[NO] Wintertour Hardangervidda 2003

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    Fuchs
    • 24.08.2011
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    [NO] Wintertour Hardangervidda 2003

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Wintertour Hardangervidda 2003

    Im Winter/Frühjahr bekommen wir drei von den Familie und auf der Arbeit eher frei, also muss es in diesem Jahr eine Wintertour sein. Für C. ist es die erste, für J. die vierte und für mich die zweite Wintertour. Wegen der Schneesicherheit und der relativ kurzen Anreise haben wir uns wieder für die Hardangervidda entschieden.
    Mit dem Auto geht es über Nacht nach Dänemark und mit der Fähre tagsüber von Hirtshals nach Oslo. Wir verpennen natürlich den Tag nach der langen Nacht auf der Autobahn. Die Einfahrt in den Oslofjord ist wie immer beeindruckend. Hier im Norden wird es bei der Einfahrt der Fähre in den Hafen von Oslo schon wieder dunkel aber wir fahren ausgeschlafen direkt weiter in Richtung Geilo und Hardangervidda. Die Straße 7 über die Vidda ist frei und so können wir direkt reinfahren. An einer Straßenbucht lassen wir das Auto stehen, packen schnell unsere Sachen und laufen mitten in der Nacht im Licht der Sirnlampen noch ein Stück von der Straße weg, um dort das Zelt aufzubauen.



    Wir haben uns für diese Tour ein Jack Wolfskin Expedition Dome ausgeliehen. Man will seinen Horizont ja erweitern. Schön groß ist das Zelt. Das Zeltgewebe ist aber offensichtlich nicht für tiefe Temperaturen gemacht, es wird ziemlich steif.
    Wir haben uns außerdem zwei Pulkas leihen können. Ich bin mit Rucksack unterwegs.



    Am ersten Morgen, den wir natürlich ziemlich verschlafen, können wir aus dem Zelt zwei Kiteskiern zusehen, die auf dem zugefrorenen See rasant ihre Bahnen ziehen. Wir sind ziemlich neidisch auf die Geschwindigkeit, mit der die beiden scheinbar mühelos unterwegs sind. So gut müsste man Ski fahren können.
    Wir wollen versuchen, eine grobe Rundtour zu laufen und uns schöne Ecken der Gegend anschauen.





    Das klappt auch ganz gut. Jeden Tag stellen wir das Zelt kurz vor der Dämmerung, wenn es beginnt, empfindlich kalt zu werden, an einer neuen Stelle auf. Die Gegend ist tief verschneit und man merkt kaum, auf welchem Untergrund man unterwegs ist. Manchmal kann ich nur auf dem GPS erkennen, dass wir z.B. gerade über einen See oder auf einem Fluss laufen.



    Und wer meint, die weiße Landschaft sei öde oder immer gleich, der war noch nicht auf der Hardangervidda unterwegs. Die Licht- und Wolkenstimmungen sind ständig anders und auch die Landschaft ist immer wieder anders.



    Für mich ist es besonders spannend, weil noch ungewohnt, wenn wir über einen der größeren Seen laufen. Klar weiß ich, dass das Eis hält. Komisch bleibt es aber.



    Unsere Bekleidungswahl ist obenrum recht einheitlich: Windstopper ist im Winter das Mittel unserer Wahl. Darunter tragen wir Kunstfaserunterwäsche (Merino kam ja erst später in „Mode“) und 100er Fleece. Untenrum schwört allerdings jeder auf etwas anderes. J. trägt Haglöfshosen über langen Unterhosen. C. trägt seine geliebten Grönlandhosen von Fjäll Räven über langer Unterwäsche und ich nur eine Powerstretch Bib.



    Wir haben die ganze Zeit Glück mit dem Wetter. Kein Sturm, kein Whiteout und nur ab und zu diesiges Wetter mit schlechter Sicht. Meist scheint die Sonne, so dass wir beim Laufen die Jacken ausziehen können. Wenn die Sonne weg ist, wird es dann aber schnell sehr kalt.







    Die Tour klappt wie geplant, wobei das relativ ist, wenn man keinen Plan hat. Wir sind harmonisch und gut unterwegs. Abends freuen wir uns auf die Trekking Mahlzeiten, von denen wir dank guter Beziehungen Prototypen testen dürfen. Wir diskutieren also heiß, ob die einzelnen Gerichte gut oder schlecht schmecken, sind aber ziemlich zufrieden. Nicht alle der von uns ausprobierten Kreationen schaffen es allerdings in die Produktion.



    Am vorletzten Lauftag passiert es dann: J. fährt zügig einen Abhang hinunter, dessen Steilheit man bei den schlechten Sichtverhältnissen nicht abschätzen kann. Er stürzt und schreit laut auf. Als wir bei ihm ankommen, hält er sich das Knie und wühlt schon in seinem Gepäck nach den Schmerztabletten. Er hat sich das Knie verletzt und kann nicht mehr auftreten. Es scheint etwas wirklich Ernstes zu sein. Später wird sich das bestätigen. Mehrere Bänder im Knie sind durch- oder abgerissen. Wir schienen das Bein mit einer Isomatte. J. zieht sich alles an, was er dabei hat und wirft Schmerzmittel ein.
    Wir überlegen, wie es weitergeht, ob wir Hilfe holen müssen oder uns selbst helfen können. Mit GPS wird die Entfernung zum geparkten Auto und zur Straße, bzw. der nächsten Hütte gecheckt. Schließlich packen wir J. in seinen Schlafsack auf eine Isomatte in eine der Pulkas. C. zieht ihn, ich die zweite Pulka und das gesamte Gepäck. Es wird hart und wir sind ziemlich langsam, aber wir kommen an der Straße an. Dort können wir recht schnell ein Auto anhalten, dass C. mit zu unserem Auto nimmt.



    Die Heimfahrt verläuft etwas chaotisch. Wir können nicht einfach durchfahren, die Fähre ist ja fest gebucht. Wir übernachten daher im uns bereits bekannten Oen Turistcenter in Geilo. Dort gibt es urige Hütten, von denen wir eine für eine Nacht bekommen. Die gebuchte, günstige Kabine auf der Fähre können wir nicht nehmen, weil wir mit J.s geschientem Bein und im Rollstuhl, den wir von der Fährgesellschaft bekommen, keine Treppen bewältigen können. Also bucht man uns kurzerhand ohne Aufpreis auf eine Luxus Aussenkabine um, die direkt zugänglich ist und viel Platz und eine tolle Aussicht bietet.
    Ach ja, das Knie ist längst wieder heil. 2006 hat es J. über 700km durch Grönland getragen.
    Zuletzt geändert von Daddyoffive; 29.11.2013, 18:41.
    Das Leben ist kein Problem, das gelöst werden müsste, sondern ein Abenteuer, das gelebt werden will.
    John Eldredge
    ><>
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