöserfelsen und nach knapp 3Stunden ist Rübenau erreicht.







                    Am "Markt" schwebe ich in den Dorfgasthof ein. Der Besitzer ein Tscheche ist hell
                    erfreut, denn ich bin der einzige Gast. Er fragt mich gleich ein bisschen aus: woher? wohin?
                    Wärend sein gut ausehendes Töchtelein mir ein Radler baut, schlägt er vor, mit mir Einen
                    aufzuzwicken. Er könnte mich den nächsten Tag mit dem Auto auf den Fichtelberg fahren.
                    Eigendlich eine gute Idee bei der Bruthitze, ich lehne aber ab.
                    Um ein wenig abzukürzen, entschließe ich mich, auf der Landstraße ins Schwarzwassertal zu
                    laufen. Ziemlich schlau bei ca. 32°C. Entgegenkommende Autofahrer schütteln mit dem Kopf,
                    Biker geben mir Lichthupe, Kinder zeigen mir nen Vogel. Nach 4km ist das Schwarzwassertal
                    erreicht.



                    Im örtlichen Gasthof gibt es wieder Radler und einen gemischten Salat mit Geflügelstreifen,
                    von der Kellnerin mit "Hahnsalat" kommentiert. Im Hintergrund lümmelt der Holzmichel.



                    An Kühnheide vorbei geht es Richtung Reizenhain.



                    Während ich bei der Hitze so "vormichhintappe" kommen mir
                    wirre Gedanken: Welche Truppe besteigt eigendlich die "Kaiser Wilhelm Spitze"? Ist das
                    nicht zu hoch und zu weit? Gibts womöglich einen Reisekostenzuschuß von ODS.
                    Ein Weiher hinter einem Hügel läd zum Baden ein.

                    Rumms!

                    Ich stürze fast über eine Wurzel und mir wird klar der höchste Punkt in Deutschland
                    ist leider in Bayern. Der Badetümpel entpuppt sich als glänzendes Dach einer Lagerhalle.

                    Mist!

                    Ich lasse also Kühnheide links liegen, laufe durch Reizenhain und habe gegen 18.30Uhr eine
                    Schutzhütte gefunden in der ich übernachten werde.








                    Samstag, den 17.07.2010

                    Gegen 5.00Uhr werde ich durch ziemlich starkes Gewitter geweckt. Ich haue mir innerlich auf die
                    Schulter, weil ich nicht unter dem Tarp geschlafen habe. Nach 1,5h ist der Spuk vorbei.
                    Nach dem Frühstück gehts wieder los. Vorbei an Satzung und Hirtstein gehts in den netten Ort
                    Schmalzgrube.



                    Für "Pufferknutscher" ist das Erzgebirge ein Eldorado, denn gibt etliche historische
                    Schmalspurbahnen. Hier ist es die Preßnitztalbahn.



                    An der entlang Preßnitz laufe ich Richtung
                    Jöhstadt.



                    Am Markt im "besten" Haus am Platz kehre ich ein. Diesmal ist der Betreiber ein
                    Holländer (die Arzgebirschler habens scheinbar nicht mehr nötig), der gerade mit seine Sippe
                    zu Mittag ißt. Da ich sehe welchen Knat er seiner Familie serviert, begnüge ich mich mit
                    einem Getränk und verschwinde wieder.





                    Aus Jöhstadt raus wandere ich eine Stück über Tschechien(paar Einheimische haben mir dazu
                    geraden). Leider ist der Weg schlecht ausgeschildert und ich muß "wild" die Grenze nach
                    Deutschland überqueren. Zwischenzeitlich gewittert es ein wenig und es ist ganz schön
                    schwül. Der Weg nach Bärenstein zieht sich zumal ich einen Abzweig verpasst habe.




                    Nach dem ich die Schutzhütte auf dem Wanderparkplatz inspeziert habe, beschließe ich die
                    Nacht im Berghotel "Bärenstein" zu verbringen. Zumal ich mich extrem klebrig und zer-
                    schlagen fühle.





                    Nach einer ausgiebigen Dusche gehts ins Lokal und gegen 20.00Uhr gehen bei
                    mir die Lichter aus.


                    Sonntag, den 18.07.2010

                    Nach einem super leckern Frühstück begebe ich mich wieder auf den Wanderparkplatz Bärenstein,
                    wo ich mich mit Pfadfinder treffen werde.
                    Der ist auch pünktlich da und es geht nach Kretscham-Rothensehma. Dort sind wir Zeuge einer
                    Fastexplosion der Lokomotive der Fichtelbergbahn.



                    Wir kommen gut voran, das Wetter ist kühl mit leichtem Niesel. Und nach knapp 3h sind wir am
                    Fuße des:

                    großen, mächtigen Sachsensummit den: Fichtelberg 1214m











                    Upps falsches Bild.








                    Auf dem Gipfel werden noch die obligatorischen Fotos geschossen. Hier ist schon eine Menge los,
                    man kann ja auch mit dem Auto oder mit der Schwebebahn (übrigens die älteste Deutschland)
                    hochfahren.
                    Wir kehren in der Fichtelbergbaude ein und nach einer Stunde übergebe ich das WAI an Pfadfinder,
                    wärend ich mit dem Sessellift nach Oberwiesental abfahre.



                    Oberwiesenthal ist die höchstgelegenste Stadt Deutschland und das touristische Herz des Erzgebirges.



                    Nach einer Irrfahrt duch das halbe Erzgebirge, bei der ich fast jede Kuhbläke kennen lerne,
                    bin ich gegen 19.00Uhr in Olbernhau und kann nach einem knapp 1stündigen Fußmarsch wieder nach Hause
                    fahren.



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                      AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                      Sachsens Summit ohne Sauerstoff und Sherpas

                      18. Juli 2010

                      Nicht einmal bei Schottland-Fans wie mir ist es üblich, sich beim Aussteigen aus dem Zug über Nieselregen, Dunst und 12 Grad zu freuen. Doch an diesem Sonntag war es soweit. Nach vier Wochen Hitzeterror in der Spreekloake fand ich die Begrüßung in Bärenstein (Erzgebirge) ausgesprochen erfrischend. Beschwingt eilte ich in Richtung Bärenstein-Berg, wo mich ein sehr ausgeschlafener Klippenkuckuck erwartete. Ich selbst hatte die Nacht in meinem „Schlafwagen“ verbracht: „Ford – Feel the Difference“, und sei es die Höhendifferenz zwischen Ladefläche und umgelegter Rücksitzbank. Dass ich auch die Nächte zuvor wenig geschlafen hatte, ließ sich schon daran erkennen, dass ich mein Geld bis auf einen „Not-Fuffi“ und den Fotoapparat zu Hause vergessen hatte. Die Bilder hier habe ich alle mit dem Handy gemacht.

                      Zügig gingen wir los. Forstautobahn reihte sich an Forstautobahn, und es ließ sich nicht leugnen, dass der Wanderweg der Deutschen Einheit hier seinem Namen alle Ehre macht: Die forstliche Schotterpiste ist das, was uns in Ost und West verbindet.




                      In Kretscham-Rothensehma kreuzten wir die schmalspurige Fichtelbergbahn. Mitwanderer, die mich kennen, werden es kaum glauben: Ganz ohne heimliches Spicken im Fahrplan erreichten wir den Bahnhof genau in dem Moment, als ein Zug in Richtung Oberwiesenthal einfuhr. Das Gruppenfoto Dampflok mit WAI musste dann natürlich sein. Bis der Kessel sein Überdruckventil kräftig rauschen ließ und unsere Gehörgänge bis ins Stammhirn freifegte. War es die Aufregung ob der Begegnung mit dem sagenumwobenen WAI, die die als 99 785 getarnte Lok 1414 dazu bewegte, heiße Winde abzulassen? Oder lag es ganz profan daran, dass der Heizer im Vorgriff auf die sportliche Steigung nach Hammerunterwiesenthal schon ordentlich Druck aufgebaut hatte?




                      Nachdem der Zug entschwunden war, ging es weiter - wie für Erzgebirgskenner unschwer zu erraten ist, natürlich auf Forstautobahnen. Auch auf die Gefahr hin, dass ich von unserer arzgebirg'schen Lokalpatriotin Karliene Olbernhaue beziehe: Landschaftliche Ereignisdichte und Wegbeschaffenheit sind in weiten Teilen des Erzgebirges deutlich von Premiumqualität entfernt. Lediglich die Dichte an Bewirtschaftungseinrichtungen kann sich sehen lassen.

                      Aber nicht überall sind die Wege geschottert oder asphaltiert: Kurz vor der Kreuzung „Rotes Vorwerk“ stießen wir auf einen elfenbeinfarbenen festen Belag. Darunter hörte es sich hohl an. Klippenkuckuck äußerte den Verdacht auf schlecht verlegtes Laminat, aber dagegen sprachen fehlende Fugen. Ein Werbeschild brachte dann die Aufklärung:




                      Am Roten Vorwerk ging es dann endlich zünftig weiter: Wir folgten der „Himmelsleiter“, um auf kürzestem Wege auf den Fichtelberg zu gelangen. Dem hochtrabenden Namen zum Trotz handelt es sich um einen schlichten Pfad unter einem Skilift.




                      Aber wir wolle nicht meckern: Drei Stunden und 14 km nach dem Start erreichten wir ohne Sauerstoff und Sherpas Sachsens höchsten Gipfel, 1214,6 Meter über dem Meeresspiegel. Für mich war es nach den beiden Berliner Summits schon der dritte WAI-Gipfel, für Klippenkuckuck war es eine Premiere.




                      Im Fichtelberghaus erledigte Klippenkuckuck seine Büroarbeiten am Staffellauftagebuch, während ich den Inhalt des WAI auf Zu- und Abgänge seit der letzten Begegnung inspizierte. Irgendeine Berliner Gewichtsfanatikerin *grummel* hatte die von mir beschaffte Deutschlandkarte entfernt, weil sie angeblich „hundsschwer“ war. Dafür war in Seiffen ein hölzerner Wandersmann hinzugestoßen. Sehr putzig. November hatte zwar gebeten, ihr den Wandersmann im Falle des Nichtgefallens zuzuschicken, aber Klippenkuckuck und ich waren uns sofort einig: Der Wandersmann bleibt! Ein entsprechenden Aktenvermerk hinterließen wir in der Aufbewahrungsschachtel.




                      Ohne jegliches Geheule übergab mir Klippenkuckuck dann offiziell das WAI. Männer können mit so etwas rational umgehen … und verspammen nicht ihre Signatur mit Wehleidigkeiten ob des entschwundenen WAIs.
                      An der Seilbahn trennten sich unsere Wege. Klippenkuckuck machte sich auf seine Odyssee nach Olbernhau, wo er sein Auto deponiert hatte. Ich kasperte noch ein wenig mit dem WAI und einem hölzernen Erzgebirgswolf herum...



                      ...und begaffte den Fuhrpark von einigen Traktorliebhabern:



                      Frühstyxradio-Hörer werden sich erinnern: „Der Einzige, der hier 'Kult' macht, ist Günther mit seinem Trecker: 'kult – kult – kult – kult...“ Na ja, gab schon bessere Sitcom-Witze.

                      Wie das Niveau ging von hier aus auch der Weg nur noch bergab. Erst parallel zur Straße, dann entlang der Straße und schließlich wieder parallel zur Straße. Oder etwas genauer: An der Sachsenbaude schwenkte ich in Richtung Westen ein und querte die Skirollerbahn des Bundesobersportleistungs- OderWasAuchImmer- Förderzentrums: „Betreten und Befahren für Unbefugte verboten!“

                      An Verboten mangelte es auch ansonsten nicht, denn der Weg verlief teilweise direkt an der Grenze.


                      Der Typographie-Profi erkennt: Dieses Schild stammt aus Vorwendezeiten.

                      Aber da wir inzwischen in Schengenland leben, durfte das WAI nicht nur ganz legal auf einem Grenzstein Platz nehmen, sondern ich durfte es auch ganz legal von der ehemals tschechoslowakischen Seite fotografieren. Man beachte die historische "ČS"-Gravur!



                      Weiter folgte ich dem Anton-Günther-Weg, der auf keinen Fall mit dem Dr.-Alfred-Meiche-Weg oder dem Bimmelbahn-Erlebnispfad verwechselt werden sollte. Anton Günther war ein erzgebirgischer Volksdichter, wie ich einem Gedenkstein entnehmen durfte.




