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Land: Norwegen
Reisezeit: 17.07. – 02.08.2010
Route: Alta - Nordkapp - Lofoten (Stamsund)
Kamera: Nikon D90 mit AF-S DX NIKKOR 16-85 mm 1:3,5-5,6G ED VR
Kurzes Vorwort zum Thema Nordsucht
Norwegen: eine Faszination, die mich nach meinem ersten Besuch in 2002 nicht mehr losgelassen hat. Damals kam ich aus Schweden und wollte nur für einige Tage Freunde in Oslo besuchen. In den Jahren darauf folgten neben weiteren Aufenthalten in der Hauptstadt mehrere Touren nach Bergen und Trondheim, eine mehrtägige Wanderung in der Hardangervidda, ein Roadtrip durch das westliche Fjordland, ein Festival in Tvedestrand. 2008 wollte ich nach einer Woche Paddelurlaub in Schweden zum ersten Mal das Nordkap erreichen, doch eine Kindheitserinnerung wurde mir zum Verhängnis: Schon seitdem ich mit etwa acht Jahren von „den Inseln im hohen Norden, die sich Lofoten nennen“ im Kinderbuch Latte Igel gelesen hatte, wollte ich die schroffen Felsen bereisen. Mit der Idee im Kopf, die Lofoten sozusagen auf dem Weg zum Nordkap „schnell mitzunehmen“, fiel ich frühmorgens in Bodø aus dem Flugzeug und auf die Fähre nach Moskenes, einem Fährhafen im Süden der Inseln. Es kam, wie es kommen musste: schon mit dem ersten Blick auf die am Horizont auftauchenden Berge war ich den Inseln verfallen. Zwei Österreicherinnen gaben mir noch im Fährterminal den Tipp, die Jugendherberge Justad Rorbuer in Stamsund auszuprobieren. Für diesen Hinweis bin ich ihnen bis heute dankbar. Das Hostel in seinem kleinen Naturhafen, die Küche, die Atmosphäre, die Menschen — all dies nimmt einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen ein. „Nächstes Mal“, dachte ich mir mit Blick auf das Nordkap, und blieb.
Ein Jahr später startete ich einen neuen Versuch, das Nordkap zu erreichen, aber dieses Vorhaben scheiterte ein zweites Mal an einem spontan verlängerten Urlaub auf den Lofoten. Auch eine Rückkehr im Herbst änderte daran nichts. Stattdessen lernte ich im Oktober 2009 bei heißem Tee mit Rum in der Hostelküche den Landschaftsfotografen Cody Duncan kennen, mit dem ich schließlich große Teile der in diesem Buch beschriebenen Reise unternommen habe.
Mein bisher letzter Norwegenurlaub im Sommer 2010 hatte drei klare Ziele: ich wollte endlich ans Nordkap, mit einem Reiseabschnitt auf den Hurtigruten-Schiffen in die Fußstapfen meines Großvaters treten und zusammen mit Cody die Lofoten fotografieren.
Die folgenden Texte und Bilder dokumentieren meine Erlebnisse und Eindrücke von dieser Reise. Viel Spaß!

Alta

Donnerstag, 17.Juni 2010 – Mit Air Norwegian geht es von Düsseldorf über Oslo nach Alta. Leider ist mein Rucksack in Düsseldorf vergessen worden, und ich stehe im T-Shirt, nur mit meiner Kamera und einem Buch bewaffnet, ca. 450km nördlich des Polarkreises. Beim Ausstieg auf die Landebahn bewundere ich die Schneefelder auf den umliegenden Bergen. Ohne Zelt und Gepäck verbringe ich gezwungenermaßen drei lange Tage in einer Jugendherberge.

