AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden
Götakana West:
Der Campingplatz in Karlsborg erwies sich im Nachhinein als wahrer Glücksgriff. Kiki, die freundliche Besitzerin, versorgte mich mit allen möglichen Information und erlaubte mir sogar, erst nach 15 Uhr auszuchecken. Ein wahrer Luxus: in der Jugendherberge erfolgt der Check in erst ab 17 Uhr und raus muss man am nächsten Morgen schon um 10 Uhr.... Darüberhinaus gab es auf dem Platz noch einen Fernsehraum. Da aber eh wenig los war und alle Camper über Satelliten-Schüsseln am Wohnmobil verfügten, hatte ich diesen beheizten Raum für mich allein – und nächtigte sogar darin. Am nächsten Tag konnte ich dann nicht widerstehen und suchte nochmals das leckere Thai-Buffet auf. Ansonsten war Karlsborg für das sonst eher pazifistische Schweden eine ungewöhnliche Erscheinung. Aufgrund der vielen militärischen Einrichtungen in Karlsborg begegnete man auf Schritt und Tritt Soldaten in Uniform – und nachmittags wurde die Ruhe schon mal durch heftige Donnerschläge aufgrund von Schießübungen unterbrochen....
Ich verließ Karlsborg erst gegen 17 Uhr und paddelte nur wenige Kilometer bevor ich mir am Ufer des Bottensjön einen Zeltplatz suchte. Am nächsten Tag gab es am Morgen lediglich eine Schleuse zu überwinden – den Rest des Tages paddelte ich auf dem wunderschönen großen See Viken.
Tagesziel war die Schleuse in Tatorp, wo ich zweifach positiv überrascht wurde. Erst mal gab es eine wunderbare Bootsrampe für den Ausstieg und vor allem eine richtige Schutzhütte am Rastplatz. Wie ich im Verlauf der Tour feststellen konnte, waren nämlich in der westlichen Hälfte des Götakanal fast alle Rastplätze mit luxuriösen Schutzhütten und Grillplätzen ausgestattet, während dergleichen Luxus auf der östlichen Hälfte nicht vorkam. Beglückt baute ich mein Zelt in der Hütte auf und frönte meiner neuer entdeckten Leidenschaft für schwedische Grillwürste.
Am nächsten Tag war ich nur auf Kanal unterwegs - wieder mal bei traumhaftem Wetter durch eine Bilderbuch-Schweden-Kulisse.
Erstaunlicherweise wurden auf dieser Etappe nicht die Schleusen das Problem, sondern die Brücken! Schon vorher musste ich feststellen, dass die Brücken auf dem Götakanal auch für Paddler nicht immer ganz einfach sind. In der Regel handelt es sich um Rollbrücken, die für Motorboote ferngesteuert geöffnet werden. Nur leider sind diese Brücken relativ niedrig, so dass ich mich ordentlich ducken musste und mich mit den Händen unten durch tastete. Großer Fehler: Diese Rollbrücken sind ordentlich „geschmiert“, so dass jeder Brückenkontakt unweigerlich verdreckte Finger mit sich brachte. Und diese Schmiere kriegt man so gut wie nicht mehr ab....
In Töreboda stieß ich dann auf eine Eisenbahnbrücke, die so tief war, dass ich nicht mehr unten durch passte – zumal ich auch noch meinen Bootswagen hinten drauf geschnallt hatte. Es machte die Sache auch nicht einfacher, dass mir ein leicht angesäuselter Einheimischer interessiert zuschaute, als ich die Brücke vermaß. Und als dann noch ein Güterzug mit 30 Waggons drüberratterte, gab ich meine akrobatischen Versuche auf. Ich hatte zuviel Angst, unter der Brücke stecken zu bleiben. Also musste ich ganz unterwartet umtragen, was aufgrund der steilen Böschung gar nicht so einfach war. Wieder einmal rekrutierte ich spontan Hilfe – diesmal von einem Herrn, der zwei aufwendig frisierte Pudel Gassi führte. Glücklicherweise war der Rest der Portage einfach: Auf einem Radweg ging durch eine Unterführung unter den Bahngleisen durch und es fand sich auch ein passabler Einsetzplatz neben den Bootsstegen im Gasthafen.