                      Schließlich näherte ich mich Rittersgrün. Den Traum, Johanngeorgenstadt zu erreichen, hatte ich schon früh aufgegeben. Es wären sicherlich eher 40 als 35 Kilometer geworden. Aber nun rückte auch Breitenbrunn mit seinem Bahnhof in eine unrealistische Entfernung. Um meinen Zug zu erreichen, fehlten mir reichlich 20 Minuten. Ich beschloss daher, in Rittersgrün in den Bus nach Schwarzenberg zu springen – obwohl mir natürlich bewusst war, dass es für die nach mir kommenden WAI-Träger doof war, sich nach einem am Wochenende nur zwei oder dreimal täglich verkehrenden Bus zu richten. Aber eine Vorahnung sagte mir, dass ich mich damit vor allem selbst bestrafte.


                      Spezial-Zugmaschine der Eisenacher Motorenwerke für die Holzabfuhr in Rittersgrün: Ist das noch Frevel oder schon obercool?


                      Technische Daten: 29,2 km in 7h 50', ca. 500 Höhenmeter rauf und runter.
                      Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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                        AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                        Donnerstag, 22.07.2010 Das WAI in Meißen

                        OT: Vorab: ich besitze keine Fotoausrüstung im Gegenwert einer mittleren Immobilie und ich habe auch kein Talent zum Fotografieren und Bildbearbeiten. Wenn einzelne Bilder doch gut sein sollten, liegt es am Motiv

                        Das WAI hat gestern den Weg zu mir gefunden. Leider habe ich im Augenblick keine Zeit „Strecke zu machen“, aber wenn das Ding schon mal hier ist muss es auch nach Meißen, der Wiege Sachsens. Der letzte Tag der Hitzeperiode soll meiner sein. Es sind Gewitter angedroht. In dem Moment wo ich losfahre beginnt es zu regnen. Soll mir recht sein.

                        Bevor ich aber nach Feierabend nach Meißen radele muss das WAI den ältesten noch in Betrieb befindlichen Bahnhof Deutschlands sehen:



                        Damit in Zusammenhang steht das was vom Oberauer Tunnel übrig blieb:



                        Genug des Eisenbahnenthusiasmus.

                        Auf dem Weg nach Meißen überquere ich die OPAL-Pipeline, von der einige User glauben sie hätte was mit einem unbedeutenden erzgebirgischen Kaff zu tun:



                        Das lange weiße Gebilde in der Bildmitte ist der Rohrstrang. Ca. 100bar Druck werden da später drauf sein.

                        Mit Meißen werden die meisten drei Dinge in Verbindung bringen:
                        Porzellan
                        Wein
                        Albrechtsburg und Dom

                        Beginnen wir mit dem Wein, zu DDR-Zeiten teuer und sauer, jetzt nur noch teuer.
                        Typischer Weinbau an Steillagen gestützt von Trockenmauern:



                        Die Albrechtsburg und der Dom:



                        Sächsische Postmeilensäule:



                        Und noch mal Burg mit Dom.



                        Die Albrechtsburg gilt als ältester Schlossbau Deutschlands. Erwähnenswert sind die Vorhangbogenfenster (Göga hilf). Das erste europäische Hartporzellan wurde hier gefertigt.

                        Ich überquere die Elbe und komme in die historische Innenstadt. Die paar Tropfen Regen sind längst verdunstet, die Sonne brennt wieder. Burgstraße mit Frauenkirche, die übrigens ein Glockengeläut aus Porzellan hat:



                        Weiter zum Rathaus:



                        Die Legende von der „Meißner Fummel“ wird noch von einem Bäcker bedient:



                        Das WAI und der Dom:



                        Vinzenz Richter, ein Lokal von dem man sagt dass der Meißen-Besucher es gesehen haben sollte:



                        Die Porzellanmanufaktur lasse ich aus. Es ist ein häßliches Gebäude in einem häßlichen Stadtteil Meißens. Außerdem unterstelle ich dass die übliche Meissner - Porzellan - Klientel nicht in diesem Forum zu finden ist. Da wir aber nicht ganz ums Porzellan rumkommen, packe ich eine Plakette aus echtem Meissner ins WAI. Rechnung geht an den Verein.

                        Ich verlasse Meißen auf dem Elbradweg in Richtung Dresden, von wo mir november ein Stück entgegenkommt. Hinter Dresden sehe ich die angedrohten Gewitter.
                        In Höhe Coswig stoße ich erneut auf die OPAL-Pipeline, von der einige User glauben... lassen wir das. Sie unterquert hier die Elbe mittels eines Dükers, am gegenüberliegenden Ufer sieht man einige Rohre liegen:



                        Im Vordergrund die Gauernitzer Elbinsel, rechts daneben am Horizont die drei Wasserschlösser vorm Oberbecken des Pumpspeicherwerks Niederwartha:



                        In Radebeul – Kötzschenbroda treffe ich auf november und übergebe das WAI während eines Biergartenbesuches:



                        [ironie] Ergänzung zum Originalbeitrag in der Sachsenstaffel: jedesmal wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin versuche ich eine zu erwischen, auch diesmal hat es geklappt:



                        [/ironie]

                        Kehrtwendung und ab nach Hause – ich bin dabei gewesen.
                        Saying you don't believe in magic but do believe in god is a bit like saying you don't have sex with dogs -
                        except labradors.
                        Jimmy Carr

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                          AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                          Auch wenn du zum Tiefstapeln neigst:
                          Das ist doch ein schöner Bericht, Mathias und die Fotos sind ebenfalls ok.
                          Die "erlegte" Katze jedoch...tsttst.

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                            Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
                            Die "erlegte" Katze jedoch...tsttst.
                            Du bist schuld, jetzt habe ich Hunger.
                            In der Ruhe liegt die Kraft

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                              Vom Erzgebirge ins Vogtland

                              24.-25. Juli 2010

                              Teil 1: Schwarzenberg- Johanngeorgenstadt- Rautenkranz

                              Nein, so sah es nicht die ganze Zeit aus.



                              Schwarzenberg,
                              9 Uhr 51:
                              Wieder mal Regen. Die Frisur sitzt...


                              Aber wir wollen nicht undankbar sein. Nach dem Hitzeterror der Tage zuvor kam november und mir das kühle Wetter recht gelegen. OT: Billige Wortspiele mit „november-Wetter“ darf jeder Leser für sich selbst machen.

                              Nachdem wir beide unsere Regenhosen angezogen hatten, hörte der Regen erwartungsgemäß auf. Wir schwangen uns auf unsere Drahtesel und fanden wieder Erwarten auch sofort den richtigen Ortsausgang in Richtung Rittersgrün. Unsere erste Anlaufstation war der Besucherstollen „Morgenstern“ bei Pöhla. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Besucherbergwerken war dieser durch glücklichen Zufall mehr oder weniger im Zustand des 16. Jahrhunderts erhalten geblieben.



                              Die Uransucher der Wismut AG hatten den Stollen in den frühen fünfziger Jahren zwar untersucht, aber für uninteressant befunden und anschließend mit einer Sprengung des Eingangs verschlossen. Unsere Führerin war der Stollenhöhe angepasst – reichte uns also ungefähr bis zur Schulter – während wir selber feststellen durften, dass es für die Helmpflicht im Stollen gute Gründe gab.



                              Eine Ahnung vom Zauber des Bergbaus bekamen wir, als uns die Führerin in eine dunkle Ecke führte und nur noch ihre UV-Lampe leuchtete. Da funkelte und glühte das scheinbar grau-braun-dreckige Gestein in vielen Farben. Die zwanzig Minuten, die die Besichtigung laut Website dauern sollte, hatten sich schon auf der Werbetafel vor Ort auf vierzig Minuten verdoppelt, so dass wir uns auch nicht wunderten, als wir erst nach einer Stunde wieder Tageslicht sahen.




                              Mir sollte es recht sein. Der Deal mit november war: Wenn wir das Bergwerk besichtigen, darf ich auch ins Eisenbahnmuseum Rittersgrün. Und was gab es da nicht zu sehen: Zahlreiche alte Schmalspurbahn-Wagen mit Heberlein-Seilzugbremse, ein als Hühnerstall zwischengenutzter Postwagen und eine Ausstellung über die zahlreichen Schmalspurbahnen Sachsens, die meisten davon inzwischen längst verschwunden.


                              "Ich war ein Hühnerstall"

                              Das WAI mit dem Gestänge einer Heberlein-Seilzugbremse.

                              Die wahren Schätze fanden sich jedoch im Lokschuppen. Darunter war der Urahn der heutigen Brockenbahn-Loks – eine Chemnitzer Konstruktion aus den späten zwanziger Jahren, die sich so gut bewährt hatte, dass man sie in den fünfziger Jahren wieder ausgrub, als die Harzer Schmalspurbahnen neue Loks brauchten. Als ich meinte, schon einen etwas genervten Blick bei november feststellen zu können, fingen die Mitarbeiter des Museums auch noch mit Rangierarbeiten an. Klar, dass ich mir das nicht entgehen lassen konnte.


                              „Hier unsere „HF“, eine Heeresfeldbahn-Lok von 1943. Ist mit einer Kaelble-Maschine neu motorisiert worden, wir wissen aber nicht genau, ob 125 oder 130 PS. Hydraulisches Voith-Getriebe, Kraftübertragung durch Stangenkupplung.“

                              Nach einem Keks- und Brot-mit-Käse-Mittagessen – wer was aß, dürfte wohl klar sein - brachen wir dann endlich in Richtung Johanngeorgenstadt auf. Unser erster Pass an diesem Tag. Wir stießen wieder auf den Anton-Günther-Weg, verließen ihn aber bald wieder – schon die Abfahrt durch das Seitenbachtal war steil genug.

                              Johanngeorgenstadt war eines der Zentren des Uranbergbaus in den fünfziger Jahren und verdankt ihm sein heutiges, nicht besonders vorteilhaftes Gesicht. Praktisch die gesamte Altstadt wurde in den fünfziger Jahren wegen der Gefahr von Setzungen abgerissen. Bei einem Besuch im Herbst 1998 waren einige alte Straßen einschließlich der Randsteine noch erhalten. Heute war das fast alles „saniert“ - nur eine seltsame Freifläche namens „Marktplatz“ erinnert an die Wunde dieser Stadt.




                              Auch De Randfichten bleiben nicht vom Baumsterben verschont



                              Hilf, heiliger Gott!
                              Wer haette denken
                              sollen, dass in solcher
                              Wildniss und Stoecken
                              noch sollte ein Gedaechtniss unsers
                              loebl. Kurfuersten gestiftet werden!
                              1654



                              Etwas befremdlich fanden wir, dass sich eine Infotafel zwar ausführlich über die Wasserversorgung der Altstadt auslässt, aber nirgends das Schicksal der Altstadt selbst thematisiert wird. Als ob die Einwohner nicht daran erinnert werden möchten. Schließlich fanden wir aber doch noch den Rest einer alten Stadtstraße. Dort, wo heute der Wald steht, standen früher dicht an dicht Häuser.



                              An einem weiteren der unvermeidlichen Schwibbögen vorbei verließen wir Johanngeorgenstadt auf der Hauptstraße durch die „Sibirische Vorstadt“. Die heißt angeblich so, weil dort im Winter der kalte Wind so richtig schön mit Schwung durchfegt – behauptete jedenfalls ein ehemaliger Arbeitskollege aus dem Erzgebirge. Ich vermute allerdings, das hinter dem Namen der architektonische Charme steht, der kaum hinter dem von Novosibirsk zurückbleibt.

                              Aus nicht mehr ganz nachvollziehbaren Gründen folgten wir dem Gefälle in Richtung Steinbach. Dort wurde november misstrauisch, dass wir immer noch auf der Straße und nicht im Wald waren. „Im Sommer war hier noch ein Weg“, eine mir immer wieder nachgesagte angebliche Ausrede, konnte in diesem Fall nicht verfangen. Es führte kein Weg an der Erkenntnis vorbei, dass wir hier falsch waren. Und es führte auch kein Weg an dem Berg vorbei, an dem wir eben noch so flott seitlich heruntergefahren waren.



                              Auf einem zwei Kilometern langen stupide geraden Forstweg mit reichlich 100 Metern Anstieg durfte ich über den Sinn sorgfältiger Navigation nachdenken.