Zum Glück scheint zwischen starken Regenschauern hin und wieder kurz die Sonne, und ich kann mir für einen Tag ein Mountainbike leihen, um die Umgebung des Altafjords zu erkunden.
Nordkap

Als am Montag Nachmittag mein Rucksack endlich kommt, geht es sofort mit dem Bus nach Honningsvåg und dann weiter zum Nordkap. Auf dem Weg passieren wir eine Herde Rentiere, die es sich auf einem Sportplatz gemütlich gemacht hat.
Um 23:34 Uhr erreichen wir den (fast) nördlichsten Punkt Europas, pünktlich für ein klein wenig Mitternachtssonne. Kurz nach der verpflichtenden Aufnahme des Postkartenmotivs fängt es an zu regnen. Zunächst wandere ich noch über das Plateau, flüchte dann aber vor dem stärker werdenden Graupelschauer in das beheizte Touristenzentrum, bis der Bus zurück nach Honningsvåg fährt.
Honningsvåg
Gegen 02:00 Uhr morgens bin ich vom Nordkap zurück und schlage im kleinen Hafen von Honningsvåg mein Lager auf, bis das Hurtigruten Schiff MS Nordstjernen um 06:00 Uhr einläuft.

Mein Schlafplatz auf einer alten Palette ist nicht schön, aber trocken. Während ich mich in den Schlafsack wickle, legt direkt vor meinen Augen ein Fährschiff ab.
Die MS Nordstjernen, vom Stapel gelassen 1956 in Hamburg, ist das älteste Hurtigruten Schiff, das noch im Liniendienst fährt. Für die nächsten 40 Stunden wird sie für die Fahrt von Honningsvåg bis Stamsund auf den Lofoten mein Zuhause sein.

Hammerfest

Hammerfest liegt in der Provinz Finnmark und ist eine der nördlichsten Städte der Welt. Bei meiner Ankunft hört es für eine halbe Stunde auf zu regnen, was ich für einen schnellen Abstecher auf den Aussichtshügel nutze. Auf dem Rückweg decke ich mich im Supermarkt mit Getränken und frischem Obst ein.
Von Hammerfest geht die Reise weiter über Øksfjord und Skjervøy nach Tromsø. Das Wetter bleibt zunächst ungemütlich, reißt aber immer wieder auf und belohnt die wenigen wagemutigen Reisenden, die sich nach draußen auf das Deck wagen, mit tollen Ausblicken und Regenbögen.

Tromsø

Um 23:45 Uhr am ersten Abend erreichen wir Tromsø, Hauptstadt der Provinz Troms. Schon von weitem sieht man zwei der Wahrzeichen der Stadt: die weiße Ishavskatedralen (Eismeerkirche) und die Tromsøbrua, eine 1km lange Balkenbrücke über den Tromsøysund.
Nachdem wir neue Ladung und Vorräte für das Bordrestaurant aufgenommen haben, geht es weiter südwärts.

Stamsund
An meinem ersten Abend in Stamsund brennt der Himmel. Cody und ich nutzen das Schauspiel für eine Fotosession auf den Klippen unweit der Jugendherberge. Während wir über die Felsen balancieren, planen wir Touren für die nächste Woche. Angeblich soll das schlechte Wetter in zwei Tagen weiterziehen und Platz für Sonne machen. Wir beschließen, unser Glück mit dem Bunestranda zu versuchen, einem gigantischen Sandstrand, der sich hervorragend zum Wildzelten eignet.

Plötzlich fährt Roar, der Herbergsvater und letzte echte Troll Norwegens, mit seinem Boot durch das Bild. Diese Chance auf ein seltenes Foto des scheuen Wesens lassen wir uns natürlich nicht entgehen.
Bunestranda

Bei unserer Ankunft am Bunes ist von Sonne noch nicht viel zu sehen. Stattdessen haben wir etwa 5°C, starke Sturmböen und Regen. Im Windschutz des einsamen Hauses bauen wir für die erste Nacht unsere Zelte auf, wärmen uns mit Tee und teuer erstandenem Whisky und hoffen auf besseres Wetter am nächsten Tag.

Foto © Cody Duncan
Lagerleben
Und tatsächlich: ein vorsichtiges Blinzeln am Morgen zeigt uns blauen Himmel und Sonnenschein. Fröhlich ziehen wir mit den Zelten auf die andere Seite der Bucht um und genießen den warmen Tag in vollen Zügen.