Ich ging jedoch erst mal einkaufen und ließ diesmal mein Boot schon etwas beruhigter alleine am Kanal zurück. Aufgrund der völlig unterwarteten Brückenumtragung geriet ich jetzt fast ein wenig in Zeitdruck, denn ich wollte natürlich wieder in einer dieser tollen Hütten übernachten – diesmal am Götakanal-Freizeitpark (was auch immer das sein mochte....). Es wurde dann auch schon fast dunkel, als ich endlich die entsprechende Schleuse erreichte. In Windeseile hievte ich mein Boot aus dem Wasser und musste dann noch ein paar Hundert Meter zurück zur Hütte. Da es sich hier um einen „Freizeitpark“ handelte, gab es Kunst am Wasser. Direkt an der Hütte war ein furchtbar kitschiges rosafarbenes Portal aufgestellt – ein Kunstwerk, wie ich der Beschreibung entnehmen konnte. Es passte nur so überhaupt nicht in die Umgebung, sondern eher nach Disneyland. Aber es war eh gleich dunkel, so dass ich nicht viel davon mitbekam. Ich gönnte mir den Luxus eines Lagerfeuers, denn schließlich hatte ich noch eine Packung schwedische Grillwürste dabei.
Mein letzter Tag auf dem Götakanal war diesig und neblig.... Ich musste wieder mal unter Eisenbahnschienen durch, aber glücklicherweise war die Brücke hier passierbar. Den Abschluss bildete eine Portage von 2,5 km, denn die letzten Schleuen kamen dicht hintereinander. Aufgrund des nahen Ortes Sjötorp waren recht viele Fußgänger auf dem Treidelpfad unterwegs und ich musste mehrfach meine Geschichte erzählen. Als ich meinen weiteren Routenverlauf beschrieb, fragte mich ein Schwede besorgt, wie lange die ganze Tour denn dauern solle. „Bis Ende Oktober“, antwortete ich. „In Sweden winter already starts in October.“, war seine wenig ermutigende Antwort..... Naja, jetzt hatten wir Ende September und das Wetter war bisher einfach großartig gewesen.
Ich passierte noch weitere Schutzhütten und gelangte bald mit meinem Boot im Schlepptau am Leuchtturm von Sjötorp und dem Ende des Götakanal an. Das Umtragen hatte hier den Vorteil, dass es für mich bergab ging....Natürlich gab es auch dort eine luxuriöse Hütte mit Grillplatz. Ich machte kurz Mittagspause und dann ging es ab in den Vänern.
Praktische Infos: (Wild-)Zelten entlang des Götakanal ist unerwartet einfach. Theoretisch kann man aufgrund des Jedermannsrechts überall entlang des Treidelpfades zelten. Aber das geht viel luxuriöser an den Schleusen. An jeder Schleuse findet sich eine super gepflegte flache Rasenfläche, die ideal zum Zelten ist. Pro Schleuse gibt es ein Abfertigungshäuschen mit minimalem Vordach, aber pro Schleusengruppe ein richtiges Schleusenwärterhäuschen mit kleiner Veranda, die hervorragenden Regenschutz bietet. Hinten an den Schleusenwärterhäuschen befindet sich eine Toilette, die aber in der Regel außerhalb der Schleusensaison verschlossen ist. Frei zugängliche Wasseranschlüsse finden sich an allen Gasthäfen.
Entlang des Götakanalradweges sind Rastplätze für Radfahrer eingerichtet. Im östlichen Teil des Götakanals sind diese Rastplätze nur minimal mit Tischen und Bänken ausgestattet, im westlichen Teil jedoch mit richtigen Schutzhütten und Grillplätzen. Auch entlang der Seen im Götakanal ist Wildzelten kein Problem. Es finden sich ständig schöne Plätze zum einfachen Anlanden und Wildzelten. Hier gibt es auch überhaupt keine „Konkurrenzdruck“ wie im überlaufenen Dalsland. Mit der Götakanal-App kann man sich die offiziellen Campingplätze sowie Jugendherbergen und Hotels anzeigen lassen. Leider sind die meisten Jugendherbergen nur in der Hauptsaison geöffnet und haben recht unflexible Öffnungszeiten.