                              Auf dem Gipfel mit dem prägnanten Namen „Dreckpfütze“ machte mich november darauf aufmerksam, dass es schon „viertel sieben“ war und wir uns langsam Gedanken über das Nachtlager machen sollten. Da es auf meiner Uhr erst viertel nach sechs war, plädierte ich dafür, das Thema noch zu vertagen.



                              Hart an der tschechischen Grenze und teilweise direkt auf ihr fuhren wir über die Passhöhe „Hefekloß“ nach Carlsfeld, wo wir am Wegesrand eine Wetterstation entdeckten – vermutlich jene, die für wetteronline.de die aktuellen Messwerte aus „Erzgebirge/W.“ liefert.

                              Etwas schrullig mutete in dieser einsamen Berggemeinde die barocke Kirche an.

                              Noch schrulliger fand ich jedoch die Gleisanlagen am ehemaligen Bahnhof von Carlsfeld. Die Strecke war schon 1967 stillgelegt worden, aber diese Gleise waren der Art der Gleisbefestigung nach offensichtlich erst nach der Wende gelegt worden. Soll - oder sollte - hier ein weiteres Schmalspurbahnmuseum entstehen? Nun ja, warum nicht … schließlich gibt es im Erzgebirge auch über 50 Schaubergwerke.




                              Kurz vor Morgenröthe-Rautenkranz wurde es dann aber doch Zeit, über das Nachtquartier nachzudenken. Keine Ahnung, wann „Dreiviertel sieben“ ist, aber bei mir war es schon viertel vor sieben.



                              Morgenröthe im Abendrot
                              Und wehe november ruiniert das Wortspiel durch den Hinweis, dass es Rautenkranz ist...

                              Aus praktischen Gründen plädierte ich für eine Schutzhütte, konnte aber keine Koordinaten in der Umgebung anbieten. novembers Karte, die ansonsten von eher zweifelhafter Qualität war, zeigte eine in nur zwei Kilometern Entfernung. Der Versuch endete als Volltreffer. Sauber und mit Picknick-Sitzgruppe vor dem Eingang – was will man mehr? Eine breitere Bank vielleicht. Während sich november gleich für stabile Bodenlage entschied, zog ich die Bank vor. 50 cm Breite erschienen mir genug. Und entgegen anderslautenden Unkereien bin ich in der Nacht nicht heruntergefallen. Trotz Vollmond.




                              Technische Daten: 56 km in 10:07h brutto



                              Teil 2: Rautenkranz- Schneckenstein- Adorf

                              Am Sonntagmorgen weckte uns gegen alle Harzer Gewohnheit nicht ein Walker mit seinen Klapperstöcken, sondern nur die Sonne. Da sie sich hinter Wolken versteckt hielt, reichte die Lichtintensität erst gegen halb acht – da waren sich november und ich einig – zum Aufstehen. Und erst gegen neun Uhr sahen wir den ersten Menschen: Ein Golf mit MOL-Kennzeichen irrte offenbar orientierungslos den Waldweg runter und wieder rauf. Kein ungewöhnliches Verhalten für MOL-Bewohner.

                              Nachdem wir unsere Packtaschen wieder in luftleere Räume verwandelt hatten, ließen wir uns nach Morgenröthe-Rautenkranz hinunterrollen. Unser erster Anlaufpunkt: Die Raumfahrtausstellung. Aus Morgenröthe-Rautenkranz kommt nämlich der erste Deutsche im All, Siegmund Jähn. Ein Kosmonaut wohlgemerkt, kein Astronaut. 1978, satte fünf Jahre vor Ulf Merbold, durfte er in einer Sojus-Kapsel ins All fliegen.



                              Er musste allerdings mit dieser Sojus-Kapsel auch wieder landen. Augenzeugen zufolge wird der menschliche Körper beim Aufschlag in der kasachischen Steppe Belastungen ausgesetzt, die denen eines mittleren Alleebaum-Unfalls gleichkommen. Keine sanfte Landung wie mit dem Space Shuttle.

                              Wir waren etwas früh dran und konnten so die Ausstellung nicht besichtigen. Ob november das wirklich bedauerte? Schon als ich Siegmund Jähns Dienst-MiG fotografieren wollte, hieß es, dass wir die wohl für die Dokumentation nicht brauchen. Ich war mir da nicht so sicher: „Och, ich nehm se mal mit...“ Die strenge Antwort: „Die lässt Du hier!“ Nie darf man was...



                              Der Beweis: Die Erde ist eine Kugel!

                              Ich bin mir gar nicht sicher, ob november richtig zu würdigen wusste, dass ich am Bahnhof Haltepunkt Tannenbergsthal weitergefahren bin, obwohl zehn Minuten später der „Wernesgrüner Schienen-Express“ vorbeikommen sollte. Der befährt im Sommer die ansonsten stillgelegte Strecke von Schönheide bis Hammerbrücke. Einen richtigen „Zug“ darf man allerdings nicht erwarten. Es handelt es sich um eine Motordraisine mit einem offenen Anhänger.

                              Dass Morgenröthe-Rautenkranz im Winter einer kältesten Orte Deutschlands ist, war an diesem Tag nicht erkennbar – aber man konnte es vermuten. Die Lage im Tal zwischen Nadelwaldhängen mit breiten Wiesen auf der Talsohle muss auf Kaltluft mit minus 20 Grad und mehr sehr einladend wirken.

                              Unser nächstes Ziel war der Schneckenstein, genauer der Topasfelsen. Natürlich lag der wieder ganz oben auf dem Berg. Nachdem wir erst naiverweise der gelben Wanderwegsmarkierung gefolgt sind und dort dann die Wahl zwischen Nach-Hinten-Überkippen und Schieben hatten, schwenkten wir reumütig wieder auf die Straße ein.


                              Der Topasfelsen begrüßte uns mit einer guten und einer schlechten Nachricht. Erstens: Es gab dort einen Kiosk mit Erfrischungen. Zweitens: Die Dame im Kiosk bestand darauf, uns Eintrittskarten zu verkaufen. Der Zaun um den Felsen ließ uns keine Wahl. Dabei ist der Felsen heute nur noch halb so groß wie früher: Um den Topas zu gewinnen, hatten frühere Generationen große Teile abgeschlagen. Und das nur, um Königskronen zu schmücken. Dabei gibt es doch beim Herrn Merten seinem Laden im Advent Sigg-Flaschen mit wunderbaren Strass-Steinen, die man einfach nur abpulen müsste.

                              Wie uns der Dialekt der Verkäuferin im Kiosk verriet, waren wir jetzt endgültig im Vogtland angekommen. Während die Dame Konversation mit anderen Gästen machte, saßen wir beide da und prusteten leise im Wechsel vor uns hin. Nun, leise vor sich hinzuprusten ist eine Kunst. Nicht jeder beherrscht sie. Bevor es zu interkulturellen Zusammenstößen kommen konnte und wir womöglich nach Olbernhaue auch noch Auerbach-Aua erlitten, suchten wir das Weite.

                              An der Talsperre Muldenberg vorbei gelangten wir nach Kottenheide. Hier hatten die Orte und die Landschaft ein markant anderes Flair als wir es bisher vom Erzgebirge gewohnt waren. Um den bekannten Heimatdichter Rainald Grebe zu zitieren: „Das ist ja hier wie... im Auenland!“ Die Waldwege waren nicht mehr mit dem Lineal angelegt, und die Häuser sahen nicht mehr nach Trutzburgen für den Winter aus.

                              Vorbei am Bahnhof Zwotental - der seinen Namen nicht einer Verwechslungsgefahr mit Preußisch-Erstental verdankt, sondern dem Fluss Zwota – kamen wir nach Gunzen. Einmütig beschlossen wir, nicht die 15-Prozent-Steigung der Straße nach Markneukirchen zu bezwingen. Das kariöse kleine Kettenblatt von novembers Fahrrad hätte uns das möglicherweise übelgenommen. So reduzierte sich unsere Begegnung mit dem Musikinstrumentenbau auf das Ortsschild von Zwota. Wobei mir die Kombination von Hammer und Gitarre etwas ungewöhnlich vorkam. Aber vielleicht werden von hier aus ja die Instrumenten-Thrasher von The Who versorgt.

                              Ob es allerdings eine wirklich gute Idee war, auf direktem Wege nach Adorf zu fahren, darf bezweifelt werden. Der Schotterweg wurde nämlich gerade erneuert, und so fehlte auf dem Grobschotter noch die Feinschotterschicht. Sicherlich habe ich schon wesentlich widerspenstigere Wege befahren, aber dann lieber ohne großes Gepäck.

                              So stand uns beiden die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, als wir vom Waldrand aus die Ausläufer von Adorf erblickten.



                              Nach einer letzten halsbrecherischen Abfahrt auf einer ausgespülten Schotterpiste rollten wir am Bahnhof aus.



                              Zum Abschluss einer gelungenen Tour gönnten wir uns noch ein Eis. Allerdings nicht in der "Wolfsschlucht", sondern schräg gegenüber.




                              Technische Daten: 36 km in 5:01 Stunden brutto
                              Zuletzt geändert von Pfad-Finder; 14.03.2012, 23:16.
                              Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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                                Alter Hase
                                • 08.03.2009
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                                AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                                ich glaube ich muss mich noch mal mit dem masc über die OPAL unterhalten....
                                "Der Klügere gibt so lange nach, bis er der Dumme ist." Walter Kempowski - Schriftsteller (1929 - 2007)

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                                  AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                                  OT: Datum und Ortsangaben werden heute Abend noch nachgepflegt. ;)

                                  so, mein Anschlussbericht an die Tour von November und Pf-F, also von Adorf nach Oelsnitz am 29.08.2010


                                  Selten habe ich mich innerlich so gesträubt, einen Reisebericht zu schreiben. Irgendwie ist die Vogtlandgeschichte noch nicht rund für mich. Und zu schreiben, dass mich nichts dorthin zieht, das finde ich irgendwie unfair. Ich schaue mich ja immer ein bisserl um, wo ich dereinst mich niederlassen könnte. Und das Vogtland wird es definitiv nicht werden, obwohl es durchaus hübsch dort ist und ich ein Sachsenfan bin.

                                  Es fing ja auch bereits mit Hindernissen an. Die Übergabe des WAIs sollte am Berlinstammtisch geschehen, es war sogar hoher Besuch aus unterschiedlichen Bundesländern angereist, um Zeuge zu werden, wenn Pf-F mir das WAI für kurze Zeit anvertraute. Sozusagen von Beutesachse zu Beutesachse.
                                  Aber dieses zickige WAI spielte uns einen Streich und machte sich unsichtbar, sodass der Übergeber (nicht Angeber *g*) schreckensstarr nach der Ankunft erkannte, dass es einfach bei ihm daheim geblieben war. Nunja, es blieb ihm nichts übrig als sich wieder aufs Rad zu schwingen, um ein ernstes Wörtlein mit des Wasoochimma zu reden, inwieweit sanfte Gewalt angewendet wurde, bleibt für immer wohl ein Geheimnis.
                                  Ich glaube aber doch, dass das WAI sich freute, als es mit Hallo dann auf dem Stammtisch unter der Kastanie empfangen wurde. Es steht ja schon ganz gern im Rampenlicht...
                                  Ich nehme mal ganz stark an, dass es mir einen frechten Streich spielte. Meinen Fotoknipps hatte ich in meinen wasserdichten Packsack verstaut, leider meine kleine Wasserflasche ebenso und es erwies sich, dass der Sack wirklich wasserdicht ist, weil das auslaufende Wasser brav im Sack blieb und die Kamera badete.
                                  Als ich nämlich das WAI hineinstecken wollte, kam Wasser aud dem geliebten roten Sack ... hm
                                  Kamera heraus holen, mich ärgern, Batterien entfernen, mich ärgern, Geldbörse und Kamera mit Serviette trocknen, mich ärgern, Sack umstülpen auf die trockene Seite und mit Zähneknirschen das WAI in den trockenen Sack stecken. Ob es gemeint hat, unter diesen Umständen könne es wieder in die so bequeme und kuschelige Packtasche vom Pf-F wandern??? ätschiiii nöööö
                                  Gemeinsam verließen wir also das Treffen, weil es bereits am frühen Morgen auf ins Vogtland nach Adorf gehen sollte.
                                  Schon vor 6.00 ging der Zug ab Hauptbahnhof und wir mussten ja erstmal dorthin gelangen. Ziemlich müde hingen wir in drei unterschiedlichen Zügen ab, aber endlich kamen wir dann doch in Adorf an. Gut 4 Stunden hatte die Anreise gedauert und als allererstes - also eher als zweites, weil erst das WAI fotografiert werden musste, suchte ich einen Laden oder die Touristinfo, um mir eine vernünftige Wanderkarte zu besorgen.