Im Laufe des Nachmittags gesellen sich einige weitere Reisende zu uns, mit denen wir abends in gemütlicher Runde ums Lagerfeuer sitzen. Natürlich macht jeder von uns etwa 400 Fotos von der Mitternachtssonne.

Kjerkfjorden
Am Tag darauf nehmen wir die Fähre über den Kjerkfjorden zurück nach Reine, von wo aus Cody und ich auf den Hausberg Reinebringen aufsteigen, um dort zu biwakieren und die ganze Nacht lang Fotos zu schießen.

Reinebringen

Foto © Cody Duncan

Foto © Cody Duncan

Foto © Cody Duncan


Zurück nach Stamsund
Nach unbeschreiblichen Stunden und Aussichten auf dem Reinebringen müssen wir dringend zurück in die Zivilisation. Unsere Wasservorräte sind längst aufgebraucht und wir zunehmend dehydriert. Während sich das Dämmerungspanorama vor unseren Augen minütlich ändert und uns mit neuen Formen und Farben verwöhnt, kriechen wir für eine viel zu kurze Nachtruhe in den Schlafsack.

Foto rechts © Cody Duncan
Schon um 4:30 Uhr packen wir zusammen und steigen nach Reine ab. Der Bus fährt uns in zweieinhalb Stunden zurück nach Stamsund, wo wir den Dreck und Schweiß der letzten Tage in der Dusche abwaschen.
Justadtind
Erfrischt und gestärkt schmieden wir in der heimeligen Küche des Hostels neue Pläne.

Nach zwei Tagen Ruhepause brechen wir zu einer Tagestour auf den Justadtind auf, mit seinen 738m einem der höchsten Berge der Insel Vestvågøy. Das Wetter hält, und wir wandern bei Sonnenschein vorbei an wattigen Schäfchenwolken bis zum Gipfel. Vor uns breitet sich ein weiteres Mal das Panorama der bizarren Lofoten aus.


Foto © Cody Duncan
Gimsøya

Für die letzten gemeinsamen Tage mieten wir uns ein Auto, mit dem wir jeden Feldweg abfahren, den wir auf den Inseln Vestvågøya, Gimsøya und Ausvågøya finden können. Unweit von Eggum stoßen wir auf ein paar Schafe, die sich für ein Foto nicht zu schade sind. Am Strand finden wir wie jedes Jahr einige verstreute Walknochen.

Auf Gimsøya entdecken wir einen der berühmten weißen Sandstrände der Lofoten. Das glasklare, türkisfarbene Meer sieht täuschend karibisch aus, aber ein paar Schritte ins Wasser bestätigen sehr schnell, dass es immer noch das 8°C kalte Polarmeer ist.

Foto © Cody Duncan
Haukland
Haukland besteht aus ein paar Bauernhäusern und einem Stück Strand und liegt kurz vor dem Tunnel zum bekannteren Utakleiv. Viele fahren vorbei, ohne hier auszusteigen und die Kulisse zu genießen.

Nach einem kurzen Stop fahren aber auch wir weiter zum Utakleiv, einem gefragten Aussichtsort für die Mitternachtssonne. Als wir auf der anderen Seite aus dem Tunnel kommen, ist die Sonne weg und die Klippen hüllen sich in Wolkenfetzen.