Götakana West:
Der Campingplatz in Karlsborg erwies sich im Nachhinein als wahrer Glücksgriff. Kiki, die freundliche Besitzerin, versorgte mich mit allen möglichen Information und erlaubte mir sogar, erst nach 15 Uhr auszuchecken. Ein wahrer Luxus: in der Jugendherberge erfolgt der Check in erst ab 17 Uhr und raus muss man am nächsten Morgen schon um 10 Uhr.... Darüberhinaus gab es auf dem Platz noch einen Fernsehraum. Da aber eh wenig los war und alle Camper über Satelliten-Schüsseln am Wohnmobil verfügten, hatte ich diesen beheizten Raum für mich allein – und nächtigte sogar darin. Am nächsten Tag konnte ich dann nicht widerstehen und suchte nochmals das leckere Thai-Buffet auf. Ansonsten war Karlsborg für das sonst eher pazifistische Schweden eine ungewöhnliche Erscheinung. Aufgrund der vielen militärischen Einrichtungen in Karlsborg begegnete man auf Schritt und Tritt Soldaten in Uniform – und nachmittags wurde die Ruhe schon mal durch heftige Donnerschläge aufgrund von Schießübungen unterbrochen....
Ich verließ Karlsborg erst gegen 17 Uhr und paddelte nur wenige Kilometer bevor ich mir am Ufer des Bottensjön einen Zeltplatz suchte. Am nächsten Tag gab es am Morgen lediglich eine Schleuse zu überwinden – den Rest des Tages paddelte ich auf dem wunderschönen großen See Viken.
Tagesziel war die Schleuse in Tatorp, wo ich zweifach positiv überrascht wurde. Erst mal gab es eine wunderbare Bootsrampe für den Ausstieg und vor allem eine richtige Schutzhütte am Rastplatz. Wie ich im Verlauf der Tour feststellen konnte, waren nämlich in der westlichen Hälfte des Götakanal fast alle Rastplätze mit luxuriösen Schutzhütten und Grillplätzen ausgestattet, während dergleichen Luxus auf der östlichen Hälfte nicht vorkam. Beglückt baute ich mein Zelt in der Hütte auf und frönte meiner neuer entdeckten Leidenschaft für schwedische Grillwürste.
Am nächsten Tag war ich nur auf Kanal unterwegs - wieder mal bei traumhaftem Wetter durch eine Bilderbuch-Schweden-Kulisse.
Erstaunlicherweise wurden auf dieser Etappe nicht die Schleusen das Problem, sondern die Brücken! Schon vorher musste ich feststellen, dass die Brücken auf dem Götakanal auch für Paddler nicht immer ganz einfach sind. In der Regel handelt es sich um Rollbrücken, die für Motorboote ferngesteuert geöffnet werden. Nur leider sind diese Brücken relativ niedrig, so dass ich mich ordentlich ducken musste und mich mit den Händen unten durch tastete. Großer Fehler: Diese Rollbrücken sind ordentlich „geschmiert“, so dass jeder Brückenkontakt unweigerlich verdreckte Finger mit sich brachte. Und diese Schmiere kriegt man so gut wie nicht mehr ab....
In Töreboda stieß ich dann auf eine Eisenbahnbrücke, die so tief war, dass ich nicht mehr unten durch passte – zumal ich auch noch meinen Bootswagen hinten drauf geschnallt hatte. Es machte die Sache auch nicht einfacher, dass mir ein leicht angesäuselter Einheimischer interessiert zuschaute, als ich die Brücke vermaß. Und als dann noch ein Güterzug mit 30 Waggons drüberratterte, gab ich meine akrobatischen Versuche auf. Ich hatte zuviel Angst, unter der Brücke stecken zu bleiben. Also musste ich ganz unterwartet umtragen, was aufgrund der steilen Böschung gar nicht so einfach war. Wieder einmal rekrutierte ich spontan Hilfe – diesmal von einem Herrn, der zwei aufwendig frisierte Pudel Gassi führte. Glücklicherweise war der Rest der Portage einfach: Auf einem Radweg ging durch eine Unterführung unter den Bahngleisen durch und es fand sich auch ein passabler Einsetzplatz neben den Bootsstegen im Gasthafen.