                                  Ja, die Kamera ging ab und zu, meistens ging sie grad nicht, wenn ich was besonders nettes fotografieren wollte.
                                  Aber zurück zur Ankunft in Adorf und der zermürbenden Suche irgendeinen verständigen Menschen zu finden, der mir vielleicht einen Tipp geben konnte, wo ich besagte Karte erwerben köntne.
                                  Ja, mei - würde ein Bayer sagen - san Sie aber anspruchsvoll.
                                  An Hinweisen vom Bahnhof aus gab es ein SChild in Richtung Oelsnitz (an der Bundesstraße entlang) und in Richtung eines Radweges, der genau bis zur nächsten Straßeneinmündung galt und dann als verschollen betrachtet werden muss. Ich fragte also eine Adorferin, wo denn hier das Fremdenverkehrsamt sei. Im internet hatte ich gelesen, dass es einen Höhenweg nahe Adorf in Richtung Norden geben solle. Die Dame wies mich in Richtung Oelsnitz - ein wenig weiter die Straße lang sei, was ich suchen würde.
                                  Vielleicht hatte ich mich nicht klar ausgedrückt, sie hatte mich nämlich zum Verkehrsamt geschickt, bei dme ich hätte ein Auto anmelden oder einen Führerschein beantragen können, aber für FRemde war da goar nix.
                                  Aber vielleicht sind die ja dort so nett und geben mir Auskunft, wo die Touristinfo ist, dachte ich so bei mir und drängelte mich an der Warteschklange vorbei. Nur um einen Ordnungsruf von einem bierbäuchigen Vogtländer zu erhalten, ich solle mich doch wie alle anständigen Leute hinten anstellen. Ich schluckte gerade noch die Antwort, dass es mit meinem Anstand nicht so weit her sei herunter und argumentierte, ich wolle doch nur etwas fragen. Das würden sie alle wollen, blökte der freundliche Herr. Sauer geworden, weil meine Zeit ja schluießlich verrann und ich endlich diesen gastlichen Ort verlassen wollte, fragte ich ihn knurrig, ob er auch wissen wolle, wo das Fremdenverkehrsamt wäre.
                                  Scheinbar sprach ich laut genug, denn die Sachbearbeioterin blickte von den Unterlagen, die sie gerade studierte hoch und forderte die Leute auf: "Jetzt lassen Sie doch mal die Dame vor."
                                  Dame? Meinte die mich? Mutig ging ich als an den Kopf der Schlange und sagte bescheiden, ich wolle nur wissen, wo denn das Fremdenverkehrsbüro sei oder die TouristInfo oder wie immer das bei ihnen heißen würde.
                                  Wie das heißen würde, wisse sie auch nicht, aber irgendwo oben im Ort wäre sowas, nahe der Kirche. Aber sie hätte sich nie dafür interessiert.
                                  Ahso - mit geziemenden Dankesbezeugungen verließ ich das kleine Verwaltungsgebäude und blickte nach oben. Also die Kirche und auch vermutlich die Ortsmitte lafg irgendwo recht hoch über mir. Die ganze blöde Straße zurücktappern? Dazu hatte ich überhaupt keinen Bock. aber wer in Adorf ist, muss wenn er etwas wissen will auch B sagen und die zweite Adorferin auf der Straße fragen. Immerhin wurde ich gefragt, ob ich zu Fu8 oder per Auto dorthin wollte, obwohl mich ja mein Tagesrucksack wohl eher als Wanderin klassifizierte, aber vielleicht wandert man ja im Vogtland nicht? "Zu Fuß" gab ich also schamhaft zu und sie deute auf eine kleine Straße, "dort hinein und dann die TReppe 10 Meter weiter immer ganz nach oben steigen. Da kommen Sie nahe der Kirche heraus."
                                  Puuh, wenigstens nicht die olle Straße zurücklatschen... Ich also nach oben geklettert, an der Kirche angekommen, sie fotografiert und dann über den langen Marktplatz gestapft.





                                  endlich am Freiberger Tor stand (Mist ich habe ganz vergessen, was da stand, also kann ich euch nicht sagen, wie man in Adorf zu einem Fremdenverkehrsbüro sagt. Aber es war eh geschlossen, obwohl das SChild außen andeutete, dass es geöffnet sein müsse. Grummel!!
                                  Die Kittelschürzenfrau und der ältere Mann, die ich von weitem vor dem Tor fotografiert hatte, erklärten mir dann bereitwillig, ich müsse dort ins Museum gehen, da könne mir geholfen werden.
                                  Na dann!
                                  Die Dame im Museum war zwar hilfsbereit, aber eher unwissend, zu Wanderwegen konnte sie mir überhaupt nichts sagen, bis ich eine Karte in einem Ständer entdeckte, die vielleicht meine Rwettung bedeuten könnte, wenn ich nicht gewillt war, die Bundesstraße entlang zu tappern. Man könne auch mit der Bahn nach Oelsnitz fahren, wurde mir angedeutet, was ich aber trotz eines Momentes der Versuchung tapfer zurückwies.
                                  Bewaffnet mit der Karte ging ich dann tapfer in Richtung Ortsausgang und geriet außerhalb in eine wirklich blöde Baustelle, nicht einmal Straßenschilder oder gar Hinweisschilder zu Ortsteilen oder gar Wanderwegen gab es mehr. Ich ging also rein nach Gefühl und obwohl eine Wandersfrau analog zu Loriot das immer im Gefühl hat, machte das den Weg durchaus nicht einfacher. Nachdem ich zwaimal recht verheißungsvolle Wegen gefolgt war, geriet ich letztlich nur an die Bundesstraße. Irgendwo mussten doch diese verdammten Wege lang führen, die hier so lustig in der Karte aufgemalt waren.Ich ging also ein Stück die Straße entlang, weil laut Karte nach dieser oder jener Biegung ein Weg abgehen sollte. Und bei Rebersreuth ging auch tatsächlich ein kleineres Sträßchen ab, nur runter von dieser stark befahrenen Straße!

                                  Während vorher die Sonne überwiegend geschienen hatte, nur die Wege waren überschwemmt (und teils war es mehr Waten als Wandern)



                                  zogen bei einer kleinen Rast an einer wirklich hübschen Stelle nahe Hundshübel dicke Wolken auf. Das kann ja heiter werden!! Und es wurde heiter, Hagel, Gewitter Regen, Sonne und wieder von vorne.






                                  Im prasselndem Regen kam ich in Hundsggrün an, wohin ich es doch tatsächlich irgendwie wegmäßig geschafft hatte, was eher ein Wunder war, weil Wege und Karte irgendwie nicht kompatibel waren. Und in Hundsgrün... jucheeee - sollte es einen offiziellen Weg geben.








                                  Also munter den gefundenen Weg hinein und dann. Nunja, was soll ich sagen, der Weg, der derjenige von der Karte sein MUSSTE, endete in einem Weizenfeld. An alle Ermahnungen denkend , nicht das Eigentum armer Bauern zu schädigen, ging ich zurück und nahm beherzt den nächsten möglichen Weg. Aber auch er endete im lustig sich wiegenden Weizen.

                                  Irgendwie ein wenig gefrustet, weil meine Zeit immer knapper wurde, kehrte ich zur Straße zurück und was sahen meine entzückten Augen? Einen Mann, der tatsächlich an seinem Auto an der Straße stand. Notfalls hätte ich mich vor seine Karre geworfen, um ihn aufzuhalten und befragen zu können, aber Gott sei es gedankt, war er nicht der Schnellste. Meine FRage nach den zwei verzeichneten Wegen, bejahte er, ja, die würde es geben. Fein, aber wo? Er wies zu den Wegen, die ich bereits versucht hatte. Auf meinen dezenten Hinweis, dass sie auf Getreidefeldern enden würden, nickte er kräftig, ja die Bauern würden das mit dem Tourismus nicht so gern sehen, er würde mir aber nicht raten, durch die Felder zu gehen, die könnten dann sehr sauer werden.
                                  Auf meine bekümmerte Frage, wa er mir denn raten könne, verwies er mich auf die eine Straße, da immer lang, in Richtung Ebersbach, es wären nur ein paar Kilometer und da ginge irgendwas nach Oelsnitz ab, eine kleine Straße.
                                  Also nochmal bewusst in die falsche Richtung gehen, ich knirrschte innerlich mit den Zähnen, bedankte mich und stiefelte los. Zwar nicht so weit, sondern einfach ein schmales Sträßchen bald ab in die richtige Richtung und kam tatsächlich in Unterhermsgrün an.
                                  Warum nicht gleich so??
                                  Freudevoll wollte ich ein Dokumentationsfoto der Kamera entlocken, sie machte aber nicht mit und auch das WAI strecktze mir die Zunge heraus. Blöde Biester....grummel.
                                  Doch da sah ich ein Gasthaus. Ein beginnendes Gewitter trieb mich vollkommen widerwillig in die Gaststube und ich trank einen wundervollen heißen schwarzen Tee. Sowas von lecker!!!
                                  Trotzdem dauerte meine Pause nur 15 Minuten und ich machte mich auf, trotz Gewitters doch noch Oelsnitz zu erreichen (weil Pirk hatte ich mir inzwischen mehr als abgeschminkt), in der Hoffnung eben rechtzeitig den Zug zu erreichen, der mich aus dieser irgendwie leeren, aber nicht einsamen Gegend bringen sollte. Ich stapfte also mit mehr als durchweichten SChuhen den nun tatsächlich vorhandenen Wanderweg an der Bahnlinie entlang, erreichte Oelsnitz und ging ein wenig ächzend über die leeren Straßen der Stadt.
                                  Gerade 10 Minuten vor dem Zug, der mich nach Plauen bringen sollte, kam ich am öden Bahnhof an. Nicht einmal eine Bahnhofsuhr gibt es hier und das recht große Bahnhofsgebäude ist komplett gesperrt, nix mit Toilette oder so.
                                  Ich musste diesen Zug erreichen, weil ich sonst in Plauen keine vernünftige Anbindung nach Leipzig und später nach Berlin bekommen hätte.
                                  Im Zug probierte ich nochmals aus, doch noch ein Foto vom WAI zu machen und gnädig akzeptierten Kamera und WAI mein Vorhaben. Ich werde ihnen ewig für diese Güte dankbar sein.




                                  Die Bundesbahn brachte mich 10 Minuten zu früh an den Bahnsteig in Berlin, wo mit heraushängender Zunge der PF-F angehechtet kam. Und ob ihr es glaubt oder nicht, das WAI sprang ihm geradezu glücklich in die Arme, während er die weisen Worte sprach: "Bei so nassen Schuhen hätte ich aber schon Blasen."
                                  Ja, meine Regenjacke - die neue, ist erstklassig und hat mich beschützt, aber bei den SChuhen war das Wasser sogar oben hineingelaufen bei den tollen vogtländischen Bachwegen kein Wunder.
                                  Aber bätsch... keine einzige Blase hat meine Füße verunstaltet.

                                  Ich muss aber nunmehr mit einiger Zeit Abstand und nachdem ich nochmals im Vogtland war, zugeben, dass es dort wirklich schöne Ecken hat.
                                  Wer weiß, vielleicht sieht es mich ja noch einmal wieder. ;)
                                  Zuletzt geändert von ; 23.08.2010, 22:17.

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                                    Kreuz und quer durchs Vogtland bis zum Südpol Sachsens

                                    31.7.2010-1.8.2010


                                    „Näschsdor Hold BläuenFöhgdlondÖbororBohnhohf!“

                                    Unweifelhaft näherte ich mich dem Ziel. Nachdem Sternenstaub das WAI nach Oelsnitz (Föhgdlond) gebracht hatte, hatte das WAI bei mir nach einem Ausflug gequengelt. Dem wollte und konnte ich mich nicht widersetzen. „Frage nicht, was Du für das WAI tun kannst“, hatte Ixylon vor einiger Zeit formuliert, „frage, was das WAI mit Dir macht!“ Also machte ich mich am Samstag um 5:52 Uhr in Berlin auf den Weg und holte das WAI nach Umsteigen in Leipzig und Plauen Oberer Bahnhof in Oelsnitz virtuell ab.