Utakleiv ist für mich zugleich die letzte Station dieser Reise. Am folgenden Tag mache ich mich auf den langen Weg nach Hause: von Stamsund nehme ich abends die südgehende Hurtigrute bis Bodø, wo ich im Fährterminal noch einige Stunden Schlaf auf einer Sitzbank bekomme. Vom Hafen geht es am nächsten Morgen zu Fuß weiter zum Flughafen, und mit dem Flugzeug dann erst nach Oslo und schließlich nach Düsseldorf.
Beim Ablegen der Hurtigrute in Stamsund stehe ich draußen an Deck. Während die Silhouetten der Berge langsam hinter dem Schiff verschwinden, ist mein einziger Gedanke: „Bald komme ich wieder.“
Reisezeit: 17.07. – 02.08.2010
Route: Alta - Nordkapp - Lofoten (Stamsund)
Kamera: Nikon D90 mit AF-S DX NIKKOR 16-85 mm 1:3,5-5,6G ED VR
Kurzes Vorwort zum Thema Nordsucht
Norwegen: eine Faszination, die mich nach meinem ersten Besuch in 2002 nicht mehr losgelassen hat. Damals kam ich aus Schweden und wollte nur für einige Tage Freunde in Oslo besuchen. In den Jahren darauf folgten neben weiteren Aufenthalten in der Hauptstadt mehrere Touren nach Bergen und Trondheim, eine mehrtägige Wanderung in der Hardangervidda, ein Roadtrip durch das westliche Fjordland, ein Festival in Tvedestrand. 2008 wollte ich nach einer Woche Paddelurlaub in Schweden zum ersten Mal das Nordkap erreichen, doch eine Kindheitserinnerung wurde mir zum Verhängnis: Schon seitdem ich mit etwa acht Jahren von „den Inseln im hohen Norden, die sich Lofoten nennen“ im Kinderbuch Latte Igel gelesen hatte, wollte ich die schroffen Felsen bereisen. Mit der Idee im Kopf, die Lofoten sozusagen auf dem Weg zum Nordkap „schnell mitzunehmen“, fiel ich frühmorgens in Bodø aus dem Flugzeug und auf die Fähre nach Moskenes, einem Fährhafen im Süden der Inseln. Es kam, wie es kommen musste: schon mit dem ersten Blick auf die am Horizont auftauchenden Berge war ich den Inseln verfallen. Zwei Österreicherinnen gaben mir noch im Fährterminal den Tipp, die Jugendherberge Justad Rorbuer in Stamsund auszuprobieren. Für diesen Hinweis bin ich ihnen bis heute dankbar. Das Hostel in seinem kleinen Naturhafen, die Küche, die Atmosphäre, die Menschen — all dies nimmt einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen ein. „Nächstes Mal“, dachte ich mir mit Blick auf das Nordkap, und blieb.
Ein Jahr später startete ich einen neuen Versuch, das Nordkap zu erreichen, aber dieses Vorhaben scheiterte ein zweites Mal an einem spontan verlängerten Urlaub auf den Lofoten. Auch eine Rückkehr im Herbst änderte daran nichts. Stattdessen lernte ich im Oktober 2009 bei heißem Tee mit Rum in der Hostelküche den Landschaftsfotografen Cody Duncan kennen, mit dem ich schließlich große Teile der in diesem Buch beschriebenen Reise unternommen habe.
Mein bisher letzter Norwegenurlaub im Sommer 2010 hatte drei klare Ziele: ich wollte endlich ans Nordkap, mit einem Reiseabschnitt auf den Hurtigruten-Schiffen in die Fußstapfen meines Großvaters treten und zusammen mit Cody die Lofoten fotografieren.
Die folgenden Texte und Bilder dokumentieren meine Erlebnisse und Eindrücke von dieser Reise. Viel Spaß!


Alta

Donnerstag, 17.Juni 2010 – Mit Air Norwegian geht es von Düsseldorf über Oslo nach Alta. Leider ist mein Rucksack in Düsseldorf vergessen worden, und ich stehe im T-Shirt, nur mit meiner Kamera und einem Buch bewaffnet, ca. 450km nördlich des Polarkreises. Beim Ausstieg auf die Landebahn bewundere ich die Schneefelder auf den umliegenden Bergen. Ohne Zelt und Gepäck verbringe ich gezwungenermaßen drei lange Tage in einer Jugendherberge.