Ich ging jedoch erst mal einkaufen und ließ diesmal mein Boot schon etwas beruhigter alleine am Kanal zurück. Aufgrund der völlig unterwarteten Brückenumtragung geriet ich jetzt fast ein wenig in Zeitdruck, denn ich wollte natürlich wieder in einer dieser tollen Hütten übernachten – diesmal am Götakanal-Freizeitpark (was auch immer das sein mochte....). Es wurde dann auch schon fast dunkel, als ich endlich die entsprechende Schleuse erreichte. In Windeseile hievte ich mein Boot aus dem Wasser und musste dann noch ein paar Hundert Meter zurück zur Hütte. Da es sich hier um einen „Freizeitpark“ handelte, gab es Kunst am Wasser. Direkt an der Hütte war ein furchtbar kitschiges rosafarbenes Portal aufgestellt – ein Kunstwerk, wie ich der Beschreibung entnehmen konnte. Es passte nur so überhaupt nicht in die Umgebung, sondern eher nach Disneyland. Aber es war eh gleich dunkel, so dass ich nicht viel davon mitbekam. Ich gönnte mir den Luxus eines Lagerfeuers, denn schließlich hatte ich noch eine Packung schwedische Grillwürste dabei.
Mein letzter Tag auf dem Götakanal war diesig und neblig.... Ich musste wieder mal unter Eisenbahnschienen durch, aber glücklicherweise war die Brücke hier passierbar. Den Abschluss bildete eine Portage von 2,5 km, denn die letzten Schleuen kamen dicht hintereinander. Aufgrund des nahen Ortes Sjötorp waren recht viele Fußgänger auf dem Treidelpfad unterwegs und ich musste mehrfach meine Geschichte erzählen. Als ich meinen weiteren Routenverlauf beschrieb, fragte mich ein Schwede besorgt, wie lange die ganze Tour denn dauern solle. „Bis Ende Oktober“, antwortete ich. „In Sweden winter already starts in October.“, war seine wenig ermutigende Antwort..... Naja, jetzt hatten wir Ende September und das Wetter war bisher einfach großartig gewesen.
Ich passierte noch weitere Schutzhütten und gelangte bald mit meinem Boot im Schlepptau am Leuchtturm von Sjötorp und dem Ende des Götakanal an. Das Umtragen hatte hier den Vorteil, dass es für mich bergab ging....Natürlich gab es auch dort eine luxuriöse Hütte mit Grillplatz. Ich machte kurz Mittagspause und dann ging es ab in den Vänern.
Praktische Infos: (Wild-)Zelten entlang des Götakanal ist unerwartet einfach. Theoretisch kann man aufgrund des Jedermannsrechts überall entlang des Treidelpfades zelten. Aber das geht viel luxuriöser an den Schleusen. An jeder Schleuse findet sich eine super gepflegte flache Rasenfläche, die ideal zum Zelten ist. Pro Schleuse gibt es ein Abfertigungshäuschen mit minimalem Vordach, aber pro Schleusengruppe ein richtiges Schleusenwärterhäuschen mit kleiner Veranda, die hervorragenden Regenschutz bietet. Hinten an den Schleusenwärterhäuschen befindet sich eine Toilette, die aber in der Regel außerhalb der Schleusensaison verschlossen ist. Frei zugängliche Wasseranschlüsse finden sich an allen Gasthäfen.
Entlang des Götakanalradweges sind Rastplätze für Radfahrer eingerichtet. Im östlichen Teil des Götakanals sind diese Rastplätze nur minimal mit Tischen und Bänken ausgestattet, im westlichen Teil jedoch mit richtigen Schutzhütten und Grillplätzen. Auch entlang der Seen im Götakanal ist Wildzelten kein Problem. Es finden sich ständig schöne Plätze zum einfachen Anlanden und Wildzelten. Hier gibt es auch überhaupt keine „Konkurrenzdruck“ wie im überlaufenen Dalsland. Mit der Götakanal-App kann man sich die offiziellen Campingplätze sowie Jugendherbergen und Hotels anzeigen lassen. Leider sind die meisten Jugendherbergen nur in der Hauptsaison geöffnet und haben recht unflexible Öffnungszeiten.
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