                                    Bei der Abfahrt in Berlin hatte ich noch keine feste Vorstellung hatte, wo die Wanderung beginnen würde: Oelsnitz - Endpunkt der bisher letzten Etappe - und Adorf als Endpunkt der vorletzten Etappe standen zur Auswahl. Den Ausschlag gab das Schicksal in Form der DB-Kundenzeitschrift "Mobil": Mario Adorf prangte auf der Titelseite. Also holte ich das WAI virtuell am Bahnhof Oelsnitz ab und fuhr nach Adorf weiter, wo november und ich eine Woche zuvor unsere Tour beendet hatten.


                                    Abschied von Oelsnitz - aber nur für zwei Tage



                                    Wiedersehen mit Adorf


                                    Nachdem es bis zur Übergabe ans Bayernteam noch einige Tage dauern sollte, hatte das WAI den Wunsch geäußert, zumindest schon mal bayerischen Boden zu schnuppern. Und wo geht das besser als an einem Dreiländereck, in diesem Fall dem Dreiländereck von Sachsen, Bayern und Böhmen?

                                    Leider hatten meine beiden Landkarten ihre Schwächen. Die tschechische KCT-Karte zeigte die Wanderwege in Deutschland nicht ganz korrekt; die „Kompass“-Karte von 1993 kannte einen Teil der heutigen Wanderwege überhaupt nicht, basierte aber immerhin auf halbwegs ordentlichen DDR-Topokarten ("Ausgabe Staat"). Nur für den böhmischen Zipfel hatte sich der Kompass-Verlag ein Messtischblatt von vor 1945 ausgeliehen. Für mich als gelernten Historiker interessant, aber zur Wegfindung nicht unbedingt hilfreich. Zum Glück hatte ich noch die Openstreetmap-Karte auf meinem GPS. Die ist zwar alles andere als vollständig; aber es ist die einzige Karte gewesen, in der alle eingezeichneten Wege auch in der Natur anzutreffen waren.

                                    Schon beim Verlassen Adorfs wurde ich mit einem Phänomen konfrontiert, das mich die beiden folgenden Tage verfolgen sollte: Die vogtländischen Wegemarkierer haben es geschafft, ausgerechnet an kniffligen Stellen auf Markierungen zu verzichten. So muss man an obskuren Weggabelungen meistens 50 oder 100 Meter in den Weg hineinlaufen, um festzustellen, ob es wirklich der richtige Weg ist. Und selbst dann kann es passieren, dass die erste Markierung erst 120 Meter später auftaucht. Das haben die Tschechen ganz klar besser drauf.

                                    Erfreut stellte ich daher fest, dass die alte Bahntrasse von Adorf nach Rossbach/Hranice uneingeschränkt begehbar war. Die OSM-Karte hatte so etwas allerdings schon angedeutet. Bei den bekannten Kurvenradien normalspuriger Eisenbahnen war auch das Risiko plötzlicher Abzweigungen eher gering.


                                    Bahnwandern


                                    Doch dann kam der Moment des Abschieds, und ich musste durch ein typisches Vogtland-Tal nach Norden abbiegen.



                                    In Gettengrün glaubte ich dann meinen Augen nicht zu trauen. Über einen grünen Sichtschutzzaun blickte mich ein periskopartiger Vogelkopf an. Einer? Nein, eine Handvoll... ein Dutzend … einige Dutzend! Eine Straußenfarm. Leider gab es in Gettengrün keinen Gasthof, wo ich nach einem saftig gebratenen Straußensteak hätte fragen können. So wird das nix mit dem Aufschwung Ost.


                                    Da guggste, was?


                                    Wenige hundert Meter führten mich beide Karten in eine Sackgasse. Drei Höfe und eine resolute Hausdame in Verteidigungshaltung: „Dorf mon frogen, was Sie hier wulln?“ Durchgehen wollte ich - durfte aber nicht. Ich musste die „Schachthäuser“ also südlich auf dem deutsch-tschechischen Grenzweg und dann auf Feld- und Waldpfaden umgehen. Die Alternative wäre ein Zurücksetzen bis zur Straße gewesen – für „Pfad-Finder“ natürlich erst einmal inakzeptabel. OSM-Nutzer werden die Umgehung künftig ohne langes Suchen wiederfinden.



                                    Die Skyline von Ebmath

                                    In Ebmath gönnte ich mir einen Roster (=Rostbratwurst) vom Grill am Straßenrand. Sehr gute Qualität, selbst die sonst üblichen Aufstößerchen blieben aus. Nicht ganz schlau wurde ich aus dem Ebmather Schloss, das heute offenbar einer Firma Bauer gehört.


                                    Kann mich gar nicht daran erinnern, dass der Spruch „Junkerland in Bauer-Hand“ hieß

                                    Wenige Kilometer später, in Pabstleithen, wurde ich allerdings daran erinnert, dass Landwirte im ersten Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden auch nicht viel zu melden hatten. Um in der Grenzzone freie Hand zu haben, ließ die DDR noch 1972 Höfe räumen und anschließend niederbrennen. Da sage einer, „clearances“ habe es nur in Schottland gegeben. Übrigens wurden die sächsischen Opfer dieser Räumungen im Gegensatz zu ihren thüringischen Leidensgenossen nach der Wende nicht entschädigt – offenbar mit der Begründung, dass schon zu DDR-Zeiten eine Entschädigung gezahlt worden war. Die erste Welle von Räumungen rollte 1952-1962 durch die Grenzzone. Einer Gedenktafel zufolge verschwanden die Siedlungen Wieden, Gräben im Tal und Hammerleithen vollständig, von Pabstleithen blieb weniger als die Hälfte übrig.

                                    Rote Kästchen sind die geräumten Höfe, erhalten gelieben sind die blauen:



                                    Auf der Höhe von Pabstleithen begann die befestigte Grenze zwischen DDR und CSSR. Während diese Grenze ansonsten zaunfrei war, unterhielt die DDR hier wie an der Grenze zur "Bäh-Err-Däh" einen breiten baumfreien Streifen und einen Graben, der Kraftfahrzeuge aufhalten sollte. Ob es auch Zäune und weitere Sicherungen gab, war nicht mehr feststellbar. Offenbar gab es Befürchtungen, dass DDR-Bürger hier über die CSSR in den Westen fliehen könnten: Die CSSR bildet hier einen nur ein bis zwei Kilometer breiten Landzipfel. Die Grenze DDR-CSSR war eine "grüne Grenze", die Grenze von der CSSR zur Bundesrepublik war zwar "gesichert", aber nach DDR-Maßstäben nur sehr gering.

                                    Anders als in der Karte vorgesehen gab es natürlich schon wieder keinen offiziellen Wanderweg auf dem ehemaligen DDR-Kolonnenweg zum Dreiländereck. Davon ließ ich mich aber nicht irritieren, zumal mir die Luftaufklärung per Google Earth schon Hinweise auf einen Schleichpfad vom Kolonnenweg zum Dreiländereck geliefert hatte. Eigentlich verlief der Pfad durch ein Naturschutzgebiet; aber nachdem dort erst 20 Minuten vorher eine Schafherde mit großem Getöse durchgelaufen war – von den zahlreichen Traktorspuren ganz zu schweigen – war mein Respekt vor dem NSG auf dem Nullpunkt angelangt.


                                    Der Hund und sein Hirte


                                    Am Dreiländereck begrüßte mich ein gutes Dutzend Grenzsteine aller Art. Um es dem Besucher nicht zu einfach zu machen, hatte man auf einen Gedenkstein oder eine Erläuterungstafel verzichtet. Zudem ist der Grenzverlauf zwischen Bayern und Sachsen recht erratisch. Es dauerte eine Weile, bis ich die Grundstücksbegrenzungen aussortiert hatte, dann die Hilfssteine. Schließlich blieben zwei Hauptsteine, mit der Inschrift D B 1844 beziehungsweise D S 1844 zur deutschen Seite. Die Rückseite schmückte ein einfaches C, an den Seiten stand die Steinnummer "I/1". Die machten mir dann auch klar, warum es am magischen Punkt selbst keinen Gedenkstein gab: Der hätte nämlich mitten im Bach stehen müssen.



                                    Schilder zeigen nur an, dass die Grenze ganz in der Nähe verläuft. Verbindlich sind die Steine. Aber hier ist das WAI ganz eindeutig in Bayern:



                                    Nun war es schon 16 Uhr und damit höchste Zeit, in Richtung Bad Elster aufzubrechen, wo ich übernachten wollte. Der kürzeste Weg führt über Rossbach/Hranice. Das war auch insofern sinnvoll, als ich sicher war, bei einem freundlichen vietnamesischen Fachhändler meine Vorräte auffüllen zu können. So war es dann auch. Die Tschechen waren noch beim Rasenmähen – bei mir kam das alte Kindheitstrauma sinnlos mit heuschnupfentriefender Nase verbrachter Samstagnachmittage wieder hoch – oder schon beim Biertrinken auf dem gemähten Rasen.

                                    Zu sozialistischen Zeiten war es in der CSSR tabu zu erwähnen, dass Westböhmen 1945 nicht von der Ruhmreichen Sowjetarmee befreit worden ist, sondern von der US-Armee unter General Patton. Heute erinnert ein Denkmal in Hranice daran.

                                    Ohne einen dokumentarischen Besuch mit dem WAI am Bahnhof ging es aber natürlich nicht. Auf dem demolierten Fahrplanaushang gab es nur noch ein Zugpaar von und nach Cheb/Eger täglich – am späten Nachmittag. Das ist allerdings nicht der Zerstörung des Aushangs geschuldet, sondern der Realität. Welchen verkehrlichen Nutzen eine derartige Bedienungsform haben könnte, ist mir bisher verborgen geblieben.


                                    Hier kommt selbst der Mann mit der Mundharmonika nur einmal wöchentlich vorbei.

                                    Über einen letzten Bergkamm lief ich dann wieder nach Deutschland. Hinter der Grenze bemerkte ich drei Wohnhäuser, die ich in dieser Art schon mal an diesem Tage gesehen hatte... in Gettengrün. Anscheinend eine Art Typbau aus den zwanziger oder dreißiger Jahren, vielleicht für Zollbeamte?

                                    Während des Endspurts nach Bad Elster organisierte ich mir noch schnell ein Bett in einer Pension. Manch eine(-r) wird einwenden, dass das nicht reine Outdoor-Lehre ist. Aber nach reiner Outdoor-Lehre a) und damit großem Gepäck wäre ich bei Temperaturen über 20 Grad gar nicht erst losgezogen und b) hätte ich meine ehrgeizigen kilometermäßigen Vorhaben nicht umsetzen können. Das Auf- und Abbauen des Camps dauert immer länger als man denkt.

                                    Außerdem amüsiere ich mich beim Abendessen im Straßenlokal gerne über aufgebrezelte Kurgäste, die „Ming Cheng in Concert“ besuchen – wahrscheinlich ohne zu ahnen, dass er eine Fernost-Kopie von Max Raabe ist. Ein echter Chinese eben. Und ohne die Übernachtung in der Pension hätte ich wahrscheinlich nie erfahren, dass der staatliche Kurbetrieb und die Stadtverwaltung in Bad Elster so was von korrupt sind ... jedenfalls, wenn man der Pensionsbesitzerin glaubt. Und ich glaube ihr, denn die drei Sterne hat ihr Betrieb heute bestimmt nicht mehr verdient. Für neun Stunden Schlaf hat es aber noch gereicht.

                                    Technische Daten: 31,6 km in 9h 16'


                                    * * *


                                    1. August 2010

                                    Für den Sonntag hatte ich mir ein weiteres ehrgeiziges Ziel vorgenommen: Den südlichsten Punkt Sachsens. Tante Gugel war diesmal keine Hilfe. Weder das Dorf Schönberg noch der „Säuerling“ - eine Quelle ganz im Südosten – ist der wirklich südlichste Punkt Sachsens. Jedenfalls, wenn man gewisse Qualitätsansprüche an solche Punkte erhebt. Karten- und Luftbildanalyse verrieten mir nur, dass ich im Waldstück zwischen Säuerling und der Bahnlinie an einem Bach fündig werden würde.Offensichtlich hatte ich echte Pionierarbeit zu leisten.

                                    Aber zunächst einmal musste ich dorthin gelangen. Ich startete mit einer ausführlichen Fotosession der Schaumstoffente aus dem WAI im Kurbezirk. Warum heißt es eigentlich „Albert Bad“? Und gegenüber „König Albert Theater“? Hatten die sächsischen Monarchen Bindestrich-Allergie? Oder wurden die Bindestriche gehortet, um heute als Deppen-Apostrophen an die Untertanen verteilt zu werden? Fragen, die ich an diesem Tag nicht klären konnte.