Zum Glück scheint zwischen starken Regenschauern hin und wieder kurz die Sonne, und ich kann mir für einen Tag ein Mountainbike leihen, um die Umgebung des Altafjords zu erkunden.
Nordkap

Als am Montag Nachmittag mein Rucksack endlich kommt, geht es sofort mit dem Bus nach Honningsvåg und dann weiter zum Nordkap. Auf dem Weg passieren wir eine Herde Rentiere, die es sich auf einem Sportplatz gemütlich gemacht hat.
Um 23:34 Uhr erreichen wir den (fast) nördlichsten Punkt Europas, pünktlich für ein klein wenig Mitternachtssonne. Kurz nach der verpflichtenden Aufnahme des Postkartenmotivs fängt es an zu regnen. Zunächst wandere ich noch über das Plateau, flüchte dann aber vor dem stärker werdenden Graupelschauer in das beheizte Touristenzentrum, bis der Bus zurück nach Honningsvåg fährt.
Honningsvåg
Gegen 02:00 Uhr morgens bin ich vom Nordkap zurück und schlage im kleinen Hafen von Honningsvåg mein Lager auf, bis das Hurtigruten Schiff MS Nordstjernen um 06:00 Uhr einläuft.

Mein Schlafplatz auf einer alten Palette ist nicht schön, aber trocken. Während ich mich in den Schlafsack wickle, legt direkt vor meinen Augen ein Fährschiff ab.
Die MS Nordstjernen, vom Stapel gelassen 1956 in Hamburg, ist das älteste Hurtigruten Schiff, das noch im Liniendienst fährt. Für die nächsten 40 Stunden wird sie für die Fahrt von Honningsvåg bis Stamsund auf den Lofoten mein Zuhause sein.

Hammerfest

Hammerfest liegt in der Provinz Finnmark und ist eine der nördlichsten Städte der Welt. Bei meiner Ankunft hört es für eine halbe Stunde auf zu regnen, was ich für einen schnellen Abstecher auf den Aussichtshügel nutze. Auf dem Rückweg decke ich mich im Supermarkt mit Getränken und frischem Obst ein.
Von Hammerfest geht die Reise weiter über Øksfjord und Skjervøy nach Tromsø. Das Wetter bleibt zunächst ungemütlich, reißt aber immer wieder auf und belohnt die wenigen wagemutigen Reisenden, die sich nach draußen auf das Deck wagen, mit tollen Ausblicken und Regenbögen.

Tromsø

Um 23:45 Uhr am ersten Abend erreichen wir Tromsø, Hauptstadt der Provinz Troms. Schon von weitem sieht man zwei der Wahrzeichen der Stadt: die weiße Ishavskatedralen (Eismeerkirche) und die Tromsøbrua, eine 1km lange Balkenbrücke über den Tromsøysund.
Nachdem wir neue Ladung und Vorräte für das Bordrestaurant aufgenommen haben, geht es weiter südwärts.

Stamsund
An meinem ersten Abend in Stamsund brennt der Himmel. Cody und ich nutzen das Schauspiel für eine Fotosession auf den Klippen unweit der Jugendherberge. Während wir über die Felsen balancieren, planen wir Touren für die nächste Woche. Angeblich soll das schlechte Wetter in zwei Tagen weiterziehen und Platz für Sonne machen. Wir beschließen, unser Glück mit dem Bunestranda zu versuchen, einem gigantischen Sandstrand, der sich hervorragend zum Wildzelten eignet.

Plötzlich fährt Roar, der Herbergsvater und letzte echte Troll Norwegens, mit seinem Boot durch das Bild. Diese Chance auf ein seltenes Foto des scheuen Wesens lassen wir uns natürlich nicht entgehen.
Bunestranda

Bei unserer Ankunft am Bunes ist von Sonne noch nicht viel zu sehen. Stattdessen haben wir etwa 5°C, starke Sturmböen und Regen. Im Windschutz des einsamen Hauses bauen wir für die erste Nacht unsere Zelte auf, wärmen uns mit Tee und teuer erstandenem Whisky und hoffen auf besseres Wetter am nächsten Tag.

Foto © Cody Duncan
Lagerleben
Und tatsächlich: ein vorsichtiges Blinzeln am Morgen zeigt uns blauen Himmel und Sonnenschein. Fröhlich ziehen wir mit den Zelten auf die andere Seite der Bucht um und genießen den warmen Tag in vollen Zügen.