                                    Bad Elster verließ ich auf dem „grünen“ Wanderweg nach Bad Brambach. Upps, wieso bin ich denn auf dem blauen gelandet? Mit einer kurzen Querwaldein-Session löste ich dieses Problem. Bald überließ ich auch den grünen Weg seinem Verlauf – diesmal absichtlich – und folgte stattdessen dem Grenzweg. Der war nicht nur ungeschottert, sondern auch so idyllisch, wie man sich Waldwege eigentlich immer wünscht. Alle paar Dutzend Meter gab es zudem einen Grenzstein, auf dem man sich setzen, Kekse essen und in den Tag hineinträumen konnte.

                                    Hinter dem Gürther Kreuz hörte die Idylle leider auf. Schotter und immer wieder Lichtungen – keine gute Idee bei 25 Grad Lufttemperatur und praller Sonne. An diversen Kurkliniken vorbei schlich ich in Zeitlupe nach Bad Brambach hinein. Auf dem Marktplatz wechselte ich erst einmal die durchgeschwitzten Socken und Einlegesohlen. Die Eingeborenen oder Kurgäste, die ich hätte irritieren können, hatten sich alle zur Siesta zurückgezogen.


                                    Ente gut, alles gut!


                                    Bad Brambach wirkte wesentlich bodenständiger als Bad Elster, aber keineswegs ärmlich. Und im Gegensatz zu Bad Elster hat es sogar einen Bahnhof im Ort. Der wirkt dann aber doch ärmlich – heute jedenfalls: Das Bahnhofsgebäude ist zugenagelt, die einzige Serviceeinrichtung das Wartehäuschen auf dem Bahnsteig.

                                    In Bad Brambach wechselte ich auf die Weg an der Ostgrenze. Wieder einmal versäumte ich es, an der richtigen Stelle abzubiegen. Ich wurde aber dadurch entschädigt, dass ich die Bahnlinie genau an der Stelle traf, wo einer der Korridorabschnitte durch Böhmen beginnt.

                                    Zwischen Bad Elster und dem offiziellen Grenzbahnhof Vojtanov/Foitersreuth durchquert die Bahn drei Mal Böhmen – und hält dort sogar einmal, nämlich in Plesna. Als die Strecke im 19. Jahrhundert gebaut wurde, war die Grenze zwischen dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn kein Hindernis. Dass man zum Überqueren der Grenze überhaupt Personaldokumente benötigt, ist eine Erfindung aus dem Ersten Weltkrieg; Angst vor Spionen war der Anlass. Über 90 Jahre hat es gedauert, bis an der deutsch-tschechischen Grenze wieder vergleichbare Zustände hergestellt waren. Zum paranoiden Grenzzirkus unserer Freunde im angelsächsischen Kulturkreis seit 2001 sage ich mal nichts.


                                    Schneller als erwartet erreichte ich die Ecke, wo sich Sachsens Südpol versteckte. Keine der Karten war jetzt noch eine Hilfe. Mit ganz konventioneller Gitternetz-Arbeit am GPS stolperte ich über einen Jägerpfad und dann einen schon ziemlich zugewachsenen Waldweg. Ellbogenhohe Brennnesseln verrieten mir, dass ich mich dem Bach näherte. Auf 300 Meter Länge folgte ich dem Ufer, aber schnell war klar, dass sich der Südpol an einer besonders prominenten Bachschleife in Richtung Süden befand. Oder genauer: In der Bachschleife, denn die Grenze verläuft in der Mitte des Baches. Nächster unverwechselbarer Orientierungspunkt ist der Grenzstein 22/7 auf deutscher Seite. Nach den obligatorischen Dokumentationsfotos und dem Abspeichern des Wegpunktes trat ich den Rückweg an.

                                    Am Punkt 50° 10' 16.4'' N 12° 19' 55.7'' E:






                                    Die Suche hatte nun doch etwas länger gedauert als erwartet. Mein Zauberkasten kalkulierte mir bis zum Bahnhof Vojtanov eine Entfernung, die ein zügiges Lauftempo verlangte, wenn ich den Zug um 16:24 noch erreichen wollte. Zum Glück konnte ich am stillgelegten Lkw-Grenzabfertigungsparkplatz einige Abkürzungen einlegen, so dass ich sogar noch Zeit für einen Fotostopp am alten tschechischen Grenzkontrollpunkt fand.


                                    „Wo war dieser Unabhängigkeitskrieg auf dem Balkan nochmal? Slowakien und Tschechenien?“

                                    Am servicefreien Bahnhof von Vojtanov musste ich nur noch vier Minuten warten, bis mein Zug kam. "Keine Zeit am Bahnhof vertrödeln", lautet meine Devise.


                                    Technische Daten: 26,7 km in 7h 11'.

                                    Pfad-Finder
                                    Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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                                      Die Elbe abwärts zum Nordpol Sachsens


                                      Freitag, 6.August 2010
                                      Schmilka – Dresden-Mickten

                                      Freitag Mittag. Es regnet, dazu ist es warm, die Luftfeuchtigkeit ist enorm; eine Waschküche sozusagen, da draußen. Das WAI könnte so gemütlich auf dem Fensterbrett stehen, die Welt da draußen grinsend betrachten und sich auf seinen letzten Einsatz in Sachsen am nächsten Wochenende freuen.
                                      Aber ich habe bereits einen erneuten Ausflug angekündigt und möchte mich nun nicht als WAIchei bezeichnen lassen. Zudem lockt der sächsische Nordpol, nachdem der Pfad-Finder vor kurzem schon den Südpol bezwungen hat. Das WAI hat keine Chance; es muß seinen Platz auf dem Fensterbrett räumen und in meiner Radtasche verschwinden - immerhin wasserdicht.

                                      Ich steige samt Fahrrad in Dresden-Trachau in die S-Bahn ein und in Schmilka-Hirschmühle wieder aus. Es ist kurz nach zwei Uhr, der Regen hat nachgelassen. Am Ufer legt gerade die Fähre hinüber nach Schmilka ab. Doch das interessiert mich jetzt nur als Photomotiv. Auf gehts, auf der linken Uferseite den Elberadweg abwärts.






                                      Ich muß zugeben, die Kulisse ist beeindruckend, gerade durch diese weichen, verwaschenen Farben. Es ist auch ungewöhnlich still, so als ob diese wabbelige Luft alle Geräusche dämpft. Die Sandsteinfelsen stechen nicht scharf heraus, sondern verlieren sich undeutlich im Nebel.


                                      In Bad Schandau wechsele ich auf der Brücke die Elbseite, da ich keine Lust habe, auf der Fernverkehrsstraße von eilig dahinbrausenden Autos bedrängt zu werden. In Halbestadt lasse ich mich mittels Fähre motorisiert (ja ich weiß, das ist nicht ganz regelkonform) wieder ans linke Elbufer zurückbringen. Das gute Stück steht schon abfahrbereit da und legt ab sobald ich drauf bin, so daß ich in Windeseile das WAI aus der Tasche herauszerre, um noch ein schnelles Photoshooting hinzulegen: WAI mit Fähre, Elbe, Elbdampfer und im Hintergrund ganz deutlich zu erkennen: die Festung Königstein.



                                      Ich strampele weiter durch den weiß-grauen Wabber bis ich zu dem winzigen Dorf mit dem verheißungsvollen Ortsschild komme: Strand. Typisches Badewetter ist heute allerdings nicht und auch am Moldaustrand, wo dieser Zug gerade hinrast, dürfte es nicht viel anders aussehen.



                                      Rathen mit seinen Felswänden und der Bastei samt berühmter Brücke, heute im Sprühregen kaum auszumachen. Vor einigen Wochen, als Doncato mit dem WAI hier einen Gipfel bezwang, sah das noch ganz anders aus. (in der Schleimspur hier bitte den Link auf Doncatos Bericht setzen.)

                                      Pirna – das Tor zur Sächsischen Schweiz; im meinem Falle aber nicht hinein, sondern hinaus. Ich biege vom Radweg ab und fahre für einen Kurzbesuch ins Zentrum. Pirna ist eine sehenswerte alte Stadt – bei anderem Wetter und bei mehr Zeit. Viel Geduld habe ich heute jedoch nicht und so reduziere ich die gesamte Stadt auf drei Photos.


                                      Den Markt - Die Festung Sonnenstein - Hochwassermarke




                                      Bald erreiche ich mit Zschieren und Kleinzschachwitz die östlichen Stadtteile Dresdens und damit auch Schloß Pillnitz. Ich bin ungemein froh, daß es auf der anderen Elbseite liegt, sonst würde ich mich vielleicht noch zu einer Besichtigung verpflichtet fühlen, aber der Blick aus der Ferne tut es genauso. Das WAI ist der gleichen Meinung und will sofort wieder hinein in die trockene Tasche, denn inzwischen regnet es wieder heftiger.



                                      Der Ortsteil Wachwitz mit Blick (soweit dieses Wort heute berechtigt ist) auf den Dresdner Fernsehturm und die Niederpoyritzer Fähre, in früheren Zeiten gerne und häufig genutzt.



                                      Das Blaue Wunder grau in grau.



                                      Den Dampfer Dresden einmal im Visier, lasse ich mich nicht mehr von ihm abhängen. Auf diese Weise rausche ich in ordentlichem Tempo durch die östlichen Stadtteile und drücke während der Fahrt ein paar mal auf den Auslöser meiner Knipse:


                                      Schloß Albrechtsburg - die Johannstadt - die zukünftige Waldschlößchenbrücke - die Albertbrücke

                                      Hier lasse ich die Dresden ziehen, sie legt ohnehin gleich am Terrassenufer an. Ich wechsele an der Albertbrücke das letzte mal für heute das Elbufer, ignoriere das Zentrum, dem das WAI an einem heißen Sommertag ja schon einen Besuch gewidmet hat (in der Schleimspur hier bitte den Link auf Karlienes Bericht setzen.) und rolle unter der Marienbrücke hindurch. Damit lasse ich den ganzen barocken Zuckerguß hinter mir und kann wieder frei durchatmen. Hier am Pieschener Hafen beginnt meine Heimstrecke.





                                      Der Lastenträger. Hoffentlich hebt er sich an unserem WAI keinen Bruch.



                                      Der Citybeach. Heute ist allerdings nichts mit lustigem Strandleben. Die Sonnenliegen sind übereinandergestapelt, die Strandkörbe verwaist. Nicht einmal die sonst nicht unterzukriegenden Volleyballspieler tummeln sich heute. Nur Becks ist als heimlicher Beobachter immer mit dabei.



                                      Als letzte Attraktion des Tages wartet eine weitere Brücke. Gut, 99,9% der Leser dürfte sich nicht im geringsten dafür interessieren, aber darum geht es jetzt nicht. Da das WAI bei der endgültigen Fertigstellung längst im fernen Bayern weilt (immerhin ist der Bau inzwischen so weit fortgeschritten, daß ich nicht BAWÜ oder gar das Saarland anbieten muß), muß der Phototermin heute stattfinden. Jahrelang haben wir auf diese Brücke gewartet, die den Elberadweg nun über die Pieschener Mole und nicht mehr über die Leipziger Straße führen wird. Sieht sie nicht schick aus? (Und vor allem verschwindet demnächst diese nervende Baustelle.)



                                      Mickten – Einbiegen auf die Zielgerade.

                                      57 km



                                      Samstag, 7.August 2010
                                      Dresden-Mickten – Bennewitz

                                      Am frühen Morgen drischt der Regen nur so vom Himmel herunter. Genau wie schon gestern frage ich mich: warum mache ich das eigentlich? Hier bleibt mir nur noch übrig, einen Ausspruch Ixylons zu klauen, den ich selber erst vor kurzem hier gelesen habe: „Frage nicht, was Du für das WAI tun kannst“, frage, was das WAI mit Dir macht!“ So ist es!
                                      Und da wider Erwarten und vor allem wider allen Vorhersagen sämtlicher Wetterdienste der Regen bald nachläßt und später sogar ganz aufhört, schwinge ich mich gegen halb 10 Uhr auf mein Rad uns setze auf der gestrigen Strecke wieder ein, jedoch vorerst nicht auf dem offiziellen Elberadweg.

                                      Ich will dem WAI vorher noch den Ortsteil Übigau zeigen.



                                      Da wäre das Schloß, einst Lustschloß August des Starken, inzwischen nur noch stark heruntergekommen und von besseren Zeiten träumend. Besonders wichtig: auf der verborgenen und ein wenig einladender aussehenden Rückseite des Schlosses fand in der dortigen Sommerwirtschaft der Gründungsstammtisch Sachsen statt.



                                      Übigau gehört unbedingt zur Industriegeschichte Dresdens. Am wichtigsten waren die Binnenschiffswerft und der Dampfmaschinenbau. Auch die Reste aus der DDR sind nicht unterzukriegen: VEB Transformatoren- und Röntgenwerk Hermann Matern.


                                      Nicht zu vergessen: die Erinnerung an das Elbhochwasser vom Sommer 2002, von dem auch Übigau und die umliegenden Stadtteile stark betroffen waren.




                                      So, noch immer folge ich einem Schleichweg direkt an der Elbe, schon allein wegen des Blickes auf die Kaditzer Kirche und die Radebeuler Weinberge. In Kaditz begebe ich mich nun aber ganz ordentlich auf den Elbefernradweg und werde ihn bis zu Sachsens nördlichstem Dorf nicht mehr verlassen.

                                      An dieser Stelle verweise ich auf den Bericht von masc (In der Schleimspur hier bitte den Link auf den Bericht von masc setzen.), der die Strecke Kötzschenbroda – Niederau bereits gefahren ist und vor allem auch Meißen einen Besuch abgestattet hat. Letzteres freut mich besonders, ansonsten würde ich mich dazu doch verpflichtet fühlen und darauf habe ich jetzt so was von keine Lust.
                                      Nur ein Bild von der Meißener Burg stelle ich noch hinein. Die Elbe ist bereits leicht über die Ufer getreten, der Radweg führt ansonsten weiter links entlang.






                                      Diesbar-Seußlitz. Bekannt wegen seines Barockschlosses und wegen seines Weines. Auf das Schloß verzichte ich, davon hatten wir schon genug und weitere werden noch folgen.

                                      Der Wein aber muß festgehalten werden.

                                      WAI am WAInberg - WAI mit WAInbergschnecke



                                      Von der anderen Elbseite grüßt Schloß Hirschstein.



                                      Symbol der neuen Zeit hingegen ist das Chemiewerk Nünchritz.



                                      Eigentlich bin ich schon fast in Riesa, werde aber von den kleinen gelben Bällchen noch zu einer längeren Pause genötigt.




                                      Riesa. Genaugenommen war ich hier noch nie und auch heute werde ich an dieser Stadt wieder nur vorbeifahren. Riesa, das ist für mich die Elbbrücke, die ich schon unzählige male mit dem Zug überquert habe und der Bahnhof, an dem ich aber kaum jemals ausgestiegen bin, und wenn, dann auch nur, um sofort wieder in einen anderen Zug einzusteigen; nicht etwa, um der Stadt einen Besuch abzustatten. Riesa nennt sich gerne Stadt des Sportes. Früher war es einmal Stadt des Stahls, weswegen seine Fußballmannschaft den wohlklingenden Namen Stahl Riesa trug.

                                      Sonst noch was? Ach ja! Riesaer Nudeln! Sie werden mich demnächst wieder bis nach Lappland begleiten und mit Riesaer Sicherheitszündhölzern werde ich heute Abend den Spiritus für meine Tee entzünden. Das reicht nun aber.



                                      Viele km weiter: Das Dörfchen Gaitzsch, auf den meisten Karten einfach als Gaitzschhäuser verzeichnet. Ist das etwa was besonderes? Aber sicher! Deutlich zuerkennen gewesen wäre es an den vielen Kiefern kurz vorher, die ich aber dummerweise nicht photographiert habe. Gaitzsch liegt nämlich nicht mehr in Sachsen, sondern bereits im Bundesland Brandenburg, durch das ich ein kleines Stück fahren werde. Auf diese Weise kann ich für die Berlin-Brandenburger Staffelläufer auch noch einige wenige Kilometer beisteuern. Immerhin haben sie uns bei der Sachsenstaffel auch geholfen.





                                      Mühlberg an der Elbe, eines der vielen Mühlberge in Deutschland. Das Städtchen hat das Glück, am brandenburgischen Stadterneuerungsprogramm teilhaben zu dürfen und so sind viele Gebäude wieder hübsch hergerichtet. Teile des Klosters und des Schlosses warten hingegen noch auf bessere Zeiten.



                                      Die moderne Brücke über die Elbe. Mit ihrer Einweihung im Dezember 2008 wurde die Fährverbindung eingestellt. Egal wie man aber hinüberkommt, auf der anderen Seite betritt man wieder sächsischen Boden.



                                      Blick von der Elbbrücke. Die Wege zu den Fähranlegern sind noch zu erkennen.

                                      Ich hätte ja Lust auf den Campingplatz hier in Mühlberg, aber zum einen ist es erst vier Uhr und an meiner Gesamtstrecke fehlen noch etliche Kilometer, zum anderen gibt es den Platz hier gar nicht mehr. Geschlossen, obwohl er noch auf allen öffentlichen Karten und Hinweisschildern verzeichnet ist.

                                      Überhaupt ist es seltsam, daß am Elberadweg fast keine Campingplätze vorhanden sind. Eine Übersättigung herrscht dagegen an Pensionen, allesamt radfahrerfreundlich (was immer das sein mag). Die Werbeschilder dafür findet man an allen möglichen und unmöglichen Stellen. Als Zelter aber scheint man hier nicht sonderlich erwünscht zu sein, so daß dann eben nur ein Platz in der freien Natur übrig bleibt.
                                      Radfahrer gibt es übrigens sehr, sehr viele hier. Angeblich ist der Elberadweg von Schöna nach Hamburg der beliebteste Radweg Deutschlands.

                                      Nächster Halt: Belgern (Hier muß früher alten Schildern zufolge übrigens auch mal ein Zeltplatz gewesen sein). Habt ihr den Namen Belgern schon mal gehört? Wenn ihr aufmerksame „Wo bin ich?“-Spieler seid, dann schon. Vor einiger Zeit war dort mal eine Postmeilensäule mit deutlich sichtbarem sächsischem Wappen zu erraten. Was einige Übereifrige nicht davon abhielt, verschiedene norddeutsche Städte vorzuschlagen. Bis dahin sagte auch mir der Name Belgern nichts. „Wo bin ich?“ bildet!

                                      Die Rolandstatue von Belgern. Unser WAI kommt sich da richtig winzig vor.



                                      Noch knapp 43 Stunden bis Hof. Ob das WAI das noch packt?

                                      Im Eiscafe am Markt kaufe ich mir noch zwei Kugeln Eis und fülle auf der dortigen Toilette meine Trinkwasservorräte auf.

                                      Ich mag nicht mehr fahren, will endlich mein Zelt aufstellen und mir was zu essen kochen, habe nämlich mächtigen Hunger. Nur ist das hier nicht ganz so einfach. Kein Wald oder ein anderes passables verstecktes Plätzchen, nur freie Landschaft, dazu ist es immer noch recht hell. Erst als ich an die Bennewitzer Teiche komme ändert sich das und ich überlege nicht lange. Beim Zeltaufbau merke ich, daß ich mein Mückenmittel vergessen habe, was lästige Folgen hat. Vergessen habe ich auch mein Buch und da ich lange nicht einschlafen kann muß ich mit dem WAI-Tagebuch Vorlieb nehmen, obwohl ich das nun schon zur Genüge kenne.
                                      Ich bekomme noch eine kurze Nachricht über die Hochwassersituation in Südostsachsen, nehme das aber nicht so richtig ernst. Das Ausmaß der Überschwemmungen in den Gebieten, wo das WAI vor kurzem noch durchgereist ist bekomme ich erst zu Hause so richtig mit.

                                      111 km


                                      Sonntag, 8.August 2010
                                      Bennewitz – Nordpol Sachsens

                                      Am frühen Morgen hängen dunkle Wolken am Himmel, also schlafe ich wieder ein und lasse mich eine Weile später durch die aufs Zelt brennende Sonne wecken. Überhaupt ist heute noch weniger als gestern etwas von dem vorhergesagten Regen zu spüren. Im Gegenteil, es gibt etliche Momente, wo ich bereue, meine Sonnenbrille nicht dabei zu haben. Schwülwarm ist es ohnehin.



                                      Von Bennewitz aus sind es nur noch wenige Kilometer bis ich Torgau vor mir liegen sehe. Der Radweg führt mich in die Stadt hinein. Ich mache aber nur eine kurze Pause und fahre lieber erst mal weiter Richtung Norden; die Bezwingung des Pols ist zunächst wichtiger als eine Stadtbesichtigung, die ich mir für später aufhebe.

                                      Der Weg führt von hier ab nicht mehr an der Elbe entlang, sondern schlängelt sich ein Stück entfernt von ihr über die Dörfer.



                                      Es wird Herbst.



                                      Das Was Auch Immer auf dem Weg nach (N)Irgendwo.

                                      Bei Dommitzsch treffe ich wieder auf den Fluß, setze mich auf den Deich, esse und trinke etwas und beobachte die Fähre beim rüber- und nüberfahren. Dabei fällt mir auf, wie heftig die Strömung hier ist. Und in diesem Moment bin ich sehr froh darüber, nicht mit dem Paddelboot, sondern mit dem Rad unterwegs zu sein. Ich hätte mich zu stark aufs paddeln konzentrieren müssen, was meiner Neigung zur Tagträumerei gar nicht entgegenkommt. Auch schnelles anlanden wäre recht schwierig geworden.
                                      Kurzzeitig hatte ich im Vorfeld ja auch mein schickes rotes Boot in Erwägung gezogen, aber da das WAI von Land aus viel mehr sieht, habe ich es letztlich bleiben lassen. Mit dem Boot hätte ich allerdings den echten sächsischen Nordpunkt erreichen können, da dieser mitten in der Elbe liegt. Tja, hätte.



                                      Mit Greudnitz erreiche ich das nördlichste Dorf in Sachsen. Kurz dahinter beginnt die Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt. Und dort beginnt auch das Querfeldeinabenteuer. Ich halte auf einem Wiesenweg direkt auf die Elbe zu und holpere an ihrem Ufer noch einige hundert Meter flußabwärts. Irgendwo hier muß er sein, der Nordpol Sachsens. Mein kleines gelbes EtrexH liegt wohlbehütet zu Hause in der Schublade. Aber wozu brauche ich schon Koordinaten? Ich vergleiche die hiesige Gegend mit meinen für solche Zwecke recht ungeeigneten Karten und bestimme aus dem Bauch heraus eine Stelle, die ich zum Nordpol Sachsens erkläre. Und da niemand dabei ist, der mir widersprechen könnte, bleibt es auch dabei. Ausschlaggebend waren der Ausblick und das Vorhandensein eines Baumstumpfes, der sich hervorragend als Picknickplatz eignete. Was macht es schon aus, wo ich stehe? Hundert Meter flußauf und flußab sieht es fast genauso aus und den eigentlichen Pol ereiche ich ohnehin nicht, der liegt mitten im Wasser.



                                      Ist hier der Nordpol?



                                      Oder hier?

                                      Hier am fiktiven Nordpol endet die offizielle Reise für das WAI.

                                      Ich selbst fahre jetzt zwar nicht sonderlich schön aber dafür schnell auf der B182 die etwa 20 km zurück bis Torgau. An einem Sonntag um die Mittagszeit ist ohnehin nichts los auf den Straßen. Ich habe auf dem Radweg deutlich mehr Fahrräder gesehen als hier auf der Hauptverkehrsstraße Autos.

                                      In Torgau angelangt, hole ich die auf dem Hinweg ausgelassene Stadtbesichtigung nach.



                                      Torgau ist Lutherland. Und da noch nicht abzusehen ist, ob die Sachsen-Anhaltiner sich eventuell nur auf den Harz beschränken und somit Wittenberg außen vor bleibt, muß eben bis dahin Torgau für die Ausbreitung der Reformation herhalten. Unter anderem weihte Martin Luther mit der Kapelle auf Schloß Hartenfels den ersten protestantischen Kirchenneubau.