Im Laufe des Nachmittags gesellen sich einige weitere Reisende zu uns, mit denen wir abends in gemütlicher Runde ums Lagerfeuer sitzen. Natürlich macht jeder von uns etwa 400 Fotos von der Mitternachtssonne.

Kjerkfjorden
Am Tag darauf nehmen wir die Fähre über den Kjerkfjorden zurück nach Reine, von wo aus Cody und ich auf den Hausberg Reinebringen aufsteigen, um dort zu biwakieren und die ganze Nacht lang Fotos zu schießen.

Reinebringen

Foto © Cody Duncan

Foto © Cody Duncan

Foto © Cody Duncan


Zurück nach Stamsund
Nach unbeschreiblichen Stunden und Aussichten auf dem Reinebringen müssen wir dringend zurück in die Zivilisation. Unsere Wasservorräte sind längst aufgebraucht und wir zunehmend dehydriert. Während sich das Dämmerungspanorama vor unseren Augen minütlich ändert und uns mit neuen Formen und Farben verwöhnt, kriechen wir für eine viel zu kurze Nachtruhe in den Schlafsack.

Foto rechts © Cody Duncan
Schon um 4:30 Uhr packen wir zusammen und steigen nach Reine ab. Der Bus fährt uns in zweieinhalb Stunden zurück nach Stamsund, wo wir den Dreck und Schweiß der letzten Tage in der Dusche abwaschen.
Justadtind
Erfrischt und gestärkt schmieden wir in der heimeligen Küche des Hostels neue Pläne.

Nach zwei Tagen Ruhepause brechen wir zu einer Tagestour auf den Justadtind auf, mit seinen 738m einem der höchsten Berge der Insel Vestvågøy. Das Wetter hält, und wir wandern bei Sonnenschein vorbei an wattigen Schäfchenwolken bis zum Gipfel. Vor uns breitet sich ein weiteres Mal das Panorama der bizarren Lofoten aus.


Foto © Cody Duncan
Gimsøya

Für die letzten gemeinsamen Tage mieten wir uns ein Auto, mit dem wir jeden Feldweg abfahren, den wir auf den Inseln Vestvågøya, Gimsøya und Ausvågøya finden können. Unweit von Eggum stoßen wir auf ein paar Schafe, die sich für ein Foto nicht zu schade sind. Am Strand finden wir wie jedes Jahr einige verstreute Walknochen.

Auf Gimsøya entdecken wir einen der berühmten weißen Sandstrände der Lofoten. Das glasklare, türkisfarbene Meer sieht täuschend karibisch aus, aber ein paar Schritte ins Wasser bestätigen sehr schnell, dass es immer noch das 8°C kalte Polarmeer ist.

Foto © Cody Duncan
Haukland
Haukland besteht aus ein paar Bauernhäusern und einem Stück Strand und liegt kurz vor dem Tunnel zum bekannteren Utakleiv. Viele fahren vorbei, ohne hier auszusteigen und die Kulisse zu genießen.

Nach einem kurzen Stop fahren aber auch wir weiter zum Utakleiv, einem gefragten Aussichtsort für die Mitternachtssonne. Als wir auf der anderen Seite aus dem Tunnel kommen, ist die Sonne weg und die Klippen hüllen sich in Wolkenfetzen.

Utakleiv ist für mich zugleich die letzte Station dieser Reise. Am folgenden Tag mache ich mich auf den langen Weg nach Hause: von Stamsund nehme ich abends die südgehende Hurtigrute bis Bodø, wo ich im Fährterminal noch einige Stunden Schlaf auf einer Sitzbank bekomme. Vom Hafen geht es am nächsten Morgen zu Fuß weiter zum Flughafen, und mit dem Flugzeug dann erst nach Oslo und schließlich nach Düsseldorf.
Beim Ablegen der Hurtigrute in Stamsund stehe ich draußen an Deck. Während die Silhouetten der Berge langsam hinter dem Schiff verschwinden, ist mein einziger Gedanke: „Bald komme ich wieder.“
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