                                      In späteren Jahrhunderten machte Torgau eher durch militärische Handlungen von sich reden. Torgau steht für das erste Aufeinandertreffen der sowjetischen und US-amerikanischen Armee an der Elbe am 25.April 1945. Genaugenommen haben sich die zwei schon vorher ein Stück elbaufwärts in Strehla getroffen (wo ich heute ebenfalls schon dran vorbeigefahren bin) und einen Tag später wurde das Ereignis noch einmal öffentlichkeitswirksam für die Kamera an der zerstörten Elbbrücke in Szene gesetzt. Egal, die Symbolkraft bleibt trotzdem bestehen.





                                      Nun, Torgau ist nicht Olbernhau und ich könnte mich sicher noch eine Weile hier aufhalten. Trotzdem habe ich für heute genug und nehme lieber den Zug um 14:53, als noch länger hier in der Stadt herumzustromern. Die Zeit reicht gerade noch, um mir ein wenig Wegzehrung in Form einiger Stückchen Kuchen zu kaufen, den Bahnhof zu finden und eine Fahrkarte zurück in die sächsische Landeshauptstadt zu erwerben.

                                      30 (offizielle) km
                                      Gesamt: 194 km
                                      Zuletzt geändert von November; 23.08.2010, 17:58.
                                      Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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                                      • Pfad-Finder
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                                        • 18.04.2008
                                        • 11913
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                                        Oelsnitz (Vogtland)-Campingplatz Pirk

                                        Nacht vom 13. auf den 14.7.2010
                                        Teilnehmer: november, Pfad-Finder, Sternenstaub


                                        „Eine Nachtwanderung mit dem WAI? Wie bekloppt - da sieht es doch gar nichts!“

                                        Doch es blieb keine andere Wahl: Die letzte Etappe hatte am Bahnhof Oelsnitz (Vogtland) geendet, rund 6 km vor dem Campingplatz Pirk. Und von dort wollten wir am Samstag zur letzten Etappe in Sachsen starten. Der raffinierte Schlachtplan sah vor, am Freitagabend nach der Ankunft auf dem Campingplatz nur schnell die Zelte aufzubauen und dann mit dem Auto zum Bahnhof Oelsnitz zu fahren, dieses dort zu deponieren, die Nachtwanderung zu starten und das Auto am Samstag im Zuge der Rückkehr von der letzten Sachsenetappe wieder einzusammeln.

                                        So geschah es aus. Der Zeltaufbau wurde durch einen lockeren Landregen nicht unwesentlich beschleunigt. Versuche von Klippenkuckuck, das verbliebene Nachtwanderteam aus november, Pfad-Finder und Sternenstaub durch flüssiges Gold aufzuhalten, scheiterten schon im Ansatz. Nach einem erbitterten Kampf mit einer beschlagenen Frontscheibe erreichte das Kraftfahrzeug mit den Nachtwanderern kurz vor 23 Uhr Oelsnitz.

                                        Obligatorisches Startfoto am Bahnhof, dann ging es los durch die ausgestorbenen Straßen dieser angegrauten Perle des Vogtlands. OT: Mal schauen, ob sich auf diese Frechheit hin ein Oelsnitzer outet

                                        Überraschend komplikationslos fanden wir den Einstieg in den Wanderweg am Nordufer der Talsperre. Dass es der Fernwanderweg Eisenach-Budapest ist, wurde mir erst später bewusst. Übrigens hat sich hier die OSM-Karte auf dem GPS wirklich bewährt. So konnte ich immer wieder auf die Schnelle die Richtigkeit des Weges kontrollieren, ohne die Karte aus ihrem regensicheren Versteck herauswurschteln zu müssen.

                                        Meine Fuji 100FS war bei dieser Nachtwanderung in ihrem Element. Die vermeintlich nur akademisch bedeutsamen Iso-Stufen 6400 und 10000 kamen hier mehrfach zum Einsatz. Die Bildschärfe erinnert zwar an alte holländische Meister nach einem Säureattentat ... aber lieber ein "schlechtes" Bild als gar kein Bild. Und eine gewissen atmosphärischen Reiz haben die Bilder allemal.





                                        Allerdings verdanke ich der Tatsache, dass man so auch im Dunkeln fotografieren kann, die Flutung meiner Stiefel: Als ich an einem Pumpenkasten am Ufer nach einem geeigneten Auflagepunkt für WAI und Kamera suchte, traf ich einmal nicht den Steg, sondern das Wasser seitlich davon. Wenigstens war es nur knietief. Freitag, der Dreizehnte? Könnte schon sein. Denn ein Ohrring ist auch verlorengegangen (allerdings nicht mir).

                                        An der Jugendherberge Dobeneck vorbei und durch die Dauercamper-Siedlung des Sportvereins hindurch erreichten wir schließlich den Campingplatz, wo uns die einzige Geräuschquelle bestehend aus Klippenkuckuck und unserem arzgebirg'schen Sonnenschein den Weg wies. Um 0:45 erreichten wir den Blauen Tempel des Flüssigen Goldes.


                                        Technische Daten: 6,9 km in 1h 45‘

                                        Pfad-Finder
                                        Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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                                        • November
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                                          • 17.11.2006
                                          • 11083
                                          • Privat

                                          • Meine Reisen

                                          AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                                          Abschied von Sachsen
                                          Unterwegs von Pirk zum Drei-Freistaaten-Stein


                                          Samstag, 14.August 2010

                                          Nachdem alle potentiellen Staffelläufer bereits freiwillig aufgestanden waren oder aber noch sanft geweckt werden mußten, widmeten wir uns einem ausgiebigem Frühstück; der Tag versprach schließlich lang und anstrengend zu werden.
                                          Scrat meldet seine Ankunft für kurz vor 10 Uhr an. Nachdem er sein Zelt aufgebaut hat, machen sich die Sachsen Karliene, Klippenkuckkuck, november und Rhodan76, die Berliner Pfad-Finder und Sternenstaub und der Franke Scrat um viertel elf auf den Weg zum Drei-Freistaaten-Stein.
                                          Geplant ist eine Ankunft etwa um drei Uhr.



                                          Nach einem kurzen Stück entlang des Ufers, bei dem zu sehen war, daß es durchaus schönere Ecken an der Talsperre gibt als ausgerechnet den Campingplatz, wollten wir laut auf der Karte eingezeichneten Wanderweg den Staudamm überqueren. Wegen Bauarbeiten standen wir aber vor einem Zaun: Schluß Aus Ende. Also ein Umweg über verschiedene Straßen, bis wir wieder auf den Wanderweg stoßen.



                                          An einem besonders lauschigen Plätzchen auf einer dieser Asphaltpisten stoppte unser Troß vor einer Weinbergschnecke, die sogleich von allen bewundert und umsorgt wurde und die außerdem noch ein umfangreiches Photoshooting über sich ergehen lassen mußte. Die weiteren Ereignisse auf diesem Fleckchen Straße sorgten unverständlicherweise während des Rests des Tages für einen running gag. Also ich weiß nicht, was die alle hatten!



                                          Bahnhof Pirk – zwar recht nahe beim Dorf Pirk gelegen, aber nicht am Campingplatz. Bis hierher hatten wir schon einen guten Teil der Strecke geschafft.





                                          Wir unterqueren die imposante Autobahnbrücke und kommen endlich runter vom Asphalt. Als Ausgleich dürfen wir dafür ein ganzes Stück entlang der Autobahn laufen. Das WAI ist beeindruckt ob der vielen schnellen Flitzer, bleibt aber dennoch lieber bei uns. So viel Lärm und so hohe Geschwindigkeit sind ihm einfach unheimlich.





                                          Nachdem auch das geschafft ist, zeigt sich das Vogtland von seiner schönen Seite. Selbst Sternenstaub kann den Eindruck ihrer letzten Tour revidieren und sieht recht zufrieden aus.
                                          Schon lange, eigentlich von Anfang an, ist der Ruf nach einer zünftigen Wirtschaft, wo wir einkehren, Schweinebraten mit Klößen zu uns nehmen und natürlich einige Bierchen kippen können, nicht zu überhören. An der Neumühle kommen wir noch vorbei; schließlich haben wir noch eine gute Strecke Weg vor uns.



                                          Die Bäche entlang unserer Wege führen immer noch leichtes Hochwasser und es ist deutlich zu sehen, wie verheerend es hier vor kurzem noch ausgesehen haben muß. Imposant sind die dahinrauschenden Wassermassen aber dennoch anzusehen. Des öfteren ist der Bach der Weg und wir werden auf diese Weise zu Wasserwanderern. Selbst knöcheltief zu durchwatende Wiesen nehmen wir klaglos hin. Was bleibt uns auch anders übrig? Ausschlußreich ist auch die Schuhwahl der Staffelläufer, von Lundhagsstiefeln über schwere Bergschuhe (mit oder ohne GTX) und Turnschuhe bis hin zu Sandalen ist alles dabei.





                                          Atze1407 ruft an und klingt ganz traurig. Er muß doch länger arbeiten und kann nun nicht zu uns nach Pirk kommen. Schade.
                                          Melli135 meldet, daß sie unterwegs sind und bisher alles nach Plan läuft. Schön. Nur die angefragten Semmeln wird sie auf dem Campingplatz nicht kriegen; in Sachsen gibt es Brötchen.

                                          Ruderitz, zumindest was wir davon sehen, ist ein hübsches kleines verschlafenes Dorf. Einen Gasthof gibt es auch und Begehrlichkeiten werden geweckt. Aber inzwischen ist auch klar, daß eine Einkehr nicht mehr drin ist, wenn wir wenigstens einigermaßen pünktlich im vereinbarten Ort sein wollen.
                                          Dem Zeitplan fällt leider auch die Burgruine Burgstein zum Opfer, die ich mir sonst gerne angesehen hätte.





                                          Dafür findet sich auf einer Waldlichtung ein überdachter Rastplatz – fast genauso gut wie jedes Wirtshaus. Zeit für Brot, Kekse und amerikanische Armeenotrationen. Scrat zaubert sogar noch eine Flasche Bier aus seinem Rucksack.
                                          Wo wir gerade beim essen waren: Jemand droht einem der Kälber mit einer sofortigen Verarbeitung zu einem Schnitzel, nur weil es sie nicht freudig begrüßt hat, sondern (wahrscheinlich in böser Vorahnung) blökend davongelaufen ist.



                                          Dreiviertel drei. Mephisto ruft an und teilt mit, daß bereits drei Forumanen am magischen Stein warten. Ich kündige unsere Ankunft für halb vier an.
                                          Inzwischen ist der Drei-Freistaaten-Stein auch auf den Wegweisern ausgeschildert, die noch zu bewältigenden Kilometer lassen aber noch nicht aufatmen. Noch ist weiterhin straffes wandern angesagt.



                                          Der ehemalige Kolonnenweg beginnt. WAS AUCH IMMER es gewesen sein mag, vermutlich eine unbekannte Macht: von hier ab spurte ich los. Unaufhaltsam enteile ich, das WAI im Gepäck, den anderen und komme mit reichlich Vorsprung am Drei-Freistaaten-Stein an, übrigens genau um halb vier. Blauloke und Mephisto können es kaum erwarten, das WAI in die Hände zu bekommen. Also dürfen sie es schon mal zur Probe begutachten und staunend auspacken. Masc betrachtet das Getue gelassen; schließlich hat er schon zwei WAI-Etappen hinter sich.



                                          Währenddessen stoßen die beiden Bayern Melli135 und umeier zu uns, die vor kurzem vom Bahnhof Grobau losgelaufen sind. Bereits von weitem werden sie aufmerksam mit der Kamera verfolgt. Auf diesem Weg ist ein unbeobachteter Grenzübertritt einfach nicht möglich.



                                          Als nach einer Weile der Rest der Truppe ankommt, erfolgt die feierliche offizielle Übergabe des WAI von den Sachsen an die Bayern und Franken.



                                          Scrat läßt sich foppen und springt auf den Hinweis hin, im Bach unter dem Stein sei ein cache zu finden, in den eiskalten Bach. Zu finden war dort (natürlich) nichts, er macht aber dennoch gute Mine zu Mephistos bösem Spiel.



                                          Nach ein wenig Rumgeplänkele verteilt sich ein Teil der Meute auf die vorhandenen Autos. Lediglich drei Gestalten lassen sich zum Bahnhof Grobau fahren, um von dort den Zug über Plauen nach Oelsnitz zu nehmen, wo sie mit Pfad-Finders gestern dort abgestelltem Auto ebenfalls zum Campingplatz nach Pirk zurückkehren.



                                          Der Rest des Abends folgt dem üblichen Schema eines ods-Treffens.


                                          Abschiedsphoto vor der Feuerlöschwand
                                          Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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